CL 43 - Cthulhus Ruf
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eine Hand auf Ignatius Unterarm.<br />
»Ihr könnt sie sehen, wenn Ihr wollt«, sagt er sanft und Ignatius kann sich der Kraft des<br />
Angebots Dank seiner ausgeprägten Neugier kaum entziehen.<br />
»Sie … liegt hier? In einem Tempel?«<br />
Der Sultan verneint mit einem Kopfschütteln.<br />
»An einem geheimen Ort. So war ihr Wunsch«, antwortet er.<br />
Ignatius wägt seine nächsten Worte sorgfältig ab. »Wenn der Ort so geheim ist, wie Ihr sagt,<br />
warum wollt Ihr ihn mir zeigen?«, fragt der Substitut, seine lauernde Haltung durch Naivität<br />
überspielend.<br />
»Damit wir uns besser kennenlernen und vielleicht sogar Freundschaft schließen, wenn wir<br />
sehen, dass unsere Ansichten gar nicht so unüberbrückbar sind.«<br />
Ignatius fragt sich, ob die Antwort des Sultans mit gleichem Pulver verschossen wurde, und<br />
spürt den Arm des Herrschers auf seiner Schulter.<br />
»So wie Ihr mein Gast seid, wünsche ich beizeiten Eure Gastfreundschaft. Erhoffe ich zu<br />
viel?«<br />
Ignatius überlegt, ob er dem Wunsch des Sultans entsprechen kann, wägt seine<br />
Möglichkeiten ab, ehe er einen Entschluss fasst.<br />
»Über einen Austausch würde ich mich sehr freuen«, antwortet er knapp und hofft auf eine<br />
diplomatische Bilanz zu seinen Gunsten.<br />
Der Sultan nickt, lächelt und fährt sich mit dem Zeigefinger über die Unterlippe.<br />
»Sobald Ihr Eure Erkundungen zu dem … Okkulat beendet habt, soll ein Besuch am Grabe<br />
der Göttin anstehen. Ihr werdet viel erfahren.«<br />
Es waren keine wirklichen Momente der Stille, denn seit Anbeginn ihres Dienstes atmete<br />
die Maschine unentwegt. Aber manchmal schien es, als würde sie nachdenken. Wie jetzt.<br />
Die Plasmatypografen stellen ihre Bewegungen ein, unbeschriebenes Gewebe drängt hervor<br />
und in dem Loch der zerrinnenden Bedeutungslosigkeit formt sich aus der Leere eine Frage.<br />
Viele Fragen. In diesen Augenblicken steigt die Anspannung derart, dass sie zum Greifen<br />
scheint. Im Inneren der Maschine konkludieren komplexe Formeln, werden zerlegt und neu<br />
zusammengesetzt. Determinanten werden herangezogen, analysiert und zu Prozessen<br />
geformt. Zahlenreihen werden codiert und in die Semantik der Sprache gebettet. Ein<br />
Typograf holt aus, wie ein Dirigent sein Orchester zum Crescendo führt, schlägt auf dem<br />
Höhepunkt aller Erwartungen zu und formt Gewebe. Die Spannung hebt sich um eine<br />
weitere Nuance, bis der Kardinalpräfekt die Exegese beendet hat und flüsternd das WORT<br />
einem ausgewählten Ohr verkündet. Ebenso geheimnisvoll, wie die Maschine<br />
Informationen gebiert, verbreiten sie sich hinter vorgehaltenen Händen, bis ein jeder von<br />
ihnen weiß. Die Liturgie zur anstehenden Konklave wurde benannt, die Nachricht wird<br />
umgehend mit dem nächsten Luftschiff nach Marrakesch verschickt.