12.07.2015 Aufrufe

Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

190den Orden der Zisterzienser e<strong>in</strong>trat. Als das der Vater gehörthatte, rief er alle Barone se<strong>in</strong>es Lan<strong>des</strong> zusammen <strong>und</strong> belagertedas Kloster <strong>in</strong> der Absicht, es von Gr<strong>und</strong> aus zu zerstören, se<strong>in</strong>enSohn herauszuholen <strong>und</strong> alle Mönche zu töten. Die Mönche aberwollten den Zorn <strong>des</strong> Königs besänftigen <strong>und</strong> führten ihm se<strong>in</strong>enSohn h<strong>in</strong>aus <strong>und</strong> gaben ihm die Erlaubnis zu wählen, ob er imOrden bleiben oder austreten wolle. Se<strong>in</strong> Vater billigte diesesVorgehen der Mönche, denn er hatte sie im Verdacht, daß siese<strong>in</strong>en Sohn zu jenem Schritte verleitet hätten. Der Sohn abersprach zum Vater: „Ich sehe de<strong>in</strong> Herz <strong>in</strong> allzu großer Sorgeum mich. Daher habe ich e<strong>in</strong>en Entschluß gefaßt. Wenn duwillst, daß ich draußen <strong>in</strong> der Welt bei dir leben soll, dann mußtdu e<strong>in</strong>en Brauch abschaffen, den ich <strong>in</strong> de<strong>in</strong>em Lande leider sehrverbreitet sehe <strong>und</strong> der mir von Herzen mißfällt." Das gelobteihm der Vater vor allen, die um ihn versammelt waren, untere<strong>in</strong>em Eide. Da sprach der Sohn zu ihm: „Vater, der Brauch,der mir <strong>in</strong> de<strong>in</strong>em Lande so sehr mißfällt, ist der, daß so vieleMenschen plötzlich sterben, daß dieser plötzliche Tod niemandenverschont <strong>und</strong> den Jüngl<strong>in</strong>g ebenso schnell überfällt wie den Greis.Diesen Brauch schaff <strong>in</strong> de<strong>in</strong>em Lande ab, <strong>und</strong> dann will ich beidir <strong>in</strong> der Welt leben." Als der Vater sah, daß er se<strong>in</strong>en Schwur<strong>in</strong> dieser Beziehung nicht halten konnte, ließ er se<strong>in</strong>en Sohn imOrden, <strong>und</strong> dieser blieb dar<strong>in</strong> bis zu se<strong>in</strong>em seligen Ende. DerVater aber förderte aus Liebe zu se<strong>in</strong>em Sohne das Kloster, sogut er konnte, <strong>und</strong> erzeigte ihm se<strong>in</strong>e Huld <strong>in</strong> solchem Maße,daß er mit se<strong>in</strong>em Sohn die Huld Gottes <strong>in</strong> der ewigen Seligkeitverdiente. Das verleihe auch uns Gott der Vater usw.186.Von dem E<strong>in</strong>siedlerRomanus.Zur Zeit <strong>des</strong> heiligen Papstes Gregor lebte <strong>in</strong> der Lombardeie<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedler Romanus mit Namen, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>öde demütig<strong>und</strong> fromm im Dienste der seligen Jungfrau Maria verweilte. DerTeufel aber, der alle guten Menschen verfolgt, haßte ihn wegense<strong>in</strong>er Beharrlichkeit. Daher verwandelte er sich <strong>in</strong> Menschengestalt<strong>und</strong> kam zu ihm als Pilger <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Zelle. Durch se<strong>in</strong>e An-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!