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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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54Macht <strong>und</strong> Barmherzigkeit <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Betrachtung verharrte, dakam e<strong>in</strong> Eabe, der ihm Brot brachte, soviel er brauchte. Und sobrachte der Rabe auf göttliches Geheiß dem Manne Gottes anjedem Tage um die Zeit <strong>des</strong> Frühstücks se<strong>in</strong> Brot. Es begabsich aber, daß der heilige Antonius, e<strong>in</strong> vornehmer Eömer, vollVerachtung gegen die Schätze der Erde <strong>und</strong> im Streben nach denSchätzen <strong>des</strong> Himmels die E<strong>in</strong>öde aufsuchte. Und als ihm vielew<strong>und</strong>erbare D<strong>in</strong>ge im Walde begegnet waren <strong>und</strong> auch Waldungeheueran ihm vorübergekommen waren, führte ihn schließliche<strong>in</strong> Wolf bis zur Zelle <strong>des</strong> heiligen Paulus. Dieser aber fürchtete,er könnte durch die Gesellschaft e<strong>in</strong>es Menschen an der göttlichenBetrachtung geh<strong>in</strong>dert werden, <strong>und</strong> öffnete ihm zunächst nicht.Doch gab er endlich den Bitten <strong>und</strong> Tränen <strong>des</strong> heiligen Antoniusnach <strong>und</strong> öffnete se<strong>in</strong>e Zelle. Und sie sanken sich <strong>in</strong> die Arme<strong>und</strong> küßten sich <strong>in</strong> heiliger Liebe; dann setzten sie sich nieder<strong>und</strong> redeten über Gott. Und siehe, der Rabe kam <strong>und</strong> brachtedie doppelte Gabe, <strong>und</strong> so sorgte er ständig für ihren Unterhalt.So wollen wir, liebe Brüder, den Herrn bitten, daß er auch uns,so wie er jene speiste, mit se<strong>in</strong>er Gnade stärke.39.Von e<strong>in</strong>em Vornehmen, dem der heilige Petrus die Hölle zeigte.Man liest, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Vornehmer lebte, der viele Sündenbegangen hatte. Dieser hörte e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> der Predigt die Worte:„Der Herr hat se<strong>in</strong> Volk heimgesucht," <strong>und</strong> er behielt diese Worte<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Herzen <strong>und</strong> sprach <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Gebete: „Suche, Herr,me<strong>in</strong> Herz heim <strong>und</strong> bessere me<strong>in</strong> Leben." Und da der Herrmit se<strong>in</strong>er Barmherzigkeit allen denen nahe ist, die ihn anrufen,vergaß er auch diesen Sünder nicht. Und er hatte e<strong>in</strong>e Vision.Es war ihm, als würde er durch e<strong>in</strong>en ehrwürdigen Mann, —das war der heilige Apostel Petrus, den er besonders verehrte, —an e<strong>in</strong>en furchtbaren Ort geführt, an dem er viele Menschen <strong>in</strong>schweren Pe<strong>in</strong>en erblickte; unter ihnen sah er besonders e<strong>in</strong>en,den die Teufel auf e<strong>in</strong>en Rost legten, um ihm die Haut abzuziehen<strong>und</strong> ihn an e<strong>in</strong>em gewaltigen Feuer zu rösten. Und alser ihn fragte, warum dieser Mensch e<strong>in</strong>e so grausame Pe<strong>in</strong> erleide,sprach der Unglückliche; „Ich war e<strong>in</strong> vornehmer Mann;

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