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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042675186 Karl TraupeVerhältnisse als unzureichend. Es begann beim morgendlichen Waschen, das sich beider genannten Zahl von Schülern bei nur wenigen Wasserhähnen täglich sehr schwieriggestaltete. Aber viel schlimmer wurden die Toilettenverhältnisse. Es bereiteteschließlich große Überwindung, die wenigen und völlig verschmutzten Aborte aufzusuchen.Ebenso ließ das Säubern der Zimmer und Flure zu wünschen übrig.Ungewohnt blieb auch die Verpflegung. Die kalten Mahlzeiten mit Kommißbrot,Margarine, portionierten Käseabschnitten und Wurststücken waren auf Dauer ausreichend,aber eintönig. Wir kauften in Zwoller Geschäften Tomaten und eine Prise Salzals Ergänzung ein. Nahezu unzumutbar aber war das warme Essen. Es wurde in einerZentralküche in Zwolle zubereitet, da die OT keine eigene Feldküche besaß, und inThermoskübeln nach den Quartieren geschafft. Diese holländische Kost war in Geschmackund Zusammensetzung schlecht zu genießen und wirkte auf die Dauer beiuns abstoßend. Es handelte sich um einen dick-breiigen Eintopf, der aus gestampftenKartoffeln mit wechselndem Gemüsezusatz und kaum Fleisch bestand. Der Hungertrieb es schließlich hinein.Um Verbesserung der Essensqualität bemühte sich Studienrat Dr. Gerberding ausGoslar. Ihm war aufgetragen, die Verpflegung zu ordnen. Er schilderte in seinem Berichtdie Vermutung, daß die Niederländer anfangs versucht hätten, Fleisch für sichabzuzweigen. Berücksichtigt man aus heutiger Sicht, wie sehr schon damals die Bevölkerunghungern mußte, kann man das verstehen. Ich erinnere mich auch, daß holländischeJugendliche vor unserem Schulquartier um Brot bettelten und dafür Geldanboten. Dr. Gerberding konnte jedoch keine Änderung der Essenszubereitung erreichen,weil für uns nur ein Kessel der Zentralküche zur Verfügung stand und alle anderenKessel anderweitig in Anspruch genommen waren. Schließlich wurde ein Angehörigerder OT in die Küche beordert, der darauf achten sollte, daß das für uns gelieferteFleisch auch in unseren Kessel kam. Zur Verteilung der Verpflegung wurdefür jedes Quartier ein Furier bestimmt.Einen fühlbaren Engpaß gab es bei Schuhen und Arbeitskleidung. In einigen heimatlichenKreisen sollen die Jugendlichen vor ihrer Abreise mit derbem Schuhwerkund robuster Kleidung versehen worden sein. Für uns <strong>Braunschweig</strong>er hatte es nichtsgegeben, und wir mußten in unserer HJ-Uniform und mitgenommenen Schuhen aufdie Fahrt gehen. Zum Wechseln waren allenfalls etwas Unterwäsche und Strümpfeeingepackt worden. Schutzbekleidung gegen die Witterung gab es bis auf eigene Mäntelnicht. Zwar hätten, wie es im Bericht von Graßhof heißt, alle Dienststellen zugesagt,Decken, Arbeitsschuhe und Schutzbekleidung bereitzustellen. Doch dabei bliebes. So führte der Arbeitseinsatz im klebrigen, kleiigen Boden zur argen Abnutzungunserer Bekleidung und des Schuhwerkes. Das wirkte sich im 6. Kriegsjahr wegen derfast unmöglich gewordenen Neubeschaffung von Kleidung sehr unangenehm aus.Auch die laufende Säuberung vor allem der Schuhe war wegen des Fehlens von Putzmittelnrecht schwierig. Die NSV-Stelle in Zwolle sollte zwar für die Instandsetzungvon Schuhen sorgen und mühte sich auch, Strümpfe stopfen zu lassen. Aber das liefalles nur sehr zäh an. Schließlich wurde beschlossen, daß niederländische Schuhmachernur für uns arbeiten sollten. Doch erst nach dem 15. September, als der verschärfteAusnahmezustand verhängt wurde, meldeten sich einige Schuhmacher, um

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