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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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221Sprengung mit Christi Blute, der ke<strong>in</strong>en irdischen Vater hatte, dieErlösungbrachte.210.Der Engel <strong>und</strong> der E<strong>in</strong>siedler.Höre e<strong>in</strong>e Geschichte, warum Gott den Bösen die Herrschaftgibt. Es lebte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedler, der w<strong>und</strong>erte sich, warumGott auf Erden die Guten von den Bösen plagen <strong>und</strong> die Bösenüber sie herrschen ließe, <strong>und</strong> er bat Gott, er möchte diesen Zweifel<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Gerechtigkeit von ihm nehmen. Da kam e<strong>in</strong> Engel <strong>des</strong>Herrn zu ihm, <strong>und</strong> der E<strong>in</strong>siedler nahm ihn gastlich auf <strong>und</strong> führteihn später zu e<strong>in</strong>em anderen E<strong>in</strong>siedler <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>öde, der sieebenfalls freudig aufnahm <strong>und</strong> bewirtete. Er bot ihnen e<strong>in</strong> gutesLager <strong>und</strong> erwies ihnen alles Gute, das er ihnen tun konnte. Alssie von ihm Abschied genommen hatten, entwendete ihm der Engelheimlich e<strong>in</strong>en silbernen Becher. Der E<strong>in</strong>siedler merkte das <strong>und</strong>sandte ihnen se<strong>in</strong>en Sohn nach, um den Becher zurückzuholen.Dieser traf den Engel auf e<strong>in</strong>er Brücke. Doch als er den Becherzurückverlangte,wurde der Engel zornig <strong>und</strong> stieß ihn <strong>in</strong> den Fluß,wo er ertrank. Darauf führte der Engel se<strong>in</strong>en Begleiter zu e<strong>in</strong>emanderen E<strong>in</strong>siedler, der sie sehr unfre<strong>und</strong>lich aufnahm <strong>und</strong> ihnennichts Gutes erwies. Diesem schenkte der Engel den entwendetenBecher. Darüber staunte se<strong>in</strong> Begleiter, <strong>und</strong> er konnte es nichtunterlassen, den Engel zu fragen, warum er dem ersten den Sohngetötet <strong>und</strong> den Becher entwendet habe, nachdem ihnen dort allesGute erwiesen worden sei, <strong>und</strong> warum er nun dem den Becherschenke, der ihnen nichts Gutes getan habe. Da sprach der Engel :„Ich b<strong>in</strong> zu dir gesandt, um dir de<strong>in</strong>e Zweifel zu nehmen. JenerE<strong>in</strong>siedler, der uns so viel Gutes erwies, ist e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>des</strong> ewigenLebens <strong>und</strong> von Gott auserwählt. Ich nahm ihm den Becher, weiler ihm zu e<strong>in</strong>em heiligen Leben nicht förderlich war, <strong>und</strong> ichtötete se<strong>in</strong>en Sohn, weil er sich mit der bösen Absicht trug, e<strong>in</strong>enMord zu begehen. Um se<strong>in</strong>e Seele zu retten, brachte ich ihn um,damit er se<strong>in</strong>en sündigen Vorsatz nicht zur Tat werden ließe. Derzweite E<strong>in</strong>siedler aber, dem ich den Becher schenkte, ist e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>dder Verdammnis; ihm gab ich den Becher, um ihm damit auf

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