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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042675108 Kurt Seileschaften der verschiedenen Universitäten eine enge Verbindung auf, die sie durchBriefwechsel, Besuche und Wechsel der Studienorte durch die Mitglieder vertieften.So kam es zur Entwicklung einer gesamtdeutschen Studentenschaft, die das föderativeSystem der Partikularstaaten durch einen einheitlichen "Studentenstaat" aufzuhebenversuchte und ein Modell für die staatliche Einheit Deutschlands bilden sollte.Zu dieser politischen Zielsetzung kam hinzu, daß die Burschenschaften vom Aufschwungder Bildung durch die Humboldtsche Universitätsreform ergriffen wurdenund dabei nicht nur den inneren Wandel von Forschung und Lehre, sondern auch eineReform der studentischen Lebensordnung als Aufgabe betrachteten.So standen mit der Belebung und Stärkung des völkischen Bewußtseins die Pflegeeines religiösen Sinnes und die (Selbst-)Erziehung zu strenger Sittlichkeit in enger Beziehung.Die zahlreichen, aus burschenschaftlichen Kreisen erhaltenen Texte derStammbuchblätter sind von einem geradezu puritanischen Geist, verinnerlichterEhre, idealistischer Begeisterung und christlich-deutscher Gesinnung erfüllt 22 •Während Fichte als Rektor der Berliner Universität 1811 den Entwurf von Jahnund Friesen, Lehrern an der Plamannschen Anstalt zum graucn Kloster, über eine"Ordnung und Einrichtung der Burschenschaften" unter dem Hinweis auf eine falscheVorstellung von einem besonderen Studentenstand noch ablehnte, flammte derburschenschaftliche Gedanke nach den Befreiungskriegen erneut auf und faßte zumersten Mal in Jena Fuß. An der gemeinsamen Landesuniversität der sächsischenHerzogtümer war dcr Einfluß der klassischen, romantischen und der idealistischenZeitströmungen besonders ausgeprägt. Wie die Studenten der Universitäten Königsberg,Breslau und Berlin hatten auch die Jenenser Studenten zum großen Teil als Freiwilligeam Befreiungskrieg gegen die Franzosen teilgenommen, viele von ihnen imLützowschen Korps23. Vom Nationalgefühl erfüllt, von der Vorstellung der deutschenEinheit und Freiheit beseelt, waren sie in die Hörsäle zurückgekehrt. 1814 bildetenehemalige Soldaten des Lützowschen Korps in Jena eine von den Gedanken Jahnsbeeinflußte "Deutsche Wehrschaft" , mit dem Zweck, gemeinsam Waffenübungendurchzuführen. Am 12. Juni 1815 gründeten die Angehörigen von vier Landsmannschaftendie Jenenser Burschenschaft. Zu den führenden Gründern gehörten die StudentenHorn, Riemann und Scheidler, der auch schon die "Wehrschaft" mit ins Lebengerufen hatte.Wie die Burschenschafter auch nur ein gemeinsames Vaterland anerkannten, solltees an jeder Universität auch nur einen Zusammenschluß der Studenten, eben die Burschenschaft,geben. So lösten sich in Jena alle bisher vorhandenen Verbindungen auf.Die Mehrheit der Studenten trat der Burschenschaft bei. Diese wandte sich von derbisherigen autoritären StelIung des Seniorenkonvents ab und gab sich eine demokratischeVerfassung mit der Wahl der Vorsteher durch die Gesamtheit der Mitglieder.Der Dreiklang der Zielsetzung der sittlichen Erneuerung der studentischen Lebensformen(freilich unter Beibehaltung einer autonomen Ehrenordnung mit MensurundDuellwesen), der inneren und äußeren politischen Freiheit und der deutschen22 WENTZKE, Bd. 1, S. 135 f.." HUBER, S. 709; WENTZKE, Bd. 1, S. 152 ff ..

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