12.07.2015 Aufrufe

braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042675180 KarlTraupedie Führer aller Banne der Hitlerjugend als Kurzinformation zum" Westeinsatz". Indiesem von Hauptbannführer Sierk unterschriebenen Bericht heißt es lakonisch, daßder Transport von 1955 Jungen und 42 Lehrkräften ohne besondere Vorkommnisseverlaufen sei und die Jugendlichen in den niederländischen Städten Deventer, Arnheim,Zutphen und Zwolle untergebracht seien. Was war geschehen?Wie gewohnt, traf ich auch am Donnerstag, dem 7. September 1944, morgens gegen8 Uhr mit meinen Schulkameraden der 5. Klasse der Raabeschule auf dem Schulhofdes "Martino-Katharineums" an der Breiten Straße in <strong>Braunschweig</strong> zur Aufnahmedes Schulunterrichtes ein. Unser eigenes Schulgebäude an der Kasernenstr. 40 warnach Kriegsausbruch 1939/40 in ein Hilfslazarett umgewandelt und während desLuftangriffs am 10. Februar 1944 trotz deutlicher Kennzeichnung mit dem "RotenKreuz" auf dem Dach durch einen Bombentreffer völlig zerstört worden; dabei hattenüber 30 Menschen den Tod gefunden. Der Unterricht im benachbarten Wilhe1m­Gymnasium, wo wir jahrelang hospitieren mußten, endete am 23. April 1944, als eineSprengbombe die Ostwand des Gebäudes aufriß und den ganzen östlichen Trakt ausden Fugen hob. So wurden wir zum Martino-Katharineum überwiesen, welches bislangohne nennenswerte Schäden geblieben war.Zu unserem Erstaunen blieb das Schulgebäude an diesem Morgen geschlossen,und immer mehr Schüler aus anderen <strong>Braunschweig</strong>er Oberschulen trafen ein. Anwesendwaren auch Führer der HJ und wohl auch einige Parteigenossen in Uniform.Nach den Gründen hierfür befragt, konnten oder wollten unsere Lehrer keine Auskunftgeben. Schließlich ergriff ein Uniformierter das Wort und verpflichtete uns, amselben Tag spätestens um 18 Uhr in HJ-Uniform mit Tornister, Decke, Brotbeutel undKochgeschirr wieder auf dem Hof des Martino-Katharineums zu erscheinen. EinGrund hierfür wurde uns wiederum nicht gesagt.Der Tag ging schnell mit den Vorkehrungen hin. Da mein Vater als Soldat Wehrdienstleistete, mußten meine Mutter und Großeltern die notwendigen Dinge erledigen.Sie begleiteten mich dann zur Breiten Straße. Hier sprach Partei-Kreisleiter Heilig voneiner wichtigen Aufgabe, die wir zu erfüllen hätten, ohne indessen konkret zu werden.Es muß angemerkt werden, daß Heilig vor Schülern der Jahrgänge 1927 bis 1930sprach, die altersmäßig noch keinen Dienst als Luftwaffen-Helfer in den flak-Stellungenabzuleisten hatten und die nicht mehr in die Kinderlandverschickung in wenigerluftkriegsbedrohte Orte gekommen waren. Ich war damals einer der jüngsten Teilnehmer.Inzwischen waren auch Schüler aus Wolfenbüttel und Bad Harzburg eingetroffen.Nach 18 Uhr marschierten wir in langer Kolonne nach dem damaligen Hauptbahnhofam Friedrich-Wilhelm-Platz und mußten unsere besorgten Angehörigen ratloszurücklassen, da niemand außer uns Zutritt zum Bahnsteig erhielt. Erst gegen 22 Uhrfuhr der uns zugewiesene, lange Personenzug aus dem Bahnhof. Insgesamt befandensich vom HJ-Bann 92 (<strong>Braunschweig</strong>) 327 Schüler und 4 Lehrer im Zug, aus Wolfenbüttel138 Schüler und 3 Lehrer sowie aus Helmstedt und Schöningen 60 Schüler und2 Lehrkräfte. 1IDie Vorgänge sind im Niedersächsischen Staatsarehiv in Wolfenbüttel in Aktenband 12 Neu 13 Nr.19615 recht ausführlich dokumentiert. Die Zitate und die Zahlenangaben sind dieser Akte entnommen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!