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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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156Frohs<strong>in</strong>n aiü' lange Zeit. Nach etlichen Tagen sprach der Geizhalszu se<strong>in</strong>er Frau: „Warum s<strong>in</strong>gt denn der Rub<strong>in</strong> nicht mehr?"Und sie erwidert: „Bei Gott, das ist mir unbegreiflich. Er hatjetzt schon lange nicht mehr gesungen." Der Mann aber spricht:„Ich werde ihm se<strong>in</strong>en Gesang wiedergeben." Und er g<strong>in</strong>g zumRub<strong>in</strong> h<strong>in</strong>unter <strong>und</strong> verlangte se<strong>in</strong> Geld zurück. Der Arme wagtenicht, es zu verweigern, <strong>und</strong> gab es ihm heraus. Dann aber griffRub<strong>in</strong> nach se<strong>in</strong>er Fiedel <strong>und</strong> spielte auf ihr lustig wie zuvor.Der Geizhals aber sprach wieder zu se<strong>in</strong>er Frau: „Hör doch, Weib,der Rub<strong>in</strong> s<strong>in</strong>gt wieder." „Ja, ich hör es," erwidert sie; „me<strong>in</strong>Gott, wie geht denn das zu?" Und nun erzählte ihr der Geizhals,wie er es angefangen hatte..162.Dass die Gedanken an das Jenseits vor Sünden schützen.E<strong>in</strong> Bruder kam e<strong>in</strong>st zu dem Abte Achilles <strong>und</strong> klagte ihm:„Wenn ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Zelle sitze, neige ich zu sündhafter Lust."Da sprach der Greis: „Das kommt davon, daß du die Ruhe nichtkennst, die wir erhoffen, <strong>und</strong> die Fe<strong>in</strong>en, die wir fürchten. Wenndu dies fleißig bedenken möchtest, bliebst du sicher vor sündigerLust, <strong>und</strong> wenn de<strong>in</strong>e Zelle voll von Würmern wäre <strong>und</strong> du <strong>in</strong>ihnen bis zum Halse säßest."163.Wie der Teufel e<strong>in</strong>en Spötter holte.E<strong>in</strong>st saßen e<strong>in</strong> paar Zecher beie<strong>in</strong>ander; <strong>und</strong> als ihnen derWe<strong>in</strong> zu Kopfe gestiegen war, f<strong>in</strong>gen sie an, alles Mögliche zuerzählen. So redeten sie auch vom Leben im Jenseits. Und e<strong>in</strong>ervon ihnen rief: „Die Pfaffen belügen uns alle!" Da lachen dieandern. Nach e<strong>in</strong>iger Zeit tritt e<strong>in</strong> großer, kräftiger Mensch e<strong>in</strong>;er bestellt sich We<strong>in</strong> <strong>und</strong> zecht mit ihnen. Und als der We<strong>in</strong>zu Ende ist, fragt er sie, was sie tr<strong>in</strong>ken möchten. Da antwortete<strong>in</strong>er, er böte se<strong>in</strong>e Seele zum Verkauf, <strong>und</strong> was man dafür gäbe,wollten sie geme<strong>in</strong>sam verzechen. Und wieder lachen alle. Dergroße Fremde setzt dafür e<strong>in</strong>en Preis. Und alle tr<strong>in</strong>ken fest,

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