RUMÄNIEN - Kitzler Verlag
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AußenSeiten<br />
ÖSTERREICHS PRAXISMAGAZIN FÜR AUSSENWIRTSCHAFT<br />
Ausgabe II - 1 | 2008 – April, € 3,80<br />
Rumänien: Ein Land ist angekommen<br />
OMV: „Nummer 1“ in Mitteleuropa<br />
Der AEO in Österreich<br />
Wein: „Prince Stirbey“ lernt fliegen<br />
Dracula - Blutsauger oder Held?<br />
LÄNDERSCHWERPUNKT: <strong>RUMÄNIEN</strong>
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A Force in Europe<br />
2005/1/T/Ö<br />
Editorial<br />
Hubertus Godeysen<br />
Im Osten geht die Sonne auf! – Viertausend österreichische Unternehmen haben<br />
in Rumänien Niederlassungen gegründet oder Firmen übernommen. Die Reaktionen<br />
sind positiv, denn die Investitionen werfen nicht nur langfristig hohe<br />
Gewinne ab, sondern lassen bereits in kürzester Zeit die heimischen Bilanzen nach<br />
oben schnellen. Vor allem die Banken und Versicherungen verdienen in den neuen<br />
Märkten Südosteuropas bereits mehr als Zuhause.<br />
Wie alle Länder des ehemaligen Ostblocks mussten auch die beiden neuen EU-Mitglieder<br />
Rumänien und Bulgarien in kürzester Zeit nicht nur die Marktwirtschaft des<br />
ehemaligen Klassenfeindes übernehmen, sondern den Zusammenbruch des politischen<br />
und gesellschaft lichen Systems verkraft en und einen Neuaufb au wagen. Mit<br />
hohen Blutopfern erkämpft e sich das rumänische Volk den Sturz der Ceauşescu-<br />
Diktatur und besiegte in Straßenschlachten mit Hunderten von Toten die Geheimpolizei<br />
Securitate.<br />
Rückblickend sind die erbrachten Leistungen, die 2007 zur EU-Reife führten, gewaltig,<br />
auch wenn es Rückschläge gab, Korruption sich ausbreitete und Menschen plötzlich<br />
nach oben gespült wurden, die den Wandel nutzten, um die noch nicht funktionierenden<br />
neuen demokratischen Institutionen hemmungslos auszutricksen.<br />
Rumäniens Aufb auleistung und die gelungene Demokratisierung führten zur gleichberechtigten<br />
EU-Partnerschaft und Österreich konnte Rumänien auf diesem Weg tatkräft<br />
ig begleiten. Ein Grund mehr, stolz auf das gemeinsame Europa zu sein und sich<br />
über die off enen Grenzen zu freuen, die Österreichs Randlage für immer beendeten.<br />
Es ist deshalb charakterlos, wie einige Parteien mit billigen Emotionen und Ängsten<br />
neue Grenzen errichten wollen. Auch ist es unglaubwürdig, wenn Medien sich<br />
ihre Kampagnen gegen die Grenzöff nung durch die Hersteller von Alarmanlagen<br />
und Sicherheitstüren fi nanzieren lassen oder gegen den Menschenhandel der „Ostbanden“<br />
wettern, um dann einige Seiten später mit den Sex-Anzeigen genau dieser<br />
Menschenhändler Profi t zu machen.<br />
Die AußenSeiten wollen mit der Schwerpunktausgabe Rumänien über ein altes<br />
europäisches Land mit großer Zukunft informieren, dass nach einem langen und<br />
schweren Weg nun im modernen Europa angekommen ist. Die österreichischen<br />
EU-Pessimisten sollten sich vom europäischen Geist der Rumänen und vom Mut<br />
und Schwung der rumänischen Jugend anstecken lassen, statt an überholten Vorurteilen<br />
festzuhalten. Die österreichische Wirtschaft macht es vor – mit Gewinn!!!<br />
Herzlichst,<br />
Redaktionsleitung<br />
AußenSeiten<br />
AußenSeiten 1 | 2008<br />
Inhalte<br />
�� Wirtschaft<br />
Im Gespräch mit Ronald Kaltenbäck:<br />
„Wir wollen den Unternehmen den AEO<br />
nicht aufschwatzen!“ ........................................... 4<br />
Im Gespräch mit GD Dr. Ruttenstorfer:<br />
„Mit der Petrom führt die OMV in<br />
Mitteleuropa“ .......................................................... 24<br />
„Prince Stirbey“ lernt fl iegen ..................... 28<br />
�� Schwerpunkt: Rumänien<br />
Ein Land ist angekommen ............................. 9<br />
Adriana Stănescu Geschäftsträgerin<br />
der Botschaft Rumäniens:<br />
„Der beste Kämpfer für die Zukunft<br />
ist die Jugend!“ ..................................................... 12<br />
Mit Optimismus zum EURO ............................ 14<br />
„Ein sehr attraktives Land“ .......................... 16<br />
Die Wirtschaft boomt! ....................................... 18<br />
Dracula – Blutsauger oder Held?............... 20<br />
Wussten, Sie dass … ...................................... 22<br />
Rumänien auf einen Blick .............................. 23<br />
�� Europa<br />
Mehrwertsteuerbetrugsbekämpfung ..... 27<br />
Scanning für Container in die USA ........... 27<br />
�� In eigener Sache<br />
„Die Innenseiten der AußenSeiten“ ..... 29<br />
�� Rubriken<br />
AußenBlicke ............................................................ 30<br />
Impressum ................................................................ 30<br />
Das Titelbild zeigt die<br />
Kirchenburg Prejmer.<br />
Für die freundliche Überlassung der<br />
Rumänien-Fotos danken wir dem Rumänischen<br />
Touristenamt in Wien.<br />
5
Wirtschaft Wirtschaft<br />
„Wir wollen den Unternehmen<br />
den AEO nicht aufschwatzen!“<br />
Im Gespräch mit Ronald Kaltenbäck<br />
AußenSeiten: Herr Kaltenbäck,<br />
Sie gelten in Österreich als<br />
„Mister AEO“. Wie wichtig ist<br />
der AEO für Österreich?<br />
Kaltenbäck: Der AEO (Authorised<br />
Economic Operator - Zugelassener<br />
Wirtschaft sbeteiligter) ist ein neues<br />
zollamtliches Zertifi zierungsverfahren,<br />
das aufgrund der vielen noch offenen<br />
Detailfragen eine große Herausforderung<br />
sowohl für die Wirtschaft<br />
als auch für den Zoll bedeutet. Die österreichische<br />
Zollverwaltung hat sich<br />
deshalb sehr früh und gewissenhaft<br />
auf den nunmehr laufenden Echtbetrieb<br />
vorbereitet.<br />
AußenSeiten: Auf viele Unternehmen<br />
kommen nun erhebliche Veränderungen<br />
zu und es gibt auch Kritik, weil der Eindruck<br />
entstanden ist, dass der AEO Europa<br />
von den USA übergestülpt wurde.<br />
Kaltenbäck: Natürlich waren die USA<br />
und vor allem die Ereignisse um den<br />
11. September der Auslöser für das<br />
gestiegene Sicher-<br />
heitsbedürfnis, aber<br />
wir dürfen nicht vergessen,<br />
dass es auch<br />
in Madrid und London<br />
zu Anschlägen<br />
gekommen ist. Dies<br />
hat dazu geführt, dass<br />
auch in der EU das Sicherheitsdenken<br />
erheblich zugenommen hat. Dass der<br />
liberalisierte Außenhandel ein potenzielles<br />
Terrorziel oder zumindest ein<br />
Instrument für terroristische Aktivitäten<br />
sein könnte, ist nicht wegzuleugnen.<br />
Der Zoll kann aufgrund seiner<br />
Kernkompetenz „Warenkontrolle an<br />
den Außengrenzen“ entscheidend zur<br />
Sicherung der EU-Werte beitragen,<br />
daher hat die Zollsicherheitsinitiative<br />
der EU auch ihre Berechtigung.<br />
„Der Druck wird von den<br />
Geschäftspartnern und<br />
nicht von den Verwaltungen<br />
ausgehen.“<br />
AußenSeiten: AEO-Zertifi kate können<br />
seit dem 1. Jänner beantragt werden,<br />
doch bis zum heutigen Tage sollen nur<br />
wenige österreichische Unternehmen<br />
den AEO beantragt haben. Bahnt sich<br />
hier ein Flop an?<br />
Kaltenbäck: Ich bin sicher, dass sich<br />
kein Flop anbahnt, auch wenn die<br />
Beantragung gemeinschaft sweit, also<br />
nicht nur in Österreich eher langsam<br />
anläuft . Dies überrascht uns aber nicht,<br />
denn die Sicherheitsnovelle tritt erst im<br />
Juli 2009 vollständig in Kraft , bis dahin<br />
ist eine fehlende Zertifi zierung mit<br />
keinen rechtlichen Nachteilen für die<br />
Unternehmen verbunden. Momentan<br />
ist der AEO-Antrag daher eher eine<br />
kaufmännische Entscheidung und ein<br />
Wettbewerbsfaktor, aber noch kein<br />
„must have“.<br />
Von Jänner bis Mitte März sind in Österreich<br />
rund 25 Anträge eingelangt.<br />
Im gleichen Zeitraum sind in der gesamten<br />
EU 450 Anträge in die AEO-<br />
Datenbank übernommen worden. Wir<br />
liegen somit durch-<br />
aus im allgemeinen<br />
Trend. Wir wissen<br />
auch, dass die Großunternehmen<br />
noch<br />
etwas Zeit benötigen,<br />
da der Aufwand in<br />
Konzernen durch die<br />
verschachtelten Firmenkonstruktionen<br />
wesentlich höher ist. Und auch<br />
der Dienstleistungsbereich „taktiert“<br />
noch.<br />
AußenSeiten: Wie sieht es europaweit<br />
aus, gibt es Länder, die schon<br />
weiter sind?<br />
Kaltenbäck: Ja, es hängt off enbar davon<br />
ab, wie stark der Export der einzelnen<br />
Länder in die USA ist. Im Jän-<br />
Amtsdirektor Ronald Kaltenbäck<br />
ner lagen bereits auff ällig viele Anträge<br />
aus den Niederlanden und Großbritannien<br />
vor, während es in Deutschland<br />
und Österreich vergleichsweise<br />
langsam anläuft . Die Briten und<br />
Niederländer haben allerdings auch<br />
schon Anträge vor dem 1. Jänner informell<br />
angenommen. Österreich ist<br />
da einen anderen Weg gegangen. Wir<br />
haben in der zweiten Jahreshälft e 2007<br />
ein umfassendes Pilotprojekt mit allen<br />
Zollämtern und freiwilligen Wirtschaft<br />
sbeteiligten durchlaufen, damit<br />
wir praktische Erfahrungen sammeln<br />
können, bevor es wirklich ernst wird.<br />
Dies war uns lieber, als schon vorzeitig<br />
ein bisschen zu schummeln und Anträge<br />
vor dem Stichtag zu akzeptieren.<br />
Der Erfolg gibt uns Recht, denn die<br />
teilnehmenden Unternehmen und der<br />
Zoll fühlen sich aktiv in den Umsetzungsprozess<br />
eingebunden und bestätigen<br />
unser Vorgehen.<br />
AußenSeiten: Warum fordern Unternehmen<br />
aus Großbritannien und den<br />
Niederlanden überproportional oft die<br />
AEO-Zertifi zierung an?<br />
Kaltenbäck: Darüber kann man nur<br />
spekulieren, aber Großbritannien und<br />
die Niederlande haben bedeutende<br />
Seehäfen mit engen Handelsbeziehungen<br />
zu den USA, möglicherweise<br />
wurden aus diesem Grund sofort eine<br />
größere Zahl von Anträgen gestellt.<br />
In Österreich sieht man in einer sofortigen<br />
Antragstellung off enbar noch<br />
keinen substanziellen Vorteil. Wir stehen<br />
jedoch in engem Kontakt zu allen<br />
EU-Mitgliedstaaten und sind über<br />
nationale Kontaktstellen eng vernetzt,<br />
deshalb haben wir nicht den Eindruck,<br />
dass die holländischen oder britischen<br />
Unternehmen sich hier einen nicht<br />
mehr einholbaren Wettbewerbsvorteil<br />
verschaff en.<br />
AußenSeiten: Wird die österreichische<br />
Zollverwaltung zur Durchsetzung<br />
des AEO irgendwann mit<br />
Druck arbeiten müssen, oder vertrauen<br />
Sie auf den freien Markt?<br />
Kaltenbäck: Unsere Strategie ist eindeutig,<br />
wir machen keine Werbung für<br />
den AEO und wir bauen auch keinen<br />
Druck auf. Die AEO-Zertifi zierung<br />
„Mister AEO“ vertritt Österreichs Interessen auch in Brüssel.<br />
ist freiwillig, der Druck wird von den<br />
Geschäft spartnern und nicht von den<br />
Verwaltungen ausgehen. Noch sind<br />
viele Unternehmen vom Nutzen des<br />
AEO nicht überzeugt, entscheidend<br />
für einen Antrag wird aber letztlich<br />
das eigene Geschäft sumfeld sein. Wir<br />
haben uns darauf verlegt, sachlich zu<br />
informieren und eng mit der Wirtschaft<br />
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zu arbeiten. Wir wollen den Unternehmen<br />
den AEO nicht aufschwatzen,<br />
wollen aber auch nicht, dass österreichische<br />
Unternehmen eine Gelegenheit<br />
verschlafen, sich im internationalen<br />
Handel zu etablieren.<br />
AußenSeiten: Sie kommen gerade mit<br />
neuen Informationen aus Brüssel. Gibt<br />
es aktuelle Erkenntnisse?<br />
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6 AußenSeiten 1 | 2008 AußenSeiten 1 | 2008<br />
7<br />
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Dienstag, 20. Mai 2008<br />
Mittwoch, 21. Mai 2008<br />
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● AEO – Der Zugelassene Wirtschaftsbeteiligte<br />
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Wirtschaft Wirtschaft<br />
Ronald Kaltenbäck sieht Österreichs Streit um AEO-Gutachten gelassen.<br />
Kaltenbäck: Brüssel konzentriert sich<br />
jetzt voll auf die letzte und schwierigste<br />
Etappe der Sicherheitsnovelle.<br />
Es müssen jetzt die großen Brocken<br />
bearbeitet werden, denn die letzte<br />
Etappe verlangt eine deutliche Umstellung<br />
der Geschäft sprozesse, weil<br />
sicherheitsspezifi sche Informationen<br />
über Warensendungen dann bereits<br />
vor der Verbringung ins Zollgebiet<br />
oder aus dem Zollgebiet übermittelt<br />
werden müssen. Dies wirkt sich erheblich<br />
auf Abläufe, Datenschnittstellen<br />
und die Kommunikation<br />
zwischen den „stakeholdern“ im Zollgeschäft<br />
aus. Und was nicht vergessen<br />
werden darf: Parallel zur Sicherheitsnovelle<br />
wird mit hohem Einsatz auch<br />
am modernisierten Zollkodex und an<br />
der e-customs Initiative gearbeitet.<br />
Der AEO spielt bei all diesen Th emen<br />
eine wichtige Rolle.<br />
AußenSeiten: Nun haben die Menschen<br />
unterschiedliche nationale Prä gungen.<br />
Spielt dies bei der Sicherheitsbeurteilung<br />
eine Rolle; hat beispielsweise<br />
ein Süditaliener eine andere Auffassung<br />
von Sicherheit als ein Nordeuropäer<br />
oder legt ein Holländer die<br />
AEO-Bestimmungen anders aus als<br />
ein Osteuropäer?<br />
Kaltenbäck: Die nationalen Eigenheiten<br />
bereichern die EU, machen<br />
sie unverwechselbar und fördern die<br />
Identität, auch wenn sie den Verwaltungen<br />
das Leben oft schwer machen,<br />
die für Wettbewerbsgleichheit und<br />
eine einheitliche Rechtsanwendung<br />
zu sorgen haben. Selbstverständlich<br />
gibt es verschiedene Auff assungen im<br />
Bereich der Finanzen, des Zolls und<br />
im Sicherheitsdenken, ebenso ist bei<br />
der Verfahrensumsetzung eine unterschiedliche<br />
Liberalität festzustellen,<br />
die – wenn man das so bezeichnen will<br />
- oft ein Nord-Süd- bzw. ein West-Ost-<br />
Gefälle erkennen lässt.<br />
Die EU hat jedoch<br />
einheitliche Leitlinien<br />
entwickelt und fordert<br />
von den Wirtschaft sbeteiligten<br />
eine Selbstbewertung:<br />
„Bevor du einen Antrag<br />
stellst, bewerte dich selbst!“ Hierdurch<br />
wurden bereits erfolgreiche Schritte<br />
gesetzt, die allzu viele nationale und<br />
regionale Auff assungsunterschiede<br />
eindämmen sollen. Die intensiven<br />
AEO-Vorbereitungen machen mich<br />
zuversichtlich, dass alle Mitgliedstaaten<br />
annähernd das Gleiche tun. Übrigens<br />
beobachten vor allem die USA<br />
„Bevor du einen Antrag<br />
stellst, bewerte dich<br />
selbst!“<br />
traditionell immer sehr genau, ob alle<br />
27 EU-Mitgliedstaaten auch wirklich<br />
das Zollrecht einheitlich umsetzen.<br />
AußenSeiten: In Österreich gibt es zum<br />
AEO derzeit einen „Gutachtenskrieg“,<br />
was das zivilrechtliche Haft ungsrisiko<br />
von AEOs betrifft . Verzögert dies die<br />
Umsetzung?<br />
Kaltenbäck: Von einem Krieg kann<br />
man nicht sprechen und man sollte zu<br />
der Th ematik im Interesse des Standortes<br />
Österreich die Kirche im Dorf lassen.<br />
Faktum ist, dass in Österreich eine<br />
zivilrechtliche Haft ungsdiskussion rund<br />
um den AEO-Status<br />
(Sicherheit) entstanden<br />
ist, die in anderen<br />
Mitgliedstaaten off enbar<br />
kein großes Th ema<br />
ist. Diese Haft ungsfrage<br />
hat vor allem unter den Spediteuren<br />
und ihren Interessensvertretungen zu<br />
Verunsicherungen geführt. Ein Blick<br />
in die AEO-Datenbank zeigt aber, dass<br />
76% aller bisherigen Antragsteller das<br />
Sicherheitszertifi kat bzw. das kombinierte<br />
AEO-Zertifi kat anstreben.<br />
Inhaltlich kann ich mich zur Haft ungsdikussion<br />
nicht äußern, weil es ein<br />
zivilrechtliches Th ema ist. Das Zollrecht<br />
kennt als Sanktion gegen einen<br />
nicht mehr redlichen AEO nur die<br />
Aussetzung oder den Widerruf des<br />
Zertifi kates, aber keine weiteren Maßnahmen.<br />
Letztendlich wird der Markt<br />
entscheiden, ob die Minimierung des<br />
zivilrechtlichen Geschäft srisikos oder<br />
doch der Wettbewerbsfaktor ausschlaggebend<br />
sein wird. Wenn man aber die<br />
AEO-Frage im globalen Kontext betrachtet,<br />
fokussiert sich alles auf das Sicherheitskapitel<br />
und die Sicherheit der<br />
Lieferkette. Vereinfachungen nach den<br />
Zollvorschrift en werden allenfalls als<br />
zusätzlicher Vorteil wahrgenommen.<br />
AußenSeiten: Bedeutet dies, dass die<br />
EU keine gemeinsamen Haft ungsmodalitäten<br />
plant, sondern die Haft ungsfrage<br />
vom jeweiligen nationalen Zivilrecht<br />
abhängig ist?<br />
Kaltenbäck: Jene Haft ung, die gegenwärtig<br />
diskutiert wird ist, eine zivilrechtliche,<br />
die in Österreich auf dem ABGB<br />
beruht. Das harmonisierte Zollrecht<br />
Weitere Infos:<br />
Rumänisches Touristenamt<br />
1010 Wien, Opernring 1/R/401-404,<br />
Tel.: 01-317 31 57<br />
Fax: 01-317 31 57-4<br />
E-Mail: rumaenien@aon.at<br />
Internet: www.rumaenien-info.at<br />
greift hier nicht. In Deutschland, das<br />
ein sehr ähnliches bürgerliches Gesetzbuch<br />
hat, wird dieses Th ema allerdings<br />
interessanterweise noch kaum diskutiert.<br />
Es scheint sich demnach zur Zeit<br />
um ein rein österreichisches Problem zu<br />
handeln, auf das möglicherweise etwas<br />
übersensibel reagiert wurde. Ich glaube<br />
aber nicht, dass es sich Schlüsselbranchen<br />
in der Lieferkette langfristig werden<br />
leisten können, auf den AEO oder<br />
seinen Sicherheitsteil zu verzichten.<br />
AußenSeiten: Unterstützt die EU die<br />
Mitgliedsländer bei der Umsetzung<br />
der AEO?<br />
Kaltenbäck: Die EU-Kommission<br />
unternimmt bei der Umsetzung der<br />
AEO-Vorschrift en auff allend große<br />
Anstrengungen und setzt auch erhebliche<br />
Ressourcen ein, um die Mitgliedstaaten<br />
im Zertifi zierungsverfahren zu<br />
unterstützen. Es wurden Netzwerke<br />
und Projektgruppen eingerichtet, Trainingsprogramme<br />
und sogar ein e-learning-Modul<br />
für die Wirtschaft sbetei-<br />
ligten und die Zöllner entwickelt. Der<br />
Aufwand um allen 27 Mitgliedstaaten<br />
ein einheitliches Zertifi zierungsverfahren<br />
zu ermöglichen, ist erheblich. Wir<br />
begrüßen die Hilfe aus Brüssel, denn der<br />
Kern in jedem Zertifi zierungsverfahren<br />
ist die Risikoanalyse – die Beurteilung,<br />
ob ein Antragsteller die Kriterien erfüllt<br />
oder nicht. Der Beurteilungsspielraum<br />
ist hierbei groß und wird auch von den<br />
Wirtschaft sbeteiligten zum Teil kritisiert.<br />
Die EU steht auf dem Prüfstand,<br />
nur wenn die Mitgliedstaaten das Zertifi<br />
zierungsverfahren einheitlich umsetzen,<br />
wird es zu einer Anerkennung<br />
seitens der USA, der anderen Handelspartner<br />
und zu einer wechselseitigen<br />
globalen Akzeptanz der Sicherheitsprogramme<br />
kommen.<br />
�� Ronald Kaltenböck ist Referent in<br />
der Abteilung für „Zollrecht, Zollpolitik<br />
und internationale Zollangelegenheiten“<br />
im Bundesministerium für<br />
Finanzen. Österreichischer Delegierter<br />
im „Ausschuss für den Zollkodex“ bei<br />
der EU in Brüssel.<br />
<strong>RUMÄNIEN</strong> - über 2008 Jahre Kultur in EU-ROPA<br />
Die landschaftliche Schönheit, zahlreiche<br />
Sehenswürdigkeiten, die unberührte Natur<br />
und die unvergleichbare Gastfreundschaft<br />
ließen Rumäniens Beliebtheit als<br />
Reiseziel hochschnellen. Das Land der<br />
freilaufenden Braunbären und Wölfe lädt<br />
besonders Naturliebhaber, Bergwanderer,<br />
Freunde der Dorfi dylle, Badeurlauber oder<br />
Kulturinteressierte ein.<br />
Als UNESCO-Weltkulturerbe geschützt sind<br />
die Moldauklöster mit ihren wertvollen<br />
Fresken aus dem 15. und 16. Jahrhundert.<br />
Berühmt sind die Klöster Voronet, Sucevita,<br />
Moldovita, Humor und Arbore.<br />
Siebenbürgen mit seinen zahlreichen<br />
Kirchenburgen und gut erhaltenen<br />
mittelalterlichen Städten Brasov (Kronstadt),<br />
Sighisoara (Schäßburg), Cluj-Napoca<br />
(Klausenburg), Sebes (Mühlbach) und<br />
Europas Kulturhauptstadt Sibiu (Hermanstadt)<br />
entwickelt sich seit 2007 zu einem<br />
Besuchermagnet. Österreicher entdecken<br />
ihre alte Liebe zum Banat, mit seiner<br />
Hauptstadt Timisoara (Temeschwar) wieder,<br />
die mit einer barocken Altstadt und<br />
über 50 neu gebauten Hotels lockt.<br />
Für Naturfreunde ist das Donaudelta<br />
ein Muss, dieses von der UNESCO<br />
geschützte Biosphärenreservat ist das<br />
größte Feucht gebiet Europas und ein<br />
Paradies für seltene Vögel und Fische.<br />
Bade - und Wellnessurlauber dürfen sich<br />
die Schwarzmeerküste mit vielen neuen<br />
oder komplett renovierten Hotels und<br />
modernen Freizeiteinrichtungen nicht<br />
entgehen lassen.<br />
Die Hauptstadt Bukarest gewinnt mit<br />
jedem Tag einen Teil ihrer alten Strahlkraft<br />
zurück, ist bei Geschäftsreisenden<br />
wie Städtetouristen beliebt und der Sitz<br />
aller Ministerien, Wirtschaftskammern<br />
und nationalen Behörden.<br />
8 AußenSeiten 1 | 2008 AußenSeiten 1 | 2008<br />
9
Länderschwerpunkt<br />
Rumänien<br />
Ein Land ist angekommen<br />
Von Hubertus Godeysen<br />
Rumäniens erster Auft ritt auf<br />
der Weltbühne erfolgte eher<br />
zufällig und war die Folge<br />
eines Skandals im fernen Rom. Im<br />
Jahr 8 n. Chr. beherrschte der mächtige<br />
römische Kaiser Augustus zwar<br />
die damalige Welt, aber nicht seine<br />
liebestolle Enkelin. Und weil der berühmte<br />
Dichter Ovid zufällig Mitwisser<br />
eines anstößigen Liebesabenteuers<br />
dieser jungen Dame wurde, verlor er<br />
nicht nur die Gunst des Kaisers, sondern<br />
auch seine römische Heimat. Um<br />
zu verhindern, dass er sein Wissen<br />
ausplaudern konnte, verbannte ihn<br />
der Kaiser an den Rand seines Reiches<br />
nach Tomis, dem heutigen rumänischen<br />
Hafen Konstanza.<br />
Der 43 v. Chr. geborene Ovid entstammte<br />
dem wohlhabenden römischen Adel<br />
und lebte, von zahlreichen Mäzenen<br />
und Kaiser Augustus gefördert, ein behagliches<br />
Leben, bis ihn im 51. Lebensjahr<br />
unerwartet der Bannstrahl traf.<br />
Alle Begnadigungsgesuche blieben erfolglos<br />
und so starb er 17 n. Chr. zwar<br />
als Ehrenbürger der Stadt Tomis, durf-<br />
te aber sein geliebtes<br />
Rom nie wieder sehen.<br />
In dieser Exilzeit entstanden<br />
viele elegische<br />
und von resignativer<br />
Melancholie getragene<br />
Werke, die erstmals<br />
die rumänische Schwarzmeerregion<br />
weltweit bekannt machten.<br />
Es folgten noch viele rumänische Berühmtheiten,<br />
die europäische Kultur in<br />
die Welt hinaustrugen, vor allem großartige<br />
Musiker und Dichter. Dramaturgen<br />
wie Eugen Ionescu; der Komponist Béla<br />
Bartók; Wunderkind, Geigenvirtuose<br />
und Komponist George Enescu und<br />
Dirigent Sergiu Celibidache.<br />
Viele rumänische<br />
Künstler tragen die<br />
europäische Kultur in die<br />
Welt hinaus.<br />
Rumänen lieben ihre Künstler - das George-Enescu-Festival in Bukarest.<br />
Der „Vater der Weltraumfahrt“, Hermann<br />
Oberth (1884 – 1989), träumte<br />
als Knabe im rumänischen Hermannstadt<br />
vom Weltraum. 1922 wurde seine<br />
erste Doktorarbeit „Die Rakete zu den<br />
Planetenräumen“ noch als zu fantastisch<br />
abgelehnt, aber er ließ sich nicht<br />
beirren und zündetet<br />
1929 an der TU Berlin<br />
den ersten Raketenmotor.<br />
Mit seinem<br />
Schüler Wernher von<br />
Braun baute er zuerst<br />
in Peenemünde und<br />
dann in den USA Raketen und schuf<br />
die Grundlagen für die moderne Raumfahrt<br />
und die erste Mondlandung.<br />
400 Jahre früher lebte in Hermannstadt<br />
ein weiterer Raketenpionier, der Büchsen-<br />
und Zeugmeister Conrad Haas<br />
(1509 – 1579). In seiner Heimatstadt<br />
schoss er 1555 die erste dreistufi ge Rakete<br />
in den Himmel, entwickelte mit<br />
einem Gemisch aus Schwarzpulver und<br />
Branntwein den ersten fl üssigen Treib-<br />
stoff , baute zur Verteidigung seiner<br />
Stadt den ersten Raketenwerfer und die<br />
ersten Nebelkerzen.<br />
Doch wie entstand das rumänische<br />
Volk? Spuren einer ersten Besiedelung<br />
gibt es bereits aus der Altsteinzeit, aber<br />
die eigentlichen Vorfahren sind die<br />
indoeuropäischen Daker, die mit den<br />
Th rakern verwandt sind und im Gebiet<br />
zwischen Donau, Th eiß und dem Karpatenbogen<br />
seit dem 2. Jh. v. Chr. lebten.<br />
In der Mitte des 1. Jh. v. Chr. einte König<br />
Burebista erstmals diese Stämme zu<br />
einem Volk, das dann viele Kleinkriege<br />
gegen Rom führte, bis es Kaiser Trajan<br />
zwischen 101 und 106 n. Chr. unterwarf<br />
und als Provinz Dacia seinem Reich<br />
eingliederte. Dieser Sieg ist auf der Trajanssäule<br />
in Rom verewigt.<br />
Obwohl die Römer die neue Provinz<br />
gegen Überfälle durch eine große<br />
Mauer sicherten, die vom Hafen Konstanza<br />
durch die Region Dobrudscha<br />
bis zur Donau reichte, konnten sie Da-<br />
10 AußenSeiten 1 | 2008<br />
kien nur 170 Jahre halten. 256 n. Chr.<br />
vertrieben die Goten die Römer und<br />
271 gab Kaiser Aurelian die Provinz<br />
vollständig auf.<br />
Dennoch hatte der römische Einfl uss<br />
die Daker stark geprägt und ließ im ersten<br />
Jahrtausend das rumänische Volk<br />
entstehen, das dann später noch durch<br />
slawische Einfl üsse seinen unverwechselbaren<br />
Charakter erhielt. Mit Zähigkeit<br />
verteidigten die Menschen ihr romanisches<br />
Erbe und bewahrten es trotz<br />
Völkerwanderung, Eroberungen durch<br />
Ungarn, Mongolen und Türken. Im 5.<br />
Jh. nahmen sie das Christentum an und<br />
überdauerten als einzige Nachfahren<br />
der östlichen Romanität alle Fremdeinfl<br />
üsse. Mit ihrem romanischen Temperament,<br />
ihrer Kultur und Lebensfreude<br />
gelten die Rumänen zu Recht als die<br />
„Italiener“ Südosteuropas und sie sind<br />
stolz darauf. Diese romanische Seelenverwandtschaftver-<br />
körperte niemand besser<br />
als die berühmte<br />
rumänische Sängerin<br />
Hariclea Darclée (1860<br />
– 1939), die am 14.<br />
Jänner 1900 Puccinis „Tosca“ erstmalig<br />
sang und das Opernpublikum vor Begeisterung<br />
zum Rasen brachte. Nur für<br />
sie hatte Puccini die große Arie „Vissi<br />
AußenSeiten 1 | 2008<br />
Das Temperament macht<br />
Rumänen zu den „Italienern“<br />
Südosteuropas.<br />
d´arte, vissi d´amore“ extra komponiert,<br />
mit der Hariclea Darclée die Welt<br />
begeisterte.<br />
Der Weg bis zu einem<br />
unabhängigen rumänischen<br />
Staat war<br />
schwer, zuerst erfolgte<br />
ein langer Befreiungskampf, der im<br />
14. Jh. zur Gründung der Walachei<br />
und des Fürstentums Moldau führte.<br />
Die mühsam errungene Unabhängig-<br />
Auch während Fremdherrschaft und Kriegen, stets bewahrten die Klöster das nationale Kulturerbe.<br />
Die Karpaten bildeten schon immer das Rückgrat des Landes.<br />
Länderschwerpunkt<br />
keit dauerte nur gut 100 Jahre, dann<br />
musste sich das Land gegen die osmanische<br />
Fremdherrschaft wehren. Zu<br />
den Kämpfern gehörte auch der zeitweilige<br />
Herrscher der Walachei Vlad<br />
III. Draculea, der als türkische Geisel<br />
die Praxis des Pfählens erlernt hatte,<br />
womit er während seiner Regierungszeit<br />
Gegner wie Kriminelle tötete. Der<br />
Vatikan lobte ihn für seinen heldenhaft<br />
en Kampf gegen die Türken und<br />
seine Landsleute sehnten sich später<br />
nach seiner Regierung zurück, in der<br />
es weder Diebstahl noch Korruption<br />
gegeben hatte.<br />
1526 besiegten die Osmanen unter<br />
Süleiman II. in der Schlacht von<br />
Mohács das ungarische Heer und<br />
die rumänischen Länder kamen nun<br />
vollständig unter das türkische Joch.<br />
Mehrere Befreiungsversuche wurden<br />
blutig niedergeschlagen und jeder Widerstand<br />
im Keim erstickt. Vier Jahre<br />
nach der Befreiung Wiens besiegten<br />
1687 kaiserliche Truppen unter Karl<br />
V. von Lothringen und Maximilian<br />
II. das osmanische Heer und Siebenbürgen<br />
konnte aufatmen. Prinz Eugen<br />
drängte die Türken weiter zurück und<br />
befreite das Banat und die Kleine Walachei,<br />
um es für die österreichische<br />
Krone zu annektieren.<br />
Durch den weiteren Niedergang des<br />
Osmanischen Reiches wurde Ru-<br />
11
Länderschwerpunkt<br />
Als Kulturhauptstadt feierte Sibiu (Hermannstadt) 2007 mit Besuchern aus aller Welt ein großes Fest.<br />
mänien nun zum Spielball habsburgischer<br />
und russischer Interessen,<br />
deren Rivalität in Südosteuropa später<br />
den Ersten Weltkrieg auslöste. Aber es<br />
war noch ein langer und blutiger Weg<br />
bis die türkische Herrschaft endgültig<br />
beendet war und sich ein selbständiger<br />
Staat bilden konnte.<br />
Das neue Rumänien entsteht<br />
1859 vereinigten sich Walachei und<br />
Moldau und wählten Alexandru Ion<br />
Cuza zum gemeinsamen Fürsten,<br />
der 1862 das Fürstentum Rumänien<br />
proklamierte. Er führte eine Bodenreform<br />
durch, schafft e die Leibeigenschaft<br />
ab und wurde durch oppositionelle<br />
Kräft e 1866 zur Abdankung<br />
gezwungen.<br />
Eine Übergangsregierung wählte<br />
daraufh in Karl Eitel Friedrich von<br />
Hohenzollern-Sigmaringen als Karl<br />
I. zum Fürsten. Er beteiligte sich als<br />
Verbündeter Russlands am Russisch-<br />
Türkischen Krieg (1877/78) und<br />
erklärte 1878 die völlige Unabhängigkeit<br />
Rumäniens, die der Berliner<br />
Kongress am 13. Juli 1878 anerkannte.<br />
1881 ernannte sich Karl I. zum<br />
König von Rumänien. Wenige Jahre<br />
später verbündete sich Rumänien mit<br />
dem Dreibund (Deutschland, Österreich-Ungarn,<br />
Italien) gegen die Expansionspolitik<br />
Russlands.<br />
Im 1. Balkankrieg gegen die Türkei<br />
wahrte Rumänien 1912 seine Neutralität,<br />
griff 1913 auf der Seite von<br />
Serbien und Griechenland in den 2.<br />
Balkankrieg gegen Bulgarien siegreich<br />
ein und erhielt die südliche<br />
Dobrudscha. Damit war Rumänien<br />
die stärkste Macht auf der Balkanhalbinsel<br />
geworden.<br />
Als neutrales Land ging Rumänien in<br />
den 1. Weltkrieg und als König Karl I.<br />
im Oktober 1914 starb, folgte ihm sein<br />
Neff e als Ferdinand I. auf den Th ron.<br />
Rumänien erklärte 1916 Österreich-<br />
Ungarn den Krieg, wurde jedoch von<br />
der österreichisch-deutschen und der<br />
bulgarischen Armee<br />
besiegt. In den PariserFriedensverhandlungen<br />
konnte Rumänien<br />
sein Staatsgebiet<br />
mehr als verdoppeln<br />
und eine neue Verfassung<br />
annehmen. 1930 bestieg Karl<br />
II. den Th ron, obwohl er wegen einer<br />
Aff äre mit seiner Mätresse Magda Lupescu<br />
zeitweilig im Pariser Exil lebte<br />
und sein minderjähriger Sohn kurz als<br />
König eingesetzt war. Karls autoritärer<br />
Führungsstil führte zu Diff erenzen<br />
mit seinen Ministerpräsidenten, während<br />
faschistische Gruppen unter<br />
Führung der Eisernen Garde die Wirtschaft<br />
sprobleme für ihren Aufstieg<br />
Rumänien wurde Spielball<br />
habsburgischer und<br />
russischer Interessen.<br />
nutzten und den Ministerpräsidenten<br />
ermordeten. Um dem Faschismus einzudämmen,<br />
verbot Karl II. 1938 die<br />
Eisernen Garden und errichtete eine<br />
Königsdiktatur.<br />
Im 2. Weltkrieg besetzten Deutsche<br />
Truppen Rumänien, um die Erdölfelder<br />
vor Großbritannien zu sichern.<br />
Die hierdurch entstandenen Unruhen<br />
nutzte der faschistische Marschall Ion<br />
Antonescu, um den König abzusetzen,<br />
überließ seinem Sohn Michael<br />
repräsentativ den Th ron und errichtete<br />
eine Militärdiktatur. Volksaufstände<br />
schlug die Eiserne Garde blutig<br />
nieder und ermordete Politiker und<br />
Intellektuelle. Ru-<br />
mänien trat im Juni<br />
1941 als Partner des<br />
Deutschen Reiches<br />
in den Krieg gegen<br />
die Sowjetunion ein,<br />
erklärte den USA den<br />
Krieg und stieß mit seinen Truppen<br />
bis nach Odessa vor. Im Frühling<br />
1944 rückte die Rote Armee in das<br />
rumänische Territorium ein. König<br />
Michael I. verhaft ete mit einigen loyalen<br />
Generälen am 23. August 1944<br />
die Regierung Antonescu und erklärte<br />
die Kapitulation Rumäniens. Am<br />
12. September wurde ein Waff enstillstand<br />
unterzeichnet, der den Krieg<br />
um 200 Tage verkürzte.<br />
12 AußenSeiten 1 | 2008<br />
Rumänien geriet nun unter den Einfl<br />
uss der Sowjetunion, die wichtige<br />
Ämter mit Kommunisten besetzte<br />
und das Wahlergebnis vom 19. November<br />
1946 nicht akzeptierte. Am<br />
30. Dezember 1947 wurde die Abdankung<br />
König Michaels<br />
erzwungen und die<br />
Volksrepublik Rumänien<br />
ausgerufen. Politische<br />
Gegner wurden<br />
verhaft et, erschossen<br />
oder verschwanden in sowjetischen<br />
Arbeitlagern. Im November 1950 bestätigte<br />
die Generalversammlung der<br />
UN eine systematische Verletzung der<br />
Menschenrechte.<br />
Davon unberührt verstaatlichte die<br />
rumänische Regierung Industrie und<br />
Wirtschaft und schuf mit 12% eine der<br />
höchsten Wachstumsraten in Osteuropa.<br />
1950 wurde mit Österreich als<br />
erstem westlichem Land ein Handelsabkommen<br />
abgeschlossen. Von 1949<br />
bis 1962 erfolgte die Zwangskollektivierung<br />
der Landwirtschaft , lediglich<br />
2.000 qm Privatland durft en die Bauern<br />
behalten.<br />
1955 wurde Rumänien vollständig in<br />
den Ostblock integriert. Erst 1965 lockerte<br />
der neue Generalsekretär der<br />
KP und spätere Staatspräsident Nicolae<br />
Ceauşescu die Bindung an die<br />
Sowjetunion und begann eine eigenständigere<br />
nationale Politik. Da der<br />
kommunistische Führungsanspruch<br />
und die Mitgliedschaft im Warschauer<br />
Militärpakt nie in Frage gestellt wurden,<br />
tolerierte die Sowjetunion Rumäniens<br />
unabhängigeren Weg - anders<br />
als in Ungarn, der Tschechoslowakei<br />
oder in Polen.<br />
Ceauşescu setzte eine „Öff nung nach<br />
allen Seiten“ durch, unterstützte den<br />
Prager Frühling, traf sich mehrmals<br />
mit US-Präsident Richard Nixon und<br />
sein Land erhielt 1975 den Status einer<br />
„most favoured nation“. 1972 trat<br />
Ceauşescu dem Internationalen Währungsfonds<br />
und der Weltbank bei, förderte<br />
1977 den Freundschaft sbesuch<br />
des ägyptischen Präsidenten Anwar<br />
as-Sadat in Israel und besuchte die<br />
Volksrepublik China.<br />
AußenSeiten 1 | 2008<br />
Ceaus¸escu öffnete sich<br />
außen und errichtete<br />
innen eine Diktatur.<br />
Während Ceauşescu sich außenpolitisch<br />
öff nete, errichtete er im eigenen<br />
Land eine Diktatur, bekämpft e jegliche<br />
Opposition und stützte sich auf<br />
die Geheimpolizei Securitate. Ohne<br />
Rücksicht auf die Bevölkerung trieb er<br />
die Wirtschaft voran,<br />
um elf Milliarden US-<br />
Dollar Auslandsschulden<br />
zurückzuzahlen.<br />
Die Versorgung mit<br />
Nahrungsmitteln,<br />
Brennstoff en und Energie brach ein.<br />
Trotzdem setzte Ceauşescu noch ein<br />
„Siedlungsbereinigungsprogramm“<br />
durch, bei dem 8.000 Dörfer zerstört<br />
wurden, und baute in Bukarest einen<br />
Präsidentenpalast, der das zweitgrößte<br />
Gebäude der Welt ist und ein historisch<br />
gewachsenes Stadtviertel vernichtete.<br />
Mitte Dezember 1989 entlud sich der<br />
Volkszorn. Demonstranten und die<br />
Securitate lieferten sich tagelange Straßenschlachten,<br />
Hunderte von Toten<br />
blieben liegen. Die Armee stellte sich<br />
auf die Seite der Demonstranten und<br />
kämpft e gegen die Geheimpolizei. Am<br />
22. Dezember fl oh Ceauşescu mit seiner<br />
Frau Elena, beide wurden verhaft et<br />
und am 25. Dezember hingerichtet.<br />
Die Revolution beendete nicht nur eine<br />
24-jährige Diktatur, sondern auch den<br />
Kommunis-mus. In den folgenden Jah-<br />
Länderschwerpunkt<br />
ren setzten sich Demokratie, ein Mehrparteiensystem<br />
und die Marktwirtschaft<br />
mühsam durch. Ideologische<br />
und ethnische Gegensätze brachen<br />
auf. Demonstranten und Bergarbeiter<br />
kämpft en mit sechs Toten und Hunderten<br />
Verletzten gegen kommunistische<br />
Sicherheitskräft e, es gab einen Generalstreik,<br />
gewalttätige Übergriff e auf<br />
Roma, die dann 1991 nach Deutschland<br />
und Österreich fl üchteten, und<br />
Konfl ikte zwischen der ungarischen<br />
Minderheit und rumänischen Nationalisten<br />
in Siebenbürgen; doch die neue<br />
Freiheit blieb Sieger. Drei friedliche<br />
Regierungswechsel folgten, der wirtschaft<br />
liche Aufstieg begann und setzte<br />
ungeahnte Kräft e frei um das Land zu<br />
modernisieren und ein stabiles EU-<br />
Recht zu installieren.<br />
Oberstes Ziel der Außenpolitik wurde<br />
die Mitgliedschaft in EU und NATO.<br />
Am 15. Februar 2000 begannen in<br />
Brüssel die EU-Beitrittsverhandlungen<br />
und nach einem harten Reformweg er-<br />
Das zweitgrößte Gebäude nach dem Pentagon, Symbol Ceauşescus Größenwahn.<br />
Heute Sitz des Parlalments, auch die NATO tagte im April 2008 hier.<br />
folgte am 1. Jänner 2007 die Aufnahme<br />
als vollwertiges EU-Mitglied. Seit dem<br />
29. März 2004 ist Rumänien Mitglied<br />
der NATO und Anfang April 2008<br />
Gastgeber des NATO-Gipfeltreff ens<br />
in Bukarest. Rumänien ist nach langer<br />
Zeit der Unterdrückungen, Krisen und<br />
Konfl ikte endlich angekommen und<br />
wird sich als Stabilitätsfaktor in der Zukunft<br />
sregion Südosteuropa bewähren.<br />
13
Länderschwerpunkt<br />
„Der beste Kämpfer für<br />
die Zukunft ist die Jugend!“<br />
Im Gespräch mit Adriana Stǎnescu,<br />
Geschäftsträgerin a.i. der Botschaft von Rumänien.<br />
AußenSeiten: Rumänien ist<br />
nun über ein Jahr vollwertiges<br />
Mitglied der EU - was hat sich<br />
verändert?<br />
Stănescu: Unser Land ist seit dem 1.<br />
1. 2007 EU-Mitglied, doch die Veränderungen<br />
begannen sofort nach der<br />
Wende. Seit dem Beginn der Beitrittsverhandlungen<br />
im Jahre 2000 befi ndet<br />
sich Rumänien in einem rasanten<br />
Aufh olprozess, allein zur Anpassung<br />
an das EU-Recht mussten 3000 rechtliche<br />
Bestimmungen beschlossen und<br />
durchgeführt werden.<br />
Verändert hat sich der neue politische<br />
Status, wir werden nun als Mitglied<br />
der europäischen Familie akzeptiert,<br />
können aktiv in den EU-Gremien mitarbeiten,<br />
lernen die Anwendung europäischer<br />
Regeln und sind Teil einer<br />
stabilen Partnerschaft , die es in der<br />
wechselvollen Geschichte Rumäniens<br />
so noch nie gegeben hat.<br />
AußenSeiten: Mit welchen Erwartungen<br />
hat die rumänische Bevölkerung<br />
für den EU-Beitritt gestimmt?<br />
Stănescu: Rumänien hat den EU-Beitritt<br />
freudig herbeigesehnt, der von<br />
über 70% der Rumänen befürwortet<br />
wurde. Diese hohe Zustimmung hat<br />
sich auch weiter erhalten, was nicht<br />
nur den rumänischen Enthusiasmus<br />
verdeutlicht, sondern auch ganz handfeste<br />
Gründe hat. Die Rumänen erhoffen<br />
sich durch die EU-Mitgliedschaft<br />
mehr Transparenz, mehr Demokratie,<br />
effi zientere Institutionen und insgesamt<br />
bessere Lebensbedingungen und<br />
Wohlstand. Aber sie sind sich auch<br />
bewusst, dass diese Erwartungen nicht<br />
über Nacht erfüllt werden können,<br />
sondern nur mit Ehrgeiz, Arbeit und<br />
Geduld zu erreichen sind.<br />
AußenSeiten: Rumänien hatte nach<br />
dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ besonders<br />
unter alten „Seilschaft en“ zu<br />
leiden, die Reformen und einen wirksamen<br />
Kampf gegen Korruption behinderten.<br />
Welchen Einfl uss haben diese<br />
Kräft e heute und wie erfolgreich ist die<br />
Korrupti-onsbekämpfung?<br />
Stănescu: Wenn Sie unter „Seilschaft<br />
en“ das Netzwerk der ehemaligen<br />
kommunistischen Eliten verstehen,<br />
so gebe ich Ihnen Recht, denn wie in<br />
allen postkommunistischen Ländern<br />
war dies nach der Wende ein Problem.<br />
In Rumänien versuchten sie anfänglich<br />
noch aktiv zu werden, doch sind<br />
sie allmählich aus dem System verdrängt<br />
und verfügen nicht mehr über<br />
politische Macht, auch wenn einige<br />
damals schnell sehr reich wurden.<br />
Die Korruption entstand durch den<br />
schnellen Zusammenbruch des alten<br />
Systems und den langsamen Aufb au<br />
neuer Strukturen. Anfänglich konnten<br />
wir die Korruption<br />
noch nicht einmal bekämpfen,<br />
weil es keine<br />
rechtlichen Grundlagen<br />
gab und die alten<br />
kommunistischen Gesetze<br />
niemand anwenden wollte. Wir<br />
mussten den Kampf stufenweise aufnehmen<br />
und auch präventiv vorgehen.<br />
2005 und 2006 wurden die nationalen<br />
Antikorruptionsbehörden umstrukturiert.<br />
Sie arbeiten jetzt noch effi zienter<br />
und ermitteln sehr intensiv. Dass<br />
in einem Rechtsstaat die gerichtliche<br />
Aufarbeitung ihre Zeit braucht, erleben<br />
wir überall, derzeit auch in Wien<br />
„Es wächst ein gesunder<br />
Wohlstand und wirtschaftlicher<br />
Erfolg heran.“<br />
Adriana Stănescu<br />
bei einigen viel beachteten Gerichtsverfahren.<br />
Herbert Stepic, der Vorstandsvorsitzende<br />
der Raiff eisen International, hat<br />
gesagt: „Es ist eine Mähr, dass man in<br />
Osteuropa nur mit Bestechung Geschäft<br />
e machen kann.“ Die Ru-mänen<br />
empfi nden die Korruption als<br />
Unrecht und erfahren zunehmend,<br />
dass man auch ohne Bestechung sein<br />
Ziel erreicht, auch wenn dies manchmal<br />
beschwerlicher erscheint. Es gibt<br />
eine große Informa-<br />
tionskampagne und<br />
das Justizministerium<br />
bietet Hilfe und Beratung<br />
an. Doch der<br />
beste Kämpfer für Rumäniens<br />
Zukunft ist die Jugend, denn<br />
sie will ohne Korruption leben.<br />
AußenSeiten: In den alten EU-Mitgliedsländern<br />
ist die große bürgerliche<br />
Mitte der Garant für Demokratie<br />
und einen stabilen Wohlstand. Im<br />
Kommunismus wurden die alten Eliten<br />
und das Bürgertum weitgehend<br />
zerstört. Wann wird Rumänien wie-<br />
14 AußenSeiten 1 | 2008<br />
der über einen breiten bürgerlichen<br />
Mittelstand verfügen?<br />
Stănescu: Auch hier befi nden wir uns<br />
in einem Nachholprozess. Ein starker<br />
Mittelstand setzt in einer Gesellschaft<br />
einen breiten Wohlstand voraus, der nur<br />
durch gute Ausbildung und wirtschaft -<br />
lichen Erfolg möglich ist. Nun war Rumänien<br />
im Kommunismus keine Wüste<br />
und nicht alle Eliten haben sich ins<br />
Ausland abgesetzt, aber wir haben gute<br />
Landsleute verloren. Doch jetzt kommen<br />
viele Rumänen zurück oder bauen<br />
starke Verbindungen zu ihrer alten Heimat<br />
auf. Es wächst bereits ein gesunder<br />
Wohlstand heran, der durch den wirtschaft<br />
lichen Erfolg erste Früchte trägt,<br />
denn vom wirtschaft lichen Wachstum<br />
der Unternehmen profi tieren auch die<br />
Mitarbeiter und deren Familien.<br />
Rumänien hat den stärksten Vermögenszuwachs<br />
in Europa und liegt beim<br />
Wachstum nach Russland und Bulgarien<br />
an dritter Stelle in Zentral- und<br />
Osteuropa. Das Lohnniveau in der Bevölkerung<br />
ist ebenfalls stark gestiegen,<br />
seit 2004 sogar um mehr als 70%. In<br />
Rumänien beträgt das Bruttoeinkommen<br />
zurzeit fast 400 €, netto ca. 300<br />
€. Im Vergleich mit Österreich ist das<br />
gering, aber das Einkommen hat sich<br />
in den letzten drei Jahren bereits verdoppelt<br />
und wächst stetig weiter.<br />
Ein gesunder Mittelstand misst sich<br />
jedoch nicht nur am Einkommen,<br />
sondern auch am Engagement im öffentlichen<br />
Leben und einem großen<br />
Bedürfnis nach Bildung. Hier holen<br />
wir ebenfalls stark auf. Das Interesse<br />
für Studium und Weiterbildung ist rasant<br />
gestiegen, in Österreich befi nden<br />
sich über 600 rumänische Studenten,<br />
in Deutschland, anderen EU-Ländern<br />
und den USA studieren mehrere<br />
tausend. Die rumänischen Universitäten<br />
platzen aus allen Nähten und<br />
die Weiterbildung boomt. Ein anderer<br />
Indikator für den Wohlstand ist<br />
der Tourismus. Aus Osteuropa liegt<br />
der Anteil rumänischer Touristen in<br />
Österreich von ca. 220.000 nach Russen<br />
und Ukrainer an 3. Stelle und im<br />
Jahr 2007 besuchten ca. 120.000 Rumänen<br />
Wien.<br />
AußenSeiten 1 | 2008<br />
AußenSeiten: In Österreich hat Rumänien<br />
ein Imageproblem. Teile der Bevölkerung<br />
fühlen sich durch Kriminalität<br />
bedroht und durch organisierte Bettlerstrukturen<br />
belästigt, die mehrheitlich<br />
rumänischen Staatsbürgern angelastet<br />
werden. Empfi nden Sie diese Vorwürfe<br />
als gerechtfertigt?<br />
Stănescu: Nein! - Das Bild Rumäniens<br />
kann nicht in erster Linie durch Kriminalität<br />
und Bettlerei bestimmt werden,<br />
hier möchte ich entschieden widersprechen.<br />
Das Image prägen vor allem die<br />
jungen fl eißigen Rumänen, die als ehrgeizige<br />
und sprachbegabte Arbeitnehmer<br />
sehr gefragt sind. Auch Künstler<br />
bestimmen das Ansehen Rumäniens,<br />
wie in der Staatsoper oder der Volksoper<br />
- und der bekannteste Vertreter<br />
Rumäniens in Österreich ist sicherlich<br />
Staatsoperndirektor Ioan Holender. Die<br />
Zahl der in Wien lebenden Rumänen<br />
ist in 2 Jahren von 4.800 auf 8.000 gestiegen<br />
und sie sind hier anerkannt. Österreicher<br />
denken bei Rumänien vorrangig<br />
an die gemeinsame Geschichte,<br />
das Donaudelta, die Moldauklöster, Siebenbürgen<br />
und sogar an Dracula.<br />
Leider wird auch viel über rumänische<br />
Kriminalität gesprochen und berichtet.<br />
Wir arbeiten sehr erfolgreich mit<br />
dem österreichischen Innenministerium<br />
zusammen und die Polizei in beiden<br />
Ländern unterstützt sich gegenseitig<br />
bei der Verbrechensbekämpfung<br />
in Südosteuropa. Seit 2002 haben wir<br />
in unserer Botschaft zwei Attachés für<br />
Innere Angelegenheiten, die das rumänische<br />
Innenministerium vertreten.<br />
Klar ist jedoch, der Durchschnittsrumäne<br />
ist nicht krimineller als Bürger aus<br />
anderen Staaten und die rumänische<br />
Kriminellenstatistik ist nicht höher<br />
als die entsprechende Statistik z.B. in<br />
Österreich. Der falsche Eindruck entsteht,<br />
weil man Fälle mit rumänischen<br />
Straft ätern ausführlich in den Medien<br />
darstellt und die Menschen dann diese<br />
Fälle mit unserem Land assoziieren.<br />
Kriminalität ist leider überall und hat<br />
keine Nationalität oder Grenzen!<br />
AußenSeiten: Wie sehen Sie kurz- und<br />
mittelfristig die politische und die wirt-<br />
Länderschwerpunkt<br />
schaft liche Entwicklung in Rumänien?<br />
Stănescu: Die politischen Reformen<br />
werden konsequent weitergeführt und<br />
der Fortschritt bei der Justizreform<br />
wird von der EU-Kommission intensiv<br />
begleitet. Dass unsere noch junge<br />
Demokratie bereits stabil ist, haben<br />
„Das Image prägen vor allem die<br />
jungen Rumänen“.<br />
drei Regierungswechsel bewiesen, die<br />
trotz des lebhaft en romanischen Temperaments<br />
problemlos verlaufen sind.<br />
Wir gehen davon aus, dass Rumänien<br />
2012 dem Schengen-Raum beitreten<br />
wird und 2014 die Euro-Einführung<br />
stattfi nden kann.<br />
Die wirtschaft liche Entwicklung weist<br />
eine konstante Aufwärtsbewegung auf:<br />
Im Jahr 2000 lag das Wachstum bei<br />
6%, 2004 erreichten wir 8%, 2006 dann<br />
7,5% und 2007 waren es über 6%. Die<br />
internationalen Banken gehen davon<br />
aus, dass dieses hohe Wachstumsniveau<br />
beibehalten wird und mittelfristig nicht<br />
unter 5% sinkt. Durch die Struktur-<br />
und Kohäsionsfonds, in Höhe von 30<br />
Milliarden € zwischen 2007 und 2013,<br />
unterstützt die EU den rumänischen<br />
Aufh olprozess, denn diese Förderprogramme<br />
bewirken einen erheblichen<br />
Investitionsschub und setzen eine Fülle<br />
wirtschaft licher Aktivitäten frei.<br />
�� Adriana Stănescu arbeitete im<br />
Zentrum für Europ. Sicherheitsstudien<br />
(NL) und in Bukarest im Verteidigungs-<br />
und Außenministerium, bevor sie von<br />
1988 – 2002 und wieder ab 2003 nach<br />
Wien kam. Seit September 2007 leitet<br />
Frau Stănescu die Botschaft von<br />
Rumänien als Geschäftsträgerin.<br />
15
Länderschwerpunkt<br />
Mit Optimismus zum EURO<br />
Von Mag. Elisabeth Löffl er-Tüchler<br />
Die Handelskammer in Bukarest fördert engagiert den Aufschwung der rumänischen Wirtschaft .<br />
Wer die Auswirkungen der<br />
von den USA ausgehenden<br />
internationalen Kreditkrise<br />
betrachtet, muss feststellen, dass sich<br />
die osteuropäischen Volkswirtschaft en<br />
bislang noch als recht robust erwiesen<br />
haben. Der Optimismus überwiegt<br />
und es gilt als sicher, dass die zehn osteuropäischen<br />
EU-Staaten beim Bruttoinlandsprodukt<br />
auch 2008 mit einem<br />
durchschnittlichen Plus zwischen 6,5%<br />
und 5,5% rechnen können.<br />
Dabei hat Rumänien in Europa den<br />
stärksten Vermögenszuwachs und so<br />
klingt es durchaus realistisch, wenn<br />
Rumäniens Wirtschaft s- und Finanzminister<br />
Varujan Vosganian 2014 den<br />
Euro einführen und bis 2010 die Kriterien<br />
erfüllen will, um in den Wechselkursmechanismus<br />
zu kommen. Gefährdet<br />
wird dieses Ziel sicherlich auch<br />
nicht durch eine sinkende Konjunktur,<br />
eher durch das Gegenteil – einer konjunkturellen<br />
Überhitzung. Darum soll<br />
die Infl ation, die jetzt noch bei 6,5 %<br />
liegt auf 5,5 % bis 5% sinken.<br />
Erreichen will der Wirtschaft s- und<br />
Finanzminister dies durch strengere<br />
Effi zienzkriterien, eine konsequente<br />
Kontrolle der öff entlichen Ausgaben<br />
und eine Senkung des Budgetdefi zits.<br />
Doch Kontrolle alleine kann die Lösung<br />
nicht sein, denn<br />
viele amtliche rumänische<br />
Stellen stöhnen<br />
jetzt schon über<br />
eine starke zentralistische<br />
Gängelung, die<br />
freie Entscheidungen<br />
blockiert und Eigenverantwortlichkeit<br />
behindert.<br />
Da der wirtschaft liche Aufschwung<br />
überall greift , darf bei den Investitionen<br />
auch nicht gekürzt werden<br />
und die Lissabon-Strategie verlangt<br />
von Rumänien erhebliche Zusatzausgaben<br />
für Bildung, Gesundheit<br />
„Wir werden 2014 den<br />
EURO einführen und 2012<br />
dem Schengen-Raum<br />
beitreten.“<br />
und Forschung. Wo soll deshalb gespart<br />
werden? Vosganian nennt „Services,<br />
Güter und die Beamtengehälter“,<br />
doch gerade das Sparen bei den<br />
Staatsdienern könnte die großen Erfolge<br />
in der Korruptionsbekämpfung<br />
wieder gefährden.<br />
Eine weitere Riesenaufgabe will Minister<br />
Vosganian noch<br />
heuer anpacken - die<br />
Weiterführung der<br />
Privatisierung im Energiesektor.<br />
Während<br />
für 2,2 Milliarden € der<br />
Bau von zwei Reaktorblöcken<br />
in Cernavoda<br />
begonnen wird, soll der rumänische<br />
Atomkraft werksbetreiber „Nuclearelectrica“<br />
möglichst noch 2008 an die<br />
Börse. Wenn österreichische Manager<br />
sich hier nicht beteiligen wollen,<br />
weil sie mit einer breiten Abwehr in<br />
der heimischen Bevölkerung rechnen,<br />
so warten auch klassische Energieun-<br />
16 AußenSeiten 1 | 2008<br />
ternehmen wie Wasser- und Wärmekraft<br />
werke auf ausländische Investoren<br />
und bei der Gewinnung von Alternativenergien<br />
besteht in Rumänien noch<br />
ein großer Nachholbedarf. Im Bereich<br />
Transport steht eine Privatisierung bei<br />
den rumänischen Staatsbahnen an, so<br />
soll möglichst bald für die Cargo-Sparte<br />
der CFR Mafra ein Investor gefunden<br />
werden.<br />
Zusätzliche Impulse rechnet sich die<br />
rumänische Regierung auch durch<br />
den Beitritt zum Schengen-Raum aus<br />
und ist fest davon überzeugt, dieses<br />
Ziel bis 2012 zu erreichen<br />
Der sicherste Beweis für den Boom<br />
der rumänischen Wirtschaft ist der in<br />
vielen Regionen feststellbare Mangel<br />
an verfügbaren Arbeitskräft en. Dies<br />
zeigt sich besonders<br />
in Rumäniens zweitgrößter<br />
Stadt Cluj-Napoca<br />
(Klausenburg)<br />
und lässt Daniel Don,<br />
den Leiter des Arbeitsamtes,<br />
schier verzweifeln. Er muss<br />
noch dringend 500 Stellen für Nokia<br />
besetzen, die, trotz großer Proteste, das<br />
deutsche Bochum verlassen hat, um<br />
nach Rumänien zu gehen. Doch dies ist<br />
nicht sein einziges Problem, denn für<br />
die Grundstücke neben der Produktionshalle<br />
des fi nnischen Handyherstellers<br />
zeigen der Logistikkonzern UPS<br />
und der amerikanische Automobilbauer<br />
General Motors großes Interesse.<br />
„Wir suchen derzeit 5.000 Leute“ meldet<br />
Don verzweifelt nach Bukarest und<br />
weist daraufh in, dass er innerhalb der<br />
AußenSeiten 1 | 2008<br />
„Je mehr Firmen kommen,<br />
desto härter wird<br />
der Wettbewerb.“<br />
nächsten fünf Jahre vermutlich noch<br />
12.000 Arbeitsplätze besetzen muss. Im<br />
Rathaus von Klausenburg gibt Stadtmanager<br />
Sorin Apostu bekannt, dass<br />
auch Mercedes sich bereits ein Grundstück<br />
im neuen Industriepark „Tetarom<br />
III“ sehr intensiv angeschaut und über<br />
Konditionen verhandelt habe, um hier<br />
ein Werk zu errichten. Die große Nachfrage<br />
führt bereits zu Gegenreaktionen<br />
und Überlegungen ob die Ansiedlung<br />
weiterer Investoren unterstützt werden<br />
soll. „Je mehr Firmen kommen“, fürchtet<br />
Günther Wotsch, der Obmann des<br />
deutschsprachigen Wirtschaft sclubs,<br />
„desto härter wird der Wettbewerb.“<br />
Der Arbeitsmarkt in Rumänien ist<br />
fast leergefegt, vor allem in der Region<br />
Cluj mit einer Arbeitslosenquote<br />
von 3%. Dennoch wandern viele der<br />
höher Qualifi zierten<br />
und die bestens ausgebildeten<br />
Absolventen<br />
der Universitäten, vor<br />
allem Techniker und<br />
Computerfachleute,<br />
nach Spanien und Italien ab. Die ausländischen<br />
Investoren suchen Arbeiter<br />
und Angestellte, die monatlich mit 300<br />
€ auskommen können, Nokia zahlt zurzeit<br />
sogar nur 200 €, denn um Handys<br />
zusammenzuschrauben, braucht man<br />
kein Hochschuldiplom.<br />
Rund 4 Mio. der gut ausgebildeten<br />
Rumänen sind ausgewandert – jeder<br />
Fünft e! Wenn die Wohnung bereits<br />
200 € kostet und die Preise weiter steigen,<br />
wird es eng in der privaten Haushaltskasse,<br />
auch wenn die Löhne stän-<br />
Wir verfügen über Hotels (Drei- Vier- Fünfsterne Kategorie) in allen Städten und<br />
Regionen Rumäniens. Unsere Angebote werden maßgeschneidert auf die Wünsche<br />
von Firmen, Verbänden, Klubs, Kleingruppen oder Individual-Reisenden. Sie können<br />
auch Programm-Angebote nach anderen Destinationen oder Kombinationen in<br />
verschiedene Länder Osteuropas bei uns bestellen.<br />
Länderschwerpunkt<br />
dig weiterwachsen werden. Da hilft<br />
es dann wenig, wenn Arbeitsdirektor<br />
Don mit einer Jobmesse in Italien seine<br />
Landsleute zurückholen will.<br />
Doch nicht nur die niedrigen Löhne,<br />
die ein Zehntel des EU-Durchschnitts<br />
betragen, ziehen Investoren magnetisch<br />
an. Die Stadtväter von Cluj stecken<br />
Millionen in die Infrastruktur, verlegen<br />
für 33 Mio. € Gas-, Strom- und Wasserleitungen,<br />
bauen für 90 Mio. € den<br />
Provinzfl ughafen aus und planen eine<br />
Autobahn. Ein weiterer großer Anreiz<br />
ist das fi nanzielle Entgegenkommen,<br />
nicht nur bei Steuererleichterungen,<br />
denn Nokia wurden auf 30 Jahre die<br />
Immobilien- und Grundstücksabgaben<br />
erlassen, hochgerechnet 18 Mio. €, und<br />
das Grundstück bekamen sie zum Sonderpreis.<br />
Mit ähnlichen Bedingungen<br />
werden auch die anderen Großunternehmen<br />
gelockt, denn 90 % Prozent<br />
der verfügbaren Grundstücke gehören<br />
dem Staat und den Kommunen.<br />
Wenn dann in gut zwei Jahrzehnten<br />
die rumänischen Löhne sich dem EU-<br />
Standard angepasst haben und die<br />
staatlichen Geschenke aufgebraucht<br />
sind, wird die Karawane der Produzenten,<br />
die ungelernte billige Arbeitskräft<br />
e benötigen, weiter nach Osten<br />
ziehen, wie das Beispiel Nokia in Bochum<br />
gezeigt hat. Doch dann wird<br />
Rumäniens Wirtschaft europäisches<br />
Niveau erreicht haben und die gut<br />
Qualifi zierten können in ihrer Heimat<br />
genug anspruchsvolle Arbeit fi nden,<br />
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17
Länderschwerpunkt<br />
Rumänien<br />
„Ein sehr attraktives Land“<br />
Im Gespräch mit Rolf Hauer<br />
Rolf Hauer<br />
Die Panalpina Gruppe ist einer<br />
der weltweit führenden<br />
Anbieter von Transport- und<br />
Logistikdienstleistungen. Das Unternehmen<br />
konzentriert sich schwerpunktmäßig<br />
auf interkontinentale<br />
Luft - und Seefrachtspedition sowie<br />
damit verbundene Supply-Chain-Management-Lösungen.<br />
Die CEE-Zentrale, mit Sitz in Wien,<br />
ist verantwortlich für<br />
das Konzerngeschäft<br />
in 9 Ländern, darunter<br />
auch Rumänien.<br />
Panalpina gründete<br />
2004 eine Niederlassung<br />
in Oradea und schon heute ist<br />
das Unternehmen mit 5 Standorten<br />
in Rumänien vertreten: Der Hauptsitz<br />
ist in Bukarest, es folgen Cluj,<br />
Oradea, Constanza und seit Februar<br />
2008 Timisoara.<br />
Wir fragten Rolf Hauer, Panalpina´s<br />
Managing Director CEE, nach seinen<br />
Erfahrungen im rumänischen Markt.<br />
AußenSeiten: Was veranlasste Sie in<br />
Rumänien tätig zu werden?<br />
„Es locken gute Rahmenbedingung,Steuervorteile,<br />
Lohnkosten.“<br />
Hauer: Einerseits gingen wir bereits<br />
2004 nach Oradea um unsere Dienstleistung<br />
einem be-stehenden Großkunden,<br />
der eine Produktionsstätte verlagerte,<br />
lokal anzubieten. Anderer-seits<br />
konnten wir in den letzten Jahren eine<br />
massive Produktionsverlagerung, speziell<br />
bei Lohnfertigern, von Westeuropa<br />
nach Rumänien beobachten. Da die<br />
Hi-tech/Telecom Branche eine unserer<br />
Schlüsselbranchen ist, wollten wir unsere<br />
Dienstleistung lokal zur Verfügung<br />
stellen. Zudem möchten wir am lokalen<br />
Markt bei mittelständischen Industrie-<br />
und Importfi rmen Fuß fassen.<br />
AußenSeiten: Sie eröff neten in kürzester<br />
Zeit weitere vier Niederlassungen.<br />
Was waren Ihre Beweggründe, genau<br />
in diesen Städten Ihre Niederlassungen<br />
zu eröff nen?<br />
Hauer: Bukarest ergibt sich von selbst<br />
als Headquarter, da die meisten Airlines/Reedereien<br />
dort ansässig sind.<br />
Timisoara als Ausgangsbasis für unsere<br />
Verkaufsaktivitäten im Nordwesten;<br />
Oradea und Cluj als Betreuungsstelle<br />
für die dort ansässigen<br />
Großkonzerne; Constanza,<br />
da wir auch am<br />
größten Hafen des<br />
Schwarzen Meers präsent<br />
sein wollen. Jeder<br />
Standort betreut bestehende Großkunden,<br />
so wie jeder für die lokale Kundenakquisition<br />
vor Ort zuständig ist.<br />
AußenSeiten: Wie stellt sich Rumänien<br />
im Vergleich zu den anderen CEE Ländern<br />
für Sie, wie auch für die Industriebranche,<br />
dar?<br />
Hauer: Rumänien ist aus mehreren<br />
Gründen sehr attraktiv. Einerseits ist<br />
durch den EU-Beitritt „Rechtssicherheit“<br />
garantiert. Die meisten größeren<br />
Städte sind an das internationale Flugnetz<br />
angeschlossen. Wir sehen zunehmend<br />
Ansiedlung von Betriebsstätten<br />
von globalen Konzernen, die die relativ<br />
guten Rahmenbedingungen von Rumänien<br />
nutzen. Zudem gibt es interessante<br />
Steuervorteile für Industrieunternehmen<br />
und im Vergleich zu Westeuropa<br />
noch immer niedrige Lohnkosten.<br />
„Die meisten rumänischen Großstädte sind an<br />
das internationale Flugnetz angeschlossen“.<br />
AußenSeiten: Wo sehen Sie Panalpina<br />
Rumänien in fünf Jahren?<br />
Hauer: Panalpina wird mit Gewissheit<br />
einer der Top-Logistiker im Bereich<br />
Luft fracht, Seefracht und Logistik<br />
im rumänischen Markt sein. Wir<br />
streben einen Marktanteil an, den wir<br />
in den meisten europäischen Ländern<br />
bereits besitzen.<br />
AußenSeiten: Was sind die größten<br />
Hürden für Sie in Rumänien?<br />
Hauer: Noch immer herrschen in Rumänien<br />
restriktive Verwaltungsvorschrift<br />
en (Bürokratie, Steuerrecht) und<br />
zudem ist der Arbeitsmarkt derartig<br />
gesättigt, dass es heute schon schwierig<br />
ist zu vernünft igen Bedingungen<br />
geeignetes Personal zu bekommen.<br />
18 AußenSeiten 1 | 2008<br />
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Länderschwerpunkt<br />
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9<br />
AußenSeiten 2 | 2008 Wien • München • Düsseldorf • Bukarest • Prag<br />
19
Länderschwerpunkt<br />
Rumänien<br />
Die Wirtschaft boomt!<br />
Ein Situationsbericht von Mag. Gregor J. Vogrin<br />
Jahrelang galt das Armenhaus Europas<br />
als ein Land, aus dem Bettler,<br />
Prostituierte und Einbrecher<br />
kommen. Das hat sich Gott sei Dank<br />
in den letzten Jahren massiv geändert.<br />
Rumänien zählt heute zu einem der attraktivsten<br />
Investitionsmärkte in Europa<br />
und kann seit Jahren mit einem<br />
überdurchschnittlichen Wachstum in<br />
nahezu jeder Branche aufwarten.<br />
Und das rumänische Wachstum ist<br />
dermaßen schnell, dass man es richtig<br />
anfassen kann: Kommt man im<br />
Abstand von einem Monat nach Bukarest<br />
und fährt die Schnellstraße<br />
von Otopeni, dem nördlichen Vorort,<br />
in dem der Flughafen liegt, über den<br />
Triumphbogen zur Piata Romana in<br />
der Innenstadt, sieht man jedes Mal<br />
entweder neue Outlets von IKEA, Metro,<br />
Auchan, Brico-Store und Romstal<br />
oder z. B. einen neuen Büroturm von<br />
Petrom oder Rompetrol; vielleicht hat<br />
aber auch die Straße plötzlich eine Spur<br />
mehr, als noch beim letzten Besuch …<br />
Was in Bukarest baulich in den letzten<br />
Jahren geschehen<br />
ist, könnte man mit<br />
einem detaillierten<br />
Vergleich von Büro-<br />
und Kommerz-Immobilien-Flächensowie<br />
der Anzahl von neu entstandenen<br />
Logistik- und Businessparks bis zur<br />
letzten Kommastelle belegen. Oder<br />
man drückt es einfacher aus: gewaltig!<br />
Gewaltig gestiegen ist aber auch<br />
der Verkehr. Die Rumänen lieben ihre<br />
Autos und wollen zeigen, dass sie diese<br />
auch bewegen können. Gekoppelt<br />
mit einer schlecht ausgebauten öff entlichen<br />
Verkehrsinfrastruktur führt das<br />
dazu, dass man für die Strecke Otopeni<br />
- Piata Romana, die man vor zwei<br />
bis drei Jahren auch in der Rushhour<br />
„Knappe Ressourcen,<br />
viele Spieler, viel Hektik,<br />
und viele Chancen.“<br />
in etwas mehr als 30 Minuten schafft e,<br />
heute bis zu 90 Minuten braucht. Außer<br />
es regnet - dann viel mehr!<br />
Geografi sch teilt man das Land, das<br />
sehr Hauptstadt-zentriert ist, in insgesamt<br />
4 große Regionen: Transsylvanien<br />
(Siebenbürgen) im Nordwesten, das Banat<br />
im Westen, die Walachei im Süden<br />
und Moldawien im Osten. Wenn man<br />
es eilig hat, erreicht man das Banat aus<br />
Wien mit dem Auto in ca. 5 Stunden.<br />
Hier haben sich auch die ersten internationalen<br />
Investoren (z.B. Conti oder der<br />
Kremser Automobil-Zulieferer Eybl)<br />
angesiedelt. Vollbeschäft igung ist das<br />
Schlagwort im Banat. Es ist mittlerweile<br />
schwierig geworden, sich mit einem<br />
Greenfi eld-Investment in das Banat zu<br />
setzen, da man Schwierigkeiten haben<br />
wird, genug Arbeitskräft e zu fi nden.<br />
Vollbeschäft igung herrscht mittlerweile<br />
in weiten Teilen des Landes. Die starke<br />
Flucht von Arbeitsnehmern vor und<br />
speziell nach dem EU-Beitritt Rumäniens<br />
führt zu wirklich außergewöhnlichen<br />
Auswüchsen: An S-Bahn-Stationen<br />
in Spanien stehen rumänische<br />
Regierungsteams, die<br />
dort tätige rumänische<br />
Gastarbeiter mit Prämienzahlungen<br />
zu<br />
einer Rückkehr in die<br />
Heimat bewegen sollen.<br />
Rumänien boomt! Das merkt man<br />
nicht nur an der Schwierigkeit, qualifi -<br />
zierte Arbeitskräft e zu bekommen. Internationale<br />
Investoren drängen schon<br />
seit längerem in den Markt mit 21 Mio.<br />
Konsumenten. 15 Städten mit mehr als<br />
150 Tsd. Einwohnern steht nur eine<br />
Millionenmetropole gegenüber. Bukarest<br />
hat lt. letzter Zählung knapp 2<br />
Mio. Einwohner, inoffi ziell werden bis<br />
zu 3 Mio. gehandelt. Die Hauptstadt<br />
zieht an. Diese Anziehungskraft spiegelt<br />
sich in dem oben erwähnten Verkehrs-<br />
Mag. Gregor J. Vogrin<br />
chaos wider: Der schlecht ausgebaute<br />
öff entliche Verkehr kombiniert sich gut<br />
mit der Vorliebe des Rumänen, seinen<br />
fahrbaren Untersatz in der Öff entlichkeit<br />
zu präsentieren. Vollkommen zum<br />
Erliegen gekommener Verkehr ist oft<br />
das fi nale Ergebnis. „Locals“ rechnen<br />
bis zu 90 Minuten Transferzeit innerhalb<br />
Bukarest ein, für Strecken, die in<br />
anderen europäischen Metropolen in<br />
20 Minuten zu schaff en sind.<br />
Also, kurz zusammengefasst: In Rumänien<br />
fi ndet man alles, was boomende<br />
Wirtschaft en mit sich bringen. Also<br />
knappe Ressourcen, viele Spieler, viel<br />
Hektik, aber eben auch viele Chancen<br />
in einem großen Markt mit langfristig<br />
viel Entwicklungspotenzial.<br />
Als Österreicher fühlt man sich heimisch.<br />
Altbekannte Logos stechen an<br />
allen Ecken und Enden ins Auge. Kein<br />
Wunder: Das größte Unternehmen des<br />
Landes, die Öl- und Gasgesellschaft<br />
Petrom gehört der OMV; die mit Abstand<br />
größte Bank, Banca Commericiala<br />
Romana, gehört der Erste Bank. Die<br />
drittgrößte Bank ist Raiff eisen, Uniqua<br />
und Wiener Städtische spielen auch<br />
vorne mit. Das kleine Österreich ist in<br />
20 AußenSeiten 1 | 2008<br />
Rumänien absolut der größte Investor.<br />
Und nun denkt auch die Voest darüber<br />
nach, ein Stahlwerk, groß wie das in<br />
Linz, nach Rumänien zu setzen. Also<br />
hier muss irgendetwas Interessantes<br />
sein. Wie sind denn die Rumänen so?<br />
Ihr Selbstbild ist das der „Italiener des<br />
Ostens“. Die Rumänen und die Italiener<br />
verbinden ihre romanische Sprache und<br />
das Kulturerbe. Italiener können rumänische<br />
Zeitungen lesen. Sie verstehen<br />
zwar nicht jedes Wort, aber können dem<br />
Sinn folgen. Rumänen ähneln auch den<br />
Italienern in ihrer Extrovertiertheit. Sie<br />
lieben es, mit Gesten und großen Worten<br />
ihrem Tun die notwendige Wichtigkeit<br />
zu verleihen. Meetings dauern eher<br />
länger und zeitliche und inhaltliche<br />
Zusagen können - müssen aber nicht -<br />
manchmal gedehnt werden.<br />
Der Rumäne erwartet aber von seinem<br />
westlichen Partner stets Pünktlichkeit<br />
und Einhaltung aller jemals<br />
andiskutierten möglichen Übereinstimmungspunkte.<br />
Für welche Unternehmen zahlt es sich<br />
nun aus, nach Rumänien zu gehen? Die<br />
Milchmädchenrechnung abseits von<br />
detaillierten Marktanalysen sagt, dass<br />
es in eigentlich allen Industrien / Sektoren<br />
/ Branchen interessant ist, nach<br />
Rumänien zu gehen. Klarerweise laden<br />
Bau- und bauverwandte Branchen<br />
ein. Hier sind die großen Companies<br />
schon alle da, aber im Handwerk / Professionisten-<br />
sowie Zulieferer-Bereich<br />
ist noch viel Platz. Der Einzelhandel<br />
wächst sehr stark, hier gibt es schon<br />
„Billas, Plusse, Spars“ und die anderen<br />
internationalen Marktbegleiter, dennoch<br />
schießen die neuen Outlets wie<br />
Pilze aus dem Boden. Die neu gewonnene<br />
Kaufk raft will ja verteilt werden.<br />
Was ist für einen erfolgreichen Markteintritt<br />
notwendig? Ganz profan aber immanent<br />
wichtig: die Sprache sprechen.<br />
Ohne die Sprache zu sprechen ist es in<br />
der Regel schwierig. Man kann mit Englisch<br />
recht weit kommen, aber Verträge<br />
werden dann eben in Rumänisch aufgesetzt.<br />
Als Ausländer kann man ganz<br />
einfach und schnell eine Gesellschaft<br />
mit beschränkter Haft ung gründen,<br />
aber wenn es dann um die Aufnahme<br />
AußenSeiten 1 | 2008<br />
der operativen Geschäft stätigkeit geht,<br />
dann hapert es mit Englisch.<br />
Viele mittelständische Firmen wagen<br />
heute bereits den Markteintritt über<br />
die Beteiligung an einem rumänischen<br />
Partner-Unternehmen. Was sollte man<br />
beachten? Vorbereitung zählt und zahlt<br />
doppelt: Man sollte sich lieber ein Unternehmen<br />
mehr ansehen und ein Meeting<br />
mehr durchführen als vorschnell<br />
kaufen. Aktuell denken die Rumänen<br />
oft , dass alles Gold ist, was (manchmal<br />
nicht mal) glänzt. Durch die Übernahmen<br />
und Privatisierungen, die in den<br />
letzten Jahren medienwirksam stattgefunden<br />
haben, sind die Preisvorstel-<br />
lungen von rumänischen Verkäufern<br />
speziell im Mittelstand oft überzogen<br />
unrealistisch. Da gilt es dann, mit Geduld<br />
und Spucke den rumänischen<br />
Partner von realistischen Preisen zu<br />
überzeugen. Das klappt oft , aber nicht<br />
immer. Greenfi eld-Investments, also<br />
der Eigenaufb au eines Unternehmens,<br />
ist eine Alternative. Was diesen Aufb au<br />
oft schwierig macht, ist der Bedarf an<br />
Mitarbeitern.<br />
Wir haben 2007 eine Studie zum ‚Internationalisierungsverhalten<br />
von<br />
österreichischen Mittelstandsunternehmen<br />
nach Osteuropa’ gemacht.<br />
Wesentliche Erfolgsfaktoren für eine<br />
gut funktionierende Internationalisierung<br />
waren professionelle Vorbereitung,<br />
Marktanalyse und Strategiedefi -<br />
nition, gefolgt von genug Budget und<br />
langem Atem. Erfolgreiche Unternehmen<br />
unterscheiden sich von weniger<br />
Länderschwerpunkt<br />
erfolgreichen Firmen dadurch, dass<br />
sie ihre Internationalisierung in Ressourcenbindung<br />
vor Ort betreiben,<br />
d.h. sie haben eine (manchmal auch<br />
nur kleine) Niederlassung aufgebaut<br />
oder einen (bisweilen auch nur kleinen)<br />
rumänischen Betrieb gekauft .<br />
Das dadurch verstärkt entstehende<br />
interne Committment für die Internationalisierung<br />
ließ diese Projekte langfristig<br />
erfolgreicher sein.<br />
Fazit: Rumänien ist ein sehr interessanter<br />
Markt mit langfristig viel Wachstumspotenzial.<br />
Bauen Sie Ihre eigenen<br />
Ressourcen vor Ort auf und Sie werden<br />
statistisch gesehen erfolgreicher sein, als<br />
Im Rathaus von Bukarest wird vorbereitet, was den alten Glanz der Stadt wiederherstellen soll.<br />
wenn Sie Waren oder Dienstleistungen<br />
nach Rumänien exportieren. Lernen Sie<br />
die Sprache und respektieren Sie, dass<br />
Ihr Verhalten als „Wessi“ mit anderen<br />
Maßstäben gemessen wird als Rumänen<br />
ihr eigenes messen. Und bringen Sie etwas<br />
Lust an Abenteuern mit, das kann<br />
in Rumänien nie schaden! Wenn Sie mit<br />
dieser Einstellung an den Start gehen,<br />
Ihre Aufgaben vernünft ig und ohne<br />
übermäßige unrealistische Verklärtheit<br />
in Bezug auf „das schnelle Geld“ machen,<br />
dann haben Sie gute Chancen, in<br />
diesem sehr attraktiven Markt willkommen<br />
geheißen zu werden und nachhaltig,<br />
langfristig erfolgreich zu sein.<br />
�� Mag. Gregor J. Vogrin ist<br />
Unternehmensberater für Zentral- und<br />
Osteuropa in der Wiener GCI Management<br />
GmbH & Co KG.<br />
g.vogrin@gci-management.com<br />
21
Länderschwerpunkt<br />
Rumänien<br />
Dracula - Blutsauger oder Held?<br />
Von Felicitas F. Buchholz<br />
Vlad III. Draculea<br />
Vlad III. Draculea (Sohn des<br />
Drachen) wurde 1431 geboren.<br />
Sein Name wird oft fälschlicherweise<br />
als „Sohn des Teufels“ übersetzt,<br />
da das rumänische Wort „Drac“<br />
im modernen Sprachgebrauch zwar<br />
„Teufel“ bedeutet, im Mittelalter aber<br />
ein Synonym von Dragon = Drache<br />
war. Später gaben ihm seine Feinde,<br />
die Türken, den Beinamen Vlad Tepes<br />
(der Pfähler). Nationalkommunistische<br />
Lokalhistoriker in den 1970er<br />
Jahren stellten, auf politischen Befehl,<br />
die unbelegte Behauptung auf, dass<br />
Vlad Draculea in der Stadt Schäßburg<br />
(Sighisoara) geboren sei. So muss man<br />
sich nicht wundern, wenn diese Auskunft<br />
noch heute in so manchem Reiseführer<br />
zu fi nden ist. Man kann diese<br />
Behauptung zwar auch nicht ganz von<br />
der Hand weisen, da sich sein Vater,<br />
Vlad II. Dracul, der dem Drachenorden<br />
angehörte, etwa um 1431 kurz<br />
in Schäßburg aufgehalten haben soll<br />
- doch wurde das angebliche Geburtshaus<br />
erst nach dem großen Stadtbrand<br />
im Jahre 1676 errichtet.<br />
Vlad III. Draculea war in den Jahren<br />
1448, 1456-1462 und 1476 Herrscher<br />
der Walachei und die sich um ihn ran-<br />
kenden Legenden dienten als Vorlage<br />
für Bram Stokers Roman „Dracula“.<br />
Doch gehören die sagenumwobenen<br />
Blutsaugergeschichten, die „Graf Dracula“<br />
mit Vlad Draculea in Verbindung<br />
bringen, nicht alle in das Reich der<br />
Fantasien, denn Vlad Draculea war ein<br />
typischer Herrscher seiner Zeit.<br />
Das Pfählen hatte Vlad als Geisel bei<br />
der türkischen Besatzungsmacht kennen<br />
gelernt, die so Feinde und Kriminelle<br />
töteten. Zur Abschreckung ließ<br />
man Gepfählte in der Stadt anprangern,<br />
damit jeder sehen konnte, was ihm<br />
drohte, sollte er stehlen, lügen oder gar<br />
töten. Überzeugt von der Wirksamkeit<br />
dieser Strafen, platzierte Vlad auf dem<br />
Marktplatz Targovistes eine goldene<br />
Schale, die von jedermann benutzt<br />
werden durft e, um den Durst zu stillen,<br />
aber auf dem Marktplatz verbleiben<br />
musste. Die vorhandenen historischen<br />
Quellen berichten, dass zu Vlads Herrschaft<br />
szeiten diese Schale nie gestohlen<br />
wurde, Verbrechen<br />
und Korruption weitgehend<br />
verschwunden<br />
waren, sowie Handel<br />
und Kultur fl orierten.<br />
Viele Rumänen sahen<br />
in Vlad Draculea zu<br />
ihrer Zeit einen Helden, weil er sich<br />
mit unerbittlicher Härte für Ehrlichkeit<br />
und Ordnung einsetzte.<br />
Selbst heute zeigt sich diese Verehrung<br />
noch, wenn Vlad Draculea als<br />
gerechter Widersacher gegen Korruption<br />
und Unordnung mit den Worten<br />
„Wo bist du, Tepes, Herr?“ angerufen<br />
wird, weil Bürger aus dem Geburtsland<br />
„Vlad Tepes“ sich über regelwidriges<br />
Verhalten oder Desinteresse in<br />
der öff entlichen Verwaltung, über soziale<br />
Missstände oder Untätigkeit von<br />
Politikern ärgern. Bei dem Zitat han-<br />
„Wo bist du, Tepes, Herr“<br />
fragen noch heute Bürger,<br />
wenn sie sich ärgern.<br />
delt es sich um eine Zeile aus einem<br />
polemischen Gedicht des Dichters<br />
Mihai Eminescu (1850-1889), in dem<br />
das nationalpolitische Desinteresse<br />
der rumänischen Oberschicht angegriff<br />
en wird. Eminescu forderte seinen<br />
imaginären Ansprechpartner Dracula<br />
auf, die Hälft e der Oberschicht wie<br />
einst die Bojaren zu pfählen und die<br />
andere Hälft e, wie einst die Bettler<br />
und Herumtreiber in einer Festhalle<br />
zu verbrennen.<br />
Der 1989 gestürzte rumänische Diktator<br />
Nicolae Ceauşescu entwickelte seit<br />
den 1970er Jahren eine besondere Vorliebe<br />
für Vlad Draculea und gab einen<br />
Monumentalfi lm über den „Pfähler“<br />
in Auft rag, der Vlad Draculea wie einen<br />
direkten Vorläufer oder geistigen<br />
Ahnen des Diktators erscheinen ließ.<br />
Obwohl sich Ansätze zu einer Hochstilisierung<br />
des Wojwoden zum Nationalhelden<br />
bereits im 19. und vor allem<br />
im frühen 20. Jahrhundert nachweisen<br />
lassen, wurde Vlad<br />
unter Ceauşescu zu einer<br />
allgegenwärtigen<br />
Figur in der Literatur,<br />
in der Geschichtsschreibung<br />
und nicht<br />
zuletzt in den Schulbüchern.<br />
Die rumänischen Historiker<br />
waren angehalten, die angeblichen<br />
Grausamkeiten entweder zu bagatellisieren<br />
oder als Beweis für die strenge,<br />
aber gerechte Herrschaft Draculeas<br />
zu preisen. Schließlich sollte sogar<br />
der Name „Dracul(a)“ umgedeutet<br />
werden, weil er im modernen Rumänisch<br />
„Teufel“ und nicht „Drache“<br />
bedeutet. Mit einer unter sprachwissenschaft<br />
lichen Gesichtspunkten<br />
höchst abenteuerlichen Etymologie<br />
wurde der Name nun von einer slawischen<br />
Wortwurzel „drag-“ abgeleitet,<br />
die etwa auch im serbischen Vorna-<br />
22 AußenSeiten 1 | 2008<br />
men Dragan erscheint und so viel wie<br />
„Liebling“ heißt. Dracula war also der<br />
„kleine Liebling“ seiner getreuen Untertanen<br />
- eine Argumentation ganz<br />
im Sinne von Nicolae Ceauşescu, der<br />
sich im Rahmen des um seine Person<br />
zelebrierten Personenkults gern als<br />
„der geliebte Sohn des rumänischen<br />
Volkes“ feiern ließ. Bei seiner Flucht<br />
aus Bukarest im Dezember 1989 soll er<br />
zuerst das Kloster Snagov, wo Dracula<br />
angeblich begraben liegt, angesteuert<br />
haben, als ob er vom „Pfähler“ Rat<br />
und Hilfe erwartete. Gefasst wurde<br />
das Ehepaar Ceauşescu schließlich in<br />
Targoviste, wo der Fürst einst Hof gehalten<br />
hatte. Dort wurden Elena und<br />
Nicolae Ceauşescu am 25. Dezember<br />
1989 nach kurzem Prozess standrechtlich<br />
erschossen.<br />
Der irische Schrift steller Abraham<br />
„Bram“ Stoker, geboren am 8. November<br />
1847 bei Dublin, traf 1890<br />
den ungarischen Professor Arminius<br />
Vámbéry (1832 - 1913), der ihm von<br />
der Legende des rumänischen Fürsten<br />
Vlad III. Draculea erzählte. Daraus<br />
entwickelte Stoker die Figur des Vampirs<br />
Dracula und aus Vámbéry wurde<br />
der Forscher van Helsing.<br />
Bram Stoker war das dritte von sieben<br />
Kindern, bis zu seinem achten Lebensjahr<br />
krank, und konnte alleine weder<br />
stehen noch gehen. Diese traumatische<br />
Erfahrung spiegelt sich in seiner literarischen<br />
Arbeit wider. Ewiger Schlaf<br />
und die Wiederauferstehung der Toten,<br />
das zentrale Th ema von Dracula,<br />
waren deshalb von großer Bedeutung<br />
AußenSeiten 1 | 2008<br />
für ihn. Er arbeitete sieben Jahre an<br />
der Vampirsaga „Dracula“, die am 18.<br />
Mai 1897 veröff entlicht wurde.<br />
Dafür studierte er die Kultur auf der Balkanhalbinsel<br />
und die historische Person<br />
Vlad. Als Unterlagen dienten ihm Militärkarten,<br />
Vampirsagen und Berichte<br />
englischer Reisender. Quellen waren<br />
unter anderem die Sammlung von Balkankarten<br />
im British Museum, „Th e<br />
Land beyond the Forest“ (Emily Gerard,<br />
1888), „Th e Golden Bough“ (James Frazer,<br />
London, 1890), „Th e Book of Were-<br />
wolves“ (Sabine Baring-Gould), „Epos<br />
über den Blutfürsten Vlad“ (Michael<br />
Beheim, Straßburger Druck, 1500),<br />
„Die histori von dem posen Dracol“<br />
(der früheste Druck entstand 1488 bei<br />
Marcus Ayrer in Nürn-<br />
berg) und die Legende<br />
der Gräfi n Elisabeth<br />
Bathory (1560 – 1614),<br />
die 1610 als „Blutgräfi<br />
n“ wegen angeblichen<br />
Vampirismus festgenommen<br />
und in einen Raum ihres<br />
Schlosses eingemauert wurde, sowie die<br />
Comentarii Papst Pius II.<br />
Seine Recherchen waren so genau, dass<br />
selbst die Zugfahrpläne, die im Roman<br />
genannt werden, mit der Wirklichkeit<br />
übereinstimmten. Diese und andere<br />
Daten entnahm er dem deutschen Reiseführer<br />
Baedeker. Bei einer solchen<br />
Akribie fallen die Fehler, die Stoker unterliefen,<br />
kaum ins Gewicht. So machte<br />
er aus Dracula einen Szekler, obwohl<br />
der historische Fürst ein Walache war.<br />
Auch schilderte er die transsilvanische<br />
Länderschwerpunkt<br />
Landschaft düsterer, als sie in Wirklichkeit<br />
ist. Wie Karl May ist auch Stoker<br />
niemals an den „exotischen“ Orten seines<br />
Romans gewesen.<br />
Dracula ist ein Unterhaltungsroman,<br />
der sich verschiedener literarischer Elemente<br />
aus Abenteuerbericht, Liebeserzählung,<br />
Horrorgeschichte und Detektivroman<br />
bedient und erstmals den<br />
untoten Vampir nicht seelenlos darstellt.<br />
Durch eine für das prüde Viktorianische<br />
Zeitalter ungekannte deutliche<br />
Erotik und Sexualität verknüpft e Stoker<br />
Ob „Dracula“ wirklich im Schloss Bran gewohnt hat ist fraglich - der Streit um die Burg zwischen Rumänischem Parlament und Familie Habsburg ist jedoch real.<br />
Wie Karl May ist auch<br />
Stoker nicht an den „exotischen“<br />
Orten gewesen.<br />
die Begriff e Vampir und Liebe, die inzwischen<br />
untrennbar geworden sind.<br />
Was Stoker ganz zeitgemäß nur andeutet,<br />
zeigen die Verfi lmungen deutlicher.<br />
In Coppolas Film „Bram Stoker´s<br />
Dracula“ werden die<br />
Liebesgeschichte und<br />
die erotischen Beziehungen<br />
zwischen den<br />
Charakteren zur zentralen<br />
Motivation und<br />
zum Mittelpunkt der<br />
Handlung. Die Detektivelemente treten<br />
dagegen in den Hintergrund.<br />
Den überragenden Erfolg seines Romans<br />
hat Stoker den zahlreichen Verfi<br />
lmungen zu verdanken, doch den<br />
großen Erfolg seines Romans erlebte<br />
er nicht mehr. Bram Stoker starb in<br />
fi nanziell bescheidenen Verhältnissen<br />
am 20. April 1912 in London; einige<br />
Quellen nennen als Todesursache Erschöpfung.<br />
Sein Neff e Daniel Farson<br />
behauptete in einer Biographie, er sei<br />
an Syphilis gestorben, wofür es allerdings<br />
keinen Beweis gibt.<br />
23
Länderschwerpunkt<br />
Rumänien<br />
Wussten Sie, dass ...<br />
… die rumänische Ärztin Ana Aslan<br />
mit ihrem Medikament „Gerovital“<br />
das frühzeitige Altern besiegen<br />
wollte? Zu ihren 150.000 ausländischen<br />
Patienten zählten auch<br />
Charles de Gaulle, J. F. Kennedy,<br />
Tito, Claudia Cardinale, Frank Sinatra,<br />
Jean Marais und die Diktatoren<br />
Marcos und Suharto.<br />
… Bukarest früher als „Paris des Ostens“<br />
bezeichnet wurde, weil viele<br />
Gebäude, Plätze und Straßen an Paris<br />
erinnern?<br />
… im September 2007 das rumänische<br />
Parlament die Rückgabe<br />
von „Draculas Burg“ (Schloss<br />
Bran) an drei Angehörige der Familie<br />
Habsburg für illegal erklärte,<br />
obwohl erst im Mai 2006 der<br />
Kulturminister das Schloss an die<br />
Erben rückerstattet hatte?<br />
… unter dem Ceauşescu-Regime nur<br />
drei offi zielle Feiertage galten, weil<br />
religiöse Feiertage nicht anerkannt<br />
wurden? Es waren dies Neujahr (1.<br />
Jänner), der Tag der Arbeit (1. Mai)<br />
und der Nationale Befreiungstag<br />
(23. August).<br />
… es in Maramures nicht nur wunderschöne<br />
alte Holzkirchen und<br />
eine lebendige traditionelle Folklore<br />
gibt, sondern in Sapanta auch<br />
einen „Lustigen Friedhof “?<br />
… in Rumänien ein Drittel aller Heil-<br />
und Th ermalwasserquellen Europas<br />
sprudeln, die Römer die Heilkräft<br />
e des Wassers bereits nutzten<br />
und mehrere der 160 Badekurorte<br />
gründeten?<br />
… vor 12 Jahren in Rumänien eine<br />
dreistellige Infl ation bestand?<br />
… bei der rumänischen Bevölkerung<br />
das Lohnniveau seit 2004<br />
um über 70% gestiegen ist?<br />
… von den ca. 9 Mio. europ. Roma in<br />
Rumänien 2,5 Mio. leben?<br />
… Sibiu (Hermannstadt) 2007 Europas<br />
Kulturhauptstadt war und den<br />
deutschstämmigen Klaus Johannis<br />
zum Bürgermeister gewählt hat,<br />
obwohl die deutsche Minderheit<br />
auf 5% zusammengeschrumpft ist?<br />
… Deutschland und die Schweiz viele<br />
alte Straßenbahnen nach Rumänien<br />
gaben, die heute noch als<br />
Endstation Vororte aus dem Ruhrgebiet<br />
oder Zürich anzeigen?<br />
… Hollywoods Tarzan Johnny Weissmuller<br />
1904 in Freidorf/Banat bei<br />
Temesvar als Petr János Weiszmüller<br />
geboren wurde? 1924 und<br />
1928 holte er für die USA fünf<br />
olympische Goldmedaillen und 24<br />
Weltrekorde im Schwimmen und<br />
wurde ab 1932 als Tarzan in 19<br />
Filmen weltberühmt. Sein Tarzanschrei<br />
blieb unerreicht.<br />
… Rumänien bis 2012 zum Schengen-Raum<br />
gehören und bis 2014<br />
den EURO einführen will?<br />
… bei strengen Wintern während der<br />
Ceauşescu-Zeit die staatlichen<br />
Wetterämter die Temperatur drei<br />
Grad wärmer zu „messen“ hatten,<br />
damit der Bevölkerung nicht so<br />
kalt war?<br />
… in Europa Rumänien den höchsten<br />
Vermögenszuwachs hat und<br />
in Zentral- und Osteuropa beim<br />
Wachstum nach Russland und<br />
Bulgarien an dritter Stelle liegt?<br />
… die Weinlese früher eine so hohe<br />
Bedeutung hatte, dass Kriege verschoben<br />
wurden und die Fürsten<br />
alle wichtigen Entscheidungen<br />
vertagten, um persönlich auf den<br />
Weinbergen anwesend zu sein?<br />
… Wirtschaft s- und Finanzminister<br />
Varujan Vosganian nicht nur<br />
Wirtschaft swissenschaft ler ist,<br />
sondern auch ein bekannter Poet<br />
und Essayist?<br />
�� UNESCO-<br />
Weltkulturerbe<br />
In den langen Zeiten der Fremdherrschaft<br />
blieben die Klöster die Bewahrer<br />
der rumänischen Kultur und geben uns<br />
heute einen tiefen Einblick in das Seelenleben<br />
des rumänischen Volkes. Die<br />
Moldauklöster Voronet, Sucevita, Moldovita,<br />
Humor und Arbore sind aber auch<br />
berühmt für ihre wertvollen Fresken<br />
aus dem 15. und 16. Jahrhundert, die<br />
Szenen aus der Bibel zeigen und noch<br />
im Originalzustand zu betrachten sind.<br />
Auf einer Fläche von über 5.800 qkm<br />
erstreckt sich das Donaudelta Biosphärenreservat,<br />
das nicht nur das größte<br />
Feuchtgebiet Europas ist, sondern<br />
auch ein einmaliges Naturparadies<br />
für mehr als 300 Vogelarten und über<br />
70 Fischarten darstellt. Die UNESCO<br />
schützt diese großartige Landschaft<br />
und der in Wien ansässige Verein „Naturfreunde<br />
International“ bestimmte<br />
das Donaudelta zur „Landschaft des<br />
Jahres 2007-2009“.<br />
24 AußenSeiten 1 | 2008<br />
Rumänien<br />
auf einen Blick<br />
Staatsform: Parlamentarische Republik.<br />
Fläche:<br />
238.391 km², vergleichbar mit der<br />
Größe Großbritanniens. Das Land hat<br />
eine ovale Form und misst in der Länge<br />
735 km und in der Breite 530 km.<br />
Einwohnerzahl:<br />
21.733.556 (2003) – davon 89% Rumänen,<br />
7,1% Ungarn und Szekler und<br />
1,7% Roma.<br />
Hauptstadt:<br />
Bucuresti/Bukarest (seit 1862) mit<br />
2.064.000 Einwohnern.<br />
Regionale Auft eilung:<br />
41 Landkreise, 268 Städte (davon 97<br />
Munizipalstädte) und 2.698 Gemeinden<br />
mit insgesamt 13.089 Dörfern.<br />
Sprache:<br />
Rumänisch, als Weiterentwicklung des<br />
Lateinischen. Alphabet mit 31 lateinischen<br />
Buchstaben. Minderheitensprachen<br />
sind Ungarisch (7%), sowie<br />
Deutsch, Romani, Türkisch, Serbisch<br />
und Jiddisch. Die meist verbreiteten<br />
Fremdsprachen sind Englisch, Deutsch<br />
und Französisch.<br />
Religion:<br />
Christlich-orthodox (86,8%), römischkatholisch<br />
(4,7%), evangelisch (3,7%),<br />
pentekostal (1,5%), griechisch-katholisch<br />
(0,9%), muslimisch (0,3%).<br />
Zeitzone:<br />
Westeuropäische Zeit + 1 Stunde.<br />
AußenSeiten 1 | 2008<br />
Klima:<br />
Gemäßigt-kontinental, mit vier Jahreszeiten.<br />
Mittlere Temperatur im Winter<br />
-3° C und im Sommer 22-24° C.<br />
Währung:<br />
Die Nationalwährung ist der LEU<br />
(RON). Leu heißt Löwe, Plural Lei.<br />
1 Leu = 100 Bani.<br />
Banknoten:<br />
1, 5, 10, 50, 100, 200 und 500 Lei.<br />
Münzen:<br />
1 Ban, 5, 10 und 50 Bani. Wechselkurs<br />
zum EURO, 1 € = ca. 3,6 LEI.<br />
Feiertage:<br />
1. Dezember - Nationalfeiertag<br />
1. und 2. Jänner - Neujahr<br />
Ostersonntag und Ostermontag - rund<br />
eine Woche später als in Westeuropa,<br />
1. Mai - Tag der Arbeit<br />
25. und 26. Dezember – Weihnachten.<br />
Internationale Telefonvorwahl:<br />
+40 (Bukarest: 21)<br />
Internationaler Notruf: 112<br />
Weitere Informationen:<br />
http://europa.eu/abc/european_countries/index_de.htm<br />
(deutsch)<br />
http://www.romania.org (engl.)<br />
http://www.gov.ro/engleza/index.php<br />
http://www.ccir.ro (engl.)<br />
http://www.ccib.ro (engl.)<br />
http://www.kompass.ro (engl.)<br />
http://www.traderom.ro (engl.)<br />
Kontakte in Bukarest:<br />
Botschaft der Republik Österreich<br />
70254 Bukarest, Dumbrava Rosie 7<br />
Tel: +40-21-210 02 71; 210 43 54<br />
Fax: +40-21-210 08 85<br />
E-Mail: bukarest-ob@bmeia.gv.at<br />
http://www.bmeia.gv.at<br />
Länderschwerpunkt<br />
WKO – Außenhandelsstelle Bukarest<br />
020581 Bukarest,<br />
Logofät Luca Stroici 15<br />
Tel: +40-21-210 17 98; 210 17 99<br />
Fax: +40-21-210 23 99<br />
E-Mail: bukarest@wko.at<br />
http://www.wko.at/awo/ro<br />
Kontakte in Wien:<br />
Botschaft der Republik Rumänien<br />
1040 Wien, Prinz-Eugen-Straße 60<br />
Tel: +43-1-505 32 27<br />
Fax: + 43-1-504 14 62<br />
E-Mail: ambromviena@ambrom.at<br />
http://viena.mae.ro/<br />
Wirtschaft s- und Handelsabteilung<br />
über die Botschaft<br />
Wirtschaft skammer Österreich<br />
AWO-Südosteuropa<br />
1045 Wien, Wiedner Hauptstraße 63<br />
Tel: +43-5-90900-4338<br />
Fax: + 43-5-90900-11 4338<br />
E-Mail: awo.suedosteuropa@wko.at<br />
http://www.wko.at/awo<br />
Österreichisch-Rumänische<br />
Gesellschaft<br />
1090 Wien, Otto-Wagner-Platz 5<br />
Tel: +43-1-404 40-212 26<br />
Fax: +43-1-404 40-209 81<br />
E-Mail: info.offi ce@austrom.eu<br />
http://www.austrom.eu<br />
25
Wirtschaft<br />
„Mit der Petrom führt<br />
die OMV in Mitteleuropa“<br />
Ein Gespräch mit Generaldirektor Dr. Ruttenstorfer<br />
Die OMV (früher ÖMV ÖsterreichischeMineralölverwaltung,<br />
ab 1995 OMV Aktiengesellschaft)<br />
ist das größte börsenotierte<br />
Industrie-Unternehmen Österreichs,<br />
mit Explorations- und Produktionsaktivitäten<br />
in 21 Ländern auf 5 Kontinenten<br />
und ein führender Erdöl- und<br />
Erdgaskonzern in Mitteleuropa. 2004<br />
erwarb die OMV 51% am rumänischen<br />
Öl- und Gaskonzern Petrom. Der Konzern<br />
wird seit dem 1. Jänner 2002 durch<br />
Dr. Wolfgang Ruttenstorfer geführt,<br />
der in Wien auch der „Österreichisch-<br />
Rumänischen Gesellschaft“ vorsteht.<br />
AußenSeiten: Herr Dr. Ruttenstorfer,<br />
wir danken Ihnen, dass wir Sie in Ihrer<br />
Doppelfunktion als Generaldirektor<br />
der OMV und als Präsident der „Österreichisch-Rumänischen<br />
Gesellschaft“<br />
sprechen können. Welches Amt macht<br />
Ihnen mehr Freude?<br />
Ruttenstorfer: Beide Funktionen sind<br />
sehr unterschiedlich mit unterschiedlichenSchwerpunk-<br />
ten. Durch unsere Akquisition<br />
der Petrom<br />
liegt ein wichtiges Tätigkeitsfeld<br />
in Rumänien,<br />
daher freue ich<br />
mich als Präsident der<br />
Österreichisch-Rumänischen Gesellschaft<br />
tätig sein zu können.<br />
AußenSeiten: Die OMV ist auch ein<br />
typisches Beispiel österreichischer Industriegeschichte;<br />
1938 mit reichsdeutschem<br />
Kapital und Technik aufgebaut<br />
und 1946 in einen sowjetischen Staatskonzern<br />
überführt, begann dann 1956<br />
als österreichischer Staatsbetrieb ein<br />
Neuanfang. Erst 1987 erfolgte eine vorsichtige<br />
Privatisierung und heute besteht<br />
noch ein Staatsanteil von 31,5 %.<br />
Wie politisch unabhängig ist die OMV?<br />
„Die Petron wird bis 2010<br />
das führende Unternemen<br />
in CEE werden.“<br />
Ruttenstorfer: Die Wurzeln der OMV<br />
gehen viel weiter zurück als 1938.<br />
Heute ist die OMV ein börsenotiertes,<br />
modernes, international tätiges Unternehmen,<br />
50,9% der Aktien befinden<br />
sich im „free float“. Politischer Einfluss<br />
spielt keine Rolle bei unseren Zielen,<br />
unserer Strategie und deren Umsetzung.<br />
Unseren Aktionären ist es wichtig,<br />
dass wir Werte schaffen und wenn<br />
man unseren Wachstumskurs betrachtet,<br />
sind wir hier sehr erfolgreich.<br />
AußenSeiten: Am 21. April 2007 unterzeichnete<br />
die OMV mit dem Iran<br />
drei Absichtserklärungen über das<br />
größte Erdgas-Geschäft eines europäischen<br />
Unternehmens und erntete besonders<br />
aus den USA harsche Kritik.<br />
Wie glaubwürdig ist für Sie die Haltung<br />
der US-Regierung gegenüber der<br />
Zusammenarbeit mit dem Iran?<br />
Ruttenstorfer: Der Europäische Gasbedarf<br />
steigt stark an, gleichzeitig sinkt<br />
die Förderung innerhalb der EU. Ziel<br />
der OMV ist es, die<br />
Versorgungssicherheit<br />
Europas mit Erdgas zu<br />
verstärken, daher haben<br />
wir eine Absichtserklärung<br />
mit der<br />
National Iranian Oil<br />
Company abgeschlossen, um zusätzliche<br />
Erdgasreserven für Europa nutzbar<br />
zu machen. Zu konkreten Vereinbarungen<br />
ist es noch nicht gekommen,<br />
derzeit laufen Verhandlungen.<br />
Wie Öl- und Gasgesellschaften anderer<br />
europäischer Länder , wie etwa<br />
UK/Niederlande (Shell), Spanien<br />
(Repsol), Frankreich (Total) und Norwegen<br />
(Statoil), die im Iran engagiert<br />
sind, betrachten wir die Tatsache, dass<br />
dieses Land die zweitgrößten Erdgasreserven<br />
der Welt aufweist, als legitime<br />
Dr. Wolfgang Ruttenstorfer<br />
Möglichkeit, die dortigen Vorkommen<br />
auch für Europa nutzbar zu machen.<br />
Als europäisches Unternehmen mit<br />
Sitz in Wien halten wir uns dabei an<br />
alle für uns relevanten Gesetze und<br />
Regelungen. Dies sind die Gesetze und<br />
Bestimmungen der Europäischen Union,<br />
die österreichischen Gesetze und<br />
die Gesetze des jeweiligen Landes, in<br />
dem wir tätig sind. Selbstverständlich<br />
halten wir uns an die Resolutionen der<br />
Vereinten Nationen.<br />
AußenSeiten: 2003 erwarb die OMV<br />
45% an der BAYERNOIL und beim<br />
Verkauf der deutschen ARAL an die BP<br />
247 Tankstellen in Deutschland. Wird<br />
sich die OMV in Westeuropa weiter<br />
engagieren oder wollen Sie nur noch in<br />
Osteuropa expandieren?<br />
Ruttenstorfer: Die OMV hat sich in den<br />
letzten Jahren durch die konsequente<br />
Umsetzung ihrer Wachstumsstrategie<br />
zum führenden integrierten Erdöl-<br />
und Erdgasunternehmen in Mitteleuropa<br />
entwickelt und hat einen 20%<br />
Marktanteil im Donauraum erreicht.<br />
Unser Ziel ist es, unsere Position im<br />
europäischen Wachstumsgürtel weiter<br />
26 AußenSeiten 1 | 2008<br />
zu verstärken. Wir verfügen über eine<br />
gute Position in Süddeutschland, weiteres<br />
Wachstum in den reifen Märkten<br />
Westeuropas ist nicht im Fokus unserer<br />
Strategie.<br />
AußenSeiten: Das Erdöl wird vermutlich<br />
zwischen 2100 und 2150 aufgebraucht<br />
sein. Womit werden dann<br />
die Autos angetrieben und die Häuser<br />
beheizt? Auf welche Zukunftsenergien<br />
setzt die OMV?<br />
Ruttenstorfer: Öl und Erdgas werden<br />
auch in den nächsten Jahrzehnten das<br />
Energiespektrum dominieren. Um auf<br />
die Zukunft vorbereitet zu sein, wird<br />
die OMV in den kommenden Jahren<br />
verstärkt auf erneuerbare Energieträger<br />
setzen. Dazu haben wir 2006 eine<br />
eigene Gesellschaft, den OMV Future<br />
Energy Fund, gegründet.<br />
Der OMV Future Energy Fund identifiziert<br />
als eigene Gesellschaft Projekte<br />
zu erneuerbarer Energie innerhalb<br />
des OMV Konzerns, begleitet diese<br />
und unterstützt mit mehr als EUR 100<br />
Mio. finanziell diese Projekte. Erneuerbare<br />
Energieträger werden in den<br />
kommenden Jahren immer mehr an<br />
Bedeutung gewinnen. Wir wollen<br />
den OMV Future Energy Fund dazu<br />
nutzen, um den Übergang von einem<br />
reinen Erdöl- und Erdgaskonzern zu<br />
einem Energiekonzern zu ermöglichen,<br />
der erneuerbare Energien in seinem<br />
Portfolio hat.<br />
AußenSeiten: Aus Gründen des Umweltschutzes<br />
sollen Diesel und Benzin<br />
verstärkt Bio-Kraftstoffe beigemengt<br />
werden, in Deutschland ab 2009 sogar<br />
10%, was dazu führen würde, das Millionen<br />
von Autos das wesentlich teurere<br />
Super Plus tanken müssen, um ihre<br />
älteren Motoren zu schonen. Welchen<br />
Beimengungsgrad halten Sie in Österreich<br />
für realistisch?<br />
Ruttenstorfer: Wichtig ist, dass es in<br />
Europa einen Gleichklang bei der Beimischung<br />
von biogenen Anteilen gibt.<br />
Dies ist im Sinne der Konsumenten.<br />
Hier ist noch einiges von Seiten der<br />
EU zu unternehmen, denn derzeit gibt<br />
es verschiedenen Regelungen in den<br />
AußenSeiten 1 | 2008<br />
verschiedenen Ländern der Europäischen<br />
Union. In Österreich mischen<br />
wir derzeit rund 5% bei Diesel und<br />
Benzin bei. Das entspricht noch den<br />
Anforderungen der Fahrzeugindustrie<br />
zum reibungslosen Betrieb der Autos.<br />
Eine Erhöhung der Beimischung kann<br />
nur unternommen werden, wenn sich<br />
Politik und Fahrzeugindustrie gemeinsam<br />
dieser Herausforderung stellen.<br />
AußenSeiten: Die OMV will bis 2010<br />
die „Nummer 1“ in Mitteleuropa sein<br />
und die eigenen Raffinerien mit mindestens<br />
50% selbst produziertem Erdöl<br />
und Erdgas auslasten. Woher sollen die<br />
noch fehlenden Kapazitäten in den noch<br />
verbleibenden zwei Jahren kommen?<br />
Ruttenstorfer: Mit der Übernahme der<br />
Aktienmehrheit an Petrom hat sich die<br />
tägliche Fördermenge der OMV auf<br />
rund 321.000 boe (Stand Ende Dezember<br />
2007) erhöht. Damit ist die OMV<br />
zum größten Öl- und Erdgasproduzenten<br />
Mitteleuropas gewachsen. Ziel<br />
für 2010 ist es, aus eigner Kraft, das<br />
heißt aus eigenen bereits jetzt bestehenden<br />
Projekten, eine tägliche Fördermenge<br />
von 400.000 boe zu erreichen.<br />
AußenSeiten: Die OMV hält 51% am<br />
rumänischen Öl- und Gaskonzern Pe-<br />
Wirtschaft<br />
trom, was sind Ihre kurz- und mittelfristigen<br />
Ziele bei diesem Engagement?<br />
Ruttenstorfer: Wir werden unser erfolgreiches<br />
Modernisierungsprogramm<br />
bei der Petrom konsequent weiterführen.<br />
Nach den ersten sichtbaren<br />
Erfolgen des E&P-Modernisierungsprogramms<br />
in der Petrom werden für<br />
das Jahr 2008 in Rumänien steigende<br />
Produktionsmengen erwartet. In den<br />
Petrom Raffinerien werden schrittweise<br />
Verbesserungen aufgrund von laufenden<br />
Restrukturierungsinvestitionen<br />
erwartet, die großen Ergebnisverbesserungen<br />
sind nach Abschluss der Groß-<br />
Bicaz,Izvorul Muntelui See – Der OMV Future Energy Fund unterstützt erneuerbare Energieträger<br />
mit 100 Mio. €, ein Beitrag auch für eine gesunde Umwelt in Rumänien.<br />
investitionen ab 2011 möglich. Insgesamt<br />
werden wir bis 2010 rund 3 Mrd.<br />
€ in Rumänien investieren.<br />
AußenSeiten: Zwischen Österreich<br />
und Rumänien gibt es besonders enge<br />
historische Beziehungen. Hat dies der<br />
OMV bei den Verhandlungen mit der<br />
Petrom und der rumänischen Regierung<br />
geholfen?<br />
Ruttenstorfer: Sicher sind historische<br />
Beziehungen zwischen Ländern hilfreich.<br />
Der Privatisierungsprozess ist<br />
äußert professionell und transparent<br />
abgewickelt worden, entspricht allen<br />
internationalen Standards und wurde<br />
27
Wirtschaft<br />
unter der Ägide von internationalen<br />
Organisationen wie dem Internationalen<br />
Währungsfonds, der Weltbank<br />
und der EU durchgeführt. Ich kann<br />
hier nur noch einmal wiederholen,<br />
dass die Privatisierung von rumänischer<br />
Seite äußerst professionell<br />
durchgeführt wurde.<br />
AußenSeiten: Welche Bedeutung hat<br />
die Übernahme der Petrom durch die<br />
OMV für Rumänien?<br />
Ruttenstorfer: Petrom wird bis 2010<br />
das führende Erdöl- und Erdgasunternehmen<br />
in Südosteuropa werden.<br />
Durch die Verabschiedung eines Restrukturierungsprogramms<br />
u.a. für<br />
die rumänischen Raffi nerien (Investitionsvolumen<br />
von rund 1Mrd. € bis<br />
2010 für Petrobrazi) ist es gelungen,<br />
Petroms Position weiter zu stärken.<br />
Zudem ist Petrom einer der größten<br />
Arbeitgeber des Landes. Durch die<br />
erfolgreiche Privatisierung wurde der<br />
Marktwert des Unternehmens verzweifacht<br />
und Petrom leistet als größter<br />
Steuerzahler einen wesentlichen<br />
Beitrag zum rumänischen Budget<br />
AußenSeiten: Wie beurteilen Sie die<br />
weitere wirtschaft liche Entwicklung in<br />
Rumänien?<br />
Ruttenstorfer: Was nach 1990 zunächst<br />
zögerlich begann, hat seit 2001<br />
stark an Dynamik gewonnen. Für<br />
Rumänien spricht, dass sich das wirtschaft<br />
liche Klima nachhaltig verbessert<br />
hat. Derzeit hat Rumänien noch<br />
immer Zuwachsraten beim Wirtschaft<br />
swachstum von mehr als 5%.<br />
Diese sind damit mehr als doppelt so<br />
hoch wie der EU-Durchschnitt.<br />
Österreich ist heute<br />
der größte Auslandsinvestor<br />
in Rumänien.<br />
Mit Ende des Jahres<br />
2006 haben österreichische<br />
Unternehmen<br />
rund 12 Milliarden<br />
€ für Direktinvestitionen<br />
in Rumänien aufgebracht. Derzeit<br />
sind österreichische Unternehmen an<br />
rund 4500 Unternehmen in Rumänien<br />
zur Gänze oder mehrheitlich beteiligt<br />
„Wer den gegenseitigen<br />
Austausch fördert, gewinnt<br />
eine Generation, für<br />
die Europas Integration<br />
erlebte Geschichte ist.“<br />
– man denke an die erfolgreichen Beispiele<br />
im Bank-, Versicherungs- und<br />
Immobilienbereich. Der Beitritt zur<br />
EU 2007 unterstreicht die positive wirtschaft<br />
liche Entwicklung. Rumänien<br />
ist ein wichtiger Teil der Europäischen<br />
Union geworden, darauf kann das Land<br />
zurecht stolz sein.<br />
„Die OMV wird 2010 die Nr. 1<br />
in Mitteleuropa sein.<br />
AußenSeiten: In Österreich wird in den<br />
Medien nicht immer nur sachlich über<br />
Rumänien informiert, sondern auch<br />
versucht, mit einseitigen Berichten über<br />
rumänische Kriminelle negative Emotionen<br />
zu fördern. Was kann die „Österreichisch-Rumänische<br />
Gesellschaft “ für<br />
eine objektivere Berichterstattung tun?<br />
Ruttenstorfer: Die „Österreichisch-<br />
Rumänische Gesellschaft “ setzt sich<br />
gerade zum Ziel, durch ihre Veranstaltungen<br />
und Projekte ein wirklichkeitsgetreues<br />
Bild von Rumänien in Österreich<br />
(und umgekehrt) zu vermitteln.<br />
Das versuchen wir umzusetzen mit<br />
der Unterstützung unserer Mitglieder<br />
– österreichische Unternehmen, die<br />
in Rumänien investie-<br />
ren, und eine Vielzahl<br />
von Interessierten und<br />
Engagierten. Und wir<br />
tun dies stets in Kooperationen<br />
mit den<br />
Vertretungsbehörden,<br />
mit Interessensvertretungen,Organisationen<br />
und Institutionen sowie anderen<br />
Gesellschaft en, Vereinen und Unternehmen.<br />
Diese Ressourcen stellen<br />
schon in sich ein Potential dar. Denn<br />
hier gibt es Kompetenz und Information<br />
aus erster Hand.<br />
AußenSeiten: Welche Hauptaufgabe<br />
sehen Sie in der Arbeit der „Österreichisch-Rumänischen<br />
Gesellschaft “ und<br />
welche Erfolge gibt es bereits?<br />
Ruttenstorfer: Wir haben uns im Vorstand<br />
als Schwerpunkte der „Österreichisch-Rumänischen<br />
Gesellschaft “<br />
Bildung, Wissenschaft , Kultur und<br />
Wirtschaft vorgenommen. Denn in<br />
diesen Bereichen lässt sich am besten<br />
zusammenarbeiten, um einander näher<br />
kennen zu lernen und so ein gemeinsames<br />
Europa zu gestalten. Die Jugend<br />
in Rumänien und Österreich ist uns<br />
wichtig, weil sie die Zukunft unserer<br />
Gesellschaft en darstellt. Wer hier und<br />
heute eine Generation gewinnt, für die<br />
bereits die Integration Europas erlebte<br />
Geschichte ist, fördert den gegenseitigen<br />
Austausch mit viel Motivation und<br />
Innovation. Wenn Wissenschaft ler und<br />
Forscher einander begegnen, potenzieren<br />
sich Erkenntnisse und entstehen<br />
neue Betrachtungsweisen. So sehen wir<br />
die neuen Freundschaft en bei Schülerinnen<br />
und Schülern aus Rumänien<br />
und Österreich bei unseren Projekten<br />
buchstäblich wachsen. Und wir fördern<br />
Publikationen über Rumänien und tragen<br />
zu wissenschaft lichen Konferenzen<br />
bei. Auch die zahlreichen Kulturveranstaltungen<br />
sind eine ausgezeichnete<br />
Möglichkeit der Vermittlung von Offenheit<br />
und Neugier. Die Wirtschaft streff<br />
en schließlich sollen die erfolgreiche<br />
Investitionspolitik österreichischer<br />
Unternehmen fortsetzen und auch den<br />
mittelständischen Betrieben dieses Potential<br />
eröff nen. Auf diese Weise sehen<br />
wir es als Erfolg, ein dynamisches Netzwerk<br />
aufzubauen, das durch viel zivilgesellschaft<br />
liches Engagement etwas weiterbringt.<br />
Wir blicken mit Zuversicht in<br />
die weitere Zukunft der österreichischrumänischen<br />
Beziehungen.<br />
�� Dr. Wolfgang Ruttenstorfer, 1950 in<br />
Wien geboren, kam 1976 erstmals zur<br />
OMV und wurde 1992 Vorstandsdirektor.<br />
Von 1997 bis 1999 Staatssekretär<br />
im Finanzministerium, ging er danach<br />
wieder zur OMV und ist seit Jänner<br />
2002 deren Generaldirektor.<br />
28 AußenSeiten 1 | 2008<br />
News aus Brüssel<br />
Dipl. Kuwi. Christine Wührer<br />
EU-Maßnahmen zur Mehrwertsteuerbetrugsbekämpfung<br />
Der Mehrwertsteuerbetrug hat<br />
in den letzten Jahren enorme<br />
Ausmaße angenommen. Es<br />
wird geschätzt, dass der Betrug die<br />
EU-Staaten jährlich 100 Milliarden<br />
Euro kostet.<br />
Nachdem die Kommission zu diesem<br />
Th ema im Jahr 2006 eine Mitteilung vorgelegt<br />
hat, forderte der Rat im Juni 2007<br />
die Kommission auf, Möglichkeiten zur<br />
Mehrwertsteuerbetrugsbekämpfung<br />
näher zu untersuchen. Als Konsequenz<br />
wird die Kommission demnächst Gesetzesvorschläge<br />
zur Änderung der Mehrwertsteuerrichtlinie<br />
vorlegen.<br />
Die Kommission plant, die Häufi gkeit<br />
der Meldungen über den innergemeinschaft<br />
lichen Warenverkehr zu<br />
erhöhen, zusätzliche transaktionsbezogene<br />
Meldepfl ichten einzuführen<br />
und den Austausch dieser Angaben<br />
zwischen den Steuerbehörden zu beschleunigen.<br />
Dabei muss das „Lissabon-Ziel“,<br />
die Verwaltungskosten für<br />
Unternehmen um 25 Prozent zu verringern,<br />
eingehalten werden. Durch<br />
eine elektronische Datenübermittlung<br />
und die Harmonisierung der Meldepfl<br />
ichten sollten die Befolgungskosten<br />
für grenzüberschreitend tätige Unternehmen<br />
verringert werden. Zusätzlich<br />
wird eine Vereinheitlichung der<br />
AußenSeiten 1 | 2008<br />
Rechnungsstellungsregeln angedacht.<br />
Ein EU-weiter Ansatz der nationalen<br />
Steuerbehörden in der Mehrwertsteuerverwaltung<br />
soll zum Schutz der<br />
Mehrwertsteuereinkünft e aller Mitgliedstaaten<br />
beitragen.<br />
Die Kommission beabsichtigt außerdem,<br />
EU-Mindeststandards für die<br />
Eingabe und die Löschung von Daten<br />
in das MIAS (MwSt-Informationsaustauschsystem)<br />
zu schaff en. Des Weiteren<br />
sieht sie vor, die gesamtschuldnerische<br />
Haft ung auf Unternehmen<br />
mit betrügerischen Absichten anzuwenden<br />
und die Beitreibung von<br />
Mehrwertsteuereinnahmen in Betrugsfällen<br />
zu verbessern.<br />
Scannig für Container in die USA?<br />
Foto: Wiener Hafengesellschaft<br />
Darüber hinaus prüft die Kommission<br />
derzeit mögliche weitergehende<br />
Maßnahmen wie die Besteuerung von<br />
innergemeinschaft lichen Lieferungen<br />
mit einem einheitlichen Steuersatz<br />
im Abgangsland. Ebenso wird die<br />
Einführung eines generellen Reverse-<br />
Charge-Systems in Form eines „zeitlich<br />
befristeten Pilotprojekts in einem<br />
interessierten Mitgliedstaat“ untersucht.<br />
Befürwortet die Kommission<br />
die Durchführung dieses Pilotprojekts,<br />
wird Österreich das Land sein,<br />
welches das generelle Reverse-Charge-<br />
System testen wird. Anfang nächsten<br />
Wirtschaft<br />
Jahres wird die Kommission zu diesen<br />
beiden Maßnahmen Bericht erstatten<br />
und gegebenenfalls gesetzliche Änderungen<br />
vorschlagen. Diesen müssten<br />
im Anschluss von den Mitgliedstaaten<br />
einstimmig angenommen werden.<br />
100%iges Scanning für<br />
Container in die USA<br />
Im August 2007 unterzeichnete US-<br />
Präsident Bush das viel diskutierte Gesetz<br />
zur Gewährleistung der Sicherheit<br />
von Luft fracht und Seefracht. Das Gesetz<br />
sieht vor, dass sowohl Luft fracht in<br />
Passagiermaschinen als auch Seefracht<br />
mit Bestimmungsort USA in drei bzw.<br />
fünf Jahren einer hundertprozentigen<br />
Sicherheitsüberprüfung unterzogen<br />
werden müssen. Während die Luft -<br />
fracht im Zielfl ughafen in den USA<br />
gescannt wird, muss die Seefracht im<br />
Ausgangshafen bzw. im zuletzt angelaufenen<br />
Hafen vor dem Endziel USA<br />
einem hundertprozentigen Röntgen<br />
unterzogen werden.<br />
Grundsätzlich soll diese Bestimmung<br />
am 1. Juli 2012 in Kraft treten. Treten<br />
technische Durchführungsprobleme in<br />
den Ausgangshäfen auf, kann die Frist<br />
um zwei Jahre verlängert werden. In der<br />
EU wurde dieses Gesetzes mit großer<br />
Skepsis aufgenommen. Derzeit wird im<br />
Hafen von Southampton ein Pilotprojekt<br />
zum Test der erforderlichen Sicherheitsprüfung<br />
durchgeführt. Selbst wenn<br />
sich dieses Pilotprojekt als erfolgreich<br />
erweisen würde, wird diese Regelung<br />
für die europäischen Häfen hohe Kosten<br />
und für den Handel enorme Probleme<br />
hervorrufen. Um die vielen Fragen in<br />
Zusammenhang mit der praktischen<br />
Umsetzung des Gesetzes zu klären, stehen<br />
die EU und die USA derzeit in Verhandlungen.<br />
Fortschritte zeichnen sich<br />
bis jetzt allerdings nicht ab.<br />
29
Wirtschaft<br />
„Prince Stirbey“ lernt fl iegen<br />
Ileana und Jakob von Kripp<br />
Als das frisch vermählte Ehepaar<br />
von Kripp 1997 zur<br />
Hochzeitsreise nach Rumänien<br />
startete, ahnten sie nicht, dass<br />
diese Fahrt ihr Leben radikal verändern<br />
würde. Sie fuhren in die Region<br />
Dragasani und besuchten das Weingut<br />
Stirbey, das über Jahrhunderte<br />
der Familie der Ehefrau gehört hatte.<br />
Für Ileana von Kripp war diese Rückkehr<br />
in ihre alte Heimat mit Freude,<br />
aber auch bösen Erinnerungen verbunden,<br />
denn sie war im kommunistischen<br />
Rumänien aufgewachsen und<br />
hatte miterleben müssen, dass viele<br />
ihrer Verwandten aus politischen<br />
Gründen verhaft et oder umgebracht<br />
wurden. 1969 gelang ihr die Flucht<br />
nach Frankreich, später zog sie nach<br />
Deutschland, wo sie in erster Ehe verheiratet<br />
war.<br />
Doch während der Wiederbegegnung<br />
mit dem toskanisch anmutenden<br />
Hügelland dieser traditionsreichen<br />
Weinbauregion überwog die Liebe<br />
zur alten Heimat und ein Jahr später<br />
beantragte das Ehepaar die Restitution<br />
des 1949 enteigneten Weingutes<br />
Stirbey. Der Österreicher Jakob Kripp,<br />
dessen Familie seit über 500 Jahren<br />
Schloss Krippach in Absam bewohnt,<br />
ist eigentlich Jurist, obwohl seine Familie<br />
seit 600 Jahren Weinberge in<br />
Südtirol besaß und heute Weingüter<br />
im Raum Meran und Bozen bewirtschaft<br />
et. Er bereitete das Restitutionsverfahren<br />
gründlich vor und wurde<br />
hierbei von den regionalen Behörden<br />
tatkräft ig unterstützt. So gelang das<br />
Wunder und das Erbe wurde bereits<br />
2001 zurückgegeben. Nun konnte investiert<br />
werden und die Familie half<br />
mit Know-how beim Wiederaufb au<br />
des Betriebes.<br />
Die rumänische Fürstenfamilie Stirbey,<br />
erstmals im 15. Jahrhundert<br />
erwähnt, prägte über viele Generationen<br />
die politische und wirtschaft -<br />
liche Entwicklung des Landes. Fürst<br />
Barbu Stirbey (1795 – 1869) förderte<br />
nach der Revolution von 1848 den<br />
Umbau zum modernen Nationalstaat<br />
und sein Enkel Prinz Barbu Alexan-<br />
dru Stirbey (1873 – 1946) wirkte als<br />
engster Berater von König Carol I.<br />
und König Ferdinand I.. Seine Güter<br />
waren landwirtschaft liche Musterbetriebe,<br />
sein Wein berühmt und Prinz<br />
Stirbey besaß die größte Rebschule<br />
des Landes. Seine Tochter Prinzessin<br />
Maria Stirbey erbte 1946 das seit<br />
dem 17. Jahrhundert im Familienbesitz<br />
stehende Weingut in Dragasani.<br />
Nach der Enteignung 1949 wurde es<br />
als Staatsweingut weitergeführt und<br />
2001 vom Staat an Baronin Ileana<br />
Kripp restituiert. Zusammen mit ihrem<br />
Mann und Kellermeister Oliver<br />
Bauer aus Württemberg betreibt die<br />
Enkelin von Prinzessin Maria Stirbey<br />
nun erfolgreich die Wiederbelebung<br />
des traditionsreichen Weingutes.<br />
Sie tut dies ganz im Sinne ihres Vorfahren<br />
„Prince Stirbey“, der zur Marke<br />
wurde und jetzt auch noch das<br />
Fliegen lernt, denn der Sauvignon<br />
Blanc 2007 wurde von der Luft hansa<br />
ausgewählt, um in der First Class ausgeschenkt<br />
zu werden. Als Botschaft er<br />
für bewährte Traditionen und Rumäniens<br />
Aufb ruch in die Neuzeit wirbt<br />
er nun auf allen Kontinenten.<br />
Wer „Prince Stirbey“ kennen lernen<br />
will, muss jedoch nicht erst um<br />
die Welt fl iegen, denn das Weingut<br />
Auf diesen Weinbergen in Dragasani wachsen die Trauben, aus denen<br />
der erfolgreiche „Prince Stirbey“ gewonnen wird.<br />
ist zu besichtigen. Bei kulinarischen<br />
Spezialitäten aus Oltenien kann man<br />
die Weine verkosten und die bezaubernde<br />
Atmosphäre der Weinbauregion<br />
Dragasani genießen.<br />
�� Agricola Stirbey srl<br />
Str. Al. Donici 36, ap.8<br />
RO – 020479 Bucuresti<br />
Tel/Fax: +40-31-103 56 10<br />
Mobil: +40-745-75 03 50<br />
E-Mail: offi ce@stirbey.com<br />
30 AußenSeiten 1 | 2008<br />
AußenSeiten 1 | 2008<br />
In eigener Sache<br />
Die Innenseiten der AußenSeiten<br />
Die Erstausgabe – mit Bulgarien als Schwerpunkt – wird gefeiert<br />
S.E. Mag. Naidenov überbrachte sehr herzlich<br />
die ersten Glückwünsche.<br />
Das AußenSeiten-Team mit den Gastautoren der Erstausgabe.<br />
Auf die Zukunft Südosteuropas wies besonders<br />
Dr. Elena Kirtcheva engagiert hin.<br />
Am 15. Oktober 2007 präsentierten<br />
MMag. Walter Löffl er und Chefredakteur<br />
Hubertus Godeysen im Marmorsaal des Hotel<br />
Sacher die neuen „Innenseiten der AußenSeiten“.<br />
Paten der Erstausgabe waren der Botschaft er der<br />
Republik Bulgarien S.E. Mag. Radi Naidenov, die<br />
Generalsekretärin des Vienna Economic Forum<br />
Botschaft erin a.D. Dr. Elena Kirtcheva, die<br />
Mitglieder des Redaktionsbeirates Dr. Gabriele<br />
Führer, Dr. Reinhard Schelch und Herbert<br />
Herzig, sowie Vertreter mehrerer Bundesministerien,<br />
der Wirtschaft skammer, der Botschaft en<br />
der Republiken Bulgarien und Rumänien, der<br />
österreichischen Wirtschaft und Freunde des<br />
<strong>Kitzler</strong> <strong>Verlag</strong>es.<br />
Herbert Herzig unterstrich die wachsende Rolle<br />
Österreichs in der globalen Welt.<br />
Glücksfee Mag. Veneta Tabakov-Vassilev übergab Gutscheine für eine Reise nach<br />
Sofi a an Mag. Gregor J. Vogrin (GCI) und Direktor Karl Mayrl (Erste Bank).<br />
31
AußenBlicke<br />
„okay“ ist deutsch<br />
München – Kein US-Bürger und besonders<br />
kein Hollywoodstar kann<br />
ohne „okay“ leben. Ob mit Zigarette<br />
im Mundwinkel, Kaugummi kauend<br />
oder einfach lässig, das o.K. wurde<br />
weltweit zum Inbegriff für den coolen<br />
Yankee.<br />
Doch o.K. ist nicht amerikanisch, sondern<br />
deutsch. Wie Professorin Dr. Jutta<br />
Limbach, die Präsidentin der Goethe-<br />
Institute, überraschend bekannt gab,<br />
brachten deutschstämmige Einwanderer<br />
aus dem Druckerhandwerk dieses<br />
Kürzel in die USA. Mit o.K. = ohne<br />
Korrektur gaben sie fehlerfreie Seiten<br />
zum Druck frei. Durch die anfängliche<br />
Dominanz der deutschen Drucker<br />
und Setzer verselbständigte sich<br />
dieser Freigabevermerk, wurde dann<br />
zum „okay“ und ein Begriff , der fest in<br />
die amerikanische Kultur integriert ist<br />
und weltweit verstanden wird.<br />
Logistiker gesucht<br />
Hamburg - Die weltweiten Güterströme<br />
wachsen ständig weiter an und<br />
fördern die Bedeutung einer Berufsgruppe,<br />
die der Allgemeinheit vor wenigen<br />
Jahren noch unbekannt war: die<br />
Logistiker. Nach Schätzungen setzten<br />
2007 rund 2,5 Millionen Logistiker<br />
in ungefähr 60.000 Firmen der Speditions-<br />
und Logistikbranche rund 188<br />
Milliarden € um.<br />
Bestimmend für die Logistik ist der<br />
Container, so hat sich seit 1991 der<br />
Containerumschlag in deutschen Seehäfen<br />
nahezu vervierfacht. Jeder fünft e<br />
Container Europas wird von der Hamburger<br />
Hafen und Logistik AG (HHLA)<br />
umgeschlagen, die 2007 4.215 Mitarbeiter<br />
beschäft igte, 300 neue Stellen<br />
besetzte und dringend Containerbrü-<br />
ckenfahrer, Ingenieure und IT-Spezialisten<br />
sucht. Immer mehr Universitäten<br />
richten einen Lehrstuhl für Logistik ein<br />
und Fortbildungszentren können den<br />
Bedarf kaum decken, denn Logistiker<br />
haben Zukunft .<br />
Keine Sozialhilfe<br />
für Jugendliche<br />
Den Haag – In den Niederlanden<br />
haben junge Erwachsene im Alter<br />
bis zu 27 Jahren ab 2008 keinen Anspruch<br />
mehr auf Sozialhilfe. Dieser<br />
Beschluss der Mitte-Links-Regierung<br />
soll die Berufsaussichten von 29.000<br />
Jugendlichen stärken, die vorher von<br />
der Sozialhilfe lebten. Die Gelder, die<br />
vorher der Alimentation und somit<br />
auch der Ausgrenzung dienten, werden<br />
nun eingesetzt, um Bildung und<br />
eine erfolgreiche Jobsuche zu fördern.<br />
Die Gemeinden wurden verpfl ichtet,<br />
jüngeren Arbeitslosen entweder einen<br />
Arbeitsplatz oder berufl iche Ausbildung<br />
oder eine Kombination von<br />
beidem anzubieten. Wer das Angebot<br />
ausschlägt, verliert jeglichen fi nanziellen<br />
Anspruch.<br />
Englischer Wein und die Hölle<br />
London – Peter Ustinov wurde einmal<br />
gefragt, wie er sich denn die<br />
Hölle vorstelle, worauf er antwortete:<br />
„Italienische Pünktlichkeit, deutscher<br />
Humor und englischer Wein.“ Doch<br />
zumindest beim Wein dürft e er sich<br />
geirrt haben, denn dank des Klimawandels<br />
reift in Südengland immer<br />
besserer Wein heran. Beim International<br />
Wine Challenge, einem seit 1983<br />
alljährlich in London abgehaltenen<br />
Wettbewerb, gaben kürzlich 400 internationale<br />
Degustatoren englischen<br />
Weinen 21 Medaillen, darunter Gold<br />
für „Greenfi elds Sparkling Cuvée“,<br />
Jahrgang 2003, einen nach der Champagnermethode<br />
gegärten Wein des<br />
Gutes Denbies. Bewertet wurden über<br />
9000 Weine aus 35 Ländern.<br />
Impressum<br />
Unabhängige Zeitschrift für Außenwirtschaft und internationale<br />
Beziehungen, die vierteljährlich über politische<br />
und wirtschaft liche Entwicklungen und Hintergründe<br />
in Österreich, der EU und im Welthandel praxisnah<br />
berichtet und jeweils in einem Länderschwerpunkt über<br />
ein Land und dessen Wirtschaft informiert.<br />
Erscheinungsweise:<br />
Vierteljährlich, jeweils zu Beginn des Quartals.<br />
Preis:<br />
Jahresabonnement (inkl. Versand Inland): € 9,80<br />
Einzelheft : € 3,80<br />
Verleger und Herausgeber:<br />
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Geschäft sführung:<br />
MMag. Walter Löffl er<br />
Redaktionsleitung:<br />
Hubertus Godeysen<br />
Redaktion:<br />
Mag. Elisabeth Löffl er-Tüchler, Mag. Gregor Huber,<br />
Mag. Günter Wagner<br />
Redaktion Brüssel:<br />
Dipl.-Kuwi. Christine Wührer<br />
Autoren dieser Ausgabe:<br />
Felicitas F. Buchholz, Mag. Gregor F. Vogrin<br />
Redaktionsbeirat:<br />
Dr. Reinhard Schelch, Bundesministerium für Finanzen<br />
Herbert Herzig, Wirtschaft skammer Österreich<br />
Dr. Gabriele Führer, Wirtschaft skammer Wien<br />
Fotoredaktion:<br />
Felicitas F. Buchholz<br />
Redaktionsanschrift :<br />
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e-Zoll simple<br />
Die einfache Softwarelösung für e-zoll.at<br />
e-Zoll simple besticht neben der einfachen Handhabung<br />
durch sein optimales Preis-/Leistungsverhältnis.<br />
e-Zoll simple ist eine webbasierende Softwarelösung<br />
für die Bearbeitung Ihrer Exportformulare und die Übermittlung<br />
Ihrer Zollanmeldungen per Internet an ezoll.at.<br />
� Keine Installationskosten,<br />
durch automatische Updates immer am letzten Stand.<br />
� Kein Schulungsbedarf durch die 1:1 Darstellung<br />
der Formulare.<br />
� Grundlizenz für einen Arbeitsplatz<br />
pro Kalenderjahr: EUR 995,— exkl. 20% USt.<br />
� Lizenz für jeden weiteren Arbeitsplatz<br />
pro Kalenderjahr: EUR 395,— exkl. 20% USt.<br />
� Alle angegebenen Preise inkludieren<br />
sämtliche Updates und Aktualisierungen!<br />
Weitere Informationen:<br />
Hr. Wolfgang Goeth: Tel. (01) 713 53 34-12.<br />
Der schnellste Weg für Ihre Bestellung:<br />
wolfgang.goeth@kitzler-verlag.at<br />
MB International Languages steht für<br />
• Fachübersetzungen<br />
• Dolmetsch-Dienste<br />
• Firmeninterne Sprachschulung-<br />
und Interkulturelle Trainings<br />
• Project Language Support International<br />
• Voice Over<br />
Nach ÖNORM EN 15038<br />
zertifiziertes<br />
Übersetzungsbüro<br />
2006<br />
www.kitzler-verlag.at<br />
e-Zoll simple<br />
Die einfache Softwarelösung für e-zoll.at!<br />
Diese Unternehmen arbeiten bereits<br />
erfolgreich mit e-Zoll simple:<br />
● Lindt & Sprüngli<br />
● Schauerhuber Transporte<br />
● Licona Textilien<br />
● Pionier Freizeitkleidung<br />
uvm.
Zollrecht - Rückblick und Vorschau<br />
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