CL 43 - Cthulhus Ruf
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Hier beginnt wohl der schwierigste, aber auch faszinierendste Teil von Die Seelenfresser.<br />
Colin Wilson lässt seine Protagonisten einen Blick in ihr Bewusstsein nehmen und<br />
erkennen, welch Energie in diesem steckt. Zuvorderst stehen beide einer solchen Erfahrung<br />
hilflos gegenüber. Das Bewusstsein entfaltet sich vor ihnen wie ein unendliches Universum,<br />
es erscheint schwarz und unbelebt.<br />
Die aufkommenden Gefühle von Nichtigkeit, die primär Austin durchlebt, können als<br />
Kosmischer Schrecken der Seele bezeichnen werden. Waren es bei Lovecraft fremde Mächte<br />
aus den Tiefen des Alls, so sind es hier die ungeahnten Möglichkeiten, Gefahren und<br />
Einsichten, die die agierenden Personen beinahe in den Wahnsinn treiben und sie nur mit<br />
Mühe den Verstand behalten lassen. Dieses Element lovecraftscher Ideenwelt fungiert aber<br />
nur als Zwischenschritt zur Vervollkommnung der angestrebten Erleuchtung. Denn Austin<br />
und seine Mitstreiter beginnen, sich diese gedankliche Unendlichkeit zu Nutze zu machen,<br />
sie wie ein unerforschtes Land voller Abenteuer zu bereisen. Durch ihre geistigen<br />
Exkursionen und dem Verständnis für das innerste der Seele erwachsen ihnen<br />
Möglichkeiten, die es sogar zulassen psychokinetische Fähigkeiten zu entwickeln.<br />
Wilson gelingt solch „Reisebericht“ in fesselnder Weise zu vermitteln, indem er eine<br />
Vielfalt an Metaphern verwendet, sich vereinzelt aber auch daran verschluckt auf Grund<br />
fehlender Mittel etwas zu beschreiben, was mit Worten nicht geschildert werden kann.<br />
Wie angeführt finden sich im Text einige lovecraftsche Paraphernalien, die aber nur eine<br />
marginale Rolle spielen. Seine Faszination indes, rührt von den Denkmodel Wilsons über<br />
das menschliche Ich, seine Facetten und Möglichkeiten her. Unter dieser Fülle von<br />
Eindrücken kommt eine eingehendere Charakterisierung der Protagonist nie richtig<br />
zustande; sie wirken entfernt und starr – schon ihrer erlangte Übermenschlichkeit wegen.<br />
Die Thematik die Wilson hier zugrunde legt, ist für den Leser ohne philosophische und<br />
psychologischen Kenntnis etwas schwer nachzuvollziehen, dementsprechend Entrückt wird<br />
ihm die Erzählung vorkommen.<br />
Ein wenig mehr Pathos hätte auch nicht geschadet, vor allem dort, wo spektakuläre<br />
Ereignisse, wie die Herauslösung des Mondes aus dem Wirkungsbereich der Erde, ihr<br />
Kommen ankündigen. Stattdessen wirken solch Außerordentlichkeiten – bedingt durch die<br />
protokollähnliche Erzählform – ennuyant und unverbindlich.<br />
Die Seelenfresser ist somit ein Roman, der nur so vor guten Ideen und anregenden<br />
Denkansätzen strotzt; bedauerlicherweise aber durch den zu wissenschaftlichen und<br />
belehrenden Stil des Autors arg begrenzt wird.<br />
Auch zu finden unter CTHULHUS RUF