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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042675184 Karl Traupelange Zeit warten, ehe einige Gruppen begannen, von Straße zu Straße bald zu dieser,bald zu jener Unterkunft herumzuirren. Mehrere Lehrer waren die Desorganisationleid und suchten auf eigene Faust Quartiere in von deutschen Einheiten besetzten Gebäuden.Mit einigen Klassenkameraden kam ich durchnäßt in ein modernes Gebäudeam Zwarten Water, wo wir von Marinesoldaten bewacht wurden. Hier blieben wir dieersten Tage, die wir nutzten, uns die Altstadt anzusehen.Mangels sorgfältiger Vorbereitung der Aktion gab es für die Transportleitung mitStudienrat und HJ-Stammführer Dr. Koken, Holzminden, an der Spitze keine klarenKompetenzen. Man hatte sich u. a. mit folgenden Institutionen in Zwolle zu arrangieren:Sonderbeauftragter des Reichskommissars für die Niederlande (zuständig für dieProvinz Overijssel) , Hauptfrontführer Ehrke als Verbindungsmann zur OrganisationTodt, Standortkommandantur der Wehrmacht, National-sozialistische Frauenschaft,NSDAP durch die Kreisleiter Rodig und Dröge, schließlich noch HJ-BannführerBirnbaum, Groningen. Jede Organisation hatte eigene Kompetenzen und einen eigenenhierarchischen Aufbau; sie beanspruchte dadurch auch eigene Entscheidungsgewalt.In diesem Gestrüpp unterschiedlicher Zuständigkeiten mußte sich unsere Transportleitungzurechtfinden und notwendige Verbindungen herstellen. Da von der Gauleitungin Hannover keine entscheidenden Vorbereitungen getroffen waren und diemilitärische Lage alles andere als rosig war, stieß die Führung unserer Gruppe anfangsauf Skepsis und Zurückhaltung, die allerdings später der Kooperation im Rahmen desMöglichen wichen. Bemerkenswert erscheint hierbei, wie sehr sich national-sozialistischeOrganisationen in den besetzten Niederlanden fest eingerichtet hatten.Die Hitlerjugend wurde beim Stellungsbau, bei der Unterbringung und Verpflegungder OT unterstellt. Gemäß dem Bericht von Ehlers habe sich die OT hierfür allerdingsals unfähig erwiesen, vor allem keine Flexibilität und Improvisationsgabe gezeigt.So soll es der OT nicht möglich gewesen sein, der HJ-Führung einige Fahrräderzur Verfügung zu stellen, damit die weit auseinander liegenden Arbeitsplätze undQuartiere schneller erreichbar wurden. Erst nach acht Tagen bekam die Führung 20Fahrräder.Am 10. September beschlagnahmten die deutschen Dienststellen drei Schulgebäude,in denen nicht nur für viele Jugendliche eine angemessenere Unterbringung möglichwar, sondern deren militärische Sicherung einfacher war. Noch bis zum vorhergehendenTag war hier unterrichtet worden. Tische und Bänke mußten aus den Klassenentfernt werden. Am 11. September vormittags verließ unsere kleine Gruppe das saubereQuartier und zog in einen Raum im Erdgeschoß der Schule in Fortsetzung derEnkstraat am Assendorperplein. Mit dieser Unterkunft hatte sich unsere Gruppe erheblichverschlechtert. Wir mußten auf Strohlagen, die entlang der Wände auf demFußboden geschüttet waren, eingerollt in eine Decke, nächtigen. Schränke gab esnicht, so daß die wenigen Habseligkeiten im Tornister am Kopfende des engen Liegeplatzesverbleiben mußten. Da ich den Platz an einem Fenster hatte, konnte ich auchdie Fensterbank als Ablage nutzen. Im Durchschnitt war jeder Klassenraum mit 25Jugendlichen belegt. Insgesamt sollen in der Schule am Assendorperplein 333 Schülerunter Quartierleitung von Studienrat Dr. Behme, Bad Harzburg, gelegen haben.Auch hier stellte das Militär die Bewachung. Schon bald erwiesen sich die sanitären

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