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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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153Seelen dem Verderben." Da sprachen die Jünger: „Herr, saguns, was es ist." Und er antwortete: „Gold. Und ich sageeuch, niemand von euch soll es berühren." Damit g<strong>in</strong>gen sieweiter. Zwei von ihnen aber sprachen zue<strong>in</strong>ander: „Wir wollenh<strong>in</strong>gehen <strong>und</strong> das Gold nehmen; dann werden wir immer reichse<strong>in</strong>." Und sie verabredeten, e<strong>in</strong>er sollte Brot, der andere e<strong>in</strong>enEsel holen. Der aber, der das Brot kaufen sollte, überlegte sich,wie er se<strong>in</strong>en Genossen töten könnte; denn er wollte das Geldalle<strong>in</strong> besitzen. Und er kaufte zwei Brote; <strong>in</strong> das e<strong>in</strong>e aber tat erGift, um es se<strong>in</strong>em Genossen zu geben. Aber der andere hatte dengleichen Gedanken, wie er se<strong>in</strong>en Genossen ermorden könnte. Sokamen sie zu dem Golde. Der, der die Brote gebracht hatte,sprach: „Wir wollen vorher essen." Und er aß von dem nichtvergifteten Brote. Der andere aber dachte nur an den Todse<strong>in</strong>es Genossen <strong>und</strong> sprach: „Wir brauchen e<strong>in</strong>en Stock, um denEsel anzutreiben. Warte hier auf mich; ich will e<strong>in</strong>en holen."Und er g<strong>in</strong>g <strong>und</strong> machte sich e<strong>in</strong>en Knüttel. Dann kam er leisezurück <strong>und</strong> schlug se<strong>in</strong>en Genossen nieder. Darauf sprach er zusich selbst: „Nun hab ich das ganze Gold für mich alle<strong>in</strong>."Dabei beißt er e<strong>in</strong> Stück Brot ab, <strong>und</strong> das Gift wirkt, daß er totnieders<strong>in</strong>kt. Christus aber wußte, was vorgefallen war, <strong>und</strong> umes den Jüngern zu zeigen, kehrte er mit ihnen nach drei Tagenauf dem gleichen Wege zurück. Wie sie nun die beiden Totendort liegen sahen, erstaunten sie. Christus aber sprach zu ihnen :„Habe ich euch nicht gesagt, daß dies Gold etwas Böses ist <strong>und</strong>viele Übel <strong>des</strong>wegen geschehen?" Und er g<strong>in</strong>g von dannen <strong>und</strong>erzählte ihnen alles, wie es sich zugetragen hatte.158.Wie der Teufel e<strong>in</strong>en Wucherer holte.E<strong>in</strong>st lebte <strong>in</strong> Mailand e<strong>in</strong> ste<strong>in</strong>reicher Wucherer, der nurdas Geld liebte <strong>und</strong> es mehrte <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Sklave war. Als dieserse<strong>in</strong>en Tod herannahen fühlte, rief er e<strong>in</strong>en Gevatter <strong>und</strong> beschworihn bei dem Vertrauen, das er <strong>in</strong> ihn setzte, er solle ihm zehnMark Gold, die er ihm übergab, heimlich mit <strong>in</strong> den Sarg geben.Zunächst wies jener dieses Ansuchen wiederholt zurück; endlichkam er aber se<strong>in</strong>er Aufforderung nach. Nach dem Begräbnis

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