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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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58der Erii^^cl, der dir zum Scliutze beigegeben ist. Hier hast du dasGewand der Liebe, damit du nicht bloß ersche<strong>in</strong>st, wenn du vorde<strong>in</strong>en Eichter gerufen wirst." Der Vornehme aber spottete nurüber dieses Gewand <strong>und</strong> dachte nicht daran, sich zu bessern. Dawurde er krank,<strong>und</strong> se<strong>in</strong> Weib ermahnte ihn vergeblich zur Beicht.Doch als sie sah, daß er se<strong>in</strong>em Ende entgegeng<strong>in</strong>g, schickte sienach dem Priester. Als dieser gekommen war <strong>und</strong> ihn zur Bußeermahnte, fragte der Kranke: ,,Sagt mir, ob es über uns Wassergibt." Der Priester antwortet: „Herr, darum handelt es sichdoch jetzt nicht; bereut jetzt die Sünden, die ihr begangen habt."Der Kranke aber bestand darauf, er solle ihm sagen, ob es überuns Wasser gäbe. Da antwortete der Priester endlich: ,,Es gibtWasser über uns <strong>und</strong> unter uns." Und jener spricht: „Ich werdemehr Jahre <strong>in</strong> der Hölle brennen, als es Wassertropfen unter uns<strong>und</strong> über uns gibt." Doch als der Priester sagte, er solle nichtsolches sagen, sondern an die Barmherzigkeit Gottes denken, spracher: „Ich weiß, daß Gott barmherzig war bis zu diesem Tage.Heute aber b<strong>in</strong> ich vor se<strong>in</strong> Gericht gerufen worden, <strong>und</strong> dort sahich mich nackt an allen guten Werken, <strong>und</strong> neben mir waren alleFreveltaten, die ich begangen habe; <strong>und</strong> so wurde ich verdammt<strong>und</strong> den Teufeln zu ewiger Pe<strong>in</strong> übergeben.Weichet daher von mir,denn die Teufel s<strong>in</strong>d da, um mich wegzuschleppen." Nach diesenWorten schrie er so fürchterlich, daß alle Anwesenden erbebten.Und als man zu ihm trat, war er ganz zerrissen <strong>und</strong> schwarz.43.Von e<strong>in</strong>em Ritter, der e<strong>in</strong>e Nacht <strong>in</strong> der Kirche verbrachte.Man liest, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Kitter lebte, der viele Verbrechenbegangen hatte.-Dieser gab den Bitten se<strong>in</strong>er frommen Gatt<strong>in</strong> nach<strong>und</strong> g<strong>in</strong>g zu e<strong>in</strong>em Bischöfe, dem er alle se<strong>in</strong>e Sünden beichtete.Doch als ihm der Bischof e<strong>in</strong>e Buße auferlegen wollte, da weigerteer sich, <strong>in</strong>dem er sasrte, er verstehe weder zu fasten noch zu beten.Da legte er ihm als Buße auf, er solle e<strong>in</strong>e Nacht <strong>in</strong> der Kirchee<strong>in</strong>geschlossen schweigend zubr<strong>in</strong>gen, bis er am Morgen zu ihmkomme <strong>und</strong> das Zeichen <strong>des</strong> Kreuzes über ihn mache. Mit dieserBuße war der Ritter e<strong>in</strong>verstanden; <strong>und</strong> der Bischof betete überihn, schloß die Kirchentür <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>weg. Sogleich ist der

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