12.07.2015 Aufrufe

Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

81gütig ist unser Herr, daß er für so kle<strong>in</strong>e Mühe all denen, diereumütigen Herzens s<strong>in</strong>d, so großen Lohn, die Vergebung derSünden gewährt! Von der Größe dieses Lohnes aber spricht der,der die Wahrheit ist: „Was ist leichter zu sagen: De<strong>in</strong>e Sündens<strong>in</strong>d dir vergeben, oder: Nimm de<strong>in</strong> Bett <strong>und</strong> wandle?" Dahersollen wir Christum lieben aus unserem ganzen Herzen <strong>und</strong> ausall unseren Kräften.69.Von Eseln, die dem Sakramente Platz machten.Als e<strong>in</strong>st der Priester von St. Jakob <strong>in</strong> Köln den Leib <strong>des</strong>Herrn zu e<strong>in</strong>em Kranken als Wegzehrung trug, kamen ihm imDorfe mehrere mit Getrei<strong>des</strong>äcken beladene Esel entgegen, die dieganze Straße versperrten. Da fürchtete der Priester, weil er altwar, er könne mit dem Sakramente <strong>in</strong> den Schmutz gestoßenwerden, <strong>und</strong> sprach: „Was beg<strong>in</strong>nt ihr, Esel? Seht ihr nicht,wen ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Händen trage? Bleibt stehen <strong>und</strong> ehrt eurenSchöpfer. Ich befehle es euch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Namen." Und alsbaldhielten die Esel an <strong>und</strong> g<strong>in</strong>gen alle zurück den Hügel h<strong>in</strong>ab. Undobschon der Weg h<strong>in</strong>unter sehr glatt wegen <strong>des</strong> Schmutzes war,fielen die Säcke doch nicht herab.70.Wie e<strong>in</strong> Kleriker Maria e<strong>in</strong>e silberne Spange schenkte.E<strong>in</strong> Kleriker, der zwar weltliche Kleidung trug, aber frommerSitten war, verehrte <strong>in</strong> besonderer Weise die selige Jungfrau. E<strong>in</strong>stritt er se<strong>in</strong>es Weges, <strong>und</strong> da es sehr stark zu regnen begonnenhatte, trat er <strong>in</strong> die Vorhalle e<strong>in</strong>es Hauses e<strong>in</strong>. Dort sah ere<strong>in</strong>e Statue der Himmelskönig<strong>in</strong>, die vor Alter ganz von Würmernzerfressen war. Das tat ihm von Herzen leid, <strong>und</strong> er kniete nieder<strong>und</strong> betete e<strong>in</strong> Ave Maria, <strong>und</strong> dann fragte er: „Wie kannst dunur so unwürdig hier stehen, erhabene Herr<strong>in</strong>?" Und mit diesenWorten nimmt er von se<strong>in</strong>er Brust e<strong>in</strong>e silberne Spange <strong>und</strong> befestigtsie an ihrem F<strong>in</strong>ger als Ersatz für e<strong>in</strong>en B<strong>in</strong>g; dabeispricht er: „Nimm dieses kle<strong>in</strong>e Geschenk aus me<strong>in</strong>er Hand, alierseligsteHerr<strong>in</strong>, da ich ke<strong>in</strong> anderes bei mir habe, mit dem ichdich ehren könnte." Dann stellt er die Statue an e<strong>in</strong>e höhereKlapper, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 6

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!