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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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173g<strong>in</strong>ge, daß sie nach se<strong>in</strong>em Tode e<strong>in</strong>en Bl<strong>in</strong>den zum Könige hätten.Der König ließ sich durch die Bitten se<strong>in</strong>er Kitter umstimmen,<strong>und</strong> um der klagenden Witwe Kecht zu verschaffen, ließ er sichselbst das e<strong>in</strong>e, se<strong>in</strong>em Sohne aber das zweite Auge ausreißen <strong>und</strong>gab sie der Witwe für die Augen, die ihr Sohn verloren hatte.So handelte er, wie Moses vorschreibt: Zahn um Zahn, Auge umAuge. Außerdem gab der König den Befehl, daß die Witwe <strong>und</strong>ihr Sohn, so lange sie lebten, reichlich aus se<strong>in</strong>em Vermögen versorgtwürden. Als dieser König starb, wurde er, da er e<strong>in</strong> Heidewar, <strong>in</strong> die Vorhölle geführt. So verg<strong>in</strong>gen seit se<strong>in</strong>em Tode vieleJahre, bis der heilige Gregor Papst wurde. Als dieser e<strong>in</strong>es Tagesan dem Palaste jenes Königs vorbeig<strong>in</strong>g <strong>und</strong> dort von dem Urteilehörte, das jener <strong>in</strong> der Angelegenheit der Witwe gefällt hatte,blieb er stehen <strong>und</strong> empfand <strong>in</strong> tiefstem Herzen Mitleid darüber,daß e<strong>in</strong> so gerechter Eichter ewige Pe<strong>in</strong> leiden solle. Und erbetete für ihn drei Tage lang unter Tränen <strong>und</strong> gab Almosen umse<strong>in</strong>etwillen. Als er so drei Tage lang <strong>in</strong> <strong>in</strong>nigem Gebete verharrthatte, trat e<strong>in</strong> Engel von Gott gesandt vor ihn <strong>und</strong> sprach zu ihmdie Worte: „De<strong>in</strong> Gebet ist erhört." Und der König trat ausse<strong>in</strong>em Grabe ges<strong>und</strong> hervor. Der glückliche Papst aber taufteihn alsbald <strong>und</strong> gab ihm den Namen Patricius. ihr Fürsten derChristenheit, wenn e<strong>in</strong> heidnischer König wegen e<strong>in</strong>es gerechtenUrteils die Gnade erlangte, aus der Hölle erlöst zu werden, umwieviel größer wird das Erbarmen se<strong>in</strong> ,das ihr f<strong>in</strong>den werdet,wenn ihr auf Erden gerechte Richter seid! Dann werdet ihr fürwürdig bef<strong>und</strong>en werden, von Christus, dem höchsten Richter,ewiglich mit der Himmelskrone geschmückt zu werden.178.Von e<strong>in</strong>em Armen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Reichen im Jenseits.Als e<strong>in</strong>es Tages der selige Makarius die Stadt Ma<strong>in</strong>z durchwandelte,sah er auf der Straße e<strong>in</strong>en ganz armen Menschen <strong>in</strong>den letzten Zügen liegen. Und niemand kümmerte sich um ihn,da es eben e<strong>in</strong> Armer war. So spricht Seneka: „Was ist dieArmut? E<strong>in</strong> Gut, allen verhaßt, die Freude Gottes, der Haß derTeufel, Befreiung von Sorgen, Geschäft ohne Verlust." Der E<strong>in</strong>-

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