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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042675Der Kriegseinsatz braunschweigischer Schüler 1944 in den Niederlanden 181Am seIben Abend fuhren auch einige Hundert notdienstverpflichtete Erwachseneaus <strong>Braunschweig</strong> ab, unter ihnen der Vater meines Freundes Rudolf Wozny; er warals Inhaber des kriegswichtigen Betriebes "Erstes <strong>Braunschweig</strong>isches Dampfkessel­Reinigungs-Institut" vom Wehrdienst zurückgestellt worden.Mit der Führung unseres Transportes hatte der <strong>Braunschweig</strong>er HI-BannführerZachau den HJ -Hauptgefolgschaftsführer Graßhof und als Stellvertreter den NSFK­Obersturmführer Ehlers beauftragt. Beide waren als Erzieher an der Lehrerbildungsanstalt<strong>Braunschweig</strong> im neuen Schulgebäude an der Pockelstraße tätig. In Peine undHannover stiegen weitere 566 Schüler und einige Lehrer zu. Die Fahrt ging durch dieNacht weiter in westlicher Richtung nach einem für uns unbekannten Ziel.Die Aktion war Bestandteil einer Anordnung des Gauleiters Hartmann Lauterbacher(1909-1988)2. Seit 1934 war der gebürtige Oesterreicher Stabsführer der HJund Stellvertreter des Reichsjugendführers von Schirach gewesen. Am 8. Dezember1940 wurde er zum Gauleiter des Bezirkes Südhannover-<strong>Braunschweig</strong> ernannt undwar ab November 1942 auch Reichsverteidigungskommissar für diesen Raum. Damitwar er mit erst 33 Jahren zum mächtigsten Mann im Gaugebiet aufgerückt, genoßVerbindungen zu einflußreichen Kreisen in der Reichsführung und - vor allem - galter als glühender Verehrer seines Gönners Adolf Hitlcr.Die Kricgslage hatte sich seit Sommer 1944 für Deutschland dramatisch verschlechtert.Der Putsch vom 20. Juli 1944 mit seinen schrecklichen Konsequenzen lagnur kurz zurück. Die Fronten in Ost und West wankten untcr dem pausenlosen Ansturmder Sowjets und Westalliiertcn. Im Westen war den Amerikanern am 29. Juli1944 nach schweren Kämpfen der lange erstrebte Durchbruch bci Avranches gelungen.Damit geriet die gesamte deutsche Westfront ins Rutschen. Am 25. August erobertcndie Franzosen Paris zurück, am 3. September ficI Brüssel und am Tage daraufAntwerpen. Es schicn, als könnten die britisch-amerikanischen Panzerkeile, unterstütztvon ständigcn Luftangriffcn auf deutsche Truppcn, Verkehrsverbindungen undStädte, wenn überhaupt vorerst nur noch am Rhein aufgehaltcn werden.In dieser militärisch verzweifelten Lage schicn sich Lauterbacher des Baues desWestwalles zwischen 1936 und 1939 an der deutschen Westgrenze erinnert zu haben.Offensichtlich schwebte ihm vor, seinem Führer Hitler in besonders augcnfälligerWeise seine Treue dadurch zu beweisen, daß er vor allcm mit Hilfe von uns Schülernund Hitlerjungen eine Befestigungs- und Auffanglinie für die zurückweichendeWehrmacht entlang dcr Ijssel, einem Mündungsarm des Rheins zur Zuidersee, auf ihremOstufer bauen lassen wollte. So wird in dem Bericht der beiden <strong>Braunschweig</strong>erTransportführer der Einsatz der Hitlerjugend ausdrücklich als "WestwalIbau" bezeichnet.In diesem Bericht wird die Verantwortung Lauterbachers für die Aktionwörtlich bestätigt:2 Zu seiner Person J. SClIVLZ in Jarck, H.-R., und Scheel, G. (Herausgeber): <strong>Braunschweig</strong>isches BiographischesLexikon 19. Und 20. Jahrhundert, s. v. Lauterbacher. Hannover 1996.

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