01.12.2012 Aufrufe

DIESSEN GENIESSEN - Marktgemeinde Dießen

DIESSEN GENIESSEN - Marktgemeinde Dießen

DIESSEN GENIESSEN - Marktgemeinde Dießen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Zehn Jahre Diessener Töpfermarkt am See | Marktzeitung | Mai 2010<br />

BRAND<br />

heiss<br />

<strong>DIESSEN</strong><br />

<strong>GENIESSEN</strong>


Eine leidenschaftliche Liebe<br />

Der Töpfermarkt und der Ammersee - Seit zehn Jahren ein Paar<br />

Das gibt zu denken: In Höchstädt eröffnet<br />

der Freistaat Bayern das erste Deutsche<br />

Fayence-Museum. In Selb feiern<br />

1.000 Gäste die Eröffnung der größten<br />

Porzellan-Ausstellung, die an zwei Locations<br />

gleichzeitig stattfindet und sensationelles<br />

Kulturgut bündelt, das man<br />

in dieser Generation kein zweites Mal<br />

erlebt: Königstraum und Massenware.<br />

300 Jahre europäisches Porzellan.<br />

Zur gleichen Zeit machen sich Studenten<br />

der Technischen Universität München<br />

viele Gedanken um die Präsentation<br />

keramischer Waren, und sie entwikkeln<br />

den ersten Original Diessener Töpfermarktstand.<br />

Am Ammersee laufen<br />

parallel die Vorbereitungen für einen Jubiläumsmarkt<br />

auf Hochtouren: Den<br />

zehnten Diessener Töpfermarkt am See<br />

(vorher 23 Jahre an der Rotter Straße).<br />

Der verjüngt sich - trotz seines Alters -<br />

immer mehr.<br />

Unter anderem weil heuer erstmals die<br />

zwei keramischen Ausbildungszentren<br />

teilnehmen: Die Staatlichen Fachschulen<br />

für Keramikgestaltung und Keramiktechnik<br />

aus Höhr-Grenzhausen und die<br />

Staatliche Keramikfachschule Landshut.<br />

Sie kommen, um über keramische<br />

Berufe zu informieren und diese zu bewerben.<br />

Gleichzeitig zerbrechen sich Keramiker<br />

in elf europäischen Ländern den Kopf,<br />

um hochwertige Unikate aus Ton zu<br />

schaffen, weil sie sich um den Diessener<br />

Keramikpreis bewerben, den es<br />

auch seit zehn Jahren gibt, und dessen<br />

Bedeutung in der Branche kometenhaft<br />

nach oben geht.<br />

Auch in München treibt es die Keramik<br />

bunt: Das neue Museum Brandhorst gehört<br />

zu den vielbeachteten Architekturen<br />

der Zeit: Die Keramikfassade aus<br />

36.000 Keramikstäben in 23 verschiedenen<br />

Farben begeistert die Menschen.<br />

Über allem steht auch noch ein weiteres<br />

interessantes Thema: „Keramik gestaltet<br />

die Erde“. Unter dieser Überschrift<br />

hat im Frühjahr die Sonderschau<br />

„Exempla“ auf der Handwerksmesse in<br />

München gestaltende Handwerker aus<br />

Europa, Asien und Afrika vereint und<br />

einmal mehr demonstriert, wie der<br />

Werkstoff Raum und Zeit überwindet.<br />

„Die Bedeutung der Keramik nimmt zu“,<br />

ist Wolfgang Lösche sicher. Definiert<br />

sich neu und positioniert sich modern<br />

und zeitgemäß. Woran es liegt? Da zitieren<br />

wir den Bayerischen Finanzminister<br />

Georg Fahrenschon (siehe auch<br />

rechts), der 2009 als Ehrengast auf dem<br />

Diessener Töpfermarkt - wie er selber<br />

sagt - erstmals intensiv mit dem Handwerk,<br />

mit Gebrauchskeramik und künstlerischen<br />

Unikaten in Kontakt gekommen<br />

ist: „In wirtschaftlich kritischen Zeiten<br />

entdeckt der Mensch die Nachhaltigkeit<br />

hochwertiger Güter neu.“ Die<br />

Freude und Wertschätzung am Guten,<br />

Schönen und Langlebigen gewinne wieder<br />

mehr Substanz.<br />

Dem stimmt auch Wolfgang Lösche zu<br />

mit dem Hinweis auf den diesjährigen<br />

Töpfermarkt, zu dem 150 Werkstätten<br />

aus elf Ländern zugelassen sind (350<br />

hatten sich beworben): „Die Hochwertigkeit<br />

der keramischen Warengruppen<br />

war für die Jury ein wichtiges Auswahlkriterium.“<br />

bb.<br />

IM GESPRÄCH MIT<br />

Georg Fahrenschon<br />

Bayerns<br />

Finanzminister hat die<br />

Keramik entdeckt<br />

Der Töpfermarkt, das Ammerseeufer<br />

und Diessen? „Für mich ist das eine<br />

wunderbare Symbiose, weil hier die Natur<br />

und der Werkstoff Ton optimal zusammentreffen.“<br />

Bayerns Finanzminister<br />

Georg Fahrenschon hat im vergangenen<br />

Jahr den Diessener Töpfermarkt<br />

mit einer charmanten Rede eröffnet.<br />

Entgegen seiner Pläne ist er fast den<br />

ganzen Tag geblieben und hat sich Diessen<br />

genau angeschaut.<br />

Fahrenschon war nicht das erste Mal<br />

beim Töpfermarkt. Privat sei er schon<br />

das eine oder andere Mal drüber geschlendert,<br />

„aber durch die fachkundige<br />

Führung mit der Marktleitung habe<br />

ich erst begriffen, was wirklich hinter<br />

dem Markt steckt.“ Alles, was man aus<br />

Ton schaffen kann, sei hier anzutreffen.<br />

Aus der Fülle hätte ihn der griechische<br />

Töpfer mit den Vorratsgefäßen begeistert<br />

und der koreanische Meister Kap-<br />

Sun Hwang, „seine Porzellanarbeiten<br />

waren faszinierend, sie haben großen<br />

Eindruck bei mir hinterlassen.“<br />

Als Finanzminister sei ihm klar, wie<br />

schwierig die Situation im gestaltenden<br />

Handwerk ist. Die Wirtschaftskrise hinterlasse<br />

Spuren. „Ich nehme aber auch<br />

wahr, dass sich viele Menschen wieder<br />

auf gute Produkte besinnen und wohl<br />

überlegt Qualität kaufen. In der Keramik<br />

fänden sie eine Nische, sich von der<br />

Massenproduktion zu verabschieden.<br />

Der Trend nähme zu, „deshalb glaube<br />

ich an wirtschaftliche Erfolge im Handwerk<br />

und wünsche den Töpfern am See,<br />

dass sie davon gut profitieren.“ bb.<br />

Unsere Bilder zeigen Finanzminister<br />

Georg Fahrenschon (rechts) mit Bürgermeister<br />

Herbert Kirsch. Außerdem<br />

Skulpturen, die das Töpfermarktpublikum<br />

willkommen heißen von Monika<br />

Drescher-Linke (oben) und Nathalie<br />

Schnider-Lang.


<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT 2010 BRAND heiss 3<br />

Empty bowls gegen den Hunger<br />

Töpfer aus Europa und Gastwirte aus Diessen helfen Kindern in Not<br />

Die Aktion, mit der amerikanische Töpfer<br />

hungernden Kindern helfen, hat beim<br />

Diessener Töpfermarkt 2005 eine Welle<br />

der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Seitdem<br />

hat sich „empty bowls“ als Hilfswerk auf<br />

vielen Märkten in Deutschland etabliert.<br />

Auch heuer - zum zehnten Diessener<br />

Töpfermarkt am See - gibt es im zentralen<br />

Ausstellungspavillon wieder „leere<br />

Schüsseln“. Wer sie erwirbt, unterstützt<br />

Kinderhäuser und soziale Einrichtungen<br />

in Zimbabwe, Brasilien und München.<br />

Cornelia Goossens und Christoph Möller,<br />

beide Keramikmeister in Diessen,<br />

wollen Not lindern und Zeichen für mehr<br />

Mitmenschlichkeit setzen: Zum zweiten<br />

Mal stellen Sie „empty bowls“ auf die<br />

Beine. Wie es geht? Der zentrale Ausstellungspavillon,<br />

der jedes Jahr im Mittelpunkt<br />

des Marktes die Besucher aufnimmt,<br />

lenkt und leitet, zeigt die kerami-<br />

Er hat 1978 mit dem ersten Süddeutschen<br />

Töpfermarkt in Diessen eine neue<br />

Ära der Marktkultur eingeläutet: Arthur<br />

Sudau, Jahrgang 1925, kennt die Keramikszene<br />

der Welt. Auf seinem Grundstück<br />

und in seinem Keramik-Kabinett an<br />

der Rotter Straße begegneten sich Kulturen<br />

zwischen Nordafrika und China.<br />

Zwischen Osteuropa und Sizilien. Von<br />

Spanien bis Griechenland ...<br />

23 Jahre hat er mit seiner Frau Irmgard<br />

im Töpferort Diessen Keramikgeschichte<br />

geschrieben. Vor zehn Jahren übernahm<br />

die <strong>Marktgemeinde</strong> die Großveranstaltung,<br />

verpflichtete Wolfgang Lösche<br />

als Marktleiter und verlegte das<br />

Töpfer-Festival ans Ammerseeufer. Zugleich<br />

bekam das Sudau’sche Kind einen<br />

neuen Namen: Diessener Töpfermarkt<br />

am See. Auch das Konzept hat<br />

sich verändert. Zum Beispiel entscheidet<br />

eine Jury über die Marktzulassung,<br />

und der Diessener Keramikpreis wurde<br />

als Gradmesser für Qualität etabliert.<br />

sche Vielfalt des Marktes am Beispiel<br />

ausgesuchter Werkgruppen. Heuer sind<br />

es leere Suppenschalen (empty bowls),<br />

die in Form und Dekor die Werkstattprogramme<br />

der Marktteilnehmer verdeutlichen.<br />

Allerdings sind die Schüsseln von<br />

den Töpfern gestiftet und können nicht<br />

gekauft, sondern mit einem Los erworben<br />

werden.<br />

Das Los kostet 15 Euro. Dafür bekommt<br />

man eine Schüssel, die mit warmer Suppe<br />

gefüllt ist. Die Suppen stiften die Diessener<br />

Gastwirte, die sich alle an „empty<br />

bowls“ beteiligen und sich auf diesem<br />

Wege für die Kinder der Welt engagieren,<br />

die nicht auf der Sonnenseite leben.<br />

Nun kann es passieren, dass man für<br />

sein Los eine Keramikschale bekommt,<br />

die einem gar nicht gefällt. Christoph<br />

Möller erzählt aus seinen Erfahrungen:<br />

„Das passiert immer wieder. Aber dann<br />

Der Keramik-Kosmopolit<br />

Sudau ist zufrieden, dass sein Werk weitergeht.<br />

„Ich bin sehr froh“, sagt er heute,<br />

„dass ich rechtzeitig aufgehört habe.“<br />

Einen so großen Markt zu betreiben,<br />

würde immer schwieriger, vor allem<br />

wenn die Kräfte nachlassen. Die junge<br />

Generation hätte eine andere Einstellung<br />

zu den schönen Dingen des Lebens.<br />

Industriell gefertigtes Geschirr, das alle<br />

paar Jahre entsorgt wird, nähme dem<br />

guten Tongeschirr viele Marktanteile.<br />

Nun, Sudau hat sich von seinem Töpfermarkt<br />

verabschiedet, aber ans Aufhören<br />

denkt der Keramiksammler aus Leidenschaft<br />

keine Sekunde. Was seit Kindheit<br />

gewachsen ist, wurde zu seinem Lebensinhalt.<br />

Über sechs Jahrzehnte reiste<br />

er durch die Welt und suchte bis ins<br />

hinterste Nepal die Töpfer auf. Schon als<br />

Student habe er viel Geld in seine Liebe<br />

zur Keramik gesteckt.<br />

Wer das Glück hat, in Sudaus private<br />

Sammlung „hinein zu schnuppern“, trifft<br />

auf Jahrhunderte weltweiter Keramik-<br />

wird munter getauscht. So kommen die<br />

Besucher miteinander ins Gespräch,<br />

was immer wieder zu schönen Begegnungen<br />

auf unserem Diessener Töpfermarkt<br />

führt.“<br />

Den zentralen Ausstellungspavillon betreuen<br />

die Töpferin Alexandra Zinner<br />

aus München, die beim Münchener<br />

Christkindlmarkt am Feilitzschplatz eine<br />

„empty bowls“-Aktion organisierte, und<br />

der Kunststudent Ben Goossens. Sie<br />

vermitteln den Marktbesuchern das<br />

Töpfer-Hilfswerk, das seinen Ursprung<br />

in den Staaten hat.<br />

Der amerikanische Schriftsteller Paulus<br />

Berenson stellte es bei der Präsentation<br />

seines Buches „Dialoge mit Ton“ anlässlich<br />

des Töpfermarkts 2004 in Diessen<br />

vor. Die gute Idee griffen die Keramiker<br />

umgehend auf - der Erfolg war sensationell.<br />

Etwa 40 Märkte in Deutschland<br />

Marktgründer Arthur Sudau ist Sammler aus Leidenschaft<br />

kultur und damit auf die interessanten<br />

Seiten der Menschheitsgeschichte. Zu<br />

jedem Exponat kann Sudau mit Fachinformation<br />

und mit spannenden, sehr<br />

persönlichen Geschichten aufwarten.<br />

Was ihn dabei immer wieder ins Schwärmen<br />

bringt: „Die gute Form.“ Sie ist für<br />

ihn der Wertmaßstab.<br />

Aktiv ist er unter anderem auch noch im<br />

Internationalen Hafnerei-Symposium,<br />

wo er regelmäßig Vorträge hält. Und was<br />

hat er eingestellt oder aufgegeben? „Ich<br />

fahre nicht mehr nach China, um Pavillons<br />

oder Großgefäße einzukaufen.<br />

Auch Touren nach Rumänien, wo ich oft<br />

bis zu 23 Stunden am Stück im Auto saß,<br />

mache ich nicht mehr.“<br />

Unser Bild (rechts) zeigt Arthur Sudau<br />

auf dem ehemaligen Töpfermarktgelände<br />

an der Rotter Straße. Er hat es in einen<br />

ländlichen Keramikgarten verwandelt,<br />

mit „guten Formen“ aus vielen Ländern.<br />

Hier mit einem plastischen Werk<br />

(Deckelgefäß) von Gertraud Möhwald<br />

hätten sich dem Diessener Vorbild angeschlossen,<br />

sagt Cornelia Goossens.<br />

„Ja, wir sind sehr glücklich darüber“,<br />

fährt Christoph Möller fort, „weil es eine<br />

Aktion ist, die viele Menschen verbindet:<br />

Die Töpfer, die die Suppenschalen<br />

herstellen, die Menschen, die sie erwerben<br />

oder tauschen, die Wirte, die<br />

die Suppen kochen und letztlich jene,<br />

denen geholfen wird.“<br />

Hilfswerk:<br />

Leere Schüsseln sorgen für<br />

volle Töpfe<br />

11.000 Euro brachte der Diessener Töpfermarkt<br />

2005 für „empty bowls“. Weil<br />

Cornelia Goossens die Gelder persönlich<br />

an die Hilfswerke übergibt, fallen<br />

keine administrativen Kosten an, „die<br />

Summe geht zu 100 Prozent an die Kinder“,<br />

berichtet sie, die viel erlebt hat, unter<br />

anderem das unvorstellbare Leid der<br />

heimatlosen Straßenkinder in Brasilien.<br />

Heuer fließt das Geld in ein Kinderheim<br />

in Zimbabwe, in ein Straßenkinderhaus<br />

in Brasilien und in die Barbos-Stiftung<br />

in München, die psychisch auffälligen<br />

Kindern mit Tonfeld-Therapie hilft. bb.<br />

(1929 - 2002), die im frei gestaltenden<br />

Umgang mit Ton international bekannt<br />

wurde. Sudau spricht voller Respekt<br />

von ihren Portraits als „Gedichte in Keramik“.<br />

Gertraud Möhwalds Sohn Martin<br />

ist Träger des Bayerischen Staatpreises<br />

2010. Mehr auf Seite 15. bb.


Aus Erfahrung: gut!<br />

Der Töpfermarkt - Ein Evergreen<br />

Da gibt es diese Geschichten von den<br />

schlammverschmierten Bretterwegen<br />

und zugesauten Gummistiefeln, von regenschweren<br />

Obstbaumästen unter denen<br />

man, von herabgeschlagenen Blütenblättern<br />

übersäte, wassergefüllte<br />

Töpferwaren mit klammen Fingern hervorzog.<br />

Von einem unermüdlichen Arthur<br />

Sudau, der, in die unvermeidliche<br />

Lederhose gewandet, gestresst und besorgt<br />

über seinen Töpfermarkt eilte, das<br />

Schlimmste zu verhindern und noch<br />

Schlimmeres zu lindern suchte.<br />

Und auch als der „Süddeutsche Töpfermarkt“<br />

in Diessen vor zehn Jahren zum<br />

„Diessener Töpfermarkt am See“ wurde<br />

und vom privaten Obstgarten-Paradies<br />

der Familie Sudau in die paradiesischen<br />

Seeanlagen der Seegemeinde<br />

wechselte, blieben Wetter bedingte Unbilden<br />

ein gefürchteter Bestandteil des<br />

jährlichen Marktszenarios. Viele werden<br />

sich an den grässlichen Klang zerschellender<br />

Gefäße auf Asphalt erinnern,<br />

wenn der gefürchtete, sich jäh aufbäumende<br />

Wind durch die Stände fegt und<br />

mitunter die Bilanz der Töpfer unaufhol-<br />

bar ins Minus verkehrt - wie vor Jahren<br />

etwa bei Markus Klausmann geschehen.<br />

Doch ob Sturm, Schnee (ja, ja: Sie erinnern<br />

sich doch etwas an vor drei Jahren!)<br />

oder Dauerregen: Da stehen sie<br />

immer wieder. Mal mit Strohhut und mal<br />

mit Fellkappe, mal mit sonnenverbranntem<br />

Gesicht und mal mit blau gefrorener<br />

Nase, mal den Glühwein in den behandschuhten<br />

Händen umklammernd<br />

und mal schwitzend im Tank-Shirt.<br />

Der erste Töpfermarkt, den es deutschlandweit<br />

gab, wusste dabei von Anfang<br />

an die spannendsten, dabei sehr konträren<br />

und unorthodoxen keramischen Positionen<br />

zu versammeln. Und zwar<br />

schon immer mit einem europäischen<br />

Blick. Weit weg von Innungs-Behaviourismus<br />

und Handwerksverordnung gab<br />

man sehr furchtlos schon Ende der<br />

1970-er Jahre besonders jungen, „wilden“<br />

Werkstätten ein Forum.<br />

Die Rechung ging auf: Diesen Markt besuchte<br />

man! Denn man konnte ganz sicher<br />

sein, neue Entdeckungen zu machen,<br />

überraschende Auffassungen von<br />

Keramik zu finden, hier waren Leute am<br />

Werk, die voller Begeisterung für ihren<br />

Werkstoff der eigenen Nase nachgingen<br />

und die damit Trends schufen, weit über<br />

Diessen hinaus. Tradition war dabei<br />

schon immer wichtige Wurzel. Aber<br />

ebenso wichtig war, dass und wie man<br />

diese Tradition als Plattform zum Aufbruch<br />

zu sich selbst und dem Heute nutzen<br />

konnte und musste. Der unvergessene<br />

Jörg Manz war hier die wichtige<br />

Schlüsselfigur. Lustvoll stellte er die Regeln<br />

auf den Kopf, ermutigte seine Lehrlinge<br />

zu sich selbst und brachte damit<br />

einige bis heute unverzichtbare Positionen<br />

deutscher Keramik an den Start.<br />

Einen ebenso wohltuend anarchischen<br />

Einfluss auf die wohlgeordnete deutsche<br />

Töpferszene hatten nach den Engländern<br />

auch die Franzosen. Bis heute<br />

scheint der alljährlich in Diessen aufschlagenden<br />

Truppe aus dem westlichen<br />

Nachbarland das Rotwein geschwängerte<br />

Dauerpicknick am See<br />

wichtiger als der emsige Verkauf ihrer<br />

Waren - beide, Menschen wie Waren,<br />

gleich unbeugsam und erfrischend in ihrer<br />

Eigenart! dew.<br />

SIE KENNT ALLE MÄRKTE<br />

Gabi Dewald<br />

Warum<br />

muss es ausgerechnet<br />

Diessen sein<br />

Tja ... warum muss es ausgerechnet<br />

Diessen sein? - Zugegeben: Da ist mein<br />

Faible für diese unglaubliche Landschaftskulisse.<br />

Manche behaupten, die<br />

voralpenländische Idylle sei unerträglich<br />

kitschig. Aber ich freue mich jedes<br />

Jahr wieder kindisch auf die Diessener<br />

Guckkastenbühne aus vorne See, hinten<br />

Berge, links und rechts üppig blühende<br />

Wiesen und maigrüne Wälder -<br />

und mittendrin der Töpfermarkt.<br />

Doch da ist auch diese gewisse Stimmung<br />

in dem Ammersee-Städtchen:<br />

Jeder scheint stolz zu sein auf denTöpfermarkt<br />

und alle tun mit. Die Trachtler<br />

und die Geschäftleute, die Politiker und<br />

die Kuchen backenden Diessener Hausfrauen<br />

(mein Lieblingsstand!), die Klosterschwestern<br />

und die Gastwirte, die<br />

Gabi Dewald<br />

Freiwillige Feuerwehr und die Bauern,<br />

deren Wiesen regelmäßig zugeparkt<br />

werden.<br />

Schließlich ist da die Atmosphäre in den<br />

Seeanlagen selbst: Eine wunderbare<br />

Mischung aus Urlaubsausgelassenheit<br />

und Spannung, aus Wiedersehensfreude<br />

und Neugier, aus Erholung und Entdeckerrausch,<br />

aus Müßiggang, Flanierlaune<br />

und keramischem Jagdfieber.<br />

Das Publikum ist eine lebendige Melange<br />

aus hochkarätigem Szenetreff,<br />

aus interessierten Markttouristen und<br />

aus kundigen Einheimischen.<br />

Dass mittendrin im märchenhaft schönen<br />

Zeltpavillon auch noch Hilfsaktionen<br />

stattfinden, dass die Himmelfahrtsprozession<br />

über den See auf den Markt<br />

kommt, dass sich Diessen durch einen<br />

Keramikweg erschließt, dass ein veritabler<br />

Töpferpreis ausgelobt wird und allenthalben<br />

Ausstellungen stattfinden<br />

usw. - das macht den Markt zu einem<br />

Stadtfest, das Gäste wie Gastgeber jedes<br />

Jahr wiederin erwartungsfrohe Begeisterung<br />

versetzt. Diese spürbare gemeinsame<br />

Begeisterung der Fremden<br />

und der Einheimischen für die Sache<br />

ist, glaube ich, das eigentliche Geheimnis<br />

eines nun schon zehn Jahre andauernden<br />

Erfolges. Gabi Dewald


<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT 2010 BRAND heiss5<br />

ERINNERUNG AN<br />

Peter Saida<br />

Er hat sich<br />

Jahr für Jahr auf den<br />

Seeblick gefreut<br />

Die Gemeinschaft der Diessener Töpfermarkt-Töpfer<br />

trauert um Peter Saida.<br />

Der Keramiker aus dem fränkischen<br />

Schopfloch ist mit 54 Jahren gestorben.<br />

1981 kam er zum ersten Mal nach Diessen<br />

zum Töpfermarkt. Es sollte eine<br />

Freundschaft für immer werden. Und<br />

seit zehn Jahren tanzen die fröhlichen,<br />

farbigen Wimpel, die den großen Saida-Stand<br />

verzieren, im Ammersee-<br />

Wind.<br />

So heiter wie die farbige Keramik war<br />

auch Peter Saida. Im letzten Jahr hat er<br />

voller Freude geschwärmt von „seinem<br />

Seeblick“ und von seinem Platz am Seeufer,<br />

„der so gigantisch schön ist“. Oft<br />

saß er hinter seinen bunten Tassen und<br />

schaute selbstvergessen auf den See<br />

hinaus, mit dem ihn ein starkes Heimatgefühl<br />

verband. Er ist in Kaufering, im<br />

Landkreis Landsberg aufgewachsen,<br />

„deshalb birgt der See Kindheitserinnerungen“,<br />

hat er einmal erzählt, „die<br />

holen mich ein, wenn ich hier bin.“<br />

Mit seiner Frau Susanne gründete er<br />

1981, im Jahr seines Diessen-Debüts,<br />

die gemeinsame Meisterwerkstatt. In<br />

Lehengütingen-Schopfloch bei Dinkelsbühl<br />

entstand die handgemachte<br />

Keramik, die - so war es der Wunsch -<br />

in einer immer mehr technisierten und<br />

digitalisierten Umwelt einen menschlichen<br />

Ruhepol bilden soll, der zum Innehalten,<br />

Luft holen und verschnaufen<br />

aber auch zum sinnlich, natürlichen Genuss<br />

einladen möge. In diesem Sinne<br />

wird Susanne Saida weiterarbeiten, dafür<br />

wünschen ihr die Töpfer Kraft und<br />

Stärke. bb.<br />

Immer die Nase im Wind<br />

Die Welt schaut nach Diessen - Neue Entwicklungen trumpfen auf<br />

War das eine Sensation: Hier konnte<br />

man sie sehen - eine ganz andere Art<br />

der Keramik! Der internationale Töpfermarkt<br />

in Diessen markierte mit seinem<br />

Beginn 1978 den Aufbruch in ein neues<br />

Verständnis der Töpferei, das über die<br />

Grenzen der Metiers, aber auch über die<br />

Deutschlands hinaus schaute. - Und<br />

dem ist bis heute so!<br />

Da gab es schon in Holzöfen gebrannte,<br />

im offenen Feuer gesinterte Töpfe,<br />

mit dicken Ascheglasuren und übersäht<br />

mit zufällig aufblühenden schwarzen Eiseneinschlüssen,<br />

grob der Ton und lebendig<br />

die Formen. Werkstätten wie die<br />

von Niki und Günter Hermans, Georg<br />

Hach oder Eric Astoul, dem Hervé Rousseau<br />

folgte, standen beispielsweise seit<br />

den frühen Jahren des Töpfermarktes<br />

dafür. Oder - welch eine Sensation: Hier<br />

gab es Irdenwaren, die das traditionel-<br />

le Spritzdekor plötzlich als eine Spielart<br />

des Action Painting ansahen und die<br />

halb ernsthafte Kunst der Feierabend-<br />

Töpferei mit ihren Tier- und Menschenfiguren<br />

zu ihrem Metier machten, die traditionelle,<br />

konventionelle Blümchendekore<br />

plötzlich frech aus der Reihe tanzen<br />

ließen und die Flächen nach dem eigenen<br />

Gutdünken bemalten. Monika<br />

Drescher, Hans und Maria Fischer, Christoph<br />

Möller, Martin Waubke, Rüdiger<br />

Ludwig gaben hier Aufsehen erregende<br />

Beispiele ab.<br />

Schließlich die Revolte gegen allzu viel<br />

Naturfarben und fernöstlichem Minimalismus:<br />

Allen voran Susanne Altzweig,<br />

aber auch Werkstätten wie die von Uta<br />

Minnich, Gerhard Trommler oder Stefan<br />

Diekmann trumpften auf und überließen<br />

sich dem neuen Farbrausch. Salzglasuren<br />

- einmal ganz anders und doch<br />

mit soviel Freude an dieser einmaligen<br />

Technik aufgegriffen, führten jahrelang<br />

die Mecklenburger Vögel vor, aber auch<br />

beispielsweise Martin Goerg und später<br />

Monika Debus. Neben Klassikern<br />

wie Inke und Uwe Lerch standen von<br />

Anfang an die damals noch sehr jungen<br />

und bis heute sehr eigenen Keramiken<br />

von Rita de Nigris.<br />

Der Diessener Markt war stets der erste<br />

nach dem langen Winter in den weit verstreuten<br />

und oftmals auch abseits gelegenen<br />

Werkstätten. Ein Markt, wo man<br />

nicht nur verkaufen wollte, sondern sich<br />

eben auch über neue Entwicklungen<br />

austauschte.<br />

Immer gab es auch ein ausgezeichnetes<br />

Forum für Problemerörterungen<br />

und Tipps - wozu die vielen geselligen<br />

Treffs bis heute ein ausgezeichnetes Forum<br />

bieten. dew.<br />

Unsere Bilder zeigen Impressionen vom Diessener Töpfermarkt 2009


Unser Nikos ist wieder da!<br />

Von Kreta an den Ammersee - Die Kultfigur des Töpfermarkts<br />

Gleich zweimal ist er heuer ins Flugzeug<br />

gestiegen und vom sonnigen Kreta nach<br />

München geflogen: Nikos Kavgalakis<br />

sitzt mit seiner Arbeitsschürze auf einem<br />

irdenen Vorratsgefäß. Um ihn herum<br />

quirlt das Leben der Internationalen<br />

Handwerksmesse in München.<br />

Stumm sitzt er da und lächelt. Er tischt<br />

für Diessens Bürgermeister Herbert<br />

Kirsch griechischen Kaffee und kretische<br />

Bisquits auf. Nikos spricht kein<br />

Wort Deutsch, die Unterhaltung läuft<br />

über seinen Freund und langjährigen<br />

Wegbegleiter Steffen Jacobs. So ist es<br />

auch beim zweiten Deutschland-Aufenthalt,<br />

beim Diessener Töpfermarkt, wo<br />

Nikos in seiner Freiluft-Werkstatt am<br />

Ammerseeufer bei jedem Töpfermarkt<br />

ein Tongefäß nach dem anderen dreht.<br />

Eine große Fan-Gemeinde hat er hier<br />

und für viele ist er die Kultfigur des Mark-<br />

JOHANNISSTRASSE <strong>DIESSEN</strong><br />

tes. Die Besucher lieben ihn und sie lieben<br />

seine Gefäße. Mit Sackkarren kommen<br />

sie an, um sich mit Phítoi (Siehe<br />

auch rechte Spalte) einzudecken. Sie<br />

wollen die Sonne der griechischen Inselwelt<br />

einfangen und das mediterrane<br />

Lebensgefühl mit heimnehmen.<br />

Nikos lebt und arbeitet in dem Dorf Margarites<br />

auf Kreta. Seine Werkstatt ist inzwischen<br />

eine der letzten, in der nach altem<br />

kretischen Verfahren die mächtigen<br />

Vorratsgefäße gedreht werden. In der<br />

dritten Generation pflegt er ein Handwerk,<br />

das seit Tausenden von Jahren besteht<br />

und durch Funde in den Ausgrabungsstätten<br />

von Festos und Knossos<br />

belegt ist. Neben den bauchigen, bis zu<br />

einem Meter hohen Píthoi produziert er<br />

auch andere Vorratsgefäße, die Koronaki<br />

und Sulines. Es sind nicht nur die Gefäßformen<br />

sondern auch die überliefer-<br />

DIE KLEIDERGALERIE<br />

ist Kunst<br />

ten Dekore, die er weiterführt. Die Gefäße,<br />

in denen einst Öl, Feta, Honig, Getreide<br />

oder auch Wolle aufbewahrt wurden,<br />

zieren heute, meist dekorativ bepflanzt,<br />

Terrassen, Gärten und Parks.<br />

Nikos stellt die Töpfe auf alten Drehscheiben<br />

her, kleinere Gefäße entstehen<br />

auf elektrischen Scheiben. Bis zu zehn<br />

Töpferscheiben reiht er auf, an denen er<br />

nach bestimmtem Rhythmus arbeitet.<br />

Ist ein Arbeitsschritt abgeschlossen,<br />

wechselt er zur nächsten Scheibe. Bis er<br />

wieder zum ersten Arbeitsplatz zurückkehrt,<br />

ist dort der Ton angetrocknet. Das<br />

Drehen kann weiter gehen. Für die Gefäße<br />

verwendet er einen hochwertigen,<br />

sehr fetten Ton, der beim Brennen (1050<br />

Grad) dicht und witterungsbeständig<br />

wird. Mit einer Formschiene oder ganz<br />

einfach mit dem Finger entstehen Rillenund<br />

Wellendekore. bb.<br />

TÖPFER AUS MARGARITES<br />

Nikos Kavgalakis<br />

Ägäische<br />

Impressionen in den<br />

Seeanlagen<br />

Jahr für Jahr gruppieren sie sich um die<br />

mächtige Weide in den Diessener Seeanlagen.<br />

Dort, wo der Mühlbach in den<br />

Ammersee fließt: Die Töpferwaren von<br />

Nikos Kavgalakis. Es sind Vorratsgefäße,<br />

wie sie in der Antike im mediterranen,<br />

vor allem ägäischen Kulturraum<br />

benutzt wurden.<br />

Der Píthos (Plural: Píthoi) ist ein großes,<br />

oft übermannshohes, dickwandiges,<br />

bauchiges Vorratsgefäß aus Ton, ähnlich<br />

einer Amphore, jedoch meist mit<br />

flachem Boden. Häufig findet man bei<br />

alten Gefäßen auch Transport-Ösen in<br />

der oberen Hälfte. Durch sie wurden<br />

Seile gezogen, mit denen Píthoi bewegt<br />

werden konnten. Píthoi dienten in erster<br />

Linie der Vorratshaltung, gelegentlich<br />

auch der Bestattung. Ihre Herstellung<br />

erforderte besonderes Können des<br />

Töpfers. Nikos Kavgalakis dürfte einer<br />

der letzten sein, der das alte Handwerk<br />

beherrscht. Für seine lebende Werkstatt<br />

auf dem Diessener Töpfermarkt bringt<br />

er eigens den Ton aus Kreta mit. bb.


<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT 2010 BRAND heiss7<br />

RUMÄNISCHE VOLKSKUNST<br />

Florin Colibaba Tradition trifft Trend<br />

Berühmte<br />

Töpfer-Dynastie aus<br />

Radauti<br />

Rund 400 Werkstätten aus Europa bewerben<br />

sich jedes Jahr und hoffen, beim<br />

Diessener Töpfermarkt dabei zu sein.<br />

Die Fachjury wählt 150 davon aus. Heuer<br />

feiern sechs Neue Diessen-Premiere.<br />

Bei den Neuankömmlingen handelt es<br />

sich um bekannte Vertreter ihrer Zunft,<br />

die in unterschiedlichen keramischen<br />

Werkgruppen daheim sind: Töpfermeisterin<br />

Kathrin Najorka führt das um 1898<br />

als Ziegelei gegründete Familienunter-<br />

Es gibt kaum ein Haus in Diessen, wo<br />

man nicht irgendwo Fliesen in leuchtendem<br />

Gelb und Grün entdeckt. Sie sind<br />

in Scraffito-Technik dekoriert und zeigen<br />

das Leben und den Alltag der rumänischen<br />

Bauern: Bei der Arbeit, beim<br />

Musizieren, beim Tanzen, sie erzählen<br />

aber auch von Mythen und Legenden.<br />

Dazu gibt es Geschirr, Kerzenleuchter,<br />

Schalen, Schüsseln, Krüge ...<br />

Es handelt sich um Töpferware aus Radauti/Rumänien,<br />

die Florin Colibaba mit<br />

seiner Familie (Foto unten) herstellt.<br />

Seit zehn Jahren kommen die Colibabas<br />

nach Diessen. Jeder mag ihre Keramik,<br />

viele sammeln sie, aber nur wenige<br />

wissen um die Berühmtheit der<br />

Töpferdynastie: Florin Colibaba ist der<br />

Enkel des bekannten Constantin Colibaba.<br />

Er repräsentiert die fünfte Generation,<br />

die das stolze Vermächtnis der traditionellen<br />

rumänischen Keramik auch<br />

im Ausland bekannt macht. Radauti (zu<br />

Najorka<br />

deutsch: Radautz), liegt am Fluss Toplit,<br />

nahe der Grenze zur Ukraine. bb. Kathrin<br />

<strong>DIESSEN</strong> <strong>GENIESSEN</strong><br />

zwischen Natur und Kultur<br />

Willkommen am See - Sechs Werkstätten stellen sich vor<br />

nehmen in Krauschwitz. Mit dem Werkstoff<br />

aus der eigenen Tongrube fertigt<br />

sie frei gedrehtes Steinzeug nach traditionellen<br />

Formen und mit den typischen<br />

Lehmglasuren. Sie nahm vor einigen<br />

Jahren den alten Kasseler Ofen, der über<br />

20 Jahre stillgelegt war, wieder in Betrieb.<br />

In ihm wird Steinzeug mit Salzglasur<br />

40 Stunden gebrannt.<br />

Ihr Partner, Christoph Zange, setzt sich<br />

mit Gefäßkeramik, Holzbrand und Raku<br />

Miichhaell Üffiingg<br />

Helmut Menzel<br />

auseinander. Mit salzglasiertem Steinzeug<br />

aus dem Holzofen kommt Michael<br />

Üffing nach Diessen. Den Holzofen bezeichnet<br />

er als Besonderheit seiner<br />

Werkstatt. Hier setzt er die Keramiken 25<br />

Stunden lang den Flammen aus. Unmittelbarer<br />

Kontakt mit dem Feuer, aufgewirbelte<br />

Asche und Kochsalz erzeugen<br />

die lebendigen Gefäßoberflächen.<br />

Im Töpferort Kandern wurden bis um<br />

das Jahr 1900 in erster Linie Hafner-Ge-<br />

Beatrix Sturm-Kerstan<br />

schirre und Ofenkacheln hergestellt.<br />

Damals entwickelte sich aber auch<br />

schon Kunstkeramik, deren Stil Beatrix<br />

Sturm-Kerstan heute mit glasiertem<br />

und bemaltem Steinzeuggeschirr neu<br />

interpretiert.<br />

Mit zeitgemäßen Keramik-Variationen<br />

kommt Helmut Menzel aus Berlin an<br />

den Ammersee. Menzel, der als Meisterschüler<br />

das Studium der Bildenden<br />

Künste abschloss, zeigt handbemaltes,<br />

gedrehtes Porzellan und Steinzeug. Seine<br />

Kannen und Schalen wirken mit hellen<br />

Farben leicht und design-orientiert.<br />

Aus Leipzig wird Susanne Heise erwatet<br />

mit Produkten aus ihrer Porzellanwerkstatt.<br />

Und Christina Wiese aus Velden<br />

in Österreich ist bekannt für Keramikobjekte,<br />

die sich der Dimension Zeit<br />

entziehen und damit den Zeitgeist hintergehen.<br />

bb.<br />

Unterkunft<br />

Gästeinformation<br />

Internet<br />

Ihre Tourist-Info freut sich auf Sie<br />

Montag bis Freitag von 9.30 bis 12.30 Uhr, von 16 bis 18.30 Uhr<br />

Samstag von 9.30 bis 12.30 Uhr<br />

Bahnhofstraße 12 | D - 86911 Diessen | Fon 00 49 - 88 07 - 92 84 58 | 00 49 - 88 07 - 10 48 | Fax 00 49 - 88 07 - 44 59<br />

info@tourist-info-diessen.de | www.tourist-info-diessen.de


Diessener Keramikweg<br />

Spaziergang vom Ammersee zum Klosterberg - Ausstellungen<br />

Die historische <strong>Marktgemeinde</strong> am Ammersee<br />

verführt ihre Gäste mit jeder<br />

Menge Charme: Verschwiegene Winkel,<br />

historische Häuser, rauschende Bäche,<br />

romantische Fußwege abseits der<br />

Hauptstraßen. Dazu viel erlebnisreiche<br />

Kultur. Wer zum Töpfermarkt kommt,<br />

möge sich einen Spaziergang vom Seeufer<br />

hinauf zum ehemaligen Augustiner<br />

Chorherrenstift und an den Kirchsteig<br />

mit seinen drei bekannten Töpferwerkstätten<br />

gönnen.<br />

Eine gute Orientierung bietet der „Diessener<br />

Keramikweg“, der zu Ausstellungen<br />

und musealen Stätten führt. Er ist<br />

gut ausgeschildert, und wer ihn nur einfach<br />

begehen will, setzt sich am Untermüller<br />

Platz (beim Wasserfall in der Fischerei)<br />

in den kostenlosen Shuttlebus<br />

und fährt eine Etappe bergauf.<br />

Erlebenswert sind auch die alten Handwerksbetriebe,<br />

Kunstgalerien und Läden,<br />

die an den vier Markttagen ihre Türen<br />

für die Gäste aus aller Welt öffnen.<br />

Es lohnt sich, auch die Gassen und Straßen<br />

neben dem „Diessener Keramikweg“<br />

zu besuchen. Sie bergen hübsche<br />

Überraschungen. So entdeckt man zum<br />

Beispiel die Kleidergalerie (Johannisstraße)<br />

oder die Galerie Schmuckwerk<br />

(Hofmark), die mit schmückenden Ideen<br />

zwischen Mode, Accessoires und<br />

Goldschmiede begeistert.<br />

Die Zinngießerei Wilhelm Schweizer<br />

mit ihren bezaubernden Miniaturwelten<br />

findet der Spaziergänger an der Herren-<br />

straße. Ein paar Häuser weiter das Zinn-<br />

Café, wo zwischen Zinnfiguren und<br />

Nostalgie hausgemachte Kuchen fein<br />

schmecken. Das Atelier von Illusionsmaler<br />

Christian Wahl (Am Kirchsteig)<br />

entführt ins Zauberreich einer reizvollen<br />

Kunstform.<br />

Der „Diessener Keramikweg“ begleitet<br />

die Diessen-Besucher vom Seeufer aus<br />

durch den historischen Ortskern und<br />

hinauf zum Kirchenzentrum mit dem<br />

barocken Marienmünster, dem Taubenturm<br />

und dem Traidtcasten. Von dort<br />

geht es weiter über die Kastanienallee<br />

zum Keramikzentrum am Kirchsteig.<br />

Hier die beschilderten Anlaufstellen:<br />

Station eins<br />

Der Töpfermarkt in den Seeanlagen mit<br />

150 Werkstätten aus elf Ländern in Europa.<br />

Mit Infozelt, abwechslungsreicher<br />

Gastronomie, mit Benefizaktion „empty<br />

bowls“, Marktcafé, Kinderspielplatz<br />

und der Möglichkeit, die ADK, die Arbeitsgemeinschaft<br />

Diessener Kunst im<br />

Pavillon am See zu besuchen.<br />

Station zwei<br />

Die Töpferei von Franz und Ines Höfle<br />

(Herrenstraße 15) empfängt Keramikfreunde<br />

im historischen gelben Haus<br />

mit Werkstattausstellung und Töpfergarten.<br />

Mehr auf Seite 11<br />

Station drei<br />

Die Ausstellung im Taubenturm des<br />

Heimatvereins Diessen begeistert mit<br />

jungen Arbeiten von Studenten der<br />

Münchner Kunstakademie. Ihr Motto:<br />

Kuckucksei. Mehr auf Seite 9<br />

Station vier<br />

Die Wettbewerbsarbeiten zum Diessener<br />

Keramikpreis - Jubiläumsstücke für<br />

die keramische Schatztruhe - sind im<br />

Traidtcasten neben dem Marienmünster<br />

zu sehen. Übrigens: Auch die Kirche<br />

St. Stephan (gleicher Eingang wie zum<br />

Traidtcasten) lohnt einen Besuch. Sie<br />

gilt als lebendiges Zeugnis des frühen<br />

Zieglerhandwerks am Ort. Einst Pferdestall<br />

der ehemaligen Klosterökonomie,<br />

wurde das historische Gewölbe zu<br />

Beginn der 1980-er Jahre in einen würdevollen<br />

Kirchenraum umgestaltet.<br />

Station fünf<br />

Das Keramikmuseum Ernst Lösche (unter<br />

anderem mit Bodenfunden des 17.<br />

Jahrhunderts) am Kirchsteig 19 ist geöffnet.<br />

Im Keramikgarten finden Werkstattausstellungen<br />

statt und im Holzofen<br />

wird der klassische Schwarzbrand<br />

demonstriert. Mehr auf Seite 11<br />

Station sechs<br />

Die Keramikwerkstatt Dagmar Larasser<br />

(Kirchsteig 21) zeigt eine Werkschau mit<br />

keramischen Objekten für Haus und<br />

Garten, mit Fischen und Nixen in neuen<br />

Glasuren.<br />

Station sieben<br />

Keramikmeister Christoph Möller (am<br />

Kirchsteig 24) präsentiert „Landschaftsskizzen<br />

oder ... der Töpfer als Gärtner“.<br />

Möller geht neue Wege in der freien Keramikgestaltung.<br />

Skulpturen aus hellem<br />

Ton sind als Gesamtkunstwerk installiert.<br />

Täglich um 16.30 Uhr lädt er zum<br />

offenen Werkstattgespräch ein. bb.


<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT 2010 BRAND heiss9<br />

40 JAHRE IN WENGEN<br />

Cornelia Goossens<br />

Im Kuhstall<br />

brennt heute der<br />

Keramikofen<br />

Vor vier Jahrzehnten zog die Münchnerin<br />

in eine der damals ältesten Töpferwerkstätten<br />

von Diessen ein: Für Cornelia<br />

Goossens war das ehemalige<br />

Atelier des Keramikers Heribert Herbertz<br />

der Sprung in die Selbständigkeit.<br />

Sechs Jahre später entdeckte sie einen<br />

Bauernhof im Diessener Ortsteil Wengen,<br />

der ihr - am idyllischen Dorfrand<br />

und inmitten kraftvoller Natur - Heimat<br />

und Arbeitsstätte geworden ist.<br />

Im alten Kuhstall sind die ersten Kachelöfen<br />

entstanden, später wurde der Stall<br />

zu einer großzügigen, modernen Werkstatt<br />

ausgebaut, die heute mit einer Archiv-Vitrine<br />

und mit einer Wand voller<br />

Farb- und Dekormusterplatten (Foto<br />

rechts) viel verrät über ein an Ideen und<br />

Experimenten reiches Töpferleben.<br />

War die Meisterin mit ihren blau-grünweißen<br />

Krügen, Kannen, Schalen und<br />

Geschirren bekannt geworden, setzen<br />

jetzt - genauer seit Beginn des neuen<br />

Jahrtausends - feine Porzellane Akzente.<br />

„Ich brauch’ die Abwechslung“, sagt<br />

sie, deren Schaffen in ständigem Fluss<br />

ist: Von der traditionellen Hafnerware<br />

zum feinen Porzellan. Heute geht sie immer<br />

mehr in die freie Form, die aber<br />

stets noch der Funktion zugetan ist, wie<br />

zum Beispiel die Gefäßunikate aus<br />

durchgefärbten Porzellan-Tonen.<br />

Zum 40. Werkstattjubiläum ehrt die Arbeitsgemeinschaft<br />

Diessener Kunst,<br />

ADK, ihr langjähriges Mitglied mit einer<br />

Sonderausstellung im September 2010.<br />

Im Pavillon am See sind dann die Werkphasen<br />

der Keramikmeisterin und Ofenbauerin<br />

das Thema. bb.<br />

Kuckucksei im Taubenturm<br />

Ist-Zustände wie Poesie - Studenten zeigen Keramik und Glas<br />

Im Taubenturm zieht die Jugend ein:<br />

Sieben Studierende von der Akademie<br />

der Bildenden Kunst in München - aus<br />

der Klasse Norbert Prangenberg für Keramik<br />

und Glas - zeigen, was sie drauf<br />

haben: Experimentell, frech, witzig.<br />

„Kuckucksei“ nennen sie ihre Ausstellung<br />

im dreigeschossigen Taubenturm<br />

des Heimatvereins Diessen, der am Eingang<br />

zum Kirchenzentrum als eines der<br />

ältesten Bauwerke am Ort gilt. So kokettiert<br />

historische Architektur mit dem<br />

Geist des jungen Kunstschaffens.<br />

Sechs Studentinnen und ein Student,<br />

zum Teil schon mit dem Danner Preis gewürdigt,<br />

beschreiben ihre Arbeiten „als<br />

in die Poesie weisende Ist-Zustände“. In<br />

zarten Farbabstufungen leuchten die<br />

Glasmalereien von Aurélie Dupin. Die<br />

Malerei auf hintereinander montierten<br />

Glasscheiben thematisiert Raumansichten,<br />

die einen Zustand dokumentieren<br />

und nach dessen Geschichte fragen. Die<br />

keramischen Wandapplikationen von<br />

Chao Song sind frei modelliert. Sie spielen<br />

mit barocken Ornamenten.<br />

Laura Stracke arbeitet bei Skulpturen<br />

mit strengem Baukastenprinzip. Formgeschmolzenes<br />

Glas, scheinbar der Gravitation<br />

entrissen, erfüllt die Objekte mit<br />

Licht und lässt sie „schweben“. Mit abstrahierten<br />

Formen, die ihre Vorlagen in<br />

der Natur haben, setzt sich Yurika Tahara<br />

auseinander. Ihre „zarten Früchte“<br />

sind aus Steinzeug aufgebaut.<br />

Holzgeschnitzte Figuren von Beate Zollbrecht<br />

haben für ihren Auftritt eine Bühne<br />

in der Dimension einer Streichholzschachtel.<br />

Die feinen Menschendarstellungen<br />

haben die Gier nach Größe nicht<br />

Jetzt auch online einkaufen<br />

www.nostalgiespiel.de<br />

Das exklusive Kindergeschäft<br />

am Ammersee mit Baby- und Kinderbekleidung<br />

Dekoration Spielwaren Geschenke<br />

NOSTALGIE + SPIEL<br />

Prinz-Ludwig-Straße 16 | 86911 Diessen | T 0 88 07-21 43 84<br />

ab August in der Herrenstraße 4 | 86911 Diessen<br />

nötig. Im Prozess der analogen Mehrfachbelichtung<br />

bearbeitet Sonja Allgaier<br />

Transparenz und Auflösung von architektonischen<br />

(Ober)Flächen. Die Fassaden<br />

und Räume sind ineinander gewebt<br />

und wie flüchtige Erscheinungen.<br />

Matthias Wurms fotografische Arbeit<br />

zeigt eine an Motiven prall gefüllte Welt.<br />

Seine Aufnahmen eröffnen die Sicht auf<br />

vorhandene Strukturen und Objekte.<br />

Unschärfe verschmilzt Farben und Formen<br />

zu abstrakten „Gemälden“. Der Taubenturm<br />

am Diessener Keramikweg ist<br />

täglich offen von 10 bis 18 Uhr. oh.<br />

Die Taubenturm’ler im Bild (von links)<br />

Aurélie Dupin, Sonja Allgaier, Chao<br />

Song, Matthias Wurm, Laura Stra-cke<br />

und Yurika Tahara, nicht im Bild Beate<br />

Zollbrecht.<br />

Das Schöne hat einen Namen<br />

M O D A N O V A B Y C H R I S T I A N E G R A F<br />

Exklusiv am See:<br />

Mais il est où le soleil<br />

Noa Noa<br />

MODA NOVA<br />

in Diessen | Prinz-Ludwig-Straße 16 | Fon 0 88 07 - 20 65 10<br />

in München | Fraunhoferstraße 20 | Fon 089 - 20 24 41 40


Das Gefäß seines Lebens ist zerbrochen<br />

Ernst Lösche ist tot - Die gute Form war sein lebenslanges Ziel<br />

In jedem Jahr hat er voller Freude den<br />

Diessener Töpfermarkt erwartet und<br />

Monate zuvor schon begonnen, mit Glasuren<br />

und Formen zu experimentieren.<br />

Auf dem Markt sollte es am Loesche-<br />

Stand immer eine Neuheit geben. Auch<br />

in diesem Jahr entwarf er trotz schwindender<br />

Kräfte neue Gefäße - er durfte<br />

sie nicht mehr selber präsentieren: Ernst<br />

Lösche, der Senior der Diessener Keramikgeschichte<br />

und -forschung ist kurz<br />

vor dem Markt im 88. Jahr gestorben.<br />

In seiner Person spiegelte sich sowohl<br />

die zeitgenössische Entwicklung der Keramik,<br />

als auch die Entdeckung der historischen<br />

Töpferwaren in der <strong>Marktgemeinde</strong>.<br />

65 Jahre lang verlieh er dem<br />

gestaltenden Handwerk in Ton neue Dimensionen.<br />

Fast bis zum letzten Atemzug<br />

vereinte er täglich aufs Neue Vergangenheit,<br />

Gegenwart und Zukunft.<br />

Ernst Lösche wird fehlen in Diessen.<br />

Und in der Keramikwelt. Sein Zuhause,<br />

das Anwesen des letzten Prälaten vom<br />

Augustiner Chorherrenstift in Diessen-<br />

St. Georgen, war ein ständiger Ort der<br />

Begegnung von Wissenschaft, Politik<br />

und Kunst, aber auch eine Stätte der Geselligkeit.<br />

Hier bewegte der brillante Geist mit seiner<br />

respektablen Streitkultur Raum und<br />

Zeit - in erster Linie jedoch das Schaffen<br />

in Ton, denn die Gestaltung der guten<br />

Form war sein lebenslanges Ziel.<br />

Hier gelang es ihm, die Entwicklung der<br />

neuen deutschen Keramik entscheidend<br />

zu prägen, sie mit internationalen<br />

Einflüssen zu verbinden und die Ergebnisse<br />

in die Welt hinauszutragen.<br />

Seine Ausstellungen in Galerien, Museen<br />

und privaten Sammlungen festigten<br />

den Ruf der Künstlerkolonie Diessen.<br />

Ab 1948 war Loesche-Keramik auf<br />

der Frankfurter Messe und der Münchner<br />

Handwerksmesse vertreten. Die<br />

Aktivitäten setzten sich 1954 in Sao Paulo<br />

und 1956 in Neu Delhi fort. Loesche-<br />

Werkstücke sah man in London, Liverpool,<br />

Utrecht, in Chicago, San Francisco,<br />

Tokio, Wien, Sydney, Rio de Janeiro,<br />

Helsinki, Mexiko-City, Prag, Bratislava,<br />

Leningrad, Kiew, Moskau, in Istanbul<br />

und Budapest, von Neuseeland über<br />

China bis nach Südamerika ...<br />

Nahezu ein halbes Jahrhundert bewegte<br />

ihn der Forschergeist wie eine heimliche<br />

Triebfeder. Es gelang ihm der Beweis,<br />

in Diessen die früheste handwerkliche<br />

Fayence-Produktion Süddeutschlands<br />

zu belegen. Seitdem gehört das<br />

berühmte „plab und weiss” Geschirr aus<br />

dem barocken Diessen zum Loesche-<br />

Werkstattprogramm.<br />

Sein großes Werk wurde vielfach gewürdigt:<br />

Vom Bayerischen Staatspreis<br />

in Gold bis zum Bundesverdienstkreuz,<br />

der Bayerischen Denkmalschutzmedaille<br />

und dem Goldenen Ehrenring der<br />

<strong>Marktgemeinde</strong> Diessen.<br />

Am letzten Tag seines Daseins hat Ernst<br />

Lösche noch einen Schwarzbrand angeordnet.<br />

Während die kostbaren Tongefäße<br />

im Brennofen ihrer Schönheit und<br />

Perfektion entgegenstrebten, bereitete<br />

er sich auf die Unendlichkeit vor. So entstanden<br />

in seinem Geiste neue Zeugen<br />

großer Handwerkskunst aus dem Werkstoff,<br />

der seit Anbeginn der Menschheit<br />

die Erde gestaltet. Die bildenden Künste<br />

und das Töpferwesen bewahren ihm<br />

ein ehrendes Andenken. bb.<br />

IM NATIONALMUSEUM<br />

Kunissaplatte<br />

Kostbarkeit<br />

aus dem frühen<br />

Mittelalter<br />

Der Töpferort Diessen ist reich an keramischen<br />

Funden. Im alten Ortskern ist<br />

das Erdreich „gepflastert“ mit Scherben.<br />

Das bisher älteste keramische Relikt<br />

ruht aber im Tresor des Bayerischen<br />

Nationalmuseums in München. Es ist<br />

die Grabplatte der seligen Kunissa aus<br />

dem Jahr 1020.<br />

Die kleine Tontafel besteht aus rotbrennendem<br />

Ton. Sie ist 13 Zentimeter breit<br />

und 17 Zentimeter hoch. Die Inschrift,<br />

einst in den noch weichen Ton eingedrückt,<br />

erinnert an Kunigunde von Andechs,<br />

genannt Kunissa: „Kunigund,<br />

die Sünderin, Herrin dieses Ortes, starb<br />

während der Erbauung dieser Kirche<br />

am 6. März 1020“. Kunissa gilt als Stifertin<br />

der Kirche St. Stephan und Gründerin<br />

des Kononissenstifts St. Stephan<br />

in Diessen. Das Stift wurde um 1130<br />

nach Andechs verlegt, wo der Frauenkonvent<br />

1350 ausstarb.<br />

Die Grabplatte tauchte im 15. Jahrhundert<br />

wieder auf. Ein Abguss (Foto unten)<br />

ist heute im Werkstattmuseum<br />

Ernst Lösche am Kirchsteig in Diessen-<br />

St. Georgen zu sehen. bb.<br />

DAS BETT<br />

IM PARK<br />

Wände öffnen sich<br />

zu arkadischen Landschaften<br />

klassische Illusionsmalerei<br />

historische Wandmalerei moderne<br />

Wandgestaltung<br />

CHRISTIAN WAHL<br />

86911 Diessen am Kirchsteig 22 A<br />

Telefon 0 88 07 - 94 63 60<br />

wahl-christian@t-online.de<br />

www.accademia-primavera.de<br />

Atelier-Ausstellung während des Diessener<br />

Töpfermarktes von 14 bis 18 Uhr


<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT 2010 BRAND heiss11<br />

Das Schöne am Wegesrand<br />

Wo man in Diessen noch überall Keramik anschauen kann - Blickpunkt Töpfergarten<br />

Im Keramikmuseum Ernst Lösche<br />

Im Diessener Ortsteil St.Georgen, in der<br />

einstigen Klosterhofmark des Augustiner<br />

Chorherrenstiftes, befindet sich das<br />

private Museum der Keramikwerkstatt<br />

Lösche. Hier sind Teile der Originalausgrabungsstücke<br />

zu sehen, die der Keramiker<br />

Ernst Lösche und sein Sohn Wolfgang<br />

Lösche seit über 40 Jahren in Diessen<br />

gesammelt haben.<br />

Die Funde umfassen einen Zeitraum<br />

vom 11. bis in das 19. Jahrhundert. Zu<br />

den wichtigsten Zeugnissen der Diessener<br />

Keramikgeschichte gehören der Abguss<br />

der keramischen Grabplatte der seligen<br />

Kunissa aus Diessen (Siehe Beitrag<br />

links), die bunt glasierten Dachziegel<br />

der mittelalterlichen Klosterkirche,<br />

Bodenziegel des 15. und 16. Jahrhunderts<br />

und mittelalterliches Gebrauchsgeschirr.<br />

Den Schwerpunkt des Museums bilden<br />

zweifelsohne die barocken blau-weißen<br />

Fayencen wie sie im 17. und 18. Jahrhundert<br />

von den Diessener Hafnern produziert<br />

worden sind. Im Keramikmuseum<br />

sind auch die Nachbildungen der<br />

schönsten erhaltenen und datierten<br />

Diessener Fayencekrüge aus der Zeit<br />

zwischen 1655 und 1684 zu sehen. Erst<br />

am 29. April 2010 wurde im neu eröffneten<br />

Deutschen Fayencemuseum in<br />

Höchstädt an der Donau ein weiterer,<br />

bisher nicht gezeigter Fayencekrug aus<br />

Diessen, hergestellt im Jahre 1676, der<br />

Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seine<br />

Nachbildung gehört zu den besonderen<br />

Exponaten im Museum.<br />

Ein weiterer Aspekt ist das umfangreiche<br />

Werkstattarchiv von Ernst Lösche,<br />

das Keramiken aus der Gründungszeit<br />

der Werkstatt zeigt, von 1945 bis in die<br />

Gegenwart. Darunter sind die ersten<br />

funktionalen Großgefäße für Inneneinrichtung<br />

und Floristen der 1950-er und<br />

1960-er Jahre, mit denen sich Ernst Lösche<br />

auf den Frankfurter Herbst- und<br />

Frühjahrsmessen und der Internationalen<br />

Handwerksmesse in München einen<br />

Namen machte.<br />

Das Keramikmuseum im Keramikgarten<br />

der Loesche-Werkstatt ist an den Töpfermarkttagen<br />

von 10 bis 18 Uhr geöffnet.<br />

Führungen auf Anfrage unter Telefon<br />

0 88 07 - 18 77 oder 85 57. lö.<br />

Im Pavillon am See<br />

Er ist ein Wahrzeichen von Diessen und<br />

das Schaufenster des örtlichen Kunstschaffens:<br />

Der Pavillon am See, die feine<br />

Kunsthalle der Arbeitsgemeinschaft<br />

Diessener Kunst (ADK), präsentiert mitten<br />

im Töpfermarktgelände 30 Werkstätten<br />

unter einem Dach.<br />

1927 begannen in den Seeanlagen in<br />

einem hölzernen Pavillon erste Kunstausstellungen.<br />

Schon damals war der<br />

Ort bekannt für Zinnfigurenherstellung,<br />

die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht,<br />

für viele Keramikwerkstätten und Malerateliers.<br />

Heute werden in ständiger<br />

Verkaufsausstellung die Arbeiten nur<br />

ortsansässiger Künstler und Kunsthandwerker<br />

aus den Bereichen Malerei,<br />

Zinn, Keramik, Holz, Metall, Gold-,<br />

Silber- und Kunstschmiede, Textil, Papier<br />

und Glas ausgestellt.<br />

An alte Markttraditionen anknüpfend,<br />

veranstaltet die ADK seit 1977 immer<br />

zu Maria Himmelfahrt, 15. August, einen<br />

Markt nur für die Diessener Werkstätten,<br />

um zu zeigen wie vielfältig das<br />

Kunsthandwerk in Diessen weiterlebt.<br />

Geöffnet täglich 10 bis 18 Uhr. lö.<br />

Im Höfle-Haus<br />

Das strahlende gelbe Anwesen an der<br />

Herrenstraße 15 gehört zu den schönsten<br />

Beispielen historischer Baukultur im<br />

alten Diessen. Seit 40 Jahren ist es ein<br />

Ort des Töpferhandwerks. Als Franz<br />

und Ines Höfle (Foto unten), beide Bildhauer,<br />

von der Nürnberger Akademie<br />

an den Ammersee kamen, hatten sie<br />

schon blau-weiße Keramik im Gepäck.<br />

Nicht ahnend, dass sie imTöpferort mit<br />

der plab-weißen Fayence-Tradition gelandet<br />

sind.<br />

Heuer ist das Höfle-Haus erstmals eine<br />

Station am Diessener Keramikweg. Eine<br />

höchst Interessante: „Bei uns wird<br />

flott gearbeitet“, erklärt Ines Höfle, „die<br />

Handwerklichkeit muss man sehen und<br />

spüren.“ Dazu gehören der kleine Fehler<br />

oder die Unebenheit - so wie es früher<br />

war. Bekannt geworden mit honigfarbenem<br />

und braunem Geschirr, steht<br />

heute kräftiges Blau im Blickpunkt oder<br />

zartes Flieder. Traditionelle Formen,<br />

praktisch, schön, Backofen geeignet.<br />

Farbige Gartenkugeln und Pflanztöpfe,<br />

ausgestellt im zauberhaften urbanen<br />

Töpfergarten. Täglich 10 bis 18 Uhr. bb.


Voll der Farbrausch<br />

Die bunte Welt von Susanne Altzweig - Keramikpreis 2009<br />

Selten war der Applaus so einmütig -<br />

nein: Eigentlich war es ein Jubel. Und<br />

er kam, neidlos, fast ein kleiner gemeinsamer<br />

Triumph, aus tiefstem Töpferherzen.<br />

Susanne Altzweig hatte im vergangenen<br />

Jahr, 2009, den Diessener Keramikpreis<br />

für ihren Beitrag zum Thema<br />

„Schale“ bekommen.<br />

Sie selbst, die fast die eigene Ehrung<br />

verpasst hätte, stand mittendrin, ein<br />

bisschen ungläubig, ein bisschen verlegen,<br />

einfach riesig glücklich. Vielleicht<br />

noch glücklicher als das Preisgeld (3.000<br />

Euro) hatte sie in diesem Moment die<br />

aufrichtige Anerkennung der Kolleginnen<br />

und Kollegen gemacht.<br />

Wer sich mit der deutschen Töpferszene<br />

befasst, der kennt die heute 50-Jährige<br />

lange. Als alle noch „very Leachy“<br />

waren, man sich in Seladon, Ochsenblut<br />

und Tenmoku kniete, nächtelang am<br />

Holzofen schmorte, um Anflugglasuren<br />

zu produzieren, als alle noch lange auf<br />

braun-grün setzten und andere Färbemittel<br />

als natürliche Oxide, Holzaschen<br />

oder Tonmehle streng verpönt waren -<br />

da tauchte sie auf den Töpfermärkten<br />

auf. „Das war ein Schocker!“ erinnert sie<br />

sich. Denn ihre Töpfe und Geschirre<br />

zeigten knallgelbe Zitronen auf Himmelblau,<br />

Orangen auf Grasgrün, blutrote<br />

Rosen auf Pink.<br />

Sie benutzte Malfarben und Farbkörper<br />

und scherte sich einen feuchten Kehricht<br />

um das keramische Understatement der<br />

anderen Steinzeugtöpfer: Sie griff, egal,<br />

ob bei ihrem niedrig gebrannten Steinzeug<br />

oder bei ihrer Majolika bis über die<br />

Ellbogen in die Farbtiegel der keramischen<br />

Industrie. „Und von da an war ich<br />

nur noch die Bunte, die Exotin.“<br />

Ihre Formen sind kraftvoll und ruhig, ihre<br />

Dekore entsprechend großzügig, flächig<br />

und von frischer, kraftvoll-naiver<br />

Simplizität.<br />

Und gerade daran kann man sehen, dass<br />

sie sehr wohl ein Kind der 1970er/1980er<br />

Jahre ist, als sich in Deutschland keramisch<br />

alles an der von Japan inspirierten<br />

Keramik der Engländer ausrichtete,<br />

als die Lehre von Bernard Leach und sein<br />

Lob der japanischen Keramik sowie der<br />

dortigen Mingei-Bewegung hierzulande<br />

neue Maßstäbe und ein gewaltiges Gestaltungspotenzial<br />

bei den Jungen frei<br />

setzte. Denn unkompliziert, direkt und<br />

MAN HAT UNS UM DIE ECKE GEBRACHT<br />

GRÖSSER, SCHÖNER UND JETZT MIT AUSSENTERRASSE<br />

authentisch sollte die Sprache jetzt sein,<br />

Verkünstelungen und artifizielle Manierismen<br />

interessierten niemanden mehr<br />

- nicht Töpfer, noch Kunden - egal, ob<br />

im Formalen, als hoch komplizierte Glasur<br />

oder als sophistischer Dekor.<br />

Die Frische der fernöstlichen Volkstöpferei<br />

begeisterte die Leute, die einfachen,<br />

durchschaubaren Rezepte, der<br />

unmittelbare, erlebte, sichtbar gebliebene<br />

Kontakt mit dem Material und den es<br />

verändernden Elementen, die Sprache<br />

der Natur. Authentizität und der spontane<br />

Dialog mit den Dingen, auch mit dem<br />

eigenen Handwerk: Das war es, was den<br />

Gefäßen dieser neuen Generation Leben<br />

einhauchte.<br />

Trendscout und Trendsetter:<br />

Susanne Altzweig langt in den<br />

Farbtopf<br />

Das kam mitunter mit großem Dogma<br />

einher. Aber Susanne Altzweig formte<br />

aus den ehernen Lettern der Leach-Lehre<br />

ihre eigene Sprache. Und hat, genährt<br />

von deren Erkenntnissen, zu eigenem,<br />

und wie sie selbst sagt, damals höchst<br />

exotischem Ausdruck gefunden. Und<br />

doch erfüllt sie damit vorbildhaft, was<br />

Leach wohl auch meinte und befördern<br />

wollte: Den Mut zu haben, nach den eignen<br />

Wurzeln zu graben, sich von der eigenen<br />

Tradition zu nähren, daraus Neues<br />

zu schaffen und damit das eigentlich<br />

Unverwechselbare und Lebendige, das<br />

zu den Menschen spricht.<br />

Ihr Wagnis - das für sie wohl keines war,<br />

eher ein neugierig verfolgter Weg - ging<br />

voll auf: Altzweigs Keramik setzte sich<br />

durch. Wenn Plagiate Anerkennung<br />

und Lob bedeuten, dann müsste Susanne<br />

Altzweig schon bald vor Selbstbewusstsein<br />

gestrotzt haben: Denn bald<br />

wurde sie gnadenlos und dreist kopiert.<br />

Seit sie Ende der 1980er Jahre auf den<br />

Töpfermärkten auftauchte, hatte sie<br />

vollen Erfolg. Sie hatte einen Trend voraus<br />

geahnt und ihn gesetzt, wie Wolfgang<br />

Lösche es so treffend in seiner<br />

Diessener Laudatio sagte. Es mehrten<br />

sich fürderhin die bunten, fröhlichen<br />

Farben und Muster auf Tellern, Tassen<br />

Kannen, wohin das keramisch interessierte<br />

Auge auch schaute.<br />

Fortsetzung nächste Seite<br />

M a r k t p l a t z 3<br />

86911 Diessen<br />

T. 08807 9494868<br />

F. 08807 9494869<br />

info@thymian.eu<br />

www.thymian.eu<br />

Mo, Mi, Do und Fr<br />

17:30 – 23:00 Uhr<br />

Sa u. So 11:30–14:00<br />

u. 17:30 – 23:00 Uhr<br />

Dienstag Ruhetag


<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT 2010 BRAND heiss 13<br />

Auch deshalb war der Marktpreis vom<br />

Ammersee eine mehr als wohlverdiente<br />

Würdigung der Töpferin. Ihr Werdegang?<br />

1980 lernt sie in der Werkstatt von<br />

Alfred Schließler, idyllisch und direkt am<br />

Neckar gelegen. Es sind damals insgesamt<br />

13 Lehrlinge in Krösselbach. Altzweig<br />

erinnert sich gerne an die Zeit, ist<br />

voll Bewunderung für den Lehrherren,<br />

allzumal für dessen Formentwicklung.<br />

Danach geht sie wieder in die Schule,<br />

die Fachschule in Höhr, die sie 1986 verlässt,<br />

1987 ist sie Töpfermeisterin.<br />

Doch: „Entwickelt habe ich mich erst<br />

danach“, sagt sie. „Das Schulische“ habe<br />

sie erdrückt. „Es war zu früh, ich<br />

wusste zu wenig. Dann war ich auf einmal<br />

selbstständig.“<br />

Es folgen sechseinhalb Jahre in einer<br />

kleinen eigenen Werkstatt „Im Paradies“<br />

und 1992 schließlich die „Keramikgruppe<br />

Grenzhausen“, deren Mitglied sie<br />

heute noch ist. Ein Zusammenschluss,<br />

der sich als erfolgreich herausstellte.<br />

Für Susanne Altzweig auch aus anderen<br />

Gründen ideal: Sie ist, so sagt sie,<br />

ein „Familienmensch“. Und: „Mich interessiert<br />

immer auch der soziale Aspekt.“<br />

Was Wunder, dass es ihr das Thema<br />

Gebrauchsgeschirr angetan hat. Sie<br />

betont, wie wichtig es ihr ist, dass ihre<br />

Gefäße zum Benutzen auffordern.<br />

Doch heiter und so fröhlich wie das farbige<br />

Geschirr, ist das Töpferleben - auch<br />

für Erfolgreiche - nicht. Der Preis in Diessen<br />

kam nach einem harten Winter. Im<br />

Herbst, der diesem vorangegangen<br />

war, dachte sie ans Aufhören. „Das war<br />

ein echter Tiefpunkt.“<br />

„Ich habe immer nur gedacht: Egal wie,<br />

Diessen musst du schaffen.“ Und neben<br />

der Werkstatt nahm sie einen Job<br />

im örtlichen Buchladen an, sie gibt Klavierunterricht,<br />

Arbeiten, die sie mag<br />

und zu schätzen weiß. Aber natürlich<br />

fehlt ihr die Zeit im Atelier, ein bekannter<br />

Teufelskreis.<br />

Der Keramikpreis in Diessen war für sie<br />

mehr als nur eine willkommene Finanzspritze.<br />

Es war ein Kraftschub, „eine Veränderung,<br />

die Wende“, wie sie sagt.<br />

„Seitdem bewege ich mich wieder nach<br />

vorne. Bin unbeirrter.“ Gabi Dewald.<br />

Unsere Bilder zeigen Susanne Altzweig<br />

bei der Preisverleihung und auf dem<br />

Töpfermarkt mit Katrin Fröhlich (rechts)<br />

von der Töpferei Holger Klassen.<br />

Die Brennofenbauer kommen<br />

Helmut und Benjamin Rohde stiften Diessener Keramikpreis<br />

Immer öfter, so nimmt es Wolfgang Lösche<br />

wahr, taucht der Diessener Keramikpreis<br />

in den Lebensläufen von Töpfern<br />

auf: „Der Preis ist ein Gütesiegel.<br />

Wer ihn bekommt, ist stolz darauf.“<br />

Das begeistert den Brennofenhersteller<br />

Helmut Rohde, der die Auszeichnung im<br />

Jahr 2001 erstmals gestiftet hat. „Ich war<br />

auf dem richtigen Weg“, meint er rückblickend<br />

und freut sich, dass er Anreize<br />

schaffen konnte für die Förderung von<br />

zeitgemäßem Design, der guten Form<br />

und der Qualität im keramischen Schaffen.<br />

„Deshalb wird es den Diessener Keramikpreis<br />

auch in Zukunft geben.“<br />

Dass der Preis ernst genommen wird in<br />

der Branche, hängt für Rohde auch mit<br />

der Jury zusammen. Da sind hochkarätige<br />

Fachleute drin wie Professor Dr. Florian<br />

Hufnagl (Leiter Neue Sammlung<br />

München), die unabhängig entscheiden.<br />

Dies sporne die Töpfer zu Höchstleistungen<br />

an. Monatelang machen sie<br />

sich Gedanken zum Thema, das die<br />

Marktleitung jedes Jahr neu auslobt.<br />

„Das Ergebnis sind Unikate. Großartige<br />

Arbeiten“, sagt Rohde und betont, wie<br />

schwer sich die Jury tut bei so viel herausragenden<br />

Werkstücken. Die Zahl der<br />

Töpfer, die am Wettbewerb teilnehmen,<br />

Keramikpreis 2010<br />

Für die Schatzkammer<br />

Er steht heuer unter einem spannenden<br />

Leitmotiv: „Zehn Jahre Diessener<br />

Keramikpreis. Jubiläumsstücke<br />

für die keramische Schatzkammer“.<br />

70 Bewerber um die begehrte Auszeichnung<br />

haben ihre besten und<br />

neuesten Arbeiten eingereicht und<br />

tragen damit zu einem Höhepunkt<br />

des Jubiläumsmarktes bei. Einmal<br />

wird der Festakt zur Preisverleihung<br />

am Donnerstag, 13. Mai wieder ein<br />

gesellschaftliches Ereignis, zum anderen<br />

zeigen die Wettbewerbsarbeiten<br />

die Tendenzen in der zeitgenössischen<br />

Keramik. bb.<br />

nimmt kontinuierlich zu. Anfangs machten<br />

um die 40 Werkstätten mit, heute<br />

sind es schon 60 bis 70, die sich auch<br />

alle freuen, dass ihre Arbeiten bei einer<br />

Sonderschau im Diessener Traidtcasten<br />

ausgestellt werden.<br />

Weil Rohde mit seinem Unternehmen in<br />

ganz Europa herumkommt, weiß er, wie<br />

einfach manche Wettbewerbe gestrickt<br />

sind: „Sie werden oft ohne bindendes<br />

Thema ausgeschrieben. Das verleitet<br />

die Töpfer, Arbeiten einzureichen, die<br />

sie im Bestand haben, aber schwer verkäuflich<br />

sind.<br />

Rohde Brennöfen<br />

Erfolg für Europa<br />

Mit dem Diessener Keramikpreis halten<br />

es Helmut Rohde und sein Sohn Benjamin,<br />

wie mit ihrem Unternehmen: Hier<br />

wie da Streben nach Perfektion. Die Firma<br />

Rohde - auch auf dem Diessener<br />

Töpfermarkt vertreten - stellt innovative<br />

Brennofenlösungen für Keramik, Glas,<br />

Metall und Laboranwenden her. Diplom-<br />

Ingenieur Helmut Rohde, der früher selber<br />

töpferte und die Anforderungen der<br />

Branche kennt, gründet das Unternehmen<br />

mit dem Bau von Keramik-Brenn-<br />

öfen 1982 in Prutting bei Rosenheim.<br />

Rasch stellt sich Erfolg ein, so dass die<br />

Produkte weiter entwickelt werden.<br />

Rohde: „Gutes Feedback von Kunden<br />

und Händlern weist den Weg.“<br />

1992 entsteht das Tochterunternehmen<br />

in der Tschechischen Republik. Diesen<br />

Standort baut er zur Produktionsstätte<br />

aus, während in Prutting Entwicklung<br />

und Administration angesiedelt sind.<br />

2002 wird die Produktpalette um Geräte<br />

zur Wärmebehandlung von Metallen<br />

erweitert. Die Markteinführung der neuen<br />

Ofenserie für Laborbetriebe folgt.<br />

Nach der Ausbildung zum Maschinenbauer<br />

tritt Benjamin Rohde in die Firma<br />

ein. 2002 wird er zweiter Geschäftführer,<br />

seit 2007 lenkt er als Geschäftsführer<br />

das Unternehmen, das im In- und<br />

Ausland über hundert Mitarbeiter im<br />

Brennofenbau beschäftigt. bb.<br />

Unser Bild zeigt eine Betriebsbesichtigung<br />

mit dem Bayerischen Ministerpräsidenten.<br />

Von links: Seniorchef Helmut<br />

Rohde, Heinrich Traublinger, MdL a. D.,<br />

Präsident der Handwerkskammer für<br />

München und Oberbayern, Horst Seehofer,<br />

Reiner Brüderle und Benjamin<br />

Rohde.<br />

DAS ARTHAUS <strong>DIESSEN</strong> PRÄSENTIERT ZUM TÖPFERMARKT DEN ARTSHOP 2010<br />

ARTHAUS <strong>DIESSEN</strong> | Mühlstrasse 12 | 86911 Diessen | Telefon 01 72 - 916 11 44 | Donnerstag, 13. Mai bis Sonntag, 16. Mai | täglich 11 bis 19 Uhr<br />

Anke Schrey | Federfrau | Waalhaupten<br />

Caroline Ross | Siebdruck | Starnberg<br />

Martin Piehler | Bildhauer und Maler | Herrsching<br />

Monika Prahs | Textilkunst | Diessen<br />

Györgyi Janoschitz | Bildhauerin | Ungarn<br />

gabriele-fotografie | Diessen<br />

Mannam Ohr | Schmuck | München<br />

Ursula Fuchs | Malerei | München<br />

Annunciata Foresti | Malerei | Diessen


Keramik gestaltet die Erde<br />

Exempel auf der Exempla - Über 24.000 Jahre alte Tonfiguren<br />

Berühmte und einflussreiche Keramiker<br />

vom Diessener Töpfermarkt zeigten im<br />

Frühjahr auch auf der Internationalen<br />

Handwerksmesse in München Beispiele,<br />

wie sie sich mit dem Material Ton auseinandersetzen.<br />

Der Grund: Die Sonderschau<br />

„Exempla“ widmete sich dem<br />

Werkstoff Ton, der seit Jahrtausenden in<br />

nahezu allen Regionen der Welt breiten<br />

Einsatz findet. Unter dem Motto „Keramik<br />

gestaltet die Erde“, richtete die „Exempla“<br />

den Fokus vor allem auf das Thema<br />

Gestaltung.<br />

Neben lebenden Werkstätten und eindrucksvollen<br />

Ausstellungen betonten<br />

Schautafeln, dass die Herstellung von<br />

Keramik zu den ältesten Kulturtechniken<br />

der Menschheit zählt. Rund 24.000 Jahre<br />

v. Chr. fertigten Mammutjäger Tonfiguren<br />

wie die Venus von Dolní Vestoni-<br />

ce. Die ältesten Keramikgefäße stammen<br />

aus Japan und werden um 13.000<br />

v. Chr. datiert. Doch scheint die Entdekkung<br />

von Keramik als Material für Gebrauchsgefäße<br />

vermutlich unabhängig<br />

voneinander in mehreren Regionen der<br />

Welt erfolgt zu sein.<br />

Als Werkstoff für Architektur ist Ton seit<br />

Jahrtausenden verbürgt und einer der<br />

bedeutendsten Baustoffe. Ton ist einer<br />

der Hauptbestandteile von Lehm und<br />

wird seit rund 10.000 Jahren in Form luftgetrockneter<br />

Lehmziegel und Lehmputz<br />

als Baumaterial verwendet. Erst durch<br />

den Brand, durch die Einwirkung von<br />

Feuer, verwandeln sich tönerne Figuren<br />

und Gefäße in haltbare Keramik.<br />

So arbeitet der Mensch seit Jahrtausenden<br />

mit Ton und gestaltet mit Keramik<br />

seine Umwelt. Es ist faszinierend zu be-<br />

Wir lieben Diessen<br />

und gute Keramik<br />

ART AUREA<br />

gibt es im Bahnhofsbuchhandel<br />

Abonnieren Sie auf www.artaurea.de<br />

Subscriptions on www.artaurea.com<br />

obachten, welche Einsatzgebiete und<br />

Bearbeitungstechniken in der Keramik<br />

zum Einsatz kamen und wie sich diese<br />

im Lauf der Menschheitsgeschichte verändert<br />

haben. Die Sonderschau erklärte<br />

auch, wie unverzichtbar Keramik im<br />

Alltagsleben ist. Ihre Erscheinungsformen<br />

reichen vom einfachsten Baumaterial<br />

bis zur künstlerischen Arbeit.<br />

Keramische Werkstoffe gelten als innovative<br />

Materialien, deren Eigenschaften<br />

im Bereich der Medizin- und Zahntechnik,<br />

in der Katalysatorentechnik sowie<br />

der Luft-und Raumfahrt oder, ganz profan,<br />

als Dichtungsringe im Haushalt vielfältige<br />

Anwendungen erfahren und zukunftsweisend<br />

eingesetzt werden. In der<br />

wirtschaftlich bedeutenden Hochleistungskeramik<br />

stecken oft Glanzleistungen<br />

der Fertigungstechnik. oh.<br />

DIE MITGLIEDER<br />

Christl Angele-Scheffold | Stein<br />

Marion Bembé | Malerei<br />

Monika Gleißl | Schmuckwerk<br />

Cornelia Goossens | Keramik<br />

Frigga Dettmer | Keramik<br />

Annunciata Foresti | Malerei | Textilkunst<br />

Eva Graml-Lösche | Textilwerkstatt<br />

Stefan Huber | Keramik<br />

Hudler - Buchner | Keramik<br />

Dagmar Larasser | Keramik<br />

Loesche Keramik<br />

Wolfgang Lösche | Volkskunde<br />

Birgit Meyer | Goldschmiedin<br />

Christoph Möller | Keramik<br />

DER EXPERTE<br />

Wolfgang Lösche<br />

Keramik begleitet<br />

die Menschheit<br />

Die „Exempla“, die Sonderschau der Internationalen<br />

Handwerksmesse in München,<br />

präsentiert jedes Jahr ein Thema,<br />

in dem sich Kultur und Handwerk begegnen.<br />

„2010 war der richtige Zeitpunkt,<br />

der Keramik ein Forum zu geben“,<br />

sagt Wolfgang Lösche, der für die „Exempla“<br />

verantwortlich ist und fährt in<br />

der Begründung fort: „Es gibt kein anderes<br />

Medium, in dem Handwerk und<br />

Gestaltung eine so enge Verbindung<br />

eingehen wie in der Keramik.“<br />

Die Keramik bezeichnet er als Wegbegleiter<br />

des Menschen. Von Anfang an.<br />

„Der Werkstoff verändert sich mit dem<br />

Menschen, und zwar immer zukunftsweisend.“<br />

Das lasse sich an der Menschheitsgeschichte<br />

ablesen. Keramik war<br />

der erste durch Transformation veränderte<br />

Werkstoff: Als die Menschen entdeckten,<br />

wie die Einwirkung des Feuers<br />

auf Ton einen neuen Werkstoff produziert,<br />

„begann die Technikgeschichte.“<br />

Für Lösche war es wichtig, die Keramik<br />

von ihren archaischen Ursprüngen bis<br />

in die hypermoderne Hochleistungstechnik<br />

zu zeigen. Als „echtes Keramik-<br />

Kind“ - in das Handwerk hineingeboren,<br />

in der Töpferwerkstatt des Vaters aufgewachsen,<br />

als Leiter der Galerie Handwerk<br />

und Leiter des Diessener Töpfermarktes<br />

weltweit mit gestaltenden<br />

Handwerkern in Kontakt - gelang ihm<br />

zusammen mit der „Exempla“-Projektleiterin,<br />

Dr. Angela Böck, eine Sonderschau,<br />

die Tausenden von Besuchern<br />

neue Sichtweisen auf Ton und Tönernes<br />

öffnete. Vor allem konnte er von Korea<br />

bis Mali, von Bayern bis Frankreich,<br />

Dänemark, Spanien, Japan ... Beispiele<br />

zeigen, wo und wie Gestaltung und<br />

Handwerk zusammenwirken, zum Beispiel<br />

mit Né Koumaré und Farako, zwei<br />

Töpferinnen aus Mali (Foto). bb.<br />

Lösche ist Leiter der Abteilung Messen und Ausstellungen<br />

an der Handwerkskammer für München<br />

und Oberbayern, dazu gehören die Galerie<br />

Handwerk, die Abteilungen Formgebung und<br />

Denkmalberatung sowie die Akademie für Gestaltung.<br />

Die Sonderschau „Exempla“ gestaltet er<br />

mit Dr. Angela Böck von der Handwerkskammer.<br />

Pavillon am See<br />

Seestraße 30<br />

86911 Diessen am Ammersee<br />

www.diessener-kunst.de<br />

Monika Prahs | Textiles aus Seide<br />

UUhhr<br />

Seelos-Rottka | Kunsttöpferei<br />

188<br />

Michael Ruoff | Sattlerei<br />

s bbiis<br />

Michael Saupe | Goldschmied<br />

111<br />

Ilse von Schweinitz | Goldschmiedin<br />

vvoonn<br />

Walter Spensberger | Kunstschmiede<br />

Babette Schweizer | Zinngießerei<br />

Erich Stracke | Glasgestaltung<br />

geöffneet h<br />

Wilhelm Schweizer | Zinnfiguren<br />

Renate Stracke | Malerei, Glasarbeiten<br />

tägllich<br />

Ulrike Umlauf-Orrom | Glas<br />

SSeeee:<br />

Marion Vorster | Papierarbeiten<br />

Peter Wirsching | Holzbildhauermeister<br />

am on<br />

Götz Wagner | Malerei<br />

viillo<br />

GAST Barbara Sieghart | Glasmalerei Pav


<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT 2010 BRAND heiss 15<br />

Der Diessener Töpfermarkt ist bekannt<br />

für seine preisgewürdigten Teilnehmer.<br />

Heuer treffen die Marktbesucher gleich<br />

auf zwei Keramiker, die mit dem „Bayerischen<br />

Staatspreis für besondere gestalterische<br />

und technische Spitzenleistungen<br />

im Handwerk 2010“ ausgezeichent<br />

worden sind: Der Keramiker Kap-<br />

Sun Hwang aus Korea sowie Martin<br />

Möhwald aus Halle an der Saale.<br />

„Sie sind Perfektionisten, die dem Material<br />

Ton mit großem Respekt gegenüber<br />

stehen und keramische Techniken<br />

meisterlich beherrschen“, beschreibt<br />

Diessens Marktleiter Wolfgang Lösche<br />

das Keramikerehepaar Si-Sook Kang<br />

und Kap-Sun Hwang. Sie stammen aus<br />

Korea und haben sich in Kellinghusen<br />

(Schleswig-Holstein) niedergelassen.<br />

Während Kap-Sun Hwang regelmäßig<br />

an einer Universität in seiner Heimat<br />

lehrt, vertritt seine Frau die hohe koreanische<br />

Kunst hierzulande.<br />

Die Gefäße von Kap-Sun Hwang sind<br />

schlicht und reduziert. Es sind technische<br />

Meisterwerke, unprätentiös, aber<br />

überaus kunstfertig. Er interessiert sich<br />

für zwei Fertigungsmöglichkeiten: Für<br />

das individuelle Einzelstück und für die<br />

serielle Herstellung in Manufakturen.<br />

Spiel mit Typografie<br />

Martin Möhwald und die Umdrucktechnik<br />

Staatspreisträger Nummer zwei heißt<br />

Martin Möhwald. Er kommt aus Halle an<br />

der Saale, aus einer Hochburg der deutschen<br />

Keramik. Seine Töpferlehre absolvierte<br />

er bei Hedwig Bollhagen in<br />

Marwitz. Von 1974 bis 1977 arbeitete er<br />

im Atelier seiner Mutter, Gertraud Möhwald<br />

in Halle. Seit 1977 ist er freischaffend<br />

tätig.<br />

Den Bayerischen Staatspreis erhielt er<br />

für eine Gruppe aus drei Vasen, gestaltet<br />

mit seinen typischen Oberflächendekoren,<br />

die mit Schrift, Typografie und<br />

Zeichen spielen und diese wie Fragmente<br />

einsetzen. Inspiriert dazu haben ihn<br />

übrigens alte Hausfassaden, Litfasssäulen<br />

mit Resten von Reklameschriftzügen<br />

sowie bedruckte Papiere. Der lesbare Inhalt<br />

ist dabei unwichtig, ihn reizt die Ästhetik<br />

der fragmentierten Schriften.<br />

Technische Meisterwerke<br />

Bayerischer Staatspreis 2010 für Kap-Sun Hwang - Weiße Vasen<br />

Für Meissen schuf er eine Reihe zylindrischer<br />

Gefäße. Außerdem ist er freier<br />

Mitarbeiter der Porzellanmanufaktur<br />

Fürstenberg.<br />

Seine Technik zu drehen und das Verbinden<br />

von Gefäßteilen, die er auseinanderschneidet<br />

und dann wieder zusammensetzt,<br />

ist höchst zeitaufwändig.<br />

Den Bayerischen Staatspreis erhielt er<br />

für eine Serie von zwölf Porzellanvasen<br />

mit dem Titel „Die Interpretation der<br />

weißen Vase“.<br />

Si-Sook Kang arbeitet im traditionellen<br />

koreanischen Formenkanon. Ihre runden,<br />

bauchigen Dosen sind streng und<br />

opulent zugleich. Bestechend sind ihre<br />

eisblauen Seladonglasuren. Sie strahlen<br />

Frische, Reinheit, Leichtigkeit und<br />

Eleganz aus und sind in sich ruhend.<br />

Auf unserem Bild erklären sie Bürgermeister<br />

Herbert Kirsch und Wolfgang<br />

Lösche ihre Philosophie. bb.<br />

Seine Oberflächen gestaltet er mit einer<br />

Umdrucktechnik. Er nutzt dabei den<br />

Sachverhalt, dass fettige Flächen Wasser<br />

abstoßen und Papier Wasser aufsaugt.<br />

Hierzu wird schwarzer Farbkörper<br />

mit Wasser angerührt und mit dieser<br />

Aufschlämmung zügig die ausgewählte<br />

Zeitungsseite bestrichen. Nur<br />

das ehemals weiße Papier nimmt die<br />

Farbe an, nicht aber die bedruckten<br />

Buchstaben.<br />

Das bestrichene Papier taucht Möhwald<br />

dann in Engobe und legt das engobierte<br />

Papier mit der bedruckten Seite nach<br />

oben auf eine Gipsplatte, bis die Engobe<br />

lederhart ist. Dann taucht er das ganze<br />

Blatt ins Wasser und klebt es auf ein<br />

Gefäß. Nach einer Weile lässt sich das<br />

Papier abziehen, und die Schrift erscheint<br />

negativ auf der Keramik. bb.<br />

SIE SUCHEN - WIR FINDEN<br />

Standnummern<br />

Wer ist wo<br />

auf dem Töpfermarkt<br />

BRANDheiss berichtet über Werkstätten<br />

und Töpfer, die neu sind auf dem<br />

Markt oder aus anderen Gründen eine<br />

Geschichte wert sind. Hier ihre Standnummern<br />

zum schnellen Entdecken:<br />

Susanne Altzweig Stand 60<br />

Florin Colibaba Stand 27<br />

Susanne Heise Stand 86<br />

Kap-Sun Hwang Stand 42<br />

Helmut Menzel Stand 13<br />

Martin Möhwald Stand 150<br />

Kathrin Najorka Stand 120<br />

Inge Seeliger Stand 166<br />

Beatrix Sturm-Kerstan Stand 100<br />

Michael Üffing Stand 117<br />

Christina Wiese Stand 138<br />

Die komplette Standnummernliste liegt<br />

im Infostand am Mühlbach auf.


Ein Stück Heimatliebe<br />

Anna Gmelin und der Original Diessener Töpfermarktstand<br />

Er besticht mit der Form eines Schiffsrumpfes.<br />

Gebaut ist er aus Holz, Stahl<br />

und Segeltuch: Der „Original Diessener<br />

Töpfermarktstand“ ist die maßgefertigte<br />

Bühne für Keramik am See - und er<br />

trifft ins Herz von Wolfgang Lösche: Der<br />

Marktleiter spricht von „einer glücklichen<br />

Fügung“, dass Studenten der Fakultät<br />

für Architektur (Studiengang Lehramt<br />

Bautechnik) an der Technischen<br />

Universität München (TUM) im Sommer<br />

2009 einen „demontierbaren Töpfermarktstand“<br />

entwerfen mussten.<br />

Dass der gelernte Bootsbauer und Student<br />

Philipp Dobroschke aus München<br />

dann eine so große Sympathie zum Thema<br />

entwickelte, und seinen Entwurf<br />

gleich noch als Diplomarbeit in die Tat<br />

umsetzte, bereichert den diesjährigen<br />

Töpfermarkt.<br />

Wo kommt dieser Vorschlag nun her?<br />

Ein echtes Diessener Kind ist drauf gekommen:<br />

Anna Gmelin, Architektin und<br />

wissenschaftliche Assistentin der TUM,<br />

war auf der Suche nach einer Übung für<br />

ihre Studenten, die sie zusammen mit<br />

Professor Ludwig Steiger betreut. „Im<br />

Grunde“, sagt sie, „ist diese Idee ein<br />

Stückchen Heimatliebe.“ Als Kind hätte<br />

sie eine mächtige Sympathie immer<br />

wieder zum Diessener Töpfermarkt gezogen,<br />

„ich hab’ ihn so oft wie möglich<br />

besucht.“ Das blieb so. Bis heute.<br />

Wen wundert’s, dass ihr mit einem Mal,<br />

„eigentlich spontan“ der Gedanke kam,<br />

einen „Original Diessener Töpfermarktstand“<br />

entwerfen zu lassen. Als die vielen<br />

Modelle fertig waren, marschierte<br />

sie zum Marktleiter und regte eine Ausstellung<br />

mit den Entwürfen an - der hingegen<br />

wollte keine Ausstellung, sondern<br />

gleich einen richtigen Marktstand.<br />

Lösche, der vor zehn Jahren bereits<br />

„seeuferfeste“ Marktstände aus ortsgebundenen<br />

Materialien und in moderner,<br />

funktionaler Ästhetik wollte, war begeis-<br />

tert, dass seine ursprünglichen Vorstellungen<br />

plötzlich ein Stück Wirklichkeit<br />

geworden sind. Er erinnert sich: „Wir<br />

hatten hochfliegende Pläne. Schwimmende<br />

Marktstände schwebten uns vor<br />

und Markthallen ... Das ist natürlich alles<br />

am Geld gescheitert.“ Was er aber<br />

durchsetzte: Auf dem Töpfermarkt sind<br />

nur gut gestaltete Stände zugelassen.<br />

Dass er durch die TUM seinen ursprünglichen<br />

Wünschen jetzt ein Stück näher<br />

ist, freut ihn sehr.<br />

Den seefesten Marktstand<br />

bringt auch Ammersee-Wetter nicht<br />

ins Wanken<br />

Philipp Dobroschke hat sein Modell regionaltypisch<br />

umgesetzt unter anderem<br />

mit Planken, die beim Schiffsbau verwendet<br />

werden, sowie mit Beschlägen<br />

und Verankerungen aus Stahl. Überspannt<br />

wird der Stand mit einer Persen-<br />

ning. Der Marktstand, so Dobroschke,<br />

sei statisch so stabil, dass er sogar den<br />

extremen, teilweise spontan aufkommenden<br />

Wind- und Wetterverhältnissen<br />

am Ammerseeufer standhält. Außerdem<br />

böte er eine gut dekorierbare<br />

Geräumigkeit. Letztlich sei er einfach<br />

zerlegbar sowie gut zu transportieren.<br />

Als Förderer des Projekts konnten gewonnen<br />

werden die Uttinger Zimmerei<br />

Holger und Stefanie Höfle, die Schmiedewerkstatt<br />

Spensberger aus Diessen,<br />

Dr.-Ing. Menno Meier-Sternberg als beratender<br />

Statiker und als Vertreter der<br />

TUM Dozent Ludwig Steiger und seine<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin Anna<br />

Gmelin, beide Architekten. Jetzt wäre<br />

es natürlich eine feine Sache, wenn sich<br />

Sponsoren fänden, die ihn in Serie für<br />

den Markt am Seeufer produzieren.<br />

Schülerinnen von der Fachschule für<br />

Keramik in Höhr-Grenzhausen testen<br />

den neuen Marktstand beim Töpfermarkt<br />

2010. Er steht übrigens in der<br />

seeufernahen Wiese am Rande der<br />

Boxler-Anlagen, gleich beim Rialto-<br />

Brückerl. bb. Mehr auf Seite 18<br />

Unser Werkfoto oben links zeigt Philipp<br />

Dobroschke. Daneben Architektin Anna<br />

Gmelin mit dem Modell.


<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT 2010 BRAND heiss 17<br />

Tradition mit Zukunft<br />

Landshuter Schule am Infostand in Diessen<br />

Generationen von Keramikerinnen und<br />

Keramikern haben eine enge Verbindung<br />

zu Landshut: In der 1836 gegründeten<br />

Ausbildungsstätte für Töpfer, haben<br />

sie ihr Handwerk auf ein gesundes<br />

Fundament gestellt. Das gilt auch für viele<br />

Diessener. Heuer wird der Kontakt<br />

zum Töpferort am Ammersee einmal<br />

mehr vertieft: Erstmals ist eine Abordnung<br />

der Keramikschule auf dem Töpfermarkt<br />

und präsentiert im Info-Zelt alles<br />

rund um die Schule inklusive Information<br />

über die im keramischen Handwerk<br />

möglichen Berufsbilder.<br />

Schulleiterin Annette Ody freut sich auf<br />

den Töpfermarkt: „Wir haben eine Menge<br />

zu berichten“, kündigt sie an, dass<br />

sich die Schule mit Informationsmaterial<br />

und Film vorstellt, „und wir hoffen auf<br />

Spensberger<br />

Bauschlosserei<br />

Kunstschmiede<br />

Metallbau<br />

Schützenstraße 11<br />

86911 Diessen/Ammersee<br />

Fon 0 88 07 - 72 75<br />

oder 0 88 07 - 94 78 66-0<br />

Fax 0 88 07 - 94 78 66-1<br />

www.spensberger.de<br />

viele gute Gespräche.“ Die hochmoderne<br />

Ausbildungsstätte wirbt mit dem<br />

Motto „Tradition mit Zukunft.“ In der Tat<br />

hat die Schule eine interessante Geschichte,<br />

die mit der Gründung der<br />

Landwirtschafts- und Gewerbeschule<br />

im heutigen Regierungsgebäude der<br />

niederbayerischen Regierung begann.<br />

Damals, 1836, wurde schon modelliert,<br />

und 1870 dachten die Verantwortlichen<br />

erstmals über eine Töpferschule nach.<br />

Es dauerte noch gut drei Jahre bis 1873<br />

die „Königliche Töpferschule" eröffnete.<br />

1903 wurde die Einrichtung in „Keramische<br />

Fachschule Landshut“ umgetauft.<br />

Im heutigen Ausbildungszentrum<br />

sind Staatliche Fachschule, Berufsfachschule<br />

und Berufsschule für Keramik unter<br />

einem Dach vereint.<br />

Mokka Mops und Muffelfarbe<br />

Blick über den Tellerrand ins Zauberreich der Fayence - Neues Museum<br />

Die Museumslandschaft ist um eine Attraktion<br />

reicher: Ende April eröffnete der<br />

Freistaat Bayern auf Schloss Höchstädt<br />

an der Donau (Foto links) das erste Deutsche<br />

Fayence-Museum. Auch Diessen<br />

ist vertreten, unter anderem mit einem<br />

der berühmten Fayence-Krüge im „plab<br />

und weiss“, datiert 1676, der bisher noch<br />

nicht öffentlich gezeigt wurde. Die<br />

Sammlung der Bayerischen Schlösserverwaltung,<br />

die einen einzigartigen Blick<br />

in die Welt der Keramik-Kunst bietet,<br />

schaut buchstäblich „Über den Tellerrand“<br />

mit rund 1.000 Exponaten aus 58<br />

Manufakturen. Die Sammlung gehört<br />

somit zu den größten und bedeutendsten<br />

in Europa - und verblüfft mit ihrer<br />

Vielseitigkeit.<br />

Fayence ist Keramik mit einer weißen<br />

Zinnglasur, die farbig bemalt wird und<br />

die Porzellan-Imitation schlechthin ist.<br />

Tatsächlich entstand es einst aus dem<br />

Versuch, das teurere importierte Ge-<br />

Seit über 60 Jahren Weisheit und Erfahrung in der dritten Generation<br />

Spensbergers Schmiedekunst gibt es im Pavillon der Arbeitsgemeinschaft Diessener Kunst am<br />

See. Zum Diessener Töpfermarkt: Ausstellung in der alten Schmiede an der Schützenstraße.<br />

Wer mehr wissen möchte, besucht die<br />

Landshuter Abordnung auf dem Töpfermarkt<br />

oder informiert sich direkt an<br />

der Schule in Landshut, Marienplatz 8,<br />

Fon 08 71 - 922 388-0, oder schaut ins<br />

Netz: www.keramikschule.de bb.<br />

Unsere Bilder zeigen Lehrer und Meisterschüler<br />

am Stand des Brennofenbauers<br />

Rohde auf der Handwerksmesse in<br />

München; einen Workshop mit Gerd<br />

Knäpper; das Schulhaus am Marienplatz<br />

in Landshut.<br />

schirr aus China oder Japan nachzuahmen.<br />

Als preiswerte Alternative verbreitete<br />

sich die Fayence bald in ganz<br />

Europa. Ihre Blütezeit war das 17. und<br />

18. Jahrhundert. Den Namen gab ihr die<br />

italienische Stadt Faenza.<br />

Das neue Museum Deutscher Fayencen<br />

macht Herkunft, Geschichte und Technik<br />

der Fayence anschaulich erlebbar.<br />

Verständlichkeit und Besucherfreundlichkeit<br />

standen bei der Planung der Ausstellung<br />

an erster Stelle: Sie schildert<br />

die Arbeitsweise und Produkte der Manufakturen,<br />

informiert über typische Dekore,<br />

Formen oder Materialien wie die<br />

„Muffelfarben“ und erklärt die Bedeutung<br />

der Fayence für die Tafel- und<br />

Wohnkultur der Zeit.<br />

Das Museum blickt aber über den<br />

sprichwörtlichen Tellerrand hinaus und<br />

entführt in ein Zauberreich der Fayence:<br />

Anmutige Plastiken und putzige Figuren<br />

überraschen und amüsieren den Besu-<br />

cher. „Schmunzeln und Schwelgen ist<br />

erwünscht“, sagt Dr. Friederike Ulrichs<br />

vom Ausstellungsteam der Schlösserverwaltung.<br />

Das Museum stelle aber<br />

auch die Arbeit in den Manufakturen und<br />

den sozialgeschichtlichen Hintergrund<br />

ebenso dar wie die große Bedeutung<br />

der Fayence für die Wohn- und Tischkultur<br />

des Barock und Rokoko. Unterhaltsame<br />

Geschichten und Anekdoten<br />

illustrieren die Kulturgeschichte der Fayence.<br />

Begleitet von einem umfangreichen<br />

didaktischen Programm, vor allem<br />

für Schulen, verspricht das neue Museum<br />

ein kultureller Schwerpunkt zu<br />

werden. oh.<br />

Geöffnet ist Dienstag bis Sonntag, 9 bis<br />

18 Uhr, Montag geschlossen. Eintritt<br />

vier Euro. Schloss Höchstädt, Herzogin-<br />

Anna-Straße 52, 89420 Höchstädt/Donau,<br />

Info-Telefon 0 90 74 - 95 85 - 7 00,<br />

www.schloss-hoechstaedt.de


Tönerne Studien für Europa<br />

Lernen und forschen in Höhr-Grenzhausen<br />

Sie kommen langsam, aber gewaltig:<br />

Deutschlands Ausbildungszentren für<br />

keramische Berufe nehmen heuer am<br />

Diessener Töpfermarkt aktiv teil: Einmal<br />

ist die Staatliche Fachschule für Keramik<br />

Landshut (KFL) im Infozelt (mehr<br />

dazu auf Seite 17)und zum anderen sind<br />

die Staatlichen Fachschulen für Keramikgestaltung<br />

und Keramiktechnik aus<br />

Höhr-Grenzhausen mit einer Gruppe<br />

Schülerinnen am Seeufer. Sie betreuen<br />

und testen den ersten Original Diessener<br />

Töpfermarktstand (Siehe auch<br />

rechte Spalte).<br />

Lesen Sie hier mehr über das Keramikzentrum<br />

in Höhr-Grenzhausen am Westerwald,<br />

das aus oberbayerischer Sicht<br />

vom Ammersee recht weit weg ist. Was<br />

die Regionen verbindet, sind die Töpfertraditionen.<br />

Im Westerwald ging die Entwicklung<br />

über das handwerkliche Arbeiten mit<br />

Ton weit hinaus, denn es entstanden<br />

spezifische Forschungs- und Schulungseinrichtungen.<br />

Deshalb kennt<br />

man die Region weltweit als ein Zentrum<br />

der keramischen Wirtschaft.<br />

Heute wird<br />

im Kannenbäckerland<br />

studiert<br />

Seit Jahrhunderten wurde in und um<br />

Höhr-Grenzhausen das salzglasierte,<br />

grau-blaue Westerwälder Steinzeug gefertigt.<br />

Von den einst zahlreichen Werkstätten<br />

arbeiten heute nur noch wenige<br />

traditionelle Betriebe. Die meisten<br />

„Kannenöfen“ und „Eulerein“ existieren<br />

nicht mehr. Dank der vielen keramischen<br />

Ausbildungsmöglichkeiten hat<br />

sich in Höhr-Grenzhausen jedoch eine<br />

einzigartige zeitgenössische Keramikszene<br />

entwickelt.<br />

Die Stadt gilt als das größte Bildungsund<br />

Forschungszentrum für Keramik in<br />

Europa. Die Bandbreite des keramischen<br />

Schaffens reicht von Irdenware<br />

über Steinzeug bis zum Porzellan, von<br />

Skulpturen, Gartenkeramik bis zu Kachelöfen,<br />

Baukeramik und künstlerischen<br />

Unikaten.<br />

Das Bildungs- und Forschungs-Zentrum<br />

Keramik (BFZK) in Höhr-Grenzhausen ist<br />

mit sieben Institutionen ein Dachverband<br />

aller keramischen Institute und in<br />

seiner Konstellation weltweit einzigartig.<br />

Das Netzwerk hat das Ziel, den Werkstoff<br />

Keramik in all seinen Variationen zu<br />

fördern und zu vermarkten.<br />

Es gehören dazu das CeraTechCenter,<br />

das Keramikmuseum Westerwald, die<br />

Fachhochschule Koblenz (Fachbereich<br />

Werkstofftechnik, Fachrichtung Glas<br />

und Keramik), das Forschungsinstitut<br />

für Anorganische Werkstoffe Glas und<br />

Keramik, die Staatlichen Fachschulen<br />

für Keramikgestaltung und Keramiktechnik,<br />

die Fachhochschule Koblenz<br />

(Institut für Künstlerische Keramik und<br />

Glas), sowie die Berufsbildende Schule<br />

Montabaur (Abteilung Keramik).<br />

Noch ein Wort zur Ausbildung: Eine<br />

Ausbildung zur Keramikgestalterin bzw.<br />

zum -gestalter an der Staatlichen Fach-<br />

schule für Keramikgestaltung in Höhr-<br />

Grenzhausen baut auf Vorkenntnisse im<br />

Keramikerhandwerk. Die Ausbildung<br />

kann in Vollzeitform (drei Jahre) oder in<br />

Teilzeitform absolviert werden. In praxisorientierten<br />

Modulen von etwa acht<br />

Wochen Dauer werden dabei sowohl<br />

theoretische als auch praktische Inhalte<br />

bearbeitet.<br />

Grundlegend werden in diesen Modulen<br />

arbeits-, lern- und werkstofftechnische,<br />

betriebs- und markttechnische sowie<br />

fremdsprachliche Inhalte erarbeitet.<br />

Labors und Ateliers bieten einen in der<br />

keramischen Ausbildung hohen Standard<br />

mit einer exzellenten Ausstattung<br />

und somit hervorragende Voraussetzungen,<br />

den Werkstoff Keramik für die<br />

handwerkliche, industrielle und künstlerische<br />

Gestaltung auszutesten.<br />

Die eigenständige Planung, Entwicklung<br />

und Umsetzung von Projekten wird<br />

gefördert, die stets offenen Werkstätten<br />

laden zu eigenen Experimenten ein. Die<br />

anfangs breit ausgelegte Ausbildung<br />

konzentriert sich später auf individuelle<br />

Schwerpunkte. oh.<br />

INFORMATION<br />

Fachlehrerin Barbara Kaas<br />

aufeinander gestapelt<br />

ineinander gesetzt<br />

miteinander verbunden<br />

Der erste Original Diessener Töpferstand<br />

wird ganz schön beachtet werden<br />

auf dem Markt am See. Freuen darf man<br />

sich vor allem auch auf die Keramiken,<br />

die in dem transparenten Pavillon, der<br />

in seiner Grundform an einen Schiffsrumpf<br />

erinnert, ausgestellt werden.<br />

Schülerinnen der Fachschule für Keramikgestaltung<br />

zeigen Ergebnisse aus<br />

ihrem Ausbildungsmodul „Gefäßgestaltung“.<br />

Die Einzelformen, so berichtet<br />

Fachlehrerin Barbara Kaas können<br />

aufeinander gestapelt, aneinander gereiht,<br />

ineinander gesetzt oder miteinander<br />

verbunden werden. Dabei können<br />

die Gefäße auch mehrere Funktionen<br />

erfüllen, ein Verschluss (Dosendeckel)<br />

könnte gleichzeitg die Funktion einer<br />

Schale erfüllen. Die Fachschülerinnen<br />

waren übrigens auch auf der diesjährigen<br />

Handwerksmesse und präsentierten<br />

in der „Sonderschau Exempla“<br />

Handwerkliches. bb.<br />

Mit dabei Regina Fleischmann, Julia<br />

Winter, Lina Danklefsen und Verena<br />

Marks (von links, Bild oben). An der<br />

Drehscheibe arbeitet Regina Fleischmann<br />

und Julia Winter hantiert mit Farben<br />

(ganz unten).


<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT 2010 BRANDheiss 19<br />

Königstraum und Massenware<br />

Größte Porzellan-Ausstellung in Europa - Spitzenklasse in Selb<br />

„Ein Traum wird heute für uns wahr: Wir<br />

eröffnen Europas größte Porzellanausstellung<br />

im Jubiläumsjahr 2010.“ Stolz<br />

und freudig begrüßte der Direktor des<br />

Porzellanikons Selb und Hohenberg a.d.<br />

Eger, Wilhelm Siemen, Ende April rund<br />

1.000 Gäste, die „Königstraum und Massenware.<br />

300 Jahre europäisches Porzellan“<br />

erleben wollten. Darunter waren<br />

zahlreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft,<br />

aber auch eine internationale Kuratorenriege.<br />

Anlass der Ausstellung in Nordbayern<br />

ist das 300-jährige Jubiläum des Beginns<br />

der europäischen Porzellanproduktion<br />

in Meißen. Eine mehr als vierjährige<br />

Vorbereitungszeit fand damit ih-<br />

80 JAHRE<br />

Inge Seeliger aus Eichenau<br />

Werkstatt-Geschichte<br />

in Wort und Bild<br />

Sie hat im Februar 2010 ihren 80. Geburtstag<br />

gefeiert und steht noch jeden<br />

Tag zehn oder mehr Stunden in der<br />

Werkstatt, schwimmt, macht Gymnastik:<br />

Inge Seeliger aus dem oberbayerischen<br />

Eichenau ist eine Töpfer-<br />

ren Schlusspunkt. Gut 1.000 Exponate,<br />

darunter Leihgaben von 100 Museen<br />

und Sammlungen aus 17 Nationen, ergänzen<br />

die Stücke aus den eigenen Museumsbeständen.<br />

Die Ausstellung zeigt<br />

auf 3.500 Quadratmetern einen weltweit<br />

einmaligen und spannend inszenierten<br />

Überblick zur Entwicklung des europäischen<br />

Porzellans von 1710 bis heute.<br />

Der bayerische Finanzminister Georg<br />

Fahrenschon hatte außer den Glückwünschen<br />

des bayerischen Ministerpräsidenten<br />

Horst Seehofer auch ein Eröffnungsgeschenk<br />

im Gepäck: Auf die Exklusivität<br />

der Ausstellung und die Besonderheit<br />

der Region in Sachen Porzellan<br />

anspielend, sagte er: „Aus dieser<br />

Legende. 1956 hat sie ihre Werkstatt gegründet.<br />

Mit bis zu 14 Mitarbeitern belieferte<br />

sie Australien, die USA und Japan<br />

mit Pflanzfiguren, wie den berühmten<br />

Seeliger-Kräuterweiberln und Kräutermanderln.<br />

Speditionslastwagen kamen<br />

jede Woche auf den Hof und holten<br />

kistenweise Geschirr ab.<br />

In 50 Werkstattjahren bildete Inge Seeliger<br />

75 Lehrlinge aus. Als Lehrlingswartin<br />

der Töpfer-Innung Bayern war<br />

ihr die gute Ausbildung ein stetes Anliegen.<br />

Inzwischen hat sich das Werk-<br />

einmaligen Situation kann man mehr<br />

machen als ein Museum.“ Die bayerische<br />

Staatsregierung wolle deshalb die<br />

Außenstelle einer Hochschule in Selb<br />

einrichten. In Frage kämen etwa die Universität<br />

Bayreuth mit ihrem materialwissenschaftlichen<br />

Schwerpunkt oder die<br />

Hochschule Hof. Dass der Verfassungssatz<br />

„Bayern ist ein Kulturstaat“ keine<br />

hohle Phrase sei, beweise sich damit.<br />

Im Porzellanikon Hohenberg a.d. Eger<br />

sind nun atemberaubende und weltweit<br />

einmalige Ankerstücke der europäischen<br />

Porzellanentwicklung vom Barock<br />

bis zum Art Déco in atmosphärisch<br />

dichten und einfühlsamen Farbkonzepten<br />

und Ausstellungsarchitekturen prä-<br />

stattprogramm gewandelt. Mit Kacheln<br />

und Kachelofenbau führt Till Seeliger in<br />

zweiter Generation das Unternehmen<br />

in die Zukunft. „Ich bin ja fast am Ammersee<br />

aufgewachsen“, schmunzelt<br />

Till, als er sich erinnert, wie er mit der<br />

Mutter 1978 bei Arthur Sudau ausstellte<br />

und bis jetzt genau zweimal „gefehlt<br />

hat“ beim Diessener Töpfermarkt. Zum<br />

runden Geburtstag ist ein Buch erschienen:<br />

„Werkschau. Inge Seeliger wird<br />

80.“ Erhältlich am Seeliger-Stand (Nr.<br />

166) auf dem Töpfermarkt. bb.<br />

sentiert. „Was man hier zusammengetragen<br />

hat, ist überwältigend!“ gab sich<br />

der Leiter des Museums im Schloss Fürstenberg,<br />

Thomas Krueger, begeistert.<br />

Im Porzellanikon Selb endet die chronologische<br />

Zeitreise. Stattdessen werden<br />

hier die unterschiedlichen Anwendungsmöglichkeiten<br />

des facettenreichen<br />

Werkstoffes aufgezeigt. Das Prädikat<br />

„Spitzenklasse! Das geht nicht<br />

besser!“ vergab Professor Dr. Florian<br />

Hufnagel, Direktor der Neuen Sammlung<br />

München, beispielsweise für den<br />

Ausstellungsteil „300tX“, der die Ideen<br />

junger Studierender und Absolventen<br />

an europäischen Hochschulen zum<br />

Thema Porzellan zeigt. Kurator ist hier<br />

Professor Hubert Kittel von der Burg<br />

Giebichenstein, Hochschule für Kunst<br />

und Design Halle. dew.<br />

Unsere Bilder zeigen von links Gabi Dewald<br />

(Presse), Peter Siemen, Landrat Dr.<br />

Karl Döhler, Georg Fahrenschon und<br />

Kuratorin Petra Werner.<br />

Königstraum<br />

und Massenware ...<br />

... 300 Jahre europäisches Porzellan<br />

ist bis Dienstag, 2. November, täglich<br />

10 bis 18 Uhr, geöffnet. Ein umfangreiches<br />

Begleitprogramm ergänzt die<br />

Schau. Die Standorte des Porzellanikons<br />

Selb und Hohenberg a.d. Eger<br />

liegen etwa zehn Autominuten voneinander<br />

entfernt. Es verkehrt ein kostenloser<br />

Shuttlebus. Mehr unter<br />

www.koenigstraumundmassenware.org


Diessens Grappashop seit sechs Jahren in der Mühlstraße!<br />

Das wird gefeiert mit<br />

edlen Bränden, erstklassigen Weinen<br />

und mehr<br />

Donnerstag, 13. Mai<br />

Brände und Liköre aus dem Hause Roner,<br />

präsentiert von Gerhard Passini<br />

Samstag, 15. Mai<br />

Weine von Concilio und Domini Veneti<br />

Sonntag, 16. Mai<br />

Weine von Cusumano und Eröffnung der<br />

Slyrs-Whisky-Saison<br />

Freuen Sie sich auf<br />

genussreiche Augenblicke ganz nah beim<br />

Diessener Töpfermarkt am See<br />

(Ein paar Schritte, die sich lohnen)<br />

Mühlstrasse 24 | Diessen am Ammersee | Telefon 0 88 07 - 20 65 13<br />

Zum Töpfermarkt sind wir täglich von 10 bis 18 Uhr für Sie da.<br />

Diessen sportlich<br />

Mit dem Zarenschiff übern See<br />

Der Ammersee ist ein naturnahes Paradies<br />

für Wassersportler - allerdings ist<br />

der See im Mai noch so kalt, dass er nur<br />

die ganz Hartgesottenen zum Schwimmen<br />

verlockt. Man muss aber nicht<br />

gleich Baden gehen, wenn man sich<br />

aufs Schiff wagt, zum Beispiel bei der<br />

Ammersee Segelschule.<br />

Die Ammersee-Segelschule ist „typisch<br />

Diessen“. Seit 1928 gehört sie zu<br />

Diessen wie das Marienmünster - und<br />

sie ist die älteste private Binnensee-Segelschule<br />

in Deutschland. Gegründet<br />

hat sie Heinrich Seidl, ein ideenreicher<br />

und origineller Käpt'n, bei dem Generationen<br />

von Seglern nicht nur Seemanngarn<br />

gesponnen, sondern alle Tugenden<br />

der Schifffahrt gelernt haben.<br />

1936 erwarb Heinrich Seidl die heutige<br />

„Albatros“, auch Zarenschiff genannt:<br />

1905 schenkte der russische Zar Nikolaus<br />

II. dem damaligen Württembergischen<br />

König Wilhelm II. die Segelyacht<br />

Skidbladnir. Fortan segelte sie bis 1918<br />

unter königlicher Flagge auf dem Bodensee.<br />

Nach dem Sturz der Monarchie<br />

wechselten mehrmals die Besitzer. Das<br />

Schiff wurde vom Einmast-Gaffelkutter<br />

DA WILL JEDER<br />

FISCH INS NETZ ...<br />

zur Zweimast-Yawl umgebaut. Heute ist<br />

sie das Flaggschiff der Ammersee-Segelschule<br />

- wenn sie majestätisch durch<br />

die Wellen gleitet, schaut jeder hin. Die<br />

Segelschule befindet sich mitten im<br />

Töpfermarkt-Gelände. Die historische<br />

Steg- und Hüttenanlage gefällt zu Wasser<br />

und vom Land aus. bb.<br />

Hausgemachte<br />

Torten und Kuchen auf<br />

Omas Kanapee<br />

und das Leben lächelt<br />

Sie an.<br />

Das Zinncafé mit seinen Miniaturwelten, mit<br />

Manufaktur und Laden, entdeckt der Spaziergänger<br />

direkt am Diessener Keramikweg.<br />

Zinn-Café bei<br />

Babette Schweizer<br />

Kunstgewerbliche Zinngießerei<br />

und Kaffeehaus mit Puppenstuben-Charme<br />

Herrenstraße 17 . 86911 Diessen am Ammersee<br />

Telefon 00 49 - 88 07 - 350<br />

FISCHEREI SIMON RAUCH RÄUCHEREI<br />

Töpfermarkt -Fisch -Schmankerl<br />

in der historischen Fischerhütte am See<br />

täglich 10 bis 18 Uhr<br />

Ammerseefisch geräuchert und frisch<br />

Fischtheke am Mühlbach<br />

Mühlstrasse 40 in 86911 Diessen


<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT 2010 BRANDheiss 21<br />

Diessen natürlich<br />

Spaziergang zum Aussichtsturm ins Moos<br />

Diessen hat, was viele nicht haben: Naturschutzgebiete,<br />

Schutzzonen für Flora<br />

und Fauna und die Vogelfreistätte<br />

Ammersee-Süd, ein Rückzugsgebiet für<br />

geschützte Vogelarten, die zugleich unter<br />

dem Schutze Europas stehen und der<br />

Ramsar-Konvention. Die Verlandungszonen<br />

am Südlichen Ammersee und<br />

entlang des Gebirgsflusses Ammer besitzen<br />

einen seltenen Artenreichtum,<br />

den es zu schützen und zu erhalten gilt.<br />

Weil man nur schützen und pflegen<br />

kann, was man kennt, gibt es seit März<br />

ein Aussichtsplateau, das einen weiten<br />

Blick übers Ammermoos und den Ammersee<br />

bis hinein in die Berge (bei Föhn)<br />

erlaubt. Der Aussichtsturm ist über einen<br />

hölzernen Steg vom Diessener<br />

Sportplatz aus erschlossen, so dass<br />

Spaziergänger nicht in die geschützten<br />

Wiesen treten.<br />

Wer sich zwischen Keramik anschauen<br />

und Töpferwaren kaufen nach einem<br />

Stündchen abseits vom Trubel sehnt,<br />

steigt auf den Aussichtsturm - den man<br />

übrigens vom zentralen Pavillon auf<br />

dem Töpfermarkt sieht, Blickrichtung<br />

Süden. Auf dem Weg dorthin erklären<br />

Schautafeln, was es alles zu sehen gibt.<br />

Wer mehr wissen oder sich über Exkursionen<br />

informieren möchte, ruft an im<br />

Koordinationsbüro Ramsar-Ammersee,<br />

in Inning - Stegen, Fon 0 81 43 - 88 07.<br />

Unsere Bilder zeigen Wanderwege über<br />

dem Ammersee (Schatzberg) und eine<br />

Exkursion am Ammersee. bb.<br />

Kaffeehaus-Klassiker<br />

versüssen DiessenerKeramikweg<br />

Romantischer Café-Garten in der Idylle des historischen Ortskerns<br />

(Eingang gegenüber des Maibaums)<br />

Busch-Konditorei-Cafe GmbH<br />

Inhaber Reinhard Golder | Johannisstraße 4 | 86911 Diessen am Ammersee<br />

Telefon 0 88 07 - 340 | Telefax 0 88 07 - 50 15<br />

cafe.vogel@t-online.de<br />

GASTHOF UNTERBRÄU<br />

wo die zünftige bairische Wirtshauskultur<br />

daheim ist<br />

Mühlstraße 36 | 86911 Diessen am Ammersee | Telefon 0 88 07 - 84 37 | Telefax 0 88 07 - 71 74<br />

www.unterbraeu-diessen.de<br />

Diessen kulinarisch<br />

Ammersee-Bratwurst und Ammersee-Fisch<br />

Wer mit der barocken Sinnenfreude<br />

ausgestattet ist und sich auch noch der<br />

oberbairischen Lebensart erfreut, der<br />

geht gern ins Wirtshaus und lässt sich<br />

was Gutes schmecken. In Diessen gibt<br />

es eine Menge davon: Vom Gourmet-<br />

Restaurant am See bis zur bairischen<br />

Biergarten-Kultur in der Fischerei (das<br />

Tourist-Information<br />

Bahnhofplatz 3<br />

82211 Herrsching<br />

Fon 0 81 52 - 52 27<br />

Fax 0 81 52 - 4 0519<br />

Mai bis Oktober<br />

Montag bis Freitag, 9 bis13, 14 bis18 Uhr<br />

Samstag, 9 bis 13 Uhr<br />

November bis April<br />

Montag bis Freitag, 10 bis 17 Uhr<br />

ist der alte Ortskern von Diessen, der<br />

direkt ans Töpfermarktgelände grenzt).<br />

Immer mehr greift auch die Bistro-Kultur<br />

um sich für den schnellen Imbiss<br />

oder den kurzen Café. Es gibt Eisdielen,<br />

Kaffeehäuser. Kurzum: Kultiges, Trendiges,<br />

Traditionelles. Diessen bringt’s. Allein<br />

vom Töpfermarkt-Eingang (Bahnunterführung)<br />

bis zum Rathaus ist fast<br />

in jedem Haus ein Gastro-Betrieb.<br />

Auf dem Töpfermarktgelände schwingt<br />

Bobby Sieber den Schweinsbraten. Seine<br />

Marktküche ist so ideenreich wie seine<br />

mobilen Lokalitäten zwischen asiatischen<br />

Eintöpfen und Ammerseebratwurst.<br />

Im Marktcafé ist der Kuchen<br />

handverlesen und die Butterbrez’n mit<br />

Liebe gestrichen. Die Trachtler tischen<br />

aber noch mehr auf: Heiße Waffeln,<br />

köstlichen Kaffee ... Bei der Feuerwehr<br />

im Norden locken belegte Sandwiches<br />

und jede Menge Brotzeiten und Bier.<br />

Und die Diessener Fischermeister steigen<br />

während des Töpfermarktes um:<br />

Vom Kahn hinter die Theke. Da werden<br />

Renken geräuchert, Kaisersemmeln mit<br />

Lachs gefüllt, bergeweise Zwiebel geschnitten<br />

... Guten Appetit! bb.<br />

Wo die Welt am schönsten ist,<br />

da ist der Diessener Töpfermarkt zuhause. Buchen<br />

Sie heute schon, wenn Sie im<br />

nächsten Jahr wieder kommen wollen.<br />

Wir freuen uns auf Sie<br />

Touristische Informationen und zentrale Zimmervermittlung<br />

Tourist-Information<br />

Wittelsbacherstraße 2c<br />

82319 Starnberg<br />

Fon 0 81 51 - 90 60-0<br />

Fax 0 81 51 - 90 60-90<br />

Montag bis Freitag, 8 bis 18 Uhr<br />

Mai bis Oktober<br />

auch Samstag, 10 bis 13 Uhr<br />

info@sta5.de | www.sta5.de


GESPRÄCHE AUF DEM SCHIFF<br />

Der Markt ist eröffnet<br />

Politik<br />

Kunst und Handwerk<br />

Presse<br />

Die <strong>Marktgemeinde</strong> gibt sich die Ehre<br />

und lädt zum Start eines jeden Töpfermarktes<br />

Ehrengäste ein. Beim Festakt<br />

zur Eröffnung der zweitgrößten Veranstaltung<br />

zwischen Ammersee und Lech,<br />

begegnen sich Politiker, Vertreter von<br />

Kultur, Handwerk, Wirtschaft und Presse.<br />

Ziel ist es, sich bei den „Informellen<br />

Gesprächen auf dem Schiff“ näher zu<br />

kommen. Es ist die feine Gelegenheit<br />

für Entscheidungsträger, unbeschwert<br />

miteinander zu frühstücken.<br />

Unsere Bilder zeigen wie es 2009 war<br />

mit Eröffnungsredner Georg Fahrenschon,<br />

unserem Bayerischen Staatsminister<br />

der Finanzen. Mit dabei Gabi Dewald<br />

(Fachredakteurin), Bürgermeister<br />

und Hausherr des Töpfermarktes, Herbert<br />

Kirsch, Regierungspräsident Christoph<br />

Hillenbrand, Marianne Loy (Eresing),<br />

Diessens Tourismuschef Edgar<br />

Maginot, Diessens zweiter Bürgermeister<br />

Peter Fastl, Keramiksammler Rudolf<br />

Strasser, Ulrike Umlauf-Orrom (Mitglied<br />

der Fachjury), Landtagschef der Grünen,<br />

Dr. Sepp Dürr, Ammerseekapitän<br />

Dieter Reichert, CSU-Generalsekretär<br />

und MdL Alexander Dobrindt, Angelika<br />

Unteres Schloss Pähl | Ammerseestrasse 6 | D - 82396 Pähl | Fon 00 49 - 88 08 - 26 63 51<br />

akademie@fritz-winter-atielier.de | www.galerie-unteres-schloss.com<br />

Sommerakademie<br />

im Unteren Schloss zu Pähl<br />

In der Sommerakademie im Unteren Schloss zu Pähl<br />

wollen die Kreativen aus dem Fritz-Winter-Atelier in<br />

Diessen mehr Freude an der Kunst vermitteln. Sie bieten<br />

nahe des Ammersees - und in der Tradition der<br />

Malweiber des 19. Jahrhunderts - Kurse an in Aktzeichnen,<br />

Öl-, Acryl- und Aquarellmalerei (auch für<br />

Profis). Seminare und Workshops für Land-Art, Holzund<br />

Steinbildhauerei, Konzept- und Objektkunst, Fotografie,<br />

Installationen, Actionpainting, freies Gestalten<br />

in der Natur. Kursübersicht: akademie@fritz-winter-atelier.de


<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT 2010 BRAND heiss23<br />

Maxerath, Sachbearbeiterin für den<br />

Töpfermarkt im Rathaus Diessen, Angelika<br />

Nuscheler, Tourismusverband<br />

Oberbayern und Werner Schmid vom<br />

Tourismusverband Starnberger Fünf<br />

Seen Land.<br />

Auf dem Gruppenbild treffen sich die<br />

Politiker mit den Musikanten Albert Hinterbichler<br />

und Andreas Huber vom<br />

Diessener Trachtenverein und die Assistentenschar,<br />

sprich die Trachtenzwergerl,<br />

die die Ehrengäste am Busbahnhof<br />

in Empfang nehmen und begleiten.<br />

Das mittlere Bild zeigt viele der Ehrengäste<br />

an Bord der <strong>DIESSEN</strong>, darunter<br />

Bezirkstagspräsident Josef Mederer mit<br />

Frau, Bezirksrat Josef Loy, Edith Memmel<br />

(Obermeisterin der Keramikerinnung<br />

Bayern), Gerhard Trommler (Ausstellerbeirat)<br />

und zahlreiche Journalisten<br />

von den Heimat-Medien.<br />

Darunter gehts weiter mit Uttings Bürgermeister<br />

Josef Lutzenberger, Stefanie<br />

Millonig (Augsburger Allgemeine<br />

und Landsberger Tagblatt), Marktleiter<br />

Wolfgang Lösche und Beate Bentele<br />

(Presse undPR Töpfermarkt), Rudi Baier<br />

(Deutsche Handwerkszeitung) und<br />

Matti Baur, Regisseur und Filmemacher,<br />

der mit seinem Film „Im Garten des Töpfers“<br />

der Keramiker-Legende Ernst Lösche<br />

(1923 - 2010) eine bleibende Erinnerung<br />

schuf.<br />

Am Dampfersteg nahm die Blaskapelle<br />

Diessen die Ehrengäste in Empfang und<br />

begleitete sie ein Stück ihres Weges mit<br />

flotter Marschmusik. (Die Bildauswahl<br />

zeigt aus Platzgründen nicht alle der Ehrengäste.)<br />

bb.<br />

Michael Gausling | Forstanger 15 | D - 86911 Diessen | Fon 00 49 - 88 07 - 45 59<br />

galerie@fritz-winter-atelier.de | www.fritz-winter-atelier.de<br />

Galerie und Kunsthandel<br />

Bilder Objekte Skulpturen<br />

Die Experten vom Fritz-Winter-Atelier in Diessen<br />

konzipieren Kunstsammlungen für internationale<br />

Unternehmen, Banken, Kanzleien, Praxen und entwickeln<br />

individuelle Lösungen für Privatsammlungen.<br />

Die Kunstsachverständigen vom Fritz-Winter-<br />

Atelier präsentieren Klassiker der Moderne. Schwerpunkte<br />

sind die Informellen mit Fritz Winter an der<br />

Spitze sowie Vertreter der Gruppen Zen 49, Zero,<br />

die Brücke und andere Gestalter der Zeit.<br />

Der Markt und die Medien<br />

Was ist der Diessener Töpfermarkt ohne<br />

seine Medien? Sie sind treue Begleiter<br />

und tragen den Ruf des großen Keramiker-Festivals<br />

hinaus in die Welt: Die<br />

Heimatzeitungen sind fast täglich live<br />

dabei, oft drücken sie schon auf den<br />

Auslöser, wenn die Töpfer anreisen und<br />

sich für ihre vier Markttage am See einrichten.<br />

Die Fachpresse - die Keramikmagazine,<br />

Zeitschriften für Kunsthandwerk,<br />

Kultur, Architektur - sie sind wegen<br />

ihrer Sonderthemen das ganze Jahr<br />

über am Töpfermarkt interessiert, von<br />

I M P R E S S U M<br />

dem sie schreiben, er gehöre zu den Top<br />

Ten in Europa. Ihnen allen, den Printmedien,<br />

Runkfunksendern und Film-Teams<br />

sagen die Töpfer ein herzliches Danke<br />

und freuen sich auf alles, was über den<br />

Markt medial wahrgenommen wird.<br />

Zu den Bildern: Immer wieder weht die<br />

B1-Fahne über dem Markt, hier mit Christine<br />

Gaupp, Michael Weberpals, Thies<br />

Marsen (von links) flankiert von zwei<br />

Technikern. Daneben Adrian Prechtel<br />

von der AZ und Rudolf Gilk von der<br />

Bayerischen Abendschau. bb.<br />

BRANDheiss, die Zeitung des Diessener Töpfermarktes, Ausgabe Mai 2010<br />

© Konzept, Layout, Redaktion, Fotos, Anzeigen: Beate Bentele.<br />

Autoren: Gabi Dewald, Wolfgang Lösche, Jörg Ankermüller. Anja Bach-Fotografie Seite 20. Druckvorstufe und<br />

Anzeigengestaltung: Marianne Feilke, Raisting. Druck: Wendler Druck, Diessen. Auflage: 5.000 Exemplare für<br />

den Diessener Töpfermarkt 2010. Eine artbeate-production, D-86911 Diessen am Ammersee, Prinz-Ludwig-<br />

Straße 12, Telefon 00 49 - 88 07 - 949 100, E-mail artbeate@aol.com.<br />

Titelbild: Nixe von Larasser Keramik am Kirchsteig in Diessen.


Das BRANDheisse Keramik-Glossar<br />

Das Wichtigste<br />

ASCHEGLASUR<br />

Glasur mit einem Anteil aus<br />

aufbereiteter Pflanzenasche<br />

AUFGLASURFARBEN<br />

Keramische Farben, die auf bereits<br />

glatt gebrannte, glasierte Gefäße<br />

aufgetragen werden<br />

BAUKERAMIK<br />

Alle beim Bauen verwendeten grobkeramischen<br />

Erzeugnisse (Mauer- und<br />

Dachziegel, Kachelöfen, Bodenfliesen,<br />

Wandverkleidung, Drainagerohre etc.)<br />

BLEIGLASUR<br />

Transparente, farblose Glasur, die auf<br />

Blei- und Siliciumoxid basiert<br />

BRENNEN<br />

Erhitzen der getrockneten Keramik bis<br />

die endgültige Festigkeit erreicht ist<br />

CRAQUELEE-GLASUR<br />

Mit einem Netz von Feinrissen durchzogene<br />

Glasur. Entsteht, wenn Wärmeausdehnung<br />

des Scherbens und der<br />

Glasur stark voneinander abweichen<br />

DECKENDE GLASUR<br />

„Trübe“ Glasur, der Eindruck entsteht<br />

durch den Zusatz von Trübungsmitteln<br />

DEKOR<br />

Oberflächengestaltung der Keramik<br />

DREHEN<br />

Formen des Tons auf Töpferscheibe<br />

ENGOBE (Anguss, Beguss)<br />

Dünner, matter Überzug aus feinem,<br />

geschlämmtem Ton, zur Verbesserung<br />

der Oberfläche oder als Dekor<br />

FAYENCE (Majolika)<br />

Keramik mit porösem, farbigem Scherben<br />

unter weiß deckender Zinnglasur<br />

FELDSPATGLASUR<br />

Glasur mit hohem Feldspatanteil als<br />

Flußmittel<br />

auf einen Blick<br />

FLUSSMITTEL<br />

Zusätze zur Masse, die die Sinter- oder<br />

Schmelztemperatur herabsetzen<br />

FORMGEBUNG<br />

Fertigungsabschnitt bei der Keramikherstellung,<br />

in dem das Produkt seine<br />

Gestalt erhält<br />

FRITTE<br />

Vorgeschmolzener, pulverförmiger Teil<br />

eines Glasurversatzes<br />

GLASUR<br />

Glasartiger Überzug, glättet die Oberfläche,<br />

dient als Dekor und dichtet den<br />

porösen Scherben ab<br />

GLATTBRAND (Scharffeuerbrand)<br />

Der zweite Brand, der dem Scherben<br />

seine endgültigen Eigenschaften gibt<br />

IRDENWARE Ton-/Töpfer-/Hafnerware<br />

Keramik mit farbigem, porösem Scherben,<br />

häufig überzogen mit Engoben<br />

und Blei- oder Zinnglasuren<br />

MALHORN<br />

Gerät zur Keramikbemalung<br />

OXIDATIONSBRAND<br />

Brand unter großer Sauerstoffzufuhr,<br />

lässt Scherben weiß, gelb oder rot<br />

werden<br />

PORZELLAN<br />

Keramik mit dichtem, weißem, in dünner<br />

Lage transparentem Scherben.<br />

Hartporzellan wird bei 1380 bis 1460<br />

Grad Celsius gebrannt<br />

RAKU<br />

Aus Japan, Keramik mit Bleiglasur, die<br />

bei etwa 900 Grad Celsius dem Ofen<br />

entnommen und in glühendem Zustand<br />

in Wasser abgeschreckt wird<br />

REDUKTIONSBRAND<br />

Brand unter wenig Sauerstoffzufuhr,<br />

lässt Scherben schwarz werden<br />

REDUKTIONSGLASUR<br />

Glasuren, die im Reduktionsbrand ihre<br />

endgültige Farbe erhalten<br />

SALZGLASUR<br />

Glasur auf Steinzeug, hergestellt mit<br />

Kochsalz, das in den heißen Ofen gestreut<br />

wird<br />

SCHERBEN<br />

Gebrannter, keramischer Werkstoff<br />

SCHLÄMMEN<br />

Aufbereitung des rohen Tones in einer<br />

Schlämmanlage zu plastischer Masse<br />

SCHRÜHBRAND<br />

(Biskuit- oder Ruhbrand)<br />

Erster Brand zwischen 800 bis 1250<br />

Grad Celsius; er verfestigt die Keramik,<br />

bevor sie weiter verarbeitet wird<br />

SCHWARZGESCHIRR<br />

Durch Reduktionsbrand schwarz gefärbte<br />

Keramik (Irdenware)<br />

SINTERN<br />

Verfestigung der Tonteilchen während<br />

des Brandes<br />

STEINGUT<br />

Keramik mit porösem, weißem Scherben<br />

unter transparenter Glasur<br />

STEINZEUG<br />

Eine Keramik mit farbigem, dichtem<br />

Scherben<br />

TON<br />

Natürlicher, mineralischer Rohstoff von<br />

Keramik<br />

TROCKNEN<br />

Entzieht dem geformten Ton Wasser<br />

UNTERGLASURFARBEN<br />

Sie werden vor dem zweiten Keramik-<br />

Brand aufgetragen und anschließend<br />

mit durchsichtiger Glasur überzogen<br />

VERGLÜHBRAND (wie Schrühbrand)<br />

ZINNGLASUR<br />

Bleiglasur mit Zinnoxid-Zusatz, der als<br />

unlöslicher Farbkörper die Glasur trübt<br />

Auf Wiedersehen im nächsten Jahr<br />

<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT AM SEE<br />

von Christi Himmelfahrt, Donnerstag, 2. Juni bis Sonntag, 5. Juni 2011

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!