Erzählungen des Mittelalters in deutscher Ãbersetzung und ...
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208Sohn mit Schmerz und Schrecken. Die Mutter aber lachte inihren Qualen. Da sprach der Sohn: „Mutter, wie kannst du insolcher Pein noch lachen?" Und sie erwiderte: „Ich kann frohsein und lachen, weil ich würdig gewesen bin, einem solchenSohne das Leben zu schenken, der mich durch seinen Zuspruch zurEeue bestimmte, der mich durch seine Buße und Gebete vor derHöllenpein errettet hat und durch dreißig Messen aus meiner Qualerlösen wird. du mein lieber Sohn, wenn du dreißig Messenfür die Verstorbenen und die letzte zu Ehren der seligen Jungfraugelesen haben wirst, die allein den mit meinem Blute geschriebenenVertrag von Luzifer zurückerhalten kann, dann wirddieser Vertrag auf den Altar herniederfallen. Daran sollst du erkennen,daß ich ganz von meinen Qualen erlöst bin." Daraufkam der Sohn wieder zu sich und tat, wie ihm die Mutter gesagthatte. Und Luzifer brachte den Vertrag zurück, und die Mutterward erlöst. Der Sohn aber wurde ein vortrefflicher Lehrer desWortes Gottes und bekehrte die drei Reiche, die seine Mutter vomGlauben abtrünnig gemacht hatte, zum Glauben Christi und dazunoch drei andere Reiche, baute die Kirchen wieder auf und richteteüberall den Gottesdienst wieder ein. So hatte er seine Muttererlöst und ging selbst nach einem seligen Ende insReich Christi ein.195.Von einem Reichen, der die Saaten der Armen vernichtete.In Brabant lebte einst ein sehr vornehmer Jüngling, der zwarweltlich gesinnt war, aber doch der seligen Jungfrau den einenDienst erwies, daß er täglich fünfzig Ave betete. Dieser Jünglingwurde krank und starb. Als er lange tot dagelegen hatte, lebteer wieder auf und sprach zu dem Mönche, der bei seinem Lagerstand: „Hole mir schnell einen Priester." Der Priester kommt, undder Jüngling bekennt vor allen, die zugegen sind: „Ich wurdevor Christi Richterstuhl entrückt, und die Teufel warfen mir vorallem drei Sünden vor. Doch als das Urteil über mich gesprochenwerden sollte, da flehte die allergütigste Mutter Christi ihren Sohnan, er möchte meine Seele in den Leib zurückkehren lassen, damitich Zeit zur Buße erhielte. Und diese Bitte wurde ihr gewährt. DieSünden aber, die mir vorgeworfen wurden, waren diese: erstens
209habe ich dem Priester den Zehnten von meinen Feldern undGütern vorenthalten; zweitens habe ich mit meinen GefährtenFische aus den Gewässern der Mönche geraubt; drittens habe ichauf meinen Jagden die Saaten der Armen mit meinen Hundenvernichtet." Darauf entgegneten die Bauern, die so von ihm geschädigtworden waren: „Warum solltet ihr deswegen verdammtwerden, Herr, da wir euch diese Schuld aufrichtigen Herzens verziehenhaben?" Er jedoch sprach: „Eure Verzeihung reicht nichtaus, um mich zu retten, da ich reich genug bin, Ersatz zu leisten;daher durfte ich mich mit eurem Verzicht nicht zufrieden geben."Mit diesen Worten befahl er, daß man von seinem Gute denSchaden ersetze, und so verschied er in Frieden.196.Maria rettet einen Enthaupteten vor der Hölle.In der Gegend um Rom lebte einst ein Räuber, der vieleMenschen tötete. Einst schlief er am Meeresgestade; da fandenihn seine Feinde, und sie eilten herbei und schlugen ihm dasHaupt ab. Das Haupt aber rollte ins Tal hinunter und rief ohneUnterlaß mit angstvoller Stimme: „Heilige Jungfrau Maria, gib,daß ich aufrichtig beichten kann." Da der abgeschlagene Kopfdiese Worte laut rief, eilte einer der Mörder hinab zum Dorfeund holte einen Priester. Der Geistliche aber wagt nicht eherzu dem Kopfe heranzutreten, bis dieser wieder zu seinem Körperzurückgetragen ist. Darauf spricht der Priester zu ihm: „Ichwundere mich über das, was ich an dir sehe." Da spricht dieser: „Alsich noch lebte, hörte ich, daß jeder, der am Donnerstage oder amSonnabende zu Ehren der seligen Jungfrau Maria fastet, ohneallen Zweifel vor seinem Tode eine aufrichtige Beicht ablegenmüsse. Und obschon ich ein Sünder war, hab ich das doch derseligen Jungfrau zu Ehren getan. Etwas anderes habe ich nicht getan,woran ich mich sonst noch erinnern könnte." Mit diesenWorten starb er und ging zu Christus in die ewige Seligkeit ein.197.Von dem Verdienste demütiger Nächstenliebe.Ein heiligmäßiger Einsiedler, der in der Einöde vierzig Jahrelang ein heiliges Leben geführt hatte, bat einst den Herrn, daßKlapper, Erzählungen des Mittelalters. 14
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208Sohn mit Schmerz <strong>und</strong> Schrecken. Die Mutter aber lachte <strong>in</strong>ihren Qualen. Da sprach der Sohn: „Mutter, wie kannst du <strong>in</strong>solcher Pe<strong>in</strong> noch lachen?" Und sie erwiderte: „Ich kann frohse<strong>in</strong> <strong>und</strong> lachen, weil ich würdig gewesen b<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>em solchenSohne das Leben zu schenken, der mich durch se<strong>in</strong>en Zuspruch zurEeue bestimmte, der mich durch se<strong>in</strong>e Buße <strong>und</strong> Gebete vor derHöllenpe<strong>in</strong> errettet hat <strong>und</strong> durch dreißig Messen aus me<strong>in</strong>er Qualerlösen wird. du me<strong>in</strong> lieber Sohn, wenn du dreißig Messenfür die Verstorbenen <strong>und</strong> die letzte zu Ehren der seligen Jungfraugelesen haben wirst, die alle<strong>in</strong> den mit me<strong>in</strong>em Blute geschriebenenVertrag von Luzifer zurückerhalten kann, dann wirddieser Vertrag auf den Altar herniederfallen. Daran sollst du erkennen,daß ich ganz von me<strong>in</strong>en Qualen erlöst b<strong>in</strong>." Daraufkam der Sohn wieder zu sich <strong>und</strong> tat, wie ihm die Mutter gesagthatte. Und Luzifer brachte den Vertrag zurück, <strong>und</strong> die Mutterward erlöst. Der Sohn aber wurde e<strong>in</strong> vortrefflicher Lehrer <strong>des</strong>Wortes Gottes <strong>und</strong> bekehrte die drei Reiche, die se<strong>in</strong>e Mutter vomGlauben abtrünnig gemacht hatte, zum Glauben Christi <strong>und</strong> dazunoch drei andere Reiche, baute die Kirchen wieder auf <strong>und</strong> richteteüberall den Gottesdienst wieder e<strong>in</strong>. So hatte er se<strong>in</strong>e Muttererlöst <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g selbst nach e<strong>in</strong>em seligen Ende <strong>in</strong>sReich Christi e<strong>in</strong>.195.Von e<strong>in</strong>em Reichen, der die Saaten der Armen vernichtete.In Brabant lebte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> sehr vornehmer Jüngl<strong>in</strong>g, der zwarweltlich ges<strong>in</strong>nt war, aber doch der seligen Jungfrau den e<strong>in</strong>enDienst erwies, daß er täglich fünfzig Ave betete. Dieser Jüngl<strong>in</strong>gwurde krank <strong>und</strong> starb. Als er lange tot dagelegen hatte, lebteer wieder auf <strong>und</strong> sprach zu dem Mönche, der bei se<strong>in</strong>em Lagerstand: „Hole mir schnell e<strong>in</strong>en Priester." Der Priester kommt, <strong>und</strong>der Jüngl<strong>in</strong>g bekennt vor allen, die zugegen s<strong>in</strong>d: „Ich wurdevor Christi Richterstuhl entrückt, <strong>und</strong> die Teufel warfen mir vorallem drei Sünden vor. Doch als das Urteil über mich gesprochenwerden sollte, da flehte die allergütigste Mutter Christi ihren Sohnan, er möchte me<strong>in</strong>e Seele <strong>in</strong> den Leib zurückkehren lassen, damitich Zeit zur Buße erhielte. Und diese Bitte wurde ihr gewährt. DieSünden aber, die mir vorgeworfen wurden, waren diese: erstens