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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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220beschenkte ihn der König reichlich, <strong>und</strong> er wurde se<strong>in</strong> treuesterDiener.Dies ist geistlich zu deuten. Das menschliche Geschlecht warGottes liebster Fre<strong>und</strong>, aber durch die Sünde wurde es von ihmentfremdet <strong>und</strong> wandelte nicht mehr im Reiche <strong>des</strong> Herrn. Gottaber wollte wie der König das kranke Glied heilen. Daher kamer <strong>in</strong> diese Welt <strong>und</strong> nahm Menschengestalt an <strong>und</strong> rettete so dieMenschheit.208.Von dem Adler <strong>und</strong> dem Phönix.Durch die heilige Betrachtung wird der Mensch im Geistewiedergeboren wie der Adler, von dem erzählt wird, daß er sich,wenn er bejahrt <strong>und</strong> träge wird, empor zur Sonne schw<strong>in</strong>gt. Dannöffnen sich die Poren se<strong>in</strong>er Flügel, <strong>und</strong> alsbald taucht er h<strong>in</strong>ab<strong>in</strong>s Wasser, <strong>und</strong> die alten Federn fallen heraus <strong>und</strong> neue wachsenan ihrer Stelle.Durch die Barmherzigkeit aber wird der Mensch wiedergeborenwie der Phönix, von dem man erzählt, daß er, wenn er alt gewordenist, sich aus duftendem Holze e<strong>in</strong> Feuer zurichtet <strong>und</strong> sichh<strong>in</strong>e<strong>in</strong>stürzt <strong>und</strong> dar<strong>in</strong> verjüngt <strong>und</strong> wiedergeboren wird.209.Von dem Jüngl<strong>in</strong>ge, der ke<strong>in</strong>en irdischen Vater hatte.Wir lesen <strong>in</strong> der Geschichte der Briten: E<strong>in</strong> König wolltee<strong>in</strong>en Turm bauen lassen. Aber was die Maurer an e<strong>in</strong>em Tagefertig stellten, das verschlang am nächsten Tage die Erde wieder.Die Magier rieten dem Könige, er solle nach e<strong>in</strong>em Jüngl<strong>in</strong>geforschen lassen, der ke<strong>in</strong>en irdischen Vater hätte. Wenn er mitdieses Jüngl<strong>in</strong>gs Blute die Ste<strong>in</strong>e <strong>und</strong> den Mörtel besprengte, dannwürden sie für den Turm e<strong>in</strong> festes F<strong>und</strong>ament abgeben.Das bedeutet im geistlichen S<strong>in</strong>ne: Vor dem Leiden Christiwurde alles, was auf Erden gerecht lebte, wie jenes Bauwerk von derErde, das heißt, von der Vorhölle verschlungen, bis die Be-

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