Gemeindebrief Kamen April 2013 - Mantel.indd - Der Schiefe Turm

Reformator in Rom ?Benedikt XVI schreibt Kirchengeschichte[Wz] Tat er es, weil er den Mut,die Lust an seinem Amt verlorenhatte? Eher unwahrscheinlich.Tat er es, weil er den unsichtbarenMächten im Vatikan die Klamottenvor die Füße geworfen hat? Wohlauch nicht. - Obwohl ihm derKampf mit politischen Kräften nichtlag. Er war Wissenschaftler. Er hinterlässtviele theologische Abklärungenin Glaubensfragen, die aberin der Öffentlichkeit nicht rechtwahrgenommen werden.Benedikt trat wohl zurück, weil ererkannte, dass persönliche Altersschwächeim höchsten Amt seinerKirche dem Amt schadet und dasssich die Kirche in unserer herausforderndenZeit eine schwächelndeFührung nicht leisten kann.Hut ab vor dieser Entscheidung:Zum Schluss seiner Amtszeit machteer einen immensen Reformschritt(zuvor waren die Reformenja nicht so spektakulär). Jetzt wurdeUnvorstellbares zum Faktum.5Benedikt ist der erste Papst in derzweitausendjährigen Kirchengeschichte,der aus eigenen Stückensein Amt mit guter Begründungabgibt (was nicht alle in der katholischenWelt akzeptierten).Werden nach diesem unvorstellbarenEreignis auch andere unvorstellbareDinge in der katholischenKirche möglich? Die Spätfolgendes Rücktrittes sind zur Zeit nochgar nicht absehbar.Die Gläubigen auf dem Petersplatz,in Deutschland und im Rest derWelt nehmen seinen Entschlussmit Verständnis und Anerkennungzur Kenntnis, sie jubeln ihm weiterzu. In Deutschland hofft man auflang ersehnte Neuerungen im täglichenGlaubensleben, die von Romtoleriert und sanktioniert werden.Wir Protestanten anerkennen dengroßen Schritt, den Benedikt tat,und hoffen auf noch viele kleineSchritte im alltäglichen ökumenischenMiteinander.Karsten BettermannHarry Böhle