Erzählungen des Mittelalters in deutscher Ãbersetzung und ...
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Sßkommen überein, sie werde sich die Erlaubnis ausbitten, nachHause kommen zu dürfen, und der Verführer solle sie dann gewaltsamaus dem väterlichen Hause entführen an einem Tage, andem sie allein wäre. Doch die göttliche Barmherzigkeit schicktihr in derselben Nacht eine Prüfung, die sie zur Erkenntnis ihrerYerirrung führt. Es war ihr nämlich, als ob sie in jener Nachtüber einem Brunnen wäre, der ungeheuer tief und so übelriechendwar, daß er die ganze Luft verpestete und mit Dunkelheit undGestank erfüllte. Daraus erschollen die furchtbarsten Wehiufevon Verdammten, die von den Teufeln gepeinigt wurden. Unddie Teufel suchten auch sie selbst zu packen. Schon hatte sieeiner ergriffen, da erblickte sie in der Ferne die Himmelskönigin;aber diese wandte sich von ihr ab, so daß die Nonne fast alleHoffnung aufgab. Aber da sie es so gewohnt war, flehte sie inihrer Not zur seligen Jungfrau: „0 meine Gebieterin, heiligeJungfrau Maria, Mutter der Barmherzigkeit und einziger Trost,komm mir zu Hilfe! Ich bin ja deine Magd und diente dir treu."Da spricht die selige Jungfrau: „Du gehörst mir nicht, dennleider hast du mich freiwillig verlassen; nun gehörst du dem,dem du gefolgt bist; der mag dich auch befreien." Doch dieNonne betet: „0 Quell der Güte, Rose der Barmherzigkeit, deineHilfe sei mir nahe! Gebieterin, errette mich und säume nicht,schon öffnet sich über mir der Höllenrachen." Und siehe, in demAugenblick, als die Teufel sie fortschleppen wollen, tritt dieMutter der Güte und Barmherzigkeit hinzu, ergreift sie bei derHand und heißt die Teufel weichen. Dann spricht sie: „Deinböser Willensentschluß hat dich an den Rand der Hölle geführt,und du hast es nicht geahnt. Laß ab von dieser sündhaften,ungehörigen Liebe, dann wirst du die Reinheit des Herzens wiedergewinnenund bei Gott Gnade finden." In diesem Augenblickeerwachte die Nonne. Draußen vor der Tür aber warteten dieBoten, die sie fortführen sollten. Doch sie spricht zu ihnen:„Weichet von mir, ihr Diener des Todes; nicht Gottes, sonderndes Teufels Knechte seid ihr." Da gingen jene entrüstet fort.Sie aber erzählte alles ihren Eltern, kehrte ins Kloster zurückund machte in heilsamer Buße wieder gut, was sie gefehlt hatte.
8775.Wie Paschasius seinen Widerstand gegen Papst Symmachusbüsste.Paschasius, Diakon des päpstlichen Stuhles, ein Mann vontadellosem Lebenswandel und überaus freigebig, der streng gegensich selbst war, nahm die Partei des Laurentius gegen Symmachusbei der Papstwahl und hielt hartnäckig daran fest, obschon darunterdie Einheit der Kirche Schaden litt. Und das tat er, ohnedaß er das Bewußtsein hatte, etwas Unrechtes zu tun, auch nachdemSymmachus in der Papstwahl Sieger geblieben war. AlsPaschasius gestorben war, wurde sogar ein Besessener durch dieBerührung der Dalmatica, die auf seiner Bahre lag, geheilt.Nach einiger Zeit wurde ein Bischof, Germanus mit Namen, krank.Auf den Rat seiner Ärzte suchte er ein Bad auf, um eine Badekurzu machen. Dort sieht er in den heißen Wassern die undeutlichenZüge des Paschasius, und erstaunt fragt er, was erhier mache. Dieser antwortet: „Ich bin hierher von Gott verbannt,weil ich für Laurentius gegen Symmachus Partei ergriff'.Ich bitte dich, bete für mich; und wenn du wiederkommst undmich hier nicht mehr findest, dann wisse, daß ich erlöst bin."Germanus tat nach seinem Geheiß, und so wurde Paschasius erlöst.Daß aber der Besessene durch die Berührung seines Gewandesgeheilt wurde, während doch zu gleicher Zeit die Seeledes Paschasius ihre Strafe erduldete, das beweist, daß Gott seineguten Werke bei den Menschen nicht verborgen lassen und unterihnen nicht eine Handlung als Schuld kennzeichnen wollte, diePaschasius selbst nicht dafür hielt; denn da er gerecht gehandelthatte, sollte sein Andenken gesegnet bleiben auf Erden.j76.Von dreiBlinden.Drei Blinde kamen zu einem Kirchenfeste und setzten sichvor die Kirchtür und bettelten um Almosen. Da traf es sich,daß der Bischof die Kirche besuchen wollte. Und er hörte, alser vorüberging, wie sich die drei gegenseitig nach der Ursacheihrer Blindheit fragten und einen Vertrag schlössen, daß der, der
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Sßkommen übere<strong>in</strong>, sie werde sich die Erlaubnis ausbitten, nachHause kommen zu dürfen, <strong>und</strong> der Verführer solle sie dann gewaltsamaus dem väterlichen Hause entführen an e<strong>in</strong>em Tage, andem sie alle<strong>in</strong> wäre. Doch die göttliche Barmherzigkeit schicktihr <strong>in</strong> derselben Nacht e<strong>in</strong>e Prüfung, die sie zur Erkenntnis ihrerYerirrung führt. Es war ihr nämlich, als ob sie <strong>in</strong> jener Nachtüber e<strong>in</strong>em Brunnen wäre, der ungeheuer tief <strong>und</strong> so übelriechendwar, daß er die ganze Luft verpestete <strong>und</strong> mit Dunkelheit <strong>und</strong>Gestank erfüllte. Daraus erschollen die furchtbarsten Wehiufevon Verdammten, die von den Teufeln gepe<strong>in</strong>igt wurden. Unddie Teufel suchten auch sie selbst zu packen. Schon hatte siee<strong>in</strong>er ergriffen, da erblickte sie <strong>in</strong> der Ferne die Himmelskönig<strong>in</strong>;aber diese wandte sich von ihr ab, so daß die Nonne fast alleHoffnung aufgab. Aber da sie es so gewohnt war, flehte sie <strong>in</strong>ihrer Not zur seligen Jungfrau: „0 me<strong>in</strong>e Gebieter<strong>in</strong>, heiligeJungfrau Maria, Mutter der Barmherzigkeit <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ziger Trost,komm mir zu Hilfe! Ich b<strong>in</strong> ja de<strong>in</strong>e Magd <strong>und</strong> diente dir treu."Da spricht die selige Jungfrau: „Du gehörst mir nicht, dennleider hast du mich freiwillig verlassen; nun gehörst du dem,dem du gefolgt bist; der mag dich auch befreien." Doch dieNonne betet: „0 Quell der Güte, Rose der Barmherzigkeit, de<strong>in</strong>eHilfe sei mir nahe! Gebieter<strong>in</strong>, errette mich <strong>und</strong> säume nicht,schon öffnet sich über mir der Höllenrachen." Und siehe, <strong>in</strong> demAugenblick, als die Teufel sie fortschleppen wollen, tritt dieMutter der Güte <strong>und</strong> Barmherzigkeit h<strong>in</strong>zu, ergreift sie bei derHand <strong>und</strong> heißt die Teufel weichen. Dann spricht sie: „De<strong>in</strong>böser Willensentschluß hat dich an den Rand der Hölle geführt,<strong>und</strong> du hast es nicht geahnt. Laß ab von dieser sündhaften,ungehörigen Liebe, dann wirst du die Re<strong>in</strong>heit <strong>des</strong> Herzens wiedergew<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> bei Gott Gnade f<strong>in</strong>den." In diesem Augenblickeerwachte die Nonne. Draußen vor der Tür aber warteten dieBoten, die sie fortführen sollten. Doch sie spricht zu ihnen:„Weichet von mir, ihr Diener <strong>des</strong> To<strong>des</strong>; nicht Gottes, sondern<strong>des</strong> Teufels Knechte seid ihr." Da g<strong>in</strong>gen jene entrüstet fort.Sie aber erzählte alles ihren Eltern, kehrte <strong>in</strong>s Kloster zurück<strong>und</strong> machte <strong>in</strong> heilsamer Buße wieder gut, was sie gefehlt hatte.