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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042675Oppositionelle Burschenschafter aus dem Lande <strong>Braunschweig</strong> 111Die Burschenschaften nach den Karlsbader BeschlüssenDie Karlsbader Beschlüsse bestimmten, daß alle Lehrer, die der "öffentlichen Ordnungfeindselige oder die Grundlage der bestehenden Staatseinrichtungen untergrabendeLehren" verbreiteten, entlassen werden mußten. Die Burschenschaften wurdenverboten. Eine preußische Kabinettsordre legte fest, daß die akademischen Gemeinschaftennicht mehr als bloße Studentenverbindungen, sondern als geheime politischeVerbindungen angesehen werden sollten. Daher ging die Untersuchungsgewaltan die politische Polizei, die Strafgewalt an die ordentlichen Gerichte über. AlsStrafen wurden mehrjährige Festungshaft, bei Nachweis hochverräterischer Zweckelebenslanger Freiheitsentzug oder gar die Todesstrafe verhängt.Die Karlsbader Beschlüsse wurden allerdings in den einzelnen Ländern mit unterschiedlicherStrenge durchgesetzt, in Österreich, Preußen und Baden sehr restriktiv.Es setzte die "Demagogenverfolgung" ein. Der Einfluß der politischen Professorenwurde beseitigt. So verlor Arndt seine Professur für zwanzig Jahre. Fries, der amWartburgfest teilgenommen hatte, erhielt für zwanzig Jahre Lehrverbot. Oken, ebenfallsTeilnehmer, mußte in die Schweiz emigrieren. Jahn verbüßte bis 1825 eine Gefängnishaftund verlor seine Möglichkeiten, noch öffentlich zu wirken. Sogar Wilhelmvon Humboldt, der der burschenschaftlichen Bewegung nicht gerade nahestand,mußte wegen seiner Kritik an den Karlsbader Beschlüssen sein Ministeramt aufgeben.Opfer der zahlreichen Demagogenverfolgungen waren auch viele Studenten, die zujahrelanger Festungshaft verurteilt oder ins Exil vertrieben wurden 27 •Das Jahrzehnt nach den Karlsbader Beschlüssen war eine Zeit der Restauration.Die konservativen Kräfte sahen sich durch das radikale Verhalten in ihrer Meinungbestätigt; daß nur ein hartes und unnachgiebiges Vorgehen die revolutionären Bewegungenunterdrücken konnten. Allerdings waren die Mittel des Staates nicht wirksamgenug, um die Zensur und Unterdrückung in vollem Umfang durchzusetzen. Dennochfestigte sich das politische System in der Form einer Vormundschafts- und Obrigkeitsherrschaft.Wer sich mit der Repression nicht abfinden mochte, wurde mit seineroppositionellen Haltung verbittert in den Untergrund und zum Protest gedrängt.Dieses Klima beförderte den Radikalismus besonders der Intelligenz. Auch die Burschentagein konspirativer Form. Dabei wurden, um diese Treffen zu verschleiern,z. T. bewußt Orte ausgewählt, an denen es keine Universität gab. Die illegale Aktivitätsollte auch durch Gründung neuer Organisationen, Clubs, wie "engerer Verein","weitere Verbindung" oder "Jünglingsbund" erleichtert werden. Aber der Jünglingsbundwurde bald wieder aufgelöst, nachdem man ihn 1824 als burschenschaftlichenGeheimbund aufgedeckt hatte 28 • Die burschenschaftliche Gesinnung lebte jedoch inden formloseren engeren und weiteren Vereinigungen weiter.Ab Mitte der zwanziger Jahre bildeten sich vor dem Hintergrund der unterschiedlichenEinstellungen der Burschenschafter zur Gewichtung der Ziele des Verbandesund zur studentischen Gegenpartei, den Landsmannschaften, zwei Richtungen: die27 HF.ITHF.R, GEHLER, KURTH, SCHÄFER, S. 45.28 Georg HHR, Gesch, der deutschen Burschenschaft, Bd. 2, Demagogenzeit, Hcidclberg 1965,S. 109 ff.

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