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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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130126.Von e<strong>in</strong>em Mönche, der aus Gehorsam <strong>in</strong> den Backofen kroch.E<strong>in</strong> Mann bat e<strong>in</strong>st um Aufnahme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kloster, <strong>und</strong> daer ungebildet war, gab ihn der Abt dem Bäcker zu Hilfe. Alsder Bäcker se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>falt <strong>und</strong> Unwissenheit wahrnimmt, behandelter ihn wie e<strong>in</strong>en Schwachs<strong>in</strong>nigen. Doch der Mönch erträgt allesum Gottes willen <strong>in</strong> Langmut <strong>und</strong> Geduld. E<strong>in</strong>st trifft es sichnun, daß bei e<strong>in</strong>er besonderen Gelegenheit der Ofen mehr alsgewöhnlich geheizt worden ist <strong>und</strong> gekehrt werden soll. Und derBäcker trägt dem Mönche auf, ihn sauber zu machen, wie wennCS se<strong>in</strong> Auge wäre. Der Mönch vernimmt diesen e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glichenBefehl, <strong>und</strong> da er sich anders ke<strong>in</strong>en Eat weiß, geht er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>erE<strong>in</strong>falt <strong>in</strong> den glühenden Ofen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>und</strong> re<strong>in</strong>igt ihn sorgfältig.Der Bäcker kommt, <strong>und</strong> da er den Mönch nicht f<strong>in</strong>det, ruft ervoll Zorn: „Wo ist der Tor?" Dieser antwortet aus dem Ofenheraus: „Hier b<strong>in</strong> ich. Ich tue, was du mir aufgetragen hast."Da erschrickt der Bäcker <strong>und</strong> fragt ihn, wie es gekommen ist,daß er nicht verbrannt sei. Der Bruder aber entgegnet: „Wenndu solche Liebe zu Gott hättest wie ich, würde dir die Flammenicht schaden. Die Liebe <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Herzen mildert die Glut<strong>des</strong> Feuers <strong>und</strong> kühlt die irdischen Flammen."127.Von e<strong>in</strong>em Könige, der Weisheit kaufte.Es lebte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> junger König, der e<strong>in</strong>es Tages mit se<strong>in</strong>emGefolge auf den Jahrmarkt kam <strong>und</strong> alle Waren betrachtete.Unter anderem sah er e<strong>in</strong>en ehrwürdigen hochbejahrten Weisen,der vor sich e<strong>in</strong>en leeren Verkaufstisch hatte. Bei diesem Anblickstaunen alle. Der König aber fragt, was er zu verkaufenhabe, <strong>und</strong> der Greis antwortet: „Weisheit". Da lachen alle; derKönig aber will der Sache jmf den Gr<strong>und</strong> gehen <strong>und</strong> fragt, fürwieviel er Weisheit zu verkaufen habe. Der Weise erwidert:„Für h<strong>und</strong>ert Mark, für tausend Mark, auch für de<strong>in</strong> ganzesReich." Darüber w<strong>und</strong>ern sich alle. Der König aber spricht:„Gib mir also e<strong>in</strong>e Weisheit für h<strong>und</strong>ert Mark." Und er legt

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