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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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40Herr, die Augen, die du liebst; tu mit ihnen, was du willst.Ich aber b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Tempel <strong>des</strong> heiligen Geistes; mich sollst dunimmer haben." Den Grafen aber erfaßte bei diesem Anblick<strong>und</strong> bei ihren Worten e<strong>in</strong> gewaltiger Schrecken, <strong>und</strong> er zog eiligstvon dannen.21.Von e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>siedler <strong>und</strong> der Tochter e<strong>in</strong>es heidnischenPriesters.Man liest <strong>in</strong> dem Leben der Väter, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedlere<strong>in</strong>e Jungfrau erblickte, die die Tochter e<strong>in</strong>es heidnischen Oberpriesterswar. Und er empfand leidenschaftliche Liebe zu ihr,die bis zu e<strong>in</strong>em solchen Grade wuchs, daß er sie zum Weibeverlangte. Ihr Vater aber suchte e<strong>in</strong>en Zauberer auf <strong>und</strong> befragteihn, was er tun sollte. Und dieser erwiderte: „Du darfst ihmgern de<strong>in</strong>e Tochter geben, wenn er se<strong>in</strong>er Taufe abschwören <strong>und</strong>dem Christenglauben entsagen will." Das sagte der heidnischeOberpriester dem E<strong>in</strong>siedler, <strong>und</strong> dieser erklärte sich bereit dazu.Als der Oberpriester das dem Zauberer mitteilte, sprach dieser:„Noch ist der heilige Geist nicht von ihm gewichen; gib ihmde<strong>in</strong>e Tochter nicht eher,bevor er nicht aller Hoffnung auf Christusentsagt hat." Der Oberpriester verlangte es von dem E<strong>in</strong>siedler,<strong>und</strong> dieser sagte, er wolle das gern tun. Und als derOberpriester dem Zauberer die Antwort überbrachte, sprachdieser: „Sag ihm, er soll der Geme<strong>in</strong>schaft der Heiligen entsagen.Tut er dies auch, dann gib ihm unbedenklich de<strong>in</strong>e Tochter."Und der Oberpriester verlangte auch das von dem E<strong>in</strong>siedler,<strong>und</strong> dieser entsagte, von se<strong>in</strong>er gewaltigen Leidenschaft getrieben,der Geme<strong>in</strong>schaft aller Heiligen. Kaum aber hatte er es getan,da sah er aus se<strong>in</strong>em M<strong>und</strong>e den heiligen Geist unter der Gestalte<strong>in</strong>er Taube entweichen. Bei diesem Anblick erseufzte derE<strong>in</strong>siedler <strong>und</strong> sprach zu sich: „Wenn der heilige Geist, denich so lange verleugnet habe, erst jetzt von mir weicht, waswürde er dann wohl tun, wenn ich ihn von ganzem Herzen zurückersehnte?"Und er suchte se<strong>in</strong>en Beichtvater auf <strong>und</strong> nahmdie Buße auf sich, die ihm auferlegt wurde, <strong>und</strong> diese bestanddar<strong>in</strong>, daß er vier Wochen bei Wasser <strong>und</strong> Brot fastete. Als erso die erste Woche beendet hatte, da sah er den heiligen Geist

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