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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042675Oppositionelle Burschenschafter aus dem Lande <strong>Braunschweig</strong> 115setzen und nach Festsetzung der Bundestagsgesandten die deutsche Republik auszurufenund sich zu vorläufigen Inhabern der Zentralgewalt zu erklären.Der Frankfurter Wachensturm schlug fehl. Zwar gelang trotz des Verrats der Aktionder Überfall auf die Wache, aber die von den Verschwörern erhoffte Beteiligungder Bevölkerung an der Erhebung blieb aus. Den meisten Führern des Aufstandes gelangdie Flucht. Die Mehrzahl der beteiligten Studenten wurde festgenommen, vorGericht gestellt und zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt.Darüber hinaus setzte der Bundestag 1833 auf Betreiben Metternichs erneut eineZentralbehörde ein, die die politischen Untersuchungen in den verschiedenen Staatenkoordinieren sollte. Es begann nun von seiten des Deutschen Bundes und der Länderunmittelbar nach dem Wachensturm eine ausgedehnte und strenge Verfolgung aller,die im Verdacht standen, direkt oder indirekt an dem Plan des Überfalls beteiligt gewesenzu sein. Die bis 1842 bestehende Zentraluntersuchungsbehörde leitete gegenzweitausend Personen, darunter 1200 Burschenschafter, eine Untersuchung ein, wobeidann die Zuständigkeit für die strafrechtliche Verfolgung bei den Ländern lag. EinVerzeichnis der Verdächtigen wurde angelegt und ein Bericht über revolutionäre Aktivitätenangefertigt. Die Studenten wurden im Falle einer nachgewiesenen Mitgliedschaftin einer verbotenen Verbindung relegiert. Daneben verloren sie, wenn sie bestraftwurden, ihre Stipendien.Die Mitglieder einer burschenschaftlichen oder einer sonstigen unerlaubten Verbindungsollten von einer Verwaltungslaufbahn, vom Kirchen- oder Schuldienst, vonakademischer Laufbahn, vom Justizdienst und von medizinischer Tätigkeit ausgeschlossenwerden 36 • Die einzelnen Länder gingen mit unterschiedlicher Strenge gegendie Burschenschafter vor. In Preußen galt die Zugehörigkeit als Hochverrat: 39 Todesurteile,165 lebenslängliche oder langjährige Freiheitsstrafen wurden verhängt.Allerdings wurden die Todesurteile nicht vollstreckt 3 ? Diese Maßnahmen führten zunächstgrundsätzlich zum Ende der burschenschaftlichen Bewegung. Und so gewannenan den Universitäten wieder die Landsmannschaften und Corps an Bedeutung.Die von diesen Verbindungen gepflegten studentischen Bräuche wurden auch vondenjenigen Burschenschaften übernommen, die ihre politische Ausrichtung aufgaben.Eine gewisse Renaissance erlebte die burschenschaftliche Bewegung erst wieder,nachdem der preußische König Friedrich Wilhelm IV. im August 1840 die wegen politischerVergehen Verurteilten begnadigte und so auch den gefangen gesetzten Burschenschafterndie Freiheit wiedergab. Außerdem wurde auf Drängen Preußens dieBundeszentralbehörde 1842 aufgelöst.Ein neues Nationalgefühl wurde in dieser Zeit infolge der französichen Politik geweckt,die die Befürchtung um das Entstehen einer Rheingrenze aufkommen ließ. Mitdem Wiederaufleben der Idee von der Einheit und Freiheit Deutschlands fand auch36 Peter KAU PP, "BeziJglich revolutionärer Umtriebe", Burschenschafter im "Schwarzen Buch" (1838),in: Hambach-Jb. 1988, hg. Hambach-Gescllschaft.37 Im Zusammenhang mit dieser Verfolgung wurde auch der plattdeutsche Dichter Fritz Reuter als zeitweisesMitglied der Jenaer Burschenschaft Gemania 1836 zum Tode verurteilt. 1836 wurde er zu30 Jahren Festungshaft begnadigt und lS40 amnestiert. Seine Leidenszeit hat er in der Erzählung .. Utmine Festungstid" beschrieben.

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