Erzählungen des Mittelalters in deutscher Ãbersetzung und ...
Erzählungen des Mittelalters in deutscher Ãbersetzung und ... Erzählungen des Mittelalters in deutscher Ãbersetzung und ...
142hört, wie er gerettet wurde, weil er die Katschläge befolgt habe,die ihm der Vater sterbend erteilte. Und er erhält vom Königeeine Verwandte, die er innig liebte, zur Frau und wird auchfernerhin vom Könige wie von der Königin in hohen Ehren gehalten.So hat sich die Arglist selbst betrogen, das Blut des Unschuldigenaber wurde gerettet.140.Von einem Frevler, der bei den Gräbern Busse tat.Einst lebte ein Mann, der keine Freveltat gemieden hatte.Nach langer Zeit aber fühlte er Reue über sein Leben, und erbegab sich zu den Gräbern und warf sich auf das Angesicht underhob dann unter Tränen die Augen zum Himmel, und so verharrteer unter Seufzen, ohne daß er den Namen des Herrn in den Mundzu nehmen wagte. So verging eine Woche. Da kamen Dämonenund sprachen: „Was treibst du hier, du verkommenster unter denMenschen? Nachdem du dich übersättigt hast an deinen Schandtaten,gibst du uns auf, um ehrbar und fromm zu leben, währenddu uns früher in Freveltaten dientest. Jetzt, wo deine Kräfte nichtmehr reichen, gibst du dir den Anschein, als ob du Buße tunwolltest. Doch du entgehst uns nicht. Und da es schon nichtanders sein kann, so kehr zurück zu Reichtümern und Genüssenund verbrauch, was dir geblieben ist, so schnell als möglich."Doch jener Büßer blieb, von Gottes Gnade gestärkt, standhaft.Die Dämonen aber schlugen ihn und ließen ihn halbtot liegen.Das wiederholten sie noch ein zweites und drittes Mal, eraber leistete ihnen festen Widerstand. Als die Dämonen dasmerkten, riefen sie aus: „Du hast uns besiegt." Und alsbaldwichen sie von dannen, vertrieben durch die Kraft Gottes, und vonnun an konnten sie ihm auch nicht im geringsten mehr schaden.Der Büßer aber nahm immer mehr zu an Tugend und Gnade undwurde ausgestattet mit allen Vorzügen, so daß ihn die ganzeGegend für ein Wesen aus dem Jenseits hielt und viele, die schonder Verzweiflung und der ewigen Verdammnis nahe waren, durchdas Beispielwordensind.seiner Bekehrung und seines heiligen Lebens gebessert
143141.Von einem Bischöfe, der seine Mutter in vornehmer Kleidungnicht {(ennen wollte.Ein armes Weib hatte einen einzigen Sohn, den sie die Schulebesuchen ließ. Als dieser älter wurde, verließ er die Mutter undging in ein fremdes Land. Dort machte er solche Fortschritte,daß er zum Bischof gewählt wurde. Als das die Mutter hörte,suchte sie ihn auf. Sie war aber in ärmlicher Kleidung. Undbevor sie vor ihren Sohn trat, erzählte sie ihrer Herbergs wirtin,wer sie war. Diese freute sich, und da sie die Gunst des Bischofszu gewinnen hoffte, pflegte sie das Weib mehrere Tage, dann gabsie ihr kostbare Kleider und führte sie vor den Bischof, indem siesprach: „Das ist eure Mutter." Der Bischof erkannte sie zwar,aber er ließ es nicht merken und erklärte öffentlich, daß sie nichtseine Mutter sei. Das arme Weib weinte und ging weg. DieHerbergswirtin nahm ihr alsbald die kostbaren Gewänder wiederweg und schickte die Unglückliche nach einigen Tagen wieder zumBischöfe. Dieser erhob sich sogleich, eilte seiner Mutter entgegenund umarmte sie mit den Worten: „Das Weib, das unlängst dawar, war nicht meine Mutter. Diese hier aber ist es. Denn ichbin eines armen Weibes Sohn." Durch diese Handlungsweise erwarber sich die Wertschätzung aller, die ihn kannten.142.Von einem undankbaren Sohne, dem eine Kröte ins Gesicht sprang.Es lebte einst in der Diözese Ronen ein Ehepaar, das einen Sohnhatte, dem es all sein Besitztum überließ, als er heiratete. Dadurchaber gerieten die Eltern schließlich in äußerste Armut.Eines Tages sprach das Weib zu seinem Manne: „Geht zu unsermSohne." Als der Vater zu dem Hause seines Sohnes kam, sah er,daß ein großer Braten hergerichtet wurde. Er klopft an die Tür.Der Sohn, der am Tische sitzt; hört an der Stimme, daß es seinVater ist, und versteckt alsbald den Braten. Dann fragt er denVater, weswegen er gekommen sei. Dieser antwortet: „Ich binganz schwach und hungrig, und da ich sah, daß du einen Braten
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- Seite 110 und 111: 98nehm ist. Die fünfte ist, daß a
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- Seite 116 und 117: 104sich mit ihnen freute. Unter and
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- Seite 132 und 133: 120111.Von einer Königstochter und
- Seite 134 und 135: 122115.Von einem Juden, der das Kre
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- Seite 200 und 201: 188werden und dieses Gleichnis und
- Seite 202 und 203: 190den Orden der Zisterzienser eint
142hört, wie er gerettet wurde, weil er die Katschläge befolgt habe,die ihm der Vater sterbend erteilte. Und er erhält vom Königee<strong>in</strong>e Verwandte, die er <strong>in</strong>nig liebte, zur Frau <strong>und</strong> wird auchfernerh<strong>in</strong> vom Könige wie von der König<strong>in</strong> <strong>in</strong> hohen Ehren gehalten.So hat sich die Arglist selbst betrogen, das Blut <strong>des</strong> Unschuldigenaber wurde gerettet.140.Von e<strong>in</strong>em Frevler, der bei den Gräbern Busse tat.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong> Mann, der ke<strong>in</strong>e Freveltat gemieden hatte.Nach langer Zeit aber fühlte er Reue über se<strong>in</strong> Leben, <strong>und</strong> erbegab sich zu den Gräbern <strong>und</strong> warf sich auf das Angesicht <strong>und</strong>erhob dann unter Tränen die Augen zum Himmel, <strong>und</strong> so verharrteer unter Seufzen, ohne daß er den Namen <strong>des</strong> Herrn <strong>in</strong> den M<strong>und</strong>zu nehmen wagte. So verg<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e Woche. Da kamen Dämonen<strong>und</strong> sprachen: „Was treibst du hier, du verkommenster unter denMenschen? Nachdem du dich übersättigt hast an de<strong>in</strong>en Schandtaten,gibst du uns auf, um ehrbar <strong>und</strong> fromm zu leben, währenddu uns früher <strong>in</strong> Freveltaten dientest. Jetzt, wo de<strong>in</strong>e Kräfte nichtmehr reichen, gibst du dir den Ansche<strong>in</strong>, als ob du Buße tunwolltest. Doch du entgehst uns nicht. Und da es schon nichtanders se<strong>in</strong> kann, so kehr zurück zu Reichtümern <strong>und</strong> Genüssen<strong>und</strong> verbrauch, was dir geblieben ist, so schnell als möglich."Doch jener Büßer blieb, von Gottes Gnade gestärkt, standhaft.Die Dämonen aber schlugen ihn <strong>und</strong> ließen ihn halbtot liegen.Das wiederholten sie noch e<strong>in</strong> zweites <strong>und</strong> drittes Mal, eraber leistete ihnen festen Widerstand. Als die Dämonen dasmerkten, riefen sie aus: „Du hast uns besiegt." Und alsbaldwichen sie von dannen, vertrieben durch die Kraft Gottes, <strong>und</strong> vonnun an konnten sie ihm auch nicht im ger<strong>in</strong>gsten mehr schaden.Der Büßer aber nahm immer mehr zu an Tugend <strong>und</strong> Gnade <strong>und</strong>wurde ausgestattet mit allen Vorzügen, so daß ihn die ganzeGegend für e<strong>in</strong> Wesen aus dem Jenseits hielt <strong>und</strong> viele, die schonder Verzweiflung <strong>und</strong> der ewigen Verdammnis nahe waren, durchdas Beispielwordens<strong>in</strong>d.se<strong>in</strong>er Bekehrung <strong>und</strong> se<strong>in</strong>es heiligen Lebens gebessert