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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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222Erden das Gute zu vergelten, das er getan hat, damit er im Jenseitsewiglich bestraft werden kann. So s<strong>in</strong>d Gottes Katschlägeoft unfaßbar. Daher laß ab von de<strong>in</strong>en Zweifeln."Buße tat.Man liest,211.Der Engel <strong>und</strong> der E<strong>in</strong>siedler.daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedler lebte, der lange Zeit strengeE<strong>in</strong>es Tages kam e<strong>in</strong> Räuber zu ihm, der die schlimmstenVerbrechen begangen hatte, um zu beichten. Der E<strong>in</strong>siedler erteilteihm die Lossprechung <strong>und</strong> legte ihm die folgende Buße auf.„Bruder", sprach er, „du bist losgesprochen von allen de<strong>in</strong>enSünden, unter der Bed<strong>in</strong>gung, daß du die drei Weisungen erfüllst,die ich dir hiermit erteile. Erstens soll nie, mag dir nun etwasGutes oder etwas Böses widerfahren, aus de<strong>in</strong>em M<strong>und</strong>e etwasanderes kommen als e<strong>in</strong>e Danksagung gegen Gott. Zweitens sollstdu nie lügen. Und endlich sollst du niemandem fluchen." DerRäuber nahm diese Buße auf sich <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>weg aus dem Angesichtejenes E<strong>in</strong>siedlers, dem er gebeichtet hatte. Da geschahes, daß er <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Dornengebüsch fiel <strong>und</strong> sich e<strong>in</strong> Auge ausstach.Doch er warf sich sofort auf die Knie <strong>und</strong> betete <strong>und</strong> dankte Gottdafür. Als er von jenem Orte fortg<strong>in</strong>g, sah er, daß am Wege e<strong>in</strong>Wagen umgestürzt war. Der Wagenführer erkannte <strong>in</strong> ihm denRäuber wieder <strong>und</strong> wollte fliehen. Doch der Räuber eilte ihm alsbaldzu Hilfe, richtete se<strong>in</strong>en Wagen wieder auf <strong>und</strong> ließ ihn <strong>in</strong>Frieden davonfahren. Als er aber aus dem Walde trat, da erblickteer den Herrn jener Gegend, <strong>des</strong>sen Bruder er erst kürzlichgetötet hatte, an der Spitze e<strong>in</strong>er großen Schar, <strong>und</strong> sie kamenauf den Wald zu, um den Räuber zu suchen <strong>und</strong> jenen Mord zurächen. Und der Herr fragte ihn, ob er wisse, <strong>in</strong> welcher Gegendsich der Oberste der Räuber aufhalte, <strong>und</strong> dieser erwiderte, er seies selbst. Da fallen sie über ihn her <strong>und</strong> verw<strong>und</strong>en ihn so schwer,daß er sterbend nieders<strong>in</strong>kt. Dann lassen sie ihn liegen <strong>und</strong>ziehen ab. Gott aber schickte es, daß der E<strong>in</strong>siedler sah, wie dieSeele <strong>des</strong> Erschlagenen von frohlockenden Engeln zum Himmel getragenwurde. Da wurde der E<strong>in</strong>siedler zornig, denn er erhob sich

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