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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042675Oppositionelle Burschenschafter aus dem Lande <strong>Braunschweig</strong> 105schlossen, als Nation gebildet. Sie wollten über sich selbst bestimmen. Dadurch daßdas Volk Souveränität in Anspruch nimmt, wird es zur Nation. Im Zusammenhangmit dem Gedankengut des Liberalismus entwickelte sich daraus das Selbstbestimmungsrechtder Völker und das Recht des einzelnen, über seine nationale Zugehörigkeitzu entscheiden.Die napoleonische Hegemonie hat das Nationalgefühl und Nationalbewußtseinder Deutschen politisiert. Man erlitt sie als Fremdherrschaft und Unterdrückung. DerWiderstand gegen die französische Herrschaft wurde zum vaterländischen, zum gesamtdeutschenWiderstand. In den Jahren zwischen 1806 und 1813 entstand vor allemunter den Intellektuellen die nationale Bewegung. Das aufgeklärte Weltbürgertumwurde unter dem Eindruck der politischen Vorgänge zum großen Teil nationaleingestellt. Die Sympathien für Napoleon, wie wir sie bei Goethe und Hegel erlebten,wurde zu einer Ausnahmeerscheinung.Der rheinische Publizist Joseph Görres, ursprünglich ein" Weltbürger" und demFranzösischen zugewandt, wurde 1813 zum geistigen Wegbereiter der nationalen Befreiung,des Strebens nach der deutschen Einheit und nach einer verfassungsmäßigenOrdnung. Johann Gottlieb Fichte, der als Philosophieprofessor großen Einfluß aufdie Studenten hatte, rief 1808 in seinen "Reden an die deutsche Nation" dazu auf, alleKräfte und Energien des Volkes zu mobilisieren. Nur so sei die Befreiung möglich.Ernst Moritz Arndt, Schriftsteller und Dichter, später Geschichtsprofessor in Bonn,wirkte als Privatsekretär des Freiherrn vom Stein mit leidenschaftlichen politischenFlugblättern und Liedern für die nationale Erhebung gegen Napoleon. FriedrichLudwig Jahn, genannt Turnvater Jahn, Pädagoge und Politiker, prägte in diesem Zusammenhangden Begriff des "Deutschen Volkstums"12, mit dem er ein großes Echofand. Aber auch der Reichsfreiherr vom Stein und der große Humanist Wilhelm vonHumboldt, die ursprünglich ganz andere Ziele verfolgten, wurden zu Wegbereiternder neuen nationalen Bewegung. Der Theologieprofessor Friedrich Schleiermacherweckte in seinen politischen Predigten in Halle und Berlin eine nationale Gesinnung13 . Die Professoren Jakob Friedrich Fries (Philosoph in Jena und HeidcIberg),Larenz Oken (Mediziner in Jena) und der aus Laxstedt bei Bremerhaven stammendeHeinrich Luden (Historiker in Jena) wandten sich unmittelbar und in politischenZeitschriften an die aktionsbereite Jugend, um sie für die nationalen und liberalenGedanken zu gewinnen.In dieser Frühphase war der deutsche Nationalismus aus verständlichen Gründenantifranzösisch ausgerichtet. Man besann sich auf die alte germanische Freiheit undwar von einem gesteigerten Nationalbewußtsein erfüllt. Auch traten Haßgefühle gegendie Fürsten und gegen die Herrschaft der Kleinstaaten auf. Diese galten als Verbündetedes französischen Kaisers und damit als Feinde der Nation. In dieser Zeit wardie Nationalbewegung durch den geschichtlichen Augenblick gekennzeichnet. Sieverfolgte zwei Ziele: Befreiung von der Fremdherrschaft und Selbstbestimmung der12 DÜOING, S. 35 ff ..13 N,PPERDFY, S. 304.

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