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CL 43 - Cthulhus Ruf

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»Ich muss gehen«, sagt er. »Sofort!«<br />

Während im fernen Marrakesch der Substitut Corovan Ignatius in seinem Gemach<br />

verzweifelt versucht, die Stimmen der Häresie zu ersticken, herrscht in den wuchtigen<br />

Gemäuern des Vatikans das strebsame Treiben geschäftiger Vorbereitungen. Die Maschine<br />

hat die Litanei des Konvents bestimmt und es gilt, die Anforderungen zu erfüllen. Soutanen<br />

wehen eilenden Schritten hinterher, im Minutentakt fahren Dampfdroschken ratternd über<br />

das Kopfsteinpflaster, beliefern den Kirchstaat mit notwendigen Gütern von außerhalb,<br />

Stimmen erheben sich zu <strong>Ruf</strong>en und Anweisungen und selbst der ruhig einkehrende Herbst<br />

scheint von dem Treiben angesteckt und scheucht im aufkommenden, kalten Wind Blätter<br />

vor sich her. Derweil versammeln sich die stimmberechtigten Kardinäle zu einem<br />

informellen Treffen in der sixtinischen Kapelle, besprechen das anstehende Protokoll und<br />

beenden die Zusammenkunft mit einem gemeinsamen Mahl. Biss um Biss werden die<br />

Speisen verzehrt.<br />

Proteine – zu Recht tragen sie den Namen Molekularmaschinen und gleichen damit<br />

semantisch dem großen Vorbild, das jenen Prozess, der nun beginnt, ersonnen hat – werden<br />

aufgenommen, biochemische Prozesse angestoßen und in einigen der Speisenden<br />

beeinflussen sie ein seit längerer Zeit inhärentes Wirt-Gast-System. Die Marinaden sind es,<br />

die jetzt und bis zur Konklave, die Träger des Wirt-Gast-Systems mit Essigsäure versorgen.<br />

In so wohl dosierten Mengen, dass der oktaedrische Nanocontainer, den sie in sich tragen,<br />

beständig einer Denaturierung unterworfen wird, bis er jene Stoffe freisetzt, die die<br />

Maschine ihrerzeit gewünscht hatte. Unwissend füllen sich die auserwählten Kardinäle<br />

weitere Soßen auf, verspeisen sie ahnungslos und spüren keinen Schmerz bei dem in ihnen<br />

ausgelösten Lochfraß.<br />

Ignatius fühlt sich in seinem Glauben erschüttert. Seine Abreise wünschte er ohne<br />

zeremonielle Festivitäten, so kam es, dass er nun dem Sultan zum Abschied in seinem<br />

schwebenden Palast gegenübersteht, die Schultern hängen, sein Blick ist getrübt und er<br />

findet kaum die richtigen Worte, vielmehr bringt er stammelnd diplomatische Phrasen<br />

hervor und hofft, dass die Unterhaltung in Kürze ein Ende erfährt. Der Sultan erkennt die<br />

Gemütslage seines Besuchers und weiß darauf keinen angemessenen Umgang.<br />

»Verzeiht, ich sehe, Ihr seid nicht wohlauf und freut Euch verständlicherweise auf Eure<br />

Abreise. Darf ich darum bitten, dass meine Nichte Suleika Euch begleiten wird?« Als hätte<br />

sie die Unterhaltung mit angehört, öffnet sich eine Tür und sie tritt herein. Ignatius ist zu<br />

schwach, um überrascht zu sein.<br />

»Ja«, antwortet er und will zu seinem Luftschiff. Der Sultan ist mit einem Schritt bei ihm<br />

und hält ihn sanft fest.<br />

»Bitte achtet gut auf sie, sie ist ein ganz besonderer Mensch.« Der Sultan sieht Ignatius<br />

ernst an und Ignatius nickt. Er hat verstanden und dennoch nagt erneut die Frage in ihm,

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