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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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174Siedler we<strong>in</strong>te <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g weiter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere Straße. Da sah ere<strong>in</strong>e große Menge Männer <strong>und</strong> Frauen, die zum Hause e<strong>in</strong>esReichen h<strong>in</strong>eilten, der <strong>in</strong> schwerer Krankheit lag <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er letztenSt<strong>und</strong>e entgegensah. Und er sah im Geiste, wie e<strong>in</strong>e große Teufelschar<strong>in</strong> das Haus e<strong>in</strong>trat. Da flehte der E<strong>in</strong>siedler zu Gott, ermöge ihm das Los <strong>des</strong> Armen wie <strong>des</strong> Reichen offenbaren. Undalsbald sandte Gott e<strong>in</strong>en Engel, der ihn an der Hand nahm <strong>und</strong>dah<strong>in</strong> führte, wo die Seelen der beiden h<strong>in</strong>gekommen waren. Ersah ,wie e<strong>in</strong>e Engelschar die Seele <strong>des</strong> Armen, die strahlender warals die Sonne, unter Hymnen <strong>und</strong> Lobgesängen zur ewigen Seligkeitgeleitete; <strong>und</strong> er hörte e<strong>in</strong>e Stimme, die zu dem Armen sprach :„Komm, geliebte Seele, da du die Armut auf p]rden aus Liebezu mir ertragen hast, sollst du die ewige Ruhe im Himmel <strong>in</strong>der Fülle der Seligkeit besitzen." Von da g<strong>in</strong>g der E<strong>in</strong>siedlermit dem Engel weiter, <strong>und</strong> er sah, wie e<strong>in</strong>e gewaltige Scharfürchterlicher Teufel die Seele <strong>des</strong> Reichen zur Hölle schleppte.Diese Seele aber rief mit klagender Stimme: „0 Mutter, warumgebarst du mich zu solchem Leid! Weh mir, daß ich den Wuchermehr liebte als die göttliche Barmherzigkeit! weh, warumsorgte ich mehr für me<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der als für me<strong>in</strong> Seelenheil!" Sofreute sich die Seele <strong>des</strong> Armen mit den Engeln, der Reiche aber,der e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> Seide gekleidet g<strong>in</strong>g, wurde von den Teufeln gepe<strong>in</strong>igt.179.Von e<strong>in</strong>em Ritter, der se<strong>in</strong>e Bekehrung verschob.Man liest von e<strong>in</strong>em Ritter, der im Dienste e<strong>in</strong>es Königsstand, daß er sehr schwer erkrankte. Se<strong>in</strong> König aber ermahnteihn e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich zur Buße. Der Ritter jedoch entgegnete, er würdeBuße tun, wenn er sähe, daß er dem Tode nicht mehr entgehenkönnte. Denn wenn er es jetzt tun wollte <strong>und</strong> wieder ges<strong>und</strong>würde, dann würde er zum Gespött der anderen Ritter werden,als wenn er den Tod gefürchtet hätte. Der König hörte das; <strong>und</strong>er besuchte ihn wieder <strong>und</strong> ermahnte ihn von neuem, für das Heilse<strong>in</strong>er Seele zu sorgen. Der Ritter aber sprach angsterfüllt: „0lieber König, bevor du here<strong>in</strong>kamst, traten zwei herrliche Jüngl<strong>in</strong>gevor mich <strong>und</strong> legten <strong>in</strong> me<strong>in</strong>e Hand e<strong>in</strong> Blatt, auf dem ich geschrieben

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