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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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125120.Von e<strong>in</strong>em Zauberer <strong>in</strong>Magdeburg.In Magdeburg, e<strong>in</strong>er Stadt <strong>in</strong> Sachsen, lebten e<strong>in</strong>st drei jungeGesellen, Söhne reicher Eltern; doch waren sie <strong>in</strong> große Not geraten.Da fragten sie e<strong>in</strong>en Zauberer um Rat <strong>und</strong> machten geme<strong>in</strong>sameSache mit ihm. Er war sofort zur Hilfe bereit <strong>und</strong>führte die drei Jüngl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Keller, wo er e<strong>in</strong>en Kreis zog<strong>und</strong> den Teufel beschwor. In dem Kreise aber entflammte plötzlichvor Mitternacht e<strong>in</strong> Licht. Der Keller wird geschmückt,Thronsessel werden aufgestellt. E<strong>in</strong> mächtiger König ersche<strong>in</strong>tumgeben von e<strong>in</strong>er Ritterschar. Der König fragt, was der Magisterwolle. Dieser antwortet: „Die drei Gesellen hier verlangen Reichtümer;sie wollten dir <strong>in</strong> allem gehorsam se<strong>in</strong>." Der Königspricht: „Überlegt es euch acht Tage, ob ihr Christus <strong>und</strong> se<strong>in</strong>erBarmherzigkeit entsagen <strong>und</strong> mir den Treueid schwören wollt.In<strong>des</strong>sen sollt ihr an jenem Orte (<strong>und</strong> er nannte die Stelle) so vielGeld f<strong>in</strong>den, als ihr für diese Zeit nötig habt. Wenn ihr es euchüberlegt habt, dann kommt zurück <strong>und</strong> leistet mir den Eid."Sie s<strong>in</strong>d damit e<strong>in</strong>verstanden. Während dieser Vorgänge stehtder König plötzlich vom Throne auf, legt se<strong>in</strong>e Krone ab, knietnieder <strong>und</strong> neigt sich bis zur Erde. Dann setzt er sich w^ieder,<strong>und</strong> die Verhandlungen nehmen ihren Fortgang. Nach e<strong>in</strong>igerZeit steht er wieder auf <strong>und</strong> verneigt sich, ohne jedoch h<strong>in</strong>zuknien;dabei ist er recht verlegen. Darüber erstaunt der Magister<strong>und</strong> fragt den König nach dem Gr<strong>und</strong>e se<strong>in</strong>es eigenartigen Verhaltens.Dieser seufzt tief <strong>und</strong> spricht dann: „Der Pfarrervon St. Jakob g<strong>in</strong>g eben oben die Straße entlang <strong>und</strong> trugden Leib Christi, <strong>des</strong> Erlösers der Welt, zu e<strong>in</strong>em Kranken.Daher mußte ich mich h<strong>in</strong>knien <strong>und</strong> anbeten, denn es steht geschrieben:Im Namen <strong>des</strong> Herrn werden sich beugen alle Knieim Himmel, auf Erden <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Hölle. Als aber der Pfarrerohne den Leib <strong>des</strong> Herrn zurückkehrte, muffte ich mich vor derpriesterlichen Würde verneigen." Die Jüngl<strong>in</strong>ge hörten das;<strong>und</strong> sie g<strong>in</strong>gen h<strong>in</strong>weg <strong>und</strong> taten Ruße <strong>und</strong> kehrten nicht zurück,sondern besserten ihr Leben.

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