CL 43 - Cthulhus Ruf
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Christoph Marzi erzählt die Geschichte von Phantasma aus der Ich-Perspektive, was den<br />
Leser sofort in die Gedankenwelt des Protagonisten katapultiert. Ohne Umschweife entfalte<br />
sich so die Perspektive auf eine Seele, die im Gewirr aus Ruhm und Verlangen gefangen ist.<br />
Ein kraftvoller Duktus begleitet die Erzählung. Phantasma scheint nie an seinen<br />
Entscheidung zu Zweifeln, und trotzdem ist sein Leid spürbar in aller Deutlichkeit.<br />
Die Figur des Professor Marvel wirkt einen moderner Mephisto gleich, doch sowohl sein<br />
Charakter, als auch jene seiner unzähligen Opfer sind sich gleich: Sie alle werden von einem<br />
Begehren beherrscht, das sie schreckliche Dinge tun lässt. Marvel agiert im Hintergrund und<br />
ebenso fließt seine Existenz in den Text: Leise, fast unbedeutend und doch ist seine Kraft<br />
allbedeutend für Phantasma.<br />
Beschrieben wird in erster Linie das Leben des Protagonisten, die Schilderung der<br />
Außenwelt wird auf ein Minimum reduziert und kommt nur dort zum Einsatz, wo es für die<br />
Handlung unumgänglich ist. Dieses Manko stört aber nur am Rande, ist wie ein schwacher<br />
Schleier, denn der Leser wird einzig von der Figur des Phantasma eingenommen. Er ist das<br />
Buch, man hasst und bedauert ihn gleichzeitig – dieses Geschöpf, was seinen Wünschen<br />
gänzlich Verfallen ist. Zugleich ist dieses Buch und seine Geschichte aber auch eine<br />
Hommage an die Musik, an die Menschen, die dafür alles geben.<br />
Christoph Marzi transportiert faustsche Elemente in die Gegenwart und beweist damit, dass<br />
dieser Stoff seit Goethe nichts an Faszination verloren hat. Auch im 21. Jahrhundert ist seine<br />
Wirkung ungebrochen.<br />
Die Eindrücke, die Phantasma zu vermittelt weiß, sind so schillernd bunt, wie das Milieu, in<br />
dem es spielt; wie ein schwerer, voller Wein ist seine Wirkung. Wäre das Büchlein mit<br />
seinen 85 Seiten nicht so furchtbar kurz, der Leser würde Gefahr laufen, sich daran zu<br />
betrinken!<br />
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