19.08.2012 Aufrufe

RUMÄNIEN - Kitzler Verlag

RUMÄNIEN - Kitzler Verlag

RUMÄNIEN - Kitzler Verlag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

AußenSeiten<br />

ÖSTERREICHS PRAXISMAGAZIN FÜR AUSSENWIRTSCHAFT<br />

Ausgabe II - 1 | 2008 – April, € 3,80<br />

Rumänien: Ein Land ist angekommen<br />

OMV: „Nummer 1“ in Mitteleuropa<br />

Der AEO in Österreich<br />

Wein: „Prince Stirbey“ lernt fliegen<br />

Dracula - Blutsauger oder Held?<br />

LÄNDERSCHWERPUNKT: <strong>RUMÄNIEN</strong>


Wir versichern alles, was<br />

Sie auf die Reise schicken.<br />

AIG Transportversicherungen – weltweit, umfassend und kompetent.<br />

AIG versichert Ihre Transportrisiken weltweit – vor allem als Spezialist für China,<br />

Asien, West- und Osteuropa sowie Nord- und Südamerika. Unsere individuellen<br />

Versicherungslösungen bieten Ihnen umfassenden Schutz und viele Serviceleistungen:<br />

Zentrale Kontrolle und Koordination mit weltweitem Informationsaustausch,<br />

globalem Schaden- und Regress-Service, eigene Marine-Loss-Control- und Loss-<br />

Prevention-Mitarbeiter – bereits bevor der Schaden eintritt.<br />

Profitieren Sie von unserer Kompetenz. AIG EUROPE ist ein Unternehmen der American<br />

International Group, Inc. (AIG), eines der weltweit führenden Versicherungs- und<br />

Finanzdienstleistungsunternehmen. Mit unserer langjährigen Erfahrung in Österreich<br />

sorgt AIG EUROPE als Teil eines globalen Netzwerkes bei ihren Kunden in mehr als<br />

130 Ländern der Welt für Sicherheit und Schutz. Durch unsere Finanzkraft und unsere<br />

qualifizierten Mitarbeiter leisten wir unabhängig vom Risikoort globalen Service.<br />

AIG Europe S. A.<br />

Direktion für Österreich<br />

A Member of American International Group, Inc.<br />

Schottenring 16/Top 53, 1010 Wien<br />

Telefon: +43 1 5 33 25 00, www.aigeurope.com<br />

Transportversicherung<br />

A Force in Europe<br />

2005/1/T/Ö<br />

Editorial<br />

Hubertus Godeysen<br />

Im Osten geht die Sonne auf! – Viertausend österreichische Unternehmen haben<br />

in Rumänien Niederlassungen gegründet oder Firmen übernommen. Die Reaktionen<br />

sind positiv, denn die Investitionen werfen nicht nur langfristig hohe<br />

Gewinne ab, sondern lassen bereits in kürzester Zeit die heimischen Bilanzen nach<br />

oben schnellen. Vor allem die Banken und Versicherungen verdienen in den neuen<br />

Märkten Südosteuropas bereits mehr als Zuhause.<br />

Wie alle Länder des ehemaligen Ostblocks mussten auch die beiden neuen EU-Mitglieder<br />

Rumänien und Bulgarien in kürzester Zeit nicht nur die Marktwirtschaft des<br />

ehemaligen Klassenfeindes übernehmen, sondern den Zusammenbruch des politischen<br />

und gesellschaft lichen Systems verkraft en und einen Neuaufb au wagen. Mit<br />

hohen Blutopfern erkämpft e sich das rumänische Volk den Sturz der Ceauşescu-<br />

Diktatur und besiegte in Straßenschlachten mit Hunderten von Toten die Geheimpolizei<br />

Securitate.<br />

Rückblickend sind die erbrachten Leistungen, die 2007 zur EU-Reife führten, gewaltig,<br />

auch wenn es Rückschläge gab, Korruption sich ausbreitete und Menschen plötzlich<br />

nach oben gespült wurden, die den Wandel nutzten, um die noch nicht funktionierenden<br />

neuen demokratischen Institutionen hemmungslos auszutricksen.<br />

Rumäniens Aufb auleistung und die gelungene Demokratisierung führten zur gleichberechtigten<br />

EU-Partnerschaft und Österreich konnte Rumänien auf diesem Weg tatkräft<br />

ig begleiten. Ein Grund mehr, stolz auf das gemeinsame Europa zu sein und sich<br />

über die off enen Grenzen zu freuen, die Österreichs Randlage für immer beendeten.<br />

Es ist deshalb charakterlos, wie einige Parteien mit billigen Emotionen und Ängsten<br />

neue Grenzen errichten wollen. Auch ist es unglaubwürdig, wenn Medien sich<br />

ihre Kampagnen gegen die Grenzöff nung durch die Hersteller von Alarmanlagen<br />

und Sicherheitstüren fi nanzieren lassen oder gegen den Menschenhandel der „Ostbanden“<br />

wettern, um dann einige Seiten später mit den Sex-Anzeigen genau dieser<br />

Menschenhändler Profi t zu machen.<br />

Die AußenSeiten wollen mit der Schwerpunktausgabe Rumänien über ein altes<br />

europäisches Land mit großer Zukunft informieren, dass nach einem langen und<br />

schweren Weg nun im modernen Europa angekommen ist. Die österreichischen<br />

EU-Pessimisten sollten sich vom europäischen Geist der Rumänen und vom Mut<br />

und Schwung der rumänischen Jugend anstecken lassen, statt an überholten Vorurteilen<br />

festzuhalten. Die österreichische Wirtschaft macht es vor – mit Gewinn!!!<br />

Herzlichst,<br />

Redaktionsleitung<br />

AußenSeiten<br />

AußenSeiten 1 | 2008<br />

Inhalte<br />

�� Wirtschaft<br />

Im Gespräch mit Ronald Kaltenbäck:<br />

„Wir wollen den Unternehmen den AEO<br />

nicht aufschwatzen!“ ........................................... 4<br />

Im Gespräch mit GD Dr. Ruttenstorfer:<br />

„Mit der Petrom führt die OMV in<br />

Mitteleuropa“ .......................................................... 24<br />

„Prince Stirbey“ lernt fl iegen ..................... 28<br />

�� Schwerpunkt: Rumänien<br />

Ein Land ist angekommen ............................. 9<br />

Adriana Stănescu Geschäftsträgerin<br />

der Botschaft Rumäniens:<br />

„Der beste Kämpfer für die Zukunft<br />

ist die Jugend!“ ..................................................... 12<br />

Mit Optimismus zum EURO ............................ 14<br />

„Ein sehr attraktives Land“ .......................... 16<br />

Die Wirtschaft boomt! ....................................... 18<br />

Dracula – Blutsauger oder Held?............... 20<br />

Wussten, Sie dass … ...................................... 22<br />

Rumänien auf einen Blick .............................. 23<br />

�� Europa<br />

Mehrwertsteuerbetrugsbekämpfung ..... 27<br />

Scanning für Container in die USA ........... 27<br />

�� In eigener Sache<br />

„Die Innenseiten der AußenSeiten“ ..... 29<br />

�� Rubriken<br />

AußenBlicke ............................................................ 30<br />

Impressum ................................................................ 30<br />

Das Titelbild zeigt die<br />

Kirchenburg Prejmer.<br />

Für die freundliche Überlassung der<br />

Rumänien-Fotos danken wir dem Rumänischen<br />

Touristenamt in Wien.<br />

5


Wirtschaft Wirtschaft<br />

„Wir wollen den Unternehmen<br />

den AEO nicht aufschwatzen!“<br />

Im Gespräch mit Ronald Kaltenbäck<br />

AußenSeiten: Herr Kaltenbäck,<br />

Sie gelten in Österreich als<br />

„Mister AEO“. Wie wichtig ist<br />

der AEO für Österreich?<br />

Kaltenbäck: Der AEO (Authorised<br />

Economic Operator - Zugelassener<br />

Wirtschaft sbeteiligter) ist ein neues<br />

zollamtliches Zertifi zierungsverfahren,<br />

das aufgrund der vielen noch offenen<br />

Detailfragen eine große Herausforderung<br />

sowohl für die Wirtschaft<br />

als auch für den Zoll bedeutet. Die österreichische<br />

Zollverwaltung hat sich<br />

deshalb sehr früh und gewissenhaft<br />

auf den nunmehr laufenden Echtbetrieb<br />

vorbereitet.<br />

AußenSeiten: Auf viele Unternehmen<br />

kommen nun erhebliche Veränderungen<br />

zu und es gibt auch Kritik, weil der Eindruck<br />

entstanden ist, dass der AEO Europa<br />

von den USA übergestülpt wurde.<br />

Kaltenbäck: Natürlich waren die USA<br />

und vor allem die Ereignisse um den<br />

11. September der Auslöser für das<br />

gestiegene Sicher-<br />

heitsbedürfnis, aber<br />

wir dürfen nicht vergessen,<br />

dass es auch<br />

in Madrid und London<br />

zu Anschlägen<br />

gekommen ist. Dies<br />

hat dazu geführt, dass<br />

auch in der EU das Sicherheitsdenken<br />

erheblich zugenommen hat. Dass der<br />

liberalisierte Außenhandel ein potenzielles<br />

Terrorziel oder zumindest ein<br />

Instrument für terroristische Aktivitäten<br />

sein könnte, ist nicht wegzuleugnen.<br />

Der Zoll kann aufgrund seiner<br />

Kernkompetenz „Warenkontrolle an<br />

den Außengrenzen“ entscheidend zur<br />

Sicherung der EU-Werte beitragen,<br />

daher hat die Zollsicherheitsinitiative<br />

der EU auch ihre Berechtigung.<br />

„Der Druck wird von den<br />

Geschäftspartnern und<br />

nicht von den Verwaltungen<br />

ausgehen.“<br />

AußenSeiten: AEO-Zertifi kate können<br />

seit dem 1. Jänner beantragt werden,<br />

doch bis zum heutigen Tage sollen nur<br />

wenige österreichische Unternehmen<br />

den AEO beantragt haben. Bahnt sich<br />

hier ein Flop an?<br />

Kaltenbäck: Ich bin sicher, dass sich<br />

kein Flop anbahnt, auch wenn die<br />

Beantragung gemeinschaft sweit, also<br />

nicht nur in Österreich eher langsam<br />

anläuft . Dies überrascht uns aber nicht,<br />

denn die Sicherheitsnovelle tritt erst im<br />

Juli 2009 vollständig in Kraft , bis dahin<br />

ist eine fehlende Zertifi zierung mit<br />

keinen rechtlichen Nachteilen für die<br />

Unternehmen verbunden. Momentan<br />

ist der AEO-Antrag daher eher eine<br />

kaufmännische Entscheidung und ein<br />

Wettbewerbsfaktor, aber noch kein<br />

„must have“.<br />

Von Jänner bis Mitte März sind in Österreich<br />

rund 25 Anträge eingelangt.<br />

Im gleichen Zeitraum sind in der gesamten<br />

EU 450 Anträge in die AEO-<br />

Datenbank übernommen worden. Wir<br />

liegen somit durch-<br />

aus im allgemeinen<br />

Trend. Wir wissen<br />

auch, dass die Großunternehmen<br />

noch<br />

etwas Zeit benötigen,<br />

da der Aufwand in<br />

Konzernen durch die<br />

verschachtelten Firmenkonstruktionen<br />

wesentlich höher ist. Und auch<br />

der Dienstleistungsbereich „taktiert“<br />

noch.<br />

AußenSeiten: Wie sieht es europaweit<br />

aus, gibt es Länder, die schon<br />

weiter sind?<br />

Kaltenbäck: Ja, es hängt off enbar davon<br />

ab, wie stark der Export der einzelnen<br />

Länder in die USA ist. Im Jän-<br />

Amtsdirektor Ronald Kaltenbäck<br />

ner lagen bereits auff ällig viele Anträge<br />

aus den Niederlanden und Großbritannien<br />

vor, während es in Deutschland<br />

und Österreich vergleichsweise<br />

langsam anläuft . Die Briten und<br />

Niederländer haben allerdings auch<br />

schon Anträge vor dem 1. Jänner informell<br />

angenommen. Österreich ist<br />

da einen anderen Weg gegangen. Wir<br />

haben in der zweiten Jahreshälft e 2007<br />

ein umfassendes Pilotprojekt mit allen<br />

Zollämtern und freiwilligen Wirtschaft<br />

sbeteiligten durchlaufen, damit<br />

wir praktische Erfahrungen sammeln<br />

können, bevor es wirklich ernst wird.<br />

Dies war uns lieber, als schon vorzeitig<br />

ein bisschen zu schummeln und Anträge<br />

vor dem Stichtag zu akzeptieren.<br />

Der Erfolg gibt uns Recht, denn die<br />

teilnehmenden Unternehmen und der<br />

Zoll fühlen sich aktiv in den Umsetzungsprozess<br />

eingebunden und bestätigen<br />

unser Vorgehen.<br />

AußenSeiten: Warum fordern Unternehmen<br />

aus Großbritannien und den<br />

Niederlanden überproportional oft die<br />

AEO-Zertifi zierung an?<br />

Kaltenbäck: Darüber kann man nur<br />

spekulieren, aber Großbritannien und<br />

die Niederlande haben bedeutende<br />

Seehäfen mit engen Handelsbeziehungen<br />

zu den USA, möglicherweise<br />

wurden aus diesem Grund sofort eine<br />

größere Zahl von Anträgen gestellt.<br />

In Österreich sieht man in einer sofortigen<br />

Antragstellung off enbar noch<br />

keinen substanziellen Vorteil. Wir stehen<br />

jedoch in engem Kontakt zu allen<br />

EU-Mitgliedstaaten und sind über<br />

nationale Kontaktstellen eng vernetzt,<br />

deshalb haben wir nicht den Eindruck,<br />

dass die holländischen oder britischen<br />

Unternehmen sich hier einen nicht<br />

mehr einholbaren Wettbewerbsvorteil<br />

verschaff en.<br />

AußenSeiten: Wird die österreichische<br />

Zollverwaltung zur Durchsetzung<br />

des AEO irgendwann mit<br />

Druck arbeiten müssen, oder vertrauen<br />

Sie auf den freien Markt?<br />

Kaltenbäck: Unsere Strategie ist eindeutig,<br />

wir machen keine Werbung für<br />

den AEO und wir bauen auch keinen<br />

Druck auf. Die AEO-Zertifi zierung<br />

„Mister AEO“ vertritt Österreichs Interessen auch in Brüssel.<br />

ist freiwillig, der Druck wird von den<br />

Geschäft spartnern und nicht von den<br />

Verwaltungen ausgehen. Noch sind<br />

viele Unternehmen vom Nutzen des<br />

AEO nicht überzeugt, entscheidend<br />

für einen Antrag wird aber letztlich<br />

das eigene Geschäft sumfeld sein. Wir<br />

haben uns darauf verlegt, sachlich zu<br />

informieren und eng mit der Wirtschaft<br />

skammer Österreich zusammen<br />

Zoll-Lehrgang<br />

für die Praxis 2008<br />

Werden Sie Zoll-Profi !<br />

Top-Vortragende aus der österreichischen Zollverwaltung!<br />

Aktuelles Wissen aus erster Hand!<br />

zu arbeiten. Wir wollen den Unternehmen<br />

den AEO nicht aufschwatzen,<br />

wollen aber auch nicht, dass österreichische<br />

Unternehmen eine Gelegenheit<br />

verschlafen, sich im internationalen<br />

Handel zu etablieren.<br />

AußenSeiten: Sie kommen gerade mit<br />

neuen Informationen aus Brüssel. Gibt<br />

es aktuelle Erkenntnisse?<br />

<strong>Kitzler</strong> <strong>Kitzler</strong> <strong>Kitzler</strong> <strong>Verlag</strong> <strong>Verlag</strong> <strong>Verlag</strong><br />

Österreichs<br />

Österreichs<br />

Österreichs<br />

Zoll-<strong>Verlag</strong> Zoll-<strong>Verlag</strong> Zoll-<strong>Verlag</strong> Nr. Nr. Nr. 1! 1! 1!<br />

6 AußenSeiten 1 | 2008 AußenSeiten 1 | 2008<br />

7<br />

WANN?<br />

Dienstag, 20. Mai 2008<br />

Mittwoch, 21. Mai 2008<br />

Mittwoch, 04. Juni 2008<br />

Mittwoch, 18. Juni 2008<br />

WO?<br />

Austria Trend Hotel Donauzentrum<br />

Wagramer Str. 83-85, 1220 Wien<br />

Hotel ibis Messe Wien<br />

Lassallestr. 7a, 1020 Wien<br />

Programm:<br />

● Die Grundlagen des Zoll<br />

● Die tägliche Praxis des Zollverantwortlichen<br />

● Wirtschaftliche Zollverfahren<br />

Für mehr Informationen steht Ihnen<br />

Mag. Tanja Brunelik unter T (01) 713 53 34 17 bzw.<br />

tanja.brunelik@kitzler-verlag.at gern zur Verfügung!<br />

www.kitzler-verlag.at<br />

● AEO – Der Zugelassene Wirtschaftsbeteiligte<br />

● Warenursprung & Zollpräferenzen<br />

● Zolltarif<br />

● Warenursprung & Zollpräferenzen


Wirtschaft Wirtschaft<br />

Ronald Kaltenbäck sieht Österreichs Streit um AEO-Gutachten gelassen.<br />

Kaltenbäck: Brüssel konzentriert sich<br />

jetzt voll auf die letzte und schwierigste<br />

Etappe der Sicherheitsnovelle.<br />

Es müssen jetzt die großen Brocken<br />

bearbeitet werden, denn die letzte<br />

Etappe verlangt eine deutliche Umstellung<br />

der Geschäft sprozesse, weil<br />

sicherheitsspezifi sche Informationen<br />

über Warensendungen dann bereits<br />

vor der Verbringung ins Zollgebiet<br />

oder aus dem Zollgebiet übermittelt<br />

werden müssen. Dies wirkt sich erheblich<br />

auf Abläufe, Datenschnittstellen<br />

und die Kommunikation<br />

zwischen den „stakeholdern“ im Zollgeschäft<br />

aus. Und was nicht vergessen<br />

werden darf: Parallel zur Sicherheitsnovelle<br />

wird mit hohem Einsatz auch<br />

am modernisierten Zollkodex und an<br />

der e-customs Initiative gearbeitet.<br />

Der AEO spielt bei all diesen Th emen<br />

eine wichtige Rolle.<br />

AußenSeiten: Nun haben die Menschen<br />

unterschiedliche nationale Prä gungen.<br />

Spielt dies bei der Sicherheitsbeurteilung<br />

eine Rolle; hat beispielsweise<br />

ein Süditaliener eine andere Auffassung<br />

von Sicherheit als ein Nordeuropäer<br />

oder legt ein Holländer die<br />

AEO-Bestimmungen anders aus als<br />

ein Osteuropäer?<br />

Kaltenbäck: Die nationalen Eigenheiten<br />

bereichern die EU, machen<br />

sie unverwechselbar und fördern die<br />

Identität, auch wenn sie den Verwaltungen<br />

das Leben oft schwer machen,<br />

die für Wettbewerbsgleichheit und<br />

eine einheitliche Rechtsanwendung<br />

zu sorgen haben. Selbstverständlich<br />

gibt es verschiedene Auff assungen im<br />

Bereich der Finanzen, des Zolls und<br />

im Sicherheitsdenken, ebenso ist bei<br />

der Verfahrensumsetzung eine unterschiedliche<br />

Liberalität festzustellen,<br />

die – wenn man das so bezeichnen will<br />

- oft ein Nord-Süd- bzw. ein West-Ost-<br />

Gefälle erkennen lässt.<br />

Die EU hat jedoch<br />

einheitliche Leitlinien<br />

entwickelt und fordert<br />

von den Wirtschaft sbeteiligten<br />

eine Selbstbewertung:<br />

„Bevor du einen Antrag<br />

stellst, bewerte dich selbst!“ Hierdurch<br />

wurden bereits erfolgreiche Schritte<br />

gesetzt, die allzu viele nationale und<br />

regionale Auff assungsunterschiede<br />

eindämmen sollen. Die intensiven<br />

AEO-Vorbereitungen machen mich<br />

zuversichtlich, dass alle Mitgliedstaaten<br />

annähernd das Gleiche tun. Übrigens<br />

beobachten vor allem die USA<br />

„Bevor du einen Antrag<br />

stellst, bewerte dich<br />

selbst!“<br />

traditionell immer sehr genau, ob alle<br />

27 EU-Mitgliedstaaten auch wirklich<br />

das Zollrecht einheitlich umsetzen.<br />

AußenSeiten: In Österreich gibt es zum<br />

AEO derzeit einen „Gutachtenskrieg“,<br />

was das zivilrechtliche Haft ungsrisiko<br />

von AEOs betrifft . Verzögert dies die<br />

Umsetzung?<br />

Kaltenbäck: Von einem Krieg kann<br />

man nicht sprechen und man sollte zu<br />

der Th ematik im Interesse des Standortes<br />

Österreich die Kirche im Dorf lassen.<br />

Faktum ist, dass in Österreich eine<br />

zivilrechtliche Haft ungsdiskussion rund<br />

um den AEO-Status<br />

(Sicherheit) entstanden<br />

ist, die in anderen<br />

Mitgliedstaaten off enbar<br />

kein großes Th ema<br />

ist. Diese Haft ungsfrage<br />

hat vor allem unter den Spediteuren<br />

und ihren Interessensvertretungen zu<br />

Verunsicherungen geführt. Ein Blick<br />

in die AEO-Datenbank zeigt aber, dass<br />

76% aller bisherigen Antragsteller das<br />

Sicherheitszertifi kat bzw. das kombinierte<br />

AEO-Zertifi kat anstreben.<br />

Inhaltlich kann ich mich zur Haft ungsdikussion<br />

nicht äußern, weil es ein<br />

zivilrechtliches Th ema ist. Das Zollrecht<br />

kennt als Sanktion gegen einen<br />

nicht mehr redlichen AEO nur die<br />

Aussetzung oder den Widerruf des<br />

Zertifi kates, aber keine weiteren Maßnahmen.<br />

Letztendlich wird der Markt<br />

entscheiden, ob die Minimierung des<br />

zivilrechtlichen Geschäft srisikos oder<br />

doch der Wettbewerbsfaktor ausschlaggebend<br />

sein wird. Wenn man aber die<br />

AEO-Frage im globalen Kontext betrachtet,<br />

fokussiert sich alles auf das Sicherheitskapitel<br />

und die Sicherheit der<br />

Lieferkette. Vereinfachungen nach den<br />

Zollvorschrift en werden allenfalls als<br />

zusätzlicher Vorteil wahrgenommen.<br />

AußenSeiten: Bedeutet dies, dass die<br />

EU keine gemeinsamen Haft ungsmodalitäten<br />

plant, sondern die Haft ungsfrage<br />

vom jeweiligen nationalen Zivilrecht<br />

abhängig ist?<br />

Kaltenbäck: Jene Haft ung, die gegenwärtig<br />

diskutiert wird ist, eine zivilrechtliche,<br />

die in Österreich auf dem ABGB<br />

beruht. Das harmonisierte Zollrecht<br />

Weitere Infos:<br />

Rumänisches Touristenamt<br />

1010 Wien, Opernring 1/R/401-404,<br />

Tel.: 01-317 31 57<br />

Fax: 01-317 31 57-4<br />

E-Mail: rumaenien@aon.at<br />

Internet: www.rumaenien-info.at<br />

greift hier nicht. In Deutschland, das<br />

ein sehr ähnliches bürgerliches Gesetzbuch<br />

hat, wird dieses Th ema allerdings<br />

interessanterweise noch kaum diskutiert.<br />

Es scheint sich demnach zur Zeit<br />

um ein rein österreichisches Problem zu<br />

handeln, auf das möglicherweise etwas<br />

übersensibel reagiert wurde. Ich glaube<br />

aber nicht, dass es sich Schlüsselbranchen<br />

in der Lieferkette langfristig werden<br />

leisten können, auf den AEO oder<br />

seinen Sicherheitsteil zu verzichten.<br />

AußenSeiten: Unterstützt die EU die<br />

Mitgliedsländer bei der Umsetzung<br />

der AEO?<br />

Kaltenbäck: Die EU-Kommission<br />

unternimmt bei der Umsetzung der<br />

AEO-Vorschrift en auff allend große<br />

Anstrengungen und setzt auch erhebliche<br />

Ressourcen ein, um die Mitgliedstaaten<br />

im Zertifi zierungsverfahren zu<br />

unterstützen. Es wurden Netzwerke<br />

und Projektgruppen eingerichtet, Trainingsprogramme<br />

und sogar ein e-learning-Modul<br />

für die Wirtschaft sbetei-<br />

ligten und die Zöllner entwickelt. Der<br />

Aufwand um allen 27 Mitgliedstaaten<br />

ein einheitliches Zertifi zierungsverfahren<br />

zu ermöglichen, ist erheblich. Wir<br />

begrüßen die Hilfe aus Brüssel, denn der<br />

Kern in jedem Zertifi zierungsverfahren<br />

ist die Risikoanalyse – die Beurteilung,<br />

ob ein Antragsteller die Kriterien erfüllt<br />

oder nicht. Der Beurteilungsspielraum<br />

ist hierbei groß und wird auch von den<br />

Wirtschaft sbeteiligten zum Teil kritisiert.<br />

Die EU steht auf dem Prüfstand,<br />

nur wenn die Mitgliedstaaten das Zertifi<br />

zierungsverfahren einheitlich umsetzen,<br />

wird es zu einer Anerkennung<br />

seitens der USA, der anderen Handelspartner<br />

und zu einer wechselseitigen<br />

globalen Akzeptanz der Sicherheitsprogramme<br />

kommen.<br />

�� Ronald Kaltenböck ist Referent in<br />

der Abteilung für „Zollrecht, Zollpolitik<br />

und internationale Zollangelegenheiten“<br />

im Bundesministerium für<br />

Finanzen. Österreichischer Delegierter<br />

im „Ausschuss für den Zollkodex“ bei<br />

der EU in Brüssel.<br />

<strong>RUMÄNIEN</strong> - über 2008 Jahre Kultur in EU-ROPA<br />

Die landschaftliche Schönheit, zahlreiche<br />

Sehenswürdigkeiten, die unberührte Natur<br />

und die unvergleichbare Gastfreundschaft<br />

ließen Rumäniens Beliebtheit als<br />

Reiseziel hochschnellen. Das Land der<br />

freilaufenden Braunbären und Wölfe lädt<br />

besonders Naturliebhaber, Bergwanderer,<br />

Freunde der Dorfi dylle, Badeurlauber oder<br />

Kulturinteressierte ein.<br />

Als UNESCO-Weltkulturerbe geschützt sind<br />

die Moldauklöster mit ihren wertvollen<br />

Fresken aus dem 15. und 16. Jahrhundert.<br />

Berühmt sind die Klöster Voronet, Sucevita,<br />

Moldovita, Humor und Arbore.<br />

Siebenbürgen mit seinen zahlreichen<br />

Kirchenburgen und gut erhaltenen<br />

mittelalterlichen Städten Brasov (Kronstadt),<br />

Sighisoara (Schäßburg), Cluj-Napoca<br />

(Klausenburg), Sebes (Mühlbach) und<br />

Europas Kulturhauptstadt Sibiu (Hermanstadt)<br />

entwickelt sich seit 2007 zu einem<br />

Besuchermagnet. Österreicher entdecken<br />

ihre alte Liebe zum Banat, mit seiner<br />

Hauptstadt Timisoara (Temeschwar) wieder,<br />

die mit einer barocken Altstadt und<br />

über 50 neu gebauten Hotels lockt.<br />

Für Naturfreunde ist das Donaudelta<br />

ein Muss, dieses von der UNESCO<br />

geschützte Biosphärenreservat ist das<br />

größte Feucht gebiet Europas und ein<br />

Paradies für seltene Vögel und Fische.<br />

Bade - und Wellnessurlauber dürfen sich<br />

die Schwarzmeerküste mit vielen neuen<br />

oder komplett renovierten Hotels und<br />

modernen Freizeiteinrichtungen nicht<br />

entgehen lassen.<br />

Die Hauptstadt Bukarest gewinnt mit<br />

jedem Tag einen Teil ihrer alten Strahlkraft<br />

zurück, ist bei Geschäftsreisenden<br />

wie Städtetouristen beliebt und der Sitz<br />

aller Ministerien, Wirtschaftskammern<br />

und nationalen Behörden.<br />

8 AußenSeiten 1 | 2008 AußenSeiten 1 | 2008<br />

9


Länderschwerpunkt<br />

Rumänien<br />

Ein Land ist angekommen<br />

Von Hubertus Godeysen<br />

Rumäniens erster Auft ritt auf<br />

der Weltbühne erfolgte eher<br />

zufällig und war die Folge<br />

eines Skandals im fernen Rom. Im<br />

Jahr 8 n. Chr. beherrschte der mächtige<br />

römische Kaiser Augustus zwar<br />

die damalige Welt, aber nicht seine<br />

liebestolle Enkelin. Und weil der berühmte<br />

Dichter Ovid zufällig Mitwisser<br />

eines anstößigen Liebesabenteuers<br />

dieser jungen Dame wurde, verlor er<br />

nicht nur die Gunst des Kaisers, sondern<br />

auch seine römische Heimat. Um<br />

zu verhindern, dass er sein Wissen<br />

ausplaudern konnte, verbannte ihn<br />

der Kaiser an den Rand seines Reiches<br />

nach Tomis, dem heutigen rumänischen<br />

Hafen Konstanza.<br />

Der 43 v. Chr. geborene Ovid entstammte<br />

dem wohlhabenden römischen Adel<br />

und lebte, von zahlreichen Mäzenen<br />

und Kaiser Augustus gefördert, ein behagliches<br />

Leben, bis ihn im 51. Lebensjahr<br />

unerwartet der Bannstrahl traf.<br />

Alle Begnadigungsgesuche blieben erfolglos<br />

und so starb er 17 n. Chr. zwar<br />

als Ehrenbürger der Stadt Tomis, durf-<br />

te aber sein geliebtes<br />

Rom nie wieder sehen.<br />

In dieser Exilzeit entstanden<br />

viele elegische<br />

und von resignativer<br />

Melancholie getragene<br />

Werke, die erstmals<br />

die rumänische Schwarzmeerregion<br />

weltweit bekannt machten.<br />

Es folgten noch viele rumänische Berühmtheiten,<br />

die europäische Kultur in<br />

die Welt hinaustrugen, vor allem großartige<br />

Musiker und Dichter. Dramaturgen<br />

wie Eugen Ionescu; der Komponist Béla<br />

Bartók; Wunderkind, Geigenvirtuose<br />

und Komponist George Enescu und<br />

Dirigent Sergiu Celibidache.<br />

Viele rumänische<br />

Künstler tragen die<br />

europäische Kultur in die<br />

Welt hinaus.<br />

Rumänen lieben ihre Künstler - das George-Enescu-Festival in Bukarest.<br />

Der „Vater der Weltraumfahrt“, Hermann<br />

Oberth (1884 – 1989), träumte<br />

als Knabe im rumänischen Hermannstadt<br />

vom Weltraum. 1922 wurde seine<br />

erste Doktorarbeit „Die Rakete zu den<br />

Planetenräumen“ noch als zu fantastisch<br />

abgelehnt, aber er ließ sich nicht<br />

beirren und zündetet<br />

1929 an der TU Berlin<br />

den ersten Raketenmotor.<br />

Mit seinem<br />

Schüler Wernher von<br />

Braun baute er zuerst<br />

in Peenemünde und<br />

dann in den USA Raketen und schuf<br />

die Grundlagen für die moderne Raumfahrt<br />

und die erste Mondlandung.<br />

400 Jahre früher lebte in Hermannstadt<br />

ein weiterer Raketenpionier, der Büchsen-<br />

und Zeugmeister Conrad Haas<br />

(1509 – 1579). In seiner Heimatstadt<br />

schoss er 1555 die erste dreistufi ge Rakete<br />

in den Himmel, entwickelte mit<br />

einem Gemisch aus Schwarzpulver und<br />

Branntwein den ersten fl üssigen Treib-<br />

stoff , baute zur Verteidigung seiner<br />

Stadt den ersten Raketenwerfer und die<br />

ersten Nebelkerzen.<br />

Doch wie entstand das rumänische<br />

Volk? Spuren einer ersten Besiedelung<br />

gibt es bereits aus der Altsteinzeit, aber<br />

die eigentlichen Vorfahren sind die<br />

indoeuropäischen Daker, die mit den<br />

Th rakern verwandt sind und im Gebiet<br />

zwischen Donau, Th eiß und dem Karpatenbogen<br />

seit dem 2. Jh. v. Chr. lebten.<br />

In der Mitte des 1. Jh. v. Chr. einte König<br />

Burebista erstmals diese Stämme zu<br />

einem Volk, das dann viele Kleinkriege<br />

gegen Rom führte, bis es Kaiser Trajan<br />

zwischen 101 und 106 n. Chr. unterwarf<br />

und als Provinz Dacia seinem Reich<br />

eingliederte. Dieser Sieg ist auf der Trajanssäule<br />

in Rom verewigt.<br />

Obwohl die Römer die neue Provinz<br />

gegen Überfälle durch eine große<br />

Mauer sicherten, die vom Hafen Konstanza<br />

durch die Region Dobrudscha<br />

bis zur Donau reichte, konnten sie Da-<br />

10 AußenSeiten 1 | 2008<br />

kien nur 170 Jahre halten. 256 n. Chr.<br />

vertrieben die Goten die Römer und<br />

271 gab Kaiser Aurelian die Provinz<br />

vollständig auf.<br />

Dennoch hatte der römische Einfl uss<br />

die Daker stark geprägt und ließ im ersten<br />

Jahrtausend das rumänische Volk<br />

entstehen, das dann später noch durch<br />

slawische Einfl üsse seinen unverwechselbaren<br />

Charakter erhielt. Mit Zähigkeit<br />

verteidigten die Menschen ihr romanisches<br />

Erbe und bewahrten es trotz<br />

Völkerwanderung, Eroberungen durch<br />

Ungarn, Mongolen und Türken. Im 5.<br />

Jh. nahmen sie das Christentum an und<br />

überdauerten als einzige Nachfahren<br />

der östlichen Romanität alle Fremdeinfl<br />

üsse. Mit ihrem romanischen Temperament,<br />

ihrer Kultur und Lebensfreude<br />

gelten die Rumänen zu Recht als die<br />

„Italiener“ Südosteuropas und sie sind<br />

stolz darauf. Diese romanische Seelenverwandtschaftver-<br />

körperte niemand besser<br />

als die berühmte<br />

rumänische Sängerin<br />

Hariclea Darclée (1860<br />

– 1939), die am 14.<br />

Jänner 1900 Puccinis „Tosca“ erstmalig<br />

sang und das Opernpublikum vor Begeisterung<br />

zum Rasen brachte. Nur für<br />

sie hatte Puccini die große Arie „Vissi<br />

AußenSeiten 1 | 2008<br />

Das Temperament macht<br />

Rumänen zu den „Italienern“<br />

Südosteuropas.<br />

d´arte, vissi d´amore“ extra komponiert,<br />

mit der Hariclea Darclée die Welt<br />

begeisterte.<br />

Der Weg bis zu einem<br />

unabhängigen rumänischen<br />

Staat war<br />

schwer, zuerst erfolgte<br />

ein langer Befreiungskampf, der im<br />

14. Jh. zur Gründung der Walachei<br />

und des Fürstentums Moldau führte.<br />

Die mühsam errungene Unabhängig-<br />

Auch während Fremdherrschaft und Kriegen, stets bewahrten die Klöster das nationale Kulturerbe.<br />

Die Karpaten bildeten schon immer das Rückgrat des Landes.<br />

Länderschwerpunkt<br />

keit dauerte nur gut 100 Jahre, dann<br />

musste sich das Land gegen die osmanische<br />

Fremdherrschaft wehren. Zu<br />

den Kämpfern gehörte auch der zeitweilige<br />

Herrscher der Walachei Vlad<br />

III. Draculea, der als türkische Geisel<br />

die Praxis des Pfählens erlernt hatte,<br />

womit er während seiner Regierungszeit<br />

Gegner wie Kriminelle tötete. Der<br />

Vatikan lobte ihn für seinen heldenhaft<br />

en Kampf gegen die Türken und<br />

seine Landsleute sehnten sich später<br />

nach seiner Regierung zurück, in der<br />

es weder Diebstahl noch Korruption<br />

gegeben hatte.<br />

1526 besiegten die Osmanen unter<br />

Süleiman II. in der Schlacht von<br />

Mohács das ungarische Heer und<br />

die rumänischen Länder kamen nun<br />

vollständig unter das türkische Joch.<br />

Mehrere Befreiungsversuche wurden<br />

blutig niedergeschlagen und jeder Widerstand<br />

im Keim erstickt. Vier Jahre<br />

nach der Befreiung Wiens besiegten<br />

1687 kaiserliche Truppen unter Karl<br />

V. von Lothringen und Maximilian<br />

II. das osmanische Heer und Siebenbürgen<br />

konnte aufatmen. Prinz Eugen<br />

drängte die Türken weiter zurück und<br />

befreite das Banat und die Kleine Walachei,<br />

um es für die österreichische<br />

Krone zu annektieren.<br />

Durch den weiteren Niedergang des<br />

Osmanischen Reiches wurde Ru-<br />

11


Länderschwerpunkt<br />

Als Kulturhauptstadt feierte Sibiu (Hermannstadt) 2007 mit Besuchern aus aller Welt ein großes Fest.<br />

mänien nun zum Spielball habsburgischer<br />

und russischer Interessen,<br />

deren Rivalität in Südosteuropa später<br />

den Ersten Weltkrieg auslöste. Aber es<br />

war noch ein langer und blutiger Weg<br />

bis die türkische Herrschaft endgültig<br />

beendet war und sich ein selbständiger<br />

Staat bilden konnte.<br />

Das neue Rumänien entsteht<br />

1859 vereinigten sich Walachei und<br />

Moldau und wählten Alexandru Ion<br />

Cuza zum gemeinsamen Fürsten,<br />

der 1862 das Fürstentum Rumänien<br />

proklamierte. Er führte eine Bodenreform<br />

durch, schafft e die Leibeigenschaft<br />

ab und wurde durch oppositionelle<br />

Kräft e 1866 zur Abdankung<br />

gezwungen.<br />

Eine Übergangsregierung wählte<br />

daraufh in Karl Eitel Friedrich von<br />

Hohenzollern-Sigmaringen als Karl<br />

I. zum Fürsten. Er beteiligte sich als<br />

Verbündeter Russlands am Russisch-<br />

Türkischen Krieg (1877/78) und<br />

erklärte 1878 die völlige Unabhängigkeit<br />

Rumäniens, die der Berliner<br />

Kongress am 13. Juli 1878 anerkannte.<br />

1881 ernannte sich Karl I. zum<br />

König von Rumänien. Wenige Jahre<br />

später verbündete sich Rumänien mit<br />

dem Dreibund (Deutschland, Österreich-Ungarn,<br />

Italien) gegen die Expansionspolitik<br />

Russlands.<br />

Im 1. Balkankrieg gegen die Türkei<br />

wahrte Rumänien 1912 seine Neutralität,<br />

griff 1913 auf der Seite von<br />

Serbien und Griechenland in den 2.<br />

Balkankrieg gegen Bulgarien siegreich<br />

ein und erhielt die südliche<br />

Dobrudscha. Damit war Rumänien<br />

die stärkste Macht auf der Balkanhalbinsel<br />

geworden.<br />

Als neutrales Land ging Rumänien in<br />

den 1. Weltkrieg und als König Karl I.<br />

im Oktober 1914 starb, folgte ihm sein<br />

Neff e als Ferdinand I. auf den Th ron.<br />

Rumänien erklärte 1916 Österreich-<br />

Ungarn den Krieg, wurde jedoch von<br />

der österreichisch-deutschen und der<br />

bulgarischen Armee<br />

besiegt. In den PariserFriedensverhandlungen<br />

konnte Rumänien<br />

sein Staatsgebiet<br />

mehr als verdoppeln<br />

und eine neue Verfassung<br />

annehmen. 1930 bestieg Karl<br />

II. den Th ron, obwohl er wegen einer<br />

Aff äre mit seiner Mätresse Magda Lupescu<br />

zeitweilig im Pariser Exil lebte<br />

und sein minderjähriger Sohn kurz als<br />

König eingesetzt war. Karls autoritärer<br />

Führungsstil führte zu Diff erenzen<br />

mit seinen Ministerpräsidenten, während<br />

faschistische Gruppen unter<br />

Führung der Eisernen Garde die Wirtschaft<br />

sprobleme für ihren Aufstieg<br />

Rumänien wurde Spielball<br />

habsburgischer und<br />

russischer Interessen.<br />

nutzten und den Ministerpräsidenten<br />

ermordeten. Um dem Faschismus einzudämmen,<br />

verbot Karl II. 1938 die<br />

Eisernen Garden und errichtete eine<br />

Königsdiktatur.<br />

Im 2. Weltkrieg besetzten Deutsche<br />

Truppen Rumänien, um die Erdölfelder<br />

vor Großbritannien zu sichern.<br />

Die hierdurch entstandenen Unruhen<br />

nutzte der faschistische Marschall Ion<br />

Antonescu, um den König abzusetzen,<br />

überließ seinem Sohn Michael<br />

repräsentativ den Th ron und errichtete<br />

eine Militärdiktatur. Volksaufstände<br />

schlug die Eiserne Garde blutig<br />

nieder und ermordete Politiker und<br />

Intellektuelle. Ru-<br />

mänien trat im Juni<br />

1941 als Partner des<br />

Deutschen Reiches<br />

in den Krieg gegen<br />

die Sowjetunion ein,<br />

erklärte den USA den<br />

Krieg und stieß mit seinen Truppen<br />

bis nach Odessa vor. Im Frühling<br />

1944 rückte die Rote Armee in das<br />

rumänische Territorium ein. König<br />

Michael I. verhaft ete mit einigen loyalen<br />

Generälen am 23. August 1944<br />

die Regierung Antonescu und erklärte<br />

die Kapitulation Rumäniens. Am<br />

12. September wurde ein Waff enstillstand<br />

unterzeichnet, der den Krieg<br />

um 200 Tage verkürzte.<br />

12 AußenSeiten 1 | 2008<br />

Rumänien geriet nun unter den Einfl<br />

uss der Sowjetunion, die wichtige<br />

Ämter mit Kommunisten besetzte<br />

und das Wahlergebnis vom 19. November<br />

1946 nicht akzeptierte. Am<br />

30. Dezember 1947 wurde die Abdankung<br />

König Michaels<br />

erzwungen und die<br />

Volksrepublik Rumänien<br />

ausgerufen. Politische<br />

Gegner wurden<br />

verhaft et, erschossen<br />

oder verschwanden in sowjetischen<br />

Arbeitlagern. Im November 1950 bestätigte<br />

die Generalversammlung der<br />

UN eine systematische Verletzung der<br />

Menschenrechte.<br />

Davon unberührt verstaatlichte die<br />

rumänische Regierung Industrie und<br />

Wirtschaft und schuf mit 12% eine der<br />

höchsten Wachstumsraten in Osteuropa.<br />

1950 wurde mit Österreich als<br />

erstem westlichem Land ein Handelsabkommen<br />

abgeschlossen. Von 1949<br />

bis 1962 erfolgte die Zwangskollektivierung<br />

der Landwirtschaft , lediglich<br />

2.000 qm Privatland durft en die Bauern<br />

behalten.<br />

1955 wurde Rumänien vollständig in<br />

den Ostblock integriert. Erst 1965 lockerte<br />

der neue Generalsekretär der<br />

KP und spätere Staatspräsident Nicolae<br />

Ceauşescu die Bindung an die<br />

Sowjetunion und begann eine eigenständigere<br />

nationale Politik. Da der<br />

kommunistische Führungsanspruch<br />

und die Mitgliedschaft im Warschauer<br />

Militärpakt nie in Frage gestellt wurden,<br />

tolerierte die Sowjetunion Rumäniens<br />

unabhängigeren Weg - anders<br />

als in Ungarn, der Tschechoslowakei<br />

oder in Polen.<br />

Ceauşescu setzte eine „Öff nung nach<br />

allen Seiten“ durch, unterstützte den<br />

Prager Frühling, traf sich mehrmals<br />

mit US-Präsident Richard Nixon und<br />

sein Land erhielt 1975 den Status einer<br />

„most favoured nation“. 1972 trat<br />

Ceauşescu dem Internationalen Währungsfonds<br />

und der Weltbank bei, förderte<br />

1977 den Freundschaft sbesuch<br />

des ägyptischen Präsidenten Anwar<br />

as-Sadat in Israel und besuchte die<br />

Volksrepublik China.<br />

AußenSeiten 1 | 2008<br />

Ceaus¸escu öffnete sich<br />

außen und errichtete<br />

innen eine Diktatur.<br />

Während Ceauşescu sich außenpolitisch<br />

öff nete, errichtete er im eigenen<br />

Land eine Diktatur, bekämpft e jegliche<br />

Opposition und stützte sich auf<br />

die Geheimpolizei Securitate. Ohne<br />

Rücksicht auf die Bevölkerung trieb er<br />

die Wirtschaft voran,<br />

um elf Milliarden US-<br />

Dollar Auslandsschulden<br />

zurückzuzahlen.<br />

Die Versorgung mit<br />

Nahrungsmitteln,<br />

Brennstoff en und Energie brach ein.<br />

Trotzdem setzte Ceauşescu noch ein<br />

„Siedlungsbereinigungsprogramm“<br />

durch, bei dem 8.000 Dörfer zerstört<br />

wurden, und baute in Bukarest einen<br />

Präsidentenpalast, der das zweitgrößte<br />

Gebäude der Welt ist und ein historisch<br />

gewachsenes Stadtviertel vernichtete.<br />

Mitte Dezember 1989 entlud sich der<br />

Volkszorn. Demonstranten und die<br />

Securitate lieferten sich tagelange Straßenschlachten,<br />

Hunderte von Toten<br />

blieben liegen. Die Armee stellte sich<br />

auf die Seite der Demonstranten und<br />

kämpft e gegen die Geheimpolizei. Am<br />

22. Dezember fl oh Ceauşescu mit seiner<br />

Frau Elena, beide wurden verhaft et<br />

und am 25. Dezember hingerichtet.<br />

Die Revolution beendete nicht nur eine<br />

24-jährige Diktatur, sondern auch den<br />

Kommunis-mus. In den folgenden Jah-<br />

Länderschwerpunkt<br />

ren setzten sich Demokratie, ein Mehrparteiensystem<br />

und die Marktwirtschaft<br />

mühsam durch. Ideologische<br />

und ethnische Gegensätze brachen<br />

auf. Demonstranten und Bergarbeiter<br />

kämpft en mit sechs Toten und Hunderten<br />

Verletzten gegen kommunistische<br />

Sicherheitskräft e, es gab einen Generalstreik,<br />

gewalttätige Übergriff e auf<br />

Roma, die dann 1991 nach Deutschland<br />

und Österreich fl üchteten, und<br />

Konfl ikte zwischen der ungarischen<br />

Minderheit und rumänischen Nationalisten<br />

in Siebenbürgen; doch die neue<br />

Freiheit blieb Sieger. Drei friedliche<br />

Regierungswechsel folgten, der wirtschaft<br />

liche Aufstieg begann und setzte<br />

ungeahnte Kräft e frei um das Land zu<br />

modernisieren und ein stabiles EU-<br />

Recht zu installieren.<br />

Oberstes Ziel der Außenpolitik wurde<br />

die Mitgliedschaft in EU und NATO.<br />

Am 15. Februar 2000 begannen in<br />

Brüssel die EU-Beitrittsverhandlungen<br />

und nach einem harten Reformweg er-<br />

Das zweitgrößte Gebäude nach dem Pentagon, Symbol Ceauşescus Größenwahn.<br />

Heute Sitz des Parlalments, auch die NATO tagte im April 2008 hier.<br />

folgte am 1. Jänner 2007 die Aufnahme<br />

als vollwertiges EU-Mitglied. Seit dem<br />

29. März 2004 ist Rumänien Mitglied<br />

der NATO und Anfang April 2008<br />

Gastgeber des NATO-Gipfeltreff ens<br />

in Bukarest. Rumänien ist nach langer<br />

Zeit der Unterdrückungen, Krisen und<br />

Konfl ikte endlich angekommen und<br />

wird sich als Stabilitätsfaktor in der Zukunft<br />

sregion Südosteuropa bewähren.<br />

13


Länderschwerpunkt<br />

„Der beste Kämpfer für<br />

die Zukunft ist die Jugend!“<br />

Im Gespräch mit Adriana Stǎnescu,<br />

Geschäftsträgerin a.i. der Botschaft von Rumänien.<br />

AußenSeiten: Rumänien ist<br />

nun über ein Jahr vollwertiges<br />

Mitglied der EU - was hat sich<br />

verändert?<br />

Stănescu: Unser Land ist seit dem 1.<br />

1. 2007 EU-Mitglied, doch die Veränderungen<br />

begannen sofort nach der<br />

Wende. Seit dem Beginn der Beitrittsverhandlungen<br />

im Jahre 2000 befi ndet<br />

sich Rumänien in einem rasanten<br />

Aufh olprozess, allein zur Anpassung<br />

an das EU-Recht mussten 3000 rechtliche<br />

Bestimmungen beschlossen und<br />

durchgeführt werden.<br />

Verändert hat sich der neue politische<br />

Status, wir werden nun als Mitglied<br />

der europäischen Familie akzeptiert,<br />

können aktiv in den EU-Gremien mitarbeiten,<br />

lernen die Anwendung europäischer<br />

Regeln und sind Teil einer<br />

stabilen Partnerschaft , die es in der<br />

wechselvollen Geschichte Rumäniens<br />

so noch nie gegeben hat.<br />

AußenSeiten: Mit welchen Erwartungen<br />

hat die rumänische Bevölkerung<br />

für den EU-Beitritt gestimmt?<br />

Stănescu: Rumänien hat den EU-Beitritt<br />

freudig herbeigesehnt, der von<br />

über 70% der Rumänen befürwortet<br />

wurde. Diese hohe Zustimmung hat<br />

sich auch weiter erhalten, was nicht<br />

nur den rumänischen Enthusiasmus<br />

verdeutlicht, sondern auch ganz handfeste<br />

Gründe hat. Die Rumänen erhoffen<br />

sich durch die EU-Mitgliedschaft<br />

mehr Transparenz, mehr Demokratie,<br />

effi zientere Institutionen und insgesamt<br />

bessere Lebensbedingungen und<br />

Wohlstand. Aber sie sind sich auch<br />

bewusst, dass diese Erwartungen nicht<br />

über Nacht erfüllt werden können,<br />

sondern nur mit Ehrgeiz, Arbeit und<br />

Geduld zu erreichen sind.<br />

AußenSeiten: Rumänien hatte nach<br />

dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ besonders<br />

unter alten „Seilschaft en“ zu<br />

leiden, die Reformen und einen wirksamen<br />

Kampf gegen Korruption behinderten.<br />

Welchen Einfl uss haben diese<br />

Kräft e heute und wie erfolgreich ist die<br />

Korrupti-onsbekämpfung?<br />

Stănescu: Wenn Sie unter „Seilschaft<br />

en“ das Netzwerk der ehemaligen<br />

kommunistischen Eliten verstehen,<br />

so gebe ich Ihnen Recht, denn wie in<br />

allen postkommunistischen Ländern<br />

war dies nach der Wende ein Problem.<br />

In Rumänien versuchten sie anfänglich<br />

noch aktiv zu werden, doch sind<br />

sie allmählich aus dem System verdrängt<br />

und verfügen nicht mehr über<br />

politische Macht, auch wenn einige<br />

damals schnell sehr reich wurden.<br />

Die Korruption entstand durch den<br />

schnellen Zusammenbruch des alten<br />

Systems und den langsamen Aufb au<br />

neuer Strukturen. Anfänglich konnten<br />

wir die Korruption<br />

noch nicht einmal bekämpfen,<br />

weil es keine<br />

rechtlichen Grundlagen<br />

gab und die alten<br />

kommunistischen Gesetze<br />

niemand anwenden wollte. Wir<br />

mussten den Kampf stufenweise aufnehmen<br />

und auch präventiv vorgehen.<br />

2005 und 2006 wurden die nationalen<br />

Antikorruptionsbehörden umstrukturiert.<br />

Sie arbeiten jetzt noch effi zienter<br />

und ermitteln sehr intensiv. Dass<br />

in einem Rechtsstaat die gerichtliche<br />

Aufarbeitung ihre Zeit braucht, erleben<br />

wir überall, derzeit auch in Wien<br />

„Es wächst ein gesunder<br />

Wohlstand und wirtschaftlicher<br />

Erfolg heran.“<br />

Adriana Stănescu<br />

bei einigen viel beachteten Gerichtsverfahren.<br />

Herbert Stepic, der Vorstandsvorsitzende<br />

der Raiff eisen International, hat<br />

gesagt: „Es ist eine Mähr, dass man in<br />

Osteuropa nur mit Bestechung Geschäft<br />

e machen kann.“ Die Ru-mänen<br />

empfi nden die Korruption als<br />

Unrecht und erfahren zunehmend,<br />

dass man auch ohne Bestechung sein<br />

Ziel erreicht, auch wenn dies manchmal<br />

beschwerlicher erscheint. Es gibt<br />

eine große Informa-<br />

tionskampagne und<br />

das Justizministerium<br />

bietet Hilfe und Beratung<br />

an. Doch der<br />

beste Kämpfer für Rumäniens<br />

Zukunft ist die Jugend, denn<br />

sie will ohne Korruption leben.<br />

AußenSeiten: In den alten EU-Mitgliedsländern<br />

ist die große bürgerliche<br />

Mitte der Garant für Demokratie<br />

und einen stabilen Wohlstand. Im<br />

Kommunismus wurden die alten Eliten<br />

und das Bürgertum weitgehend<br />

zerstört. Wann wird Rumänien wie-<br />

14 AußenSeiten 1 | 2008<br />

der über einen breiten bürgerlichen<br />

Mittelstand verfügen?<br />

Stănescu: Auch hier befi nden wir uns<br />

in einem Nachholprozess. Ein starker<br />

Mittelstand setzt in einer Gesellschaft<br />

einen breiten Wohlstand voraus, der nur<br />

durch gute Ausbildung und wirtschaft -<br />

lichen Erfolg möglich ist. Nun war Rumänien<br />

im Kommunismus keine Wüste<br />

und nicht alle Eliten haben sich ins<br />

Ausland abgesetzt, aber wir haben gute<br />

Landsleute verloren. Doch jetzt kommen<br />

viele Rumänen zurück oder bauen<br />

starke Verbindungen zu ihrer alten Heimat<br />

auf. Es wächst bereits ein gesunder<br />

Wohlstand heran, der durch den wirtschaft<br />

lichen Erfolg erste Früchte trägt,<br />

denn vom wirtschaft lichen Wachstum<br />

der Unternehmen profi tieren auch die<br />

Mitarbeiter und deren Familien.<br />

Rumänien hat den stärksten Vermögenszuwachs<br />

in Europa und liegt beim<br />

Wachstum nach Russland und Bulgarien<br />

an dritter Stelle in Zentral- und<br />

Osteuropa. Das Lohnniveau in der Bevölkerung<br />

ist ebenfalls stark gestiegen,<br />

seit 2004 sogar um mehr als 70%. In<br />

Rumänien beträgt das Bruttoeinkommen<br />

zurzeit fast 400 €, netto ca. 300<br />

€. Im Vergleich mit Österreich ist das<br />

gering, aber das Einkommen hat sich<br />

in den letzten drei Jahren bereits verdoppelt<br />

und wächst stetig weiter.<br />

Ein gesunder Mittelstand misst sich<br />

jedoch nicht nur am Einkommen,<br />

sondern auch am Engagement im öffentlichen<br />

Leben und einem großen<br />

Bedürfnis nach Bildung. Hier holen<br />

wir ebenfalls stark auf. Das Interesse<br />

für Studium und Weiterbildung ist rasant<br />

gestiegen, in Österreich befi nden<br />

sich über 600 rumänische Studenten,<br />

in Deutschland, anderen EU-Ländern<br />

und den USA studieren mehrere<br />

tausend. Die rumänischen Universitäten<br />

platzen aus allen Nähten und<br />

die Weiterbildung boomt. Ein anderer<br />

Indikator für den Wohlstand ist<br />

der Tourismus. Aus Osteuropa liegt<br />

der Anteil rumänischer Touristen in<br />

Österreich von ca. 220.000 nach Russen<br />

und Ukrainer an 3. Stelle und im<br />

Jahr 2007 besuchten ca. 120.000 Rumänen<br />

Wien.<br />

AußenSeiten 1 | 2008<br />

AußenSeiten: In Österreich hat Rumänien<br />

ein Imageproblem. Teile der Bevölkerung<br />

fühlen sich durch Kriminalität<br />

bedroht und durch organisierte Bettlerstrukturen<br />

belästigt, die mehrheitlich<br />

rumänischen Staatsbürgern angelastet<br />

werden. Empfi nden Sie diese Vorwürfe<br />

als gerechtfertigt?<br />

Stănescu: Nein! - Das Bild Rumäniens<br />

kann nicht in erster Linie durch Kriminalität<br />

und Bettlerei bestimmt werden,<br />

hier möchte ich entschieden widersprechen.<br />

Das Image prägen vor allem die<br />

jungen fl eißigen Rumänen, die als ehrgeizige<br />

und sprachbegabte Arbeitnehmer<br />

sehr gefragt sind. Auch Künstler<br />

bestimmen das Ansehen Rumäniens,<br />

wie in der Staatsoper oder der Volksoper<br />

- und der bekannteste Vertreter<br />

Rumäniens in Österreich ist sicherlich<br />

Staatsoperndirektor Ioan Holender. Die<br />

Zahl der in Wien lebenden Rumänen<br />

ist in 2 Jahren von 4.800 auf 8.000 gestiegen<br />

und sie sind hier anerkannt. Österreicher<br />

denken bei Rumänien vorrangig<br />

an die gemeinsame Geschichte,<br />

das Donaudelta, die Moldauklöster, Siebenbürgen<br />

und sogar an Dracula.<br />

Leider wird auch viel über rumänische<br />

Kriminalität gesprochen und berichtet.<br />

Wir arbeiten sehr erfolgreich mit<br />

dem österreichischen Innenministerium<br />

zusammen und die Polizei in beiden<br />

Ländern unterstützt sich gegenseitig<br />

bei der Verbrechensbekämpfung<br />

in Südosteuropa. Seit 2002 haben wir<br />

in unserer Botschaft zwei Attachés für<br />

Innere Angelegenheiten, die das rumänische<br />

Innenministerium vertreten.<br />

Klar ist jedoch, der Durchschnittsrumäne<br />

ist nicht krimineller als Bürger aus<br />

anderen Staaten und die rumänische<br />

Kriminellenstatistik ist nicht höher<br />

als die entsprechende Statistik z.B. in<br />

Österreich. Der falsche Eindruck entsteht,<br />

weil man Fälle mit rumänischen<br />

Straft ätern ausführlich in den Medien<br />

darstellt und die Menschen dann diese<br />

Fälle mit unserem Land assoziieren.<br />

Kriminalität ist leider überall und hat<br />

keine Nationalität oder Grenzen!<br />

AußenSeiten: Wie sehen Sie kurz- und<br />

mittelfristig die politische und die wirt-<br />

Länderschwerpunkt<br />

schaft liche Entwicklung in Rumänien?<br />

Stănescu: Die politischen Reformen<br />

werden konsequent weitergeführt und<br />

der Fortschritt bei der Justizreform<br />

wird von der EU-Kommission intensiv<br />

begleitet. Dass unsere noch junge<br />

Demokratie bereits stabil ist, haben<br />

„Das Image prägen vor allem die<br />

jungen Rumänen“.<br />

drei Regierungswechsel bewiesen, die<br />

trotz des lebhaft en romanischen Temperaments<br />

problemlos verlaufen sind.<br />

Wir gehen davon aus, dass Rumänien<br />

2012 dem Schengen-Raum beitreten<br />

wird und 2014 die Euro-Einführung<br />

stattfi nden kann.<br />

Die wirtschaft liche Entwicklung weist<br />

eine konstante Aufwärtsbewegung auf:<br />

Im Jahr 2000 lag das Wachstum bei<br />

6%, 2004 erreichten wir 8%, 2006 dann<br />

7,5% und 2007 waren es über 6%. Die<br />

internationalen Banken gehen davon<br />

aus, dass dieses hohe Wachstumsniveau<br />

beibehalten wird und mittelfristig nicht<br />

unter 5% sinkt. Durch die Struktur-<br />

und Kohäsionsfonds, in Höhe von 30<br />

Milliarden € zwischen 2007 und 2013,<br />

unterstützt die EU den rumänischen<br />

Aufh olprozess, denn diese Förderprogramme<br />

bewirken einen erheblichen<br />

Investitionsschub und setzen eine Fülle<br />

wirtschaft licher Aktivitäten frei.<br />

�� Adriana Stănescu arbeitete im<br />

Zentrum für Europ. Sicherheitsstudien<br />

(NL) und in Bukarest im Verteidigungs-<br />

und Außenministerium, bevor sie von<br />

1988 – 2002 und wieder ab 2003 nach<br />

Wien kam. Seit September 2007 leitet<br />

Frau Stănescu die Botschaft von<br />

Rumänien als Geschäftsträgerin.<br />

15


Länderschwerpunkt<br />

Mit Optimismus zum EURO<br />

Von Mag. Elisabeth Löffl er-Tüchler<br />

Die Handelskammer in Bukarest fördert engagiert den Aufschwung der rumänischen Wirtschaft .<br />

Wer die Auswirkungen der<br />

von den USA ausgehenden<br />

internationalen Kreditkrise<br />

betrachtet, muss feststellen, dass sich<br />

die osteuropäischen Volkswirtschaft en<br />

bislang noch als recht robust erwiesen<br />

haben. Der Optimismus überwiegt<br />

und es gilt als sicher, dass die zehn osteuropäischen<br />

EU-Staaten beim Bruttoinlandsprodukt<br />

auch 2008 mit einem<br />

durchschnittlichen Plus zwischen 6,5%<br />

und 5,5% rechnen können.<br />

Dabei hat Rumänien in Europa den<br />

stärksten Vermögenszuwachs und so<br />

klingt es durchaus realistisch, wenn<br />

Rumäniens Wirtschaft s- und Finanzminister<br />

Varujan Vosganian 2014 den<br />

Euro einführen und bis 2010 die Kriterien<br />

erfüllen will, um in den Wechselkursmechanismus<br />

zu kommen. Gefährdet<br />

wird dieses Ziel sicherlich auch<br />

nicht durch eine sinkende Konjunktur,<br />

eher durch das Gegenteil – einer konjunkturellen<br />

Überhitzung. Darum soll<br />

die Infl ation, die jetzt noch bei 6,5 %<br />

liegt auf 5,5 % bis 5% sinken.<br />

Erreichen will der Wirtschaft s- und<br />

Finanzminister dies durch strengere<br />

Effi zienzkriterien, eine konsequente<br />

Kontrolle der öff entlichen Ausgaben<br />

und eine Senkung des Budgetdefi zits.<br />

Doch Kontrolle alleine kann die Lösung<br />

nicht sein, denn<br />

viele amtliche rumänische<br />

Stellen stöhnen<br />

jetzt schon über<br />

eine starke zentralistische<br />

Gängelung, die<br />

freie Entscheidungen<br />

blockiert und Eigenverantwortlichkeit<br />

behindert.<br />

Da der wirtschaft liche Aufschwung<br />

überall greift , darf bei den Investitionen<br />

auch nicht gekürzt werden<br />

und die Lissabon-Strategie verlangt<br />

von Rumänien erhebliche Zusatzausgaben<br />

für Bildung, Gesundheit<br />

„Wir werden 2014 den<br />

EURO einführen und 2012<br />

dem Schengen-Raum<br />

beitreten.“<br />

und Forschung. Wo soll deshalb gespart<br />

werden? Vosganian nennt „Services,<br />

Güter und die Beamtengehälter“,<br />

doch gerade das Sparen bei den<br />

Staatsdienern könnte die großen Erfolge<br />

in der Korruptionsbekämpfung<br />

wieder gefährden.<br />

Eine weitere Riesenaufgabe will Minister<br />

Vosganian noch<br />

heuer anpacken - die<br />

Weiterführung der<br />

Privatisierung im Energiesektor.<br />

Während<br />

für 2,2 Milliarden € der<br />

Bau von zwei Reaktorblöcken<br />

in Cernavoda<br />

begonnen wird, soll der rumänische<br />

Atomkraft werksbetreiber „Nuclearelectrica“<br />

möglichst noch 2008 an die<br />

Börse. Wenn österreichische Manager<br />

sich hier nicht beteiligen wollen,<br />

weil sie mit einer breiten Abwehr in<br />

der heimischen Bevölkerung rechnen,<br />

so warten auch klassische Energieun-<br />

16 AußenSeiten 1 | 2008<br />

ternehmen wie Wasser- und Wärmekraft<br />

werke auf ausländische Investoren<br />

und bei der Gewinnung von Alternativenergien<br />

besteht in Rumänien noch<br />

ein großer Nachholbedarf. Im Bereich<br />

Transport steht eine Privatisierung bei<br />

den rumänischen Staatsbahnen an, so<br />

soll möglichst bald für die Cargo-Sparte<br />

der CFR Mafra ein Investor gefunden<br />

werden.<br />

Zusätzliche Impulse rechnet sich die<br />

rumänische Regierung auch durch<br />

den Beitritt zum Schengen-Raum aus<br />

und ist fest davon überzeugt, dieses<br />

Ziel bis 2012 zu erreichen<br />

Der sicherste Beweis für den Boom<br />

der rumänischen Wirtschaft ist der in<br />

vielen Regionen feststellbare Mangel<br />

an verfügbaren Arbeitskräft en. Dies<br />

zeigt sich besonders<br />

in Rumäniens zweitgrößter<br />

Stadt Cluj-Napoca<br />

(Klausenburg)<br />

und lässt Daniel Don,<br />

den Leiter des Arbeitsamtes,<br />

schier verzweifeln. Er muss<br />

noch dringend 500 Stellen für Nokia<br />

besetzen, die, trotz großer Proteste, das<br />

deutsche Bochum verlassen hat, um<br />

nach Rumänien zu gehen. Doch dies ist<br />

nicht sein einziges Problem, denn für<br />

die Grundstücke neben der Produktionshalle<br />

des fi nnischen Handyherstellers<br />

zeigen der Logistikkonzern UPS<br />

und der amerikanische Automobilbauer<br />

General Motors großes Interesse.<br />

„Wir suchen derzeit 5.000 Leute“ meldet<br />

Don verzweifelt nach Bukarest und<br />

weist daraufh in, dass er innerhalb der<br />

AußenSeiten 1 | 2008<br />

„Je mehr Firmen kommen,<br />

desto härter wird<br />

der Wettbewerb.“<br />

nächsten fünf Jahre vermutlich noch<br />

12.000 Arbeitsplätze besetzen muss. Im<br />

Rathaus von Klausenburg gibt Stadtmanager<br />

Sorin Apostu bekannt, dass<br />

auch Mercedes sich bereits ein Grundstück<br />

im neuen Industriepark „Tetarom<br />

III“ sehr intensiv angeschaut und über<br />

Konditionen verhandelt habe, um hier<br />

ein Werk zu errichten. Die große Nachfrage<br />

führt bereits zu Gegenreaktionen<br />

und Überlegungen ob die Ansiedlung<br />

weiterer Investoren unterstützt werden<br />

soll. „Je mehr Firmen kommen“, fürchtet<br />

Günther Wotsch, der Obmann des<br />

deutschsprachigen Wirtschaft sclubs,<br />

„desto härter wird der Wettbewerb.“<br />

Der Arbeitsmarkt in Rumänien ist<br />

fast leergefegt, vor allem in der Region<br />

Cluj mit einer Arbeitslosenquote<br />

von 3%. Dennoch wandern viele der<br />

höher Qualifi zierten<br />

und die bestens ausgebildeten<br />

Absolventen<br />

der Universitäten, vor<br />

allem Techniker und<br />

Computerfachleute,<br />

nach Spanien und Italien ab. Die ausländischen<br />

Investoren suchen Arbeiter<br />

und Angestellte, die monatlich mit 300<br />

€ auskommen können, Nokia zahlt zurzeit<br />

sogar nur 200 €, denn um Handys<br />

zusammenzuschrauben, braucht man<br />

kein Hochschuldiplom.<br />

Rund 4 Mio. der gut ausgebildeten<br />

Rumänen sind ausgewandert – jeder<br />

Fünft e! Wenn die Wohnung bereits<br />

200 € kostet und die Preise weiter steigen,<br />

wird es eng in der privaten Haushaltskasse,<br />

auch wenn die Löhne stän-<br />

Wir verfügen über Hotels (Drei- Vier- Fünfsterne Kategorie) in allen Städten und<br />

Regionen Rumäniens. Unsere Angebote werden maßgeschneidert auf die Wünsche<br />

von Firmen, Verbänden, Klubs, Kleingruppen oder Individual-Reisenden. Sie können<br />

auch Programm-Angebote nach anderen Destinationen oder Kombinationen in<br />

verschiedene Länder Osteuropas bei uns bestellen.<br />

Länderschwerpunkt<br />

dig weiterwachsen werden. Da hilft<br />

es dann wenig, wenn Arbeitsdirektor<br />

Don mit einer Jobmesse in Italien seine<br />

Landsleute zurückholen will.<br />

Doch nicht nur die niedrigen Löhne,<br />

die ein Zehntel des EU-Durchschnitts<br />

betragen, ziehen Investoren magnetisch<br />

an. Die Stadtväter von Cluj stecken<br />

Millionen in die Infrastruktur, verlegen<br />

für 33 Mio. € Gas-, Strom- und Wasserleitungen,<br />

bauen für 90 Mio. € den<br />

Provinzfl ughafen aus und planen eine<br />

Autobahn. Ein weiterer großer Anreiz<br />

ist das fi nanzielle Entgegenkommen,<br />

nicht nur bei Steuererleichterungen,<br />

denn Nokia wurden auf 30 Jahre die<br />

Immobilien- und Grundstücksabgaben<br />

erlassen, hochgerechnet 18 Mio. €, und<br />

das Grundstück bekamen sie zum Sonderpreis.<br />

Mit ähnlichen Bedingungen<br />

werden auch die anderen Großunternehmen<br />

gelockt, denn 90 % Prozent<br />

der verfügbaren Grundstücke gehören<br />

dem Staat und den Kommunen.<br />

Wenn dann in gut zwei Jahrzehnten<br />

die rumänischen Löhne sich dem EU-<br />

Standard angepasst haben und die<br />

staatlichen Geschenke aufgebraucht<br />

sind, wird die Karawane der Produzenten,<br />

die ungelernte billige Arbeitskräft<br />

e benötigen, weiter nach Osten<br />

ziehen, wie das Beispiel Nokia in Bochum<br />

gezeigt hat. Doch dann wird<br />

Rumäniens Wirtschaft europäisches<br />

Niveau erreicht haben und die gut<br />

Qualifi zierten können in ihrer Heimat<br />

genug anspruchsvolle Arbeit fi nden,<br />

die ihnen ein sicheres und gutes Auskommen<br />

sichert.<br />

Ihr österreichischer Partner für Geschäftsreisen und touristischen Leistungen in Rumänien!<br />

www.romaniatouristik.at<br />

Reisebüro ROMANIA TOURISTIK / Mihail Bobocel KEG<br />

Starhembergstr. 44, A-4020 Linz<br />

Tel. 0043 732 94 44 48, Fax: 0043 732 94 55 58<br />

offi ce@romaniatouristik.at<br />

Nutzen Sie Ihre VORTEILE:<br />

> Faires Preis-Leistung Verhältnis<br />

> Keine Sprachprobleme<br />

> Österreichisches und rumänisches Know-How<br />

> Gute Kontakte vor Ort in verschiedene Großstädte und Regionen<br />

> Geprüfte Qualität der rumänischen Leistungen<br />

> Zwischenübernachtungen in Österreich und / oder Ungarn<br />

> Alle Leistungen aus einer Hand (Hotel, Mietwagen, Transfers<br />

und Transport, Flugtickets, Reiseführer, Dolmetscher- und<br />

Übersetzungsdienste, Beratung und Informationen, u.v.m.)<br />

> Wir organisieren Workshops, Seminare, Treffen, Events<br />

oder Incentives vor Ort.<br />

17


Länderschwerpunkt<br />

Rumänien<br />

„Ein sehr attraktives Land“<br />

Im Gespräch mit Rolf Hauer<br />

Rolf Hauer<br />

Die Panalpina Gruppe ist einer<br />

der weltweit führenden<br />

Anbieter von Transport- und<br />

Logistikdienstleistungen. Das Unternehmen<br />

konzentriert sich schwerpunktmäßig<br />

auf interkontinentale<br />

Luft - und Seefrachtspedition sowie<br />

damit verbundene Supply-Chain-Management-Lösungen.<br />

Die CEE-Zentrale, mit Sitz in Wien,<br />

ist verantwortlich für<br />

das Konzerngeschäft<br />

in 9 Ländern, darunter<br />

auch Rumänien.<br />

Panalpina gründete<br />

2004 eine Niederlassung<br />

in Oradea und schon heute ist<br />

das Unternehmen mit 5 Standorten<br />

in Rumänien vertreten: Der Hauptsitz<br />

ist in Bukarest, es folgen Cluj,<br />

Oradea, Constanza und seit Februar<br />

2008 Timisoara.<br />

Wir fragten Rolf Hauer, Panalpina´s<br />

Managing Director CEE, nach seinen<br />

Erfahrungen im rumänischen Markt.<br />

AußenSeiten: Was veranlasste Sie in<br />

Rumänien tätig zu werden?<br />

„Es locken gute Rahmenbedingung,Steuervorteile,<br />

Lohnkosten.“<br />

Hauer: Einerseits gingen wir bereits<br />

2004 nach Oradea um unsere Dienstleistung<br />

einem be-stehenden Großkunden,<br />

der eine Produktionsstätte verlagerte,<br />

lokal anzubieten. Anderer-seits<br />

konnten wir in den letzten Jahren eine<br />

massive Produktionsverlagerung, speziell<br />

bei Lohnfertigern, von Westeuropa<br />

nach Rumänien beobachten. Da die<br />

Hi-tech/Telecom Branche eine unserer<br />

Schlüsselbranchen ist, wollten wir unsere<br />

Dienstleistung lokal zur Verfügung<br />

stellen. Zudem möchten wir am lokalen<br />

Markt bei mittelständischen Industrie-<br />

und Importfi rmen Fuß fassen.<br />

AußenSeiten: Sie eröff neten in kürzester<br />

Zeit weitere vier Niederlassungen.<br />

Was waren Ihre Beweggründe, genau<br />

in diesen Städten Ihre Niederlassungen<br />

zu eröff nen?<br />

Hauer: Bukarest ergibt sich von selbst<br />

als Headquarter, da die meisten Airlines/Reedereien<br />

dort ansässig sind.<br />

Timisoara als Ausgangsbasis für unsere<br />

Verkaufsaktivitäten im Nordwesten;<br />

Oradea und Cluj als Betreuungsstelle<br />

für die dort ansässigen<br />

Großkonzerne; Constanza,<br />

da wir auch am<br />

größten Hafen des<br />

Schwarzen Meers präsent<br />

sein wollen. Jeder<br />

Standort betreut bestehende Großkunden,<br />

so wie jeder für die lokale Kundenakquisition<br />

vor Ort zuständig ist.<br />

AußenSeiten: Wie stellt sich Rumänien<br />

im Vergleich zu den anderen CEE Ländern<br />

für Sie, wie auch für die Industriebranche,<br />

dar?<br />

Hauer: Rumänien ist aus mehreren<br />

Gründen sehr attraktiv. Einerseits ist<br />

durch den EU-Beitritt „Rechtssicherheit“<br />

garantiert. Die meisten größeren<br />

Städte sind an das internationale Flugnetz<br />

angeschlossen. Wir sehen zunehmend<br />

Ansiedlung von Betriebsstätten<br />

von globalen Konzernen, die die relativ<br />

guten Rahmenbedingungen von Rumänien<br />

nutzen. Zudem gibt es interessante<br />

Steuervorteile für Industrieunternehmen<br />

und im Vergleich zu Westeuropa<br />

noch immer niedrige Lohnkosten.<br />

„Die meisten rumänischen Großstädte sind an<br />

das internationale Flugnetz angeschlossen“.<br />

AußenSeiten: Wo sehen Sie Panalpina<br />

Rumänien in fünf Jahren?<br />

Hauer: Panalpina wird mit Gewissheit<br />

einer der Top-Logistiker im Bereich<br />

Luft fracht, Seefracht und Logistik<br />

im rumänischen Markt sein. Wir<br />

streben einen Marktanteil an, den wir<br />

in den meisten europäischen Ländern<br />

bereits besitzen.<br />

AußenSeiten: Was sind die größten<br />

Hürden für Sie in Rumänien?<br />

Hauer: Noch immer herrschen in Rumänien<br />

restriktive Verwaltungsvorschrift<br />

en (Bürokratie, Steuerrecht) und<br />

zudem ist der Arbeitsmarkt derartig<br />

gesättigt, dass es heute schon schwierig<br />

ist zu vernünft igen Bedingungen<br />

geeignetes Personal zu bekommen.<br />

18 AußenSeiten 1 | 2008<br />

�������������������<br />

���������������<br />

Länderschwerpunkt<br />

������������������������������������������������<br />

����������������������������������������<br />

Meistern Sie mit uns die Chancen und Herausforderungen internationaler<br />

Geschäftstätigkeit in Central- & Eastern Europe (CEE). Wir entwickeln mit<br />

Ihnen Strategie und Konzept und setzen gemeinsam um.<br />

GCI Management Consulting unterstützt Sie in CEE bei:<br />

• der Entwicklung und Dimensionierung<br />

Ihrer Internationalisierungsstrategie<br />

• Ihrem vertrieblichen Wachstum<br />

in neue Märkte<br />

• Greenfi eld-Projekten<br />

• Beteiligungen, Übernahmen &<br />

Post-Merger<br />

• Restrukturierungen & Sanierungen<br />

• der Finanzierung Ihres Vorhabens<br />

Mit unseren 4 Kernkompetenzen erstellen wir maßgeschneiderte Lösungen<br />

für Ihr Unternehmen.<br />

• Business Development<br />

• Performance Management<br />

• Turnaround Management<br />

• Corporate Finance<br />

GCI Management GmbH & Co KG, Stadiongasse 6-8/10, A- 1010 Wien, Tel. +43 (1) 512 37 55<br />

Zollrecht - Rückblick gci.vienna@gci-management.com, und Vorschau<br />

www.gci-management.com<br />

9<br />

AußenSeiten 2 | 2008 Wien • München • Düsseldorf • Bukarest • Prag<br />

19


Länderschwerpunkt<br />

Rumänien<br />

Die Wirtschaft boomt!<br />

Ein Situationsbericht von Mag. Gregor J. Vogrin<br />

Jahrelang galt das Armenhaus Europas<br />

als ein Land, aus dem Bettler,<br />

Prostituierte und Einbrecher<br />

kommen. Das hat sich Gott sei Dank<br />

in den letzten Jahren massiv geändert.<br />

Rumänien zählt heute zu einem der attraktivsten<br />

Investitionsmärkte in Europa<br />

und kann seit Jahren mit einem<br />

überdurchschnittlichen Wachstum in<br />

nahezu jeder Branche aufwarten.<br />

Und das rumänische Wachstum ist<br />

dermaßen schnell, dass man es richtig<br />

anfassen kann: Kommt man im<br />

Abstand von einem Monat nach Bukarest<br />

und fährt die Schnellstraße<br />

von Otopeni, dem nördlichen Vorort,<br />

in dem der Flughafen liegt, über den<br />

Triumphbogen zur Piata Romana in<br />

der Innenstadt, sieht man jedes Mal<br />

entweder neue Outlets von IKEA, Metro,<br />

Auchan, Brico-Store und Romstal<br />

oder z. B. einen neuen Büroturm von<br />

Petrom oder Rompetrol; vielleicht hat<br />

aber auch die Straße plötzlich eine Spur<br />

mehr, als noch beim letzten Besuch …<br />

Was in Bukarest baulich in den letzten<br />

Jahren geschehen<br />

ist, könnte man mit<br />

einem detaillierten<br />

Vergleich von Büro-<br />

und Kommerz-Immobilien-Flächensowie<br />

der Anzahl von neu entstandenen<br />

Logistik- und Businessparks bis zur<br />

letzten Kommastelle belegen. Oder<br />

man drückt es einfacher aus: gewaltig!<br />

Gewaltig gestiegen ist aber auch<br />

der Verkehr. Die Rumänen lieben ihre<br />

Autos und wollen zeigen, dass sie diese<br />

auch bewegen können. Gekoppelt<br />

mit einer schlecht ausgebauten öff entlichen<br />

Verkehrsinfrastruktur führt das<br />

dazu, dass man für die Strecke Otopeni<br />

- Piata Romana, die man vor zwei<br />

bis drei Jahren auch in der Rushhour<br />

„Knappe Ressourcen,<br />

viele Spieler, viel Hektik,<br />

und viele Chancen.“<br />

in etwas mehr als 30 Minuten schafft e,<br />

heute bis zu 90 Minuten braucht. Außer<br />

es regnet - dann viel mehr!<br />

Geografi sch teilt man das Land, das<br />

sehr Hauptstadt-zentriert ist, in insgesamt<br />

4 große Regionen: Transsylvanien<br />

(Siebenbürgen) im Nordwesten, das Banat<br />

im Westen, die Walachei im Süden<br />

und Moldawien im Osten. Wenn man<br />

es eilig hat, erreicht man das Banat aus<br />

Wien mit dem Auto in ca. 5 Stunden.<br />

Hier haben sich auch die ersten internationalen<br />

Investoren (z.B. Conti oder der<br />

Kremser Automobil-Zulieferer Eybl)<br />

angesiedelt. Vollbeschäft igung ist das<br />

Schlagwort im Banat. Es ist mittlerweile<br />

schwierig geworden, sich mit einem<br />

Greenfi eld-Investment in das Banat zu<br />

setzen, da man Schwierigkeiten haben<br />

wird, genug Arbeitskräft e zu fi nden.<br />

Vollbeschäft igung herrscht mittlerweile<br />

in weiten Teilen des Landes. Die starke<br />

Flucht von Arbeitsnehmern vor und<br />

speziell nach dem EU-Beitritt Rumäniens<br />

führt zu wirklich außergewöhnlichen<br />

Auswüchsen: An S-Bahn-Stationen<br />

in Spanien stehen rumänische<br />

Regierungsteams, die<br />

dort tätige rumänische<br />

Gastarbeiter mit Prämienzahlungen<br />

zu<br />

einer Rückkehr in die<br />

Heimat bewegen sollen.<br />

Rumänien boomt! Das merkt man<br />

nicht nur an der Schwierigkeit, qualifi -<br />

zierte Arbeitskräft e zu bekommen. Internationale<br />

Investoren drängen schon<br />

seit längerem in den Markt mit 21 Mio.<br />

Konsumenten. 15 Städten mit mehr als<br />

150 Tsd. Einwohnern steht nur eine<br />

Millionenmetropole gegenüber. Bukarest<br />

hat lt. letzter Zählung knapp 2<br />

Mio. Einwohner, inoffi ziell werden bis<br />

zu 3 Mio. gehandelt. Die Hauptstadt<br />

zieht an. Diese Anziehungskraft spiegelt<br />

sich in dem oben erwähnten Verkehrs-<br />

Mag. Gregor J. Vogrin<br />

chaos wider: Der schlecht ausgebaute<br />

öff entliche Verkehr kombiniert sich gut<br />

mit der Vorliebe des Rumänen, seinen<br />

fahrbaren Untersatz in der Öff entlichkeit<br />

zu präsentieren. Vollkommen zum<br />

Erliegen gekommener Verkehr ist oft<br />

das fi nale Ergebnis. „Locals“ rechnen<br />

bis zu 90 Minuten Transferzeit innerhalb<br />

Bukarest ein, für Strecken, die in<br />

anderen europäischen Metropolen in<br />

20 Minuten zu schaff en sind.<br />

Also, kurz zusammengefasst: In Rumänien<br />

fi ndet man alles, was boomende<br />

Wirtschaft en mit sich bringen. Also<br />

knappe Ressourcen, viele Spieler, viel<br />

Hektik, aber eben auch viele Chancen<br />

in einem großen Markt mit langfristig<br />

viel Entwicklungspotenzial.<br />

Als Österreicher fühlt man sich heimisch.<br />

Altbekannte Logos stechen an<br />

allen Ecken und Enden ins Auge. Kein<br />

Wunder: Das größte Unternehmen des<br />

Landes, die Öl- und Gasgesellschaft<br />

Petrom gehört der OMV; die mit Abstand<br />

größte Bank, Banca Commericiala<br />

Romana, gehört der Erste Bank. Die<br />

drittgrößte Bank ist Raiff eisen, Uniqua<br />

und Wiener Städtische spielen auch<br />

vorne mit. Das kleine Österreich ist in<br />

20 AußenSeiten 1 | 2008<br />

Rumänien absolut der größte Investor.<br />

Und nun denkt auch die Voest darüber<br />

nach, ein Stahlwerk, groß wie das in<br />

Linz, nach Rumänien zu setzen. Also<br />

hier muss irgendetwas Interessantes<br />

sein. Wie sind denn die Rumänen so?<br />

Ihr Selbstbild ist das der „Italiener des<br />

Ostens“. Die Rumänen und die Italiener<br />

verbinden ihre romanische Sprache und<br />

das Kulturerbe. Italiener können rumänische<br />

Zeitungen lesen. Sie verstehen<br />

zwar nicht jedes Wort, aber können dem<br />

Sinn folgen. Rumänen ähneln auch den<br />

Italienern in ihrer Extrovertiertheit. Sie<br />

lieben es, mit Gesten und großen Worten<br />

ihrem Tun die notwendige Wichtigkeit<br />

zu verleihen. Meetings dauern eher<br />

länger und zeitliche und inhaltliche<br />

Zusagen können - müssen aber nicht -<br />

manchmal gedehnt werden.<br />

Der Rumäne erwartet aber von seinem<br />

westlichen Partner stets Pünktlichkeit<br />

und Einhaltung aller jemals<br />

andiskutierten möglichen Übereinstimmungspunkte.<br />

Für welche Unternehmen zahlt es sich<br />

nun aus, nach Rumänien zu gehen? Die<br />

Milchmädchenrechnung abseits von<br />

detaillierten Marktanalysen sagt, dass<br />

es in eigentlich allen Industrien / Sektoren<br />

/ Branchen interessant ist, nach<br />

Rumänien zu gehen. Klarerweise laden<br />

Bau- und bauverwandte Branchen<br />

ein. Hier sind die großen Companies<br />

schon alle da, aber im Handwerk / Professionisten-<br />

sowie Zulieferer-Bereich<br />

ist noch viel Platz. Der Einzelhandel<br />

wächst sehr stark, hier gibt es schon<br />

„Billas, Plusse, Spars“ und die anderen<br />

internationalen Marktbegleiter, dennoch<br />

schießen die neuen Outlets wie<br />

Pilze aus dem Boden. Die neu gewonnene<br />

Kaufk raft will ja verteilt werden.<br />

Was ist für einen erfolgreichen Markteintritt<br />

notwendig? Ganz profan aber immanent<br />

wichtig: die Sprache sprechen.<br />

Ohne die Sprache zu sprechen ist es in<br />

der Regel schwierig. Man kann mit Englisch<br />

recht weit kommen, aber Verträge<br />

werden dann eben in Rumänisch aufgesetzt.<br />

Als Ausländer kann man ganz<br />

einfach und schnell eine Gesellschaft<br />

mit beschränkter Haft ung gründen,<br />

aber wenn es dann um die Aufnahme<br />

AußenSeiten 1 | 2008<br />

der operativen Geschäft stätigkeit geht,<br />

dann hapert es mit Englisch.<br />

Viele mittelständische Firmen wagen<br />

heute bereits den Markteintritt über<br />

die Beteiligung an einem rumänischen<br />

Partner-Unternehmen. Was sollte man<br />

beachten? Vorbereitung zählt und zahlt<br />

doppelt: Man sollte sich lieber ein Unternehmen<br />

mehr ansehen und ein Meeting<br />

mehr durchführen als vorschnell<br />

kaufen. Aktuell denken die Rumänen<br />

oft , dass alles Gold ist, was (manchmal<br />

nicht mal) glänzt. Durch die Übernahmen<br />

und Privatisierungen, die in den<br />

letzten Jahren medienwirksam stattgefunden<br />

haben, sind die Preisvorstel-<br />

lungen von rumänischen Verkäufern<br />

speziell im Mittelstand oft überzogen<br />

unrealistisch. Da gilt es dann, mit Geduld<br />

und Spucke den rumänischen<br />

Partner von realistischen Preisen zu<br />

überzeugen. Das klappt oft , aber nicht<br />

immer. Greenfi eld-Investments, also<br />

der Eigenaufb au eines Unternehmens,<br />

ist eine Alternative. Was diesen Aufb au<br />

oft schwierig macht, ist der Bedarf an<br />

Mitarbeitern.<br />

Wir haben 2007 eine Studie zum ‚Internationalisierungsverhalten<br />

von<br />

österreichischen Mittelstandsunternehmen<br />

nach Osteuropa’ gemacht.<br />

Wesentliche Erfolgsfaktoren für eine<br />

gut funktionierende Internationalisierung<br />

waren professionelle Vorbereitung,<br />

Marktanalyse und Strategiedefi -<br />

nition, gefolgt von genug Budget und<br />

langem Atem. Erfolgreiche Unternehmen<br />

unterscheiden sich von weniger<br />

Länderschwerpunkt<br />

erfolgreichen Firmen dadurch, dass<br />

sie ihre Internationalisierung in Ressourcenbindung<br />

vor Ort betreiben,<br />

d.h. sie haben eine (manchmal auch<br />

nur kleine) Niederlassung aufgebaut<br />

oder einen (bisweilen auch nur kleinen)<br />

rumänischen Betrieb gekauft .<br />

Das dadurch verstärkt entstehende<br />

interne Committment für die Internationalisierung<br />

ließ diese Projekte langfristig<br />

erfolgreicher sein.<br />

Fazit: Rumänien ist ein sehr interessanter<br />

Markt mit langfristig viel Wachstumspotenzial.<br />

Bauen Sie Ihre eigenen<br />

Ressourcen vor Ort auf und Sie werden<br />

statistisch gesehen erfolgreicher sein, als<br />

Im Rathaus von Bukarest wird vorbereitet, was den alten Glanz der Stadt wiederherstellen soll.<br />

wenn Sie Waren oder Dienstleistungen<br />

nach Rumänien exportieren. Lernen Sie<br />

die Sprache und respektieren Sie, dass<br />

Ihr Verhalten als „Wessi“ mit anderen<br />

Maßstäben gemessen wird als Rumänen<br />

ihr eigenes messen. Und bringen Sie etwas<br />

Lust an Abenteuern mit, das kann<br />

in Rumänien nie schaden! Wenn Sie mit<br />

dieser Einstellung an den Start gehen,<br />

Ihre Aufgaben vernünft ig und ohne<br />

übermäßige unrealistische Verklärtheit<br />

in Bezug auf „das schnelle Geld“ machen,<br />

dann haben Sie gute Chancen, in<br />

diesem sehr attraktiven Markt willkommen<br />

geheißen zu werden und nachhaltig,<br />

langfristig erfolgreich zu sein.<br />

�� Mag. Gregor J. Vogrin ist<br />

Unternehmensberater für Zentral- und<br />

Osteuropa in der Wiener GCI Management<br />

GmbH & Co KG.<br />

g.vogrin@gci-management.com<br />

21


Länderschwerpunkt<br />

Rumänien<br />

Dracula - Blutsauger oder Held?<br />

Von Felicitas F. Buchholz<br />

Vlad III. Draculea<br />

Vlad III. Draculea (Sohn des<br />

Drachen) wurde 1431 geboren.<br />

Sein Name wird oft fälschlicherweise<br />

als „Sohn des Teufels“ übersetzt,<br />

da das rumänische Wort „Drac“<br />

im modernen Sprachgebrauch zwar<br />

„Teufel“ bedeutet, im Mittelalter aber<br />

ein Synonym von Dragon = Drache<br />

war. Später gaben ihm seine Feinde,<br />

die Türken, den Beinamen Vlad Tepes<br />

(der Pfähler). Nationalkommunistische<br />

Lokalhistoriker in den 1970er<br />

Jahren stellten, auf politischen Befehl,<br />

die unbelegte Behauptung auf, dass<br />

Vlad Draculea in der Stadt Schäßburg<br />

(Sighisoara) geboren sei. So muss man<br />

sich nicht wundern, wenn diese Auskunft<br />

noch heute in so manchem Reiseführer<br />

zu fi nden ist. Man kann diese<br />

Behauptung zwar auch nicht ganz von<br />

der Hand weisen, da sich sein Vater,<br />

Vlad II. Dracul, der dem Drachenorden<br />

angehörte, etwa um 1431 kurz<br />

in Schäßburg aufgehalten haben soll<br />

- doch wurde das angebliche Geburtshaus<br />

erst nach dem großen Stadtbrand<br />

im Jahre 1676 errichtet.<br />

Vlad III. Draculea war in den Jahren<br />

1448, 1456-1462 und 1476 Herrscher<br />

der Walachei und die sich um ihn ran-<br />

kenden Legenden dienten als Vorlage<br />

für Bram Stokers Roman „Dracula“.<br />

Doch gehören die sagenumwobenen<br />

Blutsaugergeschichten, die „Graf Dracula“<br />

mit Vlad Draculea in Verbindung<br />

bringen, nicht alle in das Reich der<br />

Fantasien, denn Vlad Draculea war ein<br />

typischer Herrscher seiner Zeit.<br />

Das Pfählen hatte Vlad als Geisel bei<br />

der türkischen Besatzungsmacht kennen<br />

gelernt, die so Feinde und Kriminelle<br />

töteten. Zur Abschreckung ließ<br />

man Gepfählte in der Stadt anprangern,<br />

damit jeder sehen konnte, was ihm<br />

drohte, sollte er stehlen, lügen oder gar<br />

töten. Überzeugt von der Wirksamkeit<br />

dieser Strafen, platzierte Vlad auf dem<br />

Marktplatz Targovistes eine goldene<br />

Schale, die von jedermann benutzt<br />

werden durft e, um den Durst zu stillen,<br />

aber auf dem Marktplatz verbleiben<br />

musste. Die vorhandenen historischen<br />

Quellen berichten, dass zu Vlads Herrschaft<br />

szeiten diese Schale nie gestohlen<br />

wurde, Verbrechen<br />

und Korruption weitgehend<br />

verschwunden<br />

waren, sowie Handel<br />

und Kultur fl orierten.<br />

Viele Rumänen sahen<br />

in Vlad Draculea zu<br />

ihrer Zeit einen Helden, weil er sich<br />

mit unerbittlicher Härte für Ehrlichkeit<br />

und Ordnung einsetzte.<br />

Selbst heute zeigt sich diese Verehrung<br />

noch, wenn Vlad Draculea als<br />

gerechter Widersacher gegen Korruption<br />

und Unordnung mit den Worten<br />

„Wo bist du, Tepes, Herr?“ angerufen<br />

wird, weil Bürger aus dem Geburtsland<br />

„Vlad Tepes“ sich über regelwidriges<br />

Verhalten oder Desinteresse in<br />

der öff entlichen Verwaltung, über soziale<br />

Missstände oder Untätigkeit von<br />

Politikern ärgern. Bei dem Zitat han-<br />

„Wo bist du, Tepes, Herr“<br />

fragen noch heute Bürger,<br />

wenn sie sich ärgern.<br />

delt es sich um eine Zeile aus einem<br />

polemischen Gedicht des Dichters<br />

Mihai Eminescu (1850-1889), in dem<br />

das nationalpolitische Desinteresse<br />

der rumänischen Oberschicht angegriff<br />

en wird. Eminescu forderte seinen<br />

imaginären Ansprechpartner Dracula<br />

auf, die Hälft e der Oberschicht wie<br />

einst die Bojaren zu pfählen und die<br />

andere Hälft e, wie einst die Bettler<br />

und Herumtreiber in einer Festhalle<br />

zu verbrennen.<br />

Der 1989 gestürzte rumänische Diktator<br />

Nicolae Ceauşescu entwickelte seit<br />

den 1970er Jahren eine besondere Vorliebe<br />

für Vlad Draculea und gab einen<br />

Monumentalfi lm über den „Pfähler“<br />

in Auft rag, der Vlad Draculea wie einen<br />

direkten Vorläufer oder geistigen<br />

Ahnen des Diktators erscheinen ließ.<br />

Obwohl sich Ansätze zu einer Hochstilisierung<br />

des Wojwoden zum Nationalhelden<br />

bereits im 19. und vor allem<br />

im frühen 20. Jahrhundert nachweisen<br />

lassen, wurde Vlad<br />

unter Ceauşescu zu einer<br />

allgegenwärtigen<br />

Figur in der Literatur,<br />

in der Geschichtsschreibung<br />

und nicht<br />

zuletzt in den Schulbüchern.<br />

Die rumänischen Historiker<br />

waren angehalten, die angeblichen<br />

Grausamkeiten entweder zu bagatellisieren<br />

oder als Beweis für die strenge,<br />

aber gerechte Herrschaft Draculeas<br />

zu preisen. Schließlich sollte sogar<br />

der Name „Dracul(a)“ umgedeutet<br />

werden, weil er im modernen Rumänisch<br />

„Teufel“ und nicht „Drache“<br />

bedeutet. Mit einer unter sprachwissenschaft<br />

lichen Gesichtspunkten<br />

höchst abenteuerlichen Etymologie<br />

wurde der Name nun von einer slawischen<br />

Wortwurzel „drag-“ abgeleitet,<br />

die etwa auch im serbischen Vorna-<br />

22 AußenSeiten 1 | 2008<br />

men Dragan erscheint und so viel wie<br />

„Liebling“ heißt. Dracula war also der<br />

„kleine Liebling“ seiner getreuen Untertanen<br />

- eine Argumentation ganz<br />

im Sinne von Nicolae Ceauşescu, der<br />

sich im Rahmen des um seine Person<br />

zelebrierten Personenkults gern als<br />

„der geliebte Sohn des rumänischen<br />

Volkes“ feiern ließ. Bei seiner Flucht<br />

aus Bukarest im Dezember 1989 soll er<br />

zuerst das Kloster Snagov, wo Dracula<br />

angeblich begraben liegt, angesteuert<br />

haben, als ob er vom „Pfähler“ Rat<br />

und Hilfe erwartete. Gefasst wurde<br />

das Ehepaar Ceauşescu schließlich in<br />

Targoviste, wo der Fürst einst Hof gehalten<br />

hatte. Dort wurden Elena und<br />

Nicolae Ceauşescu am 25. Dezember<br />

1989 nach kurzem Prozess standrechtlich<br />

erschossen.<br />

Der irische Schrift steller Abraham<br />

„Bram“ Stoker, geboren am 8. November<br />

1847 bei Dublin, traf 1890<br />

den ungarischen Professor Arminius<br />

Vámbéry (1832 - 1913), der ihm von<br />

der Legende des rumänischen Fürsten<br />

Vlad III. Draculea erzählte. Daraus<br />

entwickelte Stoker die Figur des Vampirs<br />

Dracula und aus Vámbéry wurde<br />

der Forscher van Helsing.<br />

Bram Stoker war das dritte von sieben<br />

Kindern, bis zu seinem achten Lebensjahr<br />

krank, und konnte alleine weder<br />

stehen noch gehen. Diese traumatische<br />

Erfahrung spiegelt sich in seiner literarischen<br />

Arbeit wider. Ewiger Schlaf<br />

und die Wiederauferstehung der Toten,<br />

das zentrale Th ema von Dracula,<br />

waren deshalb von großer Bedeutung<br />

AußenSeiten 1 | 2008<br />

für ihn. Er arbeitete sieben Jahre an<br />

der Vampirsaga „Dracula“, die am 18.<br />

Mai 1897 veröff entlicht wurde.<br />

Dafür studierte er die Kultur auf der Balkanhalbinsel<br />

und die historische Person<br />

Vlad. Als Unterlagen dienten ihm Militärkarten,<br />

Vampirsagen und Berichte<br />

englischer Reisender. Quellen waren<br />

unter anderem die Sammlung von Balkankarten<br />

im British Museum, „Th e<br />

Land beyond the Forest“ (Emily Gerard,<br />

1888), „Th e Golden Bough“ (James Frazer,<br />

London, 1890), „Th e Book of Were-<br />

wolves“ (Sabine Baring-Gould), „Epos<br />

über den Blutfürsten Vlad“ (Michael<br />

Beheim, Straßburger Druck, 1500),<br />

„Die histori von dem posen Dracol“<br />

(der früheste Druck entstand 1488 bei<br />

Marcus Ayrer in Nürn-<br />

berg) und die Legende<br />

der Gräfi n Elisabeth<br />

Bathory (1560 – 1614),<br />

die 1610 als „Blutgräfi<br />

n“ wegen angeblichen<br />

Vampirismus festgenommen<br />

und in einen Raum ihres<br />

Schlosses eingemauert wurde, sowie die<br />

Comentarii Papst Pius II.<br />

Seine Recherchen waren so genau, dass<br />

selbst die Zugfahrpläne, die im Roman<br />

genannt werden, mit der Wirklichkeit<br />

übereinstimmten. Diese und andere<br />

Daten entnahm er dem deutschen Reiseführer<br />

Baedeker. Bei einer solchen<br />

Akribie fallen die Fehler, die Stoker unterliefen,<br />

kaum ins Gewicht. So machte<br />

er aus Dracula einen Szekler, obwohl<br />

der historische Fürst ein Walache war.<br />

Auch schilderte er die transsilvanische<br />

Länderschwerpunkt<br />

Landschaft düsterer, als sie in Wirklichkeit<br />

ist. Wie Karl May ist auch Stoker<br />

niemals an den „exotischen“ Orten seines<br />

Romans gewesen.<br />

Dracula ist ein Unterhaltungsroman,<br />

der sich verschiedener literarischer Elemente<br />

aus Abenteuerbericht, Liebeserzählung,<br />

Horrorgeschichte und Detektivroman<br />

bedient und erstmals den<br />

untoten Vampir nicht seelenlos darstellt.<br />

Durch eine für das prüde Viktorianische<br />

Zeitalter ungekannte deutliche<br />

Erotik und Sexualität verknüpft e Stoker<br />

Ob „Dracula“ wirklich im Schloss Bran gewohnt hat ist fraglich - der Streit um die Burg zwischen Rumänischem Parlament und Familie Habsburg ist jedoch real.<br />

Wie Karl May ist auch<br />

Stoker nicht an den „exotischen“<br />

Orten gewesen.<br />

die Begriff e Vampir und Liebe, die inzwischen<br />

untrennbar geworden sind.<br />

Was Stoker ganz zeitgemäß nur andeutet,<br />

zeigen die Verfi lmungen deutlicher.<br />

In Coppolas Film „Bram Stoker´s<br />

Dracula“ werden die<br />

Liebesgeschichte und<br />

die erotischen Beziehungen<br />

zwischen den<br />

Charakteren zur zentralen<br />

Motivation und<br />

zum Mittelpunkt der<br />

Handlung. Die Detektivelemente treten<br />

dagegen in den Hintergrund.<br />

Den überragenden Erfolg seines Romans<br />

hat Stoker den zahlreichen Verfi<br />

lmungen zu verdanken, doch den<br />

großen Erfolg seines Romans erlebte<br />

er nicht mehr. Bram Stoker starb in<br />

fi nanziell bescheidenen Verhältnissen<br />

am 20. April 1912 in London; einige<br />

Quellen nennen als Todesursache Erschöpfung.<br />

Sein Neff e Daniel Farson<br />

behauptete in einer Biographie, er sei<br />

an Syphilis gestorben, wofür es allerdings<br />

keinen Beweis gibt.<br />

23


Länderschwerpunkt<br />

Rumänien<br />

Wussten Sie, dass ...<br />

… die rumänische Ärztin Ana Aslan<br />

mit ihrem Medikament „Gerovital“<br />

das frühzeitige Altern besiegen<br />

wollte? Zu ihren 150.000 ausländischen<br />

Patienten zählten auch<br />

Charles de Gaulle, J. F. Kennedy,<br />

Tito, Claudia Cardinale, Frank Sinatra,<br />

Jean Marais und die Diktatoren<br />

Marcos und Suharto.<br />

… Bukarest früher als „Paris des Ostens“<br />

bezeichnet wurde, weil viele<br />

Gebäude, Plätze und Straßen an Paris<br />

erinnern?<br />

… im September 2007 das rumänische<br />

Parlament die Rückgabe<br />

von „Draculas Burg“ (Schloss<br />

Bran) an drei Angehörige der Familie<br />

Habsburg für illegal erklärte,<br />

obwohl erst im Mai 2006 der<br />

Kulturminister das Schloss an die<br />

Erben rückerstattet hatte?<br />

… unter dem Ceauşescu-Regime nur<br />

drei offi zielle Feiertage galten, weil<br />

religiöse Feiertage nicht anerkannt<br />

wurden? Es waren dies Neujahr (1.<br />

Jänner), der Tag der Arbeit (1. Mai)<br />

und der Nationale Befreiungstag<br />

(23. August).<br />

… es in Maramures nicht nur wunderschöne<br />

alte Holzkirchen und<br />

eine lebendige traditionelle Folklore<br />

gibt, sondern in Sapanta auch<br />

einen „Lustigen Friedhof “?<br />

… in Rumänien ein Drittel aller Heil-<br />

und Th ermalwasserquellen Europas<br />

sprudeln, die Römer die Heilkräft<br />

e des Wassers bereits nutzten<br />

und mehrere der 160 Badekurorte<br />

gründeten?<br />

… vor 12 Jahren in Rumänien eine<br />

dreistellige Infl ation bestand?<br />

… bei der rumänischen Bevölkerung<br />

das Lohnniveau seit 2004<br />

um über 70% gestiegen ist?<br />

… von den ca. 9 Mio. europ. Roma in<br />

Rumänien 2,5 Mio. leben?<br />

… Sibiu (Hermannstadt) 2007 Europas<br />

Kulturhauptstadt war und den<br />

deutschstämmigen Klaus Johannis<br />

zum Bürgermeister gewählt hat,<br />

obwohl die deutsche Minderheit<br />

auf 5% zusammengeschrumpft ist?<br />

… Deutschland und die Schweiz viele<br />

alte Straßenbahnen nach Rumänien<br />

gaben, die heute noch als<br />

Endstation Vororte aus dem Ruhrgebiet<br />

oder Zürich anzeigen?<br />

… Hollywoods Tarzan Johnny Weissmuller<br />

1904 in Freidorf/Banat bei<br />

Temesvar als Petr János Weiszmüller<br />

geboren wurde? 1924 und<br />

1928 holte er für die USA fünf<br />

olympische Goldmedaillen und 24<br />

Weltrekorde im Schwimmen und<br />

wurde ab 1932 als Tarzan in 19<br />

Filmen weltberühmt. Sein Tarzanschrei<br />

blieb unerreicht.<br />

… Rumänien bis 2012 zum Schengen-Raum<br />

gehören und bis 2014<br />

den EURO einführen will?<br />

… bei strengen Wintern während der<br />

Ceauşescu-Zeit die staatlichen<br />

Wetterämter die Temperatur drei<br />

Grad wärmer zu „messen“ hatten,<br />

damit der Bevölkerung nicht so<br />

kalt war?<br />

… in Europa Rumänien den höchsten<br />

Vermögenszuwachs hat und<br />

in Zentral- und Osteuropa beim<br />

Wachstum nach Russland und<br />

Bulgarien an dritter Stelle liegt?<br />

… die Weinlese früher eine so hohe<br />

Bedeutung hatte, dass Kriege verschoben<br />

wurden und die Fürsten<br />

alle wichtigen Entscheidungen<br />

vertagten, um persönlich auf den<br />

Weinbergen anwesend zu sein?<br />

… Wirtschaft s- und Finanzminister<br />

Varujan Vosganian nicht nur<br />

Wirtschaft swissenschaft ler ist,<br />

sondern auch ein bekannter Poet<br />

und Essayist?<br />

�� UNESCO-<br />

Weltkulturerbe<br />

In den langen Zeiten der Fremdherrschaft<br />

blieben die Klöster die Bewahrer<br />

der rumänischen Kultur und geben uns<br />

heute einen tiefen Einblick in das Seelenleben<br />

des rumänischen Volkes. Die<br />

Moldauklöster Voronet, Sucevita, Moldovita,<br />

Humor und Arbore sind aber auch<br />

berühmt für ihre wertvollen Fresken<br />

aus dem 15. und 16. Jahrhundert, die<br />

Szenen aus der Bibel zeigen und noch<br />

im Originalzustand zu betrachten sind.<br />

Auf einer Fläche von über 5.800 qkm<br />

erstreckt sich das Donaudelta Biosphärenreservat,<br />

das nicht nur das größte<br />

Feuchtgebiet Europas ist, sondern<br />

auch ein einmaliges Naturparadies<br />

für mehr als 300 Vogelarten und über<br />

70 Fischarten darstellt. Die UNESCO<br />

schützt diese großartige Landschaft<br />

und der in Wien ansässige Verein „Naturfreunde<br />

International“ bestimmte<br />

das Donaudelta zur „Landschaft des<br />

Jahres 2007-2009“.<br />

24 AußenSeiten 1 | 2008<br />

Rumänien<br />

auf einen Blick<br />

Staatsform: Parlamentarische Republik.<br />

Fläche:<br />

238.391 km², vergleichbar mit der<br />

Größe Großbritanniens. Das Land hat<br />

eine ovale Form und misst in der Länge<br />

735 km und in der Breite 530 km.<br />

Einwohnerzahl:<br />

21.733.556 (2003) – davon 89% Rumänen,<br />

7,1% Ungarn und Szekler und<br />

1,7% Roma.<br />

Hauptstadt:<br />

Bucuresti/Bukarest (seit 1862) mit<br />

2.064.000 Einwohnern.<br />

Regionale Auft eilung:<br />

41 Landkreise, 268 Städte (davon 97<br />

Munizipalstädte) und 2.698 Gemeinden<br />

mit insgesamt 13.089 Dörfern.<br />

Sprache:<br />

Rumänisch, als Weiterentwicklung des<br />

Lateinischen. Alphabet mit 31 lateinischen<br />

Buchstaben. Minderheitensprachen<br />

sind Ungarisch (7%), sowie<br />

Deutsch, Romani, Türkisch, Serbisch<br />

und Jiddisch. Die meist verbreiteten<br />

Fremdsprachen sind Englisch, Deutsch<br />

und Französisch.<br />

Religion:<br />

Christlich-orthodox (86,8%), römischkatholisch<br />

(4,7%), evangelisch (3,7%),<br />

pentekostal (1,5%), griechisch-katholisch<br />

(0,9%), muslimisch (0,3%).<br />

Zeitzone:<br />

Westeuropäische Zeit + 1 Stunde.<br />

AußenSeiten 1 | 2008<br />

Klima:<br />

Gemäßigt-kontinental, mit vier Jahreszeiten.<br />

Mittlere Temperatur im Winter<br />

-3° C und im Sommer 22-24° C.<br />

Währung:<br />

Die Nationalwährung ist der LEU<br />

(RON). Leu heißt Löwe, Plural Lei.<br />

1 Leu = 100 Bani.<br />

Banknoten:<br />

1, 5, 10, 50, 100, 200 und 500 Lei.<br />

Münzen:<br />

1 Ban, 5, 10 und 50 Bani. Wechselkurs<br />

zum EURO, 1 € = ca. 3,6 LEI.<br />

Feiertage:<br />

1. Dezember - Nationalfeiertag<br />

1. und 2. Jänner - Neujahr<br />

Ostersonntag und Ostermontag - rund<br />

eine Woche später als in Westeuropa,<br />

1. Mai - Tag der Arbeit<br />

25. und 26. Dezember – Weihnachten.<br />

Internationale Telefonvorwahl:<br />

+40 (Bukarest: 21)<br />

Internationaler Notruf: 112<br />

Weitere Informationen:<br />

http://europa.eu/abc/european_countries/index_de.htm<br />

(deutsch)<br />

http://www.romania.org (engl.)<br />

http://www.gov.ro/engleza/index.php<br />

http://www.ccir.ro (engl.)<br />

http://www.ccib.ro (engl.)<br />

http://www.kompass.ro (engl.)<br />

http://www.traderom.ro (engl.)<br />

Kontakte in Bukarest:<br />

Botschaft der Republik Österreich<br />

70254 Bukarest, Dumbrava Rosie 7<br />

Tel: +40-21-210 02 71; 210 43 54<br />

Fax: +40-21-210 08 85<br />

E-Mail: bukarest-ob@bmeia.gv.at<br />

http://www.bmeia.gv.at<br />

Länderschwerpunkt<br />

WKO – Außenhandelsstelle Bukarest<br />

020581 Bukarest,<br />

Logofät Luca Stroici 15<br />

Tel: +40-21-210 17 98; 210 17 99<br />

Fax: +40-21-210 23 99<br />

E-Mail: bukarest@wko.at<br />

http://www.wko.at/awo/ro<br />

Kontakte in Wien:<br />

Botschaft der Republik Rumänien<br />

1040 Wien, Prinz-Eugen-Straße 60<br />

Tel: +43-1-505 32 27<br />

Fax: + 43-1-504 14 62<br />

E-Mail: ambromviena@ambrom.at<br />

http://viena.mae.ro/<br />

Wirtschaft s- und Handelsabteilung<br />

über die Botschaft<br />

Wirtschaft skammer Österreich<br />

AWO-Südosteuropa<br />

1045 Wien, Wiedner Hauptstraße 63<br />

Tel: +43-5-90900-4338<br />

Fax: + 43-5-90900-11 4338<br />

E-Mail: awo.suedosteuropa@wko.at<br />

http://www.wko.at/awo<br />

Österreichisch-Rumänische<br />

Gesellschaft<br />

1090 Wien, Otto-Wagner-Platz 5<br />

Tel: +43-1-404 40-212 26<br />

Fax: +43-1-404 40-209 81<br />

E-Mail: info.offi ce@austrom.eu<br />

http://www.austrom.eu<br />

25


Wirtschaft<br />

„Mit der Petrom führt<br />

die OMV in Mitteleuropa“<br />

Ein Gespräch mit Generaldirektor Dr. Ruttenstorfer<br />

Die OMV (früher ÖMV ÖsterreichischeMineralölverwaltung,<br />

ab 1995 OMV Aktiengesellschaft)<br />

ist das größte börsenotierte<br />

Industrie-Unternehmen Österreichs,<br />

mit Explorations- und Produktionsaktivitäten<br />

in 21 Ländern auf 5 Kontinenten<br />

und ein führender Erdöl- und<br />

Erdgaskonzern in Mitteleuropa. 2004<br />

erwarb die OMV 51% am rumänischen<br />

Öl- und Gaskonzern Petrom. Der Konzern<br />

wird seit dem 1. Jänner 2002 durch<br />

Dr. Wolfgang Ruttenstorfer geführt,<br />

der in Wien auch der „Österreichisch-<br />

Rumänischen Gesellschaft“ vorsteht.<br />

AußenSeiten: Herr Dr. Ruttenstorfer,<br />

wir danken Ihnen, dass wir Sie in Ihrer<br />

Doppelfunktion als Generaldirektor<br />

der OMV und als Präsident der „Österreichisch-Rumänischen<br />

Gesellschaft“<br />

sprechen können. Welches Amt macht<br />

Ihnen mehr Freude?<br />

Ruttenstorfer: Beide Funktionen sind<br />

sehr unterschiedlich mit unterschiedlichenSchwerpunk-<br />

ten. Durch unsere Akquisition<br />

der Petrom<br />

liegt ein wichtiges Tätigkeitsfeld<br />

in Rumänien,<br />

daher freue ich<br />

mich als Präsident der<br />

Österreichisch-Rumänischen Gesellschaft<br />

tätig sein zu können.<br />

AußenSeiten: Die OMV ist auch ein<br />

typisches Beispiel österreichischer Industriegeschichte;<br />

1938 mit reichsdeutschem<br />

Kapital und Technik aufgebaut<br />

und 1946 in einen sowjetischen Staatskonzern<br />

überführt, begann dann 1956<br />

als österreichischer Staatsbetrieb ein<br />

Neuanfang. Erst 1987 erfolgte eine vorsichtige<br />

Privatisierung und heute besteht<br />

noch ein Staatsanteil von 31,5 %.<br />

Wie politisch unabhängig ist die OMV?<br />

„Die Petron wird bis 2010<br />

das führende Unternemen<br />

in CEE werden.“<br />

Ruttenstorfer: Die Wurzeln der OMV<br />

gehen viel weiter zurück als 1938.<br />

Heute ist die OMV ein börsenotiertes,<br />

modernes, international tätiges Unternehmen,<br />

50,9% der Aktien befinden<br />

sich im „free float“. Politischer Einfluss<br />

spielt keine Rolle bei unseren Zielen,<br />

unserer Strategie und deren Umsetzung.<br />

Unseren Aktionären ist es wichtig,<br />

dass wir Werte schaffen und wenn<br />

man unseren Wachstumskurs betrachtet,<br />

sind wir hier sehr erfolgreich.<br />

AußenSeiten: Am 21. April 2007 unterzeichnete<br />

die OMV mit dem Iran<br />

drei Absichtserklärungen über das<br />

größte Erdgas-Geschäft eines europäischen<br />

Unternehmens und erntete besonders<br />

aus den USA harsche Kritik.<br />

Wie glaubwürdig ist für Sie die Haltung<br />

der US-Regierung gegenüber der<br />

Zusammenarbeit mit dem Iran?<br />

Ruttenstorfer: Der Europäische Gasbedarf<br />

steigt stark an, gleichzeitig sinkt<br />

die Förderung innerhalb der EU. Ziel<br />

der OMV ist es, die<br />

Versorgungssicherheit<br />

Europas mit Erdgas zu<br />

verstärken, daher haben<br />

wir eine Absichtserklärung<br />

mit der<br />

National Iranian Oil<br />

Company abgeschlossen, um zusätzliche<br />

Erdgasreserven für Europa nutzbar<br />

zu machen. Zu konkreten Vereinbarungen<br />

ist es noch nicht gekommen,<br />

derzeit laufen Verhandlungen.<br />

Wie Öl- und Gasgesellschaften anderer<br />

europäischer Länder , wie etwa<br />

UK/Niederlande (Shell), Spanien<br />

(Repsol), Frankreich (Total) und Norwegen<br />

(Statoil), die im Iran engagiert<br />

sind, betrachten wir die Tatsache, dass<br />

dieses Land die zweitgrößten Erdgasreserven<br />

der Welt aufweist, als legitime<br />

Dr. Wolfgang Ruttenstorfer<br />

Möglichkeit, die dortigen Vorkommen<br />

auch für Europa nutzbar zu machen.<br />

Als europäisches Unternehmen mit<br />

Sitz in Wien halten wir uns dabei an<br />

alle für uns relevanten Gesetze und<br />

Regelungen. Dies sind die Gesetze und<br />

Bestimmungen der Europäischen Union,<br />

die österreichischen Gesetze und<br />

die Gesetze des jeweiligen Landes, in<br />

dem wir tätig sind. Selbstverständlich<br />

halten wir uns an die Resolutionen der<br />

Vereinten Nationen.<br />

AußenSeiten: 2003 erwarb die OMV<br />

45% an der BAYERNOIL und beim<br />

Verkauf der deutschen ARAL an die BP<br />

247 Tankstellen in Deutschland. Wird<br />

sich die OMV in Westeuropa weiter<br />

engagieren oder wollen Sie nur noch in<br />

Osteuropa expandieren?<br />

Ruttenstorfer: Die OMV hat sich in den<br />

letzten Jahren durch die konsequente<br />

Umsetzung ihrer Wachstumsstrategie<br />

zum führenden integrierten Erdöl-<br />

und Erdgasunternehmen in Mitteleuropa<br />

entwickelt und hat einen 20%<br />

Marktanteil im Donauraum erreicht.<br />

Unser Ziel ist es, unsere Position im<br />

europäischen Wachstumsgürtel weiter<br />

26 AußenSeiten 1 | 2008<br />

zu verstärken. Wir verfügen über eine<br />

gute Position in Süddeutschland, weiteres<br />

Wachstum in den reifen Märkten<br />

Westeuropas ist nicht im Fokus unserer<br />

Strategie.<br />

AußenSeiten: Das Erdöl wird vermutlich<br />

zwischen 2100 und 2150 aufgebraucht<br />

sein. Womit werden dann<br />

die Autos angetrieben und die Häuser<br />

beheizt? Auf welche Zukunftsenergien<br />

setzt die OMV?<br />

Ruttenstorfer: Öl und Erdgas werden<br />

auch in den nächsten Jahrzehnten das<br />

Energiespektrum dominieren. Um auf<br />

die Zukunft vorbereitet zu sein, wird<br />

die OMV in den kommenden Jahren<br />

verstärkt auf erneuerbare Energieträger<br />

setzen. Dazu haben wir 2006 eine<br />

eigene Gesellschaft, den OMV Future<br />

Energy Fund, gegründet.<br />

Der OMV Future Energy Fund identifiziert<br />

als eigene Gesellschaft Projekte<br />

zu erneuerbarer Energie innerhalb<br />

des OMV Konzerns, begleitet diese<br />

und unterstützt mit mehr als EUR 100<br />

Mio. finanziell diese Projekte. Erneuerbare<br />

Energieträger werden in den<br />

kommenden Jahren immer mehr an<br />

Bedeutung gewinnen. Wir wollen<br />

den OMV Future Energy Fund dazu<br />

nutzen, um den Übergang von einem<br />

reinen Erdöl- und Erdgaskonzern zu<br />

einem Energiekonzern zu ermöglichen,<br />

der erneuerbare Energien in seinem<br />

Portfolio hat.<br />

AußenSeiten: Aus Gründen des Umweltschutzes<br />

sollen Diesel und Benzin<br />

verstärkt Bio-Kraftstoffe beigemengt<br />

werden, in Deutschland ab 2009 sogar<br />

10%, was dazu führen würde, das Millionen<br />

von Autos das wesentlich teurere<br />

Super Plus tanken müssen, um ihre<br />

älteren Motoren zu schonen. Welchen<br />

Beimengungsgrad halten Sie in Österreich<br />

für realistisch?<br />

Ruttenstorfer: Wichtig ist, dass es in<br />

Europa einen Gleichklang bei der Beimischung<br />

von biogenen Anteilen gibt.<br />

Dies ist im Sinne der Konsumenten.<br />

Hier ist noch einiges von Seiten der<br />

EU zu unternehmen, denn derzeit gibt<br />

es verschiedenen Regelungen in den<br />

AußenSeiten 1 | 2008<br />

verschiedenen Ländern der Europäischen<br />

Union. In Österreich mischen<br />

wir derzeit rund 5% bei Diesel und<br />

Benzin bei. Das entspricht noch den<br />

Anforderungen der Fahrzeugindustrie<br />

zum reibungslosen Betrieb der Autos.<br />

Eine Erhöhung der Beimischung kann<br />

nur unternommen werden, wenn sich<br />

Politik und Fahrzeugindustrie gemeinsam<br />

dieser Herausforderung stellen.<br />

AußenSeiten: Die OMV will bis 2010<br />

die „Nummer 1“ in Mitteleuropa sein<br />

und die eigenen Raffinerien mit mindestens<br />

50% selbst produziertem Erdöl<br />

und Erdgas auslasten. Woher sollen die<br />

noch fehlenden Kapazitäten in den noch<br />

verbleibenden zwei Jahren kommen?<br />

Ruttenstorfer: Mit der Übernahme der<br />

Aktienmehrheit an Petrom hat sich die<br />

tägliche Fördermenge der OMV auf<br />

rund 321.000 boe (Stand Ende Dezember<br />

2007) erhöht. Damit ist die OMV<br />

zum größten Öl- und Erdgasproduzenten<br />

Mitteleuropas gewachsen. Ziel<br />

für 2010 ist es, aus eigner Kraft, das<br />

heißt aus eigenen bereits jetzt bestehenden<br />

Projekten, eine tägliche Fördermenge<br />

von 400.000 boe zu erreichen.<br />

AußenSeiten: Die OMV hält 51% am<br />

rumänischen Öl- und Gaskonzern Pe-<br />

Wirtschaft<br />

trom, was sind Ihre kurz- und mittelfristigen<br />

Ziele bei diesem Engagement?<br />

Ruttenstorfer: Wir werden unser erfolgreiches<br />

Modernisierungsprogramm<br />

bei der Petrom konsequent weiterführen.<br />

Nach den ersten sichtbaren<br />

Erfolgen des E&P-Modernisierungsprogramms<br />

in der Petrom werden für<br />

das Jahr 2008 in Rumänien steigende<br />

Produktionsmengen erwartet. In den<br />

Petrom Raffinerien werden schrittweise<br />

Verbesserungen aufgrund von laufenden<br />

Restrukturierungsinvestitionen<br />

erwartet, die großen Ergebnisverbesserungen<br />

sind nach Abschluss der Groß-<br />

Bicaz,Izvorul Muntelui See – Der OMV Future Energy Fund unterstützt erneuerbare Energieträger<br />

mit 100 Mio. €, ein Beitrag auch für eine gesunde Umwelt in Rumänien.<br />

investitionen ab 2011 möglich. Insgesamt<br />

werden wir bis 2010 rund 3 Mrd.<br />

€ in Rumänien investieren.<br />

AußenSeiten: Zwischen Österreich<br />

und Rumänien gibt es besonders enge<br />

historische Beziehungen. Hat dies der<br />

OMV bei den Verhandlungen mit der<br />

Petrom und der rumänischen Regierung<br />

geholfen?<br />

Ruttenstorfer: Sicher sind historische<br />

Beziehungen zwischen Ländern hilfreich.<br />

Der Privatisierungsprozess ist<br />

äußert professionell und transparent<br />

abgewickelt worden, entspricht allen<br />

internationalen Standards und wurde<br />

27


Wirtschaft<br />

unter der Ägide von internationalen<br />

Organisationen wie dem Internationalen<br />

Währungsfonds, der Weltbank<br />

und der EU durchgeführt. Ich kann<br />

hier nur noch einmal wiederholen,<br />

dass die Privatisierung von rumänischer<br />

Seite äußerst professionell<br />

durchgeführt wurde.<br />

AußenSeiten: Welche Bedeutung hat<br />

die Übernahme der Petrom durch die<br />

OMV für Rumänien?<br />

Ruttenstorfer: Petrom wird bis 2010<br />

das führende Erdöl- und Erdgasunternehmen<br />

in Südosteuropa werden.<br />

Durch die Verabschiedung eines Restrukturierungsprogramms<br />

u.a. für<br />

die rumänischen Raffi nerien (Investitionsvolumen<br />

von rund 1Mrd. € bis<br />

2010 für Petrobrazi) ist es gelungen,<br />

Petroms Position weiter zu stärken.<br />

Zudem ist Petrom einer der größten<br />

Arbeitgeber des Landes. Durch die<br />

erfolgreiche Privatisierung wurde der<br />

Marktwert des Unternehmens verzweifacht<br />

und Petrom leistet als größter<br />

Steuerzahler einen wesentlichen<br />

Beitrag zum rumänischen Budget<br />

AußenSeiten: Wie beurteilen Sie die<br />

weitere wirtschaft liche Entwicklung in<br />

Rumänien?<br />

Ruttenstorfer: Was nach 1990 zunächst<br />

zögerlich begann, hat seit 2001<br />

stark an Dynamik gewonnen. Für<br />

Rumänien spricht, dass sich das wirtschaft<br />

liche Klima nachhaltig verbessert<br />

hat. Derzeit hat Rumänien noch<br />

immer Zuwachsraten beim Wirtschaft<br />

swachstum von mehr als 5%.<br />

Diese sind damit mehr als doppelt so<br />

hoch wie der EU-Durchschnitt.<br />

Österreich ist heute<br />

der größte Auslandsinvestor<br />

in Rumänien.<br />

Mit Ende des Jahres<br />

2006 haben österreichische<br />

Unternehmen<br />

rund 12 Milliarden<br />

€ für Direktinvestitionen<br />

in Rumänien aufgebracht. Derzeit<br />

sind österreichische Unternehmen an<br />

rund 4500 Unternehmen in Rumänien<br />

zur Gänze oder mehrheitlich beteiligt<br />

„Wer den gegenseitigen<br />

Austausch fördert, gewinnt<br />

eine Generation, für<br />

die Europas Integration<br />

erlebte Geschichte ist.“<br />

– man denke an die erfolgreichen Beispiele<br />

im Bank-, Versicherungs- und<br />

Immobilienbereich. Der Beitritt zur<br />

EU 2007 unterstreicht die positive wirtschaft<br />

liche Entwicklung. Rumänien<br />

ist ein wichtiger Teil der Europäischen<br />

Union geworden, darauf kann das Land<br />

zurecht stolz sein.<br />

„Die OMV wird 2010 die Nr. 1<br />

in Mitteleuropa sein.<br />

AußenSeiten: In Österreich wird in den<br />

Medien nicht immer nur sachlich über<br />

Rumänien informiert, sondern auch<br />

versucht, mit einseitigen Berichten über<br />

rumänische Kriminelle negative Emotionen<br />

zu fördern. Was kann die „Österreichisch-Rumänische<br />

Gesellschaft “ für<br />

eine objektivere Berichterstattung tun?<br />

Ruttenstorfer: Die „Österreichisch-<br />

Rumänische Gesellschaft “ setzt sich<br />

gerade zum Ziel, durch ihre Veranstaltungen<br />

und Projekte ein wirklichkeitsgetreues<br />

Bild von Rumänien in Österreich<br />

(und umgekehrt) zu vermitteln.<br />

Das versuchen wir umzusetzen mit<br />

der Unterstützung unserer Mitglieder<br />

– österreichische Unternehmen, die<br />

in Rumänien investie-<br />

ren, und eine Vielzahl<br />

von Interessierten und<br />

Engagierten. Und wir<br />

tun dies stets in Kooperationen<br />

mit den<br />

Vertretungsbehörden,<br />

mit Interessensvertretungen,Organisationen<br />

und Institutionen sowie anderen<br />

Gesellschaft en, Vereinen und Unternehmen.<br />

Diese Ressourcen stellen<br />

schon in sich ein Potential dar. Denn<br />

hier gibt es Kompetenz und Information<br />

aus erster Hand.<br />

AußenSeiten: Welche Hauptaufgabe<br />

sehen Sie in der Arbeit der „Österreichisch-Rumänischen<br />

Gesellschaft “ und<br />

welche Erfolge gibt es bereits?<br />

Ruttenstorfer: Wir haben uns im Vorstand<br />

als Schwerpunkte der „Österreichisch-Rumänischen<br />

Gesellschaft “<br />

Bildung, Wissenschaft , Kultur und<br />

Wirtschaft vorgenommen. Denn in<br />

diesen Bereichen lässt sich am besten<br />

zusammenarbeiten, um einander näher<br />

kennen zu lernen und so ein gemeinsames<br />

Europa zu gestalten. Die Jugend<br />

in Rumänien und Österreich ist uns<br />

wichtig, weil sie die Zukunft unserer<br />

Gesellschaft en darstellt. Wer hier und<br />

heute eine Generation gewinnt, für die<br />

bereits die Integration Europas erlebte<br />

Geschichte ist, fördert den gegenseitigen<br />

Austausch mit viel Motivation und<br />

Innovation. Wenn Wissenschaft ler und<br />

Forscher einander begegnen, potenzieren<br />

sich Erkenntnisse und entstehen<br />

neue Betrachtungsweisen. So sehen wir<br />

die neuen Freundschaft en bei Schülerinnen<br />

und Schülern aus Rumänien<br />

und Österreich bei unseren Projekten<br />

buchstäblich wachsen. Und wir fördern<br />

Publikationen über Rumänien und tragen<br />

zu wissenschaft lichen Konferenzen<br />

bei. Auch die zahlreichen Kulturveranstaltungen<br />

sind eine ausgezeichnete<br />

Möglichkeit der Vermittlung von Offenheit<br />

und Neugier. Die Wirtschaft streff<br />

en schließlich sollen die erfolgreiche<br />

Investitionspolitik österreichischer<br />

Unternehmen fortsetzen und auch den<br />

mittelständischen Betrieben dieses Potential<br />

eröff nen. Auf diese Weise sehen<br />

wir es als Erfolg, ein dynamisches Netzwerk<br />

aufzubauen, das durch viel zivilgesellschaft<br />

liches Engagement etwas weiterbringt.<br />

Wir blicken mit Zuversicht in<br />

die weitere Zukunft der österreichischrumänischen<br />

Beziehungen.<br />

�� Dr. Wolfgang Ruttenstorfer, 1950 in<br />

Wien geboren, kam 1976 erstmals zur<br />

OMV und wurde 1992 Vorstandsdirektor.<br />

Von 1997 bis 1999 Staatssekretär<br />

im Finanzministerium, ging er danach<br />

wieder zur OMV und ist seit Jänner<br />

2002 deren Generaldirektor.<br />

28 AußenSeiten 1 | 2008<br />

News aus Brüssel<br />

Dipl. Kuwi. Christine Wührer<br />

EU-Maßnahmen zur Mehrwertsteuerbetrugsbekämpfung<br />

Der Mehrwertsteuerbetrug hat<br />

in den letzten Jahren enorme<br />

Ausmaße angenommen. Es<br />

wird geschätzt, dass der Betrug die<br />

EU-Staaten jährlich 100 Milliarden<br />

Euro kostet.<br />

Nachdem die Kommission zu diesem<br />

Th ema im Jahr 2006 eine Mitteilung vorgelegt<br />

hat, forderte der Rat im Juni 2007<br />

die Kommission auf, Möglichkeiten zur<br />

Mehrwertsteuerbetrugsbekämpfung<br />

näher zu untersuchen. Als Konsequenz<br />

wird die Kommission demnächst Gesetzesvorschläge<br />

zur Änderung der Mehrwertsteuerrichtlinie<br />

vorlegen.<br />

Die Kommission plant, die Häufi gkeit<br />

der Meldungen über den innergemeinschaft<br />

lichen Warenverkehr zu<br />

erhöhen, zusätzliche transaktionsbezogene<br />

Meldepfl ichten einzuführen<br />

und den Austausch dieser Angaben<br />

zwischen den Steuerbehörden zu beschleunigen.<br />

Dabei muss das „Lissabon-Ziel“,<br />

die Verwaltungskosten für<br />

Unternehmen um 25 Prozent zu verringern,<br />

eingehalten werden. Durch<br />

eine elektronische Datenübermittlung<br />

und die Harmonisierung der Meldepfl<br />

ichten sollten die Befolgungskosten<br />

für grenzüberschreitend tätige Unternehmen<br />

verringert werden. Zusätzlich<br />

wird eine Vereinheitlichung der<br />

AußenSeiten 1 | 2008<br />

Rechnungsstellungsregeln angedacht.<br />

Ein EU-weiter Ansatz der nationalen<br />

Steuerbehörden in der Mehrwertsteuerverwaltung<br />

soll zum Schutz der<br />

Mehrwertsteuereinkünft e aller Mitgliedstaaten<br />

beitragen.<br />

Die Kommission beabsichtigt außerdem,<br />

EU-Mindeststandards für die<br />

Eingabe und die Löschung von Daten<br />

in das MIAS (MwSt-Informationsaustauschsystem)<br />

zu schaff en. Des Weiteren<br />

sieht sie vor, die gesamtschuldnerische<br />

Haft ung auf Unternehmen<br />

mit betrügerischen Absichten anzuwenden<br />

und die Beitreibung von<br />

Mehrwertsteuereinnahmen in Betrugsfällen<br />

zu verbessern.<br />

Scannig für Container in die USA?<br />

Foto: Wiener Hafengesellschaft<br />

Darüber hinaus prüft die Kommission<br />

derzeit mögliche weitergehende<br />

Maßnahmen wie die Besteuerung von<br />

innergemeinschaft lichen Lieferungen<br />

mit einem einheitlichen Steuersatz<br />

im Abgangsland. Ebenso wird die<br />

Einführung eines generellen Reverse-<br />

Charge-Systems in Form eines „zeitlich<br />

befristeten Pilotprojekts in einem<br />

interessierten Mitgliedstaat“ untersucht.<br />

Befürwortet die Kommission<br />

die Durchführung dieses Pilotprojekts,<br />

wird Österreich das Land sein,<br />

welches das generelle Reverse-Charge-<br />

System testen wird. Anfang nächsten<br />

Wirtschaft<br />

Jahres wird die Kommission zu diesen<br />

beiden Maßnahmen Bericht erstatten<br />

und gegebenenfalls gesetzliche Änderungen<br />

vorschlagen. Diesen müssten<br />

im Anschluss von den Mitgliedstaaten<br />

einstimmig angenommen werden.<br />

100%iges Scanning für<br />

Container in die USA<br />

Im August 2007 unterzeichnete US-<br />

Präsident Bush das viel diskutierte Gesetz<br />

zur Gewährleistung der Sicherheit<br />

von Luft fracht und Seefracht. Das Gesetz<br />

sieht vor, dass sowohl Luft fracht in<br />

Passagiermaschinen als auch Seefracht<br />

mit Bestimmungsort USA in drei bzw.<br />

fünf Jahren einer hundertprozentigen<br />

Sicherheitsüberprüfung unterzogen<br />

werden müssen. Während die Luft -<br />

fracht im Zielfl ughafen in den USA<br />

gescannt wird, muss die Seefracht im<br />

Ausgangshafen bzw. im zuletzt angelaufenen<br />

Hafen vor dem Endziel USA<br />

einem hundertprozentigen Röntgen<br />

unterzogen werden.<br />

Grundsätzlich soll diese Bestimmung<br />

am 1. Juli 2012 in Kraft treten. Treten<br />

technische Durchführungsprobleme in<br />

den Ausgangshäfen auf, kann die Frist<br />

um zwei Jahre verlängert werden. In der<br />

EU wurde dieses Gesetzes mit großer<br />

Skepsis aufgenommen. Derzeit wird im<br />

Hafen von Southampton ein Pilotprojekt<br />

zum Test der erforderlichen Sicherheitsprüfung<br />

durchgeführt. Selbst wenn<br />

sich dieses Pilotprojekt als erfolgreich<br />

erweisen würde, wird diese Regelung<br />

für die europäischen Häfen hohe Kosten<br />

und für den Handel enorme Probleme<br />

hervorrufen. Um die vielen Fragen in<br />

Zusammenhang mit der praktischen<br />

Umsetzung des Gesetzes zu klären, stehen<br />

die EU und die USA derzeit in Verhandlungen.<br />

Fortschritte zeichnen sich<br />

bis jetzt allerdings nicht ab.<br />

29


Wirtschaft<br />

„Prince Stirbey“ lernt fl iegen<br />

Ileana und Jakob von Kripp<br />

Als das frisch vermählte Ehepaar<br />

von Kripp 1997 zur<br />

Hochzeitsreise nach Rumänien<br />

startete, ahnten sie nicht, dass<br />

diese Fahrt ihr Leben radikal verändern<br />

würde. Sie fuhren in die Region<br />

Dragasani und besuchten das Weingut<br />

Stirbey, das über Jahrhunderte<br />

der Familie der Ehefrau gehört hatte.<br />

Für Ileana von Kripp war diese Rückkehr<br />

in ihre alte Heimat mit Freude,<br />

aber auch bösen Erinnerungen verbunden,<br />

denn sie war im kommunistischen<br />

Rumänien aufgewachsen und<br />

hatte miterleben müssen, dass viele<br />

ihrer Verwandten aus politischen<br />

Gründen verhaft et oder umgebracht<br />

wurden. 1969 gelang ihr die Flucht<br />

nach Frankreich, später zog sie nach<br />

Deutschland, wo sie in erster Ehe verheiratet<br />

war.<br />

Doch während der Wiederbegegnung<br />

mit dem toskanisch anmutenden<br />

Hügelland dieser traditionsreichen<br />

Weinbauregion überwog die Liebe<br />

zur alten Heimat und ein Jahr später<br />

beantragte das Ehepaar die Restitution<br />

des 1949 enteigneten Weingutes<br />

Stirbey. Der Österreicher Jakob Kripp,<br />

dessen Familie seit über 500 Jahren<br />

Schloss Krippach in Absam bewohnt,<br />

ist eigentlich Jurist, obwohl seine Familie<br />

seit 600 Jahren Weinberge in<br />

Südtirol besaß und heute Weingüter<br />

im Raum Meran und Bozen bewirtschaft<br />

et. Er bereitete das Restitutionsverfahren<br />

gründlich vor und wurde<br />

hierbei von den regionalen Behörden<br />

tatkräft ig unterstützt. So gelang das<br />

Wunder und das Erbe wurde bereits<br />

2001 zurückgegeben. Nun konnte investiert<br />

werden und die Familie half<br />

mit Know-how beim Wiederaufb au<br />

des Betriebes.<br />

Die rumänische Fürstenfamilie Stirbey,<br />

erstmals im 15. Jahrhundert<br />

erwähnt, prägte über viele Generationen<br />

die politische und wirtschaft -<br />

liche Entwicklung des Landes. Fürst<br />

Barbu Stirbey (1795 – 1869) förderte<br />

nach der Revolution von 1848 den<br />

Umbau zum modernen Nationalstaat<br />

und sein Enkel Prinz Barbu Alexan-<br />

dru Stirbey (1873 – 1946) wirkte als<br />

engster Berater von König Carol I.<br />

und König Ferdinand I.. Seine Güter<br />

waren landwirtschaft liche Musterbetriebe,<br />

sein Wein berühmt und Prinz<br />

Stirbey besaß die größte Rebschule<br />

des Landes. Seine Tochter Prinzessin<br />

Maria Stirbey erbte 1946 das seit<br />

dem 17. Jahrhundert im Familienbesitz<br />

stehende Weingut in Dragasani.<br />

Nach der Enteignung 1949 wurde es<br />

als Staatsweingut weitergeführt und<br />

2001 vom Staat an Baronin Ileana<br />

Kripp restituiert. Zusammen mit ihrem<br />

Mann und Kellermeister Oliver<br />

Bauer aus Württemberg betreibt die<br />

Enkelin von Prinzessin Maria Stirbey<br />

nun erfolgreich die Wiederbelebung<br />

des traditionsreichen Weingutes.<br />

Sie tut dies ganz im Sinne ihres Vorfahren<br />

„Prince Stirbey“, der zur Marke<br />

wurde und jetzt auch noch das<br />

Fliegen lernt, denn der Sauvignon<br />

Blanc 2007 wurde von der Luft hansa<br />

ausgewählt, um in der First Class ausgeschenkt<br />

zu werden. Als Botschaft er<br />

für bewährte Traditionen und Rumäniens<br />

Aufb ruch in die Neuzeit wirbt<br />

er nun auf allen Kontinenten.<br />

Wer „Prince Stirbey“ kennen lernen<br />

will, muss jedoch nicht erst um<br />

die Welt fl iegen, denn das Weingut<br />

Auf diesen Weinbergen in Dragasani wachsen die Trauben, aus denen<br />

der erfolgreiche „Prince Stirbey“ gewonnen wird.<br />

ist zu besichtigen. Bei kulinarischen<br />

Spezialitäten aus Oltenien kann man<br />

die Weine verkosten und die bezaubernde<br />

Atmosphäre der Weinbauregion<br />

Dragasani genießen.<br />

�� Agricola Stirbey srl<br />

Str. Al. Donici 36, ap.8<br />

RO – 020479 Bucuresti<br />

Tel/Fax: +40-31-103 56 10<br />

Mobil: +40-745-75 03 50<br />

E-Mail: offi ce@stirbey.com<br />

30 AußenSeiten 1 | 2008<br />

AußenSeiten 1 | 2008<br />

In eigener Sache<br />

Die Innenseiten der AußenSeiten<br />

Die Erstausgabe – mit Bulgarien als Schwerpunkt – wird gefeiert<br />

S.E. Mag. Naidenov überbrachte sehr herzlich<br />

die ersten Glückwünsche.<br />

Das AußenSeiten-Team mit den Gastautoren der Erstausgabe.<br />

Auf die Zukunft Südosteuropas wies besonders<br />

Dr. Elena Kirtcheva engagiert hin.<br />

Am 15. Oktober 2007 präsentierten<br />

MMag. Walter Löffl er und Chefredakteur<br />

Hubertus Godeysen im Marmorsaal des Hotel<br />

Sacher die neuen „Innenseiten der AußenSeiten“.<br />

Paten der Erstausgabe waren der Botschaft er der<br />

Republik Bulgarien S.E. Mag. Radi Naidenov, die<br />

Generalsekretärin des Vienna Economic Forum<br />

Botschaft erin a.D. Dr. Elena Kirtcheva, die<br />

Mitglieder des Redaktionsbeirates Dr. Gabriele<br />

Führer, Dr. Reinhard Schelch und Herbert<br />

Herzig, sowie Vertreter mehrerer Bundesministerien,<br />

der Wirtschaft skammer, der Botschaft en<br />

der Republiken Bulgarien und Rumänien, der<br />

österreichischen Wirtschaft und Freunde des<br />

<strong>Kitzler</strong> <strong>Verlag</strong>es.<br />

Herbert Herzig unterstrich die wachsende Rolle<br />

Österreichs in der globalen Welt.<br />

Glücksfee Mag. Veneta Tabakov-Vassilev übergab Gutscheine für eine Reise nach<br />

Sofi a an Mag. Gregor J. Vogrin (GCI) und Direktor Karl Mayrl (Erste Bank).<br />

31


AußenBlicke<br />

„okay“ ist deutsch<br />

München – Kein US-Bürger und besonders<br />

kein Hollywoodstar kann<br />

ohne „okay“ leben. Ob mit Zigarette<br />

im Mundwinkel, Kaugummi kauend<br />

oder einfach lässig, das o.K. wurde<br />

weltweit zum Inbegriff für den coolen<br />

Yankee.<br />

Doch o.K. ist nicht amerikanisch, sondern<br />

deutsch. Wie Professorin Dr. Jutta<br />

Limbach, die Präsidentin der Goethe-<br />

Institute, überraschend bekannt gab,<br />

brachten deutschstämmige Einwanderer<br />

aus dem Druckerhandwerk dieses<br />

Kürzel in die USA. Mit o.K. = ohne<br />

Korrektur gaben sie fehlerfreie Seiten<br />

zum Druck frei. Durch die anfängliche<br />

Dominanz der deutschen Drucker<br />

und Setzer verselbständigte sich<br />

dieser Freigabevermerk, wurde dann<br />

zum „okay“ und ein Begriff , der fest in<br />

die amerikanische Kultur integriert ist<br />

und weltweit verstanden wird.<br />

Logistiker gesucht<br />

Hamburg - Die weltweiten Güterströme<br />

wachsen ständig weiter an und<br />

fördern die Bedeutung einer Berufsgruppe,<br />

die der Allgemeinheit vor wenigen<br />

Jahren noch unbekannt war: die<br />

Logistiker. Nach Schätzungen setzten<br />

2007 rund 2,5 Millionen Logistiker<br />

in ungefähr 60.000 Firmen der Speditions-<br />

und Logistikbranche rund 188<br />

Milliarden € um.<br />

Bestimmend für die Logistik ist der<br />

Container, so hat sich seit 1991 der<br />

Containerumschlag in deutschen Seehäfen<br />

nahezu vervierfacht. Jeder fünft e<br />

Container Europas wird von der Hamburger<br />

Hafen und Logistik AG (HHLA)<br />

umgeschlagen, die 2007 4.215 Mitarbeiter<br />

beschäft igte, 300 neue Stellen<br />

besetzte und dringend Containerbrü-<br />

ckenfahrer, Ingenieure und IT-Spezialisten<br />

sucht. Immer mehr Universitäten<br />

richten einen Lehrstuhl für Logistik ein<br />

und Fortbildungszentren können den<br />

Bedarf kaum decken, denn Logistiker<br />

haben Zukunft .<br />

Keine Sozialhilfe<br />

für Jugendliche<br />

Den Haag – In den Niederlanden<br />

haben junge Erwachsene im Alter<br />

bis zu 27 Jahren ab 2008 keinen Anspruch<br />

mehr auf Sozialhilfe. Dieser<br />

Beschluss der Mitte-Links-Regierung<br />

soll die Berufsaussichten von 29.000<br />

Jugendlichen stärken, die vorher von<br />

der Sozialhilfe lebten. Die Gelder, die<br />

vorher der Alimentation und somit<br />

auch der Ausgrenzung dienten, werden<br />

nun eingesetzt, um Bildung und<br />

eine erfolgreiche Jobsuche zu fördern.<br />

Die Gemeinden wurden verpfl ichtet,<br />

jüngeren Arbeitslosen entweder einen<br />

Arbeitsplatz oder berufl iche Ausbildung<br />

oder eine Kombination von<br />

beidem anzubieten. Wer das Angebot<br />

ausschlägt, verliert jeglichen fi nanziellen<br />

Anspruch.<br />

Englischer Wein und die Hölle<br />

London – Peter Ustinov wurde einmal<br />

gefragt, wie er sich denn die<br />

Hölle vorstelle, worauf er antwortete:<br />

„Italienische Pünktlichkeit, deutscher<br />

Humor und englischer Wein.“ Doch<br />

zumindest beim Wein dürft e er sich<br />

geirrt haben, denn dank des Klimawandels<br />

reift in Südengland immer<br />

besserer Wein heran. Beim International<br />

Wine Challenge, einem seit 1983<br />

alljährlich in London abgehaltenen<br />

Wettbewerb, gaben kürzlich 400 internationale<br />

Degustatoren englischen<br />

Weinen 21 Medaillen, darunter Gold<br />

für „Greenfi elds Sparkling Cuvée“,<br />

Jahrgang 2003, einen nach der Champagnermethode<br />

gegärten Wein des<br />

Gutes Denbies. Bewertet wurden über<br />

9000 Weine aus 35 Ländern.<br />

Impressum<br />

Unabhängige Zeitschrift für Außenwirtschaft und internationale<br />

Beziehungen, die vierteljährlich über politische<br />

und wirtschaft liche Entwicklungen und Hintergründe<br />

in Österreich, der EU und im Welthandel praxisnah<br />

berichtet und jeweils in einem Länderschwerpunkt über<br />

ein Land und dessen Wirtschaft informiert.<br />

Erscheinungsweise:<br />

Vierteljährlich, jeweils zu Beginn des Quartals.<br />

Preis:<br />

Jahresabonnement (inkl. Versand Inland): € 9,80<br />

Einzelheft : € 3,80<br />

Verleger und Herausgeber:<br />

<strong>Verlag</strong> <strong>Kitzler</strong> Ges.m.b.H.<br />

1010 Wien, Uraniastraße 4<br />

Tel: (01) 713 53 34, Fax: (01) 713 53 34-85<br />

E-Mail: offi ce@kitzler-verlag.at, Net: www.kitzler-verlag.at<br />

Geschäft sführung:<br />

MMag. Walter Löffl er<br />

Redaktionsleitung:<br />

Hubertus Godeysen<br />

Redaktion:<br />

Mag. Elisabeth Löffl er-Tüchler, Mag. Gregor Huber,<br />

Mag. Günter Wagner<br />

Redaktion Brüssel:<br />

Dipl.-Kuwi. Christine Wührer<br />

Autoren dieser Ausgabe:<br />

Felicitas F. Buchholz, Mag. Gregor F. Vogrin<br />

Redaktionsbeirat:<br />

Dr. Reinhard Schelch, Bundesministerium für Finanzen<br />

Herbert Herzig, Wirtschaft skammer Österreich<br />

Dr. Gabriele Führer, Wirtschaft skammer Wien<br />

Fotoredaktion:<br />

Felicitas F. Buchholz<br />

Redaktionsanschrift :<br />

<strong>Verlag</strong> <strong>Kitzler</strong> Ges.m.b.H.<br />

1010 Wien, Uraniastraße 4<br />

Anzeigen:<br />

Media-Service Außenhandel<br />

Dipl.-Ing. Sabine Hofmann<br />

Post: 1014 Wien, Postfach 20<br />

Telefon: (0 22 16) 256 89, Fax: (0 22 16) 256 91<br />

E-Mail: sh.mediaservice@aon.at<br />

Abonnementservice:<br />

Sabrina Wosmek<br />

Tel: (01) 713 53 34-14 , Fax: (01) 713 53 34-85<br />

E-Mail: sabrina.wosmek@kitzler-verlag.at<br />

Design:<br />

Mag. art. Christine Horn, büro für visuelle gestaltung<br />

Satz und Gestaltung:<br />

pacoMedienwerkstatt, 1160 Wien<br />

Herstellung und Druck:<br />

pacoMedienwerkstatt, 1160 Wien<br />

Urheber- und <strong>Verlag</strong>srechte:<br />

Alle in dieser Zeitschrift veröff entlichten Beiträge und<br />

Texte sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte,<br />

insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung<br />

sowie der Übersetzung, vorbehalten.<br />

Haft ungsausschluss:<br />

Alle in dieser Zeitschrift veröff entlichten Beiträge und<br />

Texte sind nach bestem Wissen und Gewissen erstellt.<br />

Dennoch ist eine Haft ung des <strong>Verlag</strong>es, der Redaktion<br />

und der Autoren ausgeschlossen.<br />

Vorausschau auf Heft 2/2008<br />

Schwerpunktland: Schweiz<br />

Akkreditiv NEU<br />

Rail Cargo Austria<br />

32 AußenSeiten 1 | 2008<br />

Monica M. Bönsch:<br />

»Wir überwinden Sprachbarrieren<br />

und verbinden Menschen –<br />

grenzenlos & weltweit.<br />

Für Ihren geschäftlichen Erfolg!«<br />

MB International Languages GmbH<br />

Technologiezentrum Mondseeland<br />

A-5310 Mondsee · Technoparkstraße 4<br />

Tel. 0043(0)6232/27650 · www.boensch.at<br />

e-Zoll simple<br />

Die einfache Softwarelösung für e-zoll.at<br />

e-Zoll simple besticht neben der einfachen Handhabung<br />

durch sein optimales Preis-/Leistungsverhältnis.<br />

e-Zoll simple ist eine webbasierende Softwarelösung<br />

für die Bearbeitung Ihrer Exportformulare und die Übermittlung<br />

Ihrer Zollanmeldungen per Internet an ezoll.at.<br />

� Keine Installationskosten,<br />

durch automatische Updates immer am letzten Stand.<br />

� Kein Schulungsbedarf durch die 1:1 Darstellung<br />

der Formulare.<br />

� Grundlizenz für einen Arbeitsplatz<br />

pro Kalenderjahr: EUR 995,— exkl. 20% USt.<br />

� Lizenz für jeden weiteren Arbeitsplatz<br />

pro Kalenderjahr: EUR 395,— exkl. 20% USt.<br />

� Alle angegebenen Preise inkludieren<br />

sämtliche Updates und Aktualisierungen!<br />

Weitere Informationen:<br />

Hr. Wolfgang Goeth: Tel. (01) 713 53 34-12.<br />

Der schnellste Weg für Ihre Bestellung:<br />

wolfgang.goeth@kitzler-verlag.at<br />

MB International Languages steht für<br />

• Fachübersetzungen<br />

• Dolmetsch-Dienste<br />

• Firmeninterne Sprachschulung-<br />

und Interkulturelle Trainings<br />

• Project Language Support International<br />

• Voice Over<br />

Nach ÖNORM EN 15038<br />

zertifiziertes<br />

Übersetzungsbüro<br />

2006<br />

www.kitzler-verlag.at<br />

e-Zoll simple<br />

Die einfache Softwarelösung für e-zoll.at!<br />

Diese Unternehmen arbeiten bereits<br />

erfolgreich mit e-Zoll simple:<br />

● Lindt & Sprüngli<br />

● Schauerhuber Transporte<br />

● Licona Textilien<br />

● Pionier Freizeitkleidung<br />

uvm.


Zollrecht - Rückblick und Vorschau<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!