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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042675Oppositionelle Burschenschafter aus dem Lande <strong>Braunschweig</strong> 117legierten der Einze\verbindungen zusammengesetzten Burschentagen die generelleAusrichtung des Verbandes beschloß. Die Satzungen der einzelnen Burschenschaftenlehnten sich an die Grundsätze und Beschlüsse des 18. Oktober an, die 1817 vomVerband formuliert waren 41 •Die Burschen aller deutschen Hochschulen betrachteten sich als Glieder einer Gesamtheit.Deshalb konnte es nach ihrer Auffassung nur eine Burschenschaft an jederHochschule geben. Die einzelne Verbindung erhob den Anspruch auf Gastfreundschaftbei den Burschenschaften anderer Hochschulen.Die Mitglieder der Einzelburschenschaft waren in den "engeren Verein" ("innerenVerein") und in den "weiteren Verein" ("äußeren Verein" oder Renoncen) gegliedert.Aus den Erfordernissen der zumindest theoretischen Illegalität nach den KarlsbaderBeschlüssen war diese Organisationsmodell eingeführt worden, wie bereits erwähnt.Die Mitglieder des engeren Vereins hatten alle Rechte und Pflichten. Für sie war dieKonstitution maßgeblich. Da es das Lebensbundprinzip noch nicht gab, konnte mannach Abschluß des Studiums oder nach dem Verlassen des Studienortes Ehrenmitgliedwerden. Die Renoncen ("Füchse") waren gehalten, den Fechtboden aufzusuchen,an der Kneipe teilzunehmen sowie an den "Fuchsenkränzchen", in denen sieüber den Comment (die Regeln der studentischen Bräuche) informiert wurden 42 •Die Aufnahme in den engeren Verein erfolgte i. a. nach einer vierteljährlichen Probezeit.Für alle Mitglieder war die Teilnahme am Mittagstisch in einem bestimmtenLokal und am Übungsfechten eine tägliche Verpflichtung. Während der Woche warenzumindest einmal das gemeinsame Turnen, die Teilnahme an der Kneipe (dem Burschenhaus)und am Kränzchen, in denen die politischen Ziele (Einheit Deutschlands,Schaffung einer Verfassung, mit parlamentarischer Verantwortlichkeit der Minister,freiheitlicher Rechtsstaat, Rede- und Pressefreiheit) thematisiert wurden. Zur Vorbereitungder Kränzchen diente die verbindliche Lektüre bestimmter Bücher. Dazu gehörten:das Buch von Joachim Leopold Haupt, Landsmannschaften und Burschenschaft.Ein freies Wort über die geselIigen Verhältnisse auf den deutschen Hochschulen(Altenburg 1820), die Schriften Jahns, Arndts, Ludens und Okens sowie Fichtes"Reden an die deutsche Nation". Diese Bücher gehörten u. a. zum festen Bestand der<strong>Bibliothek</strong> der einzelnen Burschenschaft, die sich in dem Lokal befand, in dem dieKneipen veranstaltet wurden. Da die Verbindungen noch keine eigenen Häuser hatten,fanden die Kränzchen 43 in den Zimmern der Mitglieder statt, wodurch die Zahlder Teilnehmer auf etwa 6 bis 8 begrenzt war. Alle Mitglieder einer Burschenschaftkonnten wegen der großen Zahl, die die Hundert oft überschritt, nicht gemeinsamteilnehmen. Die Kränzchen stießen bei den Vernehmungen im Gericht auf ein großes" MÜGEL, S. 27 .• , Arnulf BAU!I\AN~, Die burschenschaftlichen Verhältnisse in Leipzig von 1826-1828 nach der DarstcilungW. Göttes von IH36, in: Darstellungen und Quellen zur Gesch. der deutschen Einheitsbewegungim 19. und 20. Jh., hrsg. Christian PROBST, Bd. 9, Heidelberg 1974, S. 152: ausführliche Schilderungendes Innenlebens der Burschenschaften; StAWf 38 A Neu 2 l-b. 1 Gr. III Nr. 12.43 Kränzchen: Deminutiv zu Kranz, lat. Corona: die abgeschlossene Corona von Freunden. Noch heutedient dieser Begriff zur Bezeichnung einer Kneipgesellschaft oder der Runde der Mensurgäste (F.Friedrich KLUGE, Wcrner RUST, Deutsche Studentensprache, Bd. I, Schriftenreihe der studentengesch.Vereinigung des CC, 1984, S. 333 f).

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