Erzählungen des Mittelalters in deutscher Ãbersetzung und ...
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68errichten solle. Und zum Zeichen, daß er die Wahrheit bericlitete,teilte sie ihm das folgende Gebet mit, das der Bischof im geheimenvor dem Beginn der marianischen Tagzeiten zu betenpflegte: Deine Geburt, o Gottesgebärerin und Jungfrau usw. DerBischof erkannte auch an diesem Zeichen, daß der Slave dieWahrheit sprach, und erfüllte, was unsere Herrin wünschte, infrommer Gesinnung, indem er an der angegebenen Stelle einKloster für den berühmten Orden der Benediktiner erbauen ließ.Dort nahm er auch einen Laienbruder auf, der nachher ein Abtrünnigerwurde. Denn als ihn der Bischof einst tadelte, schlugihn dieser vor dem Altare nieder. Dafür wurde er bei lebendigemLeibe vom Teufel entführt und seitdem nicht mehr gesehen. Andem Slaven aber können wir erkennen, daß die demütige MutterGottes gern mit den Einfältigen redet; schnell lehrte sie ihnLatein sprechen, der nicht einmal Deutsch konnte. Ihrem treuenBischöfe aber verlieh sie die Glorie des Märtyrers.55.Wie St. Merkurius Maria an Julian dem Abtrünnigen rächte.Einst zog Kaiser Julian, der den Beinamen der Abtrünnige erhaltenhat, in den Kampf. Und er befahl dem heiligen Basilius,dem Bischöfe von Cäsarea, ihm und seinem Heere die nötigenLebensmittel zu verschaffen. Der Bischof ließ ihm antworten, daßdie Kirchengüter nicht ihm gehörten, sondern Jesus Christus undden Armen, die Gott dienten, nicht den Räubern und seinesgleichenAber um seine Kirche vor Brandschatzung zu schützen, schickteer ihm doch einen Wagen mit Lebensmitteln. Der Kaiser abergeriet in Zorn und Wut und schwur, auf der Heimkehr jene Stadtzu zerstören. Doch der Bischof vertraute auf Gott, den Königdes Himmels, und auf seinen Schutz und auf seine Macht unddiente ihm mit seinem Volke und seiner Geistlichkeit durchFasten und Beten, Prozessionen und Almosen. Er selbst aber tratzum Gebet in seine Kirche, die zu Ehren der seligen Jungfrauerrichtet worden war, und klagt Maria die Drohungen, die gegensie ausgestoßen worden sind. Da sieht er sich im Geiste vor denThron Gottes entrückt, und dort hört er, wie die allerseligsteJungfrau Maria ihrem Sohne klagt, daß ihrer Kirche die Ver-
60niclitung droho. Alsbald erbietet sich der heilige MärtyrerMerkurius, dessen Leib in jener Kirche ruhte, vor allen anderen,Maria zu rächen. Sein Leib verläßt sogleich das Grab, legt derReihe nach alle Stücke der Eüstung an, steigt zu Pferde und jagtzum Heere des Kaisers Julian und sticht ihn nieder. Sterbendfängt Julian Blut aus der Wunde auf und wirft es zum Himmelempor, indem er ruft: „Du hast gesiegt, Jesus von Nazareth!"Dann sinkt er tot hin, und sein Heer wird in wilde Flucht geschlagen.Der Bischof erzählt alles, wie er es gesehen hat, undwirklich findet man weder Merkurius im Grabe, noch seine Waffen,die sonst in der Kirche hingen, an ihrer Stelle. Nach drei Tagentrafen Leute von dem Schlachtfelde ein, die alles genau so berichteten,wie es der Bischof gesehen hatte, und nun fand manauch in der Kirche wieder den Leib des Merkurius und seineWaffen an Ort und Stelle. Da sagten alle Gott Dank, der alleerrettet und befreit, die auf ihn hoffen, und die ungerechten Machthabervon ihrem Throne stürzt und die Demütigen im Hinblickauf seine Mutter hier und im Jenseits erhöht.56.Von einem Kölner Bischöfe, der acht Knäblein errettete.Ein Geistlichervon untadligen Sitten und tiefer Gelehrsamkeit,der all sein Können zum Ruhme der allerseligsten Juugfrau verwandte,wurde Bischof von Köln. Dieser erhob sich eines Nachtsvom Lager, um zum Lobe Gottes und seiner Mutter zu beten,und als er durch seinen Palast schritt, sah er durchs Fenster,wie auf der Straße Weiber eine große Wanne mit acht Knäbleintrugen, die in eben jener Nacht von einer vornehmen Frau injener Stadt geboren worden waren. Und aus Scham hatte jeneFrau nur ein Knäblein zurückbehalten und die Hebammen durchgroße Belohnungen gewonnen, die übrigen acht zum Rheine zutragen, um sie dort zu ertränken. Der Bischof ruft die Weiberauf der Stelle vor sich, tauft die Kinder und läßt sie ganz imgeheimen aufziehen und in allen Wissenschaften unterrichten.Nach zehn Jahren aber fügt er es so, daß er in jenem Bürgerhauseetwas zu tun hat, und er kommt dorthin in Begleitung seinerjungen Schüler, die dort entzückend singen. Da läßt der Haus-
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- Seite 34 und 35: 22selbst auf die Weide trieb. Der E
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- Seite 128 und 129: 116das Lehen, und aus Furcht vor de
60niclitung droho. Alsbald erbietet sich der heilige MärtyrerMerkurius, <strong>des</strong>sen Leib <strong>in</strong> jener Kirche ruhte, vor allen anderen,Maria zu rächen. Se<strong>in</strong> Leib verläßt sogleich das Grab, legt derReihe nach alle Stücke der Eüstung an, steigt zu Pferde <strong>und</strong> jagtzum Heere <strong>des</strong> Kaisers Julian <strong>und</strong> sticht ihn nieder. Sterbendfängt Julian Blut aus der W<strong>und</strong>e auf <strong>und</strong> wirft es zum Himmelempor, <strong>in</strong>dem er ruft: „Du hast gesiegt, Jesus von Nazareth!"Dann s<strong>in</strong>kt er tot h<strong>in</strong>, <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Heer wird <strong>in</strong> wilde Flucht geschlagen.Der Bischof erzählt alles, wie er es gesehen hat, <strong>und</strong>wirklich f<strong>in</strong>det man weder Merkurius im Grabe, noch se<strong>in</strong>e Waffen,die sonst <strong>in</strong> der Kirche h<strong>in</strong>gen, an ihrer Stelle. Nach drei Tagentrafen Leute von dem Schlachtfelde e<strong>in</strong>, die alles genau so berichteten,wie es der Bischof gesehen hatte, <strong>und</strong> nun fand manauch <strong>in</strong> der Kirche wieder den Leib <strong>des</strong> Merkurius <strong>und</strong> se<strong>in</strong>eWaffen an Ort <strong>und</strong> Stelle. Da sagten alle Gott Dank, der alleerrettet <strong>und</strong> befreit, die auf ihn hoffen, <strong>und</strong> die ungerechten Machthabervon ihrem Throne stürzt <strong>und</strong> die Demütigen im H<strong>in</strong>blickauf se<strong>in</strong>e Mutter hier <strong>und</strong> im Jenseits erhöht.56.Von e<strong>in</strong>em Kölner Bischöfe, der acht Knäble<strong>in</strong> errettete.E<strong>in</strong> Geistlichervon untadligen Sitten <strong>und</strong> tiefer Gelehrsamkeit,der all se<strong>in</strong> Können zum Ruhme der allerseligsten Juugfrau verwandte,wurde Bischof von Köln. Dieser erhob sich e<strong>in</strong>es Nachtsvom Lager, um zum Lobe Gottes <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Mutter zu beten,<strong>und</strong> als er durch se<strong>in</strong>en Palast schritt, sah er durchs Fenster,wie auf der Straße Weiber e<strong>in</strong>e große Wanne mit acht Knäble<strong>in</strong>trugen, die <strong>in</strong> eben jener Nacht von e<strong>in</strong>er vornehmen Frau <strong>in</strong>jener Stadt geboren worden waren. Und aus Scham hatte jeneFrau nur e<strong>in</strong> Knäble<strong>in</strong> zurückbehalten <strong>und</strong> die Hebammen durchgroße Belohnungen gewonnen, die übrigen acht zum Rhe<strong>in</strong>e zutragen, um sie dort zu ertränken. Der Bischof ruft die Weiberauf der Stelle vor sich, tauft die K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> läßt sie ganz imgeheimen aufziehen <strong>und</strong> <strong>in</strong> allen Wissenschaften unterrichten.Nach zehn Jahren aber fügt er es so, daß er <strong>in</strong> jenem Bürgerhauseetwas zu tun hat, <strong>und</strong> er kommt dorth<strong>in</strong> <strong>in</strong> Begleitung se<strong>in</strong>erjungen Schüler, die dort entzückend s<strong>in</strong>gen. Da läßt der Haus-