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www.artgerecht-tier.<strong>de</strong> ISSN // 2195-5011 Ausgabe Nr. 8 | Juli 2013Schutzgebühr 3,– EuroDas 1x1 für artgerechteHaltung, Ernährung, Pfl ege und BehandlungDie Katze alsBeutetierfängerTeil 3EMS,Insulinresistenz,CushingDie mo<strong>de</strong>rnenZivilisations krankheitenDas Öko-SystemDarmBachblüten für Katzen undHun<strong>de</strong> – eine EinführungHeunetze richtigeinsetzen!Rasseportrait:Der Magyar Viszla


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EditorialHaltung und Umgang4 <strong>Artgerecht</strong>e Katzenhaltung in <strong>de</strong>r Wohnung8 Arbeit mit jungen Pfer<strong>de</strong>n Teil 334 Je<strong>de</strong> Leine hat zwei Seiten Teil 1Liebe Leserinnen und Leser,was ist artgerecht – in Fütterung, Haltung,Pflege und Behandlung unserer <strong>Tier</strong>e?Sie haben die artgerecht als Magazinkennengelernt, das diese Frage immerwie<strong>de</strong>r kritisch stellt – unabhängig von<strong>de</strong>n Motiven <strong>de</strong>r großen Konzerne rundum <strong>de</strong>n „Wirtschaftsfaktor <strong>Tier</strong>“. Dank <strong>de</strong>sregen Interesses wird die Printausgabezukünftig wie<strong>de</strong>r zweimal jährlich imDezember und im Juli erscheinen. Nachwie vor fin<strong>de</strong>n Sie auf unserem Internet-Portal unter www.artgerecht-tier.<strong>de</strong> laufendneue Artikel zu aktuellen Themen,Termine und vieles mehr.Wir möchten Sie nicht nur informieren,son<strong>de</strong>rn auch ein „offenes Ohr“ haben –was interessiert Sie, mit welchen Herausfor<strong>de</strong>rungenund Fragen wer<strong>de</strong>n Sie imLeben mit Ihren <strong>Tier</strong>en konfrontiert?Lassen Sie uns wissen, was Sie beschäftigtund worüber Sie gern mehr wüssten.Nehmen Sie Kontakt zu uns auf (k.volk@artgerecht-tier.<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r f.boehmer@artgerecht-tier.<strong>de</strong>) o<strong>de</strong>r lernen Sie unsbeim Symposium persönlich kennen.Wir freuen uns auf Sie.HerzlichstIhre artgerecht-RedaktionImpressumartgerecht erscheint halbjährlich.Herausgeber / Verlag c/o Schairon GmbH,Grüner Weg 79, 45731 WaltropAnzeigen Angelika Güttel, Kohlergasse 10, 86512 AugsburgTel. 08 21 / 50 86 85 96, Mobil 0170 / 4 87 36 92Fax 08 21 / 50 86 85 97, E-Mail aguettel@kastner.<strong>de</strong>Herstellung / Versand Kastner AG, Schloßhof 2 – 6,85283 Wolnzach, Tel. 0 84 42 / 92 53-0, www.kastner.<strong>de</strong>Abonnement / Leserservice Katharina Volk,E-Mail k.volk@artgerecht-tier.<strong>de</strong>Hinweis Diese Zeitschrift wur<strong>de</strong> sorgfältig erarbeitet. Dennocherfolgen alle Angaben ohne Gewähr. We<strong>de</strong>r Redaktion nochVerlag können für eventuelle Nachteile o<strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>n, die aus<strong>de</strong>r Anwendung <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n einzelnen Artikeln vorgestellten Informationenresultieren, eine Haftung übernehmen. Wir möchten<strong>Tier</strong>besitzer in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dassArzneien und Therapiepläne jeweils individuell auf das betreffen<strong>de</strong><strong>Tier</strong> abgestimmt wur<strong>de</strong>n und damit nicht übertragbar sind.Ernährung11 Das Heilpflanzenportrait: Mate13 Wie fin<strong>de</strong> ich gutes Fleisch für meine <strong>Tier</strong>e?18 Die Katze als Beutetierfänger – die Praxis Teil 320 Heunetze – nur <strong>de</strong>r richtige Einsatz bringt’s!36 Pfer<strong>de</strong>fütterung ohne Wei<strong>de</strong> und Heu, geht das?Pflege und Behandlung10 Der Darm – Begegnung von Außenweltund Innenwelt16 EMS, Insulinresistenz, Cushing – die mo<strong>de</strong>rnenZivilisationskrankheiten30 Bachblüten für Katzen und Hun<strong>de</strong> –eine Einführung32 Was verraten uns die Hufe über das Pferd, seineBewegungsabläufe, <strong>de</strong>n Sattel und das Reiten?Rasseportrait Hun<strong>de</strong>6 Der Magyar ViszlaRasseportrait Pfer<strong>de</strong>28 Crin Blanc – das CamarguepferdAktuelles für <strong>Tier</strong>freun<strong>de</strong>22 Einladung zum 2. artgerecht-SymposiumAusblick38 Termine38 VorschauS. 8Arbeit mit jungen Pfer<strong>de</strong>n – Teil 3S. 11Mate – die natürliche Hilfefür <strong>de</strong>n StoffwechselS. 13Wie fin<strong>de</strong> ich gutesFleisch für mein <strong>Tier</strong>?S. 20Heunetze – nur <strong>de</strong>rrichtige Einsatz bringt’sartgerecht 1/2013 3


Haltung und Umgang<strong>Artgerecht</strong>eKatzenhaltungin <strong>de</strong>r WohnungEin ErfahrungsberichtFast zwei Jahre ist es her, dass mir wil<strong>de</strong>ntschlossen ein Kätzchen zugelaufenist. Ich wollte wirklich keine Katze – ichwohnte mit zwei Hun<strong>de</strong>n im zweitenStock. Aber bei einem Tagesausflug liefdie Kleine schnurstracks zwischen <strong>de</strong>nHun<strong>de</strong>n durch und an meinem Beinhoch … Sie folgte uns ins Restaurant zumAben<strong>de</strong>ssen, wur<strong>de</strong> hinausgescheucht,und als wir wie<strong>de</strong>r herauskamen, wartetesie auf uns. Sie sprang auf meine Motorhaube,aufs Autodach, und als ich ersteinmal die Hun<strong>de</strong> „einpacken“ wollte, saßsie blitzschnell im Auto. Nun musste ichsie anfassen und merkte, dass sie struppigund mager war und eine Verletzung amlinken Ohr hatte. Als sie mir schließlichüber die nächste Kreuzung hinterherflitzte, gab ich auf. Der Dorftierarzt warunterwegs, und ein frem<strong>de</strong>s <strong>Tier</strong> einfachnach Hause mitzunehmen, kam für michnicht in Frage. Also brachte ich sie im<strong>Tier</strong>heim <strong>de</strong>s nächstgrößeren Ortes inSicherheit.Natürlich rief ich am nächstenTag dort an und erfuhr, dass sie we<strong>de</strong>rtätowiert noch gechipt war und zu keinerVermisstenmeldung passte. Das Erlebnisließ mir keine Ruhe, und im Lauf <strong>de</strong>rnächsten Wochen erkundigte ich michimmer wie<strong>de</strong>r, ob sich <strong>de</strong>nn nochniemand gefun<strong>de</strong>n hätte. Schließlicherklärte ich, dass ich sie gern nehmenwür<strong>de</strong>. Das <strong>Tier</strong>heim wollte sie mir nichtgeben, obwohl das Katzenhaus aus allenNähten platzte. Eine Streunerin wird sichin einer Stadtwohnung niemals einleben,sagte man mir. Ich wollte es trotz<strong>de</strong>mversuchen, und ich hatte inzwischeneinen Plan B parat – Bekannte, die sehrländlich wohnen und sich bereit erklärten,sie zu übernehmen, falls sie sich beimir wirklich nicht wohl fühlen sollte.Unter dieser Prämisse war das <strong>Tier</strong>heimschließlich einverstan<strong>de</strong>n und sie durftebei mir einziehen – in eine wun<strong>de</strong>rschöneWohnung mit Dachterrasse, Hun<strong>de</strong> undKatzen kein Problem, aber: Einzimmerwohnung,45 Quadratmeter, im 2. Stock.Inzwischen hatte ich einen kleinenBerg Katzenbücher gelesen, mit je<strong>de</strong>mKatzenhalter in meinem Bekanntenkreisgesprochen und hatte eine Vorstellungdavon, wie ich meine Wohnung katzengerechtgestalten könnte. Zuerst einmalmussten Wohnung und Terrasse gesichertwer<strong>de</strong>n, und ich hatte rasch eingesehen,dass das ein Profi machen musste. DieExperten von <strong>de</strong>r Katzenoase Ehrlrückten an. Da die Hausverwaltung nachvorne hinaus keinerlei „Aufbauten“genehmigen wollte, wur<strong>de</strong>n in Bad undSchlafnische die Fenster nur vernetzt, dieDachterrasse hinten dagegen mit einemstarken Netz und genau eingepasstenGittern in je<strong>de</strong>r Lücke fachgerechtnutzbar gemacht.Für die Einrichtung war meine„Strategie“: Ein vielfältig strukturierterLebensraum ist entschei<strong>de</strong>nd, nicht sosehr die reine Quadratmeterzahl <strong>de</strong>rWohnung. Nimué sollte Abstand zu <strong>de</strong>nHun<strong>de</strong>n nehmen können, wenn sie dasmöchte, sie sollte klettern, springen, sichverstecken und sich möglichst überallhinbewegen können – auch in „die 3. Dimension“,wie es in einigen Katzenbüchernso schön heißt, also nach oben. DieRaumhöhe von 3,50 m galt es auf je<strong>de</strong>nFall zu nutzen! Vor allem aus zoologischenGärten kennt man das Prinzip als„Enrichment“: Möglichkeiten, arttypischesVerhalten zu zeigen, immer wie<strong>de</strong>rneue Sinneseindrücke und Herausfor<strong>de</strong>rungen.Damit Nimué bei <strong>de</strong>r wil<strong>de</strong>n Fliegenjagdnicht abstürzt, wur<strong>de</strong>n die glattenOberseiten sämtlicher Regale undSchränke mit Sisalteppich beklebt. Dannmussten Verbindungen geschaffenwer<strong>de</strong>n. Einen Mauervorsprung zwischenzwei Regalen überbrückten wir mit einemStück Birkenstämmchen, an mehrerenStellen wur<strong>de</strong>n Birkenscheiben als Tritteangebracht, so dass sie z. B. vom Raumteilerauf <strong>de</strong>n Schrank und vom Sofa ausauf ein hohes Bücherregal kommt.Eher meinem persönlichen Geschmackentspricht <strong>de</strong>r Kletterbaum aus Birke –<strong>de</strong>r ist zum Kratzen weniger geeignet unddient ihr eher als Treppe nach oben, aberhier ließen sich Einrichtungsgeschmackund Funktion für das <strong>Tier</strong> sehr schönmiteinan<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>n. Auf <strong>de</strong>m4artgerecht 1/2013


Haltung und Umganghöchsten Bücherregal steht ihr Häuschen,sicherer Rückzug und Beobachtungspostenneben <strong>de</strong>m Fenster zugleich.Hinter <strong>de</strong>m Sofa wur<strong>de</strong> ein weitererkleiner Kratzbaum angebracht, <strong>de</strong>r es ihrermöglicht, „<strong>de</strong>monstrativ“ zu kratzen,ohne sich an das Sofa halten zu müssen.Da die bo<strong>de</strong>ntiefen Fenster keineFensterbank haben, kam obendraufnoch ein schönes Aussichtsplätzchen.Ein weiterer Lieblingsplatz ist dieHeiz körperverkleidung – mit Plüschbezogen, absolut unwi<strong>de</strong>rstehlich.Eine Katzenklappe in <strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>zimmertürsorgt dafür, dass die Katzentoilettenicht im Wohnraum stehen muss und<strong>de</strong>nnoch je<strong>de</strong>rzeit zugänglich ist. Außer<strong>de</strong>mhat Nimué auf <strong>de</strong>m Fensterbrett imBad ihren Fressplatz, wo sie von <strong>de</strong>nHun<strong>de</strong>n nicht gestört wird und auchkeiner an ihr Futter (und die Katzentoilette…) herankommt. Ein <strong>de</strong>ckenhoherKratzbaum vom Fachmann – <strong>de</strong>r Qualitätsunterschiedzu <strong>de</strong>n Kratzmöbeln, dieman im üblichen La<strong>de</strong>ngeschäft bekommt,ist kaum zu fassen! – nimmt in<strong>de</strong>m kleinen Raum nur 40 x 40 cmGrundfläche ein, bietet aber schwungvolles„an die Decke gehen“ und einenAussichtsplatz hoch oben vor <strong>de</strong>mFenster.Einer <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Raumteiler imWohnraum steht mit <strong>de</strong>r Stirnseite gera<strong>de</strong>so weit von <strong>de</strong>r Wand abgerückt, dassNimué dazwischen hindurchpasst. So istauch eine schöne Lauerstelle entstan<strong>de</strong>n,von <strong>de</strong>r aus sie mich bevorzugt auf <strong>de</strong>mWeg ins Bad „attackiert“. Im an<strong>de</strong>renRaumteiler zwischen Wohn- undSchlafbereich wur<strong>de</strong> ein Loch in dieRückwand gesägt, das als Abkürzung,„Fluchtweg“ und weiteres Lauerversteckgenutzt wird. Auf diesem Raumteiler stehtihre Höhle in <strong>de</strong>r geschützten Ecke zumnächsten Regal, und da sie sich beiGefahr (Handwerker etc.) doch eherunter <strong>de</strong>m Bett versteckt als nach oben zuflüchten, liegt dort noch ein kleinesKuschelkörbchen. Weil sie gern Abwechslunghat, habe ich ihr zum Beispiel auchschon ein Regalfach leer geräumt und miteinem Vorhang halb zugehängt, das warlange ein beliebter Platz. Irgendwannsucht sie sich wie<strong>de</strong>r einen an<strong>de</strong>ren …Auch mit kleinen Brücken o<strong>de</strong>r einemLoch zwischen zwei Fächern kann maneine gewöhnliche Regalwand zum„Katzenmöbel“ umfunktionieren. Katzen,die körperlich nicht mehr so fit sind,bekommen statt einzelner Tritte an <strong>de</strong>rWand eben ein breites Brett o<strong>de</strong>r leicht zubewältigen<strong>de</strong> Rampen als Aufstieg.Vergangenes Jahr kam ein dritterHund hinzu, <strong>de</strong>r genau ihre Gewichtsklassehat – meine bei<strong>de</strong>n älteren Rü<strong>de</strong>nfan<strong>de</strong>n das Spiel mit Nimué nicht sospannend, mit <strong>de</strong>r kleinen Hündinhingegen spielt sie recht wild. Natürlichspiele ich selbst auch viel mit ihr – nebeneiner guten Spielangel (Nekoflies liebenwir bei<strong>de</strong> beson<strong>de</strong>rs) am liebsten mitZollstock (unter <strong>de</strong>m Teppich o<strong>de</strong>r imKarton wird er nie langweilig), Toilettenpapier-Rollen,alten Socken voll Watteo<strong>de</strong>r Stroh und evtl. etwas Katzenminze,<strong>de</strong>m Laserpointer mit Leckerli als „Beute“und allem er<strong>de</strong>nklichen Unsinn, <strong>de</strong>n manin einem Karton mit ein paar Löchernanstellen kann – und sei es, noch mehrLöcher reinzubeißen. Spielzeug, mit <strong>de</strong>mKatzen sich allein beschäftigen sollen,fin<strong>de</strong>t sie nur sehr kurz spannend, dannlässt sie es links liegen. Beim Hereinkommenwer<strong>de</strong>n die Hun<strong>de</strong>pfoten und meineSchuhe sehr interessiert abgeschnüffelt,also bringe ich ihr ab und zu etwas vomSpaziergang mit – eine Tüte voll Laub ineinem Pappkarton ist ein Highlight fürsie. Ein paar Handvoll Gras und Löwenzahn,Tannenzapfen, frisch gemähtesHeu, ein herabgefallener Ast mit Blättern,<strong>de</strong>r Obstkarton, in <strong>de</strong>m ich <strong>de</strong>nEinkauf nach Hause bringe, alles wirdvoller Neugier untersucht. Raschelt esdann noch schön, spielt sie auch gern darin.Wenn ich mit <strong>de</strong>n Hun<strong>de</strong>n clickere,bekommt sie ebenfalls eine Trainingseinheit– sie geht in ihre Transportbox, folgteinem Targetstab um und über Hin<strong>de</strong>rnisse,„Sitz“ musste sie auch schon lernen.Die Dachterrasse bietet neben einemwun<strong>de</strong>rbaren Ausblick auf die Gärtenhinter <strong>de</strong>m Haus, Sonnenplätzchen undVerstecken auch Jagdmöglichkeiten.Nimué jagt gern Insekten, manchmal soenergisch, dass sie nachts gera<strong>de</strong>zu„randaliert“ da draußen. Aber auchdrinnen macht sie sich nützlich, und dank<strong>de</strong>r Höhenwege hat sie noch je<strong>de</strong> Spinneirgendwann erwischt (brrr).Meine kleine Streunerin hat sichvon Anfang an wohl gefühlt in ihremwinzigen städtischen Domizil. Sie warnicht ein einziges Mal unsauber, hatnie an Türen o<strong>de</strong>r Fenstern gekratzt,gejammert o<strong>de</strong>r irgen<strong>de</strong>twas zerstört –außer natürlich Pappkartons. Sie genießtdie Abwechslung, die ich ihr mit ein paareinfachen Mitteln bieten kann, kuscheltmit mir und <strong>de</strong>n Hun<strong>de</strong>n und kann sichdurch die Schlupflöcher und überallhinverbun<strong>de</strong>nen Höhenwege wie eine Wil<strong>de</strong>kreuz und quer austoben, wenn sie ihre„fünf Minuten“ hat. Die en<strong>de</strong>n meistdamit, dass sie noch einmal mit Schwung<strong>de</strong>n Deckenkratzbaum hinaufsaust, es sichdann oben gemütlich macht und dasabendliche Treiben vor <strong>de</strong>m Hausbeobachtet. Ich habe <strong>de</strong>n Eindruck, dasssie hier glücklich und zufrie<strong>de</strong>n ist.Sicherlich kann sich nicht je<strong>de</strong> Katze, dieein Leben in Freiheit gewöhnt ist, so gutmit <strong>de</strong>r Haltung im Haus anfreun<strong>de</strong>n.Aber man kann einiges tun, um auchWohnungskatzen artgerechte Verstecke,Revierwege, Klettermöglichkeiten,Abwechslung und Beschäftigung zubieten.Katharina Volk, Münchenartgerecht 1/2013 5


Rasseportrait Hun<strong>de</strong>Der Magyar ViszlaDer Magyar Vizsla ist ein ungarischerVorstehhund, <strong>de</strong>ssen Vorfahrenüberwiegend zur Falkenjagd eingesetztwur<strong>de</strong>n, zum eigentlichen Vorstehhundwur<strong>de</strong> er erst nach Einführung <strong>de</strong>rSchusswaffen und durch Einkreuzung vonPointern, Schweiß- und Windhun<strong>de</strong>n.Durch Einkreuzung von <strong>de</strong>utschendrahthaarigen Vorstehhun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>1941 die Zucht <strong>de</strong>s Drahthaar Vizslabegrün<strong>de</strong>t. Er ist beson<strong>de</strong>rs beliebt alsJagdhelfer in schwierigem Gelän<strong>de</strong> wiebeispielsweise <strong>de</strong>m Schilfdickicht. Erist kräftiger und schwerer und gilt alswetterunempfindlicher als die kurzhaarigeVariante. Für sein Ursprungsland Ungarnzählt <strong>de</strong>r Vizsla zum Nationalgut, seitvielen Jahren sieht man ihn dort sogarals Briefmarkenmotiv.Die Farbe <strong>de</strong>s MV variiert von einemhelleren semmelgelb bis zu einem etwasrötlicheren rehbraun, Hündinnenerreichen eine Schulterhöhe von54 –60 cm bei einem durchschnittlichenGewicht von 23 kg, die Rü<strong>de</strong>n haben eineGröße von 58 – 64 cm bei ca. 28 – 30 kg.Es lässt sich nicht leugnen, <strong>de</strong>r edleUngar gewinnt seit geraumer Zeit immermehr Liebhaber auch unter <strong>de</strong>n Nichtjägern.Als Erstes fällt natürlich seinattraktives Äußeres ins Auge, immergepaart mit einem liebenswerten undfröhlichen, teils sogar clownhaftenWesen. Aber das sollte nicht darüberhinwegtäuschen, dass diese Hun<strong>de</strong>, wennsie nicht jagdlichen Aktivitäten nachgehendürfen, immer eine adäquateAlternative brauchen, die sie körperlichund geistig voll auszulasten vermag.Neben <strong>de</strong>m Fahrrad zu laufen o<strong>de</strong>r auchgemeinsames Joggen ist sicherlich eineOption, aber alleine damit erreicht manbestenfalls eine körperliche Auslastung.Diese Beschäftigungen sind kein Ersatzfür echte Einsatzmöglichkeiten, woIntelligenz, Reaktionsvermögen, Geschicklichkeitund die Arbeit im Teamerfor<strong>de</strong>rlich sind. Durch seine enormeVielseitigkeit ist die Auswahl breitgefächert, <strong>de</strong>r Vizsla macht sowohl beimHun<strong>de</strong>sport als auch bei <strong>de</strong>r Rettungshun<strong>de</strong>arbeit,bei <strong>de</strong>r Fährtenarbeit, beimMantrailing, im Therapieeinsatz undauch bei jeglicher Apportierarbeit einegute Figur. Sein Arbeitseifer und seineArbeitsfreu<strong>de</strong> halten bis ins hohe Alteran. Damit ist <strong>de</strong>r eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>reHun<strong>de</strong>halter schnell überfor<strong>de</strong>rt, wennerst einmal klar wird, dass <strong>de</strong>r Zeitaufwandfür einen Vollgebrauchsjagdhunddoch größer ist, als vorher gedacht.Deshalb sollte vor Anschaffung einesHun<strong>de</strong>s dieser Rasse wohl überlegt sein,ob er auch wirklich zu einem passt. Hatman sich aber einmal ohne Wenn undAber in einen Vizsla verliebt und ihn alsTeamgefährten gewonnen, könnte dasLeben mit einem Hund nicht wun<strong>de</strong>rvollersein! Man hat einen vierbeinigenBegleiter, <strong>de</strong>r „seinem“ Menschen mitunvoreingenommener Liebe und Treuezur Seite steht. Er ist kein typischerEinmann-Hund, zwar gibt es eineHauptperson, in <strong>de</strong>r Regel die, die mitihm arbeitet, aber trotz<strong>de</strong>m ist er seinerganzen Familie mit Leib und Seelezugetan. Mit Kin<strong>de</strong>rn ist er über die6artgerecht 1/2013


Rasseportrait Hun<strong>de</strong>Maßen geduldig und verständnisvoll, einKumpel und Seelentröster, <strong>de</strong>r bei Bedarfauch die Tränen von <strong>de</strong>r Wange leckt! Ermöchte immer und überall mit dabei sein,seine ausgeprägte Sensibilität und seinfeiner Spürsinn lassen ihn selbst kleinsteGemütsverän<strong>de</strong>rungen wahrnehmen, un<strong>de</strong>r ist glücklich über je<strong>de</strong> Schmuseeinheit,die man ihm zuteil wer<strong>de</strong>n lässt. SeineIntelligenz und schnelle Auffassungsgabezusammen mit seiner ausgeprägtenArbeitsbereitschaft machen die Ausbildungund Erziehung <strong>de</strong>s MV zu einemreinen Vergnügen, wenn <strong>de</strong>nn dienotwendige Konsequenz und Fairness an<strong>de</strong>n Tag gelegt wird. Grobe o<strong>de</strong>r garungerechte Behandlung quittiert <strong>de</strong>rsensible Vierbeiner nicht selten mittotaler Arbeitsverweigerung. Ganz nach<strong>de</strong>n Grundlagen seines Wesens erziehtman <strong>de</strong>n Vizsla mit viel Lob, Freu<strong>de</strong>,Motivation und leisen Tönen. Nur sobringt man seine Talente zur vollenEntfaltung, und er wird es seinemMenschen mit einem Strahlen in <strong>de</strong>nAugen danken, <strong>de</strong>nn er hat vor allem dieFähigkeit, seine kompletten Emotionendurch Mimik und Körpersprache auf einewun<strong>de</strong>rvolle und mitreißen<strong>de</strong> Artauszudrücken. So manchem Beobachterzaubert das immer wie<strong>de</strong>r ein Schmunzelnins Gesicht.Mit <strong>de</strong>m energiegela<strong>de</strong>nen Ungarnkann man so ziemlich alles unternehmen,aber nach gemeinsamen Aktivitäten undAbenteuern legt er sich auch genausogerne zu seinen Menschen auf die Coucho<strong>de</strong>r das Bett, um es sich so richtig gutgehen zu lassen. In <strong>de</strong>n Augen einesVizsla gibt es wohl nichts überflüssigeresals ein Hun<strong>de</strong>körbchen! Eine beson<strong>de</strong>reVorliebe hat er außer<strong>de</strong>m auch fürWasser, allerdings lustigerweise nur fürWasser von unten, nicht für das, was vonoben kommt! Er liebt es, zu schwimmenund aus <strong>de</strong>m kühlen Nass heraus zuapportieren, gera<strong>de</strong> im Sommer eine tolleAbwechslung, die zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Gesundheitzuträglich ist.Den Besitzern eines Magyar Vizslasteht <strong>de</strong>r Stolz auf ihren Hund oft insGesicht geschrieben. Darauf angesprochen,geraten sie meistens regelrecht insSchwärmen, vor allem wenn es um diepositiven Charaktereigenschaften ihrerHun<strong>de</strong> geht. „Dieser Hund wür<strong>de</strong> fürmich durch’s Feuer gehen – und ich fürihn!“, wur<strong>de</strong> uns einmal gesagt. Daskönnen wir so nur noch einmal unterstreichen!Désirée Fee Wolf &Marlies KlaftkeÜbrigens, wussten Sie schon…… dass Wissenschaftler die ehrlichstenMenschen sind und man sich auf ihreForschungsergebnisse 100 %igverlassen kann? O<strong>de</strong>r doch nicht?Abschreiben ist das eine, damitrichtet man keinen großen Scha<strong>de</strong>nan. Aber wie sieht es mit <strong>de</strong>n vielenwissenschaftlichen Erkenntnissen aus,z. B. im Gesundheitsbereich, die unserWohl und das unserer <strong>Tier</strong>e Tag fürTag betreffen?Die Pfizer-Tochter Wyeth beauftragteEn<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 90er Jahre einePR-Agentur, Werbetexte für ihreHormonmedikamente zu erstellen,die von Medizinern unterschriebenwur<strong>de</strong>n. So entstand <strong>de</strong>r Eindruck vonwissenschaftlicher Korrektheit undGlaubwürdigkeit. In Fachzeitschriftenwur<strong>de</strong>n infolge <strong>de</strong>ssen beschönigen<strong>de</strong>Angaben zu Therapieerfolgen undNebenwirkungen gemacht. Dies führtealleine 2001 zu Umsätzen von zweiMilliar<strong>de</strong>n US-Dollar. Die Fälschungwur<strong>de</strong> in einer Großuntersuchungaufge<strong>de</strong>ckt. 14.000 Frauen verklagtendas Pharmaunternehmen auf Scha<strong>de</strong>nsersatz,weil sie durch dieseBehandlung an Brustkrebs erkranktwaren. Es gibt Dutzen<strong>de</strong> ähnlicherFälle. Bei Pfer<strong>de</strong>n, Hun<strong>de</strong>n und Katzenfragt niemand nach <strong>de</strong>n Folgengefährlicher Medikamente undTherapien.Kanadische Forscher berichten, dassdie von Pharmafirmen finanziertenStudien dreimal häufiger zu positivenErgebnissen für ein Medikament kommenals öffentlich finanzierte. Was soll manan<strong>de</strong>res erwarten?!Zeit online vom 10.6.2009 schreibt:„Hersteller von Medikamenten o<strong>de</strong>ran<strong>de</strong>ren medizinischen Produkten undkooperieren<strong>de</strong> Wissenschaftler könnenStudien bewusst o<strong>de</strong>r auch unbewusst von<strong>de</strong>r Planung bis zur Publikation so beeinflussen,dass die Resultate zugunsten <strong>de</strong>r zuprüfen<strong>de</strong>n Mittel o<strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>n verfälschtwer<strong>de</strong>n.“Wes Brot ich ess, <strong>de</strong>s Lied ich sing.Die Gewinne <strong>de</strong>r Pharmaindustriespru<strong>de</strong>ln. Marcus Grill – aktuell Redakteurbei Der Spiegel – führt das auf Betrugund Korruption zurück. Er hat darüberein beeindrucken<strong>de</strong>s und mutiges Buchgeschrieben: Kranke Geschäfte, erschie -nen 2007 im Rowohlt-Verlag. Viel zuwenige haben es gelesen. Es ist nichtüberholt. Er beweist, dass für Marketingdoppelt soviel ausgegeben wird wie fürForschung. Gehören Schmiergel<strong>de</strong>r auchdazu? Er schreibt über <strong>de</strong>n Humanbereichund bezeichnet ihn als total korrupt.Und wie sieht es aus im <strong>Tier</strong>bereich?Das Lei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Hun<strong>de</strong>, Pfer<strong>de</strong> undKatzen spielt offensichtlich keine Rolle.Darüber liegt <strong>de</strong>r Mantel <strong>de</strong>s Schweigens.Fragen Sie Ihren <strong>Tier</strong>arzt mal,woher er die technische Ausstattungfür seine Praxis bekommen hat o<strong>de</strong>rdas Geld dafür! Die gestanztenDiagnosen und die schablonenhafteBehandlung <strong>de</strong>r <strong>Tier</strong>e, wie sie von <strong>de</strong>nmeisten <strong>Tier</strong>ärzten von Nord bis Südund Ost bis West praktiziert wird,sprechen für eine flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>Infiltration durch die Pharmabrancheund fast lückenlose Abhängigkeit vonihr.Erstaunlich und kaum zu verstehen,dass nur so wenige Patientenbesitzerkritisch darüber nachgedachthaben, dass ja <strong>Tier</strong>ärzte, an<strong>de</strong>rs alsHumanmediziner, Medikamentedirekt verkaufen dürfen, also Direktvermarktersind. Wie naiv, anzunehmen,dass diejenigen, die sich <strong>de</strong>r<strong>Tier</strong>gesundheit widmen, wenigerverführbar sind als Humanmediziner,zumal auch kaum einmal einer fürBehandlungsfehler haftbar gemachtwur<strong>de</strong>.O<strong>de</strong>r sollen wir alle glauben, dasssich <strong>Tier</strong>ärztinnen und <strong>Tier</strong>ärzte durchdas Recht, Arzneimittel verkaufen zudürfen, ganz sicher nicht verführenlassen? Welche Erfahrungen haben Sie<strong>de</strong>nn gemacht?Ihre Kriti Kasterartgerecht 1/2013 7


Haltung und UmgangArbeit mit jungen Pfer<strong>de</strong>nTeil 3Der nächste Schritt in <strong>de</strong>r Ausbildungeines jungen Pfer<strong>de</strong>s ist das Longieren.Nach<strong>de</strong>m ich in <strong>de</strong>n vorangegangenenArbeitsschritten erst das Grundvertrauengeschaffen und im zweiten Schrittbeim „Frei-Laufen-Lassen“ die Vorgabe<strong>de</strong>r Richtung, die Gangart und dieRichtungswechsel geübt und gefestigthabe, gehe ich zum nächsten Schritt über,<strong>de</strong>m Longieren.Hierbei soll das <strong>Tier</strong> – neben stetigerStabilisierung <strong>de</strong>r Grundlagen – dieBalance <strong>de</strong>s eigenen Körpers ent<strong>de</strong>cken,<strong>de</strong>n Beginn <strong>de</strong>s taktreinen Laufens,Entwicklung von Schwung und Losgelassenheitund auch das Gera<strong>de</strong>richten. DieMuskulatur soll aufgebaut und gestärktwer<strong>de</strong>n und gleichzeitig mache ich dasPferd schrittweise mit weiteren Gegenstän<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Ausrüstung vertraut.Zunächst nutze ich zum Longierenaber nur einen passen<strong>de</strong>n Kappzaum, dieLonge und die Peitsche. Den Kappzaumbevorzuge ich vor allen an<strong>de</strong>ren Möglichkeiten,da z. B. beim Longieren am Halfterdie Gefahr <strong>de</strong>s Verrutschens (ins äußereAuge <strong>de</strong>s Pfer<strong>de</strong>s!) gegeben ist, unddirektes Longieren an <strong>de</strong>r Trense halteich für verfrüht: Bei <strong>de</strong>n ersten Malenkann es durchaus passieren, dass man<strong>de</strong>m Pferd schnell die Zirkellinie vergrößernmuss, weil es – oft gera<strong>de</strong> im Galopp– noch über seine aktuellen Fähigkeitenzur Biegung hinausgeht. Es muss ersteinmal trainieren, sich über einen durchmich vorgegebenen Zeitraum in einerGangart auf einer Linie gebogen zubewegen, und sich nicht mehr – wiegewohnt – „in die Kurve zu legen“.Außer<strong>de</strong>m besteht das Risiko, dass dasjunge <strong>Tier</strong> erschrickt und überraschenddavonschießt o<strong>de</strong>r ein paar Bucklerabsolviert. Auch plötzliche Handwechselsind nicht auszuschließen – wir haben esschließlich mit einem jungen Lebewesenzu tun, das neue Vorgaben und Grenzenimmer wie<strong>de</strong>r auf ihren Bestand hintesten wird … Ist in so einem Momentaber das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Longe erreicht, o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rLongieren<strong>de</strong> in seiner Reaktion nichtschnell genug, so kann es passieren, dassdas <strong>Tier</strong> schon beim allerersten Kontaktmit <strong>de</strong>m Gebiss – wenn auch ungewollt– unangenehme bis schmerzhafteErfahrungen mit <strong>de</strong>m Metall in seinemMaul machen muss, was ich unbedingtvermei<strong>de</strong>n möchte. Das Gebiss sollausschließlich zur Weitergabe feinerSignale <strong>de</strong>r Reiterhand an das Pfer<strong>de</strong>maulzur Unterstützung <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Hilfendienen!Ein weiterer Vorteil <strong>de</strong>s Kappzaumesist auch, dass man später, wenn dieGrundlagen <strong>de</strong>s Longierens vom Pferdverstan<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n und es körperlichtrainierter ist, eine Trense o<strong>de</strong>r nur einGebiss zuschnallen kann, ohne dass manbereits Druck darauf ausübt, weil dieLonge weiterhin am Kappzaum angeschnalltwird. So kann sich das Pferd ersteinmal mit <strong>de</strong>m „Fremdkörper“ in seinemMaul vertraut machen, bevor irgendwelcheSignale darüber gegeben wer<strong>de</strong>n.Nun aber zum Longieren selbst: Zunächstbetrete ich <strong>de</strong>n Arbeitsplatz wie<strong>de</strong>r mit<strong>de</strong>m Pferd an meiner Seite. Ich führe eswie gewohnt, in<strong>de</strong>m ich erst außen geheund somit die Außenseite „sichere“. Istdas <strong>Tier</strong> an meiner Seite entspannt,wechsele ich nach innen und laufe soabermals min<strong>de</strong>stens eine Run<strong>de</strong>, unddas auf bei<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n. Selbst mit einemerfahreneren Pferd wie<strong>de</strong>rhole ich diesesRitual vor je<strong>de</strong>r Arbeit, es festigt nichtnur die Vertrauensbasis immer aufs Neue,son<strong>de</strong>rn dient gleichzeitig auch <strong>de</strong>mAufwärmen von <strong>Tier</strong> und Mensch. Jenach Größe <strong>de</strong>s Arbeitsplatzes hat mannämlich meist nach drei Run<strong>de</strong>n aufbei<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n die als Minimumgefor<strong>de</strong>rten zehn Minuten Schritt zumAufwärmen absolviert.Grundsätzlich funktioniert dieKörpersprache <strong>de</strong>s Menschen beimLongieren ebenso wie beim „Frei-Laufen-Lassen“, nur dass jetzt noch die Longe in<strong>de</strong>r bisher <strong>de</strong>n Weg weisen<strong>de</strong>n Handgehalten wird. Zunächst schicke ich das<strong>Tier</strong> aus <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Zirkels von mirweg, in<strong>de</strong>m ich mit <strong>de</strong>r Hand, in <strong>de</strong>r sichdie Longe (in großen Schlingen zumlockeren Abwickeln) befin<strong>de</strong>t, in diegewünschte Richtung weise und, mit <strong>de</strong>rPeitsche treibend, auf die Hinterhand<strong>de</strong>s Pfer<strong>de</strong>s wirke. Ich beziehe dann soPosition zu <strong>de</strong>m <strong>Tier</strong>, dass ich an <strong>de</strong>rSpitze eines gleichschenkligen Dreiecksstehe: Der eine Arm mit <strong>de</strong>r Longe weist8artgerecht 1/2013


Haltung und UmgangRichtung Pfer<strong>de</strong>kopf und bil<strong>de</strong>t die eineSeite <strong>de</strong>s Dreiecks, <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re weist mit<strong>de</strong>r Peitsche hinter die Hinterhand <strong>de</strong>sPfer<strong>de</strong>s und bil<strong>de</strong>t die an<strong>de</strong>re Seite. Ichselber stehe so, dass mein Blick inRichtung hinter die Pfer<strong>de</strong>schulter weist,also etwa dahin, wo später <strong>de</strong>r Sattelgurtliegen wird.Nun beginne ich die Arbeit mitStimmkommando und unterstützen<strong>de</strong>rPeitsche, wie schon in Teil 2 beschrieben.Nach ein paar Run<strong>de</strong>n Schritt auf <strong>de</strong>r Zirkelliniegehe ich immer mal wie<strong>de</strong>r eineRun<strong>de</strong> „ganze Bahn“, d. h. ich entlasse dasPferd aus <strong>de</strong>r Biegung auf die Gera<strong>de</strong>.Dabei laufe ich auf <strong>de</strong>r Mittellinieentlang, während das auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> <strong>Tier</strong>außen auf <strong>de</strong>m ersten Hufschlag laufendarf. Dabei bitte aufpassen in <strong>de</strong>n Ecken:Hier muss ich frühzeitig stehen bleiben,laufe ich zu weit mit, besteht die Gefahr,optisch vor <strong>de</strong>n Pfer<strong>de</strong>kopf zu treten un<strong>de</strong>s damit auszubremsen!Funktionieren die Wechsel zwischenZirkel und ganzer Bahn im Schritt, soführe ich einen Handwechsel durch. Dazunehme ich die Peitsche hinter meinemRücken in die Longenhand und dieLonge in die an<strong>de</strong>re. Im Unterschied zumRichtungswechsel beim „Frei-Laufen-Lassen“stelle ich bei Handwechseln an <strong>de</strong>rLonge durch leichten Zug am Kappzaum<strong>de</strong>n Pfer<strong>de</strong>kopf in meine Richtung, bevorich mit meinem Körper und <strong>de</strong>r Peitscheoptisch <strong>de</strong>n Weg abschnei<strong>de</strong>, um zuverhin<strong>de</strong>rn, dass das Pferd sich nachaußen umdreht und sich so die Longeum <strong>de</strong>n Körper wickelt. Sind ein paarHandwechsel entspannt vonstattengegangen, beginne ich mit Schritt-Trab-Übergängen. Dabei ist zu beachten, dassdas junge <strong>Tier</strong> noch viel Platz für dienächstschnellere Gangart braucht, umsich in <strong>de</strong>r Kurve auszubalancieren. Alsolasse ich die Longe so lang, dass ich in <strong>de</strong>rHand nur noch eine Schlaufe behalte(diese Schlinge hebe ich mir generell auf,um bei unvorhergesehenen Aktionenimmer eine Reserve zum Nachgeben in<strong>de</strong>r Hand zu haben). Braucht das Pferdnoch mehr Raum, so laufe ich in einerkleinen Volte um <strong>de</strong>n Zirkel-Mittelpunktmit und bleibe nicht – wie bei einemausgebil<strong>de</strong>ten Pferd – im Mittelpunktstehen. Ich möchte <strong>de</strong>m <strong>Tier</strong> damit dieMöglichkeit geben, die Körper-Biegungdurch wie<strong>de</strong>rholtes Training zu üben, undgleichzeitig <strong>de</strong>n Druck auf die Pfer<strong>de</strong>naseüber Zug am Kappzaum so minimal wiemöglich halten. Bestehe ich in dieserPhase schon auf einer Einhaltung <strong>de</strong>rZirkellinie, wür<strong>de</strong> ich langfristig lediglichprovozieren, dass das Pferd zunehmend<strong>de</strong>n Kopf nach innen hält, die Hinterbeineaber zum Ausgleich nach außenwegdriften und es nicht unter <strong>de</strong>neigenen Schwerpunkt zu treten lernt. Sokann es nicht gera<strong>de</strong>gerichtet wer<strong>de</strong>n(und damit ist gemeint, dass die Hinterfüßeauch auf gebogener Linie in o<strong>de</strong>rüber die Spur <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rfüße treten)!Auch nach <strong>de</strong>n ersten zwei bis dreiTrabrun<strong>de</strong>n entlasse ich das Pferd immerwie<strong>de</strong>r im Schritt auf die Gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>rganzen Bahn, bevor ich erneut auf <strong>de</strong>rKreislinie <strong>de</strong>s Zirkels bestehe. Nach einpaar Schritt-Trab-Übergängen been<strong>de</strong> ichdie erste Longen-Einheit ohne Galopp.Der Galopp folgt erst, wenn ich Schritt-Trab-Übergänge einige Male geübt habeund das Pferd zeigt, dass ihm die Bewegungauf <strong>de</strong>r gebogenen Linie zunehmendleichter fällt. Um das zu erreichen, stei -gere ich von Übungseinheit zu Übungseinheit:die Arbeitszeit insgesamt (von an -fänglich max. 20 Minuten inklusiveAufwärmen!)die Dauer, in <strong>de</strong>r ich das Pferd auf <strong>de</strong>rgebogenen Linie halteund die Länge <strong>de</strong>r Trabphasen auf <strong>de</strong>rZirkellinieVerkürzen kann ich gleichzeitig dieAbstän<strong>de</strong> zwischen Schritt und Trab.Damit erhöhe ich also die Anzahl <strong>de</strong>rÜbergänge, und trainiere von Anfang an,dass die Belastung immer mehr von <strong>de</strong>rHinterhand aufgenommen wird.Ich empfehle auch bei je<strong>de</strong>r Arbeitmit <strong>de</strong>m Pferd zunächst kleine Arbeitsprogrammeim Kopf zu entwickeln, undbei <strong>de</strong>ren Umsetzung Wert auf möglichstgenaue Ausführung zu legen. Ein Beispielfür ein solches Programm:So nicht! Das Halfterdrückt bereits auf das Augeund das Pferd verdreht sichdurch <strong>de</strong>n falschen Zug in<strong>de</strong>r gesamten Längsachse.ab C eine halbe Run<strong>de</strong> Schrittab X eine ganze Run<strong>de</strong> Trabab X an<strong>de</strong>rthalb Run<strong>de</strong>n Schrittab C noch mal zwei Run<strong>de</strong>n Trabund dann wie<strong>de</strong>r ab C eine Run<strong>de</strong>Schritt gera<strong>de</strong>aus auf <strong>de</strong>r ganzenBahn.Konnte ich dieses Programm umsetzen,kann ich mir bei <strong>de</strong>r Schrittrun<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>rGera<strong>de</strong>n schon das nächste Programmzurechtlegen.Mit <strong>de</strong>m Erstellen und Umsetzensolcher Miniprogramme hält man vonAnfang an sich selbst und das Pferd zuakkurater Arbeit an, was später bei <strong>de</strong>rReiterei sehr von Vorteil sein wird!Dabei geht es weniger darum, vom Pferdsofort diesen punktgenauen Gehorsamzu verlangen, son<strong>de</strong>rn vielmehr <strong>de</strong>nAusbil<strong>de</strong>r dazu anzuhalten, erst einKonzept im Kopf zu entwickeln, bevorer dieses an das <strong>Tier</strong> weitergibt. Nur wenn<strong>de</strong>r Mensch sich im Klaren ist, was ererreichen möchte, kann er eine präziseUmsetzung vom <strong>Tier</strong> erwarten …Barbara Häckell, Ausbil<strong>de</strong>rin für Pferd undReiter, BenzweilerSanaCare’s Basenkonzentrat –effektive pH-Regulation für <strong>Tier</strong>einfo@sanacare-world.com · www.sanacare-world.com · Telefon: 06257-5056816artgerecht 1/2013 9


Pflege und BehandlungKuhfla<strong>de</strong>n ist ein Begriff. Pfer<strong>de</strong>äpfelauch. Bald wird man auch vonPfer<strong>de</strong>fla<strong>de</strong>n sprechen, weil sie zur Regelgewor<strong>de</strong>n sind. Immer mehr Pfer<strong>de</strong> lei<strong>de</strong>nan Durchfall o<strong>de</strong>r an Kotwasser. Nichtmehr lange, dann wird man <strong>de</strong>n Zustandfür normal halten, wie bei Kühen.Verdauungsprobleme treten auch beiHun<strong>de</strong>n häufig auf. Vor allem in <strong>de</strong>nersten Lebensmonaten kommt es beivielen zu Durchfall o<strong>de</strong>r schleimigem Kot,manchmal ist er auch blutig. Häufig sindGiardien beteiligt, seltener Kokzidien.Geübt in <strong>de</strong>r medizinischen Kriegsführung,die uns nun seit über hun<strong>de</strong>rtJahren eingebleut wur<strong>de</strong>, wissen wirangeblich, wo <strong>de</strong>r Feind steckt, undbekommen das von <strong>de</strong>n Weisen <strong>de</strong>rMedizin auch immer mit Spritzen o<strong>de</strong>rTabletten bestätigt: Böse Bakterien sinddie Schuldigen, manchmal auch Einzeller,und die müssen mit allen chemischenMitteln vernichtet wer<strong>de</strong>n. Da wird meistgar nicht lange untersucht, hinein mit<strong>de</strong>m Antibiotikum und das oft überWochen. So schnell kann man gar nichtnachfragen o<strong>de</strong>r intervenieren, wie dieSpritze im <strong>Tier</strong> ist.Diese Metho<strong>de</strong> erinnert an eineRohrreinigung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Kaminfeger. Istdas Rohr erst wie<strong>de</strong>r sauber, kann dasWasser ungehin<strong>de</strong>rt fließen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rRauch abziehen. Diese Vorstellung vomDarm als Rohr steckt in vielen Köpfenund passt hervorragend in das mechanistischeDenken, bei <strong>de</strong>m je<strong>de</strong>r Organismuseine – wenn auch komplizierte – Maschineist, die kaputt gehen und die manreparieren kann. Und wer als Reparateurauftritt, wird diese falsche und gefährlicheVorstellung sicher nicht korrigieren.Die Darmschleimhaut – Vermittlerzwischen Außenwelt und InnenweltDie Darmschleimhaut muss in je<strong>de</strong>m <strong>Tier</strong>so beschaffen sein, dass alle Nährstoffeund Vitalstoffe aus <strong>de</strong>r Nahrung ständigund in ausreichen<strong>de</strong>r Menge, also bedarfsgerechtins Innere <strong>de</strong>s Körpers gelangen.In einem einfachen Rohr wäre dafür dieOberfläche viel zu gering. Entwicklungsgeschichtlichmüssen also Größe <strong>de</strong>sKörpers, Art <strong>de</strong>r Nahrung, Verfügbarkeit<strong>de</strong>r Nährstoffe und die Darmoberflächeaufeinan<strong>de</strong>r abgestimmt sein.Der menschliche Darm ist am bestenuntersucht. Wir Menschen haben einenca. 8 m langen Darm. Ein Rohr mit dieserLänge und einem Durchmesser von 3 cmhätte eine Oberfläche von: r 2 x Pi x 8 m= 5,65 m 2 . Tatsächlich aber hat <strong>de</strong>rmenschliche Darm eine Oberfläche vonannähernd 500 m 2 , also hun<strong>de</strong>rtmalsoviel. Diese riesige Oberfläche entstehtdurch Faltungen <strong>de</strong>r Schleimhaut,sogenannte Zotten, Krypten undMikrovilli. Der Darm <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong> istannähernd 30 m lang, <strong>de</strong>r von Wölfenetwa 6 m. Entsprechend groß ist dieOberfläche. Die Differenz bei PferdDer DarmBegegnung vonAußenwelt undInnenweltund Wolf bzw. Hund erklärt sich durchdie Art <strong>de</strong>r Nahrung. Pfer<strong>de</strong> sindPflanzenfresser, Wölfe und Hun<strong>de</strong> sind<strong>Tier</strong>fresser.Bis vor wenigen Jahrzehnten betrachteteman <strong>de</strong>n Körper eines Lebewesens alseinen autarken Organismus, <strong>de</strong>r für seinWachstum und seine Erhaltung keinefrem<strong>de</strong> Hilfe benötigt. Die Verdauung,also das Aufschließen <strong>de</strong>r Nahrung vomMaul bis zum Darmausgang, sah man alseine Folge <strong>de</strong>r Einwirkung von Enzymen,die <strong>de</strong>r Körper bzw. seine Drüsen selbstherstellte, so z. B. solche <strong>de</strong>s Pankreas, <strong>de</strong>rLeber o<strong>de</strong>r Drüsen <strong>de</strong>r Darmschleimhaut.Kaum einer kam auf <strong>de</strong>n Gedanken,dass Bakterien im Darm die Hauptrollebei <strong>de</strong>r Verdauung spielen könnten. Manwusste, dass es sie gibt, dass sie einigeVitamine produzieren, dass angeblichMilchsäurebakterien wichtige Helfer sind,<strong>de</strong>ren Vermehrung man för<strong>de</strong>rn sollte,aber ihre wahre Be<strong>de</strong>utung blieb verborgen.Am ehesten sahen die meisten sie alsmögliche Erreger von Durchfällen.Die wahre Dimension <strong>de</strong>r DarmfloraInzwischen weiß man, dass Erhaltung undGesundheit eines Lebewesens ohne dieVielfalt <strong>de</strong>r Darmbakterien ausgeschlossensind. Und es geht dabei eben nichtnur um die Produktion einiger Vitamine.Der Körper eines Pfer<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r Hun<strong>de</strong>sbesteht aus 20 bis 30 Billionen Zellen, istaber besie<strong>de</strong>lt, vor allem im Darm, voneiner Billiar<strong>de</strong> Bakterien (bei Menschennachgewiesen) o<strong>de</strong>r, wie bei Pfer<strong>de</strong>n zuvermuten ist, noch weit mehr.Min<strong>de</strong>stens tausend verschie<strong>de</strong>neBakterienarten leben dort, man fin<strong>de</strong>timmer mehr. Sie sind spezialisiert aufbestimmte Nischen im Darm und aufNahrungsbestandteile. Viel entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>raber als die Anzahl von 10 15 ist, dass1000 Arten 150mal mehr Gene tragen,als <strong>de</strong>r Wirtsorganismus eigene aufzuweisenhat. Gene kodieren die Eiweiße, alsoauch die Enzyme. Das befähigt dieBakterien, viel mehr Enzyme zu bil<strong>de</strong>nund damit Nährstoffe aufzuschließen, alses <strong>de</strong>r Körper selbst kann. Sie tun das fürihren eigenen Stoffwechsel, stellen dieSpaltprodukte aber gleichzeitig <strong>de</strong>mWirtsorganismus zur Verfügung.Eine Bakterienart, die im Darm fastaller Säugetiere vorkommt, ist Bacteroi<strong>de</strong>sthetaiotaomicron. Diese Bakterien stellenalleine 260 Enzyme zum Abbau u. a. vonVielfachzuckern zur Verfügung. Auf dieseWeise können Pfer<strong>de</strong> Ballaststoffe, wieZellulosen, Hemizellulosen und Pektineverwerten und Energie daraus gewinnen.Auch im Hun<strong>de</strong>darm kommen sie vorund auch hier helfen sie, pflanzlicheStrukturen anzugreifen und verfügbar zumachen.Klaus-Rainer Töllner, Biologe, WaltropDen Artikel können Sie unterwww.artgerecht-tier.<strong>de</strong> weiterlesen.10artgerecht 1/2013


Das Heilpflanzenportrait von A – ZZum SammelnMate Ilex paraguariensisDer Matestrauch o<strong>de</strong>r -baumwächst in Südamerika, in <strong>de</strong>nAraukarienwäl<strong>de</strong>rn von Uruguay,Paraguay, Brasilien und Argentinien,im Bereich zwischen <strong>de</strong>m 20. und30. Grad südlicher Breite. Mate hatimmergrüne Blätter, eine ovalzulaufen<strong>de</strong> Krone und einenhellgrauen Stamm, <strong>de</strong>r einenDurchmesser von bis zu 30 Zentimetererreichen kann. Die Mate-Blättersind oval mit gekerbtem Rand, siekönnen bis zu 20 Zentimeter langund 8 Zentimeter breit wer<strong>de</strong>n.Araukarien-Hochwäl<strong>de</strong>rwachsen 25 bis 30 Meter hoch, diewil<strong>de</strong>n Matebäume bil<strong>de</strong>n hier mitihren 12 bis 14 Meter Wuchshöhedas Unterholz. Wir können diesenLebensraum mit unseren lichtenKiefernwäl<strong>de</strong>rn vergleichen, in<strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Holun<strong>de</strong>r die Strauchzonebil<strong>de</strong>t.Aber zurück nach Südamerika:Optimale Wachstumsbedingungenfür Matebäume sind die Höhenlagenzwischen 400 und 800 Meter mitrelativ gleichmäßigen Durchschnittstemperaturen von 20 bis23° C. Etwa die Hälfte <strong>de</strong>r Erntestammt von kultivierten Matebäumen,die an<strong>de</strong>re Hälfte wird immernoch im Urwald gesammelt.Geerntet wird in <strong>de</strong>n Monaten vonMai bis September, also im Winter<strong>de</strong>r südlichen Hemisphäre. Diezweijährigen Blätter liefern die besteQualität. Sie wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>nZweigen geerntet, anschließend vierWochen lang fermentiert unddanach, um die Fermentation zustoppen, über Feuer geröstet.artgerecht 1/2013 11


Das Heilpflanzenportrait von A – ZZum SammelnDadurch wer<strong>de</strong>n Gerbstoffeabgebaut und gleichzeitig dieInhaltsstoffe Theobromin undCoffein besser freigesetzt. Soentsteht <strong>de</strong>r geröstete Matetee.Für <strong>de</strong>n grünen Matetee wer<strong>de</strong>ndie Blätter nur getrocknet undgeschnitten. Weil er nicht fermentiertist, bleiben Theobromin undCoffein an <strong>de</strong>n Gerbstoffen gebun<strong>de</strong>nund wer<strong>de</strong>n beim Teeaufgusso<strong>de</strong>r auch in <strong>de</strong>r Verfütterung kaumfreigesetzt. Sie wirken also fürHun<strong>de</strong> und Pfer<strong>de</strong>, die Theobrominnicht abbauen können, nicht giftig.Matetee, grün o<strong>de</strong>r geröstet,ist ein traditionelles Getränk <strong>de</strong>rIndios, die es wegen seiner leistungssteigern<strong>de</strong>nWirkung schätzten. Eswur<strong>de</strong> in Südamerika schon langegetrunken, bevor Europäer in die -sen Teil <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> gelangten. Diespanischen Eroberer waren über dieLeistungsfähigkeit und Belastbarkeit<strong>de</strong>r Indios im tropischen undsubtropischen Klima überrascht.Heute wird Mate auch Erfrischungsgetränkenzugefügt, Limona<strong>de</strong>nund sogenannten Szene-Drinks.Der hohe Koffeingehalt von 0,35bis 1,7 % sorgt auch hierin für diestimulieren<strong>de</strong> Wirkung.Doch Mate enthält nicht nurCoffein, Theobromin, Theophyllinund Gerbstoffe. Man hat darin 260Inhaltsstoffe nachgewiesen, u. a. dieVitamine A, B 1, B 2und C. Wieimmer in <strong>de</strong>r Phytotherapie gilt auchhier: Es ist dieses Vielstoff- o<strong>de</strong>rWirkstoffgemisch, das wirkt, nichtein einzelner Inhaltsstoff. Aus <strong>de</strong>rErfahrungsmedizin wissen wir, dassMate vor allem <strong>de</strong>n Stoffwechseloptimiert, Nerven und Muskulaturstimuliert und damit die Konzentrationsfähigkeitund Leistungsfähigkeitsteigert.Auch hat Mate eine starkeentgiften<strong>de</strong> und ausleiten<strong>de</strong>Wirkung. Die Blätter o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Teewirken schweiß- und harntreibend,sie regen die Produktion <strong>de</strong>rMagensäfte an, bei übertriebenemGenuss kann Mate sogar leichtabführend wirken, trotz <strong>de</strong>s hohenGerbstoffgehaltes.Mate gehört zu <strong>de</strong>n Pflanzen, diebei Problemen <strong>de</strong>r Bauchspeicheldrüsebegleitend eingesetzt wer<strong>de</strong>n,weil er hilft, <strong>de</strong>n Blutzuckerspiegel zuregulieren, und die Verstoffwechslungvon Fetten unterstützt.Matetee ist äußerlich angewandtein gute Hilfe bei nässen<strong>de</strong>n Ekze -men und kann zu Bä<strong>de</strong>rn undWickeln genutzt wer<strong>de</strong>n.Wie so viele Heilpflanzen stehtauch Matetee im Verdacht, vorallem bei regelmäßigem undhäufigem Genuss Krebs auslösenzu können, in erster Linie Tumorerkrankungenvon Blase, Speiseröhreund Lunge. Man vermutet, dassdie großen Konzentrationen anpolyzyklischen aromatischenKohlenwasserstoffen (PAK) dafürverantwortlich seien. Diese sindnicht natürlicherweise in <strong>de</strong>nBlättern enthalten, son<strong>de</strong>rn entstehenerst bei <strong>de</strong>r Röstung über<strong>de</strong>m Feuer. Deswegen wird in <strong>de</strong>rPflanzenheilkun<strong>de</strong> bevorzugt <strong>de</strong>rgrüne Mate verwen<strong>de</strong>t.Eine Studie <strong>de</strong>r UniversitatIllinois aus <strong>de</strong>m Jahre 2012 anisolierten menschlichen Darmkrebszellenzeigte, dass Mate in <strong>de</strong>rLage ist, Entzündungen zu hemmen,welche das Wachstum <strong>de</strong>rKrebszellen begünstigen. Ebenfallskonnte festgestellt wer<strong>de</strong>n, dasseine hohe Konzentration vonCQA-Derivaten (Caffeoylchinasäure)die Darmkrebszellenzerstörte. Studienleiterin Elvire <strong>de</strong>Mejia empfiehlt beson<strong>de</strong>rs Menschenmit erhöhtem Darmkrebsrisiko,reichlich grünen Matetee zutrinken. Die Uni Bonn untersuchteverschie<strong>de</strong>ne Pflanzen auf dieCQA-Konzentration, danach istsie in grünem Mate mit Abstandam höchsten.Mate gilt als starkes Stimulanzund fällt im Reitsport daher unterdie Dopingverordnung. Deshalbmuss Mate 48 Stun<strong>de</strong>n vor Turnierenabgesetzt wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>nRegenerationsphasen nach <strong>de</strong>mSport, zur Anregung <strong>de</strong>s Kreislaufsund <strong>de</strong>s Stoffwechsels, beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>rBauchspeicheldrüse, ist Mate einegroße Hilfe.Manfred Heßel, Dipl.-Ökologe,Waltrop12artgerecht 1/2013


ErnährungDer Hund ist ein <strong>Tier</strong>fresser, keinFleischfresser. Wenn er noch jagendürfte, wie <strong>de</strong>r Wolf es tut, fräße er dasganze <strong>Tier</strong>, zuerst das Blut, dann Darmmit Inhalt und Innereien, Muskeln,Sehnen, Bän<strong>de</strong>r, Knochen und Haut mitHaaren. Stärke (z. B. Getrei<strong>de</strong>) gehört nurin geringem Maße zum Nahrungsspektrum<strong>de</strong>r Wölfe. Und <strong>de</strong>r Hund ist indieser Hinsicht nichts an<strong>de</strong>res als einWolf im Hun<strong>de</strong>pelz. Wer Rohfleischfüttert, muss das wissen. Mit Fleischalleine geht es nicht, vor allem dannnicht, wenn überwiegend Muskelfleischgefüttert wird, <strong>de</strong>nn so bauen sichgefährliche Defizite auf.Rohfleisch sollte immer aus einerMischung verschie<strong>de</strong>ner Organe bestehen.Der Hund braucht eben das ganze<strong>Tier</strong>. Bei uns in Deutschland wer<strong>de</strong>n 30bis 50 % eines geschlachteten Rin<strong>de</strong>sfortgeworfen! Viele dieser Teile, die wirwegwerfen, gehören zur Ernährung <strong>de</strong>rHun<strong>de</strong>. Je<strong>de</strong>nfalls führt bei Hun<strong>de</strong>futterneine Werbung mit Begriffen wie „für <strong>de</strong>nmenschlichen Verzehr geeignet“ o<strong>de</strong>r „inLebensmittelqualität“ völlig in die Irre.Wir essen we<strong>de</strong>r Sehnen noch Bän<strong>de</strong>r,Zwerchfell o<strong>de</strong>r Magen, auch keineHo<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Euter, um nur einige zunennen. Hun<strong>de</strong> sollten z. B. auchHautteile mit Fell bekommen, damit siesich auf diese natürliche Weise entwurmenkönnen – ohne Chemie.Rohfleischfütterung – Barfen – falschverstan<strong>de</strong>n führt zu gefährlichen Defiziten,und das ist dann gera<strong>de</strong> für alle, dieTrockenfutter verkaufen, die passen<strong>de</strong>Argumentationshilfe.A propos Lebensmittelqualität – <strong>de</strong>njüngsten Fleischskandal hinsichtlichFleisch für <strong>de</strong>n menschlichen Verzehrhaben wir alle sicher noch gut inErinnerung. Aufgrund <strong>de</strong>r DiskussionenWie fin<strong>de</strong> ichgutes Fleischfür meine <strong>Tier</strong>e?haben wir uns in <strong>de</strong>r Redaktion gefragt,wie es <strong>de</strong>nn dann um das Fleisch fürBARFer bestellt ist, und haben uns ansRecherchieren gemacht.Was be<strong>de</strong>utet „Lebensmittelqualität“?Grundsätzlich unterliegen alle Schlachthöfein Deutschland bzw. die <strong>Tier</strong>e, diedort geschlachtet wer<strong>de</strong>n, erst einmalmehr o<strong>de</strong>r weniger strengen Kontrollen.Die meisten Betriebe, die Frisch- o<strong>de</strong>rFrostfleisch für <strong>Tier</strong>e anbieten, kaufendort im besten Fall Fleisch in Lebensmittelqualitätein. Aber was heißt Lebensmittelqualität?Ist das wirklich ein„sicherer“ Begriff?Zur Schlachtung kommen in diesenBetrieben beispielsweise auch Milchkühe– aber diese <strong>Tier</strong>e wur<strong>de</strong>n nie aufFleischqualität hin gefüttert, son<strong>de</strong>rn aufMilchleistung. Die dafür verwen<strong>de</strong>tenUnsere <strong>Tier</strong>ärztin berät Sie gern!Immer dienstags von 9-17 Uhrund freitags von 13-17 Uhr.BARFER AUFGEPASST ...Canina ® Barfer‘s Best ... ist ein 100%iges Naturprodukt und enthält alle Vitamine und Mineralstoffe,die <strong>de</strong>r mit Rohfl eisch gefütterte Hund zusätzlich benötigt.Canina ® Barfer‘s Oil ... aus naturreinem, kaltgepresstem Hanföl liefert lebenswichtige Fettsäuren für<strong>de</strong>n gesamten Stoffwechsel <strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>s und seine Hautgesundheit (Gamma-Linolensäure). Es ist mitseinen wertvollen Vitalstoffen, vor allem für Hun<strong>de</strong>, die mit Rohfl eisch ernährt wer<strong>de</strong>n, unverzichtbar.Zusammen mit Canina ® Barfer‘s Best <strong>de</strong>ckt Canina ® Barfer‘s Oil <strong>de</strong>n täglichen Bedarf, und die Fleischmahlzeitist komplett - ganz gleich ob roh o<strong>de</strong>r gekocht.Canina 132401... das muss drin sein!59069 Hamm • Kleinbahnstraße 12Telefon: (0 23 85) 24 15 • Telefax (0 23 85) 28 77 • E-Mail: info@canina.<strong>de</strong> • Internet: www.canina.<strong>de</strong>132401_Barfer-aufgepasst_185x62.indd 1 10.06.2013 13:05:33artgerecht 1/2013 13


ErnährungFuttermittel und Zusätze spiegeln sichzwangsweise auch im Fleisch <strong>de</strong>r Milchkühewie<strong>de</strong>r. Lecker! Wenn man dannnoch überlegt, wie viele zumin<strong>de</strong>stweitestgehend artgerecht ernährte undgehaltene Mastrin<strong>de</strong>r es geben müsste,um <strong>de</strong>n Bedarf von Mensch und <strong>Tier</strong> zu<strong>de</strong>cken, wird schnell klar, dass dieseRechnung nicht aufgehen kann! Das giltauch für alle an<strong>de</strong>ren <strong>Tier</strong>e, die für<strong>Tier</strong>nahrung verarbeitet wer<strong>de</strong>n – Fisch,Geflügel, Wild etc.Die Bezeichnung „Lebensmittelqualität“ist also an sich nur eine begrenzteQualitätsaussage. Interessanterweisefin<strong>de</strong>n wir diese Aussage inmanchen BARF-Shops bei Fleischprodukten,die von vornherein gar nichtLebensmittelqualität haben können,weil sie als sogenanntes K3-Materialgelten. Darunter fallen aber auchtieri sche Produkte, die unsere Hun<strong>de</strong>für eine ausgewogene und artgerechteErnährung brauchen. Alles nicht soganz einfach …Was be<strong>de</strong>utet „K3-Material“?Kategorie-3-Material nach <strong>de</strong>n Verordnungen<strong>de</strong>r <strong>Tier</strong>körperverwertungumfasst Abfälle und Nebenprodukte ausSchlachtbetrieben, für <strong>de</strong>n menschlichenVerzehr nicht mehr geeignete Lebensmitteltierischen Ursprungs, Rohmilch,frischen Fisch und Fischnebenprodukte.Außer<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Verarbeitung<strong>Tier</strong>teile, die zwar zum menschlichenVerzehr geeignet sind, aber in einembestimmten Land wenig nachgefragtwer<strong>de</strong>n, beispielsweise Kutteln (Pansen),Zunge und an<strong>de</strong>re Innereien, hierhinsortiert. K3-Material darf ausschließlichzu <strong>Tier</strong>futter verarbeitet wer<strong>de</strong>n und warmehrfach Ausgangspunkt von Skandalenrund um das sogenannte Ekelfleisch.Zum K3-Material gehören etwaFische o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Meerestiere(ausgenommen Meeressäugetiere)sowie Fischabfälle<strong>Tier</strong>ische Lebensmittel, die ausan<strong>de</strong>ren Grün<strong>de</strong>n mit nicht gesundheitsschädlichenFolgen, z. B. Verpackungsmängeln,nicht mehr für <strong>de</strong>nmenschlichen Verzehr bestimmt sind(etwa Tiefkühlfleisch mit eingerissenerVerpackung, das aber nichtangetaut ist)Schlachtkörperteile, die genussuntauglichsind, jedoch von <strong>Tier</strong>en stammen,die an sich genusstauglich sind(z. B. Stichfleisch)RohmilchSchalen, Brütereinebenprodukte (z. B.Eintagsküken) und Knickeiernebenproduktevon klinisch unauffälligen<strong>Tier</strong>en<strong>Tier</strong>ische Abfälle aus <strong>de</strong>r LebensmittelindustrieHäute, Hufe und Hörner, Schweineborsten,Fe<strong>de</strong>rn und Blut (nicht vonWie<strong>de</strong>rkäuern) von <strong>Tier</strong>en, die nacheiner Schlachttieruntersuchung ineinem Schlachthof geschlachtetwur<strong>de</strong>n – was be<strong>de</strong>utet, dass die <strong>Tier</strong>ebei <strong>de</strong>r Lebenduntersuchung alsgesund beurteilt wur<strong>de</strong>n, sonst dürftensie nämlich gar nicht geschlachtetwer<strong>de</strong>nüberlagertes Fleischmin<strong>de</strong>rwertiges FleischFleisch von <strong>Tier</strong>en unter erheblicherStressbelastungAnmerkung <strong>de</strong>r Redaktion: Wenn man sichdie Abläufe auf <strong>de</strong>n Schlachthöfen anschaut,ist eigentlich alles, was dort <strong>de</strong>n Hofverlässt, K3-Material.Reste tierischer Schlachtkörperteileund Nebenprodukte, die bei <strong>de</strong>rHerstellung von für <strong>de</strong>n menschlichenVerzehr bestimmten Erzeugnissenangefallen sind, sowie entfetteteKnochen und GriebenJetzt muss man noch wissen, dass einStück Fleisch in Lebensmittelqualität,sobald es auch nur in <strong>de</strong>n Produktionsraumeines <strong>Tier</strong>nahrung herstellen<strong>de</strong>nBetriebes getragen wird (noch nichteinmal dort abgelegt), automatisch zuK3-Material wird. Verrückte Welt!„K3“ be<strong>de</strong>utet also nicht unbedingt,dass die Ware an sich min<strong>de</strong>rwertig o<strong>de</strong>rverdorben wäre – im Gegenteil, einige <strong>de</strong>rgenannten „Materialien“ sind für Hun<strong>de</strong>sogar gesund. Das Tückische an <strong>de</strong>rDefinition von K3-Material sind also eherPunkte wie „überlagertes Fleisch“, weil siean Gammelfleisch-Skandale erinnern un<strong>de</strong>s durch diese Assoziation guten undseriös arbeiten<strong>de</strong>n <strong>Tier</strong>nahrungsbetriebenschwer machen.Und woher kommt das Fleisch?Wo kommen <strong>de</strong>nn nun all diese Fleischmengenher? Aus <strong>de</strong>m Ausland, wo meistneben <strong>de</strong>n grundlegen<strong>de</strong>n EU-Verordnungenganz an<strong>de</strong>re Gesetze gelten? Mit <strong>de</strong>nbetreffen<strong>de</strong>n Importbestimmungenwer<strong>de</strong>n wir uns in <strong>de</strong>r nächsten Ausgabevon artgerecht noch genauer auseinan<strong>de</strong>rsetzen.Stutzig gemacht hat uns auch diewerbliche Aussage eines BARF-Shops:„Aus nicht konventioneller Schlachtung“– was be<strong>de</strong>utet das <strong>de</strong>nn jetzt? Derzeitwird „konventionell“ und „Bio“ geschlachtet,allerdings liegt <strong>de</strong>r Unterschiedzumeist nicht im Schlachtvorgangselbst. Wenn mit <strong>de</strong>r Aussage „aus nichtkonventioneller Schlachtung“ geworbenwird – was will uns das sagen? Bei solchenunklaren Aussagen sollte man <strong>de</strong>shalbkonkret nachfragen.Mit <strong>de</strong>m Anspruch „Lebensmittelqualität“o<strong>de</strong>r gar „Bio“ verbin<strong>de</strong>t sich ja auchein gehobenes Preisgefüge. Zu recht?Bei einem ländlichen Betrieb, <strong>de</strong>rseine Puten unter wirklich sehr gutenBedingungen im Sinne <strong>de</strong>r <strong>Tier</strong>e hält undfüttert und alles or<strong>de</strong>ntlich und saubersowie sämtlichen Verordnungen gemäßverarbeitet, kostet 1 kg Putenfleisch ca.4,50 Euro. Was haben wir dann vonFrost-Fleisch-Angeboten zu rund 2 Euro jeKilo zu halten?Unser Fazit: Der Preiskampf imFrisch-/Frostfleischmarkt und die stetigsteigen<strong>de</strong> Nachfrage seitens <strong>de</strong>r Hun<strong>de</strong>besitzeröffnet zweifelhaften Händlern Türund Tor. Die nationale und internationaleGesetzeslage trägt ihren Teil dazu bei.Der Billigste kann nicht <strong>de</strong>r Bestesein – und <strong>de</strong>r Teuerste muss nicht diebeste Qualität bieten. Wie viel GeldWerbung und <strong>de</strong>r Kampf um Marktanteileverschlingen, wissen wir alle – und dasmuss ja auch irgendwoher kommen.Informieren Sie sich genau bei IhremHändler – wer wirklich gutes Fleisch fürIhr <strong>Tier</strong> bereithält und sein Geschäftseriös betreibt, kann und wird IhnenAuskunft geben. Prüfen Sie die Informationen,die Sie am besten schriftlicherhalten haben, genau. Fragen Sie nach,wenn Ihre Fragen nicht ausreichendbeantwortet wur<strong>de</strong>n.Für eine geschlossene Kühlkette undFrische bevorzugen wir hier im TeamHändler, die sich die Mühe machen,zumin<strong>de</strong>st großteilig regional einzukaufen.Dafür nehmen wir gerne auch einengewissen Preis in Kauf. Denn wenn wirnicht das billigste Fleisch kaufen und unsals Käufer für ein ehrliches Nahrungsmittelstark machen – also Fleisch von<strong>Tier</strong>en, die möglichst artgerecht gehalten,ernährt und betreut und möglichstschnell und schmerzlos geschlachtetwer<strong>de</strong>n – schaffen wir eine Verbesserungin <strong>de</strong>n Lebensumstän<strong>de</strong>n dieser <strong>Tier</strong>e.Und das kommt am En<strong>de</strong> auch unseren<strong>Tier</strong>en zu Gute!Franziska Böhmer, Ernährungsberatungfür Hund und Pferd14artgerecht 1/2013


ErnährungDVD-TippDr. Ute Blaschke-Berthold –Das Kleingedruckte in <strong>de</strong>r Körpersprache<strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>s. SeminarvortragDen eigenen Hund „lesen“ zu können, istdie Grundlage für eine erfolgreicheErziehung und Führung je<strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>s.Lange bevor ein Hund für uns in<strong>de</strong>utlichen „Großbuchstaben“ reagiert,hat er im Kleingedruckten gezeigt, wie erreagieren wird.Die Körpersprache <strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>s ist vielfeiner, als wir oft glauben – winzigeKopf- und Augenbewegungen, dieAtmung und die Spannung einzelnerMuskelgruppen, die Geschwindigkeit undGeometrie von Bewegungen können unsviel darüber sagen, was in ihm vorgeht.Kommt das, was als „Belohnung“ gedachtist, auch so bei ihm an? Was ist in dieserSituation sein Bedürfnis, sein Problem?Das Beobachten und Interpretieren vonBewegungsmustern ist wichtig, umStress-Symptome, Konflikte und Frühwarnzeichenfür aggressives Verhalten zuerkennen. Eine vertrauensvolle Bindungsetzt voraus, dass man verstan<strong>de</strong>n wird.Und es ist einfach ungeheuer spannend,was Hun<strong>de</strong> alles zu „sagen“ haben.Der Seminarvortrag <strong>de</strong>r Biologin undVerhaltensexpertin Dr. Ute Blaschke-Berthold (CumCane ® ), insgesamt über 5Stun<strong>de</strong>n Material, behan<strong>de</strong>lt das ThemaKörpersprache in einer Tiefe undGenauigkeit, die auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschenMarkt bisher einzigartig ist. Anhand vonFotos, Vi<strong>de</strong>os und Beobachtungsübungenkann je<strong>de</strong>r das genaue Hinsehen lernen.Die Informationen im Vortragsteil und im18-seitigen Begleitheft helfen zusätzlich,eine Situation nicht nur zu erkennen,son<strong>de</strong>rn auch richtig zu reagieren.Dr. Ute Blaschke-Berthold: Das Kleingedrucktein <strong>de</strong>r Körpersprache <strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>s.Produktion: Dreh-Punkt, 2 DVDs mitBegleitheft, 34,90 EuroISBN: 978-3-943892-01-7Erhältlich bei www.animal-team.<strong>de</strong>und im Buchhan<strong>de</strong>lartgerecht 1/2013 15


Pflege und BehandlungSeit einigen Jahren tauchen immermehr stoffwechselbedingte„Syndrom“-Erkrankungen bei unserenPfer<strong>de</strong>n auf, die in <strong>de</strong>r tiermedizinischenLiteratur bis dato unbekannt waren. Voneinem Syndrom spricht die Veterinärmedizinimmer dann, wenn man sichtbareSymptome hat, ohne zu wissen, welcheUrsachen diesen zugrun<strong>de</strong> liegen. Dazugehört beispielsweise das Equine MetabolischeSyndrom – kurz EMS. Das heißtübersetzt ganz einfach „Equin“: hat mit<strong>de</strong>m Pferd zu tun – „Metabolisch“: hat mit<strong>de</strong>m Stoffwechsel zu tun – „Syndrom“:wir haben keine Ahnung, was es ist.Noch vor einigen Jahren galt in <strong>de</strong>r<strong>Tier</strong>medizin <strong>de</strong>r Grundsatz: Pfer<strong>de</strong> habenkeinen Diabetes. Dann tauchten plötzlichPfer<strong>de</strong> mit „EMS“ auf, und heute sprichtman hinter mehr o<strong>de</strong>r weniger vorgehaltenerHand von einer Insulinresistenz– was nichts an<strong>de</strong>res ist als <strong>de</strong>r DiabetesTyp II beim Menschen. Aber ganz soeinfach ist die Welt nicht – <strong>de</strong>nn es gibtPfer<strong>de</strong> mit EMS-Symptomen, aber ohneInsulinresistenz. Umgekehrt gibt es Pfer<strong>de</strong>mit Insulinresistenz, aber ohne EMS-Symptome. Nicht alle sind also dietypischen EMS-Pfer<strong>de</strong> mit Symptomenund einer Blutzuckerproblematik.Zu <strong>de</strong>n immer häufiger diagnostiziertenKrankheiten gehört neben EMS auchdas Equine Cushing Syndrom, besserbekannt unter „Cushing“. In <strong>de</strong>r älterentiermedizinischen Literatur wur<strong>de</strong>Cushing bereits beschrieben als „sehrselten auftreten<strong>de</strong> Erkrankung bei sehralten Pfer<strong>de</strong>n“. Heute wird bald je<strong>de</strong>szweite Pferd über 20 mit Cushing diagnostiziert.<strong>Tier</strong>medizinisch geht man immernoch davon aus, dass es sich bei <strong>de</strong>rUrsache um einen Tumor an <strong>de</strong>r Hirnanhangsdrüse,ein sog. Hypophysena<strong>de</strong>nomhan<strong>de</strong>lt. Auffällig ist aber, dass fürCushing und EMS teilweise dieselbenEMS, Insulinresistenz, CushingDie mo<strong>de</strong>rnen Zivilisationskrankheiten16artgerecht 1/2013


Pflege und BehandlungSymptome beschrieben wer<strong>de</strong>n. Und dassdie bei<strong>de</strong>n Erkrankungen vor allem amAlter unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n: Pfer<strong>de</strong> unter15 Jahren wer<strong>de</strong>n mit EMS diagnostiziert,Pfer<strong>de</strong> über 16 Jahren mit Cushing.Interessant ist auch die Tatsache, dass diemeisten Cushing-Pfer<strong>de</strong> mit einer<strong>de</strong>utlichen Verbesserung <strong>de</strong>r Symptomebis hin zu einer kompletten Ausheilungreagieren, wenn man <strong>de</strong>n Stoffwechselsaniert. Dass nicht nur in Einzelfällen,son<strong>de</strong>rn bei <strong>de</strong>n meisten Cushing-Pfer<strong>de</strong>ndie Hypophysena<strong>de</strong>nome verschwin<strong>de</strong>nsollten aufgrund einer Stoffwechselsanierung,ist schon sehr unwahrscheinlich.Viel naheliegen<strong>de</strong>r ist die Erklärung, dasses sich bei <strong>de</strong>n Symptomen nicht um dieFolgen eines Hypophysena<strong>de</strong>noms,son<strong>de</strong>rn um eine Stoffwechselstörunghan<strong>de</strong>lt.Zusammenspiel <strong>de</strong>r HormoneUm bei<strong>de</strong> Krankheiten besser zu verstehen,muss man sich ein bisschen nähermit <strong>de</strong>m Hormonsystem <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>beschäftigen. Es gibt im Körper verschie<strong>de</strong>neHormondrüsen, die wie ein Orchesterzusammenspielen. Gesteuert wird dasSystem von einem Dirigenten, <strong>de</strong>rHypophyse o<strong>de</strong>r „Hirnanhangsdrüse“.Diese steuert alle an<strong>de</strong>ren Hormondrüsenim Körper: die Schilddrüse, die Nebenniere,die Geschlechtsdrüsen (Eierstöckeund Ho<strong>de</strong>n), die Bauchspeicheldrüse undviele an<strong>de</strong>re. Alle diese Drüsen steuernihrerseits aber wie<strong>de</strong>rum die Hypophyse– wenn also genug Hormon produziert ist,dann sorgt das für eine Hemmung <strong>de</strong>rHypophyse und damit zu einer Reduktion<strong>de</strong>r Hormonproduktion. Um das Ganzenoch etwas komplizierter zu machen,beeinflussen sich die Hormondrüsen auchgegenseitig. So steuert die Schilddrüseunter an<strong>de</strong>rem die Nebenniere und dieGeschlechtsdrüsen. Die Geschlechtsdrüsensteuern u. a. die Nebenniere und dieNebenniere steuert zum einen sich selbst– die Nebennierenrin<strong>de</strong> steuert dasNebennierenmark und umgekehrt – so wieunter an<strong>de</strong>rem die Nieren und dieHypophyse. Dieses komplizierte Systemsorgt dafür, dass je<strong>de</strong> Störung an einerStelle <strong>de</strong>s Hormonsystems zu Auswirkungenan einem ganz an<strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> führenkann. So wissen wir seit Jahren von <strong>de</strong>nHun<strong>de</strong>n und Katzen, dass die Kastrationsowohl beim männlichen als auch beimweiblichen <strong>Tier</strong> in <strong>de</strong>n meisten Fällen zuSchilddrüsenproblemen führt, weshalbdie <strong>Tier</strong>e häufig trotz normaler Fütterungso fett wer<strong>de</strong>n.Hormone sind Substanzen, die <strong>de</strong>rKörper produziert, um seinen eigenenStoffwechsel zu regulieren. Sie sind schonin winzigsten Mengen wirksam undarbeiten ganz spezifisch – in<strong>de</strong>m sie anRezeptoren ihrer Zielzellen bin<strong>de</strong>n undnur dort zu einer Wirkung führen. Zellenohne entsprechen<strong>de</strong> Rezeptoren reagierenalso auch nicht auf das Hormon, weil siequasi „blind“ sind für dieses Hormon.Schüttet die Hypophyse Hormone zurRegulation <strong>de</strong>r Schilddrüse aus, soreagieren nur die Zellen <strong>de</strong>r Schilddrüseauf das Hormon, nicht aber die Muskel-,Bin<strong>de</strong>gewebs- o<strong>de</strong>r Leberzellen.Außer<strong>de</strong>m sind die Rezeptorenunterschiedlich empfindlich für die zuihnen passen<strong>de</strong>n Hormone. So verfügtje<strong>de</strong> Zelle <strong>de</strong>s Körpers grundsätzlich überInsulin-Rezeptoren. Am empfindlichstenaber sind diese Rezeptoren bei <strong>de</strong>nMuskel- und Leberzellen. Diese habenauch die meisten Insulinrezeptoren. DieMuskelzellen, weil sie beson<strong>de</strong>rs vielZucker benötigen, und die Leberzellen,weil sie überschüssigen Zucker umbauenin speicherbare Formen. Schüttet jetzt dieBauchspeicheldrüse das Hormon Insulinaus, so bin<strong>de</strong>t das Insulin vor allem anRezeptoren <strong>de</strong>r Leber- und Muskelzellen.Diese reagieren auf die Insulin-Bindungan ihrer Oberfläche damit, dass sieanfangen, Zucker aus <strong>de</strong>m Blut aufzunehmen.Damit sinkt <strong>de</strong>r Blutzuckerspiegel.Unterbin<strong>de</strong>t man diese Insulin-Rezeptor-Reaktion an irgen<strong>de</strong>iner Stelle, so kanndas Pferd seinen Blutzuckerspiegel nichtmehr nach unten regulieren, da dieMuskel- und Leberzellen nicht ausreichendZucker aus <strong>de</strong>m Blut aufnehmen.Das nennt man dann Insulinresistenz.SelenBei <strong>de</strong>r Reduktion <strong>de</strong>s Blutzuckerspiegelsdurch Insulin spielt Selen eine wichtigeRolle. Dieses Spurenelement wur<strong>de</strong> nochvor 50 Jahren in <strong>de</strong>r Diagnostik komplettignoriert. Selenmangel war bei Pfer<strong>de</strong>nunbekannt, da Selenwerte nicht standardmäßigbestimmt wur<strong>de</strong>n. En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r80er Jahre fan<strong>de</strong>n Reihenuntersuchungenan Rin<strong>de</strong>rn statt, die zu <strong>de</strong>m Schlusskamen, dass bei diesen HochleistungstierenSelenmangel sehr verbreitet war.Daraus folgte die Beimengung von Selenzu <strong>de</strong>n Futtermitteln für Milch- undMastvieh.Daraufhin führte man auch Reihenuntersuchungenbei Pfer<strong>de</strong>n durch, undbei <strong>de</strong>n meisten Pfer<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> ebenfallsein Selenmangel diagnostiziert. Dabeiverwen<strong>de</strong>t je<strong>de</strong>s Labor seine eigenenGrenzwerte – so wie sie von verschie<strong>de</strong>nenAutoren in unterschiedlichenStudien bestimmt wur<strong>de</strong>n. Diese Wertevariieren schon so stark, dass ein Wert,<strong>de</strong>r beim einen Labor im Normalbereichist, beim an<strong>de</strong>ren schon außerhalb <strong>de</strong>rGrenzwerte liegt – und zwar nach obengenauso wie nach unten.Selenwerte im Blutplasmanach verschie<strong>de</strong>nen AutorenAutorULLREY (1987)MEYER (1990)MEYER (1990)PULS (1994)DIETZ und HUSKAMP (2006)Grenzwerte80 – 120 μg/l60 – 140 μg/l60 – 80 μg/l140 – 250 μg/l28 – 133 μg/lObwohl diese Untersuchungen schonaufgrund <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten Grenzwerterecht fragwürdigen erscheinen, begannman in <strong>de</strong>n 90er Jahren, <strong>de</strong>n erstenPfer<strong>de</strong>futtermitteln Selen zuzusetzen. SeitAnfang dieses Jahrhun<strong>de</strong>rts ist <strong>de</strong>rSelenzusatz in Futtermitteln beim PferdStandard. Man suchte nach <strong>de</strong>r naheliegendstenErklärung für die durchgehendniedrigen Selenwerte in Blutbil<strong>de</strong>rn, undseit<strong>de</strong>m heißt es, unsere Bö<strong>de</strong>n seien soselenarm. Die Industrie hat daraufreagiert, und seit 2003 wird Düngemittelnjetzt Selen zugesetzt, um es im Bo<strong>de</strong>nanzureichern. So steigert sich <strong>de</strong>rSelengehalt in Futtermitteln von Jahr zuJahr. Das alles hat dazu geführt, dass diePfer<strong>de</strong> heute in <strong>de</strong>n meisten Fällen viel zuviel Selen zugefüttert bekommen – überMüslis, Pellets, Mineralfutter und diverseFutterergänzungsmittel. Dabei habenverschie<strong>de</strong>nste Untersuchungen schonlängst gezeigt, dass <strong>de</strong>r Selenwert imPlasma überhaupt nichts zu tun hat mit<strong>de</strong>n Selenwerten im Gewebe. Eine großeAnzahl von Untersuchungen kommen zu<strong>de</strong>m Schluss, dass <strong>de</strong>r Selenwert imPlasma nicht für die Diagnose <strong>de</strong>rSelenversorgung herangezogen wer<strong>de</strong>nkann, weil er als erstes sinkt und alsletztes steigt. Das Pferd kann im Blutplasmalängst im „Mangel“ sein, in <strong>de</strong>nGeweben, in <strong>de</strong>nen das Selen benötigtwird, aber <strong>de</strong>utlich im Überschuss.Dr. Christina Fritz, Biologin, Therapeutinund Fachbuchautorin, BerlinDen Artikel können Sie unterwww.artgerecht-tier.<strong>de</strong> weiterlesen.artgerecht 1/2013 17


ErnährungDie Katze als BeutetierfängerTeil 3Die PraxisDie Gestaltung einer ausgewogenen RationNach<strong>de</strong>m die ernährungsphysiologischenGrundlagen <strong>de</strong>r gesun<strong>de</strong>n Katzenernährungerläutert wur<strong>de</strong>n, wollen wir dasWissen nun in eine gesun<strong>de</strong> Mahlzeit fürunseren Stubentiger umsetzen.Die WerkzeugeFür <strong>de</strong>n Einstieg ins Barfen wird nichtviel benötigt. Viele Dinge fin<strong>de</strong>n Sieohnehin in Ihrem Haushalt, an<strong>de</strong>rekönnen Sie sich im Laufe <strong>de</strong>r Zeitzusätzlich besorgen.Für <strong>de</strong>n Anfang brauchen Sie min<strong>de</strong>stens:verschie<strong>de</strong>n große, scharfe Messer, umdas Fleisch und an<strong>de</strong>re Zutatenschnei<strong>de</strong>n zu können,ein Schnei<strong>de</strong>brett zum Schnei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rZutaten,einen Fleischwolf.Später kommen dann noch hinzu:ein Pürierstab o<strong>de</strong>r ähnliches, um <strong>de</strong>npflanzlichen Anteil <strong>de</strong>r Ration zuzerkleinern,eine han<strong>de</strong>lsübliche Küchenwaagezum Abwiegen <strong>de</strong>r Zutaten,eine Feinwaage zum Abwiegen <strong>de</strong>rSupplemente,Tüten o<strong>de</strong>r kleine Dosen, um dasfertige Futter portionsweise einzufrieren,ein wenig Platz im Gefrierfach IhresKühlschrankes o<strong>de</strong>r im Tiefkühlschrank.Aus hygienischen Grün<strong>de</strong>n ist es ratsam,einen extra Satz Messer, Schnei<strong>de</strong>brettetc. anzuschaffen, <strong>de</strong>r ausschließlich fürdie Herstellung <strong>de</strong>s Katzenfuttersverwen<strong>de</strong>t wird.Das FutterGutes Futter muss <strong>de</strong>n natürlichenBedürfnissen <strong>de</strong>r Katze gerecht wer<strong>de</strong>n.Die natürliche Nahrung <strong>de</strong>r Katze bestehtaus Kleinsäugern (Mäuse, Ratten, etc.),Vögeln, Echsen und Käfern. Der Hauptbestandteilsind allerdings Mäuseunterschiedlichster Art und unterschiedlichstenAlters. Betrachten Sie <strong>de</strong>nSpeiseplan einer Katze, wer<strong>de</strong>n Siefeststellen, dass er aus folgen<strong>de</strong>n Zutatenbesteht:Fleisch & InnereienKnochenBlutHaut, Fell bzw. Fe<strong>de</strong>rnMageninhalt (vorverdaute pflanzlicheNahrung)Sehen Sie sich diese Bestandteile bitteeinmal genauer an:Fleisch & Innereien enthalten Proteine,Fette und Wasser, sowie vieleVitamine, Mineralstoffe und Spurenelementeund sind <strong>de</strong>r größte Posten in <strong>de</strong>rRation. Hier fin<strong>de</strong>t sich auch das von <strong>de</strong>rKatze so dringend benötigte Taurin. DerTaurin-Gehalt von han<strong>de</strong>lsüblichemFleisch reicht jedoch bei Weitem nicht an<strong>de</strong>n einer Maus heran, weshalb Taurinspäter auf je<strong>de</strong>n Fall zusätzlich supplementiertwer<strong>de</strong>n muss.Knochen liefern vor allem Calcium,enthalten aber auch an<strong>de</strong>re Mengen- undSpurenelemente, welche die Katzedringend benötigt. Sollen keine Knochengefüttert wer<strong>de</strong>n, müssen diese Dinge <strong>de</strong>rRation auf an<strong>de</strong>rem Wege hinzu gefügtwer<strong>de</strong>n. Hier stehen uns die verschie<strong>de</strong>nstenMöglichkeiten offen: Knochenmehl,Eierschale, Calciumcitrat o<strong>de</strong>r Mineralstoff-und Multi-Vitaminpräparate.Blut enthält – neben Wasser – Salzeund weitere Mengen- und Spurenelemente.Han<strong>de</strong>lsübliches Fleisch ist ausgeblutet,so dass diese Inhaltsstoffe <strong>de</strong>r Rationan<strong>de</strong>rweitig zugeführt wer<strong>de</strong>n müssen,zum Beispiel durch <strong>de</strong>n Zusatz vonWasser, Meersalz sowie Mineralstoff- undMulti-Vitaminpräparaten.Die Haut ist Lieferant von Fetten undsomit lebenswichtiger Energie, vonessentiellen Fettsäuren und fettlöslichenVitaminen. Neben <strong>de</strong>r Fütterung vonHaut können wir diesen Bedarf aber auchan<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>cken, beispielsweise über dasVerfüttern von Fisch. Auch das Supplementierenmit verschie<strong>de</strong>nsten Schmalzenund Ölen ist möglich.Haare und Fe<strong>de</strong>rn bringen hauptsächlichBallaststoffe in die Ration. Ähnlichverhält es sich mit <strong>de</strong>m Mageninhalt <strong>de</strong>rBeutetiere. Wir gewährleisten dieVersorgung mit <strong>de</strong>n notwendigenBallaststoffen über die Zufütterung einesgeringen Anteils Gemüse und/o<strong>de</strong>rGetrei<strong>de</strong>.Zusammenfassend benötigen wir also:verschie<strong>de</strong>ne Sorten Fleisch – hiersteht uns die gesamte Palette han<strong>de</strong>lsüblicherFleischsorten zur Verfügungab und zu FischKnochen (zum Beispiel Hühnerflügelchenund an<strong>de</strong>re für Katzen geeigneteKnochen, gewolfte Knochen, Knochenmehl)o<strong>de</strong>r ersatzweise Eierschalen,Calciumcitrat bzw. entsprechen<strong>de</strong>MineralstoffpräparateGemüse und/o<strong>de</strong>r Getrei<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Saison18artgerecht 1/2013


ErnährungSchmalz, ÖleWasserverschie<strong>de</strong>ne Mineralstoff- undMulti-Vitaminpräparate – bitte nichtausschließlich mit einem Präparatarbeiten, <strong>de</strong>nn auch hier ist Abwechslungwichtig.TaurinZur Vermeidung <strong>de</strong>r AujeszkyschenKrankheit (Pseudotollwut) sollte Schweinefleischnur aus bekannter, aujeszky-freierHerkunft verfüttert o<strong>de</strong>r daraufverzichtet wer<strong>de</strong>n.Bevor Sie nun die Rationen für IhreKatze zusammenstellen, sind noch einigeFragen zu klären: Wie viel Prozent <strong>de</strong>sGesamtfutters wollen Sie mit Rohfütterungab<strong>de</strong>cken? Zum Einstieg empfiehlt essich, nur maximal 20 % <strong>de</strong>r Gesamtfuttermengedurch diese zu ersetzen. So könnensich Neulinge erst einmal an die Materieheran tasten und erste Erfolge erzielen.Aber nicht nur Sie müssen sich an die„neue“ Art <strong>de</strong>r Fütterung gewöhnen.Vielen Katzen fällt die Umstellungmin<strong>de</strong>stens genauso schwer. Spätestensbeim Kampf, die Supplemente in die Katzezu bekommen, wer<strong>de</strong>n Sie dies merken.Sie beginnen also damit, bis zu 20 %<strong>de</strong>r Gesamtration durch Rohfutter zuersetzen. Das hat <strong>de</strong>n Vorteil, dass SieIhrer Katze das Rohfutter erst einmalunsupplementiert geben können, ohnesich Sorgen machen zu müssen, dass IhreKatze irgen<strong>de</strong>inen Nährstoff-Mangel erlei<strong>de</strong>t.Mit <strong>de</strong>n restlichen 80 % Fertigfuttersind die benötigten Nährstoffe in <strong>de</strong>rRegel gut abge<strong>de</strong>ckt.Am sinnvollsten ist es, mit leichtverdaulichem Rohfutter zu beginnen.Geflügel ist hier eine gute Wahl. Es bietetfür <strong>de</strong>n Anfang ausreichend Abwechslungund sollte Ihre Katze schnell auf <strong>de</strong>nGeschmack bringen. Füttern Sie abernicht nur reines Fleisch, <strong>de</strong>nn Geflügelhat weitaus mehr zu bieten. Geflügelherzen,Geflügelmägen und später auchFlügel stellen eine willkommene Abwechslungdar. Da Ihre Katze es nichtgewohnt ist, Fleisch zu „reißen“, kann essinnvoll sein, dieses anfangs in gewolfterForm zu geben. Diese Konsistenz dürfteIhrer Katze auch bekannt vorkommenund erleichtert ihr so <strong>de</strong>n Umstieg.Nimmt die Katze das gewolfte Futter gutan, können Sie damit beginnen, einenTeil <strong>de</strong>s Futters in größer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nStücken zu füttern, bis sie schließlich beimausgroßen Stücken angekommen sind.Einen Teil wer<strong>de</strong>n Sie unter Umstän<strong>de</strong>nauch weiterhin wolfen müssen, um darindie Supplemente zu verstecken.Aber soweit sind wir noch nicht.Vorerst bieten Sie das Futter nochkomplett gewolft an. Frisst die Katze dasRohfutter ohne Beanstandung, könnenSie versuchen, ihr die ersten Supplementeunter zu jubeln. Beginnen Sie vielleichtmit Taurin. Lösen Sie es unbedingt inetwas Wasser auf und mischen es unterdas gewolfte Fleisch. Akzeptiert die Katzedas Taurin im Futter, gehen Sie dazu über,nach und nach die an<strong>de</strong>ren Supplementeeinzeln einzuführen. Jetzt können Sie sichan die Erhöhung <strong>de</strong>s Rohfutteranteilswagen. Die Bedarfswerte Ihrer Katzekennen Sie bereits aus <strong>de</strong>n ersten bei<strong>de</strong>nTeilen dieses Artikels. Dieses Wissen giltes nun in die Praxis umzusetzen.Peter Alm, <strong>Tier</strong>heilpraktiker,Wandlitz-Klosterfel<strong>de</strong>Den Artikel können Sie unterwww.artgerecht-tier.<strong>de</strong> weiterlesen.BuchtippViviane Theby – Clickern mit meiner KatzeKatzen sind schwer erziehbar? Nein, <strong>de</strong>nnmit <strong>de</strong>r richtigen Metho<strong>de</strong>, <strong>de</strong>m Clickertraining,wird die Erziehung zum Kin<strong>de</strong>rspiel.Der Clicker sagt <strong>de</strong>r Katze „Dafürgibt es eine tolle Belohnung!“. Und weilKatzen das gerne hören, lernen sie ganzspielerisch und schnell. Viviane Thebyzeigt, wie man mit <strong>de</strong>m Clicker dieSamtpfote erzieht und beschäftigt – undwie man ihr Sicherheit im Alltag gibt:egal ob beim Autofahren, Leinegeheno<strong>de</strong>r Spielen in <strong>de</strong>r Wohnung.Erschienen im Kosmos VerlagISBN-10: 3440111938Preis 9,95 Euroartgerecht 1/2013 19


ErnährungHeunetze – nur <strong>de</strong>r richtige Einsatz bringt’s!Für viele kranke Pfer<strong>de</strong> war dieEinführung <strong>de</strong>r Heunetze die Rettung– und ein wahrer Siegeszug <strong>de</strong>r Netzebegann. Heute sind sie in allen möglichenAusführungen und Preislagen erhältlich.Neben <strong>de</strong>n Netzen wur<strong>de</strong>n vieleweitere „Geräte“ o<strong>de</strong>r netzähnlicheProdukte entwickelt, wie beispielsweisedas Heutoy o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>r Automat vonHorseGraze – alle mit <strong>de</strong>n ZielenBeschäftigungVermeidung <strong>de</strong>s Heu-Vertretenssorgfältige Aufnahme und Kauen, alsoVerhin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Schlingens, dasSchlundverstopfungen und Problemeim Magen-Darm-Trakt verursachenkann.Mittlerweile ist auch bekannt, dass dieHeunetze ganz bewusst und individuelleingesetzt wer<strong>de</strong>n müssen – gelingt dies,bieten sie Vorteile für Pferd und Halter.An<strong>de</strong>rnfalls sind verschie<strong>de</strong>ne, gravieren<strong>de</strong>Probleme bei <strong>de</strong>n Pfer<strong>de</strong>n die Folge.In diesem Artikel reißen wir dieFolgen eines falschen Einsatzes vonHeunetzen für <strong>de</strong>n Verdauungstrakt sowieMuskeln, Sehnen und Gelenke an. DieAuswirkungen <strong>de</strong>r unterschiedlichenFütterungsmetho<strong>de</strong>n auf Kauverhaltenund somit Gebiss <strong>de</strong>s Pfer<strong>de</strong>s erläutert<strong>Tier</strong>arzt und Pfer<strong>de</strong><strong>de</strong>ntalpraktikerprüferDr. Souel Maleh im Rahmen unseres2. Symposiums (siehe Seite 24).Was kann bei falschem Einsatzvon Heunetzen passieren?Die häufigsten Fehler sind:1. Maschen zu klein für die Größe und<strong>de</strong>n Energiebedarf <strong>de</strong>s Pfer<strong>de</strong>s2. Ungeeignete Anbringung in <strong>de</strong>r HöheZu geringe MaschenweiteBei zu geringer Maschenweite kann dasPferd – neben Folgeproblemen mit <strong>de</strong>rMuskulatur und in einigen Gelenken –buchstäblich vor <strong>de</strong>m Netz verhungernund Schädigungen im Verdauungstrakterlei<strong>de</strong>n.Stellen wir uns folgen<strong>de</strong>s Beispiel vor:Warmblüter (ca. 165 cm Stockmaß)mit hohem Energiebedarf (evtl. durchBlutprägung)gut gefülltes Netz mit 3 cm Maschenweitein einer Kiste – die Zupfhöheliegt zwischen Höhe Karpalgelenkund kurz über <strong>de</strong>m Fesselgelenk <strong>de</strong>sPfer<strong>de</strong>sDas Netz ist gefüllt mit langhalmigem,hartfaserigem Heu – also eigentlicheine sehr gute Qualität1 x täglich wird Kraftfutter gegebenHier liegt <strong>de</strong>r Hauptfehler in <strong>de</strong>rMaschenweite. Das Pferd muss großeAnstrengungen unternehmen, um aufseine benötigte Rauhfuttermenge zukommen – in Kombination mit <strong>de</strong>rbeschriebenen Zupfhöhe passiertfolgen<strong>de</strong>s:Was passiert im Verdauungstrakt?Die wenigen Halme, die das Pferd jeRupfbewegung zupfen kann, wer<strong>de</strong>n aus<strong>de</strong>m Drang heraus, ein Sättigungsgefühlzu erreichen, ungenügend zerschlagen.Auf 5 – 6 Rupfbewegungen kommennach unserer Beobachtung nur wenigeKauschläge. Diese wenigen, grobzerschlagenen Halme gelangen nun mitwenig Speichel in <strong>de</strong>n Magen. DieBauchspeicheldrüse steigert ihreAktivität – in Erwartung <strong>de</strong>r Futtermenge,die jedoch <strong>de</strong>utlich geringer ausfällt.Passiert dies über einen längerenZeitraum, kann eine Überlastung <strong>de</strong>rPankreas die Folge sein. Bei einigen20artgerecht 1/2013


ErnährungPfer<strong>de</strong>n wird sich die Bauchspeicheldrüseauf die geringen Futtermengen einstellenund die Arbeit reduzieren – was dann zuIrritationen bei <strong>de</strong>r Gabe <strong>de</strong>s Kraftfuttersführt.Die geringe Futtermenge hat auchFolgen für <strong>de</strong>n Darm – er wird sozusagenunterfor<strong>de</strong>rt, je nach individuellerSituation <strong>de</strong>s Pfer<strong>de</strong>s kommt es zuFehlgärungen und zu Fehlbesiedlungen in<strong>de</strong>r Darmflora, was durchaus zur Kolikführen kann. Ein<strong>de</strong>utig jedoch führt dieseSituation zur Fehl- o<strong>de</strong>r gar Mangelernährung.Ungeeignete Anbringung in <strong>de</strong>r Höhe –zu hohe Platzierung <strong>de</strong>s FuttersBitte stellen Sie sich folgen<strong>de</strong> Situationvor:Platzierung eines Rundballens aufeiner Platte, die sich etwa auf Höhe<strong>de</strong>s Karpalgelenkes befin<strong>de</strong>t, dasGanze überzogen mit einem Netz mit3 cm Maschenweite. Oberste Rupfhöheetwa bei 2,20 m.O<strong>de</strong>r aberPlatzierung eines Heunetzsackes aneinem Band auf Kopfhöhe o<strong>de</strong>r höher,draußen o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Box, mit geeigneterMaschenweitelanghalmiges HeuWas passiert im Verdauungstrakt?Auch hier kommt es auf die Maschenweitean. Kann das Pferd mit ein o<strong>de</strong>r zweiZupfbewegungen ein Maul voll Heugewinnen, senkt es <strong>de</strong>n Kopf zum Kauenauf normale Höhe. Das ist noch inOrdnung, aber nicht optimal. Ist dieMaschenweite zu eng, wird konstant auf<strong>de</strong>r unpassen<strong>de</strong>n Höhe gezupft un<strong>de</strong>benfalls nur halb zerschlagen. Die Folgenhalb zerschlagener Nahrung haben wirIhnen bereits vorher beschrieben.Nicht außer Acht zu lassen ist, dassbei dieser Art zu fressen mehr Staub undHeukleinteile ins Maul und in die Lungegelangen – sie wer<strong>de</strong>n sozusagen direkteingeatmet. Für die Lunge kann dies sehrunangenehme Folgen haben und diehäufigste ist ein un<strong>de</strong>finierbarer Hustenreiz.Können Teilchen nicht eigenständigüber die Schleimhäute und Abhusten aus<strong>de</strong>r Lunge entfernt wer<strong>de</strong>n, kann es zuEntzündungen mit schwer zu diagnostizieren<strong>de</strong>rUrsache kommen.Magen und Darm müssen sich indieser Situation gezwungenermaßen mit<strong>de</strong>m Mehr an Staub und Kleinstteilenauseinan<strong>de</strong>rsetzen, die bei <strong>de</strong>r optimalenFressposition sicher so nicht in <strong>de</strong>nPfer<strong>de</strong>magen gelangen wür<strong>de</strong>n. Allein ausdiesem Umstand sind für Magen undDarm keine wirklichen Konsequenzen zuerwarten, allerdings hemmen die sich aus<strong>de</strong>m „über Kopf fressen“ entwickeln<strong>de</strong>nKompensationsmuster in <strong>de</strong>r Körperhaltungdie Darm-Peristaltik!Bewegungsapparat – welcheKompensations muster sind die Folge?Je nach Situation muss das Pferd das Heualso mit hohem Kraftaufwand aus <strong>de</strong>mNetz rupfen. Durchdiese „vor undHinweiszurück!“-Bewegungmit <strong>de</strong>m Kopf kommtes immer wie<strong>de</strong>r zueiner Stauchung in<strong>de</strong>n Kopfgelenkenund Verspannungenin <strong>de</strong>r Nackenmuskulatur.Beim „Fressen über Kopf“, das wirdurchaus auch in <strong>de</strong>r Natur beimAbernten von Bäumen beobachten, mussdas Pferd ständig die Unterhalsmuskulaturanspannen, welche wir eigentlichnicht trainieren wollen.Um mehr Stabilität zu bekommendrücken die Pfer<strong>de</strong> in bei<strong>de</strong>n Situationenihre Vor<strong>de</strong>rgliedmaßen in <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n. DieBeinstrecker sind somit stets angespannt,was unwillkürliche Reflexsteuerung imRückenmark zur Folge hat, so dass dieBein- und Rumpfbeuger entspannt sind.Entspannt aber nicht im positiven Sinne,<strong>de</strong>nn ein lockerer, in diesem Fall sagt man„gehemmter“, Muskel kann auch keineHaltearbeit leisten, wodurch sich <strong>de</strong>rThorax bereich nach unten absenkenkann.Weiterhin kommt es zu einemähnlichen Phänomen, wie es beim Reitensichtbar wird, wenn man „mit Unterhalsreitet“. Das Pferd drückt <strong>de</strong>n Rücken nachunten weg, was be<strong>de</strong>utet, dass sich dieDornfortsätze <strong>de</strong>r Wirbelsäule annähern.Die Wirbelsäule beginnt die Ten<strong>de</strong>nz zueinem Senkrücken zu bil<strong>de</strong>n.Unterstützt wird diese Absenkung <strong>de</strong>sThorax durch die zuvor beschriebenereflektorische Muskelhemmung. Umdieser unangenehmen Stellung entgegenzu wirken, nutzen die Pfer<strong>de</strong> nach einigerZeit <strong>de</strong>n Hebel über ihr Becken und dieHinterhand. Die langen Sitzbeinmuskeln,auch Hosenbeinmuskeln genannt,versuchen durch ihren Zug das Beckenaufzukippen und somit die Wirbelsäulevon hinten aus anzuheben. Man siehtDenken Sie daran, Ihr Heunetz min<strong>de</strong>stens 2 x jährlichzu waschen, insbeson<strong>de</strong>re dann, wenn mehrerePfer<strong>de</strong> an <strong>de</strong>nselben Netzen fressen.Achten Sie auf die richtige Qualität! Das Netzsollte aus stabiler, weicher, nicht zu dicker o<strong>de</strong>r zudünner Schnur gefertigt sein. Und vor allem ohneKnoten an <strong>de</strong>n Maschen-Ecken!<strong>de</strong>utlich die vermehrte Spannung indieser Muskelgruppe.Viele Pfer<strong>de</strong> entwickeln noch eineweitere, zusätzliche Kompensation, in<strong>de</strong>msie die Hintergliedmaßen weiter unter <strong>de</strong>nSchwerpunkt (nach vorn) stellen, um sodie Wirbelsäule über die Hintergliedmaßezu entlasten. Dadurch kommt es jedochzu einer Sehnen- und Huffehlbelastung,da <strong>de</strong>r Hauptbelastungspunkt sich nunauf die Trachten verlagert.Durch diese Fehlbelastung verän<strong>de</strong>rtsich natürlich das Hufbild: Die Trachtenwer<strong>de</strong>n untergeschoben und die Zehenwer<strong>de</strong>n schnell zulang. Als Folge siehtman in <strong>de</strong>r Bewegungein verän<strong>de</strong>rtesGangbild: Die Pfer<strong>de</strong>fußen schlechter abund sind gezwungen,das Bein in einemhöheren Bogen nachvorne zu führen.Sind Sie schon einmal mit Taucherflossenan <strong>de</strong>n Füßen gelaufen? Eine schwierigeAngelegenheit – und genau so fühlt sichdiese Hufstellung für die Pfer<strong>de</strong> an. Mankann sich die resultieren<strong>de</strong>n Probleme in<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Gangarten vorstellen,wenn die korrigieren<strong>de</strong> Hufbearbeitungfehlt o<strong>de</strong>r das Intervall <strong>de</strong>r Hufbearbeitungzu lang ist.Die Folgen <strong>de</strong>r hier genanntenKompensationen können sein:Mangeln<strong>de</strong> Mitarbeit o<strong>de</strong>r garVerweigerungen <strong>de</strong>s Pfer<strong>de</strong>s beimReiten ohne erkennbare UrsacheProbleme mit Stellen und BiegenProbleme mit <strong>de</strong>r VersammlungDie Ursache könnte tatsächlich darinliegen, dass das Pferd zwar gut gerittenwird, allerdings nun mal die meiste Zeitam Tag damit beschäftigt ist, an seinemunpassen<strong>de</strong>n Heunetz zu rupfen.Grundsätzlich sind Heunetze einewun<strong>de</strong>rbare Beschäftigung für Pfer<strong>de</strong> un<strong>de</strong>ine enorme Hilfe für die meistenchronisch Stoffwechselkranken. Siebefreien von <strong>de</strong>r Fressbremse und bieteneine artgerechtere Lösung als dieHeumahlzeiten. Ihr Pferd ist mit <strong>de</strong>mHeunetz nicht klargekommen? Prüfen Siedoch einfach mal anhand <strong>de</strong>r genanntenArgumente, was an <strong>de</strong>r Installation fürIhr Pferd möglicherweise ungeeignet war– und starten Sie einen neuen Versuch.Jessica Bastian, Osteopathie für Menschund Pferd & Franziska Böhmer,Ernährungsberatung für Hund und Pferdartgerecht 1/2013 21


Einladung zum2.-SymposiumUnter <strong>de</strong>r Schirmherrschaft <strong>de</strong>s<strong>Artgerecht</strong>e <strong>Tier</strong>Gesundheit e.V.Vom 13. bis 15.09.2013 in Bad Salzschlirf(bei Fulda) veranstaltet artgerecht – nach <strong>de</strong>m großen Zuspruch im letzten Jahr – das 2. Symposium. Erneut haben wir spannen<strong>de</strong>Themen zur artgerechten Haltung, Fütterung, Pflege und Behandlung von Pfer<strong>de</strong>n und Hun<strong>de</strong>n zusammengestelltund interessante Referenten gewinnen können. Lesen Sie mehr zu <strong>de</strong>n Themen und Referenten auf <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Seiten ...Die Themen und ReferentenSehr geehrte Damen und Herren,Das erste artgerecht-Symposium 2012 war ein großer Erfolg.Alle Teilnehmer – Gäste, Referenten und Aussteller – wünschtensich, dass dieses Symposium zu einer festen Einrichtung wer<strong>de</strong>nsollte. Das setzen wir nun in die Tat um.Für das zweite Symposium haben wir wie<strong>de</strong>r ein ansprechen<strong>de</strong>sund vielseitiges Programm zusammengestellt.Wir freuen uns auf einen spannen<strong>de</strong>n und interessanten Austauschmit Ihnen.Klaus-Rainer Töllner, BiologeManfred Heßel, Diplom ÖkologeDr. Peter Spork begeisterte das Publikum bereits auf unserem 1. Symposiummit seinem Vortrag über die Grundlagen <strong>de</strong>r Epigenetik.Die Säure-Basen-Balance als Baustein für GesundheitSusan Bär, Energetische Therapeutin – Osteopathiesusan.baer@gmx.<strong>de</strong>Warum Wölfe keine Allergien habenDr. Vera Biber, <strong>Tier</strong>ärztin und Buchautorininfo@vera-biber.com, www.vera-biber.comEMS & Cushing – Zivilisationskrankheiten <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>und Selenmangel – was steckt dahinter?Dr. Christina Fritz, Diplom-Biologin, Fa. Okapiinfo@okapi-online.<strong>de</strong>, www.okapi-online.<strong>de</strong>Salz – vom Weißen Gold zum Weißen GiftDr. Frauke Garbers, Biologinpfer<strong>de</strong>-lebensenergie@gmx.<strong>de</strong>, www.pfer<strong>de</strong>-lebensenergie.<strong>de</strong>Ätherische Öle in <strong>de</strong>r <strong>Tier</strong>heilkun<strong>de</strong>Manfred Heßel, Diplom-Ökologe, Fa. PerNaturamhessel@pernaturam.<strong>de</strong>, www.pernaturam.<strong>de</strong>Haltungsbedingte Zahnprobleme beim Pferd –und <strong>de</strong>ren Auswirkungen auf die BiomechanikSouel Maleh, <strong>Tier</strong>arzt und 1. Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r IGFPinfo@equipro<strong>de</strong>nta.<strong>de</strong>, www.equipro<strong>de</strong>nta.<strong>de</strong>Wie aus Liebe zum <strong>Tier</strong> Krankheiten entstehen könnenMechthil<strong>de</strong> Prester, <strong>Tier</strong>heilpraktikerin und 1. Vorsitzen<strong>de</strong> im „ÄltesterVerband <strong>de</strong>r <strong>Tier</strong>heilpraktiker Deutschlands – seit 1931 e.V.“info@thp-prester.<strong>de</strong>, www.thp-prester.<strong>de</strong>Die Wahrheit über das Training mit MarkersignalenUlrike Seumel, Verhaltenstrainerin für Hund und Mensch(nach CumCane ® )dogitright@googlemail.com, www.dogitright.<strong>de</strong>Spuren am Erbgut – negative Folgen <strong>de</strong>r Fehlprägungbei artfrem<strong>de</strong>r <strong>Tier</strong>haltungDr. Peter Spork, Buchautor, Herausgeber <strong>de</strong>s Newsletters„Epigenetik“ps@peter-spork.<strong>de</strong>, www.peter-spork.<strong>de</strong>Menschsein ist nur möglich mit <strong>Tier</strong>en als Partner undGiardien, Kokzidien & Co – Welpen artgerecht undgesund aufziehenKlaus-Rainer Töllner, Biologe und Autor, Fa. PerNaturam,beratung@pernaturam.<strong>de</strong>, www.pernaturam.<strong>de</strong><strong>Tier</strong>impfung – Anspruch und RealitätHans-U. Tolzin, Buchautor und Herausgeber „Impfreport“redaktion@impf-report.<strong>de</strong>, www.impf-report.<strong>de</strong>Wie natürlich ist die natürliche Schiefe <strong>de</strong>s Pfer<strong>de</strong>s?Barbara Welter-Böller, Physiotherapeutin und Osteopathin fürPfer<strong>de</strong> und Hun<strong>de</strong>info@welter-boeller.<strong>de</strong>, www.welter-boeller.<strong>de</strong>22artgerecht 1/2013


Die Säure-Basen-Balance als Baustein fürGesundheitvon Susan BärAuch im tierischen Organismus kann die Säure-Basen-Balance aus <strong>de</strong>m Gleichgewicht geraten. Wir sprechendann von „Übersäuerung“, die es so eigentlich nichtgibt. Wir sehen aber die Folgen: Die energetische undinformelle Schwingungsregulation stimmt nicht mehr.Das <strong>Tier</strong> wird krank.Der „Säurestau“ blockiert das System: Nährstoffe o<strong>de</strong>rgegebene Mittel wirken kaum. Symptome wer<strong>de</strong>nzum Feind, was aber vielmehr als Hilferuf <strong>de</strong>s „innerenArztes“ gesehen wer<strong>de</strong>n kann: „Ich brauche Unterstützung,sonst gerät die Grundregulation immer stärkeraus <strong>de</strong>m Gleichgewicht.“In diesem Vortrag erläutere ich Ihnen möglicheHinweise auf eine „Übersäuerung“ und dass sie vieleGesichter haben kann. In vielen Fällen führt erst einesinnvolle Kombination unterschiedlicher Verfahrenzum Erfolg, d. h. zurück in die Grundregulation, in dieSäure-Basen-Balance. Ich wer<strong>de</strong> Ihnen Möglichkeitenaufzeigen, wie Sie die Selbstheilung <strong>de</strong>s <strong>Tier</strong>es sowohlin akuten Krankheitsphasen, als auch bei chronischenBeschwer<strong>de</strong>n sinnvoll unterstützen können.Warum Wölfe keine Allergien habenvon Dr. Vera BiberIn meinem Vortrag möchte ich <strong>de</strong>n Unterschied zwischenCanis lupus und Canis lupus familiaris erklärenund was diese Verschie<strong>de</strong>nheiten für die Gesundheitunserer Hun<strong>de</strong> ausmachen. Diese betreffen nichtnur ihr körperliches, son<strong>de</strong>rn auch ihr mentales undseelisches Wohlergehen. Inwieweit können o<strong>de</strong>r solltenwir als betreuen<strong>de</strong> Menschen ihrem Wolfsbedürfnisnachkommen? Existiert dieses überhaupt noch? Ammeisten haben sich vom Wolf zum Hund Innenhaltungund Ernährung verän<strong>de</strong>rt. Auf Letztere möchte ichschwerpunktmäßig eingehen.EMS & Cushing – Zivilisationskrankheiten<strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>von Dr. Christina FritzJahr für Jahr wer<strong>de</strong>n mehr Pfer<strong>de</strong> mit „Cushing“diagnostiziert, einer noch vor 50 Jahren äußerstseltenen Krankheit. Für <strong>de</strong>n Pfer<strong>de</strong>halter oft einefatale Diagnose, heißt das doch teure Medikamententherapieund immer wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Symptomschübe.Auch eine ganz neue Krankheit ist vor einpaar Jahren aufgetreten, das EMS, manchmal auch alsInsulinresistenz o<strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>diabetes bezeichnet. Auchhier sind <strong>Tier</strong>ärzte und Pfer<strong>de</strong>halter weitgehend ratlos,da über die Hintergrün<strong>de</strong> bei<strong>de</strong>r Krankheiten bisherwenig bekannt ist. Meist versucht man, die Symptomezu therapieren, erreicht jedoch keine nachhaltigeVerbesserung <strong>de</strong>r Krankheit. Frau Dr. Fritz erläutert indiesem Vortrag auf die von ihr gewohnte, verständlicheArt und Weise die komplexen biochemischenHintergrün<strong>de</strong> bei<strong>de</strong>r Erkrankungen. Denn in <strong>de</strong>nmeisten Fällen sind sowohl EMS als auch Cushing aufStörungen im Hormonsystem zurückzuführen, die aberetwas komplexer sind als nur „Hypophysena<strong>de</strong>nom“o<strong>de</strong>r „Diabetes“. Da sich im Hormonsystem allebeteiligten Hormondrüsen gegenseitig beeinflussen,ist das Verständnis für die Mitspieler und <strong>de</strong>renAbhängigkeiten <strong>de</strong>r Schlüssel, um EMS und Cushingnachhaltig zu therapieren. Die Störungen in <strong>de</strong>n Stoffwechselabläufenund die Zusammenhänge zwischenEMS, Insulinresistenz, (Pseudo-)Cushing und <strong>de</strong>nHaltungs- und Fütterungsbedingungen wer<strong>de</strong>n ebensoerläutert wie mögliche Therapieansätze, die sich in <strong>de</strong>rPraxis bewährt haben.Selenmangel – was steckt dahinter?von Dr. Christina FritzJe<strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>halter und Therapeut kennt mittlerweile dieBlutbil<strong>de</strong>r, in <strong>de</strong>nen Selenmangel diagnostiziert wird.Meist wird dann die naheliegen<strong>de</strong> Erklärung herangezogen,das läge an <strong>de</strong>n selenarmen Bö<strong>de</strong>n. Verschwiegenwird dabei, dass seit über zehn Jahren praktischalle Kraftfutter und Mineralfutter für Pfer<strong>de</strong> mit Selenangereichert wer<strong>de</strong>n und dadurch ein Selenmangel bei„normal“ gefütterten Pfer<strong>de</strong>n eigentlich gar nicht möglichist. Auch die Anreicherung von Düngemitteln mitSelen wird nicht erwähnt, was zu einer schleichen<strong>de</strong>nSelen-Anreicherung in unseren Bö<strong>de</strong>n und damit imGrundfutter <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong> führt. Und komplett unerwähntbleibt die Tatsache, dass bei Selen <strong>de</strong>r Grat zwischenWirkung und Gift extrem schmal ist. Denn schonMengen, die noch nicht als toxisch eingestuft wer<strong>de</strong>n,führen zu schleichen<strong>de</strong>n Stoffwechselstörungen. Sowird ein Zusammenhang zwischen einer ständigenSelenzufütterung und Arthrose bei jungen Pfer<strong>de</strong>n,Nervenschä<strong>de</strong>n, Insulinresistenz („Pfer<strong>de</strong>diabetes“),Schilddrüsenerkrankungen und Kryptopyrroluriediskutiert. Kleines Spurenelement, großer möglicherScha<strong>de</strong>n. Dieser Vortrag erläutert die Hintergrün<strong>de</strong> zurDiagnose „Selenmangel“ und setzt diese ins Verhältnismit <strong>de</strong>n übrigen Werten <strong>de</strong>s großen Blutbil<strong>de</strong>s. Therapiemaßnahmenfür solche Pfer<strong>de</strong> abseits <strong>de</strong>r üblichen„Selenpräparate“ wer<strong>de</strong>n anhand von Beispielen erläutert.Denn <strong>de</strong>r sichtbare Selenmangel zeigt meist nur,dass im Stoffwechsel etwas aus <strong>de</strong>m Ru<strong>de</strong>r gelaufenist. Anhand <strong>de</strong>r Symptome und <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Blutwertekann eingegrenzt wer<strong>de</strong>n, was <strong>de</strong>n sichtbaren Mangelverursacht. Kennt man die Ursache, kann man diesetherapieren und bleibt nicht beim Symptom stehen.Salz – vom Weißen Gold zum Weißen Giftvon Dr. Frauke GarbersOhne Salz ist kein Leben möglich. Wasser und Salz sinddie Bausteine <strong>de</strong>s Lebens. Wasser gilt als LebensmittelNr. 1, <strong>de</strong>n gleichen Stellenwert hat das Salz!Diese Erkenntnis hatten die Menschen offenbar schonvor Tausen<strong>de</strong>n von Jahren, weshalb Salz auch „WeißesGold“ genannt wur<strong>de</strong>. Salz wur<strong>de</strong> wie ein Schatzgehütet und kriegerisch umkämpft. Wer das Salz hatte,besaß die Macht!Salz erfüllt viele sehr wichtige Funktionen im Körper<strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong> und Hun<strong>de</strong> (und <strong>de</strong>r Menschen): Es ist vonwesentlicher Be<strong>de</strong>utung für die Regulation <strong>de</strong>s Wasserhaushaltes(löst z. B. Durstempfin<strong>de</strong>n aus), spielt einezentrale Rolle im Säure-Basen-Haushalt und bewirktu. a. die Erregbarkeit von Nerven und Muskeln.Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen entstand allesLeben aus <strong>de</strong>m Urmeer. Davon zeugt die Übereinstimmung<strong>de</strong>r Salzkonzentration (1 %-ig) im Blut <strong>de</strong>rSäugetiere (Menschen, Pfer<strong>de</strong>, Hun<strong>de</strong> usw.) und <strong>de</strong>rSalz-Wasserkonzentration im Urmeer (0,9 %). Auchdas Fruchtwasser besteht aus einer 37° C warmen,1 %-igen Sole (Salz-Wasser-Flüssigkeit). Die Sole bil<strong>de</strong>tdie Grundlage <strong>de</strong>s wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Lebens. Selbst Vitamineund Eiweißbausteine entwickeln sich aus <strong>de</strong>m Wasserund Salz.Bei diesem Salz han<strong>de</strong>lt es sich allerdings nicht umunser übliches Tafelsalz (auch Kochsalz o<strong>de</strong>r Speisesalz),son<strong>de</strong>rn um Kristallsalz. Dieses Salz enthält alle92 Elemente <strong>de</strong>s Perio<strong>de</strong>nsystems (mit Ausnahme <strong>de</strong>rE<strong>de</strong>lgase), die in bioverfügbarer Form vom Organismusaufgenommen wer<strong>de</strong>n können.Naturbelassenes Kristallsalz hat – im Gegensatz zu <strong>de</strong>rzelltoxischen Wirkung <strong>de</strong>s raffinierten, chemisch behan<strong>de</strong>ltenTafelsalzes – neben <strong>de</strong>r genannten stoffwechselphysiologischenBe<strong>de</strong>utung eine heilen<strong>de</strong> Wirkung undist mittlerweile auch schulmedizinisch anerkannt (z. B.bei Atemwegserkrankungen, Hautproblemen, Allergien,usw.).Pfer<strong>de</strong> und Hun<strong>de</strong> benötigen für <strong>de</strong>n optimalen Ablaufaller Zellfunktionen ausreichend Salz. Ihr Salzbedarf istvon <strong>de</strong>r körperlichen Leistung und <strong>de</strong>m damit verbun<strong>de</strong>nenWasserverlust abhängig.Es stellt sich die Frage, mit welcher Art Salz das Futterergänzt wer<strong>de</strong>n sollte, <strong>de</strong>nn die im Han<strong>de</strong>l erhältlichenLecksteine (für Pfer<strong>de</strong>) bestehen z. T. aus reinemgesundheitsschädlichem Kochsalz.Ätherische Öle in <strong>de</strong>r <strong>Tier</strong>heilkun<strong>de</strong>von Manfred HeßelIn speziellen Öldrüsen produzieren viele Pflanzen starkduften<strong>de</strong>, flüchtige Stoffe von sehr komplexer Zusammensetzung:die ätherischen Öle. Diese Vielstoffgemischesind gut löslich in Fett und Alkohol. Ätherische Öleselbst hinterlassen beim Verdampfen keinen Fettfleck.Sie haben meist einen für ihre Stammpflanze charakteristischenDuft.Diese flüchtigen Vielstoffgemische schützen die Pflanzenvor Keimen, Pilzen und Fressfein<strong>de</strong>n. Sie wirkengleichzeitig auch als Botenstoff, z. B. um bestäuben<strong>de</strong>Insekten herbeizulocken.Ätherische Öle sind aus vielen verschie<strong>de</strong>nen chemischenVerbindungen zusammengesetzt. Unter an<strong>de</strong>rementhalten sie: Terpene, Sesquiterpene, Alkohole, Al<strong>de</strong>hy<strong>de</strong>,Phenole, Esther, aromatische Verbindungen.Da sie kein Fett enthalten, verdampfen reine ätherischeÖle immer rückstandsfrei. Im Wasser sind sie beinaheunlöslich (hydrophob). Wegen ihrer geringen Dichtebil<strong>de</strong>n sie auf <strong>de</strong>m Wasserspiegel meist eine schwimmen<strong>de</strong>Schicht. Darum wer<strong>de</strong>n sie zu Tees o<strong>de</strong>r zuartgerecht 1/2013 23


Bä<strong>de</strong>rn mit emulgieren<strong>de</strong>n Zusätzen wie Milch, Honigo<strong>de</strong>r auch Salz gegeben.AromatherapieDer Begriff Aromatherapie ist nicht geschützt und wirdsehr vielfältig genutzt. In <strong>de</strong>r Medizin und <strong>Tier</strong>medizinversteht man unter Aromatherapie <strong>de</strong>n systematischentherapeutischen Einsatz rein pflanzlicher ätherischerÖle, die innerlich und äußerlich, sowie olfaktorischgenutzt wer<strong>de</strong>n.Die nachhaltige antimikrobielle Wirkung <strong>de</strong>r ätherischenÖle ist gut erforscht und beruht auf ihrerhohen Komplexität. Mikroben bleiben gegenüber <strong>de</strong>nkomplexen Gemischen <strong>de</strong>r ätherischen Öle beson<strong>de</strong>rsanfällig, sie sind nicht in <strong>de</strong>r Lage, dagegen Resistenzenzu bil<strong>de</strong>n.Neben <strong>de</strong>r antimikrobiellen Wirkung zeichnen sichätherische Öle durch ihre fungizi<strong>de</strong>, also Pilze bekämpfen<strong>de</strong>,und ihre Viren hemmen<strong>de</strong> Wirkung aus.In <strong>de</strong>m Symposiums-Vortrag wer<strong>de</strong> ich auf einzelneInhaltsstoffe und ihre Wirkungsweisen eingehen. Verschie<strong>de</strong>nePflanzen wer<strong>de</strong>n beispielhaft vorgestellt, diedaraus gewonnenen ätherischen Öle besprochen unddie therapeutischen Einsatzmöglichkeiten erläutert.Haltungsbedingte Zahnprobleme und<strong>de</strong>ren Auswirkung auf die Biomechanikvon Souel MalehIn <strong>de</strong>n letzten 15 Jahren hat die Pfer<strong>de</strong>zahnmedizinin Deutschland eine Renaissance erlebt. Pfer<strong>de</strong>zähnesind ähnlich wie die Hufe einem steten Abrieb undNachschieben aus <strong>de</strong>m Zahnfach unterlegen. Darausresultiert, dass evtl. vorliegen<strong>de</strong> Fehlabriebe einmaljährlich nachkorrigiert wer<strong>de</strong>n müssen.Ähnlich wie bei <strong>de</strong>n Hufen, ist <strong>de</strong>r Fehlabrieb begünstigtdurch Haltungs- und Fütterungsfaktoren, welchenicht <strong>de</strong>m natürlichen evolutionären System entsprechen.Ebenso zeigt <strong>de</strong>r Anspruch <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>besitzer inBezug auf die Leistung unterschiedlichste Ansprüche,welche direkte, als auch indirekte Auswirkung auf <strong>de</strong>nZahnabrieb haben.Der Vortrag soll <strong>de</strong>m Pfer<strong>de</strong>besitzer einen Einblickgeben, welche Zahnprobleme beim Pferd durch diegefor<strong>de</strong>rten Leistungen entstehen und welche AuswirkungFütterung, Fütterungsmanagement und Haltungauf <strong>de</strong>n Zahnabrieb haben.Wie aus Liebe zum <strong>Tier</strong> Krankheitenentstehenvon Mechthil<strong>de</strong> PresterViele <strong>Tier</strong>besitzer wollen nur das Beste für ihr <strong>Tier</strong> undvertrauen dabei auf die Werbung von Futtermittelherstellernund Pharmazie, sowie auf die Aussagen ihrer<strong>Tier</strong>ärzte. Warum das in vielen Fällen aber negativeFolgen für die Haustiere hat, erklärt die <strong>Tier</strong>heilpraktikerinMechthild Prester in ihrem Vortrag.Wichtige Themen für <strong>de</strong>n verantwortungsbewussten<strong>Tier</strong>besitzer sind beispielsweise die Ernährung, dieImpfung, Parasitenprophylaxe und die Behandlung vonKrankheiten. Über das Thema „Gesundheit“ macht sich<strong>de</strong>r engagierte <strong>Tier</strong>besitzer dagegen oft erst Gedanken,wenn das <strong>Tier</strong> krank ist. Dabei ist es gera<strong>de</strong> das Wissenum <strong>de</strong>n Erhalt <strong>de</strong>r Gesundheit, welches an erster Stellestehen sollte.Der erste Teil <strong>de</strong>s Vortrags behan<strong>de</strong>lt die gängigenStandards <strong>de</strong>r Fütterung, <strong>de</strong>s Impfverhaltens und <strong>de</strong>rParasitenbekämpfung. Mechthild Prester zeigt auf,warum diese schädlich fürs <strong>Tier</strong> sein können und was<strong>de</strong>r aufgeklärte <strong>Tier</strong>besitzer statt<strong>de</strong>ssen machen kann.Im zweiten Teil geht es um die medizinische Behandlungvon kranken <strong>Tier</strong>en. Die Referentin erklärt dieHintergrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>r „Krankheit“ und warum die Bekämpfung<strong>de</strong>r Symptome nicht automatisch eine Therapie<strong>de</strong>r Krankheit be<strong>de</strong>utet. Sie geht außer<strong>de</strong>m auf dieUrsachen und <strong>de</strong>n Sinn von Symptomen ein.Die Wahrheit über das Training mitMarkersignalen Teil 1 & 2von Ulrike SeumelDie Arbeit mit Markersignalen erfreut sich einerwachsen<strong>de</strong>n Beliebtheit bei Trainern und Haltern <strong>de</strong>rverschie<strong>de</strong>nsten <strong>Tier</strong>arten. Dennoch wird die Arbeit mitMarkersignalen oft als Trainingstechnik zwischen <strong>de</strong>nExtremen „Wattebausch und Konditonierungsautomat“eingestuft.Was verbirgt sich hinter <strong>de</strong>r Arbeit mit Markersignalenwirklich – verschafft sie Mensch und <strong>Tier</strong> Vorteile o<strong>de</strong>rsteckt doch ein Fünkchen Wahrheit hinter <strong>de</strong>m konditioniertenWattebausch?Spuren am Erbgut – negative Folgen <strong>de</strong>rFehlprägung bei artfrem<strong>de</strong>r <strong>Tier</strong>haltungvon Dr. Peter SporkDie junge Wissenschaft <strong>de</strong>r Epigenetik erforschtbiochemische Strukturen an und neben <strong>de</strong>m Erbgut,die dauerhaft die Aktivierbarkeit von Genen verän<strong>de</strong>rn.Diese „Schalter an <strong>de</strong>n Genen“ sind für eine gesun<strong>de</strong>Entwicklung aller höheren Lebewesen unerlässlich,<strong>de</strong>nn sie bestimmen, wie aus einer einzigen befruchtetenEizelle nach und nach ein komplexes Wesen mitBillionen von Zellen unterschiedlichster Typen und Aufgabenwer<strong>de</strong>n kann. Erst die epigenetischen Schalterverleihen einer Zelle ihr typisches Genaktivitätsmusterund bestimmen damit ihre I<strong>de</strong>ntität.Doch die Markierungen an <strong>de</strong>n Genen können mehr:Weil sie auch als Reaktion auf Einflüsse aus <strong>de</strong>rUmwelt an bestimmte Stellen <strong>de</strong>s Erbguts gelangen,verhelfen sie <strong>de</strong>m Organismus zu einem bleiben<strong>de</strong>nGedächtnis für Umwelteinflüsse aller Art: Klima,Stress, Ernährung, Bewegung und vieles mehrwirken sich so direkt auf die innerste Physiologie vonLebewesen aus. Und je nach<strong>de</strong>m, ob die Einflüssepositiv o<strong>de</strong>r negativ sind, bestimmen sie für <strong>de</strong>n Rest<strong>de</strong>s Lebens mit über Persönlichkeit und Krankheitsanfälligkeit.Für die Haltung von Haus- und Nutztieren haben dieseErkenntnisse eine große Be<strong>de</strong>utung, die in <strong>de</strong>m Vortragnäher erläutert wird.Mensch-Sein ist nur möglich im Umgang mit<strong>Tier</strong>envon Klaus-Rainer TöllnerAls unsere Vorfahren aus <strong>de</strong>r Traumwelt erwachten undsich selbst als Ich erkannten, begegneten sie <strong>de</strong>n <strong>Tier</strong>enals Du, die nun nicht mehr nur Beute und Nahrungwaren, son<strong>de</strong>rn Verkörperungen von beson<strong>de</strong>ren Eigenschaftenund Fähigkeiten, welche die Menschen auchin sich selbst erkannten o<strong>de</strong>r die sie sich wünschten.<strong>Tier</strong>e waren gleichwertige und mächtige Partner.Aus <strong>de</strong>r Einsamkeit <strong>de</strong>s Ich wur<strong>de</strong> die Gemeinsamkeitmit <strong>de</strong>m Du, und bei allen Gefahren, die von <strong>Tier</strong>enausgehen, auch eine Geborgenheit in dieser Welt, in erje<strong>de</strong>s seinen Platz hat.Aus <strong>de</strong>r Erkenntnis von Ich und Du entstan<strong>de</strong>n gleichermaßendie Fragen nach <strong>de</strong>m Woher und Wohin. Geburtund Tod wur<strong>de</strong>n nun nicht mehr nur als Ereignissehingenommen, son<strong>de</strong>rn als Stationen in einem großenKreislauf verstan<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m <strong>Tier</strong>e die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>Rolle spielten. Die beson<strong>de</strong>re Hinwendung zu einer<strong>Tier</strong>art konnte bis zur I<strong>de</strong>ntifikation mit ihr o<strong>de</strong>r aucheinem bestimmten <strong>Tier</strong> führen. So entstand etwa dieVorstellung, <strong>de</strong>r Mensch sei aus dieser <strong>Tier</strong>art alsseinem mythischen Ahnen hervorgegangen und wer<strong>de</strong>nach <strong>de</strong>m Tod in einem solchen <strong>Tier</strong> wie<strong>de</strong>rgeboreno<strong>de</strong>r in ihm weiterleben. Das <strong>Tier</strong> wur<strong>de</strong> zum Totem <strong>de</strong>rGruppe o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Stammes, durch das eine Verwandtschafto<strong>de</strong>r sogar eine I<strong>de</strong>ntität dargestellt wur<strong>de</strong>.Diese innige Verbindung bestand während <strong>de</strong>r gesamtenAlt- und Mittelsteinzeit und in einigen Völkern, dieJäger und Sammler geblieben waren, noch bis ins letzteJahrhun<strong>de</strong>rt.Erst in <strong>de</strong>r Jungsteinzeit hat sich das mit <strong>de</strong>r Domestikationverschie<strong>de</strong>ner <strong>Tier</strong>arten geän<strong>de</strong>rt. Nun waren<strong>Tier</strong>e zwar wertvoller Besitz, <strong>de</strong>n man schützen musste,aber nicht mehr Manifestationen unsterblicher Seelen,die sich auf ihrem Weg auch als Menschen inkarnierten.Die Achtung vor <strong>de</strong>n <strong>Tier</strong>en als gleichwertigeWesen wan<strong>de</strong>lte sich in ein Machtverhältnis. Zu einigen<strong>Tier</strong>en, wie vor allem zu Hun<strong>de</strong>n und später Pfer<strong>de</strong>n,entwickelten manche Menschen zwar Freundschaftsbeziehungen,an<strong>de</strong>re <strong>Tier</strong>arten aber verloren ihren Statusals Seelenverwandte und wur<strong>de</strong>n zu Nutztieren, dieman beliebig ausbeuten und töten konnte, ein Prozess,<strong>de</strong>r bis heute anhält.Mehr und mehr <strong>de</strong>finierten sich die Menschen, vorallem <strong>de</strong>s westlichen Kulturkreises, als Herrscher <strong>de</strong>rNatur, wozu sie sich durch <strong>de</strong>n göttlichen Auftrag berufenfühlten: Macht euch die Er<strong>de</strong> untertan! In diesemBild nahmen <strong>Tier</strong>e die Rolle <strong>de</strong>r Beherrschten ein. Auchdie Vorstellung von reinen <strong>Tier</strong>en und unreinen <strong>Tier</strong>enhat sich damals entwickelt, sie prägt manche Kulturenbis heute.Mit dieser Entwicklung verliert <strong>de</strong>r Mensch sich selbst.Das <strong>Tier</strong> wird zur Sache, aus <strong>de</strong>n Partnern wer<strong>de</strong>nSklaven, die man beliebig ausbeuten kann, bis hin zurVernichtung.So wie die Begegnung mit <strong>de</strong>n <strong>Tier</strong>en <strong>de</strong>n Menschenzum Du und damit zum Menschsein führte, wird ernun durch die Missachtung und Diffamierung <strong>de</strong>r <strong>Tier</strong>eentmenschlicht.Der Tod durch Schlachten, früher für je<strong>de</strong>n allgegenwärtig,wur<strong>de</strong> vollkommen anonymisiert, <strong>Tier</strong>e sind zuVerbrauchsgütern gewor<strong>de</strong>n, und damit ging <strong>de</strong>r letzteRest Achtung verloren. Die erbarmungslose Massentierhaltung,die wir nur verdrängt ertragen können, <strong>de</strong>rHass mancher Menschen, die sich ihre Macht über <strong>Tier</strong>edurch Quälerei bestätigen müssen o<strong>de</strong>r sie als Mittelfür ihre Rache missbrauchen. Nicht weniger quälerisch24artgerecht 1/2013


ist es, ein <strong>Tier</strong> nicht seiner Art o<strong>de</strong>r Rasse entsprechendleben zu lassen. All das führt uns weg vom Menschseinzur Unmenschlichkeit. Menschsein gelingt nur mit<strong>Tier</strong>en.Grausamkeit, Lei<strong>de</strong>n und Mord beherrschen unsereKultur. Die Schreckensschreie <strong>de</strong>r Lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n können wirunhörbar machen und überhören, aber sie sind in <strong>de</strong>rWelt und sie bleiben in <strong>de</strong>r Welt. Das Echo wer<strong>de</strong>n wirnicht verstummen lassen können.Auf diesem Weg <strong>de</strong>r Entfremdung sind wir inzwischenweit fortgeschritten. Wir alle haben mehr o<strong>de</strong>r wenigerdie Achtung vor <strong>de</strong>n <strong>Tier</strong>en, ja vor <strong>de</strong>m Leben selbst,verloren, <strong>de</strong>nn wir lassen zu, was nicht sein darf, undla<strong>de</strong>n damit schwere Schuld auf uns. Ohne <strong>Tier</strong>e unddie Achtung vor ihnen und vor <strong>de</strong>m Leben insgesamtkönnen wir nicht Mensch sein.Darüber möchte ich ausführlicher sprechen in meinemEröffnungsvortrag am Freitagabend.Giardien, Kokzidien & Co – Welpenartgerecht und gesund aufziehenvon Klaus-Rainer TöllnerKaum ist <strong>de</strong>r Welpe aus <strong>de</strong>r Geborgenheit <strong>de</strong>r Gebärmutterentlassen, beginnt für ihn <strong>de</strong>r Krieg. Und damitist nicht die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit zigtausen<strong>de</strong>nAntigenen gemeint, vor allem <strong>de</strong>n vielen Mikroben,mit <strong>de</strong>nen sich je<strong>de</strong>s junge Lebewesen schon immerauseinan<strong>de</strong>rsetzen musste, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Krieg, <strong>de</strong>rmit chemischen Medikamenten geführt wird, oft vomersten Lebenstag an.Hat ein Welpe das Pech, durch einen Kaiserschnittdas Licht <strong>de</strong>r Welt zu erblicken, o<strong>de</strong>r hatte die MutterProbleme bei <strong>de</strong>r Geburt, bekommt sie Antibiotika.Der Welpe wird über die Muttermilch sofort damitbombardiert, mit verheeren<strong>de</strong>n Folgen für <strong>de</strong>n Aufbauseiner Darmflora.Dann besteht ja auch noch die Gefahr, über die Muttermilchmit Wurmlarven infiziert zu wer<strong>de</strong>n. Das wird alsGrund dafür angeführt, diese massiv mit Wurmkuren zubekämpfen, egal, welche möglichen Folgen das habenkann. Bei manchen Welpen wird je<strong>de</strong> Woche entwurmt,ob Wurmlarven da sind o<strong>de</strong>r nicht.Es kommt nieman<strong>de</strong>m in <strong>de</strong>n Sinn, einmal die Frage zustellen, ob die Natur sich bei <strong>de</strong>r Infektion mit Larvenetwas „gedacht“ haben könnte und dass auch Würmerzu <strong>de</strong>n notwendigen Besiedlern <strong>de</strong>s Darms gehören.Immerhin weiß man inzwischen von Menschenin unseren Breiten, die ja nur noch sehr selten mitWürmern infiziert sind, dass sie <strong>de</strong>n Status „wurmfrei“mit <strong>de</strong>m Preis vieler Allergien bezahlen. Wer inKategorien <strong>de</strong>s Krieges und nicht <strong>de</strong>r Harmonie und <strong>de</strong>rinneren Balance <strong>de</strong>nkt, vielleicht auch an <strong>de</strong>n Umsatz,muss wohl Krieg führen und wird diese Gedanken fürverantwortungslos erklären.Ein an<strong>de</strong>res, sehr bedrücken<strong>de</strong>s Beispiel sind Giardienund Kokzidien. Auch die gehören mehr o<strong>de</strong>r wenigerzur Besiedlung, und das Immunsystem aller Welpenmuss sich damit auseinan<strong>de</strong>rsetzen. Giardien kann maninzwischen bei fast 50 % aller Hun<strong>de</strong> nachweisen, ohnedass sie krank wären. Sollte ein Welpe Durchfall haben,vielleicht blutigen, verursacht durch diese Einzeller, wir<strong>de</strong>r mit Entwurmungsmitteln und Antibiotika vollgepumpt,häufig mit verheeren<strong>de</strong>n Folgen für ein ganzesLeben. Natürliche Wege, die <strong>de</strong>m Immunsystem <strong>de</strong>sWelpen helfen, mit <strong>de</strong>n Einzellern zurechtzukommen,und die keinen Scha<strong>de</strong>n anrichten, wer<strong>de</strong>n gar nichterst in Betracht gezogen. Am schlimmsten ist <strong>de</strong>r Falleines topfitten Welpen, bei <strong>de</strong>m durch eine Kotuntersuchungaber Giardien festgestellt wer<strong>de</strong>n. Offensichtichhat ja ein solcher Welpe, und davon gibt es sehr viele,mit <strong>de</strong>n Giardien Frie<strong>de</strong>n geschlossen, bei<strong>de</strong> lebenin Harmonie. Und trotz<strong>de</strong>m wird nun <strong>de</strong>r Welpe mitMedikamenten malträtiert, weil man die Anwesenheiteiner Mikrobe zur Krankheit erklärt. Das ist dann oft<strong>de</strong>r Anfang einer langen Medikamentenkarriere bis hinzu Kortison.Was Sie für Welpen durch artgerechte Versorgung tunkönnen, um ihnen ein langes und gesun<strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>lebenzu ermöglichen, darüber wer<strong>de</strong>n Sie in meinemVortrag mehr erfahren.<strong>Tier</strong>impfungen – Anspruch und Realitätvon Hans-U. TolzinBei <strong>de</strong>n <strong>Tier</strong>impfungen haben wir das gleichegrundsätzliche Problem wie bei <strong>de</strong>n Humanimpfungen:Es gibt keine Wirkungsnachweise in Form vonvergleichen<strong>de</strong>n Studien zwischen Geimpften undPlacebo-Geimpften, die einen gesundheitlichen Vorteil<strong>de</strong>r Geimpften belegen. Auch bei Zulassungsstudien für<strong>Tier</strong>impfstoffe sind placebo-kontrollierte Blindstudiennotwendig, um eine bewusste o<strong>de</strong>r unbewusste Beeinflussung<strong>de</strong>s Studienpersonals und <strong>de</strong>r auswerten<strong>de</strong>nExperten auszuschließen. Doch im Gegensatz zu <strong>de</strong>nHumanimpfstoffen können bei <strong>de</strong>n <strong>Tier</strong>impfstoffenkeine ethischen Grün<strong>de</strong> für die Nichtdurchführung vonobjektiven Vergleichsstudien angeführt wer<strong>de</strong>n.Statt vergleichen<strong>de</strong> Placebo-Studien durchzuführen,wird in aller Regel – wie bei <strong>de</strong>n Humanimpfstoffen –nur <strong>de</strong>r sogenannte Antikörpertiter im Blut gemessen.Steigt dieser nach <strong>de</strong>r Impfung in einem als ausreichendangesehenen Maße an, gehen die Impfexpertenvon einer Schutzwirkung aus. Gleichzeitig könnendieselben Experten jedoch keine wissenschaftlichenStudien vorweisen, die eine tatsächliche Schutzwirkungdurch hohe Antikörpertiter belegen. Ebenso gibt eskeine Studien, die belegen, dass Mensch o<strong>de</strong>r <strong>Tier</strong> mithohen Antikörpertitern gesün<strong>de</strong>r wären.Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Humanimpfstoffen gibt es fürbeobachtete Nebenwirkungen von <strong>Tier</strong>impfstoffenin Deutschland keine Mel<strong>de</strong>pflicht. Während dieMel<strong>de</strong>rate für mutmaßliche Impfnebenwirkungen inDeutschland meinen Berechnungen zufolge nicht höherals maximal ein Promille beträgt, dürfte die Mel<strong>de</strong>ratebei <strong>de</strong>n <strong>Tier</strong>impfstoffen noch weit darunter liegen.Die Argumentation <strong>de</strong>r Impfexperten, die geringeMel<strong>de</strong>rate beweise die Harmlosigkeit <strong>de</strong>r Impfungen,ist <strong>de</strong>shalb bei <strong>de</strong>n <strong>Tier</strong>impfstoffen noch unsinniger. DieBehauptung, <strong>Tier</strong>impfstoffe seien sicher, ist nicht mehrals ein mo<strong>de</strong>rner Mythos.Wie natürlich ist die natürliche Schiefe <strong>de</strong>sPfer<strong>de</strong>s?von Barbara Welter-BöllerMit <strong>de</strong>r natürlichen Schiefe <strong>de</strong>s Pfer<strong>de</strong>s muss sich je<strong>de</strong>rReiter und Trainer auseinan<strong>de</strong>rsetzen. Die meistenPfer<strong>de</strong> treten mit <strong>de</strong>m rechten Hinterfuß mehr nachaußen am Vor<strong>de</strong>rbein vorbei. Oft ist die Spitze <strong>de</strong>sHufes dabei nach außen gedreht.Das be<strong>de</strong>utet, dass in allen diagonalen Fußfolgen, unddies sind in allen 3 Grundgangarten die häufigstenMomente, <strong>de</strong>r Schub <strong>de</strong>s rechten Hinterbeins verstärktdiagonal auf das linke Vor<strong>de</strong>rbein trifft und in seinerKraft vermin<strong>de</strong>rt ist.Es ist statistisch erwiesen, dass die meisten Lahmheitenvorne links diagnostiziert wer<strong>de</strong>n. Dies scheint dieAuswirkung <strong>de</strong>r schwachen und diagonalen Schubkrafthinten rechts zu sein.Erklärungen für das Phänomen <strong>de</strong>r natürlichen Schiefegibt es einige, es „… ist vergleichbar mit <strong>de</strong>r Rechtso<strong>de</strong>rLinkshändigkeit <strong>de</strong>s Menschen“ (aus „Richtlinienfür Reiten und Fahren“ Band 1, 2012). Weiter wird dieErddrehung o<strong>de</strong>r die Lage <strong>de</strong>s Fohlens im Mutterleibdiskutiert. Die für mich einsichtigsten Ursachen wer<strong>de</strong>ich in meinem Vortrag darstellen und erörtern.artgerecht 1/2013 25


Das TagungsprogrammFreitag, 13. September 2013ab 17.00Begrüßung, Möglichkeiten für erste Gespräche18.00 Eröffnungsvortrag – Menschsein ist nur möglich mit <strong>Tier</strong>en als Partner Klaus-Rainer Töllner19.00 Gemeinsames Aben<strong>de</strong>ssenSamstag, 14. September 20139.00 – 10.00Wie natürlich ist die natürliche Schiefe <strong>de</strong>sPfer<strong>de</strong>s?Barbara Welter-BöllerWarum Wölfe keine Allergien habenDr. Vera Biber10.30 – 11.30 Salz – vom Weißen Gold zum Weißen Gift Dr. Frauke Garbers12.00 – 13.00 Ätherische Öle in <strong>de</strong>r <strong>Tier</strong>heilkun<strong>de</strong> Manfred Heßel13.00 – 14.00 Mittagessen14.00 – 15.00 Spuren am Erbgut – negative Folgen <strong>de</strong>r Fehlprägung bei artfrem<strong>de</strong>r <strong>Tier</strong>haltung Dr. Peter Spork15.30 – 16.30 Wie aus Liebe zum <strong>Tier</strong> Krankheiten entstehen können Mechthil<strong>de</strong> Prester17.00 – 18.00EMS & Cushing – Zivilisationskrankheiten <strong>de</strong>rPfer<strong>de</strong>Dr. Christina FritzDie Wahrheit über das Training mit Markersignalen – Teil 1Ulrike SeumelSonntag, 15. September 20139.00 – 10.00 Die Säure-Basen-Balance als Baustein für Gesundheit Susan Bär10.30 – 11.30 <strong>Tier</strong>impfung – Anspruch und Realität Hans-U. Tolzin12.00 – 13.00Haltungsbedingte Zahnprobleme und <strong>de</strong>renAuswirkungen auf die BiomechanikSouel MalehGiardien, Kokzidien & Co –Welpen artgerecht und gesund aufziehenKlaus-Rainer Töllner13.00 – 14.00 Mittagessen14.00 – 15.00Selenmangel – was dahinter stecktDr. Christina FritzDie Wahrheit über das Training mit Markersignalen – Teil 2Ulrike SeumelVortrag Pferd Vortrag Hund Vortrag Pferd und Hund26artgerecht 1/2013


Der TagungsortIhre AnmeldungWir freuen uns, in <strong>de</strong>r Mitte Deutschlands im 4-Sterne Wellness-& Tagungshotel Aqualux in Bad Salzschlirf einen passen<strong>de</strong>nRahmen für das Symposium gefun<strong>de</strong>n zu haben.Erfahren Sie mehr unter www.aqualux.<strong>de</strong>.Ja!Hiermit möchte ich mich verbindlich zum2. artgerecht Symposium vom 13.09. – 15.09.2013in Bad Salzschlirf anmel<strong>de</strong>n:Name, VornameStraße, Haus-Nr.PLZ, OrtAnzahl PersonenBad Salzschlirf (seit 1838 Mineral- und Moorheilbad) liegtmalerisch bei <strong>de</strong>r Barockstadt Fulda – zwischen Rhön undVogelsberg – und ist verkehrstechnisch sehr gut über dieBAB 5 und BAB 7 zu erreichen. Mehr Informationen unterwww.badsalzschlirf.<strong>de</strong>.Anzahl EinzelzimmerAnzahl DoppelzimmerAnzahl Hun<strong>de</strong>Die TeilnahmegebührDie Teilnahmegebühr für das 2. artgerecht Symposiumbeträgt 348,– Euro und beinhaltet2 Übernachtungen im Aqualux mit VollpensionTagungsgetränke und VerpflegungTagungsunterlagenWir freuen uns auf spannen<strong>de</strong>, interessante Tage undhoffen, auch Sie begrüßen zu können.Ihre-RedaktionIhre Unterschrift, DatumBitte sen<strong>de</strong>n Sie Ihre Anmeldung per Post o<strong>de</strong>r per Faxbis zum 15.08.2013 an:Manfred HeßelSchairon GmbH, Grüner Weg 79, 45731 WaltropFon +49 / (0)23 09 / 78 56 26Fax +49 / (0)23 09 / 78 20 76manfred.hessel@schairon.<strong>de</strong>Nach Anmeldung erhalten Sie eine Rechnung. Ihre Buchung wird erstmit Bezahlung <strong>de</strong>r Rechnung gültig. Bitte beachten Sie, dass dieseRechnungen nicht per Lastschrift eingezogen wer<strong>de</strong>n können.Eine kostenfreie Stornierung Ihrer Buchung ist bis zum 15.08.2013möglich. Bei späterer Stornierung fallen 60 % <strong>de</strong>s Rechnungsbetragesals Stornogebühr an.Ihr Kontakt zur RedaktionFranziska Böhmer: f.boehmer@artgerecht-tier.<strong>de</strong>Klaus-Rainer Töllner: k.r.toellner@artgerecht-tier.<strong>de</strong>Katharina Volk: k.volk@artgerecht-tier.<strong>de</strong>artgerecht erscheint im Verlag <strong>de</strong>rartgerecht 1/2013 27


Rasseportrait Pfer<strong>de</strong>Die Camargue, Heimat <strong>de</strong>s Camarguepfer<strong>de</strong>s,ist ein Sumpfgebiet imRhône-Delta im Sü<strong>de</strong>n Frankreichs. Es istein karges Land, <strong>de</strong>ssen Flora und Faunaauf die Arten beschränkt sind, <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>rsalzige Bo<strong>de</strong>n und das raue Klima nichtsausmachen. Dementsprechend ist dasCamarguepferd ein genügsames Robustpferd.Es wird in seiner Heimat meistextensiv in Her<strong>de</strong>n auf großen Wei<strong>de</strong>flächengehalten.Das Camarguepferd, auch „crin blanc“(frz. „Weißmähne“) genannt, kommtausschließlich als Schimmel vor. DieFohlen wer<strong>de</strong>n jedoch als Füchse, Rappeno<strong>de</strong>r Braune geboren, um dann nach undnach heller zu wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Regel sindsie mit spätestens 10 Jahren vollständigweiß. Ausgewachsen erreicht das Camarguepfer<strong>de</strong>in Stockmaß von 1,35 mbis 1,50 m. Es hat einen relativ schwerenKopf mit großen, ausdrucksstarken Augenund kleinen Ohren. Ein mittellanger,manchmal kurzer, aber tragkräftigerRücken und gut angesetzter Hals sin<strong>de</strong>benso charakteristisch wie seinekräftigen, trockenen Gliedmaßen, dievolle Mähne und sein üppiger Schweif.Der historische Ursprung <strong>de</strong>sCamarguepfer<strong>de</strong>s ist nicht endgültiggeklärt. Eine Theorie vertritt die Abstammungvom sogenannten Solutrépferd,einem während <strong>de</strong>r Steinzeit vorkommen<strong>de</strong>nWildpferd. Die Einmischung <strong>de</strong>sMenschen in die Fortpflanzung <strong>de</strong>sCamarguepfer<strong>de</strong>s begann vermutlichwährend <strong>de</strong>r Besetzung <strong>de</strong>r Provencedurch die Römer. Durch seine Ausdauerund Genügsamkeit empfahl sich dasCamarguepferd insbeson<strong>de</strong>re auch für <strong>de</strong>nEinsatz in <strong>de</strong>r Armee.Um 730 fan<strong>de</strong>n schließlich dieMauren mit ihren Berbern <strong>de</strong>n Weg nachSüdfrankreich. Auch sie hinterließen ihreSpuren im Blut <strong>de</strong>s Camarguepfer<strong>de</strong>s.Diese sind zum Teil heute noch erkennbar,unter an<strong>de</strong>rem durch gelegentlichesCrin BlancDas CamarguepferdAuftreten einer leichten Ramsnase un<strong>de</strong>inem tief angesetzten Schweif.Während <strong>de</strong>r Resi<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>r Päpste inAvignon im 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> vorallem die Farbe („Unschuldsweiß“) mitzusätzlich weißen Hufen als Zuchtzielgewichtet. An<strong>de</strong>re Zuchtziele wieRittigkeit, Gesundheit und Anpassung an<strong>de</strong>n kargen Lebensraum dürften in dieserZeit vernachlässigt wor<strong>de</strong>n sein.Im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt unter Napoleonwur<strong>de</strong>n in großer Zahl Camarguestutenmit Hengsten an<strong>de</strong>rer Rassen gekreuzt,um Remonten für die Kavallerie zuproduzieren. Aus Sicht <strong>de</strong>r Kavallerielieferten diese Kreuzungen hervorragen<strong>de</strong>Nachzuchten. Sie führten jedoch beinahezum Verfall <strong>de</strong>r Rasse.Als 1928 die staatlichen Deckstellengeschlossen wur<strong>de</strong>n, überließ man dieeinheimischen Züchter sich selbst. Sieverfolgten nun selbst <strong>de</strong>finierte Zuchtzielewie etwa die Eignung für die Arbeit mit<strong>de</strong>n schwarzen Camarguestieren und für<strong>de</strong>n Einsatz in <strong>de</strong>r Landwirtschaft. Aberauch eine rigorose natürliche Selektionwirkte auf die Her<strong>de</strong>n und brachte nachund nach <strong>de</strong>n robusten, ursprünglichenTyp wie<strong>de</strong>r zum Vorschein. In diese „Zeit<strong>de</strong>r Erholung“ fällt auch das Engagement<strong>de</strong>s angesehenen Her<strong>de</strong>nbesitzers MarquisFolco <strong>de</strong> Baroncelli-Javon, <strong>de</strong>r sich für dieAnerkennung <strong>de</strong>s Camarguepfer<strong>de</strong>s alseigenständige Rasse stark machte. Um dieTraditionen <strong>de</strong>r Camargue zu bewahren,grün<strong>de</strong>te er 1909 die Nacioun Gardiano,eine Zunft <strong>de</strong>r Gardians (beritteneStierhirten), führte wie<strong>de</strong>r Trachten einund stärkte damit das Bewusstsein für dielokalen Traditionen.In <strong>de</strong>n 1960er Jahren kam es schließlichzur Einrichtung eines Stutbuchesdurch die Züchtervereinigung in Zusammenarbeitmit <strong>de</strong>r Naturschutzbehör<strong>de</strong>sowie <strong>de</strong>r staatlichen Gestüteverwaltung.1978 fielen die ersten Fohlen aus eingetragenenEltern und damit die ersten mit <strong>de</strong>rRassebezeichnung „Camargue“, die Rassewur<strong>de</strong> endgültig staatlich anerkannt.Da das touristische Interesse an <strong>de</strong>nprovençalischen Traditionen und <strong>de</strong>m unblutigenStierkampf enorm stieg, wur<strong>de</strong>nimmer mehr Pfer<strong>de</strong> benötigt. DasCamarguepferd wur<strong>de</strong> vielfältig eingesetzt:beim Treiben <strong>de</strong>r Stiere durch diemalerischen, vom Krieg weitestgehendunzerstörten Orte römischen Ursprungsin die Arena hinein („abrivado“) undwie<strong>de</strong>r hinaus auf die weitläufigenWei<strong>de</strong>flächen („bandido“), beim Aussor-28artgerecht 1/2013


Rasseportrait Pfer<strong>de</strong>tieren <strong>de</strong>r Jungstiere zum Brennen(„ferra<strong>de</strong>“), beim Treiben von Stutenher<strong>de</strong>n(„roussataïo“) und bei Prozessionenan Feiertagen. Diese alten Bräuchewer<strong>de</strong>n heute noch praktiziert und habendas Camarguepferd zu einem festenBestandteil <strong>de</strong>r provençalischen Kulturgemacht.Der Einsatz <strong>de</strong>s Camarguepfer<strong>de</strong>s alsStierpferd schlug sich auch in <strong>de</strong>r Zuchtnie<strong>de</strong>r. Es wur<strong>de</strong> (und wird heute noch)auf Rittigkeit, Wendigkeit, Gehorsam undMut selektiert, um Pfer<strong>de</strong> zu erhalten, dieeffektiv an <strong>de</strong>n aggressiven, schnellenStieren arbeiten und so das Verletzungsrisikozu minimieren.Die Arbeit mit <strong>de</strong>n Stieren führte zurEtablierung einer speziellen Gardian-Reitweisemit beson<strong>de</strong>ren Ausrüstungsgegenstän<strong>de</strong>n.Beispielsweise kommt einGardiansattel mit hohem Vor<strong>de</strong>r- undHinterzwiesel sowie geschlossenenKorbbügeln zum Einsatz, <strong>de</strong>r je<strong>de</strong>rzeiteinen festen und sicheren Sitz gewährleistet.Geritten wird einhändig aufCamargue-Kandare, ein Stangengebissmit traditionell unbeweglichen Anzügen.Heute gibt es jedoch auch Varianten mitbeweglichen Anzügen und/o<strong>de</strong>r gebrochenemMundstück.In <strong>de</strong>r Jungpfer<strong>de</strong>ausbildung kommtzusätzlich das Caveçon zum Einsatz.Hierbei han<strong>de</strong>lt es sich um einen leichtenKappzaum, bestehend aus einer mit Le<strong>de</strong>rummantelten Glie<strong>de</strong>rkette in <strong>de</strong>r dreiRinge befestigt sind. In die bei<strong>de</strong>nseitlichen Ringe rechts und links wer<strong>de</strong>ndie offenen Caveçon-Zügel eingeschnallt.Dies ermöglicht eine das Maul schonen<strong>de</strong>,seitliche Einwirkung über <strong>de</strong>nNasenrücken während <strong>de</strong>r Ausbildung.Der mittlere Ring wird zum Longierenverwen<strong>de</strong>t. Ziel <strong>de</strong>r Ausbildung ist eingymnastiziertes, im natürlichen Gleichgewichtstehen<strong>de</strong>s Pferd, das auf indirekteZügelführung (neck-reining) reagiert.Verfügt das Pferd auch noch über <strong>de</strong>nangeborenen cow-sense, d. h. erahnt esdie Aktionen <strong>de</strong>s Stieres im Voraus, sokann sich <strong>de</strong>r Gardian auf einen perfektenMitarbeiter an <strong>de</strong>n Stieren verlassen.In <strong>de</strong>r Camargue entwickelten sich imLaufe <strong>de</strong>r Zeit verschie<strong>de</strong>ne Reiterspiele,bei <strong>de</strong>nen die Gardians ihr Können sowieSchnelligkeit und Wendigkeit ihrerPfer<strong>de</strong> unter Beweis stellen. Beim jeud‘oranges (Orangenspiel) beispielsweisemuss <strong>de</strong>r Reiter im vollen Galopp eineOrange aus <strong>de</strong>r Hand einer Arlesienne(Dame in <strong>de</strong>r Tracht aus Arles) aufnehmen.Beim jeu <strong>de</strong> bouquet (Blumenstraußspiel)muss <strong>de</strong>r Gardian einenBlumenstrauß gegen Verfolger verteidigen,in<strong>de</strong>m er ihnen in rasanten Wendungenausweicht. Die Konkurrentenhingegen versuchen ihm <strong>de</strong>n Blumenstraußabzujagen, um das Spiel für sich zuentschei<strong>de</strong>n. Bei allen diesen traditionellenSpielen gilt es, die Aufmerksamkeit<strong>de</strong>r Arlesiennes auf sich zu ziehen, die fürihre Anmut und Schönheit bekannt sind.Außerhalb seiner Heimat ist dasCamarguepferd weniger verbreitet,allerdings erfreut es sich in Deutschlandwachsen<strong>de</strong>r Beliebtheit. Seit 1976 gibt es<strong>de</strong>n Camarguepfer<strong>de</strong> Deutschland e. V.,<strong>de</strong>r in Kooperation mit <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschenZuchtverbän<strong>de</strong>n die Zucht von Camarguepfer<strong>de</strong>nin Deutschland betreut.Wie in Frankreich beginnen auch inDeutschland die Namen <strong>de</strong>r Fohlen je<strong>de</strong>sJahr mit einem bestimmten Buchstaben,<strong>de</strong>r sich nach <strong>de</strong>r Reihenfolge imAlphabet richtet. So kann man je<strong>de</strong>rzeitaus <strong>de</strong>m Namen eines Camarguepfer<strong>de</strong>sauf sein Alter schließen.Der Camarguepfer<strong>de</strong> Deutschlan<strong>de</strong>. V. berät in allen Fragen rund um dasCamarguepferd, stellt Rasse, Reitweise,Ausrüstung und Tracht bei Messen undShows einem breiten Publikum vor undrichtet Turniere in <strong>de</strong>r Gardian-Reitweisenach französischem Reglement und mitfranzösischen Richtern aus.Kerstin Stock, KönigswinterWeitere Informationen fi n<strong>de</strong>n sich im Internet auf<strong>de</strong>r Homepage <strong>de</strong>s Camarguepfer<strong>de</strong> Deutschlan<strong>de</strong>. V. unter www.camarguepfer<strong>de</strong>-<strong>de</strong>utschland.<strong>de</strong>BuchtippKarin Kattwinkel – Gutes Reiten hält mein Pferdgesund, Band 1: Wissen, wie <strong>de</strong>r Körper meinesPfer<strong>de</strong>s funktioniertDieses Buch vermittelt die für das Reitenwichtigen anatomischen, biomechanischenund physiologischen Grundkenntnisseund Zusammenhänge. Anschaulicherklärt die Autorin aus ihrer Erfahrungim Pfer<strong>de</strong>gesundheitszentrum Equo Vadis,was je<strong>de</strong>r Reiter über <strong>de</strong>n eigenen und<strong>de</strong>n Körper seines Pfer<strong>de</strong>s wissen sollte,um sein Pferd ein Leben lang gesund zuerhalten. Welche Voraussetzungen muss<strong>de</strong>r Reiter mitbringen, wie wird aus <strong>de</strong>mauf <strong>de</strong>m Pferd Sitzen<strong>de</strong>n ein Reiter, wiefunktionieren die Hilfen? Was passiert imKörper <strong>de</strong>s Pfer<strong>de</strong>s bei welcher Körperhaltung?Welche Übungen bewirken was?Wie funktioniert und wie lange dauertMuskelaufbau? Wie arbeite ich alsFreizeitreiter sinnvoll mit meinem Pferd,wie, wenn Turniere mein Ziel sind? DieAutorin zeigt typische Trainingsfehler aufund stellt sinnvolle Trainingspläne fürtypische Pferd-Reiter-Paare vor.Erschienen im Olms VerlagISBN-10: 3487084821Preis 32,80 Euroartgerecht 1/2013 29


Pflege und BehandlungBachblüten für Katzen und Hun<strong>de</strong>Eine EinführungDie Bachblüten-Therapie wur<strong>de</strong> nachihrem Begrün<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>m englischenArzt Dr. Edward Bach (1886 – 1936),benannt. Dieser entwickelte Anfang <strong>de</strong>r30er Jahre <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts aus <strong>de</strong>nBlüten ungiftiger Wildpflanzen (Blumen,Bäume und Sträucher) 38 heilsameEssenzen. Die Bachblüten sammeltman noch heute an <strong>de</strong>n von Dr.Bach festgelegten Fundortenin freier Natur. Die wässrigenBlütenauszüge wer<strong>de</strong>nmit Alkohol konserviertund als Konzentrateabgefüllt, die später aufEinnahmestärke verdünntwer<strong>de</strong>n.Eine beson<strong>de</strong>re Stellung nehmendie Rescue-Remedy o<strong>de</strong>r Notfalltropfenein. Sie bestehen aus <strong>de</strong>n EssenzenCherry Plum, Clematis, Impatiens, RockRose und Star of Bethlehem.Wie <strong>de</strong>r Name bereits sagt, sollten sienur in Notfällen eingesetzt wer<strong>de</strong>n undsind zur Dauertherapie nur in Ausnahmefällengeeignet.Einige Anwendungsbeispiele sind:Beruhigung vor tierärztlicherBehandlungMagen-Darm-Kolikenakute InfektionenUnfällevor o<strong>de</strong>r bei einem Gewitterin <strong>de</strong>r SylvesternachtNervositätInsektenstichelebensschwache WelpenAuch für Wickel, Umschläge undKompressen sind die Notfalltropfengeeignet. Die Bachblüten-Therapieerweist sichals beson<strong>de</strong>rs wirksam beiallen Beschwer<strong>de</strong>n, Störungeno<strong>de</strong>r Krankheiten, dieeine <strong>de</strong>utliche psychischeKomponente aufweisen.Außer<strong>de</strong>m kann sie begleitendbei allen organischen Erkrankungenangewandt wer<strong>de</strong>n, wobei die organischenErkrankungen mit <strong>de</strong>n psychischenin Verbindung stehen. Z. B. die EssenzNr. 6 Cherry Plum, die Kirschpflaume,gibt man im psychischen Bereich beiinnerer Anspannung und Unruhe. Dasorganische Gegenstück dazu wären z. B.Muskel- und Eingewei<strong>de</strong>verkrampfungo<strong>de</strong>r Verstopfung.Wie wirken Bachblüten?Nach <strong>de</strong>n Vorstellungen <strong>de</strong>r Naturheilkun<strong>de</strong>ist die Ursache für eine seelischeo<strong>de</strong>r psychische Erkrankung ein Ungleichgewichtvon Körper und Seele. Dieharmonischen Schwingungen <strong>de</strong>rBachblüten haben zum Ziel, seelischeo<strong>de</strong>r auch charakterlich bedingte negativeSchwingungen im Lebewesen zu regulieren,ins Gleichgewicht (also in eineharmonische Schwingung) zu bringenund dadurch <strong>de</strong>n Gleichklang zwischenKörper und Seele – und somit <strong>de</strong>nZustand <strong>de</strong>r Gesundheit – zu för<strong>de</strong>rn. Eswer<strong>de</strong>n positive Energien aktiviert, diedas Immunsystem und die körpereigenenAbwehrkräfte stärken und stabilisieren.Oftmals ist auch eine gleichzeitigehomöopathische Behandlung mitHochpotenzen angebracht, die ebenfallsauf <strong>de</strong>r psychischen Ebene wirken.Grenzen <strong>de</strong>r BachblütentherapieMan macht natürlich aus einem ängstlichenHündchen keinen Draufgänger undauch die superzickige Katzendiva, diegrundsätzlich keine Artgenossen in undums Haus dul<strong>de</strong>t, wird nicht zumSchmusetiger … Eine gewisse seelischeAusgeglichenheit ist aber immer zuerreichen. Ebenso sind Bachblütenunverzichtbar in Krisenzeiten (vorPrüfungen, Ausstellungen, Familienzuwachs,Umzug, Urlaub etc.).O<strong>de</strong>rmennig: 1. Agrimony Espe / Zitterpappel: 2. Aspen Tausendgül<strong>de</strong>nkraut: 4. Centaury30artgerecht 1/2013


Pflege und BehandlungIm Anschluss nun noch die Blüten inKurzfassung:1. Agrimony<strong>Tier</strong>e sind nach außen hin immerfröhlich, auch bei Erkrankungen o<strong>de</strong>rSpannungen im Umfeld. Sie zeigen nie,wie es in ihnen wirklich aussieht.2. AspenAllgemeine Ängstlichkeit.3. Beech<strong>Tier</strong>e sind aggressiv, ungeduldig undhöchst reizbar. Artgenossen wer<strong>de</strong>nmeistens nicht akzeptiert. Angriff erfolgtohne jegliche Vorwarnung.4. CentauryExtrem unterwürfig und überbrav. Lassensich von Kin<strong>de</strong>rn und Artgenossen allesgefallen, ohne sich zu wehren. Setzen beiTa<strong>de</strong>l vor Angst Harn ab.5. CeratoOrientiert sich stark an Artgenossen.Frisst erst, wenn diese fressen, spielt nur,wenn diese spielen. Große Abhängigkeitvon <strong>de</strong>r Bezugsperson, kann nicht alleinebleiben.6. Cherry PlumSehr unruhige und immer unter Spannungstehen<strong>de</strong> <strong>Tier</strong>e. Jähzornige Temperamentsausbrüche,Aggressionen.7. Chestnut BudGera<strong>de</strong> bei Hun<strong>de</strong>n einzusetzen, dieschwer auszubil<strong>de</strong>n sind, da sie bis zurnächsten Trainingsstun<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r allesvergessen. Machen immer und immerwie<strong>de</strong>r die gleichen Fehler. Unsauberkeitweit über das Welpenalter hinaus, geistigeEntwicklungsstörungen, Abwehrschwäche.8. Chicory<strong>Tier</strong>e wollen immer im Mittelpunktstehen. Eifersüchtig und besitzergreifend,lassen niemand an ihre Bezugspersonheran.9. Clematis<strong>Tier</strong>e zeigen kein Interesse an ihrerUmwelt. Oft Folge von Misshandlungeno<strong>de</strong>r schwerer langer Krankheit. Andauerndmü<strong>de</strong>, reaktionsträge, konzentrationsschwachund appetitlos.10. Crab Apple<strong>Tier</strong>e belecken und beknabbern ständigihre Pfoten und an<strong>de</strong>re Körperstellen.Herbstenzian:12. GentianStarkes Reinlichkeitsverhalten, <strong>de</strong>utlicherEkel, vor Ausscheidungen an<strong>de</strong>rer <strong>Tier</strong>eo<strong>de</strong>r Schmutz. Wür<strong>de</strong>n sich niemals aufeine schmud<strong>de</strong>lige Decke legen o<strong>de</strong>r imDreck wälzen. Wirkt auch entgiftend un<strong>de</strong>ntschlackend auf <strong>de</strong>n Organismus, sowievorbeugend gegen Zecken, Flöhe, Würmerund an<strong>de</strong>re Parasiten.11. ElmGrundsätzlich <strong>de</strong>r perfekte Hausgenosse.Übernimmt Verantwortung und sorgt fürOrdnung in Haus und Hof. Hun<strong>de</strong>bewachen Haus und Garten inkl.Kleinkin<strong>de</strong>r und <strong>Tier</strong>e, ohne aggressiv zusein. Katzen entwickeln großen Ehrgeizals Jäger und halten so die Mäusepopulationin Schach. Hingebungsvolle Mütter.Durch dieses große Verantwortungsgefühlkönnen aber auch Überfor<strong>de</strong>rung undÜberanstrengung entstehen, die großeErschöpfung mit sich bringt. Hier greiftdiese Bachblüte.12. GentianMisstrauisch, <strong>de</strong>pressiv, mangeln<strong>de</strong>sSelbstvertrauen. Wollen keine Verän<strong>de</strong>rungen,können mit unbekanntenSituationen nicht umgehen.13. Gorse<strong>Tier</strong>e, die lange Zeit unter schlimmenBedingungen gehalten o<strong>de</strong>r misshan<strong>de</strong>ltwur<strong>de</strong>n. Sie scheinen sich aufgegeben zuhaben. Rein äußerlich erkennt man sie anihrem mü<strong>de</strong>n stumpfen Augenausdruck,sie sind oft abgemagert, haben glanzlosesFell und keine Antriebskraft mehr.14. HeatherEifersüchtig und egoistisch. Folgen ihrerBezugsperson auf Schritt und Tritt.Erhalten sie nicht die ihnen gebühren<strong>de</strong>Aufmerksamkeit, stellen sie irgen<strong>de</strong>twasan, verstümmeln sich sogar selbst.15. HollyEifersucht und Aggressivität (bis zumTötungsvorsatz) auf neue Familienmitglie<strong>de</strong>r(egal ob Mensch o<strong>de</strong>r <strong>Tier</strong>). Sehrniedrige Reizschwelle. Versuchen ihrenKopf durchzusetzen mit Futterverweigerung,Unsauberkeit, Zerstörung <strong>de</strong>rWohnungseinrichtung u. ä.16. Honeysuckle„Leben in <strong>de</strong>r Vergangenheit“. EineBachblüte, um die <strong>Tier</strong>e nach einemschlimmen Verlust (Tod von geliebtemHalter o<strong>de</strong>r Artgenossen, Halterwechseletc.) ins Hier und Jetzt zurückzuholen.17. HornbeamAntriebsschwache, nicht zu motivieren<strong>de</strong><strong>Tier</strong>e. Mü<strong>de</strong> und apathisch. Verschlafen<strong>de</strong>n ganzen Tag. Stehen mit aufgekrümmtemRücken, hängen<strong>de</strong>m Kopf un<strong>de</strong>ingezogener Rute da, ohne sich zurühren. Beschwer<strong>de</strong>n sind oft Folge vonschlechter Haltung, Misshandlung o<strong>de</strong>rlanger schwerer Krankheit.18. ImpatiensNeigung zu Hyperaktivität. GroßeUngeduld, starker Bewegungsdrang.Mobile <strong>Tier</strong>heilpraxis Carolin Quastwww.tierheilpraxisquast.<strong>de</strong>Den Artikel können Sie unterwww.artgerecht-tier.<strong>de</strong> weiterlesen.Naturheilschule PresterMünster • MünchenAusbildungzum <strong>Tier</strong>heilpraktikerin internen, Block- und Fernkursenan unseren Standorten in Münsterund MünchenSeminarefür <strong>Tier</strong>halter und Therapeuten,z. B. OME-Testung, Akupunktur,Reiki, Laborkurs, Arbeiten mit <strong>de</strong>mTensor, Telekommunikation, etc.www.thp-prester.<strong>de</strong>artgerecht 1/2013 31


Pflege und BehandlungWie die Jahresringe viel über dasLeben eines Baums verraten, sinddie Hufe Abbild <strong>de</strong>r Stoffwechselvorgängeim Pfer<strong>de</strong>körper einerseits und seinerstatischen wie dynamischen Belastungan<strong>de</strong>rerseits – zumin<strong>de</strong>st innerhalb <strong>de</strong>sletzten Jahres. Um die Frage, was nungenau an <strong>de</strong>n Hufen ablesbar ist, beantwortenzu können, sind einige Grundkenntnissenötig.So wachsen HufeDas Hufhorn wird in <strong>de</strong>r äußeren Schicht<strong>de</strong>r Hufle<strong>de</strong>rhaut erzeugt. Sie besitzt dieFähigkeit, laufend Horn in großenMengen zu bil<strong>de</strong>n. Dabei wird je<strong>de</strong>rHornteil <strong>de</strong>s Hufs von <strong>de</strong>m Teil <strong>de</strong>rLe<strong>de</strong>rhaut erzeugt, <strong>de</strong>m er anliegt. Also:die Sohle von <strong>de</strong>r Sohlenle<strong>de</strong>rhaut, <strong>de</strong>rStrahl von <strong>de</strong>r Strahlle<strong>de</strong>rhaut; einzigeAusnahme ist die eigentliche Hornwand.Sie wird in ihrem Hauptbestandteil von<strong>de</strong>r Kronle<strong>de</strong>rhaut und nicht von <strong>de</strong>rWandle<strong>de</strong>rhaut erzeugt. Die Hornröhrchenwachsen ja von oben nach unten,also vom Kronsaum aus. Die eigentlicheHornbildung geschieht wie bei oberflächigerSchuppenbildung <strong>de</strong>r Haut: Zellschichten<strong>de</strong>r Oberhaut (dies entspricht<strong>de</strong>r äußeren Schicht <strong>de</strong>r Le<strong>de</strong>rhaut)wer<strong>de</strong>n von je<strong>de</strong>r Stelle aus ständig neugebil<strong>de</strong>t, massenhaft aufeinan<strong>de</strong>rgeschichtet und verhornen anschließend.So entsteht eine zusammenhängen<strong>de</strong>feste Hornkapsel, die jedoch nicht starr,son<strong>de</strong>rn durch ihre beson<strong>de</strong>re Konstruktionvor allem im hinteren Bereich(Ballen und Trachten) mit einer außeror<strong>de</strong>ntlichenFe<strong>de</strong>rkraft ausgestattet ist.Damit genügend Nährstoffe für dasHornwachstum zur Verfügung stehen,ist die Le<strong>de</strong>rhaut reichlich mit Blutgefäßenund Nerven ausgestattet. DieHufle<strong>de</strong>rhaut be<strong>de</strong>ckt das Hufbein, dieHufknorpel auf ihren Außenflächensowie von unten. Auf ihrer Oberfläche istsie mit verschie<strong>de</strong>nen feinen Blättchen(man sagt auch „Zöttchen“) ausgestattet.Durch diese Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Zottenbzw.Blättchenstruktur wird unterschiedlichesHorn gebil<strong>de</strong>t. Gleichzeitig entstehteine enorm große Horn bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Oberfläche.Je<strong>de</strong>s Zöttchen bil<strong>de</strong>t ein Hornröhrchen.In <strong>de</strong>n Bereichen zwischen <strong>de</strong>nZöttchen wird das sog. Zwischenröhrchenhorn(Kitthorn) gebil<strong>de</strong>t, das dieeinzelnen Hornröhrchen untrennbarmiteinan<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>t. Kitthorn undHornröhrchen wachsen als zusammenhängen<strong>de</strong>Hornmasse gleichmäßig nachunten – in <strong>de</strong>r Regel etwa 7 – 8 mm proMonat. Unbeschlagene Hufe wachsenübrigens etwas schneller als beschlagene.Da die einzelnen Wandabschnitte <strong>de</strong>rHufkapsel verschie<strong>de</strong>n hoch sind, dauertes unterschiedlich lange, bis die Wan<strong>de</strong>inmal komplett erneuert ist:Zehenwand 12 – 14 MonateSeitenwän<strong>de</strong> 8 – 9 MonateTrachtenbereich 5 – 6 MonateWas verraten uns die Hufeüber das Pferd, seineBewegungsabläufe, <strong>de</strong>nSattel und das Reiten?Die Hufsohle – also <strong>de</strong>r Teil, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>nstärksten Belastungen ausgesetzt ist –benötigt nur wenige Tage bis maximal2 Wochen für eine „Rundumerneuerung“.Viele verschie<strong>de</strong>ne Faktoren habenEinfluss auf das Hufwachstum:VererbungErnährungUmgebung (Bo<strong>de</strong>nverhältnisse)PflegeBewegung1. Grundgesetz: Mehr Bewegung – mehrDurchblutung – mehr HornwachstumWenn sich das Pferd bewegt, entstehtüber <strong>de</strong>n Druckreiz auf <strong>de</strong>n KronrandHinterhufe mit zu langer Zehe (unbearbeitet) führen dazu, dass dasPferd beim Ruhen die Kniescheibe nicht mehr arretieren kann unddadurch dauerhaft die Muskulatur <strong>de</strong>r Hinterhand ermü<strong>de</strong>t. Richtig:Bearbeitete Zehenwand – dies entlastet auch die Len<strong>de</strong>nmuskulatur.Viel zu flache Vor<strong>de</strong>rhufe eines9-jährigen, schweren Warmblutwallachsinfolge zu kurzer Eisen und zulang belassener Zehe. Die Trachtensind untergeschoben und nicht mehrtragfähig. Der Hufmechanismus ist beisolch einem Beschlag stark gestört.Ebenso die Biomechanik <strong>de</strong>s gesamtenHufes, da das Hufgelenk unphysiologischbelastet wird (<strong>de</strong>r Hebel vor<strong>de</strong>m Gelenk – weiteste Stelle <strong>de</strong>sHufes bis Zehenwandspitze – ist vielgrößer als <strong>de</strong>r hintere – Strecke vonweitester Stelle <strong>de</strong>s Hufes bis En<strong>de</strong> <strong>de</strong>rTrachtenwand). Das Pferd lief extremvorhandlastig, hatte Schwierigkeitenzu galoppieren und stolperte oft. Mitsolchen Hufen schmerzt je<strong>de</strong>r Schrittund bloßes Stehen wird zur Qual.32artgerecht 1/2013


Pflege und Behandlungmehr Durchblutung in <strong>de</strong>r Kronle<strong>de</strong>rhaut,damit eine bessere Nährstoffversorgungund in <strong>de</strong>r Folge mehr Hornwachstum– vereinfacht dargestellt. Allerdings hat<strong>de</strong>r positive Druckreiz Grenzen: Wird <strong>de</strong>rDruck zu stark (z. B. durch zu steileWän<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Wandabschnitte, zu schnelleBewegung auf hartem Bo<strong>de</strong>n etc.), kannes zu regelrechten Quetschungen imKronsaum kommen. Dann wird dieBlutzufuhr abgequetscht und die Hornbildunggestört.2. Grundgesetz: Die Hufkapsel bil<strong>de</strong>t sich inihrer Form stets so aus, dass sie <strong>de</strong>n aktuellenGegebenheiten am besten angepasst ist.Das heißt, die Hufform kann sich auchbeim erwachsenen Pferd noch verän<strong>de</strong>rn.Nur <strong>de</strong>shalb kann <strong>de</strong>r Schmied bzw.Barhufpfleger überhaupt Einfluss nehmenauf die Hufform, das Auffußen und <strong>de</strong>nBewegungsablauf <strong>de</strong>s Pfer<strong>de</strong>s – und zwarpositiv wie negativ.Eine korrekte, ausgewogene Stellung(man sagt auch: gute Hufbalance) er -zeugt einen Huf, <strong>de</strong>r durch seine Formund seine Stabilität das Gewicht <strong>de</strong>sPfer<strong>de</strong>s optimal tragen kann und zu<strong>de</strong>mdie Basis für optimale Bewegungsabläufeschafft. Dagegen bringt eine mangelhafteHufstellung eine Fülle von Störungen<strong>de</strong>s Bewegungsapparates mit sich (z. B.verkürzte Tritte, Stolpern, Chipfrakturen,Rückenprobleme, Hufrollenerkrankung,Hornspalten, Ballenverlagerungenetc.).Zwischen Hufform und Bewegungsablaufbesteht zu<strong>de</strong>m eine „Wechselwirkung“.Das gera<strong>de</strong> beschriebene Wirkungsprinzipfunktioniert nämlich inbei<strong>de</strong> Richtungen: So bringt eineverän<strong>de</strong>rte Hufform (z. B. Bockhuf o<strong>de</strong>rzu flache Hufe o<strong>de</strong>r Zwanghufe etc.) dasPferd aus <strong>de</strong>r Balance mit entsprechen<strong>de</strong>nAuswirkungen auf seine Bewegungsabläufeund <strong>de</strong>r damit einhergehen<strong>de</strong>nBelastung für die verschie<strong>de</strong>nen Muskelnund Bän<strong>de</strong>r. Bewegungsstörungen (bessergesagt „Abweichungen vom physiologischenNormalzustand <strong>de</strong>r Bewegung“)verän<strong>de</strong>rn die Hufform. Das Pferd läuftsich sozusagen seiner Bewegungseinschränkungentsprechend eine natürliche„Einlage“ an. Mehr dazu gleich.Auch in punkto Hufwachstum gibt eseinige Grundprinzipien, die man kennenmuss, um die Form eines Hufs im Bezugauf die zu Grun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Belastungsvorgänge,die genau zu dieser Hufformgeführt haben, beurteilen bzw. ableiten zukönnen.Unter <strong>de</strong>r Last wächst die Wand steilerLogisch, <strong>de</strong>nn eine senkrecht stehen<strong>de</strong>Stütze kann mehr Last aufnehmen alseine schräg stehen<strong>de</strong>. Die Natur reagiertdarauf besser als ein Statiker, <strong>de</strong>r füreinen Architekten solche Werte berechnenmuss. So reagiert <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>körperentsprechend auf vermehrte Last zu einerSeite. Beispielsweise wird bei einemzeheneng auffußen<strong>de</strong>n Pferd die äußereHufwand (hier kommt mehr Last an)steiler und die innere flacher. Gleichzeitigbil<strong>de</strong>t sich an <strong>de</strong>r flacheren Wandseite einbreiterer Tragrand aus, <strong>de</strong>nn hier treffendie Hornröhrchen schräg auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>nund damit nicht im run<strong>de</strong>n Anschnitt,son<strong>de</strong>rn oval. Gleich viele ovale Röhrchenbil<strong>de</strong>n einen breiteren Rand alsrun<strong>de</strong>. Der breitere Tragrand reibt sichlangsamer ab als <strong>de</strong>r schmalere (auf <strong>de</strong>rsteilen Seite). Dadurch bleibt <strong>de</strong>r Huf auf<strong>de</strong>r flacheren Seite höher. Es entsteht einUngleichgewicht, das immer stärker wird,wenn keine entsprechen<strong>de</strong>n Maßnahmenergriffen wer<strong>de</strong>n (ausgleichen<strong>de</strong> Hufbearbeitung).Ein Pferd mit einem solchenunausbalancierten Huf (z. B. wennjemand schief ausgeschnitten hat, sodassinnen mehr Horn stehen blieb) läuft auchunausbalanciert: d. h. <strong>de</strong>r vorgeführte Hufwird nach außen abgelenkt, das Gewichtruht vermehrt auf <strong>de</strong>r Außenkante <strong>de</strong>sHufs. In <strong>de</strong>r Folge wird die Außenkanteimmer steiler, die Innenseite immerflacher. Eine zehenenge Stellung kannsich entwickeln. Umgekehrt führt einevermehrte Gewichtsbelastung auf <strong>de</strong>rAußenseite <strong>de</strong>r Hufe (z. B. weil das Pferdmit einem zu engen Sattel geritten wird,<strong>de</strong>ssen Kopfeisen auf <strong>de</strong>r Schulter drückt,und das Pferd zur Schmerzvermeidungeine Schonhaltung einnimmt, bei <strong>de</strong>r esdie Schulter „einzieht“) zu einemverän<strong>de</strong>rten Hufwachstum, sodass sichauch hieraus eine zehenenge Stellungentwickelt (u. U. nur einseitig, wenn z. B.<strong>de</strong>r Sattel vom Aufsteigen auf <strong>de</strong>r linkenSeite links im Kopfeisen steiler gewor<strong>de</strong>nist als rechts).Dipl. Ing. agr. Karin Kattwinkel,Pfer<strong>de</strong> gesundheitstrainerin undgeprüfte Huf pflegerin GdHKDen Artikel können Sie unterwww.artgerecht-tier.<strong>de</strong> weiterlesen.Huf nach Abnahme <strong>de</strong>rEisen und Korrektur durchBeraspeln: Die Zehenwandwur<strong>de</strong> von unten gekürztund von außen gestreckt.,von unten die Eckstrebenaufgestellt. Dadurch wur<strong>de</strong><strong>de</strong>r Hufwinkel bereits <strong>de</strong>utlichsteiler. In <strong>de</strong>r Folge einersolchen Bearbeitung sorgt <strong>de</strong>rHufmechanismus dafür, dasssich beim Barhuflaufen dasHufgewölbe wie<strong>de</strong>r stärkerausbil<strong>de</strong>t. Der Huf „zieht“sich in seiner Längsachseregelrecht zusammen, so dasssich das Bild nach einigenWochen nochmals verbessertdarstellt.artgerecht 1/2013 33


Haltung und UmgangJe<strong>de</strong> Leine hat zwei Seiten Teil 1Eine Leine gehört zu unserem Alltagmit Hund wie ein gutes Geschirr o<strong>de</strong>rauch ein Halsband. Der Han<strong>de</strong>l bietetzahllose verschie<strong>de</strong>ne Mo<strong>de</strong>lle an – „dierichtige“ Leine gibt es nicht. Man solltesich allerdings Gedanken machen, welcheLeine für <strong>de</strong>n eigenen Hund und diejeweilige Situation am besten geeignet ist.FührleinenOhne Führleine kommt kein Hun<strong>de</strong>halteraus. Hier hat man die Qual <strong>de</strong>r Wahl, wasLänge, Material und Design angeht.Die erste Entscheidung betrifftnatürlich die Länge. Kurzführer sind nurfür große Hun<strong>de</strong> geeignet und eher dazu<strong>de</strong>r Hund nicht ständig über die eigeneLeine tritt und sich dann verhed<strong>de</strong>rt.Dabei ist natürlich auch aufmerksamesHandling gefragt, <strong>de</strong>nn in<strong>de</strong>m man <strong>de</strong>nArm streckt, die Hand senkt o<strong>de</strong>r Leinenachlässt, kann man ihm ein Stück mehrRadius verschaffen bzw. durch Verkürzenein Stolpern verhin<strong>de</strong>rn.Beim Material kommt es hauptsächlichauf die eigenen Vorlieben an. Nylonwirklich sehr schmutzig gewor<strong>de</strong>n ist,kann man sie mit mil<strong>de</strong>r Seife waschen(am besten Sattelseife verwen<strong>de</strong>n).Spätestens danach sollte man ihr etwasPflege zukommen lassen. Regelmäßig mitLe<strong>de</strong>rpflege behan<strong>de</strong>lt, wird das Materialnicht sprö<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r rissig, son<strong>de</strong>rn bleibt geschmeidigund bekommt eine schöne„Patina“. Le<strong>de</strong>rleinen gibt es auchrundgenäht – die Leine besteht also nichtaus einem flachen „Streifen“ Le<strong>de</strong>r,son<strong>de</strong>rn das Le<strong>de</strong>r wird um einen Kern(Kunstfaserseil) herum <strong>de</strong>r Länge nachzusammengenäht. Oft wird sie in <strong>de</strong>rHand angenehmer empfun<strong>de</strong>n, dafür istsie natürlich nicht so unverwüstlich.Biothane ist ein extrem belastbares,Führleinengedacht, <strong>de</strong>n Hund „mal eben“ sichern zukönnen – sie sind nicht viel mehr als eineHandschlaufe, ein verlängerter „Griff“ amGeschirr o<strong>de</strong>r Halsband. Die meisten imAlltag o<strong>de</strong>r beim Training verwen<strong>de</strong>tenFührleinen sind zwischen 1 und 2,40Meter lang. Unter einer Arbeitsleineversteht man normalerweise eine 1 Meterlange Leine mit Handschlaufe, wie sieauch die meisten an<strong>de</strong>ren Mo<strong>de</strong>lle bisca. 1,40 Meter haben. Die so genanntenVerlängerungsleinen sind mit zweiKarabinern und eingearbeiteten Ringenausgestattet, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r zweite Karabinerbefestigt wird. So kann man dieLeinenlänge <strong>de</strong>r Situation anpassen, eineHandschlaufe nachbil<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r sich einegrößere „Schlaufe“ um <strong>de</strong>n Oberkörperhängen – entsprechend mehr o<strong>de</strong>rweniger Leinenlänge hat dann <strong>de</strong>r Hundzur Verfügung. Man sollte bei <strong>de</strong>r Wahl<strong>de</strong>r Länge vor allem darauf achten, dassbietet die größte Auswahl an Farben undMustern, vor allem in Kombination mitBorten und an<strong>de</strong>ren Applikationen.Nylongurt kann (in einem Kopfkissenbezug)in <strong>de</strong>r Waschmaschine gewaschenwer<strong>de</strong>n, „verfranst“ aber oft recht schnellund wird dann unansehnlich. Nylonleinensaugen Nässe auf und wer<strong>de</strong>n beiRegen schwerer. Das passiert bei Leinenaus Kunstle<strong>de</strong>r nicht, die auch leichter zureinigen sind – ob man dieses Materialgern in <strong>de</strong>r Hand hat, ist Geschmacksache.Le<strong>de</strong>r ist sehr haltbar und eherunempfindlich – wenn die Leine einmalbeson<strong>de</strong>rs leichtes und unempfindlichesMaterial, es nimmt keine Nässe auf undkann einfach abgewischt wer<strong>de</strong>n. Es istjedoch etwas „steifer“ als Nylon o<strong>de</strong>rLe<strong>de</strong>r – bei Führleinen wie<strong>de</strong>rumGeschmacksache. Biothaneleinen sind invielen verschie<strong>de</strong>nen Stärken, Breitenund Farben erhältlich. Das Material istgut bedruckbar und so einfach zuverarbeiten, dass viele Anbieter sie gleichganz nach Kun<strong>de</strong>nwunsch herstellen.Das Gewicht <strong>de</strong>r Leine wird natürlichauch durch die Breite und <strong>de</strong>n Karabinerbestimmt. Bei<strong>de</strong>s sollte Gewicht undImpulsivität <strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>s angepasst sein.Schon bei <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>s Geschirrs daraufachten, dass <strong>de</strong>r Karabiner nicht auf <strong>de</strong>rempfindlichen Wirbelsäule „herumhüpft“!Hier kann man sich auch mit einemkurzen Schlauch aus Fleece o<strong>de</strong>r eineman<strong>de</strong>ren Polstermaterial behelfen, <strong>de</strong>nman über <strong>de</strong>n Karabiner zieht.34artgerecht 1/2013


Haltung und UmgangSchleppleineBei einem stürmischen Junghund o<strong>de</strong>rbei Aktivitäten wie Joggen o<strong>de</strong>r Radfahrenist oft ein Ruckdämpfer ratsam, <strong>de</strong>rzwischen Leine und Geschirr angebrachtwird. Er schützt, wie <strong>de</strong>r Name sagt, vorplötzlichen Leinenrucken, und zwar bei<strong>de</strong>Seiten, in<strong>de</strong>m er sich ein Stück <strong>de</strong>hnt.Eine Joggingleine ist meist auf ganzerLänge <strong>de</strong>hnbar – und damit unterUmstän<strong>de</strong>n plötzlich viel länger, als mandachte … Unter einer Koppel verstehtman zwei kurze Leinenstücke, verbun<strong>de</strong>nmit einem Ring, in <strong>de</strong>m dann dieeigentliche Leine eingehakt wird. Dasklingt theoretisch gut, wenn man zweiHun<strong>de</strong> zu führen hat, in <strong>de</strong>r Praxis zeigtsich aber, dass die bei<strong>de</strong>n Hun<strong>de</strong> sichdann gegenseitig „herumzerren“ – mehrdarüber, warum das so ungünstig ist, imzweiten Teil über die Leinenführung.SchleppleinenSchleppleinen dürfen niemals amHalsband befestigt wer<strong>de</strong>n, nur an einemGeschirr! Sie dienen meist <strong>de</strong>r Sicherungvon Hun<strong>de</strong>n, die (noch) nicht zuverlässigauf Ruf zurückkommen, o<strong>de</strong>r weil es dieSituation an<strong>de</strong>rweitig erfor<strong>de</strong>rt – zurBrut- und Setzzeit beispielsweise, inNaturschutzgebieten o<strong>de</strong>r allgemein ausRücksicht auf Wildtiere. Für Alltag undTraining mit jagdbegeisterten, ängstlicheno<strong>de</strong>r möglicherweise gefährlichenHun<strong>de</strong>n sind Schleppleinen unerlässlich,<strong>de</strong>nn trotz <strong>de</strong>r nötigen Sicherung soll <strong>de</strong>rHund natürlich so viel Freiraum wiemöglich haben.Es gibt sie von 3 bis 15 Metern Länge,selten sogar noch länger, am gebräuchlichstensind 10 Meter. Schleppleinenhaben oft keine Handschlaufe, weil dieGefahr besteht, dass diese irgendwohängen bleibt, wenn <strong>de</strong>r Hund etwadurch Gebüsch läuft. Damit einem dasLeinenen<strong>de</strong> nicht doch entgleitet, wennman es festhalten will, macht man ambesten einen Knoten ins offene En<strong>de</strong>.Außer<strong>de</strong>m empfiehlt es sich, Handschuhezu tragen, <strong>de</strong>nn wenn man hineingreiftund die Leine vom durchgestartetenHund schnell durch die Hand gezogenwird, kann sie ernste Verletzungenverursachen. Eine Leine aufzunehmen,die durch Schmutz und Matsch gezogenwird, ist mit bloßen Hän<strong>de</strong>n auch nichtunbedingt angenehm. Selten kommt esvor, dass ein Hund sich von <strong>de</strong>r Schleppleinesehr gestört fühlt, weil er darüberstolpert o<strong>de</strong>r die Leine stets an einerKörperseite herabhängt und sich dortbewegt. Wenn <strong>de</strong>r Hund zum Beispiel auffälligschräg läuft, um dieser ständigenBerührung zu entgehen, sollte man dieWahl <strong>de</strong>r Leine über<strong>de</strong>nken.Das Material sollte möglichst robust,aber leicht und unempfindlich sein – hierhaben Biothane o<strong>de</strong>r Kunststoffschlauchgroße Vorteile. 10 o<strong>de</strong>r 15 Meter Nylongurtwer<strong>de</strong>n nass richtig schwer, und esbleibt viel Schmutz daran haften, wenndie Leine über <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n schleift. Diemit Kunststoff ummantelten Leinen sinddurch das Polyamidseil im Innerenebenfalls sehr belastbar und so leicht, dassdie aktuell dünnste Variante (3,8 mm)auch für Welpen und Kleinhun<strong>de</strong> bestensgeeignet ist. Biothane und Kunststoffverknoten auch nicht, was vor allem bei<strong>de</strong>n run<strong>de</strong>n, dünnen Nylonseilen – imHan<strong>de</strong>l oft als Feldleine angeboten –nach kurzer Zeit lästig wird. Le<strong>de</strong>rneSchleppleinen sind fast ausnahmslos ausFettle<strong>de</strong>r, da dieses noch am unempfindlichstenist. Hier ist die Farbe ein echterNachteil! Eine dunkelbraune Fettle<strong>de</strong>rleineist im Gras o<strong>de</strong>r auf Waldwegenwesentlich schlechter zu erkennen alsBiothane o<strong>de</strong>r Kunststoff in Signalorangeo<strong>de</strong>r Neongelb – und da sind wir schonbeim Thema Sicherheit.RollleinenGefährlich sind Schleppleinen vorallem dann, wenn man mit mehrerenHun<strong>de</strong>n und Menschen unterwegs ist– die Leine kann sich beim Toben umdie Hun<strong>de</strong>beine wickeln und zu schmerzhaftenAbschürfungen o<strong>de</strong>r gar Brüchenführen, aber auch zu ernsten Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen,wenn ein Hund unfreiwilligzu nah an einem an<strong>de</strong>ren festhängt.Gera<strong>de</strong> beim Gruppenspaziergangkommt es häufig vor, dass jemandversehentlich auf die schleppen<strong>de</strong> Leinetritt und <strong>de</strong>n Hund damit abrupt stopptund ihm wehtut, o<strong>de</strong>r selbst zu Fallkommt. Hat man das En<strong>de</strong> einer solangen Leine gar in <strong>de</strong>r Hand, passiertleicht das eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Unglück– eine liebe Bekannte hat gera<strong>de</strong> erstmehrere Monate mit Krankenhaus undReha hinter sich, weil sie von einerSchleppleine buchstäblich umgemähtwur<strong>de</strong> und sich dabei einen kompliziertenBruch zuzog.RollleinenRollleinen sind nicht unumstritten un<strong>de</strong>rfor<strong>de</strong>rn ebenfalls einen achtsamenUmgang. Auch eine Rollleine gehört aufkeinen Fall ans Halsband! Bitte be<strong>de</strong>nkenSie: Bei 5 Metern Länge hat <strong>de</strong>r Hundunter Umstän<strong>de</strong>n 10 Meter Anlauf, mit<strong>de</strong>nen er dann ins Leinenen<strong>de</strong> knallt …Rollleinen haben üblicherweise eineLänge von 3, 5 o<strong>de</strong>r 8 Metern, bestehenaus einem dünnen Seil o<strong>de</strong>r einemschmalen Gurtband und sind auf dasGewicht <strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>s abgestimmt. Für dieKleinsten eignen sich 3 Meter, ein großerHund hat an einer 8-Meter-Leine schonrecht viel Spielraum. Je länger die Leine,<strong>de</strong>sto mehr Zugkraft muss <strong>de</strong>r Hundaufwen<strong>de</strong>n, um sich daran zu bewegen.Gurtleinen sind schwerer auszuziehen alsSeilleinen und erfor<strong>de</strong>rn ein größeresGehäuse.Katharina Volk, MünchenDen Artikel können Sie unterwww.artgerecht-tier.<strong>de</strong> weiterlesen.artgerecht 1/2013 35


ErnährungPfer<strong>de</strong>fütterung ohneWei<strong>de</strong> und Heu, geht das?Seit Jahrtausen<strong>de</strong>n begleitet das Pferd<strong>de</strong>n Menschen als Kulturfolger. Zuerstwar es <strong>de</strong>r Mensch, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Pfer<strong>de</strong>n alsFleisch liefern<strong>de</strong>n Jagdtieren folgte.Später in <strong>de</strong>r Geschichte war es umgekehrt,das Pferd als Reittier, das nun auchselber als Jagdhelfer eingesetzt wur<strong>de</strong>,folgte <strong>de</strong>m Menschen. Es diente als Helferim Krieg, in <strong>de</strong>r Landwirtschaft, alsPostbote und Zugtier und nebenbei immerschon als Sportgerät zum Vergnügen o<strong>de</strong>r<strong>de</strong>monstrativem Luxus wie heute einteures Auto.So geriet es als Haustier auch inRegionen, die ihm als Steppentiereigentlich in Flora und Klima nichtangemessen sind. Die Menschen versuchten<strong>de</strong>shalb schon immer, für ihreSchützlinge Ernährungsformen zu fin<strong>de</strong>n,die sie unabhängig von <strong>de</strong>r Umgebungarbeitsbereit erhielten, und das sogar ganzohne mo<strong>de</strong>rne Fütterungsberater.In <strong>de</strong>n felsigen Höhen <strong>de</strong>r An<strong>de</strong>nbeispielsweise, bis zu 3500 Meter hochund höher, wächst nur spärliches sehrkurzes o<strong>de</strong>r überhaupt kein Gras. Diefruchtbaren Täler sind so eng, dass dortkein Platz für Wei<strong>de</strong>n ist, weil dieses Landüberlebenswichtig für <strong>de</strong>n Nahrungsanbau<strong>de</strong>s Menschen ist. Trotz<strong>de</strong>m gibtes dort viele Einhufer, beson<strong>de</strong>rs dietypischen Paso Llanos, und auch ganzeEselher<strong>de</strong>n. Letztere fin<strong>de</strong>n auch inkargen An<strong>de</strong>nhöhen noch ihr Auskommen,nicht aber die anspruchsvollerenPfer<strong>de</strong>. Wie also löst man das Ernährungsproblem,wenn es kein Wei<strong>de</strong>grasund kein Heu gibt, also die essentiellenFuttermittel, ohne die eigentlich keinPferd gesund bleiben kann?Ich habe mich <strong>de</strong>shalb dort umgeschautund fand eine interessanteFütterungsmetho<strong>de</strong>, die es wert ist,beachtet o<strong>de</strong>r sogar in Teilen übernommenzu wer<strong>de</strong>n. Ich habe als <strong>Tier</strong>ärztindie Pfer<strong>de</strong> begutachtet und geritten undfand außergewöhnlich gesun<strong>de</strong>, leistungsbereite<strong>Tier</strong>e vor, die auch im hohen Alternoch einsatzfähig waren. Das ist beson<strong>de</strong>rserstaunlich, da sie viel Kraft brauchen,um in <strong>de</strong>r dünnen Luft klettern zukönnen, was im Hochgebirge nichtausbleibt, und das ohne Wei<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r einGramm Heu. Auch die Hufe warenta<strong>de</strong>llos, ein Zeichen für einen ausgeglichenenStoffwechsel, obwohl <strong>de</strong>rUntergrund fast nur aus steinigem Geröllund Felsen besteht. Dieses Fütterungs-System funktioniert auch für die Zucht.Die Pfer<strong>de</strong> leben bei je<strong>de</strong>m Wetterunter freiem Himmel in Ausläufen mitNaturer<strong>de</strong>, Tränke und einem überdach-36artgerecht 1/2013


Ernährungten Unterstand mit langem Trog. EinenLeckstein habe ich nirgendwo gesehen,allerdings sind dort Er<strong>de</strong> und Wasser,das von <strong>de</strong>n Gletschern kommt, sehrmineralreich (Na, Cl, S, Ca, Si u. a.).Die Pfer<strong>de</strong> bekommen vier Mahlzeitenam Tag: Zweimal täglich gibt mangrünes langes Hafergras mit Körnern inMilchreife, also angebauten unreifenHafer samt Stängeln, gelegentlich auchgrünes entsprechen<strong>de</strong>s Weizengras. EineMahlzeit besteht nur aus Möhren. Alsweitere Mahlzeit wer<strong>de</strong>n eigens für diePfer<strong>de</strong> gezogene Gerstensprossen gereicht.Dabei wer<strong>de</strong>n Gerstenkörner zuerst inEimern mit Wasser aufgequollen. Amnächsten Tag wer<strong>de</strong>n diese auf flachenBlechen ausgebreitet und im Dunkelnfeucht vorgekeimt, bis sie ca. 1 cm langeweiße Sprossen haben. Danach kommendie „Backbleche“ in Regale, wo sie imHalbdunkeln weiter wachsen und leichtanfangen zu grünen. Sie wer<strong>de</strong>n dann<strong>de</strong>m Licht ausgesetzt und wachsen bis15 cm Höhe. Die ganze Prozedur dauert jenach Temperatur 8 bis 10 Tage und muss<strong>de</strong>shalb in allen Stadien ständig alsNachschub dienen.Die einzelnen Würzelchen <strong>de</strong>rGerstenkörner liegen eng und verfilzenim Wachstum unten miteinan<strong>de</strong>r, sodasszum Schluss ein weiß-grüner Kuchenentsteht, <strong>de</strong>r zum Füttern in Tortenstückgroße Teile zerhackt wird.Ärmere Bauernpfer<strong>de</strong> müssen sichdort allerdings oft mit Haferstroh undgrünen Maisblättern begnügen. Dochauch diese Pfer<strong>de</strong> sahen wohlgenährt aus.Dazu <strong>de</strong>r tierärztliche Kommentar:Schon 1550 empfahl Fe<strong>de</strong>rigo Grisonegrünes Gerstengras, um „die Roß vorvielen Krankheiten zu bewahren“. FrischeSprossen sind wahre Vitalstoffbombenund die hochwertigste Nährstoffkonzentration,die in <strong>de</strong>r Natur zur Verfügungsteht. Sie bieten eine Fülle an Vitaminen,Aminosäuren, Mineralien, Spurenelementen,Pflanzenhormonen und ätherischenÖlen, dies alles in ausgewogenerund naturgebun<strong>de</strong>ner Form im Gegensatzzu synthetischen Vitaminen, die Fertigfutterund Müslis künstlich zugefügtwer<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>ren Bedarf eigentlichniemand genau kennt. Wie Wei<strong>de</strong>grashaben die Getrei<strong>de</strong>keime wertvollesChlorophyll, dabei jedoch eine vielhöhere enzymatische Aktivität, die füreine gesun<strong>de</strong> Darmflora sorgt. Vor <strong>de</strong>mStadium <strong>de</strong>r Knotenbildung haben sie<strong>de</strong>n höchsten Gehalt an Vitalstoffen.Zu<strong>de</strong>m ist Gerstengras stark basisch, waseine säurearme, <strong>de</strong>n Organismus entgiften<strong>de</strong>Ernährung unterstützt. Nichtumsonst gibt es sogar Menschen, die zurGesun<strong>de</strong>rhaltung o<strong>de</strong>r Therapie Gerstengrasals Saft o<strong>de</strong>r Pulver zu sich nehmen.Diese Information sollte aber nichtdazu verleiten, Pfer<strong>de</strong>n jetzt kein o<strong>de</strong>rweniger Gras und Heu zu füttern. ImGegenteil lei<strong>de</strong>n viele Pfer<strong>de</strong> in Europaan einer Unterversorgung mit Raufutter,weil Körnerfütterung schneller undsauberer zu verabreichen ist und wenigerPlatz beansprucht, aber <strong>de</strong>n für Pfer<strong>de</strong>lebenswichtigen Bedarf an Rohfaser nichtgenügend ab<strong>de</strong>ckt. Bei Sprossen undgrünem Hafer han<strong>de</strong>lt es sich jedochebenfalls um Gras, wenn auch in an<strong>de</strong>rer,gehaltvollerer Art als Heu und nebenbeistaubfrei. Wegen dieser Vorteile gibt esauch Län<strong>de</strong>r, wo trotz Vorhan<strong>de</strong>nsein vonWei<strong>de</strong>n und Heu zusätzlich Sprossenverfüttert wer<strong>de</strong>n, zum Beispiel auffranzösischen Vollblut-Gestüten. Einesehr gesun<strong>de</strong> Fütterung, die <strong>de</strong>r Überlegunglohnt, auch in Deutschland. Also,gönnen Sie Ihrem Pferd ab und zu maleine Handvoll Sprossen! Man kann diesefertig kaufen o<strong>de</strong>r selbst anzüchten, sollteaber dabei auf Schimmelbildung achten.Dr. med. vet. Vera BiberZur Zeit ist immer mehr von <strong>de</strong>r verstecktenStoffwechselkrankheit die Re<strong>de</strong>. Die sogenannteKryptopyrrolurie (KPU). Bei dieserStoffwechselerkrankung kommt es zu einem vermehrtenAnfall <strong>de</strong>r Pyrrole im Organismus. Es wird angenommen,dass die Pyrrole bei <strong>de</strong>r Ausscheidung mit VitaminB6 und Zink eine komplexe Bindung eingehen, wodurch eszu einem Verlust von Vitamin B6 und Zink kommt. Der Verlustvon Vitamin B6 und Zink ist im Serum nicht sichtbar.Pyrrole entstehen beim Abbau von Hämoglobin. Dieses wirdnormalerweise über die Gallenwege im Kot ausgeschie<strong>de</strong>n.Funktioniert <strong>de</strong>r enzymatische Abbau nicht richtig, entstehenstrukturell verän<strong>de</strong>rte Pyrrole, sog. Kryptopyrrole, dieüber <strong>de</strong>n Urin ausgeschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.KryptopyrrolurieDie Symptome sind sehr vielseitig und reichen von Hauterkrankungen, Immunsuppression,Anämien, Konzentrationsschwäche, Störung <strong>de</strong>s Fett-, Kohlehydrat-und Eiweißstoffwechsels (Hufrehe, EMS) bis hin zu Diarrhoe.Diagnose: Für diese Untersuchung benötigen wir 3 ml Harn. Wichtig ist, dass<strong>de</strong>r Harn lichtgeschützt verschickt wird (zwingend in dieVersandröhrchen legen o<strong>de</strong>r mit Alufolie umwickeln) unddass 14 Tage vor <strong>de</strong>m Test Zink- und B6-Präparate (Mineralfutter)abgesetzt wer<strong>de</strong>n müssen, da sonst die Laborergebnissefalsch niedrig ausfallen können. Allein aufgrundklinischer Symptome ist die Diagnose Kryptopyrrolurienicht zu stellen.Für weitere Fragen steht Ihnen dasVetscreen Team gerne zur Verfügung.VETSCREEN GmbH • Pfalzstraße 28 • 97688 Bad Kissingen • Tel. 09 71 / 78 59 79 02 • Fax 09 71 / 78 59 79 03 • E-Mail info@vetscreen.<strong>de</strong>artgerecht 1/2013 37


AusblickJanuarTermineFebruar März April Mai Juni Juli AugustOktoberSeptember November Dezember01.09.13<strong>Artgerecht</strong>e Ernährung von Hun<strong>de</strong>nund Pfer<strong>de</strong>nSeminar mit Klaus-Rainer Töllnerund Manfred HeßelWilsdruff / Dres<strong>de</strong>nwww.pernaturam.<strong>de</strong>07./08.09.13 WegbergEntspannung für Mensch und Hundüber alle SinneSeminar mit Katrien Lismont,DOGoodHunterbunt, Wegbergwww.hunterbunt.<strong>de</strong>13. – 15.09.132. artgerecht SymposiumAqualux, Bad Salzschlirfwww.artgerecht-tier.<strong>de</strong>27. – 29.09.139. Stuttgarter ImpfsymposiumKritisches Forum zurImpfproblematikFil<strong>de</strong>rhalle in Leinfel<strong>de</strong>nwww.impf-report.<strong>de</strong>28.09.13 IngelheimWorkshop mit Dipl Ing. agr. KarinKattwinkelProblemerkennung und -behebungbeim PferdEulenmühle, Ingelheimwww.eulenmuehle.<strong>de</strong>29.09.13 BerlinRRR – Really Reliable RecallEin-Tages-Workshop mit DianaTimmermannThinkdog!, Berlinhttp://thinkdog-berlin.jimdo.com03.10.13<strong>Artgerecht</strong>e Ernährung von Hun<strong>de</strong>nund Pfer<strong>de</strong>nSeminar mit Klaus-Rainer Töllnerund Manfred HeßelUettingen / Würzburgwww.pernaturam.<strong>de</strong>08.10.13 WebinarTrennungsangstOnline-Seminar mit Dr. UteBlaschke-BertholdDog-iboxwww.dog-ibox.com11. – 13.10.13 DortmundMesse Hund & Pferd, Bun<strong>de</strong>ssieger-Ausstellung (CACIB)Westfalenhallen Dortmundwww.hund-und-pferd.<strong>de</strong>27.10.13<strong>Artgerecht</strong>e Ernährung von Hun<strong>de</strong>nund Pfer<strong>de</strong>nSeminar mit Klaus-Rainer Töllnerund Manfred HeßelFürstenfeldbruck / Münchenwww.pernaturam.<strong>de</strong>01. – 03.11.13 Hei<strong>de</strong>lbergLongenkursSeminar mit Babette TeschenPfer<strong>de</strong>freun<strong>de</strong> Kirchheimer Hofhttp://pfer<strong>de</strong>freun<strong>de</strong>-kirchheimerhof.<strong>de</strong>/home.htm02./03.11.13 LeipzigAngst- und AggressionsverhaltenSeminar mit Gerd SchreiberDog it Right, Leipzigwww.dogitright.<strong>de</strong>05. – 08.12.13 HannoverMesse Pferd und JagdMesse Hannoverwww.pferd-und-jagd-messe.<strong>de</strong>07./08.12.13 Schwerte„Autsch – Schmerzen bei Hun<strong>de</strong>n“Seminar mit Heike WestedtAnimal Team Schwertewww.animal-team.<strong>de</strong>Weitere Termine unter www.artgerecht-tier.<strong>de</strong>BildnachweiseTitel © Horses in Media / Slawik2. Umschlagseite © Naj - Fotolia.com<strong>Artgerecht</strong>e Katzenhaltung in <strong>de</strong>r Wohnung / S. 4 – 5 © alle Photos: Katharina VolkRasseportrait: Magyar Viszla / S. 6 © Désirée Fee Wolf, Marlies KlaftkeArbeit mit jungen Pfer<strong>de</strong>n, Teil 3 / S. 8 © kislovas - Fotolia.com, S. 9 © valpictures - Fotolia.comDer Darm / S. 10 © Bärbel StecherPflanzenportrait: Mate / S. 11 © wikipedia.<strong>de</strong>, S. 12 © wikipedia.<strong>de</strong>Wie fin<strong>de</strong> ich gutes Fleisch für meine <strong>Tier</strong>e? / S. 13 © Margrit Hirsch - Fotolia.comEMS, Insulinresistenz, Cushing / S. 16 © Horses in Media / SlawikDie Katze als Beutetierfänger – Teil 3 / S. 18 – 19 © maximult - Fotolia.comHeunetze – nur <strong>de</strong>r richtige Einsatz bringt’s / S. 20 © Horses in Media / Meike BöltsÄtherische Öle in <strong>de</strong>r <strong>Tier</strong>heilkun<strong>de</strong> / S. 23 © Carly Hennigan - Fotolia.comHaltungsbedingte Zahnprobleme und <strong>de</strong>ren Auswirkung auf die Biomechanik / S. 24 © Ilka Burckhardt - Fotolia.comGiardien, Kokzidien & Co – Welpen artgerecht und gesund aufziehen / S. 25 © PozitivStudija - Fotolia.com<strong>Tier</strong>impfungen – Anspruch und Realität / S. 25 © Anita Zan<strong>de</strong>r - Fotolia.comRasseportrait: Crin Blanc / S. 28 © Susanne RenkerBachblüten für Katzen und Hun<strong>de</strong> / S. 30, oben © nicht verifi zierbar. Unten – Originalquelle: Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland, Österreich und <strong>de</strong>rSchweiz 1885, Gera, Germany. Permission granted to use un<strong>de</strong>r GFDL by Kurt Stueber.S. 31 © wikipedia.orgWas verraten uns die Hufe … / S. 32 – 33 © alle Photos: Karin KattwinkelJe<strong>de</strong> Leine hat zwei Seiten – Teil 1 / S. 34 – 35 © alle Photos: Katharina VolkPfer<strong>de</strong>fütterung ohne Wei<strong>de</strong> und Heu … / S. 36 – 37 © alle Photos: Dr. Vera BiberS. 38 © Nadine Haase - Fotolia.com3. Umschlagseite © darqy - Fotolia.com38artgerecht 1/2013


VorschauDiese und weitere Themen erwarten Sie im nächsten Heft:Behandlung <strong>de</strong>r periodischen Augenentzündung beim Pferd mit Blutegeln von Susanna Hähner-GüntherRasseportrait Katze: Britisch Kurzhaar von Herr SchreinerRasseportrait Pferd: Merens-Pfer<strong>de</strong> von Franziska LöfflerRasseportrait Hund: Manchester Terrier von Franziska BöhmerZeigt her Eure Füße – die Folgen schlecht gepflegter Hun<strong>de</strong>pfoten von Katharina Volk / Martina SchultheißPflanzenportrait: Die Bartflechte von Manfred HeßelWie wirken eigentlich bronchialaktive Kräuter? von Manfred HeßelAkuter Reheschub mit Hufbeinabsenkung muss nicht das Aus be<strong>de</strong>uten von Ruth BildhauerKreuzbandabriss beim Hund – die neue Volkskrankheit. Ursachen, OP-Metho<strong>de</strong>n, Reha von Franziska BöhmerDie Nieren <strong>de</strong>r Katze – Probleme, Vorsorge, Behandlung von Klaus-Rainer TöllnerTaurin – seine Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n Stoffwechsel von Hund / Katze / Pferd von Dr. F. GarbersGeschichte <strong>de</strong>r Zucht von Rassekatzen von Ursula AignerJetzt in artgerecht werben – in <strong>de</strong>r Print-Ausgabe o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Portal!Wir informieren Sie gerne unverbindlich über die vielen Möglichkeiten undattraktiven Konditionen. Für unsere Mediadaten und / o<strong>de</strong>r persönliche Beratungwen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an f.boehmer@artgerecht-tier.<strong>de</strong>www.artgerecht-tier.<strong>de</strong>


Neue Produkte!Epi-Dog– reduziert Stressreaktionen, optimiert NervenfunktionenDezidum Basenpulver – Zur Regulierung <strong>de</strong>s Säure-Basen-HaushaltsDer Säure-Basen-Haushalt vieler Pfer<strong>de</strong> ist, bedingt durch falscheFütterung, gestört. Die eiweißreiche und getrei<strong>de</strong>betonte Ernährungsowie die Überversorgung mit Kraftfutter führen zur Übersäuerungim Organismus. Die daraus resultieren<strong>de</strong>n Stoffwechselstörungenverursachen Fehlfunktionen <strong>de</strong>r Organe, <strong>de</strong>r Haut,<strong>de</strong>r Hufe und mangelhafte Mikrozirkulation. Die Körperzellenwer<strong>de</strong>n nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt, <strong>de</strong>r Gasaustauschist behin<strong>de</strong>rt. Eine Ernährungsumstellung alleine kanndas Problem nicht beseitigen. Um die Säure<strong>de</strong>pots im Bin<strong>de</strong>gewebeaufzulösen und die Entsäuerung <strong>de</strong>r Zellen sicherzustellen, benötigt <strong>de</strong>r KörperNatriumbicarbonat, Kalium, Magnesium und Zink. Dezidum-Basenpulver liefertdiese Stoffe. Es enthält Natriumbicarbonat als entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Base im Stoffwechselund organisch gebun<strong>de</strong>ne Spurenelemente. Ab 16,50 €Herba Visceral– zur Unterstützung <strong>de</strong>s StoffwechselsDie stärke- und zuckerreiche Fütterung <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>führt häufig zur Belastung <strong>de</strong>r Bauchspeicheldrüse undzu starken Schwankungen <strong>de</strong>r Blutzuckerwerte. Wenn<strong>de</strong>r Blutzuckerspiegel nicht mehr sicher reguliert wer<strong>de</strong>nkann, ist u.a. EMS die Folge. Die gerb- und bitterstoffreichenKräuter in HerbaVisceral för<strong>de</strong>rn dieFunktionen <strong>de</strong>r inneren Organe, vor allem <strong>de</strong>r Bauchspeicheldrüseund helfen, <strong>de</strong>n Blutzuckerspiegel zuregulieren. Ab 12,00 €Epi-Dog gleicht ernährungsbedingte Defizite aus, die zuStressreaktionen führen können. Es versorgt <strong>de</strong>n Organismusmit Kräutern, Vitaminen sowie Antioxidanzien,und unterstützt so die Regeneration <strong>de</strong>r Myelinschei<strong>de</strong>n,verbessert die Durchblutung und för<strong>de</strong>rt die Bildung <strong>de</strong>rZellmembrane. ab 15,- €KoProStop– für <strong>de</strong>n Darm – gegen KotfressenGleicht ernährungsbedingte Defizite aus, die zum Kotfressenführen können. KoProStop unterstützt die Verdauungdurch Vitamine, Enzyme und Huminsäuren. Es sorgt füreine aktivere Darmflora und reduziert das Kotfressen.ab 24,- €Roter Pointer – unterstützt die ProstatafunktionRoter Pointer verbessert die Durchblutung <strong>de</strong>r Vorsteherdrüseund unterstützt die Blasenfunktion. TraditionelleKräuter und ausgewählte pflanzliche Antioxidanzien sorgenfür eine gute Ausleitung über die Niere und eine bessereEntleerung <strong>de</strong>r Blase. ab 22,- €Weitere wertvolle Produkte für Ihre Pfer<strong>de</strong> und Hun<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>n Siein unserem Online-Shop. Wir beraten Sie gerne und nehmen uns Zeitfür Sie! Rufen Sie uns an unter 07 00 / 71 70 71 70 o<strong>de</strong>r schreiben Sieuns eine Mail an beratung@pernaturam.<strong>de</strong>PerNaturam V.O.F.Vier<strong>de</strong> Broekdijk 37 F, NL - 7122 JD Aalten, info@pernaturam.<strong>de</strong>, www.pernaturam.<strong>de</strong>Überreicht durch:

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