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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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127wie vorher." Der Jüngl<strong>in</strong>g merkt nun, wen er vor sich hat, <strong>und</strong>spricht: „Ich b<strong>in</strong>s; ich war bis gestern de<strong>in</strong> Gefährte, doch nunhat mich der Herr <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Barmherzigkeit aus de<strong>in</strong>er Gesellschaftbefreit."123.Wie sich e<strong>in</strong> Weib durch die Beicht von ihres Mannes Argwohnrettete.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong> Besessener, der die Sünden der Menschenoffenbaren konnte. E<strong>in</strong> Eitter aber hatte Verdacht auf se<strong>in</strong> Weib,<strong>und</strong> so suchte er mit e<strong>in</strong>em anderen Ritter den Besessenen auf,um ihn wegen der Untreue se<strong>in</strong>es Weibes zu befragen. Se<strong>in</strong> Begleiteraber war der Ritter, den er im Verdachte hatte. Und se<strong>in</strong>Verdacht war begründet. Doch der Ritter, der mit dem Weibegesündigt hatte, fürchtete, die Sünde könnte offenbar werden, <strong>und</strong>so g<strong>in</strong>gen sie beide zur Beicht <strong>und</strong> faßten den Vorsatz, es nichtmehr zu tun. Dann g<strong>in</strong>g er mit zu dem Besessenen h<strong>in</strong>, <strong>und</strong>der Gatte fragte, was für e<strong>in</strong> Weib er habe. Und als der Besessenezögerte, sprach der Ritter: „Sag mirs im geheimen, wenndu es <strong>in</strong> Gegenwart me<strong>in</strong>es Begleiters zu offenbaren fürchtest."Darauf spricht der Besessene: „Ich weiß nicht, was ich sagensoll. Ich hatte mir viele Sünden aufgeschrieben, die de<strong>in</strong> Weibbegangen haben sollte, doch jetzt f<strong>in</strong>de ich ja alle getilgt." Undso entg<strong>in</strong>gen die beiden dem bösen Argwohn. Selig, deren Sündennachgelassen <strong>und</strong> deren Ungerechtigkeiten bedeckt s<strong>in</strong>d!124.Von e<strong>in</strong>er Dirne, die vom Tode erwachte, um zu beichten.E<strong>in</strong>e Dirne hörte e<strong>in</strong>st, wie e<strong>in</strong> Prediger von der Reue sprach,die der wichtigste Teil der Buße ist. Da wurde sie von so<strong>in</strong>niger Reue ergriffen, daß sie die Beicht nicht aufschieben konnte.Und da sie ke<strong>in</strong>en Priester zur Beicht haben konnte, erhob siesich <strong>und</strong> bat vor allen, die versammelt waren, den Prediger selbst,er möchte ihre Beichte hören. Der Prediger aber gab sich denAnsche<strong>in</strong>, als habe er nichts gehört, <strong>und</strong> fuhr <strong>in</strong> der Predigtfort. Das Weib aber bat, von ihrer Reue getrieben, noch e<strong>in</strong>mal

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