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RUMÄNIEN - Kitzler Verlag

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Wirtschaft<br />

„Mit der Petrom führt<br />

die OMV in Mitteleuropa“<br />

Ein Gespräch mit Generaldirektor Dr. Ruttenstorfer<br />

Die OMV (früher ÖMV ÖsterreichischeMineralölverwaltung,<br />

ab 1995 OMV Aktiengesellschaft)<br />

ist das größte börsenotierte<br />

Industrie-Unternehmen Österreichs,<br />

mit Explorations- und Produktionsaktivitäten<br />

in 21 Ländern auf 5 Kontinenten<br />

und ein führender Erdöl- und<br />

Erdgaskonzern in Mitteleuropa. 2004<br />

erwarb die OMV 51% am rumänischen<br />

Öl- und Gaskonzern Petrom. Der Konzern<br />

wird seit dem 1. Jänner 2002 durch<br />

Dr. Wolfgang Ruttenstorfer geführt,<br />

der in Wien auch der „Österreichisch-<br />

Rumänischen Gesellschaft“ vorsteht.<br />

AußenSeiten: Herr Dr. Ruttenstorfer,<br />

wir danken Ihnen, dass wir Sie in Ihrer<br />

Doppelfunktion als Generaldirektor<br />

der OMV und als Präsident der „Österreichisch-Rumänischen<br />

Gesellschaft“<br />

sprechen können. Welches Amt macht<br />

Ihnen mehr Freude?<br />

Ruttenstorfer: Beide Funktionen sind<br />

sehr unterschiedlich mit unterschiedlichenSchwerpunk-<br />

ten. Durch unsere Akquisition<br />

der Petrom<br />

liegt ein wichtiges Tätigkeitsfeld<br />

in Rumänien,<br />

daher freue ich<br />

mich als Präsident der<br />

Österreichisch-Rumänischen Gesellschaft<br />

tätig sein zu können.<br />

AußenSeiten: Die OMV ist auch ein<br />

typisches Beispiel österreichischer Industriegeschichte;<br />

1938 mit reichsdeutschem<br />

Kapital und Technik aufgebaut<br />

und 1946 in einen sowjetischen Staatskonzern<br />

überführt, begann dann 1956<br />

als österreichischer Staatsbetrieb ein<br />

Neuanfang. Erst 1987 erfolgte eine vorsichtige<br />

Privatisierung und heute besteht<br />

noch ein Staatsanteil von 31,5 %.<br />

Wie politisch unabhängig ist die OMV?<br />

„Die Petron wird bis 2010<br />

das führende Unternemen<br />

in CEE werden.“<br />

Ruttenstorfer: Die Wurzeln der OMV<br />

gehen viel weiter zurück als 1938.<br />

Heute ist die OMV ein börsenotiertes,<br />

modernes, international tätiges Unternehmen,<br />

50,9% der Aktien befinden<br />

sich im „free float“. Politischer Einfluss<br />

spielt keine Rolle bei unseren Zielen,<br />

unserer Strategie und deren Umsetzung.<br />

Unseren Aktionären ist es wichtig,<br />

dass wir Werte schaffen und wenn<br />

man unseren Wachstumskurs betrachtet,<br />

sind wir hier sehr erfolgreich.<br />

AußenSeiten: Am 21. April 2007 unterzeichnete<br />

die OMV mit dem Iran<br />

drei Absichtserklärungen über das<br />

größte Erdgas-Geschäft eines europäischen<br />

Unternehmens und erntete besonders<br />

aus den USA harsche Kritik.<br />

Wie glaubwürdig ist für Sie die Haltung<br />

der US-Regierung gegenüber der<br />

Zusammenarbeit mit dem Iran?<br />

Ruttenstorfer: Der Europäische Gasbedarf<br />

steigt stark an, gleichzeitig sinkt<br />

die Förderung innerhalb der EU. Ziel<br />

der OMV ist es, die<br />

Versorgungssicherheit<br />

Europas mit Erdgas zu<br />

verstärken, daher haben<br />

wir eine Absichtserklärung<br />

mit der<br />

National Iranian Oil<br />

Company abgeschlossen, um zusätzliche<br />

Erdgasreserven für Europa nutzbar<br />

zu machen. Zu konkreten Vereinbarungen<br />

ist es noch nicht gekommen,<br />

derzeit laufen Verhandlungen.<br />

Wie Öl- und Gasgesellschaften anderer<br />

europäischer Länder , wie etwa<br />

UK/Niederlande (Shell), Spanien<br />

(Repsol), Frankreich (Total) und Norwegen<br />

(Statoil), die im Iran engagiert<br />

sind, betrachten wir die Tatsache, dass<br />

dieses Land die zweitgrößten Erdgasreserven<br />

der Welt aufweist, als legitime<br />

Dr. Wolfgang Ruttenstorfer<br />

Möglichkeit, die dortigen Vorkommen<br />

auch für Europa nutzbar zu machen.<br />

Als europäisches Unternehmen mit<br />

Sitz in Wien halten wir uns dabei an<br />

alle für uns relevanten Gesetze und<br />

Regelungen. Dies sind die Gesetze und<br />

Bestimmungen der Europäischen Union,<br />

die österreichischen Gesetze und<br />

die Gesetze des jeweiligen Landes, in<br />

dem wir tätig sind. Selbstverständlich<br />

halten wir uns an die Resolutionen der<br />

Vereinten Nationen.<br />

AußenSeiten: 2003 erwarb die OMV<br />

45% an der BAYERNOIL und beim<br />

Verkauf der deutschen ARAL an die BP<br />

247 Tankstellen in Deutschland. Wird<br />

sich die OMV in Westeuropa weiter<br />

engagieren oder wollen Sie nur noch in<br />

Osteuropa expandieren?<br />

Ruttenstorfer: Die OMV hat sich in den<br />

letzten Jahren durch die konsequente<br />

Umsetzung ihrer Wachstumsstrategie<br />

zum führenden integrierten Erdöl-<br />

und Erdgasunternehmen in Mitteleuropa<br />

entwickelt und hat einen 20%<br />

Marktanteil im Donauraum erreicht.<br />

Unser Ziel ist es, unsere Position im<br />

europäischen Wachstumsgürtel weiter<br />

26 AußenSeiten 1 | 2008<br />

zu verstärken. Wir verfügen über eine<br />

gute Position in Süddeutschland, weiteres<br />

Wachstum in den reifen Märkten<br />

Westeuropas ist nicht im Fokus unserer<br />

Strategie.<br />

AußenSeiten: Das Erdöl wird vermutlich<br />

zwischen 2100 und 2150 aufgebraucht<br />

sein. Womit werden dann<br />

die Autos angetrieben und die Häuser<br />

beheizt? Auf welche Zukunftsenergien<br />

setzt die OMV?<br />

Ruttenstorfer: Öl und Erdgas werden<br />

auch in den nächsten Jahrzehnten das<br />

Energiespektrum dominieren. Um auf<br />

die Zukunft vorbereitet zu sein, wird<br />

die OMV in den kommenden Jahren<br />

verstärkt auf erneuerbare Energieträger<br />

setzen. Dazu haben wir 2006 eine<br />

eigene Gesellschaft, den OMV Future<br />

Energy Fund, gegründet.<br />

Der OMV Future Energy Fund identifiziert<br />

als eigene Gesellschaft Projekte<br />

zu erneuerbarer Energie innerhalb<br />

des OMV Konzerns, begleitet diese<br />

und unterstützt mit mehr als EUR 100<br />

Mio. finanziell diese Projekte. Erneuerbare<br />

Energieträger werden in den<br />

kommenden Jahren immer mehr an<br />

Bedeutung gewinnen. Wir wollen<br />

den OMV Future Energy Fund dazu<br />

nutzen, um den Übergang von einem<br />

reinen Erdöl- und Erdgaskonzern zu<br />

einem Energiekonzern zu ermöglichen,<br />

der erneuerbare Energien in seinem<br />

Portfolio hat.<br />

AußenSeiten: Aus Gründen des Umweltschutzes<br />

sollen Diesel und Benzin<br />

verstärkt Bio-Kraftstoffe beigemengt<br />

werden, in Deutschland ab 2009 sogar<br />

10%, was dazu führen würde, das Millionen<br />

von Autos das wesentlich teurere<br />

Super Plus tanken müssen, um ihre<br />

älteren Motoren zu schonen. Welchen<br />

Beimengungsgrad halten Sie in Österreich<br />

für realistisch?<br />

Ruttenstorfer: Wichtig ist, dass es in<br />

Europa einen Gleichklang bei der Beimischung<br />

von biogenen Anteilen gibt.<br />

Dies ist im Sinne der Konsumenten.<br />

Hier ist noch einiges von Seiten der<br />

EU zu unternehmen, denn derzeit gibt<br />

es verschiedenen Regelungen in den<br />

AußenSeiten 1 | 2008<br />

verschiedenen Ländern der Europäischen<br />

Union. In Österreich mischen<br />

wir derzeit rund 5% bei Diesel und<br />

Benzin bei. Das entspricht noch den<br />

Anforderungen der Fahrzeugindustrie<br />

zum reibungslosen Betrieb der Autos.<br />

Eine Erhöhung der Beimischung kann<br />

nur unternommen werden, wenn sich<br />

Politik und Fahrzeugindustrie gemeinsam<br />

dieser Herausforderung stellen.<br />

AußenSeiten: Die OMV will bis 2010<br />

die „Nummer 1“ in Mitteleuropa sein<br />

und die eigenen Raffinerien mit mindestens<br />

50% selbst produziertem Erdöl<br />

und Erdgas auslasten. Woher sollen die<br />

noch fehlenden Kapazitäten in den noch<br />

verbleibenden zwei Jahren kommen?<br />

Ruttenstorfer: Mit der Übernahme der<br />

Aktienmehrheit an Petrom hat sich die<br />

tägliche Fördermenge der OMV auf<br />

rund 321.000 boe (Stand Ende Dezember<br />

2007) erhöht. Damit ist die OMV<br />

zum größten Öl- und Erdgasproduzenten<br />

Mitteleuropas gewachsen. Ziel<br />

für 2010 ist es, aus eigner Kraft, das<br />

heißt aus eigenen bereits jetzt bestehenden<br />

Projekten, eine tägliche Fördermenge<br />

von 400.000 boe zu erreichen.<br />

AußenSeiten: Die OMV hält 51% am<br />

rumänischen Öl- und Gaskonzern Pe-<br />

Wirtschaft<br />

trom, was sind Ihre kurz- und mittelfristigen<br />

Ziele bei diesem Engagement?<br />

Ruttenstorfer: Wir werden unser erfolgreiches<br />

Modernisierungsprogramm<br />

bei der Petrom konsequent weiterführen.<br />

Nach den ersten sichtbaren<br />

Erfolgen des E&P-Modernisierungsprogramms<br />

in der Petrom werden für<br />

das Jahr 2008 in Rumänien steigende<br />

Produktionsmengen erwartet. In den<br />

Petrom Raffinerien werden schrittweise<br />

Verbesserungen aufgrund von laufenden<br />

Restrukturierungsinvestitionen<br />

erwartet, die großen Ergebnisverbesserungen<br />

sind nach Abschluss der Groß-<br />

Bicaz,Izvorul Muntelui See – Der OMV Future Energy Fund unterstützt erneuerbare Energieträger<br />

mit 100 Mio. €, ein Beitrag auch für eine gesunde Umwelt in Rumänien.<br />

investitionen ab 2011 möglich. Insgesamt<br />

werden wir bis 2010 rund 3 Mrd.<br />

€ in Rumänien investieren.<br />

AußenSeiten: Zwischen Österreich<br />

und Rumänien gibt es besonders enge<br />

historische Beziehungen. Hat dies der<br />

OMV bei den Verhandlungen mit der<br />

Petrom und der rumänischen Regierung<br />

geholfen?<br />

Ruttenstorfer: Sicher sind historische<br />

Beziehungen zwischen Ländern hilfreich.<br />

Der Privatisierungsprozess ist<br />

äußert professionell und transparent<br />

abgewickelt worden, entspricht allen<br />

internationalen Standards und wurde<br />

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