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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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122115.Von e<strong>in</strong>em Juden, der das Kreuzesbild verw<strong>und</strong>ete.In Konstant<strong>in</strong>opel trat e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Jude <strong>in</strong> die Sophienkirchee<strong>in</strong> <strong>und</strong> sah dort e<strong>in</strong> Bild <strong>des</strong> Gekreuzigten. Und da er sichalle<strong>in</strong> wähnte, zog er das Schwert heraus <strong>und</strong> stach es dem Bilde<strong>in</strong> die Kelile. Alsbald floß Blut heraus <strong>und</strong> besprengte Kopf <strong>und</strong>Gesicht <strong>des</strong> Juden. Der nahm erschreckt das Bild <strong>und</strong> warf es<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Brunnen; dann floh er davon. Da begegnete ihm e<strong>in</strong>Christ <strong>und</strong> sprach: „Woher kommst du, Jude? Sicherlich hastdu e<strong>in</strong>en Menschen ermordet!" Der Jude leugnete zwar, aberjener fuhr fort: „Wahrhaftig, du hast e<strong>in</strong>en Mord verübt, du bistja ganz mit Blut bespritzt." Jetzt konnte es der Jude nichtlänger leugnen <strong>und</strong> rief: „Wahrhaftig, der Gott der Christen istgroß, <strong>und</strong> wohlbegründet ist ihr Glaube! Zwar hab ich ke<strong>in</strong>enMenschen gemordet, aber das Bild Christi habe ich durchbohrt,<strong>und</strong> alsbald ist Blut hervorgeflossen." Damit führte er ihn zuzu dem Brunnen, <strong>und</strong> sie zogen das Bild Christi heraus. Undnoch heute sieht man die W<strong>und</strong>e an dem Halse <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong>. DerJude aberwurde Christ.116.Wie Christus e<strong>in</strong>em Mönche die Speisen versüsste.E<strong>in</strong> junger Mönch wollte den Orden wieder verlassen; dennSpeise <strong>und</strong> Trank waren ihm allzu un schmackhaft. Und als erwieder e<strong>in</strong>mal bei Tische saß <strong>und</strong> solche Gedanken hegte, erschienihm Christus <strong>und</strong> zeigte ihm die Wanden se<strong>in</strong>er Hände, der Füße<strong>und</strong> der Seite <strong>und</strong> sprach: „So oft dir de<strong>in</strong>e Speisen nicht schmackhaftgenug ersche<strong>in</strong>en, so oft berühre damit diese W<strong>und</strong>en, <strong>und</strong>sie werden dir süß <strong>und</strong> lieblich se<strong>in</strong>." Damit verschwand Christus.Der Mönch aber tat, wie ihm geheißen, <strong>und</strong> blieb im Orden.117.Wie e<strong>in</strong> Räuber durch das Vaterunser den Himmel erwarb.Man liest von e<strong>in</strong>em Räuber, der nach vielen Freveltatene<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>siedler aufsuchte <strong>und</strong> ihm beichtete. Buße aber wollteer nicht tun. Endlich sprach der E<strong>in</strong>siedler zu ihm: „Du könntestfolgende Buße verrichten. So oft du e<strong>in</strong>em Kreuze <strong>des</strong> Herrn

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