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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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223<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Herzen wegen se<strong>in</strong>er guten Werke <strong>und</strong> sprach: „DieserEäuber, der so viele Schandtaten auf sich geladen hat, der niee<strong>in</strong> gutes Werk verrichtete <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e Buße tat, wird heute mitsolchen Ehren <strong>in</strong> den Himmel aufgenommen, ich dagegen, der ichjederzeit Gott diente <strong>und</strong> bis auf diesen Augenblick e<strong>in</strong> strengesLeben führte^ habe nie von Gott e<strong>in</strong>e solche Gnade <strong>und</strong> Auszeichnungerfahren können." Und der Fe<strong>in</strong>d <strong>des</strong> Menschengeschlechtsstachelte ihn auf, daß er den Entschluß faßte, die E<strong>in</strong>öde zu verlassen<strong>und</strong> <strong>in</strong> die Welt zurückzukehren. Doch als er so se<strong>in</strong>esWeges wanderte, stellte ihm der arglistige böse Fe<strong>in</strong>d, der überdas Verderben dieses E<strong>in</strong>siedlers frohlockte, e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>dernis. Undder E<strong>in</strong>siedler brach den Hals <strong>und</strong> starb auf der Stelle. Und derTeufel schleppte ihn zur Hölle. So erfüllte sich an ihm das Wort<strong>des</strong> Evangeliums : „Die letzten D<strong>in</strong>ge jenes Menschen s<strong>in</strong>d ärgerals die ersten."Das sah im Geiste e<strong>in</strong> anderer E<strong>in</strong>siedler,der nicht weit davonentfernt lebte, <strong>und</strong> er sprach zu sich: „Gottes Gerichte s<strong>in</strong>d nichtgut <strong>und</strong> gerecht." Alsbald erschien ihm e<strong>in</strong> Engel <strong>des</strong> Herrn <strong>und</strong>sprach: „Komm mit mir, <strong>und</strong> ich werde dir zeigen, daß GottesGerichte gerecht s<strong>in</strong>d." Zunächst führte er ihn zu der Zelle e<strong>in</strong>esE<strong>in</strong>siedlers, der am Ufer <strong>des</strong> Meeres wohnte. Der nahm sie freudigauf <strong>und</strong> gewährte ihnen herzliche Gastfre<strong>und</strong>schaft. Als sie abernach dem Mahle am Meeresufer spazieren g<strong>in</strong>gen, da stürzte derEngel den E<strong>in</strong>siedler h<strong>in</strong>ab <strong>in</strong> die Wellen, wo er ertrank. Als dasse<strong>in</strong> Begleiter sah, wurde er von Herzen traurig. Der Engel abersprach: „Betrübe dich nicht." Darauf g<strong>in</strong>gen sie zu e<strong>in</strong>em andernE<strong>in</strong>siedler, der sie ebenfalls mit großer Fre<strong>und</strong>lichkeit empf<strong>in</strong>g.Dieser besaß e<strong>in</strong>en w<strong>und</strong>erschönen Becher, der ihm über alles wertwar <strong>und</strong> den er sorgsam verwahrte. Am nächsten Morgen aber,als sie die Zelle verließen, entwendete ihm der Engel den Becher.Das empörte se<strong>in</strong>en Begleiter aufs äußerste. Und sie kamen zudem Hause e<strong>in</strong>es guten Menschen, der sie trefflich bewirtete.Dieser gab ihnen am folgenden Morgen, als sie weiterg<strong>in</strong>gen, e<strong>in</strong>enJüngl<strong>in</strong>g mit, der bei ihm <strong>in</strong> Diensten stand, damit er ihnen denrechten Weg wiese. Der Engel aber stieß den Jüngl<strong>in</strong>g vor denAugen se<strong>in</strong>es Begleiters von e<strong>in</strong>er Brücke <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Strom, wo eralsbald ertrank. Das bereitete dem E<strong>in</strong>siedler großen Schmerz.

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