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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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126121.Wie e<strong>in</strong> Mann für die Sünden <strong>des</strong> Mun<strong>des</strong> gestraft ward.E<strong>in</strong>st wurde e<strong>in</strong> Priester zu e<strong>in</strong>em verachteten, elendenMenschen gerufen, um ihm die letzte Ölung zu spenden. Dieserhatte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em ganzen Leben Böses <strong>und</strong> Schändliches, hauptsächlichüber die Priester gesprochen. Als ihn nun der Priestersalben <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Lippen berühren wollte, da wurde se<strong>in</strong> M<strong>und</strong>plötzlich so groß, daß er se<strong>in</strong> ganzes Gesicht <strong>in</strong> fürchterlicherWeise bedeckte. Der Priester zog vor Furcht <strong>und</strong> Staunen dieHand zurück, da er den M<strong>und</strong> nicht vom Gesichte unterscheidenkonnte. Er betete für den Sünder, <strong>und</strong> sogleich nahm se<strong>in</strong> Gesichtwieder die frühere Form an. Darauf versucht er, ihn zusalben, was ihm jetzt auch gel<strong>in</strong>gt. Als der Priester sich vonse<strong>in</strong>em Staunen erholt hat, erkennt er die gerechten GerichteGottes, denn womit e<strong>in</strong>er sündigt, damit wird er auch bestraft.Er kehrt heim, <strong>in</strong>dem er den Kranken der Barmherzigkeit Gottesempfiehlt.122.Wie sich e<strong>in</strong> Jüngl<strong>in</strong>g durch die Beicht vom Tod errettete.E<strong>in</strong> Jüngl<strong>in</strong>g hatte sich dem Teufel ergeben <strong>und</strong> diente ihmlange Zeit. Der Teufel aber fürchtete, der Jüngl<strong>in</strong>g könnte ihmverloren gehen, <strong>und</strong> so erschien er ihm e<strong>in</strong>es Tages <strong>in</strong> der Gestalte<strong>in</strong>es Freun<strong>des</strong> <strong>und</strong> sprach zu ihm: „Wir wollen vor dieStadt zum Ufer <strong>des</strong> Flusses gehen." Dort aber wollte er ihnh<strong>in</strong>e<strong>in</strong>stürzen. Der Jüngl<strong>in</strong>g, der nicht ahnte, wer er war, g<strong>in</strong>gmit ihm fort. Wie sie ihres Wegs gehen, kommen sie an e<strong>in</strong>erKirche vorüber, <strong>in</strong> der der Jüngl<strong>in</strong>g andere Fre<strong>und</strong>e sieht. Sotritt auch er h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, <strong>in</strong><strong>des</strong> der Teufel an der Türe wartet. Dr<strong>in</strong>nenjedoch folgt der Jüngl<strong>in</strong>g dem Beispiele der anderen <strong>und</strong> gehtzur Beicht. Der Teufel aber sieht, wie e<strong>in</strong>er nach dem anderendie Kirche verläßt, <strong>und</strong> fragt, wo se<strong>in</strong> Gefährte bleibe. Zuletztkommt auch der Jüngl<strong>in</strong>g aus der Kirche. Und auch zu ihmspricht der Teufel: „Kommt denn nicht bald me<strong>in</strong> Gefährteheraus?" Der Jüngl<strong>in</strong>g fragt: „Kennst du ihn denn?" „Gewißwürde ich ihn kennen," spricht der Teufel, „wenn er so aussähe

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