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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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28begaben sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Ha<strong>in</strong>, den man ihnen zeigte, <strong>und</strong> lebtendort <strong>in</strong> eifrigem Gebete e<strong>in</strong> ganzes Jahr. Nach Verlauf <strong>des</strong>Jahres aber er<strong>in</strong>nerte sich der Abt der Bitte jener beiden Jüngl<strong>in</strong>ge<strong>und</strong> sprach: „Ich will h<strong>in</strong>gehen <strong>und</strong> sehen, ob sie standhaft gebliebens<strong>in</strong>d." Und als er <strong>in</strong> den Ha<strong>in</strong> an den Ort kam, derihnen angewiesen worden war, fand er sie <strong>in</strong> ihrem Garten an derArbeit, <strong>und</strong> als er sie begrüßt hatte, nahmen sie ihn mit denSe<strong>in</strong>en <strong>in</strong> großer Demut auf <strong>und</strong> setzten ihm an jenem Abendealles vor, was sie besaßen. Als aber die Nacht here<strong>in</strong>brach, sprachder Abt zu ihnen, sie sollten sich se<strong>in</strong>etwegen nicht von ihren gewohntenÜbungen abhalten lassen. Wie sie nun glaubten, daßer schliefe, erhoben sie sich, um nach ihrer Gewohnheit dem Gebeteobzuliegen. Der Abt aber schlief nicht. Und als Mitternachtherankam, sah er, daß der ältere Bruder wie die Sonne zuerglänzen begann, <strong>und</strong> Engel stiegen vom Himmel zu ihm nieder<strong>und</strong> trugen ihn von der Erde so hoch empor, daß er ihn kaumnoch zu sehen vermochte. Zu dem jüngeren aber sah er e<strong>in</strong>egroße Schar Teufel <strong>in</strong> Wurmgestalt herabkommen, die zum M<strong>und</strong>e<strong>des</strong> Betenden e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen wollten. Doch e<strong>in</strong> Engel <strong>des</strong> Herrnstieg hernieder, der <strong>in</strong> der Hand e<strong>in</strong>e Geißel hielt <strong>und</strong> damit dieWurmteufel von ihm trieb. Der Jüngl<strong>in</strong>g aber betete unterSeufzen, bis die Teufelschar von ihm wich. Dann verschwandauch der Engel. Und der ältere Bruder wurde von den Engelnwieder zur Erde herabgetragen, <strong>und</strong> der helle Sche<strong>in</strong> verschwand.Am nächsten morgen begaben sich beide vor den Abt, um ihmzu beichten. Da erkannte der Abt, daß der ältere Bruder kraftvolldie teuflischen Versuchungen besiegt <strong>und</strong> sich durch se<strong>in</strong>eBetrachtungen die Gnade verdient hatte, von den Engeln emporgehobenzu werden, um sich an dem Gesänge <strong>und</strong> den Melodiender seligen Geister zu erbauen. Der jüngere Bruder aber hattedie Versuchungen noch nicht besiegt, aber er widerstand ihnentapfer. So nahm sie der Abt <strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>schaft se<strong>in</strong>er Mönche<strong>in</strong> se<strong>in</strong> Kloster auf. Und sie dienten Gott <strong>und</strong> verrichteten alleArbeiten <strong>in</strong> Geduld <strong>und</strong> taten viele W<strong>und</strong>er, bis sie e<strong>in</strong>es seligenTo<strong>des</strong>starben.

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