CL 43 - Cthulhus Ruf
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woher er Suleika wohl kennen könnte.<br />
Ignatius, als Substitut des erkrankten Staatssekretärs zwar einer, wenn nicht sogar der<br />
wichtigste Mann im Kirchenstaat, aber kein stimmberechtigter Kardinal, steht mit hinter<br />
dem Rücken verschränkten Händen am Fenster und beobachtet zum wiederholten Male den<br />
Schornstein der sixtinischen Kapelle. Wie die Maschine prophezeit hat, stieg am siebten Tag<br />
schwarzer Rauch auf, es hatte keine Einigung unter den achtunddreißig wählenden<br />
Kardinälen gegeben. Und wie die Maschine prophezeit hat, soll am vierzehnten der neue<br />
Hirte gewählt und verkündet werden. Es wird einen Umbruch geben. Seither schweigt die<br />
Maschine und heute ist der vierzehnte Tag. Ignatius winkt einen Bediensteten herbei.<br />
»Wo ist die Nichte des Sultans?« Suleika war heute Morgen nicht in ihrem Zimmer<br />
gewesen, er hatte sie gesucht, aber nicht gefunden. Er hatte sie vermisst? Möglich, aber<br />
Ignatius will es sich nicht eingestehen. Sie ist ein besonderer Mensch, hatte der Sultan<br />
gesagt, Ignatius kann das bestätigen. Der Bedienstete verneint, Ignatius’ Miene verzieht<br />
sich. Er verscheucht ihn mit einer flüchtigen Handbewegung und fokussiert seinen Blick<br />
wieder auf die Kapelle. Rauch? Ignatius sieht genauer hin. Rauch! Sein Herz schlägt<br />
schneller, seine Unsicherheit, seine durch die auf der langen Reise gewonnenen<br />
Erkenntnisse und die dadurch aufgeworfenen Fragen, all dies kann er zukünftig seinem<br />
Oberhaupt anvertrauen und auf Lösung in dieser schwierigen Zeit hoffen. »Fumata!<br />
Fumata!«, schallt es von draußen herauf und Ignatius eilt auf den Petersplatz, um der<br />
Verkündung beizuwohnen. Name um Name nennt er gedanklich, hofft und bangt, ehe er an<br />
den Soldaten vorbei seinen Platz in guter Sicht auf die Benediktionsloggia einnimmt. Um<br />
ihn herum schwillt das erwartungsvolle Tönen einer aufgeladenen Menschenmenge an,<br />
Tauben steigen aufgeschreckt auf, immer noch eilen Interessierte herbei. Das große Fenster<br />
öffnet sich, ein Raunen brandet auf und zögerlich tritt der Kardinalprotodiakon hervor.<br />
Ignatius kennt ihn gut und wundert sich über dessen Unsicherheit. Eine einfache Geste und<br />
die Menge verstummt. Man hört das Flattern der Tauben.<br />
»Annuntio vobis gaudium magnum! 1 «<br />
Ohne es zu wissen, bewegt Ignatius die Lippen. Er ist nicht der Einzige. Unzählige<br />
Augenpaare ruhen auf dem kleinen Punkt und lauschen der etwas heiseren Stimme, die über<br />
Klangverstärker über den Platz weht.<br />
»Habemus Papam!« 2<br />
Einzelne Jubelrufe, eine ältere Frau in Ignatius’ Nähe sackt ohnmächtig zusammen und wird<br />
von helfenden Händen aufgefangen.<br />
»Eminentissimum ac Reverendissimum…Dominum …« 3<br />
Ignatius wird misstrauisch ob der eingelegten Pause, blinzelt, kann aber keine<br />
Anhaltspunkte für einen Verdacht in welche Richtung auch immer finden. Aber es war nun<br />
mal sein Beruf, Verdacht zu hegen. Er entspannt sich und wartet etwas ungeduldig auf die<br />
weiteren Worte.