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Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und ...

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Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong><strong>in</strong> <strong>deutscher</strong> Übersetzung <strong>und</strong> late<strong>in</strong>ischem Urtextherausgegeben vonJoseph Klapper


Wort <strong>und</strong> BrauchVolksk<strong>und</strong>liche Arbeitennamens der Schlesischen Gesellschaft für Volksk<strong>und</strong>e<strong>in</strong>zwanglosen Heften herausgegebenvonProf. Dr. Theodor Siebs Prof. Dr. Max Hippeord. Professor an der Universität Breslau Direktor der Stadtbibliothek <strong>in</strong> Breslau12. HeftErzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong><strong>in</strong> <strong>deutscher</strong> Übersetzung <strong>und</strong> late<strong>in</strong>ischem UrtextherausgegebenvonJoseph KlapperBreslauVerlag von M. & H. Marcus1914^v^:}f''i


yErzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong><strong>in</strong> <strong>deutscher</strong> Übersetzung <strong>und</strong> late<strong>in</strong>ischem UrtextherausgegebenvonJosephKlapperBreslauVerlag von M. & H. Marcus1914Pr<strong>in</strong>ted <strong>in</strong> Görmany


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VorwortIm Jahre 1911 habe ich der Öffentlichkeit e<strong>in</strong> Bändchen mitExempeln vorgelegt unter dem Titel: Exempla aus Handschriften<strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong>, Heidelberg, Carl W<strong>in</strong>ter. Wie jene Auswahl istauch das vorliegende Heft aus dem reichen Schatze der BreslauerExempelhandschriften zusammengestellt. Die Behandlung <strong>des</strong> late<strong>in</strong>ischenTextes ist die gleiche wie <strong>in</strong> dem früher erschienenenBändchen. Die Eigenheiten der Handschriften werden möglichstgetreu beibehalten; nur die Abkürzungen s<strong>in</strong>d aufgelöst <strong>und</strong> dieEigennamen <strong>und</strong> Satzanfänge mit Majuskeln versehen, sowie dienötigen Satzzeichen e<strong>in</strong>geführt. K<strong>und</strong>e Klammern tilgen Überflüssiges,eckige Klammern umschließen Zusätze <strong>des</strong> Herausgebers.Die im late<strong>in</strong>ischen Texte kursiv gedruckten Stücküberschriftenfehlen <strong>in</strong> den Handschriften.Es mag überraschend ersche<strong>in</strong>en, daß den late<strong>in</strong>ischen Erzählungene<strong>in</strong>e deutsche Übersetzung beigegeben, <strong>und</strong> daß diesedem late<strong>in</strong>ischen Wortlaut der Stücke sogar vorangestellt ist.Dieses Verfahren ist aus e<strong>in</strong>em praktischen Gr<strong>und</strong>e gewähltworden. Das Buch, das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sammlung volksk<strong>und</strong>licherArbeiten ersche<strong>in</strong>t, wendet sich <strong>in</strong> erster Reihe an Benutzermit stoffgeschichtlichen Absichten, <strong>und</strong> ^diesen dürfte die deutscheÜbersetzung für e<strong>in</strong>e rasche Orientierung nicht bloß e<strong>in</strong>e wesentlicheErleichterung br<strong>in</strong>gen, sondern <strong>in</strong> vielen Fällen auch genügen.Daß daneben aber der late<strong>in</strong>ische Urtext zur genauen Nachprüfung<strong>des</strong> Sachverhalts <strong>und</strong> für andere Zwecke nicht fehlendurfte, ist selbstverständlich.Das Register am Schluß br<strong>in</strong>gt die Eigennamen, die wichtigerenSachen <strong>und</strong> Motive. Es bezieht sich auf die late<strong>in</strong>ischenTexte. Die entsprechende Stelle <strong>in</strong> der deutschen Übertragungläßt sich mit Hilfe der Stücknummern leicht ermitteln.


VIAufrichtiger Dank gebührt Herrn Bibliotheksdirektor GeheimratMi 1 kau, der mir <strong>in</strong> entgegenkommenderweise auch fürdiese Veröffentlichung die Handschriften der Königlichen <strong>und</strong>Universitätsbibliothek zu Breslau zur Verfügung stellte, sowie derSchlesischen Gesellschaft für Volksk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> dem Herrn Verleger,die den Druck der Ausgabe ermöglichten.Breslau, im Januar 1914Dr.Klapper


InhaltsverzeichnisSeiteE<strong>in</strong>leitung 1Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong>Deutsche Übersetzung 17Late<strong>in</strong>ische Texte 227Handschriften, aus denen die Stücke entnommen s<strong>in</strong>d 415Verzeichnis der öfter benutzten Werke 415Verzeichnis der deutschen Erzählungen 417Verzeichnis der late<strong>in</strong>ischen Stücke 422Namen- <strong>und</strong> Sachregister 433


E<strong>in</strong>leitungZu e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> der die Beschäftigung mit der Sagenüberlieferung<strong>und</strong> die vergleichende Literaturgeschichte e<strong>in</strong>en so bedeutendenAufschwung genommen haben, bedarf die Veröffentlichunge<strong>in</strong>er Sammlung late<strong>in</strong>ischer Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong>ke<strong>in</strong>er besonderen Kechtfertigung. In den Exempeln unsererPredigthandschriften ruht e<strong>in</strong> ungeahnter Schatz von Motiven,die <strong>in</strong> der höheren Literatur <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> wie der Gegenwartihre Ausgestaltung erfahren haben oder den Gr<strong>und</strong> abgeben,auf dem die reiche Sagenwelt <strong>des</strong> Volkes erblüht ist. Umsolche Schätze zu heben <strong>und</strong> für die Volks- <strong>und</strong> Literaturk<strong>und</strong>eder Gegenwart nutzbar zu machen, genügt es nicht, die großenExempelwerke der Vergangenheit, die uns seit Jahren <strong>in</strong> den bekanntenAusgaben zugänglich s<strong>in</strong>d, alle<strong>in</strong> zu durchforschen; ebensonützlich, ja noch e<strong>in</strong>träglicher wird die Erschließung nur handschriftlicherhaltener Sammlungen unbekannter Verfasser <strong>und</strong> zahlloser<strong>in</strong> den Predigtwerken <strong>des</strong> ausgehenden <strong>Mittelalters</strong> zerstreuterE<strong>in</strong>zelexempel se<strong>in</strong>. Leider besteht für e<strong>in</strong>e systematische Veröffentlichungdieser Erzählungen auch nur der Handschriften unsererdeutschen Bibliotheken bisher wenig Neigung. Unüberw<strong>in</strong>dlichs<strong>in</strong>d die Schwierigkeiten hierfür nicht; es genügten für jede der<strong>in</strong> Betracht kommenden Bibliotheken zwei bis drei Arbeitskräfte,<strong>und</strong> wenn sich unsere Vere<strong>in</strong>e für Volksk<strong>und</strong>e dieser Arbeit annähmen,dann würde auch der Veröffentlichungsolcher Sammlungen<strong>in</strong> pekuniärer H<strong>in</strong>sicht der Weg geebnet. S<strong>in</strong>d erst e<strong>in</strong>ige derartigeSammlungen durch den Druck zugänglich geworden, danngenügten für die Veröffentlichung <strong>des</strong> anderen weitschichtigenMaterials Kegesten, die die Handschriften nach Herkunft, Alter<strong>und</strong> Lihalt charakterisieren <strong>und</strong> unter H<strong>in</strong>weis auf die gedrucktenSammlungen die e<strong>in</strong>zelnen Exempel andeuten. Der Erfolg e<strong>in</strong>erKlapper, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 1


derartigen DurchforschuDg unserer Bibliotheken müßte e<strong>in</strong> ungeahnterse<strong>in</strong>; neue Quellen würden erschlossen <strong>und</strong> die Verbreitungder Motive über das Land <strong>und</strong> die Zeit der Verbreitung, sowiedie ganz verschiedenartige Anteilnahme der Orden an dieser Weitergabeder Motive, das Aufkommen neuer Motivverb<strong>in</strong>dungen <strong>und</strong>das Absterben anderer Geschichten, die sich <strong>in</strong> neuen Variantenäußernde Phantasietätigkeit mancher Zeiten <strong>und</strong> Stämme, der Weg,auf dem wir zur Übertragung gewisser Gruppen von Erzählungenauf E<strong>in</strong>zelpersonen, die Helden unserer ernsten <strong>und</strong> heiteren Volksbücherder Frühzeit der neuhochdeutschen Literatur, gelangt s<strong>in</strong>d,alle diese Fragen würden so ihrer Lösung bedeutend nähergebrachtwerden können. Sehen wir uns nur die e<strong>in</strong>e vorliegende Sammlungunter den angedeuteten Gesichtspunkten an. Da zeigt uns diee<strong>in</strong>e Geschichte, auf welche Quelle Hartmann von Aues ArmerHe<strong>in</strong>rich zurückgeführt werden muß (Nr. 6), e<strong>in</strong>e andere, vonwelcher Erzählung Konrad von Würzburg ausgegangen se<strong>in</strong> mag,um die anmutige Verserzählung von der werlde Ion zu schaffen,(Nr. 193); da begegnen wir der bisher ältesten Fassung der Sagevom toten Gaste, die als Don-Juan-Sage e<strong>in</strong>e so große Kollespielt, (Nr. 164), <strong>und</strong> die Geschichte von (iregorius auf dem Ste<strong>in</strong>(Nr. 79), vom Könige im Bade, (Nr. 34) <strong>und</strong> dem Königssohneim Paradiese (Nr. 150), von der König<strong>in</strong>, die den Marschall tötete,(Nr. 125) <strong>und</strong> der unschuldigen Hildegardis (Nr. 28), vom E<strong>in</strong>siedler<strong>und</strong> Engel (Nr. 211), alles <strong>in</strong> bedeutenden Varianten zu denbisher bekannten Texten; da f<strong>in</strong>den wir Stoffe, die dann das Volksliedverwertet, wie die Legende vom Meister der Blumen (Nr. 111),Visionen von den Freuden <strong>und</strong> Qualen <strong>des</strong> Jenseits, Marienmirakel,weitverbreitete wie seltenere <strong>und</strong> nirgends nachweisbare ,Geschichtenvon Teufelsbündnissen, die unserem Faustbuche viel näherstehen als der Theophilus, der ja wohl das erste abendländischeBeispiel für den vom Teufelsvertrag durch Maria Geretteten ist,aber nie <strong>und</strong> nimmer den letzten Anstoß zur Schöpfung <strong>des</strong>Faustbuches gegeben haben kann, <strong>und</strong> wir f<strong>in</strong>den mit demVolksbuche nahe verwandte Berichte gerade <strong>in</strong> Mitteldeutschlandlokalisiert; dazu kommen die zahlreichen Parallelen zu den Erzählungender Gesta Komanorum, teilweise geradezu <strong>in</strong> Predigtformgekleidet, die uns e<strong>in</strong>e Vorstellung von der Entstehung jenesim Ursprung <strong>und</strong> Älter immer noch so dunklen Exempelwerkes


zu geben vermögen. Und der Sammler unserer Volkssagen wirdfast auf Schritt <strong>und</strong> Tritt verwandte Motive, gleiche Denkweiseantreffen; manche Geschichte ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er deutschen Stadt lokalisiert.Die vorliegenden Erzählungen s<strong>in</strong>d fast ausschließlich ausschlesischen Handschriften <strong>und</strong> überwiegend (Nr. 1—164) aus e<strong>in</strong>ere<strong>in</strong>zigen genommen, die zu dem ältesten Bestände an Exempelliteraturder] Königlichen <strong>und</strong> Universitätsbibliothek zuBreslau gehört. Sie trägt die SignaturI. F. 115Die Handschrift stammt aus dem Breslauer Dom<strong>in</strong>ikanerkloster,wo sie bereits im Jahre 1485 war, wie e<strong>in</strong> Vermerk auf Bl. 1 ^ angibt.Der Papierkodex umfaßt 206 BIL, die zweispaltig beschriebens<strong>in</strong>d; auf die Spalte kommen etwa 31 Zeilen. Die Ausstattungist sehr bescheiden. Nur <strong>in</strong> dem von der ersten Hand geschriebenenTeile, der von Bl. l^* bis 159''^ reicht, s<strong>in</strong>d die Stücküberschriften<strong>und</strong> die zwei Zeilen hohen Stück<strong>in</strong>itialen rot <strong>und</strong> dieMajuskeln im Text <strong>und</strong> die stärkeren S<strong>in</strong>nese<strong>in</strong>schnitte durch roteStrichelung gekennzeichnet, aber nicht regelmäßig. Der von derzweiten Hand stammende, ehemals selbständige Teil, der unsereExempelsammlung enthält, umfaßt Bl. 160^"^ bis 206 ^^^ Er hatgar ke<strong>in</strong>e Eubrizierung, doch ist der Eaum für die H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>malungroter Initialen an jedem Stückanfange frei geblieben. Se<strong>in</strong>e Blätters<strong>in</strong>d von der Hand <strong>des</strong> Schreibers oben rechts mit 1 bis 46 selbständiggezählt. Die zweite Hand ist etwas älter als die erste;sie weist etwa <strong>in</strong> die Mitte <strong>des</strong> 14. Jahrh<strong>und</strong>erts; e<strong>in</strong>ige deutscheGlossen (Cluyse; du gemestes swyn Nr. 31; zo gest du bakwerkNr. 35; hulsterecht Nr. 98) stehen mit dieser Datierung im E<strong>in</strong>klang<strong>und</strong> machen zugleich den mitteldeutschen Ursprung derHandschrift wahrsche<strong>in</strong>lich.Diese Annahme f<strong>in</strong>det durch den Inhaltihre Bestätigung. Die Handschrift ist <strong>in</strong> Holzdeckel geb<strong>und</strong>en,diemit grauem Wildleder überzogen s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> Spuren zweier Lederschließentragen. DieÜberschriftendere<strong>in</strong>zelnenExempel, die ganz obenam Blattrande standen, s<strong>in</strong>d beim B<strong>in</strong>den teilweise abgeschnittenworden, doch decken sie sich fast durchweg mit dem vom Schreiberauf Bl. 205^^ bis 206 ^^ beigefügten Register. Zur Charakteristikder Gesamthandschrift diene das folgende Verzeichnis der Stücke der1*


ersten Kand. Bl. 1 Speculum humane saluacionis '"''^ ; Anfang: Cvmper longissiraa tempora; Schluß Bl. 67 ^*. Explicit Speculum humanesaluacionis — Bl. 67^^ De sacerdote sermo. Qvasi Stellamatut<strong>in</strong>a <strong>in</strong> medio nebule; Schi. 69 '"^ —Bl. 69^* De sacerdotesermo. Vidi alterum angelum ascendentem; Schi. 70^^ — Bl. 70^^Vos estis genus electum regale; Predigt über den Priesterstand;Schi. 72^^ — Bl. 72^^ Nota quod dom<strong>in</strong>us tribus modis honorauitsacerdotales ; Schi. 73^^ — Bl. 73^^ De sacerdote. Vas eleccionisest michi iste; Schi. 75^^ — Bl. 75^^ Hie <strong>in</strong>cipit liber qui uocaturdieta salutis. Hec est via salutis; Schi. 151 ^"^ Hec Gwiller<strong>in</strong>us (!)de lancea equitanico de ord<strong>in</strong>e fratrum m<strong>in</strong>orum. Explicit dietasalutis — Bl. 151 ^"^Incipiunt themata dom<strong>in</strong>icalia • 1 • <strong>in</strong> aduentu.Abiciamus operatenebrarum; Schi. 159*'^ Expliciunt themata dom<strong>in</strong>icaliade epistolis collecta. Incipit registrum; Ende <strong>des</strong> RegistersBl. 159^^ — Die Exempelsammlung der Handschrift zeigtke<strong>in</strong>esystematische Anordnung der Stücke nach moraltheologischenoder praktischen Gesichtspunkten, wie man es sonst <strong>in</strong> solchenSammlungen f<strong>in</strong>det. Doch s<strong>in</strong>d mehrere Gruppen von Exempelnsicher aus solchen systematisierenden Sammlungen entnommen; sohandeln von Maria die Gruppen Nr. 47 bis 54, 58 bis 67, 72 bis 74,82 bis 87, 104 bis 109; de penitencia Nr. 78 bis 81, 92 bis 94;de confessione Nr. 122 bis 125; de temptacione Nr. 128 bis 129;de liberalitate Nr. 130 bis 131; de justicia Nr. 133 bis 134; deavaricia Nr. 156 bis 159; de bibulis Nr. 163 bis 164. Läßt sichso e<strong>in</strong> leitender Gesichtspunkt für die Anlage der Sammlung nichtnachweisen, so ist es doch anderseits möglich <strong>in</strong> dem Werke dreiGruppen verschiedener Herkunft zu unterscheiden. Die ersteGruppe umfaßt die Nummern 1 bis 46; sie zeigt stilistisch durchwegbei jeder Nummer die E<strong>in</strong>leitungsformel Legitur quod, Legitur de,Legitur <strong>in</strong>, während <strong>in</strong> den späteren Nummern 47 bis 164 diesFormel nur noch ganz vere<strong>in</strong>zelt (82, 97, 117. 129, 131, 157)wiederkehrt. Auch die Schlußformeln <strong>des</strong> ersten Teils weisen aufe<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Redaktion h<strong>in</strong>. So schließen die Nummern3 <strong>und</strong> 21: post paucos dies migrauit ad dom<strong>in</strong>um; Nr. 28: posthoc tercio die obdormiuit <strong>in</strong> dom<strong>in</strong>o; Nr. 6: post longum tempusexspirans quieuit <strong>in</strong> pace; Nr. 10: postea quieuerunt <strong>in</strong> pace;Nr. 11: post breue tempus <strong>in</strong> pace requieuit; Nr. 19: emisitspiritum requiescens <strong>in</strong> pace; Nr. 12: anima illius benedicte do-


m<strong>in</strong>e <strong>in</strong> celum ascendit; Nr. 15: cum concentu angelico animame<strong>in</strong>s duxit <strong>in</strong> celum; Nr. 18: cum concentu angelorum raigrauitad celum; Nr. 36: cum concentu angelico celis spiritum reddidit.Es f<strong>in</strong>den sich auch fast nur <strong>in</strong> den Stücken <strong>des</strong> ersten TeilsQuellenangaben; von den im ganzen <strong>in</strong>19 Fällen genannten Quelleneutfallen alle<strong>in</strong> 17 Fälle auf die Stücke 1 bis 46; zitiert werden<strong>in</strong> Nr. 9 e<strong>in</strong>e Epistola Alexandri, <strong>in</strong> Nr. 19 <strong>und</strong> 25 e<strong>in</strong>e CronicaAnglorum, <strong>in</strong> Nr. 3 e<strong>in</strong>e Cronica Komanorum, <strong>in</strong> Nr. 7, 11, 28e<strong>in</strong>e Cronica tripartita, <strong>in</strong> Nr. 10, 17, 35, 46 die Historia ecclesiastica,<strong>in</strong> Nr. 41 e<strong>in</strong> Liber de illustribus, <strong>in</strong> Nr. 5, 26, 31, 36, 38,die Vitas patrum; teilweise s<strong>in</strong>d diese Zitate nachweislich falsch.Um die Zeit festzulegen^ <strong>in</strong> der dieser erste Teil se<strong>in</strong>e endgiltige Formerhielt, müssen wir beachten, daß <strong>in</strong> Nr. 1 die fratres predicatoresals am Königshofe tätig erwähnt werden, daß Nr. 22 von der Ersche<strong>in</strong>unge<strong>in</strong>es Predigermönches handelt <strong>und</strong> <strong>in</strong> Nr. 40 der ordoMendicancium höher bewertet wird als der ordo Cisterciensium.Wir rücken so für die letzte Redaktion <strong>in</strong> die erste Hälfte <strong>des</strong>13. Jahrh<strong>und</strong>erts, etwa <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Mitte h<strong>in</strong>auf; anderseits s<strong>in</strong>de<strong>in</strong>e Reihe von Stücken sicher <strong>in</strong> älteren Orden entstanden; <strong>in</strong>Nr. 19 tritt e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> den Benedikt<strong>in</strong>erorden e<strong>in</strong>, <strong>in</strong> Nr. 24 e<strong>in</strong>anderer <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Zisterzienserkloster. Soweit der Inhalt <strong>des</strong> erstenTeiles e<strong>in</strong>e Datierung zuläßt, kommen wir sogar durchweg <strong>in</strong>s12. Jahrh<strong>und</strong>ert h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>; Nr. 2, die Udogeschichte weist <strong>in</strong> die Zeitkurz nach 1114, Nr. 6 vor 1200, da <strong>in</strong> diese Zeit HartmannsArmer He<strong>in</strong>rich fällt, Nr. 13 br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> Zitat aus Anselm vonCanterbury (f 1148), Nr. 23 wird sonst von Lanfranc (f 1089)erzählt, Nr. 39 ist wohl an die Visio Alberici (um 1129) angelehnt.Die Nummern s<strong>in</strong>d nur <strong>in</strong> fünf Fällen lokalisiert; davon fallenNr. 25 <strong>und</strong> 28 nach England, dagegen die drei anderen nachDeutschland, Nr. 6 wird an den Rhe<strong>in</strong>, Nr. 2 nach Magdeburg,Nr. 13 nach Ma<strong>in</strong>z verlegt. Wir werden uns somit die Entstehungder ersten die Nr. 1 bis 45 umfassenden Sammlung so zu denkenhaben, daß e<strong>in</strong>e alte (Zisterzienser-) Sammlung aus dem 12. Jahrh<strong>und</strong>ertvondeutschen Dom<strong>in</strong>ikanern um 1250 <strong>und</strong> zwar wohl <strong>in</strong>Mitteldeutschland erweitert <strong>und</strong> stilistisch vere<strong>in</strong>heitlicht worden ist.Mit dieser ersten kürzeren Sammlung ist e<strong>in</strong>e zweite bedeutendumfangreichere verb<strong>und</strong>en, die die Nummern 47 bis 164 umfaßt.Auch hier l<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Schlußformeln Anzeichen e<strong>in</strong>er


6e<strong>in</strong>heitlichen Stilisierung; vgl. Nr. 101: deo seruiens saluatus est;106: salua facta est; 132: qui iussa conplens est saluatus; 139:et sangwis <strong>in</strong>nocens est saluatus. Quellenangaben f<strong>in</strong>den sich nuran zwei Stellen; Nr. 129 zitiert die Vitas patram <strong>und</strong> Nr. 157beruft sich auf e<strong>in</strong>e vita beati Bartholomei. Auch hier läßt sichdie Zeit der Entstehung der Exempel teilweise aus geschichtlichenGründen oder aus der Vergleichung mit der Überlieferung ähnlicherErzählungen an anderen Stellen festlegen. In Nr. 50 wirde<strong>in</strong> Predigermönch erwähnt, <strong>in</strong> Nr. 57 e<strong>in</strong> magister ord<strong>in</strong>is Predicatorum; anderseits wird vom E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den Zisterzienserorden <strong>in</strong>Nr. 81 <strong>und</strong> von der Gründung je e<strong>in</strong>es Benedikt<strong>in</strong>erklosters <strong>in</strong>Nr. 56 <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es Cluniazenserklosters <strong>in</strong> Nr. 150 gesprochen. Beidem Benedikt<strong>in</strong>erkloster handelt es sich um Deutz, <strong>des</strong>sen Gründung<strong>in</strong> die Zeit von 999 bis 1021 fällt. In Nr. 49 wird e<strong>in</strong>e Sequenz<strong>des</strong> Adam von St. Viktor (gest. 1192) angeführt, <strong>in</strong> Nr. 54 derTod <strong>des</strong> Bischofs Dietrich <strong>des</strong> Ersten von Naumburg legendarischerzählt, der im Jahre 1123 ermordet wurde; Nr. 59 enthält e<strong>in</strong>eLegende aus der Jugendzeit <strong>des</strong> Thomas von Canterbury (gest. 1170);für die Erzählung von der versuchten Translatio <strong>des</strong> Lukasbil<strong>des</strong>ist der Term<strong>in</strong>us ante quem das Jahr 1219; Nr. 63 ist anderwärtsmit der Datierung 1230 überliefert; Nr. 64 wird an anderer Stelleals Erlebnis e<strong>in</strong>es Franziskaners berichtet, also wohl aus der erstenHälfte <strong>des</strong> 13. Jahrh<strong>und</strong>erts; Nr. 73 f<strong>in</strong>det sich auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>erHandschrift italienischen Ursprungs aus dem Beg<strong>in</strong>n <strong>des</strong> 14. Jahrh<strong>und</strong>erts;Nr. 79 wird der Zeit nach etwa bestimmt durch dieVerserzählung Hartmanns vonAue um 1200 <strong>und</strong> die entsprechendeVersion <strong>in</strong> den Gesta Romanorum; Nr. 85 wird an anderer Stellevon Dom<strong>in</strong>ikanern erzählt, also wohl aus der ersten Hälfte <strong>des</strong>13. Jahrh<strong>und</strong>erts; Nr. 95 bezieht sich auf die Zeit <strong>des</strong> hl. Bernhard,der 1153 starb <strong>und</strong> 1173 kanonisiert wurde; Nr. 100 f<strong>in</strong>det sichfast wörtlich bei Odo de Ceritona <strong>in</strong> der ersten Hälfte <strong>des</strong> 13. Jahrh<strong>und</strong>erts;Nr. 106 wird anderwärts von Jordanus Saxo (1222— 1237Ordensgeneral) erzählt; die Teufelsbeschwörung <strong>in</strong> Nr. 120 sollnach anderem Bericht kurz nach dem Tode <strong>des</strong> Konrad von Marburggeschehen se<strong>in</strong>, der im Jahre 1233 starb; die Begebenheit<strong>in</strong> Nr. 141 wird zuerst von Maurice de Sully (Bischof 1160— 1196)berichtet; Nr. 146 wird <strong>in</strong> anderer Überlieferung von Petrus Abälardus(gest. 1142) <strong>und</strong> Nr. 153 von Alanus ab Insulis (gest. 1202)


erzählt. Gehen wir von der Tatsache aus, daß im späteren Mittelalterdie Sagenbildung spätestens zwei Generationen nach dem Tode<strong>des</strong> Sagenträgers im wesentlichen abgeschlossen ist, so erhaltenwir als Endterm<strong>in</strong> für die Entstehung der 'uns vorliegenden Erzählungendie Zeit um 1300. In dieser Zeit wird die Vorlage fürden zweiten Teil unserer Handschrift <strong>in</strong> Dom<strong>in</strong>ikanerkreisen alsgeschlossenes Exempelwerk vorhanden gewesen se<strong>in</strong>;daß der KompilatorDom<strong>in</strong>ikaner war^ergibt sich abgesehen von dem Umstände,daß unsere Handschrift aus e<strong>in</strong>em Kloster dieses Ordens stammt,auch aus der Tatsache, daß die Nummern 155 <strong>und</strong> 161 <strong>in</strong> derForm, wie sie sich hier f<strong>in</strong>den, nur noch e<strong>in</strong>mal, <strong>und</strong> zwar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>erHandschrift italienischer Herkunft im 15. Jahrh<strong>und</strong>erte überlieferts<strong>in</strong>d. Daß <strong>in</strong> diesem Teile die Stücke häufiger lokalisiert s<strong>in</strong>dals im ersten Teile, ist bei der Verwendung der Mirakel <strong>in</strong> derPredigt der Dom<strong>in</strong>ikaner vor dem Volke ganz erklärlich; die Geschichtengew<strong>in</strong>nen dadurch an Beweiskraft. Rom wird <strong>in</strong> denNummern 47, 61, 82, 83 <strong>und</strong> 144, Ägypten <strong>und</strong> die Thebais <strong>in</strong>128 <strong>und</strong> 135, Antiochia <strong>in</strong> 103, Frankreich <strong>in</strong> 138, die Lombardei<strong>in</strong> 48, die Champagne <strong>in</strong> ß6, Mailand <strong>in</strong> 158, Montpellier <strong>in</strong> 161,Paris <strong>in</strong> 153, Eouen <strong>in</strong> 142, Canterbury <strong>in</strong> 59 angeführt. Diesensechzehn Ortsangaben außerhalb Deutschlands stehen bemerkenswerterweisealle<strong>in</strong> neun Stücke gegenüber, die nach Deutschlandverlegt werden; <strong>und</strong> zwar nach Cöln Nr. 56, 69, 118, nach AachenNr. 159, an den Rhe<strong>in</strong> Nr. 73, nach Straßburg Nr. 62, nachHil<strong>des</strong>heim Nr. 109,nach Naumburg Nr. 54 <strong>und</strong> nach MagdeburgNr. 120. Schon diese Tatsache würde die Annahme rechtfertigen,daß die zweite Gruppe unserer Exempel erst auf deutschem Boden,<strong>und</strong> zwar <strong>in</strong> Mitteldeutschland zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlichen Exempelwerkevere<strong>in</strong>igt worden ist. Diese Annahme erfährt ihre Bestätigungdurch die folgenden Tatsachen.Auch <strong>in</strong> der Gruppe Nr. 47 bis 164 läßt sich e<strong>in</strong>e ehemalsselbständige Sammlung von Exempeln nachweisen; es ist dies dieReihe der Marienmirakel, die ohne die sonst vorhandene Überschriftmit Nr. 47 beg<strong>in</strong>nt. Die E<strong>in</strong>leitungsworte dazu heben sie vonden vorausgehenden Stücken deutlich ab: Ad honorem partus beatissimeMarie virg<strong>in</strong>is que non solum s<strong>in</strong>e dolore peperit sed ets<strong>in</strong>e pudore, verum eciam cum honore, miracula hec vera et <strong>in</strong>cronicis scripta referimus. So leicht sich der Anfang der Mirakel-


Sammlung feststellen läßt, so schwer wird es, ihr Ende zu bestimmen;fast sieht es aus, als wären <strong>in</strong> sie h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>und</strong> als Anhangzu ihr erst die anderen Exempel bis zum Ende der Handschriftaufgenommen worden. Daß es sich aber um e<strong>in</strong>e ehedemselbständige Marienmirakelhandschrift handelt, die die anderenExempel noch nicht kannte, das ergibt e<strong>in</strong>e andere Handschriftdeutlich, die sich heut <strong>in</strong> London im Britischen Museum mit derSignatur Additional 18929 bef<strong>in</strong>det. Der Catalogue of Eomances<strong>in</strong> the Department of manuscripts <strong>in</strong> the British Museum 1893,Vol. n p. 656 verlegt ihre Entstehung <strong>in</strong>s späte 13. Jahrh<strong>und</strong>ert;da sie aber als erstes Stück den Liber de terra sancta <strong>des</strong> Dom<strong>in</strong>ikanersBurchardus Saxo enthält, der um 1283 starb, dürfte dasManuskript wohl erst <strong>in</strong> den Anfang <strong>des</strong> 14. Jahrh<strong>und</strong>erts zu setzense<strong>in</strong>; es enthält außer dem angeführten Stücke von Bl. 52^" an e<strong>in</strong>eAbkürzung <strong>des</strong> Barlaam <strong>und</strong> Josaphat,von Bl 69^ an e<strong>in</strong>en Wettertraktat<strong>und</strong> von Bl. 79'" bis 86 ^ Marienmirakel ; es schließt mitExcerpten <strong>und</strong> Homilien Bl. 87^' bis 102 ^. Diese Marienmirakel,dreißig an der Zahl, s<strong>in</strong>d eng verwandt mit denen unserer Handschrift;nicht weniger als 21 f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> unserer Sammlungmeist wörtlich wieder, darunter auch solche, die sonst nur ganzselten oder garnicht nachweisbar s<strong>in</strong>d ;allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die Mirakelunserer Sammlung teilweise anders geordnet <strong>und</strong>, wie bereits bemerkt,auch durch andere Exempel unterbrochen; um e<strong>in</strong> Bild vonder Verwandtschaft der beiden Sammlungen zu geben, lasse ich dieEntsprechungen so folgen, daß die erste Zahl die Nummer <strong>des</strong> Stückes<strong>in</strong> der Londoner Handschrift, die e<strong>in</strong>geklammerte Zahl die Nummerunserer Sammlung angibt: 1(48); 2(82); 3(83); 4(— ); 5(50)6(51); 7(52); 8(53); 9 (56); 10 (—); 11 (60); 12 (61); 13 (105)14(67); 15(106); 16(62); 17(64); 18(108); 19(— ); 20(85)21(-); 22(-); 23(-); 24(68); 25 (-); 26 (70); 27(72);28 (59); 29 (— ); 30 (— ). Die Londoner Handschrift stammt nunnachweislich aus dem Kloster S. Peter <strong>in</strong> Erfurt. Wir müssenalso dort für den Ausgang <strong>des</strong> 13. Jahrh<strong>und</strong>erts e<strong>in</strong>e Sammlungvon Marienmirakeln voraussetzen, die von mitteldeutschen Dom<strong>in</strong>ikanernbenutzt <strong>und</strong> wohl auch zusammengestellt worden ist <strong>und</strong> ausder sich die jetzige Londoner Sammlung ebenso wie der größte Teilder Marienmirakel der vorliegenden Sammlung herleiten.Der überwiegende Teil der als Anhang zu dem vorliegenden


9Exempelwerke <strong>in</strong> den Nummern 165 bis 199 (= Anh. 1 — 35) gegebenenStücke bildet selbst wieder e<strong>in</strong>e geschlossene Sammlung,die aus zwei Gründen hier Aufnahme gef<strong>und</strong>en hat; e<strong>in</strong>mal bildenmehrere ihrer Stücke ausführliche Parallelen zu den Stücken derersten Sammlung <strong>und</strong> geben <strong>in</strong> ihrer Ausführlichkeit die gewünschtenErgänzungen, dann aber sticht die Sammlung wesentlich von denanderen mir bisher bekannt gewordenen dadurch ab, daß sie ausführlicheMoralisationen br<strong>in</strong>gt <strong>und</strong> so der Scala cell <strong>des</strong> JohannesGebii Junior verwandt <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Gegenstück zu den Gesta Romanorumist. Ja, e<strong>in</strong>e Reihe von Schlußformeln (vgl. Nr. 172, 175, 181,183, 184, 185, 186, 187, 188, 189, 191 <strong>und</strong> die Abkürzungen <strong>in</strong>Nr. 193, 194, 198) lassen kaum e<strong>in</strong>en Zweifel, daß wir es hier mitganzen Predigten zu tun haben. Ähnlich könnte man sich auchdie Entstehung der Gesta Romanorum als Predigtwerk denken.Die Handschrift, der diese eigenartige Sammlung entnommen ist,trägt die SignaturI. F. 607der Königlichen <strong>und</strong> Universitätsbibliothek Breslau.stammt auch aus dem Breslauer Dom<strong>in</strong>ikanerkloster; am Schluß,Bl. 293^' nennt sich der Schreiber: Amen hoc opusculum Johannis,<strong>und</strong> dieser Johannes wird derselbe se<strong>in</strong>, für den e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>trag aufder Innenseite <strong>des</strong> Yorderdeckels um e<strong>in</strong> Gebet bittet, qui obytanno dom<strong>in</strong>i 1487, fuit frater dom<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Eymel (?) Wratislauie.Die Handschrift wird somit um die Mitte <strong>des</strong> 15. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>in</strong>Breslau geschrieben se<strong>in</strong>. Sie ist vorn unvollständig <strong>und</strong> enthältvon Bl. l'a bis 252^^ Predigten <strong>und</strong> Legenden; von Bl. 252 ^*bis 264^^ folgen dann unsere Exempel ; Bl. 264^^ bis 267 ^^ stehte<strong>in</strong> Sermo de adventu anticristi et die iudicy; Anf. Antichristusventurus est circa f<strong>in</strong>em m<strong>und</strong>i; von Bl. 268^* bis 293^ folgen Gesängefür kirchliche Weihungen <strong>und</strong> die Passion mit Noten; Anfang:Cyrieyson (!) criste on criste layson. Die Predigten enthaltenneben e<strong>in</strong>er Franziskuslegende auch die Hedwigslegende(Bl. 198^'^) <strong>und</strong> die Translacio s. Adalberti mit se<strong>in</strong>er Legende(Bl. 204"^^), was ebenfalls auf schlesischen Ursprung h<strong>in</strong>weist. DieExempelsammlung läßt <strong>in</strong> ihrer Anlage jeden Plan vermissen. Danebenliegt der Versuch e<strong>in</strong>heitlicher Stilisierung nicht nur <strong>in</strong> denoben angeführten Predigtschlüssen vor, sondern auch <strong>in</strong> gleichartigenSchußformeln; Nr. 166: deo servientes vitam eternamSie


10meruerunt possidere; Nr. 167: vsque ad f<strong>in</strong>em vite sue fideliterseruiuit et graciam dei promeruit; Nr. 176: et promeruit regnumeternum; Nr. 181: vitam eternam promeruit; Nr. 197: et deoseruire potuisti; Nr. 193: deo seruiuit et <strong>in</strong> bono dies suosterm<strong>in</strong>auit et saluus factus est etc; Nr. 169: et <strong>in</strong> bono f<strong>in</strong>e diessuos term<strong>in</strong>amt;Nr.l90: dies suos . . . <strong>in</strong>bonof<strong>in</strong>econsumauit;Nr. 170:et post hoc quieuit<strong>in</strong> dom<strong>in</strong>o et saluatus est; Nr. 195: et sie <strong>in</strong> saluterequieuit; Nr. 198: et requiet <strong>in</strong> pace; Nr. 180: peruenit adgaudia paradisi; Nr. 191: ad regna celestia peruenerunt. Quellenwerden nur an vier Stellen angeführt ; e<strong>in</strong> Liber miraculorum ausZisterzienserkreisen' <strong>in</strong> Nr. 185; Parabole cuiusdam viri sapientis <strong>in</strong>Nr. 184; Miracula beate Marie virg<strong>in</strong>is <strong>in</strong> Nr. 176 <strong>und</strong> 181 <strong>und</strong>e<strong>in</strong>mal die Vitas patrum <strong>in</strong> Nr. 192. Lokalisiert s<strong>in</strong>d sechs Stücke,Nr. 186 <strong>in</strong> der Lombardei, Nr.195 <strong>in</strong> Brabant, Nr. 198 <strong>in</strong> England,Nr. 196 <strong>in</strong> der Gegend von Kom, dann aber auch <strong>in</strong> Deutschlanddie Nummern 178 (Ma<strong>in</strong>z) <strong>und</strong> 181 (Straßburg). Um zu bestimmen,<strong>in</strong> welcher Gegend wir die Vorlage für die Sammlungzu suchen haben, müssen wir uns an die ganz eigenartige Nr. 194(= Anh. 30) halten. Die Geschichte von der König<strong>in</strong>, die durchdie Buße ihres Sohnes gerettet wird, begegnet wörtlich mit e<strong>in</strong>ernur unwesentlichen Motivänderung <strong>in</strong> gleicher Ausführlichkeit <strong>in</strong>der Handschrift <strong>des</strong> Britischen Museums Additional 21147 Bl. 16^;vgl. den Catalogue of Romances, Vol. Ilt (1910) p. 702 Nr. 15.Diese Papierhandschriftstammt aus der Mitte <strong>des</strong> 15. Jahrh<strong>und</strong>erts<strong>und</strong> gehörte nach E<strong>in</strong>trägen auf Bl. 1 <strong>und</strong> 172^ <strong>in</strong> das Karthäuserklosterzur Erfurt. In dieser Handschrift wird Bl. 104^ von e<strong>in</strong>emMädchen erzählt, das <strong>in</strong> Breslau während der Pest 1412 starb,aber vor ihrer Beerdigung im St. Annenkloster wieder erwacht;sie enthält ferner auf Bl. 1 57 ^ Notizen über Dorothea de Prussia(gest. 1394), die Lan<strong>des</strong>patron<strong>in</strong> Preußens, <strong>und</strong> Bl. 72^ <strong>und</strong> 104^Exempel aus dem Zisterzienserkloster bei Oliva. Somit ist eswahrsche<strong>in</strong>lich,daß sowohl die ehemalige Erfurter Karthäuserhandschriftwie unsere Breslauer Dom<strong>in</strong>ikanerhandschrift aus e<strong>in</strong>erZisterzienserhandschrift geschöpft haben, die ihren Weg im 15. Jahrh<strong>und</strong>erteaus e<strong>in</strong>em mitteldeutschen Zisterzienserkloster <strong>in</strong> dieKlöster der beiden anderen Orden gef<strong>und</strong>en hatte. Die Annahme,daß die Breslauer Handschrift auf e<strong>in</strong>e Zisterzienserquelle zurückgeht,wird dadurch gestützt, daß <strong>in</strong> Nr. 167 (= Anh. 3) der E<strong>in</strong>-


11tritt e<strong>in</strong>es Priesters, <strong>in</strong> Nr. 185 (= Anh. 21) nach e<strong>in</strong>em librimiraculorum genannten Werke der E<strong>in</strong>tritt e<strong>in</strong>es Königssohnes<strong>und</strong> <strong>in</strong> Nr. 186 (= Anh. 22) der Übertritt e<strong>in</strong>es Eremiten <strong>in</strong> denZisterzienserorden berichtet wird, während anderseits nirgends <strong>in</strong>den Erzählungen auf die Dom<strong>in</strong>ikaner Bezug genommen wird. Da<strong>in</strong> zwei Fällen Fahrten nach dem heiligen Lande <strong>und</strong> Kämpfegegen die Ungläubigen erwähnt werden (Nr. 181 = Anh. 17;Nr. 193 = Anh. 29), so werden wir noch das ausgehende 13. Jahrh<strong>und</strong>ertals Entstehungszeit für die Vorlage unseres Exempelwerkesanzusetzenhaben.Das als Nr. 200 (= Anh. 36) angeschlossene Andreasmirakelstammt aus der HandschriftL F. 24der Breslauer Königlichen <strong>und</strong> Universitätsbibliothek.Die Handschrift gehört <strong>in</strong>s Ende <strong>des</strong> 14. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong> warfrüher <strong>in</strong> der Bibliothek der August<strong>in</strong>er-Chorherren zu Breslau.derDie Nummern 201 (= Anh. 37) bis 208 (= Anh. 44) s<strong>in</strong>dHandschriftI. F. 72der Königlichen <strong>und</strong> Universitätsbibliothek zu Breslauentnommen. Sie gehörte <strong>in</strong> die Bibliothek der Breslauer Corpus-Christi-Kirche <strong>und</strong> enthält <strong>des</strong> Joannes de Hesd<strong>in</strong>io ord<strong>in</strong>is hospitalissancti Johannis Iherusalem Hauptwerk, die Postilla superepistolam ad Titum. Das Werk wurde von Johannes nach e<strong>in</strong>emE<strong>in</strong>trag Bl. 10^^ im Jahre 1362, die Abschrift unserer Handschriftnach e<strong>in</strong>er Schlußbemerkung auf Bl. 171^^ im Jahre 1364 amTage Kreuz erhöhung vollendet.Nr. 209 (= Anh. 45) ist aus der HandschriftI. F. 304der Königlichen <strong>und</strong> Universitätsbibliothek zu Breslauentnommen, die aus dem Anfange <strong>des</strong> 15. Jahrh<strong>und</strong>erts stammt<strong>und</strong> zur Bibliothek der August<strong>in</strong>er Chorherren zu Sagan gehörte.Nr. 210 (= Anh. 46) steht auf der Innenseite <strong>des</strong> Vorderdeckelsder HandschriftI. F. 575der Königlichen <strong>und</strong> Universitätsbibliothek zu Breslau.Auch diese Handschrift stammt aus der Bibliothek der August<strong>in</strong>er-Chorherren zu Sagan <strong>und</strong> entstand <strong>in</strong> der Mitte <strong>des</strong> 15. Jahrh<strong>und</strong>erts.


12Die leitzte Nummer 211 (= Anh. 47) ist aus der Handschriftnouv. fonds lat. 14958der Bibliotheque nationale zu Paris entnommen. Die Pergamenthandschriftwurde noch im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert gesclnieben <strong>und</strong>gehörte früher <strong>in</strong>s Kloster St. Victor zu Paris.Die Anmerkungen, dieden e<strong>in</strong>zelnen Stücken beigegeben s<strong>in</strong>d,haben nur den Zweck, die Stücke <strong>in</strong> die Erzählungsliteratur <strong>des</strong><strong>Mittelalters</strong> e<strong>in</strong>zuordnen; auf Vollständigkeit erheben sie ke<strong>in</strong>enAnspruch. Für die Marienmirakel beschränken sie sich im allgeme<strong>in</strong>enauf den H<strong>in</strong>weis auf Poncelets Sammlung der Mirakelanfänge<strong>in</strong> den Analecta BoUandiana, Tom. XXI, wo unter den angegebenenNummern alle weitere Literatur zu f<strong>in</strong>den ist. In allenanderen Exempeln ist Bezug genommen auf die Hauptvertreterdieser Gattung <strong>in</strong> Frankreich, England <strong>und</strong> Deutschland. FürFrankreich s<strong>in</strong>d im allgeme<strong>in</strong>en die Nachweise aus Jacques deVitry <strong>und</strong> Etienne de Bourbon beigebracht, dazu Parallelen ausmehreren Handschriften der Biblioth. nat. zu Paris, die bishernoch nicht benutzt worden s<strong>in</strong>d, nämlich aus den Nummern nouveaufonds lat<strong>in</strong> 9377; 10770; 13468; 13472; 14463; 14703;14958; 17656, die sämtlich <strong>in</strong>s 13. <strong>und</strong> 14. Jahrh<strong>und</strong>ert gehören.Für England genügt der H<strong>in</strong>weis auf die Parallelen <strong>in</strong> dem vonH. L. D. Ward begründeten Catalogue of Romances <strong>in</strong> the Departmentof Manuscripts <strong>in</strong> the British Museum, hauptsächlich <strong>in</strong> demausgezeichneten dritten Bande, der von J. A. Herbert herausgegebenist.Diesem Werke verdanke ich manchen Literaturnachweis,der mir sonst entgangen wäre. Für Deutschland kommen außerCaesarius von Heisterbach <strong>und</strong> Johann Herolts Discipulus hauptsächlichdie Gesta Eomanorum <strong>in</strong> Betracht.Schon heut läßt sich unter Berücksichtigung der bisher zugänglichenExempelliteratur <strong>in</strong> großen Zügen der Ursprung, dieEntwicklung <strong>und</strong> Verbreitung dieses mittelalterlichen Erzählungszweigesandeuten. E<strong>in</strong>e älteste Gruppe stellt sich dar als Verkürzungenausführlicher Bekehrungs- <strong>und</strong> Mönchsromane; <strong>in</strong> dieseälteste Gruppe, <strong>in</strong> die sicher auch Erzählungsstoffe nicht christlichenUrsprungs unter entsprechenden Umwandlungen Aufnahmefanden, gehören auch die novellistischen Stücke der Historiaecclesiastica, die Vitas patrum <strong>und</strong> die zum Teil heute noch <strong>in</strong>ausführlichen Versionen erhaltenen Erzählungen vom blutenden


13Christusbilde, vom Judenknaben, von Theophilus, viele Heiligenleben,die früheste Schicht der Marienmirakel. Der größte Teildieser Stoffe weist auf die orientalische Kirche h<strong>in</strong> <strong>und</strong> hat zumZweck die Darstellung von Bekehrungen von Juden <strong>und</strong> Heiden.Nachdem sie durch die late<strong>in</strong>ische Übersetzung E<strong>in</strong>gang gef<strong>und</strong>enhaben <strong>in</strong> die Klöster <strong>des</strong> Abendlan<strong>des</strong>, erfahren sie zugleich Erweiterungendurch die ältesten Jenseitsvisionen, die wohl hauptsächlich<strong>in</strong> Italien entstehen, <strong>und</strong> die Hostienw<strong>und</strong>er, die sich zahlreicher<strong>in</strong> Gallien f<strong>in</strong>den.Zu dieser ältesten Schicht treten dann die <strong>in</strong> unserer Sammlungsich scharf davon abhebenden Exempel, die <strong>in</strong> engster Beziehungzur Geschichte der älteren Orden stehen, die <strong>in</strong> Frankreich,oder noch lieber <strong>in</strong> Deutschland lokalisiert s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> meistens alstypisches Merkmal die Empfehlung e<strong>in</strong>es dieser Orden, den E<strong>in</strong>tritt<strong>in</strong> ihn oder e<strong>in</strong>e Klostergründung enthalten. Neben derartigenBenedikt<strong>in</strong>er- <strong>und</strong> Prämonstratensergeschichten f<strong>in</strong>den sich hier besondershäufig solche, die auf den Zisterzienserorden h<strong>in</strong>weisen.Nach der Eezeption dieses Bestan<strong>des</strong> durch die Dom<strong>in</strong>ikaner<strong>und</strong> <strong>in</strong> selteneren Fällen durch die Franziskaner erfolgt se<strong>in</strong>e Vermehrungdurch Geschichten aus den Bettelorden, die teilweise densichtlichen Zweck haben, diese Orden auf Kosten der älteren zuempfehlen. Aus diesen Kreisen stammen wahrsche<strong>in</strong>lich auchgroßenteils jene Erzählungen, die die Bekehrung oder Verdammungvon Übeltätern schildern, ferner die jüngeren Marienmirakel.Wohl zu gleicher Zeit f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> die Sammlungen die schwankartigenStoffe Aufnahme, die besonders <strong>in</strong> der Predigt vor demVolke wirksam se<strong>in</strong> mußten, die sich gegen die Habsucht, diePutzsucht <strong>und</strong> andere Schwächen richten <strong>und</strong> wohl meist volkstümlichenUrsprungss<strong>in</strong>d.Für die Exempelforschung erstehen somit e<strong>in</strong>e ganze Keihevon Problemen. Es zeigt sich auf den ersten Blick, daß dieälteren <strong>und</strong> jüngeren Orden sich <strong>in</strong> der Tendenz der Erzählungenunterscheiden; die jüngeren suchen viel stärker den Zusammenhangmit dem Volke, was ja aus dem Zweck dieser Orden von selbstfolgt. Aber auch e<strong>in</strong>e Wahrnehmung h<strong>in</strong>sichtlich der Blütezeitder Exempelschreibung läßt sich machen; die Zisterzienser s<strong>in</strong>dnicht mehr produktiv, als die Dom<strong>in</strong>ikaner diesen Zweig der Erzählungnoch mit Eifer pflegen; dieser Eifer der Dom<strong>in</strong>ikaner er-


14lischt aber auch bereits um das Ende <strong>des</strong> vierzehnten Jahrh<strong>und</strong>erts.E<strong>in</strong> Zeichen, daß der Höhepunkt der Produktion überschrittenist, s<strong>in</strong>d wohl auch auf diesem Gebiete die systematisierendenSammlungen, die im Ausgange <strong>des</strong> vierzehnten Jahrh<strong>und</strong>ertsauch <strong>in</strong> Dom<strong>in</strong>ikanerkreisen entstehen <strong>und</strong> dann ohnewesentlich Neues zu br<strong>in</strong>gen das ganze nächste Jahrh<strong>und</strong>ert h<strong>in</strong>durchgepflegt werden. Vor e<strong>in</strong>er Überschätzung dieser großenSammlungen, obsie nun Gesta Eomanorum oder Discipulus heißen,sollte man sich sorgsam hüten; die Stücke dar<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d oft derartiggeändert, daß sie <strong>in</strong> das System passen, oder sie s<strong>in</strong>d unter derkürzenden Hand <strong>des</strong> Kompilators zu Schablonen zusammengeschrumpft.E<strong>in</strong>e weitere Frage ist die nach der Verbreitung, diedie verschiedenen Motive erfuhren. Die e<strong>in</strong>zelnen deutschenStämme verhalten sich <strong>in</strong> der Aufnahme <strong>und</strong> Pflege dieser Erzählungennicht gleichartig. Auf schlesischem Boden zum Beispielsche<strong>in</strong>en nur verschw<strong>in</strong>dend wenige Neubildungen erfolgt zu se<strong>in</strong> ;<strong>in</strong> der vorliegenden Sammlung f<strong>in</strong>det sich davon gar ke<strong>in</strong>e Spur.Das hängt offensichtlich mit der späten Kolonisation zusammen;die Bevölkerung besitzt die sagenbildende Kraft nicht mehr, sie istnicht mehr naiv genug. Auffallend ger<strong>in</strong>g ist die Zahl der Stücke<strong>in</strong> den Exempeln, denen heutige Märchen entsprechen; doch gibtesauch wieder offenk<strong>und</strong>ige Parallelen zwischen Motivreihen <strong>in</strong> denExempeln <strong>und</strong> den Volksmärchen. Somit erhebt sich die Frage,ob hier kausale Zusammenhänge bestehen <strong>und</strong> ob <strong>in</strong> dem Exempele<strong>in</strong> <strong>in</strong>s Kirchliche umgesetztes Märchen oder im modernen Märchene<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er kirchlichen Term<strong>in</strong>ologie entkleidetes Exempelstück vorliegt.In e<strong>in</strong>igen Fällen wird die letzte Deutung vorzuziehen se<strong>in</strong>.Es ist ja auch die dritte Möglichkeit nicht auszuschalten, daß wiez. B. <strong>in</strong> den Erzählungen von der unschuldig verfolgten König<strong>in</strong>,e<strong>in</strong>e antike profane Märchenerzählung vorliegt, die durch die Umkleidungmit kirchlich-christlichen Apparat vom Untergang bewahrtworden <strong>und</strong> dann wieder unter Abstreifung <strong>des</strong> spezifisch Kirchlichenzum Volksmärchen unserer Zeit geworden ist.Daß bei der re<strong>in</strong> moralisierenden <strong>und</strong> allegorisierenden Tendenzdieser Literatur kaum e<strong>in</strong> Exempel unseren heutigen ästhetischenAnschauungen entspricht, liegt auf der Hand. Anderseits wird sich<strong>in</strong> der vorliegenden Sammlung aber nur das e<strong>in</strong>e oder andere Stückf<strong>in</strong>den, das nur Schlacken <strong>und</strong> gar ke<strong>in</strong>e Körnchen Gold enthält.


ErzählungenDeutsche<strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong>Übersetzung


1.Von e<strong>in</strong>er Jungfrau, die den Jesusicnaben sah.Wir lesen, daß e<strong>in</strong>st auf e<strong>in</strong>er Burg e<strong>in</strong>e vornehme Jungfraulebte, die vierzehn Jahre alt war <strong>und</strong> der seligen Jungfrau frommenHerzens diente. Diese flehte zu Maria sieben Jahre lang, daß sieihr <strong>in</strong> ihrer Huld den Jesusknaben zeigen möchte. Und als siee<strong>in</strong>st am Weihnachtstage alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Marienkapelle im Gebet verweilte,da erschien ihr die selige Jungfrau <strong>in</strong> w<strong>und</strong>erbarer Schönheit<strong>und</strong> hielt ihren Sohn, der noch viel schöner war, <strong>in</strong> denArmen auf ihrem Schoß <strong>und</strong> sprach zu der betenden Jungfrau:„Nimm me<strong>in</strong> liebes K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> spiele mit ihm." Und voll Freudelangte die Jungfrau nach dem Knaben. Das K<strong>in</strong>d aber fragte sie:„Liebst du mich?" Und sie erwiderte: „Ich liebe dich, me<strong>in</strong>enallerliebsten Herrn, so <strong>in</strong>nig, als ich nur vermag." Und der Knabefragt wieder: „Wie sehr liebst du mich?" Die Jungfrau antwortetdarauf: „Mehr als die schönen Kleider, die ich trage." Der Knabefragt weiter: „Sag, ob du mich noch mehr liebst." „Mehr", ruftsie, „als me<strong>in</strong> eigenes Herz!" Jesus aber spricht: „Sag mir, wievielmehr du mich liebst." „Ich kann es nicht mit Worten ausdrücken"; erwidert die Jungfrau, „aber me<strong>in</strong> Herz soll dirs selbstsagen, wie sehr es dich liebt." Bei diesen Worten zersprang dasHerz der Jungfrau vor übergroßer Liebe. Und der Jesusknabenahm ihre Seele <strong>und</strong> trug sie unter dem Gesänge der Engel h<strong>in</strong>aufzum Himmel. Von dem Gesänge wird die Familie der Jungfrauzur Kapelle gerufen, wo man sie tot f<strong>in</strong>det. E<strong>in</strong> unsagbarer Wohlgeruchaber erfüllte das ganze Haus. Und die Predigermönche,die zu jener Zeit auf der Burg weilten, sahen, daß das Herz derJungfrau zersprungen war, <strong>und</strong> daß mit goldenen Buchstaben <strong>in</strong>dieses Herz die Worte e<strong>in</strong>gegraben waren: Ich liebe dich mehrals mich; denn du hast mich erschaffen, du hast mich erlöst, duhast me<strong>in</strong>e Seele zum Himmel getragen.Klapper, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 2


182.Von Udo, dem Bischöfe von Magdeburg.Wir lesen, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> vornehmer Mann lebte, der hartherziggegen die Armen <strong>und</strong> den Freuden der Welt ganz <strong>und</strong> gar ergebenwar. Als dieser e<strong>in</strong>es Tages <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Kammer schlief, wurde se<strong>in</strong>Kämmerer, der vor se<strong>in</strong>em Gemache lag, im Geiste vor den ThronGottes entrückt, wo er sah, wie se<strong>in</strong> Herr wegen all der Verbrechen,die er begangen hatte, von den Teufeln angeklagt <strong>und</strong> dafür zurewigen Pe<strong>in</strong> verdammt wurde. Darauf ergriffen ihn die Teufelunter gewaltigem Geschrei <strong>und</strong> schleppten ihn vor Luzifers Thron.Und der e<strong>in</strong>e der Teufel, der ihn führte, sprach zu se<strong>in</strong>em Herrn:„Da br<strong>in</strong>gen wir dir den Grafen, der dir so treulich gedient. Gibihm jetzt den Lohn, den er dafür verdient." Und Luzifer erwidert:„Br<strong>in</strong>gt ihn näher zu mir, daß ich me<strong>in</strong>em getreuen Knechte denFriedenskuß gehen kann." Als sie ihn herangeschleppt haben,ruft ihm Luzifer zu: „Nicht sei der Friede mit dir von Ewigkeit zuEwigkeit!" Darauf wendet er sich zu den Teufeln: „Dieser me<strong>in</strong>treuer Knecht badete gar gern; führt ihn daher zum Bade." Sieführten ihn zum Höllenbade, <strong>und</strong> Teufelskrallen walkten ihn;andere Teufel aber schütteten Feuer über ihn. Dann hobensie ihn aus dem Bade <strong>und</strong> legten ihn auf e<strong>in</strong> Höllenbett. Sosagt Isaias: „Motten werden de<strong>in</strong> Lager <strong>und</strong> Würmer werdende<strong>in</strong>e Decke se<strong>in</strong>." Dann rief Luzifer: „Gebt ihm zu tr<strong>in</strong>ken ausdem Becher <strong>des</strong> göttlichen Zornes!" Und es wird ihm Feuer,Schwefel, Schnee <strong>und</strong> Eis kredenzt; denn all das ist im Teufelskelchedr<strong>in</strong>. Vergebens ruft der Unglückliche : „Genug"; Luziferentgegnet ihm: „Den Kelch, den du anderen kredenzt hast, sollstdu nun doppelt tr<strong>in</strong>ken." Dann fährt er fort: Er hörte so gernsüße Symphonien. Wohlan, ihr Musikanten, spielt ihm auf!" Datreten Teufel mit feurigen Trompeten an ihn heran <strong>und</strong> blasenihm das Feuer <strong>in</strong> Augen,Ohren, M<strong>und</strong> <strong>und</strong> Nase, daß die Schwefelflammendaraus zurückschlagen. Dann ruft Luzifer: „Br<strong>in</strong>gt ihnjetzt zu mir." Und als sie ihn herbeigeschleppt haben, spricht erzu ihm: „Du verstan<strong>des</strong>t dich so gut auf schöne Lieder. S<strong>in</strong>gmir e<strong>in</strong>s davon." Der Verdammte aber entgegnet: „Was soll ichs<strong>in</strong>gen? Verflucht sei der Tag, an dem ich erzeugt <strong>und</strong> geborenb<strong>in</strong>! das ist me<strong>in</strong> Gesang." Und Luzifer ruft: „S<strong>in</strong>g doch noch


19e<strong>in</strong> schöneres Lied.*' Der Unglückliche aber spricht: „Was soll ichs<strong>in</strong>gen? Verflucht sei me<strong>in</strong>e Mutter dafür, daß sie mich gebar!das ist me<strong>in</strong> Gesang." Luzifer jedoch ruft wiederum: „S<strong>in</strong>g nunnoch e<strong>in</strong> schöneres Lied." Darauf spricht der Elende: „Was sollich s<strong>in</strong>gen? Gott selbst, der mich geschaffen <strong>und</strong> gebildet hat,auch er sei verflucht! das ist me<strong>in</strong> Lied." Da ruft Luzifer: „Daseben wollte ich hören. Schleppt ihn auf den Thron, den er verdienthat." Da führten sie ihn zu e<strong>in</strong>em Brunnen <strong>und</strong> stürztenihn h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, <strong>und</strong> dabei erhob sich e<strong>in</strong> solches Getöse, als ob dieganze Erde zusammenstürzte. Bei diesem Getöse wacht derKämmerer auf <strong>und</strong> eilt <strong>in</strong> das Gemach se<strong>in</strong>es Herrn. Dort f<strong>in</strong>deter ihn tot. Der Kämmerer aber erzählte allen genau, was er imTraume gesehen hatte, <strong>und</strong> trat dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Orden e<strong>in</strong>.3.Von der heiligenEufemia.Man liest <strong>in</strong> den Chroniken der Römer von e<strong>in</strong>er edlen Jungfrau,die Eufemia hieß. Diese hatte <strong>in</strong> den Jahren ihrer K<strong>in</strong>dheit demHerrn gelobt, als re<strong>in</strong>e Jungfrau leben zu wollen, <strong>und</strong> sie hieltihr Gelübde, <strong>in</strong>dem sie vor Gott <strong>und</strong> den Menschen e<strong>in</strong> fleckenlosesDase<strong>in</strong> führte. Ihr Vater aber war e<strong>in</strong> ganz weltlich ges<strong>in</strong>nterMann. Als dieser sah, daß sie e<strong>in</strong>e schöne Jungfrau gewordenwar, verlobte er sie ganz gegen ihren Willen mit e<strong>in</strong>emGrafen. Die Jungfrau aber eilte voll <strong>des</strong> heiligen Geistes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>eKapelle <strong>und</strong> warf sich auf die Erde nieder <strong>und</strong> flehte zur König<strong>in</strong>der Barmherzigkeit,daß sie ihr das Gelübde der Keuschheit wahrenhelfe. Und da sie sich überlegte, daß sie um ihrer Schönheitwillen die jungfräuliche Re<strong>in</strong>heit verlieren sollte, ergriff sie e<strong>in</strong>Messer, <strong>und</strong> mit den Worten: „Du nichtige Schönheit, von nun ansollst du für mich ke<strong>in</strong>e Gefahr <strong>und</strong> Gelegenheit zur Sünde mehrse<strong>in</strong>!" schnitt sich die Nase <strong>und</strong> die Lippen ab. Als das ihrhartherziger Vater hörte, rief er e<strong>in</strong>en rohen Bauern <strong>und</strong> übergabihm se<strong>in</strong>e Tochter, damit er sie <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Bauernhofe als Magdarbeiten lasse; <strong>und</strong> er drohte ihm sogar mit se<strong>in</strong>em Zorne, wenner sie bei der Arbeit schone. Der Bauer aber kannte ke<strong>in</strong> Mitleid<strong>und</strong> quälte die edle Jungfrau mit maßlosen Arbeiten <strong>und</strong> Anstrengungen.Sie jedoch ertrug alles <strong>und</strong> dankte Gott für die2*


20Gnade, daß sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em solchen Leben e<strong>in</strong> wenig für ihren Herrn<strong>und</strong> Gott erdulden dürfe. So verg<strong>in</strong>gen sieben Jahre, <strong>und</strong> derWeihnachtsabend kam heran.Als sich die Bauernfamilie am Abend,als die Sterne schienen, zu Tisch setzte, um, wie es bei manchenLeuten Sitte ist, ihr Mahl e<strong>in</strong>zunehmen, da eilte Eufemia <strong>in</strong> denStall, um zu ihrem Gotte zu beten. Doch der Bauer bemerkte ihrenWeggang <strong>und</strong> nahm <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em bösen S<strong>in</strong>ne, wie er es auch sonst tat,e<strong>in</strong>en Stock <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g sie suchen. Aber als er <strong>in</strong> den Stall blickte,<strong>in</strong> dem er sie schon manches Mal, wenn er sie dort beim Gebeteantraf, gezüchtigt hatte, da sah er Eufemia betend <strong>und</strong> den ganzenStall hell erleuchtet von überirdischem Lichte. Er glaubt, daßFeuer ausgebrochen ist, <strong>und</strong> eilt näher h<strong>in</strong>zu. Doch da sieht er,wie die selige Jungfrau <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Schar von Engeln <strong>und</strong> Jungfrauenum Eufemia herumstehen, <strong>und</strong> er hört, wie Maria die Betendetröstet mit den Worten: „Sei beharrlich, Tochter Gottes; fürdiesen Dienst wird dir das Himmelreich zum Lohne." Der Bauerruft alsbald se<strong>in</strong>e ganze Familie mit lauter Stimme, sie solltenherbeikommen <strong>und</strong> Eufemia ansehen, sie habe ihre Nase <strong>und</strong> ihreLippen wiedererhalten, <strong>und</strong> ihr Antlitz sei genau so wie früher.Und alle, die sie sahen, lobten Gott wegen der w<strong>und</strong>erbaren Schönheit,die er ihr verliehen hatte. Auch ihr Vater vernahm davon.Und er kam <strong>und</strong> bat sie um Verzeihung <strong>und</strong> ließ an der Stelle<strong>des</strong> Stalles e<strong>in</strong> Jungfrauenkloster erbauen, <strong>in</strong> dem die heiligeEufemia Gott diente. Nach kurzer Zeit aber starb sie <strong>und</strong> g<strong>in</strong>gzum Herrn e<strong>in</strong>.4.Von e<strong>in</strong>er Nonne, die Christum <strong>in</strong> dreifacher Gestalt erblickte.Wir lesen, daß e<strong>in</strong>e Nonne den Herrn <strong>in</strong>nig darum bat, ermöchte ihr <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gnade zeigen, wie es ihrem geistlichen Vaterim Jenseits gehe, der sie e<strong>in</strong>st zum E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den Orden bestimmthatte <strong>und</strong> dem sie <strong>in</strong> <strong>in</strong>niger Verehrung zugetan war. Als sie soe<strong>in</strong> ganzes Jahr gebetet hatte, sprach sie zu sich selbst: „Worumbittest du? Ich will doch lieber um e<strong>in</strong>e schönere Ersche<strong>in</strong>ungbitten, daß ich Christus sehe als zwölfjährigen Knaben." So verg<strong>in</strong>gauch das zweite Jahr; <strong>und</strong> wieder sprach sie zu sich: „Auchjetzt bitte ich noch nicht um das Rechte; ich will bitten, daß ich


21Christus so sehe^ wie er mit dreißig Jahren war." Und als noche<strong>in</strong> Jahr vergangen war <strong>und</strong> sie wie gewöhnlich dem Gehete oblag,da sah sie, wie ihr vom Altare her ihr geistlicher Vater strahlendwie die Sonne entgegenkam. Und <strong>in</strong> überströmendem Gefühle redetesie mit ihm. Und siehe, zwei Engel erschienen <strong>und</strong> brachtene<strong>in</strong>en herrlichen Schre<strong>in</strong>, der drei Türen besaß. Darauf sprachihr geistlicher Vater zu ihr: „Tochter, willst du Christus <strong>in</strong> derKrippe sehen?" Sie bat voll Freude darum. Und er öffnete diee<strong>in</strong>e Tür <strong>des</strong> Sclire<strong>in</strong>es, <strong>und</strong> sie erblickte e<strong>in</strong>en w<strong>und</strong>erbar schönenKnaben, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wiege lag. Das erfüllte sie mit solcherWonne, daß ihr die Freude über die Ersche<strong>in</strong>ung ihres geistlichenVaters ger<strong>in</strong>g erschien. Dieser aber sprach: „Nun ist es genug.Willst du Christus als zwölfjährigen Knaben sehen?" Wieder batsie darum, <strong>und</strong> er öffnete die zweite Tür, <strong>und</strong> sie sah e<strong>in</strong>en herrlichenJüngl<strong>in</strong>g. In se<strong>in</strong>e Anschauung versunken fühlte sie <strong>in</strong>ihrem Herzen e<strong>in</strong>e noch viel größere Wonne als vorher. Ihr geistlicherVater aber sprach endlich: „Nun ists auch damit genug.Willst du nun Christus als Mann von dreißig Jahren erblicken?"Und als sie darum gebeten hatte, öffnete er die dritte Tür, <strong>und</strong>sie sah Christus <strong>in</strong> diesem Alter. Da fühlte sie sich von solcherSeligkeit durchdrungen, daß ihr all die Wonne, die sie vorherempf<strong>und</strong>en hatte, nur unbedeutend erschien. Ihr geistlicher Vateraber sprach: „Bereite dich, liebe Tochter; nach dreißig Tagenwirst du mit Jesus Christus, de<strong>in</strong>em Bräutigam, <strong>in</strong> die Freuden<strong>des</strong> ewigen Lebens e<strong>in</strong>gehen."5.Wie wohlgefällig Gott die E<strong>in</strong>tracht der Eheleute ist.Wir lesen <strong>in</strong> dem Leben der Väter, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedlerden Herrn bat, er möchte ihm <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gnade zeigen, mit wemer im Himmel gleichen Lohn erhalten werde. Und der Herr sprachzu ihm, er solle <strong>in</strong> die benachbarte Stadt gehen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en gewissenTheotiskus aufsuchen, denn mit diesem würde er e<strong>in</strong>stgleichen Lohn erhalten. Sofort machte sich der E<strong>in</strong>siedler auf denWeg <strong>und</strong> kam zu dem Hause <strong>des</strong> Theotiskus, <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Weib eiltedem Manne Gottes entgegen <strong>und</strong> nahm ihn gastlich auf. Als derE<strong>in</strong>siedler nach dem Hausherrn fragte, da erhielt er die Antwort,dieser weide noch die Herde. Er besaß nämlich Schafe, die er


22selbst auf die Weide trieb. Der E<strong>in</strong>siedler g<strong>in</strong>g zu ihm h<strong>in</strong>aus<strong>und</strong> fand auch bei ihm freudigen Empfang <strong>und</strong> erhielt die E<strong>in</strong>ladung,zum Mahle mitzukommen. Doch der E<strong>in</strong>siedler entgegnete :„Ich werde nicht eher e<strong>in</strong>en Bissen zu mir nehmen, bevor du mirnicht gesagt hast, welchen besonderen Dienst du Gott erwiesenhast." Der andere aber erwiderte <strong>in</strong> aller E<strong>in</strong>falt: „EhrwürdigerVater, ich b<strong>in</strong> nur e<strong>in</strong> ungebildeter Mensch; ich weiß nicht, wieich me<strong>in</strong>em Schöpfer dienen könnte." Der E<strong>in</strong>siedler aber bat ihn<strong>in</strong>ständig, er möchte es ihm doch sagen. Endlich spricht Theotiskus:„Da es der Wille <strong>des</strong> Herrn ist, daß ich dirs offenbare,so wisse: Seit unserer Jugend haben wir bis <strong>in</strong> unser Alter <strong>in</strong>unserer Ehe die Jungfräulichkeit bewahrt, <strong>und</strong> bis heute hatnoch ke<strong>in</strong> Wort der Zwietracht unsere Tage gestört, <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>esvon uns beiden hat den anderen mit e<strong>in</strong>em Schimpfworte gekränkt.Von dem Ertrag dieser Schafe aber verwende ich den e<strong>in</strong>en Teil,um Fremde <strong>und</strong> Arme zu bewirten; den zweiten Teil schenke ichder Kirche <strong>und</strong> ihren Dienern; von dem dritten aber ernähre ichmich mit me<strong>in</strong>em Weibe <strong>und</strong> me<strong>in</strong>em Ges<strong>in</strong>de."6.Der aussätzigeAlbertus.Es gibt ke<strong>in</strong> besseres Mittel gegen den Aussatz <strong>des</strong> Herzensals Wohlwollen <strong>und</strong> Mitleid. Man liest, daß e<strong>in</strong>st am Ehe<strong>in</strong> e<strong>in</strong>trefflicher Kitter, Albertus mit Namen, lebte, der wegen <strong>des</strong> Unglücks,das über ihn kam, den Be<strong>in</strong>amen „Der Arme" erhielt.Dieserwar reich <strong>und</strong> überaus gütig, aber über die Maßen der weltlichenRitterschaft ergeben.Deshalb wollte ihn der Herr züchtigen,<strong>und</strong> er blickte auf ihn mit Augen der Barmherzigkeit <strong>und</strong> mit derGüte e<strong>in</strong>es Vaters <strong>und</strong> ließ über ihn die Geißel <strong>des</strong> st<strong>in</strong>kendenAussatzes kommen. Der Eitter ertrug diese Züchtigung geduldigwie e<strong>in</strong> anderer Job <strong>und</strong> pries Gott <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Gaben. Als ihn aberwegen se<strong>in</strong>es schrecklich entstellten Antlitzes <strong>und</strong> <strong>des</strong> üblen Geruches,der an ihm haftete, se<strong>in</strong>e Knechte <strong>und</strong> Verwandten mieden<strong>und</strong> dieFre<strong>und</strong>e ihn nur noch wie e<strong>in</strong>en zweiten Job verhöhnten <strong>und</strong>se<strong>in</strong>e Güter an sich rissen, da erfüllte ihn Abscheu <strong>und</strong> Ekel vordem Treiben dieser Fre<strong>und</strong>e. Was ihm noch übrig blieb, gaber für die Ärzte aus, <strong>und</strong> <strong>in</strong> dem Maße, wie ihm das Geld aus-


23g<strong>in</strong>g, blieben auch die Ärzte <strong>und</strong> die letzten Fre<strong>und</strong>e weg. Damochte er nicht mehr länger die Bekannten sehen <strong>und</strong> zog sichan e<strong>in</strong>en Ort zurück, an dem er vierzehn Jahre blieb. E<strong>in</strong>es Tagesaber kam e<strong>in</strong> Arzt <strong>und</strong> sprach: „Wenn der Arme hier Geld hätte,dann würde ich ihn heilen." Der Aussätzige versprach ihm Geld,soviel er wolle; denn er vertraute darauf, daß ihm se<strong>in</strong>e Verwandten<strong>und</strong> e<strong>in</strong>ige Fre<strong>und</strong>e das Geld geben würden, wenn er sie mit demArzte aufsuchte. Und wirklich versprachen es ihm se<strong>in</strong>e Bekannten.Der Arzt aber untersuchte den armen Albertus <strong>und</strong> sah, daß eram Aussatze litt. Da sprach er, diese Krankheit könne nur durchdas Blut e<strong>in</strong>es re<strong>in</strong>en Menschen geheilt werden, der sich freiwilligzu sterben erböte. Zufällig ist e<strong>in</strong>e arme Jungfrau zugegen, derihr Vater früher manchmal von der Burg <strong>des</strong> armen AlbertusKleider heimgebracht hatte. Diese er<strong>in</strong>nerte sich an jene Zeit<strong>und</strong> fragte, was wohl aus dem Herrn Albertus geworden sei.Da antwortet man ihr, daß das jener Aussätzige sei, den alleMenschen so verabscheuten, <strong>und</strong> daß er nur Heilung f<strong>in</strong>den könnte<strong>in</strong> dem Blute e<strong>in</strong>es Menschen, der freiwillig für ihn stürbe. Daeilt die Jungfrau alsbald zu Albertus <strong>und</strong> ruft: „Herr, ich er<strong>in</strong>neremich wohl an die Kleider, die du mir e<strong>in</strong>st durch me<strong>in</strong>enVater geschickt hast. Aus Dankbarkeit b<strong>in</strong> ich bereit zu sterben,damit du wieder ges<strong>und</strong> wirst." Voll Freude geht der Aussätzigemit ihr zum Arzte. Dieser stellt die Gefäße bereit, <strong>in</strong> denen erdas Blut der Jungfrau auffangen will. Doch als Albertus dassieht, ruft er: „Es sei fern von mir, daß ich durch den grausamenTod e<strong>in</strong>es so treuen Mädchens me<strong>in</strong>e Ges<strong>und</strong>heit wiedererlange.Besser ist es, daß ich selbst sterbe <strong>und</strong> diese tugendhafte Jungfrauam Leben bleibt, als daß sie e<strong>in</strong> so schreckliches Ende f<strong>in</strong>det<strong>und</strong> ich die Ges<strong>und</strong>heit zurückerhalte." Mit diesen Worten entließer den Arzt mit der Erklärung, er wolle nicht ges<strong>und</strong> werdendurch den Tod e<strong>in</strong>es anderen. In der folgenden Nacht aber erschienihm der Herr <strong>und</strong> heilte ihn <strong>und</strong> zeigte ihm e<strong>in</strong>en Ort, andem se<strong>in</strong>e Eltern e<strong>in</strong>st Schätze verborgen hatten. Mit diesenSchätzen kaufte Albertus die verkauften Güter zurück <strong>und</strong> nochandere h<strong>in</strong>zu. Darauf nahm er jene Jungfrau, die für ihn denTod erleiden wollte, zum Weibe, <strong>und</strong> nach e<strong>in</strong>em langen glücklichenLeben verschied er e<strong>in</strong>es seligen To<strong>des</strong>.


247.Von der göttlichen Rache an e<strong>in</strong>em Mörder <strong>und</strong> Ehebrecher.Man liest <strong>in</strong> der dreiteiligen Chronik, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Graf <strong>in</strong>ungeordneter sündiger Liebe e<strong>in</strong>e Gräf<strong>in</strong> liebte, die se<strong>in</strong>e verbrecherischeLiebe erwiderte. Dieser Graf ermordete heimlich denGatten jener Gräf<strong>in</strong> <strong>und</strong> forderte sie darauf durch Boten auf, siesolle sich mit ihm verheiraten. Aber sie ließ ihm sagen, daß sienicht eher mit ihm die Ehe e<strong>in</strong>gehen wolle, bevor er e<strong>in</strong>e Nachtlang am Grabe ihres ersten Gatten gewacht hätte. Das tat erauch. Und als er so alle<strong>in</strong> an jenem Grabe saß, da rief aus derTiefe e<strong>in</strong>e Stimme: „Herr, räche me<strong>in</strong> Blut, das unschuldig vergossenwurde!" Und e<strong>in</strong>e Stimme im Himmel antwortete: „Ruhe<strong>in</strong> Frieden." Und alsbald schwieg jene Stimme, <strong>und</strong> der Grabhügelschloß sich wieder. Der unselige Mörder aber g<strong>in</strong>g zuse<strong>in</strong>er Buhler<strong>in</strong> <strong>und</strong> teilte ihr mit, daß er ihr Gebot erfüllt habe,<strong>und</strong> was er dabei gesehen <strong>und</strong> gehört habe. Da sprach sie zu ihm :„Du mußt auch <strong>in</strong> dieser Nacht noch am Grabe Wache halten,sonst kann ich de<strong>in</strong> Verlangen nicht erfüllen."- Der Graf schaudertezwar davor, aber er tat es doch. Und es geschah wieder allesebenso wie <strong>in</strong> der ersten Nacht. Als er es der Gräf<strong>in</strong> wieder mitgeteilthatte, sprach diese: „Und nun mußt du noch e<strong>in</strong>e Nachtwachen." Zwar suchte der Graf alle denkbaren Ausflüchte, aberendlich trieb ihn doch die Begierde nach dem Besitze jenesWeibes dazu, auch noch die dritte Nacht am Grabe <strong>des</strong> Ermordetenzu wachen. Und siehe, e<strong>in</strong> heller Sche<strong>in</strong> umstrahlte plötzlich dasGrab, <strong>und</strong> der ermordete Graf stieg daraus hervor <strong>und</strong> rief mitklagender Stimme: „Räche, o Herr, me<strong>in</strong> Blut, das unschuldigvergossen wurde!" Der Herr aber erwiderte ihm, er solle <strong>in</strong> Friedenruhen, denn er habe dem Mörder e<strong>in</strong>e Frist von dreißig Jahrengewährt, nach der er Gericht halten wolle über ihn, wenn er bisdah<strong>in</strong> nicht Buße getan hätte. Darauf verschwand das Lichtwieder. Der Mörder erzählte das alles der Gräf<strong>in</strong>. Da rief die Unselige:„Das ists, was ich erfahren wollte. Die Frist ist lang;<strong>in</strong> dreißig Jahren f<strong>in</strong>den wir genug Zeit zur Buße. Nun sollHochzeit se<strong>in</strong>." So lebten sie <strong>in</strong> den Freuden der Welt <strong>und</strong> <strong>in</strong>ihrer Sünde zwanzig Jahre lang. Da sprach der Graf: „Heutes<strong>in</strong>d es zwanzig Jahre, seit ich jene furchtbare Ersche<strong>in</strong>ung von


25de<strong>in</strong>em Gatten hatte. Und es kommt mir vor, als wäre es erstheute gewesen." Die Gräf<strong>in</strong> aber beruhigt ihn mit den Worten:„Habe ke<strong>in</strong>e Angst; Gott, der Herr, ist barmherzig, <strong>und</strong> die Zeitist noch lang. Wir wollen für unsere Töchter Gatten <strong>und</strong> Frauenfür unsere Söhne aussuchen, <strong>und</strong> dann können wir an unsere Bußedenken." So statteten sie Töchter <strong>und</strong> Söhne aus, mit der Bußeaber hielten sie es wie der Rabe, der immer Gras, cras ruft <strong>und</strong>alles auf morgen verschiebt, <strong>und</strong> so g<strong>in</strong>gen endlich die dreißigJahre zu Ende. Als aber diese Zeit um war, da schickte es sich,daß e<strong>in</strong> Bl<strong>in</strong>der von der Burg jenes Mordgrafen h<strong>in</strong>ab <strong>in</strong>s Talg<strong>in</strong>g.Auf se<strong>in</strong>em Wege nun begegnet er dem ermordeten Grafen, derzu ihm spricht: „Mann Gottes, woher kommst du?" Dieser erwidert:„Herr, ich komme von der Burg." Der Ermordete fragt weiter : „Woist<strong>in</strong> diesem Augenblick der Burgherr?" Und der Bl<strong>in</strong>de antwortet:„Herr, bevor ich die Burg verließ, g<strong>in</strong>g er <strong>in</strong>s Schlafgemach zuse<strong>in</strong>em Weibe." Darauf spricht der Ermordete: „Ich bitte dich,geh zu ihm <strong>und</strong> sage ihm, daß heute die dreißig Jahre um s<strong>in</strong>d,die ihm der Herr <strong>des</strong> Himmels als Frist zur Buße gewährte. Jetztaber rufe ich ihn vor das Gericht <strong>des</strong> göttlichen Richters; nochheute Nacht soll er von mir zur Verantwortung gezogen werden,denn ich b<strong>in</strong> der Graf, den er um se<strong>in</strong>es Weibes willen ermordethat." Da spricht der Bl<strong>in</strong>de: „Wenn ich ihm dies auch sage,so wird er mirs wohl nicht glauben." Der Graf erstrahlte <strong>in</strong>großer Klarheit vor dem Bl<strong>in</strong>den <strong>und</strong> sprach: „Sieh, ich berührede<strong>in</strong>e Augen mit me<strong>in</strong>em F<strong>in</strong>ger,<strong>und</strong> du sollst jetzt sehend werden,obgleich du, wie alle wissen, bl<strong>in</strong>d geboren bist." Und zur St<strong>und</strong>ewurde er sehend <strong>und</strong> erkannte, daß es der Graf war, wie er esschon vorher an se<strong>in</strong>er Stimme erkannt hatte, <strong>und</strong> er sprach zuihm: „0 Herr, ich weiß, daß ihr e<strong>in</strong> Heiliger Gottes seid." DerGraf aber fuhr fort: „Geh nun, so schnell als möglich, h<strong>in</strong>auf zurBurg <strong>und</strong> lade de<strong>in</strong>en Herrn vor das Gericht Gottes <strong>in</strong> me<strong>in</strong>emAuftrage, daß er mir noch heute Rede steht im Gerichte. Hastdu de<strong>in</strong>e Botschaft erfüllt, dann verlaß die Burg eiligst wieder<strong>und</strong> bleib <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Falle über die Nacht dort oben." Mit diesenWorten verschwand er. Der früher Bl<strong>in</strong>de begab sich eilends aufdie Burg <strong>und</strong> berichtete se<strong>in</strong>em Herrn alles, wie es ihm aufgetragenworden war. Als die Burgbewohner den Mann sehend erblickten,da ergriff sie alle Staunen, <strong>und</strong> aus Furcht vor der


26Strafe Gottes verließen sie alle mit ihm die Burg. Mit E<strong>in</strong>bruchder Nacht aber fiel Feuer vom Himmel wie e<strong>in</strong>st über Sodoma<strong>und</strong> Gomorra <strong>und</strong> verzehrte die Burg mit all denen, die nochdar<strong>in</strong> geblieben waren. wie furchtbar ist e<strong>in</strong> solcher Mord <strong>und</strong>solche menschliche Bosheit ! Wie viel verabscheuungswürdiger aber<strong>und</strong> fluchwürdiger ist die Verstocktheit, daß ihm nicht e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong>den dreißig Jahren für e<strong>in</strong>en so schweren Frevel der Gedanke andie Buße kam! wie unfaßbar ist die Verblendung jenes Menschen,daß er nicht e<strong>in</strong>mal von der Keue ergriffen wurde <strong>und</strong> sich nichtbekehrte, als er <strong>in</strong> so w<strong>und</strong>erbarer Weise das Grab <strong>des</strong> Ermordetensich öffnen sah ! Himmelschreiend ist es, daß er sich nicht zum Herrnbekehrte, der ihm so lange Zeit zur Buße gegeben hatte, <strong>und</strong> daßer sich auch dann noch nicht besserte, als er den Mann vor sicherblickte, dem der ermordete Graf das Augenlicht gegeben hatte!8.Der himmlische Lohn der Jungfrauen.Wir lesen, daß e<strong>in</strong>st drei fromme Schwestern lebten, vondenen die e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e Jungfrau, die beiden anderen aber Witwenwaren. Diese hatten sich gegenseitig das Versprechen gegeben, daßdie beiden, die früher sterben würden, wenn es nicht gegen GottesWillen wäre, der dritten ersche<strong>in</strong>en sollten, die sie überlebte. Zuerststarb die Jungfrau; nicht lange darauf auch die e<strong>in</strong>e Witwe.Als nun e<strong>in</strong>es Tages die überlebende Witwe im Gebete verweilte,erschien ihr die verstorbene verwitwete Schwester <strong>in</strong> lichtem Gewände<strong>und</strong> verklärten Angesichtes <strong>und</strong> sprach: „Gepriesen sei derTag, an dem ich geboren ward, da mir me<strong>in</strong> Erdenleben e<strong>in</strong> Lebenim Jenseits verdiente, wie es ke<strong>in</strong> Auge gesehen <strong>und</strong> ke<strong>in</strong> Ohr gehört<strong>und</strong> von dem ke<strong>in</strong> Menschenherz auch nur den ger<strong>in</strong>gsten Teilder himmlischen Freuden ausdenken kann. Und auch dir s<strong>in</strong>dsolche Freuden bereit." Die Lebende spricht: „Was kannstdu mir von unserer Schwester erzählen?" Die Verstorbene abererwidert: „Ke<strong>in</strong>es Menschen Zunge vermag auch nur die ger<strong>in</strong>gsteder Freuden zu schildern, die sie genießt. Von dem Kranze, densie zu tragen verdient hat, habe ich dir e<strong>in</strong>e Blüte mitgebracht,damit du auch Teil hast an ihrer Seligkeit." Mit diesen Wortenzeigte sie ihr e<strong>in</strong>e überaus schöne Blüte; damit zeichnete sie


27e<strong>in</strong>en Kreis auf dem Fußboden; dann verschwand sie. An jenerStelle aber blieb e<strong>in</strong> so herrlicher Wohlgeruch zurück, daß vielevon diesem Dufte ges<strong>und</strong>eten.9.Frau Welt.Man liest <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Briefe Alexanders, daß e<strong>in</strong> Kleriker lebte,der ganz <strong>und</strong> gar den Eitelkeiten der Welt ergeben war. Diesersaß e<strong>in</strong>es Tages <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Gemache <strong>und</strong> schrieb über die Liebe.Da erschien ihm e<strong>in</strong>e Frau, die so w<strong>und</strong>erbar schön war, daß ersie lange staunend betrachtete. Endlich redete sie ihn an: „Weißtdu, wer ich b<strong>in</strong>?" Und er verne<strong>in</strong>te es. Da sprach sie: „Ich b<strong>in</strong>die Weltlust." Dann setzte sie h<strong>in</strong>zu: „Von Angesicht b<strong>in</strong> ich,wie du siehst, gar schön. Willst du auch sehen, wie ich an derKückseite b<strong>in</strong>?" Er bejahte es. Da wandte sich die Frau um,<strong>und</strong> sie war voll von Kröten <strong>und</strong> Schlangen. Darüber erschraker gewaltig. Die Frau aber sprach: „Vorn ersche<strong>in</strong>e ich schön,h<strong>in</strong>ten jedoch ekelhaft <strong>und</strong> häßlich. So aber werden auch alle die,die mir ergeben s<strong>in</strong>d." Damit verschwand sie.10.Von zwei edlen Brüdern, die ihre Versuchungen bekämpften.Man liest <strong>in</strong> der Kirchengeschichte, daß e<strong>in</strong>st zwei leiblicheBrüder aus vornehmem Geschlechte lebten, die sich durch ihrenGlauben <strong>und</strong> ihr frommes Leben auszeichneten. Als diese zur Erkenntnisder Fährnisse dieser Welt kamen, sprachen sie zue<strong>in</strong>ander:„Unser Vater war gewaltig an Gold, Reichtum <strong>und</strong> Dienern, <strong>und</strong>doch ist er gestorben. Wir wollen h<strong>in</strong>gehen <strong>und</strong> dem Herrndienen, <strong>und</strong> er wird uns gewähren, was unvergänglich ist." Mitdiesem Vorsatz suchten sie e<strong>in</strong>en Abt auf, der bei den Menschenim Rufe der Heiligkeit stand, <strong>und</strong> baten ihn um Aufnahme <strong>in</strong>se<strong>in</strong> Kloster. Der Abt aber beriet sich, wie es Brauch ist, mitse<strong>in</strong>en Brüdern <strong>und</strong> gab ihnen dann den Bescheid, sie sollten <strong>in</strong>die E<strong>in</strong>samkeit gehen <strong>und</strong> dort zunächst e<strong>in</strong> Jahr zubr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong>sich ihren Unterhalt mit ihrer Hände Arbeit verdienen; denn erwollte sie prüfen, ob sie auch bei ihrem Vorsatze beharren würden.Die beiden Brüder folgten demütig dem Befehle <strong>des</strong> Abtes <strong>und</strong>


28begaben sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Ha<strong>in</strong>, den man ihnen zeigte, <strong>und</strong> lebtendort <strong>in</strong> eifrigem Gebete e<strong>in</strong> ganzes Jahr. Nach Verlauf <strong>des</strong>Jahres aber er<strong>in</strong>nerte sich der Abt der Bitte jener beiden Jüngl<strong>in</strong>ge<strong>und</strong> sprach: „Ich will h<strong>in</strong>gehen <strong>und</strong> sehen, ob sie standhaft gebliebens<strong>in</strong>d." Und als er <strong>in</strong> den Ha<strong>in</strong> an den Ort kam, derihnen angewiesen worden war, fand er sie <strong>in</strong> ihrem Garten an derArbeit, <strong>und</strong> als er sie begrüßt hatte, nahmen sie ihn mit denSe<strong>in</strong>en <strong>in</strong> großer Demut auf <strong>und</strong> setzten ihm an jenem Abendealles vor, was sie besaßen. Als aber die Nacht here<strong>in</strong>brach, sprachder Abt zu ihnen, sie sollten sich se<strong>in</strong>etwegen nicht von ihren gewohntenÜbungen abhalten lassen. Wie sie nun glaubten, daßer schliefe, erhoben sie sich, um nach ihrer Gewohnheit dem Gebeteobzuliegen. Der Abt aber schlief nicht. Und als Mitternachtherankam, sah er, daß der ältere Bruder wie die Sonne zuerglänzen begann, <strong>und</strong> Engel stiegen vom Himmel zu ihm nieder<strong>und</strong> trugen ihn von der Erde so hoch empor, daß er ihn kaumnoch zu sehen vermochte. Zu dem jüngeren aber sah er e<strong>in</strong>egroße Schar Teufel <strong>in</strong> Wurmgestalt herabkommen, die zum M<strong>und</strong>e<strong>des</strong> Betenden e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen wollten. Doch e<strong>in</strong> Engel <strong>des</strong> Herrnstieg hernieder, der <strong>in</strong> der Hand e<strong>in</strong>e Geißel hielt <strong>und</strong> damit dieWurmteufel von ihm trieb. Der Jüngl<strong>in</strong>g aber betete unterSeufzen, bis die Teufelschar von ihm wich. Dann verschwandauch der Engel. Und der ältere Bruder wurde von den Engelnwieder zur Erde herabgetragen, <strong>und</strong> der helle Sche<strong>in</strong> verschwand.Am nächsten morgen begaben sich beide vor den Abt, um ihmzu beichten. Da erkannte der Abt, daß der ältere Bruder kraftvolldie teuflischen Versuchungen besiegt <strong>und</strong> sich durch se<strong>in</strong>eBetrachtungen die Gnade verdient hatte, von den Engeln emporgehobenzu werden, um sich an dem Gesänge <strong>und</strong> den Melodiender seligen Geister zu erbauen. Der jüngere Bruder aber hattedie Versuchungen noch nicht besiegt, aber er widerstand ihnentapfer. So nahm sie der Abt <strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>schaft se<strong>in</strong>er Mönche<strong>in</strong> se<strong>in</strong> Kloster auf. Und sie dienten Gott <strong>und</strong> verrichteten alleArbeiten <strong>in</strong> Geduld <strong>und</strong> taten viele W<strong>und</strong>er, bis sie e<strong>in</strong>es seligenTo<strong>des</strong>starben.


2911.Die drei Fragen.Man liest <strong>in</strong> der dreiteiligen Chronik, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> König<strong>in</strong> Hibernia lebte', der se<strong>in</strong>e Tochter nur dem geben wollte, derihm drei ü<strong>in</strong>ge sagen könnte, über die er um jeden Preis Auskunfthaben wollte, nämlich: was das Schrecklichste, was dasNützlichste <strong>und</strong> was das Stärkste auf der Welt sei. Niemandaber fand sich, der ihm diese drei Fragen beantworten konnte.Da machte sich e<strong>in</strong> Ritter auf, um nach ihrer Lösung zu forschen.Und er durchwanderte viele Länder. Zuletzt kam er zu e<strong>in</strong>emFelde, auf dem e<strong>in</strong> großer Baum stand, <strong>und</strong> auf ihm saßen Vögelaller Art. Während aber der Ritter noch die Schönheit <strong>des</strong>Baumes bew<strong>und</strong>erte, siehe, da kam ganz plötzlich e<strong>in</strong> furchtbaresGewitter, <strong>und</strong> der Blitz schlug <strong>in</strong> den Baum <strong>und</strong> zersplitterte ihn<strong>in</strong> w<strong>in</strong>zige Teile, <strong>und</strong> die Vögel waren verscheucht. Als er aberweiterg<strong>in</strong>g, kam er zu e<strong>in</strong>em äußerst fruchtbaren Felde, auf demer Hirsche sah, die ganz abgemagert wai^en, <strong>und</strong> dann kam er zue<strong>in</strong>em öden, unfruchtbaren Felde, <strong>und</strong> darauf sah er wohlgenährteHirsche weiden. Und er g<strong>in</strong>g weiter <strong>und</strong> kam zu e<strong>in</strong>em Fluß;aus dem wollte er tr<strong>in</strong>ken. Er kostete davon <strong>und</strong> fand ihn süßwie Honigseim. Gestärkt <strong>und</strong> frohgestimmt durch den Wohlgeschmacksprach er zu sich: „Ich will gehen <strong>und</strong> nach dem Ursprüngedieses Flusses forschen." Da fand er, daß er aus demMaule e<strong>in</strong>es Hun<strong>des</strong> herausströmte. Wie er aber am Ufer <strong>des</strong>Flusses weiterwanderte, sah er, daß se<strong>in</strong> Wasser zu dem Ohree<strong>in</strong>es Wolfes h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>und</strong> zu dem anderen Ohre wieder herausströmte. Voll Verw<strong>und</strong>erung über all das, was er erblickt hatte,sprach er zu sich selbst: „Ich will doch nachforschen, woh<strong>in</strong> dasWasser fließt." Da fand er, daß das ganze Wasser <strong>in</strong> den M<strong>und</strong>e<strong>in</strong>es Lammes floß, <strong>und</strong> daraus kam nicht e<strong>in</strong> Tropfen mehr hervor,sondern alles blieb dar<strong>in</strong>. Als er diese W<strong>und</strong>er gesehenhatte, kam er zu e<strong>in</strong>em heiligen E<strong>in</strong>siedler; den fragte er nachder Bedeutung alles <strong>des</strong>sen, was er erblickt hatte. Und der E<strong>in</strong>siedlererklärte es ihm: „Der große, schöne Baum, der Vögelaller Art birgt, ist der König. Solange ihn se<strong>in</strong>e Macht umstrahlt,hangen ihm viele Fre<strong>und</strong>e an. Aber wenn unversehens der Todkommt <strong>und</strong> ihn <strong>in</strong> all se<strong>in</strong>er irdischen Macht vernichtet, dann


30fliehen die Fre<strong>und</strong>e, das s<strong>in</strong>d die Vögel <strong>des</strong> Baumes, von dannen<strong>und</strong> lassen ihn im Stiche. Und als Opfer se<strong>in</strong>er Frevel tritt er<strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Sünden nackt <strong>und</strong> bloß vor das Gericht: <strong>und</strong> das istdas Schrecklichste, was es auf Erden geben kann. Das fruchtbareFeld, das du sahst, mit den mageren Hirschen, das ist die Weltmit denen, die ihr dienen. Denn mögen diese auch noch soreiches Weideland haben, ihnen fehlt doch die Hut <strong>des</strong> heiligenGeistes <strong>und</strong> <strong>des</strong> guten <strong>und</strong> höchsten Hirten, da sie nicht ihm <strong>und</strong>se<strong>in</strong>er Ehre dienen. Die wohlgenährten Hirsche aber auf unfruchtbaremFelde s<strong>in</strong>d jene, die die Welt verachtet, die zwar arm s<strong>in</strong>dan irdischen Gütern <strong>und</strong> der Ehren <strong>und</strong> der Keichtümer entbehren,die aber reich s<strong>in</strong>d an geistlichen Schätzen <strong>in</strong> ihrem Streben nachGott: <strong>und</strong> das ist das Stärkste, was es auf der Welt gibt. DerFluß endlich, aus dem du Stärkung <strong>und</strong> Erfrischung schöpftest,ist Gottes Wort.Das kommt hervor aus dem M<strong>und</strong>e <strong>des</strong> Predigers,denn ihn bezeichnet der H<strong>und</strong>, da <strong>des</strong> Hun<strong>des</strong> Zunge alle Übelheilt. Es geht zu e<strong>in</strong>em Ohre <strong>des</strong> Wolfes h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>und</strong> zum anderenh<strong>in</strong>aus; das s<strong>in</strong>d die hartherzigen Menschen, die das Wort Gotteshören <strong>und</strong> verachten. Aber es geht e<strong>in</strong> <strong>in</strong> den M<strong>und</strong> <strong>des</strong> Lammes,das heißt <strong>in</strong> das Herz <strong>des</strong> milden Menschen, der ihm se<strong>in</strong> Herznicht verschließt: <strong>und</strong> dieses Wort Gottes ist das Beste auf derWelt." Als der Eitter diese Deutung vernommen hatte, dankteer Gott. Und er berichtete alles dem Könige. Dann aber kehrteer zu dem E<strong>in</strong>siedler zurück, <strong>in</strong>dem er auf die Hand der Königstochterverzichtete, <strong>und</strong> entsagte im Dienste Gottes aller Herrlichkeitder Welt <strong>und</strong> führte e<strong>in</strong> Leben voll Entsagung. Nachkurzer Zeit entschlief er <strong>in</strong> Frieden.12.Christus ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>er Nonne als K<strong>in</strong>d.Man liest, daß e<strong>in</strong>e vornehme Frau die Gnaden Christi <strong>und</strong>besonders se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>dheit mit <strong>in</strong>niger Frömmigkeit betrachtete.E<strong>in</strong>es Tages begann sie den Herrn <strong>in</strong>brünstig zu bitten, daß erihr so ersche<strong>in</strong>en möchte, wie er als K<strong>in</strong>d ausgesehen habe. Undals sie unter Tränen darum bat, siehe, da trat e<strong>in</strong> w<strong>und</strong>erbarschöner Knabe vor sie, der zu ihr sprach: „Kannst du das AveMaria?" Und sie entgegnete: „Ja, ich kann es." Darauf fuhr


31der Knabe fort: „Bete also." Und als sie es hergesagt hatte <strong>und</strong>zuden Schlußworten kam: Gebenedeit ist die Frucht de<strong>in</strong>es Leibes,da sprach der Knabe : „Das b<strong>in</strong> ich." Darauf verschwand er. DasWeib aber rief im Übermaß ihrer Freude: „Kehre zurück, süßerKnabe; komm zurück, du liebster Knabe!" Das rief sie dreißig Tageh<strong>in</strong>durch. Dann kam Jesus mit e<strong>in</strong>er Engelschar <strong>und</strong> sprach: „Duhast mich zurückgerufen; siehe, hier b<strong>in</strong> ich. Du aber sollst mirfolgen <strong>und</strong> bei mir bleiben <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Reiche." Und die Engelschartrug ihre begnadete Seele zum Himmel.13.Von dem unseligen Tode e<strong>in</strong>es Ma<strong>in</strong>zer Bischofs.Gott warnt die Menschen, damit sie nicht <strong>in</strong> ihren Sündensterben. Man liest, daß <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Bischof lebte, der vorden Eichterstuhl Gottes entrückt wurde. Und siehe, es kamen dieheiligen Engel herbei <strong>und</strong> klagten ihn wegen mannigfacher Verbrechenan. Zum Schluß kam auch die s'elige Jungfrau, die vorGott schwere Klagen darüber vorbrachte, daß der Bischof zur Gewohnheithatte, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Unterhaltungen gotteslästerliche <strong>und</strong> unehrerbietigeReden zu führen. Und alsbald erhielt er se<strong>in</strong> Urteil:wenn er sich nicht besserte, dann würde er <strong>in</strong> drei Tagen se<strong>in</strong>Haupt verlieren <strong>und</strong> bis zum Tage <strong>des</strong> jüngsten Gerichtes <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em Brunnen voll Feuer <strong>und</strong> Gestank gepe<strong>in</strong>igt werden. DiesesGesicht erzählte der Bischof se<strong>in</strong>en Kaplänen; doch sie verspottetenihn <strong>und</strong> sprachen, nur alte Weiber kümmerten sich umihre Träume, <strong>und</strong> es hieße <strong>in</strong> der Schrift: Lege auf Träumeke<strong>in</strong>en Wert. Der Unglückliche ließ sich wirklich beschwichtigen.Als er aber drei Tage später auf dem Söller <strong>in</strong> Gedanken auf <strong>und</strong>ab g<strong>in</strong>g, setzte er se<strong>in</strong>en Fuß auf e<strong>in</strong>e Latte, die nicht festgenageltwar, <strong>und</strong> stürzte h<strong>in</strong>ab, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e andere Latte, die herunterfiel,schlug ihm das Haupt ab. So endete er, <strong>und</strong> es erfüllte sich anihm das Wort <strong>des</strong> Anseimus : „So, o Herr, beflecken wir uns amSchmutze der Sünden <strong>und</strong> merken nicht, wie sich uns das Antlitzde<strong>in</strong>erBamherzigkeit verbirgt."


32Von der Höllenpe<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Grafen, der den Leib Christi unwürdignahm.Man liest, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Graf lebte, der von se<strong>in</strong>er Jugendbis zu se<strong>in</strong>em Tode e<strong>in</strong> gar weltliches Leben führte <strong>und</strong> vieleVerbrechen beg<strong>in</strong>g. Als dieser ernstlich erkrankte, ermahnte ihne<strong>in</strong> Geistlicher wiederholt, er möchte doch beichten <strong>und</strong> unter demAusdruck der Keue über se<strong>in</strong> Leben den Leib Christi empfangen,wie es sich für e<strong>in</strong>en guten Christen gehöre. Endlich ließ er sichdurch solche Ermahnungen <strong>und</strong> die Angst vor dem Tode bestimmen,se<strong>in</strong>en Kaplan mit dem Leibe Christi zu rufen. Alsdieser gekommen, war, beichtete er der Form wegen e<strong>in</strong>ige se<strong>in</strong>erSünden, aber die schwersten verschwieg er; dann verlangte erauf e<strong>in</strong>e Art, die mehr e<strong>in</strong>em Befehle als e<strong>in</strong>er Bitte gleichkam,das Sakrament. Doch kaum hatte der Unselige den Leib Christiso unwürdig zu empfangen gewagt, als er se<strong>in</strong>en Geist aufgab.Jener Geistliche aber betete zu Gott, er möchte ihm offenbaren,welches das Los <strong>des</strong> toten Grafen sei. Da fühlte er sich plötzlich imGeiste entrückt <strong>und</strong> erblickte e<strong>in</strong>en entsetzlichen Ort, an dem e<strong>in</strong>Brunnen stand, aus <strong>des</strong>sen Tiefe klagende Stimmen empordrangen,<strong>und</strong> e<strong>in</strong> unerträglicher Gestank entströmte se<strong>in</strong>er Öffnung. Dannsah er, wie e<strong>in</strong> furchtbar mit Fesseln beladener Mensch vonTeufeln an feuriger Kette unter Geißelhieben herangeschlepptwurde; <strong>und</strong> er sah, daß ihn die Teufel <strong>in</strong> jenen st<strong>in</strong>kendenBrunnen zu stürzen versuchten, aber es gelang ihnen nicht. Alser näher h<strong>in</strong>blickte, erkannte er <strong>in</strong> dem Unseligen, der die grausamenGeißelhiebe erhielt, den Grafen, für den er gebetet hatte,<strong>und</strong> als er ihn <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em großen Schrecken betrachtete, sah er,wie der Apostel Petrus unter der ehrfürchtigen Begleitung derEngel mit e<strong>in</strong>em Kelche zu ihm kam <strong>und</strong> vor ihm ehrfurchtsvollniederkniete. Der Graf aber gab das Sakrament, das er unwürdiggenossen hatte, wieder von sich, <strong>und</strong> St. Petrus bewahrte es <strong>in</strong>dem Kelche auf. Darauf sprach er zu den Teufeln: „Gebt ihmnun den verdienten Lohn <strong>und</strong> habt ke<strong>in</strong> Erbarmen mit ihm." Unde<strong>in</strong> Teufel entgegnete: „Wo gäbe es bei uns Erbarmen!" Daraufstürzten sie den Grafen <strong>in</strong> den Brunnen. Der Geistlicheaber, der jene Vision hatte, hörte so klagende Schreie daraus her-


83vordr<strong>in</strong>gen, daß er erschreckt aus dem Schlafe aufwachte. Under erzählte alles genau, wie er es gesehen hatte.15.Jesus ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>em Jüngl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> der Gestalt e<strong>in</strong>es Knaben.Man liest, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> junger Mönch lebte, der sich gern<strong>in</strong> fromme Betrachtung versenkte. Dieser dachte am Ostertagenach dem Empfange <strong>des</strong> Leibes Christi lange über das Sakramentnach <strong>und</strong> sprach endlich zu dem Brote: „Wer b<strong>in</strong> ich, <strong>und</strong> werbist du? Wahrhaftig, ich weiß, daß ich e<strong>in</strong> armer Sünder, duaber Gott bist. Wie konnte ich es wagen, dich Licht <strong>des</strong> Himmelsaufzunehmen <strong>in</strong> me<strong>in</strong> unre<strong>in</strong>es Haus?" So <strong>und</strong> ähnlich sprach er,<strong>und</strong> dann betete er, daß ihm se<strong>in</strong> Gast sichtbar ersche<strong>in</strong>en möchte,mit den Worten: „Herr Jesus Christ, wenn du im Gewände e<strong>in</strong>esKriegers <strong>in</strong> das Haus e<strong>in</strong>es Bürgers e<strong>in</strong>trätest, dann wür<strong>des</strong>t dudoch sicherlich mit de<strong>in</strong>em Wirte sprechen. Nun bist du, me<strong>in</strong>Jesus <strong>und</strong> Heiland, <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Hause,-' ersche<strong>in</strong>e mir also <strong>in</strong> sichtbarerGestalt <strong>und</strong> sprich mit mir." Und siehe, der Herr wolltese<strong>in</strong>e Frömmigkeit belohnen <strong>und</strong> erschien ihm unter der Gestalte<strong>in</strong>es w<strong>und</strong>erbar schönen K<strong>in</strong><strong>des</strong> <strong>und</strong> sprach zu ihm: „Ich dankedir, daß du mich so bereitwillig <strong>in</strong> de<strong>in</strong> Haus aufgenommen<strong>und</strong> so liebevoll behandelt hast. Noch besser aber ist es für dich,wenn du mich <strong>in</strong> Ehren bei dir behütest." Als der Jüngl<strong>in</strong>g dashörte, umarmte er den Knaben <strong>in</strong> höchster Wonne <strong>und</strong> küßte ihn.Nach e<strong>in</strong>iger Zeit aber spricht der Knabe: „Laß mich nun frei."Aber der Jüngl<strong>in</strong>g ruft: „Gebt mir Stricke, gebt mir Ketten, daßich me<strong>in</strong>en Jesus an mich kette, der me<strong>in</strong>e höchste Freude ist!"Jesus jedoch spricht: „Laß mich nun frei; <strong>in</strong> acht Tagen kehreich zu dir zurück, <strong>und</strong> dann sollst du ewiglich mit mir vere<strong>in</strong>twerden." Der Jüngl<strong>in</strong>g aber ruft ohne Unterlaß: „Gebt mirStricke, fesselt mich an me<strong>in</strong>en Jesus, an me<strong>in</strong>e Freude!" <strong>und</strong> erhört acht Tage lang nicht auf. Nach dieser Zeit aber sehen alleMönche, wie Jesus <strong>in</strong> gleicher Gestalt zu dem Jüngl<strong>in</strong>g zurückkehrt,<strong>und</strong> hören, wie er zu ihm spricht: „Du hast mich oft <strong>in</strong>Ehren <strong>in</strong> de<strong>in</strong> Haus aufgenommen, daher will ich dich heute <strong>in</strong>me<strong>in</strong>en Palast e<strong>in</strong>lassen." Mit diesen Worten führte er se<strong>in</strong>eSeele unter dem Gesänge der Engel mit sich h<strong>in</strong>auf zum Himmel.Klapper, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 3


3416.Geduldüberw<strong>in</strong>det den Teufel.Man liest, daß <strong>in</strong> der Nähe von Kom e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Kloster heiligmäßigerNonnen lag, die sehr vornehmer Abkunft waren <strong>und</strong> e<strong>in</strong>äußerst strenges Leben führten. Manche von ihnen aßen nur alledrei Tage, manche alle vier, e<strong>in</strong>ige aber erst jeden fünften Tagetwas Brot; Fleisch Käse <strong>und</strong> Eier aber aßen sie nie; den We<strong>in</strong>mieden sie streng. In dieses Kloster kam e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong>e Witwe ausdem edlen Geschlechte <strong>des</strong> Kaisers Theodosius, um dort zu beten;<strong>und</strong> sie war begleitet von ihrer Tochter Eufrasia. Und als siesich dem Gebete der Schwestern empfohlen hatten <strong>und</strong> von ihnenAbschied nahmen, um heimzukehren, sprach die Mutter zu ihrerTochter: „Nun wollen wir nach Hause gehen." Doch diese entgegnet:„0 me<strong>in</strong>e Mutter, ich bliebe so gern hier bei diesenFrauen." Da we<strong>in</strong>t die Witwe <strong>und</strong> spricht: „Wie glücklich wäreich, me<strong>in</strong> liebes K<strong>in</strong>d, wenn dich dieses Kloster aufnehmen möchte."Und da Eufrasia nicht mehr zu bewegen war, das Kloster zu verlassen,empfahl die edle Frau ihre Tochter dem Herrn <strong>und</strong> kehrtealle<strong>in</strong> heim. Die Jungfrau aber begann mit göttlichem Beistandee<strong>in</strong> Leben voll Abtötung <strong>und</strong> Geduld, <strong>und</strong> sie diente Gott <strong>in</strong>eifrigem Gebete <strong>und</strong> ununterbrochenen Betrachtungen; dabeire<strong>in</strong>igte sie die Geräte der Küche <strong>und</strong> <strong>des</strong> Hauses, wusch <strong>und</strong> spalteteHolz; <strong>und</strong> doch war sie immer die Erste beim Gottesdienst <strong>in</strong>der Kirche. So diente sie Gott <strong>in</strong> ihrem Eifer, <strong>und</strong> alle acht Tagenahm sie etwas Brot <strong>und</strong> Wasser, andere Nahrung mied sie ganz ;<strong>und</strong> sie war so eifrig <strong>in</strong> ihrer Arbeit für die anderen Nonnen,daß man sie e<strong>in</strong> ganzes Jahr nicht e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Mal sitzen <strong>und</strong>sich ausruhen sah. Der Herr aber verlieh ihr die Gnade derBetrachtung <strong>in</strong> so hohem Maße, daß man oft glaubte, sie weileunter Engelscharen. Das sah der Teufel, der Fe<strong>in</strong>d aller Tugend,<strong>und</strong> da er ihr <strong>in</strong> ihren Betrachtungen nichts anhaben konnte, trater oft <strong>in</strong> sichtbarer Gestalt vor sie <strong>und</strong> plagte sie <strong>in</strong> mannigfacherWeise. E<strong>in</strong>es Tages spaltete sie Holz; da kam der Teufel <strong>und</strong>stieß sie so heftig, daß sie sich mit dem Beile am Fuße e<strong>in</strong>escliwere W<strong>und</strong>e schlug. Der starke Blutverlust schwächte sie so,daß sie der Ohnmacht nahe war. Doch als die anderen Schwesternherbeieilten <strong>und</strong> sie h<strong>in</strong>wegtragen wollten, rief sie: „Es sei ferne


35von mir, daß ich me<strong>in</strong>em Fe<strong>in</strong>de <strong>und</strong> dem Widersacher me<strong>in</strong>eshimmlischen Bräutigams e<strong>in</strong>en solchen Triumph bereite! Ich willalle<strong>in</strong> gehen." Und als sie die Treppe h<strong>in</strong>aufschritt, fügte es derTeufel, daß sie strauchelte <strong>und</strong> so unglücklich herabstürzte, daßihr e<strong>in</strong>es der Holzscheite, die sie trug, <strong>in</strong>s Auge drang. Doch alsdie Schwestern voll Sorge <strong>und</strong> Schrecken aufschrien, sprach Eufrasia :„Es lebt me<strong>in</strong> Herr, <strong>und</strong> so wird mich der Teufel nicht besiegen!"Und als sie die Treppe h<strong>in</strong>aufg<strong>in</strong>g, stürzte sie der Teufel vomdritten Treppenabsatze h<strong>in</strong>ab. Da glaubten alle, daß sie tot wäre;aber als sie herbeieilten, siehe, da kam ihnen Eufrasia entgegen<strong>und</strong> trug ihre Bürde Holz. Und als man sie wieder bat, siemöchte sich doch Kühe gönnen, sprach sie: „Das kann ich nichttun, ich muß den Schwestern <strong>in</strong> der Küche helfen." Kaum aberwar sie dort, da goß ihr der Teufel kochen<strong>des</strong> Wasser über dasGesicht. Sie jedoch merkte es gar nicht, so sehr war sie <strong>in</strong> ihrGebet versunken. Die Äbtiss<strong>in</strong> hörte davon <strong>und</strong> sprach zu denNonnen: „Wißt ihr nicht, liebe Schwestern, daß Eufrasia Gnadegef<strong>und</strong>en hat bei dem Herrn? In drei Tagen wird sie <strong>in</strong> denHimmel e<strong>in</strong>gehen." Bei diesen Worten brachen die Schwestern<strong>in</strong> lautes We<strong>in</strong>en aus. Und als es e<strong>in</strong>e von ihnen der SchwesterEufrasia erzählte, da begann sie ebenfalls zu we<strong>in</strong>en <strong>und</strong> sprach:„Warum, o Herr, willst du de<strong>in</strong>e Magd von der Erde nehmen,ohne daß du ihr Zeit zur Buße läßt? Ich habe doch erst begonnen,mit de<strong>in</strong>er Gnade gegen den Widersacher zu kämpfen;ich hab erst empf<strong>und</strong>en, wie süß es ist, dich zu betrachten." Sorief sie zwei Tage lang unter Tränen. Am dritten Tage aberüberkam sie e<strong>in</strong> heftiges Fieber, <strong>und</strong> immer betete sie noch, derHerr möge ihr Gelegenheit zur Buße geben. Die Schwesterntraten an das Lager Eufrasias heran <strong>und</strong> baten sie um ihre Fürbittebei dem Herrn. Sie aber offenbarte ihnen, daß nach GottesKatschluß am fünften Tage nach ihrem Tode die Schwester Juliana<strong>und</strong> die Äbtiss<strong>in</strong> <strong>in</strong> die ewige Seligkeit abberufen werden würden.Und als die Schwestern fragten, wor<strong>in</strong> diese Seligkeit bestehe,sprach sie: „Des Menschen Auge hat es nicht gesehen, <strong>des</strong>Menschen Ohr hat es nicht gehört, <strong>und</strong> <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>es Menschen Herzist es gedrungen, was Christus all denen bereitet hat, die e<strong>in</strong>beschauen<strong>des</strong>Leben führen."


3617.Wohltun br<strong>in</strong>gt h<strong>und</strong>ertfachen Lohn.Das Almosen, das e<strong>in</strong> Mensch gibt, wird ihm h<strong>und</strong>ertfachwiedergegeben werden. Man liest <strong>in</strong> der Kirchengeschichte, daße<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> sehr vornehmer <strong>und</strong> reicher Mann lebte. Dieser hörtee<strong>in</strong>es Tages, wie e<strong>in</strong> heiligmäßiger Mann über jenes Wort predigte:„Wer se<strong>in</strong> Gold <strong>und</strong> Silber, se<strong>in</strong> Weib <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der umme<strong>in</strong>etwillen verläßt, der wird h<strong>und</strong>ertfachen Lohn erhalten." Undder Eeiche suchte nach e<strong>in</strong>igen Tagen jenen Mann auf <strong>und</strong> fragteihn, ob jene Worte auch wahr wären. Da spricht dieser: „Esist leichter möglich, daß der Himmel herniederfällt, als daß Gottse<strong>in</strong> Wort nicht erfüllt." Darauf spricht der Reiche: „Wenn dudie Bürgschaft dafür übernimmst, dann will ich dir alle me<strong>in</strong>eGüter übergeben, damit du sie zur Ehre Gottes verteilst." Unddas tat er auch <strong>und</strong> begann mit se<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern zu betteln. KurzeZeit aber, nachdem alle se<strong>in</strong>e Güter zu Gottes Ehre verteilt wordenwaren, starb jener vornehme Mann. Se<strong>in</strong>e Söhne aber schlepptennun den heiligmäßigen Prediger vor Gericht <strong>und</strong> beschuldigtenihn,er hätte ihre Güter vergeudet <strong>und</strong> ihren Vater betrogen, <strong>in</strong>demer ihm h<strong>und</strong>ertfachen Ersatz versprochen, aber nichts wiedergegebenhätte, so daß sie jetzt ke<strong>in</strong> ausreichen<strong>des</strong> Vermögen besäßen.Und als er zum Schadenersatz aufgefordert wurde, spracher: „Wir wollen zum Grabe eures Vaters gehen <strong>und</strong> fragen, obich noch se<strong>in</strong> Schuldner b<strong>in</strong>." Damit waren alle e<strong>in</strong>verstanden.Und der heiligmäßige Mann trat vor das Grab <strong>und</strong> rief den Totenbei se<strong>in</strong>em Namen <strong>und</strong> sprach: „Sage mir, ob dir de<strong>in</strong> Vermögenzurückerstattet worden ist, oder nicht." Und der Tote antwortete:„Du bist frei von aller Schuld, heiliger Vater, denn mir s<strong>in</strong>dme<strong>in</strong>e Güter h<strong>und</strong>ertfach ersetzt, <strong>und</strong> ich besitze das ewige Leben."18.Von e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>siedler, der e<strong>in</strong>en Aussätzigen pflegte.Man liest von e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>siedler, der unter anderen Tugendenbesonders die e<strong>in</strong>e besaß, daß er die Kranken mit großer H<strong>in</strong>gebungpflegte. Dieser wurde e<strong>in</strong>st durch e<strong>in</strong> göttliches Gesichtaufgefordert, <strong>in</strong> die nächste Stadt zu gehen. Und als er zum Stadt-


37tore kam, sah er dort e<strong>in</strong>en Menschen liegen, der von e<strong>in</strong>er sofurchtbaren <strong>und</strong> ekelhaften Krankheit befallen war, daß ihn sogardie Aussätzigen selbst nicht <strong>in</strong> ihrer Mitte dulden mochten. DerE<strong>in</strong>siedler jedoch geht an ihn heran <strong>und</strong> dient ihm <strong>und</strong> tröstetihn im Herrn. Der Aussätzige aber spricht: „Gepriesen sei Gott,der Höchste, der mir diese Krankheit geschickt hat. Ich fürchteaber, daß mir der Herr wegen de<strong>in</strong>er demütigen Dienste denhimmlischen Lohn m<strong>in</strong>dert." „Das wird er nicht tun;" entgegnetder E<strong>in</strong>siedler, „denn ich habe den göttlichen Befehl erhalten,hierher zu gehen, um mir himmlischen Lohn zu verdienen." Soentbrannte ihr heiliger Wettstreit täglich von neuem. Je mehrder E<strong>in</strong>siedler ihm diente, <strong>des</strong>to größer wurde auch se<strong>in</strong> Eifer <strong>in</strong>diesem Dienste; aber <strong>des</strong>to weniger ließ es der Kranke zu, ihnzu pflegen, damit er größere Schmerzen hätte <strong>und</strong> so se<strong>in</strong> Lohnim Himmel größer würde. So verg<strong>in</strong>gen fünf<strong>und</strong>zwanzig Jahre,<strong>und</strong> es kam der Tag, an dem der Kranke zum Herrn e<strong>in</strong>gehensollte. Bevor er starb, küßte er dem E<strong>in</strong>siedler die Hände <strong>und</strong>dankte ihm für se<strong>in</strong>e treue Pflege. Der E<strong>in</strong>siedler aber bat denHerrn, er möchte ihm zeigen, wie diese heilige Seele aus demLeibe scheiden würde. Und da der Herr mit se<strong>in</strong>er Erhörungall denen nahe ist, die ihn <strong>in</strong> Wahrheit anrufen, gewährte erihm se<strong>in</strong>e Bitte <strong>und</strong> zeigte es ihm. Denn als die To<strong>des</strong>st<strong>und</strong>eherankam, hörte er e<strong>in</strong>e Stimme vom Himmel; „Komm, Erwählter,gehe e<strong>in</strong> <strong>in</strong> me<strong>in</strong>e Freuden." Da sprach jene glückselige Seelejubelnd zu allen S<strong>in</strong>nen <strong>des</strong> Leibes: „Ich danke euch, daß ihrmir gehorchtet; euch, Augen, daß ihr die Eitelkeiten der Weltnicht zu schauen begehrtet; euch, Ohren, daß ihr nicht ihreNichtigkeiten hören wolltet; euch, Hände, daß ihr nicht nachs<strong>in</strong>nlichen Vergnügen langtet; euch, Füße, daß ihr nicht zuEitelkeiten eiltet; dir, Nase, daß du Wohlgerüche verschmähtest;dir, M<strong>und</strong>, daß du den Wohlgeschmack verachtetest. Daher seiauch du, me<strong>in</strong> Körper, froher Erwartung. Du wirst die Herrschaftzum Lohne erhalten <strong>und</strong> <strong>in</strong> Frieden ruhn, bis du für de<strong>in</strong>e Arbeitdie ewige Vergeltung erhalten wirst." Mit diesen Worten entschwebtedie Seele, geleitet von den Chören der Engel, zumHimmel.


3819.Von dem Leben <strong>und</strong> dem Tode <strong>des</strong> Königs Sigism<strong>und</strong>.Man liest <strong>in</strong> der englischen Chronik, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> großerKönig herrschte, der hieß Sigism<strong>und</strong>. Dieser war überaus milde,re<strong>in</strong> an Sitten <strong>und</strong> frommen S<strong>in</strong>nes. E<strong>in</strong>es Tages hörte er dieWorte <strong>des</strong> Evangeliums: „Ich aber sage euch: Nehmet ke<strong>in</strong>Ärgernis." Und er g<strong>in</strong>g zu se<strong>in</strong>em Beichtvater <strong>und</strong> sprach:„Vater, was ist das, was der Herr spricht: »Ich aber sage euch,nehmet ke<strong>in</strong> Ärgernis« ?" Der Beichtvater aber erwidert: „Jesus,unser Herr, ermahnet se<strong>in</strong>e Jünger zum Leiden <strong>und</strong> zur Geduld,damit sie nicht zur St<strong>und</strong>e der Trübsal <strong>in</strong> Ungeduld fallen, <strong>und</strong>er gab ihnen e<strong>in</strong> Beispiel <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Leidenszeit. Denn alle, diedie Freuden <strong>des</strong> Himmelreiches begehren, müssen auf Erdenleiden." Als der König diese Worte vernahm, sprach er: „Wennder Herr mit denen ist, die Trübsal erdulden, dann ist er nicht mitdenen, die <strong>in</strong> Freuden leben." Und der Priester erwiderte: „Soist es, Herr." Der König aber sprach bei sich selbst: „Gib mirTrübsal, Herr, auf daß du bei mir se<strong>in</strong> kannst, da ich dich <strong>in</strong>irdischer Fröhlichkeit nicht besitzen kann." Und alsbald legteer die Kegierung <strong>in</strong> die Hände se<strong>in</strong>es jüngeren Bruders <strong>und</strong> trat<strong>in</strong> den Orden <strong>des</strong> heiligen Benedikt e<strong>in</strong> <strong>und</strong> führte e<strong>in</strong> Lebenmild gegen andere, streng gegen sich selbst, <strong>in</strong> Fasten <strong>und</strong> Beten<strong>und</strong> Bußübungen. Wenn man ihn ermahnte, er solle se<strong>in</strong>en Leibschonen, damit er Gott um so eifriger dienen könnte, sprach er:„Der Leib muß gezüchtigt werden; denn er hat gar viele Vergnügengenossen; das weichliche, kostbare Lager muß vertauschtwerden gegen die rauhe Büßergewandung; für die Freuden <strong>und</strong>Genüsse muß ich büßen <strong>in</strong> We<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Klagen, <strong>und</strong> was ich aufJagden e<strong>in</strong>st im Dienste Christi versäumte, das muß ich jetzte<strong>in</strong>holen <strong>in</strong> frommen Lesungen <strong>und</strong> Predigten." Und <strong>in</strong>dem eralles das tat, betete er immer noch: „Herr, vermehre me<strong>in</strong>ePrüfungen." Es redete aber e<strong>in</strong> böser Mensch se<strong>in</strong>em Brudere<strong>in</strong>, daß Sigism<strong>und</strong> im Mönchsgewande ihm Nachstellungen bereite.Und der König begann se<strong>in</strong>en Bruder als Empörer gegense<strong>in</strong>e Herrschaft zu verfolgen. Dieser aber sagte: „Der Herrspricht: »Ihr werdet von euren Brüdern <strong>und</strong> Verwandten verratenwerden, <strong>und</strong> sie werden euch töten«, So muß ich freiwillig dulden,


39was der Herr verheißen hat; denn sonst kann ich nicht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>Reich kommen." Und es kam e<strong>in</strong> Mann <strong>und</strong> sprach zu ihm,wenn er sich nicht <strong>in</strong> der nächsten Nacht verbergen wolle, dannkönne er unmöglich se<strong>in</strong>em Bruder entgehen. Sigism<strong>und</strong> abersprach zu ihm: „Me<strong>in</strong> Herr Jesus Christus ist für mich gestorben;daher will ich gern für ihn den Tod erdulden. So möge me<strong>in</strong>Bruder kommen <strong>und</strong> me<strong>in</strong>e Seele dem Herrn übergeben; denn ichb<strong>in</strong> gewiß, daß ich an der Seite me<strong>in</strong>es Herrn im Himmel herrschenwerde. Ihm aber möge se<strong>in</strong>e Sünde verziehen werden." Mit diesenWorten begab er sich <strong>in</strong> Begleitung der Mönche <strong>in</strong> die Kirchezum Gebete. Und se<strong>in</strong> Bruder kam herbei <strong>und</strong> rief: „Wie langenoch soll ich, du Frevler, de<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>terlist erdulden?" Und erriß se<strong>in</strong> Schwert aus der Scheide <strong>und</strong> stieß se<strong>in</strong>en Bruder nieder.Dieser aber betete: „Herr Jesus Christus, nimm me<strong>in</strong>en Geistauf <strong>und</strong> verzeihe me<strong>in</strong>em Bruder diese Sünde." Mit diesen Wortengab er se<strong>in</strong>en Geist auf <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g <strong>in</strong>s ewige Leben e<strong>in</strong>.20.Von e<strong>in</strong>er Nonne, die sich die Augen ausbohrte.Man liest <strong>in</strong> den Chroniken der Engländer, daß e<strong>in</strong>st <strong>in</strong>Poitou e<strong>in</strong>e vornehme Jungfrau lebte, die sehr schön von Gestalt,noch schöner aber <strong>in</strong> ihrem Innern war, <strong>und</strong> die von Gott dieGnade empfangen hatte, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kloster leben zu können. E<strong>in</strong>stsah sie e<strong>in</strong> Graf von Poitou <strong>und</strong> entbrannte alsbald <strong>in</strong> leidenschaftlicherLiebe zu ihr. Und er sandte ihr e<strong>in</strong>en Brief mit derAufforderung, sie solle sich zu ihm begeben, sonst würde er ihrKloster zerstören <strong>und</strong> sie gewaltsam entführen. Die Jungfrauaber sprach vom heiligen Geiste erleuchtet: „Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e BrautChristi; an se<strong>in</strong>er Stelle kann ich niemand anderen wählen." Alsdas dem Grafen gemeldet wurde, eilte er zum Kloster, um es zuzerstören <strong>und</strong> die Nonne zu entführen. Das aber sah diese voraus,<strong>und</strong> sie ließ ihn ans Fenster rufen <strong>und</strong> fragte ihn, was es dennsei, das ihn am stärksten zu se<strong>in</strong>er Leidenschaft entflammt habe.Und er antwortete, das wären ihre herrlichen Augen. Da sprachdie Jungfrau: „Warte hier e<strong>in</strong>en Augenblick auf mich." Undsie g<strong>in</strong>g weg, riß sich die Augen aus <strong>und</strong> legte sie auf e<strong>in</strong>eSchüssel. Damit trat sie zum Fenster <strong>und</strong> sprach: „Hier nimm,


40Herr, die Augen, die du liebst; tu mit ihnen, was du willst.Ich aber b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Tempel <strong>des</strong> heiligen Geistes; mich sollst dunimmer haben." Den Grafen aber erfaßte bei diesem Anblick<strong>und</strong> bei ihren Worten e<strong>in</strong> gewaltiger Schrecken, <strong>und</strong> er zog eiligstvon dannen.21.Von e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>siedler <strong>und</strong> der Tochter e<strong>in</strong>es heidnischenPriesters.Man liest <strong>in</strong> dem Leben der Väter, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedlere<strong>in</strong>e Jungfrau erblickte, die die Tochter e<strong>in</strong>es heidnischen Oberpriesterswar. Und er empfand leidenschaftliche Liebe zu ihr,die bis zu e<strong>in</strong>em solchen Grade wuchs, daß er sie zum Weibeverlangte. Ihr Vater aber suchte e<strong>in</strong>en Zauberer auf <strong>und</strong> befragteihn, was er tun sollte. Und dieser erwiderte: „Du darfst ihmgern de<strong>in</strong>e Tochter geben, wenn er se<strong>in</strong>er Taufe abschwören <strong>und</strong>dem Christenglauben entsagen will." Das sagte der heidnischeOberpriester dem E<strong>in</strong>siedler, <strong>und</strong> dieser erklärte sich bereit dazu.Als der Oberpriester das dem Zauberer mitteilte, sprach dieser:„Noch ist der heilige Geist nicht von ihm gewichen; gib ihmde<strong>in</strong>e Tochter nicht eher,bevor er nicht aller Hoffnung auf Christusentsagt hat." Der Oberpriester verlangte es von dem E<strong>in</strong>siedler,<strong>und</strong> dieser sagte, er wolle das gern tun. Und als derOberpriester dem Zauberer die Antwort überbrachte, sprachdieser: „Sag ihm, er soll der Geme<strong>in</strong>schaft der Heiligen entsagen.Tut er dies auch, dann gib ihm unbedenklich de<strong>in</strong>e Tochter."Und der Oberpriester verlangte auch das von dem E<strong>in</strong>siedler,<strong>und</strong> dieser entsagte, von se<strong>in</strong>er gewaltigen Leidenschaft getrieben,der Geme<strong>in</strong>schaft aller Heiligen. Kaum aber hatte er es getan,da sah er aus se<strong>in</strong>em M<strong>und</strong>e den heiligen Geist unter der Gestalte<strong>in</strong>er Taube entweichen. Bei diesem Anblick erseufzte derE<strong>in</strong>siedler <strong>und</strong> sprach zu sich: „Wenn der heilige Geist, denich so lange verleugnet habe, erst jetzt von mir weicht, waswürde er dann wohl tun, wenn ich ihn von ganzem Herzen zurückersehnte?"Und er suchte se<strong>in</strong>en Beichtvater auf <strong>und</strong> nahmdie Buße auf sich, die ihm auferlegt wurde, <strong>und</strong> diese bestanddar<strong>in</strong>, daß er vier Wochen bei Wasser <strong>und</strong> Brot fastete. Als erso die erste Woche beendet hatte, da sah er den heiligen Geist


41<strong>in</strong> derselben Gesalt, <strong>in</strong> der er von ihm gewichen war, von weitemum ihn schweben. Und so verg<strong>in</strong>g auch die zweite Bußwoche.Da sah er den heiligen Geist nahe heranschweben. Und als erdie dritte Woche beendet hatte, setzte sich die Taube auf se<strong>in</strong>eSchultern <strong>und</strong> blieb dort. Nach der vierten Woche endlich saher, wie der heilige Geist wieder <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en M<strong>und</strong> zurückschwebte.Und so wurde er standhafter als vorher <strong>in</strong> der Liebe <strong>und</strong> FurchtGottes, <strong>und</strong> nach kurzer Zeit starb er <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> zum Herrn.22.Von dem ewigen Lohne der Prediger.Man liest von e<strong>in</strong>em Priester <strong>und</strong> guten Prediger, daß er imSterben lag. Da beschwor ihn e<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er Fre<strong>und</strong>e im Herrn,er möchte ihm am dreißigsten Tage nach se<strong>in</strong>em Tode ersche<strong>in</strong>en<strong>und</strong> k<strong>und</strong>tun, wie es ihm gehe, Als nun dieser Fre<strong>und</strong> <strong>des</strong>Priesters am dreißigsten Tage im Gebete verweilte, da erschienihm der Tote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em purpurnen Mantel, der ganz mit Goldgeschmeidengeschmückt war. E<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>od aber, das unvergleichlichschöner als die anderen war, trug er auf der Brust. Und derFre<strong>und</strong> fragte ihn, wie es ihm g<strong>in</strong>ge, worauf ihm der Tote erwiderte,es gehe ihm sehr gut. Auf die Frage aber, warum ere<strong>in</strong> so herrliches Gewand trage, entgegnete er: „Dieses Purpurgewandtrage ich <strong>des</strong>wegen, weil ich me<strong>in</strong>en Nächsten <strong>in</strong> <strong>in</strong>nigerLiebe geliebt habe ;die Zahl der .Edelste<strong>in</strong>e aber, die ich erhielt,ist der Zahl derer gleich, die ich bekehrte; <strong>und</strong> der große Edelste<strong>in</strong>,den ich auf der Brust trage <strong>und</strong> der alle andern an Prachtübertrift't, ist mir verliehen, weil ich e<strong>in</strong>en Sünder bekehrte, an<strong>des</strong>sen Kettung alle Menschen verzweifelten." Der Fre<strong>und</strong> aberfragte weiter: „Sage mir, wie es unseren Pfarrern <strong>und</strong> Geistlichenergeht." Und der Tote erwiderte: „Nur wenige w^erden selig,weil sie mit den ihnen anvertrauten Seelen den breiten Weg, derzur Hölle führt, so anfüllen, daß er kaum noch jemanden zufassen vermag. Denn sie s<strong>in</strong>d von solcher Habsucht beseelt, daßsie sich um die Seelen ihrer Geme<strong>in</strong>de nicht im ger<strong>in</strong>gsten bemühen,wenn sie nur das Geld der ihnen anvertrauten Menschengew<strong>in</strong>nen. Und dieser Zustand ist äußerst gefährlich, weil siedie Mittel, die sie für die Armen verwenden sollten, für ihre


42Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> andere, oft verwerfliche Personen verschwenden."Mit diesen Worten verschwand der Tote.23.Die Dreie<strong>in</strong>igkeit ist unergründlich wie das Meer.Man liest, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Meister der Theologie <strong>in</strong> tiefemS<strong>in</strong>nen wandelte <strong>und</strong> das Wesen der heiligen Dreie<strong>in</strong>igkeit vonGr<strong>und</strong> aus zu ergründen strebte. So kam er bis zum Meeresstrande.Dort sah er e<strong>in</strong>en schönen Knaben sitzen, der mit demFuße e<strong>in</strong>e Grube bohrte. Und als die Grube fertig war, nahmer e<strong>in</strong>en Kochlöffel <strong>und</strong> schöpfte Wasser aus dem Meere <strong>und</strong> goßes <strong>in</strong> die Grube Da fragte ihn der Meister, — • es soll St. August<strong>in</strong>gewesen se<strong>in</strong> — was er da tue. Das K<strong>in</strong>d antwortet ihm: „Ich willdas ganze Meer <strong>in</strong> diese Grube schöpfen <strong>und</strong> dare<strong>in</strong> e<strong>in</strong>schließen."Da spricht der Meister: „Das ist ganz unmöglich, daß es geschieht."Darauf entgegnet der Knabe: „Noch weit unmöglicherist es, daß du das Wesen der Dreie<strong>in</strong>igkeit, das unfaßbar ist,mit de<strong>in</strong>em Verstände begreifst."24.Von der Höllenpe<strong>in</strong> der Sophisten.Man liest, daß e<strong>in</strong> Kleriker, der erst vor kurzem gestorbenwar, se<strong>in</strong>en Gefährten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Mantel aus Pergament erschien,der außen über <strong>und</strong> über mit Trugschlüssen beschrieben war <strong>und</strong><strong>in</strong>nen brannte. Die erschreckten Kleriker riefen ihren Magisterherbei, der ihn beschwor <strong>und</strong> bat, er solle ihnen offenbaren,wie es ihm erg<strong>in</strong>ge. Da erklärte der Tote, er sei zur Höllenqualverdammt. Der Magister aber dachte über die Größe dieserQualen nach <strong>und</strong> bat ihn, er möchte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Hand nur e<strong>in</strong>enTropfen se<strong>in</strong>es Schweißes fallen lassen; <strong>und</strong> der Verdammte tates. Der Tropfen aber durchdrang schneller als e<strong>in</strong> Pfeil die Hand<strong>des</strong> Magisters, <strong>und</strong> der Tote sprach: „So glühend heiß b<strong>in</strong> ichüberall." Da dichtete der Magister die beiden folgenden Verse<strong>und</strong> trat unverzüglich <strong>in</strong> den Orden der Zisterzienser e<strong>in</strong>. DieVerse aberlauten:S<strong>in</strong>nlos wie der Kuf der Frösche sche<strong>in</strong>t der Schulen Weisheit mir;Weisheit, die den Tod nicht scheuet, f<strong>in</strong>den, Gott, wir nur bei dir.


4325.König Oswald <strong>und</strong> Simon der E<strong>in</strong>siedler.Man liest <strong>in</strong> den englischen Chroniken von dem Sohne e<strong>in</strong>esenglischen Königs, der se<strong>in</strong>em Vater <strong>in</strong> der Herrschaft nachgefolgtwar. Dieser vermählte sich mit der Tochter e<strong>in</strong>es Königs.Nach der Hochzeit sprach er im geheimen zu ihr: „Du weißt,liebste Schwester, daß der Sohn Gottes uns die Tür <strong>des</strong> Himmelsaufgeschlossen hat, wo wir unaufhörlich wohnen sollen, <strong>und</strong> daßer uns dorth<strong>in</strong> gerufen hat zu dem Gastmahle, das uns dortbereitet ist." Und die Jungfrau entgegnete: „Wenn dem so ist,liebster Jüngl<strong>in</strong>g, dann wollen wir uns darum bemühen <strong>und</strong> nichtzögern, so schnell als möglich dorth<strong>in</strong> zu kommen." DarauffuhrOswald fort: „So wollen wir den sichersten Weg erwählen, dender Jungfräulichkeit,<strong>und</strong> auch eifrig andere gute Werke verrichten.Das taten sie auch ; <strong>und</strong> sie führten e<strong>in</strong> Leben <strong>in</strong> Wachen, Fasten<strong>und</strong> Beten, so streng, daß selbst den E<strong>in</strong>siedlern Oswalds Lebenbew<strong>und</strong>ernswürdig erschien. E<strong>in</strong> heiligmäßiger E<strong>in</strong>siedler aber,Simon mit Namen, der auf e<strong>in</strong>em Baume sitzend zwanzig Jahrezugebracht hatte, ohne je herabzusteigen, bat e<strong>in</strong>st den Herrn, ermöchte ihm <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gnade jenen Menschen zeigen, mit dem erim Himmel gleichen Lohnes teilhaftig werden solle. Und essprach der Herr zu ihm, daß er gleichen Lohn mit dem KönigeOswald erhalten solle. Da glaubte der E<strong>in</strong>siedler, daß all se<strong>in</strong>eBußübungen vergebens gewesen seien. E<strong>in</strong> Engel aber befahl ihm,ihn zu begleiten, <strong>und</strong> versprach ihm, ihn <strong>in</strong> <strong>des</strong> Königs Palastzu führen. Und sie g<strong>in</strong>gen dorth<strong>in</strong>. Der fromme Oswald aberwar durch e<strong>in</strong>e göttliche Unterweisung darauf vorbereitet. Und erlegte die königlichen Gewänder ab, unter denen er se<strong>in</strong> Büßergewandtrug, <strong>und</strong> legte sie Simon an, <strong>in</strong>dem er sprach, er wisse,daß ihn Gott zum Könige gemacht habe. Als aber Simon <strong>in</strong> demköniglichen Gewände zur Tafel g<strong>in</strong>g, da nahm die König<strong>in</strong>, wiesie gewohnt war, alle Speisen vom Tische weg <strong>und</strong> schickte sieden Armen. Schließlich wurde <strong>in</strong> der Asche gebackenes Brot gebracht,<strong>und</strong> die König<strong>in</strong> sprach: „Davon kannst du essen." Danng<strong>in</strong>g er zu Bett. Der Kämmerer <strong>des</strong> Königs aber kam <strong>und</strong>züchtigte ihn, wie er es gewohnt war, mit scharfen Ruten. Danndeckte er das herrliche Bett auf <strong>und</strong> legte ihn auf frische Nesseln.


44Am folgenden Morgen sprach der E<strong>in</strong>siedler, im Vergleich mite<strong>in</strong>em solchen Leben habe er auf se<strong>in</strong>em Baume e<strong>in</strong> Leben vollerFreude geführt, <strong>und</strong> er legte die Gewänder wieder ab <strong>und</strong> gab siedem Könige wieder zurück, <strong>und</strong> dann kehrte er heim <strong>in</strong> se<strong>in</strong>enWald. Der fromme Oswald aber lebte dreißig Jahre <strong>in</strong> dieserWeise. Da sprach e<strong>in</strong>e Stimme vom Himmel zu ihm: „Me<strong>in</strong>eSeligkeit ist bereit, <strong>und</strong> du hast sie lange begehrt; komm, me<strong>in</strong>Geliebter, zu me<strong>in</strong>em Mahle."26.Von e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>siedler,der die Menschen schwarz <strong>und</strong> weiss sah.Man liest <strong>in</strong> dem Leben der Väter, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedlerlebte, dem Gott die Gabe verliehen hatte, die Herzen der Menschenzu erkennen. Dieser trat e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kirche, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>Priester Beichte hörte. Und er sah, wie <strong>in</strong> die Kirche Menschenkamen, die ganz schwarz <strong>und</strong> <strong>in</strong> Begleitung von Teufeln waren;<strong>und</strong> die Teufel waren voll Freude; von ferne aber folgten ihnentraurig ihre Schutzengel. Wenn die Menschen aus der Beichtfortg<strong>in</strong>gen, da wichen die Teufel von ihnen, <strong>und</strong> die Engel tratenfröhlich an ihre Seite. Unter diesen Menschen erblickte der E<strong>in</strong>siedlerauch e<strong>in</strong>en, den die Teufel voll Freude an e<strong>in</strong>er Kettegefesselt e<strong>in</strong>herführten, während se<strong>in</strong> Engel ihn von weitem beise<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>tritte anblickte. Dieser Gefesselte trat mit den anderenh<strong>in</strong>zu, um zu beichten; aber als er geendet hatte, war er nochschwärzer als zuvor, <strong>und</strong> die Teufel fesselten ihn noch stärker.Der E<strong>in</strong>siedler aber g<strong>in</strong>g zu ihm h<strong>in</strong> <strong>und</strong> erzählte ihm se<strong>in</strong> Gesicht.Da sprach jener Mensch erschreckt: „Ich habe Gott durch vieleSünden beleidigt, <strong>und</strong> e<strong>in</strong> schweres Verbrechen hab ich <strong>in</strong> derBeicht verschwiegen." Und er beichtete das Verschwiegene, <strong>und</strong>sofort wichen die Teufel von ihm. Die Engel aber traten vollFreuden an se<strong>in</strong>e Seite.27.Von der Strafe e<strong>in</strong>es Verleumders.Man liest, daß e<strong>in</strong> Mensch lebte, der re<strong>in</strong>en Herzens war,aber se<strong>in</strong>e Zunge nicht im Zaume hielt <strong>und</strong> <strong>in</strong> vermessener Weiseauf die Re<strong>in</strong>heit se<strong>in</strong>es Lebens vertraute. Dieser Mensch starb,


45<strong>und</strong> da er vornehmer Abkunft <strong>und</strong> wegen se<strong>in</strong>es Fastens <strong>und</strong> Gebetesweit berühmt war, wurde er <strong>in</strong> der Kirche e<strong>in</strong>es Klostersbeigesetzt. Als aber die Brüder zusammen die Totengebete betenwollten, da hörten sie, wie aus dem Grabe e<strong>in</strong>e Stimme rief: „Ach,ich brenne, ich leide im Feuer, ich b<strong>in</strong> <strong>in</strong> großer Pe<strong>in</strong>!" Und alsdie Brüder h<strong>in</strong>zutraten <strong>und</strong> fragten, wer so rufe, da antwortetedie Stimme: „Ich b<strong>in</strong> es, die unglückliche Seele, die ich mir dasUrteil anmaßte über die Menschen <strong>und</strong> sie h<strong>in</strong>ter dem Eücken oftmit böser Zunge verleumdete. Deswegen leide ich jetzt dieschwere Feuerpe<strong>in</strong>." Und sie g<strong>in</strong>gen noch näher heran <strong>und</strong> sahenihn im Grabe vom Kopf bis zum Gürtel <strong>in</strong> hellen Flammen.Seht, welch Unheil die Verleumdung stiftet!28.Von e<strong>in</strong>er unschuldig verfolgten König<strong>in</strong>.Man liest, <strong>in</strong> der dreiteiligen Chronik, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> König<strong>in</strong> England lebte, der e<strong>in</strong>e schöne <strong>und</strong> tugendsame Gemahl<strong>in</strong> hatte,auf deren Bitten er das Gelübde tat, e<strong>in</strong> enthaltsames Leben zuführen. Se<strong>in</strong>e Frömmigkeit bestimmte ihn zu e<strong>in</strong>er Pilgerfahrt<strong>in</strong>s heilige Land. Bevor er abreiste, übergab er die Kegierung<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> <strong>und</strong> den Hofhalt se<strong>in</strong>em Bruder. Diesen Bruder aberreizte die Schönheit der König<strong>in</strong> bald zu sündhaftem Begehren.Doch die König<strong>in</strong> suchte ihn immer wieder h<strong>in</strong>zuhalten; endlichaber ließ sie e<strong>in</strong> Haus mit allen möglichen Lebensmitteln versorgen<strong>und</strong> schloß ihn dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>. Als jedoch der König heimkehrte, daforderte sie den E<strong>in</strong>geschlossenen auf, se<strong>in</strong>em Bruder freudig entgegenzueilen.Der aber verleumdet sie beim ersten Zusammentreffenmit se<strong>in</strong>em Bruder <strong>in</strong> der schändlichsten Weise, <strong>in</strong>dem erihr den Vorwurf macht, sie habe mit vielen anderen die Treuegegen ihren Gemahl verletzt. Der König glaubt se<strong>in</strong>em Bruder<strong>und</strong> befiehlt zwei Kämmerl<strong>in</strong>gen, sie <strong>des</strong> Nachts auf die nächsteInsel zu schaffen <strong>und</strong> dort zu töten. Während diese se<strong>in</strong> Gebotausführen, treffen sie unterwegs mit e<strong>in</strong>em Grafen zusammen, derden König auf se<strong>in</strong>er Pilgerreise begleitet hatte. Als der Grafsieht, wie man die schöne Frau zu Tode führt, empf<strong>in</strong>det er Mitleidmit ihr, entreißt sie ihren Händen <strong>und</strong> nimmt sie mit <strong>in</strong>se<strong>in</strong> Haus. Und gewonnen durch ihr tugendhaftes Verhalten, gibt


46er ihr se<strong>in</strong>en Sohn zur Pflege. Der Bruder <strong>des</strong> Grafen aber, derihre Schönheit sieht, verfolgt sie mit sündhaften Anträgen. Datötet er, um sie bei se<strong>in</strong>em Bruder <strong>in</strong> Schande zu stürzen, <strong>des</strong>senSohn. Die Frau f<strong>in</strong>det das K<strong>in</strong>d ermordet <strong>und</strong> bricht <strong>in</strong> ihremSchrecken <strong>in</strong> laute Klagen aus. Das Hausges<strong>in</strong>de eilt herbei <strong>und</strong>erblickt das getötete K<strong>in</strong>d. Und sie empören sich aufs höchsteüber das arme Weib <strong>und</strong> verlangen ebenso wie der Bruder <strong>des</strong>Grafen, daß sie mit dem Feuertode bestraft werde. Der Graffürchtet, dadurch Gott zu beleidigen; <strong>und</strong> ohne sie vor e<strong>in</strong> Gerichtzu stellen, befiehlt er, man solle sie übers Meer <strong>in</strong> e<strong>in</strong> anderesLand br<strong>in</strong>gen. Die Schiffer stellen an sie unerlaubte Ans<strong>in</strong>nen,<strong>und</strong> da sie nichts von ihr erreichen können, setzen sie sie mittenim Meere auf e<strong>in</strong>em Felsen aus. Sie aber betet zu Gott: „0 Herr,ich weiß, daß du die nicht verläßt, die auf dich vertrauen." Undso saß sie <strong>in</strong> Ergebung dort, bis sie e<strong>in</strong>schlief. Da schien es ihr,als ob e<strong>in</strong>e herrliche Jungfrau herankäme, die zu ihr sprach:„Bald wirst du aus dieser Not befreit se<strong>in</strong>. Grab die Kräuter,die du unter de<strong>in</strong>em Haupte f<strong>in</strong><strong>des</strong>t; mit ihnen wirst du jedenAussätzigen heilen können." Wie sie aber so da saß, hörte siee<strong>in</strong> Schiff vorüberfahren. Dar<strong>in</strong> waren Leute jenes Grafen, <strong>in</strong><strong>des</strong>sen Hause sie Aufnahme gef<strong>und</strong>en hatte. Und als sie die Frauauf dem Felsen sahen, nahmen sie sie <strong>in</strong> das Schiff <strong>und</strong> erzähltenihr, daß sie e<strong>in</strong>en Arzt suchten, der dem Bruder ihres Herrn helfenkönne; denn er leide am Aussatz. Und sie erbot sich, ihn zuheilen. Sie fuhren zurück. Und sie forderte den Aussätzigen auf,se<strong>in</strong>e Sünden zu bekennen, besonders den Mord, den er an demSohne se<strong>in</strong>es Bruders begangen habe. Das tat er auch. Da nahmdie Frau das Kraut, das ihr die heilige Jungfrau gezeigt hatte,<strong>und</strong> heilte ihn. Der Graf aber war von Herzen traurig, daß erdurch jene Verleumdung die edle Frau verloren hatte. Nun gibtsie sich zu erkennen. Und der Euf ihrer Heilkraft kommt auchdem Könige von England zu Ohren. Und er schickt nach ihr mitder Bitte, sie möchte auch se<strong>in</strong>en Bruder von dem Aussatzere<strong>in</strong>igen. Sie geht h<strong>in</strong> <strong>und</strong> spricht zu dem Kranken: „Nur dannkann von mir e<strong>in</strong> Kranker geheilt werden, wenn er öffentlich allese<strong>in</strong>e Sünden bekannt hat." Und so bekennt er unter Klagen, daßer die tugendhafte König<strong>in</strong> gr<strong>und</strong>los verleumdet habe. Daraufheilt ihn die Frau. Und da sie sieht, daß der König über den


47Tod se<strong>in</strong>er Gemahl<strong>in</strong> großen Schmerz empf<strong>in</strong>det, spricht sie zuihm: „Ich b<strong>in</strong> die, über deren Tod du so traurig bist. Wisse,daß mich der Herr unversehrt aus allen Gefahren errettet hat."Und sie entsagte der irdischen Herrschaft <strong>und</strong> ließ e<strong>in</strong> Jungfrauenklostererbauen, <strong>in</strong> das sie sich zurückzog. Als sie dort Gotte<strong>in</strong>ige Zeit gedient hatte, hörte sie e<strong>in</strong>e Stimme, welche rief: „Ihrseid es, die standhaft bei mir <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Prüfungen ausgeharret.Kommet, ihr Gesegneten." Und nach drei Tagen verschied sie imHerrn.29.Von e<strong>in</strong>em Könige, der dem Mörder se<strong>in</strong>es Vaters verzieh.Man liest, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Adliger se<strong>in</strong>en König ermordete.Als der Sohn <strong>des</strong> Ermordeten groß geworden war <strong>und</strong> die Herrschaftangetreten hatte, forschte er nach dem Mörder se<strong>in</strong>es Vaters.Dieser hörte davon <strong>und</strong> hielt sich verborgen. So kam der Karfreitagheran, <strong>und</strong> an diesem Tage fühlte sich der Adlige so vorder Verfolgung sicher, daß er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kirche g<strong>in</strong>g, um zu beten.Und siehe, der König, der e<strong>in</strong>e Reise machte, kam auch <strong>in</strong> jeneKirche, um dem Gottesdienste beizuwohnen. Da sah der Adlige,daß ihn das göttliche Strafgericht <strong>in</strong> die Hände <strong>des</strong> Königs ausgelieferthabe; <strong>und</strong> er warf sich dem Könige zu Füßen <strong>und</strong> rief:„Ich b<strong>in</strong> es, Herr, der euern Vater ermordete." Der König abersprach: „Du hast mich schwer beleidigt, <strong>in</strong>dem du me<strong>in</strong>en Vaterermordetest; mehr aber haben mich jene beleidigt, die Christumkreuzigten <strong>und</strong> töteten. Und da Christus jenen verziehen hat,will auch ich dir heute verzeihen <strong>und</strong> dich wieder <strong>in</strong> Gnaden mitall den Me<strong>in</strong>igen aufnehmen <strong>und</strong> dir de<strong>in</strong> Erbe zurückgeben."Als sich aber der König dem Kreuze nahte, um das heiligeKreuzesholz zu verehren, da neigte sich auf göttliche Fügung derGekreuzigte gegen ihn <strong>und</strong> sprach: „Du hast den Mörder umme<strong>in</strong>etwillen begnadigt, <strong>des</strong>wegen will ich dich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>e Herrlichkeitaufnehmen <strong>und</strong> dir das ewige Leben schenken."30.Engel bauen e<strong>in</strong> Grabmal für e<strong>in</strong>en bekehrten Grafen.Man liest, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Graf lebte, der sehr weltlich ges<strong>in</strong>nt<strong>und</strong> hart gegen die Armen war. Dieser kam e<strong>in</strong>st auf e<strong>in</strong>em Eitte


48bei e<strong>in</strong>em Kirchhofe vorbei, auf dem e<strong>in</strong> Mönch predigte. Als derGraf das hört, spricht er zu se<strong>in</strong>en Begleitern: „Wir wollen hören,was der Tor hier für Neuigkeiten erzählt." Der Mönch aber kommtzu den Worten: „Gott schickte se<strong>in</strong> Wort den Sündern als Heilmittel."Da spricht der Graf: „Wir wollen von den Pferdensteigen <strong>und</strong> hören, <strong>in</strong> welcher Weise dies Heilmittel e<strong>in</strong>genommenwerden muß." Der Prediger aber fährt fort: „Zu der St<strong>und</strong>e, <strong>in</strong>der der Sünder erseufzt, wird er gerettet werden." Bei diesenWorten überkommt den Grafen Reue, <strong>und</strong> nach der Predigt gehter zu dem Priester h<strong>in</strong> <strong>und</strong> spricht: „Ist es denn wahr, daß Gottden Sünder nicht verstoßen will?" Und der Priester antwortet:„Er verstößt ihn sicherlich nicht." Da ruft der Graf: „Heute entsageich me<strong>in</strong>en Sünden, <strong>und</strong> ich will Buße tun nach eurem Rate."Der Priester aber gibt ihm den Rat, zunächst allen, die erschädigte, vollen Schadenersatz zu leisten, von dem Rest se<strong>in</strong>esVermögens aber e<strong>in</strong>e Kirche zu errichten. Das tut der Graf auch,<strong>und</strong> <strong>in</strong> der Kirche lebt er im Gewände e<strong>in</strong>es Mönches als Büßerbis zu se<strong>in</strong>em Tode. Als er aber gestorben war, da bauten Engelüber se<strong>in</strong>em Grabe e<strong>in</strong> herrliches Grabmal, <strong>und</strong> darauf fand mane<strong>in</strong>e kreisförmige Inschrift, die lautete: „Der Herr sandte se<strong>in</strong>Wort <strong>und</strong> heilte ihn <strong>und</strong> entriß ihn se<strong>in</strong>em Verderben."31.Von dem Werte <strong>des</strong> freiwilligenGehorsams.Man liest im Leben der Väter, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> frommer Mannlebte, der se<strong>in</strong> Leben so führen wollte, daß er <strong>in</strong>s himmlischeVaterland käme. Und es kam ihm der Gedanke, daß es wohlnichts Besseres gäbe, als der Welt zu entfliehen <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Klausezu leben. Das tat er auch. Die Nachbarn aber, die sahen, daßer e<strong>in</strong> so guter Mensch war, kamen <strong>und</strong> brachten ihm Speise.Und als er dort lange gelebt hatte, rief ihm e<strong>in</strong>e Stimme vomHimmel zu: „Heil dir, gemästetes Schwe<strong>in</strong>!" Der Klausner merkte,daß ihn diese Stimme wegen der Behaglichkeit tadelte, <strong>in</strong> der erdah<strong>in</strong>lebte, <strong>und</strong> verließ se<strong>in</strong>e Klause <strong>und</strong> begab sich auf dieWanderschaft, um von nun an die Ruhe zu fliehen. Und wiederrief die Stimme vom Himmel: „Heil dir, irren<strong>des</strong> Schaf! In der


49Klause warst du Gott nicht genehm; de<strong>in</strong> Wandern gefällt ihmebensowenig." Da sprach er zu sich selbst: „So will ich denn zuden E<strong>in</strong>siedlern gehen, die ihrem Abte gehorchen <strong>und</strong> GottesWillen tun." Und als er dort Aufnahme gef<strong>und</strong>en hatte, rief dieStimme: „Sei gegrüßt, gehorsamer Sohn, der du den Willen Gottestust, der dir die Seligkeit schenken wird, Avenn du ausharrst <strong>in</strong>diesem Leben."32.Wohltun füllt die Scheuern.Man liest, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong>e edle Witwe lebte, die drei Söhnehatte. Von diesen waren zwei sehr weltlich ges<strong>in</strong>nt; der Jüngsteaber war überaus mildtätig gegen die Armen; <strong>und</strong> dar<strong>in</strong> unterstützteihn auch se<strong>in</strong>e Mutter. Doch als die Mutter <strong>und</strong> der jüngsteSohn den Armen <strong>in</strong> ihren Nöten so zu Hilfe kamen, g<strong>in</strong>gen diebeiden älteren Söhne <strong>in</strong> den Wirtschaftshof zu dem Hausverwalter<strong>und</strong> befahlen ihm, er solle niemandem mehr etwas geben,auch wenn es die Mutter oder der Bruder verlangten. Es warnämlich e<strong>in</strong>e Teurung ausgebrochen. Die Armen aber kamen <strong>in</strong>Scharen herbei <strong>und</strong> flehten um Almosen. Da g<strong>in</strong>g der jüngsteBruder, wie er es gewohnt war, <strong>in</strong> die Scheuer <strong>und</strong> verteilte dieganze Ernte unter sie.Als die beiden anderen Brüder heimkehrten,g<strong>in</strong>gen sie ohne e<strong>in</strong>e Ahnung von dem, was ihr Bruder getan hatte,<strong>in</strong> die Scheuer <strong>und</strong> sahen zu ihrem Schrecken, daß nichts dar<strong>in</strong>war. Darauf jedoch führte sie ihr jüngerer Bruder mit der Mutternoch e<strong>in</strong>mal dorth<strong>in</strong>, <strong>und</strong> alles war wieder voll. Da sprach dieMutter zu ihren K<strong>in</strong>dern: „Seht, me<strong>in</strong>e Söhne, Gott hat uns mehrgegeben, als wir erwarten konnten. Glaubt daher, daß uns für dieWerke der Barmherzigkeit <strong>in</strong> diesem Leben das Notwendige <strong>und</strong>später das ewige Leben zuteil wird."33.Der Teufel mit der Kuhhaut.Man liest, daß der heilige Gregor e<strong>in</strong>st während der Messeum die Zeit der Wandlung auflachte. Darüber w<strong>und</strong>erte sich se<strong>in</strong>Diakon Petrus <strong>und</strong> fragte ihn, warum er während der Feier derheiligen Messe <strong>in</strong> Lachen ausgebrochen sei. Der Heilige aber ant-Klapper, Eizählungeu <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 4


50wortet ihm : „Ich sah e<strong>in</strong>en fürchterlichen Teufel auf e<strong>in</strong>er Stangesitzen, der e<strong>in</strong>e mächtige Kuhhaut trug; <strong>und</strong> darauf schrieb eralle Worte, die die Menschen zue<strong>in</strong>ander im Verlaufe der Messeredeten. Aber die Leute schwätzten soviel mite<strong>in</strong>ander, daß esnicht auf der gewaltigen Kuhhaut Platz hatte. Da wollte derTeufel die Haut dehnen <strong>und</strong> zerrte an ihr mit den Zähnen; <strong>und</strong>als er allzu stark daran zog, da zerriß sie, <strong>und</strong> der Teufel fielvon der Stange. Darüber mußte ich lachen." Hütet euch also<strong>und</strong> habt Ehrfurcht vor der Stätte <strong>des</strong> Herrn; denn dort weiltGott mit all se<strong>in</strong>en Engeln <strong>und</strong> Heiligen.34.Der König im Bade.Man liest, daß e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> Hibernia e<strong>in</strong> König lebte, der jenenVers im Lobgesange der heiligen Jungfrau mißachtete: „DieMächtigen hat er von ihren Sitzen gestürzt." Und er lehnte sichstolzen S<strong>in</strong>nes dagegen auf <strong>und</strong> sprach, er sei so geschützt, so vonMauern <strong>und</strong> Rittern umgeben <strong>und</strong> verteidigt, daß ihn Gott nichtvon se<strong>in</strong>em Throne stürzen könne. Mit solcher gotteslästerlicher<strong>und</strong> hochfahrender Ges<strong>in</strong>nung verband sich bei ihm noch Unlauterkeit<strong>des</strong> Herzens, <strong>und</strong> das Recht fand vor se<strong>in</strong>em Richterstuhle ke<strong>in</strong>enSchutz. Als nun dieser hoffärtige König e<strong>in</strong>mal im Bade saß, trate<strong>in</strong> Jüngl<strong>in</strong>g an ihn heran, erhob se<strong>in</strong>e Hand gegen se<strong>in</strong> Angesicht<strong>und</strong> wandelte es derart, daß er fortan nicht mehr wie derKönig aussah, sondern e<strong>in</strong> ganz anderer Mensch zu se<strong>in</strong> schien.Und der Jüngl<strong>in</strong>g g<strong>in</strong>g davon, <strong>und</strong> das Gefolge hielt ihn für denKaiser <strong>und</strong> diente ihm. Der wirkliche König aber blieb nochlänger im Bade, aber niemand bediente ihn. Da erhob er sich<strong>und</strong> verlangte se<strong>in</strong>e Kleider. Der Badediener aber sprach zuihm, wenn er Kleider habe, so solle er sie sich selbst nehmen.Da er jedoch weder se<strong>in</strong>e Kleider noch se<strong>in</strong> Gefolge erblickte,begann er über die verächtliche Behandlung, die er erfuhr,zornig zu werden <strong>und</strong> stieß Drohungen aus. Doch nun hieltenihn alle, die im Bade waren, für e<strong>in</strong>en Menschen, der den Verstandverloren habe, <strong>und</strong> bewarfen ihn mit Schmutz <strong>und</strong> gabenihm Ohrfeigen <strong>und</strong> jagten ihn aus dem Badehause h<strong>in</strong>aus. Dalief er nun nackt durch die Straßen, <strong>und</strong> h<strong>in</strong>ter ihm liefen die


51K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Scharen. Schließlich reicht ihm e<strong>in</strong> Bürger, der ihnfür närrisch hält, e<strong>in</strong> armseliges Gewand. Unwillig nimmt er esan <strong>und</strong> begibt sich zum Königspalaste. Dort fragt er den Torwächter,warum ihn die Dienerschaft so unwürdig behandle. Deraber fragt ihn, wer er eigentlich sei, <strong>und</strong> als er entrüstet antwortet,er sei der König, glaubt auch der Torwächter, daß er e<strong>in</strong>Narr ist, <strong>und</strong> läßt ihn e<strong>in</strong> vor das Hofges<strong>in</strong>de. Und alle haltenihn für e<strong>in</strong>en närrischen Gesellen <strong>und</strong> treiben ihren Spott mit ihm.So verbrachte er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em elenden Zustande sieben Jahre. Endlichg<strong>in</strong>g er <strong>in</strong> sich <strong>und</strong> sprach zu sich selbst: „Der Herr ist e<strong>in</strong> gerechterRichter ;er stürzt die Mächtigen von ihrem Sitze. Wegenme<strong>in</strong>er Hoffart hat er mich gedemütigt." Und se<strong>in</strong> Schmerz warso groß, daß er den Spott der Menschen nicht mehr zu ertragenvermochte. Er g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Wald, um dort den Hungertod zusterben. Jener Jüngl<strong>in</strong>g aber, den alle für den König hielten,ritt e<strong>in</strong>st auf die Jagd. Bei dieser Gelegenheit kam er auch <strong>in</strong>den Wald, <strong>und</strong> dort traf er den König. Er fragte ihn, wer erwäre, <strong>und</strong> was er so alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> dem Walde wolle. Jener abersprach: „Herr, ich b<strong>in</strong> der unglückliche König, der durch dieHand Gottes vom Throne gestürzt worden ist; du aber bist erhöhtworden." Da erwiderte ihm der Jüngl<strong>in</strong>g: „Weißt du nicht, daßder, der sich selbst erhöht, erniedrigt wird? Du aber hast die dirvon Gott verliehene Macht mißbraucht, um dich <strong>in</strong> Hoffart gegenihn zu erheben. Deshalb hat dir Gott diese Strafe bestimmt. Aberda du jetzt Schmerz empf<strong>in</strong><strong>des</strong>t über de<strong>in</strong> Unrecht, so nimm hierdas Pferd <strong>und</strong> me<strong>in</strong>e Kleider, <strong>und</strong> du sollst de<strong>in</strong>e Herrschaftwiedererlangen, weil du dich demütigst. Wisse, ich b<strong>in</strong> der Engel,der dir zum Schutze gegeben worden ist, <strong>und</strong> ich b<strong>in</strong> gesandt, dirzu zeigen, daß jeder, der sich selbst erhöht, erniedrigt wird; wersich selbst aber erniedrigt, der wird erhöht werden."35.Von e<strong>in</strong>em Unbussfcrtigen, den der Teufel erwürgte.Man liest <strong>in</strong> der Kirchengeschichte, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Mann lebte,der viele Freveltaten verübt hatte, die er nie beichtete; denn erdachte, er könne das ja noch immer tun, wenns ans Sterben g<strong>in</strong>ge.Da fiel er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e schwere Krankheit, <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Mönch ermahnteihn, er sollte Reue über se<strong>in</strong>e Sünden empf<strong>in</strong>den <strong>und</strong> beichten.4*


52Der Kranke aber erwidert ihm: „Der Herr ist gerecht <strong>und</strong> liebtdie Gerechtigkeit. Sieh, als ich beichten konnte, hab ichs nichtgewollt <strong>und</strong> der göttlichen Barmherzigkeit e<strong>in</strong>e Frist bestimmt,<strong>in</strong>dem ich die Beichte <strong>in</strong> die Zeit der Krankheit verschob. Jetztaber steht mir der Teufel auf Gottes Geheiß auf der Brust,<strong>und</strong> wenn ich e<strong>in</strong> Wort sprechen will, das me<strong>in</strong> Seelenheil betrifft,dann preßt er mir alsbald die Kehle zu; sonst läßt ermich alles reden, bis auf das, was me<strong>in</strong>er Seele not tut; dennich sündigte gegen den heiligen Geist." Mit diesen Worten verschieder <strong>und</strong> fuhr zur Hölle, aus der für ihn ke<strong>in</strong>e Erlösung ist.36.Wie sich Christus als Aussätziger pflegen liess.Man liest im Leben der Väter, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Mönch lebte,der zur Gewohnheit hatte, von se<strong>in</strong>em Lebensunterhalt das Bestefür die Armen aufzubewahren. Als dieser e<strong>in</strong>mal durch denWald g<strong>in</strong>g, sah er e<strong>in</strong>en Aussätzigen daliegen, den die Krankheitganz erschöpft hatte. Von Mitleid ergriffen trat er bei diesemAnblicke zu ihm <strong>und</strong> sprach: „Wenn ich etwas hätte, womit ichdir helfen könnte, würde ich es dir gerne geben." Der Aussätzigeaber entgegnet: „Ich bitte dich um der Liebe Jesu Christi willen,trage mich <strong>in</strong> de<strong>in</strong>e Zelle." Der E<strong>in</strong>siedler nahm ihn voll <strong>in</strong>nigerLiebe zu Christus auf se<strong>in</strong>e Schultern <strong>und</strong> trug ihn zu se<strong>in</strong>erZelle. Das sah se<strong>in</strong> Abt, <strong>und</strong> im Geiste erleuchtet, sprach er zuden Brüdern: „Kommt, liebe Brüder, seht den Sohn Gottes aufden Schultern unseres Mitbruders." Als dieser aber <strong>in</strong> se<strong>in</strong>eZelle gekommen war, sprach der Kranke zu ihm: „Du hast mich<strong>in</strong> de<strong>in</strong>e Zelle getragen, ich aber will dich mit me<strong>in</strong>en Engelnh<strong>in</strong>auf zum Himmel tragen." Mit diesen Worten fuhr Jesus zumHimmel empor. E<strong>in</strong> himmlischer Wohlgeruch aber blieb <strong>in</strong> derZelle zurück. Nach drei Tagen kam der Sohn Gottes mit e<strong>in</strong>erSchar Engel, <strong>und</strong> der Mönch gab se<strong>in</strong>en Geist auf, um zumHimmel e<strong>in</strong>zugehen.37.Von e<strong>in</strong>em Ritter, der vom Aussatz der Sünden geheilt wurde.Man liest von e<strong>in</strong>em Bitter, der viele schwere Freveltatenbegangen hatte. Als dieser e<strong>in</strong>st an e<strong>in</strong>er Kirche vorüberkam,hörte er den Priester die Worte <strong>des</strong> Evangeliums lesen: „Gehet,


53zeiget euch den Priestern." Als die Messe zu Ende war, tratder Eitter an den Priester heran, um mit ihm nach se<strong>in</strong>er Gewohnheitzu scherzen, <strong>und</strong> sprach: „Wie heißt denn jener Aussätzige?"Der Priester wußte im ersten Augenblicke nicht, waser ihm antworten sollte, dann aber wurde plötzlich se<strong>in</strong> M<strong>und</strong>wie mit dem Honigseim der Beredsamkeit erfüllt <strong>und</strong> sprach:„Wilhelm heißt er." So aber hieß der Eitter selbst. Deswegenfragte er: „So b<strong>in</strong> ich aussätzig?" Und der Priester antwortete:„Gewiß; denn am Tage <strong>des</strong> Gerichtes wird de<strong>in</strong> Aussatz offenbarwerden, der noch viel schlimmer ist als der Aussatz <strong>des</strong> Leibes."Darauf fragt der Eitter: „Und was soll ich Unglücklicher tun,um diesem Aussatze zu entgehen?" Der Priester aber spricht:„Habt ihr vergessen, was der Herr zu den Aussätzigen sagt? Ersprach zu ihnen: »Geht <strong>und</strong> zeiget euch den Priestern.«" Und derEitter ruft: „Sieh, ich stehe vor dir, bereit, dem Worte <strong>des</strong> Herrnzu folgen <strong>und</strong> zu tun, was er mir durch de<strong>in</strong>en M<strong>und</strong> vorschreibt."Und alsbald beichtete er aufrichtig alle se<strong>in</strong>e Sünden. Als erse<strong>in</strong>e Buße erhalten hatte, fragte ihn der Priester: „Glaubst duan Christum, unsern Gott, den Sohn <strong>des</strong> lebendigen Gottes, <strong>und</strong>glaubst du, daß du durch ihn geheilt bist?" Und er antwortete:„Ich glaube." Der Priester fuhr fort: „Glaubst du, daß du befreitbist von de<strong>in</strong>em Aussatze?" Der Eitter antwortete wieder:„Ich glaube." Da spricht der Priester: „Geh h<strong>in</strong>, de<strong>in</strong> Glaubehat dich gerettet." So nutzte der Priester auch die letzten Worte<strong>des</strong> Evangeliums zum Heile <strong>des</strong> Eitters. Dieser aber bewahrtealles im Gedächtnisse <strong>und</strong> wurde e<strong>in</strong> guter Mensch <strong>und</strong> beharrte<strong>in</strong> der Tugend se<strong>in</strong> ganzes Leben.38.Von dem Raben, der e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>siedler speiste.Man liest im Leben der Väter, daß der heilige Paulus, derder erste E<strong>in</strong>siedler genannt wird, der Welt <strong>und</strong> ihren Lockungenmit göttlicher Hilfe den Eücken kehrte <strong>und</strong> <strong>in</strong> die E<strong>in</strong>öde g<strong>in</strong>g,um Gott zu dienen. Und dabei vertraute er sich ganz Gott an<strong>und</strong> sprach: „Der du dem Zugvieh se<strong>in</strong>e Speise gibst <strong>und</strong> denjungen Eaben, die dich anrufen, du kannst auch mich erhalten<strong>in</strong> dieser E<strong>in</strong>öde." Und während er im festen Vertrauen auf Gottes


54Macht <strong>und</strong> Barmherzigkeit <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Betrachtung verharrte, dakam e<strong>in</strong> Eabe, der ihm Brot brachte, soviel er brauchte. Und sobrachte der Rabe auf göttliches Geheiß dem Manne Gottes anjedem Tage um die Zeit <strong>des</strong> Frühstücks se<strong>in</strong> Brot. Es begabsich aber, daß der heilige Antonius, e<strong>in</strong> vornehmer Eömer, vollVerachtung gegen die Schätze der Erde <strong>und</strong> im Streben nach denSchätzen <strong>des</strong> Himmels die E<strong>in</strong>öde aufsuchte. Und als ihm vielew<strong>und</strong>erbare D<strong>in</strong>ge im Walde begegnet waren <strong>und</strong> auch Waldungeheueran ihm vorübergekommen waren, führte ihn schließliche<strong>in</strong> Wolf bis zur Zelle <strong>des</strong> heiligen Paulus. Dieser aber fürchtete,er könnte durch die Gesellschaft e<strong>in</strong>es Menschen an der göttlichenBetrachtung geh<strong>in</strong>dert werden, <strong>und</strong> öffnete ihm zunächst nicht.Doch gab er endlich den Bitten <strong>und</strong> Tränen <strong>des</strong> heiligen Antoniusnach <strong>und</strong> öffnete se<strong>in</strong>e Zelle. Und sie sanken sich <strong>in</strong> die Arme<strong>und</strong> küßten sich <strong>in</strong> heiliger Liebe; dann setzten sie sich nieder<strong>und</strong> redeten über Gott. Und siehe, der Rabe kam <strong>und</strong> brachtedie doppelte Gabe, <strong>und</strong> so sorgte er ständig für ihren Unterhalt.So wollen wir, liebe Brüder, den Herrn bitten, daß er auch uns,so wie er jene speiste, mit se<strong>in</strong>er Gnade stärke.39.Von e<strong>in</strong>em Vornehmen, dem der heilige Petrus die Hölle zeigte.Man liest, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Vornehmer lebte, der viele Sündenbegangen hatte. Dieser hörte e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> der Predigt die Worte:„Der Herr hat se<strong>in</strong> Volk heimgesucht," <strong>und</strong> er behielt diese Worte<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Herzen <strong>und</strong> sprach <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Gebete: „Suche, Herr,me<strong>in</strong> Herz heim <strong>und</strong> bessere me<strong>in</strong> Leben." Und da der Herrmit se<strong>in</strong>er Barmherzigkeit allen denen nahe ist, die ihn anrufen,vergaß er auch diesen Sünder nicht. Und er hatte e<strong>in</strong>e Vision.Es war ihm, als würde er durch e<strong>in</strong>en ehrwürdigen Mann, —das war der heilige Apostel Petrus, den er besonders verehrte, —an e<strong>in</strong>en furchtbaren Ort geführt, an dem er viele Menschen <strong>in</strong>schweren Pe<strong>in</strong>en erblickte; unter ihnen sah er besonders e<strong>in</strong>en,den die Teufel auf e<strong>in</strong>en Rost legten, um ihm die Haut abzuziehen<strong>und</strong> ihn an e<strong>in</strong>em gewaltigen Feuer zu rösten. Und alser ihn fragte, warum dieser Mensch e<strong>in</strong>e so grausame Pe<strong>in</strong> erleide,sprach der Unglückliche; „Ich war e<strong>in</strong> vornehmer Mann;


55aber ich habe die Armen durch uiigereclite Steuern <strong>und</strong> mit Frohndienstenbedrückt <strong>und</strong> ihnen ihr Besitztum abgezwungen. Damitiiab ich mir diese Strafe verdient, die ich nun <strong>in</strong> Ewigkeit leide."Daiauf sah er e<strong>in</strong>en Jüngl<strong>in</strong>g, der auf feurigem Stuhle saß, <strong>und</strong> r<strong>in</strong>gsum ihn standen Weiber, die ihn mit lodernden Fackeln brannten,<strong>und</strong> die Teufel sahen darauf, daß das Feuer nicht ausg<strong>in</strong>g. Dafragte er auch diesen Jüngl<strong>in</strong>g, wer er sei, <strong>und</strong> er antwortete, ersei e<strong>in</strong> der Unzucht ergebener Mensch, <strong>und</strong> jene Weiber hättenihn dazu verführt. Darauf zeigte ihm se<strong>in</strong> Begleiter e<strong>in</strong> Pferd,das Feuer athmete, <strong>und</strong> darauf saß e<strong>in</strong> Mensch <strong>in</strong> feurigemMantel, der eiserne Stachel hatte, die glühten <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihn drangen<strong>und</strong> se<strong>in</strong> Herz verw<strong>und</strong>eten. Bei diesem Anblicke wandte sichder Kitter an se<strong>in</strong>en Begleiter <strong>und</strong> fragte ihn, warum jener sogepe<strong>in</strong>igt würde. Der heilige Petrus antwortete: „Das ist e<strong>in</strong>Käuber gewesen, der unter anderen Verbrechen auch das e<strong>in</strong>e beg<strong>in</strong>g,daß er e<strong>in</strong>er armen Witwe die e<strong>in</strong>zige Ziege raubte, <strong>und</strong><strong>des</strong>halb wird er so gepe<strong>in</strong>igt. Den feurigen Mantel aber trägter, weil er gelobt hatte, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Orden e<strong>in</strong>zutreten <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Gelübdenicht hielt." Darauf sprach der heilige Petrus zu ihm:„Sieh, Gott sucht se<strong>in</strong> Volk heim; sieh, er hat dir gezeigt, wiejene gepe<strong>in</strong>igt werden, die dir ähnlich s<strong>in</strong>d. Hüte dich daher,daß dir nicht Schlimmeres widerfahre." Und der Ritter erwachte<strong>und</strong> nahm sich zu Herzen, was er gesehen hatte, dankte Gott,der ihn heimgesucht hatte, <strong>und</strong> besserte von nun an se<strong>in</strong> Leben.40.Von e<strong>in</strong>em stummen Bettler, der e<strong>in</strong>en Königssohn wieder zumLeben erweckte.Man liest, daß e<strong>in</strong>st zwei Fre<strong>und</strong>e geme<strong>in</strong>sam auf der Universitätstudierten <strong>und</strong> dort glänzende Fortschritte machten. Alsdiese zusammen den Heimweg antraten, sprach der e<strong>in</strong>e zu demandern: „Nun s<strong>in</strong>d wir nicht mehr weit von unserer Heimat; sagemir, was du jetzt werden willst." Dieser antwortete: „Ich trete<strong>in</strong> den Zisterzienserorden e<strong>in</strong>, um dar<strong>in</strong> Gott zu dienen." Dererste aber sprach: „Das ist recht von dir getan; denn du biste<strong>in</strong> großer Gelehrter <strong>und</strong> wirst schnell zu hohen Würden gelangen.Ich aber fürchte, daß mich die Wissenschaft stolz macht; <strong>und</strong> so


56will ich mich stumm stellen <strong>und</strong> als Bettler Gott dienen." Undwas sie so gesagt hatten, das setzten sie auch <strong>in</strong> die Tat um. Inkurzer Zeit wurde jener, der <strong>in</strong> den Orden e<strong>in</strong>getreten war, Abt,<strong>und</strong> se<strong>in</strong> armer stummer Fre<strong>und</strong> kam oft zu ihm, um zu beichten.So verg<strong>in</strong>gen viele Jahre. Da kam e<strong>in</strong>st der Lan<strong>des</strong>fürst, der jenesKloster gegründet hatte, <strong>in</strong> dem der Kleriker Abt geworden w^ar,<strong>und</strong> bat die Mönche <strong>in</strong>ständig, sie möchten für se<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigenSohn beten, der schwerkrank daniederlag. Das taten sie auch;doch der Knabe fühlte ke<strong>in</strong>e Besserung. Da sprach der Abt: „Ichfürchte, Gott will mich <strong>und</strong> diese frommen heiligen Brüder nichterhören, weil wir reich s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> er hat recht, denn an unseremBesitz freut sich unser Herz mehr als an Gott." Und er sprachzu dem Fürsten: „Das Himmelreich gehört den Armen, <strong>und</strong> Gottschenkt se<strong>in</strong>e Gnade den Demütigen; daher will ich dir e<strong>in</strong>enguten Kat geben. Sieh dir jenen Menschen an, den du hier <strong>in</strong>zerrissenem Kleide <strong>und</strong> stumm e<strong>in</strong>treten sehen wirst. Bitte jenen;denn durch ihn wirst du von Gott erreichen können, was duwünschest." In<strong>des</strong>sen aber kommt e<strong>in</strong> Diener, der die Nachrichtbr<strong>in</strong>gt, der Königssohn sei gestorben. Der König bricht <strong>in</strong> lauteKlagen aus. Und siehe, der Stumme tritt <strong>in</strong> die Kirche e<strong>in</strong>. DerAbt bittet ihn alsbald <strong>in</strong> Anwesenheit <strong>des</strong> Königs, er möchteihnen <strong>in</strong> ihrer Not zu Hilfe kommen. Der Stumme aber deutetihnen durch Zeichen an, daß er nichts tun könne. Aber der Abt<strong>und</strong> der Fürst bitten ihn so e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich, daß er <strong>in</strong> Tränen ausbricht<strong>und</strong> spricht: „Zwar hab ich ke<strong>in</strong>e Verdienste aufzuweisen,die die Erhörung me<strong>in</strong>es Gebetes rechtfertigen, aber da ihr solchesVertrauen dare<strong>in</strong> setzt, werde ich Gott um Erhörung bitten." DerFürst kehrt zu se<strong>in</strong>em Palaste zurück, <strong>und</strong> dort f<strong>in</strong>det er se<strong>in</strong>enSohn lebend. Und als er se<strong>in</strong>e Tochter fragt, was sie mit demKranken getan habe, da antwortet sie: „Ich weiß es nicht." Dafragt er se<strong>in</strong>en Sohn, wie er Leben <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit wiedererhaltenhabe. Dieser spricht: „Selig ist die Armut <strong>des</strong> Geistes <strong>und</strong> dieDemut. Denn als jener Stumme für mich betete, da drang se<strong>in</strong>Gebet alsbald vor Gott, <strong>und</strong> der Herr erfüllte se<strong>in</strong>en Wunsch.Daher sage ich dir, Vater, ich will <strong>in</strong> den Orden der Bettelbrüdere<strong>in</strong>treten <strong>und</strong> dar<strong>in</strong> den Herrn preisen." Und er wurde e<strong>in</strong> Bettelmönch<strong>und</strong> beschloß so nach mannigfachen Entbehrungen se<strong>in</strong>Leben, So mögt ihr sehen, wieviel die Armut gilt.


5741.Vort dem Baum <strong>des</strong> Lebens <strong>und</strong> dem Brunnen der Re<strong>in</strong>igung.Man liest <strong>in</strong> dem Buche der Tugenden, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Abtlange zu Gott betete, er möchte ihm <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gnade zeigen, wiedie heiligen Jungfrauen im Himmel gekrönt <strong>und</strong> die mit kle<strong>in</strong>enSünden behafteten geläutert würden. Und siehe, als er e<strong>in</strong>es Tagesim Gebete verharrte, wurde er entrückt <strong>und</strong> sah sich auf e<strong>in</strong>erschönen Au, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong> Tempel stand. Als er auf den Tempelzuschritt, sah er vor se<strong>in</strong>er Tür e<strong>in</strong>en Baum, <strong>des</strong>sen Zweige wieklare Sterne glitzerten, <strong>und</strong> über dem Baume erblickte er e<strong>in</strong>enkristallhellen Quell. Und er trat <strong>in</strong> den Tempel e<strong>in</strong> <strong>und</strong> wartete,<strong>und</strong> siehe, die allerseligste Jungfrau kam <strong>und</strong> brach Blüten vondem Baume, der vor der Tür stand, <strong>und</strong> flocht daraus sechs w<strong>und</strong>erschöneKränzle<strong>in</strong>. Und dann kam Jesus mit e<strong>in</strong>er großen Engelschar<strong>in</strong> den Tempel <strong>und</strong> führte unter dem Gesänge der Engelzwölf Jungfrauen here<strong>in</strong> <strong>und</strong> stellte sechs von ihnen zur Kechten<strong>und</strong> sechs zur L<strong>in</strong>ken <strong>des</strong> Altars. Dann nahm er e<strong>in</strong>en schönenBecher <strong>und</strong> füllte ihn mit dem Wasser <strong>des</strong> Brunnens, der überdem Baume war, <strong>und</strong> ließ daraus die sechs Jungfrauen zur L<strong>in</strong>ken<strong>des</strong> Altars tr<strong>in</strong>ken, <strong>und</strong> darauf führte er sie unter dem Gesängeder Engel <strong>in</strong> den Himmel. Darüber w<strong>und</strong>erte sich der Abt garsehr; aber e<strong>in</strong> Engel trat zu ihm <strong>und</strong> erklärte ihm, was er gesehenhatte, <strong>in</strong>dem er sprach: „Die Jungfrauen, die bekränzt wurden,erhielten die Glorie <strong>des</strong> ewigen Lebens. Die anderen aber habensich mit kle<strong>in</strong>en Sünden befleckt, aber darüber Keue empf<strong>und</strong>en.Daher hat sie Jesus geläutert <strong>und</strong> so geheilt, daß nichts Unre<strong>in</strong>esan ihnen mehr ist; doch die Glorie haben sie nicht verdient." DerAbt erwachte <strong>und</strong> dankte Gott <strong>und</strong> lobte ihn.42.Von e<strong>in</strong>em Vornehmen, dem das Gewand der Liebe fehlte.Man liest, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Vornehmer lebte, der e<strong>in</strong>en lasterhaftenLebenswandel führte. Er hatte aber e<strong>in</strong>e tugendhafte Frau,die den Herrn beständig um se<strong>in</strong>e Bekehrung bat. Dieser Mannsah wiederholt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Traumgesichte e<strong>in</strong>en überaus schönenJüngl<strong>in</strong>g, der ihn zum Mahle rief <strong>und</strong> zu ihm sprach: „Ich b<strong>in</strong>


58der Erii^^cl, der dir zum Scliutze beigegeben ist. Hier hast du dasGewand der Liebe, damit du nicht bloß ersche<strong>in</strong>st, wenn du vorde<strong>in</strong>en Eichter gerufen wirst." Der Vornehme aber spottete nurüber dieses Gewand <strong>und</strong> dachte nicht daran, sich zu bessern. Dawurde er krank,<strong>und</strong> se<strong>in</strong> Weib ermahnte ihn vergeblich zur Beicht.Doch als sie sah, daß er se<strong>in</strong>em Ende entgegeng<strong>in</strong>g, schickte sienach dem Priester. Als dieser gekommen war <strong>und</strong> ihn zur Bußeermahnte, fragte der Kranke: ,,Sagt mir, ob es über uns Wassergibt." Der Priester antwortet: „Herr, darum handelt es sichdoch jetzt nicht; bereut jetzt die Sünden, die ihr begangen habt."Der Kranke aber bestand darauf, er solle ihm sagen, ob es überuns Wasser gäbe. Da antwortete der Priester endlich: ,,Es gibtWasser über uns <strong>und</strong> unter uns." Und jener spricht: „Ich werdemehr Jahre <strong>in</strong> der Hölle brennen, als es Wassertropfen unter uns<strong>und</strong> über uns gibt." Doch als der Priester sagte, er solle nichtsolches sagen, sondern an die Barmherzigkeit Gottes denken, spracher: „Ich weiß, daß Gott barmherzig war bis zu diesem Tage.Heute aber b<strong>in</strong> ich vor se<strong>in</strong> Gericht gerufen worden, <strong>und</strong> dort sahich mich nackt an allen guten Werken, <strong>und</strong> neben mir waren alleFreveltaten, die ich begangen habe; <strong>und</strong> so wurde ich verdammt<strong>und</strong> den Teufeln zu ewiger Pe<strong>in</strong> übergeben.Weichet daher von mir,denn die Teufel s<strong>in</strong>d da, um mich wegzuschleppen." Nach diesenWorten schrie er so fürchterlich, daß alle Anwesenden erbebten.Und als man zu ihm trat, war er ganz zerrissen <strong>und</strong> schwarz.43.Von e<strong>in</strong>em Ritter, der e<strong>in</strong>e Nacht <strong>in</strong> der Kirche verbrachte.Man liest, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Kitter lebte, der viele Verbrechenbegangen hatte.-Dieser gab den Bitten se<strong>in</strong>er frommen Gatt<strong>in</strong> nach<strong>und</strong> g<strong>in</strong>g zu e<strong>in</strong>em Bischöfe, dem er alle se<strong>in</strong>e Sünden beichtete.Doch als ihm der Bischof e<strong>in</strong>e Buße auferlegen wollte, da weigerteer sich, <strong>in</strong>dem er sasrte, er verstehe weder zu fasten noch zu beten.Da legte er ihm als Buße auf, er solle e<strong>in</strong>e Nacht <strong>in</strong> der Kirchee<strong>in</strong>geschlossen schweigend zubr<strong>in</strong>gen, bis er am Morgen zu ihmkomme <strong>und</strong> das Zeichen <strong>des</strong> Kreuzes über ihn mache. Mit dieserBuße war der Ritter e<strong>in</strong>verstanden; <strong>und</strong> der Bischof betete überihn, schloß die Kirchentür <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>weg. Sogleich ist der


59Teulel zur Stelle <strong>in</strong> der Gestalt e<strong>in</strong>es Kaufmanns, der ihm Tuelievon verschiedener Farbe vorlegt <strong>und</strong> ihm vieles umsonst zu gebenverspricht, wenn er ihm durch den Wald das Geleit gäbe, damiter vor Eäubern sicher sei. Der Ritter antwortet nichts. Daraufverwandelt sich der Teufel <strong>in</strong> die Gestalt e<strong>in</strong>es se<strong>in</strong>er Verwandten<strong>und</strong> kommt schreiend <strong>in</strong> die Kirche here<strong>in</strong> mit der Botschaft:„De<strong>in</strong> Fe<strong>in</strong>d ist gekommen <strong>und</strong> hat de<strong>in</strong> Weib <strong>und</strong> die K<strong>in</strong>derermordet <strong>und</strong> das Haus <strong>in</strong> Brand gesteckt, <strong>und</strong> nun sucht er dich,um dich zu töten." Und der Ritter sieht die Flammen auflodern,aber er antwortet nichts. Darauf wandelt sich der Teufel <strong>in</strong> dieGestalt se<strong>in</strong>es Sohnes <strong>und</strong> kommt <strong>in</strong> die Kirche mit dem Rufe:„Ach Vater, was machst du? Unser Haus ist verbrannt <strong>und</strong> dieFamilie ermordet <strong>und</strong> auch <strong>in</strong> der Küche verbrannt, <strong>und</strong> unserFe<strong>in</strong>d ist alle<strong>in</strong> hier <strong>in</strong> der Nähe, so daß wir ihn leicht tötenkönnen." Doch als jetzt noch der Ritter schweigt, ruft der Sohn:„Wenn du mir nicht helfen willst, dann werde ich selber sehen,wie ich me<strong>in</strong> Leben rette." Damit eilt er h<strong>in</strong>weg. Der Ritteraber rührt sich nicht. Nun kommen Teufel <strong>in</strong> großer Zahl <strong>in</strong> derGestalt wilder Tiere auf ihn zu <strong>und</strong> pe<strong>in</strong>igen ihn grausam. Docher bleibt furchtlos <strong>und</strong> wahrt se<strong>in</strong> Schweigen. So kommt endlichder Morgen, <strong>und</strong> der Bischof tritt e<strong>in</strong> <strong>und</strong> macht das Zeichen <strong>des</strong>Kreuzes über ihn <strong>und</strong> führt ihn aus der Kirche.Da fragt der Ritter, wose<strong>in</strong> ermordetes Weib <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der lägen. Der Bischof aberantwortet, sie seien ja alle wohlauf. Doch der Ritter spricht:„0 ne<strong>in</strong>, ich habe ihre Schreie <strong>und</strong> Waffenlärm gehört <strong>und</strong> dieFlammen gesehen," <strong>und</strong> so erzählt er dem Bischöfe alles, was er<strong>in</strong> der Nacht erlebt hat. Und siehe, <strong>in</strong> dem Augenblicke kommense<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der herbei. Da erkennt er, daß alles Täuschung <strong>und</strong>Teufelstrug gewesen ist. Und er spricht zum Bischof: „Herr, ichbitte euch, gebt mir e<strong>in</strong>e Buße; nun b<strong>in</strong> ich bereit, alles zu tun,um nicht <strong>in</strong> die Hände der Teufel zu geraten." Von nun anwurde er e<strong>in</strong> tugendhafter Mensch.44.Von e<strong>in</strong>em Vornehmen, der nicht verzeihen wollte.Man liest, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Vornehmer lebte, der re<strong>in</strong>en Herzens<strong>und</strong> fromm war. Aber er nährte Groll <strong>und</strong> Zorn <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Gemütegegen se<strong>in</strong>e Nachbaren. Und wenn er von den Priestern


60<strong>des</strong>wegen <strong>in</strong> der Beicht getadelt wurde, sprach er, das tue er <strong>in</strong>guter Absicht, um das Unrecht, das man anderen zufüge, zustrafen. Es geschah aber, daß er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e schwere Krankheit verfiel,die zum Tode führte. Und als er e<strong>in</strong>e ganze St<strong>und</strong>e wie tot dagelegenhatte, lebte er plötzlich wieder auf <strong>und</strong> sprach: „Kuftmir schnell e<strong>in</strong>en Priester. Ich habe viele schwere Sünden begangen,derentwegen ich verdammt worden wäre, wenn mir nichtMaria, die Mutter <strong>des</strong> Herrn, zu Hilfe gekommen wäre." Alsaber se<strong>in</strong>e Angehörigen fragten, welche Sünden er begangen habe,sprach er: „Ich habe die Saaten der Armen mit me<strong>in</strong>en H<strong>und</strong>enauf der Jagd verwüstet." Und als die Anwesenden darauf sprachen:„Herr, das haben wir dir von ganzem Herzen verziehen," da erwiderteer: „Eure Verzeihung nützt mir nichts, da ich reich genugb<strong>in</strong>, um Ersatz zu leisten. Die zweite Sünde ist, daß ich Gottden Zehnten raubte, den ich als Patron der Kirche für mich behaltenzu dürfen glaubte. Die dritte Sünde aber ist die, daß ichoft zu großen Zorn <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Gemüte hegte unter nichtigemVerwände. Der Herr wollte mir me<strong>in</strong>e Sünden nicht verzeihen<strong>und</strong> sprach zu mir: »Ich werde dir de<strong>in</strong>e Schuld nicht vergessen,wenn du de<strong>in</strong>en Nächsten nicht verdbst.«"45.Von e<strong>in</strong>em Weibe^ das sich dem Teufel verschrieb <strong>und</strong> von ihremSohne erlöstwurde.Man liest, daß e<strong>in</strong>e vornehme Frau den Teufel beschwor <strong>und</strong>von ihm forderte, er solle sie reich machen. Der Teufel abersprach zu ihr: „Ich will es tun, wenn du drei Gebote erfüllst.Du sollst <strong>in</strong> der Kirche die Betenden stören, die frommen Menschen<strong>in</strong> de<strong>in</strong>em Hause zur Sünde verführen <strong>und</strong> die Armen bei Tagegastlich aufnehmen <strong>und</strong> abends h<strong>in</strong>ausweisen." Sie versprach diesalles <strong>und</strong> wurde reich <strong>und</strong> angesehen, <strong>und</strong> während sie die dreiTeufelsgebote erfüllte, gab sie sich den Sche<strong>in</strong>, als ob sie e<strong>in</strong>eHeilige wäre. Endlich wurde sie schwerkrank. Und als sie ihrenSohn fragte, was wohl jetzt für sie das Beste wäre, ermahntedieser se<strong>in</strong>e Mutter zur Buße. Sie aber erzählte ihm, welcheVersprechen sie dem Teufel gegeben habe, <strong>und</strong> weigerte sich, Bußezu tun. Doch der Sohn brachte sie zuletzt so weit, daß sie Reue


61empfand <strong>und</strong> unter Tränen bat, er solle sogleich nach e<strong>in</strong>emPriester schicken. Doch bevor der Priester kam, erschien derTeufel <strong>und</strong> brachte sie um. Da beichtete der Sohn für se<strong>in</strong>eMutter, was er von ihr gehört hatte, <strong>und</strong> nahm auch die für siebestimmte Buße auf sich. Und als er die Buße beendet hat, ersche<strong>in</strong>tihm die Mutter <strong>und</strong> spricht: „Als mich der Teufel erwürgthatte, wurde ich vor den Richterstuhl Gottes geführt <strong>und</strong> wegender Freveltaten <strong>und</strong> besonders wegen me<strong>in</strong>er Heuchelei angeklagt.Doch die Reue, die ich empf<strong>und</strong>en hatte, <strong>und</strong> der Wille, mich zubessern, retteten mich, nachdem du für mich gebeichtet hattest,vor der Verdammnis. De<strong>in</strong>e Buße aber hat mich aus den Qualenbefreit, zu denen ich verurteilt war; <strong>und</strong> heute komme ich, dirDank zu sagen, denn jetzt gehe ich <strong>in</strong> Freuden e<strong>in</strong> <strong>in</strong>s Himmelreich."46.Von e<strong>in</strong>em w<strong>und</strong>ertätigen Christusbilde <strong>und</strong> Julian dem Abtrünnigen.Man liest <strong>in</strong> der Kirchengeschichte, daß die heilige Martazur Er<strong>in</strong>nerung an ihre Heilung vom Blutfluß e<strong>in</strong> Bild Jesu Christifür sich meißeln ließ, genau mit den gleichen Kleidern <strong>und</strong> ihremSaum, wie sie Christus damals getragen hatte. Und sie ließ es<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anmutigen Garten aufstellen, um bei se<strong>in</strong>em Anblickebeständig an die ihr erwiesene Wohltat er<strong>in</strong>nert zu werden. DerHerr aber sah, daß sie sich für die Wohltat dankbar erzeigte,<strong>und</strong> erwies ihr <strong>des</strong>halb noch e<strong>in</strong>e größere Gnade, <strong>in</strong>dem er demBilde e<strong>in</strong>e besondere Kraft verlieh. Je<strong>des</strong> Kraut nämlich, dasunter ihm wuchs <strong>und</strong> den Saum <strong>des</strong> Klei<strong>des</strong> berührte, erhieltdurch diese Berührung die Kraft, Kranke zu heilen. Seht, welchschöne Folgen die Dankbarkeit hat! Später aber zeigte sich Juliander Abtrünnige e<strong>in</strong>es so erhabenen Geschenkes unwürdig. Ersprach, diese Wirkung der Kräuter rühre nicht von dem Bilde,sondern aus der natürlichen Kraft der Erde her, <strong>und</strong> sagte: „Me<strong>in</strong>Bild kann dasselbe." Und so ließ er das Bild Christi herabnehmen<strong>und</strong> stellte se<strong>in</strong> eigenes Bild dort auf. Als er es abermit den Kräutern berührte, mit denen er zuvor das Bild Christiberührt hatte, kam e<strong>in</strong> Blitz <strong>und</strong> zerschmetterte das Standbild.


6247.Die W<strong>und</strong>er der Geburtsnacht Christi.Zu Ehren der allerseligsten Jungfrau Maria, die nicht nurohne Schmerzen <strong>und</strong> ohne ihre Jungfräulichkeit zu verlieren,sondern sogar <strong>in</strong> höchsten Ehren ihr K<strong>in</strong>d geboren hat, berichtenwir die folgenden wahrhaftigen <strong>und</strong> <strong>in</strong> Chroniken aufgezeichnetenW<strong>und</strong>er.Als die Römer auf dem ganzen Erdkreise die Völker unterworfenhatten <strong>und</strong> überall Frieden herrschte, da beschlossen sie,den Frieden als Gott zu verehren <strong>und</strong> ihm e<strong>in</strong>en prächtigen Tempelzu erbauen. Und die Senatoren fragten bei e<strong>in</strong>igen Philosophenan, wie lange dieser Tempel stehen würde, <strong>und</strong> die Sibylle antwortete:er würde stehen, bis e<strong>in</strong>e Jungfrau e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d gebärenwürde. Als sie das vernahmen, glaubten sie, der Tempel würde<strong>in</strong> Ewigkeit stehen, da es <strong>und</strong>enkbar sei, daß e<strong>in</strong>e Jungfrau Mutterwerde, <strong>und</strong> so nannten sie den Tempel Tempel der Ewigkeit. Alsaber der Sohn Gottes von der allerseligsten Jungfrau Maria geborenwurde, da stürzte der Tempel alsbald zusammen <strong>und</strong> bezeugteso die Geburt Christi aus der Jungfrau. Zugleich vers<strong>in</strong>nbildetejener Tempel Christum selbst, der den Tempel se<strong>in</strong>esLeibes später zerstören wollte <strong>und</strong> der der ewige Friede war.Und das geschah später auch, als er sich zu Tode verurteilen ließ,um se<strong>in</strong>e Gläubigen zu Tempeln zu machen, damit sie als wahreVerehrer den Vater anbeteten im Geiste <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Wahrheit.Zu der gleichen St<strong>und</strong>e entsprang <strong>in</strong> Rom e<strong>in</strong> Ölbrunnen,der überströmte <strong>und</strong> sich <strong>in</strong> den Tiber ergoß, wodurch angedeutetwurde, daß von der seligen Jungfrau die Überfülle der Erbarmungausgeströmt sei, Christus, den Gott der Vater vor allen anderengesalbt hatte mit dem Öle der Freude, der nun selbst alle Krankenmit dem Öle se<strong>in</strong>er überfließenden Barmherzigkeit erquicken sollte.Der Kaiser Oktavian aber betrachtete den Himmel. Da saher <strong>in</strong> den Lüften e<strong>in</strong>e königliche Jungfrau, die e<strong>in</strong> königlichesK<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihren Händen trug. Und aus diesem Gesichte folgerteer, daß jemand geboren werden sollte oder schon geboren sei, dergrößer wäre als er. Daher ließ er verkünden, daß er von nunan nicht mehr Cäsar oder Herr der Welt, sondern Augustus genanntwerdenwolle.


6348.Wie Maria den Sängern <strong>des</strong> Salve Reg<strong>in</strong>a erschien.In der Lombardei lebten zwei Brüder, die dort zuerst dieselige Jungfrau Maria <strong>in</strong> <strong>in</strong>niger Andacht verehrten. Es begabsich aber, daß sie e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> gewohnter Weise das Salve Eeg<strong>in</strong>asangen <strong>und</strong> zu der Stelle kamen, wo es heißt: Und Jesum Christum,die benedeite Frucht de<strong>in</strong>es Leibes zeig uns nach dieser Verbannung.Und durch diese Worte wurden die Gemüter der umstehendenMenschen <strong>in</strong> besonders w<strong>und</strong>erbarer Weise ergriffen.Und siehe, die selige Jungfrau erschien ihnen mit ihrem K<strong>in</strong>de<strong>und</strong> sprach; „0 geliebte Söhne, s<strong>in</strong>gt eifrig <strong>und</strong> lobt mich mitme<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>de, denn ich werde es euch hier <strong>und</strong> im künftigenLeben zeigen." Mit diesen Worten hielt sie ihnen ihren Knabenentgegen, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er von den beiden Sängern wurde bei diesemAnblick unter den Augen aller Anwesenden entrückt <strong>und</strong> glaubte<strong>in</strong> himmlischer Freude den Knaben andächtig zu umarmen. DiesesW<strong>und</strong>er verschwiegen die Brüder zunächst aus Demut, <strong>und</strong> esgeschahen noch andere. Als es aber offenbar geworden war zurEhre Gottes <strong>und</strong> zum Lobe der seligen Jungfrau Maria, wurdendie Kranken <strong>und</strong> Schwachen, die Maria dienten, ges<strong>und</strong>.49.Von e<strong>in</strong>em Meister, der die Sequenz dichtete: Sei gegrüsst, Mutter<strong>des</strong> Erlösers.E<strong>in</strong> berühmter Meister der Theologie diclitete zum Lobe derseligen Jungfrau Maria die Sequenz: Sei gegrüßt, Mutter <strong>des</strong>Erlösers, <strong>in</strong> der der Vers vorkommt: Sei gegrüßt Mutter derMilde, du edles Lager der Dreie<strong>in</strong>igkeit! Und als er diesen Versandächtig gesungen hatte, erschien ihm die seligste Jungfrau <strong>und</strong>sagte ihm Dank <strong>und</strong> sprach: „Sei gegrüßt immerdar, lieber Meister,da du mich so herrlich gegrüßt hast." Damit verschwand sie.Damit aber hat Maria ihm <strong>und</strong> allen anderen bewiesen, wie angenehmihr jener Lobgesang ist, durch den der Meister die Gnadeihrer Gegenwart <strong>und</strong> ihres Gegengrußes erlangte <strong>und</strong> für den siesich ihm so schön <strong>und</strong> gütig zeigte. Erröte schweigend vor derseligen Jungfrau, die dich grüßt.


6450.Von e<strong>in</strong>er Jungfrau, die aus Liebe zu Maria auf den Tanz verzichtete.E<strong>in</strong>e Jungfrau, die aus ritterlichem Geschlechte <strong>und</strong> äußerstschön war, war dem Tanze leidenschaftlich ergeben. E<strong>in</strong> Bruderaber aus dem Predigerorden, der e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> dem Hause ihres Vatersweilte, hörte von dieser Leidenschaft <strong>des</strong> Mädchens; doch sieleugnete es. Und da er um ihr Seelenheil besorgt war, fragteer sie: „Antworte mir die Wahrheit. Wenn dir die Wahl gelassenwürde, wür<strong>des</strong>t du für den Verzicht auf die Freuden e<strong>in</strong>ese<strong>in</strong>zigen Tages e<strong>in</strong> ganzes Jahr voll Vergnügen nach de<strong>in</strong>eneigenenWünschen e<strong>in</strong>tauschen; oder wür<strong>des</strong>t du nicht dafür, daß du e<strong>in</strong>Jahr lang den Tanz mei<strong>des</strong>t, dir gern die Möglichkeit e<strong>in</strong>tauschen,die schönsten Eeigen aufzuführen, so lange du lebst oder so langees dir gefällt? Du wür<strong>des</strong>t doch sicher das Jahr dem Tage, dieEwigkeit dem Jahre vorziehen?" Und sie antwortete: „Gewiß."Der Bruder aber fuhr fort: „Dann willst du auch die Weltlustverachten, um dafür mit Jesus Christus <strong>und</strong> der seligen Jungfrau<strong>und</strong> allen Heiligen ewiglich zu besitzen, wonach du dich sehnst?"Das Mädchen schwieg lange ;endlich aber antwortete sie unterder E<strong>in</strong>wirkung <strong>des</strong> göttlichen Geistes: „Ich würde es nur unterder e<strong>in</strong>en Bed<strong>in</strong>gung tun, daß ich dafür ewiglich die Freuden <strong>des</strong>Keigens genießen kann. Beweist mir also <strong>und</strong> zeigt mir, daßich im Himmel mich am Reigen erfreuen kann, <strong>und</strong> dann willich tun, was ihr mir ratet." Darauf spricht der Bruder: „BeiJeremias steht geschrieben im dreißigsten Kapitel: Wieder zierensollen dich de<strong>in</strong>e Pauken, <strong>und</strong> du wirst ausziehen mit der SpielendenReigen. Und im Psalm heißt es: Voran gehen die Fürsten, diesich den Sängern anschließen, <strong>in</strong> der Schar der Jungfrauen, diedas Tambur<strong>in</strong> schlagen. Desgleichen steht <strong>in</strong> dem Hymnus aufdie Jungfrauen: Der du wei<strong>des</strong>t unter Lilien umgeben von denReigen der Jungfrauen." Darauf fügte er folgen<strong>des</strong> Gleichnish<strong>in</strong>zu: „Weißt du nicht, daß die Seligkeit der Heiligen <strong>in</strong> jederBeziehung erstrebenswert ist wegen ihres Reichtums <strong>und</strong> ihrerLust? Wenn also die Heiligen im Himmel Reigen aufführenwollten <strong>und</strong> es gäbe im Himmel ke<strong>in</strong>e Reigen, dann wären dieHeiligen nicht vollkommen glücklich; <strong>und</strong> das wäre gegen unserenGlauben." Als das Mädchen dieses gehört hatte <strong>und</strong> dadurch


65überzeugt worden war, erhob sie die Hände zum Himmel <strong>und</strong>gelobte, zu Ehren Gottes <strong>und</strong> der seligen Jungfrau Maria denTanz meiden zu wollen. Ihre Eltern aber waren voll Freudeüber diesen glücklichen Vorsatz <strong>und</strong> baten auf ihr Verlangen h<strong>in</strong>um die Erlaubnis, daß sie e<strong>in</strong> Ordenskleid anlegen dürfe. Sodiente sie drei Jahre lang im Hause ihrer Eltern demütig <strong>und</strong><strong>in</strong> voller H<strong>in</strong>gabe den Menschen. Im vierten Jahre aber wirdsie von e<strong>in</strong>em schweren Fieber ergriffen <strong>und</strong> ihr Leben von denIhrigen aufgegeben. Und als sie von ihren Fre<strong>und</strong>en ermahntwurde, die letzte Ölung zu empfangen, da sprach sie starkenGlaubens <strong>und</strong> voll Frömmigkeit: „Laßt mir die Ölung nicht ehergeben, bis me<strong>in</strong> geistlicher Vater <strong>und</strong> Beichtvater kommt; ich b<strong>in</strong>gewiß, daß ich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Abwesenheit nicht sterbe. Denn ichhabe me<strong>in</strong>en Bräutigam Jesus Christus darum gebeten, daß ichsolange leben darf, <strong>und</strong> er hat es mir gewährt." Und siehe, andemselben Tage kommt jener Bruder, ohne daß er etwas vonihrer Krankheit weiß, aus fernen Gegenden <strong>in</strong> das Haus ihresVaters, wo er freudig aufgenommen <strong>und</strong> reichlich bewirtet wird.Die Jungfrau aber spricht zu ihm; „Heiliger Vater, bald soll ichdieses gebrechliche Leben verlassen; gebt die Erlaubnis, daß ichdie letzte Ölung erhalte." Man reichte ihr die Kommunion <strong>und</strong>gab ihr die Ölung. Sie aber hielt unter<strong>des</strong>sen unausgesetzt ihreAugen auf den Himmel gerichtet. Nach e<strong>in</strong>iger Zeit spricht siezu dem Bruder mit heiterem Antlitz: „Heiliger Vater, ihr habtmir versprochen, daß ich <strong>in</strong> den Himmel aufgenommen werdensoll. Ich bezeuge euch, daß sich dieses Versprechen erfüllt hat.Denn schon sehe ich Jesum Christum, me<strong>in</strong>en Herrn, <strong>und</strong> se<strong>in</strong>eselige Mutter mit der Schar der Jungfrauen, die mit mir denReigen aufführen sollen. Daher lobet den Herrn, daß ich je geborenwurde. Ich fühle jetzt unsagbare Schmerzen <strong>in</strong> me<strong>in</strong>emLeibe, aber diese Strafe soll bald e<strong>in</strong> Ende nehmen, <strong>und</strong> dannwerde ich ohne Buße im Fegefeuer alsbald zum Himmel emporschweben."Und unter den Augen aller Anwesenden, die vorFreude we<strong>in</strong>ten, verschied sie <strong>in</strong> himmlischer Wonne.51.Von e<strong>in</strong>em Ritter <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Mädchen mit Namen Maria.E<strong>in</strong> Ritter erblickte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> schönes Mädchen, das er aufder Straße ergriff <strong>und</strong> mitnahm, damit sie ihm zu Willen wäre.Klapper, Ei/äliluugeu <strong>des</strong> Miltelalteis v*


66Das Mädchen aber rief den Schutz unserer himmlischen Herr<strong>in</strong>an. Da fragte sie der Ritter wie zufällig, wie sie heiße, <strong>und</strong> sieantwortete: Maria. Der Ritter erschrak, <strong>und</strong> aus Ehrfurcht vorder Jungfrau Maria führte er das Mädchen wieder zurück. Dieselige Jungfrau aber erschien ihm <strong>und</strong> dankte ihm, daß er vorihr solche Ehrfurcht gehabt habe, bestimmte ihn zu dem Entschlüsse,von nun an re<strong>in</strong> leben zu wollen, <strong>und</strong> bewirkte, daß erzu hohen Würden gelangte.52.Von e<strong>in</strong>em Mönche, der Maria malte, <strong>und</strong> den Teufel.E<strong>in</strong> Maler malte aus besonderer Verehrung das Bild derseligen Jungfrau so herrlich, als er es nur vermochte, den Teufelaber so häßlich, als er konnte. Als er e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> großer Höhe aufdem Gerüste stand <strong>und</strong> die selige Jungfrau <strong>in</strong> aller Pracht malte,erschien der Teufel an se<strong>in</strong>er Seite <strong>und</strong> stellte ihn zur Rede <strong>und</strong>befahl ihm, er solle ihn nicht mehr derartig verhöhnen. DerMaler jedoch weigerte sich. Da riß der Teufel das Gerüst, aufdem er hoch oben stand, um, denn er wollte, daß der Maler herabstürzte<strong>und</strong> zerschmetterte. Dieser aber rief <strong>in</strong> jenem Augenblickeunsere himmlische Herr<strong>in</strong> an, <strong>und</strong> das Bild, das er gemalt hatte,streckte se<strong>in</strong>e Hand aus <strong>und</strong> hielt ihn so lange, bis man Leiterngebracht hatte <strong>und</strong> er unverletzt herabsteigen konnte. So wirdder (Gerechte, wenn er fällt, ke<strong>in</strong>en Schaden erleiden, weil derHerr se<strong>in</strong>eHände unterhält.53.Von dem himmlischen Reigen <strong>und</strong> dem Kranze der Jungfrauen.E<strong>in</strong>st lebten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kloster drei Schwestern, die sich besonderszugetan waren; zwei von ihnen waren Jungfrauen, diedritte e<strong>in</strong>e Witwe. Sie strebten geme<strong>in</strong>sam danach, der seligenJungfrau Maria mit größter Frömmigkeit zu dienen. Es starbaber die e<strong>in</strong>e der Jungfrauen, <strong>und</strong> kurz darauf lag auch dieWitwe im Sterben. Da bat die überlebende Jungfrau die Witwe,sie möchte nach ihrem Tode wiederkommen <strong>und</strong> ihr offenbaren,welchen Lohn die zuerst gestorbene Jungfrau erhalten habe. Unddie Sterbende versprach es ihr, sofern es der Wille Gottes wäre,<strong>und</strong> so verschied sie. Es verg<strong>in</strong>gen dreißig Tage; <strong>und</strong> die über-


67lebende Jungfrau lag im Gebete ausgestreckt vor dem Altaro.Da erschien ihr die Witwe hellstrahlend <strong>und</strong> sprach: „Ich komme,wie du es verlangt hast. Sieh, me<strong>in</strong> Glanz macht nur e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>genTeil me<strong>in</strong>es Lohnes aus. Selig der Tag, an dem ich geborenwurde!" Da faßte die Jungfrau Mut <strong>und</strong> erholte sich vonilirem Schrecken <strong>und</strong> fragte, wie es ihrer anderen verstorbenenMitschwester g<strong>in</strong>ge. Und die Witwe antwortete ihr: „Wenn dieganze Welt e<strong>in</strong> Pergamentblatt wäre, das Meer aber T<strong>in</strong>te <strong>und</strong>alle Blätter an Gras <strong>und</strong> Bäumen Schreiber, dann würde sichdies alles eher erschöpfen, bevor die Unendlichkeit ihrer Belohnungbeschrieben werden könnte. Nur weniges kann ich dir von ihrsagen. Um vieles übertrifft ihr Lohn den me<strong>in</strong>igen. Gesternführte sie mit dem schneeweißen Lamme Jesus Christus <strong>und</strong> mitder Schar der glänzenden himmlischen Jungfrauen den Keigenauf, <strong>und</strong> sie sangen e<strong>in</strong> ungehörtes Lied <strong>und</strong> trugen Kränze, dieaus w<strong>und</strong>erbaren Blüten gew<strong>und</strong>en waren; <strong>und</strong> ihr Anblick warfür uns Witwen, die wir im Kreise darumstanden, e<strong>in</strong>e unbeschreiblicheLust. Da bat ich sie, sie sollte mir wenigstens für e<strong>in</strong>eSt<strong>und</strong>e ihren Kranz leihen. Doch sie antwortete mir, das dürfesie nicht. Doch gab sie mir wenigstens e<strong>in</strong> paar von se<strong>in</strong>enBlüten, <strong>und</strong> die hab ich dir mitgebracht." Und sie zeichnete mitjenen Blüten e<strong>in</strong>en Kreis auf den Boden, <strong>und</strong> aus dem Kreisestieg e<strong>in</strong> so w<strong>und</strong>erbarer Wohlgeruch empor, daß die Jungfrauvon ihrem süßen Dufte <strong>in</strong> Verzückung geriet. Die Witwe aberkehrte zum Himmel zurück. Und viele Tage h<strong>in</strong>durch merktendie Menschen, die <strong>in</strong> das Kloster kamen, jenen himmlischen Duft.Daraus können wir entnehmen, welch herrliches Himmelsmahl diegenießen, die so w<strong>und</strong>erbare Rosen ausstreuen. Wohlan, guterJesus, nimm uns schnell zu dir <strong>und</strong> führe uns zu de<strong>in</strong>em Gastmahle!Amen.54.Von e<strong>in</strong>em Bischöfe von Naumburg <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Slaven.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong> Bischof der Naumburger Kirche, Theodericusmit Namen, der der seligen Jungfrau <strong>in</strong> besonderer Frömmigkeitergeben war. Maria aber erschien e<strong>in</strong>em Slaven, der ganz ungebildetwar, aber ihr fromm diente, <strong>und</strong> ließ durch ihn jenemBischöfe sagen, daß er ihr vor den Toren der Stadt e<strong>in</strong> Kloster


68errichten solle. Und zum Zeichen, daß er die Wahrheit bericlitete,teilte sie ihm das folgende Gebet mit, das der Bischof im geheimenvor dem Beg<strong>in</strong>n der marianischen Tagzeiten zu betenpflegte: De<strong>in</strong>e Geburt, o Gottesgebärer<strong>in</strong> <strong>und</strong> Jungfrau usw. DerBischof erkannte auch an diesem Zeichen, daß der Slave dieWahrheit sprach, <strong>und</strong> erfüllte, was unsere Herr<strong>in</strong> wünschte, <strong>in</strong>frommer Ges<strong>in</strong>nung, <strong>in</strong>dem er an der angegebenen Stelle e<strong>in</strong>Kloster für den berühmten Orden der Benedikt<strong>in</strong>er erbauen ließ.Dort nahm er auch e<strong>in</strong>en Laienbruder auf, der nachher e<strong>in</strong> Abtrünnigerwurde. Denn als ihn der Bischof e<strong>in</strong>st tadelte, schlugihn dieser vor dem Altare nieder. Dafür wurde er bei lebendigemLeibe vom Teufel entführt <strong>und</strong> seitdem nicht mehr gesehen. Andem Slaven aber können wir erkennen, daß die demütige MutterGottes gern mit den E<strong>in</strong>fältigen redet; schnell lehrte sie ihnLate<strong>in</strong> sprechen, der nicht e<strong>in</strong>mal Deutsch konnte. Ihrem treuenBischöfe aber verlieh sie die Glorie <strong>des</strong> Märtyrers.55.Wie St. Merkurius Maria an Julian dem Abtrünnigen rächte.E<strong>in</strong>st zog Kaiser Julian, der den Be<strong>in</strong>amen der Abtrünnige erhaltenhat, <strong>in</strong> den Kampf. Und er befahl dem heiligen Basilius,dem Bischöfe von Cäsarea, ihm <strong>und</strong> se<strong>in</strong>em Heere die nötigenLebensmittel zu verschaffen. Der Bischof ließ ihm antworten, daßdie Kirchengüter nicht ihm gehörten, sondern Jesus Christus <strong>und</strong>den Armen, die Gott dienten, nicht den Räubern <strong>und</strong> se<strong>in</strong>esgleichenAber um se<strong>in</strong>e Kirche vor Brandschatzung zu schützen, schickteer ihm doch e<strong>in</strong>en Wagen mit Lebensmitteln. Der Kaiser abergeriet <strong>in</strong> Zorn <strong>und</strong> Wut <strong>und</strong> schwur, auf der Heimkehr jene Stadtzu zerstören. Doch der Bischof vertraute auf Gott, den König<strong>des</strong> Himmels, <strong>und</strong> auf se<strong>in</strong>en Schutz <strong>und</strong> auf se<strong>in</strong>e Macht <strong>und</strong>diente ihm mit se<strong>in</strong>em Volke <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Geistlichkeit durchFasten <strong>und</strong> Beten, Prozessionen <strong>und</strong> Almosen. Er selbst aber tratzum Gebet <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Kirche, die zu Ehren der seligen Jungfrauerrichtet worden war, <strong>und</strong> klagt Maria die Drohungen, die gegensie ausgestoßen worden s<strong>in</strong>d. Da sieht er sich im Geiste vor denThron Gottes entrückt, <strong>und</strong> dort hört er, wie die allerseligsteJungfrau Maria ihrem Sohne klagt, daß ihrer Kirche die Ver-


60niclitung droho. Alsbald erbietet sich der heilige MärtyrerMerkurius, <strong>des</strong>sen Leib <strong>in</strong> jener Kirche ruhte, vor allen anderen,Maria zu rächen. Se<strong>in</strong> Leib verläßt sogleich das Grab, legt derReihe nach alle Stücke der Eüstung an, steigt zu Pferde <strong>und</strong> jagtzum Heere <strong>des</strong> Kaisers Julian <strong>und</strong> sticht ihn nieder. Sterbendfängt Julian Blut aus der W<strong>und</strong>e auf <strong>und</strong> wirft es zum Himmelempor, <strong>in</strong>dem er ruft: „Du hast gesiegt, Jesus von Nazareth!"Dann s<strong>in</strong>kt er tot h<strong>in</strong>, <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Heer wird <strong>in</strong> wilde Flucht geschlagen.Der Bischof erzählt alles, wie er es gesehen hat, <strong>und</strong>wirklich f<strong>in</strong>det man weder Merkurius im Grabe, noch se<strong>in</strong>e Waffen,die sonst <strong>in</strong> der Kirche h<strong>in</strong>gen, an ihrer Stelle. Nach drei Tagentrafen Leute von dem Schlachtfelde e<strong>in</strong>, die alles genau so berichteten,wie es der Bischof gesehen hatte, <strong>und</strong> nun fand manauch <strong>in</strong> der Kirche wieder den Leib <strong>des</strong> Merkurius <strong>und</strong> se<strong>in</strong>eWaffen an Ort <strong>und</strong> Stelle. Da sagten alle Gott Dank, der alleerrettet <strong>und</strong> befreit, die auf ihn hoffen, <strong>und</strong> die ungerechten Machthabervon ihrem Throne stürzt <strong>und</strong> die Demütigen im H<strong>in</strong>blickauf se<strong>in</strong>e Mutter hier <strong>und</strong> im Jenseits erhöht.56.Von e<strong>in</strong>em Kölner Bischöfe, der acht Knäble<strong>in</strong> errettete.E<strong>in</strong> Geistlichervon untadligen Sitten <strong>und</strong> tiefer Gelehrsamkeit,der all se<strong>in</strong> Können zum Ruhme der allerseligsten Juugfrau verwandte,wurde Bischof von Köln. Dieser erhob sich e<strong>in</strong>es Nachtsvom Lager, um zum Lobe Gottes <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Mutter zu beten,<strong>und</strong> als er durch se<strong>in</strong>en Palast schritt, sah er durchs Fenster,wie auf der Straße Weiber e<strong>in</strong>e große Wanne mit acht Knäble<strong>in</strong>trugen, die <strong>in</strong> eben jener Nacht von e<strong>in</strong>er vornehmen Frau <strong>in</strong>jener Stadt geboren worden waren. Und aus Scham hatte jeneFrau nur e<strong>in</strong> Knäble<strong>in</strong> zurückbehalten <strong>und</strong> die Hebammen durchgroße Belohnungen gewonnen, die übrigen acht zum Rhe<strong>in</strong>e zutragen, um sie dort zu ertränken. Der Bischof ruft die Weiberauf der Stelle vor sich, tauft die K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> läßt sie ganz imgeheimen aufziehen <strong>und</strong> <strong>in</strong> allen Wissenschaften unterrichten.Nach zehn Jahren aber fügt er es so, daß er <strong>in</strong> jenem Bürgerhauseetwas zu tun hat, <strong>und</strong> er kommt dorth<strong>in</strong> <strong>in</strong> Begleitung se<strong>in</strong>erjungen Schüler, die dort entzückend s<strong>in</strong>gen. Da läßt der Haus-


70herr den Wunsch hören, daß diese Schüler se<strong>in</strong>e Söhne se<strong>in</strong>möchten, <strong>und</strong> nun offenbart der Bischof ihm <strong>und</strong> se<strong>in</strong>em Weibeim Vertrauen, wer diese Knaben s<strong>in</strong>d. Und unterstützt von dergöttlichen Gnade bestimmt er den Vater dazu, daß er mit ihmzusammen von se<strong>in</strong>em Vermögen e<strong>in</strong> Kloster erbaut, das denNamen Deutz trägt; <strong>und</strong> dar<strong>in</strong> weihten sich der Bischof <strong>und</strong> dieneun Knaben <strong>und</strong> die Eltern dem Dienste <strong>des</strong> Herrn.57.Wie Maria die Predigermönche beschützt.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong> Magister <strong>des</strong> Predigerordens, der im bestenMannesalter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stadt feierliche Predigten hielt, durch diedas ganze Volk mit göttlicher Hilfe tief ergriffen wurde. Se<strong>in</strong>Ruf kam auch zu den Ohren e<strong>in</strong>er Klausner<strong>in</strong>, die ihn <strong>in</strong>ständigbitten ließ, zu ihr zu kommen, damit sie sich auch an se<strong>in</strong>enWorten erbauen könnte. Und er erfüllte ihren Wunsch. DieKlausner<strong>in</strong> aber blickte lange auf ihn <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Begleiter, e<strong>in</strong>enschönen Jüngl<strong>in</strong>g, <strong>und</strong> w<strong>und</strong>erte sich, daß so schöne <strong>und</strong> kräftigeMänner unter Frauen <strong>und</strong> Weltleuten leben könnten, ohne dieRe<strong>in</strong>heit ihres Herzens zu verlieren, während sie selbst, obschon<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> <strong>und</strong> Eisen e<strong>in</strong>geschlossen, sich kaum vor sündigen Gedankenbewahren konnte. Und als sie darüber immer wieder nachdachte^schlief sie nach e<strong>in</strong>iger Zeit im Gebet e<strong>in</strong>. Da erblicktesie die allerseligste Jungfrau Maria. Diese zeigte ihr viele junge,schöne Brüder unter ihrem Mantel <strong>in</strong> ihrem Schutze <strong>und</strong> sagteihr, sie sollte sich nicht länger über ihre Selbstbeherrschungw<strong>und</strong>ern, da sie selbst sie beschützte; denn dieser Orden sei ihrvor allen anderen lieb, <strong>und</strong> ke<strong>in</strong> sündiger Bruder könne <strong>in</strong> ihmbleiben, der sich nicht entweder bekehrte oder daraus ausgewiesenwürde. Sie selbst sei dieses Ordens Nährer<strong>in</strong> <strong>und</strong> ständige Hüter<strong>in</strong>.58.Der Judenknabe Im brennenden Ofen.E<strong>in</strong> Judenknabe spielte oft mit Christenk<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> wur<strong>des</strong>o befre<strong>und</strong>et mit ihnen, daß er auch h<strong>in</strong> <strong>und</strong> wieder mit ihnen<strong>in</strong> die Kirche g<strong>in</strong>g. An e<strong>in</strong>em Ostertage nun, als die Knaben


71zur Kommunion g<strong>in</strong>gen, trat auch er mit ihnen zum Altare. Undwie er nach Hause kam, sprach er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>falt: „Wirklich,die Christen haben heute e<strong>in</strong> schönes Fest; jeder von ihnen hatheute e<strong>in</strong>en herrlichen kle<strong>in</strong>en Knaben erhalten, <strong>und</strong> ich g<strong>in</strong>g mitihnen h<strong>in</strong> <strong>und</strong> erhielt auch e<strong>in</strong>en." Als das se<strong>in</strong>e Verwandtenvernahmen, erkannten sie, daß er die Kommunion erhalten habe,<strong>und</strong> heizten alsbald e<strong>in</strong>en Ofen <strong>und</strong> warfen das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieFlammen. Doch der Knabe verspürte ke<strong>in</strong>e Schmerzen <strong>und</strong> beganndar<strong>in</strong> zu s<strong>in</strong>gen. Se<strong>in</strong>e Mutter aber wußte nichts davon,daß er <strong>in</strong> den Ofen geworfen worden war, <strong>und</strong> da sie ihn nichtfand, begann sie über se<strong>in</strong>en Verlust zu we<strong>in</strong>en, denn sie glaubte,er sei ermordet worden. Schließlich fiel ihr e<strong>in</strong>, daß er ja mitden Christenk<strong>in</strong>dern verkehrt habe, <strong>und</strong> sie g<strong>in</strong>g we<strong>in</strong>end zu diesen,um ihn zu suchen. Die Christen aber eilten zusammen <strong>und</strong> fandenden brennenden Ofen. Man öffnete ihn <strong>und</strong> fand den Knabendar<strong>in</strong> unversehrt. Dieser aber erzählte ihnen, e<strong>in</strong>e edle Frau seigekommen <strong>und</strong> habe ihn unter ihrem herrlichen Mantel geborgen,<strong>und</strong> so hätten ihn die Flammen nicht verletzen können. Als dasdie Anwesenden sahen <strong>und</strong> vernahmen, dankten sie Gott, <strong>und</strong> vieleJuden bekehrtensich.59.Thomas von Canterbury <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Herr<strong>in</strong>.Der heilige Thomas von Canterbury hatte von Jugend aufse<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>heit der seligen Jungfrau Maria geweiht <strong>und</strong> führte e<strong>in</strong>äußerst re<strong>in</strong>es Leben. Wie e<strong>in</strong>e Lilie unter Dornen lebte er unterse<strong>in</strong>en Jugendgenossen, die <strong>in</strong> ihrem weltlichen S<strong>in</strong>ne nur von weltlichenD<strong>in</strong>gen redeten. E<strong>in</strong>es Tages rühmten sich diese der Schönheitihrer Herr<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> der Schmucksachen, die sie von ihnen zumGeschenk erhalten hatten. Da sprach er zu ihnen: „Was willdas bedeuten, wovon ihr sprecht <strong>und</strong> <strong>des</strong>sen ihr euch rühmt!Me<strong>in</strong>e Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> übertrifft an Schönheit all die euren, <strong>und</strong> siehat mir e<strong>in</strong> Schmuckstück geschenkt, wie ihr e<strong>in</strong> gleiches nochnie gesehen habt." Das me<strong>in</strong>te er alles im geistlichen S<strong>in</strong>ne;sie aber wollten es nicht so auffassen, wie er es geme<strong>in</strong>t hatte.Daher baten sie ihn unablässig, er solle ihnen se<strong>in</strong>en Schmuckzeigen; <strong>und</strong> da er ihnen entgehen wollte, flüchtete er sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>eKirche <strong>und</strong> begann zu Maria zu beten, sie möchte ihm se<strong>in</strong>e vor-


72lauten Worte vergeben. Und siehe, die selige Jungfrau erschienihm <strong>und</strong> tröstete den We<strong>in</strong>enden <strong>und</strong> sprach: „Fürchte dich nicht,du wirst e<strong>in</strong>e Stellung bekleiden, <strong>in</strong> der du alle de<strong>in</strong>e Jugendfre<strong>und</strong>e,ja alle Menschen überragen wirst." Und sie reichte ihme<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e, aber überaus schöne Büchse. Darauf kam Thomaswieder zu sich <strong>und</strong> wollte weggehen. Se<strong>in</strong>e Gefährten aber erblicktenihn <strong>und</strong> bestanden von neuem darauf, er solle ihnen se<strong>in</strong>enSchmuck zeigen. Zuletzt nehmen sie die Büchse, die er <strong>in</strong> derHand hält, weg <strong>und</strong> öffnen sie. Da sehen sie zunächst e<strong>in</strong> wenigPurpur, <strong>und</strong> als sie den entfernen, kommt e<strong>in</strong> w<strong>und</strong>erbar <strong>und</strong> fe<strong>in</strong>gearbeitetes herrliches Meßgewand zum Vorsche<strong>in</strong>. Die K<strong>und</strong>edavon dr<strong>in</strong>gt zu dem Bischöfe von Canterbury, <strong>und</strong> er läßt Thomasvor sich kommen. Nachdem er die Wahrheit von ihm erfahrenhat, läßt er ihn auf se<strong>in</strong>e Kosten die Schule besuchen, denn erhat ihn <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Herzen zu se<strong>in</strong>em Nachfolger ausersehen. Daserfüllte sich auch später.60.Von e<strong>in</strong>er Jungfrau Musa <strong>und</strong> dem himmlischen Reigen.Es schreibt der heilige Gregor <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Dialoge, daß e<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>e Jungfrau mit Namen Musa lebte, die leidenschaftlich gerntanzte, vor <strong>und</strong> nach dem Tanze aber der seligen Jungfrau Mariadie mannigfachsten Ehrenbezeugungen zu erweisen bemüht war.Als sie wieder e<strong>in</strong>mal betete, erschien ihr die Himmelskönig<strong>in</strong>mit e<strong>in</strong>er unzähligen Schar glänzender Jungfrauen, die e<strong>in</strong>enReigen aufführten, <strong>und</strong> fragte sie, ob sie mit jenen ihr gleichenJungfrauen ewige Freuden genießen wolle. Und als sie das bejahte,verlangte Maria, daß sie sich dreißig Tage lang vomirdischen Tanze enthielte; dann würde sie kommen <strong>und</strong> sie abholenzu den Freuden <strong>des</strong> Himmelreichs. Da überkam die Jungfrauherzliche Reue über ihr früheres Leben, <strong>und</strong> sie beichtete<strong>und</strong> nahm sich fest vor, ihr künftiges Leben zu ändern. Daraufkommt das himmlische Heer <strong>und</strong> führt sie unter heiligen Gesängenzu ihrem himmlischen Bräutigam. Daraus möge e<strong>in</strong> jeder entnehmen,wie nützlich es ist, wenn sich e<strong>in</strong> Mensch lange Zeitoder für immer von den Eitelkeiten der Welt fernhält, wenn dieseJungfrau von der seligen Jungfrau <strong>und</strong> Mutter Gottes <strong>in</strong> so kurzerZeit solchen himmlischen Lohn erlangen konnte.


7361.Von dem Marienbilde, das St. Lucas malte.Wie Jesus Christus der schönste <strong>und</strong> herrlichste unter denK<strong>in</strong>dern der Menschen gewesen ist, so war auch die allerseligsteJungfrau Maria die schönste der Frauen; <strong>und</strong> wer sie anblickte,empfand himmlische Wonne. Daher beschlossen die Apostel ausVerehrung <strong>und</strong> Liebe zu ihr, ihre Züge der Nachwelt durch e<strong>in</strong>Gemälde zu überliefern, <strong>und</strong> trugen dem heiligen Lucas auf, e<strong>in</strong>getreues Abbild ihres Angesichtes zu meißeln oder zu malen.Zwar konnte auch St. Lucas die w<strong>und</strong>erbare Schönheit <strong>des</strong> Antlitzes<strong>und</strong> die Anmut <strong>und</strong> Würde ihrer Gestalt nur andeuten; denne<strong>in</strong> irdischer Künstler konnte weder damals noch wird er je <strong>in</strong>Zukunft die Frau, die als würdige Arche' <strong>des</strong> neuen Bun<strong>des</strong> <strong>und</strong>Thron <strong>des</strong> höchsten Königs von der göttlichen Weisheit gebildetworden ist, würdig abbilden können; aber die Apostel waren hochbeglücktdavon <strong>und</strong> sagten Gott Dank dafür. Nachdem nun dieselige Jungfrau Maria <strong>in</strong> ihrer Herrlichkeit <strong>in</strong> den Himmel aufgefahrenwar, wurde das Marienbild auf göttliches Geheiß <strong>in</strong> e<strong>in</strong>Kloster übertragen, das davon das Kloster zur heiligen Maria genanntwurde, <strong>und</strong> dort <strong>in</strong> der Kirche aufgestellt. Später bestimmtene<strong>in</strong>ige Geistliche am Lateran den Papst Sergius, dasBild dah<strong>in</strong> übertragen zu lassen. Aber der Papst erhielt vomHimmel dafür e<strong>in</strong>e Warnung, <strong>und</strong> das Bild kehrte von selbstwieder zur Ehre <strong>des</strong> Klosters dorth<strong>in</strong> zurück <strong>und</strong> wird von derÄbtiss<strong>in</strong> <strong>und</strong> den Klosterfrauen zum Lobe Gottes <strong>und</strong> der allerseligstenJungfrau, se<strong>in</strong>er Mutter, treu behütet. Und der Papsthörte unverzüglich davon <strong>und</strong> stattete jenen Ort mit Privilegienaus, <strong>und</strong> mit Recht; denn dem Orte, der zunächst das ReichGottes gesucht hat <strong>und</strong> den die selige Jungfrau mit ihrer Gegenwartauszeichnete, gebührt auch jeder irdische Vorzug.62.Von e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>äugigen Ritter, der e<strong>in</strong>en Juden ohrfeigte.E<strong>in</strong> frommer <strong>und</strong> gelehrter Ritter hatte die Gewohnheit, dieMesse zu Ehren Marias anzuhören, so oft er nur konnte. Als ere<strong>in</strong>mal an e<strong>in</strong>er Kirche vorüberg<strong>in</strong>g, hörte er, wie man dar<strong>in</strong> denfeierlichen Hymnus anstimmte; Gegrüßet seist du, selige Gottes-


74gebärer<strong>in</strong>; <strong>und</strong> er beugte alsbald <strong>in</strong> Ehrfurcht se<strong>in</strong>e Knie. Dassah e<strong>in</strong> Jude, <strong>und</strong> dieser lachte über ihn <strong>und</strong> schmähte die seligeJungfrau. Über diesen Maria zugefügten Schimpf entrüstete sichder Eitter <strong>und</strong> gab dem Juden e<strong>in</strong>e kräftige Ohrfeige. Daraufg<strong>in</strong>g er <strong>in</strong> die Kirche <strong>und</strong> hörte andächtig die Messe. Der Judeaber lief <strong>in</strong><strong>des</strong> zum Eichter <strong>und</strong> erhob Klage gegen den Eitter,den er nicht anders bestimmen konnte, als daß er angab, derEitter hätte nur e<strong>in</strong> Auge gehabt. Wie nun die Leute die Kircheverließen, wollte sich der Eitter verbergen, aber Maria gab ihmdas Augenlicht <strong>des</strong> bl<strong>in</strong>den Auges zurück <strong>und</strong> befahl ihm, ersolle nur kühn mit den anderen h<strong>in</strong>ausgehen. Und das tat erauch. Der Jude erblickte ihn <strong>und</strong> sprach: „Wenn der hier nichtzwei Augen hätte, dann würde ich behaupten, er sei es gewesen."Der Eitter aber sagte: „Du hast ganz recht, ich habe dich geschlagen,da du jene Heilige beleidigt hast, die me<strong>in</strong>em Augedas Licht wiedergegeben hat; <strong>und</strong> für sie würde ich auch gernme<strong>in</strong> Leben wagen." Und als die Menge das W<strong>und</strong>er sieht, lobenalle Gott <strong>und</strong> die selige Jungfrau. Zum ewigen Gedächtnisdieses Ereignissen aber wurde von der christlichen Bevölkerungder Stadt der Beschluß gefaßt, daß an demselben Tage die Judenalljährlich e<strong>in</strong>en aus ihrem Kreise namhaft machen sollten, dersich öffentlich vom Bischöfe e<strong>in</strong>e Ohrfeige geben ließe.63.Von e<strong>in</strong>em Ritter, der sich dem Teufel verschrieb.E<strong>in</strong> Eitter lebte e<strong>in</strong>st sehr verschwenderisch <strong>und</strong> machte großeAnleihen bei e<strong>in</strong>em Juden. Doch als er ke<strong>in</strong>e Pfänder mehr gebenkonnte, war es auch mit der Fre<strong>und</strong>schaft <strong>des</strong> Juden vorbei. Dageriet der Eitter <strong>in</strong> große Verlegenheit, <strong>und</strong> wegen se<strong>in</strong>er Geldnotmußte er manche Zurücksetzung erfahren, <strong>und</strong> so brach er <strong>in</strong>Flüche über se<strong>in</strong>e Lage aus. Da kam der Jude wieder <strong>und</strong> gabihm den Eat, er solle ihm folgen, <strong>und</strong> so würde er ihn reichmachen. Dazu war der Eitter nur allzu bereit. Sie g<strong>in</strong>gen nunmite<strong>in</strong>ander weit h<strong>in</strong>weg aus den bewohnten Gegenden, <strong>und</strong> derJude beschwört den Teufel, der auch alsbald ersche<strong>in</strong>t. Daraufspricht er: „Sieh, dieser Eitter hier, den ich dir zugeführt habe,will dir se<strong>in</strong>en Lehnseid schwören, wenn du ihn aus se<strong>in</strong>er Armutbefreist <strong>und</strong> bereicherst." Der Eitter bestätigt das, <strong>und</strong> der


75Teufel verspricht ihm große Schätze. Doch zuvor müsse er se<strong>in</strong>emGlauben <strong>und</strong> Gott abschwören. Und der Ritter tut alles, was derTeufel fordert. Dann sieht ihn der Teufel scharf an <strong>und</strong> spricht :„Jetzt bleibt dir nur noch e<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>igkeit zu tun übrig. Schwöreauch der Jungfrau Maria ab ; doch mußt du dabei aller Hoffnungauf sie entsagen." Da überkommt den Eitter herzliche Trauer, <strong>und</strong>er fragt den Teufel, ob er ihm nicht für das, was er bisher geschworenhat, helfen wolle; denn was er jetzt noch von ihmfordere, könne <strong>und</strong> wolle er nicht tun. Was brauchts vielecWerfe! Der Jude geht mit se<strong>in</strong>em Gebieter von dannen, <strong>und</strong> derRitter bleibt tief unglücklich alle<strong>in</strong> dort zurück. Nach langerWanderung durch die weglose Gegend kommt er zu dem Jagdhausee<strong>in</strong>es Adligen, bei dem e<strong>in</strong>e Kapelle steht. In diese Kapelletritt er e<strong>in</strong>, um zu beten; er erblickt dar<strong>in</strong> das Bild Mariensmit dem K<strong>in</strong>de; <strong>und</strong> er wirft sich vor diesem Bilde nieder <strong>und</strong>fleht unter heißen Tränen um Verzeihung für se<strong>in</strong> Verbrechen.Da sieht er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vision die selige Jungfrau mit dem K<strong>in</strong>deherbeikommen, die das K<strong>in</strong>d um Erbarmen für den Ritter bittet,doch erfolglos, da der Knabe se<strong>in</strong> Ohr von den Bitten der Mutterabwendet. Maria aber bittet zum zweiten <strong>und</strong> noch zum drittenMale. In<strong>des</strong> betet der Ritter immer eifriger. Da sieht er, wiedie Mutter ihr K<strong>in</strong>d von ihrem Schöße setzt <strong>und</strong> sich anschickt,vor ihm auf die Knie zu fallen. Da hebt der Knabe geschw<strong>in</strong>dse<strong>in</strong>e liebe Mutter von den Knien auf <strong>und</strong> verheißt dem Rittervöllige Verzeihung für se<strong>in</strong>e Verbrechen. Dieser kommt wiederzu sich <strong>und</strong> will im Gewissen erleichtert <strong>und</strong> beruhigt die Kapelleverlassen. Doch siehe, der Herr jenes Gehöftes ist zufällig anwesend,<strong>und</strong> auch er hat alles geschaut, was <strong>in</strong> der Vision vorsich gegangen ist, <strong>und</strong> er beschwört den Ritter, daß er ihm denAnlaß dazu <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Schicksal erzähle. Und als er das alleserfahren hat, schenkt er aus Liebe zur seligen Jungfrau demRitter soviel, daß er wieder e<strong>in</strong> reicher Mann wird. So retteiunsere himmlische Herr<strong>in</strong> ihre treuen Diener.64.Wie e<strong>in</strong> Ritter mit e<strong>in</strong>er Kerze die Teufel besiegle.E<strong>in</strong> Ritter, jung an Jahren, lebte ganz im Geiste der Welt,während se<strong>in</strong> Weib der seligen Jungfrau <strong>in</strong> aufrichtiger Frömmig-


76keit diente. Diese bat lange Zeit Maria <strong>in</strong>ständig um die Bekehrungihres Gatten. Und siehe, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Nacht wird der Ritterim Geiste vor den Richterstuhl Gottes entrückt <strong>und</strong> all se<strong>in</strong>erSünden angeklagt <strong>und</strong> überführt. Und als er schon den Teufelnüberliefert werden sollte, sprach der Richter: „Gibt es hierirgend e<strong>in</strong>en Heiligen, den er je <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben verehrt hat?"Da antwortete die Mutter der Barmherzigkeit: „0 Herr, e<strong>in</strong>malhat er mir zu Ehren e<strong>in</strong>e Wachskerze geopfert; laß ihn dafüre<strong>in</strong>en Beistand <strong>in</strong> der Not f<strong>in</strong>den." Und der Richter antworteteihr: „Ich höre auf de<strong>in</strong>e Bitten <strong>und</strong> gewähre ihm diese Kerze;mit ihr soll er sich verteidigen, so gut er kann." Die Teufelwollen ihn ergreifen, aber er brennt sie mit der brennendenKerze <strong>und</strong> wehrt sich tapfer. Während dieser Vision liegt derRitter <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Bett <strong>und</strong> schwitzt vor Angst <strong>und</strong> stöhnt so,daß se<strong>in</strong>Weib aufwacht. Und sie streckt ihre Hand nach ihm aus, <strong>und</strong>se<strong>in</strong>e Haut fühlt sich rauh an wie die R<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>es Baumes; se<strong>in</strong>Bart ist lang, <strong>und</strong> sie sieht, daß se<strong>in</strong> Haar grau <strong>und</strong> wirr ist.Da glaubt sie, das müsse e<strong>in</strong> Fremder se<strong>in</strong>, <strong>und</strong> schreit auf. DieKnechte kommen mit Waffen here<strong>in</strong>, der Ritter erwacht <strong>und</strong> will<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Angst reden, aber se<strong>in</strong>e Stimme kl<strong>in</strong>gt wie das Gebrülle<strong>in</strong>es Löwen. Und er macht e<strong>in</strong> Zeichen, um zu sagen, daß ersprechen will. Darauf erzählt er allen se<strong>in</strong> Traumgesicht. Vonnun an ist er vollständig bekehrt; er gründet zusammen mitse<strong>in</strong>er Gemahl<strong>in</strong> von se<strong>in</strong>em Vermögen e<strong>in</strong> Krankenhaus, <strong>in</strong> demer Gott dient <strong>und</strong> Dank sagt für se<strong>in</strong>e Bekehrung; die Merkmaleaber, die se<strong>in</strong> Körper seit jenem Traumgesichte zurückbehaltenhat, zeigt er vielen, die ihn dort besuchen, <strong>und</strong> so endet er se<strong>in</strong>Leben im Dienste <strong>des</strong> Herrn.65.Von dem Gesichte e<strong>in</strong>er Nonne, die eifrig die Kirchenwäschebesorgte.E<strong>in</strong>e Nonne, der die Sorge für ihre Kirche anvertraut war,war eifrig um die Re<strong>in</strong>erhaltung der kirchlichen Wäsche, besondersder Kelchwäsche <strong>und</strong> <strong>des</strong> Tuches, auf welches das Sakrament gelegtwird, bemüht. Wenn der Priester diese Stücke gewaschenhatte, wusch sie sie nachher selbst voll Eifer <strong>und</strong> trocknete sie,von e<strong>in</strong>em fe<strong>in</strong>en Tuche bedeckt, <strong>in</strong> sauberster Weise <strong>in</strong> der Sonne,


77damit sie nicht etwa durch Staub oder Vögel verunre<strong>in</strong>igt würden.E<strong>in</strong>st stand sie bei ihrer Wäsche <strong>und</strong> sprach voll Frömmigkeit e<strong>in</strong> AveMaria, da erschien ihr e<strong>in</strong>e überaus schöne Jungfrau, die auf ihrenArmen e<strong>in</strong>en allerliebsten Knaben trug, <strong>und</strong> setzte sich zu ihr.Das war die Himmelskönig<strong>in</strong>. Die Nonne sprach ke<strong>in</strong> Wort, abersie konnte <strong>in</strong> ihrem Staunen den Blick nicht von der edlen Frauabwenden. Die Frau aber setzte ihren Knaben auf die Wäsche.Da rief die Nonne nach ihrer Gewohnheit dreimal, daß das heiligeWäsche sei, <strong>und</strong> machte mit der Hand Zeichen der Abwehr. Dieedle Frau aber lächelte ihr fre<strong>und</strong>lich zu <strong>und</strong> setzte ihr K<strong>in</strong>dauf e<strong>in</strong> unbedeckt daliegen<strong>des</strong> Kelchtuch. Nun fragte die Nonne,wie sie das wagen könne. Die Frau aber erwidert: „W<strong>und</strong>eredich nicht, daß ich me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d auf die Wäsche lege, die für esbestimmt ist; oft ruht es ja darauf auf dem Altare." Mit diesenWorten verschw<strong>in</strong>det sie mit ihrem K<strong>in</strong>de. Doch bleibt an derStelle e<strong>in</strong> solcher Wohlgeruch zurück, <strong>und</strong> das Herz der frommenNonne ist so übervoll von heiliger Freude, daß es niemand zusagen vermöchte. Aus dieser Geschichte geht hervor, wie angenehmes Gott ist, wenn er sieht, daß die Menschen die Zier<strong>des</strong>e<strong>in</strong>es Hauses lieben <strong>und</strong> für die Re<strong>in</strong>heit der Altargeräte Sorgetragen.6G.Wie Maria e<strong>in</strong>em Knaben das „Gegrüsset seist du, König<strong>in</strong>" lehrte.Wenn du wissen willst, wie das „Gegriißet seist du, König<strong>in</strong>"zuerst unter den Menschen bekannt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>geführt wurde, willich es dir zum Lobe Marias, so wie es sich zutrug, erzählen.Jenseits der Ebene der Champagne, <strong>in</strong> dem Gebiete der heiligenJungfrau Gertrud wurden e<strong>in</strong>st viele Menschen von e<strong>in</strong>er schwerenKrankheit befallen, so daß es ihnen war, als ob ihr Leib verbrennenwollte. Diese beschloß die barmherzige Gottesmuttermit E<strong>in</strong>willigung ihres Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, <strong>in</strong>ihrer Milde zu heilen. In jenen Gegenden aber war e<strong>in</strong> Klostererbaut worden zu Ehren der Gottesmutter, <strong>und</strong> um den erstenJahrestag se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>weihung feierlich zu begehen, kommen vielemit jener Krankheit Behafteten herbei <strong>in</strong> der Hoffnung, Eettungzu f<strong>in</strong>den auf die Fürbitte der seligen Gottesmutter <strong>und</strong> JungfrauMaria. Und <strong>in</strong> dieser frommen Ges<strong>in</strong>nung beschließen sie alle,


78die Nacht h<strong>in</strong>durch zu wachen. Wie sie nun um Mitternachtalle <strong>in</strong> frommem Schweigen wachen, kommt die allerseligste JungfrauMaria mit e<strong>in</strong>em weiten Mantel bekleidet mit e<strong>in</strong>er großenSchar glänzender Jungfrauen <strong>in</strong> feierlichem Zuge, um die Krankenzu heilen; h<strong>in</strong>ter ihnen aber folgt der heilige Nikolaus mit denbischöflichen Gewändern angetan. Und sie sangen alle e<strong>in</strong> Lied,das bisher nirgends auf Erden gehört worden war, nämlich „Gegrüßetseist du, König<strong>in</strong>." Wie dieser Gesang nun zu uns gekommenist, will ich jetzt berichten. Die Himmelskönig<strong>in</strong> gehtdaher <strong>und</strong> umschließt mit ihrem Ärmel zunächst alle Krankenauf der rechten Seite, dann wendet sie sich zurück <strong>und</strong> tut dasselbemit den Kranken auf der l<strong>in</strong>ken Seite, <strong>und</strong> sogleich s<strong>in</strong>d siegeheilt <strong>und</strong> empf<strong>in</strong>den <strong>in</strong> ihrem Herzen e<strong>in</strong>e w<strong>und</strong>erbare Wonne.Nun lebte zu dieser Zeit <strong>in</strong> jener Gegend e<strong>in</strong> frommer <strong>und</strong> derseligen Jungfrau treu ergebener Knabe, der auch mit der gleichenKrankheit behaftet war. Und da der Herr allen denen nah ist,die ihn re<strong>in</strong>en Herzens anrufen, trifft es sich, daß dieser Jüngl<strong>in</strong>gum dieselbe nächtliche St<strong>und</strong>e <strong>in</strong> jene Kirche gebracht wird, umdie die anderen Kranken von Maria geheilt worden s<strong>in</strong>d. Da dieselige Jungfrau auch auf ihn ihre barmherzigen Augen wendet,kommt sie noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> die Kirche, wiederum von glänzendenJungfrauen begleitet, die das „Gegrüßet seist du, König<strong>in</strong>" s<strong>in</strong>gen.Der Knabe will sich vor Maria verbergen, doch die Himmelskönig<strong>in</strong>geht auf ihn zu <strong>und</strong> spricht: „Wenn du von de<strong>in</strong>erKrankheit geheilt werden willst, dann sollst du morgen den Gesang,den du jetzt gehört hast, allen Menschen lehren zum LobeGottes <strong>und</strong> zu me<strong>in</strong>em Ruhm, obschon du nur e<strong>in</strong> ungebildetesK<strong>in</strong>d bist." Und der Knabe empf<strong>in</strong>g w<strong>und</strong>erbare Unterweisungen<strong>und</strong> lehrte, was noch seltsamer ist, alle Nonnen jenes Klosters,die den Gesang mit vielen Freuden entgegenahmen <strong>und</strong> zum Lob<strong>und</strong> Preise der seligen Jungfrau Maria zu jedem St<strong>und</strong>engebetesangen. Im Laufe der Zeit aber nahmen auch viele andere Orden<strong>und</strong> Mönche diesen Gesang für ihre besonderen Anliegen <strong>in</strong> ihreGebete voll Ehrfurcht auf. Und es ist e<strong>in</strong>e offenk<strong>und</strong>ige Tatsache,daß sie durch ihn aus vielen Nöten Errettung gef<strong>und</strong>en haben.


79G7.Von e<strong>in</strong>em Enthaupteten, der auf Marias Befehl feierlichbestattetwurde.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong> Räuber, dem e<strong>in</strong>es Tages e<strong>in</strong> Mönch auf derLandstraße begegnete. Zu diesem sprach der Räuber: „Folgemir nicht, denn ich würde dich ermorden." Doch der Mönchfolgte ihm <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Höhle <strong>und</strong> fragte <strong>in</strong> der Hoffnung, ihn zurReue führen zu können, was er für e<strong>in</strong> Mensch sei. Der Räuberantwortete ihm, er lebe vom Raube <strong>und</strong> habe nie <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Lebenetwas Gutes getan, <strong>und</strong> was aus se<strong>in</strong>er Seele werden sollte, darumhätte er sich nie gekümmert. Der Mönch fragt ihn weiter: „Willstdu mir folgen, wenn ich dir den Weg <strong>des</strong> Heiles zeigen kann?"Und der Räuber antwortete: Ja. Da spricht der Mönch: „Fastean e<strong>in</strong>em Wochentage, am Sonnabend, zu Ehren der JungfrauMaria <strong>und</strong> tu an diesem Tage niemandem etwas zu Leide; dannwisse, daß du durch sie bei ihrem hochgelobten Sohne Gnadefmden wirst." Das tat er auch, <strong>und</strong> überdies entriß er amSonnabende viele Menschen aus den Händen ihrer Fe<strong>in</strong>de. Nichtlange darauf aber wird jener junge Räuber an e<strong>in</strong>em Sonnabendevon se<strong>in</strong>en Fe<strong>in</strong>den gefangen genommen, <strong>und</strong> er läßt sich ohneWiderstreben zum Tode am Galgen verurteilen. Doch rührt se<strong>in</strong>eSchönheit die Richter, <strong>und</strong> sie wollen ihm das Leben schenken,wenn er den Eid leistet, se<strong>in</strong>e Heimat <strong>und</strong> ihre Gegend zu meiden.Er aber spricht: „Es ist besser, daß ich hier me<strong>in</strong>e Sünden büßeals im Jenseits." Und er bekannte öffentlich alle se<strong>in</strong>e Freveltaten<strong>und</strong> wurde auf se<strong>in</strong> eigenes Verlangen h<strong>in</strong> enthauptet. Dannbegräbt man ihn außerhalb der Stadt. In der folgenden Nachtaber nahen sich se<strong>in</strong>em Grabe fünf edle Frauen; vier von ihnentragen se<strong>in</strong>en Leib, die fünfte folgt ihnen mit Kerzen <strong>in</strong> der Hand.Und als sie zum Stadttore kommen, glauben die Wächter, daß ese<strong>in</strong> Geisterspuk ist. Die edle Frau mit den Kerzen aber sprichtzu ihnen: „Sagt eurem Bischöfe, er solle me<strong>in</strong>en Ritter, den ihrheute enthauptet habt, <strong>in</strong> der Kirche mit allen Ehren beisetzen.Ich b<strong>in</strong> die Jungfrau Maria." Der Bischof kommt <strong>in</strong> feierlicherProzession herbei <strong>und</strong> f<strong>in</strong>det das abgeschlagene Haupt wieder mitdem Leibe <strong>des</strong> Räubers vere<strong>in</strong>igt <strong>und</strong> den Leichnam <strong>in</strong> Purpurgehüllt. Und er erfüllte den Befehl Marias.


8068.Wie Christus aus dem Sakramente mit e<strong>in</strong>er öffentlichenSünder<strong>in</strong>redete.In Thür<strong>in</strong>gen trug e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Priester den Leib <strong>des</strong> Herrn <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Büchse, die an se<strong>in</strong>em Halse h<strong>in</strong>g, aus der Stadt h<strong>in</strong>aus zue<strong>in</strong>em Kranken. Und er kommt an dem Hause e<strong>in</strong>er öffentlichenDirne vorüber. Als diese ihn vorbeigehen sieht, beg<strong>in</strong>nt sie nachzudenken,ob der christliche Glaube nicht etwa doch der wahresei <strong>und</strong> jenes Sakrament den Erlöser der Welt berge, das derPriester <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Büchse trage; <strong>und</strong> sie überlegt weiter, wie siees habe wagen können, so viele schwere Sünden zu begehen imAngesichte <strong>des</strong>sen, der für das Heil der Welt solche Schmerzenerlitten habe. Da ergreift sie die Keue, <strong>und</strong> sie verläßt das Hausder Sünde <strong>und</strong> läuft eiligst durch den tiefen Schmutz dem Priesternach <strong>und</strong> kümmert sich nicht darum, daß ihr der Schmutz biszu den Hüften emporspritzt. Und sie ruft dem Priester: „Herr,ich bitte euch, wartet auf mich." Der Priester blieb stehen. Sieaber warf sich vor dem Leibe <strong>des</strong> Herrn nieder <strong>in</strong> den Schmutz<strong>und</strong> rief: „Herr Jesus Christus, Sohn <strong>des</strong> lebendigen öottes, wenndu der bist, der alles geschaffen hat, geboren aus der JungfrauMaria, gelitten <strong>und</strong> begraben, aufgefahren zum Himmel, sitzendzur Rechten Gottes, <strong>des</strong> allmächtigen Vaters, der kommen wirdzu richten die Lebendigen <strong>und</strong> die Toten, wenn du es bist, dender Priester <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Büchse trägt, dann bitte ich dich bei de<strong>in</strong>erunaussprechlichen Barmherzigkeit, vergib mir alle me<strong>in</strong>e Sünden."Und siehe, der Herr antwortete aus der Büchse <strong>in</strong> late<strong>in</strong>ischerSprache: „Ich vergebe dir alle de<strong>in</strong>e Sünden." Die Sünder<strong>in</strong>aber spricht, als sie die late<strong>in</strong>ischen Worte aus der Büchse vernimmt:„Herr, ich verstehe ke<strong>in</strong> Late<strong>in</strong>, sprich, ich bitte dich,deutsch mit mir." Darauf spricht der Herr: „Ich nehme dich<strong>in</strong> me<strong>in</strong>e (jnade auf." Als das Weib diese Worte hört, ruft sie:„Heut nimmst du mich <strong>in</strong> de<strong>in</strong>e Gnade auf, die ich dich <strong>in</strong>me<strong>in</strong>em Fleische so unzählige Male beleidigt habe, daß ich esmir gar nicht vorstellen kann. Ich sage dir Dank, Herr JesusChristus, daß du mich, de<strong>in</strong>e elende Diener<strong>in</strong>, <strong>in</strong> de<strong>in</strong>e unaussprechlicheGnade aufgenommen hast." Und von diesem Augenblickean führte sie e<strong>in</strong> tugendhaftes Leben. wie gnädig <strong>und</strong>


81gütig ist unser Herr, daß er für so kle<strong>in</strong>e Mühe all denen, diereumütigen Herzens s<strong>in</strong>d, so großen Lohn, die Vergebung derSünden gewährt! Von der Größe dieses Lohnes aber spricht der,der die Wahrheit ist: „Was ist leichter zu sagen: De<strong>in</strong>e Sündens<strong>in</strong>d dir vergeben, oder: Nimm de<strong>in</strong> Bett <strong>und</strong> wandle?" Dahersollen wir Christum lieben aus unserem ganzen Herzen <strong>und</strong> ausall unseren Kräften.69.Von Eseln, die dem Sakramente Platz machten.Als e<strong>in</strong>st der Priester von St. Jakob <strong>in</strong> Köln den Leib <strong>des</strong>Herrn zu e<strong>in</strong>em Kranken als Wegzehrung trug, kamen ihm imDorfe mehrere mit Getrei<strong>des</strong>äcken beladene Esel entgegen, die dieganze Straße versperrten. Da fürchtete der Priester, weil er altwar, er könne mit dem Sakramente <strong>in</strong> den Schmutz gestoßenwerden, <strong>und</strong> sprach: „Was beg<strong>in</strong>nt ihr, Esel? Seht ihr nicht,wen ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Händen trage? Bleibt stehen <strong>und</strong> ehrt eurenSchöpfer. Ich befehle es euch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Namen." Und alsbaldhielten die Esel an <strong>und</strong> g<strong>in</strong>gen alle zurück den Hügel h<strong>in</strong>ab. Undobschon der Weg h<strong>in</strong>unter sehr glatt wegen <strong>des</strong> Schmutzes war,fielen die Säcke doch nicht herab.70.Wie e<strong>in</strong> Kleriker Maria e<strong>in</strong>e silberne Spange schenkte.E<strong>in</strong> Kleriker, der zwar weltliche Kleidung trug, aber frommerSitten war, verehrte <strong>in</strong> besonderer Weise die selige Jungfrau. E<strong>in</strong>stritt er se<strong>in</strong>es Weges, <strong>und</strong> da es sehr stark zu regnen begonnenhatte, trat er <strong>in</strong> die Vorhalle e<strong>in</strong>es Hauses e<strong>in</strong>. Dort sah ere<strong>in</strong>e Statue der Himmelskönig<strong>in</strong>, die vor Alter ganz von Würmernzerfressen war. Das tat ihm von Herzen leid, <strong>und</strong> er kniete nieder<strong>und</strong> betete e<strong>in</strong> Ave Maria, <strong>und</strong> dann fragte er: „Wie kannst dunur so unwürdig hier stehen, erhabene Herr<strong>in</strong>?" Und mit diesenWorten nimmt er von se<strong>in</strong>er Brust e<strong>in</strong>e silberne Spange <strong>und</strong> befestigtsie an ihrem F<strong>in</strong>ger als Ersatz für e<strong>in</strong>en B<strong>in</strong>g; dabeispricht er: „Nimm dieses kle<strong>in</strong>e Geschenk aus me<strong>in</strong>er Hand, alierseligsteHerr<strong>in</strong>, da ich ke<strong>in</strong> anderes bei mir habe, mit dem ichdich ehren könnte." Dann stellt er die Statue an e<strong>in</strong>e höhereKlapper, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 6


82Stelle <strong>und</strong> geht fort. Und er kommt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kirche, <strong>in</strong> der er e<strong>in</strong>herrliches Bildnis der Himmeskönig<strong>in</strong> mit dem Erlöser auf demSchöße erblickt. Dort kniet er nieder <strong>und</strong> betet se<strong>in</strong> Ave Maria. DasBildnis aber hebt die Hand <strong>und</strong> zeigt ihm die Spange, die erdem anderen Bildnisse geschenkt hatte, <strong>und</strong> fordert ihn auf, ersolle sie sich wiedernehmen. Doch er weigert sich. Da sprichtdie selige Jungfrau: „Du ehrst mich, wie du es verstehst, un<strong>des</strong> ist gut so. Ich aber will dir zum Lohne noch e<strong>in</strong>en Grußlehren, den ich sehr gern höre:Freu dich, Jungfrau, hochberühmte, du empf<strong>in</strong>gst das Wort vomWorte.Freu dich, Boden, dem entsprossen jene Frucht, die Leben spendet.Freu dich, Rose, neuerblühte, da der Herr vom Tod erwachte.Freu dich, seligste der Mütter, da de<strong>in</strong> Sohn aufstieg zum Himmel.Freu dich. Kose, die du ewig neben Christi Lilie prangst.Mach, daß wir von Sünden re<strong>in</strong> selig bei de<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>de sei'n Amen."71.Wie die Bienen das Sakrament verehrten.Es lebte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Weib, das viele Bienen hatte, die abernicht gedeihen wollten, sondern ausstarben. Da sprach jemandzu ihr, wenn sie <strong>in</strong> den Bienenstock den Leib <strong>des</strong> Herrn legte,dann würde die Seuche, an der sie zu Gr<strong>und</strong>e g<strong>in</strong>gen, aufhören.Das tat sie auch. Doch siehe, die Bienen erkennen ihren Herrn<strong>und</strong> summen <strong>in</strong> w<strong>und</strong>erbarer Weise um ihn <strong>und</strong> fliegen dann e<strong>in</strong>trächtigzwei <strong>und</strong> zwei <strong>in</strong> Prozession h<strong>in</strong> zum E<strong>in</strong>gang <strong>des</strong> Bienenstockes,um ihn zu betrachten. Dann beg<strong>in</strong>nen sie ihrem Schöpferwie vernünftige Wesen zu dienen; die jüngsten werden h<strong>in</strong>ausnach Nahrung gesandt, die älteren aber besorgen <strong>in</strong><strong>des</strong>sen gleichsamals die Verständigeren den Dienst um den Leib <strong>des</strong> Herrn,<strong>in</strong>dem sie Lobgesänge anstimmen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Kapelle aus Wachserrichten, die sie genau nach dem Muster e<strong>in</strong>er wirklichen Kirchebis <strong>in</strong>s allerkle<strong>in</strong>ste herstellen, <strong>und</strong> dabei fliegen sie dr<strong>in</strong>nen feierlichsummend, als wenn sie auf Instrumenten spielten <strong>und</strong> sängen,durch den Raum <strong>und</strong> bezeugen so durch Stimme <strong>und</strong> Tat ihm,dem Schöpfer aller D<strong>in</strong>ge, den alle Geschöpfe preisen, ihre Verehrung.In jener Kapelle aber erbauen die Bienen aus Wachs


83e<strong>in</strong>en Altar, auf den sie den Leib <strong>des</strong> Herrn legen. Und derHerr segnet sie. Als das Weib den Bienenstock öffnet, sieht siedas W<strong>und</strong>er, <strong>und</strong> es überkommt sie Reue. Sie sucht den Priesterauf <strong>und</strong> beichtet ihm alles. Dieser ruft se<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de zusammen,<strong>und</strong> sie begeben sich alle zu dem Bienenstocke, wo sie e<strong>in</strong>e Kapellemit Wänden <strong>und</strong> Fenstern <strong>und</strong> Dach, e<strong>in</strong>en Turm mit Öffnungen<strong>und</strong> Tür erblicken. Und voll Verw<strong>und</strong>erung nehmen sie den Leib<strong>des</strong> Herrn aus dem Bienenstocke heraus <strong>und</strong> tragen ihn unterLob- <strong>und</strong> Preisgesängen zur Kirche zurück.Von Beatrix,72.der Sakristan<strong>in</strong>.In e<strong>in</strong>em Nonnenkloster lebte e<strong>in</strong>e Jungfrau mit NamenBeatrix; die war schön <strong>und</strong> fromm <strong>und</strong> hatte die Kirche zu besorgen<strong>und</strong> die Sakristandienste zu versehen. Doch ließ sie sichvon den lüsternen Reden e<strong>in</strong>es Klerikers verführen, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>esNachts g<strong>in</strong>g sie <strong>in</strong> die Kirche vor den Marienaltar, <strong>des</strong>sen Dienstihr oblag, <strong>und</strong> verzehrt von ihrer Leidenschaft sprach sie: „Gebieter<strong>in</strong>,ich habe dir gedient, so treu ich konnte. Sieh, hier gebich dir die Schlüssel zu de<strong>in</strong>er Kirche wieder. Ich vermag denLockungen <strong>des</strong> Fleisches nicht länger zu widerstehen; ich willden Lüsten <strong>des</strong> Leibes leben." Damit legte sie die Schlüsselauf den Altar <strong>und</strong> folgte dem Kleriker aus dem Kloster. Dieseraber verstieß sie, nachdem er sie verführt hatte, <strong>und</strong> ließ siealle<strong>in</strong>. Und da sie nichts hatte, wovon sie hätte leben können, wur<strong>des</strong>ie e<strong>in</strong>e öffentliche Dirne; <strong>und</strong> so lebte sie zwanzig Jahre lang.Da traf es sich, daß sie e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> weltlichem Gewände zur Pforteihres Klosters kam <strong>und</strong> zu dem Pförtner sprach : „Hast du Beatrixgekannt, die e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> diesem Kloster die Aufsicht über die Kircheführte?" Und dieser antwortete: „Gewiß kenne ich sie. Sie iste<strong>in</strong>e treffliche Nonne, bereit zu jedem frommen Dienste, heiligenLebens, die seit ihrer K<strong>in</strong>dheit bis zum heutigen Tage <strong>in</strong> unseremKloster <strong>in</strong> E<strong>in</strong>tracht mit allen lebt." Über diese Worte w<strong>und</strong>ertsich Beatrix, <strong>und</strong> sie versteht nicht, was er sagt. Schon will siewieder weggehen, da ersche<strong>in</strong>t ihr die Mutter der Barmherzigkeit<strong>und</strong> Güte <strong>in</strong> ihrer Gestalt <strong>und</strong> spricht zu ihr: „Währendder zwanzig Jahre, die du fort warst, hab ich de<strong>in</strong>en Dienst ver-6*


84sehen. Kehre nun zurück, liebe Tochter, an de<strong>in</strong>en Platz <strong>und</strong>tu Buße. Noch weiß niemand etwas von de<strong>in</strong>er Flucht." Sohatte die selige Jungfrau <strong>in</strong> ihrer Gestalt <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihrem Gewändeihre Stelle im Kloster e<strong>in</strong>genommen. Beatrix aber kehrte aufder Stelle <strong>in</strong>s Kloster zurück, tat Buße <strong>und</strong> beichtete; dann bekanntesie öffentlich, was für e<strong>in</strong> W<strong>und</strong>er mit ihr geschehen war,<strong>und</strong> beendete ihr Leben <strong>in</strong> der Gnade Gottes.73.Von e<strong>in</strong>em armen Ritter, der am Rhe<strong>in</strong>e Golderz fand.E<strong>in</strong> Vornehmer geriet e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> solche Armut, daß er kaumnoch so viel hatte, um se<strong>in</strong>e Glieder zu bedecken. Dieser besaßdrei Töchter, <strong>und</strong> er fürchtete, sie möchten sich wegen ihrerArmut e<strong>in</strong>em sündhaften Leben ergeben. Zuletzt hatte er nurnoch e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Silberstück, das er oft <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Hand umdrehte;<strong>und</strong> dabei fragte er sich zweifelnd, wie er es am nützlichstenverwenden könnte. „Wenn ich es e<strong>in</strong>em Armen gebe," sprach erzu sich selbst, „dann gibt es ke<strong>in</strong>en Ärmeren als mich selbst;<strong>und</strong> wenn ich mir etwas dafür kaufe, so kann es mir nur wenignützen." So beschloß er nach langem Überlegen, es zu Ehrender seligen Jungfrau zu opfern, <strong>und</strong> er sprach zu ihr: „Ichweiß, du kannst es mir h<strong>und</strong>ertfach wiedergeben. Ich empfehledir me<strong>in</strong>e Töchter." Als er das Geld geopfert hatte, kehrte erheim. Da sah er auf dem Heimwege e<strong>in</strong>en Mann <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Kahnean dem Ufer <strong>des</strong> Khe<strong>in</strong>es sitzen, der e<strong>in</strong>en Erzklumpen hatte.Und er sprach zu ihm: „Ist das Erz zu verkaufen?" Der Mannantwortete: „Willst du es kaufen?" Der Adlige entgegnete: „Ichmöchte es gern kaufen, wenn ich Geld dazu hätte." Und erfragte, wieviel das Erz kosten solle. Der Mann antwortete:„Fünf Pf<strong>und</strong>." Da sprach der Adlige: „Das ist viel Geld. Dochwenn du mirs im Namen Jesu <strong>und</strong> Maria geben wolltest, dannwürde ich dir me<strong>in</strong>en Kock dafür geben." Damit war der Manne<strong>in</strong>verstanden, <strong>und</strong> der Adlige tauschte das Erz für se<strong>in</strong>en Eocke<strong>in</strong>. Und er trug es zu e<strong>in</strong>em Goldschmiede, der ihm e<strong>in</strong> TalentGold dafür gab. Denn nach der Aussage <strong>des</strong> Goldschmie<strong>des</strong> wares lauteres Gold. Darauf suchte der Adlige den Fischer wieder<strong>und</strong> traf ihn betrunken <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wirtshause; <strong>und</strong> er sprach zu


85ihm: „Sag mir doch, Fre<strong>und</strong>, wo du jenes Erz gef<strong>und</strong>en hast."Der Fischer antwortet: „Dort drüben <strong>in</strong> dem Berge hab ich zweiBlöcke gelassen, die waren so groß, daß ich sie alle<strong>in</strong> nicht tragen<strong>und</strong> auch nicht wegwälzen konnte." Darauf spricht der Adlige:„Zeige sie mir, <strong>und</strong> ich will dich gut belohnen." Der Fischerspricht: „Das hab ich mir gewünscht; ich werde mit dir gehen."Und sie g<strong>in</strong>gen zusammen h<strong>in</strong> <strong>und</strong> fanden die Stelle, <strong>und</strong> derAdlige gab dem Fischer se<strong>in</strong>en Lohn, <strong>und</strong> sie trugen geme<strong>in</strong>samdas Gold fort. So wird der Adlige reich <strong>und</strong> kauft sich Güter<strong>und</strong> Besitzungen. Se<strong>in</strong>e Töchter aber br<strong>in</strong>gt er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Klosterder seligen Jungfrau Maria unter. Und er, dem die selige Jungfrauso viel geschenkt hat, baut e<strong>in</strong>e Kirche von Gr<strong>und</strong> auf <strong>und</strong>besetzt das Kloster mit e<strong>in</strong>er großen Anzahl Nonnen, macht reicheStiftungen <strong>und</strong> stattet das Kloster reich aus. In der Hauptkircheaber stiftet er e<strong>in</strong> goldenes Kreuz, <strong>und</strong> den Armen spendet erzahllose Almosen; dann begibt er sich auf die Wallfahrt nachJerusalem, um das Grab <strong>des</strong> Herrn zu besuchen. Als er heimgekehrtist, stirbt er <strong>in</strong> großen Ehren, <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Leib ruht <strong>in</strong> derHauptkirche vor dem goldenen Kruzifixe, das er gestiftet hat.74.Wie e<strong>in</strong>e Nonne durch e<strong>in</strong> Traumgesicht bekehrt wurde.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong>e Nonne <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kloster, die e<strong>in</strong> sehr tugendhaftesLeben führte. Seit ihrer K<strong>in</strong>dheit verehrte sie die seligeJungfrau Maria, <strong>und</strong> oft nahm sie Marias Schutz <strong>in</strong> ihren Nöten<strong>und</strong> ihre Förderung im frommen Leben wahr. Der alte Widersacheraber, der mit Neid auf die Werke der Tugend blickt, derTeufel, entzündete bei ihrem Anblick das Herz e<strong>in</strong>es vornehmen<strong>und</strong> mächtigen Mannes zu sündhafter Leidenschaft. Und er tratmit Lockungen <strong>und</strong> Versprechungen an sie heran, um sie zu bestimmen,se<strong>in</strong> Weib zu werden. Der Teufel aber, der Vater allerFreveltaten, entflammt <strong>in</strong> beiden die Leidenschaft immer heftiger.Was braucht's vieler Worte! Von den Lockungen verführt willigtdie Nonne dare<strong>in</strong> e<strong>in</strong>, um irdischer Lust willen dem ewigen Lebenzu entsagen, <strong>und</strong> beschließt ihr Verderben, <strong>und</strong> nichts fehlt mehr,um den Frevel zu vollführen, als e<strong>in</strong>e günstige Gelegenheit. Beide


Sßkommen übere<strong>in</strong>, sie werde sich die Erlaubnis ausbitten, nachHause kommen zu dürfen, <strong>und</strong> der Verführer solle sie dann gewaltsamaus dem väterlichen Hause entführen an e<strong>in</strong>em Tage, andem sie alle<strong>in</strong> wäre. Doch die göttliche Barmherzigkeit schicktihr <strong>in</strong> derselben Nacht e<strong>in</strong>e Prüfung, die sie zur Erkenntnis ihrerYerirrung führt. Es war ihr nämlich, als ob sie <strong>in</strong> jener Nachtüber e<strong>in</strong>em Brunnen wäre, der ungeheuer tief <strong>und</strong> so übelriechendwar, daß er die ganze Luft verpestete <strong>und</strong> mit Dunkelheit <strong>und</strong>Gestank erfüllte. Daraus erschollen die furchtbarsten Wehiufevon Verdammten, die von den Teufeln gepe<strong>in</strong>igt wurden. Unddie Teufel suchten auch sie selbst zu packen. Schon hatte siee<strong>in</strong>er ergriffen, da erblickte sie <strong>in</strong> der Ferne die Himmelskönig<strong>in</strong>;aber diese wandte sich von ihr ab, so daß die Nonne fast alleHoffnung aufgab. Aber da sie es so gewohnt war, flehte sie <strong>in</strong>ihrer Not zur seligen Jungfrau: „0 me<strong>in</strong>e Gebieter<strong>in</strong>, heiligeJungfrau Maria, Mutter der Barmherzigkeit <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ziger Trost,komm mir zu Hilfe! Ich b<strong>in</strong> ja de<strong>in</strong>e Magd <strong>und</strong> diente dir treu."Da spricht die selige Jungfrau: „Du gehörst mir nicht, dennleider hast du mich freiwillig verlassen; nun gehörst du dem,dem du gefolgt bist; der mag dich auch befreien." Doch dieNonne betet: „0 Quell der Güte, Rose der Barmherzigkeit, de<strong>in</strong>eHilfe sei mir nahe! Gebieter<strong>in</strong>, errette mich <strong>und</strong> säume nicht,schon öffnet sich über mir der Höllenrachen." Und siehe, <strong>in</strong> demAugenblick, als die Teufel sie fortschleppen wollen, tritt dieMutter der Güte <strong>und</strong> Barmherzigkeit h<strong>in</strong>zu, ergreift sie bei derHand <strong>und</strong> heißt die Teufel weichen. Dann spricht sie: „De<strong>in</strong>böser Willensentschluß hat dich an den Rand der Hölle geführt,<strong>und</strong> du hast es nicht geahnt. Laß ab von dieser sündhaften,ungehörigen Liebe, dann wirst du die Re<strong>in</strong>heit <strong>des</strong> Herzens wiedergew<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> bei Gott Gnade f<strong>in</strong>den." In diesem Augenblickeerwachte die Nonne. Draußen vor der Tür aber warteten dieBoten, die sie fortführen sollten. Doch sie spricht zu ihnen:„Weichet von mir, ihr Diener <strong>des</strong> To<strong>des</strong>; nicht Gottes, sondern<strong>des</strong> Teufels Knechte seid ihr." Da g<strong>in</strong>gen jene entrüstet fort.Sie aber erzählte alles ihren Eltern, kehrte <strong>in</strong>s Kloster zurück<strong>und</strong> machte <strong>in</strong> heilsamer Buße wieder gut, was sie gefehlt hatte.


8775.Wie Paschasius se<strong>in</strong>en Widerstand gegen Papst Symmachusbüsste.Paschasius, Diakon <strong>des</strong> päpstlichen Stuhles, e<strong>in</strong> Mann vontadellosem Lebenswandel <strong>und</strong> überaus freigebig, der streng gegensich selbst war, nahm die Partei <strong>des</strong> Laurentius gegen Symmachusbei der Papstwahl <strong>und</strong> hielt hartnäckig daran fest, obschon darunterdie E<strong>in</strong>heit der Kirche Schaden litt. Und das tat er, ohnedaß er das Bewußtse<strong>in</strong> hatte, etwas Unrechtes zu tun, auch nachdemSymmachus <strong>in</strong> der Papstwahl Sieger geblieben war. AlsPaschasius gestorben war, wurde sogar e<strong>in</strong> Besessener durch dieBerührung der Dalmatica, die auf se<strong>in</strong>er Bahre lag, geheilt.Nach e<strong>in</strong>iger Zeit wurde e<strong>in</strong> Bischof, Germanus mit Namen, krank.Auf den Rat se<strong>in</strong>er Ärzte suchte er e<strong>in</strong> Bad auf, um e<strong>in</strong>e Badekurzu machen. Dort sieht er <strong>in</strong> den heißen Wassern die <strong>und</strong>eutlichenZüge <strong>des</strong> Paschasius, <strong>und</strong> erstaunt fragt er, was erhier mache. Dieser antwortet: „Ich b<strong>in</strong> hierher von Gott verbannt,weil ich für Laurentius gegen Symmachus Partei ergriff'.Ich bitte dich, bete für mich; <strong>und</strong> wenn du wiederkommst <strong>und</strong>mich hier nicht mehr f<strong>in</strong><strong>des</strong>t, dann wisse, daß ich erlöst b<strong>in</strong>."Germanus tat nach se<strong>in</strong>em Geheiß, <strong>und</strong> so wurde Paschasius erlöst.Daß aber der Besessene durch die Berührung se<strong>in</strong>es Gewan<strong>des</strong>geheilt wurde, während doch zu gleicher Zeit die Seele<strong>des</strong> Paschasius ihre Strafe erduldete, das beweist, daß Gott se<strong>in</strong>eguten Werke bei den Menschen nicht verborgen lassen <strong>und</strong> unterihnen nicht e<strong>in</strong>e Handlung als Schuld kennzeichnen wollte, diePaschasius selbst nicht dafür hielt; denn da er gerecht gehandelthatte, sollte se<strong>in</strong> Andenken gesegnet bleiben auf Erden.j76.Von dreiBl<strong>in</strong>den.Drei Bl<strong>in</strong>de kamen zu e<strong>in</strong>em Kirchenfeste <strong>und</strong> setzten sichvor die Kirchtür <strong>und</strong> bettelten um Almosen. Da traf es sich,daß der Bischof die Kirche besuchen wollte. Und er hörte, alser vorüberg<strong>in</strong>g, wie sich die drei gegenseitig nach der Ursacheihrer Bl<strong>in</strong>dheit fragten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Vertrag schlössen, daß der, der


88es nicht erzählen wollte, e<strong>in</strong>en Groschen zum Vertr<strong>in</strong>ken hergebensollte. Wie der Bischof das hörte, gab er se<strong>in</strong>en Dienern e<strong>in</strong>Zeichen, daß sie schweigen sollten. Lange g<strong>in</strong>gen die Sticheleienh<strong>in</strong> <strong>und</strong> her, bevor e<strong>in</strong>er von ihnen erzählen wollte. Dann begannder e<strong>in</strong>e: „Ich habe viel auf dem Dung arbeiten müssen,<strong>und</strong> der Dunst hat mich vollständig geblendet." Als die anderndas hörten, wollten sie nicht erzählen, entweder weil sie <strong>in</strong>folgee<strong>in</strong>es schweren Verbrechens bl<strong>in</strong>d geworden waren, oder aus e<strong>in</strong>emanderen Gr<strong>und</strong>e. Doch der erste machte sie auf ihren Vertragaufmerksam, <strong>und</strong> so begann der zweite nach langem Schweigen :„Ich war e<strong>in</strong> Mann, kräftig an den Gliedern wie e<strong>in</strong> Wildeber;so g<strong>in</strong>g ich mit Schwert <strong>und</strong> Lanze bewaffnet <strong>in</strong> den Wald <strong>und</strong>tötete alle, denen ich begegnete, alle<strong>in</strong> <strong>und</strong> beraubte sie. E<strong>in</strong>staber griff ich e<strong>in</strong>en Jüngl<strong>in</strong>g an, der gewandt <strong>und</strong> kräftig war,<strong>und</strong> dieser warf mich durch se<strong>in</strong>e Geschicklichkeit zur Erde. Alser mich aber erstechen wollte, flehte ich ihn an, er solle mirdafür die Augen ausreißen. Das tat er auch, <strong>und</strong> so b<strong>in</strong> ichbl<strong>in</strong>d geworden." Der dritte aber hatte e<strong>in</strong>e noch schändlichereTat auf dem Gewissen <strong>und</strong> wollte sie auf ke<strong>in</strong>en Fall erzählen;auch der Vertrag, den sie vorher abgeschlossen hatten, konnte ihndazu nicht bewegen. Endlich aber ließ er sich durch die Bitten<strong>und</strong> Drohungen se<strong>in</strong>er Genossen bestimmen <strong>und</strong> erzählte folgen<strong>des</strong> :„Ich kannte e<strong>in</strong>en Bürger, der sehr reich war; der hatte e<strong>in</strong>ee<strong>in</strong>zige Tochter, die re<strong>in</strong>en Herzens war <strong>und</strong> das Gelübde getanhatte, als Jungfrau zu leben, die frommen Verkehr pflegte <strong>und</strong>fleißig dem Gebete oblag. Diese Jungfrau war so schamhaft,daß sie nie zuließ, daß man an ihr e<strong>in</strong>e unbedeckte Stelle sah.Und als sie alt genug geworden war, hoffte sie all das, was siewünschte, <strong>in</strong> dem Kloster zu f<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> dem sie bisher verkehrthatte. Ihr Vater aber, der sie <strong>in</strong>nig liebte, hoffte, sie wür<strong>des</strong>e<strong>in</strong>e Erb<strong>in</strong> werden <strong>und</strong> er sich durch ihre Verheiratung e<strong>in</strong>flußreicheFre<strong>und</strong>e erwerben; denn sie war fast heiratsfähig. KurzeZeit darauf aber starb sie; <strong>und</strong> der Vater schmückte sie zumBegräbnis, als wenn es ihre Hochzeit wäre, kleidete sie <strong>in</strong> kostbareGewänder aus Seide <strong>und</strong> L<strong>in</strong>nen, schmückte sie mit goldenenR<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em goldenen Kranze <strong>und</strong> ließ sie so <strong>in</strong> jenemKloster beisetzen. Das sah ich. In der Nacht aber nahm ichGrabwerkzeuge, durchgrub die Mauer <strong>und</strong> grub sie aus, nahm


89ihr all ihre Schmucksachen bis auf das seidene Hemd weg <strong>und</strong>g<strong>in</strong>g fort. Bald aber bereute ich, daß ich ihr nicht auch dasHemd geraubt hatte. Und ich kehrte um <strong>und</strong> wollte es tun.Doch da richtete sich die Tote jäh auf <strong>und</strong> fuhr mich mit hartenWorten an: »Unglücklicher, war es dir nicht genug, daß du allme<strong>in</strong>e Schmucksachen ungeh<strong>in</strong>dert rauben konntest? Willst dumich auch noch entblößen, da ich doch noch nie e<strong>in</strong>em Menschenerlaubt habe, an mir e<strong>in</strong>e Blöße zu sehen?« Damit streckte sieungestüm zwei F<strong>in</strong>ger aus <strong>und</strong> riß mir beide Augen aus. Und<strong>in</strong> höchster Bestürzung suchte ich geblendet das Weite, ohne daßich etwas mitgenommen hätte." Der Bl<strong>in</strong>de schwieg; der Bischofaber hatte alles gehört.77.Wie der Teufel e<strong>in</strong>en Maler aus dem Stock rettete.E<strong>in</strong> Mönch hatte zur Gewohnheit,den Teufel immer so häßlichzu malen, wie er nur konnte. Dieser aber bat ihn wiederholt,er solle das bleiben lassen. Doch der Mönch ließ es nicht. Dagab der Teufel e<strong>in</strong>er ehrbaren <strong>und</strong> schönen Frau den Gedankene<strong>in</strong>, sie solle sich e<strong>in</strong> Buch schreiben lassen. Und als sie jemandenzur Ausmalung <strong>des</strong> Buches brauchte, wandte sie sich an jenenMönch. Wie diese beiden mite<strong>in</strong>ander verhandelten, kam derTeufel <strong>und</strong> reizte sie beide zu sündhafter Liebe. Und sie verabredetene<strong>in</strong> Stelldiche<strong>in</strong>, wo sie sich auch trafen. Doch derTeufel ist auch da <strong>und</strong> verprügelt den Mönch, während das Weibvon Bekannten heimgeholt wird. Der Mönch aber wird, nachdemer se<strong>in</strong>e Prügel erhalten hat, <strong>in</strong> den Stock gelegt, wo er die Nachtzubr<strong>in</strong>gt. Da verspricht er dem Teufel, wenn er ihm helfe, wolleer ihn nie wieder häßlich malen. Und dieser kommt, befreit ihnaus dem Stocke <strong>und</strong> setzt sich selbst <strong>in</strong> der Gestalt <strong>des</strong> Mönchesan <strong>des</strong>sen Stelle. Am Morgen wird er abgeurteilt <strong>und</strong> auf dieRichtstätte geschleppt. Doch da verschw<strong>in</strong>det er. Man machtdem Abte Vorwürfe wegen se<strong>in</strong>es Mönches, doch der sagt, erwisse um nichts, se<strong>in</strong>e Mönche seien alle am Morgen <strong>in</strong> derKirche zur Stelle gewesen.


9078.Von e<strong>in</strong>em Geizigen, der sterbend se<strong>in</strong> Geld bewe<strong>in</strong>te.Eil) Geizhals lag im Sterben. Da rief er den Pfarrer, daßer die Kommunion brächte. Der Pfarrer kommt <strong>und</strong> f<strong>in</strong>det ihnlaut we<strong>in</strong>end; da denkt er, daß er aus Schmerz über se<strong>in</strong>e Sündensolche Tränen vergießt. Der Geizhalz stirbt <strong>und</strong> wird begraben.Nun lag aber das Haus <strong>des</strong> Pfarrers neben dem Kirchhofe. Undals der Pfarrer e<strong>in</strong>es Nachts wach ist, hört er auf dem Kirchhofee<strong>in</strong>e Stimme, die ruft: „Weh mir, daß ich je geboren b<strong>in</strong>! Verfluchtsei der Tag, an dem ich zur Welt kam, <strong>und</strong> die St<strong>und</strong>e,<strong>in</strong> der ich empfangen ward!" Da erschrickt der Pfarrer gewaltig<strong>und</strong> geht h<strong>in</strong>unter zum Kirchhofe, um zu sehen, was das sei.Und er sieht, wie aus dem Grabe jenes Geizhalses Flammen hervorschlagen,<strong>und</strong> hört den Toten selbst, der verdammt ist, jämmerlichrufen: „Wehe, Wehe, Wehe!" Und der Pfarrer fragt: „Bistdu jener, den wir erst gestern vor drei Tagen begraben haben?"Der Tote antwortet: „Ich b<strong>in</strong> der Unselige, den du begraben hast."Da fragte der Pfarrer: „Welcher Art s<strong>in</strong>d die Qualen, die dulei<strong>des</strong>t, da du doch vor de<strong>in</strong>em Tode so zerknirscht gewesen bist,daß ich hoffte, daß du <strong>in</strong> den Himmel kommen wür<strong>des</strong>t?" DerVerdammte antwortete: „Du hast geglaubt, daß ich me<strong>in</strong>e Sündenbewe<strong>in</strong>te, als du mich im Sterben we<strong>in</strong>en sahst. Sicherlich, <strong>des</strong>wegenvergoß ich ke<strong>in</strong>e Tränen, sondern weil ich wußte, daßme<strong>in</strong> Weib e<strong>in</strong>en anderen Mann nehmen <strong>und</strong> mit ihm all me<strong>in</strong>Gut vergeuden würde. Deswegen we<strong>in</strong>te ich, <strong>und</strong> aus ke<strong>in</strong>emandern Gr<strong>und</strong>e." Der Pfarrer erschrak, als er dies hörte; denner hatte geglaubt, daß er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er letzten St<strong>und</strong>e se<strong>in</strong>e Sündenbewe<strong>in</strong>t hätte. So glauben solche unseligen Leute die Priester zutäuschen, aber schließlich s<strong>in</strong>d sie selbst die Betrogenen.79.Gregoriusauf dem Ste<strong>in</strong>.E<strong>in</strong> König hatte e<strong>in</strong>en Sohn <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Tochter, die sich sehrlieb hatten. Als sie noch kle<strong>in</strong> waren, wollten sie nie ohne e<strong>in</strong>anderschlafen gehen. Etwa im siebenten Jahre oder etwas späterzeigte sich bei ihnen die Neigung, nur mite<strong>in</strong>ander zu spielen.


91Der Vater <strong>und</strong> die Mutter starben, <strong>und</strong> mit der Zeit kamen sie<strong>in</strong> das Alter, daß der Jüngl<strong>in</strong>g die Regierung selbst übernehmenkonnte. Da begann er mit se<strong>in</strong>er Schwester sündhaften Verkehr;<strong>und</strong> als sie fühlte, daß sie e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d bekommen sollte, wandte siesich um Rat an e<strong>in</strong>e Diener<strong>in</strong>. Diese bot ihr ihre Hilfe an.Nach der Niederkunft machten sie e<strong>in</strong>en Kahn zurecht, legtendas K<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>und</strong> gaben ihm Silber <strong>und</strong> Gold <strong>in</strong> Menge <strong>und</strong>kostbare Gewänder mit. Außerdem legten sie zwei Tafeln h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>,die die Worte enthielten: Me<strong>in</strong> Vater ist me<strong>in</strong> Onkel, me<strong>in</strong>eMutter me<strong>in</strong>e Tante. Dieses aber taten sie, damit man die vornehmeAbkunft <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> erkennen könne, wenn der Kahn ansLand trieb <strong>und</strong> gef<strong>und</strong>en würde; denn das Gold <strong>und</strong> die Kleiderbewiesen se<strong>in</strong>e vornehme Herkunft. Der Kahn wurde von Fischerngef<strong>und</strong>en. Der Abt, dem der Hafen gehörte, wo er ans Landtrieb, sah es <strong>und</strong> kam heran. Und als er den Knaben mit denkostbaren Gewändern erblickt <strong>und</strong> die Tafeln gelesen hatte, handelteer dem Inhalt der Tafeln entsprechend. Auf ihnen stand nämlich,man solle dem K<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>e königliche Erziehung zuteil werdenlassen <strong>und</strong> es e<strong>in</strong>em vornehmen Berufe zuführen. Der Abt tauftedas K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> gab ihm den Namen Gregorius. Dann gab er ese<strong>in</strong>er Bäuer<strong>in</strong> <strong>in</strong> Pflege. Später besuchte der Knabe die Schule<strong>und</strong> machte gute Fortschritte. E<strong>in</strong>es Tages aber geriet er mitden Bauernjungen <strong>in</strong> Streit, <strong>und</strong> zwar hauptsächlich mit demSohne jenes Bauern, <strong>des</strong>sen Weib ihn aufgezogen hatte. Gregoriusaber war der Me<strong>in</strong>ung, daß dieser Bauernknabe se<strong>in</strong> Bruder sei;der jedoch warf ihm vor, er sei e<strong>in</strong> uneheliches K<strong>in</strong>d. DieserVorwurf stimmte ihn unendlich traurig, <strong>und</strong> er behielt ihn imGedächtnis, so daß ihn der Abt lange nicht beruhigen konnte.Endlich aber gelang es ihm. Doch als Gregorius größer gewordenwar, sprach er zu dem Abte: „Herr, wenn ich Griffel <strong>und</strong> Tafelergreife, dann kommt es mir immer vor, als ob mir e<strong>in</strong>e Lanze<strong>in</strong> der Hand besser anstehen möchte." Was braucht's vielerWorte! Gregorius drang <strong>in</strong> den Abt, ihm den wahren Sachverhaltzu offenbaren. Denn er hatte wohl bemerkt, daß der Bauernknabe,der ihn beschimpft hatte, ihm an Körper <strong>und</strong> Geist sehrunähnlich <strong>und</strong> hier<strong>in</strong> dem alten Bauern viel ähnlicher war. Sooffenbarte ihm schließlich der Abt se<strong>in</strong>e Herkunft <strong>und</strong> den Inhaltder Tafeln, die er aufbewahrt hatte, <strong>und</strong> ließ ihn im Ritterstande


92ausbilden. Und er legte e<strong>in</strong> so edles Wesen an den Tag, daß ersich bei allen beliebt machte. Es geschah aber, daß der Vater<strong>des</strong> Gregorius der König, starb <strong>und</strong> die Mutter auf das ärgstevon e<strong>in</strong>em Vornehmen bedrängt <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stadt belagert wurde.Als Gregorius von der Bedrängnis jener König<strong>in</strong> K<strong>und</strong>e erhielt,sammelte er, um sich im Kampfe zu üben, Eitter um sich <strong>und</strong>ritt, nachdem er über die Angelegenheit nähere Nachrichten erhaltenhatte, <strong>in</strong> jene Stadt, <strong>in</strong> der die König<strong>in</strong> belagert wurde, umsie zu verteidigen. Auf ihre Bitten kämpft er mit jenem Vornehmen,stößt ihn nieder <strong>und</strong> beendet so den Krieg. Da bestürmenalle Vornehmen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> die König<strong>in</strong> mit Bitten, sie sollediesen unbegüterten Kitter zum Gemahl nehmen. Und auf den Ratihrer Ritter reichte sie endlich auch Gregorius ihre Hand, obgleichsie selbst gegen diesen B<strong>und</strong> Abneigung empfand. Daß aber der,dem sie nun ihre Liebe schenkte, ihr eigener Sohn war, das ahntesie nicht. Der Ritter aber betrachtete oft se<strong>in</strong>e Tafeln, <strong>und</strong> je<strong>des</strong>malwe<strong>in</strong>te er dabei <strong>und</strong> verbarg sie dann wieder. Das bemerktee<strong>in</strong>e Magd; doch zunächst schwieg sie davon. E<strong>in</strong>mal aber, alssie bei ihrer Herr<strong>in</strong> saß, erzählte sie auch von den Tränen ihresHerrn <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Tafeln <strong>und</strong> holt diese herbei. Die König<strong>in</strong> liestsie <strong>und</strong> gerät <strong>in</strong> solche Verzweiflung, daß sie ihre Kleider zerfetzt<strong>und</strong> sich die Haare ausreißt. Alsbald wird der König, der aufder Jagd ist, zurückgeholt. Auf den Befehl der König<strong>in</strong> läßt erdie ganze Umgebung aus dem Zimmer gehen. Nun forscht erdie König<strong>in</strong> aus, <strong>und</strong> sie gesteht ihm, daß sie se<strong>in</strong>e Mutter ist,<strong>und</strong> erzählt ihm alles. Wie der König hört, daß er ihr Sohnsei, stürzen ihm die Tränen aus den Augen, <strong>und</strong> er zerreißt se<strong>in</strong>eKleider. Er entsagt allem Besitz, <strong>und</strong> ohne alle Mittel entweichter heimlich durch das Fenster <strong>und</strong> flieht mit dem Vorsatze, dieganze Zeit se<strong>in</strong>es Lebens Buße zu tun. Inzwischen kommt dasGefolge <strong>in</strong>s Zimmer der König<strong>in</strong> zurück <strong>und</strong> tröstet sie. Von daan lebt sie als Witwe <strong>in</strong> beständiger Buße. Der König Gregoriusaber kam ans Meer,wo ihn e<strong>in</strong> Fischer unter Schmähworten fragte,was er da wolle. Und er erwiderte, er sei entschlossen, se<strong>in</strong>Leben <strong>in</strong> strengster Buße zu verbr<strong>in</strong>gen. Da zeigt ihm der Fischerim Meere e<strong>in</strong>en Felsen. Gregorius fragt ihn, ob er ihn darauf<strong>in</strong> Fesseln legen wolle. Dieser tut es, <strong>und</strong> nachdem er die Fußfesselngeschlossen hat, wirft er den Schlüssel <strong>in</strong>s tiefe Meer mit


93den Worten: „Wenn dieser Schlüssel wiedergef<strong>und</strong>en wird, sollstdu de<strong>in</strong>er Buße ledig se<strong>in</strong>." Zu derselben Zeit stirbt der Papst,<strong>und</strong> als man vor der Wahl <strong>des</strong> neuen Papstes den heiligen Geistangerufen hat, — das war damals Sitte wie noch heut — daoffenbart den Kard<strong>in</strong>älen e<strong>in</strong>e Stimme: „Gregorius, der Sünder,soll Papst se<strong>in</strong>." Alsbald sucht man überall nach ihm, <strong>und</strong> sokommen die Ausgesandten auch zu jenem Fischer. Und als siediesem ause<strong>in</strong>andersetzen, was <strong>und</strong> wen sie suchen, antwortet erihnen: „Ich habe e<strong>in</strong>en Mann an jener Klippe angefesselt, derdort Buße tun wollte; vielleicht ist das der Gesuchte." VollFreude wollen ihn die Gesandten sehen. Doch der Fischer spricht:„Esset zunächst e<strong>in</strong> Stück Brot bei mir." Uud er läßt Fische<strong>und</strong> We<strong>in</strong> br<strong>in</strong>gen. Als er aber e<strong>in</strong>en Fisch ausnimmt, da f<strong>in</strong>deter den Schlüssel zu den Fußfesseln, den er <strong>in</strong>s Meer geworfenhat, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>geweiden. Da ruft er: „Nun ist se<strong>in</strong>e Bußevollendet." Er zeigt dem Gregorius den Schlüssel <strong>und</strong> löst se<strong>in</strong>eFesseln. Auf die Anrede der Gesandten aber erwidert Gregorius:„Me<strong>in</strong> Gott, de<strong>in</strong> Wille geschehe." Nun wird er nach Rom geleitet<strong>und</strong> wird dort Papst. Und er war so milde gegen dieSünder, daß der Ruf von se<strong>in</strong>er w<strong>und</strong>erbaren Barmherzigkeit durchdie ganze Welt drang. So hörte auch die König<strong>in</strong>, se<strong>in</strong>e Mutter,davon, <strong>und</strong> sie suchte ihn auf. Er hört ihre Beicht, ohne zuwissen, daß er ihr Gatte <strong>und</strong> Sohn ist. Als er das aber ausdem Bekenntnis der König<strong>in</strong> erfährt, da erkennen sie sich beidewieder. Und er weist se<strong>in</strong>er Mutter e<strong>in</strong>en Aufenthalt nicht weitvon sich an <strong>und</strong> sucht sie oft auf, um sie zu trösten. Und sohaben sie beide um ihrer Buße willen Gnade gef<strong>und</strong>en.80.Wie St. Andreas e<strong>in</strong>em Greise die Beicehrung erflehte.E<strong>in</strong> Greis mit Namen Nikolaus kam e<strong>in</strong>st zum heiligenAndreas <strong>und</strong> sprach: „Siehe Herr, seit fünfzig Jahren lebe ich<strong>in</strong> Sünden der Wollust.E<strong>in</strong>es Tages aber ergriff ich e<strong>in</strong> Evangelienbuch<strong>und</strong> bat den Herrn, er möchte mich durch dieses Buch zue<strong>in</strong>em enthaltsamen Leben führen; doch nach kurzer Zeit kamdie Begehrlichkeit über mich, <strong>und</strong> sofort begab ich mich auf denWeg, um wie gewohnt zu sündigen. Und von der Leidenschaft


94entflammt trat ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong> verrufenes Haus, ohne an das Evangeliumzu denken, das ich bei mir trug. Aber als mich die Dirne erblickte,rief sie: „Geh h<strong>in</strong>aus, Greis, denn der Engel <strong>des</strong> Herrnist mit dir! Berühre mich nicht, tritt hier nicht e<strong>in</strong>, denn ichsehe, daß Gott an dir W<strong>und</strong>er tut." Da wurde ich bestürzt, alsich die Dirne so reden hörte; denn ich er<strong>in</strong>nerte mich, daß ichdas Evangelium bei mir trug. Nun möge, heiliger Apostel, de<strong>in</strong>Gebet für mich Gnade erflehen bei dem Herrn." Als der heiligeAndreas dies vernahm, begann er zu we<strong>in</strong>en, <strong>und</strong> er betete aufse<strong>in</strong>en Knien von der dritten bis zur neunten St<strong>und</strong>e. Dannstand er auf <strong>und</strong> sprach: „Ich will nicht essen, bis ich weiß,daß sich der Herr dieses Greises erbarmt." Und als er langegefastet hatte, kam e<strong>in</strong> Engel zu Andreas <strong>und</strong> sprach: „Du hasterreicht, was du für diesen Mann erfleht hast. Doch so wie dudich durch Fasten gequält hast, so soll er sich selbst durchFasten abtöten, <strong>und</strong> er ist gerettet." Und so fastete der Greissechs Monate lang bei Wasser <strong>und</strong> Brot, <strong>und</strong> dann führte ere<strong>in</strong> Leben voll guter Werke <strong>und</strong> verschied <strong>in</strong> Frieden. Die Stimme<strong>des</strong> Greises aber rief dem Heiligen vom Himmel zu: „Durch de<strong>in</strong>Gebet hab ich die Gnade, die ich verloren hatte, wiedererlangt."81.Von e<strong>in</strong>em Geistlichen der mit e<strong>in</strong>er Dirne lebte.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong> Pfarrer, der Albertus hieß. Dieser war sehrweltlich ges<strong>in</strong>nt, <strong>und</strong> so wollte er nicht mehr Albertus heißen,sondern nannte sich Konradus. Er lebte aber mit e<strong>in</strong>er Dirnezusammen, gleich als wenn er mit ihr verheiratet wäre. Um ihnaus diesem Sündenschmutz zu führen, schickte ihm der barmherzigeGott e<strong>in</strong>e schwere Krankheit. Alsbald entließ der Geistliche dieDirne, beichtete <strong>und</strong> führte e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es Leben. Allmählich wurdeer ges<strong>und</strong>, aber wenn er vorher reich gewesen war, so verarmteer jetzt, <strong>und</strong> der Teufel gab ihm den Gedanken e<strong>in</strong>, das sei <strong>des</strong>wegen,weil er die Dirne entlassen hätte, die sehr haushälterischdie Wirtschaft geführt hätte. Und so nahm er sie wieder zu sich,<strong>und</strong> der Wohlstand kehrte zurück. Doch der Herr schlug ihnvon neuem mit Krankheit, <strong>und</strong> wieder entließ er die Dirne <strong>und</strong>verarmte wie vorher; aber wieder brach er se<strong>in</strong> Gelübde, sich zu


95bessern, <strong>und</strong> nahm das Weib zum dritten Male zu sich. Da sahder Priester e<strong>in</strong>es Tages e<strong>in</strong>e ungeheure Schar von Teufeln mitlautem Geschrei auf sich zukommen, aus deren Nase <strong>und</strong> OhrenFeuerflammen hervorbrachen, <strong>und</strong> der Teufel, der die anderenführte, sprach zu ihm: „Du verlogenster, abscheulichster derMenschen, <strong>des</strong>sen Sünde wie e<strong>in</strong>st die der Sodomiten zum Himmelgestiegen ist, ich komme mit me<strong>in</strong>en Gefährten, um dir die Seeleherauszureißen, <strong>und</strong> werde dich <strong>in</strong> ewigen Flammen pe<strong>in</strong>igen, <strong>und</strong>de<strong>in</strong>e Qual wird immer mehr zunehmen. Sag mir, wie hast dudas Gelübde de<strong>in</strong>er Taufe gewahrt, <strong>in</strong> der dir Nachlaß all de<strong>in</strong>erSünden gewährt wurde? Seit de<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dheit hast du zahlloseSünden begangen, die ich dir nicht e<strong>in</strong>geredet habe, <strong>und</strong> de<strong>in</strong>ganzes Leben lang hast du dich so gottlos benommen, daß dumit Recht als Sohn <strong>des</strong> Teufels betrachtet wirst. So bist duwürdig, mit uns den Kelch der ewigen Verdammnis zu tr<strong>in</strong>ken.Das Talent, das du vom Herrn erhieltst, hast du <strong>in</strong> die Erdevergraben, denn immer hast du nur de<strong>in</strong>en Vorteil gesucht, <strong>und</strong>um de<strong>in</strong>e dir anvertraute Geme<strong>in</strong>de hast du dich nicht gekümmert;<strong>und</strong> während du sie von Amtswegen vor den Wölfen schützensolltest, bist du selbst schlimmer als e<strong>in</strong> Wolf gewesen; denn duhast viele durch de<strong>in</strong> ärgerniserregen<strong>des</strong> Leben verdorben. Sieh,da liegen vor dir die K<strong>in</strong>der, die ohne Taufe sterben mußten, mitjenen, die ke<strong>in</strong>e heilige Ölung erhielten <strong>und</strong> ohne Beichte <strong>und</strong>Wegzehrung gestorben s<strong>in</strong>d. Sie alle s<strong>in</strong>d zur Hölle h<strong>in</strong>abgestiegendurch de<strong>in</strong>e Schuld. Sieh die Lichter, die dir <strong>in</strong> de<strong>in</strong>emVerderben geleuchtet haben,Sünden s<strong>in</strong>d es <strong>und</strong> Ausschweifungen."Als das der Pfarrer hörte, bat er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Schrecken, man sollealsbald aus der Kirche se<strong>in</strong>e Stola <strong>und</strong> den Eeliquienschre<strong>in</strong> herbeibr<strong>in</strong>gen.Und er legt die Stola um <strong>und</strong> setzt den Schre<strong>in</strong> aufse<strong>in</strong>e Brust. Da wird der Teufel wütend <strong>und</strong> ruft: „0 du verruchterMensch, voll von Verbrechen, die Stola <strong>und</strong> der Schre<strong>in</strong>schrecken mich nicht. Die Himmel werden de<strong>in</strong>e Frevel ofl^nbareUjdie Erde wird aufstehen gegen dich, weil du dich niclitscheust, die Stola um de<strong>in</strong>en Hals zu legen, den du so oft befleckthast durch die Umarmungen der Dirnen, <strong>und</strong> den Schre<strong>in</strong>auf die Brust zu legen, die die Wohnung aller Laster ist. Ichwerde von hier nicht weichen, bis ich dir de<strong>in</strong>e Seele entrissenhabe <strong>und</strong> sie <strong>in</strong> das ewige Feuer schleppen kann, wo du erfahren


96sollst, wie schlimm es ist, wenn man den Geboten <strong>des</strong> Herrnnicht gehorcht." Der Priester hört das alles. Da gelobt er, <strong>in</strong> denZisterzienserorden e<strong>in</strong>zutreten, damit ihn Gott vor der Verdammungerrette. Als das der Teufel merkt, ruft er alsbald brüllend: „Wieunerforschlich ist das Gericht <strong>des</strong> Herrn! Dieser Mensch hier,der wegen se<strong>in</strong>er Frevel zur ewigen Pe<strong>in</strong> verurteilt war, entgehtunseren Händen, weil er nur e<strong>in</strong>en Augenblick Buße getan hat."Mit diesen Worten verschwand der Teufel. Der Priester aberwurde ges<strong>und</strong>, trat <strong>in</strong> den Orden e<strong>in</strong> <strong>und</strong> wurde e<strong>in</strong> Diener Gottes.82.Wie Maria e<strong>in</strong>em Bl<strong>in</strong>den das Augenlicht gab.Man liest <strong>in</strong> der Kirchengeschichte, daß e<strong>in</strong> Bl<strong>in</strong>dgeboreneroft mit den Juden <strong>und</strong> Häretikern wegen <strong>des</strong> katholischen Glaubens<strong>in</strong> Streit geriet .<strong>und</strong> sie widerlegte. Daher wurde er von ihnenoft geschmäht, er sei mit ewiger Bl<strong>in</strong>dheit geschlagen, sonst würdeer nicht e<strong>in</strong>em Gotte dienen, der ihm das Augenlicht nicht zugeben vermöge. Deshalb forderte er von ihnen e<strong>in</strong>e Frist, umihnen ihre Verblendung erweisen zu können, denn er vertrautedarauf, daß er mit Gottes <strong>und</strong> der Jungfrau Maria Hilfe über sieden Sieg davontragen würde. Und auch der heilige Bonifacius,der damals Papst war, nimmt sich <strong>des</strong> Bl<strong>in</strong>den an <strong>und</strong> befiehltse<strong>in</strong>en Christen, drei Tage zu fasten <strong>und</strong> reichlich Almosen zuspenden. Das tun sie auch. Dann werden die Parteien zusammengerufen,der Bl<strong>in</strong>de tritt <strong>in</strong> ihre Mitte <strong>und</strong> s<strong>in</strong>gt dreimal dieWorte: „Freu dich, Jungfrau Maria" mit dem Verse, der dazu gehört,<strong>und</strong> auf der Stelle wird er vor aller Augen sehend.Durch diesesW<strong>und</strong>er wurden viele Juden bekehrt. Und seit jenem Ereignissewurde es <strong>in</strong> Rom Sitte, zum Andenken an den heiligen Bonifacius<strong>und</strong> an das große W<strong>und</strong>er täglich zu Ehren der seligen JungfrauMaria diese Verse zu s<strong>in</strong>gen.83.Von e<strong>in</strong>em Schüler, den die Juden töteten.In e<strong>in</strong>er Kirche war es Vorschrift, daß dort täglich die Verse :„Freu dich, Jungfrau Maria, die du alle Irrlehren besiegst usw."zu s<strong>in</strong>gen, <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Schüler, der e<strong>in</strong>e w<strong>und</strong>erbare Stimme besaß,


97war damit beauftragt. E<strong>in</strong>st aber gehen Juden an der Kirchevorbei <strong>in</strong> ihren We<strong>in</strong>berg. Da hören sie <strong>in</strong> dem Gesänge jenenVers: „Es werde zuschanden der unselige Jude." Das ärgertsie, <strong>und</strong> sie locken den Schüler vorsichtig <strong>in</strong> den We<strong>in</strong>berg <strong>und</strong>ermorden ihn. Doch als die Juden fortgegangen s<strong>in</strong>d, kommtdie selige Jungfrau <strong>und</strong> erweckt den Knaben <strong>und</strong> befiehlt ihm,von neuem unerschrocken ihr Lob zu s<strong>in</strong>gen. Wie nun die Judenwieder die Stimme <strong>des</strong> Knaben hören, da sprechen sie voll Erstaunenzue<strong>in</strong>ander: „Wie kommt es, wir hören den Knaben, denwir getötet haben? Nun lebt er wieder!" Da erzählt der Knabe,wie er von den Händen der Juden getötet <strong>und</strong> von der König<strong>in</strong>der Barmherzigkeit wieder vom Tode erweckt worden ist. Undviele Juden wurden durch das W<strong>und</strong>er zum wahren Glauben bekehrt<strong>und</strong> sagten Lob <strong>und</strong> Preis der seligen Jungfrau Maria.84.Wie e<strong>in</strong>em Mönche die sieben Freuden Marias offenbart wurden.Es lebte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Mönch, der aus Verehrung für die seligeJungfrau e<strong>in</strong> Versgebet zu den Freuden Marias verfaßte <strong>und</strong> mitgrößter Andacht diese Freuden im Gebete betrachtete, nämlichdie Freude, die sie hatte bei der Verkündigung, bei der Geburt,bei der Auferstehung, bei der Himmelfahrt Christi <strong>und</strong> bei ihrer'eigenen Aufnahme <strong>in</strong> den Himmel. Diesem Mönche erschiene<strong>in</strong>st die selige Jungfrau <strong>und</strong> sprach: „Warum macht dir nurdie Betrachtung der Freuden, die ich e<strong>in</strong>stens genoß, Vergnügen,warum denkst du nicht an die, die mir jetzt bereitet s<strong>in</strong>d? Lobemich wegen dieser Freuden, <strong>und</strong> dann wirst du me<strong>in</strong>em Sohnewohlgefällig se<strong>in</strong>. Die erste Freude ist, daß der Thron <strong>und</strong> dieFülle me<strong>in</strong>es Kuhmes den Kuhm aller Engel,Erzengel <strong>und</strong> Heiligenübersteigt. Die zweite ist, daß sowie durch die Sonne der Tag,durch mich das ganze himmlische Herr erleuchtet wird <strong>und</strong> sicham Glänze me<strong>in</strong>er Gegenwart erfreut. Die dritte ist, daß miralle Himmelsbürger gehorchen <strong>und</strong> mich staunend verehren alsdie Mutter <strong>des</strong> höchsten Königs. Die vierte ist, daß der Wille<strong>des</strong> höchsten Gottes e<strong>in</strong>s ist mit dem me<strong>in</strong>igen <strong>und</strong> mir die heiligeDreie<strong>in</strong>igkeit <strong>in</strong> Huld <strong>und</strong> Güte gewährt, was me<strong>in</strong>em Willen ge-Klapper, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 7


98nehm ist. Die fünfte ist, daß all me<strong>in</strong>en Dienern auf Erden <strong>und</strong>im Himmel der Lohn wird, den ich ihnen bestimme. Die sechsteist, daß ich, erhöht über alle Chöre der Engel, durch e<strong>in</strong>e besondereGnade <strong>des</strong> heiligen Geistes das Vorrecht erhalten habe,der Dreie<strong>in</strong>igkeit zunächst zu se<strong>in</strong>. Die siebente ist, daß ich gewißse<strong>in</strong> kann, daß me<strong>in</strong> Ruhm nicht abnehmen wird <strong>in</strong> Ewigkeit."85.Von e<strong>in</strong>er Witwe, die an Maria Lichtmess <strong>in</strong> den Himmelentrückt ward.E<strong>in</strong>e Witwe, die der seligen Jungfrau <strong>in</strong> Frömmigkeit ergebenwar, wohnte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dorfe neben der Kirche. Die Kirchehatte ke<strong>in</strong>en eigenen Priester, sondern der Priester aus dem Nachbardorfekam zweimal <strong>in</strong> der Woche <strong>und</strong> an den Hauptfestenherüber <strong>und</strong> hielt den Gottesdienst. Am Feste Maria Lichtmeßnun hatte sich die Witwe, so gut sie es vermochte, auf die Anhörungder Messe vorbereitet, aber der Priester kam nicht. Daüberkam sie große Traurigkeit, <strong>und</strong> um die St<strong>und</strong>e, wo die Messestattf<strong>in</strong>den sollte, warf sie sich unter Tränen vor dem Altare nieder<strong>und</strong> betete. Da wurde sie im Geiste entrückt <strong>und</strong> sah sich mittenunter den Chören der Engel, <strong>und</strong> vor ihr stand <strong>in</strong> w<strong>und</strong>erbarerSchönheit jener oberste Priester, der Priester <strong>und</strong> Opfer zugleichist, der an Herrlichkeit die Söhne der Menschen überragt, <strong>und</strong> erwar bereit mit se<strong>in</strong>en Dienern, um die Messe zu lesen. Vor ihnwerden Kerzen zur Weihe gebracht, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e feierliche Prozessionmit brennenden Kerzen schließt sich daran. Nach der Kerzenweihewird jedem Anwesenden e<strong>in</strong>e Kerze überreicht. Der Engel, dersie austeilt, aber will an der Witwe vorbeigehen <strong>und</strong> ihr ke<strong>in</strong>eKerze geben, doch die selige Jungfrau macht ihm e<strong>in</strong> Zeichen,<strong>und</strong> die Witwe erhält ihre Kerze, die sie bis zum Ende der Messe<strong>in</strong> den Händen behält. Wie nun die Messe beendet ist <strong>und</strong> derhimmlische oberste Priester den Segen gespendet hat, da gehtder Engel wieder von e<strong>in</strong>em zum andern <strong>und</strong> sammelt die Kerzenwieder e<strong>in</strong>, <strong>und</strong> auch zu der Witwe tritt er, um die ihr gegebeneKerze zurückzuverlangen. Doch diese weigert sich <strong>und</strong> bittet,man möge sie ihr lassen; aber der Engel ergreift die Kerze, um


99sie wegzunehmen. Da faßt die Witwe mit beiden Händen zu <strong>und</strong>hält sie fest, <strong>und</strong> so bekommt der Engel nur den Teil, der ausihren Händen hervorragt, was sie aber <strong>in</strong> den Händen hatte, dasbehält sie. In diesem Augenblicke wacht sie auf. Und was sie<strong>in</strong> den Händen hatte, f<strong>in</strong>det sie wirklich, <strong>und</strong> sie kann sich nichtgenug tun <strong>in</strong> der Betrachtung dieses Kerzenstückes. Voll Freudedankt sie Maria für den Trost, den sie ihr zugedacht hatte, <strong>und</strong>von nun an diente sie ihr noch eifriger als zuvor.86.Wie Maria e<strong>in</strong>en Mönch <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Nonne aus dem Stocl(ebefreite.E<strong>in</strong> Mönch <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Nonne wurden ertappt, als sie mite<strong>in</strong>andersündigten, <strong>und</strong> <strong>in</strong>s Gefängnis gebracht. Da rufen siedie selige Jungfrau, der sie lange gedient haben, an, sie mögesie aus dieser Schmach befreien. Und alsbald befiehlt Maria zweiTeufeln, daß sie sie frei machen <strong>und</strong> dafür sorgen, daß ihre Ehreke<strong>in</strong>en Schaden leidet. Das müssen die Teufel auch tun, <strong>und</strong> sienehmen im Gefängnis die Stelle der beiden Befreiten e<strong>in</strong>. Wienun das Volk herbeiläuft, um sich an ihrem Anblicke zu weiden,f<strong>in</strong>det man die beiden Teufel im Gewände <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Gestalt <strong>des</strong>Mönches <strong>und</strong> der Nonne, <strong>und</strong> doch s<strong>in</strong>d diese beiden wohlbehalten<strong>in</strong> ihren Klöstern! Da w<strong>und</strong>ern sich die, die sie im Gefängnisgesehen haben, gewaltig,<strong>und</strong> schließlich fragt man die Gefangenen,wer sie seien, da doch die, die man gefangengesetzt zu habenglaube, <strong>in</strong> ihren Klöstern seien. Da antworteten die Teufel : „Ihrhabt eben gar nicht jenen Mönch <strong>und</strong> jene Nonne, sondern unse<strong>in</strong>gesperrt." Und damit verschwanden sie. So hat Maria <strong>in</strong>ihrer Barmherzigkeit die beiden Ordensleute vor der Schmachbewahrt.87.Wie der Teufel e<strong>in</strong>em Ritter diente.Es lebten e<strong>in</strong>st zwei Zwill<strong>in</strong>gsbrüder, von denen der e<strong>in</strong>e dieSchule besuchte <strong>und</strong> Bischof wurde; der andere aber wurde e<strong>in</strong>Eitter <strong>und</strong> war e<strong>in</strong> solcher Übeltäter, daß er nur selten e<strong>in</strong>em


100das Leben schenkte, den er im Kriege oder im Turnier verw<strong>und</strong>ethatte. Doch schließlich g<strong>in</strong>g er zu se<strong>in</strong>em Bruder <strong>und</strong> fragte ihn,was er zur Buße für se<strong>in</strong>e Sünden tun solle, <strong>und</strong> dieser versprachihm, er wolle von Gott e<strong>in</strong>en Rat se<strong>in</strong>etwegen erbitten. Und siehe,als er darum gebeten, erschien ihm e<strong>in</strong> Engel Gottes im Schlafe<strong>und</strong> gab ihm e<strong>in</strong> Gebet e<strong>in</strong>, das er se<strong>in</strong>em Bruder lehren sollte,<strong>und</strong> so würde er Verzeihung f<strong>in</strong>den.Es war aber das bekannte Gebetzu Maria: unversehrte usw. Der Bischof erwachte, ließ se<strong>in</strong>enBruder rufen <strong>und</strong> lehrt ihm das Gebet, <strong>in</strong>dem er ihn ermahnt, sichmit Leib <strong>und</strong> Seele der seligen Jungfrau Maria <strong>und</strong> ihrem hochgelobtenSohne Jesus Christus zu empfehlen. Der Ritter folgtihm <strong>in</strong> allem, <strong>und</strong> wenn er <strong>in</strong> den Kampf zieht, rüstet er sichdurch Gesänge, Gebete <strong>und</strong> gute Werke. Da kommt der Teufel<strong>in</strong> Menschengestalt <strong>und</strong> bietet sich dem Ritter zum Dienst an.Der Ritter nimmt ihn als Diener an, <strong>und</strong> alles sche<strong>in</strong>t, wenn esder neue Diener besorgt, gut auszuschlagen, wie es <strong>in</strong> der Geschichtevon Joseph erzählt wird. E<strong>in</strong>st kommt der Bischof zu se<strong>in</strong>emBruder zu Besuch; doch bei se<strong>in</strong>er Ankunft fehlt der Diener.Dem Ritter tut das leid, weil gerade dieser Diener sich so gutauf den Empfang von Gästen versteht. Er fragt nach ihm, aberman f<strong>in</strong>det ihn nirgends. Wie der Bischof hört, daß se<strong>in</strong> Bruderso oft nach ihm fragt, erk<strong>und</strong>igt er sich, wer der so begehrte<strong>und</strong> so unentbehrliche Diener sei. Da antwortet man ihm,das sei e<strong>in</strong> schöner Jüngl<strong>in</strong>g, der se<strong>in</strong>em ritterlichen Herrenschon große Dienste erwiesen habe. Und der Bischof fragt weiter,woher er sei, was er tue, was er esse, <strong>und</strong> wie er sich benehme.Und sie antworteten alle, das wüßten sie nicht. Schließlich f<strong>in</strong>detman den Jüngl<strong>in</strong>g doch <strong>und</strong> br<strong>in</strong>gt ihn vor den Bischof; zwarwill er entfliehen, aber man hält ihn fest. Der Bischof fragt ihn:„Woher bist du?" Er antwortet: „Siehst du nicht, daß ich e<strong>in</strong>Mensch b<strong>in</strong>?" Da spricht der Bischof: „Unter der Menschengestaltkann etwas Böses verborgen se<strong>in</strong>." Dann beschwört er ihn,die Wahrheit zu sagen. Da gesteht er, daß er der Teufel sei<strong>und</strong> nur auf den Augenblick gelauert habe, <strong>in</strong> dem se<strong>in</strong> Herrdas vorgeschriebene Gebet unterließe, um ihn dann alsbald zu erwürgen.Der Bischof befiehlt ihm, sich von dannen zu heben<strong>und</strong> niemanden zu verletzen. Und er verschw<strong>in</strong>det mit Gestank,<strong>in</strong>dem er das Dach <strong>des</strong> Hauses mit sich nimmt.


10188.Von e<strong>in</strong>em, der e<strong>in</strong>en Tag im Fegefeuer war.E<strong>in</strong> frommer Mann hatte lange Zeit Buße getan; da wurdeer schwer krank <strong>und</strong> lag so e<strong>in</strong> ganzes Jahr. Endlich bat erGott, er möchte se<strong>in</strong>en Schmerzen e<strong>in</strong> Ende bereiten. Und e<strong>in</strong>Engel erschien ihm <strong>und</strong> verkündete ihm, er habe Erhörung gef<strong>und</strong>en<strong>und</strong> könne sich wählen, ob er drei Tage lang im Fegefeueroder noch e<strong>in</strong> Jahr lang auf dem Kraukenlager zubr<strong>in</strong>genwolle. Der Kranke wählte die drei Tage im Fegefeuer, <strong>und</strong> derEngel sprach: „De<strong>in</strong> Wille geschehe." Der Kranke stirbt <strong>und</strong>wird <strong>in</strong>s Fegefeuer geführt. Als e<strong>in</strong> Tag um ist, ersche<strong>in</strong>t ihmder Engel <strong>und</strong> fragt: „Wie geht es dir, liebe Seele, willst dudrei Tage im Fegefeuer bleiben?" Da erwidert die Seele: „E<strong>in</strong>Verführer, <strong>und</strong> nicht e<strong>in</strong> Engel bist du; wie hättest du sonstkönnen zulassen, daß ich anstatt der drei Tage nun schon so vieletausend Jahre leide? Daran erkenne ich, daß du ke<strong>in</strong> Engel,sondern e<strong>in</strong> Verführer bist." Doch der Engel spricht: „Glaubemir, du bist erst e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Tag hier. Doch wenn du jetztnoch lieber krank se<strong>in</strong> möchtest, so habe ich dir die Gnade erbeten,dich wieder zum Leben erwecken zu dürfen." Und dieSeele ruft: „Gern will ich nicht nur zwei Jahre, sondern bis zumEnde der Welt <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Krankheit zubr<strong>in</strong>gen." Der Tote erwachtdarauf wieder zum Leben <strong>und</strong> berichtet, wie bitter dieQualen <strong>des</strong> Fegefeuers s<strong>in</strong>d. Nach zwei Jahren stirbt er <strong>und</strong>geht <strong>in</strong> den Himmel e<strong>in</strong>.89.Der Tod e<strong>in</strong>es Reichen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es armen Weibes.In der Pfarrei e<strong>in</strong>es habsüchtigen Priesters lebte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong>reicher Mann <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e arme Witwe. Es traf sich, daß beidekrank wurden <strong>und</strong> zu gleicher Zeit nach dem Pfarrer schickten.Der aber ließ die Witwe se<strong>in</strong> <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g zu dem Eeichen, den erzur Beicht ermahnte, doch ohne daß er ihn auch nur zum Bekenntnisder ger<strong>in</strong>gsten Sünde bewegen konnte. Die Witwe jedochsendet von neuem den Boten zu ihm; aber der Pfarrer antwortetihm gar nicht. Da spricht se<strong>in</strong> Diakon zu ihm: „Es ist höchste


102Zeit, zu der Armen zu gehen, sonst stirbt sie ohne Beichte."Doch der Pfarrer entgegnet <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Verblendung: „Wollen wirum e<strong>in</strong>es armseligen alten Weibes willen den Reichen hier alle<strong>in</strong>lassen?" Und der Diakon fragt, ob er zu ihr gehen dürfe. Damitist der Pfarrer e<strong>in</strong>verstanden. Der Diakon sucht das armeWeib auf <strong>und</strong> f<strong>in</strong>det sie auf der bloßen Erde liegen. Aber ersieht, wie ihr die selige Jungfrau mit e<strong>in</strong>er großen Jungfrauenscharbeisteht, die ihr mit e<strong>in</strong>em Le<strong>in</strong>entuche das Gesicht trocknen,daß an ihr auch nicht der ger<strong>in</strong>gste Makel zu sehen ist. Staunendbleibt der Diakon von ferne stehen. Doch wie die Mutter Gottessieht, daß der Diakon ihren Sohn im Sakramente br<strong>in</strong>gt, kniet siemit dem Chor der Jungfrauen auf die Erde nieder <strong>und</strong> betet ihnaus ganzem Herzen an. Dann erheben sie sich wieder <strong>und</strong> gebendem Diakon e<strong>in</strong> Zeichen, daß er e<strong>in</strong>treten solle. Maria stellt ihmselbst e<strong>in</strong>en Stuhl h<strong>in</strong> <strong>und</strong> fordert ihn auf, sich zu setzen. Under hört die Beicht der Kranken <strong>und</strong> betet für sie <strong>und</strong> reicht ihrdas Sakrament. Dann geht er fort <strong>und</strong> kehrt heim. Wie er aberauf der Straße ist, sieht er schwarze Katzen r<strong>in</strong>gs um das Lager<strong>des</strong> Reichen dichtgedrängt stehen, die auch der Reiche selbst bemerkt,denn er ruft: „Schafft die Katzen weg, schafft die Katzenweg!" Dann kommt e<strong>in</strong> schwarzer Kerl <strong>und</strong> stößt ihm e<strong>in</strong>e Gabel<strong>in</strong> den Schl<strong>und</strong>. Und als er sie wieder herausreißt, schreit derKranke fürchterlich auf <strong>und</strong> stirbt. Und e<strong>in</strong>e Menge schwarzeGeister schlagen die arme Seele mit Geißeln <strong>und</strong> schleppen sieblutig zur ewigen Pe<strong>in</strong>. Als der Diakon das sieht, s<strong>in</strong>kt er fastvor Schreck tot um; aber die selige Jungfrau tröstet ihn <strong>und</strong>spricht: „Fürchte dich nicht." Da fühlt er wieder Zuversicht<strong>und</strong> erzählt allen, was er gesehen hat.90.Von dem Priester, der nur Seelenmessen las.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong> armer Geistlicher, der den Seelen der Verstorbenenso ergeben war, daß er Tag für Tag ke<strong>in</strong>e anderen alsMessen für die armen Seelen las. Deswegen wird er angeklagt,vom Bischöfe vorgeladen, muß sich verantworten <strong>und</strong> wird alsschuldig verurteilt <strong>und</strong> soll Bürgen stellen, daß er sich bessert.Aber er hat ke<strong>in</strong>e Bürgen. Doch dem Bischöfe sollen die Augen


103bald aufgehen. Er sieht, wie sich mehr als tausend Hände ausstrecken,bereit, für ihn dem Bischöfe den Eid zu leisten. Daspricht der Bischof: „Freue dich, du hast gar viele Bürgen.Kehre heim <strong>und</strong> tue nach de<strong>in</strong>em Wohlgefallen, wie du bishergetanhast."91.Das blutendeKreuzesbild.In Antiochia zog e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Jude <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Haus, <strong>in</strong> dem vorhere<strong>in</strong> Christ gewohnt hatte. Und er gab se<strong>in</strong>en Fre<strong>und</strong>en e<strong>in</strong> Frühstück.Da sahen sie an der Wand gemalt das Bild Christi amKreuze. Das hatte der Christ, der früher dort wohnte, gemalt.Die Juden spr<strong>in</strong>gen alsbald voll Grimm auf vom Tische, schlagenihren Gastgeber <strong>und</strong> schleppen ihn vor ihren Richter, wo sie ihnzum Tode verurteilen lassen. E<strong>in</strong>ige aber waren im Hause zurückgeblieben,<strong>und</strong> diese verhöhnen das Bild, wie es e<strong>in</strong>st ihre Vätermit Christus getan hatten, <strong>und</strong> zerstechen se<strong>in</strong>e Brust. Das Bildzeigt sich leicht verw<strong>und</strong>bar, als wenn es aus Fleisch wäre, <strong>und</strong>aus den W<strong>und</strong>en strömt alsbald Blut <strong>und</strong> Wasser hervor. Daerstaunen die Juden <strong>und</strong> sprechen: „Wir haben gehört, daß auchans der Seite Jesu Blut <strong>und</strong> Wasser geflossen s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> daß vieleaus unserm Volke, die sich damit bestrichen, von ihren Krankheitengeheilt worden s<strong>in</strong>d. Das wollen wir auch hier versuchen."Und sie brachten verschiedenartige Kranke herbei, <strong>und</strong> alle, diesie damit bestrichen, wurden ges<strong>und</strong>. Die Sache kommt denChristen zu Ohren, <strong>und</strong> sie eilen herbei <strong>und</strong> loben Gott für diesesunerhörte W<strong>und</strong>er. Die Juden aber bekehren sich zum wahrenGlauben <strong>und</strong> lassen sich taufen.92.Von dem E<strong>in</strong>siedler Paulus, der den Seelenzustand derMenschen erkannte.Paulus der E<strong>in</strong>fältige erkannte an dem Gesicht der Menschen,die <strong>in</strong> die Kirche traten oder h<strong>in</strong>ausg<strong>in</strong>gen, ob sie gute oder böseAbsichten <strong>in</strong> ihrem Herzen hegten. Die Guten hatten e<strong>in</strong> klaresGesicht, fröhlichen Mut, <strong>und</strong> an ihrer Seite g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Engel, der


104sich mit ihnen freute. Unter anderen erblickte er auch e<strong>in</strong>enMenschen, <strong>des</strong>sen Gesicht düster <strong>und</strong> <strong>des</strong>sen Körper schwarz war.An se<strong>in</strong>er Nase war e<strong>in</strong> Zaum befestigt, an dem ihn die Teufelbald dah<strong>in</strong>, bald dorth<strong>in</strong> schleppten; se<strong>in</strong> Engel aber folgte ihmtraurig <strong>in</strong> der Ferne. Und Paulus schlug sich an die Brust <strong>und</strong>we<strong>in</strong>te über den Menschen. Da bitten ihn die Greise, er mögemit ihnen <strong>in</strong>s Kloster gehen <strong>und</strong> ihnen offenbaren, ob er etwasUnheilvolles an ihnen gesehen habe. Doch er wollte nicht <strong>und</strong>we<strong>in</strong>te weiter. Als aber der Gottesdienst zu Ende ist, sieht ersich um, ob die Menschen auch die Kirche <strong>in</strong> demselben Zustandeverlassen, <strong>in</strong> dem sie e<strong>in</strong>getreten s<strong>in</strong>d. Der Mann aber, derschwarz e<strong>in</strong>getreten war, g<strong>in</strong>g mit klarem Angesichte <strong>und</strong> frohemMute h<strong>in</strong>aus, <strong>und</strong> neben ihm voll Freude se<strong>in</strong> Engel, währenddie Teufel ihm von weitem traurig folgen. Da erhebt sich Paulusvoll Freude <strong>und</strong> ruft, <strong>in</strong>dem er Gott preist: „Wie große Barmherzigkeit<strong>und</strong> Güte wohnt bei Gott!" Und er steigt auf e<strong>in</strong>enhöher liegenden Platz <strong>und</strong> ruft mit lauter Stimme: „Kommt <strong>und</strong>schauet die Werke <strong>des</strong> Herrn, wie er will, daß alle Menschenselig werden!" Und all denen die herbeikamen, um zu erfahren,was geschehen sei, erklärte er, wie er den Menschen gesehenhätte, bevor er <strong>in</strong> die Kirche trat, <strong>und</strong> wie er nachher ausgesehenhabe. Und er bat jenen Menschen, — es war e<strong>in</strong> Mönch — daßer ihm se<strong>in</strong>e Gedanken <strong>und</strong> Handlungen <strong>und</strong> die Wandlung, dieGott mit ihm vorgenommen habe, offenbare. Und dieser sprach:„Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Sünder <strong>und</strong> war lange den Sünden der Wollust ergeben.Doch als ich <strong>in</strong> die Kirche trat, vernahm ich die Worte,die Gott durch den M<strong>und</strong> <strong>des</strong> Jsaias spricht: »Ihr sollt re<strong>in</strong> se<strong>in</strong>.Leget ab eure bösen Gedanken vor me<strong>in</strong>en Augen. Lernet Gutestun; suchet den Herrn, solange er gef<strong>und</strong>en werden kann. Kommtdem Unterdrückten zu Hilfe. Und wenn eure Sünden rot wärenwie Scharlach, so sollen sie weiß werden wie Schnee.« Beidiesen Worten erseufzte icli <strong>und</strong> sprach: »Herr, du bist es, dergekommen ist, die Sünder zu erretten. Was du versprochen hastdurch den Propheten, erfülle es an mir armen Sünder. Ich gelobedir, daß ich fernerh<strong>in</strong> diese Sünde nicht mehr begehen will;ich entsage aller Ungerechtigkeit <strong>und</strong> will dir dienen mit re<strong>in</strong>emGewissen.« Mit diesem Vorsatze verließ ich die Kirche <strong>und</strong> warwillens, ke<strong>in</strong>e jener Sünden mehr zu begehen." Als das die An-


105wesenden gehört hatten, riefen sie alle: „0 Herr, wie groß s<strong>in</strong>dde<strong>in</strong>eWerke!"93.Von e<strong>in</strong>er Taube, die den Kelch austranl< <strong>und</strong> die Hostiewegholte.E<strong>in</strong>st g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Priester <strong>in</strong> der Weihnachtsnacht von e<strong>in</strong>emDorfe zum andern, um dort die Morgenandacht zu halten. Unterwegsaber begegnete er e<strong>in</strong>er Dirne, mit der er sündigte. Wie ernun beim ersten Hahnenschrei se<strong>in</strong>e erste Messe hielt <strong>und</strong> biszur Kommunion gekommen war, da kam e<strong>in</strong>e Taube, die erkannte,daß der Priester unwürdig war; <strong>und</strong> sie trank den Kelch aus<strong>und</strong> trug die Hostie weg, sodaß der Priester bestürzt ohneKommunion die Messe beenden muß. Dasselbe geschieht bei derMesse, die er bei Tagesanbruch liest, <strong>und</strong> auch bei der dritten.Da begibt er sich zu e<strong>in</strong>em Priester, beichtet <strong>und</strong> bittet um dieLossprechung von se<strong>in</strong>er Sünde. Se<strong>in</strong> Beichtvater spricht ihn los<strong>und</strong> befiehlt ihm, alsbald e<strong>in</strong>e neue Messe zu lesen, damit er dieMacht se<strong>in</strong>er Reue erkennen könne. Während der Messe nun,vor der Kommunion kommt die Taube wieder, br<strong>in</strong>gt die dreiHostien zurück <strong>und</strong> gibt das, was sie ausgetrunken hat, <strong>in</strong> denKelch. Der Priester nimmt dies alles <strong>in</strong> der Kommunion <strong>und</strong>berichtet es alsbald se<strong>in</strong>em Beichtvater <strong>und</strong> bittet um Aufnahme<strong>in</strong> <strong>des</strong>sen Orden. Doch dieser spricht: „Fahre zunächst über dasMeer <strong>und</strong> pflege die Kranken im Hospital drei Jahre lang." Dastat er auch: dann kam er zurück <strong>und</strong> trat <strong>in</strong> den Orden e<strong>in</strong>.94.Wie e<strong>in</strong> Jüngl<strong>in</strong>g von zweitausend Jahren Fegefeuer befreitwurde.E<strong>in</strong> Jüngl<strong>in</strong>g, der e<strong>in</strong>en Bischof zum Bruder hatte, wurdeMönch. Doch dann verließ er das Kloster <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g zu e<strong>in</strong>erRäuberbande. Als sie aber e<strong>in</strong>e Burg belagern, wird er vone<strong>in</strong>em Pfeile so schwer verw<strong>und</strong>et, daß er se<strong>in</strong>en Tod gekommenglaubt. Er läßt e<strong>in</strong>en Priester rufen, <strong>und</strong> nachdem er mit Mühezur Beicht überredet worden ist, legt er e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gehen<strong>des</strong> Bekenntnisab, <strong>und</strong> er ist so reumütig, daß er vor Tränen <strong>und</strong>


106Schluchzen kaum e<strong>in</strong> Wort hervorbr<strong>in</strong>gen kann. Er beichtet, wieer Frauen <strong>und</strong> Nonnen geschändet, Menschen getötet <strong>und</strong> vieleandere Verbrechen verübt hat, die er jetzt schuldbeladen bekennt.Der Priester hat noch nie e<strong>in</strong>en solchen Verbrecher gesehen, <strong>und</strong><strong>des</strong>halb ruft er ratlos aus: „De<strong>in</strong>e Schuld ist so groß, daß duke<strong>in</strong>e Verzeihung verdienst." Doch der Sterbende spricht: „Ichhabe von Brüdern gehört, daß der Sünder gerettet se<strong>in</strong> soll <strong>in</strong>dem Augenblick, <strong>in</strong> dem er reumütig aufseufzt zu Gott. So bitteich dich, gib mir e<strong>in</strong>e Buße." Der Priester erwidert: „Ich weißnicht, welche Buße ich dir auferlegen soll, denn de<strong>in</strong>e Sündens<strong>in</strong>d allzu groß." Da spricht der Sünder: „Da ich nicht würdigb<strong>in</strong>, von euch e<strong>in</strong>e Buße zu erhalten, will ich mir selbst als Bußezweitausend Jahre im Fegefeuer auferlegen, damit ich doch nochVerzeihung f<strong>in</strong>de." Der Priester weigerte sich, <strong>in</strong> diese Bußee<strong>in</strong>zuwilligen, <strong>und</strong> der Sterbende bat ihn, se<strong>in</strong>em Bruder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emBriefe Mitteilung zu machen von se<strong>in</strong>em Tode <strong>und</strong> se<strong>in</strong>em Seelenzustande.Das versprach der Priester <strong>und</strong> tat es auch. Und derBischof war schmerzlich bewegt von dem unseligen Tode <strong>des</strong>Bruders, da er ihn <strong>in</strong>nig lieb hatte. Er gab aber den Befehl,daß man <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ganzen Diözese für ihn Gebete verrichte <strong>und</strong>täglich das Meßopfer für se<strong>in</strong>e Errettung darbr<strong>in</strong>ge. Nach Verlaufe<strong>in</strong>es Jahres nun, als der Bischof die Messe las, erschien ihmse<strong>in</strong> Bruder bleich, entkräftet <strong>und</strong> mager <strong>in</strong> schwarzem Kleide<strong>und</strong> offenbarte ihm se<strong>in</strong>en Zustand. „Ich leide große Pe<strong>in</strong>,"sprach er, „<strong>und</strong> aus dieser Pe<strong>in</strong> komme ich jetzt, um wieder <strong>in</strong>sie zurückzukehren. Ich komme, um dir Dank zu sagen; denndurch die Gebete, die du für mich zu Gott gesandt hast, s<strong>in</strong>dmir tausend Jahre Pe<strong>in</strong> nachgelassen worden. Und wenn du <strong>in</strong>dem gleichen Werke der Liebe auch im nächsten Jahre fortfährst,dann b<strong>in</strong> ich all me<strong>in</strong>er Pe<strong>in</strong> ledig." So schrieb der Bischofauch für das folgende Jahr gleiche Gebete <strong>und</strong> Werke der Nächstenliebevor. Und als das Jahr zu Ende war, erschien der Verstorbenedem Bischöfe mit frohem Angesichte <strong>und</strong> offenbarte ihm,daß er erlöst sei <strong>und</strong> <strong>in</strong> das ewige Leben e<strong>in</strong>gehe. Der Bischofaber sagte mit den Se<strong>in</strong>igen Gott Dank für die Erlösung se<strong>in</strong>esBruders.


10795.Wie St. Bernhard se<strong>in</strong>e Schwester bekehrte.E<strong>in</strong>st kam die Schwester <strong>des</strong> heiligen Bernhard <strong>in</strong> üppis^erKleidung vor das Kloster ihres Bruders. Doch dieser zeigte ihrse<strong>in</strong>e Verachtung, da diese Kleidung das Netz <strong>des</strong> Teufels sei,mit dem er sich die Seelen fange. Solche Worte versetzten dieSchwester <strong>in</strong> höchste Verwirrung, <strong>und</strong> reumütig bat sie, er mögesie nicht verachten, denn sie sei bereit zu tun, was er wolle.Als der heilige Bernhard dies vernahm, g<strong>in</strong>g er auf sie zu <strong>und</strong>gab ihr die Weisung, sie solle von nun an ke<strong>in</strong>e üppige Kleidungmehr tragen. Das versprach sie, <strong>und</strong> seit dieser Zeit war sie soverändert, daß sich alle über ihre Änderung w<strong>und</strong>erten.96.Von e<strong>in</strong>em Mönche, den e<strong>in</strong> Engel durch den Himmel <strong>und</strong> dasFegefeuer führte.E<strong>in</strong>st lebte zu Eom e<strong>in</strong> Mönch, der Gott wohlgefällig war.Und es geschah am Anfange <strong>des</strong> Jahres, am Vorabend <strong>des</strong> FestesAllerheiligen, als er sich zur Ruhe niederlegte, da kam e<strong>in</strong> Engel<strong>und</strong> nahm die Seele <strong>des</strong> Mönchs <strong>und</strong> trug sie an e<strong>in</strong>en Ort, andem er die Herrlichkeit Gottes erblickte, <strong>und</strong> es kam e<strong>in</strong>e edleKönig<strong>in</strong> mit vielen Jungfrauen vor den Herrn. Dann sah er, wiezwölf Männer <strong>in</strong> gleicher Weise vor den Herrn traten, um ihnanzubeten. Darauf sah er e<strong>in</strong>e große Zahl Ritter, dann vielePriester, die <strong>in</strong> leuchtenden Gewändern kamen. E<strong>in</strong>er von ihnenaber begann das Morgengebet, <strong>und</strong> die anderen halfen ihm dabei.Da fragte die Seele den Engel: „Herr, was s<strong>in</strong>d das für w<strong>und</strong>erbareD<strong>in</strong>ge?" Der Engel aber antwortete: „Die König<strong>in</strong>, die dusiehst, ist die selige Jungfrau Maria mit ihren Jungfrauen.Diese zwölf Männer s<strong>in</strong>d die zwölf Apostel, die Ritter s<strong>in</strong>ddie Märtyrer, die Priester aber die Bekenner. Viele s<strong>in</strong>d unterihnen, die <strong>in</strong> der streitenden Kirche ihr besonderes Fest nichthaben auf Erden; dafür ist dieses Fest Allerheiligen e<strong>in</strong>geführt;<strong>und</strong> jetzt bitten sie den Herrn für das gläubige Volk auf Erden,das ihnen heute auserlesene Ehren erweist. Der Heilige aber,der das Morgengebet begann, ist der Apostel Petrus, <strong>in</strong><strong>des</strong>sen Hand die ganze Kirche gegeben ist. Doch jetzt will ich


108dich an e<strong>in</strong>en Ort führen, an dem du Gottes W<strong>und</strong>er sehen sollst."Und er führte ihn auf e<strong>in</strong>en hohen Berg, um den e<strong>in</strong> Feuerstromfloß; dar<strong>in</strong> waren Menschen, zahllos wie der Sand <strong>des</strong> Meeres.Der e<strong>in</strong>e stand im Wasser bis zum K<strong>in</strong>n, der andere bis zurBrust, e<strong>in</strong> anderer bis zu den Knien. Darauf führte er ihn aufe<strong>in</strong>e Wiese, die mit Edelste<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>gefaßt war, <strong>und</strong> darauf standenSitze von Gold <strong>und</strong> goldene Ruhelager, <strong>und</strong> die Blumen duftetenherrlicher als alle Wohlgerüche der Erde. Und siehe da, es kamenviele Jüngl<strong>in</strong>ge, alle im gleichen Alter, die spielten <strong>und</strong> sangenoder setzten sich auf die Sessel <strong>und</strong> lagerten sich auf den Ruhebetten,<strong>und</strong> es war e<strong>in</strong>e Tafel bereit mit den allerköstlichsten Speisen.Darauf kamen viele Bettler heran <strong>und</strong> flehten sie an, aber niemandreichte ihnen etwas. Und der Engel sprach zu der Seele: „DieWiese ist das Paradies der Seligkeit, der Blutstrom ist das Fegefeuer.Die Seelen aber, die du im Feuer stehen sahst bis zumK<strong>in</strong>n oder zur Brust oder bis zu den Knien, s<strong>in</strong>d die Seelen derer,die auf Erden nicht ausreichende Buße getan haben. Die Bettlerauf der Wiese aber s<strong>in</strong>d jene, die auf Erden weder Verwandtenoch Fre<strong>und</strong>e haben, die ihnen die Hand zum Beistande reichenkönnten." Nach diesen Worten trug der Engel die Seele wiederzum Leibe zurück. Der Mönch aber offenbarte sogleich alles,was er gesehen <strong>und</strong> gehört hatte, dem Papste. Und der Papstbefahl, daß jene Tage feierlich <strong>in</strong> der ganzen Christenheit begangenwürden zum Lobe <strong>und</strong> Preise Gottes <strong>und</strong> zum Heile derSeelenim Fegefeuer.97.Von der Geduld <strong>des</strong> heiligen Antonius.Man liest vom heiligen Antonius, daß ihm e<strong>in</strong>st der Herr erschien,nachdem er von den Teufeln gegeißelt worden war. Dasprach der Heilige: „Herr, wo warst du, als ich gepe<strong>in</strong>igt wurde?"Und der Herr antwortete: „Ich war hier." Antonius aber fragte:„Warum hast du mich dann nicht beschützt?" Da erwidert derHerr: „Ich freute mich so über de<strong>in</strong>e Geduld, daß ich dichnicht beschützen wollte."


10998.Von e<strong>in</strong>em Weisen, der e<strong>in</strong>em Toren folgte.E<strong>in</strong>st wanderten zwei Gefährten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e fremde Gegend, vonder sie gehört hatten, daß dort Friede <strong>und</strong> Keichtümer <strong>in</strong> Füllewären. Und wie sie so wanderten, kamen sie an e<strong>in</strong>e Stelle, ander sich der Weg teilte. Nach der e<strong>in</strong>en Seite g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Pfad,der war sehr eng <strong>und</strong> führte durch Berge <strong>und</strong> Täler <strong>und</strong> wargar ste<strong>in</strong>icht <strong>und</strong> uneben, nach der anderen aber führte e<strong>in</strong> breiterWeg, der gut gangbar <strong>und</strong> eben angelegt war. Und wie sie nochüberlegten, welchen Weg sie wählen sollten, kamen Leute, dieihnen den Rat gaben, auf dem Pfade zu gehen, denn dieser führe <strong>in</strong>e<strong>in</strong> reiches Land, <strong>in</strong> dem sie die beste Aufnahme f<strong>in</strong>den würden;den breiten Weg dagegen sollten sie <strong>in</strong> jedem Falle meiden, denndort gäbe es grausame Gesellen, die die Vorüberziehenden verw<strong>und</strong>eten<strong>und</strong> <strong>in</strong> ihre Verließe e<strong>in</strong>sperrten, ohne daß man dieHoffnung habe, sich freikaufen zu können. Der klügere der beidenWanderer wollte ihrem Rate folgen; der törichte Gefährte aberhat gegen den schmalen Pfad alles Mögliche e<strong>in</strong>zuwenden <strong>und</strong>spricht: „Wenn der breite Weg so gefährlich wäre, dann hättenwir doch nicht so viele Wanderer darauf gesehen." Und derTörichte setzt dem Weisen so lange zu, bis dieser nachgibt. Undwirklich kommen die Räuber,<strong>und</strong> sie packen zunächst den Weisen,schlagen ihn, bis er bes<strong>in</strong>nungslos ist, <strong>und</strong> schleppen ihn fort.Der Törichte hat sich unter<strong>des</strong>sen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Grube verkrochen, <strong>in</strong>der er vor Angst die Bes<strong>in</strong>nung verliert. Die Räuber aber suchenihn, <strong>und</strong> als sie ihn aufgespürt haben, werfen sie ihn <strong>in</strong> den Kerker,<strong>in</strong> dem der Weise liegt. Dieser macht nun dem Törichten Vorwürfe;doch der erwidert: „Du warst ja sonst so weise, wiekonntest du da auf mich Toren hören?" So gehen die Schimpfredenh<strong>in</strong>über <strong>und</strong> herüber, <strong>und</strong> solange sie im Kerker lagen,haben sie sich nicht ausgesöhnt.Der weise Gefährte ist der Geist, der törichte das Fleisch..Beide streben zum Himmel, wo ewiger Friede herrscht <strong>und</strong> Freudens<strong>in</strong>d ohne Zahl. Den Weg dorth<strong>in</strong> aber weisen ihnen die Prediger,<strong>in</strong>dem sie den engen Pfad der Buße predigen. Doch der Leibwiderrät: „Du willst fasten, beten, wachen bis <strong>in</strong> die späte Zeit,


110bis zur St<strong>und</strong>e <strong>des</strong> To<strong>des</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong>s Alter?" So gehen Geist <strong>und</strong>Leib den breiten Weg der Freuden der Welt, <strong>und</strong> die Fe<strong>in</strong>dekommen <strong>und</strong> fallen über sie her. Sie überwältigen den Geistdurch die Sünden <strong>und</strong> schleppen ihn zur Hölle. Der Leib ist<strong>in</strong><strong>des</strong>sen verborgen im Grabe <strong>und</strong> ohne Bes<strong>in</strong>nung. Aber amTage <strong>des</strong> Gerichtes werden beide wieder vere<strong>in</strong>t <strong>in</strong> der Hölle;<strong>und</strong> wie sie hier auf Erden mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> Zwiespalt lebten, sowerden sie im Jenseits ewig Fe<strong>in</strong>de se<strong>in</strong>. Wer ihnen nachahmt,der wird nicht <strong>in</strong> das Land se<strong>in</strong>er Sehnsucht kommen, wo er Gottlobt, sondern <strong>in</strong> die Hölle, wo er klagt, <strong>in</strong> die Pe<strong>in</strong>, die nimmerenden wird.99.Wie e<strong>in</strong> Weib iliren Mann vor der Hölle rettete.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong> Mann, der frem<strong>des</strong> Gut raubte <strong>und</strong> verwüstete.Er hatte aber e<strong>in</strong>e fromme Gatt<strong>in</strong>. Als er im Sterben lag, erblickteer im Traume die Hölle often <strong>und</strong> hörte die Fürsten derF<strong>in</strong>sternis brüllen <strong>und</strong> schreien: „Was zögerst du noch? Du bistnun e<strong>in</strong>er der ünsrigen geworden. Sieh hier den Höllenschl<strong>und</strong>,wie er auf dich lauert. Nie hast du de<strong>in</strong>e Sünden gebeichtet;daher sollst du sie hier ewig büßen." Erschreckt fuhr er ausdem Schlafe auf <strong>und</strong> rief <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Verzweiflung: „Weh mir Unseligen,daß ich je geboren ward!" Se<strong>in</strong> Weib aber fragt ihn:„Herr, was ist euch zugestoßen?" Und er erwidert: „Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong>Genosse der Teufel geworden; sie haben es mir soeben selbst zugerufen.Ich sehe die Unterwelt, den Höllenrachen offen <strong>und</strong>den Platz, der mir mitten <strong>in</strong> der Hölle bereitet ist." Doch se<strong>in</strong>Weib ruft: „Sie haben gelogen. Du hast gehört, daß unser Erlöserfür uns se<strong>in</strong>en Fe<strong>in</strong>den überliefert <strong>und</strong> ans Kreuz geschlagenworden ist." Er erwidert: „Das hörte ich wohl, doch was kannmirs nützen? Ich sehe me<strong>in</strong> Verderben." Da antwortet das Weibunwillig: „Wie kannst du so töricht reden? Sprich mir die folgendenWorte nach: »Wenn ich gottlos b<strong>in</strong>, so bist du, Gott, gütigand allmächtig. Wenn ich ungerecht b<strong>in</strong>, bist du gnädig. Alsdu den am Kreuze hängenden Eäuber <strong>in</strong> de<strong>in</strong> Paradies aufnahmst,hast du ihm de<strong>in</strong>e Barmherzigkeit nicht alle<strong>in</strong> um se<strong>in</strong>etwillenwiderfahren lassen, sondern auch me<strong>in</strong>etwegen <strong>und</strong> für die anderenEäuber, auf daß ke<strong>in</strong> Sünder an de<strong>in</strong>er Gnade verzweifle. Öffne


111auch mir, Herr, de<strong>in</strong> Paradies, wie du denen verheißen hast, diede<strong>in</strong>en Namen bekennen. Ich bekenne mich schuldig aller Vergehen.Ich habe gesündigt, Herr, ich habe unrecht gehandelt,ich habe Böses getan.«" So betete er we<strong>in</strong>end <strong>und</strong> klagend, dannstreckte er se<strong>in</strong>e Arme aus <strong>und</strong> rief: „Herr aller D<strong>in</strong>ge, höre,was me<strong>in</strong> M<strong>und</strong> spricht. So wahr es ist, daß ich diese Wortebete, so wahr ist es, daß ich A^or dir e<strong>in</strong> öifentlicher Sünder b<strong>in</strong>."Darauf rief er noch lauter: „Lob sei dem Gotte, den du preisest,Weib! Ich sehe nichts Furchtbares, nichts Höllisches, ke<strong>in</strong>e Fe<strong>in</strong>enmehr. Dank sei dir, gütigster Gott ; die Fülle de<strong>in</strong>er Erbarmungist größer als alle Ungerechtigkeit der Sünder." Und siehe, e<strong>in</strong>eStimme kam vom Himmel, die sprach: „Du hast mich den Gütigengenannt, daher will ich dich <strong>in</strong> Güte aufnehmen." Getröstetdurch diese Stimme gab er se<strong>in</strong>en Geist auf. Nach drei Tagenaber erschien der Mann se<strong>in</strong>em Weibe <strong>und</strong> sprach: „Ich wohneim Paradiese, <strong>und</strong> bald wirst du mir folgen."100.Von dem Nutzen der Krankheit für die Seele.E<strong>in</strong> Kranker bat e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong>en Mönch, er möge für ihn zumHerrn beten, daß er von se<strong>in</strong>er Krankheit erlöst werde. Da fragteihn der Mönch: „Sag mir, Bruder, <strong>in</strong> welchem Zustande richtestdu de<strong>in</strong>e Gedanken mehr auf Gott, wenn du ges<strong>und</strong> bist, oderwenn du krank liegst?" Und der Kranke erwiderte: „Wenn michdie Krankheit plagt, sehnt sich me<strong>in</strong> ganzer Geist nach Gott,wenn ich mich aber ges<strong>und</strong> fühle, gehe ich ganz <strong>in</strong> irdischenGedanken auf." Darauf spricht der fromme Mönch: „Dann bitteGott, daß er dir den Zustand beschere, <strong>in</strong> dem du ihn mehrfürchtest <strong>und</strong> <strong>in</strong> dem du demütiger wirst." Daher heißt es:Die Krankheit weist gar bald auf Gott die Seele h<strong>in</strong>;Bist du ges<strong>und</strong>, dann wendet sich von Gott de<strong>in</strong> S<strong>in</strong>n.101.Von e<strong>in</strong>em Räuber, der sich am Karfreitage bekehrte.E<strong>in</strong> Räuber kam e<strong>in</strong>st am Karfreitage aus dem Walde heraus,<strong>in</strong> dem er lange Zeit se<strong>in</strong> Eäuberleben geführt hatte, <strong>und</strong> sah,wie viele Menschen mit bloßen Füßen zu den heiligen Stätten


112wallfahrten. Da ergriff ihn die Eeue, <strong>und</strong> er kehrte <strong>in</strong> den Waldzurück, um e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>siedler aufzusuchen. Er klopfte an se<strong>in</strong>eZelle, <strong>und</strong> der E<strong>in</strong>siedler ließ ihn, wenn auch ungern, e<strong>in</strong>. DerRauher beichtete, aber er wollte weder fasten noch sonst e<strong>in</strong>eandere Buße auf sich nehmen, als von nun an barfuß zu gehen.Endlich brachte ihn der E<strong>in</strong>siedler mit Mühe dazu, daß er zurBuße bereit se<strong>in</strong> wolle, alles zu tun, was man von ihm im NamenGottes <strong>und</strong> der seligen Jungfrau Maria verlangen würde. Als erdiese Buße auf sich genommen hatte, führte ihn se<strong>in</strong> Weg ane<strong>in</strong> Wasser. Da begegnet ihm e<strong>in</strong> Aussätziger, der ihn <strong>in</strong>ständigbittet, er möchte ihn um Christi <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er glorreichen Mutterwillen h<strong>in</strong>überbr<strong>in</strong>gen. Der Räuber aber spricht: „Ich ertragekaum de<strong>in</strong>en Anblick, wie kann ich dich da über den Flußbr<strong>in</strong>gen?" Aber schließlich erfüllt er doch se<strong>in</strong>e Bitte. Und derAussätzige bittet ihn von neuem, er möge ihn baden, <strong>und</strong> derRäuber antwortet ihm wie vorher, doch dann tut er es. Da bittetder Kranke zum dritten Male, er möge ihn küssen. Dagegensträubt sich der Räuber entschieden. Doch denkt er an die Buße,die ihm auferlegt ist, <strong>und</strong> gibt dem Kranken den Kuß. Und wieer ihn darauf anblickt, ist er e<strong>in</strong> herrlicher Jüngl<strong>in</strong>g geworden.Erstaunt fragt ihn der Räuber, wer er sei. Der Jüngl<strong>in</strong>g antwortet:„Ich b<strong>in</strong> Jesus, den du über das Wasser getragen, den du gebadet<strong>und</strong> geküßt hast." Damit verschwand er. Der Räuberjedoch suchte alsbald wieder den E<strong>in</strong>siedler auf, dem er gebeichtethatte, <strong>und</strong> sobald er ihn fand, nahm er freiwillig die Buße aufsich, die er vorher zurückgewiesen hatte. Und als er sie beendethatte, weihte er sich dem Dienste <strong>des</strong> Herrn <strong>und</strong> rettete so se<strong>in</strong>eSeele.102.Wie Maria den Mönchen die Speise vermetirte.E<strong>in</strong> Priester kam zum heiligen Bernhard <strong>und</strong> wollte Mönchwerden. Doch klagte er, er könne die rauhen Stricke am Körpernicht ertragen, <strong>und</strong> vor allem könne er nicht die strenge Enthaltung<strong>in</strong> der Nahrung üben, wie es vergeschrieben war, sodaßihm die Mönche fest versprachen, sie wollten <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sichtmit ihm Nachsicht haben. So wurde er Mönch <strong>und</strong> lebte rechtweichlich; denn sie nahmen auf ihn Rücksicht <strong>in</strong> der Küche <strong>und</strong>


113im Keller, wie man es mit ke<strong>in</strong>em anderen tat. Als er nun e<strong>in</strong>esTages bei Tisch sitzt, erblickt er die Himmelskönig<strong>in</strong>, die denBrüdern beim Essen dient <strong>und</strong> mit goldenem Löffel die Speisenmehrt, zunächst dem Abte, dann dem Prior, <strong>und</strong> so der Eeihenach allen Brüdern. Doch als sie zu ihm kommt, läßt sie ihnaus. So geschah es mehrere Tage h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander. Endlich fragter den Abt, warum ihm das geschehe. Und dieser antwortet:„Bruder, du hast besondere Vergünstigungen <strong>in</strong> Küche <strong>und</strong> Keller,wie du es verlangt hast; die anderen Brüder dagegen haben dieGunst <strong>des</strong> Himmels." Da spricht der Priester: „Herr, unendlichgrößer ist die Vergünstigung, die ihnen der Himmel gewährt, alsdie, die mir <strong>in</strong> der Küche gewährt wird. Gebt auch mir dieSpeise <strong>und</strong> den Trank, wie sie allen geme<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d." Etwas Lobenswertesist das geme<strong>in</strong>schaftliche Leben. Doch soll dar<strong>in</strong> nichtzu viel noch zu wenig geschehen. Daher wollte auch e<strong>in</strong> Heiliger,daß die Brüder Maß hielten <strong>in</strong> ihrer Kutte, damit nicht durchihr Beispiel gewonnen jemand das Ordenskleid nehme <strong>und</strong> esdann, wenn er es nicht ertragen könnte, wieder ablegte <strong>und</strong> e<strong>in</strong>Abtrünniger würde.103.Wie e<strong>in</strong> Mildtätiger vom Untergange errettet ward.E<strong>in</strong>st lebte <strong>in</strong> Antiochia e<strong>in</strong> Mann, der so mildtätig war,daß er nie e<strong>in</strong>e Mahlzeit ohne Arme e<strong>in</strong>nehmen mochte. E<strong>in</strong>esTages g<strong>in</strong>g er bis zum Abend durch die Stadt <strong>und</strong> konnte ke<strong>in</strong>enArmen f<strong>in</strong>den, der mit ihm das Mahl hätte teilen können. Sogeht er zum Stadttore h<strong>in</strong>aus. Da f<strong>in</strong>det er e<strong>in</strong>en Mann <strong>in</strong> glänzendweißem Gewände, der dort mit zwei anderen steht, die er auchnicht kennt. Und der Unbekannte spricht wie e<strong>in</strong>st der Engel zuLot: „Ich will e<strong>in</strong>treten <strong>in</strong> das Haus unseres Knechtes." Der Mildtätigewendet sich an sie <strong>und</strong> spricht: „Ich sehe, ihr seid Fremde."Darauf erwidert ihm der Älteste: „Du vermagst diese Stadt nichtvor ihrem Untergange zu erretten." Mit diesen Worten schüttelter das Schweißtuch, das er <strong>in</strong> der Hand hält, <strong>und</strong> alsbald fälltdie halbe Stadt zusammen, <strong>und</strong> Männer, Weiber <strong>und</strong> Vieh werdenerschlagen. Der Mildtätige fällt erschreckt zu Boden. Der Greisaber erhebt die Hand von neuem, um auch den anderen Teil derStadt zusammenstürzen zu lassen, doch se<strong>in</strong>e Gefährten halten ihnKlapper, Eizählungeu <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 8


114zurück. Besänftigt hebt er den am Boden Liegenden empor <strong>und</strong>spricht: „Kehre <strong>in</strong> de<strong>in</strong> Haus zurück <strong>und</strong> fürchte nichts; de<strong>in</strong>eAlmosen s<strong>in</strong>d dem Herrn wohlgefällig." Damit verschwanden dieFremden. Der Mildtätige aber kehrt <strong>in</strong> die Stadt zurück <strong>und</strong>f<strong>in</strong>det sie zur Hälfte zerstört; doch se<strong>in</strong> Besitztum war unversehrtgeblieben.104.Von e<strong>in</strong>em Grafen, der, um Maria zu ehren, e<strong>in</strong> Mädchenschonte.E<strong>in</strong> Graf war e<strong>in</strong>st auf dem Wege zum Turnier. Da kamer durch e<strong>in</strong>e Stadt, die ihm gehörte, <strong>und</strong> dar<strong>in</strong> lebte e<strong>in</strong>e Jungfrau,die wegen ihrer überaus großen Schönheit <strong>und</strong> Anmut <strong>in</strong>der ganzen Grafschaft berühmt war. Von Leidenschaft zu ihrergriffen, macht er ihren Eltern große Versprechungen. Dochdie Jungfrau zeigt ihm ihre ganze Verachtung, denn sie hat ihreKe<strong>in</strong>heit über alles lieb <strong>und</strong> sich der seligen Jungfrau Mariageweiht. Aber der Graf läßt sie mit Gewalt aus dem väterlichenHause entführen <strong>und</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Quartier br<strong>in</strong>gen. Das Pferd, auf demsie fortgeführt wird, muß durch e<strong>in</strong>e Stelle, die mit tiefem Schmutzbedeckt ist. Dort läßt sie sich freiwillig herunterfallen; man hebtsie wieder aufs Pferd <strong>und</strong> br<strong>in</strong>gt sie <strong>in</strong> den Palast <strong>und</strong> läßt sieandere Kleider anlegen. Sie aber denkt an ihr Gelübde <strong>und</strong> befiehltihre Ee<strong>in</strong>heit der König<strong>in</strong> der Jungfrauen, <strong>und</strong> unter heißenTränen betet sie auf den Knien liegend das Ave Maria. So f<strong>in</strong>detsie der Graf bei se<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>tritte. Er fragt nach dem Gr<strong>und</strong>eihrer Tränen,<strong>und</strong> betroffen durch die Standhaftigkeit <strong>des</strong> Mädchensempf<strong>in</strong>det er Keue über se<strong>in</strong>e Absicht <strong>und</strong> schickt sie unberührtzu Ehren der seligen Jungfrau wieder ihrem Vater zurück. Zugleichverspricht er <strong>in</strong> aufrichtiger Ges<strong>in</strong>nung, nach se<strong>in</strong>er Eückkehre<strong>in</strong> Kloster zu erbauen, <strong>in</strong> dem das Mädchen Aufnahme f<strong>in</strong>densoll. Doch im Turnier wird er tödlich verw<strong>und</strong>et <strong>und</strong> stirbt,<strong>und</strong> nach den Vorschriften <strong>des</strong> Kirchenrechts muß er außerhalb<strong>des</strong> Kirchhofes begraben werden. Da ersche<strong>in</strong>t die selige JungfrauMaria dreimal h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander dem Bischöfe <strong>und</strong> befiehlt ihmunter Vorwürfen, ihren Bitter neben den anderen Christen zubestatten. Der Bischof ruft die Verwandten <strong>des</strong> Grafen herbei<strong>und</strong> erzählt ihnen se<strong>in</strong> Gesicht. Und voll Freude erfüllen sie


115se<strong>in</strong>en Auftrag <strong>und</strong> errichten über se<strong>in</strong>em Grabe e<strong>in</strong> Kloster, <strong>in</strong>dem jene Jungfrau nachmals Äbtiss<strong>in</strong> wurde. Dieses Beispiellehrt uns, daß oftmals die e<strong>in</strong> gutes Ende nehmen, die demBösen widerstehen <strong>in</strong> tapferem Geiste, <strong>in</strong> Beharrlichkeit <strong>und</strong> Geduld.105.Der Baum mit den Ave-Mariablättern.E<strong>in</strong> Laie hatte lange e<strong>in</strong> gar weltliches Leben geführt. Endlichgedachte er zum Heil se<strong>in</strong>er Seele das Ordenskleid zu nehmen.So trat er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Orden e<strong>in</strong>, doch als er die durch die Ordensregelvorgeschriebenen zahlreichen Gebete lernen sollte, war erdazu nicht imstande. Das betrübte ihn sehr, <strong>und</strong> we<strong>in</strong>end bater se<strong>in</strong>en Lehrer, er möge ihm e<strong>in</strong> kurzes Gebet lehren, mit demer die Mutter der Barmherzigkeit verehren könnte. Und mitMühe brachte er es endlich soweit, daß er die Worte Ave Marialernte, die er von nun an anstelle der St<strong>und</strong>engebete vor sichhersagte, <strong>und</strong> zwar aufrichtig frommen Herzens. So wurde erhochbetagt. Als er aber gestorben war, sah man, wie aus se<strong>in</strong>emGrabe e<strong>in</strong> w<strong>und</strong>erbarer Baum hervorsproßte, <strong>und</strong> auf se<strong>in</strong>enZweigen <strong>und</strong> Blättern fand man <strong>in</strong> goldenen Buchstaben dieWorte Ave Maria. In ihrer Verw<strong>und</strong>erung öffneten die Brüderdas Grab <strong>und</strong> sahen, daß der Leib <strong>des</strong> Toten von dem Baumezersprengt war <strong>und</strong> daß der Baum im Herzen wurzelnd ausse<strong>in</strong>em M<strong>und</strong>e hervorwuchs, um sich über dem Grabe auszubreiten.Und nun ließ man sich von se<strong>in</strong>en Beichtvätern erzählen,wie re<strong>in</strong> se<strong>in</strong> Herz gewesen sei. Wie gut <strong>und</strong> wie angenehmist es also für den Menschen, von Jugend an das Jochunserer Gebieter<strong>in</strong> zu tragen, wenn sie sogar diesen alten Laiennicht zurückstieß, sondern <strong>in</strong> ihrer Huld w<strong>und</strong>erbar auszeichnete!106.Von e<strong>in</strong>em Weibe, das von Maria aus ihrer Verzweiflungerrettetward.E<strong>in</strong>e vornehme Witwe lebte ehrbar im Hause e<strong>in</strong>es Verwandten.Doch erg<strong>in</strong>g es ihr wie dem Stroh, das man ans Feuer legt. Siewar nicht achtsam genug, <strong>und</strong> so kam es, daß der Verwandte <strong>in</strong>sündhafte Beziehungen zu ihr trat. So gab sie e<strong>in</strong>em Knaben8*


116das Lehen, <strong>und</strong> aus Furcht vor der öffentlichen Schande tötete sieihn. Zwar beichtete sie ihren Frevel, aber da sie den Eat ihresBeichtvaters nicht achtete, fiel sie von neuem <strong>und</strong> wurde wiederzur Mörder<strong>in</strong>, <strong>und</strong> so auch noch e<strong>in</strong> drittes Mal. Nun überkamsie die Verzweiflung, da sie so unerhört gesündigt hatte. Unde<strong>in</strong>es Tages schickte sie alle Mägde aus dem Hause <strong>und</strong> erhängtesich. Aber der Strick riß, <strong>und</strong> sie blieb am Leben. Da nahm sie e<strong>in</strong>Messer <strong>und</strong> stach es sich <strong>in</strong> die Brust, <strong>und</strong> da sie noch nicht totwar, f<strong>in</strong>g sie e<strong>in</strong>e Menge Sp<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> verschluckte sie gierig, umden Tod zu f<strong>in</strong>den. Und so war sie fast bewußtlos. Da er<strong>in</strong>nertesie sich, daß sie gehört hatte, daß die Barmherzigkeit der seligenJungfrau unendlich groß sei, <strong>und</strong> obschon sie <strong>in</strong> ihren Sündendah<strong>in</strong>gelebt hatte, hatte sie doch nicht unterlassen, ihr zu Ehrenmanches gute Werk zu tun. So schöpfte sie Hoffnung <strong>und</strong> riefaus <strong>in</strong>nigem Herzen die Mutter der Barmherzigkeit an. Und siehe,die Retter<strong>in</strong> ersche<strong>in</strong>t ihr zur rechten Zeit <strong>und</strong> macht ihr Vorwürfewegen ihrer Verzweiflung, da sie doch wisse, daß ihre <strong>und</strong>ihres Sohnes Erbarmung alle Sünden der Welt übersteige. Dannspricht Maria: „Fasse nur den Vorsatz, von nun an de<strong>in</strong> Lebenzu bessern." Damit reichte sie ihr die Hand <strong>und</strong> hob sie empor,<strong>und</strong> das Weib war wieder ges<strong>und</strong>, <strong>und</strong> Maria versprach, ihr <strong>in</strong>drei Tagen e<strong>in</strong>en Beichtvater zu senden, dem sie sich getrost anvertrauenkönnte, <strong>und</strong> <strong>des</strong>sen Rat sie befolgen sollte. Und amdritten Tage kam der Magister Zoe. Das Weib wußte, daß erihr von Maria gesandt war, <strong>und</strong> sie folgte se<strong>in</strong>em Rate <strong>und</strong> führtevon nun an e<strong>in</strong> äußerst frommes Leben. So wurde sie aus ihrerVerzweiflung von der Mutter der Barmherzigkeit errettet.107.Von dem Teufelsvertrage <strong>des</strong> Theophilus.lWir s<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sequenz: Die du den Theophilus <strong>in</strong>Gnaden aufgenommen hast. Das wollen wir, so wie uns die Vorfahrenüberlieferten, näher erklären. Jener Theophilus war Bischof<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er berühmten Kirche <strong>und</strong> führte e<strong>in</strong> solches Leben, daß er<strong>in</strong> hohen Ehren stand. Da aber die Verleumdung ständig dieGuten verfolgt, geschah es auch ihm, daß er gr<strong>und</strong>los von Nebenbuhlernverdächtigt wurde. Und als er e<strong>in</strong>mal von der schweren


117Sorge bedrückt war, daß er aus se<strong>in</strong>er bischöflichen Stellung entferntwerden solle, begab er sich zu e<strong>in</strong>em Juden, der <strong>in</strong> dieserH<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>en besonderen Euf hatte, <strong>und</strong> bat ihn, er möge ihmbehilflich se<strong>in</strong>, se<strong>in</strong>e frühere Stellung wiederzuerlangen. Der Judeverspricht ihm se<strong>in</strong>e Hilfe <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Anliegen. Und er bestimmtihm Ort <strong>und</strong> Zeit, um mit ihm zusammenzutreffen, <strong>und</strong> der Teufelkommt mit <strong>und</strong> verspricht, ihm Würde <strong>und</strong> Ansehen wiederzuverschaffen,wenn er schwört, ihm dienen zu wollen. Theophiluswilligt e<strong>in</strong>, <strong>und</strong> der Teufel verlangt, er solle dem Glauben Christi<strong>und</strong> der seligen Jungfrau Maria abschwören. Theophilus tut das,<strong>und</strong> der Teufel läßt sich von ihm Brief <strong>und</strong> Siegel geben <strong>und</strong>gibt auch ihm <strong>in</strong> gleicher Weise se<strong>in</strong>e Zusicherung; den Vertrag<strong>des</strong> Theophilus aber trägt der Teufel h<strong>in</strong>ab zu Lucifer <strong>in</strong> dieHölle. So trennen sie sich. Und alsbald beg<strong>in</strong>nt der Teufel denBischof jenes Ortes derart <strong>in</strong> der Nacht zu plagen, daß er denTheophilus <strong>in</strong> all se<strong>in</strong>e früheren Würden <strong>und</strong> Besitzungen wiedere<strong>in</strong>setzen läßt. So lebte dieser nun <strong>in</strong> Freude <strong>und</strong> Lust langeZeit h<strong>in</strong>durch. Doch mit der Zeit beg<strong>in</strong>nt sich se<strong>in</strong> Gewissen zuregen, <strong>und</strong> er begibt sich vor den Altar, auf dem e<strong>in</strong> Bild derseligen Jungfrau Maria steht, <strong>und</strong> dort fastet er vierzig Tage beiWasser <strong>und</strong> Brot <strong>und</strong> ist entschlossen, nicht eher von dort wegzugehen,als bis er erlangt, was er begehrt. Am vierzigsten Tageendlich ersche<strong>in</strong>t ihm die Himmelskönig<strong>in</strong> <strong>und</strong> verspricht ihmse<strong>in</strong>e Errettung. Doch er hört nicht auf zu we<strong>in</strong>en, bis ihm derTeufel den eigenhändig geschriebenen Vertrag zurückbr<strong>in</strong>gt. Sobewies Maria allen <strong>in</strong> ihrer Milde, daß niemand an ihrer Barmherzigkeitverzweifeln dürfe.108.Von e<strong>in</strong>em Eheweibe <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Ehebrecher<strong>in</strong>.E<strong>in</strong> ehrbares Eheweib wurde e<strong>in</strong>st wegen e<strong>in</strong>er Dirne vonihrem Gatten verlassen. Da wandte sie sich an die selige JungfrauMaria <strong>und</strong> erwies ihr viele Dienste, um von ihr wegen derSchande, die ihr widerfahren war, gerächt zu werden. Die Dirneaber flehte ebenfalls zu Maria um e<strong>in</strong> seliges Ende. Maria erschiendaher dem Eheweibe <strong>und</strong> offenbarte ihr, zur Zeit könnesie sie nicht rächen, da jenes unselige Weib sie ebenfalls eifrig


118verehre. Da rief das Eheweib <strong>in</strong> höchstem Unwillen: „Dannwerde ich dich nie wieder ehren, da du mich nicht an e<strong>in</strong>em sogeme<strong>in</strong>en Weibe rächen willst." E<strong>in</strong>es Tages nun begegnete sieder Ehebrecher<strong>in</strong>, <strong>und</strong> diese grüßt sie ehrerbietig <strong>und</strong> voll Demut.Doch das Eheweib wirft ihr ihr Unrecht vor <strong>und</strong> spricht: „Ichhabe sehr darunter zu leiden, daß du mir me<strong>in</strong>en Gatten verführthast, aber noch mehr tut es mir leid, daß dich die Himmelskönig<strong>in</strong>nicht verabscheut. Denn sie hat mich gescholten <strong>und</strong>mir offenbart, wie du ihr dienst." Wie nun die Ehebrecher<strong>in</strong>von dieser Ersche<strong>in</strong>ung <strong>und</strong> von Marias Worten hört, fällt sieder ehrbaren Frau zu Füßen <strong>und</strong> bittet sie unter heißen Tränenum Vergebung für ihr Unrecht, <strong>in</strong>dem sie spricht: „Gepriesen seime<strong>in</strong>e Gebieter<strong>in</strong>, die mir ihre Fürbitte <strong>und</strong> ihre Barmherzigkeitnicht versagte, obschon ich ihrer unwürdig b<strong>in</strong>. Und wenn siedies an mir getan hat, dann hoffe ich, daß sie für mich auchnoch mehr tun wird." Und nachdem so diese Sünder<strong>in</strong> Verzeihunggef<strong>und</strong>en hatte, verzieh auch das Eheweib ihrem Gatten,<strong>und</strong> dieser kehrte zu ihr zurück. Und so hat die himmlischeMittler<strong>in</strong> beiden geholfen.109.Die Gründung von Hil<strong>des</strong>heim.E<strong>in</strong> Kaiser jagte e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Walde. Se<strong>in</strong> Kaplan hängte<strong>in</strong><strong>des</strong> die Eeliquien unserer lieben Frau, die der Kaiser <strong>in</strong>nigverehrte, an e<strong>in</strong>en Baum. Aber er vergaß sie <strong>und</strong> ließ sie dort.Als er wieder zurückkehrt, kann sie niemand von dem Baumelosmachen. Das meldet er dem Kaiser. Dieser schließt daraus,daß dort unsere liebe Frau e<strong>in</strong>e Stätte haben wolle. Und er erbautdaselbst e<strong>in</strong>e Kirche, die der Sitz <strong>des</strong> Bischofs von Hil<strong>des</strong>heimgeworden ist.110.Der Engel <strong>und</strong> der E<strong>in</strong>siedler.E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedler w<strong>und</strong>erte sich oft über die Gerichte Gottes.Und siehe, e<strong>in</strong> Engel <strong>des</strong> Herrn erschien ihm <strong>in</strong> der Gestalt e<strong>in</strong>esJüngl<strong>in</strong>gs <strong>und</strong> sprach: „Komm, ich will dir Gottes Gerichte offenbaren."Und <strong>in</strong> der ersten Nacht kamen sie zu e<strong>in</strong>em frommen


119E<strong>in</strong>siedler, der sie reichlich bewirtete <strong>und</strong> am Morgen <strong>in</strong> Friedenentließ. Der Engel aber entwendete ihm e<strong>in</strong>en silbernen Becher.In der folgenden Nacht kommen sie zu e<strong>in</strong>em anderen E<strong>in</strong>siedler,der sie ebenfalls wohlwollend <strong>und</strong> <strong>in</strong> Ehren bewirtet<strong>und</strong> ihnen am Morgen e<strong>in</strong>en Verwandten mitgibt, der ihnen denWeg weisen soll. Diesen Verwandten jedoch erwürgt der Engel<strong>in</strong> dem Augenblicke, wo er sich von ihnen verabschieden will.In der dritten Nacht nun kommen sie zu e<strong>in</strong>em Reichen, der sie<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Geize schlecht behandelt <strong>und</strong> ihnen kaum vor der Türzu übernachten gestattet. Am folgenden Morgen jedoch ruft derEngel den Eeichen <strong>und</strong> gibt ihm den Becher zum Geschenk.Dieser nimmt ihn an <strong>und</strong> schlägt dann die Tür vor ihnen zu <strong>und</strong>läßt sie ohne Dank <strong>und</strong> Abschiedsgruß davongehen. In der viertenNacht kommen sie zu e<strong>in</strong>em Mann, der e<strong>in</strong> Weib <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Sohnhat. Dieser erweist ihnen alles Gute. In der Nacht aber fälltdem Engel das Schreien <strong>des</strong> Knaben lästig, <strong>und</strong> er steht auf <strong>und</strong>ermordet ihn. Jetzt kann es der E<strong>in</strong>siedler nicht länger mit ansehen,<strong>und</strong> er spricht: „Was tust du da?" Der Engel aber erwidertihm: „Du hast gewagt, Gottes Urteile zu ergründen, <strong>und</strong>ich b<strong>in</strong> gesandt, sie dir zu enthüllen. Der erste, der uns aufnahm,war e<strong>in</strong>unschuldiger, heiliger Mensch, der nichts Unrechtesbei sich hatte als den Becher, den er unrechtmäßig erworbenhatte. Diesen nahm ich ihm wieder, <strong>und</strong> ich gab ihn jenemBösewichte <strong>und</strong> Geizhalse, <strong>des</strong>sen ganzer Besitz unrecht erworbenist, damit Böses zu Bösem komme <strong>und</strong> er durch diese irdischeGabe auf Erden belohnt werde, falls er etwas Gutes getan hat,auch wenn es uns unangenehm ist. Den Verwandten <strong>des</strong> zweitenMannes, der uns aufgenommen hat, erwürgte ich unterwegs <strong>des</strong>wegen,weil er se<strong>in</strong>en Verwandten <strong>in</strong> der folgenden Nacht zutöten beabsichtigte. Das habe ich verh<strong>in</strong>dert, denn es ist fürihn besser, wenn er im Jenseits nur die Strafe für se<strong>in</strong>e böse Absichterleidet als für die vollbrachte Tat. Den Knaben aber, der<strong>in</strong> der Nacht schrie, habe ich <strong>des</strong>wegen getötet, weil se<strong>in</strong>e Elternfrüher gastfrei waren, jetzt aber aus Liebe zu dem K<strong>in</strong>de nurauf Erwerb bedacht ihre Hand den Armen verschlossen haben."Als der E<strong>in</strong>siedler diese Offenbarungen vernommen hatte, kehrteer <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Zelle zurück <strong>und</strong> dankte Gott. So hat er fern vonder Welt e<strong>in</strong> seliges Ende genommen.


120111.Von e<strong>in</strong>er Königstochter <strong>und</strong> dem Herrn der Blumen.E<strong>in</strong> heidnischer König hatte nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Tochter, dieüberaus schön war. E<strong>in</strong>es Tages g<strong>in</strong>g diese <strong>in</strong> den Garten, <strong>und</strong>dort sah sie e<strong>in</strong>e w<strong>und</strong>erbar schöne Blume, <strong>und</strong> sie dachte, daßder Gott, der alle Blumen wachsen ließ, noch viel schöner se<strong>in</strong>müßte. Daher nahm sie sich vor, vor allen Göttern den Gott derBlumen zu verehren. Die Jungfrau wurde mit e<strong>in</strong>em Jüngl<strong>in</strong>geverlobt, <strong>und</strong> als dieser kam, um sie <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Heim zu holen, batsie ihn um die Erlaubnis, zuvor h<strong>in</strong>ab <strong>in</strong> den Garten gehen <strong>und</strong>den Gott der Blumen verehren zu dürfen, der ihr vor allen anderenGöttern teuer wäre. Der Jüngl<strong>in</strong>g erlaubte es ihr, <strong>und</strong> sie gehtmit prächtigen Gewändern geschmückt alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Garten h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.Dort erblickt sie <strong>in</strong> den Blumen e<strong>in</strong>en Jüngl<strong>in</strong>g, der an Klarheitdas Licht der Sonne übertrifft. Sie erschrickt, doch fragt sie,wer er sei; denn sie glaubt, ihr Gott sei ihr erschienen. DerJüngl<strong>in</strong>g war jedoch e<strong>in</strong> Engel <strong>und</strong> wußte, was sie dachte.Daher sprach er: „Ich b<strong>in</strong> nicht de<strong>in</strong> Gott, sondern nur se<strong>in</strong>Diener." Und die Jungfrau fragt: „Wenn der Diener so w<strong>und</strong>erbarist, wie herrlich ist dann der Herr?" Darauf erwidert derEngel: „Er ist unendlich schöner als ich." Und die Jungfrauspricht: „Ich möchte so gern erfahren, welche Dienste me<strong>in</strong>emHerrn am wohlgefälligsten s<strong>in</strong>d, denn gern möchte ich sie ihmerweisen." Der Engel entgegnet: „Am liebsten ist ihm die Jungfräulichkeit."Da ruft sie: „Die will ich aus Liebe zu ihm bewahren,wenn du e<strong>in</strong>en Weg kennst, um mich dem zu entführen,dem ich verlobt <strong>und</strong> angetraut b<strong>in</strong>." Der Engel aber spricht:„Es soll nicht dazu kommen, daß du se<strong>in</strong>e Gatt<strong>in</strong> wirst." Mitdiesen Worten hob er sie empor <strong>und</strong> entführte sie <strong>in</strong> das Landder Christen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Jungfrauenkloster <strong>und</strong> setzte sie vor demAltare nieder. Das alles war das Werk e<strong>in</strong>er St<strong>und</strong>e. Die Nonneaber, die die Kirche hütete, glaubte, als sie sie sah, sie wäre dieMutter <strong>des</strong> Erlösers, <strong>und</strong> rief die anderen Nonnen herbei, <strong>und</strong>alle fielen <strong>in</strong> Verehrung vor ihr nieder. Dann aber erkannten sie,daß sie nicht Maria war, <strong>und</strong> traten näher zu ihr h<strong>in</strong>. Da fandensie <strong>in</strong> der Jungfrau Hand e<strong>in</strong> Stück beschriebenes Pergament, aufdem zu lesen war, woher sie käme, <strong>und</strong> wer sie sei. Am Morgen


121aber riefen sie den Bischof, der sie taufte <strong>und</strong> ihr den Schleierder Jungfräulichkeit überreichte. Dann übergab er sie den Nonnenjenes Klosters, die sie e<strong>in</strong>führten <strong>in</strong> den Dienst <strong>des</strong> Herrn.112.Was ist Gott?E<strong>in</strong> König fragte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong>en Weisen, was Gott sei. Dieserbat sich Bedenkzeit aus für se<strong>in</strong>e Antwort. Der König gab ihmdrei Tage zur Überlegung Frist. Dann fragte er ihn wiederum.Der Weise bittet um e<strong>in</strong>e neue Frist. So geht es immer vonneuem wieder. Endlich aber spricht der König: „Ich sehe, duh<strong>in</strong>tergehst mich." Doch der Weise spricht: „Herr, das tu ichnicht. Gott ist so unermeßlich groß, daß ich, je mehr ich überihn nachdenke, um so weniger ihn zu begreifen vermag <strong>und</strong> nichtf<strong>in</strong>den kann, was ich sagen soll."113.Warum der Teufelpredigte.E<strong>in</strong>st nahm der Teufel Menschengestalt an <strong>und</strong> predigteGottes Wort. Wie er nun sah, daß ihm die Menschen nichtglaubten, begann er, Buße zu predigen. Das wurde e<strong>in</strong>em Manneoffenbart, <strong>und</strong> dieser fragte den Teufel, warum er e<strong>in</strong>e solcheLust zu predigen bekommen habe. Darauf antwortete ihm jener:„Das tu ich, damit die Menschen umso mehr sündigen. Denn jehäufiger gepredigt wird, <strong>des</strong>to seltener werden die guten Werke."114.Wie sich e<strong>in</strong> Mensch vor den Wetterdämonen schützte.Drei Wanderer g<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>st geme<strong>in</strong>sam ihren Weg. Dabrach e<strong>in</strong> gewaltiges Unwetter los, <strong>und</strong> sie konnten ihm nichtentgehen. E<strong>in</strong> Blitz geht nieder <strong>und</strong> tötet den e<strong>in</strong>en; kurz daraufwird auch der zweite erschlagen. Da er<strong>in</strong>nert sich der dritte<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er To<strong>des</strong>angst <strong>des</strong> Wortes Gottes <strong>und</strong> spricht: „Das Wortist Fleisch geworden." Und er hört <strong>in</strong> der Luft e<strong>in</strong>e Stimme, diefragt: „Warum erschlägst du ihn nicht?" Darauf erwidert e<strong>in</strong>eandere Stimme: „Ich br<strong>in</strong>g es nicht fertig, denn er sprach jenesheilsame Wort: Das Wort ist Fleisch geworden."


122115.Von e<strong>in</strong>em Juden, der das Kreuzesbild verw<strong>und</strong>ete.In Konstant<strong>in</strong>opel trat e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Jude <strong>in</strong> die Sophienkirchee<strong>in</strong> <strong>und</strong> sah dort e<strong>in</strong> Bild <strong>des</strong> Gekreuzigten. Und da er sichalle<strong>in</strong> wähnte, zog er das Schwert heraus <strong>und</strong> stach es dem Bilde<strong>in</strong> die Kelile. Alsbald floß Blut heraus <strong>und</strong> besprengte Kopf <strong>und</strong>Gesicht <strong>des</strong> Juden. Der nahm erschreckt das Bild <strong>und</strong> warf es<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Brunnen; dann floh er davon. Da begegnete ihm e<strong>in</strong>Christ <strong>und</strong> sprach: „Woher kommst du, Jude? Sicherlich hastdu e<strong>in</strong>en Menschen ermordet!" Der Jude leugnete zwar, aberjener fuhr fort: „Wahrhaftig, du hast e<strong>in</strong>en Mord verübt, du bistja ganz mit Blut bespritzt." Jetzt konnte es der Jude nichtlänger leugnen <strong>und</strong> rief: „Wahrhaftig, der Gott der Christen istgroß, <strong>und</strong> wohlbegründet ist ihr Glaube! Zwar hab ich ke<strong>in</strong>enMenschen gemordet, aber das Bild Christi habe ich durchbohrt,<strong>und</strong> alsbald ist Blut hervorgeflossen." Damit führte er ihn zuzu dem Brunnen, <strong>und</strong> sie zogen das Bild Christi heraus. Undnoch heute sieht man die W<strong>und</strong>e an dem Halse <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong>. DerJude aberwurde Christ.116.Wie Christus e<strong>in</strong>em Mönche die Speisen versüsste.E<strong>in</strong> junger Mönch wollte den Orden wieder verlassen; dennSpeise <strong>und</strong> Trank waren ihm allzu un schmackhaft. Und als erwieder e<strong>in</strong>mal bei Tische saß <strong>und</strong> solche Gedanken hegte, erschienihm Christus <strong>und</strong> zeigte ihm die Wanden se<strong>in</strong>er Hände, der Füße<strong>und</strong> der Seite <strong>und</strong> sprach: „So oft dir de<strong>in</strong>e Speisen nicht schmackhaftgenug ersche<strong>in</strong>en, so oft berühre damit diese W<strong>und</strong>en, <strong>und</strong>sie werden dir süß <strong>und</strong> lieblich se<strong>in</strong>." Damit verschwand Christus.Der Mönch aber tat, wie ihm geheißen, <strong>und</strong> blieb im Orden.117.Wie e<strong>in</strong> Räuber durch das Vaterunser den Himmel erwarb.Man liest von e<strong>in</strong>em Räuber, der nach vielen Freveltatene<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>siedler aufsuchte <strong>und</strong> ihm beichtete. Buße aber wollteer nicht tun. Endlich sprach der E<strong>in</strong>siedler zu ihm: „Du könntestfolgende Buße verrichten. So oft du e<strong>in</strong>em Kreuze <strong>des</strong> Herrn


123begegnest, knie vor ihm niedei' <strong>und</strong> bete e<strong>in</strong> Vaterunser." Damitwar der Räuber gern zufrieden, <strong>und</strong> er g<strong>in</strong>g von dannen.Se<strong>in</strong>e Fe<strong>in</strong>de aber verfolgten ihn. Als er ihnen entfliehen wollte,da erblickte er e<strong>in</strong> Kreuz, <strong>und</strong> alsbald er<strong>in</strong>nerte er sich se<strong>in</strong>erBuße. Da beschloß er, sich lieber erschlagen zu lassen, als dieBuße nicht zu verrichten. Und er fiel vor dem Kreuze auf dieKnie <strong>und</strong> betete se<strong>in</strong> Vaterunser. In<strong>des</strong>sen aber kamen die Fe<strong>in</strong>de<strong>und</strong> schlugen ihn nieder. Und Engel <strong>des</strong> Herrn stiegen hernieder<strong>und</strong> trugen se<strong>in</strong>e Seele empor zur ewigen Seligkeit. Das sahder E<strong>in</strong>siedler im Geiste, <strong>und</strong> er sprach: „Herr, ich diene dirso lange Zeit, <strong>und</strong> diesem Räuber gibst du solchen Lohn für soger<strong>in</strong>ge Buße? So will ich leben, wie der Räuber lebte, <strong>und</strong> mirso das Paradies verdienen." Und als er se<strong>in</strong>es Weges g<strong>in</strong>g, ließihn der Teufel zu Fall kommen <strong>und</strong> brach ihm das Genick ;se<strong>in</strong>eSeele aber schleppte er zur Höllenpe<strong>in</strong>.118.Von e<strong>in</strong>em Hostienw<strong>und</strong>er zu Köln.Zu Köln lebte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Jude, der, um die Christen zu verspotten,sich für e<strong>in</strong>en Christen ausgab <strong>und</strong> mit die Kommunionempf<strong>in</strong>g. E<strong>in</strong>mal nun begab er sich abseits <strong>und</strong> nahm den Leib<strong>des</strong> Herrn aus se<strong>in</strong>em M<strong>und</strong>e <strong>in</strong> die Hand, <strong>und</strong> siehe, es erschien<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Hand e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>d. Der Anblick br<strong>in</strong>gt den Juden<strong>in</strong> große Verwirrung, <strong>und</strong> er blickt h<strong>in</strong> <strong>und</strong> wartet, doch dasK<strong>in</strong>d verschw<strong>in</strong>det nicht. Und von <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> Scheitel geht e<strong>in</strong>Lichtstrahl aus <strong>und</strong> leuchtet auf zum Himmel zum Zeugnis, daß<strong>in</strong> diesem Sakramente der verborgen ist, der jeden Menschen erleuchtet,der <strong>in</strong> diese Welt kommt. Der Jude weiß nicht, waser tun soll. Und er geht h<strong>in</strong> <strong>und</strong> will das K<strong>in</strong>d verbergen, <strong>in</strong>demer es am Kirchhofe verscharrt. Dann kehrt er zu den Se<strong>in</strong>enheim. Jedoch der Teufel gibt ihm das Geleit <strong>in</strong> sichtbarer Gestalt<strong>und</strong> läßt ihn nirgends ruhn, <strong>und</strong> was er auch beg<strong>in</strong>nt, derTeufel ist dabei. Vor Schreck rennt er zur Stätte, wo das K<strong>in</strong>dbegraben liegt, doch auch dort hat er ke<strong>in</strong>e Ruh, der Teufelfolgt ihm nach. So treibt er es drei Tage lang. Und immernoch steigt jener Strahl zum Himmel von <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> Grabe auf.Da rennt der Jude heim <strong>und</strong> s<strong>in</strong>nt, was er beg<strong>in</strong>nen soll. DieAngst erfüllt se<strong>in</strong> Herz. Und er geht h<strong>in</strong> zum Priester <strong>und</strong> be-


124kennt, was er getan; dann bittet er, daß er ihn taufe. Und mitden Christen kehrt er dann zum Grabe zurück, auf daß sie Zeugenseien dieses W<strong>und</strong>ers. Dort f<strong>in</strong>den sie <strong>in</strong> Brotsgestalt im Grabdas Licht der Welt verborgen. Denn Christi Leib ersche<strong>in</strong>t demChristenvolk nun Avieder <strong>in</strong> der Form, <strong>in</strong> der er <strong>in</strong> der Kirchegereicht wird. Der Strahl <strong>des</strong> Lichts jedoch ist allen sichtbar,<strong>und</strong> sie we<strong>in</strong>en Tränen der Freude.119.Von e<strong>in</strong>em Judenknaben, den die Christenk<strong>in</strong>der tauften.E<strong>in</strong> Judenknabe weidete mit Christenk<strong>in</strong>dern Schafe. Dafragten sie ihn, warum er nicht wie sie e<strong>in</strong> Christ sei. Und ererwiderte: ,,Ich fürchte mich vor me<strong>in</strong>en Eltern." Da sprachensie: „Willst du, daß wir dich zu e<strong>in</strong>em Christen machen?" Ererwiderte: „Gern". Und sie gössen Wasser über se<strong>in</strong> Haupt <strong>und</strong>tauften ihn im Namen <strong>des</strong> Vaters <strong>und</strong> <strong>des</strong> Sohnes <strong>und</strong> <strong>des</strong> heiligenGeistes. Dann gaben sie ihm den Friedenskuß. Als er jedochheim zu den Eltern kam, merkten diese bald, daß e<strong>in</strong> w<strong>und</strong>erbarerWohlgeruch im Hause herrschte, <strong>und</strong> da sie nicht wußten,woher er kam, schlössen sie die Türen, denn sie glaubten, daßer von den Christen käme. Doch endlich merken sie, daß er vonihrem Sohn ausströmt, <strong>und</strong> sie zw<strong>in</strong>gen ihn durch Schläge, daßer erzählt, was mit ihm vorgegangen ist. Da staunen se<strong>in</strong>e Eltern,<strong>und</strong> sie beschließen, ihn zu töten, damit er nicht e<strong>in</strong> Christ werde.Und sie geben dem Wärter ihres Ba<strong>des</strong> Geld, damit er den Knaben<strong>in</strong> den brennenden Ofen werfe. Das tut dieser auch. Am Morgenaber kommt der Judenbischof, um zu baden. Doch er f<strong>in</strong>det dasBad kalt. Die Badeknechte staunen, denn sie haben mehr alssonst Holz <strong>in</strong> den Ofen getan, um das Bad zu heizen. Als derBischof das hört, öffnet er die Tür <strong>des</strong> Ofens, um zu sehen, ober geheizt sei. Da tritt der Knabe, der dar<strong>in</strong> verschlossen war,mit engelgleichem Angesicht hervor. Voll Staunen, was das sei,befiehlt der Bischof, die Badeknechte mit Euten zu schlagen, bissie gestehen, daß sie am Abend den Jiidenknaben e<strong>in</strong>geschlossenhaben. Und auch der Knabe erzählt das, <strong>und</strong> er setzt h<strong>in</strong>zu, e<strong>in</strong>eFrau im Purpurmantel sei gekommen <strong>und</strong> habe damit das Feuerausgelöscht, Die Frau aber war die selige Jungfrau Maria.


125120.Von e<strong>in</strong>em Zauberer <strong>in</strong>Magdeburg.In Magdeburg, e<strong>in</strong>er Stadt <strong>in</strong> Sachsen, lebten e<strong>in</strong>st drei jungeGesellen, Söhne reicher Eltern; doch waren sie <strong>in</strong> große Not geraten.Da fragten sie e<strong>in</strong>en Zauberer um Rat <strong>und</strong> machten geme<strong>in</strong>sameSache mit ihm. Er war sofort zur Hilfe bereit <strong>und</strong>führte die drei Jüngl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Keller, wo er e<strong>in</strong>en Kreis zog<strong>und</strong> den Teufel beschwor. In dem Kreise aber entflammte plötzlichvor Mitternacht e<strong>in</strong> Licht. Der Keller wird geschmückt,Thronsessel werden aufgestellt. E<strong>in</strong> mächtiger König ersche<strong>in</strong>tumgeben von e<strong>in</strong>er Ritterschar. Der König fragt, was der Magisterwolle. Dieser antwortet: „Die drei Gesellen hier verlangen Reichtümer;sie wollten dir <strong>in</strong> allem gehorsam se<strong>in</strong>." Der Königspricht: „Überlegt es euch acht Tage, ob ihr Christus <strong>und</strong> se<strong>in</strong>erBarmherzigkeit entsagen <strong>und</strong> mir den Treueid schwören wollt.In<strong>des</strong>sen sollt ihr an jenem Orte (<strong>und</strong> er nannte die Stelle) so vielGeld f<strong>in</strong>den, als ihr für diese Zeit nötig habt. Wenn ihr es euchüberlegt habt, dann kommt zurück <strong>und</strong> leistet mir den Eid."Sie s<strong>in</strong>d damit e<strong>in</strong>verstanden. Während dieser Vorgänge stehtder König plötzlich vom Throne auf, legt se<strong>in</strong>e Krone ab, knietnieder <strong>und</strong> neigt sich bis zur Erde. Dann setzt er sich w^ieder,<strong>und</strong> die Verhandlungen nehmen ihren Fortgang. Nach e<strong>in</strong>igerZeit steht er wieder auf <strong>und</strong> verneigt sich, ohne jedoch h<strong>in</strong>zuknien;dabei ist er recht verlegen. Darüber erstaunt der Magister<strong>und</strong> fragt den König nach dem Gr<strong>und</strong>e se<strong>in</strong>es eigenartigen Verhaltens.Dieser seufzt tief <strong>und</strong> spricht dann: „Der Pfarrervon St. Jakob g<strong>in</strong>g eben oben die Straße entlang <strong>und</strong> trugden Leib Christi, <strong>des</strong> Erlösers der Welt, zu e<strong>in</strong>em Kranken.Daher mußte ich mich h<strong>in</strong>knien <strong>und</strong> anbeten, denn es steht geschrieben:Im Namen <strong>des</strong> Herrn werden sich beugen alle Knieim Himmel, auf Erden <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Hölle. Als aber der Pfarrerohne den Leib <strong>des</strong> Herrn zurückkehrte, muffte ich mich vor derpriesterlichen Würde verneigen." Die Jüngl<strong>in</strong>ge hörten das;<strong>und</strong> sie g<strong>in</strong>gen h<strong>in</strong>weg <strong>und</strong> taten Ruße <strong>und</strong> kehrten nicht zurück,sondern besserten ihr Leben.


126121.Wie e<strong>in</strong> Mann für die Sünden <strong>des</strong> Mun<strong>des</strong> gestraft ward.E<strong>in</strong>st wurde e<strong>in</strong> Priester zu e<strong>in</strong>em verachteten, elendenMenschen gerufen, um ihm die letzte Ölung zu spenden. Dieserhatte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em ganzen Leben Böses <strong>und</strong> Schändliches, hauptsächlichüber die Priester gesprochen. Als ihn nun der Priestersalben <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Lippen berühren wollte, da wurde se<strong>in</strong> M<strong>und</strong>plötzlich so groß, daß er se<strong>in</strong> ganzes Gesicht <strong>in</strong> fürchterlicherWeise bedeckte. Der Priester zog vor Furcht <strong>und</strong> Staunen dieHand zurück, da er den M<strong>und</strong> nicht vom Gesichte unterscheidenkonnte. Er betete für den Sünder, <strong>und</strong> sogleich nahm se<strong>in</strong> Gesichtwieder die frühere Form an. Darauf versucht er, ihn zusalben, was ihm jetzt auch gel<strong>in</strong>gt. Als der Priester sich vonse<strong>in</strong>em Staunen erholt hat, erkennt er die gerechten GerichteGottes, denn womit e<strong>in</strong>er sündigt, damit wird er auch bestraft.Er kehrt heim, <strong>in</strong>dem er den Kranken der Barmherzigkeit Gottesempfiehlt.122.Wie sich e<strong>in</strong> Jüngl<strong>in</strong>g durch die Beicht vom Tod errettete.E<strong>in</strong> Jüngl<strong>in</strong>g hatte sich dem Teufel ergeben <strong>und</strong> diente ihmlange Zeit. Der Teufel aber fürchtete, der Jüngl<strong>in</strong>g könnte ihmverloren gehen, <strong>und</strong> so erschien er ihm e<strong>in</strong>es Tages <strong>in</strong> der Gestalte<strong>in</strong>es Freun<strong>des</strong> <strong>und</strong> sprach zu ihm: „Wir wollen vor dieStadt zum Ufer <strong>des</strong> Flusses gehen." Dort aber wollte er ihnh<strong>in</strong>e<strong>in</strong>stürzen. Der Jüngl<strong>in</strong>g, der nicht ahnte, wer er war, g<strong>in</strong>gmit ihm fort. Wie sie ihres Wegs gehen, kommen sie an e<strong>in</strong>erKirche vorüber, <strong>in</strong> der der Jüngl<strong>in</strong>g andere Fre<strong>und</strong>e sieht. Sotritt auch er h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, <strong>in</strong><strong>des</strong> der Teufel an der Türe wartet. Dr<strong>in</strong>nenjedoch folgt der Jüngl<strong>in</strong>g dem Beispiele der anderen <strong>und</strong> gehtzur Beicht. Der Teufel aber sieht, wie e<strong>in</strong>er nach dem anderendie Kirche verläßt, <strong>und</strong> fragt, wo se<strong>in</strong> Gefährte bleibe. Zuletztkommt auch der Jüngl<strong>in</strong>g aus der Kirche. Und auch zu ihmspricht der Teufel: „Kommt denn nicht bald me<strong>in</strong> Gefährteheraus?" Der Jüngl<strong>in</strong>g fragt: „Kennst du ihn denn?" „Gewißwürde ich ihn kennen," spricht der Teufel, „wenn er so aussähe


127wie vorher." Der Jüngl<strong>in</strong>g merkt nun, wen er vor sich hat, <strong>und</strong>spricht: „Ich b<strong>in</strong>s; ich war bis gestern de<strong>in</strong> Gefährte, doch nunhat mich der Herr <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Barmherzigkeit aus de<strong>in</strong>er Gesellschaftbefreit."123.Wie sich e<strong>in</strong> Weib durch die Beicht von ihres Mannes Argwohnrettete.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong> Besessener, der die Sünden der Menschenoffenbaren konnte. E<strong>in</strong> Eitter aber hatte Verdacht auf se<strong>in</strong> Weib,<strong>und</strong> so suchte er mit e<strong>in</strong>em anderen Ritter den Besessenen auf,um ihn wegen der Untreue se<strong>in</strong>es Weibes zu befragen. Se<strong>in</strong> Begleiteraber war der Ritter, den er im Verdachte hatte. Und se<strong>in</strong>Verdacht war begründet. Doch der Ritter, der mit dem Weibegesündigt hatte, fürchtete, die Sünde könnte offenbar werden, <strong>und</strong>so g<strong>in</strong>gen sie beide zur Beicht <strong>und</strong> faßten den Vorsatz, es nichtmehr zu tun. Dann g<strong>in</strong>g er mit zu dem Besessenen h<strong>in</strong>, <strong>und</strong>der Gatte fragte, was für e<strong>in</strong> Weib er habe. Und als der Besessenezögerte, sprach der Ritter: „Sag mirs im geheimen, wenndu es <strong>in</strong> Gegenwart me<strong>in</strong>es Begleiters zu offenbaren fürchtest."Darauf spricht der Besessene: „Ich weiß nicht, was ich sagensoll. Ich hatte mir viele Sünden aufgeschrieben, die de<strong>in</strong> Weibbegangen haben sollte, doch jetzt f<strong>in</strong>de ich ja alle getilgt." Undso entg<strong>in</strong>gen die beiden dem bösen Argwohn. Selig, deren Sündennachgelassen <strong>und</strong> deren Ungerechtigkeiten bedeckt s<strong>in</strong>d!124.Von e<strong>in</strong>er Dirne, die vom Tode erwachte, um zu beichten.E<strong>in</strong>e Dirne hörte e<strong>in</strong>st, wie e<strong>in</strong> Prediger von der Reue sprach,die der wichtigste Teil der Buße ist. Da wurde sie von so<strong>in</strong>niger Reue ergriffen, daß sie die Beicht nicht aufschieben konnte.Und da sie ke<strong>in</strong>en Priester zur Beicht haben konnte, erhob siesich <strong>und</strong> bat vor allen, die versammelt waren, den Prediger selbst,er möchte ihre Beichte hören. Der Prediger aber gab sich denAnsche<strong>in</strong>, als habe er nichts gehört, <strong>und</strong> fuhr <strong>in</strong> der Predigtfort. Das Weib aber bat, von ihrer Reue getrieben, noch e<strong>in</strong>mal


128<strong>und</strong> dr<strong>in</strong>gender als vorher. Da antwortete ihr der Prediger, erwolle schnell se<strong>in</strong>e Rede beendigen; das Weib aber erhebt sich<strong>und</strong> ruft vom göttlichen Geiste getrieben mit lauter Stimme:„Herr, wenn ihr me<strong>in</strong>e Beicht nicht hört, so sterbe ich vorher."Und wirklich starb das Weib, während er se<strong>in</strong>e Predigt fortsetzte.Die Menschen sehen es <strong>und</strong> beg<strong>in</strong>nen laut zu rufen, <strong>und</strong> derPriester <strong>und</strong> alle Anwesenden s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> großer Bestürzung. Dochendlich befiehlt der Priester zu schweigen <strong>und</strong> läßt zu Gott beten,er möge ihnen offenbaren, was aus dieser Sünder<strong>in</strong> geworden sei.Und alsbald erwacht die Tote <strong>und</strong> offenbart, sie werde, ohne diePe<strong>in</strong> <strong>des</strong> Fegefeuers zu erdulden, <strong>in</strong>s ewige Leben e<strong>in</strong>gehen, weilsie so große Reue empf<strong>und</strong>en habe. Und sie beichtet, <strong>und</strong> nachdemsie die Lossprechung erhalten hat, geht sie <strong>in</strong>s ewige Lebene<strong>in</strong>.125.Von e<strong>in</strong>er König<strong>in</strong>, die e<strong>in</strong>en Marschall tötete.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong> junger König, der Vater <strong>und</strong> Mutter verlorenhatte. Dieser hielt Umschau nach e<strong>in</strong>er geeigneten Gemahl<strong>in</strong>,wobei er nicht auf Reichtum <strong>und</strong> Besitz, sondern mehr auf Tugend<strong>und</strong> Zucht Wert legte. Es traf sich aber, daß zur selben Zeite<strong>in</strong> edles, reiches <strong>und</strong> ausnehmend schönes Mädchen, das auchse<strong>in</strong>e Eltern verloren hatte, heiraten wollte <strong>und</strong> ihren Beraterndavon Mitteilung machte. Ihre Weisheit <strong>und</strong> Schönheit gewannenihr die Liebe jenes Königs, <strong>und</strong> er sandte Boten <strong>und</strong> warb umsie, <strong>und</strong> sie nahm die Werbung an. So wird der Hochzeitstagvere<strong>in</strong>bart. Der König entsendet se<strong>in</strong>en Marschall, um die Brautmit gebührendem Prunk e<strong>in</strong>zuholen. Doch dieser Marschall wirddurch ihre Schönheit zu bösem Begehren verleitet, <strong>und</strong> <strong>in</strong> ehrloserWeise entehrt er sie <strong>des</strong> Nachts frevelhaft <strong>und</strong> gewaltsam. Inmaßlosem Schmerz ermordet sie ihn e<strong>in</strong>es Nachts im Schlafe <strong>und</strong>ruft dann e<strong>in</strong>e ihr treu ergebene Magd, der sie ihre unglücklicheLage anvertraut. Diese holt e<strong>in</strong>en Küchenburschen, der im Hauseder jungen Königstochter aufgewachsen war, <strong>und</strong> bittet ihn, denLeichnam fortzuschaffen <strong>und</strong> über die Tat Stillschweigen zu bewahren.Was brauchts vieler Worte! Der Elende will es nurtun, wenn ihm die Magd das Versprechen gibt, ihm zu Willenzu se<strong>in</strong>. An dem Schlosse oder Palaste aber, wo sich dies er-


k129eignete, strömte e<strong>in</strong> reißen<strong>des</strong> Wasser vorbei, zu dem vom Schlosseaus e<strong>in</strong>e steile Böschung h<strong>in</strong>abführte. Der Bursche steigt zumFenster empor, durch das er den Toten h<strong>in</strong>abwerfen will. Indiesem Augenblicke stößt ihn die Magd mit dem Leichnam h<strong>in</strong>ab.Darauf entfliehen sie, <strong>und</strong> die Sache bleibt verborgen. Die Hochzeitf<strong>in</strong>det statt. Nach mehreren Jahren will die König<strong>in</strong> endlichbeichten. Sie hatte aus ihrer Heimat e<strong>in</strong>en Kaplan an den Hofgebracht, den der König aus Liebe zu se<strong>in</strong>er Gemahl<strong>in</strong> zumBischöfe erhoben hatte. Auf ihn vertraut die König<strong>in</strong> <strong>und</strong> bekenntihm ihre Tat. Doch nachdem sie ihr Bekenntnis abgelegthat, spricht der unselige Bischof: „Jetzt soll mir zuteil werden,was ich wünschte alle Tage me<strong>in</strong>es Lebens. Wenn du mir nichtzu Willen bist, werde ich dich vor dem Könige <strong>und</strong> dem ganzenLande <strong>in</strong> Schande br<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> verderben." Sie weist ihn zurück,<strong>und</strong> er offenbart ihre Tat. Der König <strong>und</strong> das ganze Volk glaubenihm <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d von ihrer Schuld überzeugt. Und der König, dersie trotzdem lieb behält, ist tief unglücklich. Aber gegen denWillen se<strong>in</strong>es Volkes kann er nicht handeln, <strong>und</strong> so wird sie vore<strong>in</strong> Gericht gestellt, der königlichen Würde verlustig erklärt <strong>und</strong>mit ihren K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> die Heimat zurückgeschickt. Wie sie soh<strong>in</strong>wandert, kommt sie zu e<strong>in</strong>er Kapelle. Sie tritt e<strong>in</strong> <strong>und</strong> hörtdie Messe, die e<strong>in</strong> heiliger E<strong>in</strong>siedler liest. Se<strong>in</strong>e Andacht flößtihr Zutrauen e<strong>in</strong>, <strong>und</strong> sie offenbart ihm ihre Lage. Da we<strong>in</strong>t ersehr, <strong>und</strong> als Buße für alle ihre Sünden trägt er ihr auf, sofortAvieder zurückzukehren <strong>und</strong> sich e<strong>in</strong>em Zweikampfe zu unterziehen.Und zwar soll sie vor dem ganzen Volke, nur mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigenGewände bekleidet, ohne jeden Schutz <strong>in</strong> solcher Weise mit dembewaffneten Bischöfe kämpfen, daß sie die Eisenspitze ihrer Lanzegegen ihre Brust <strong>und</strong> den Holzschaft gegen den Panzer <strong>des</strong>Bischofs kehrt. Das befiehlt ihr der heilige E<strong>in</strong>siedler, damit siefür ihre Sünden h<strong>in</strong>reichende Buße leiste für den Fall, daß sie<strong>in</strong> diesem Kampfe den Tod f<strong>in</strong>den sollte. Und sie kehrt unverzüglichzurück <strong>und</strong> verpflichtet sich vor dem Könige <strong>und</strong> demganzen Volke zu diesem Kampfe. Erstaunen ergreift alle, <strong>und</strong>durch Richterspruch wird dieser Zweikampf angeordnet. Er beg<strong>in</strong>nt.Aber mit Gottes Hilfe siegt die Gerechtigkeit. Dem verbrecherischenBischöfe wird vor aller Augen die Brust von derLanze durchbohrt. Und alles Volk preist Jesus, Marias Sohn,den Helfer <strong>in</strong> der Not.Klapper, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 9


130126.Von e<strong>in</strong>em Mönche, der aus Gehorsam <strong>in</strong> den Backofen kroch.E<strong>in</strong> Mann bat e<strong>in</strong>st um Aufnahme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kloster, <strong>und</strong> daer ungebildet war, gab ihn der Abt dem Bäcker zu Hilfe. Alsder Bäcker se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>falt <strong>und</strong> Unwissenheit wahrnimmt, behandelter ihn wie e<strong>in</strong>en Schwachs<strong>in</strong>nigen. Doch der Mönch erträgt allesum Gottes willen <strong>in</strong> Langmut <strong>und</strong> Geduld. E<strong>in</strong>st trifft es sichnun, daß bei e<strong>in</strong>er besonderen Gelegenheit der Ofen mehr alsgewöhnlich geheizt worden ist <strong>und</strong> gekehrt werden soll. Und derBäcker trägt dem Mönche auf, ihn sauber zu machen, wie wennCS se<strong>in</strong> Auge wäre. Der Mönch vernimmt diesen e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glichenBefehl, <strong>und</strong> da er sich anders ke<strong>in</strong>en Eat weiß, geht er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>erE<strong>in</strong>falt <strong>in</strong> den glühenden Ofen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>und</strong> re<strong>in</strong>igt ihn sorgfältig.Der Bäcker kommt, <strong>und</strong> da er den Mönch nicht f<strong>in</strong>det, ruft ervoll Zorn: „Wo ist der Tor?" Dieser antwortet aus dem Ofenheraus: „Hier b<strong>in</strong> ich. Ich tue, was du mir aufgetragen hast."Da erschrickt der Bäcker <strong>und</strong> fragt ihn, wie es gekommen ist,daß er nicht verbrannt sei. Der Bruder aber entgegnet: „Wenndu solche Liebe zu Gott hättest wie ich, würde dir die Flammenicht schaden. Die Liebe <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Herzen mildert die Glut<strong>des</strong> Feuers <strong>und</strong> kühlt die irdischen Flammen."127.Von e<strong>in</strong>em Könige, der Weisheit kaufte.Es lebte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> junger König, der e<strong>in</strong>es Tages mit se<strong>in</strong>emGefolge auf den Jahrmarkt kam <strong>und</strong> alle Waren betrachtete.Unter anderem sah er e<strong>in</strong>en ehrwürdigen hochbejahrten Weisen,der vor sich e<strong>in</strong>en leeren Verkaufstisch hatte. Bei diesem Anblickstaunen alle. Der König aber fragt, was er zu verkaufenhabe, <strong>und</strong> der Greis antwortet: „Weisheit". Da lachen alle; derKönig aber will der Sache jmf den Gr<strong>und</strong> gehen <strong>und</strong> fragt, fürwieviel er Weisheit zu verkaufen habe. Der Weise erwidert:„Für h<strong>und</strong>ert Mark, für tausend Mark, auch für de<strong>in</strong> ganzesReich." Darüber w<strong>und</strong>ern sich alle. Der König aber spricht:„Gib mir also e<strong>in</strong>e Weisheit für h<strong>und</strong>ert Mark." Und er legt


Iglh<strong>und</strong>ert Mark auf den Tisch. Der Weise antwortete nur denSpruch: „Was du tust, tu es verständig <strong>und</strong> denk an das Ende."Da brechen alle <strong>in</strong> e<strong>in</strong> lautes Gelächter aus; der König aber erkenntden großen Wert dieses kurzen Wortes, <strong>und</strong> da es so teuerist, denkt er täglich daran <strong>und</strong> vergißt es nicht mehr. Im Gegenteil,er läßt es auf alle Le<strong>in</strong>enstücke, Handtücher, Tischtücher <strong>und</strong>Badetücher setzen. Nach e<strong>in</strong>iger Zeit aber wird an se<strong>in</strong>em Hofee<strong>in</strong>e Verschwörung angestiftet <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Barbier gewonnen, ihnbeim Rasieren zu ermorden. Der Barbier aber hatte lesen gelernt.Auf göttliche Fügung nun hob er die Augen <strong>und</strong> sah, daß aufdem Bademantel <strong>des</strong> Königs die Worte standen: „Was du tust,tu es verständig <strong>und</strong> denk an das Ende." Da erschrak er <strong>und</strong>zitterte am ganzen Leibe. Das merkte der König, <strong>und</strong> er versprachihm, er wolle ihm nicht ungnädig werden, wenn er ihmerzählte, was er verschuldet habe. Der Barbier bekennt, was erbeabsichtigte. Der König aber verurteilt die Anstifter <strong>und</strong> rettetsich so. Se<strong>in</strong> Handeln aber <strong>und</strong> der Spruch s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> aller M<strong>und</strong>e,Und das kam alles nur daher, weil er Weisheit gekauft hatte.128.Von e<strong>in</strong>er Dirne, die e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>siedler verführen wollte.Es lebte e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> Oberägj^pten e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedler, der ganz alle<strong>in</strong><strong>in</strong> der E<strong>in</strong>öde weilte. E<strong>in</strong> sündiges Weib hatte von se<strong>in</strong>er Sittenstrengegehört, <strong>und</strong> vom Teufel angestachelt sprach sie zu denJüngl<strong>in</strong>gen, die sie kannte: „Was wollt ihr mir geben, daß ichden E<strong>in</strong>siedler zu Fall br<strong>in</strong>ge?" Sie versprachen ihr e<strong>in</strong>e Geldsumme,<strong>und</strong> sie machte sich auf <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>es Abends, als obsie sich verirrt habe, vor die Hütte jenes Mannes Gottes, <strong>und</strong> alsdieser sie erblickte, sprach er: „Wie bist du hierher gekommen?"Sie aber antwortete mit we<strong>in</strong>ender Stimme: „Ich habe mich verirrt<strong>und</strong> kam hierher." Da erbarmte er sich ihrer <strong>und</strong> führte sie<strong>in</strong> den Vorraum, er jedoch begab sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Zelle <strong>und</strong> schloß sieh<strong>in</strong>ter sich. Sie aber rief: „Vater, hier werden mich die wildenTiere fressen !" Das brachte ihn <strong>in</strong> Verwirrung <strong>und</strong> Furcht, <strong>und</strong>er sprach zu sich: „Wehe mir! Hat sie der Zorn Gottes gesandt?"Dann öffnete er die Tür <strong>und</strong> ließ sie e<strong>in</strong>. Der Teufel aber begann,se<strong>in</strong> Herz zu verlocken, <strong>und</strong> als er das gewahr wurde, sprach9*


182er zu sich: „Das s<strong>in</strong>d die Verführungskünste <strong>des</strong> Teufels." Undfils er <strong>in</strong> Leidenschaft geriet, erhob er sich, zündete e<strong>in</strong> Licht an<strong>und</strong> sprach: „Wer sich mit den Weibern versündigt, wird <strong>in</strong> dieHölle kommen. Sieh also, ob du das ewige Feuer vertragenkannst," Und er legte e<strong>in</strong>en F<strong>in</strong>ger <strong>in</strong> das Licht. Die Begehrlichkeitaber hatte ihn so erfaßt, daß er vor böser Lust kaum denSchmerz <strong>des</strong> Brennens fühlte. Und so verbrannte er der Reihenach alle se<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>ger. Als aber das Weib das sah, sank sieleblos h<strong>in</strong>. Am nächsten Morgen kamen ihre Bekannten, dieJüngl<strong>in</strong>ge, <strong>und</strong> fragten: „Wo ist das Weib?" Der E<strong>in</strong>siedlerantwortete: „Hier schläft sie." Sie war aber tot. Der E<strong>in</strong>siedleraber zeigte ihnen se<strong>in</strong>e Hände <strong>und</strong> sagte: „Seht, was sie mir getanhat." Und er erzählte ihnen genau, was sich zugetragenhatte. Um jedoch Böses mit Gutem zu vergelten, erweckte er siemit Gottes Hand vom Tode, <strong>und</strong> von nun an lebte sie re<strong>in</strong> <strong>und</strong>dientedem Herrn.129.Wie sich e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedler die Zunge <strong>in</strong> der Versuchung abbiss.Man liest <strong>in</strong> dem Leben der Väter, daß e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>en frommenMann durch Martern vergeblich zur Unre<strong>in</strong>igkeit zu zw<strong>in</strong>gen versuchte.Da ließ er ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anmutigen Zimmer b<strong>in</strong>den <strong>und</strong>führte ihm e<strong>in</strong> ausnehmend schönes Mädchen zu, e<strong>in</strong>e Tochter <strong>des</strong>Teufels, die ihn durch ihr schönes Gesicht <strong>und</strong> durch Schmeicheleienzur Sünde verführen sollte. Als der fromme Mann sah,daß er sich auf ke<strong>in</strong>e andere Weise mehr verteidigen konnte, bißer sich se<strong>in</strong>e Zunge ab <strong>und</strong> spie sie dem Mädchen <strong>in</strong>s Gesicht,<strong>und</strong> so blieb er vor der Sünde bewahrt.130.Der Bruder Gabe <strong>und</strong> der Bruder Gegengabe.In der Abtei <strong>des</strong> heiligen Ägidius nahm man lange ZeitArme <strong>und</strong> Fremde gastlich auf; <strong>und</strong> dafür brachten die Besucherauch gern Almosen, Gaben <strong>und</strong> fromme Stiftungen mit <strong>in</strong> dasKloster. E<strong>in</strong>st aber gab es dort e<strong>in</strong>en Abt, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Habsuchtfast ganz <strong>und</strong> gar die Gastfre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> milden Gabense<strong>in</strong>en Mönchen untersagte. Die Folge davon war, daß auch die


133Zuneigung <strong>des</strong> Volkes abniilim <strong>und</strong> das Kloster bei weitem nichtmehr so viele Geschenke <strong>und</strong> Gaben erhielt wie früher, <strong>und</strong> sogerieten die Mönche <strong>in</strong> große Armut. Wie sie nun <strong>in</strong> immergrößere Dürftigkeit gerieten <strong>und</strong> schon am Nötigsten Mangelhatten, ohne daß die Brüder den Gr<strong>und</strong> dafür erkannten, antwortetee<strong>in</strong>er von den Ältesten auf ihre Fragen: „E<strong>in</strong>st lebte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emKloster e<strong>in</strong> Bruder mit Namen Gabe. Der Abt aber war habgierig<strong>und</strong> trieb den Bruder h<strong>in</strong>aus. Alsbald verließ auch<strong>des</strong> Vertriebenen Bruder das Kloster, um ihm zu folgen. Unddieser Bruder hieß Gegengabe." Die Brüder aber verstanden se<strong>in</strong>Gleichnis nicht. Daher fuhr er fort: „Als wir gaben, gab manuns. Seitdem wir nichts mehr geben, bekommen wir auch nichts.Das ist die Ursache unserer Armut."131.Wie Petrus Telonarius zur Freigebigkeit beitehrt wurdeMan liest von Petrus Telonarius, der zunächst am Hofe <strong>des</strong>Kaisers von Konstant<strong>in</strong>opel lebte, daß er nie Almosen gab. E<strong>in</strong>stg<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Armer mit anderen, die ihn dazu reizten, e<strong>in</strong>e Wettee<strong>in</strong>, daß er doch etwas von ihm erhalten würde. Und er tratPetrus, als dieser aus der Kirche kam, <strong>in</strong> den Weg <strong>und</strong> bettelteso lange, bis ihm dieser e<strong>in</strong>e Münze <strong>in</strong>s Gesicht warf. Im Schlafekam es aber dem Petrus vor, als ob er vor das Gericht Gottesgeführt würde, <strong>und</strong> als die Teufel all se<strong>in</strong>e bösen Werke <strong>in</strong> dieWagschale legten, wurde die Münze, die er im Unwillen dem Armenentgegengeschleudert hatte, alle<strong>in</strong> auf die andere Wagschale gelegt,<strong>und</strong> sie wog alle bösen Taten auf. Als Petrus erwachte,gab er all se<strong>in</strong>e Güter den Armen. Zuletzt schenkte er e<strong>in</strong>emarmen Nackten noch se<strong>in</strong> eigenes Gewand. Später aber sah erdieses Gewand beim Trödler zum Verkauf ausgestellt. Darüberwurde er unwillig. In der Nacht jedoch sprach e<strong>in</strong>e Stimme zuihm: „Kümmere dich nicht darum, was die Leute mit diesenGaben beg<strong>in</strong>nen; gib sie ihnen nur <strong>in</strong> guter Ges<strong>in</strong>nung." Als eraber alles weggegeben hatte, zwang er zuletzt se<strong>in</strong>en Sklaven, ihnselbst zu verkaufen <strong>und</strong> den Erlös unter die Armen zu verteilen.


134132.Von dem Auge Gottes.E<strong>in</strong> Mönch wurde so lange von der Versuchung, Fleisch zuessen, gepe<strong>in</strong>igt, bis er zu se<strong>in</strong>er Schwester g<strong>in</strong>g <strong>und</strong> sie bat, siemöchte ihm an irgend e<strong>in</strong>em verborgenen Orte e<strong>in</strong> Fleischgerichtzurecht machen. Sie tat es, <strong>und</strong> als der Mönch an e<strong>in</strong>em Fenstersaß <strong>und</strong> essen wollte, sprach er zu se<strong>in</strong>er Schwester: „Ich sitzehier nicht günstig; man könnte mich sehen." Und er verlangtee<strong>in</strong>en Platz unter dem Schaffe. Als er aber das Auge erhob, erblickteer über sich e<strong>in</strong> Auge, das auf ihn niedersah. Da ließer das Fleischgericht stehen <strong>und</strong> kehrte voll Bestürzung <strong>und</strong> Keueim Herzen <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Kloster zurück, aber vor Scham wagte ernicht, se<strong>in</strong>e Sünde zu beichten. Doch nahm er sich als Bußevor, niemandem e<strong>in</strong>en Dienst abzuschlagen, um den er im NamenGottes gebeten werden würde. Gott aber, der will, daß alleMenschen selig werden, wollte nicht, daß er verloren g<strong>in</strong>g. Under kam unter der Gestalt e<strong>in</strong>es Aussätzigen zu dem Klostertore,an dem jener Mönch Wache hielt, <strong>und</strong> bat um der Liebe Gotteswillen um e<strong>in</strong>e Gabe. Als er e<strong>in</strong> Almosen erhalten hatte, klopfteer von neuem. Da sprach der Mönch: „Du tust unrecht, daß duschon wieder klopfst, aber es soll geschehen, was du willst."Und der Aussätzige bittet: „Wasch mir me<strong>in</strong> Haupt." Der Mönchwird unwillig, aber um der Liebe Gottes willen wäscht er es, <strong>und</strong>da erblickt er auf se<strong>in</strong>em Scheitel e<strong>in</strong> Auge. Verw<strong>und</strong>ert fragt er:„Was ist das?" Und der Aussätzige antwortet: „Das ist das Auge,das sah, wie du unter dem Schaffe das Fleisch essen wolltest."Erschreckt s<strong>in</strong>kt der Mönch dem Herrn zu Füßen <strong>und</strong> fleht umVergebung. Der Herr aber spricht: „Ich wollte nicht, daß duverloren se<strong>in</strong> solltest. Daher kam ich hierher. Geh h<strong>in</strong> <strong>und</strong>beichte de<strong>in</strong>e Sünden. Dann wirst du gerettet werden." Undder Mönch tat, wie ihm der Herr befohlen hatte, <strong>und</strong> erlangte dieewigeSeligkeit.Die133.Rügengiocke.E<strong>in</strong> König war so gerecht, daß er niemandem Gerechtigkeit<strong>und</strong> Gericht versagte. Dieser erbl<strong>in</strong>dete 5<strong>und</strong> er überließ se<strong>in</strong>em


135e<strong>in</strong>zigen Sohne se<strong>in</strong>e Geschäfte. Doch dieser war noch jung <strong>und</strong>unüberlegt, so daß er die Befehle se<strong>in</strong>es Vaters nur nachlässigerfüllte. Das machte dem Vater Sorge, <strong>und</strong> er nahm die Eechtsprechungwieder <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e eigenen Hände <strong>und</strong> bestimmte, daßjeder, der von e<strong>in</strong>er Sorge bedrückt wäre, e<strong>in</strong>e öffentlich aufgehängteGlocke läuten sollte, <strong>und</strong> alsbald würde er den Bedrängtenrufen lassen. Auf diese Weise führte der König, obschon erbl<strong>in</strong>d war, doch wieder e<strong>in</strong>e gerechte Gerichtsbarkeit e<strong>in</strong>, <strong>und</strong>viele kamen <strong>und</strong> läuteten <strong>und</strong> fanden ihr Recht. Doch siehe,welches W<strong>und</strong>er sich ereignet ! E<strong>in</strong>e Schlange merkt, daß vieleSeufzende <strong>und</strong> Bedrückte die Glocke läuten <strong>und</strong> darauf frohenAngesichtes heimkehren. E<strong>in</strong>es Tages nun, als sie merkt, daßniemand <strong>in</strong> der Nähe ist, kommt sie zur Glocke <strong>und</strong> setzt sie <strong>in</strong>Bewegung, bis sie läutet. Alsbald läßt der König nachsehen,wer geläutet hat, aber man kann niemanden f<strong>in</strong>den. Und mansucht von neuem, <strong>und</strong> endlich f<strong>in</strong>det man die Schlange an derGlocke hängen. Alsbald berichtet man dem Könige den Vorfall<strong>und</strong> trägt die zischende Schlange vor ihn, <strong>und</strong> da es e<strong>in</strong>eunschuldige Schlange ist, kriecht sie vor <strong>des</strong> Königs Füße<strong>und</strong> bezeugt ihre Trauer durch klagen<strong>des</strong> Zischen. Der Königerkennt sofort <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Weisheit <strong>und</strong> E<strong>in</strong>sicht, daß das Tier <strong>in</strong>Bedrängnis ist, <strong>und</strong> spricht zu se<strong>in</strong>en Dienern: „Folgt dieserSchlange an die Stelle, die sie aufzeigen wird, <strong>und</strong> verhelft ihrzu ihrem Rechte." Die Diener folgen ihr, <strong>und</strong> als sie e<strong>in</strong>en altenZaun überstiegen haben, f<strong>in</strong>den sie dah<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>e große Kröte, dieauf den Eiern der Schlange sitzt. Diese töten sie auf der Stelle<strong>und</strong> erzählen dem Könige, was sie gef<strong>und</strong>en haben. Nach Verlaufe<strong>in</strong>es Jahres aber kehrt die Schlange zurück <strong>und</strong> läutetwieder. Und man sucht von neuem, f<strong>in</strong>det sie <strong>und</strong> trägt sie vorden König. Doch als man sie ihm zu Füßen gelegt hat, br<strong>in</strong>gtsie aus ihrem M<strong>und</strong>e zum Dank für die erwiesene Wohltat e<strong>in</strong>enEdelste<strong>in</strong>, der den Augen <strong>des</strong> Königs bei der Berührung mit ihmauf der Stelle das Augenlicht wiedergibt. So hat Gott schon aufErden <strong>in</strong> w<strong>und</strong>erbarer Weise die Gerechtigkeit belohnt.


136134.Von e<strong>in</strong>em gerechten Grafen, der se<strong>in</strong>en Sohn tötete.E<strong>in</strong>Graf mit Namen Ke<strong>in</strong>aldus lag schon lange krank zu Bett.E<strong>in</strong>es Tages hörte er, daß <strong>in</strong> der Stadt e<strong>in</strong>e große Aufregung war,<strong>und</strong> fragte nach der Ursache. Se<strong>in</strong>e Diener suchen sie ihm zunächstzu verbergen; doch als der Graf dem Boten mit e<strong>in</strong>erStrafe droht, wenn er den Gr<strong>und</strong> nicht angebe, hört er, daß se<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ziger Sohn, der ihm <strong>in</strong> der Herrschaft <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> folgen soll,sich gegen e<strong>in</strong>e Jungfrau schimpflich benommen habe, <strong>und</strong> darübersei die ganze Stadt <strong>in</strong> Aufregung. Diese Nachricht versetzt denGrafen <strong>in</strong> große Trauer. Er läßt sich e<strong>in</strong> scharfes Messer reichen,als wenn er sich die Nägel schneiden wolle, <strong>und</strong> läßt kurze Zeitdarauf se<strong>in</strong>en Sohn vor sich rufen. „Du weißt doch," spricht erzu ihm, „daß du me<strong>in</strong> Sohn <strong>und</strong> ich der Eichter <strong>und</strong> Herr diesesLan<strong>des</strong> b<strong>in</strong>." „Ich weiß es, Vater," antwortet der Sohn. „Warumhast du dann e<strong>in</strong>en solchen Frevel <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Lande begangen?"Der Sohn schweigt. Der Vater aber fährt fort: „Es sei ferne vonmir, daß ich e<strong>in</strong>en solchen Verbrecher als Erben <strong>und</strong> Herrn <strong>des</strong>Lan<strong>des</strong> h<strong>in</strong>terlasse." Mit diesen Worten bohrt er ihm das Messer<strong>in</strong>s Herz <strong>und</strong> tötet ihn. E<strong>in</strong>e Woche später ist der Graf so schwerkrank, daß er e<strong>in</strong>en Geistlichen holen läßt; er beichtet ihm <strong>und</strong>will den Leib Christi empfangen. Der Geistliche aber fragt:„Warum hast du, Herr, <strong>in</strong> der Beicht die Ermordung de<strong>in</strong>es Sohnesnicht erwähnt?" Und der Graf erwidert: „Es sei fern von mir,jenen me<strong>in</strong>en Sohn zu nennen, der das Kecht brach <strong>und</strong> <strong>des</strong> To<strong>des</strong>schuldig war; er war nicht würdig, me<strong>in</strong> Sohn zu heißen. Undda er nicht me<strong>in</strong> Sohn, sondern e<strong>in</strong> Frevler gegen das Gesetz war,wollte ich ihn, da ich das Gericht verwalte, lieber töten, als e<strong>in</strong>gerechtes Urteil unvoUstreckt lassen. Du aber, Herr, verurteilstmich gegen das Gesetz me<strong>in</strong>es Gottes,der im Buche Deuteronomionspricht: „Die Eltern sollen zuerst gegen ihre K<strong>in</strong>der vorgehen."Ich aber lege, da du nicht gerecht urteilst, Berufung e<strong>in</strong> vor demKichterstuhl Christi; dort will ich me<strong>in</strong>em Gotte Kede stehn.Hältst du mich jedoch für unwürdig, den Leib <strong>des</strong> Herrn zuempfangen, dann bitte ich dich, zeige mir ihn wenigstens vorme<strong>in</strong>em H<strong>in</strong>scheiden." Als aber die Hostie auf das Le<strong>in</strong>wandtüchle<strong>in</strong>gelegt <strong>und</strong> dem Grafen gezeigt wurde, betete dieser;


137„Herr Jesus Christus, ich habe dich zum Richter angerufen, oifenbajejetzt de<strong>in</strong> Urteil." Und die Hostie erhob sich <strong>in</strong> die Luft<strong>und</strong> schwebte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en M<strong>und</strong>.135.Von dem himmlischen Lohne <strong>des</strong> Gehorsams.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong> alter E<strong>in</strong>siedler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Höhle <strong>in</strong> der Thebais.Der hatte e<strong>in</strong>en auservvählten Schüler. Er hatte aber die Gewohnheit,ihn abends zu lehren <strong>und</strong> dann schlafen zu schicken. E<strong>in</strong>esAbends jedoch schlief der Greis während se<strong>in</strong>es Unterrichts e<strong>in</strong>,<strong>und</strong> der Schüler wollte schon weggehen. Da erkannte er, daß dieserEntschluß e<strong>in</strong>e Versuchung war,<strong>und</strong> widerstand ihr siebenmal <strong>und</strong>blieb. Erst nach Mitternacht erwachte der Greis <strong>und</strong> sah, daßse<strong>in</strong> Schüler noch an derselben Stelle saß. Und er fragte: „Bisjetzt bist du nicht fortgegangen?" Dann schickte er ihn weg.Als nun der Greis alle<strong>in</strong> da saß, wurde er im Geiste entrückt, un<strong>des</strong> zeigte ihm jemand e<strong>in</strong>en herrlichen Ort <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Sessel, <strong>und</strong>auf dem Sessel sieben Kronen, <strong>und</strong> als er fragte, wem das bestimmtsei, erhielt er die Antwort: „De<strong>in</strong>em Schüler. Diesen Ort <strong>und</strong>den Sitz schenke ich ihm, <strong>und</strong> die sieben Kronen verdiente er <strong>in</strong>dieser Nacht." Als der Greis dies hörte, rief er zitternd se<strong>in</strong>enSchüler <strong>und</strong> sprach zu ihm: „Sage mir, was du heute Nacht getanhast." Dieser aber war sich ke<strong>in</strong>er bösen Tat bewußt <strong>und</strong> konntenichts antworten. Doch er sprach: „Verzeihe mir, Vater, ichweiß nichts, außer daß ich siebenmal e<strong>in</strong>schlafen wollte <strong>und</strong> demwiderstanden habe, weil ich von dir nicht entlassen worden war."Da erkannte der Greis alsbald, daß se<strong>in</strong> Schüler so oft e<strong>in</strong>e Kroneverdient hatte, als er der Versuchung widerstanden hatte.136.Von den E<strong>in</strong>siedlern, die die Fastenzeit im heiligen Gesprächeverbrachten.Vor dem Beg<strong>in</strong>n der Fastenzeit rief e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedler se<strong>in</strong>enNachbar zu sich. Als sie beie<strong>in</strong>ander saßen, begannen sie, bevorsie zu körperlicher Speise griffen, über das ewige Leben zu sprechen;


138<strong>und</strong> der heilige Geist kam über sie. Und so verbrachten sie voll<strong>des</strong> heiligen Geistes <strong>und</strong> vertieft <strong>in</strong> die Schönheiten ihrer heiligenUnterhaltung die ganze vierzigtägige Faste <strong>und</strong> versäumten, amGründonnerstage zum Empfang der Kommunion mit den anderen<strong>in</strong> der E<strong>in</strong>öde zerstreut lebenden E<strong>in</strong>siedlern <strong>in</strong> das Kloster zugehen, <strong>in</strong> dem sich die En Siedler gewöhnlich zum Empfange <strong>des</strong>Sakraments zusammenfanden. Der Abt <strong>des</strong> Klosters aber <strong>und</strong> dieanderen, die dort waren, vermißten sie <strong>und</strong> g<strong>in</strong>gen, um sie zusuchen. Endlich fand man sie <strong>in</strong> der Zelle sitzen <strong>in</strong> lauter Unterhaltung,<strong>und</strong> auf ihrem Tische sah man Eier als Speise stehen.Da tadelte sie der Abt, daß sie so gegen die Vorschriften lebten,<strong>und</strong> anstatt wie die anderen zur Kommunion zu kommen <strong>und</strong> sichzu kasteien, hier wie die Ungläubigen <strong>und</strong> Heiden Gelage hielten.Die beiden E<strong>in</strong>siedler aber entgegneten ihm verw<strong>und</strong>ert: „HeiligerVater, dürfen wir dies nicht essen, da doch die Fastenzeit nochnicht begonnen hat?" Da erkannten alle, daß der Herr diesesW<strong>und</strong>er gewirkt hatte, <strong>und</strong> priesen ihn, daß er ihnen solche Gnadegewährt hatte.137.Warum es e<strong>in</strong>em Schuster gut <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em andern schlecht erg<strong>in</strong>g.E<strong>in</strong>st lebten zwei Schuster, die gute Fre<strong>und</strong>e waren <strong>und</strong> sichihren Unterhalt mit ihrer Hände Arbeit verdienten. Der e<strong>in</strong>e hatteWeib <strong>und</strong> K<strong>in</strong>der, der andere aber lebte alle<strong>in</strong>. Der Verheiratetenun g<strong>in</strong>g fleißig <strong>in</strong> die Kirche <strong>und</strong> betete eifrig, <strong>und</strong> Gott segnetese<strong>in</strong>e Arbeit, daß er nie Mangel litt. Der andere aber, der alle<strong>in</strong>lebte, kümmerte sich nicht um die Kirche, <strong>und</strong> so konnte er auchnicht das Notwendigste zum Leben verdienen. Darüber w<strong>und</strong>erteer sich, <strong>und</strong> unwillig sprach er zu se<strong>in</strong>em Fre<strong>und</strong>e: „Betreibenwir nicht das gleiche Handwerk, s<strong>in</strong>d wir nicht beide Schuster?Und doch lebst du <strong>und</strong> de<strong>in</strong> Weib <strong>und</strong> die K<strong>in</strong>der ohne Sorgen,<strong>und</strong> ich kann für mich alle<strong>in</strong> nicht genug verdienen." Da antworteteder Verheiratete: „Ich hab e<strong>in</strong>en Schatz im Verborgenen,<strong>und</strong> wenn du alle Tage mitkommen willst, werde ich dir e<strong>in</strong>enTeil davon geben." Der andere war damit e<strong>in</strong>verstanden. Und sobegann er, mit ihm zur Kirche zu gehen <strong>und</strong> andere Werke derFrömmigkeit zu verrichten. Und Gott segnete ihn, so daß er anWohlstand zunahm. Als der Verheiratete sah, daß es jenem nun


139besser g<strong>in</strong>g, da er se<strong>in</strong>e Lehre befolgt hatte, sprach er zu ihm:„Wisse Fre<strong>und</strong>, ich hab <strong>in</strong> der Kirche ke<strong>in</strong> Geld gef<strong>und</strong>en, aberich hab mich er<strong>in</strong>nert, daß der Herr im Evangelium spricht: »Suchetzuerst das Keich Gottes, alles übrige wird euch dazugegeben werden.«"138.Von e<strong>in</strong>em Freun<strong>des</strong>paar Amicus <strong>und</strong> Amelius.E<strong>in</strong>em vornehmen Grafen im Frankenlande <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em britannischenKitter wurde zu gleicher Zeit ihr erster Sohn geboren,<strong>und</strong> diese K<strong>in</strong>der glichen sich <strong>in</strong> jeder H<strong>in</strong>sicht vollkommen. DieVäter sandten ihre Söhne aus Frömmigkeit nach Rom, um sie dorttaufen zu lassen. In Lucca trafen sich die K<strong>in</strong>der, <strong>und</strong> sie strecktenihre Ärmchen, so gut sie konnten, e<strong>in</strong>ander entgegen <strong>und</strong> legtene<strong>in</strong>e w<strong>und</strong>erbare Zuneigung <strong>in</strong> ihren Gebärden an den Tag. InEom trafen sie zu gleicher Zeit e<strong>in</strong>, <strong>und</strong> dort erfolgte ihre Taufe<strong>in</strong> würdiger Form. Der Papst hob sie selbst mit römischenAdligen aus der Taufe, <strong>und</strong> da sie e<strong>in</strong>ander so überaus ähnlichwaren, gab er ihnen zwei vollkommen gleiche kostbar vergoldeteBecher zum Geschenk. Dann wurden die K<strong>in</strong>der wieder heimgeschickt,ohne daß man sie auf dem Rückwege durch List vone<strong>in</strong>anderhätte trennen können. In den folgenden Jahren nahmensie zu an Tüchtigkeit, <strong>und</strong> die Zuneigung ihrer Landsleute zuihnen wurde immer größer. Als ihre Väter gestorben waren,empfanden sie große Sehnsucht nach e<strong>in</strong>ander. Der Grafensohnhieß Amelius, der Sohn <strong>des</strong> Ritters aber Amicus. Amicus nuntraf Anordnungen über se<strong>in</strong>en Besitz <strong>und</strong> suchte dann lange Zeitden Amelius. Endlich fand er ihn <strong>in</strong> Paris, <strong>und</strong> da sie sich <strong>in</strong>jeder Bezielmng völlig glichen, erkannten sie sich schnell. Baldwaren sie e<strong>in</strong> Herz <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Seele, <strong>und</strong> sie schworen sich Fre<strong>und</strong>schaft<strong>und</strong> traten geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> den Dienst <strong>des</strong> fränkischen Königs.Es begab sich aber nach e<strong>in</strong>iger Zeit, daß Amelius <strong>in</strong> Beziehungenzur Tochter <strong>des</strong> Königs trat. E<strong>in</strong> Ritter jedoch verdächtigte ihnbeim Könige <strong>und</strong> klagte ihn an. Und der König rief den Amelius<strong>und</strong> warf ihm se<strong>in</strong> Verbrechen vor. Amelius leugnet beständig<strong>und</strong> erbietet sich, sich von dem Vorwurfe durch e<strong>in</strong>en Zweikampfre<strong>in</strong>igen zu wollen. Inzwischen eröffnet er se<strong>in</strong>em Fre<strong>und</strong>e Amicusse<strong>in</strong>e Lage. Dieser tröstet ihn <strong>und</strong> spricht: „Kehre zurück <strong>in</strong>


140me<strong>in</strong> Haus <strong>und</strong> zu me<strong>in</strong>em Weibe; dort kannst du unter me<strong>in</strong>emNamen verborgen bleiben, <strong>und</strong> ich, der icli unschuldig b<strong>in</strong>, werde<strong>in</strong> de<strong>in</strong>em Namen den Kampf bestehen." So geschah es auch.Der schuldige Amelius begibt sich fort, <strong>und</strong> der schuldlose Amicusbleibt, um zu kämpfen. Die beiden Gegner, der Ankläger <strong>und</strong>Amicus, treten e<strong>in</strong>ander vor e<strong>in</strong>er großen Zuschauermenge zumZweikampf gegenüber. Der Ankläger wird besiegt, <strong>und</strong> der Königgibt dem Sieger se<strong>in</strong>e Tochter. Amicus bleibt se<strong>in</strong>em Fre<strong>und</strong>etreu, ruft den Amelius zurück <strong>und</strong> überläßt ihm, nachdem er fürihn gesiegt hat, die Tochter <strong>des</strong> Königs, während er selbst heimkehrt.Se<strong>in</strong> Weib aber wurde später vom Aussatz angesteckt,<strong>und</strong> dadurch daß sie ihm zutrank, übertrug sie auch den Aussatzauf ihn. Wegen der Krankheit von allen gemieden <strong>und</strong> verabscheut,zieht er als Bettler nach Eom, wo er e<strong>in</strong>ige Zeit bei se<strong>in</strong>enVerwandten weilt; dann aber schämt er sich, länger zu bleiben,zieht wieder weiter <strong>und</strong> hält sich lange Zeit bald da , balddort auf. Auf se<strong>in</strong>em Wege kommt er auch nach Frankreich,doch bleibt er überall unerkannt. So tritt er auch schließlich <strong>in</strong>den Hof <strong>des</strong> Amelius <strong>und</strong> bittet um e<strong>in</strong> Almosen. Als ihm derHausverwalter <strong>des</strong> Amelius Brot reicht, geht Amicus auf ihn zu<strong>und</strong> hält, um das Almosen entgegenzunehmen, den Becher h<strong>in</strong>,den er bis zu jener St<strong>und</strong>e behalten hatte. Da geht der Verwalter<strong>in</strong>s Haus zu se<strong>in</strong>em Herrn <strong>und</strong> spricht: „Herr, ich sehe<strong>in</strong> den Händen e<strong>in</strong>es Aussätzigen e<strong>in</strong>en Becher, der eurem Bechervollkommen gleicht." Und Amelius ruft alsbald : „Führet schnelldiesen Mann zu mir here<strong>in</strong>, denn er ist me<strong>in</strong> treuester Fre<strong>und</strong>,mag er auch am Aussatze leiden." So wird Amicus here<strong>in</strong>geführt,<strong>und</strong> obschon er sich weigert, unter Tränen von Amelius <strong>und</strong> se<strong>in</strong>erGatt<strong>in</strong> geküßt. Amelius offenbart nun se<strong>in</strong>em Weibe alles, wasAmicus für ihn getan hat, <strong>und</strong> der Fre<strong>und</strong> muß jetzt täglich beiihnen se<strong>in</strong>. Nach langer Zeit hat Amicus e<strong>in</strong>en Traum, daß ernicht anders geheilt werden könne, außer wenn Amelius se<strong>in</strong>ebeiden kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>der töte <strong>und</strong> er sich <strong>in</strong> ihrem Blute bade.Diesen Traum erzählt Amicus dem Amelius zum Scherz.Dieser aber bedenkt, wie treu ihm se<strong>in</strong> Fre<strong>und</strong> gewesen ist, <strong>und</strong>ruft sich alles <strong>in</strong>s Gedächtnis zurück, <strong>und</strong> er will sich lieberse<strong>in</strong>er Söhne berauben, als daß er die Treue gegen se<strong>in</strong>en Fre<strong>und</strong>verletzt. Und <strong>in</strong> solcher Verblendung tritt er e<strong>in</strong>es Morgens mit


141e<strong>in</strong>em Messer an das Bett, <strong>in</strong> dem die K<strong>in</strong>der mite<strong>in</strong>ander spielen,sticht sie tot, <strong>und</strong> mit ihrem Blute re<strong>in</strong>igt er se<strong>in</strong>en Fre<strong>und</strong>, dersich widersetzt <strong>und</strong> lieber ewig aussätzig bleiben will, <strong>und</strong> heiltihn so vollständig. Der Geheilte aber ist so unglücklich überden Tod der K<strong>in</strong>der se<strong>in</strong>es Freun<strong>des</strong>, daß er Gott unter Tränen<strong>in</strong>ständig um ihre Wiedererweckung bittet. Und der Herr siehtse<strong>in</strong>en Glauben <strong>und</strong> erweckt die K<strong>in</strong>der wieder zum Leben zurunaussprechlichen Freude aller. Und sie sagen dem Herrn Dank<strong>und</strong> dienen ihm von nun an geme<strong>in</strong>sam bis zu ihrem Lebensende.139.Der Gang zu den Köhlerknechten.E<strong>in</strong> Eitter hatte e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Sohn. Als er im Sterben lag,empfahl er diesen dem Könige <strong>und</strong> gab ihm drei Anweisungen,die er ihm zur getreuesten Befolgung empfahl: er solle Gott ehren<strong>und</strong> lieben, se<strong>in</strong>em Herrn treu dienen <strong>und</strong> jeden Tag die Messehören. Der Vater stirbt, <strong>und</strong> der Sohn befolgt sorgsam se<strong>in</strong>e Katschläge.Er wird wegen se<strong>in</strong>er Tugenden, durch die er sich vorden anderen auszeichnet, zum Kammerdiener der König<strong>in</strong> ernannt.Und diese ist ihm sehr zugetan. E<strong>in</strong> arglistiger Ritter jedoch beschuldigtihn dem Könige gegenüber fälschlich, daß er <strong>in</strong> verbrecherischemVerkehr mit der König<strong>in</strong> stehe. Und der Verdachtlastet auf ihm. Auf den Rat se<strong>in</strong>es Verleumders schickt der Königzu se<strong>in</strong>en Kohlenbrennern im Walde den Befehl, sie sollten denersten, der am folgenden Morgen vom Könige zu ihnen geschicktwürde, an Händen <strong>und</strong> Füßen b<strong>in</strong>den <strong>und</strong> verbrennen. Der Kammerdienerwird am Morgen zeitig vom Könige h<strong>in</strong>gesandt, aber nachse<strong>in</strong>er Gewohnheit tritt er unterwegs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kirche <strong>und</strong> hört andächtigdie Messe. Nachher wird er von dem Herrn <strong>des</strong> Dorfeszum Frühstück e<strong>in</strong>geladen. Zur Zeit jedoch, wo er dort das Frühstücke<strong>in</strong>nimmt, begibt sich der Verleumder zuden Kohlenbrennern<strong>und</strong> kommt dort eher an als der Jüngl<strong>in</strong>g. Er wird, wie er esverdient hat, ergriffen <strong>und</strong> verbrannt. Darauf kommt der Jüngl<strong>in</strong>g,er erfährt, was vorgegangen ist, <strong>und</strong> nachdem er so se<strong>in</strong>en Auftragerledigt hat, kehrt er zum Könige zurück. Als dieser ihn erblickt,erkennt er, daß den anderen die gerechte Strafe Gottes ereilt hat.Und er fragt den Jüngl<strong>in</strong>g, wie das alles so gekommen sei, <strong>und</strong>


142hört, wie er gerettet wurde, weil er die Katschläge befolgt habe,die ihm der Vater sterbend erteilte. Und er erhält vom Königee<strong>in</strong>e Verwandte, die er <strong>in</strong>nig liebte, zur Frau <strong>und</strong> wird auchfernerh<strong>in</strong> vom Könige wie von der König<strong>in</strong> <strong>in</strong> hohen Ehren gehalten.So hat sich die Arglist selbst betrogen, das Blut <strong>des</strong> Unschuldigenaber wurde gerettet.140.Von e<strong>in</strong>em Frevler, der bei den Gräbern Busse tat.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong> Mann, der ke<strong>in</strong>e Freveltat gemieden hatte.Nach langer Zeit aber fühlte er Reue über se<strong>in</strong> Leben, <strong>und</strong> erbegab sich zu den Gräbern <strong>und</strong> warf sich auf das Angesicht <strong>und</strong>erhob dann unter Tränen die Augen zum Himmel, <strong>und</strong> so verharrteer unter Seufzen, ohne daß er den Namen <strong>des</strong> Herrn <strong>in</strong> den M<strong>und</strong>zu nehmen wagte. So verg<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e Woche. Da kamen Dämonen<strong>und</strong> sprachen: „Was treibst du hier, du verkommenster unter denMenschen? Nachdem du dich übersättigt hast an de<strong>in</strong>en Schandtaten,gibst du uns auf, um ehrbar <strong>und</strong> fromm zu leben, währenddu uns früher <strong>in</strong> Freveltaten dientest. Jetzt, wo de<strong>in</strong>e Kräfte nichtmehr reichen, gibst du dir den Ansche<strong>in</strong>, als ob du Buße tunwolltest. Doch du entgehst uns nicht. Und da es schon nichtanders se<strong>in</strong> kann, so kehr zurück zu Reichtümern <strong>und</strong> Genüssen<strong>und</strong> verbrauch, was dir geblieben ist, so schnell als möglich."Doch jener Büßer blieb, von Gottes Gnade gestärkt, standhaft.Die Dämonen aber schlugen ihn <strong>und</strong> ließen ihn halbtot liegen.Das wiederholten sie noch e<strong>in</strong> zweites <strong>und</strong> drittes Mal, eraber leistete ihnen festen Widerstand. Als die Dämonen dasmerkten, riefen sie aus: „Du hast uns besiegt." Und alsbaldwichen sie von dannen, vertrieben durch die Kraft Gottes, <strong>und</strong> vonnun an konnten sie ihm auch nicht im ger<strong>in</strong>gsten mehr schaden.Der Büßer aber nahm immer mehr zu an Tugend <strong>und</strong> Gnade <strong>und</strong>wurde ausgestattet mit allen Vorzügen, so daß ihn die ganzeGegend für e<strong>in</strong> Wesen aus dem Jenseits hielt <strong>und</strong> viele, die schonder Verzweiflung <strong>und</strong> der ewigen Verdammnis nahe waren, durchdas Beispielwordens<strong>in</strong>d.se<strong>in</strong>er Bekehrung <strong>und</strong> se<strong>in</strong>es heiligen Lebens gebessert


143141.Von e<strong>in</strong>em Bischöfe, der se<strong>in</strong>e Mutter <strong>in</strong> vornehmer Kleidungnicht {(ennen wollte.E<strong>in</strong> armes Weib hatte e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Sohn, den sie die Schulebesuchen ließ. Als dieser älter wurde, verließ er die Mutter <strong>und</strong>g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> e<strong>in</strong> frem<strong>des</strong> Land. Dort machte er solche Fortschritte,daß er zum Bischof gewählt wurde. Als das die Mutter hörte,suchte sie ihn auf. Sie war aber <strong>in</strong> ärmlicher Kleidung. Undbevor sie vor ihren Sohn trat, erzählte sie ihrer Herbergs wirt<strong>in</strong>,wer sie war. Diese freute sich, <strong>und</strong> da sie die Gunst <strong>des</strong> Bischofszu gew<strong>in</strong>nen hoffte, pflegte sie das Weib mehrere Tage, dann gabsie ihr kostbare Kleider <strong>und</strong> führte sie vor den Bischof, <strong>in</strong>dem siesprach: „Das ist eure Mutter." Der Bischof erkannte sie zwar,aber er ließ es nicht merken <strong>und</strong> erklärte öffentlich, daß sie nichtse<strong>in</strong>e Mutter sei. Das arme Weib we<strong>in</strong>te <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g weg. DieHerbergswirt<strong>in</strong> nahm ihr alsbald die kostbaren Gewänder wiederweg <strong>und</strong> schickte die Unglückliche nach e<strong>in</strong>igen Tagen wieder zumBischöfe. Dieser erhob sich sogleich, eilte se<strong>in</strong>er Mutter entgegen<strong>und</strong> umarmte sie mit den Worten: „Das Weib, das unlängst dawar, war nicht me<strong>in</strong>e Mutter. Diese hier aber ist es. Denn ichb<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es armen Weibes Sohn." Durch diese Handlungsweise erwarber sich die Wertschätzung aller, die ihn kannten.142.Von e<strong>in</strong>em <strong>und</strong>ankbaren Sohne, dem e<strong>in</strong>e Kröte <strong>in</strong>s Gesicht sprang.Es lebte e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> der Diözese Ronen e<strong>in</strong> Ehepaar, das e<strong>in</strong>en Sohnhatte, dem es all se<strong>in</strong> Besitztum überließ, als er heiratete. Dadurchaber gerieten die Eltern schließlich <strong>in</strong> äußerste Armut.E<strong>in</strong>es Tages sprach das Weib zu se<strong>in</strong>em Manne: „Geht zu unsermSohne." Als der Vater zu dem Hause se<strong>in</strong>es Sohnes kam, sah er,daß e<strong>in</strong> großer Braten hergerichtet wurde. Er klopft an die Tür.Der Sohn, der am Tische sitzt; hört an der Stimme, daß es se<strong>in</strong>Vater ist, <strong>und</strong> versteckt alsbald den Braten. Dann fragt er denVater, weswegen er gekommen sei. Dieser antwortet: „Ich b<strong>in</strong>ganz schwach <strong>und</strong> hungrig, <strong>und</strong> da ich sah, daß du e<strong>in</strong>en Braten


U4herricliteii ließest, b<strong>in</strong> ich gekommen, um mir etwas 'davon zuholen. Doch der Sohn erwidert: „Hier gibt es ke<strong>in</strong>en Braten.Wenn ihr zwei Groschen wollt, will ich sie euch geben; davonkönnt ihr euch zu essen kaufen." Der Vater geht seufzend weg.Kaum ist die Tür geschlossen, da wird der versteckte Braten hervorgeholt.Doch der ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e lebendige Kröte verwandelt. Unddiese spr<strong>in</strong>gt von der Schüssel dem Sohne <strong>in</strong>s Gesicht. Ke<strong>in</strong>eKunst vermag sie daraus zu entfernen. Da ergreift den Sohn Eeue;er geht zum Bischof <strong>und</strong> bekennt se<strong>in</strong> Vergehen. Er erhält alsBuße den Auftrag, durch die ganze Diözese zu wandern <strong>und</strong> allendas W<strong>und</strong>er zum warnenden Beispiele zu zeigen. Als er dieseBuße erfüllt hat, kehrt er zum Bischöfe zurück. Dieser sprichtihn von der Sünde los, <strong>und</strong> alsbald wird er auch von der schändlichenEntstellung befreit.143.Wer freigebig ist, leidet l(e<strong>in</strong>en Mangel.E<strong>in</strong> alter E<strong>in</strong>siedler führte mit e<strong>in</strong>em anderen Bruder e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samesLeben. Der Greis aber war äußerst mitleidig <strong>und</strong>schenkte allen, die zu ihm kamen, reichlich Brot. Da nahm sichse<strong>in</strong> Gefährte se<strong>in</strong>en Teil weg <strong>und</strong> gab niemandem etwas davon.So kam der Greis <strong>in</strong> Not. Doch der Herr segnete alles, was ertat. Der junge E<strong>in</strong>siedler, der se<strong>in</strong>en Teil weggenommen hatte,sah die Not <strong>des</strong> alten <strong>und</strong> sprach: „Ich habe noch e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong> wenigvon dem, was ich mir wegnahm. Wir wollen wieder geme<strong>in</strong>samleben." Der Greis war e<strong>in</strong>verstanden, <strong>und</strong> das geme<strong>in</strong>same Lebenbegann wieder wie früher. E<strong>in</strong>es Tages hatten sie ke<strong>in</strong> Brot mehr,da alles unter die Armen verteilt worden war. Da sprach derGreis zu dem jungen Bruder: „Geh <strong>und</strong> gib den Armen Brot."Dieser aber antwortet: „Ich habe ke<strong>in</strong>s." Der Greis jedoch spricht:„Geh <strong>in</strong> den Vorratsraum <strong>und</strong> suche welches." Der Bruder tritt<strong>in</strong> die Kammer <strong>und</strong> f<strong>in</strong>det sie voll von Broten. Der Herr hattesie reichlich dem beschert, der all das Se<strong>in</strong>e weggeschenkt hatte.144.Wie die Römer ihre Sieger behandelten.Den Siegern wurde bei den Kömern e<strong>in</strong>e dreifache Ehre zuteil.Erstens zog den Siegern das gesamte Volk mit Musik ent-


145gegen. Zweitens folgten se<strong>in</strong>em Wagen alle Gefangenen mit aufden Rücken geb<strong>und</strong>enen Händen. Drittens fuhr der Sieger aufe<strong>in</strong>em Wagen sitzend, angetan mit dem Gewände <strong>des</strong> Jupiter, gezogenvon vier weißen Pferden bis zum Kapitol. Doch damit derTriumphator bei diesen Ehren nicht hochmütig würde, mußte eran jenem Tage auch drei Ungelegenheiten erdulden. Die erstewar,daß man zu ihm auf den Wagen e<strong>in</strong>en Menschen aus niedrigemStande stellte, damit jeder auch noch so e<strong>in</strong>fache Mensch dieHoffnung haben könnte, auch zu solchen Ehren zu gelangen, wenner es durch se<strong>in</strong>e Tüchtigkeit verdiente ; die zweite war, daß dieserSklave ihm beständig Backenstreiche geben mußte, damit er nichtallzu übermütig würde, <strong>und</strong> ihm zurufen mußte: „Erkenne dichselbst! Sieh h<strong>in</strong>ter dich! Er<strong>in</strong>nere dich, daß du e<strong>in</strong> Mensch bist!"Die dritte war, daß an jenem Tage e<strong>in</strong> jeder über den Siegerreden durfte, was er wollte; auch Schmähungen standen ihm frei.145.Von der Armut <strong>des</strong>Alanus.Der große Lehrer Alanus lebte bei all se<strong>in</strong>er Vortrefflichkeit<strong>in</strong> äußerster Armut. E<strong>in</strong>st erhielt er von e<strong>in</strong>em früheren Schüler,der Bischof geworden war, e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ladung zum Frühstück. Alsdieser sah, wie dürftig Alanus lebte, sprach er zu ihm: „Meister,ich w<strong>und</strong>re mich nicht wenig, daß eure Schüler alle so großeMänner geworden s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>er Abt, e<strong>in</strong> anderer Bischof, e<strong>in</strong> dritterErzbischof, während ihr <strong>in</strong> solcher Armut leben müßt." Der MagisterAlanus aber antwortete: „Ihr wißt nicht, wie ich höre, wor<strong>in</strong><strong>des</strong> Menschen wahre Größe beruht. Nicht der Bischof ist e<strong>in</strong>großer Mann, sondern der Magister oder Kleriker. Und das istleicht zu beweisen; denn Bischof kann man durch die Wahl dreierSchurken werden; e<strong>in</strong>e Obrigkeit kann nicht gewählt werden,sondern nur von Gott, dem Schöpfer aller Menschen, ausgewählt werden.Und so wird man auch nicht e<strong>in</strong> guter Kleriker oder e<strong>in</strong> großerMagister durch Wahl, <strong>und</strong> wenn alle Heiligen <strong>und</strong> die ganze Welte<strong>in</strong>stimmig riefen: »Mart<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong> guter Kleriker.«" Und er fuhrfort: „Nun will ich euch beweisen, daß der Arme der König <strong>und</strong>Kaiser der ganzen Welt ist. Denn wie mächtig auch e<strong>in</strong>er ist,Klapper, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 10


146Gott hat es gefügt, daß ihm die Welt nicht gehorcht. Und erfürchtet zu verlieren, was er hat, <strong>und</strong> möchte err<strong>in</strong>gen, was er nichthat. Dar<strong>in</strong> widersteht ihm die Welt; denn sie möchte, daß erverliert, was er hat, <strong>und</strong> daß er nicht erreicht, was er nicht hat*Der Arme aber hat sich im Gegenteil die Welt Untertan gemacht;denn er wünscht nichts zu err<strong>in</strong>gen, <strong>und</strong> da er nichts besitzt,fürchtet er ke<strong>in</strong>en Verlust."146.Kleidermachen Leute.E<strong>in</strong> armer Philosoph wollte zu Hof gehn, aber man ließ ihnnicht vor den Kaiser. Da zieht er prächtige Kleider an <strong>und</strong> stelltsich an die Tür. Und sogleich wird er vorgelassen. Und er trittvor den Kaiser <strong>und</strong> küßt se<strong>in</strong> eigenes Kleid. Der Fürst fragt ihnvoll Staunen, was er tue. Doch der erwiedert: „Ich ehre den,der mich zu Ehren brachte. Was die Philosophie nicht vermochte,das hat dies Kleid zuwege gebracht."147.Von e<strong>in</strong>em Mönche, der sich für zu heilig hielt, um zu arbeiten.E<strong>in</strong> Bruder kam zu e<strong>in</strong>em alten E<strong>in</strong>siedler <strong>und</strong> fand dortBrüder, die mit ihren Händen arbeiteten. Da sprach er zu ihnen:„Was schafft ihr Nahrung, die vergänglich ist?" Der Greis aberruft e<strong>in</strong>en der Se<strong>in</strong>en <strong>und</strong> spricht zu ihm: „Nimm diesen Bruder,der nichts zu tun hat, führe ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Zelle <strong>und</strong> gib ihm e<strong>in</strong>Buch zum Lesen." Das geschieht. Wie aber die Zeit zum Essenkommt, sieht sich der Bruder <strong>in</strong> der Zelle vergeblich um nache<strong>in</strong>em, der ihn zum Essen ruft, <strong>und</strong> als die Zeit schon längstvorüber ist, verläßt er se<strong>in</strong>e Zelle <strong>und</strong> geht zum Greise <strong>und</strong> fragtihn: „Vater, esst ihr denn heute nicht?" Da spricht der Greis:„Gewiß. Doch du brauchst ke<strong>in</strong>e Nahrung, die vergänglich ist.Du betest <strong>und</strong> liest den ganzen Tag <strong>und</strong> lebst wie e<strong>in</strong> Engel."Da fällt der Bruder dem Greise zu Füßen <strong>und</strong> ruft: „Vergib mir,Vater, ich habe gefehlt." Der Greis aber erwidert: „Du siehst,ohne Marta kommt Maria nichtaus."


147148.Von e<strong>in</strong>em dreifachen Siege, den e<strong>in</strong> Mönch errang.E<strong>in</strong>st lag e<strong>in</strong> Mönch <strong>des</strong> heiligen Bernhard krank auf se<strong>in</strong>emLager. Als der heilige Bernhard vor se<strong>in</strong>em Lager stand, lachteer dreimal auf. Da fragte dieser den Mönch, warum er gelachthätte. Und der Kranke antwortete: „Ich lachte dreimal, weil iche<strong>in</strong>en dreifachen Sieg errungen habe, über das Fleisch^ die Welt<strong>und</strong> den Teufel. Vor allem aber lachte ich darüber, daß ich ke<strong>in</strong>Engel se<strong>in</strong> wollte." St. Bernhard fragte, warum er das sage,<strong>und</strong> der Kranke erwiderte: „Ich trage Christus <strong>in</strong> mir, das t<strong>und</strong>ie Engel nicht."149.Von e<strong>in</strong>em, der se<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Kuh verschenicte.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong> armer Mann, der hatte nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Kuh.Dieser hörte e<strong>in</strong>es Tages den Bischof predigen, daß Gott das, wasman ihm zu Ehren tue, h<strong>und</strong>ertfach vergelte. Da schenkte erdie Kuh den Armen. Nach e<strong>in</strong>iger Zeit ritt jener Bischof durchden Wald. Dort traf er den Armen beim Holzfällen; denn erwollte sich e<strong>in</strong>en Stall bauen für die h<strong>und</strong>ert Kühe, die ihmverheißen waren. Der Bischof lud ihn e<strong>in</strong> zu sich <strong>in</strong>s Haus, <strong>und</strong>dort wurde er mit den anderen Armen fre<strong>und</strong>lich aufgenommen.Als er im Dunkeln aß, da betete er: „Herr Jesus Christus, duversprachstmir h<strong>und</strong>ert Kühe; wenn ich nur für die e<strong>in</strong>e Kuh e<strong>in</strong>ee<strong>in</strong>zige Kerze bekäme." Sofort erstrahlte über ihm e<strong>in</strong> gewaltigesLicht, wie wenn e<strong>in</strong>e w<strong>und</strong>erbare Kerze brannte, <strong>und</strong> erleuchtetedas ganze Haus. Das sieht der Bischof, <strong>und</strong> er schenkt ihm e<strong>in</strong>enWe<strong>in</strong>berg, Schafe <strong>und</strong> Kühe, <strong>und</strong> so wurde er schon hieniedenh<strong>und</strong>ertfach belohnt. Und er starb e<strong>in</strong>en seligen Tod.150.Der Königssohn im Paradiese.E<strong>in</strong> christlicher König gab se<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Sohne e<strong>in</strong>e Gemahl<strong>in</strong><strong>und</strong> wollte die Hochzeit feierlich begehen. Noch bevordie Hochzeit stattfand, g<strong>in</strong>g der Jüngl<strong>in</strong>g vor die Burg, um sich10*


148die Zeit zu verkürzen. Er hätte es von Herzen gern gesehen, wenner beim Feste e<strong>in</strong> paar Arme hätte bewirten können. Da erblickter von ferne e<strong>in</strong>en armen, aber ehrwürdigen Greis, der sich derBurg naht. Er eilt ihm entgegen, grüßt ihn voll Ehrfurcht <strong>und</strong>fragt ihn, warum er komme. Und der Greis erwidert, er komme,um sich Almosen zu erbitten. Da nimmt ihn der Jüngl<strong>in</strong>g vollFreude mit auf die Burg. Dort gibt er ihm den Platz an derHochzeitstafel sich selbst gegenüber. Er kann se<strong>in</strong>e Augen nichtvon se<strong>in</strong>em Antlitze abwenden.Die so überaus würdige Ersche<strong>in</strong>ung<strong>des</strong> Greises erregt se<strong>in</strong> Wohlgefallen so, daß er Mahl <strong>und</strong> Musikvergißt <strong>und</strong> den Anblick dieses Greisenantlitzes, das ihm immerherrlicher ersche<strong>in</strong>t, allen irdischen Freuden vorzieht. Nachdemdas Mahl beendet ist, dankt ihm der Greis <strong>und</strong> will sich fortbegeben.Der Jüngl<strong>in</strong>g aber bittet ihn zu bleiben <strong>und</strong> hat nure<strong>in</strong>en Wunsch, beständig <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Umgebung leben zu dürfen.Der Greis jedoch lehnt se<strong>in</strong>e Bitte ab <strong>und</strong> spricht: „Hier bleibenkann ich nicht. Willst du mich wiedersehn, dann werde ichmorgen zur selben Zeit e<strong>in</strong> Esele<strong>in</strong> schicken, das wird dich zumir tragen." Darauf entfernt sich der Greis, der Jüngl<strong>in</strong>g aberist von Herzen traurig. Er denkt nicht mehr an se<strong>in</strong>e Hochzeit,<strong>und</strong> voll Ungeduld erwartet er den nächsten Tag. Und gegendie erste St<strong>und</strong>e kommt wirklich e<strong>in</strong> Esele<strong>in</strong> ganz alle<strong>in</strong> ohneKeiter heran. Er steigt auf, <strong>und</strong> <strong>in</strong> kurzer Zeit ist er <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Gegend, wo sanfte Lüfte wehen, wo prächtige Ha<strong>in</strong>e mitschönen Blumen <strong>und</strong> Bäumen stehen, die erfüllt s<strong>in</strong>d von entzückendemVogelgesang. Dort kommt er vor e<strong>in</strong>e Burg, die ganzaus Gold <strong>und</strong> Edelste<strong>in</strong>en erbaut ist, <strong>und</strong> dar<strong>in</strong> sieht er e<strong>in</strong>egroße Menge schöner Menschen. Er reitet h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>und</strong> begegnete<strong>in</strong>em Greise, der ihn fragt, warum er komme, <strong>und</strong> er erwidertdiesem ehrwürdigen Greise, er sei von e<strong>in</strong>em Armen, der bei se<strong>in</strong>emHochzeitsmahle zu Gaste gewesen sei, e<strong>in</strong>geladen worden. Beidieser Antwort lächelt jener <strong>und</strong> spricht: „Dieser Arme ist derSchöpfer aller Welt <strong>und</strong> unser Gott." Darauf ergreift er se<strong>in</strong>eHand <strong>und</strong> führt ihn <strong>in</strong> die Burg se<strong>in</strong>es Herrn. Und als derJüngl<strong>in</strong>g den Herrn erblickt, erkennt er ihn sogleich, <strong>und</strong> Seligkeiterfüllt se<strong>in</strong> Herz. Ganz <strong>in</strong> den Anblick se<strong>in</strong>es Antlitzes versunken,das ihm von Augenblick zu Augenblick immer herrlicherersche<strong>in</strong>t, vergißt er das prächtige Mahl, das vor ihm auf der


149Tafel steht, <strong>und</strong> nach dem Mahle hat er nur den e<strong>in</strong>en Wunsch,noch bleiben zu dürfen. Der Herr jedoch entgegnet ihm: „Dasdarf jetzt noch nicht se<strong>in</strong>. Kehre nun wieder heim, <strong>und</strong> dannwirst du bald zu mir kommen, um für immer bei mir zu bleiben."Voll Schmerz <strong>und</strong> Trauer reitet er auf dem Esele<strong>in</strong> zurück. Nochvor Mittag ist er, wie es ihm sche<strong>in</strong>t, wieder daheim. Doch f<strong>in</strong>deter <strong>des</strong> Vaters Burg von Gr<strong>und</strong> aus völlig zerstört, <strong>und</strong> an ihrerStelle erhebt sich jetzt e<strong>in</strong> Kloster. Er tritt dort e<strong>in</strong>, doch niemandkennt ihn. Als er zuletzt nach se<strong>in</strong>em Vater fragt, da ruft derAbt die Brüder herbei, <strong>und</strong> man durchsucht die Klosterurk<strong>und</strong>en<strong>und</strong> f<strong>in</strong>det, daß der Jüngl<strong>in</strong>g dreih<strong>und</strong>ert Jahre fortgewesen ist.Dann wird er zu den Gräbern se<strong>in</strong>er Eltern h<strong>in</strong>geleitet. Und aufse<strong>in</strong>e Bitte öffnen die Mönche das Grab se<strong>in</strong>er Braut. Da f<strong>in</strong>detman sie unverwest, <strong>und</strong> ihr Gesicht ist rot, wie wenn sie lebte.Sie breitet ihre Arme aus, <strong>und</strong> der Jüngl<strong>in</strong>g steigt h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ihre Gruft, <strong>und</strong> sie schließt ihn <strong>in</strong> die Arme. So verscheidet ervor der Brüder Augen, um e<strong>in</strong>zugehn <strong>in</strong> das Reich <strong>des</strong> Sohnesder seligen Jungfrau Maria.151.Wie der Teufel e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>siedler<strong>in</strong> zu verführen suchte.E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>siedler<strong>in</strong>, die e<strong>in</strong> gar heiligmäßiges Leben führte,befolgte die Ermahnungen e<strong>in</strong>es Bruders <strong>und</strong> nahm so an Tugendenimmer mehr zu. Das konnte der Teufel nicht mit ansehen,<strong>und</strong> er verwandelte sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Engel <strong>des</strong> Lichtes <strong>und</strong> erschienihr oft, um sie zu trösten. Dadurch brachte er sie von dem Verkehrmit jenem Bruder ab, <strong>und</strong> sie beichtete nicht mehr, denner schrieb ihr vor, sie solle dem Rate ke<strong>in</strong>es anderen folgen alsdem se<strong>in</strong>en. E<strong>in</strong>st nun kam ihr Beichtvater wie gewöhnlich, umsie zu besuchen. Doch sie wendet sich ab <strong>und</strong> will nicht hören,was er spricht, <strong>und</strong> antwortet nicht auf se<strong>in</strong>en Zuspruch. Dasmacht ihm Schmerz, <strong>und</strong> er vermag nur mit größter Mühe vonihr e<strong>in</strong>e Antwort zu erhalten. Doch geht er der Sache auf denGr<strong>und</strong> <strong>und</strong> merkt, daß sie jetzt e<strong>in</strong>en besseren Ratgeber zu habenglaubt. Und da er diesen gern sehen möchte, sagt sie ihm, ersolle zu bestimmter Zeit se<strong>in</strong> Kommen <strong>und</strong> Gehen abwarten. „Umjene Zeit," spricht sie, „wird er mich mit e<strong>in</strong>em Stricke zum


150ewigen Leben ziehen." Da ahnt er Böses, <strong>und</strong> kaum erh<strong>in</strong>gt ervon ihr die Erlaubnis, zusehen zu dürfen, wenn sie zum Himmelgetragen werden soll. Zur festgesetzten St<strong>und</strong>e kommt ihr neuerEatgeber <strong>in</strong> übernatürlichem Glänze <strong>und</strong> fährt sie hart an, daßsie gewagt habe, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Abwesenheit mit e<strong>in</strong>em anderen zusprechen. In<strong>des</strong> betet ihr Beichtvater, daß der Herr die Arglist<strong>des</strong> Teufels enthülle. Und plötzlich verliert der Teufel se<strong>in</strong>eLichtgestalt <strong>und</strong> geht polternd ab <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er furchtbaren Gestalt,<strong>in</strong>dem er alle mitzuschleppen sucht. Wie das die E<strong>in</strong>siedler<strong>in</strong>sieht <strong>und</strong> merkt, daß sie getäuscht worden ist, fleht sie ihrenBeichtvater um se<strong>in</strong>e Fürbitte an. Und dieser befiehlt dem Teufel<strong>in</strong> Christi Namen zu weichen <strong>und</strong> führt die L'rende auf den Weg<strong>des</strong> Heils zurück.152.Wie der Teufel e<strong>in</strong>en Jüngl<strong>in</strong>g verführte.E<strong>in</strong> edler Jüngl<strong>in</strong>g, der Sohn reicher Eltern, suchte e<strong>in</strong>st dieE<strong>in</strong>samkeit auf <strong>und</strong> lebte dort alle<strong>in</strong> lange Zeit <strong>und</strong> verharrte imGebete. Da erschien ihm e<strong>in</strong> Adler, der lange <strong>und</strong> langsam vorihm herschwebte, bis er ihn zu e<strong>in</strong>er Palme geführt hatte. Vonden Blättern dieses Baumes machte sich der Jüngl<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>eKleider, ihre Früchte gaben ihm die Nahrung, an ihrer Wurzelaber entsprang e<strong>in</strong> kristallheller Quell. So führte er dort sechsJahre lang e<strong>in</strong> vollkommenes Leben. Der Teufel aber, der allesGute haßt, nahm Menschengestalt an, <strong>und</strong> unter dem Ansche<strong>in</strong>,als ob er ihn gesucht habe, kommt er zu ihm mit der Botschaft,daß se<strong>in</strong> Vater gestorben sei, <strong>und</strong> verheißt ihm alles Gute, wenner heimkehre. Als dies der Diener Christi verschmäht, sprichtder Teufel: „Du sollst ja nicht zu Hause bleiben, sondern nurdie Güter, die dir als Erbe gehören, unter die Armen verteilen<strong>und</strong> dann hierher zurückkehren." So kehrt der Jüngl<strong>in</strong>g heim.Dort f<strong>in</strong>det er den Vater <strong>in</strong> guter Ges<strong>und</strong>heit, <strong>und</strong> der Vater istvoll Freude, daß er se<strong>in</strong>en Sohn wiedergef<strong>und</strong>en hat. Doch alser drei Tage bei se<strong>in</strong>em Vater ist, kommt der Teufel <strong>und</strong> verführtihn, daß er mit e<strong>in</strong>er Magd sündigt, <strong>und</strong> darauf erwürgt er ihnauf derStelle.


151153.Von e<strong>in</strong>em Magister, der die paul<strong>in</strong>ischen Briefe besserverstand als St. Paulus selbst.Es lebte e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> Paris e<strong>in</strong> Magister der heiligen Schrift, derdie Briefe <strong>des</strong> heiligen Paulus ausgezeichnet erklärte. Als diesere<strong>in</strong>st nach der Vorlesung mit den Studenten <strong>in</strong> die Stadt g<strong>in</strong>g,um sich mit ihnen zu erholen, sprach e<strong>in</strong>er von ihnen: „Meister,heut habt ihr w<strong>und</strong>erbar über den heiligen Paulus gesprochen."Der Magister antwortet ihm: „Ich verstehe die paul<strong>in</strong>ischen Briefebesser, als St. Paulus sie selbst verstanden hat." Alsbald abertraf ihn die Strafe Gottes;er vergaß auf der Stelle all se<strong>in</strong>e Gelehrsamkeit,so daß er kaum noch e<strong>in</strong>en Buchstaben erkennen konnte.Schließlich wurde er <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Kloster gebracht, <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Mädchenkonnte ihm dort kaum die sieben Bußpsalmen beibr<strong>in</strong>gen.154.Die Weiber s<strong>in</strong>d neugieriger als Adam.E<strong>in</strong>st tadelte e<strong>in</strong> Weib den Adam, daß er sich durch e<strong>in</strong>eso leichte Versuchung zur Sünde habe verleiten lassen. Ihr Mannaber wollte sie von ihrer Überhebung bekehren <strong>und</strong> nahm e<strong>in</strong>esTages e<strong>in</strong>en Vogel <strong>und</strong> steckte ihn zwischen zwei Schüsseln.Se<strong>in</strong>em Weibe aber gab er den strengsten Befehl, die Schüsselnnicht zu öffnen, bis er heimkäme. Doch da der Befehl so bestimmtwar, konnte sie es nicht über das Herz br<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> öffnetedie Schüsseln, <strong>und</strong> im Augenblick war der Vogel davongeflogen.Als ihr Mann heimkam <strong>und</strong> das merkte, schalt er sie <strong>und</strong> sprach:„Nun hast du selbst me<strong>in</strong> Gebot übertreten. Mach daher jenenke<strong>in</strong>e Vorwürfe, die die Gebote ihrer Vorgesetzten oder Elternübertreten."155.Von e<strong>in</strong>em Weibe, das sich schm<strong>in</strong>kte.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong> Weib, das immer gegen den Willen ihresMannes ihr Gesicht schm<strong>in</strong>kte. Als sie das wieder e<strong>in</strong>mal ane<strong>in</strong>em Festtage getan hatte <strong>und</strong> ganz anders aussah, fragte sieihr Mann, wo denn se<strong>in</strong> Weib Pontia sei. Sie entgegnet ihm:


152„Bekreuzige dich <strong>und</strong> empfiehl dich Gott! Ich b<strong>in</strong> doch de<strong>in</strong> WeibPontia!" Er aber erwidert: „Du bist es nicht. Me<strong>in</strong> Weib istbrünett, du aber bist blond, me<strong>in</strong> Weib hat e<strong>in</strong> blasses Gesicht,<strong>und</strong> du bist rot." Da spricht sie: „Bei Gott, ich b<strong>in</strong> de<strong>in</strong> WeibPontia." Darauf erwidert er: „Wenn du es bist, dann werde ichmal versuchen, ob ich die Farbe, die ich auf de<strong>in</strong>em Gesichtesehe, wegbekommen kann." Und er machte sich e<strong>in</strong>en Strohwisch<strong>und</strong> packte sie bei den Haaren, — denn Hörner hatte sie nicht— <strong>und</strong> begann ihre Wangen zu reiben, bis das Blut kam. Unter<strong>des</strong>senrief sie unaufhörlich: „Ich b<strong>in</strong> de<strong>in</strong> Weib Pontia." Undals er sie genügend gescheaert hatte, sprach er: „Nun seh ichsendlich, du bist Pontia, me<strong>in</strong> geliebtes Weib."156.Von e<strong>in</strong>em Geizigen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Neidischen.E<strong>in</strong>st lebten zwei Gesellen mite<strong>in</strong>ander. Von denen war dere<strong>in</strong>e geizig, der andere neidisch. Und e<strong>in</strong> Fürst sprach zu ihnen,sie sollten sich etwas wünschen, er würde es dem Bittenden geben<strong>und</strong> dem anderen das dem ersten gewährte Geschenk doppelt gewähren.Da wollte der Geizige ke<strong>in</strong>en Wunsch aussprechen, damiter das doppelte Geschenk erhielte. Der Neidische aber überlegte,daß se<strong>in</strong> Geselle das doppelte erhielte, wenn er sich etwas Guteszuerst ausbäte, <strong>und</strong> das war ihm ganz zuwider. Daher faßte erden Plan, für sich etwas Unangenehmes zu erbitten, damit derGenosse den doppelten Schaden hätte. Und so wünschte er sich,man solle ihm e<strong>in</strong> Auge ausreißen. Das geschah, <strong>und</strong> der Geizigeverlor alle beide.157.Geld br<strong>in</strong>gt Verderben.Man liest <strong>in</strong> der Lebensgeschichte <strong>des</strong> heiligen Bartholomäus,daß Christus e<strong>in</strong>st mit se<strong>in</strong>en Jüngern durch e<strong>in</strong>en Ha<strong>in</strong> wandelte.Dort fanden sie e<strong>in</strong>en Beutel, der war voll von Gold. Und siefragten den Herrn: „Meister, was ist dies?" Da antworteteer <strong>und</strong> sprach: „Söhne, rühret nicht daran. Es ist etwas Böses.Denn se<strong>in</strong>etwegen wird der Mensch zum Käuber, Me<strong>in</strong>eidigen,Diebe, Mörder <strong>und</strong> Ehebrecher, <strong>und</strong> se<strong>in</strong>etwegen verfallen so viele


153Seelen dem Verderben." Da sprachen die Jünger: „Herr, saguns, was es ist." Und er antwortete: „Gold. Und ich sageeuch, niemand von euch soll es berühren." Damit g<strong>in</strong>gen sieweiter. Zwei von ihnen aber sprachen zue<strong>in</strong>ander: „Wir wollenh<strong>in</strong>gehen <strong>und</strong> das Gold nehmen; dann werden wir immer reichse<strong>in</strong>." Und sie verabredeten, e<strong>in</strong>er sollte Brot, der andere e<strong>in</strong>enEsel holen. Der aber, der das Brot kaufen sollte, überlegte sich,wie er se<strong>in</strong>en Genossen töten könnte; denn er wollte das Geldalle<strong>in</strong> besitzen. Und er kaufte zwei Brote; <strong>in</strong> das e<strong>in</strong>e aber tat erGift, um es se<strong>in</strong>em Genossen zu geben. Aber der andere hatte dengleichen Gedanken, wie er se<strong>in</strong>en Genossen ermorden könnte. Sokamen sie zu dem Golde. Der, der die Brote gebracht hatte,sprach: „Wir wollen vorher essen." Und er aß von dem nichtvergifteten Brote. Der andere aber dachte nur an den Todse<strong>in</strong>es Genossen <strong>und</strong> sprach: „Wir brauchen e<strong>in</strong>en Stock, um denEsel anzutreiben. Warte hier auf mich; ich will e<strong>in</strong>en holen."Und er g<strong>in</strong>g <strong>und</strong> machte sich e<strong>in</strong>en Knüttel. Dann kam er leisezurück <strong>und</strong> schlug se<strong>in</strong>en Genossen nieder. Darauf sprach er zusich selbst: „Nun hab ich das ganze Gold für mich alle<strong>in</strong>."Dabei beißt er e<strong>in</strong> Stück Brot ab, <strong>und</strong> das Gift wirkt, daß er totnieders<strong>in</strong>kt. Christus aber wußte, was vorgefallen war, <strong>und</strong> umes den Jüngern zu zeigen, kehrte er mit ihnen nach drei Tagenauf dem gleichen Wege zurück. Wie sie nun die beiden Totendort liegen sahen, erstaunten sie. Christus aber sprach zu ihnen :„Habe ich euch nicht gesagt, daß dies Gold etwas Böses ist <strong>und</strong>viele Übel <strong>des</strong>wegen geschehen?" Und er g<strong>in</strong>g von dannen <strong>und</strong>erzählte ihnen alles, wie es sich zugetragen hatte.158.Wie der Teufel e<strong>in</strong>en Wucherer holte.E<strong>in</strong>st lebte <strong>in</strong> Mailand e<strong>in</strong> ste<strong>in</strong>reicher Wucherer, der nurdas Geld liebte <strong>und</strong> es mehrte <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Sklave war. Als dieserse<strong>in</strong>en Tod herannahen fühlte, rief er e<strong>in</strong>en Gevatter <strong>und</strong> beschworihn bei dem Vertrauen, das er <strong>in</strong> ihn setzte, er solle ihm zehnMark Gold, die er ihm übergab, heimlich mit <strong>in</strong> den Sarg geben.Zunächst wies jener dieses Ansuchen wiederholt zurück; endlichkam er aber se<strong>in</strong>er Aufforderung nach. Nach dem Begräbnis


154jedoch kommen ihm Bedenken, <strong>und</strong> so offenbart er es dem Richterder Stadt. Dieser ist sehr erfreut darüber <strong>und</strong> schickt se<strong>in</strong>e Leute,um das Grab zu öffnen <strong>und</strong> ihm das Geld zu holen. Als diesejedoch das Geld an sich nehmen wollen, kommt der Teufel <strong>und</strong>jagt sie davon, so daß sie mit leeren Händen zum Richter zurückkehren.Darüber wird dieser zornig <strong>und</strong> begibt sich selbst zumGrabe. Er steigt h<strong>in</strong>ab, doch als er das Geld aus den Händen<strong>des</strong> Toten wegnehmen will, ergreift ihn dieser, <strong>und</strong> nachdem sielange mite<strong>in</strong>ander gerungen haben, wird der Richter endlich vomToten erwürgt. Als das se<strong>in</strong>e Diener sehen, entfliehen sie vollSchrecken <strong>und</strong> melden ihrer Herr<strong>in</strong>, was sie erlebt haben. Diesegeht beim Anbruch <strong>des</strong> Morgens sofort zum Bischöfe <strong>und</strong> erzähltes ihm <strong>und</strong> der Bürgerschaft unter Tränen. Der Bischof eilt mitden Bürgern zum Grabe, <strong>und</strong> alle erblicken voll Schrecken dar<strong>in</strong>den Erwürgten. Der Bischof tritt näher h<strong>in</strong>zu <strong>und</strong> sieht das Gold<strong>in</strong> den Händen <strong>des</strong> begrabenen Wucherers. Er beschwört ihn beider Gewalt Christi, er solle das Geld hergeben. Da hört man <strong>in</strong>der Luft e<strong>in</strong>e furchtbare Stimme: „Entscheidet selbst den Handel.Wer das Pferd kaufte, gehört dem nicht auch der Zaum?" Sieschweigen alle; nur e<strong>in</strong>er ruft schließlich, daß das richtig sei.Darauf spricht der Teufel: „Die Seelen dieser beiden habe ich,so will ich auch ihre Leiber dazu." Mit diesen Worten schleppteer mit ihren Seelen unter fürchterlichem Geheul <strong>und</strong> Geschreiihre Leiber zur Hölle. Das Gold aber ließ er zurück.159.Von e<strong>in</strong>em Wucherer, dem das Herz fehlte.Als man e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> der Stadt Aachen e<strong>in</strong>en Leichnam e<strong>in</strong>balsamierenwollte <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>geweide herausgenommen wurden,fand man ke<strong>in</strong> Herz bei ihm. Da w<strong>und</strong>erte man sich sehr <strong>und</strong>fragte e<strong>in</strong>en Gelehrten, ob denn e<strong>in</strong> Mensch ohne Herz se<strong>in</strong> könne.Dieser antwortete: „Ne<strong>in</strong>. Doch da der Herr im Evangeliumspricht: »Wo de<strong>in</strong> Schatz ist, da ist auch de<strong>in</strong> Herz«, so seht nach,wo se<strong>in</strong> Geld liegt. Dort werdet ihr vielleicht se<strong>in</strong> Herz f<strong>in</strong>den."Und man staune! Als man se<strong>in</strong> Herz im Kasten beim Gol<strong>des</strong>uchte, lag es dort frisch <strong>und</strong> unversehrt.


155160.Von e<strong>in</strong>em Mönche, der sich an se<strong>in</strong>em Kruge ärgerte.E<strong>in</strong> Mönch ließ sich im Kloster häufig zum Zorne li<strong>in</strong>reißen.Da sprach er zu sich selbst: „Ich will <strong>in</strong> die E<strong>in</strong>samkeit ziehen;dort hab ich niemanden, mit dem ich Streit beg<strong>in</strong>nen kann, <strong>und</strong>so wird diese Leidenschaft schw<strong>in</strong>den." Als er aber alle<strong>in</strong> war<strong>und</strong> e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en Krug vollgefüllt hatte, lief das Wasser aus demKruge aus, <strong>und</strong> das geschah auch e<strong>in</strong> zweites <strong>und</strong> e<strong>in</strong> drittes Mal.Da packte er den Krug voll Zorn <strong>und</strong> zerschlug ihn. Doch als ersich wieder beruhigt hatte, merkte er, daß ihn e<strong>in</strong> böser Geistbetrogen hatte, <strong>und</strong> sprach: „Da b<strong>in</strong> ich nun alle<strong>in</strong>, <strong>und</strong> dochließ ich mich zum Zorne reizen <strong>und</strong> h<strong>in</strong>reißen. So will ich zumKloster zurückkehren, denn kämpfen müssen wir überall, <strong>und</strong>Geduld ist uns überall so notwendig wie die Hilfe Gottes." Damitmachte er sich auf <strong>und</strong> kehrte wieder heim.161.Der lustige Spielmann <strong>und</strong> der Reiche.Bei Montpellier lebte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> ganz armer Mann, der hießKub<strong>in</strong>. Er wohnte unter der Haustreppe e<strong>in</strong>es Geizhalses, derste<strong>in</strong>reich war. Der Arme hatte e<strong>in</strong>e Fiedel, die er nach derTagesarbeit auf der Straße spielte. Das brachte ihm manchmalvier oder gar fünf Groschen Spiellohn e<strong>in</strong>, <strong>und</strong> dieser Verdienstmachte ihm große Freude. Se<strong>in</strong> Herr dagegen hatte nie e<strong>in</strong>enfrohen Tag. Der dachte Tag <strong>und</strong> Nacht bekümmert über se<strong>in</strong>eGeldgeschäfte nach. Da sagte e<strong>in</strong>st se<strong>in</strong> Weib zu ihm: „Du,dieser Kub<strong>in</strong> besitzt nichts, <strong>und</strong> doch ist er immer lustig; <strong>und</strong>du hast alles im Überfluß <strong>und</strong> bist doch immer voll Sorgen."Und ihr Mann erwiderte: „Weib, dem will ich se<strong>in</strong>en Frohs<strong>in</strong>nschon vertreiben." Die Frau aber wandte e<strong>in</strong>: „Das wird dirnicht gel<strong>in</strong>gen, wenn du ihm nicht etwa e<strong>in</strong> Leid antust." Erjedoch versicherte ihr: „Ich werde ihm nichts Böses zufügen."Und der Hausherr warf heimlich e<strong>in</strong>en Säckel voll Groschen durchsFenster <strong>in</strong> die Kammer <strong>des</strong> Kub<strong>in</strong>. Am Morgen fand der Armedas Geld, <strong>und</strong> nun dachte er den ganzen Tag darüber nach, waser wohl damit beg<strong>in</strong>nen sollte. Und dah<strong>in</strong> waren Gesang <strong>und</strong>


156Frohs<strong>in</strong>n aiü' lange Zeit. Nach etlichen Tagen sprach der Geizhalszu se<strong>in</strong>er Frau: „Warum s<strong>in</strong>gt denn der Rub<strong>in</strong> nicht mehr?"Und sie erwidert: „Bei Gott, das ist mir unbegreiflich. Er hatjetzt schon lange nicht mehr gesungen." Der Mann aber spricht:„Ich werde ihm se<strong>in</strong>en Gesang wiedergeben." Und er g<strong>in</strong>g zumRub<strong>in</strong> h<strong>in</strong>unter <strong>und</strong> verlangte se<strong>in</strong> Geld zurück. Der Arme wagtenicht, es zu verweigern, <strong>und</strong> gab es ihm heraus. Dann aber griffRub<strong>in</strong> nach se<strong>in</strong>er Fiedel <strong>und</strong> spielte auf ihr lustig wie zuvor.Der Geizhals aber sprach wieder zu se<strong>in</strong>er Frau: „Hör doch, Weib,der Rub<strong>in</strong> s<strong>in</strong>gt wieder." „Ja, ich hör es," erwidert sie; „me<strong>in</strong>Gott, wie geht denn das zu?" Und nun erzählte ihr der Geizhals,wie er es angefangen hatte..162.Dass die Gedanken an das Jenseits vor Sünden schützen.E<strong>in</strong> Bruder kam e<strong>in</strong>st zu dem Abte Achilles <strong>und</strong> klagte ihm:„Wenn ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Zelle sitze, neige ich zu sündhafter Lust."Da sprach der Greis: „Das kommt davon, daß du die Ruhe nichtkennst, die wir erhoffen, <strong>und</strong> die Fe<strong>in</strong>en, die wir fürchten. Wenndu dies fleißig bedenken möchtest, bliebst du sicher vor sündigerLust, <strong>und</strong> wenn de<strong>in</strong>e Zelle voll von Würmern wäre <strong>und</strong> du <strong>in</strong>ihnen bis zum Halse säßest."163.Wie der Teufel e<strong>in</strong>en Spötter holte.E<strong>in</strong>st saßen e<strong>in</strong> paar Zecher beie<strong>in</strong>ander; <strong>und</strong> als ihnen derWe<strong>in</strong> zu Kopfe gestiegen war, f<strong>in</strong>gen sie an, alles Mögliche zuerzählen. So redeten sie auch vom Leben im Jenseits. Und e<strong>in</strong>ervon ihnen rief: „Die Pfaffen belügen uns alle!" Da lachen dieandern. Nach e<strong>in</strong>iger Zeit tritt e<strong>in</strong> großer, kräftiger Mensch e<strong>in</strong>;er bestellt sich We<strong>in</strong> <strong>und</strong> zecht mit ihnen. Und als der We<strong>in</strong>zu Ende ist, fragt er sie, was sie tr<strong>in</strong>ken möchten. Da antwortete<strong>in</strong>er, er böte se<strong>in</strong>e Seele zum Verkauf, <strong>und</strong> was man dafür gäbe,wollten sie geme<strong>in</strong>sam verzechen. Und wieder lachen alle. Dergroße Fremde setzt dafür e<strong>in</strong>en Preis. Und alle tr<strong>in</strong>ken fest,


157auch jener unbekümmert, der se<strong>in</strong>e Seele ausgeboten hatte. AmAbend jedoch, als sie alle schlafen gehen wollen, spricht derUnbekannte, der die Seele erstanden hatte: „Entscheidet ihr denHandel; wer sich e<strong>in</strong> Pferd gekauft hat, darf der auch den Zaumnehmen?" Sie sprechen alle: Ja. Da packt der Käufer den, derse<strong>in</strong>e Seele verkauft hatte, beim Kopf <strong>und</strong> trägt ihn durch dieLüfte <strong>in</strong> die Hölle fort.164.Der toteGast.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong> dem Trünke ergebener Mann <strong>in</strong> der Nähee<strong>in</strong>es Kirchhofs, durch den er alle Abende trunken heimkehrte.Als er wieder e<strong>in</strong>mal nachts nach Hause g<strong>in</strong>g, nahm er den Wegwieder durch den Kirchhof. Dort fand er e<strong>in</strong>en Totenschädel,<strong>und</strong> gutmütig sprach er zu ihm: „Du armer Schädel, was liegstdu hier? Komm doch mit mir <strong>in</strong> me<strong>in</strong>e Wohnung, dort werdeich dir zu essen geben." Da antwortete ihm der Schädel: „Gehvoran, ich werde dir folgen." Als er diese Worte vernahm, gerieter <strong>in</strong> die höchste Angst, <strong>und</strong> das machte ihn sofort nüchtern. Sokommt er heim, <strong>und</strong> am ganzen Leibe zitternd setzt er sich zumHerde ans Feuer. Er läßt die Haustür schließen, <strong>und</strong> als mansich zum Essen setzt, befiehlt er dem Ges<strong>in</strong>de, wenn ihnen ihrLeben lieb sei, dann sollten sie niemanden, möge es se<strong>in</strong>, werwolle, <strong>in</strong> das Haus e<strong>in</strong>lassen. Plötzlich ist jemand vor der Tür.Er klopft heftig <strong>und</strong> fragt nach dem Hausherrn. Er sei von ihmzu Gaste geladen worden. Alle bleiben still <strong>in</strong> ihrem Schrecken;nur e<strong>in</strong>er antwortet, der Herr sei nicht daheim. Der Fremde aberspricht: „Sagt nur eurem Herrn, — denn ich weiß, daß er hierist — er möge öffnen. Sonst komme ich mit Gewalt h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, wieich gerade kann." Da empfiehlt sich der Hausherr der BarmherzigkeitGottes <strong>und</strong> läßt die Tür öifnen. Und alle sehen dieentsetzliche Gestalt e<strong>in</strong>es Toten e<strong>in</strong>treten, an <strong>des</strong>sen Knochen <strong>und</strong>Schädel nur noch Sehnen <strong>und</strong> Haut haften; vom Fleische siehtman nichts mehr. Bei se<strong>in</strong>em Anblick ergreift sie alle e<strong>in</strong> gewaltigerSchrecken. Der Tote wäscht sich se<strong>in</strong>e Hände, dann setzter sich unaufgefordert an den Tisch zwischen den Hausherrn <strong>und</strong>die Frau, <strong>und</strong> ohne e<strong>in</strong>en Bissen zu essen oder zu tr<strong>in</strong>ken <strong>und</strong> ohnee<strong>in</strong> Wort zu sprechen, quält er alle durch se<strong>in</strong>en grausigen An-


158blick. Nach dem Mahle steht er auf <strong>und</strong> nimmt vom HausherrnAbschied mit den Worten: „Der Speise, die du mir als Gastvorgesetzt hast, bedurfte ich nicht. Und wenn du nicht <strong>in</strong> de<strong>in</strong>erTrunkenheit me<strong>in</strong>er mit törichten Worten gespottet hättest, dannwar ich nie <strong>in</strong> dieser Schreckgestalt bei dir erschienen. Für heutelebe wohl ! Doch <strong>in</strong> acht Tagen sollst du zu gleicher St<strong>und</strong>e dichdorth<strong>in</strong> begeben, wo du mich e<strong>in</strong>geladen hast, zu dem Mahle, dasich dir bereiten will. Und du mußt kommen, ob du es willstoder nicht." Mit diesen Worten verschwand er. Der Hausherraber <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e ganze Verwandtschaft suchten <strong>in</strong> ihrer Angstbei erfahrenen Leuten Rat, wie er der Gefahr entgehen könnte.Doch er erhielt nur den e<strong>in</strong>en Rat, er möge se<strong>in</strong>e Angelegenheitenordnen, <strong>in</strong> wahrer Reue beichten <strong>und</strong> das Sakramentempfangen <strong>und</strong> so geschützt zur festgesetzten St<strong>und</strong>e Gottes Gerichterwarten. Das tat er auch. Und zur gegebenen Zeit g<strong>in</strong>g ermit allen Verwandten an jenen Ort. Da faßt ihn plötzlich e<strong>in</strong>gewaltiger W<strong>in</strong>d, der ihn sanft entführt, ohne se<strong>in</strong>em Leibe e<strong>in</strong>enSchaden zu tun, bis er e<strong>in</strong> w<strong>und</strong>erschönes, jedoch ganz ö<strong>des</strong> Schloßerblickt. Er geht h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>und</strong> f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>en Tisch, der mit e<strong>in</strong>ladendenSpeisen aller Art besetzt ist. Nun ersche<strong>in</strong>t der Tote <strong>in</strong> demselbenZustande wie vorher, grüßt ihn fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> heißt ihnan dem Tische Platz nehmen, während er sich selbst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er elendbeleuchteten, versteckten Ecke an schmutzigem, mit unsauberemTischtuche bedecktem Tische niederläßt, auf dem ganz schwarzesBrot steht. Traurig <strong>und</strong> wehmütig blickt er se<strong>in</strong>en Gast an dergeschmückten Tafel an, der vor Erstaunen <strong>und</strong> Furcht nichts zugenießen wagt. Schließlich steht der Tote auf <strong>und</strong> spricht zuse<strong>in</strong>em Gaste: „Warum fragst du mich nichts?" Und dieser antwortet:„Ich wage es nicht vor Traurigkeit, da ich nicht weiß,was aus mir werden wird. Und doch möchte ich erfahren, wasdu weißt, <strong>und</strong> welches Geschick mir bestimmt ist." Da erwidertihm der Tote: „Fürchte dich nicht; dir wird nichts geschehen.Das ist alles nur durch die Fügung Gottes dir zur Besserunggeschehen. Wenn du mich Toten nicht so leichtfertig zu dirgeladen hättest, wäre dir dieses nicht begegnet. Über me<strong>in</strong>enZustand aber wisse: E<strong>in</strong>st war ich Richter <strong>in</strong> der Stadt, <strong>in</strong> derdu wohnst. Doch ich dachte nicht an Gott <strong>und</strong> lebte als Schlemmer.Aber da ich e<strong>in</strong> gerechter Richter war, hat Gott mir doch Barm-


159herzigkeit widerfahren lassen. Dies aber ist die Buße, die mirauferlegt ist für me<strong>in</strong>e weltliche Ges<strong>in</strong>nung: Ich weile hier <strong>in</strong>dem verlassenen Schlosse <strong>und</strong> habe vor mir für me<strong>in</strong>e Schlemmere<strong>in</strong>ur e<strong>in</strong>en armseligen, schmutzigen Tisch. Doch dir soll ke<strong>in</strong>Schaden geschehen. Kehre jetzt wieder heim <strong>und</strong> büße de<strong>in</strong>eSünden durch Werke der Frömmigkeit." In diesem Augenblickeergriff ihn der W<strong>in</strong>d wieder <strong>und</strong> trug ihn an denOrt zurück, von dem er ihn entführt hatte. Dort standen se<strong>in</strong>eAngehörigen noch <strong>und</strong> trauerten um ihn. Wie sie ihn nun zurückkommensahen, ergriften sie die Flucht, denn er war w<strong>und</strong>erbarverändert. An Händen <strong>und</strong> Füßen waren ihm die Nägel wieAdlerkrallen gewachsen, <strong>und</strong> die Angst, die er ausgestandenhatte, hatte se<strong>in</strong> Gesicht so schwarz <strong>und</strong> abstoßend gemacht, daßihn die Se<strong>in</strong>en nicht mehr erkannten. Und obgleich er nur e<strong>in</strong>ekurze St<strong>und</strong>e fortgewesen war, kam ihm die Zeit wie tausendJahre vor. Er ruft die Verwandten zurück <strong>und</strong> erzählt ihnen,was er erlebt hat. Als sie das hören, loben sie alle Gott. Erselbst aber wurde e<strong>in</strong> tugendhafter Mensch <strong>und</strong> erlangte dieGnade, se<strong>in</strong> Leben fromm zu beenden.Von e<strong>in</strong>em165.Kreuzwege.E<strong>in</strong>st kamen zwei Wanderer auf ihrer Fahrt zu e<strong>in</strong>em Kreuzwege,<strong>und</strong> sie fragten e<strong>in</strong>en Weisen, welchen Weg sie wählensollten. Der antwortete: „Geht ihr zur L<strong>in</strong>ken, so kommt ihr<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Stadt, <strong>in</strong>* der die Sitte herrscht, daß man die Fremdenfreudig aufnimmt <strong>und</strong> ihnen drei Tage lang alles im Überflußgewährt. Dann aber treibt man sie elendiglich h<strong>in</strong>aus, nimmtihnen alles weg <strong>und</strong> hängt sie an den Galgen. Zur Eechten dagegenf<strong>in</strong>det ihr e<strong>in</strong>en schwer gangbaren Weg, dann aber kommtihr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e w<strong>und</strong>erschöne Stadt, wo man euch gastlich aufnimmt,bekränzt<strong>und</strong> beschenkt."Das deuten wir <strong>in</strong> geistlichem S<strong>in</strong>ne so: Die Wanderschaftist unser Erdenleben. Die erste Stadt <strong>und</strong> deren Geschenke bedeutendie Welt. Nach drei Tagen, das heißt nach unserra kurzenErdenlaufe mit se<strong>in</strong>en Reichtümern <strong>und</strong> Ehren, die alle<strong>in</strong> für die


160K<strong>in</strong>der dieser Welt von Wert s<strong>in</strong>d, werden jene, die daran ihreLust gef<strong>und</strong>en haben, nackt h<strong>in</strong>aus zum Galgen, das heißt <strong>in</strong> denewigen Tod geführt. Der schwer zu wandelnde Weg dagegens<strong>in</strong>d Beicht, Reue, Genugtuung, Buße, Gehorsam, Selbstzucht <strong>und</strong>freiwillige Armut. Wer dar<strong>in</strong> ausharrt, wird zum Himmelreiche<strong>und</strong> <strong>in</strong> die w<strong>und</strong>erbare Stadt geleitet <strong>und</strong> dort ewiglich gekrönt.166.Von e<strong>in</strong>emR<strong>in</strong>ge.E<strong>in</strong> Sünder lebte viele Jahre <strong>in</strong> Schande mit se<strong>in</strong>er Schwester<strong>und</strong> hatte mehrere K<strong>in</strong>der von ihr.Als sie e<strong>in</strong>st mit vielen anderenSündern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hause weilten, kam e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedler <strong>und</strong> blickteh<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Jener Sünder <strong>und</strong> <strong>des</strong>sen Schwester sahen ihn <strong>und</strong>fürchteten, daß Gott den heiligen Mann gesandt habe, um sie zustrafen. Da wollten sie entfliehen. Der E<strong>in</strong>siedler aber sprach:„Niemand verlasse das Haus; denn ich b<strong>in</strong> gesandt, euch dasWort <strong>des</strong> Heils zu künden." Und er trat e<strong>in</strong> <strong>und</strong> predigte Buße.Das sündige Paar aber wurde dadurch zu <strong>in</strong>nigster Reue gerührt,<strong>und</strong> sie beichteten unter Tränen ihre Sünden. Darauf sprach derE<strong>in</strong>siedler: „Da ich eure Reuetränen sehe, lege ich euch nur e<strong>in</strong>eger<strong>in</strong>ge Buße auf." Der Sünder aber trug an se<strong>in</strong>er Hande<strong>in</strong>en teuren R<strong>in</strong>g, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> kostbarer Ste<strong>in</strong> war. Und derE<strong>in</strong>siedler sprach zu ihm: „Laß de<strong>in</strong>e Tränen auf den R<strong>in</strong>gfallen, <strong>und</strong> wenn e<strong>in</strong>e dieser Tränen zu e<strong>in</strong>er Gemme wird, dannwisset, daß euer Frevel gesühnt ist. Du sollst jedoch zum heiligenVater, dem Papste, nach Rom gehen; der wird dir sagen, ob ese<strong>in</strong>e heilsame Buße ist, die ich euch auferlegte." Der Sünderentgegnete: „Heiliger Vater, wie soll sich e<strong>in</strong>e Träne <strong>in</strong> e<strong>in</strong>enEdelste<strong>in</strong> wandeln können? Das ist e<strong>in</strong> nie gehörtes W<strong>und</strong>er."Darauf trat er se<strong>in</strong>e Pilgerfahrt an, <strong>und</strong> nach sieben Jahren kamer auf mühevoller Fahrt nach Rom. Und als er se<strong>in</strong>e Sündenvor dem Papste bekannt hatte, sprach dieser: „Es ist wahrliche<strong>in</strong> heiliger Mann gewesen, der euch diese Buße auferlegte." Under sprach wiederum: „Glaubst du, daß ich dir de<strong>in</strong>e Sünden vergebenkann?" Der Sünder erwiderte: „Ich glaube es, Herr. Undwenn du mir auferlegtest, auch nur e<strong>in</strong> Ave zu beten oder e<strong>in</strong>en


161Strohhalm von der Erde aufzuheben, würde ich von me<strong>in</strong>er Sündeerlöst." Als der Papst se<strong>in</strong>en Glauben sah, betete er für ihn,Gott möge ihm Tränen wahrer Zerknirschung geben. Und dasgeschah auch. Als der Sünder den Papst verlassen hatte <strong>und</strong>e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> herzlicher Reue bitterlich we<strong>in</strong>te, fiel e<strong>in</strong>e Träne auf denR<strong>in</strong>g <strong>und</strong> wandelte sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Gemme. Da pilgerte der Sünderfreudig <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Heimat zurück <strong>und</strong> zeigte sie se<strong>in</strong>er Schwester.Von nun an sündigten sie nicht mehr, sondern sie dienten Gott<strong>in</strong> zwei Klausen. So wurde das ewige Leben ihr Lohn.1B7.DieWeihnachtsmesse.E<strong>in</strong> guter Priester verehrte <strong>in</strong>nig die selige Jungfrau Maria.Er hatte aber zwei Kirchen zu besorgen. Und als er e<strong>in</strong>st ane<strong>in</strong>em Weilmachtsmorgen se<strong>in</strong>e erste Messe gelesen hatte <strong>und</strong> <strong>in</strong>die zweite Kirche gehen wollte, um dort die Messe zu lesen, diemit den Worten beg<strong>in</strong>nt: „E<strong>in</strong> Licht wird heute ersche<strong>in</strong>en", dakam ihm auf dem Wege e<strong>in</strong> schönes Mädchen entgegen <strong>und</strong> sprachzu ihm: „Me<strong>in</strong>e Herr<strong>in</strong> schickt mich zu dir. Du sollst ihr e<strong>in</strong>eMesse lesen." Und als er fragte: „Wer ist de<strong>in</strong>e Herr<strong>in</strong>?", daantwortete das Mädchen: „Sie heißt Maria." Der Priester entgegnete:„Wenn du so schön bist, wie w<strong>und</strong>erbar schön mußdann de<strong>in</strong>e Herr<strong>in</strong> se<strong>in</strong>." Damit band er se<strong>in</strong> Pferd am Wegefest <strong>und</strong> folgte ihr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e prächtige Kirche. Dort fand er dieGottesmutter <strong>in</strong> w<strong>und</strong>erbarem Glänze umgeben von ihren Jungfrauen.Der Priester traf die Vorbereitungen <strong>und</strong> begann dieMesse: E<strong>in</strong> Licht wird heut ersche<strong>in</strong>en. Als er bei der Opferungwar, opferte Maria mit all ihren Jungfrauen jede e<strong>in</strong> Goldstück.Nach der Messe erhielt der Priester die Erlaubnis, zu se<strong>in</strong>erKirche heimzukehren, um dort das Hochamt zu s<strong>in</strong>gen, <strong>und</strong> dasMädchen geleitete ihn zu se<strong>in</strong>em Pferde zurück. Er war aberüber h<strong>und</strong>ert Jahre fortgewesen, <strong>und</strong> doch schien ihm seit derletzten Messe nur e<strong>in</strong>e St<strong>und</strong>e vergangen zu se<strong>in</strong>. Und wiederwar es e<strong>in</strong> Weihnachtstag. Als er heimkam, fand er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>emDorfe alles anders. Er trat <strong>in</strong> die Kirche <strong>und</strong> wollte das Hochamts<strong>in</strong>gen. Doch dort traf er e<strong>in</strong>en alten Priester, der ihnKlapper, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 11


162h<strong>in</strong>derte <strong>und</strong> sprach: „Seit fünfzig Jahren verwalte ich dieseKirche, <strong>und</strong> nie habe ich dich gesehen." Der andere entgegnete :„Heute morgen g<strong>in</strong>g ich zur Nachbarkirche, um dort die Messezu lesen, <strong>und</strong> nun kehre ich zurück." Da glaubten die Leute,daß er von S<strong>in</strong>nen wäre. Endlich aber er<strong>in</strong>nerten sich e<strong>in</strong>igealte Bauern, daß sie e<strong>in</strong>e derartige Geschichte von ihren Elterngehört hatten, <strong>und</strong> sie rechneten aus, daß er h<strong>und</strong>ert Jahre fortgewesense<strong>in</strong> müsse. Da erkannte der Priester, daß es wirklichdie selige Jungfrau gewesen war, vor der er die Messe gelesenhatte. Und er g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Kloster der grauen Mönche, wies dortdie Goldstücke vor <strong>und</strong> erzählte, was er erlebte hatte. Danntrat er <strong>in</strong> den Orden e<strong>in</strong> <strong>und</strong> diente der seligen Jungfiau treubis an se<strong>in</strong> Ende <strong>und</strong> erwarb sich so das ewige Leben.168.Der Averitter.E<strong>in</strong>st entsagte e<strong>in</strong> vornehmer <strong>und</strong> sehr begüterter Ritter derWelt <strong>und</strong> trat <strong>in</strong> den Zisterzienserorden e<strong>in</strong>. Da er nicht lesenkonnte <strong>und</strong> die Brüder sich scheuten, e<strong>in</strong>en so vornehmen Mannunter die Laienbrüder aufzunehmen, gaben sie ihm e<strong>in</strong>en Lehrer,damit er wenigstens das Nötigste lernte <strong>und</strong> unter die Chorbrüderaufgenommen werden könnte. Lange blieb er bei se<strong>in</strong>em Lehrer,<strong>und</strong> doch konnte er nichts als die beiden Worte: Ave Marialernen. Diese Worte aber nahm er sich so zu Herzen, daß er,wo er auch g<strong>in</strong>g <strong>und</strong> was er tat, sie immer vor sich hersagte.Und als er starb, wurde er am Kirchhofe neben den anderenBrüdern begraben. Und siehe, aus jenem Grabe wuchs e<strong>in</strong>e herrlicheLilie hervor, <strong>und</strong> auf jedem Blatt war <strong>in</strong> goldenen Buchstaben:Ave Maria zu lesen. Da eilten alle herbei, um e<strong>in</strong> sogroßes W<strong>und</strong>er zu sehen. Man grub das Grab auf <strong>und</strong> fand,daß die Lilie im M<strong>und</strong>e <strong>des</strong> Verstorbenen wurzelte. So erkanntenalle, mit welch <strong>in</strong>niger Frömmigkeit er jene beiden Worte ausgesprochenhatte, da ihn der Herr durch e<strong>in</strong> so großes W<strong>und</strong>erauszeichnete. Und nun ist er im Himmel.


163169.Der Diebam Galgen.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong> Dieb, der viel unrecht begangen hatte, aberdoch die selige Jungfrau Maria <strong>in</strong>nig verehrte <strong>und</strong> sie oft mitfrommen Worten grüßte. Als er wieder e<strong>in</strong>mal se<strong>in</strong>em Handwerknachg<strong>in</strong>g, wurde er ergriffen <strong>und</strong> am Galgen aufgehängt. Doch alsbaldstand ihm Maria bei <strong>und</strong> stützte ihn, wie es ihm schien,mit ihren Händen. Und das geschah drei Tage lang, so daß ernicht den ger<strong>in</strong>gsten Schaden erlitt. Da g<strong>in</strong>gen die vorüber, dieihn gehängt hatten, <strong>und</strong> als sie ihn am Leben <strong>und</strong> heiteren Gesichtserblickten, da glaubten sie, man habe ihm die Schl<strong>in</strong>genicht richtig umgelegt, <strong>und</strong> wollten ihn nun mit dem Schwerte umbr<strong>in</strong>gen.Maria aber hielt dem Schwertschlage ihre Hand entgegen,so daß man ihm nicht schaden konnte. Da erzählte er ihnen, daßihn Maria so beschützte. Das hörten sie voll Staunen. Dannnahmen sie ihn vom Galgen herab. Er aber g<strong>in</strong>g von dannen<strong>und</strong> trat <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Kloster e<strong>in</strong>. Solange er noch lebte, verharrte erim Dienste der Gottesmutter, <strong>und</strong> so fand er e<strong>in</strong> seliges Ende.170.Maria rettet e<strong>in</strong>en Sakristan.E<strong>in</strong>st lebte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kloster e<strong>in</strong> Mönch, der Sakristan war.Das Kloster aber lag an e<strong>in</strong>em Flusse. Dieser Sakristan verehrtedie selige Jungfrau, <strong>und</strong> so oft er an e<strong>in</strong>em Marienbilde vorüberg<strong>in</strong>g,betete er e<strong>in</strong> Ave. Er liebte aber e<strong>in</strong> Weib, das auf deranderen Seite <strong>des</strong> Flusses wohnte. E<strong>in</strong>es Nachts g<strong>in</strong>g er zu ihr.Während er durch die Kirche geht, betet er se<strong>in</strong> Ave <strong>und</strong> dasMorgengebet zu Ehren Marias. Kaum hat er die Brücke betreten,da stürzt ihn der Teufel <strong>in</strong> den Fluß, <strong>und</strong> er ertr<strong>in</strong>kt. Da eilenEngel herbei <strong>und</strong> wollen se<strong>in</strong>er Seele beistehen. Doch die Teufelsprechen: „Er ist unser; wir ergriffen ihn, als er Böses tat."Doch da kommt die selige Jungfrau Maria <strong>und</strong> ruft: „0 ihrschändlichen Teufel, wollt ihr me<strong>in</strong>en Diener freigeben!" Sie aberantworten: „Er ist unser." „Er ist me<strong>in</strong>", entgegnet Maria,„denn er hat mir gedient. Weigert ihr euch noch länger, dannstell ich es dem Urteile Gottes anheim." In<strong>des</strong>sen ist die Zeit gell*


164kommen, wo sich die Mönche zum Morgengebet erheben sollten,<strong>und</strong> sie w<strong>und</strong>ern sich, warum der Sakristan nicht läute. Siesuchen ihn <strong>und</strong> f<strong>in</strong>den den Ertrunkenen im Flusse. Dort ziehensie ihn heraus. Doch wissen sie nicht, was sie mit ihm tun sollen.Der Herr aber gibt dem Toten auf die Bitten se<strong>in</strong>er Mutter, derseligen Jungfrau, das Leben wieder. Er richtet sich auf <strong>und</strong> erzähltihnen allen, wie es ihm ergangen ist. Von nun an aberbessert er se<strong>in</strong> Leben, <strong>und</strong> so ist er später im Herrn entschlafen<strong>und</strong> gerettet worden.171.Von e<strong>in</strong>em Esel <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Wucherer.E<strong>in</strong> Wucherer wollte trotz aller Ermahnungen se<strong>in</strong>es Pfarrersnicht von se<strong>in</strong>en Geschäften lassen. So starb er, als der Pfarrere<strong>in</strong>st abwesend war, ohne vorher zu beichten. Und se<strong>in</strong>e Fre<strong>und</strong>ewollten ihn auf dem Kirchhofe begraben. Der Pfarrer jedochverbot es ihnen, da e<strong>in</strong> Wucherer nach dem Kirchenrechte nicht<strong>in</strong> geweihter Erde ruhen dürfe. In jener Gegend aber wohntee<strong>in</strong> Müller, der e<strong>in</strong>en Esel hatte. Das Tier weidete täglich aufder Kirchhofwiese. Dorth<strong>in</strong> <strong>und</strong> zu der Mühle fand der Eselalle<strong>in</strong>; e<strong>in</strong>en anderen Weg aber kannte er nicht. Als nun dieVerwandten <strong>des</strong> Wucherers sich mit dem Pfarrer wegen <strong>des</strong> Begräbnisplatzesstritten, sprach der Priester: „Wollt ihr den Vorschlagannehmen, den ich euch machen werde?" Und sie erwiderten:„Wir s<strong>in</strong>d damit e<strong>in</strong>verstanden." — „Legt den Leichnamdieses Wucherers auf den Rücken <strong>des</strong> Esels, der auf demKirchhofe zu weiden pflegt. Trägt er jedoch den Leichnam zuder Mühle, so wollen wir ihn dort begraben." Das tat man auch.Der Esel aber trug ihn nicht zum Kirchhof h<strong>in</strong>, auch nicht zurMühle, sondern er g<strong>in</strong>g mit ihm zum Galgen h<strong>in</strong>, wo die Gehängtenwaren, <strong>und</strong> warf ihn dort zur Erde. So wurde der Tote an denGalgen geknüpft <strong>und</strong> erhielt, was er verdiente.172.Von e<strong>in</strong>em Könige, der nie lachte.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong> überaus mächtiger König, der war so ernst<strong>und</strong> so verbittert, daß -alle Fürsten, mit denen er zusammenkam,


165ihn fürchteten. Der König fürchtete den Tod so, daß man ihnnie hi,chen sah, <strong>und</strong> das quälte alle, die um ihn waren; doch niemandwagte, ihn zu fragen, warum er niemals lache. Der Könighatte aber e<strong>in</strong>en Bruder, der so, wie es der Kitterschaft behagte,se<strong>in</strong> Leben <strong>in</strong> Freuden <strong>und</strong> <strong>in</strong> Festen verbrachte. An diesen Bruderwandten sich die Großen jenes Lan<strong>des</strong> <strong>und</strong> baten ihn <strong>in</strong>ständig,daß er zum Könige g<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> ihn fragte, warum er trotz se<strong>in</strong>esRuhmes <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Reichtümer nicht se<strong>in</strong>es Lebens froh sei <strong>und</strong>se<strong>in</strong>e Ritter h<strong>in</strong> <strong>und</strong> wieder durch e<strong>in</strong> frohes Gesicht erfreue, dadoch schon Salomon spreche: „Besser ist e<strong>in</strong> Bissen Brot <strong>und</strong> e<strong>in</strong>froh Gesicht, als e<strong>in</strong> Haus voll Schätze <strong>und</strong> e<strong>in</strong> trauriges Herz."Und der Bruder <strong>des</strong> Königs erfüllte ihren Wunsch. Der Königaber entgegnete ihm voll Unwillen auf se<strong>in</strong>e Frage: „Was mir dasLachen <strong>und</strong> die Freude raubt auf dieser Welt, das soll dir aufder Stelle offenbart werden." Damit gab er den Befehl, ihn festzunehmen.Dann rief er alle Ritter zusammen <strong>und</strong> ließ unverzügliche<strong>in</strong> hohes Podium errichten; darauf ließ er den Bruderstellen, ihn vollständig entkleiden bis auf die Hose, die er trug,<strong>und</strong> ihm die Hände fesseln. So mußte er sich dort niedersetzen.Darauf befahl der König, man solle vier recht spitze Lanzenbr<strong>in</strong>gen. Die reichte er vier Dienern <strong>und</strong> befahl ihnen strengstens,zu se<strong>in</strong>em Bruder heranzutreten <strong>und</strong> die Lanzenspitzen auf ihnzugewandt zu halten, e<strong>in</strong>e gegen die rechte, die andere gegen diel<strong>in</strong>ke Seite, die dritte gegen die Brust, die vierte gegen denRücken. Und er befahl, so daß es se<strong>in</strong> Bruder hören mußte, ihn<strong>in</strong> dem Augenblicke, wo er e<strong>in</strong> Zeichen der Freude äußerte, mitden vier Lanzen zu durchstechen. Bei diesem Befehle <strong>des</strong> Königserschrak der Bruder so, daß er wie von S<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> ganz lebloswar. Als das der König sah, sprach er zu ihm: „Warum freustdu dich nicht; wer raubt dir de<strong>in</strong>e Freude?" Dieser entgegnete :„Ich wage aus Furcht vor dem Tode nicht, mich zu freuen, janicht e<strong>in</strong>mal, mich zu bewegen. Denn wenn ich mich regte, dannwürden, wie du es befohlen hast, mir alle Lanzen <strong>in</strong> das Herzgestoßen werden." Der König aber fragte weiter: „Wenn du e<strong>in</strong>enMenschen sähest, der von solcher Angst gepe<strong>in</strong>igt e<strong>in</strong> freudelosesLeben führte, wür<strong>des</strong>t du den verachten?" Der Bruder sprach:Ne<strong>in</strong>. Der König aber fuhr fort: „Ich b<strong>in</strong> der Mensch, densolche Angst belierrscht. Gegen me<strong>in</strong> Herz^ s<strong>in</strong>d vier sehr scharfe


166Lanzen gekehrt, die mir die Lust zum Lachen nehmen <strong>und</strong> michzum We<strong>in</strong>en zw<strong>in</strong>gen. Es ist das bittere Leiden <strong>und</strong> die Marter,die der Herr für mich am Kreuze litt, der ke<strong>in</strong>e Qual gleichkommenkann, wie uns die W<strong>und</strong>erzeichen <strong>des</strong> To<strong>des</strong>tages unseresHerrn beweisen, wo alle Elemente mit ihm litten, wo die Sonneihren Sche<strong>in</strong> verlor, die Erde bebte <strong>und</strong> die Felsen sprangen <strong>und</strong>die Toten aus den Gräbern erstanden. Und alles dies geschahder Menschen wegen, für die der Herr gelitten hat. Daher sprichtHieronymus: »Alle me<strong>in</strong>e Fre<strong>und</strong>e haben mich verlassen.« Unddie Glosse dazu sagt: »Es ist niemand, der mit mir <strong>in</strong> me<strong>in</strong>emLeiden Mitleid hätte, außer me<strong>in</strong>er liebsten Mutter Maria.« Dasist die erste Lanze, die me<strong>in</strong> Herz so tief verw<strong>und</strong>et, daß ichlieber we<strong>in</strong>en als lachen möchte. Deswegen ruft der heilige Bernhard:»0 guter Jesus, du hast für mich am Kreuze gewe<strong>in</strong>t <strong>und</strong>nie gelacht, wie kann ich dir mit gleichen Tränen vergelten?«Diese erste Lanze, die mir die Brust durchbohrt, hat mir dasLachen genommen. Die zweite Lanze aber dr<strong>in</strong>gt mir <strong>in</strong> denKücken <strong>und</strong> verw<strong>und</strong>et me<strong>in</strong> Herz.Das ist der Gedanke an me<strong>in</strong>enTod, der me<strong>in</strong>e Seele trennen wird vom Leibe, vom Besitze, vonallen Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> sie führen wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong> unbekanntes Land, vondem ich nicht weiß, ob mich dort Haß oder Liebe erwartet, <strong>und</strong>welche Herberge mir dort bestimmt ist. Ich weiß, daß ich demleiblichen Tode nicht entgehen kann, wie es der heilige Gregorbezeugt mit den Worten: »Sage mir, wo s<strong>in</strong>d die Könige, wodie Fürsten, wo die Machthaber, wo s<strong>in</strong>d die Reichen dieser Welt?Sie g<strong>in</strong>gen alle dah<strong>in</strong>, wie e<strong>in</strong> Schatten schwanden sie. Manfragt nach ihnen, <strong>und</strong> sie s<strong>in</strong>d nicht mehr. Gehet zu den Gräbernder Toten, seht dort ihren Leichnam, e<strong>in</strong>e Speise der Würmer!«Diese verderbliche Lanze zw<strong>in</strong>gt mich zum We<strong>in</strong>en <strong>und</strong> raubtmir das Lachen. Die dritte Lanze, die me<strong>in</strong> Herz durch diel<strong>in</strong>ke Seite trifft, ist die Ungewißheit me<strong>in</strong>er To<strong>des</strong>st<strong>und</strong>e; dennich weiß nicht, ob ich wachen oder schlafen werde, wenn der Todme<strong>in</strong>e Seele aus dem Kerker dieses Fleisches entführen wird. Vondiesem unvorhergesehenen Tode spricht Salomon: »Nichts istsicherer als der Tod, nichts unsicherer als die To<strong>des</strong>st<strong>und</strong>e.«Ach, wie viele Seelen hat der leidige Tod schon Gott entrissen!Daher ruft Salomon: »0 Tod der Sünder, wie bitter ist de<strong>in</strong>Andenken!« Und der Psalmist spricht: »Der Tod der Sünder ist


167das Schrecklichste, der Tod der Gerechten ist e<strong>in</strong> Schatz.« Undder heilige Gregor fragt: »Warum begehrt der Sünder das Lebendieser Welt, <strong>in</strong> der er, je länger er lebt, um so ärger sündigt,<strong>in</strong> der täglich se<strong>in</strong>e Sünden zunehmen <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Verdiensteständig ger<strong>in</strong>ger werden? Das Menschenleben schwankt zwischenGut <strong>und</strong> Böse h<strong>in</strong> <strong>und</strong> her, <strong>und</strong> ihr wißt nicht, wann der Menschstirbt.« Diese Lanze hat mir alle irdische Freude genommen.Die vierte Lanze wird mir durch die rechte Seite <strong>in</strong>s Herz gestoßen.Das ist die Furcht vor dem Tage, an dem Gott kommenwird, um strenges Gericht zu halten. Dann wird er zu denSündern sprechen: »Geht, ihr Verfluchten, <strong>in</strong> das ewige Feuer,dort werdet ihr immerdar brennen, <strong>und</strong> Vergessenheit wird euerewiges Los se<strong>in</strong>.« Von dieser Stimme spricht Hieronymus: »AmTage <strong>des</strong> Gerichtes wird e<strong>in</strong>e furchtbare Stimme ertönen, bei derenSchall die Sünder bis <strong>in</strong>s Innerste erzittern werden.« UndAugust<strong>in</strong>us spricht: »Es ist nicht zu verw<strong>und</strong>ern, wenn die Sünderda erseufzen werden, wo die Engel <strong>und</strong> alle Heiligen <strong>in</strong> Furchtstehen werden, zu denen doch gesprochen werden wird: Kommet,ihr Gesegneten me<strong>in</strong>es Vaters, empfanget das Keich, das euch bereitetist vom Anbeg<strong>in</strong>n der Welt.« Ob ich dann den Auserwähltenoder den Verdammten ewiglich zugehören werde, das weiß ichnicht. Das s<strong>in</strong>d die Lanzen, die me<strong>in</strong> Herz durchdr<strong>in</strong>gen, diemich mit ständiger Trauer erfüllen <strong>und</strong> das Lachen von mirbannen." Als der König dies gesprochen hatte, ließ er den Bruderfrei ; <strong>und</strong> dieser begann alsbald nach se<strong>in</strong>em Rate die begangenenSünden zu bereuen <strong>und</strong> hütete sich von nun an vor neuen Fehlern.Er liebte Gott re<strong>in</strong>en Herzens. Das verleihe auch uns der allmächtigeGott.173.Von e<strong>in</strong>em ungetreuen Verwalter.Es wird uns auch berichtet von e<strong>in</strong>em gar weisen Könige,der zwei Länder besaß. Dieser weilte <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>en Reiche solange, daß die Bewohner <strong>des</strong> anderen großes Verlangen nach se<strong>in</strong>emAnblick hatten. Da wollte er auch jenes Land besuchen. Erhatte aber e<strong>in</strong>en weisen Verwalter <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en treuen Knecht <strong>und</strong>e<strong>in</strong>e Tochter, die er über alles liebte. Diese berief er vor sich.


168Dann übergab er den Knecht <strong>und</strong> die Tochter der Obhut <strong>des</strong> Verwalters,<strong>in</strong>dem er zu ihm sprach: „Wenn du me<strong>in</strong>e Gunst behaltenwillst, dann sorge für me<strong>in</strong>e Tochter so treu, daß sie wederMangel <strong>in</strong> ihrer Kleidung noch Schaden <strong>in</strong> ihrem blühenden Aussehenerleidet. F<strong>in</strong>de ich sie <strong>in</strong> ihrer Schönheit wieder, dann willich dich mit den höchsten Ehren auszeichnen, hat sie aber anKleidung oder Aussehen Schaden gelitten, dann laß ich dich fürewig <strong>in</strong>s Gefängnis werfen <strong>und</strong> grausam pe<strong>in</strong>igen. Den Knechtaber beaufsichtige streng, damit er niemandem Übles tut. Sollteer jemandem Unannehmlichkeiten bereiten, dann wird das de<strong>in</strong>eigener Schaden se<strong>in</strong>."Was wir unter dem Könige, der Tochter <strong>und</strong> dem Knechtezu verstehen haben, will ich euch nun e<strong>in</strong>gehend deuten. DerKönig ist der König aller Könige <strong>und</strong> der Herr der Heerscharenim Himmel <strong>und</strong> auf Erden. Als er aus dem Keiche dieser Weltauffahren wollte <strong>in</strong> das Himmelreich, sprach er: „Es ist Zeit, daßich zu dem zurückkehre, der mich gesandt hat." Se<strong>in</strong> Verwalteraber ist der menschliche Verstand, wie Boetius bezeugt, wenn erspricht: „Der Verstand lenkt <strong>und</strong> leitet den Leib <strong>und</strong> die Seele<strong>des</strong> Menschen." Und August<strong>in</strong>us sagt: „Der Mensch besitzt e<strong>in</strong>enguten Verstand, der die Sünde meidet, weil durch e<strong>in</strong>en re<strong>in</strong>en <strong>und</strong>lauteren Verstand die Seele erleuchtet wird." Deswegen ruft Davidden Herrn mit den Worten an: „De<strong>in</strong>e Hände, o Herr, habenmich geschaffen; gib mir Verstand, daß ich de<strong>in</strong>e Gebote lerne."Und so sollte jeder Mensch Gott anflehen, daß er ihm e<strong>in</strong>en lauterenVerstand <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e vollkommene Erkenntnis gebe. Diesem Verwalterübergab der König se<strong>in</strong>e Tochter <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Knecht. Unterder Tochter <strong>des</strong> Königs ist die Seele zu verstehen, die der höchsteGott schuf <strong>und</strong> nach se<strong>in</strong>em Angesichte bildete, die er <strong>in</strong> derTaufeheiligte <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>em unbefleckten weißen Kleide bekleidete,damit sie dem Könige ähnlich würde <strong>und</strong> ewiglich mit Christusdie Erbschaft der Ewigkeit besäße. Daher wird der, der auf denRat <strong>des</strong> Leibes se<strong>in</strong>e Seele durch die Sünde befleckt, am Tage <strong>des</strong>Gerichtes von se<strong>in</strong>em Richter das harte Urteil hören: „Geht, ihrVerfluchten, <strong>in</strong> das ewige Feuer." Doch wer sie unbefleckt bewahrt,der wird ohne allen Zweifel die Seligkeit erlangen. Darum flehezu Gott, Mensch, daß du verdienst, am Tage <strong>des</strong> Gerichtes zuse<strong>in</strong>er Rechten zu stehen ! Unter dem Knechte <strong>des</strong> Königs ist <strong>des</strong>


169Menschen Leben zu verstehen, der e<strong>in</strong>en vernünftigen Verstandhat, nach freier Entscheidung das Gute wie das Böse zu tun.Wählt er das Gute, so verdient er das Reich Gottes, das Böse aberbr<strong>in</strong>gt ihm die Hölle e<strong>in</strong>. So spricht der heilige Bernhard:„0 Knecht, Geschöpf Gottes, teures Gefäß der Weisheit, Bild derGottheit, der du die kostbare Vernunft besitzt, warum wen<strong>des</strong>t dudich ab von de<strong>in</strong>em Schöpfer?" Auf diese Weise entehrt er dieTochter <strong>des</strong> Königs durch die Lüste se<strong>in</strong>es Leibes. Daher sprichtder heilige Hugo: „Die Wollust ist der Anfang aller Laster, sieschwächt den Körper, untergräbt die Kräfte, raubt den Besitz, verdirbtden Menschen, verdammt die Seele, <strong>und</strong> die Vernunft wirddurch die Maßlosigkeit der Lü^te so betört, daß der Mensch zumunvernünftigen Tiere wird." Das aber soll der Mensch wieder gutmachendurch Beicht, Reue <strong>und</strong> Genugtuung, denn dui"ch diesedrei wird der Sünder wiedergeboren <strong>und</strong> die Seele, Christi Tochter,vom Tode befreit <strong>und</strong> <strong>in</strong> die ewige Seligkeit geführt.174.Wie Maria e<strong>in</strong>e Sünder<strong>in</strong> vor der Verdammnis bewaiirte.Der heilige Bernhard berichtet folgende w<strong>und</strong>erbare Geschichte.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong>e Nonne, die gewöhnt war, den Namen Jesu häufiganzurufen. Die ließ sich von e<strong>in</strong>em Kleriker verführen <strong>und</strong> wurdee<strong>in</strong>e öffentliche Dirne. So lebte sie verstockt fünfzehn Jahre. Sietat nichts Gutes sonst, doch aus alter Gewohnheit führte sie auchjetzt den Namen Jesu noch oft im M<strong>und</strong>e <strong>und</strong> feierte den Sonnabenddurch Fasten <strong>und</strong> eifriges Gebet <strong>und</strong> hielt sich <strong>in</strong> dieserNacht frei von ihrer Sünde; am Vorabend <strong>des</strong> Festes Maria Lichtmeßaber g<strong>in</strong>g sie aus der Stadt h<strong>in</strong>aus, um so vor der Sündebesser geschützt zu se<strong>in</strong>; jene Nacht brachte sie dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>erScheune auf dem Gute e<strong>in</strong>es Bürgers zu. Als sie dort e<strong>in</strong>st feste<strong>in</strong>geschlafen war, da kam es ihr im Traume vor, als obder Tag <strong>des</strong> Gerichtes gekommen sei <strong>und</strong> Gott auf dem Thronesitze <strong>und</strong> die Sünder nirgends e<strong>in</strong>e Zuflucht f<strong>in</strong>den könnten. Daerblickt sie <strong>in</strong> dem Dorfe e<strong>in</strong>e Kirche, die der seligen JungfrauMaria geweiht ist <strong>und</strong> <strong>in</strong> die die Menschen e<strong>in</strong>treten; <strong>und</strong> jederder e<strong>in</strong>gelassen wird, f<strong>in</strong>det dort Trost <strong>und</strong> Rettung; wer aber


170draußen bleiben muß, der wird sogleich von Teufeln gepackt <strong>und</strong><strong>in</strong> e<strong>in</strong> ungeheures Feuer geworfen. Das arme Weib will nun auch<strong>in</strong> die Kirche treten, um sich zu retten; doch als sie schon dene<strong>in</strong>en Fuß über die Schwelle setzt, kommt Jesus mit Maria, se<strong>in</strong>erMutter, <strong>und</strong> stößt die Sünder<strong>in</strong> voll Zorn h<strong>in</strong>aus. Da spricht dasarme Weib, wie sie gewöhnt ist, den Namen Jesu aus. — Es stehtaber geschrieben: E<strong>in</strong>e löbliche Gewohnheit ist die beste Deutung<strong>des</strong> Gesetzes. — Jesus befiehlt den Teufeln, sie <strong>in</strong>s Feuer zuwerfen. Doch als dieses geschehen ist, wendet sich Maria zu ihremSohne <strong>und</strong> bittet ihn mit sanfter Stimme: „0 allerliebster Sohn,nie habe ich dich so unbarmherzig gesehen, daß du Sünder derPe<strong>in</strong> überliefert hättest, für die du de<strong>in</strong> Blut am Kreuze vergossenhast. Noch hast du jeden, der de<strong>in</strong>en Namen anrief, gerettet."Der Sohn aber erwidert: „0 liebe Mutter, wie kann diese Dirnedie mich durch ihre Sünden so schwer beleidigte <strong>und</strong> mir so vieleSeelen entfremdet hat, es wagen, <strong>in</strong> die Kirche e<strong>in</strong>zutreten?" Alsdie Sünder<strong>in</strong> die grausamen Schmerzen <strong>des</strong> Feuers fühlt, beg<strong>in</strong>ntsie Jesus <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Mutter mit solchen Worten anzurufen: „HerrJesus, me<strong>in</strong> Heiland, hilf mir, daß ich errettet werde aus dieserNot, daß ich nicht diesen grausamen Tod erleide. Komm mirauch du zu Hilfe, erhabene Mutter der ganzen Christenheit, Maria,voll der Barmherzigkeit, du Helfer<strong>in</strong> aller Sünder, daß ich gerettetwerde <strong>in</strong> der St<strong>und</strong>e me<strong>in</strong>es To<strong>des</strong>." Da spricht Maria zu ihremSohne: „0 du me<strong>in</strong> geliebter Sohn, hör die Bitten der Sünder<strong>in</strong>."Und der Sohn erbarmt sich über sie <strong>und</strong> befiehlt, sie aus demFeuer herauszuholen <strong>und</strong> sie frei zu lassen. Das Weib aber hatim Traume so laut aufgeschrien, daß das ganze Ges<strong>in</strong>de vom Guteherausgelaufen kommt. Man eilt erschreckt zur Scheune <strong>und</strong> f<strong>in</strong>detdortdas Weib am ganzen Körper verbrannt <strong>und</strong> schwarz wie Kohle.Als sie sich e<strong>in</strong> wenig erholt hat, schickt sie nach dem Beichtvater<strong>und</strong> bekennt aufrichtig ihre Sünden. Dann erzählt sie, was sieerlebt hat. Bis zu ihrem Tode aber blieb sie schwarz wie e<strong>in</strong>Neger. Und sie lebte von nun an so eifrig im Dienste Gottes., daßsich viele Sünder an ihr e<strong>in</strong> Beispiel nahmen <strong>und</strong> bekehrt mit ihrden Namen Jesu anriefen <strong>und</strong> so e<strong>in</strong>g<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> das Keich Gottes.


171175.Wie e<strong>in</strong> Teufel die Freuden <strong>des</strong> Himmels rühmte.Von den Freuden <strong>des</strong> Himmels schreibt uns Paulus, der ersteE<strong>in</strong>siedler, folgen<strong>des</strong>; Er kam e<strong>in</strong>st zu e<strong>in</strong>em Menschen, der vone<strong>in</strong>em Teufel besessen war, der die Macht hatte, jedem Menschenauf se<strong>in</strong>e Fragen zu antworten. Diesen Teufel befragte Paulusüber die Freuden <strong>des</strong> Himmels. Und der Teufel antwortete: „Dieewige Seligkeit kann niemand beschreiben oder ganz schildern.Aber e<strong>in</strong> wenig vermag ich dir zu beschreiben von dem, was ichgesehen habe, <strong>in</strong> diesem Gleichnis. Denk dir e<strong>in</strong>en sehr hohenBerg <strong>und</strong> um den Berg e<strong>in</strong> ^Tal <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Fläche oder e<strong>in</strong> Feldvon h<strong>und</strong>ert Meilen, herrlich <strong>und</strong> eben, <strong>und</strong> das Feld besät mitWeizen <strong>und</strong> jede Weizenähre glänzend wie die Sonne, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>Mensch steht auf dem Gipfel dieses Berges, von dem er allenGlanz der Sonne erblickt, dann kommt se<strong>in</strong>e Freude noch nichtder ger<strong>in</strong>gsten Freude <strong>des</strong> Himmels gleich."Durch dieses Gleichnisbelehrt, begann der E<strong>in</strong>siedler mit um so größerem Eifer Gott umder ewigen Freude willen zu dienen. Daß wir dasselbe tun, verleiheuns Gott, Vater, Sohn <strong>und</strong> heiliger Geist.176.Von e<strong>in</strong>er Ehefrau <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Ehebrecher<strong>in</strong>.Man liest <strong>in</strong> den Marienw<strong>und</strong>ern, daß e<strong>in</strong>st zwei Frauen lebten,die sich gar fe<strong>in</strong>dlich waren, <strong>und</strong> zwar <strong>des</strong>halb, weil die e<strong>in</strong>e mitdem Manne der anderen verkehrte. Das Eheweib jedoch war e<strong>in</strong>ee<strong>in</strong>fältige Frau. Und <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>falt ihres Herzens g<strong>in</strong>g sie zumKloster der seligen Jungfrau Maria, <strong>und</strong> dort flehte sie auf denKnien <strong>und</strong> unter Tränen zu dem Marienbilde <strong>und</strong> betete, Mariamöge sie an der rächen, die durch den Verkehr mit ihrem Gattenden Frieden <strong>in</strong> ihrer Ehe störte. Die selige Jungfrau aber, die<strong>des</strong> Weibes E<strong>in</strong>falt kannte, antwortete aus dem Bilde: „Wie sollich de<strong>in</strong>e Fe<strong>in</strong>d<strong>in</strong> verurteilen, da ich doch ihre Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> b<strong>in</strong>, <strong>und</strong>zwar hauptsächlich, weil sie täglich mir zu Ehren h<strong>und</strong>ert Avebetet <strong>und</strong> dazu noch e<strong>in</strong> besonderes Gebet spricht, das ich sehrgern höre: Du Mutter der ganzen Christenheit, Maria, voll der


172Barmherzigkeit, du Helfer<strong>in</strong> aller Sünder, hilf mir von me<strong>in</strong>enSünden! Du Kaiser<strong>in</strong> der Welt, gib uns de<strong>in</strong>e Gnade, auf daßwir so leben, daß wir uns e<strong>in</strong>st mit dir <strong>des</strong> Himmelreiches erfreuenmögen! Das verleilie uns der Vater, der Sohn <strong>und</strong> der heiligeGeist." Als das Weib unsere Herr<strong>in</strong>, die selige Jungfrau, sosprechen hörte, rief sie: „Wenn du mich nicht rächen willst, dannmuß ich mich mit me<strong>in</strong>er Klage an de<strong>in</strong>en Sohn wenden. Unddas Weib verließ das Kloster, um Jesus wegen ihres Anliegensanzurufen. Auf ihrem Heimwege aber begegnete ihr ihre Fe<strong>in</strong>d<strong>in</strong>,die auf dem Wege zur Kirche war. Und das e<strong>in</strong>fältige Weib redetesie <strong>in</strong> ihrem Zorne mit solchen Worten an: „Du darfst ruhig weitersündigen, denn du hast e<strong>in</strong>e Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>, die dir sehr gewogen ist,<strong>und</strong> die nicht zuläßt, daß dir e<strong>in</strong> Leid geschieht." Da erstauntdie Sünder<strong>in</strong> <strong>und</strong> fragt sorgfältig nach, was jene damit me<strong>in</strong>e;<strong>und</strong> das e<strong>in</strong>fältige W^eib erzählt ihr den Vorgang. Da wirft sichdie Ehebrecher<strong>in</strong> voll Reue zu ihren Füßen <strong>und</strong> gelobt ihr, vonnun an ihrem Gatten fern zu bleiben. So söhnten sich die beidenaus. Das kam durch Marias Gnade. Und beide lebten von nunan so, daß sie das ewige Leben verdienten.177.Von e<strong>in</strong>em gerechten Richter.Es wird erzählt, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> König, der Trojanus hieß, <strong>in</strong>e<strong>in</strong>en Krieg ausziehen wollte. Da trat e<strong>in</strong>e Witwe vor ihn <strong>und</strong>bat ihn <strong>in</strong>ständig um die Aburteilung se<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zigen Sohnes, derihrem e<strong>in</strong>zigen Sohne die Augen ausgerissen hatte. Und obwohlder König <strong>in</strong> so dr<strong>in</strong>genden Angelegenheiten beschäftigt war,wollteer die Witwe doch nicht entlassen, ohne daß ihr Recht gewordenwäre ;<strong>und</strong> obschon er e<strong>in</strong> Heide war, hielt er es für die höherePflicht, den Sohn der Witwe zu rächen, als die Geschäfte se<strong>in</strong>erRegierung zu erledigen. So ließ er unverzüglich se<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigenSohn ergreifen, um ihm erbarmungslos die Augen herausreißen zulassen <strong>und</strong> diese der Witwe als Sühne für die Augen ihres Sohneszu geben. Als das die Großen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> sahen, warfen sie sichdem Könige zu Füßen <strong>und</strong> flehten ihn unter Tränen um Gnadefür se<strong>in</strong>en Sohn an. Sie stellten ihm vor, daß es doch nicht an-


173g<strong>in</strong>ge, daß sie nach se<strong>in</strong>em Tode e<strong>in</strong>en Bl<strong>in</strong>den zum Könige hätten.Der König ließ sich durch die Bitten se<strong>in</strong>er Kitter umstimmen,<strong>und</strong> um der klagenden Witwe Kecht zu verschaffen, ließ er sichselbst das e<strong>in</strong>e, se<strong>in</strong>em Sohne aber das zweite Auge ausreißen <strong>und</strong>gab sie der Witwe für die Augen, die ihr Sohn verloren hatte.So handelte er, wie Moses vorschreibt: Zahn um Zahn, Auge umAuge. Außerdem gab der König den Befehl, daß die Witwe <strong>und</strong>ihr Sohn, so lange sie lebten, reichlich aus se<strong>in</strong>em Vermögen versorgtwürden. Als dieser König starb, wurde er, da er e<strong>in</strong> Heidewar, <strong>in</strong> die Vorhölle geführt. So verg<strong>in</strong>gen seit se<strong>in</strong>em Tode vieleJahre, bis der heilige Gregor Papst wurde. Als dieser e<strong>in</strong>es Tagesan dem Palaste jenes Königs vorbeig<strong>in</strong>g <strong>und</strong> dort von dem Urteilehörte, das jener <strong>in</strong> der Angelegenheit der Witwe gefällt hatte,blieb er stehen <strong>und</strong> empfand <strong>in</strong> tiefstem Herzen Mitleid darüber,daß e<strong>in</strong> so gerechter Eichter ewige Pe<strong>in</strong> leiden solle. Und erbetete für ihn drei Tage lang unter Tränen <strong>und</strong> gab Almosen umse<strong>in</strong>etwillen. Als er so drei Tage lang <strong>in</strong> <strong>in</strong>nigem Gebete verharrthatte, trat e<strong>in</strong> Engel von Gott gesandt vor ihn <strong>und</strong> sprach zu ihmdie Worte: „De<strong>in</strong> Gebet ist erhört." Und der König trat ausse<strong>in</strong>em Grabe ges<strong>und</strong> hervor. Der glückliche Papst aber taufteihn alsbald <strong>und</strong> gab ihm den Namen Patricius. ihr Fürsten derChristenheit, wenn e<strong>in</strong> heidnischer König wegen e<strong>in</strong>es gerechtenUrteils die Gnade erlangte, aus der Hölle erlöst zu werden, umwieviel größer wird das Erbarmen se<strong>in</strong> ,das ihr f<strong>in</strong>den werdet,wenn ihr auf Erden gerechte Richter seid! Dann werdet ihr fürwürdig bef<strong>und</strong>en werden, von Christus, dem höchsten Richter,ewiglich mit der Himmelskrone geschmückt zu werden.178.Von e<strong>in</strong>em Armen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Reichen im Jenseits.Als e<strong>in</strong>es Tages der selige Makarius die Stadt Ma<strong>in</strong>z durchwandelte,sah er auf der Straße e<strong>in</strong>en ganz armen Menschen <strong>in</strong>den letzten Zügen liegen. Und niemand kümmerte sich um ihn,da es eben e<strong>in</strong> Armer war. So spricht Seneka: „Was ist dieArmut? E<strong>in</strong> Gut, allen verhaßt, die Freude Gottes, der Haß derTeufel, Befreiung von Sorgen, Geschäft ohne Verlust." Der E<strong>in</strong>-


174Siedler we<strong>in</strong>te <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g weiter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere Straße. Da sah ere<strong>in</strong>e große Menge Männer <strong>und</strong> Frauen, die zum Hause e<strong>in</strong>esReichen h<strong>in</strong>eilten, der <strong>in</strong> schwerer Krankheit lag <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er letztenSt<strong>und</strong>e entgegensah. Und er sah im Geiste, wie e<strong>in</strong>e große Teufelschar<strong>in</strong> das Haus e<strong>in</strong>trat. Da flehte der E<strong>in</strong>siedler zu Gott, ermöge ihm das Los <strong>des</strong> Armen wie <strong>des</strong> Reichen offenbaren. Undalsbald sandte Gott e<strong>in</strong>en Engel, der ihn an der Hand nahm <strong>und</strong>dah<strong>in</strong> führte, wo die Seelen der beiden h<strong>in</strong>gekommen waren. Ersah ,wie e<strong>in</strong>e Engelschar die Seele <strong>des</strong> Armen, die strahlender warals die Sonne, unter Hymnen <strong>und</strong> Lobgesängen zur ewigen Seligkeitgeleitete; <strong>und</strong> er hörte e<strong>in</strong>e Stimme, die zu dem Armen sprach :„Komm, geliebte Seele, da du die Armut auf p]rden aus Liebezu mir ertragen hast, sollst du die ewige Ruhe im Himmel <strong>in</strong>der Fülle der Seligkeit besitzen." Von da g<strong>in</strong>g der E<strong>in</strong>siedlermit dem Engel weiter, <strong>und</strong> er sah, wie e<strong>in</strong>e gewaltige Scharfürchterlicher Teufel die Seele <strong>des</strong> Reichen zur Hölle schleppte.Diese Seele aber rief mit klagender Stimme: „0 Mutter, warumgebarst du mich zu solchem Leid! Weh mir, daß ich den Wuchermehr liebte als die göttliche Barmherzigkeit! weh, warumsorgte ich mehr für me<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der als für me<strong>in</strong> Seelenheil!" Sofreute sich die Seele <strong>des</strong> Armen mit den Engeln, der Reiche aber,der e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> Seide gekleidet g<strong>in</strong>g, wurde von den Teufeln gepe<strong>in</strong>igt.179.Von e<strong>in</strong>em Ritter, der se<strong>in</strong>e Bekehrung verschob.Man liest von e<strong>in</strong>em Ritter, der im Dienste e<strong>in</strong>es Königsstand, daß er sehr schwer erkrankte. Se<strong>in</strong> König aber ermahnteihn e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich zur Buße. Der Ritter jedoch entgegnete, er würdeBuße tun, wenn er sähe, daß er dem Tode nicht mehr entgehenkönnte. Denn wenn er es jetzt tun wollte <strong>und</strong> wieder ges<strong>und</strong>würde, dann würde er zum Gespött der anderen Ritter werden,als wenn er den Tod gefürchtet hätte. Der König hörte das; <strong>und</strong>er besuchte ihn wieder <strong>und</strong> ermahnte ihn von neuem, für das Heilse<strong>in</strong>er Seele zu sorgen. Der Ritter aber sprach angsterfüllt: „0lieber König, bevor du here<strong>in</strong>kamst, traten zwei herrliche Jüngl<strong>in</strong>gevor mich <strong>und</strong> legten <strong>in</strong> me<strong>in</strong>e Hand e<strong>in</strong> Blatt, auf dem ich geschrieben


175fand, was ich Gutes getan hatte. Nach ihnen aber trat e<strong>in</strong>e gewaltigeSchar Teufel mit großem Ungestüm here<strong>in</strong>, die vor miche<strong>in</strong> ungeheures Buch stellten, <strong>in</strong> dem ich verzeichnet fand, wasich seit me<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dheit Böses getan habe. Und der oberste derTeufel fragte die beiden Jüngl<strong>in</strong>ge, was sie da wollten, da siedoch wohl wüßten, daß ich die Beute <strong>des</strong> Teufels wäre. Da standendie beiden Jüngl<strong>in</strong>ge alsbald auf <strong>und</strong> ließen mich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Verzweiflung<strong>in</strong> den Händen der Teufel zurück. Und ich Unseligerrief, als ich das sah, nicht weil ich wirklich Reue empfand, sondernaus Angst: »0 Herr, hilf mir!« Aber e<strong>in</strong>e Stimme vom Himmelantwortete mir: »Warum denkst du erst an de<strong>in</strong>en Gott zur Zeit,wo sich die Sonne de<strong>in</strong>es Lebens verf<strong>in</strong>stert?« Da stürzten sichauf Befehl <strong>des</strong> obersten Teufels zwei se<strong>in</strong>er Genossen mit scharfenMessern auf mich, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er schnitt mich vom Kopf her, derandere von den Füßen her entzwei. Und nun sterbe ich, <strong>und</strong> dieTeufel schleppen mich <strong>in</strong> die Hölle." Bei diesen Worten starbder Unselige, <strong>und</strong> die bösen Geister entführten ihn zur ewigenPe<strong>in</strong>. Diese Geschichte erzähle ich, damit ihr nicht e<strong>in</strong>e aufrichtigeBuße <strong>und</strong> Beicht bis zur To<strong>des</strong>st<strong>und</strong>e verschiebt. Daherspricht Hieronymus: „Wenn dich de<strong>in</strong>e Krankheit bedrückt, dannvermagstdu kaum an etwas anderes zu denken als an de<strong>in</strong>e Leiden,denn der Geist ist dorth<strong>in</strong> gerichtet, woher der Schmerz kommt."Aber August<strong>in</strong>us spricht auch: „Es ist besser, sich spät zu bekehren,als nie." Doch rate ich, daß sich der Mensch nicht allzusehr auf se<strong>in</strong>e letzte St<strong>und</strong>e verlasse. Denn wenn er krank liegt,dann ist er traurig, daß er se<strong>in</strong> Eigentum verlassen muß, daß ersich von se<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern trennen soll, daß se<strong>in</strong> Leib h<strong>in</strong>fällig wird.Aber wenig denkt er leider an se<strong>in</strong>e Seele. Daher wollen wirden Herrn anrufen, daß er uns <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gnade e<strong>in</strong> seliges Endeverleihe.180.Von e<strong>in</strong>er Jungfrau, die das Schicksal ihrer Eitern im Jenseits sah.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong> Bauer, der war sehr e<strong>in</strong>fach <strong>und</strong> gut <strong>und</strong>arbeitete gern <strong>und</strong> fleißig, um sich, se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Weibzu ernähren. Dieser war <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>falt so schweigsam, daßihn se<strong>in</strong>e Nachbarn für stumm hielten. Nach e<strong>in</strong>em langen Leben


176wurde der Bauer krank, <strong>und</strong> diese Krankheit führte zum Tode.Als er aber im Sterben lag, brach e<strong>in</strong> gewaltiges Unwetter losmit Donner <strong>und</strong> Kegengüssen, <strong>und</strong> das dauerte drei Tage. Daherkonnte man den Toten nicht begraben. Da schüttelten se<strong>in</strong>e Nachbarnden Kopf <strong>und</strong> sprachen: „Dieser Mann muß e<strong>in</strong> großerSünder gewesen se<strong>in</strong>, daß ihm das Unwetter das Begräbnis stört,<strong>und</strong> daß er so vor Verwesung riecht, daß niemand <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Haustreten kann." Am dritten Tage, als der Eegen noch immer anhält,tragen sie ihn unwillig aus dem Hause <strong>und</strong> verscharren ihnelendiglich <strong>in</strong> der Erde.Se<strong>in</strong> Weib dagegen war äußerst anmutig von Gestalt <strong>und</strong>gewandt <strong>und</strong> lebhaft <strong>in</strong> der Kede, so daß sie gern gesehen warbei ihren Nachbaren. Die verschmähte es, nach ihres MannesTode weiterzuarbeiten, so daß sie nach wenigen Jahren <strong>in</strong> solcheNot geriet, daß sie ihre K<strong>in</strong>der betteln schickte. Als sie so <strong>in</strong>dieser Not lebte, wurde sie so gebrechlich <strong>in</strong>folge ihrer Ausschweifungen,daß auch nicht e<strong>in</strong> Glied an ihrem Leibe ges<strong>und</strong>blieb. Und da Gott ihre Sittenlosigkeit lange genug geduldethatte, ließ er sie e<strong>in</strong>es plötzlichen To<strong>des</strong> sterben. Bei ihrem Todeaber liegt über der Gegend e<strong>in</strong> so heiteres Wetter, daß selbst dieLuft ihr zu dienen sche<strong>in</strong>t.So waren nun beide tot, <strong>und</strong> es blieb e<strong>in</strong>e Tochter zurück,die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Orden e<strong>in</strong>trat. Diese dachte lange <strong>in</strong> ihrem Geistenach, ob sie wie ihr Vater oder wie die Mutter leben sollte. Undda sie sich überlegte, daß es dem Vater so schlecht, der Mutteraber so gut ergangen war, beschloß sie, ihre Mutter zum Vorbildzu nehmen. Mit solchen Gedanken schlief sie e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong>. Undsiehe, es trat e<strong>in</strong> Engel zu ihr <strong>und</strong> fragte sie, worüber sie nachdenke.Und sie erwacht vor Schrecken <strong>und</strong> sagt, was sie gedachthat. Da nimmt sie der Engel bei der Hand <strong>und</strong> spricht: „Kommeiligst. Wie du gewünscht hast, sollst du Vater <strong>und</strong> Mutter sehen,<strong>und</strong> dann sollst du den Lebenswandel wählen, der dir richtig ersche<strong>in</strong>enwird." Und er führte sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e blumenbesäte Au, <strong>in</strong>der viele Tausende voll Freude wandelten, <strong>und</strong> unter ihnen siehtsie auch ihren Vater <strong>in</strong> Herrlichkeit erstrahlend <strong>und</strong> geschmücktmit e<strong>in</strong>em Kranze. Der Vater aber eilt herbei <strong>und</strong> begrüßt siefreudig. Da bittet ihn die Tochter <strong>in</strong> ihrem Glück, er möge siebei sich behalten. Doch der Wunsch wird abgeschlagen. Aber der


177Vater gibt ihr den Rat, wenn sie hierher zu ihm kommen wolle,dann solle sie dem Herrn durch e<strong>in</strong> frommes Leben dienen. Daraufergreift der Engel, der sie führt, wieder ihre Hand <strong>und</strong> geleitetsie dorth<strong>in</strong>, wo sie ihre Mutter sehen soll. Und sie blicktzur L<strong>in</strong>ken <strong>und</strong> schaut <strong>in</strong> e<strong>in</strong> ungeheuer tiefes Tal, das voll vonSchwefel ist, <strong>und</strong> dar<strong>in</strong> steht e<strong>in</strong> Feuerofen, aus dem eklig riechendeEauchwolken emporsteigen. Dar<strong>in</strong> sieht sie ihre Mutter bis zumHalse stecken, <strong>und</strong> feurige Schlangen umw<strong>in</strong>den sie <strong>und</strong> liegen anihrer Brust, <strong>und</strong> fürchterliche Teufel stehen über ihr <strong>und</strong> wälzensie mit eisernen Gabeln <strong>in</strong> den Flammen. Die Mutter aber stöhnt<strong>und</strong> ruft der Tochter zu: „Hilf mir! Denk an den Schmerz, denich ertrug, als ich dir das Leben gab. Als ich lebte, da war ichallzu geschwätzig <strong>und</strong> trieb Unzucht <strong>und</strong> Ehebruch. Dafür werdeich jetzt gepe<strong>in</strong>igt <strong>in</strong> diesen unsagbaren Qualen.liebste Tochter,laß dich die Tränen de<strong>in</strong>er unglücklichen Mutter erbarmen. Eeichmir de<strong>in</strong>e Hand <strong>und</strong> führe mich aus dem Orte dieser Pe<strong>in</strong>." Alsdie Tochter die Qualen ihrer Mutter sah, brach sie <strong>in</strong> Tränen aus.Der Engel aber führt sie <strong>in</strong> diesem Augenblicke zu dem Bett, <strong>in</strong>dem sie ruhte, <strong>und</strong> verläßt sie. Von nun an lebte die Jungfrauso fromm, daß sie nach ihrem Tode zu ihrem Vater <strong>in</strong> die Freuden<strong>des</strong> Paradieses e<strong>in</strong>g<strong>in</strong>g.181.Von e<strong>in</strong>em Jüngl<strong>in</strong>ge, den der Teufel über das Meer trug.Wir f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> den W<strong>und</strong>ern der seligen Jungfrau Maria e<strong>in</strong>eGeschichte von e<strong>in</strong>em Bürger, der <strong>in</strong> Straßburg lebte. Der lag sokrank danieder, daß er se<strong>in</strong>en Tod herannahen fühlte. Er besaßaber e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Sohn, den er sehr liebte. Den rief er zu sich<strong>und</strong> sprach zu ihm die folgenden Worte: „Lieber Sohn, wenn ichgestorben b<strong>in</strong>, dann sollst du mir drei Wünsche erfüllen. Übernimmdie Erbschaft, wie es e<strong>in</strong>em richtigen Erben geziemt; sorgefür me<strong>in</strong>e Seele, wie es e<strong>in</strong>em guten Seelenpfleger zukommt; <strong>und</strong>dann habe ich noch e<strong>in</strong>en dritten Wunsch: Längsthätte ich über das Meerzum Grabe <strong>des</strong> Herrn wallfahren sollen, aber immer habe ich esde<strong>in</strong>etwegen, lieber Sohn, aufgeschoben, um für dich unseren Besitzzu mehren. Daher bitte ich dich <strong>in</strong>nig, liebster Sohn, mach dudie Wallfahrt an me<strong>in</strong>er Stelle. Gibst du mir dieses Versprechen,Klapper, Erzähluugeu <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong>. 12


178dann will ich dir drei Eäte geben. Und wenn du diese befolgst,dann wird es de<strong>in</strong> Glück se<strong>in</strong>." Der Sohn verspricht dem Vaterauf se<strong>in</strong>e Bitten fest, daß er für ihn die Wallfahrt antreten wird.Dies aber s<strong>in</strong>d die Eäte, die ihm der Vater gab. Der erste war,daß er alle Tage die Messe hören <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en wahren Schöpfer anschauensolle, da August<strong>in</strong>us spricht: „Der Anblick <strong>des</strong> Erlösersist das Heil <strong>des</strong> Sünders." Der zweite Rat war, er solle <strong>in</strong> jedemAugenblicke den ewigen Tod fürchten, da August<strong>in</strong>us spricht.„Der natürliche Tod scheidet die Seele vom Leibe, der ewige Todscheidet die Seele von ihrem Schöpfer." Der dritte Rat war, ersolle frommen Herzens die Hilfe der seligen Jungfrau Maria anrufen,da August<strong>in</strong>us spricht: „Wer Maria anruft, erlangt Gnade."Nach kurzer Zeit stirbt der Vater, <strong>und</strong> auf den Rat derFre<strong>und</strong>e verheiratet sich der Sohn. Doch da er an se<strong>in</strong>es VatersSchicksal denkt <strong>und</strong> fürchtet, es möchte ihm ebenso gehen, sorüstet er sich zur Fahrt, noch bevor se<strong>in</strong> Weib Mutter gewordenist, <strong>und</strong> tritt die Wallfahrt an. Mit vielen anderen kommt ernach Akka. Dort zieht er auf den Rat der Kreuzherren, die ausden Fremden e<strong>in</strong> Heer gebildet haben, gegen die Heiden. Doch<strong>in</strong> der Schlacht werden die Christen besiegt, <strong>und</strong> viele werden getötetoder gefangen genommen. Unter den Gefangenen ist auchunser Jüngl<strong>in</strong>g, der dem Tode entgangen ist, weil er dem Ratese<strong>in</strong>es Vaters gemäß auch an jenem Tage die Messe gehört hatte.Aber <strong>in</strong> der Gefangenschaft bei den Heiden hatte er viel unterHunger, Schlägen <strong>und</strong> Schmerzen zu dulden. Als er so sechsJahre lang <strong>in</strong> diesem Elend so schwere Pe<strong>in</strong> erduldet hat <strong>und</strong> dieSchmerzen schon nicht mehr ertragen kann, da ruft er <strong>in</strong> Gedankenden Teufel um Hilfe an. Alsbald ersche<strong>in</strong>t ihm der Böse <strong>in</strong>Menschengestalt <strong>und</strong> spricht: „Dab<strong>in</strong> ich; was soll ich dir tun?" —„Ich will, daß du mich aus dieser Gefangenschaft entführst <strong>und</strong><strong>in</strong> me<strong>in</strong>e Heimat zurückbr<strong>in</strong>gst." Darauf der Teufel: „Ich willes tun, wenn du die Sakramente, die Kirche, de<strong>in</strong>en Schöpfer <strong>und</strong>die Hilfe aller Heiligen <strong>und</strong> der Jungfrau Maria abschwörst." DerJüngl<strong>in</strong>g willfahrt dem Teufel <strong>in</strong> allem, aber dem Rate se<strong>in</strong>esVaters gemäß entsagte er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Herzen nicht der Hilfe der seligenJungfrau. Als der Teufel dem Jüngl<strong>in</strong>ge den Schwur abgeforderthat, läßt er ihn alsbald aufsitzen <strong>und</strong> steigt <strong>in</strong> die Lüfte <strong>und</strong> erhebtsich mit dem Jüngl<strong>in</strong>ge so hoch, daß es ihm sche<strong>in</strong>t, als ob


179er mit dem Haupte die Sterne berühre. Da fängt der Teufel an,zu pfeifen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en solchen Lärm zu machen, daß e<strong>in</strong>e MengeTeufel herbeikommen, die ihn e<strong>in</strong>mütig mit Geschrei auffordern,den Jüngl<strong>in</strong>g fallen zu lassen. E<strong>in</strong>ige von ihnen wollen ilm dannerwürgen, andere sch<strong>in</strong>den, wieder andere sonstwie umbr<strong>in</strong>gen.Aber der Teufel will se<strong>in</strong> Wort nicht brechen <strong>und</strong> läßt ihm nichtsBöses widerfahren. Um den Jüngl<strong>in</strong>g aber durch e<strong>in</strong> erneutes Versprechennoch fester an sich zu ketten, führt er ihn auf das Meer<strong>und</strong> spricht: „Entsage der Taufe <strong>und</strong> dem Namen <strong>des</strong> Gottes, <strong>in</strong>dem du getauft bist." Der Jüngl<strong>in</strong>g antwortet: „Ich entsage." Daraufder Teufel: „Halte dich fest, ich will dich im Namen <strong>des</strong> Teufelstaufen, da du nicht im Namen Gottes getauft se<strong>in</strong> willst." Daraufführt er ihn übers Meer, <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Augenblicke taucht erihn dreimal <strong>in</strong> die Tiefe. Der Jüngl<strong>in</strong>ge erbebt vor Schrecken, <strong>und</strong> dieAngst macht se<strong>in</strong> Haar so weiß, daß man se<strong>in</strong>esgleichen nirgendshätte f<strong>in</strong>den können. Nach dieser fürchterlichen Taufe spricht derTeufel zu ihm: „Gleich wird e<strong>in</strong>e große Schar me<strong>in</strong>er Genossenkommen." Alsbald hört der Jüngl<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e Teufelsschar herankommen,die unter gewaltigem Lärm viele Seelen <strong>in</strong> die Unterweltschleppt; <strong>und</strong> diese Seelen rufen alle mit klagender Stimme:„Weh uns, um unserer Sünden willen werden wir so elendigliche<strong>in</strong>hergeschleppt <strong>und</strong> zu ewiger Pe<strong>in</strong> geführt!" Als diese Stimmenverhallt s<strong>in</strong>d, nimmt der Teufel den Jüngl<strong>in</strong>g <strong>und</strong> tiägt ihn nochvor Hahnenschrei nach Straßburg <strong>und</strong> setzt ihn auf se<strong>in</strong>em Gutenn e<strong>in</strong>em Ackerhaufen nieder. Dabei spricht er: „Fre<strong>und</strong>, sei beständig<strong>und</strong> brich de<strong>in</strong> Versprechen nicht, dann will ich dir beistehen<strong>in</strong> allen de<strong>in</strong>en Nöten." Nach diesen Worten ist er verschw<strong>und</strong>en.Den Jüngl<strong>in</strong>g aber hat die Aufregung <strong>und</strong> die langeFahrt so ermüdet, daß er ke<strong>in</strong> Glied rühren kann, aber er kannauch nicht schlafen. Am Morgen, bei Tagesanbruch kommt e<strong>in</strong>Bauer, der ihn f<strong>in</strong>det <strong>und</strong> fragt, wer er sei, <strong>und</strong> woher er komme.Da gibt er sich ihm als den Herrn <strong>des</strong> Gutes zu erkennen. Alsdas der Bauer vernimmt, eilt er unverzüglich zu se<strong>in</strong>er Herr<strong>in</strong>mit der Nachricht, daß se<strong>in</strong> Herr, ihr Gemahl, wieder da sei. DieFrau ruft alle ihre Bekannten herbei <strong>und</strong> eilt h<strong>in</strong>aus, um ihrenGemahl zu sehen. Aber als sie se<strong>in</strong> schneeweißes Haar erblickt,erschrickt sie, denn sie glaubt, man wolle sie zum besten halten.Der Unglückliche sucht ihr auf mannigfache Art zu beweisen, daß12*


180er wirklich ihr Gemahl sei. Aber die Frau weist beharrlich allesab <strong>und</strong> schwört, sie habe nie <strong>und</strong> nimmer e<strong>in</strong>en so alten Gemahlgehabt. Da merkt, Geliebte, was Seneka spricht: „Das Alter isterwünscht <strong>und</strong> doch e<strong>in</strong> Übel; denn obschon erwünscht, erregt esVerachtung." Auf die K<strong>und</strong>e von diesem Vorfall s<strong>in</strong>d vieleMenschen herbeigeeilt, aber niemand erkennt ihn. Schließlich kehrtdas Weib <strong>und</strong> alle, die dorth<strong>in</strong> gekommen s<strong>in</strong>d, unwillig heim, dennsie glauben, daß sie zum besten gehalten worden seien.Der Unglückliche aber bleibt alle<strong>in</strong> ohne allen Trost. Dabricht er <strong>in</strong> bittere Tränen aus. Als er so we<strong>in</strong>t, geht e<strong>in</strong> mitleidigerMensch vorüber, der den Armen auffordert, mit ihm <strong>in</strong>se<strong>in</strong> Haus zu kommen. Dort gibt er ihm bereitwillig zu essen.So erholt sich der Jüngl<strong>in</strong>g. Nach dem Mahle aber denkt er andas Wort se<strong>in</strong>es Vaters, daß er <strong>in</strong> aller Not vertrauensvoll dieselige Jungfrau anrufen solle. Und alsbald begibt er sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>Kloster, das Maria geweiht ist, <strong>und</strong> wirft sich <strong>in</strong> tiefer Eeue we<strong>in</strong>endvor dem Altare nieder, auf dem das Bild Mariens steht. Der Jesusknabeauf Marias Schoß aber wendet sich von ihm ab, da er <strong>in</strong>se<strong>in</strong>em Unwillen nicht den Sünder anblicken mag, der ihn auf dasVerlangen <strong>des</strong> Teufels verleugnet hat. Als das der Sünder sieht,wendet er sich seufzend an Maria <strong>und</strong> betet zu ihr: „Du Mutterder Barmherzigkeit, erbarme dich me<strong>in</strong>er <strong>und</strong> bitte de<strong>in</strong>en liebenSohn für mich. Er<strong>in</strong>nere dich, daß ich dich nie <strong>in</strong> allen me<strong>in</strong>enLeiden verleugnen wollte." Da setzt die Mutter ihren Knabenvon ihrem Schoß, steht auf <strong>und</strong> kommt vom Altare herab, stelltsich neben den Sünder <strong>und</strong> fleht ihren Sohn mit diesen Wortenan: „Me<strong>in</strong> lieber Sohn, der du me<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Hoffnung bist, dume<strong>in</strong>e Freude <strong>und</strong> me<strong>in</strong> Glück, du weißt, daß es nicht recht ist,daß e<strong>in</strong> treuer Sohn se<strong>in</strong>er Mutter versagt, worum sie ihn bittet.Denk daran, me<strong>in</strong> geliebter Sohn, wieviel ich auf Erden für dichgelitten habe, welchen Schmerz ich bei de<strong>in</strong>em Leiden empfand,als mir de<strong>in</strong> Schmerz wie e<strong>in</strong> Schwert die Seele durchdrang.Denk auch daran, daß ke<strong>in</strong> Sünder so sehr von dem Schmutz derSünde befleckt ist, daß du ihm die Verzeihung versagen müßtest.Denn es steht geschrieben: »In der St<strong>und</strong>e, <strong>in</strong> der der Sünder erseufzt,wird er gerettet se<strong>in</strong>.«" Diese Bitten rührten Jesum, <strong>und</strong>er schenkte dem Sünder wieder se<strong>in</strong>e Gnade <strong>und</strong> nahm ihn wiederunter se<strong>in</strong>e Diener auf.


181Als das der Teufel spürte, kam er eiligen Laufes zur Kirche<strong>und</strong> rief dem Jüngl<strong>in</strong>g die Worte zu: „Fre<strong>und</strong>, daß du mir nichtde<strong>in</strong> Versprechen brichst!" Maria jedoch befiehlt ihm: „Hebe dichh<strong>in</strong>weg, Teufel! Dieser Jüngl<strong>in</strong>g hat mir nie entsagt, <strong>und</strong> so werdeauch ich ihn nicht verlassen." Bei diesen Worten kehrt Mariazum Altare zurück <strong>und</strong> nimmt den Knaben wieder auf ihren Schoß.Wie der Teufel sieht, daß er um se<strong>in</strong>en Lohn betrogen ist, machter e<strong>in</strong>en Höllenlärm, bevor er von der Kirche weggeht, so daßdie ganze Stadt davon ertönt. Die Bewohner eilen herbei <strong>und</strong>wollen wissen, was dort geschieht. Da f<strong>in</strong>den sie den Heimgekehrten,der wieder e<strong>in</strong> Jüngl<strong>in</strong>g geworden ist, — auch se<strong>in</strong> Haarist nicht mehr weiß — <strong>und</strong> sie erkennen ihn <strong>und</strong> begrüßenihn mit Freuden. Auf se<strong>in</strong>e Bitten holt man den Geistlichen,dem er all se<strong>in</strong>e Sünden bekennt <strong>und</strong> offenbart, was sich ereignethat. In<strong>des</strong> eilt auch se<strong>in</strong> Weib mit ihren Bekannten herbei, <strong>und</strong>der Jüngl<strong>in</strong>g, der erst wegen se<strong>in</strong>es greisenhaften Aussehens abgewiesenworden war, wird nun herzlich begrüßt. Auf den Rat<strong>des</strong> Geistlichen <strong>und</strong> mit Zustimmung se<strong>in</strong>es Weibes aber teilt derJüngl<strong>in</strong>g all se<strong>in</strong>en Besitz <strong>in</strong> zwei Teile; den e<strong>in</strong>en gibt er se<strong>in</strong>erGemahl<strong>in</strong>, den anderen aber nimmt er mit übers Meer <strong>in</strong>s heiligeLand, wo er <strong>in</strong> den Orden <strong>des</strong> heiligen Johannes e<strong>in</strong>tritt, <strong>in</strong> demer se<strong>in</strong> Leben selig beschließt. Se<strong>in</strong> Weib aber tritt vor ihrenBischof <strong>und</strong> nimmt aus se<strong>in</strong>er Hand den Schleier <strong>und</strong> dient vonnun an der seligen Jungfrau, um wie ihr Gatte das ewige Lebenzu erwerben. Das verleihe auch uns Gott der Vater usw.182.Der Ritt zu den Kalkbrennern.Man liest von e<strong>in</strong>em Reichen, der e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Sohn hatte.Als dieser Reiche im Sterben lag, ließ er se<strong>in</strong>en Sohn vor sichrufen <strong>und</strong> gab ihm drei Ratschläge, die er treu befolgen sollte.Erstens lehrte er ihn, Gott über alles zu lieben <strong>und</strong> zu ehren, dennes steht geschrieben: „Ehre Gott, der dich geschaffen <strong>und</strong> mitse<strong>in</strong>em Blute erlöst hat <strong>und</strong> dir alles Untertan gemacht hat, was<strong>in</strong> der Welt ist." Zweitens lehrte er ihn, se<strong>in</strong>er Herr<strong>in</strong> treu zudienen, denn <strong>in</strong> den Morallehren steht: „Wer se<strong>in</strong>er Herr<strong>in</strong> treu


182dient, erwirbt sich die Dankbarkeit se<strong>in</strong>es Herrn <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Wohlwollen."Drittens lehrte er ihn, daß er alle Tage, was er auchsonst zu tun habe, vorher die Messe anhören <strong>und</strong> mit frommemS<strong>in</strong>ne den Leib <strong>des</strong> Herrn anschauen solle, denn der heilige Gregorspricht: „Wahrlich, der ist der glücklichste, der seligste derMenschen, der den Leib <strong>des</strong> Herrn anschaut <strong>und</strong> ihm Almosen,Gebet <strong>und</strong> Tränen weiht." Darauf empfahl der Vater se<strong>in</strong>en Sohndem Könige, <strong>des</strong>sen Berater er gewesen war. Und als er den Leib<strong>des</strong> Herrn empfangen <strong>und</strong> die letzte Ölung erhalten hatte, machteer se<strong>in</strong> Testament <strong>und</strong> starb <strong>in</strong> Frieden. Aus Liebe zu dem Vaternahm der König bald nach <strong>des</strong>sen Begräbnisse den Sohn an se<strong>in</strong>enHof <strong>und</strong> machte ihn zum Kämmerer der König<strong>in</strong>. Der Sohn aberer<strong>in</strong>nerte sich <strong>des</strong> Rates se<strong>in</strong>es Vaters <strong>und</strong> zeichnete sich unterallen Dienern durch se<strong>in</strong>e Tugenden aus; er war willig, treu <strong>und</strong>fromm, g<strong>in</strong>g auf im Dienste se<strong>in</strong>er Herr<strong>in</strong> <strong>und</strong> war besorgt um dasHeil se<strong>in</strong>er Seele vor Gott. Dem Eate se<strong>in</strong>es Vaters entsprechendaber schätzte er den Gottesdienst überaus hoch <strong>und</strong> versäumte anke<strong>in</strong>em Tage, die Messe anzuhören, <strong>und</strong> wenn das Brot erhobenwurde, dann bewe<strong>in</strong>te er das Leiden Christi. Die König<strong>in</strong>, se<strong>in</strong>eHerr<strong>in</strong>, liebte ihn wegen se<strong>in</strong>er eifrigen Dienste vor allen anderenDienern <strong>und</strong> gab ihm manchen Beweis ihrer Gunst. Se<strong>in</strong>e bösenGefährten jedoch planten ihm wegen se<strong>in</strong>er Ausdauer im Diensteder König<strong>in</strong><strong>und</strong> wegen der beständigen Auszeichnungen durch ihreHerr<strong>in</strong> Unheil, <strong>und</strong> um ihm die Gunst <strong>des</strong> Königs zu rauben, verabredetee<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er Gefährten, e<strong>in</strong> Genosse <strong>des</strong> Judas an Untreue<strong>und</strong> argem S<strong>in</strong>n, mit den anderen Kämmerern, sie wollten dentreuen Diener beim Könige beschuldigen, daß er mit der König<strong>in</strong>verbrecherischen Verkehr habe. Und sie versicherten dem Könige,daß dieses ihnen allen feststände. Der König ist empört, als erdas hört, <strong>und</strong> er erbittet sich von dem Verleumder e<strong>in</strong>en Rat, wieman den Schuldigen beseitigen könne, ohne daß der Ruf derKönig<strong>in</strong> dabei Schaden leide. Da hofft der Arge, mit se<strong>in</strong>er Verleumdungden gewünschten Erfolg zu erzielen, <strong>und</strong> spricht: „Herr<strong>und</strong> König, schicke ihn morgen zu jenen Gesellen, die den Kalkbrennen, <strong>und</strong> gib ihnen vorher den Befehl, daß sie den, den dumorgen vor dem Frühstück zu ihnen senden wirst, mit Pferd <strong>und</strong>Kleidern <strong>in</strong> den brennenden Kalkofen stürzen, wo er zu Staub verbrennenmag." Der König ist mit dem Plane <strong>des</strong> gottlosen Dieners


183e<strong>in</strong>verstanden <strong>und</strong> gibt dem treuen verleumdeten Diener den Auftrag,am Morgen zu den Kalkbrennern zu reiten <strong>und</strong> ihnen auszurichten,sie sollten den Befehl <strong>des</strong> Königs vollziehen. DerJüngl<strong>in</strong>g tritt, ohne zu ahnen, daß er verleumdet worden sei, beiTagesanbruch den Weg an. Als er aber an dem nächsten Dorfevorbeireitet, hört er, daß zur Messe geläutet wird. Er begibt sichzur Kirche, da er die Messe nicht versäumen will. Und während<strong>des</strong> Opfers, als der Priester den Leib der Herrn zur Anbetungemporhält, empfiehlt er sich dem Rate se<strong>in</strong>es Vaters gemäß unterTränen dem Schutze Gottes. Nach der Messe lädt ihn der Herr<strong>des</strong> Dorfes zum Frühstück e<strong>in</strong>.Der König aber wurde vor dem Frühstücke von der Sorge ergriffen,es möchte schon vor se<strong>in</strong>em Boten e<strong>in</strong> anderer zum Kalkofengekommen se<strong>in</strong>. Und er gab dem gottlosen Verleumder denBefehl, h<strong>in</strong>ziireiten <strong>und</strong> zu sehen, ob dem Jüngl<strong>in</strong>ge nach se<strong>in</strong>erWeisung geschehen sei. Der Gottlose reitet <strong>in</strong> aller Eile h<strong>in</strong>, daer gern wissen möchte, ob alles nach Wunsch gegangen ist, <strong>und</strong>kommt so noch vor dem Jüngl<strong>in</strong>ge draußen an. Sogleich ergreifenihn die Kalkbrenner <strong>und</strong> stürzen ihn trotz se<strong>in</strong>er Hilferufe <strong>in</strong> denOfen h<strong>in</strong>ab. So wird der Leib <strong>des</strong> elenden Verleumders von denFlammen verzehrt, se<strong>in</strong>e Seele aber <strong>in</strong> die ewige Gefangenschaftgeführt, <strong>in</strong> der alle Sünder <strong>und</strong> Verräter gepe<strong>in</strong>igt werden. DerJüngl<strong>in</strong>g reitet nun nach dem Frühstück h<strong>in</strong>, um den Auftragse<strong>in</strong>es Herrn zu erfüllen, <strong>und</strong> spricht zu den Kalkbrennern: „Istgetan, was me<strong>in</strong> Herr befahl?" Sie antworten ihm: „Es ist getan".Als der treue Diener so den Auftrag erledigt hat, reitet er heim<strong>und</strong> tritt vor se<strong>in</strong>en Herrn, den König. Bei se<strong>in</strong>em Anblick ergreiftden König Staunen, da er ihn noch am Leben sieht, <strong>und</strong> alser vernimmt, daß der Verleumder verbrannt worden ist, da beg<strong>in</strong>nter, den Jüngl<strong>in</strong>g vorsichtig auszuforschen. Dieser erzählt ihm vondem Rate, den ihm e<strong>in</strong>st se<strong>in</strong> Vater gegeben hatte, <strong>und</strong> nun erkenntder König, daß die Gnade Gottes se<strong>in</strong>en Diener vor demFeuertode errettet hat. Und von nun an liebt er den Jüngl<strong>in</strong>gnoch viel mehr als vorher <strong>und</strong> gibt ihm die Tochter e<strong>in</strong>es Vornehmenaus se<strong>in</strong>er Verwandtschaft zur Frau, da ihr der Jüngl<strong>in</strong>g<strong>in</strong> heißer Liebe zugetan war, <strong>und</strong> zeichnet ihn <strong>in</strong> jeder Weiseals se<strong>in</strong>en treuen Diener aus. Se<strong>in</strong>e Widersacher aber fielen <strong>in</strong>Ungnade <strong>und</strong> wurden mit Schimpf <strong>und</strong> Schande vom Hofe verjagt.


184So wird die Treue, Geliebte, von Tag zu Tag höher geschätzt<strong>und</strong> hat Bestand ;die Untreue <strong>und</strong> Verräterei aber wird zuschanden.Daher sollen wir Gott dienen, der der König der Könige <strong>und</strong> derder Herr der Heerscharen ist. Und es ist gut, die Messe anzuhören,denn ihr seht, diesen Jüngl<strong>in</strong>g hat die Messe vom Tode errettet.183.Die Vision <strong>des</strong> heiligen Paphnutius.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedler, der hieß Paphnutius; der wardemütig <strong>und</strong> fromm, <strong>und</strong> er betete <strong>in</strong>nig zu Gott, er möchte ihndurch e<strong>in</strong>en Gnadenbeweis noch eifriger <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Dienste machen.Und Gott sandte ihm e<strong>in</strong>en Engel, der ihn entrückte <strong>und</strong> auf e<strong>in</strong>eanmutige Wiese führte. Dort erblickte er e<strong>in</strong>en Heuhaufen, derim Inneren <strong>in</strong> vollem Brande stand <strong>und</strong> aus <strong>des</strong>sen Spitze e<strong>in</strong>eungeheure Rauchwolke hervorquoll, die <strong>in</strong> die Höhe stieg <strong>und</strong>dann schnell wieder <strong>in</strong> den Haufen zurückkehrte, von dem sieausgegangen war. Und der Engel führte ihn weiter zu e<strong>in</strong>emSturzbache, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> nackter Mensch saß, dem das Wasserre<strong>in</strong> zum Rücken h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> das Herz strömte, aber schmutzig zurBrust wieder herausfloß. Und der Engel führte ihn weiter, <strong>und</strong>er sah <strong>in</strong> demselben Wasser e<strong>in</strong>en anderen Menschen gleichfallsnackt sitzen, <strong>in</strong> <strong>des</strong>sen Rücken das schmutzige Wasser h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>floß<strong>und</strong> aus <strong>des</strong>sen Brust es wieder re<strong>in</strong> herauskam. Der Engelaber führte ihn weiter zu e<strong>in</strong>em Orte, wo ihm e<strong>in</strong>e trächtigeHünd<strong>in</strong> fre<strong>und</strong>lich bellend entgegenlief, während zugleich dieJungen <strong>in</strong> ihr wütend bellten. Über diese Gesichte w<strong>und</strong>erte sichder E<strong>in</strong>siedler sehr, <strong>und</strong> er bat den Engel dr<strong>in</strong>gend um Auskunftdarüber, was das alles zu bedeuten habe. Der Engel aber erklärteihm diese Gesichte <strong>in</strong> folgender Weise: Der brennendeHeuhaufen ist das Bild e<strong>in</strong>es lügenhaften Menschen, der sich durchdieLügen Gott <strong>und</strong> den Menschen verhaßt macht <strong>und</strong> gegen <strong>des</strong>senNacken sich die Lüge schließlich wieder wendet wie der Rauchzu dem Heuhaufen. So spricht Salomon: „E<strong>in</strong> lügenhafter M<strong>und</strong>mordet die Seele." Und der Psalmist sagt: „Du wirst alle verderben,die e<strong>in</strong>e Lüge sprechen." Sieben Arten der Lüge gibtes, durch die der Mensch Gott beleidigt <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Nächsten <strong>und</strong>sich selbst verdirbt <strong>und</strong> schändet. Erstens lügt der Mensch, um


185sich zu rühmen, wie wenn jemand lügt, er habe vornehme Verwandteoder großen Reichtum, oder er habe Glück bei den Frauen.Zweitens lügt der Mensch aus Gewohnheit, weil er mit se<strong>in</strong>enLügen so weit gekommen ist, daß er es gar nicht mehr weiß,wenn er es tut. Drittens lügt der Mensch, um sich zu ehren, sowenn jemand sagt, er sei im Dienste e<strong>in</strong>es adligen oder fürstlichenHerrn, damit er bessere Aufnahme f<strong>in</strong>det. Viertens lügt man,um Heiterkeit zu erregen, <strong>in</strong>dem man Lügenmärle<strong>in</strong> erzählt.Fünftens geschieht es aus Neid, um jemanden bei se<strong>in</strong>em Herrndurch Lügen anzuschwärzen, wie es die Greise getan haben, dieSusanna anklagten. E<strong>in</strong>e Glosse spricht: „Wer falsches Zeugnisgibt, um den Nächsten um se<strong>in</strong>en guten Ruf zu br<strong>in</strong>gen, der gibtse<strong>in</strong>e Ehre <strong>und</strong> das Heil se<strong>in</strong>er Seele preis." Sechstens geschiehtes um <strong>des</strong> Gew<strong>in</strong>nes willen. Das f<strong>in</strong>det man am öftesten bei Kaufleuten,Hausierern, Spielern <strong>und</strong> Handwerkern, die betrügerisch Geldverlangen, um sich zu bereichern.Solche Leute gleichen den Dieben,die es eiliger zum Galgen als zur Himmelstür haben. Siebentenslügt man, um den Zorn zu beschwichtigen; so wollen die Schülerdem Lehrer, die Diener ihrem Herrn, die Weiber ihre Männern,wenn sie etwas Unrechtes getan haben, nicht die Wahrheit gestehen,um sie nicht zu erzürnen. Auf welche Weise man nunauch lügen mag, immer ist es e<strong>in</strong>e Todsünde <strong>und</strong> das Verderben<strong>des</strong> Leibes <strong>und</strong> der Seele. Der erste Mann, den der E<strong>in</strong>siedlernackt im Wasser sitzen sah, <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>des</strong>sen Rücken das Wasserre<strong>in</strong> h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>floß, um aus se<strong>in</strong>er Brust wieder schmutzig herauszukommen,ist das Bild jener Menschen, die das Wort Gottes <strong>in</strong>der Predigt anhören. Aber nachher, wenn sie aus der Kirchekommen, machen sie sich darüber lustig. Von ihnen sprichtJohannes <strong>in</strong> der Apokalypse: „Weh euch, die ihr Lügen vorbr<strong>in</strong>gt<strong>und</strong> die Wahrheit verkehrt, <strong>und</strong> wehe euch, die ihr das Wort <strong>und</strong>die Lehre, die euch vorgetragen wird, verachtet <strong>und</strong> zum Gespöttmacht, <strong>und</strong> abermals wehe euch, die ihr das Wort Gottes, daseuch zu eurem Heile verkündet wird, nicht achtet!" Und dieGlosse sagt: „Das Wort ist die Speise Gottes." Der zweite Mann,dem das schmutzige Wasser zum Rücken h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>floß <strong>und</strong> re<strong>in</strong> zurBrust herauskam, ist das Bild jener glücklichen Menschen, die dasWort Gottes fromm vernehmen <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Lehren treu im Gedächtnisbewahren <strong>und</strong> so noch frömmer werden <strong>und</strong> Frucht


186br<strong>in</strong>gen. Solche Leute lieben Gott, wie der heilige Johannes bezeugt,wenn er schreibt: „Wer mich liebt, der achtet auf me<strong>in</strong>Wort." Der H<strong>und</strong> der ihnen entgegenkam, ist das Bild der bösenSchmeichler, die den Menschen mit der Zunge lobreden <strong>und</strong> imHerzen das Gegenteil denken. Solche Leute gleichen der Schlange,die dem Menschen mit der Zunge schmeichelt <strong>und</strong> ihn mit demSchwänze vergiftet. Ihre Gesellschaft ist sorgfältig zu fliehen.Von solchen ungerechten <strong>und</strong> neidischen Schmeichlern sprichtAugust<strong>in</strong>us: „Der Neid ist e<strong>in</strong> Laster <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Seuche, die alleTugenden tötet <strong>und</strong> zuerst die anderen plagt <strong>und</strong> vernichtet, dannaber den Neider selbst ergreift <strong>und</strong> ihm zuerst schadet, bevor sieden anderen W<strong>und</strong>en schlägt. Neid, wieviel schimpflicher bistdu als je<strong>des</strong> andere Laster, wieviel verderblicher als jede andereSeuche! Dir ist die Tugend e<strong>in</strong> Ärgernis, <strong>und</strong> das Glück andererist dir e<strong>in</strong>e Pe<strong>in</strong>." Der Neid ist e<strong>in</strong>e Sünde, die sich selbst straft,<strong>und</strong> die Gott nicht straffrei läßt. Und nun deuten wir die Jungender Hünd<strong>in</strong>. Diese bellenden Jungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Bild der Arglistigen,die das Gute zum Bösen verkehren. So werden sie mitBecht mit e<strong>in</strong>em H<strong>und</strong>e verglichen,da e<strong>in</strong> böser H<strong>und</strong> <strong>in</strong>s Gesichtschmeichelt, im Rücken aber beißt. Daher spricht Boetius: „DieVerleumder gleichen den H<strong>und</strong>en, deren Augen die Nacht erleuchtet<strong>und</strong> der Tag blendet." Denn so handeln die Verleumder. DieWerke guter Menschen verdunkeln sie, ihre bösen Taten aber verherrlichensie. Salomon sagt: „Die Verleumder suchen die Lichterauszulöschen, <strong>in</strong>dem sie die Guten zu verdächtigen streben."SolcheMenschen tragen gleichsam bellende H<strong>und</strong>e <strong>in</strong> ihrem Inneren.Das Herz, aus dem Süßigkeit entströmt, ist der erste dieser H<strong>und</strong>e,denn das Herz <strong>des</strong> Bösen hat wegen der Bitterkeit se<strong>in</strong>er Bosheitke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n für die Lieblichkeit <strong>des</strong> Guten.Unter dem zweiten Jungenaber kann man die Lunge verstehen, denn aus ihr kommt die Rede;aber aus der Rede <strong>des</strong> Verleumders kommt nie etwas Gutes.junge H<strong>und</strong> ist gleichsam die Galle, aus der der Zorn entspr<strong>in</strong>gt;Der drittedennder Verleumder ist nie froh, sondern zürnt immer. Unter der Milz,aus der das Lachen kommt, kann man den vierten jungen H<strong>und</strong>verstehen, denn der Verleumder verachtet <strong>und</strong> verspottet immer dieguten Werke. Unter der Leber, die der Sitz der Liebe ist, stellenwir uns das fünfte Junge vor, da der Verleumder vor Bosheit <strong>des</strong>Herzens nie etwas Gutes liebt, sondern es ihm <strong>in</strong>s Herz schneidet,


187wenn jemand vor ihna gelobt wird. Aber wir können den Verleumderauch mit e<strong>in</strong>em Schwe<strong>in</strong>e vergleichen. Das Schwe<strong>in</strong>meidet klares Wasser <strong>und</strong> wälzt sich <strong>in</strong> der schmutzigsten Pfütze.So w<strong>in</strong>det sich der Verleumder <strong>in</strong> Schmeicheleien <strong>und</strong> wird aufrichtigenGesprächen gram. Der Schmeichler gleicht auch <strong>in</strong>anderer Beziehung e<strong>in</strong>em H<strong>und</strong>e, da der H<strong>und</strong> drei Eigenschaftenbesitzt, die man auch dem Verleumder zuschreibt. Zuerst gleichter dem H<strong>und</strong>e <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Treulosigkeit. Treulos ist er wie jenerH<strong>und</strong>, den e<strong>in</strong> Graf mehr liebte als vier tote Pferde, weil diePferde eher tot aus dem Hofe ihres Herrn herausgebracht, alsdaß e<strong>in</strong> Pferd lebend h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gebracht würde ^). So steht es auchmit dem Ungerechten, der traurig ist, wenn es se<strong>in</strong>em Herrn gutgeht, <strong>und</strong> der sich über se<strong>in</strong> Unglück freut. Von solchen Menschenspricht Hieronymus: „Wer se<strong>in</strong>en Nächsten haßt, übertritt GottesGebote." Wer das tut, verdient strenge Strafe <strong>in</strong> Ewigkeit mitden Sündern. Die zweite Eigenschaft <strong>des</strong> Hun<strong>des</strong> ist die Habsucht.Denn er rauft sich unter dem Tische um e<strong>in</strong>en Knochenebenso gut mit se<strong>in</strong>er Mutter wie mit e<strong>in</strong>em fremden H<strong>und</strong>e. Sostreitet sich der Habsüchtige mit Vater <strong>und</strong> Mutter, wenn sie alt<strong>und</strong> arm geworden s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> lieber sieht er sie unter der Erdeals über der Erde, um mit ihnen nur ke<strong>in</strong>e Sorge zu haben.Solche Leute kümmern sich nicht um Gottes Gebot, der im Gesetzvorschreibt: „Du sollst Vater <strong>und</strong> Mutter ehren, auf daß dulange lebest auf Erden." Der heilige Thomas spricht: „Ehrede<strong>in</strong>e Mutter; denke daran, wie viel sie für dich duldete, als siedich trug." Die Glosse sagt: „Wahrhaftig, der Geiz alle<strong>in</strong> läßtden Sohn se<strong>in</strong>en leiblichen, se<strong>in</strong>en geistigen, se<strong>in</strong>en himmlischenVater verachten." Daher spricht der heilige Bernhard: „Weheeuch Habgierigen <strong>und</strong> Geizigen <strong>und</strong> euch wahnwitzigen K<strong>in</strong>dernAdams, die ihr Keichtümer sucht <strong>und</strong> sündhaft euer Gut verwahrt,da doch die Seligkeit den Armen versprochen ist!" Die dritteEigenschaft <strong>des</strong> Hun<strong>des</strong> ist se<strong>in</strong>e Böswilligkeit <strong>und</strong> Frechheit, dae<strong>in</strong> H<strong>und</strong> leicht e<strong>in</strong>en anderen jagt <strong>und</strong> ihn durch Gebell <strong>und</strong>Bisse plagt. Das Gleiche tut der Verleumder, der mit dem M<strong>und</strong>e<strong>in</strong>s Gesicht fre<strong>und</strong>lich ist, während er im Herzen h<strong>in</strong>ter demRücken gehässig denkt. Daß wir vor solchen Sünden bewahrt^) E<strong>in</strong> Pferd sträubt sich, den Herrn zu wechseln.


188werden <strong>und</strong> dieses Gleichnis <strong>und</strong> das Wort Gottes mit solchemEifer beachten wie der E<strong>in</strong>siedler, das verleihe uns der gütigeVater <strong>und</strong> barmherzige Herr. Amen.184.Der Salamander <strong>und</strong> das Füchsle<strong>in</strong>.In den Gleichnissen e<strong>in</strong>es weisen Mannes ist zu lesen, daßes e<strong>in</strong> Tier gibt, das Salamander heißt. Se<strong>in</strong>e Natur verlangtes, daß es beständig im Feuer lebt. Dieses Tier wanderte durchdie ganze Welt, um sich unter allen Wesen für se<strong>in</strong> Haus e<strong>in</strong>epassende Gefährt<strong>in</strong> zu suchen. Und es prüfte alle Tiere <strong>und</strong>wählte sich aus allen das Füchsle<strong>in</strong>. Doch als es der Salamandermit sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Höhle führte, da begann es an allen Seiten zubrennen <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g elend zu Gr<strong>und</strong>e.Der Salamander ist das Bild <strong>des</strong> Teufels, <strong>des</strong>sen ständigerAufenthalt im Feuer ist. Er zieht durch die ganze Welt wie e<strong>in</strong>brüllender Löwe <strong>und</strong> sucht, wen er verschl<strong>in</strong>gen könne. Ihmmüssen wir aus allen Kräften widerstehen im Glauben; denn derGlaube ist e<strong>in</strong>e Tugend, die die Seele adelt, rechtfertigt <strong>und</strong>rettet. Sie adelt die Seele; daher spricht der Apostel : „Ihr wärete<strong>in</strong>st Söhne <strong>des</strong> Teufels, jetzt aber seid ihr durch den GlaubenSöhne Gottes geworden." Sie rechtfertigt die Seele; daher steht<strong>in</strong> der Apostelgeschichte: „Gerechtfertigt durch den Glauben."Sie rettet die Seele; daher spricht der Herr zu Maria Magdalena:„Geh, de<strong>in</strong> Glaube hat dich gerettet." Unter dem Füchsle<strong>in</strong>müssen wir uns vier Arten von Sünden vorstellen, weil der Fuchsvier Fehler aufweist: die Habsucht, die Falschheit, die Verzweiflung<strong>und</strong> die Verschlagenheit. Habsüchtig ist er, weil ernie satt ist. Das geht aus der Geschichte jenes Fuchses hervor,der vor Habgier rote Erde fraß. Durch se<strong>in</strong>e Falschheit suchter alle Tiere zu täuschen. Se<strong>in</strong>e Verzweiflung läßt ihn oft daliegen,als wenn er tot wäre, <strong>und</strong> manchmal br<strong>in</strong>gt er sich selbstvor Hunger <strong>in</strong> der Schl<strong>in</strong>ge um. Se<strong>in</strong>e Verschlagenheit zeigt er,wenn ihn der Jäger verfolgt. Dann schmeichelt er den H<strong>und</strong>en,<strong>und</strong> so rettet ihn oft se<strong>in</strong>e List. Durch die Habsucht wird derFuchs das Bild <strong>des</strong> Wucherers, der nie genug Geld bekommen


189kann. Daher wacht der Geizhals, mehrt se<strong>in</strong>en Reichtum,<strong>und</strong> wenn er schläft, träumt er von Dieben, oder der Unglücklicheruht nie, denn je mehr er hat, <strong>des</strong>to größer wird se<strong>in</strong>eGier, <strong>und</strong> er achtet nicht auf das, was Job sagt: „Der Geiz iste<strong>in</strong> Laster, das den Menschen dazu verführt, <strong>in</strong> irdischen Güterndas Leben zu verbr<strong>in</strong>gen." Solche Menschen wissen nicht, daßihre Seele e<strong>in</strong>st von den Teufeln zur Hölle geschleppt werden wird.Denn die Sünde wird nicht verziehen, wenn nicht das gestohleneGut, das erwucherte Gut ganz zurückerstattet wird. Zweitensist der Fuchs falschen S<strong>in</strong>nes. Diese Falschheit <strong>des</strong> Fuchses vers<strong>in</strong>nbildlichtdie Treulosen, weil diese mit allen Mitteln danachstreben, den Nächsten zu h<strong>in</strong>tergehen oder zu verraten wie Judas,<strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Genossen werden <strong>und</strong> ihren Herrn verraten oder dieMenschen morden. Von ihnen spricht der Prophet: „Wehe euch,ihr Treulosen ,ihr Menschenmörder, die ihr um feilen Preis dieMenschen tötet <strong>und</strong> Gott nicht fürchtet <strong>und</strong> den Nächsten <strong>in</strong> eurerEede nicht schont!" Die Verzweiflung <strong>des</strong> Fuchses ist das Bildder Ungerechten, die an der Barmherzigkeit Gottes verzweifeln.Sie ruft August<strong>in</strong>us zur Bekehrung, <strong>in</strong>dem er Christus sprechenläßt: „0 Sünder, verzweifle nicht. Ich kann ja mehr Sündenverzeihen als e<strong>in</strong> Mensch zu begehen wagt." Die Verschlagenheit<strong>des</strong> Fuchses aber vers<strong>in</strong>nbildet die Ketzer <strong>und</strong> Zauberer <strong>und</strong>Zauber<strong>in</strong>nen, die durch listige Rede <strong>und</strong> bösen Rat die E<strong>in</strong>fältigenvon dem wahren Glauben abbr<strong>in</strong>gen, wie Simon der Magier <strong>und</strong>viele andere, von denen wir bei Isaias lesen: „Sie s<strong>in</strong>d verschlagen,um Böses zu tun; Gutes zu tun aber verstehen sie nicht." DieseSünder wird der Teufel <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>stere Hölle führen, wo sie mitihm ewige Qualen erleiden werden.Denn diese vier Sünden werdennie oder nur selten vergeben, da sie den Sünder h<strong>in</strong>dern, zu bereuen<strong>und</strong> Genugtuung zu leisten. Daher können sie weder hiernoch im Jenseits vergeben werden. Daß wir <strong>in</strong> solchen Sündennicht betroffen werden, dazu helfe uns der allmächtige Gott.185.Der Tod ist stärker als der König.Wir lesen <strong>in</strong> den Büchern, die von W<strong>und</strong>ern erzählen, daßder e<strong>in</strong>zige Sohn e<strong>in</strong>es Fürsten ohne Wissen se<strong>in</strong>es Vaters <strong>in</strong>


190den Orden der Zisterzienser e<strong>in</strong>trat. Als das der Vater gehörthatte, rief er alle Barone se<strong>in</strong>es Lan<strong>des</strong> zusammen <strong>und</strong> belagertedas Kloster <strong>in</strong> der Absicht, es von Gr<strong>und</strong> aus zu zerstören, se<strong>in</strong>enSohn herauszuholen <strong>und</strong> alle Mönche zu töten. Die Mönche aberwollten den Zorn <strong>des</strong> Königs besänftigen <strong>und</strong> führten ihm se<strong>in</strong>enSohn h<strong>in</strong>aus <strong>und</strong> gaben ihm die Erlaubnis zu wählen, ob er imOrden bleiben oder austreten wolle. Se<strong>in</strong> Vater billigte diesesVorgehen der Mönche, denn er hatte sie im Verdacht, daß siese<strong>in</strong>en Sohn zu jenem Schritte verleitet hätten. Der Sohn abersprach zum Vater: „Ich sehe de<strong>in</strong> Herz <strong>in</strong> allzu großer Sorgeum mich. Daher habe ich e<strong>in</strong>en Entschluß gefaßt. Wenn duwillst, daß ich draußen <strong>in</strong> der Welt bei dir leben soll, dann mußtdu e<strong>in</strong>en Brauch abschaffen, den ich <strong>in</strong> de<strong>in</strong>em Lande leider sehrverbreitet sehe <strong>und</strong> der mir von Herzen mißfällt." Das gelobteihm der Vater vor allen, die um ihn versammelt waren, untere<strong>in</strong>em Eide. Da sprach der Sohn zu ihm: „Vater, der Brauch,der mir <strong>in</strong> de<strong>in</strong>em Lande so sehr mißfällt, ist der, daß so vieleMenschen plötzlich sterben, daß dieser plötzliche Tod niemandenverschont <strong>und</strong> den Jüngl<strong>in</strong>g ebenso schnell überfällt wie den Greis.Diesen Brauch schaff <strong>in</strong> de<strong>in</strong>em Lande ab, <strong>und</strong> dann will ich beidir <strong>in</strong> der Welt leben." Als der Vater sah, daß er se<strong>in</strong>en Schwur<strong>in</strong> dieser Beziehung nicht halten konnte, ließ er se<strong>in</strong>en Sohn imOrden, <strong>und</strong> dieser blieb dar<strong>in</strong> bis zu se<strong>in</strong>em seligen Ende. DerVater aber förderte aus Liebe zu se<strong>in</strong>em Sohne das Kloster, sogut er konnte, <strong>und</strong> erzeigte ihm se<strong>in</strong>e Huld <strong>in</strong> solchem Maße,daß er mit se<strong>in</strong>em Sohn die Huld Gottes <strong>in</strong> der ewigen Seligkeitverdiente. Das verleihe auch uns Gott der Vater usw.186.Von dem E<strong>in</strong>siedlerRomanus.Zur Zeit <strong>des</strong> heiligen Papstes Gregor lebte <strong>in</strong> der Lombardeie<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedler Romanus mit Namen, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>öde demütig<strong>und</strong> fromm im Dienste der seligen Jungfrau Maria verweilte. DerTeufel aber, der alle guten Menschen verfolgt, haßte ihn wegense<strong>in</strong>er Beharrlichkeit. Daher verwandelte er sich <strong>in</strong> Menschengestalt<strong>und</strong> kam zu ihm als Pilger <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Zelle. Durch se<strong>in</strong>e An-


191kunft wurde der E<strong>in</strong>siedler <strong>in</strong> große Freude versetzt, weil er ihnfür e<strong>in</strong>en Menschen hielt, <strong>und</strong> er fragte ihn voll Anteil, wo er zuHause wäre. Der Fremde antwortete ihm, er stamme aus derselbenStadt wie er, <strong>und</strong> begann ihm se<strong>in</strong>en Vater <strong>und</strong> all se<strong>in</strong>e Verwandtenzu nennen <strong>und</strong> erzählte ihm, wie reich <strong>und</strong> angesehen siealle wären. Zugleich forderte er den E<strong>in</strong>siedler auf, se<strong>in</strong>e Fre<strong>und</strong>ee<strong>in</strong>mal zu besuchen. Und der E<strong>in</strong>siedler, der nichts von der Arglist<strong>des</strong> Bösen ahnt, schließt se<strong>in</strong>e Zelle ab <strong>und</strong> wandert mit ihmfort. Nun spricht aber August<strong>in</strong>us: „Ach, was für e<strong>in</strong>en schlimmenGenossen hat der, der dem Teufel folgt." Wie der E<strong>in</strong>siedler <strong>und</strong>der Teufel so mite<strong>in</strong>ander ihres Weges ziehen <strong>und</strong> sich die Zeitdurch manche Geschichte kürzen, da begegnen ihnen zwölf wildeRäuber, die bei ihrem Anblicke wütend auf sie stürzen, um sieumzubr<strong>in</strong>gen.Daran aber h<strong>in</strong>dert sie der Fremde mit schmeichelndenWorten, <strong>und</strong> schließlich br<strong>in</strong>gt er mit se<strong>in</strong>en Überredungskünstenden Gefährten dazu, daß sie sich beide, um dem Tode zu entgehen,der Räuberschar anschließen. Sie leisten ihren Eid <strong>und</strong> werden<strong>in</strong> die Schar aufgenommen. Um die Abendzeit sucht der Teufeldas Weite <strong>und</strong> läßt den E<strong>in</strong>siedler bei den Räubern zurück. Soversrehen fünf Jahre, während deren der E<strong>in</strong>siedler schlimmer wird<strong>und</strong> mehr Menschen umbr<strong>in</strong>gt, als alle se<strong>in</strong>e anderen Genossen.Als die fünf Jahre um s<strong>in</strong>d, trifft es sich, daß der E<strong>in</strong>siedler amFeste Maria Himmelfahrt se<strong>in</strong>er Gewohnheit gemäß zwanzig Avebetet. Wie er nun Maria um ihre Fürsprache bei ihrem Sohnebittet, auf daß ihm Christus e<strong>in</strong> seliges Lebensende verleihe, datritt ihm e<strong>in</strong>e herrlich gekleidete Frau entgegen, die e<strong>in</strong>en w<strong>und</strong>erbarschönen Knaben auf ihrem Arme trägt. Bei ihrem Anblick kommtihm der Gedanke, sie zu berauben, um <strong>in</strong> den Besitz ihrer Kleidungzu kommen. Doch als er sie anfassen will, spricht der Knabe zuihm: „Du hast gesündigt, laß davon ab." Die Worte <strong>des</strong> Knabenerschrecken ihn, <strong>und</strong> er wendet sich an die vornehme Frau mitder Frage, woher sie sei, wer sie sei, <strong>und</strong> was sie hier wolle.Und sie antwortet: „Ich wünsche jeden Sünder zu Gott zurückzurufen,<strong>und</strong> ich b<strong>in</strong> jene Mutter, die du <strong>in</strong> de<strong>in</strong>em Gebete angerufenhast, <strong>und</strong> die alle Sünder, die Gnade suchen, aus ihren Sündenzur Besserung führen kann." Bei diesen Worten bricht der E<strong>in</strong>siedler<strong>in</strong> heiße Tränen aus, fällt ihr zu Füßen <strong>und</strong> bittet sie herz<strong>in</strong>nig,sie möchte ihn zu se<strong>in</strong>er Zelle zurückführen. Die selige


192Jungfrau verspricht ihm dies <strong>und</strong> geleitet ihn zu e<strong>in</strong>em tiefenBrunnen, an dem er e<strong>in</strong>en Mann erblickt, der daraus mit e<strong>in</strong>emKruge ohne Boden Wasser schöpft, <strong>und</strong> wie oft er auch schöpfenmag, es bleibt doch ke<strong>in</strong> Wasser dar<strong>in</strong>. Darauf führt sie ihn zue<strong>in</strong>em anderen Orte, wo er sieht, wie e<strong>in</strong> Mann e<strong>in</strong>e ungeheureLast Holz zusammensucht, die so schwer ist, daß er sie nichtvom Boden heben kann, <strong>und</strong> doch legt er nach jedem Versucheimmer neues Holz zur Last. Darauf führt sie ihn zu e<strong>in</strong>em anmutigenObstgarten, vor <strong>des</strong>sen Türe er zwei Männer sieht, dieh<strong>in</strong>e<strong>in</strong>treten wollen; aber e<strong>in</strong> langer Balken, den sie quer tragen,h<strong>in</strong>dert sie daran. Als der E<strong>in</strong>siedler dies alles gesehen hat,bittet er Maria <strong>in</strong>ständig, ihm diese Gesichte zu erklären. UndMaria erfüllt ihm se<strong>in</strong>e Bitte huldvoll <strong>und</strong> spricht: „Der ersteMann, den du am Brunnen schöpfen sahst, <strong>und</strong> der doch nichtsschöpfen <strong>und</strong> im Kruge behalten konnte, ist de<strong>in</strong> eigenes Abbild.Denn du hattest begonnen, den Quell <strong>des</strong> heiligen Geistes, ausdem die Seele wiedergeboren wird, zu schöpfen. Dieser Quellaber enthält das Wasser der Reue, der Beicht <strong>und</strong> der Genugtuung.Aber da du e<strong>in</strong>en Krug ohne Boden hattest, das heißt,e<strong>in</strong> Herz ohne Beharrlichkeit, g<strong>in</strong>g dir alles Wasser, das duschöpftest, das heißt, die Gnaden <strong>des</strong> heiligen Geistes wieder verloren,weil der Siegespreis, das heißt, die Krone <strong>des</strong> ewigen Lebensnicht denen geschenkt wird, die im Guten anfangen, sonderndenen, die dar<strong>in</strong> verharren. Der zweite Mann, den du die LastHolz zusammentragen sahst, ist auch de<strong>in</strong> Ebenbild, denn du haste<strong>in</strong>e ungeheure Last Sünden angesammelt <strong>und</strong> konntest sie nichtertragen, <strong>und</strong> doch willst du sie noch vermehren, <strong>und</strong> je mehrdu sündigst, <strong>des</strong>to größer wird de<strong>in</strong>e Last. Gregorius spricht:»Je mehr der Mensch sündigt, <strong>des</strong>to mehr vergrößert er se<strong>in</strong>eSchuld.« Die beiden Männer, die du mit dem Balken vor demObstgarten stehen sahst, bezeichnen dich ebenfalls. Der erste vonihnen stellt de<strong>in</strong>e Jugend vor, <strong>in</strong> der du gar schwer gesündigthast. Der zweite bezeichnet de<strong>in</strong> Alter, <strong>in</strong> dem du von denSünden nicht lassen willst; <strong>und</strong> doch steht geschrieben : »Du hastgesündigt, laß davon.« Der lange Balken ist die lange Buße,die zu tun ist <strong>und</strong> von der viele abgehalten werden, weil sie solang ist. Daher spricht August<strong>in</strong>us: ^ Die Verzögerung der Bußevergrößert die Schuld <strong>und</strong> h<strong>in</strong>dert jede gute Tat.« Willst du


193daher e<strong>in</strong>gehen <strong>in</strong> den anmutigen Obstgarten, das heißt, <strong>in</strong>sParadies, den Ort der Wonne, dann zerbrich den Balken, dasheißt, verzögere nicht länger de<strong>in</strong>e Buße, die dich mit me<strong>in</strong>emSühn versöhnen soll. Denn ohne Buße <strong>und</strong> Reue kann niemandgerettet werden. So spricht der heilige Ambrosius: »Die Seele,die ohne das Heilmittel der Reue <strong>und</strong> Buße bleibt, wird von demLichte verlassen, von der F<strong>in</strong>sternis bewältigt, der Süßigkeit beraubt,mit Bitterkeit erfüllt.« Und derselbe Heilige spricht:»Der Knecht, der den Willen se<strong>in</strong>es Herrn kennt <strong>und</strong> ihn nichttut, wird mit Schlägen gezüchtigt werden.


194noch Jäger beachteten. Als die Jäger auf dem anderen Abhänge<strong>des</strong> Berges h<strong>in</strong>abkamen, erblickten sie vor sich e<strong>in</strong>e üppigeWiese, auf der sie zwei Hirsche <strong>in</strong> fetter Weide sahen, die aberganz dürr waren <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en traurigen Anblick boten. Und alssie weiterzogen, sahen sie e<strong>in</strong>en herrlichen Baum, auf dem Vögelmannigfacher Art saßen, die die süßesten Weisen sangen. Dochals sie unter dem Baume standen <strong>und</strong> dem Gesänge der Vögellauschten, sahen sie, wie plötzlich vom Himmel e<strong>in</strong> gewaltigerVogel mit ausgebreiteten Schw<strong>in</strong>gen niederschoß <strong>und</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>emUngestüm jenen Baum vollständig zerschmetterte, so daß alleVögel, die auf ihm ihre frohen Lieder gesungen hatten, traurigaufschrien <strong>und</strong> voll Schrecken davonflogen. Nach diesem Gesichtezogen sie weiter <strong>und</strong> kamen zu e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>siedler mit NamenJohannes, mit dem sie über se<strong>in</strong>e Hütte im Walde <strong>und</strong> über denGr<strong>und</strong>, warum er so alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> diesem Walde lebte, <strong>in</strong>s Gesprächkamen. Und er antwortete ihnen: „Ich habe mich hierher zurückgezogen,um die Sünden <strong>und</strong> Torheiten dieser Welt zu fliehen<strong>und</strong> die Weisheit <strong>und</strong> die Freuden <strong>des</strong> Himmels kennenzu lernen, die niemand, der <strong>in</strong> der Welt lebt, kennenlernen kann." Wie nun diese Menschen von dem E<strong>in</strong>siedler e<strong>in</strong>eso weise Antwort vernahmen, da erzählten sie ihm ihre Gesichtevon Anfang bis zu Ende, Er aber deutete ihnen alles aufs e<strong>in</strong>gehendste<strong>und</strong> sprach: „Die ersten Hirsche, die so feist waren<strong>und</strong> niemand fürchteten, bedeuten alle guten Menschen, die imDienste Gottes beharren. Daher spricht Gregorius: »Wer se<strong>in</strong>Wohlgefallen am Dienste Gottes f<strong>in</strong>det, dem ersche<strong>in</strong>t alle Bitternissüß.« Keichtümei schützen nicht vor dem Tode, Ehren nichtvor den Würmern, Vergnügen nicht vor der Verwesung, derPrunk der Welt nicht vor der ewigen Verdammnis.Daher fürchtensie niemanden als die Sünde. Deswegen fliehen sie die Welt <strong>und</strong>alles, was <strong>in</strong> der Welt ist, weil sie sich nicht mit irdischenWerken abgeben wollen. Sie wollen arm bleiben, weil geschriebensteht: »Selig s<strong>in</strong>d die Armen im Geiste.«" Diese Deutung gefieljenen Menschen sehr. Darauf fragten sie ihn nach derDeutung <strong>des</strong> zweiten Hirschpaares. Und er antwortete ihnen :„Die Hirsche, die ihr auf der zweiten Wiese saht, die auf guterWeide hungrig <strong>und</strong> dürr <strong>und</strong> traurig aussahen, bedeuten jenehabsüchtigen Menschen, die nie genug Geld bekommen können


195<strong>und</strong> nie froh s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> obschon sie auf fetter Weide, das heißt,<strong>in</strong> Reichtümern leben, doch traurig <strong>und</strong> verstimmt bleiben. Deshalbspricht Boetius: »Die geizigen Reichen haben ihr Herzimmer voll Sorgen, da sie sich immer um den Ervverb mehrängstigen als um ihr Seelenheil.« So erzählt uns auch e<strong>in</strong>e Geschichtevon e<strong>in</strong>em armem Knechte, der gerne <strong>und</strong> häufig sang,was e<strong>in</strong>en reichen Kaufmann <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Nachbarschaft sehr oftärgerte. E<strong>in</strong>es Tages nun ruft der Reiche se<strong>in</strong>e Nachbarn zusammen<strong>und</strong> geht mit ihnen vor die Wohnung <strong>des</strong> Armen, <strong>in</strong>demer sich rühmt, er werde dem Armen se<strong>in</strong>en Gesang abgewöhnen,an dem dieser tagtäglich solchen Gefallen f<strong>in</strong>de. Und er fragteihn, warum er so gerne s<strong>in</strong>ge. Da antwortete der Arme : »Weilich weder den König noch se<strong>in</strong>en Vogt fürchte, sondern Gottalle<strong>in</strong>.« Da läßt der reiche Kaufmann vor den Augen se<strong>in</strong>erNachbaren am Fenster e<strong>in</strong>en Beutel mit dreißig Mark Silber zurück<strong>und</strong> geht davon. Als der Arme diesen Beutel f<strong>in</strong>det, ergreiftihn alsbald die Sorge, wie er dieses Geld zu se<strong>in</strong>em Nutzen anlegenkönnte, <strong>und</strong> von da an s<strong>in</strong>gt er zehn Tage lang nicht e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ziges Lied mehr. Nun holt der Kaufmann wieder se<strong>in</strong>e Nachbaren,die Zeugen gewesen s<strong>in</strong>d, als er das Geld zurückließ,<strong>und</strong> geht mit ihnen zum Hause <strong>des</strong> Armen <strong>und</strong> fordert das Geldvon ihm zurück. Als dieser se<strong>in</strong>en Schatz wieder abgeliefert hat,ist er auch die Sorge wieder los, <strong>und</strong> alsbald beg<strong>in</strong>nt er zus<strong>in</strong>gen. Daher spricht der Dichter: »Während sich der Geizhalsplagt, freut sich der Arme.« Der Baum aber, auf dem die Vögelsaßen, bezeichnet die Fürsten <strong>und</strong> Mächtigen, die Fre<strong>und</strong>e dieserWelt, die sich <strong>in</strong> ihrem Übermut erhöhen, zu denen die Menscheneilen, um sie mit ihren Künsten zu unterhalten <strong>und</strong> zu vergnügen.Unter dem Vogel, der vom Himmel kam <strong>und</strong> den Baum zerschmetterte,wird uns jener Vogel vers<strong>in</strong>nbildet, den Johannes <strong>in</strong>der Geheimen Offenbarung beschreibt mit den Worten: »Ich sahe<strong>in</strong>en Adler am Himmel fliegen, der mit lauter Stimme rief:Wehe euch Menschen, die ihr auf Erden wohnt, euch Hochmütigen,Habsüchtigen, Schwelgern!« Mit diesem Vogel wird Gott selbstbezeichnet, der unser Leben <strong>und</strong> Tod genannt wird; unser Leben,weil er Leben <strong>in</strong> unsere Seele gießt, unser Tod, weil er die Seeleaus dem Kerker <strong>des</strong> Leibes befreit. Von diesem Tode sprichtder heilige Bernhard: »0 Mensch, der du nun ges<strong>und</strong> dah<strong>in</strong>lebst,13^


196halte dich heute so auf den Tod vorbereitet, als ob du morgensterben solltest.« Dieser Vogel, das heißt, der Tod vernichtet dieMächtigen wie die Schwachen, die Eeichen wie die Armen, dieJungen wie die Alten <strong>und</strong> meist dann ganz plötzlich, wenn manes am wenigsten ahnt. Der heilige Bernhard sagt: »Was soll ichnoch mehr sagen? Der grimme Tod schont niemanden.« Deshalblesen wir: »Nichts ist so gewiß wie der Tod, nichts ist ungewisserals die St<strong>und</strong>e <strong>des</strong> To<strong>des</strong>.« Und der Herr spricht im Evangelium:»Wachet, denn ihr wißt weder Tag noch St<strong>und</strong>e.« Unter denVögeln, die alle davonflogen, als der Baum zerschmettert wurde,<strong>und</strong> sich zerstreuten, müssen wir uns die Vornehmen, Könige,Herzöge, Mächtigen, die Gaukler, Spielleute <strong>und</strong> Bänkelsängervorstellen, die nach ihrem Tode wie Staub <strong>und</strong> Asche verwehtwerden, weil sie nicht an Gott dachten, <strong>und</strong> die <strong>des</strong>halb <strong>in</strong> dieHölle getrieben <strong>und</strong> <strong>in</strong> Ewigkeit <strong>in</strong> mannigfachen Fe<strong>in</strong>en von denTeufeln geplagt werden. Deshalb sagt August<strong>in</strong>us: »Es ist besser,wie e<strong>in</strong> Armer <strong>in</strong> Le<strong>in</strong>wand als wie e<strong>in</strong> König <strong>in</strong> Seide auf derTotenbahre zu liegen.«" Und nun, Geliebte, nehmt dieses Gleichniszu Herzen, dient Gott voll Eifer, Jüngl<strong>in</strong>ge wie Greise, denneuch allen steht der Tod vor der Tür, vor allem aber den Greisen.So laßt uns Gott bitten, daß er uns allen e<strong>in</strong> gutes Ende schenke.Amen.188.Von e<strong>in</strong>em Könige, der se<strong>in</strong>en Söf<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>en Baum vererbte.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong> herzensguter König, der hatte vier Söhne.Als die Tage se<strong>in</strong>es Lebens vollendet waren, wurde er von e<strong>in</strong>erKrankheit befallen, <strong>und</strong> er erkannte, daß er sterben müßte. Undda er fühlte, daß er dem Tode nicht mehr entgehen könnte, riefer se<strong>in</strong>e Söhne, um noch zu Lebzeiten das Keich unter sie zu verteilen;<strong>und</strong> als er jedem von ihnen se<strong>in</strong>en Teil zugesprochen hatte,blieb ihm noch e<strong>in</strong> Baum übrig, der mehr wert war als se<strong>in</strong> ganzesLand. Da trat <strong>in</strong> Abwesenheit se<strong>in</strong>er Brüder der älteste Sohn anden Vater heran <strong>und</strong> bat ihn dr<strong>in</strong>gend, er möchte ihm jenen edlenBaum schenken. Und der Vater sprach ihm alle Zweige <strong>des</strong>Baumes zu. Darüber freute sich der älteste Sohn von Herzen <strong>und</strong>g<strong>in</strong>g fröhlich von ihm h<strong>in</strong>weg. Nun trat der zweite Sohn an denKönig heran <strong>und</strong> bat ihn gleichfalls um den Baum. Und der


197Vater schenkte ihm die ganze K<strong>in</strong>de. Dann kam der dritte Sohn,<strong>und</strong> er erhielt alle Wurzeln. Aber auch der vierte <strong>und</strong> letzteSohn kam; das war der jüngste, <strong>und</strong> ihm schenkte der Vateralle Früchte <strong>des</strong> Baumes. So hoffte jeder Sohn, ohne daß dieandern davon ahnten, daß ihm der Baum gehöre. Und der Vaterlebte noch, da brach schon unter ihnen der Zwist um den Baumaus, <strong>und</strong> sie stritten sich sogar vor ihrem Vater. Um diesen Streitse<strong>in</strong>er Söhne zu schlichten, rief der König alle Großen <strong>des</strong> Reicheszusammen <strong>und</strong> sprach zu ihnen: „Ich habe me<strong>in</strong>e Söhne erzogen<strong>und</strong> zu Großen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> gemacht; sie verleugnen mich gleichsam,<strong>in</strong>dem sie <strong>in</strong> Zwist leben. So soll man vier Bogen <strong>und</strong> vierPfeile br<strong>in</strong>gen." Als man den Befehl ausgeführt hatte, ließ erjedem Sohne e<strong>in</strong>en Bogen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Pfeil reichen; dann ließ ersich trotz se<strong>in</strong>er Krankheit an der Wand aufrichten <strong>und</strong> sprach:„Wer von me<strong>in</strong>en Söhnen se<strong>in</strong>en Pfeil me<strong>in</strong>em Herzen am nächstenschießt, dem werde ich den ganzen Baum schenken." Dieser Vorschlaggefiel den drei ältesten Söhnen, aber dem vierten gefiel ernicht. Doch die Barone waren der Ansicht, daß die Mehrheit zuentscheiden habe. Und so schoß der älteste Sohn se<strong>in</strong>en Pfeil ab<strong>und</strong> traf zwei F<strong>in</strong>ger breit vom Herzen. Der zweite schoß nachihm <strong>und</strong> traf e<strong>in</strong>en F<strong>in</strong>ger breit vom Herzen; der dritte abertraf <strong>in</strong>s Herz. Doch als man den vierten Sohn aufforderte zuschießen, da warf er unter bitteren Tränen den Bogen von sich<strong>und</strong> erklärte, es sei ihm unmöglich, als Sohn se<strong>in</strong>en Vater zutöten; denn es stehe im Gesetze geschrieben: „Ehre Vater <strong>und</strong>Mutter." Als der Vater dies hörte, sprach er mit den Worten<strong>des</strong> heiligen August<strong>in</strong>us : „Der Sohn ist aller Ehren würdig, derse<strong>in</strong>em Vater die Treue wahrt. Und im Buche der Sprücheheißt es: »Wer Vater <strong>und</strong> Mutter ehrt, der wird Freude <strong>und</strong>Wonne erleben <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern, <strong>und</strong> am Tage se<strong>in</strong>es Gebeteswird er Erhörung f<strong>in</strong>den.«" Nach diesen Worten sprach er se<strong>in</strong>emgetreuen jüngsten Sohneden Baum <strong>in</strong> Gegenwart aller Großen <strong>des</strong>Reiches zu.Dieser Vater ist das Bild <strong>des</strong> Königs der Könige <strong>und</strong> Herrnder Heerscharen, <strong>des</strong> himmlischen Vaters <strong>und</strong> Schöpfers allerD<strong>in</strong>ge. Als er vor se<strong>in</strong>em Leiden noch auf Erden wandelte, hatteer vier Söhne <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en überaus wertvollen Baum. Da er nunse<strong>in</strong>en Tod herannahen sah, rief er se<strong>in</strong>e Söhne, <strong>und</strong> dem e<strong>in</strong>en


198gab er die R<strong>in</strong>de <strong>des</strong> Baumes; dieser war Judas, <strong>des</strong>sen Herzverhärtet war wie die R<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>es Baumes, als er se<strong>in</strong>en Vater,unsern Herrn Jesus Christus um ger<strong>in</strong>gen Lohn verriet. Daherspricht Ambrosius: „Weh dir, Judas, was hast du getan? Wostand dir de<strong>in</strong> S<strong>in</strong>n, als du den Herrn <strong>und</strong> Schöpfer dieser Weltverrietest, mit dem du gegessen, getrunken <strong>und</strong> manch geheimesWort gesprochen hast? Du Unseliger, wie konntest du dir diehimmlische Seligkeit rauben?" Mit Judas aber werden all diehabsüchtigen Verräter verurteilt, die <strong>in</strong> böser Gier mehr nach irdischemGut als nach (xottes Huld trachten. Der zweite Sohnwar Pilatus, der Treulose; dem sprach der Vater die Wurzeln <strong>des</strong>Baumes zu. Was anders bedeuten die Wurzeln als die Untreue,die die Wurzel je<strong>des</strong> Übels ist? Isidorus spricht: „Wie sich dieWurzel <strong>in</strong> der Erde begräbt <strong>und</strong> verbirgt, so verbirgt sich dieUntreue im Herzen <strong>des</strong> Treulosen." Pilatus verbarg sich bei derVerurteilung Christi, <strong>in</strong>dem er sprach: „Ich f<strong>in</strong>de ke<strong>in</strong>e To<strong>des</strong>schuldan ihm." So entschuldigte er sich arglistig vor denMenschen, während er sich doch gleich blieb <strong>in</strong> treulosem S<strong>in</strong>ne<strong>und</strong> Böses tat, da er Christus <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gegenwart <strong>in</strong> mannigfacherWeise zu verunehren erlaubte, <strong>in</strong>dem er sprach: „Nehmtihn <strong>und</strong> urteilt ihn ab nach eurem Gesetze." Mit Pilatus werdenalle ungerechten Richter verurteilt; denn es steht im Evangelium :„Urteilet nicht, damit ihr nicht verurteilt werdet." Und imEkklesiastikus: „Mach dich nicht zum Richter, außer du vermagstmit de<strong>in</strong>er Tugend das Unrecht zu überw<strong>in</strong>den." August<strong>in</strong>us aberspricht: „Wer aus Liebe oder Haß, aus Furcht oder um <strong>des</strong> Gew<strong>in</strong>neswillen ungerecht urteilt, der verdient nicht den Namene<strong>in</strong>es Richters, sondern den e<strong>in</strong>es Verleumders." Der dritte Sohn,dem der Vater die Zweige <strong>des</strong> Baumes zusprach, war Long<strong>in</strong>us. Ervers<strong>in</strong>nbildet uns die Büßer. Er verw<strong>und</strong>ete das Herz <strong>des</strong> Vaters,als er, der mit Bl<strong>in</strong>dheit geschlagen war, das Herz se<strong>in</strong>es himmlischenVaters mit der Lanze öffnete, nicht aus Liebe sondern ausHaß. Aber als er durch das Wasser <strong>und</strong> Blut, das aus der SeiteChristi hervorströmte, <strong>und</strong> mit dem er sich die Augen netzte,se<strong>in</strong> Gesicht wiedererlangt hatte, begann er alsbald zu glauben<strong>und</strong> Buße zu tun. Nachher wurde er zur Zeit <strong>des</strong> Kaisers Othovon den Aposteln selbst getauft <strong>und</strong> wurde e<strong>in</strong> eifriger Prediger<strong>des</strong> Weges Christi <strong>und</strong> bekehrte unzählige zum Glauben der Kirche.


199Deshalb schlugen ihm die Juden die Zähne aus <strong>und</strong> schnitten ihmdie Zunge ab. August<strong>in</strong>us spricht: „0 Sünder, nehmt euch e<strong>in</strong>Beispiel an Long<strong>in</strong>us <strong>und</strong> lobt Christus mit ihm wegen se<strong>in</strong>erGüte, da er niemanden verstößt, wegen se<strong>in</strong>er Demut, da er niemandenzurückweist, wegen se<strong>in</strong>er Heiligkeit, da er jeden Keuigenheilen kann. Wie sich die Zweige <strong>des</strong> Baumes ausbreiten <strong>und</strong>weit <strong>in</strong> die Höhe erstrecken, so erhebt sich das Herz <strong>des</strong> Sünders,der Buße tut, <strong>in</strong> den Himmel. Der vierte Sohn, dem der Vateralle Früchte <strong>des</strong> Baumes zusprach, war der heilige Johannes, derdie Gnade Gottes genannt wird <strong>und</strong> das Bild je<strong>des</strong> Menschen ist,der sich der göttlichen Gnade <strong>in</strong> frommem Leben anheimgibt <strong>und</strong>mit dem heiligen Johannes das Leiden Christi <strong>in</strong> Demut bewe<strong>in</strong>t.Diesem spricht der Vater die Frucht <strong>des</strong> Baumes, das heißt, dieselige Jungfrau Maria zu, die bei Salomon sagt; „Komm, Geliebter,<strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Garten, iß von den Früchten se<strong>in</strong>er Apfelbäume." DieGlosse sagt dazu: „Die Früchte der Apfelbäume bedeuten dieSüßigkeit, die Maria <strong>in</strong> doppeltem S<strong>in</strong>ne <strong>in</strong> sich trug, die leibliche<strong>und</strong> die geistliche. Die leibliche, <strong>in</strong>dem sie <strong>in</strong> der Welt lebte,die geistliche, <strong>in</strong>dem sie sich im Himmel freute." Unter demBaume aber müssen wir uns das Kreuz vorstellen, das der herrlichsteBaumstamm gewesen ist. Von se<strong>in</strong>er erhabenen Würdef<strong>in</strong>den wir viele schöne Worte <strong>in</strong> dem Hymnus: „Kreuzesholz, dutreues Holz, an dem unser Heil gehangen," das heißt, der Sohnder Jungfrau, die am Kreuze stand <strong>und</strong> unter heißen Tränen zuden Juden sprach: „0 ihr Juden, die ihr Gottes Sohn ans Kreuzgeschlagen habt, kreuzigt auch mich, se<strong>in</strong>e Mutter! Es ist nichtrecht, daß er alle<strong>in</strong> stirbt, laßt auch se<strong>in</strong>e todbetrübte Mutter mitihm sterben. Schonet me<strong>in</strong>er nicht, kreuzigt mich an se<strong>in</strong>er Seite."Anseimus spricht: „Es stand <strong>in</strong> Tränen se<strong>in</strong>e Mutter, die aliergütigste,die allersüßeste, die herrlichste, als sie den Leib ihresgeliebten Sohnes blutbefleckt, mit zahllosen W<strong>und</strong>en bedeckt, zerfleischt,von den gottlosen Juden mißhandelt vor sich sah." Siesprach: „0 me<strong>in</strong> <strong>in</strong>niggeliebter Sohn, du e<strong>in</strong>ziger Trost, auf denich me<strong>in</strong>e Hofl'nung setzte, du me<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Freude, Leben me<strong>in</strong>erSeele, du me<strong>in</strong> Alles, gib mir, daß ich für dich sterbe." Aufdiese Worte der Mutter antwortete der Sohn: „Mutter, laß abdavon, me<strong>in</strong>en Schmerz zu bewe<strong>in</strong>en. Weißt du nicht, daß ichgeboren b<strong>in</strong>, um das Menschengeschlecht zu erlösen?" Daß wir


200das Leiden unseres Herrn Jesus Christus mit dem heiligen Johannes<strong>und</strong> se<strong>in</strong>en anderen frommen Söhnen bewe<strong>in</strong>en <strong>und</strong> so im himmlischenVaterlande der Frucht <strong>des</strong> ewigen Lebens teilhaftig werden,das verleihe uns Gott der Vater usw.189.Von e<strong>in</strong>em Affen, der von e<strong>in</strong>em Jäger verfolgt wurde.E<strong>in</strong> Jäger g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Wald, um Tiere zu jagen, <strong>und</strong> fanddort viele Affen ; unter ihnen e<strong>in</strong>en, der zwei Junge hatte. Diesemsetzte er nach. Als der Affe merkte, daß ihm der Tod drohe,nahm er schnell das Junge, das er mehr liebte, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Arm<strong>und</strong> wollte mit ihm entfliehen <strong>und</strong> das weniger geliebte Junge zurücklassen.Doch als dieses die Absicht der Mutter merkte, spranges der Alten auf den Kücken <strong>und</strong> klammerte sich so fest an ihrenHals, daß sie es mitschleppen mußte. Da rief der Jäger se<strong>in</strong>eH<strong>und</strong>e <strong>und</strong> folgte dem Affen so lange, bis er dem Tode nicht mehrentgehen konnte. Wie nun die Alte merkte, daß sie das verhaßteJunge nicht abwerfen konnte, ließ sie unter Tränen das geliebteJunge im Stich. Aber das verhaßte Junge war ihr so h<strong>in</strong>derlich,daß sie mit ihm gefangen <strong>und</strong> getötet wurde.Nun überlegt euch, was der Jäger zu bedeuten hat, der demAffen den Tod brachte, der allen Menschen geme<strong>in</strong>sam ist. DerTod verfolgt Greise <strong>und</strong> Jüngl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> verschont ke<strong>in</strong>en. Daherspricht Hieronymus: „Wo s<strong>in</strong>d die Könige, wo die Machthaber,wo die Kaiser, die Fürsten, die Würdenträger dieser Welt? Sieg<strong>in</strong>gen alle dah<strong>in</strong> wie e<strong>in</strong> Schatten, sie entschwanden wie e<strong>in</strong> Traum.Wir fragen nach ihnen, <strong>und</strong> sie s<strong>in</strong>d nicht." Nun wollen wir zunächstsehen, wer das geliebte Junge ist. Das s<strong>in</strong>d die zeitlichenGüter, um die sich der Mensch viel mehr sorgt als um die ewigen,<strong>und</strong> die er hier so ungern zurückläßt. Das verhaßte Junge abers<strong>in</strong>d die Sünden <strong>des</strong> Menschen, die die Seele für ewig töten. Unddoch läßt man hier nur ungern von ihnen. Ach, wenn die zeitlichenGüter, unter denen auch die Fre<strong>und</strong>e begriffen s<strong>in</strong>d, denMenschen <strong>in</strong> der To<strong>des</strong>st<strong>und</strong>e verlassen, dann bleiben die Sünden,die er nicht bereute <strong>und</strong> nicht beichtete, an ihm festhaften <strong>und</strong>lassen ihn nicht los. Dann packt ihn der Jäger, das ist der Tod,mit dem verhaßten Jungen, das heißt, mit den Sünden <strong>und</strong> führt


201ihn <strong>in</strong> ewigen Tod <strong>und</strong> <strong>in</strong> die Verdammnis. Wer also weise ist,der tue Buße, solange es Zeit ist, <strong>und</strong> schiebe es nicht von Tagzu Tag auf, sich zum Herrn zu bekehren, weil uns nichts sogewiß ist als der Tod. Das sehen wir an vielen, die heute ges<strong>und</strong>s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> morgen tot zu Grabe getragen werden. Daher sprichtHieronymus: „Zögere nicht, dich zum Herrn zu bekehren, <strong>und</strong>warte mit de<strong>in</strong>er Buße nicht von e<strong>in</strong>em Tage zum andern, dennder Tod wird plötzlich kommen, <strong>und</strong> der Herr wird dich vernichten."Das wende von uns ab Gott, der Herr usw.190.Die Toten schützen e<strong>in</strong>en Priester.Wir lesen von e<strong>in</strong>em Priester,der e<strong>in</strong>en frommen Lebenswandelführte <strong>und</strong> nie e<strong>in</strong>e andere Messe als die für die Verstorbenenlesen wollte. Die anderen Priester <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de klagtenihn an, daß er ke<strong>in</strong>e andere als die Totenmesse zu lesen verstände.Und se<strong>in</strong> Bischof lud ihn vor, damit er sich verantwortete, warumer nie die Messen <strong>des</strong> Kirchenjahres <strong>und</strong> der Heiligen läse. Ererschien vor dem Bischöfe, versicherte, Gott <strong>und</strong> den armen Seelengegenüber <strong>in</strong> jeder Messe se<strong>in</strong>e Pflicht erfüllt zu haben, <strong>und</strong> batim Gebet jene Seelen um e<strong>in</strong> Zeugnis, daß er se<strong>in</strong>er Kirche durchdie Seelenmessen ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>trag getan habe. E<strong>in</strong>es Tages hieltsich der Bischof mit se<strong>in</strong>en Kaplänen <strong>und</strong> dem anderen Gefolgean dem Orte auf, wo jener Priester lebte. Se<strong>in</strong>e Ankläger hetztenden Bischof auf, er solle ihn aus se<strong>in</strong>er Kirche <strong>und</strong> dem Amteentfernen. Und schon wollte es der Bischof tun. Der Priesteraber rief ihn auf se<strong>in</strong>en Kirchhof. Da streckten alle Toten, diedort lagen, die Hände aus ihren Gräbern <strong>und</strong> bezeugten durchdieses W<strong>und</strong>er, daß sie durch die Messen jenes Priesters aus demFegefeuer befreit worden seien. Als der Bischof dieses W<strong>und</strong>ererblickte, warf er sich dem Priester zu Füßen <strong>und</strong> bat ihn umVerzeihung für alles, was er gegen ihn gesündigt hatte, <strong>und</strong> trugihm auf, nur Messen für die Verstorbenen zu lesen. Der Priestererfüllte se<strong>in</strong>e Pflicht <strong>in</strong> frommer Ges<strong>in</strong>nung, <strong>und</strong> auf die Fürbitteder Seelen, die er erlöst hatte, beschloß er se<strong>in</strong> Leben durch e<strong>in</strong>seligesEnde.


202191.Von e<strong>in</strong>em Priester, der zu selten beichtete.Es wird uns von e<strong>in</strong>em Priester erzählt, der von Jugend anre<strong>in</strong>en Herzens blieb, der aber, weil er frei von Sünden war, nichtwie es bei den Priestern Sitte ist, zwei- oder dreimal im Monat,sondern nur e<strong>in</strong>mal im Jahre beichtete. In e<strong>in</strong>er Nacht geschahes, daß dieser Priester vor das Gericht Gottes entrückt wurde. Eswar ihm, als erblicke er Christus auf e<strong>in</strong>em Throne auf e<strong>in</strong>emhohen Berge <strong>und</strong> neben ihm die Jungfrau Maria. Die ganze Weltaber stand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Tale,<strong>und</strong> jeder e<strong>in</strong>zelne mußte vor dem Eichterersche<strong>in</strong>en.Nach <strong>des</strong>sen Urteile wurden e<strong>in</strong>ige zur ewigen Seligkeit,andere aber zur ewigen Qual, wieder andere zum Fegefeuer geführt.Und auch jener Priester wurde vor den Richter gestellt<strong>und</strong> dazu verurteilt, <strong>in</strong>s Fegefeuer zu kommen. Da legte die seligeJungfrau Fürbitte für ihn e<strong>in</strong> <strong>und</strong> sprach zum Herrn: „Warum,lieber Sohn, schickst du ihn dah<strong>in</strong>? Er ist e<strong>in</strong> zarter Jüngl<strong>in</strong>g<strong>und</strong> wird solche Fe<strong>in</strong>en nicht ertragen. Er war von Jugend aufre<strong>in</strong>en Herzens <strong>und</strong> ist e<strong>in</strong> Priester <strong>und</strong> hat dir treu gedient <strong>und</strong>täglich am Altare de<strong>in</strong>en hochheiligen Leib gewandelt." Christuserwiderte : „Ich tue es <strong>des</strong>halb, weil er so selten beichtete. Aberauf de<strong>in</strong>e Bitten will ich ihm noch e<strong>in</strong>mal verzeihen." Der Priesterkam wieder zu sich, mied von da an diesen Fehler <strong>und</strong> erzähltevielen Geistlichen, was er gesehen hatte. Und auch sie bessertenihr Leben, legten viele Fehler ab <strong>und</strong> erlangten so das ewigeLeben. Das verleihe auch uns Gott der Vater usw.192.Warum Maria e<strong>in</strong>en Mönch nicht mit Weihwasser besprengte.Im Leben der Väter lesen wir, daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Bruder im Gebetvor se<strong>in</strong>em Bette stand. Da sah er, wie die selige Jungfrau vone<strong>in</strong>igen Jungfrauen begleitet durch den Schlafsaal schritt <strong>und</strong> dieBrüder <strong>und</strong> ihre Zellen aus e<strong>in</strong>em Weihwasserkessel, den e<strong>in</strong>eJungfrau trug, besprengte. An der Zelle e<strong>in</strong>es Bruders aber g<strong>in</strong>gsie vorüber, ohne ihn zu besprengen. Der Mönch, der diese Visionhatte, eilte h<strong>in</strong>, fiel der seligen Jungfrau zu Füßen <strong>und</strong> sprach:„Ich beschwöre dich, himmlische Frau, sage mir, wer du bist, <strong>und</strong>


203warum du diesen Bruder nicht besprengst." Und sie erwiderte ihm:„Ich b<strong>in</strong> die Mutter Gottes <strong>und</strong> komme ,die Brüder zu besuchen.Jenen Bruder habe ich <strong>des</strong>wegen nicht besprengt, weil er dazunicht vorbereitet ist. Geh <strong>und</strong> sage ihm, er solle sich vorbereiten.Ich habe diesen Orden besonders lieb <strong>und</strong> zwar hauptsächlich <strong>des</strong>wegen,weil ihr alles, was ihr tut oder sagt, mit e<strong>in</strong>em Marienlobbeg<strong>in</strong>nt <strong>und</strong> beendet. Deswegen liab ich für euch bei me<strong>in</strong>emSohne die Gnade erbeten, daß <strong>in</strong> diesem Orden niemand lange <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Todsünde verweilen kann, ohne daß man es merkt oder ersie büßt oder aus dem Kloster entfernt wird, damit er me<strong>in</strong>enOrden nicht befleckt." Nach diesen Worten verschwand Maria.Die Brüder aber besserten sich <strong>in</strong> allen ihren Fehlern <strong>und</strong> dientenGott <strong>und</strong> der seligen Jungfrau <strong>in</strong> wahrer Frömmigkeit.193.FrauWelt.E<strong>in</strong>st lebte e<strong>in</strong> vornehmer Kitter, der se<strong>in</strong>em Stande <strong>in</strong> allense<strong>in</strong>en Handlungen Ehre machte <strong>und</strong> der Welt diente. Und waser um <strong>des</strong> eitlen Weltruhmes oder um äußerer Ehren willen tunmußte, dazu war er mit all se<strong>in</strong>en Kräften von ganzem Herzenbereit. Zu jedem Lanzenbrechen <strong>und</strong> Speerkampfe, zu jeder ritterlichenÜbung, dieihm das Lob <strong>und</strong> den Kuhm der Welt e<strong>in</strong>brachte,war er geneigt. Als er so lange Jahre der Welt <strong>und</strong> ihrer Eitelkeitgedient hatte <strong>und</strong> alles, was <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Kraft stand, um der Weltw^illen getan hatte, ritt er e<strong>in</strong>st, um e<strong>in</strong>en Preis zu err<strong>in</strong>gen, ane<strong>in</strong>en Ort, avo viele Edle zusammenkommen sollten. Es traf sichaber, daß er durch e<strong>in</strong>en schönen Wald reiten mußte. Dort begegneteihm e<strong>in</strong> herrliches Weib, so schön, daß es ihm war, alshätte er nie <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben e<strong>in</strong> schöneres gesehen. Und er warbei ihrem Anblick so befangen, daß er sogar vergaß, sie zu grüßen.Die schöne Frau aber redete ihn an: „Herr Ritter, warum versagtihr mir euren Gruß?" Da erwiderte der Eitter: „Sei gegrüßt,herrliche Frau". Dann fragte er sie, wer sie wäre. „Ich b<strong>in</strong> jeneFrau", antwortete sie, „für die ihr so manche Heldentat verrichtethabt, der ihr so manchen Dienst erwiesen habt." „0 wie leid istes mir", sprach der Ritter, „daß ich für e<strong>in</strong>e so edle <strong>und</strong> sow<strong>und</strong>erbare Frau nie e<strong>in</strong>en Speer- <strong>und</strong> Lanzengang im Turnier


204oder sonst e<strong>in</strong>e ritterliche Tat vollführen durfte! Wie sehr hätteich mich gefreut, wenn ich so glücklich gewesen wäre." Die Frauaber erwiderte: „Ich b<strong>in</strong> jene Frau, für die ihr viele Abenteuerbestanden habt." Da fragte der Eitter: „Wer seid ihr, wie heißtihr? Ich möchte das all zu gern erfahren". „Ich werde Frau Weltgenannt <strong>und</strong> b<strong>in</strong> es auch", entgegnete die Frau. „Nie habe ich",sprach der Ritter, „e<strong>in</strong> herrlicheres Weib auf Erden gesehen."Und sie fuhr fort: „Herr Ritter, schaut euch nach Herzenslust me<strong>in</strong>eSchönheit <strong>und</strong> Pracht an.Stillt euer Verlangen an me<strong>in</strong>em Anblick."Nach e<strong>in</strong>er Weile sprach sie: „Nun habt ihr die Schönheit me<strong>in</strong>esAntlitzes geschaut. Das wird jeder loben, jeder wird sich daranerfreuen. Doch jetzt seht auch, wie ich im Rücken b<strong>in</strong>. Sehtmich von der anderen Seite." Sie wandte ihm den Rücken zu,<strong>und</strong> dem Ritter strömte solcher Pestgeruch entgegen, daß er fastdie Bes<strong>in</strong>nung verloren hätte. Er erblickte Kröten <strong>und</strong> Schlangen<strong>und</strong> unre<strong>in</strong>e Würmer, Kot <strong>und</strong> Schmutz <strong>und</strong> Unrat, der die Luftverpestete. Wie nun der Ritter all diesen unsagbaren Schmutz,den Moder <strong>und</strong> das abscheuliche Gewürm erblickt hatte, sprachdas Weib: „Das ist der Lohn, das s<strong>in</strong>d die Gaben, die ich me<strong>in</strong>entreuen Dienern am Ende reiche. Das s<strong>in</strong>d die Geschenke <strong>und</strong> Belohnungender Welt." Damit verschwand sie. Der Ritter aberkehrte um, ritt heim, entsagte der Welt <strong>und</strong> diente von nun anGott. So beschloß er se<strong>in</strong>e Tage <strong>in</strong> Frömmigkeit <strong>und</strong> rettete se<strong>in</strong>eSeele.194.Von e<strong>in</strong>er König<strong>in</strong>, die durch ihren Sohn aus den Händen <strong>des</strong>Teufels gerettet wurde.Es lebt e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> König, der über drei Reiche herrschte. Derhatte e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Sohn, den er auf die hohe Schule nach Parisschickte. Als dieser König starb ,erhoben sich alle Barone, Ritter<strong>und</strong> Adligen gegen die König<strong>in</strong> <strong>und</strong> nahmen ihre alle Länder,Städte, Burgen <strong>und</strong> Kastelle <strong>und</strong> ließen ihr nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige kle<strong>in</strong>eStadt, die ke<strong>in</strong>en Z<strong>in</strong>s brachte. Da kam der König<strong>in</strong> <strong>in</strong> ihremtiefen Leide der Gedanke, sich dem Teufel zu übergeben, um mitHilfe der bösen Geister das geraubte Gut wiederzugew<strong>in</strong>nen <strong>und</strong>sich an ihren Fe<strong>in</strong>den zu rächen. Das merkten die zwanzig oberstenTeufel, <strong>und</strong> ihr Herr, Asmodeus mit Namen, e<strong>in</strong> Jüngl<strong>in</strong>g von


205herrlicher Mannesgestalt, erschien der König<strong>in</strong> <strong>und</strong> sprach: „Wenndu tun willst, was du dachtest, dann wirst du mit unserer Hilfealles wiedererlangen. Sieh, obwohl man uns Teufel nennt, s<strong>in</strong>dwir doch so schöne Wesen, <strong>und</strong> wir haben e<strong>in</strong> ewiges Keich, dasaller Herrlichkeit voll ist. Blicke aufwärts." Sie blickte <strong>in</strong> dieHöhe, <strong>und</strong> sah Bilder von unsagbarer Wonne. „Zu dieser Wonnewerden wir dich führen, dorth<strong>in</strong> werden wir nach de<strong>in</strong>em TodeLeib <strong>und</strong> Seele geleiten." So sprachen die Teufel. Die König<strong>in</strong>versprach sich ihnen mit Leib <strong>und</strong> Seele. Dann fuhren die Teufelfort: „Wenn du uns angehören willst, dann schwöre ab dem Vater,dem Sohne <strong>und</strong> dem heiligen Geiste <strong>und</strong> jener Maria, die denweiten Mantel trägt." Und sie schwor ihnen ab, <strong>und</strong> die Teufelnahmen unter ihrer Zunge e<strong>in</strong> wenig Blut <strong>und</strong> schrieben zur Bekräftigunge<strong>in</strong>en Vertrag, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er von ihnen trug ihn alsbaldzu Luzifer, ihrem Herrn. Die anderen aber sprachen: „In de<strong>in</strong>emPalaste wirst du <strong>in</strong> allen Ecken Schätze f<strong>in</strong>den; <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>en Gold,<strong>in</strong> der anderen Silber, <strong>in</strong> der dritten prächtige Edelste<strong>in</strong>e, <strong>in</strong> dervierten andere Kle<strong>in</strong>ode. Mit diesen Schätzen kannst du alle de<strong>in</strong>eGegner überw<strong>in</strong>den. So wird dir im ersten Jahre wieder das ersteKönigreich <strong>in</strong> die Hände fallen. Daraus sollst du alle Kleriker<strong>und</strong> Priester <strong>und</strong> alle Mönche vertreiben, dann die Kirchen zerstören<strong>und</strong> die Laien, die |e<strong>in</strong> eheloses Leben gelobten, zur sündigenEhe verführen." Die König<strong>in</strong> g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> ihren Palast <strong>und</strong> fand e<strong>in</strong>eungeheure Menge Gold <strong>und</strong> Silber <strong>und</strong> wertvolle Sachen, wie ihrgesagt worden war, <strong>und</strong> unterwarf sich das Land <strong>und</strong> erfüllte alleBefehle <strong>des</strong> Teufels. So wurde sie im ersten Jahre wieder Herr<strong>in</strong><strong>des</strong> ersten Königreiches; dann vertrieb sie alle Kleriker, zerstörtedie Kirchen <strong>und</strong> verführte die Menschen zur Sünde. Im zweitenJahre erschienen ihr die Teufel wieder <strong>und</strong> sprachen: „Wenn dudas zweite Reich wiedererhalten willst, dann br<strong>in</strong>ge alle, die <strong>in</strong>den beiden Reichen leben, dazu, daß sie ihre Ehe auflösen <strong>und</strong>mit Mutter <strong>und</strong> Schwester <strong>und</strong> Verwandten sündigen, daß sie ke<strong>in</strong>Gesetz mehr anerkennen, sondern wie die Tiere untere<strong>in</strong>ander leben."Sie unterwarf sich auch das zweite Reich <strong>und</strong> erfüllte die Befehleder Teufel. Im dritten Jahre erschienen die bösen Geister wieder<strong>und</strong> sprachen: „Wenn du das dritte Reich zurückhaben willst,dann lasse alle Armen <strong>in</strong> den drei Reichen zusammenrufen, laßvierzig oder fünfzig Gruben machen mit dem Vorgeben, du wolltest


206so viele Kirchen stiften für das Seelenheil de<strong>in</strong>es Gatten, <strong>und</strong>wenn sie kommen, dann sollen sie <strong>in</strong> jene Gruben h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gestürztwerden." Und sie unterwarf sich auch das dritte Eeich <strong>und</strong> tat,was die Teufel befohlen hatten.Da seht nun diese Sünder<strong>in</strong>, die sich <strong>in</strong> solche Verbrechenstürzt, <strong>in</strong>dem sie zuerst Gott <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er lieben Mutter abschwört,dann die Geistlichen vertreibt <strong>und</strong> die Kirchen zerstört, dann dieEhen schändet <strong>und</strong> endlich die Armen umbr<strong>in</strong>gt. Wie soll sie dieBarmherzigkeit Gottes <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Mutter f<strong>in</strong>den, um der ewigenPe<strong>in</strong> zu entgehen? Ihr Sohn, der noch auf der hohen Schule ist,hört von diesen Vorgängen, <strong>und</strong> da er <strong>in</strong> der schwarzen Kunstwohlerfahren ist, ruft er e<strong>in</strong>en Teufel herbei <strong>und</strong> beschwört ihn,daß er ihm offenbare,wie se<strong>in</strong>e Mutter aus der Herrschaft vertriebenworden sei <strong>und</strong> nun wieder aus ihrer Armut zur Herrschaft überdie drei Keiche gelangt sei. Da spricht der Teufel: „Sie hatGott <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Mutter, die selige Jungfrau, verleugnet <strong>und</strong> sichuns mit Leib <strong>und</strong> Seele verschrieben, <strong>und</strong> wir haben ihr dazu verholfen."Das betrübte den Sohn von Herzen, <strong>und</strong> er beschwor denTeufel von neuem, daß er ihn ohne Schaden bis zum Hahnenschreivor den Palast se<strong>in</strong>er Mutter brächte. Der Teufel mußte es tun.Am Morgen wurde er vor se<strong>in</strong>e Matter vorgelassen <strong>und</strong> fand nachlanger Trennung als e<strong>in</strong>ziger Sohn e<strong>in</strong>e herzliche Aufnahme. JenenTag verlebten sie voll Freude, <strong>und</strong> der Sohn spricht noch nichtvon dem, was ihm am Herzen liegt. Am folgenden Tage aberspricht er zu se<strong>in</strong>er Mutter: „Wie ist das alles zugegangen? Wos<strong>in</strong>d de<strong>in</strong>e Geistlichen, wo die Kirchen?" Und die Mutter erwidertausweichend:„Ich habe Schätze gef<strong>und</strong>en, die de<strong>in</strong> Vater verborgenhatte, <strong>und</strong> damit alle me<strong>in</strong>em Dienste unterworfen." Doch derSohn spricht: „0 Mutter, welch Unglück ist es, daß du um solchenirdischen Prunk dich zur ewigen Qual verkauft <strong>und</strong> dem Teufelmit Leib <strong>und</strong> Seele überliefert hast !Laß ab von de<strong>in</strong>em Verbrechen,teuerste Mutter, <strong>und</strong> tue Buße." Doch se<strong>in</strong>e Mutter antwortete:„Wie könnte ich für so viele Verbrechen Buße tun, lieber Sohn,nachdem ich Millionen Seelen <strong>in</strong> die Hölle gestürzt habe?" DerSohn aber entgegnet: „Die Barmherzigkeit Gottes ist groß; erverwirft ke<strong>in</strong>en reuigen Sünder." „Gott <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Mutter habeich abgeschworen"; entgegnet die König<strong>in</strong>, „wie kann ich vonihnen Barmherzigkeit erlangen?" Der Sohn aber spricht: „Folge


207me<strong>in</strong>em Eate. Auch ich will <strong>in</strong> tiefem Schmerz bis zum Endeme<strong>in</strong>es Lebens für dich büßen." Mit diesen <strong>und</strong> ähnlichen Wortenruft er im Herzen se<strong>in</strong>er Mutter <strong>in</strong>nige Reue wach. Sobald aberdie Teufel merken, daß sie von Reue ergriffen wird, kommen sieherbei <strong>und</strong> tragen sie lebendig mit Leib <strong>und</strong> Seele von dannen,aber nicht <strong>in</strong> die Hölle, weil sie sich nach dem Rate ihres Sohnes<strong>in</strong> herzlicher Reue bekehrt hatte.Von da an führte der Sohn <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Schmerze e<strong>in</strong> äußerststrenges Leben <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>öde <strong>und</strong> tat so <strong>in</strong> Gebeten, Fasten <strong>und</strong>Tränen zehn Jahre lang Buße für se<strong>in</strong>e Mutter. Nach zehn Jahrenaber kam er nach Rom <strong>und</strong> trat vor den heiligen Papst Silvester<strong>und</strong> offenbarte ihm das Leben se<strong>in</strong>er Mutter von Anfang bis zuEnde. Dann bat er ihn, er möchte ihm mit sa<strong>in</strong>er heiligen Gewalthelfen. Da nahm der heilige Silvester e<strong>in</strong>en dürren Zweig<strong>und</strong> gab ihn dem Büßer mit den Worten: „Gehe mit diesemZweige auf den Berg Cälion, <strong>und</strong> wenn er Äpfel als Früchte trägt,so ist dies e<strong>in</strong> Zeichen, daß du de<strong>in</strong>er Mutter Hilfe br<strong>in</strong>genkannst." Das tat der Büßer auch; dann g<strong>in</strong>g er wieder für dreiJahre <strong>in</strong> die E<strong>in</strong>öde <strong>und</strong> übte strenge Buße. Darauf kehrte erzurück, um nach dem Zweige zu sehen, <strong>und</strong> er fand, daß es e<strong>in</strong>stattlich hoher Baum geworden war, der acht Äpfel trug. Dochwegen se<strong>in</strong>er Höhe konnte er die Äpfel nicht pflücken. Da beteteer: „0 lieber, barmherziger Gott <strong>und</strong> du gütige Mutter derBarmherzigkeit, wenn das e<strong>in</strong> Zeichen eurer Erbarmung ist, danngebt, daß ich auch von dem Baume e<strong>in</strong>e Frucht pflücken kann,um sie zum heiligen Silvester zu tragen, der mir den dürrenZweig gereicht hat." Und alsbald neigte sich der Baum, bis erdrei Äpfel gepflückt hatte. Diese trug er zum heiligen Silvesternach Rom. Da sprach der Papst zu ihm: „Sieh, dies s<strong>in</strong>d Worte<strong>des</strong> heiligen Geistes <strong>und</strong> Zeichen der Erbarmung Gottes. Bleibebei mir, <strong>und</strong> du sollst die heiligen Weihen empfangen. Dannwirst du als Priester durch die Hilfe der heiligen Meßopfer dieSeele de<strong>in</strong>er Mutter aus ihren Qualen befreien können." Als erzum Priester geweiht worden war <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e erste Messe feierte,wurde er während der heiligen Handlung entrückt <strong>und</strong> sah, vone<strong>in</strong>em Engel geleitet, se<strong>in</strong>e Mutter an e<strong>in</strong>er besonderen Stätte naheder Hölle <strong>in</strong> unaussprechlichen Qualen, <strong>und</strong> h<strong>und</strong>ert Fuß hoheFlammen schlugen über ihr empor. Der Anblick erfüllte den


208Sohn mit Schmerz <strong>und</strong> Schrecken. Die Mutter aber lachte <strong>in</strong>ihren Qualen. Da sprach der Sohn: „Mutter, wie kannst du <strong>in</strong>solcher Pe<strong>in</strong> noch lachen?" Und sie erwiderte: „Ich kann frohse<strong>in</strong> <strong>und</strong> lachen, weil ich würdig gewesen b<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>em solchenSohne das Leben zu schenken, der mich durch se<strong>in</strong>en Zuspruch zurEeue bestimmte, der mich durch se<strong>in</strong>e Buße <strong>und</strong> Gebete vor derHöllenpe<strong>in</strong> errettet hat <strong>und</strong> durch dreißig Messen aus me<strong>in</strong>er Qualerlösen wird. du me<strong>in</strong> lieber Sohn, wenn du dreißig Messenfür die Verstorbenen <strong>und</strong> die letzte zu Ehren der seligen Jungfraugelesen haben wirst, die alle<strong>in</strong> den mit me<strong>in</strong>em Blute geschriebenenVertrag von Luzifer zurückerhalten kann, dann wirddieser Vertrag auf den Altar herniederfallen. Daran sollst du erkennen,daß ich ganz von me<strong>in</strong>en Qualen erlöst b<strong>in</strong>." Daraufkam der Sohn wieder zu sich <strong>und</strong> tat, wie ihm die Mutter gesagthatte. Und Luzifer brachte den Vertrag zurück, <strong>und</strong> die Mutterward erlöst. Der Sohn aber wurde e<strong>in</strong> vortrefflicher Lehrer <strong>des</strong>Wortes Gottes <strong>und</strong> bekehrte die drei Reiche, die se<strong>in</strong>e Mutter vomGlauben abtrünnig gemacht hatte, zum Glauben Christi <strong>und</strong> dazunoch drei andere Reiche, baute die Kirchen wieder auf <strong>und</strong> richteteüberall den Gottesdienst wieder e<strong>in</strong>. So hatte er se<strong>in</strong>e Muttererlöst <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g selbst nach e<strong>in</strong>em seligen Ende <strong>in</strong>sReich Christi e<strong>in</strong>.195.Von e<strong>in</strong>em Reichen, der die Saaten der Armen vernichtete.In Brabant lebte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> sehr vornehmer Jüngl<strong>in</strong>g, der zwarweltlich ges<strong>in</strong>nt war, aber doch der seligen Jungfrau den e<strong>in</strong>enDienst erwies, daß er täglich fünfzig Ave betete. Dieser Jüngl<strong>in</strong>gwurde krank <strong>und</strong> starb. Als er lange tot dagelegen hatte, lebteer wieder auf <strong>und</strong> sprach zu dem Mönche, der bei se<strong>in</strong>em Lagerstand: „Hole mir schnell e<strong>in</strong>en Priester." Der Priester kommt, <strong>und</strong>der Jüngl<strong>in</strong>g bekennt vor allen, die zugegen s<strong>in</strong>d: „Ich wurdevor Christi Richterstuhl entrückt, <strong>und</strong> die Teufel warfen mir vorallem drei Sünden vor. Doch als das Urteil über mich gesprochenwerden sollte, da flehte die allergütigste Mutter Christi ihren Sohnan, er möchte me<strong>in</strong>e Seele <strong>in</strong> den Leib zurückkehren lassen, damitich Zeit zur Buße erhielte. Und diese Bitte wurde ihr gewährt. DieSünden aber, die mir vorgeworfen wurden, waren diese: erstens


209habe ich dem Priester den Zehnten von me<strong>in</strong>en Feldern <strong>und</strong>Gütern vorenthalten; zweitens habe ich mit me<strong>in</strong>en GefährtenFische aus den Gewässern der Mönche geraubt; drittens habe ichauf me<strong>in</strong>en Jagden die Saaten der Armen mit me<strong>in</strong>en H<strong>und</strong>envernichtet." Darauf entgegneten die Bauern, die so von ihm geschädigtworden waren: „Warum solltet ihr <strong>des</strong>wegen verdammtwerden, Herr, da wir euch diese Schuld aufrichtigen Herzens verziehenhaben?" Er jedoch sprach: „Eure Verzeihung reicht nichtaus, um mich zu retten, da ich reich genug b<strong>in</strong>, Ersatz zu leisten;daher durfte ich mich mit eurem Verzicht nicht zufrieden geben."Mit diesen Worten befahl er, daß man von se<strong>in</strong>em Gute denSchaden ersetze, <strong>und</strong> so verschied er <strong>in</strong> Frieden.196.Maria rettet e<strong>in</strong>en Enthaupteten vor der Hölle.In der Gegend um Rom lebte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Räuber, der vieleMenschen tötete. E<strong>in</strong>st schlief er am Meeresgestade; da fandenihn se<strong>in</strong>e Fe<strong>in</strong>de, <strong>und</strong> sie eilten herbei <strong>und</strong> schlugen ihm dasHaupt ab. Das Haupt aber rollte <strong>in</strong>s Tal h<strong>in</strong>unter <strong>und</strong> rief ohneUnterlaß mit angstvoller Stimme: „Heilige Jungfrau Maria, gib,daß ich aufrichtig beichten kann." Da der abgeschlagene Kopfdiese Worte laut rief, eilte e<strong>in</strong>er der Mörder h<strong>in</strong>ab zum Dorfe<strong>und</strong> holte e<strong>in</strong>en Priester. Der Geistliche aber wagt nicht eherzu dem Kopfe heranzutreten, bis dieser wieder zu se<strong>in</strong>em Körperzurückgetragen ist. Darauf spricht der Priester zu ihm: „Ichw<strong>und</strong>ere mich über das, was ich an dir sehe." Da spricht dieser: „Alsich noch lebte, hörte ich, daß jeder, der am Donnerstage oder amSonnabende zu Ehren der seligen Jungfrau Maria fastet, ohneallen Zweifel vor se<strong>in</strong>em Tode e<strong>in</strong>e aufrichtige Beicht ablegenmüsse. Und obschon ich e<strong>in</strong> Sünder war, hab ich das doch derseligen Jungfrau zu Ehren getan. Etwas anderes habe ich nicht getan,woran ich mich sonst noch er<strong>in</strong>nern könnte." Mit diesenWorten starb er <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g zu Christus <strong>in</strong> die ewige Seligkeit e<strong>in</strong>.197.Von dem Verdienste demütiger Nächstenliebe.E<strong>in</strong> heiligmäßiger E<strong>in</strong>siedler, der <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>öde vierzig Jahrelang e<strong>in</strong> heiliges Leben geführt hatte, bat e<strong>in</strong>st den Herrn, daßKlapper, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong>. 14


210er ihm zeige, wie groß e<strong>in</strong>st se<strong>in</strong> Lohn se<strong>in</strong> werde. Da antworteteihm die Stimme Gottes: „Bisher hast du noch nicht so viele Verdiensteerworben, wie e<strong>in</strong> Weib, das <strong>in</strong> der nächsten Stadt alsBader<strong>in</strong> lebt." Der E<strong>in</strong>siedler wollte nun wissen, was für e<strong>in</strong> Lebenjenes Weib führte, <strong>und</strong> so g<strong>in</strong>g er <strong>in</strong> die Stadt <strong>und</strong> traf sie, wiesie die Kranken badete, e<strong>in</strong>en Aussätzigen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Gr<strong>in</strong>digen,wie sie ihnen den Hunger stillte <strong>und</strong> die unre<strong>in</strong>en Köpfe salbte<strong>und</strong> dabei betete. Das Weib nahm den E<strong>in</strong>siedler <strong>in</strong> aller Demut<strong>und</strong> Bescheidenheit auf <strong>und</strong> wusch ihm die Füße. Sie hoffte, vonihm e<strong>in</strong>ige gute Lehren zu hören, <strong>und</strong> sprach zu ihm: „HeiligerVater, lehre mich etwas, wodurch me<strong>in</strong>e Seele <strong>in</strong> der Tugend gefördertwird." Er aber entgegnet: „Ich b<strong>in</strong> gekommen, um vondir erleuchtet zu werden." „Wie kannst du von mir erleuchtetwerden", spricht die Frau, „da ich doch nur e<strong>in</strong>e arme Bader<strong>in</strong>b<strong>in</strong>?" Und sie bewirtete ihn, so gut sie konnte. Am Abend abersprach e<strong>in</strong> Engel zum E<strong>in</strong>siedler: „Du wirst <strong>in</strong> dem gleichenRäume schlafen wie sie, damit du Zeuge <strong>des</strong>sen wirst, was mit ihrim verborgenen geschieht." Als sich der E<strong>in</strong>siedler zur Buhe gelegthatte <strong>und</strong> das Weib glaubte, daß er schlafe, warf sie sich imGebet nieder, <strong>und</strong> der Herr neigte sich über sie <strong>und</strong> schloß ihreSeele <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Arme <strong>und</strong> sprach zu ihr: „Komm <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Garten,geliebte Schwester, du me<strong>in</strong>e Taube. Ich befehle euch Engeln,daß ihr sie nicht erweckt oder aufwecken laßt, bis sie es selbstwill." Und so geschah es auch. Die ganze Nacht verweilte derHerr bei dieser se<strong>in</strong>er geliebten Seele. Als das der E<strong>in</strong>siedlersah, sprach er: „Ich habe gar ke<strong>in</strong> Verdienst, denn nie ist mir etwasGleiches widerfahren." Am nächsten Tage aber dient das Weibwieder den Kranken <strong>und</strong> Gebrechlichen. Als der E<strong>in</strong>siedler dieMahlzeit e<strong>in</strong>nehmen soll, da graut es ihm davor, weil er gesehenhat, daß sie mit ihren Händen den Unrat der mit Gr<strong>in</strong>den Behaftetenberührt hatte. Sie aber hielt ihm ihre Hände an die Nase,<strong>und</strong> von den Händen strömte e<strong>in</strong> solcher Duft aus, als ob der Duftaller edlen Spezereien von ihnen ausg<strong>in</strong>g, <strong>und</strong> der E<strong>in</strong>siedler sagte :„Wahrhaftig, <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Zelle habe ich nie solche Düfte wahrgegenommen."In der folgenden Nacht, als das Weib wieder imGebete auf der Erde h<strong>in</strong>gestreckt lag, sah der E<strong>in</strong>siedler, wie dieselige Jungfrau gleichsam vom Glänze der Sonne umstrahlt herniederstieg<strong>und</strong> sprach: „Freu dich, du me<strong>in</strong>e Tochter, du me<strong>in</strong>e


211Schwester; komm <strong>und</strong> lausche me<strong>in</strong>en Worten, bis der Tag anbricht<strong>und</strong> die Schatten der Nacht sich neigen." Das war für denE<strong>in</strong>siedler e<strong>in</strong>e neue Erleuchtung. Als sie aber <strong>in</strong> der drittenNacht im Gebet ausgestreckt lag, sah der E<strong>in</strong>siedler, wie sich dieHeiligen <strong>und</strong> die gesamte Kirche <strong>in</strong> ihrem Gebete mit den Gebetendieses Weibes vere<strong>in</strong>igten <strong>und</strong> ihre Bitten aufstiegen vordie Gottheit, so daß viele Seelen durch ihre Fürbitte aus demFegefeuer erlöst wurden. Am dritten Tage endlich forschte er e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glichnach, wie sie dazu gekommen sei, daß sie so hohe <strong>und</strong>so viele Gnaden verdiene. Sie aber wollte es ihm nicht offenbaren.Da sprach der E<strong>in</strong>siedler: „Die Stimme Gottes hat mich hierhergeschickt, um den Grad dieser Heiligkeit kennen zu lernen, <strong>und</strong>du wür<strong>des</strong>t all de<strong>in</strong> Verdienst vor dem Herrn verlieren, wenn dues mir nicht genau offenbarst." Darauf erzählte ihm das Weib:„Ich b<strong>in</strong> die Liebl<strong>in</strong>gstochter e<strong>in</strong>es Königs gewesen. Aber als iche<strong>in</strong>sah, daß alles Irdische vergänglich ist, habe ich der irdischenHerrschaft <strong>und</strong> all ihrer Pracht entsagt. Heimlich verließ ichme<strong>in</strong>e Eltern <strong>und</strong> entfloh <strong>und</strong> kam <strong>in</strong> diese fremde Stadt, wo ichden Armen, wie du siehst, seit dreißig Jahren diene. Was ichdurch me<strong>in</strong>e Arbeit verdiente,habe ich für die Armen h<strong>in</strong>gegeben."Darauf bat der E<strong>in</strong>siedler: „Offenbare mir etwas von den Gnaden,die dir Gott für de<strong>in</strong>e Tugenden erweist." Und sie sprach: „Wennich <strong>in</strong> der Messe b<strong>in</strong> <strong>und</strong> der Leib Christi vom Priester emporgehobenwird, dann sehe ich den Sohn der Jungfrau gleichsamausgestreckt am Ki'euze <strong>in</strong> den Händen <strong>des</strong> Priesters, <strong>und</strong> wenner den Leib Christi zu sich nimmt, dann geht Christus auch <strong>in</strong>me<strong>in</strong>en M<strong>und</strong> e<strong>in</strong>. Und wenn der Priester den Friedenskuß gibt,dann wird er auch mir von der seligen Jungfrau <strong>und</strong> dem heiligenJohannes gegeben. Das stärkt mich so, daß ich ke<strong>in</strong>e Sünde begehe<strong>und</strong> me<strong>in</strong>e Ke<strong>in</strong>heit nicht verlieren kann." Da ruft der E<strong>in</strong>siedler:„0 wie groß ist de<strong>in</strong>e Heiligkeit, <strong>und</strong> wie groß ist dieGnade Gottes <strong>in</strong> dir!" So erzählte sie ihm noch manches von ihremZustande. „Nichts von alle dem", entgegnet ihr der E<strong>in</strong>siedler,„ist mir bisher geschehen. Ich will heimkehren <strong>und</strong> nie wiederan Gott e<strong>in</strong>e so vermessene Bitte richten; denn noch habe ich <strong>in</strong>mir ke<strong>in</strong>en Beweis der göttlichen Gnade gefühlt,während du mitten<strong>in</strong> der Welt, mitten im Feuer, <strong>und</strong> doch unversehrt, dich so re<strong>in</strong>bewahren <strong>und</strong> Gott so fromm dienen konntest."14*


212198.Wie sich Maria über nachlässiges Gebet beldagte.E<strong>in</strong>st lebte <strong>in</strong> England e<strong>in</strong> sehr eifriger <strong>und</strong> äußerst frommerMönch, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e schwere Krankheit fiel <strong>und</strong> vor den RichterstuhlGottes entrückt wurde. Da hörte er, wie sich die seligeJungfrau über jene Menschen beklagte, die das Breviergebet nachlässig<strong>und</strong> die Tagzeiten unandächtig verrichteten. Ihr Sohnsprach darauf zu ihr: „Wir wollen diesen hier zu se<strong>in</strong>en Brüdernsenden; er soll sie warnen, daß sie diesen Fehler meiden." Undder entrückte Mönch kam wieder zu sich <strong>und</strong> richtete sich aufse<strong>in</strong>em Lager auf, kündete, was er gehört hatte, <strong>und</strong> ermahnte se<strong>in</strong>eMitbrüder <strong>und</strong> alle Geistlichen, die Tagzeiten der seligen Jungfrauandächtig zu beten. Nach diesen Mahnungen starb er wieder,<strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Seele ruht <strong>in</strong> Frieden.199.Das Gesicht <strong>des</strong> Priesters Ravenus.In e<strong>in</strong>er Stadt lebte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Priester, Ravenus mit Namen,der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e schwere Krankheit fiel. Als er schon im To<strong>des</strong>kampflag, rief er aus: „Wehe euch Priestern, die ihr den Gottesdienstnachlässig verrichtet! Die Seelen im Fegefeuer beklagen sich darüber,daß ihr ihnen nur langsam <strong>und</strong> widerwillig zukommen laßt,was ihr ihnen schuldet; <strong>und</strong> auch die selige Jungfrau beklagt sichbei ihrem Sohne über euch; denn ihr betet das wenige, was <strong>in</strong>ihren Tagzeiten steht, nur säumig <strong>und</strong> unandächtigen Herzens.Daher gilt auch euer Gottesdienst nichts im Himmel. Und so rateich euch, bemüht euch, euren Gottesdienst mit größerer Frömmigkeitzu verrichten, sonst wird euch dafür von Gott ke<strong>in</strong> Lohn werden."Als er dies gesprochen hatte, entschlief er im Herrn.200.Wie der heilige Andreas e<strong>in</strong>en Bischof vor dem Teufel errettete.Wir lesen, daß der heilige Andreas e<strong>in</strong>st von e<strong>in</strong>em Bischöfe<strong>in</strong> besonderer Weise verehrt wurde. Dieser Bischof gab je<strong>des</strong> Almosenaus Liebe zu Christus <strong>und</strong> zum heiligen Andreas; <strong>und</strong> auch


213sonst lebte er <strong>in</strong> der Furcht <strong>und</strong> im Dienste Gottes. Da geschahes, daß ihn e<strong>in</strong>st der Teufel <strong>in</strong> der Gestalt e<strong>in</strong>er Jungfrau aufsuchte,die vorgab, bei ihm beichten zu wollen. Der Bischof ließder Jungfrau sagen, sie solle sich an se<strong>in</strong>e Untergebenen wenden.Sie aber wollte niemand anderem als dem Bischöfe alle<strong>in</strong> beichten.So wurde sie vorgelassen. Und sie erzählte dem Bischöfe, sie seidie Tochter e<strong>in</strong>es vornehmen Herrn <strong>und</strong> habe ewige Keuschheitgelobt. Und sie erzählte noch manches andere, <strong>und</strong> der Bischof ludsie schließlich zum Frühstück e<strong>in</strong>. Sie aber erwiderte: „Darankann ich nicht teilnehmen, denn wenn ich alle<strong>in</strong> mit euch speisenwollte, dann könnte man euch verdächtigen." Der Bischof aberentgegnete: „Es sollen noch viele andere mit uns speisen, damituns niemand zu verdächtigen wagt." Und so speisten sie geme<strong>in</strong>sam.Die Jungfrau setzte sich dem Bischöfe gegenüber, <strong>und</strong>niemand ahnte, daß es der Teufel war, der unter dieser Gestaltden Bischof zu verführen trachtete. Und es kam so weit, daß derBischof solches Gefallen an der Jungfrau fand, daß er be<strong>in</strong>ahe zusündhaften Gedanken verleitet wurde. Aber unser Beschützer JesusChristus ließ ihn nicht ganz <strong>in</strong> sündige Begierden fallen. Denn<strong>in</strong> diesem Augenblick klopfte e<strong>in</strong> Fremder an die Tür <strong>des</strong> bischöflichenPalastes, das war der heilige Andreas. Der bat, man möchte ihmE<strong>in</strong>laß gewähren. Der Pförtner aber eilte zum Bischöfe <strong>und</strong> fragteihn, ob er den Fremden here<strong>in</strong>lassen dürfte. Der Bischof verbietetes. Doch der Fremde klopft von neuem <strong>und</strong> bittet mit lauterStimme um E<strong>in</strong>laß, so daß der Pförtner wiederum den Bischoffragt, ob er ihm öffnen solle oder nicht. Da überlegen <strong>des</strong> BischofsGäste, was man tun solle, <strong>und</strong> schließlich fragen sie die Jungfrau,was sie wünsche. Und diese, das heißt, der Teufel, spricht: „DerFremde soll nicht e<strong>in</strong>gelassen werden, wenn er nicht sagen kann,welches das gewaltigste Zeichen ist, das Gott unter den ger<strong>in</strong>gstenZeichen schuf." Der Pförtner eilt h<strong>in</strong> <strong>und</strong> fragt den Fremden,was das sei. Der Fremde aber, der ja ke<strong>in</strong> anderer als der heiligeAndreas ist, antwortet ihm: „Dieses, daß Gott die Menschen alle<strong>in</strong> verschiedenen Gestalten schuf, so daß nicht eii) Mensch demanderen gleicht,sondern sich jeder von dem anderen unterscheidet."Der Pförtner teilt dem Bischöfe diese Antwort mit, <strong>und</strong> alle sprechen,er habe diese Frage trefflich beantwortet. Die Jungfrau aber läßtvon neuem fragen, wo die Erde erhabener sei als der Himmel.


214Der heilige Andreas erwidert:„Das ist jene Stelle an Gottes Thron,wo Gott <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er irdischen Menschengestalt sitzt." Die Jungfrauaber stellt noch e<strong>in</strong>e dritte Frage: „Wie viele Meilen s<strong>in</strong>d es vondem Himmel bis zur Erde?" Da antwortet der heilige Andreasdem Pförtner: „Geh <strong>und</strong> sage dem Frager, das müsse er ambesten wissen, da er selbst die Gelegenheit gehabt hat, sie zuzählen." Als der Pförtner diese Antwort überbracht hatte, dachtenalle Gäste darüber nach, was dies wohl zu bedeuten hätte. DieJungfrau aber entfernte sich, ohne daß man f<strong>in</strong>den konnte, woh<strong>in</strong>sie gegangen sei oder wo sie wäre. Und so erkannten alle, daßes der Teufel gewesen se<strong>in</strong> müsse. Da erhob sich der Bischof <strong>und</strong>eilte zur Tür, um zu sehen, ob jener Fremde noch draußen stände.Doch man fand auch ihn nicht mehr, denn er hatte nicht e<strong>in</strong>tretenwollen. Da bat der Bischof Gott <strong>in</strong>nig um die Gnade, ermöchte ihm offenbaren, wer jener Fremde gewesen sei. Und se<strong>in</strong>Gebet fand Erhörung, denn der heilige Andreas offenbarte ihm,daß er jene Fragen beantwortet habe.201.Wie e<strong>in</strong>e Herr<strong>in</strong> durch treue Diener gerrettet wurde.Zwei Sklaven merkten, daß die Stadt, <strong>in</strong> der sie mit ihrerHerr<strong>in</strong> lebten, von den Fe<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>genommen werden würde, <strong>und</strong>entflohen zu den Fe<strong>in</strong>den, <strong>in</strong>dem sie sich den Ansche<strong>in</strong> gaben, alsob sie zur fe<strong>in</strong>dlichen Partei gehörten. Als aber die Stadt <strong>in</strong> dieHände der Fe<strong>in</strong>de gefallen war, eilten sie zum Hause ihrer Herr<strong>in</strong>h<strong>in</strong> <strong>und</strong> schleppten sie gleichsam mit Gewalt <strong>und</strong> unter Schimpfwortenheraus. Und als die Fe<strong>in</strong>de fragten, was das für e<strong>in</strong> Weibsei, erwiderten sie, das wäre e<strong>in</strong>e Übeltäter<strong>in</strong>, die sie h<strong>in</strong>ausschleppten,um sie zu Tode zu quälen. So ließen sie die Fe<strong>in</strong>deunbehelligt aus der Stadt entkommen. Auf solche Weise brachtensie das Leben ihrer Herr<strong>in</strong> <strong>in</strong> Sicherheit.202.Von den drei Häusern der Römer.Es ist zu merken, daß es e<strong>in</strong>st bei den Römern drei Häusergab. Das e<strong>in</strong>e war für die Ratsherren bestimmt, <strong>und</strong> dieses Haus


215war aus Gold <strong>und</strong> voll von Spiegeln,<strong>und</strong> der Gr<strong>und</strong> dafür war der,daß die Katsherren die Leiter <strong>des</strong> Volkes waren. Dem Leiter abergeziemt es, se<strong>in</strong> Leben zu beobachten, weil alle andern auf se<strong>in</strong>Leben blicken <strong>und</strong> sich nach ihm richten. Daher sollen sich dieLeiter hüten, den anderen e<strong>in</strong> böses Beispiel zu geben.Das zweite Haus war das der Philosophen. Dieses war ausKristall, <strong>und</strong> der Gr<strong>und</strong> dafür war der, daß die Philosophen <strong>in</strong>ihrem Leben <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihrer Weisheit ebenso klar, leuchtend <strong>und</strong>re<strong>in</strong> se<strong>in</strong> sollen, wie e<strong>in</strong> Kristall klar, leuchtend <strong>und</strong> re<strong>in</strong> erglänzt.Das dritte Haus jedoch war das der alten Krieger, die tapferfür den Staat gekämpft <strong>und</strong> dadurch dem Lande <strong>und</strong> dem VolkeEhre erworben hatten. So war es billig, daß der Staat auch sie<strong>in</strong> ihrem Alter ehrte, nachdem sie ihre ganze Jugendkraft dah<strong>in</strong>gegebenhatten, um dem Staate zu dienen. Und ihr Haus warebenso prächtig wie das erste.Auch Gott hat viele Häuser. Das erste, das voll Spiegel ist,das ist das Empyreum, der Himmel, <strong>in</strong> dem die Lenker der Kirchewohnen, deren Leben die Gläubigen betrachten, um es nachzuahmen<strong>und</strong> so selig zu werden. Das zweite Haus ist der kristalleneHimmel, <strong>in</strong> dem die Mönche wohnen, die re<strong>in</strong>en Herzens <strong>und</strong> re<strong>in</strong>enLeibes leben sollen, leuchtend durch den guten Ruf ihres heiligenLebens, berühmt durch ihre Lehre. Das dritte Haus ist der gestirnteHimmel, <strong>in</strong> dem alle guten <strong>und</strong> gerechten Laien wohnen,die Gott <strong>in</strong> dieser Welt dienen. Und mit diesen drei Arten vonMenschen sucht Gott se<strong>in</strong> Haus zu füllen.203.Wie die Alten die Sonne darstellten.Makrobius berichtet uns, daß die Alten die Sonne unter dreiBildern darzustellen pflegten. Das e<strong>in</strong>e Bild wurde vom Volke,das andere von den Philosophen, das dritte von den Dichtern gewählt.Das Volk stellte die Sonne unter dem Bilde e<strong>in</strong>es Knabendar, der große Flügel trug. Der Gr<strong>und</strong> dafür war aber der, daßman glaubte, wer unter der Sonne geboren sei, der werde gewandt<strong>und</strong> schnell <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Handlungen. Die Philosophen stellten dagegendie Sonne unter dem Bilde e<strong>in</strong>es Menschen dar, der vondem Klange vieler Instrumente umtönt wird. Der Gr<strong>und</strong> dafür


216war der, dnß jeder Weltkörper durch se<strong>in</strong>e Bewegung e<strong>in</strong>en Tonerzeugt <strong>und</strong> daß so e<strong>in</strong>e anmutige Melodie entsteht; die Sonneaber steht mit ihrem Tone <strong>in</strong> der Mitte der anderen. Die Dichterendlich stellten die Sonne als e<strong>in</strong>en Dichter dar, der mitten untergroßen Menschen an e<strong>in</strong>er Tafel speist <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Börse öffnet, umGeld daraus zu spenden. Dazu erzählten die Dichter die folgendeGeschichte: Die Menschen, die jetzt schwarz s<strong>in</strong>d, hätten e<strong>in</strong>stdie Sonne e<strong>in</strong>geladen, mit ihnen zu speisen, <strong>und</strong> da die Sonne dieHaut bräunt, seien sie dabei schwarz geworden; doch habe ihnendie Sonne große Keichtümer geschenkt.Unter diesen Bildern haben wir uns Christus vorzustellen, derdie wahre Sonne der Gerechtigkeit ist <strong>und</strong> der diese drei Bilder<strong>in</strong> sich vere<strong>in</strong>t. Er hat gewaltige Flügel, mit denen er die Weltdurchfliegt, um zu suchen, wen er retten könne, denn er hat sichuns versprochen. Er zeigt sich uns unter dem zweiten Bilde, denner geruhte nicht nur unter den Menschen zu wandeln, die schwarzvor Sünden waren, sondern er aß auch an ihrem Tische <strong>und</strong>spendete ihnen <strong>des</strong> Himmels Schätze.204.DasPhilosophentor.Wir lesen <strong>in</strong> den Geschichten der Alten, daß <strong>in</strong> der StadtAthen an dem Tore, wo sich die Philosophen gewöhnlich zusammenfanden,folgende Inschrift stand: „Fürchte die Bäume <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong>,fliehe die Bäume <strong>des</strong> Fel<strong>des</strong>, freue dich über die Bäume <strong>des</strong>Gartens." In der heiligen Schrift wird der Mensch mit e<strong>in</strong>emBaume verglichen, da es heißt: „Ich sah die Menschen wie wandelndeBäume." Der Waldbaum ist, so lange er lebt, ohne Nutzen, weiler ke<strong>in</strong>e Früchte trägt, aber wenn er umgehauen ist, dann nützter als Brennholz <strong>und</strong> dient zu manchem Gerät, das der Tischleraus ihm fertigt. So gleicht er dem Sünder, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Lebenke<strong>in</strong>e Frucht guter Werke trägt <strong>und</strong> daher unnütz bleibt <strong>in</strong> dieserWelt. Deshalb wird er wie e<strong>in</strong> unfruchtbarer Baum dazu bestimmt,verbrannt zu werden, <strong>und</strong> zwar im Feuer der ewigen Verdammnis.Der Baum <strong>des</strong> Fel<strong>des</strong> trägt zwar Früchte, doch br<strong>in</strong>gter sie nicht zum Keifen, denn da er jedem zugänglich ist, werdense<strong>in</strong>e Früchte mit Ste<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Stöcken heruntergeschlagen <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e


217Zweige abgerissen. Daher steht mit Recht an jenem Tor: „Fliehedie Bäume <strong>des</strong> Fel<strong>des</strong>", wenn du willst, daß se<strong>in</strong>e Früchte reifensollen. Dieser Baum gleicht dem Menschen, der unter anderenMenschen wandelt <strong>und</strong> manches gute Werk vollbr<strong>in</strong>gt,aber durchdie Ste<strong>in</strong>e der Kümmernisse dieser Welt <strong>und</strong> die Stöcke der Versuchungen<strong>des</strong> Teufels geh<strong>in</strong>dert, nicht ausharrt im Guten. DerBaum <strong>des</strong> Gartens aber, der wohl umzäumt ist, nützt <strong>und</strong> trägtFrucht <strong>und</strong> läßt die Frucht zur Keife kommen. Daher steht mitgutem Gr<strong>und</strong> geschrieben:„Freu dich über die Bäume <strong>des</strong> Gartens."Dieser Baum stellt den Menschen vor, der sich fern hält vom Verkehrmit den Menschen, um würdige Früchte zu tragen <strong>und</strong> siezu bewahren bis zur Zeit der Reife.205.Von e<strong>in</strong>em Nackten, der vor den Menschen floh.Man liest <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er griechischen Geschichte, daß mehrereMenschen e<strong>in</strong>st durch e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>öde kamen. Dort erblickten siee<strong>in</strong>en Nackten, der bei ihrem Anblicke alsbald die Flucht ergriff.Sie liefen h<strong>in</strong>ter dem Fliehenden her, bis dieser e<strong>in</strong>sah, daß erihnen nicht entgehen konnte. Da blieb er stehen, <strong>und</strong> sie kamenan ihn heran <strong>und</strong> fragten ihn, warum er vor ihnen davongelaufensei. Er aber trug ihnen folgende Geschichte vor : In se<strong>in</strong>er Heimathabe e<strong>in</strong> König gelebt, der e<strong>in</strong>en Turm voll Gold hatte, den erdurch Wächter sorgsam bewachen ließ. Dieser Turm besaß dieEigenschaft, daß Diebe <strong>und</strong> Räuber auf ke<strong>in</strong>e Weise <strong>und</strong> mit ke<strong>in</strong>emWerkzeuge auch nur den kle<strong>in</strong>sten Ste<strong>in</strong> aus ihm herausbrechenkonnten <strong>und</strong> somit auch nichts zu entwenden vermochten, solangedie Wächter nicht schliefen. Sobald aber die Wächter <strong>in</strong> Schlafversunken wären, dann hätte man die Mauern nicht nur mit Eisenwerkzeugenerbrechen <strong>und</strong> den Schatz davontragen können, sonderne<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Blick hätte dann schon genügt, um die Turmmauernzum Zusammensturz zu br<strong>in</strong>gen. Der König wußte das <strong>und</strong> gabdem Wächter e<strong>in</strong>en Edelste<strong>in</strong>. Dieser besaß die Kraft, daß werihn <strong>in</strong> den Händen hielt, nicht e<strong>in</strong>schlafen konnte. Aber der Schlafüberkam den alsbald, der den Ste<strong>in</strong> aus se<strong>in</strong>en Händen fallen ließ.Und damit die Wächter wohl darauf achteten, drohte er dem dieTo<strong>des</strong>strafe an, der den Ste<strong>in</strong> zur Erde fallen ließe. E<strong>in</strong>es Tages


218nun war ich dort auf Wache <strong>und</strong> hielt den Edelste<strong>in</strong>. Und alsich so den Turm schon mehrere Tage bewacht hatte, da fiel derSte<strong>in</strong> zufällig aus me<strong>in</strong>er Hand. Und alsbald drangen Diebe e<strong>in</strong><strong>und</strong> schleppten e<strong>in</strong>en großen Teil <strong>des</strong> Schatzes h<strong>in</strong>weg. Da erwachteich, <strong>und</strong> mich überkam die Angst vor dem strengen Urteile<strong>des</strong> Königs, <strong>und</strong> ich entfloh <strong>in</strong> diese E<strong>in</strong>öde. Als ich euch nunsah, da glaubte ich, ihr wäret die Diener jenes Königs, <strong>und</strong> ergriffdie Flucht vor euch, damit ich nicht gefangen <strong>und</strong> vor den Königgeführt würde, dem durch me<strong>in</strong>e Nachlässigkeit e<strong>in</strong> solcher Schatzverloreng<strong>in</strong>g.Als jene Menschen die Geschichte vernommen hatten, batensie ihn um ihre Deutung. Und er deutete sie ihnen auf folgendeWeise: Dieser König ist Gott, der König der Könige <strong>und</strong> der Herrder Heerscharen. Der Turm ist der Mensch, <strong>in</strong> den Gott e<strong>in</strong>engroßen Schatz von Gnaden <strong>und</strong> Tugenden legte. Der Wächter,der den Turm hüten soll, ist der Verstand oder die Vernunft. Solangedie Vernunft wacht, können die Diebe, das s<strong>in</strong>d die Laster <strong>und</strong>Sünden, nicht <strong>in</strong> den Turm h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>und</strong> den Schatz der Gnaden<strong>und</strong> Tugenden rauben. Doch sobald die Vernunft <strong>in</strong> Schlaf vers<strong>in</strong>kt,treten die Laster <strong>und</strong> Sünden e<strong>in</strong> <strong>und</strong> rauben Gnaden <strong>und</strong>Tugenden. Daher mahnt uns der Herr, zu wachen im Lichte,<strong>in</strong>dem er spricht: „Wenn der Hausvater wüßte, zu welcher St<strong>und</strong>eder Dieb kommt, dann würde er wachen <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Haus nichtdurchwühlen lassen." Deshalb gab er uns e<strong>in</strong>en Edelste<strong>in</strong>, das istdas Gedächtnis <strong>des</strong> To<strong>des</strong>, das uns vor dem Schlafe der Sündebewahrt, wie es <strong>in</strong> der heiligen Schrift heißt: „Gedenke der letztenD<strong>in</strong>ge, <strong>und</strong> du wirst <strong>in</strong> Ewigkeit nicht sündigen." Wem dieser Edelste<strong>in</strong>entfällt <strong>und</strong> wem so der Schlaf der Sünde <strong>in</strong>s Herz zieht, derwird sterben, „denn der Sold der Sünde ist der Tod". „Die Sünde,sobald sie getan ist, zeugt den Tod." Und dann fuhr ich weiterfort: Als ich sah, daß ich den Sündenschlaf geschlafen <strong>und</strong> dieGnade Gottes verloren hatte, fürchtete ich beim Erwachen das Urteil<strong>des</strong> ewigen Königs <strong>und</strong> tat Buße <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>öde, <strong>in</strong> die ichentflohen war, <strong>und</strong> bat Gott <strong>in</strong>nig, daß er mir für me<strong>in</strong>e SündenVerzeihung gewähren möchte.


219206.Von den H<strong>und</strong>en <strong>und</strong> den Krokodilen.Man liest, daß es <strong>in</strong> Ägypten e<strong>in</strong>en Fluß gibt, <strong>in</strong> dem giftigeSchlangen wohnen, die man Krokodile nennt. Wenn die ägyptischenH<strong>und</strong>e zu dem Flußufer kommen <strong>und</strong> tr<strong>in</strong>ken wollen, danntun sie es nur im schnellen Laufe, gleichsam als hätte ihnen dieNatur die Furcht e<strong>in</strong>gegeben, die Krokodile möchten, während sietr<strong>in</strong>ken, über sie herfallen.Der Fluß, der voll von Krokodilen ist, ist die Welt, die vollvon Teufeln <strong>und</strong> bösen Menschen <strong>und</strong> allen Arten von Sünden ist.Deswegen sollen wir im Laufen von dem Wasser dieses Flussestr<strong>in</strong>ken, „wie e<strong>in</strong> Strom, der die Erde durchströmt", ohne uns <strong>in</strong>den Freuden <strong>und</strong> Ehren der Welt zu verweilen; sondern wir sollenzufrieden mit dem Nötigsten se<strong>in</strong>, wie der Apostel spricht, „daßwir fliehen den Überfluß dieser Welt" <strong>und</strong> den giftigen Krokodilen,das heißt, den Sünden entgehen <strong>und</strong> unser Ziel, die ewige Seligkeit,erreichen. Denn der Apostel spricht: „Er g<strong>in</strong>g davon <strong>und</strong> entfloh<strong>und</strong> wurde gerettet."207.Von Alexanders Vater <strong>und</strong> se<strong>in</strong>em Fre<strong>und</strong>e.Julius Sextus schreibt, daß der Vater Alexanders e<strong>in</strong>en treuenFre<strong>und</strong> besaß, der Pekmas hieß. Dieser geriet <strong>in</strong> Armut, <strong>und</strong> daer sah, daß ihm der König nicht zu Hilfe kam, verließ er <strong>des</strong>senHof. Die anderen Höfl<strong>in</strong>ge sahen das <strong>und</strong> sprachen zumKönige: „Hüte dich vor ihm, da er sich von de<strong>in</strong>em Hofe entfernthat." Der König aber erwiderte: „Wenn ich e<strong>in</strong> krankes Gliedan me<strong>in</strong>em Leibe hätte, dann würde ich es doch nicht abschneidenlassen, sondern es zu heilen versuchen.Der Ritter war me<strong>in</strong> Fre<strong>und</strong>,<strong>und</strong> ich weiß nicht, warum er sich vom Hofe entfernt hat; daherwill ich ihn wieder zurückgew<strong>in</strong>nen." Und er ließ ihn rufen <strong>und</strong>sprach zu ihm: „Warum verkehrst du nicht an me<strong>in</strong>em Hofe wiefrüher?" Er aber antwortete: „Herr, ich war reich, nun aber b<strong>in</strong>ich arm, <strong>und</strong> daher schäme ich mich, vor dich zu treten." Da


220beschenkte ihn der König reichlich, <strong>und</strong> er wurde se<strong>in</strong> treuesterDiener.Dies ist geistlich zu deuten. Das menschliche Geschlecht warGottes liebster Fre<strong>und</strong>, aber durch die Sünde wurde es von ihmentfremdet <strong>und</strong> wandelte nicht mehr im Reiche <strong>des</strong> Herrn. Gottaber wollte wie der König das kranke Glied heilen. Daher kamer <strong>in</strong> diese Welt <strong>und</strong> nahm Menschengestalt an <strong>und</strong> rettete so dieMenschheit.208.Von dem Adler <strong>und</strong> dem Phönix.Durch die heilige Betrachtung wird der Mensch im Geistewiedergeboren wie der Adler, von dem erzählt wird, daß er sich,wenn er bejahrt <strong>und</strong> träge wird, empor zur Sonne schw<strong>in</strong>gt. Dannöffnen sich die Poren se<strong>in</strong>er Flügel, <strong>und</strong> alsbald taucht er h<strong>in</strong>ab<strong>in</strong>s Wasser, <strong>und</strong> die alten Federn fallen heraus <strong>und</strong> neue wachsenan ihrer Stelle.Durch die Barmherzigkeit aber wird der Mensch wiedergeborenwie der Phönix, von dem man erzählt, daß er, wenn er alt gewordenist, sich aus duftendem Holze e<strong>in</strong> Feuer zurichtet <strong>und</strong> sichh<strong>in</strong>e<strong>in</strong>stürzt <strong>und</strong> dar<strong>in</strong> verjüngt <strong>und</strong> wiedergeboren wird.209.Von dem Jüngl<strong>in</strong>ge, der ke<strong>in</strong>en irdischen Vater hatte.Wir lesen <strong>in</strong> der Geschichte der Briten: E<strong>in</strong> König wolltee<strong>in</strong>en Turm bauen lassen. Aber was die Maurer an e<strong>in</strong>em Tagefertig stellten, das verschlang am nächsten Tage die Erde wieder.Die Magier rieten dem Könige, er solle nach e<strong>in</strong>em Jüngl<strong>in</strong>geforschen lassen, der ke<strong>in</strong>en irdischen Vater hätte. Wenn er mitdieses Jüngl<strong>in</strong>gs Blute die Ste<strong>in</strong>e <strong>und</strong> den Mörtel besprengte, dannwürden sie für den Turm e<strong>in</strong> festes F<strong>und</strong>ament abgeben.Das bedeutet im geistlichen S<strong>in</strong>ne: Vor dem Leiden Christiwurde alles, was auf Erden gerecht lebte, wie jenes Bauwerk von derErde, das heißt, von der Vorhölle verschlungen, bis die Be-


221Sprengung mit Christi Blute, der ke<strong>in</strong>en irdischen Vater hatte, dieErlösungbrachte.210.Der Engel <strong>und</strong> der E<strong>in</strong>siedler.Höre e<strong>in</strong>e Geschichte, warum Gott den Bösen die Herrschaftgibt. Es lebte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedler, der w<strong>und</strong>erte sich, warumGott auf Erden die Guten von den Bösen plagen <strong>und</strong> die Bösenüber sie herrschen ließe, <strong>und</strong> er bat Gott, er möchte diesen Zweifel<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Gerechtigkeit von ihm nehmen. Da kam e<strong>in</strong> Engel <strong>des</strong>Herrn zu ihm, <strong>und</strong> der E<strong>in</strong>siedler nahm ihn gastlich auf <strong>und</strong> führteihn später zu e<strong>in</strong>em anderen E<strong>in</strong>siedler <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>öde, der sieebenfalls freudig aufnahm <strong>und</strong> bewirtete. Er bot ihnen e<strong>in</strong> gutesLager <strong>und</strong> erwies ihnen alles Gute, das er ihnen tun konnte. Alssie von ihm Abschied genommen hatten, entwendete ihm der Engelheimlich e<strong>in</strong>en silbernen Becher. Der E<strong>in</strong>siedler merkte das <strong>und</strong>sandte ihnen se<strong>in</strong>en Sohn nach, um den Becher zurückzuholen.Dieser traf den Engel auf e<strong>in</strong>er Brücke. Doch als er den Becherzurückverlangte,wurde der Engel zornig <strong>und</strong> stieß ihn <strong>in</strong> den Fluß,wo er ertrank. Darauf führte der Engel se<strong>in</strong>en Begleiter zu e<strong>in</strong>emanderen E<strong>in</strong>siedler, der sie sehr unfre<strong>und</strong>lich aufnahm <strong>und</strong> ihnennichts Gutes erwies. Diesem schenkte der Engel den entwendetenBecher. Darüber staunte se<strong>in</strong> Begleiter, <strong>und</strong> er konnte es nichtunterlassen, den Engel zu fragen, warum er dem ersten den Sohngetötet <strong>und</strong> den Becher entwendet habe, nachdem ihnen dort allesGute erwiesen worden sei, <strong>und</strong> warum er nun dem den Becherschenke, der ihnen nichts Gutes getan habe. Da sprach der Engel :„Ich b<strong>in</strong> zu dir gesandt, um dir de<strong>in</strong>e Zweifel zu nehmen. JenerE<strong>in</strong>siedler, der uns so viel Gutes erwies, ist e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>des</strong> ewigenLebens <strong>und</strong> von Gott auserwählt. Ich nahm ihm den Becher, weiler ihm zu e<strong>in</strong>em heiligen Leben nicht förderlich war, <strong>und</strong> ichtötete se<strong>in</strong>en Sohn, weil er sich mit der bösen Absicht trug, e<strong>in</strong>enMord zu begehen. Um se<strong>in</strong>e Seele zu retten, brachte ich ihn um,damit er se<strong>in</strong>en sündigen Vorsatz nicht zur Tat werden ließe. Derzweite E<strong>in</strong>siedler aber, dem ich den Becher schenkte, ist e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>dder Verdammnis; ihm gab ich den Becher, um ihm damit auf


222Erden das Gute zu vergelten, das er getan hat, damit er im Jenseitsewiglich bestraft werden kann. So s<strong>in</strong>d Gottes Katschlägeoft unfaßbar. Daher laß ab von de<strong>in</strong>en Zweifeln."Buße tat.Man liest,211.Der Engel <strong>und</strong> der E<strong>in</strong>siedler.daß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedler lebte, der lange Zeit strengeE<strong>in</strong>es Tages kam e<strong>in</strong> Räuber zu ihm, der die schlimmstenVerbrechen begangen hatte, um zu beichten. Der E<strong>in</strong>siedler erteilteihm die Lossprechung <strong>und</strong> legte ihm die folgende Buße auf.„Bruder", sprach er, „du bist losgesprochen von allen de<strong>in</strong>enSünden, unter der Bed<strong>in</strong>gung, daß du die drei Weisungen erfüllst,die ich dir hiermit erteile. Erstens soll nie, mag dir nun etwasGutes oder etwas Böses widerfahren, aus de<strong>in</strong>em M<strong>und</strong>e etwasanderes kommen als e<strong>in</strong>e Danksagung gegen Gott. Zweitens sollstdu nie lügen. Und endlich sollst du niemandem fluchen." DerRäuber nahm diese Buße auf sich <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>weg aus dem Angesichtejenes E<strong>in</strong>siedlers, dem er gebeichtet hatte. Da geschahes, daß er <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Dornengebüsch fiel <strong>und</strong> sich e<strong>in</strong> Auge ausstach.Doch er warf sich sofort auf die Knie <strong>und</strong> betete <strong>und</strong> dankte Gottdafür. Als er von jenem Orte fortg<strong>in</strong>g, sah er, daß am Wege e<strong>in</strong>Wagen umgestürzt war. Der Wagenführer erkannte <strong>in</strong> ihm denRäuber wieder <strong>und</strong> wollte fliehen. Doch der Räuber eilte ihm alsbaldzu Hilfe, richtete se<strong>in</strong>en Wagen wieder auf <strong>und</strong> ließ ihn <strong>in</strong>Frieden davonfahren. Als er aber aus dem Walde trat, da erblickteer den Herrn jener Gegend, <strong>des</strong>sen Bruder er erst kürzlichgetötet hatte, an der Spitze e<strong>in</strong>er großen Schar, <strong>und</strong> sie kamenauf den Wald zu, um den Räuber zu suchen <strong>und</strong> jenen Mord zurächen. Und der Herr fragte ihn, ob er wisse, <strong>in</strong> welcher Gegendsich der Oberste der Räuber aufhalte, <strong>und</strong> dieser erwiderte, er seies selbst. Da fallen sie über ihn her <strong>und</strong> verw<strong>und</strong>en ihn so schwer,daß er sterbend nieders<strong>in</strong>kt. Dann lassen sie ihn liegen <strong>und</strong>ziehen ab. Gott aber schickte es, daß der E<strong>in</strong>siedler sah, wie dieSeele <strong>des</strong> Erschlagenen von frohlockenden Engeln zum Himmel getragenwurde. Da wurde der E<strong>in</strong>siedler zornig, denn er erhob sich


223<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Herzen wegen se<strong>in</strong>er guten Werke <strong>und</strong> sprach: „DieserEäuber, der so viele Schandtaten auf sich geladen hat, der niee<strong>in</strong> gutes Werk verrichtete <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e Buße tat, wird heute mitsolchen Ehren <strong>in</strong> den Himmel aufgenommen, ich dagegen, der ichjederzeit Gott diente <strong>und</strong> bis auf diesen Augenblick e<strong>in</strong> strengesLeben führte^ habe nie von Gott e<strong>in</strong>e solche Gnade <strong>und</strong> Auszeichnungerfahren können." Und der Fe<strong>in</strong>d <strong>des</strong> Menschengeschlechtsstachelte ihn auf, daß er den Entschluß faßte, die E<strong>in</strong>öde zu verlassen<strong>und</strong> <strong>in</strong> die Welt zurückzukehren. Doch als er so se<strong>in</strong>esWeges wanderte, stellte ihm der arglistige böse Fe<strong>in</strong>d, der überdas Verderben dieses E<strong>in</strong>siedlers frohlockte, e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>dernis. Undder E<strong>in</strong>siedler brach den Hals <strong>und</strong> starb auf der Stelle. Und derTeufel schleppte ihn zur Hölle. So erfüllte sich an ihm das Wort<strong>des</strong> Evangeliums : „Die letzten D<strong>in</strong>ge jenes Menschen s<strong>in</strong>d ärgerals die ersten."Das sah im Geiste e<strong>in</strong> anderer E<strong>in</strong>siedler,der nicht weit davonentfernt lebte, <strong>und</strong> er sprach zu sich: „Gottes Gerichte s<strong>in</strong>d nichtgut <strong>und</strong> gerecht." Alsbald erschien ihm e<strong>in</strong> Engel <strong>des</strong> Herrn <strong>und</strong>sprach: „Komm mit mir, <strong>und</strong> ich werde dir zeigen, daß GottesGerichte gerecht s<strong>in</strong>d." Zunächst führte er ihn zu der Zelle e<strong>in</strong>esE<strong>in</strong>siedlers, der am Ufer <strong>des</strong> Meeres wohnte. Der nahm sie freudigauf <strong>und</strong> gewährte ihnen herzliche Gastfre<strong>und</strong>schaft. Als sie abernach dem Mahle am Meeresufer spazieren g<strong>in</strong>gen, da stürzte derEngel den E<strong>in</strong>siedler h<strong>in</strong>ab <strong>in</strong> die Wellen, wo er ertrank. Als dasse<strong>in</strong> Begleiter sah, wurde er von Herzen traurig. Der Engel abersprach: „Betrübe dich nicht." Darauf g<strong>in</strong>gen sie zu e<strong>in</strong>em andernE<strong>in</strong>siedler, der sie ebenfalls mit großer Fre<strong>und</strong>lichkeit empf<strong>in</strong>g.Dieser besaß e<strong>in</strong>en w<strong>und</strong>erschönen Becher, der ihm über alles wertwar <strong>und</strong> den er sorgsam verwahrte. Am nächsten Morgen aber,als sie die Zelle verließen, entwendete ihm der Engel den Becher.Das empörte se<strong>in</strong>en Begleiter aufs äußerste. Und sie kamen zudem Hause e<strong>in</strong>es guten Menschen, der sie trefflich bewirtete.Dieser gab ihnen am folgenden Morgen, als sie weiterg<strong>in</strong>gen, e<strong>in</strong>enJüngl<strong>in</strong>g mit, der bei ihm <strong>in</strong> Diensten stand, damit er ihnen denrechten Weg wiese. Der Engel aber stieß den Jüngl<strong>in</strong>g vor denAugen se<strong>in</strong>es Begleiters von e<strong>in</strong>er Brücke <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Strom, wo eralsbald ertrank. Das bereitete dem E<strong>in</strong>siedler großen Schmerz.


224Dann kamen sie <strong>in</strong> das Haus e<strong>in</strong>es Bürgers,der sie auch fre<strong>und</strong>lichaufnahm <strong>und</strong> bewirtete. Dieser hatte e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen kle<strong>in</strong>en Sohn,den er <strong>in</strong>nig liebte. Dieses K<strong>in</strong>d begann nun <strong>in</strong> der Nacht zuschreien <strong>und</strong> zu we<strong>in</strong>en, so daß niemand im Hause schlafen konnte.Der Engel aber stand schweigend <strong>und</strong> ohne Wissen <strong>des</strong> Begleitersauf <strong>und</strong> brachte das K<strong>in</strong>d um. Darauf trat er zu se<strong>in</strong>em Begleiter<strong>und</strong> sprach: „Jetzt kannst du ruhig schlafen; das Geschrei <strong>des</strong>Knaben wird dich nicht mehr stören. Ich habe ihn umgebracht."Bei diesen Worten <strong>des</strong> Engels entbrannte das Herz <strong>des</strong> E<strong>in</strong>siedlersim Zorn gegen ihn, <strong>und</strong> er hielt ihn eher für e<strong>in</strong>en Boten <strong>des</strong>Teufels als für e<strong>in</strong>en Engel Gottes. Und sie g<strong>in</strong>gen von dortweiter <strong>und</strong> kamen an den Saum e<strong>in</strong>es Wal<strong>des</strong>. Dort sahen siee<strong>in</strong>en Mann schlafen, der im Schöße e<strong>in</strong>en großen Beutel mit Geldhielt. Da sprach der Engel zum E<strong>in</strong>siedler: „Ich will h<strong>in</strong>gehen<strong>und</strong> ihm jenes Geld heimlich entwenden." Nun beg<strong>in</strong>nt der E<strong>in</strong>siedlerendlich se<strong>in</strong>em Begleiter all die Frevel vorzuwerfen, die erbegangen hat, <strong>und</strong> will sich von ihm trennen. Doch der Engelspricht : „Du regst dich über das auf, was ich auf unserer Wanderunggetan habe, <strong>und</strong> nicht ohne Gr<strong>und</strong>. Aber alles, was ich tat, hatse<strong>in</strong>en Zweck, wie Salomon spricht: »Nichts geschieht auf Erdenohne Ursache.« Dieser Mensch, dem ich soeben das Geld entwendete,ist e<strong>in</strong> verrufenerRäuber. Erst heute hat er e<strong>in</strong>en Wandererermordet <strong>und</strong> ihn beraubt." Und während er dies sprach, kamendie Leute aus der Nachbarschaft herbeigeeilt, die von dem Mordeerzählten <strong>und</strong> den Mörder <strong>in</strong> großer Aufregung suchten. Da riefsie der Engel heran <strong>und</strong> gab ihnen das Geld <strong>und</strong> sagte ihnen, erhabe den Räuber getötet <strong>und</strong> ihm den Raub abgenommen. Under gab ihnen die Weisung, sie sollten das Geld dem Weibe <strong>des</strong>erschlagenen Fremden <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern zurückerstatten. Daraufsprach er zu dem E<strong>in</strong>siedler: „Ist es nicht besser, daß demWeibe <strong>und</strong> den K<strong>in</strong>dern <strong>des</strong> Ermordeten das Geld wiedergegebenwird, als daß es der Räuber behält? Dann bist du auch darüberempört gewesen, daß ich <strong>in</strong> der Nacht das we<strong>in</strong>ende K<strong>in</strong>d umgebrachthabe. Das geschah <strong>des</strong>wegen, weil se<strong>in</strong>e Eltern, bevor siedieses K<strong>in</strong>d hatten, alles Erworbene im Dienste Gottes <strong>und</strong> zurBewirtung der Armen ausgaben. Seit ihnen aber das K<strong>in</strong>d geborenwar, sparten sie alles auf, nur um das Erbe <strong>des</strong> Knaben zu


225vermehren. Von dem Jüngl<strong>in</strong>ge aber, den ich von der Brückestürzte, sollst du wissen, daß er die Absicht hatte, se<strong>in</strong>en Herrn<strong>in</strong> der nächsten Nacht zu ermorden <strong>und</strong> all se<strong>in</strong>en Besitz zu rauben.Jenem E<strong>in</strong>siedler ferner nahm ich den Becher <strong>des</strong>wegen sveg^ weiler ihn so liebte, daß er darüber manches gute Werk vergaß <strong>und</strong>im Dienste Gottes nachlässig wurde. Der andere E<strong>in</strong>siedler endlich,den ich von der Klippe <strong>in</strong>s Meer stürzte, wollte am folgendenTage e<strong>in</strong>e Sünde der Unzucht begehen. Doch der Herr wolltenicht, daß er den Lohn für se<strong>in</strong>e guten Werke verliere. So beauftragteer mich, ihn vorher im Meere zu ertränken. Wenn dunun noch im Zweifel bist wegen jenem E<strong>in</strong>siedler, der <strong>in</strong> die Weltzurückkehrte <strong>und</strong> auf dem Wege den Hals brach, so sollst duwissen, daß er zu stolz auf se<strong>in</strong>e guten Werke geworden war <strong>und</strong>zornig wurde, weil der Herr jenem schlimmen Eäuber Barmherzigkeitwiderfahren ließ. Denn er wollte nicht verstehen, daß der Herrgekommen ist, nicht die Gerechten, sondern die Sünder zur Bußezu rufen. Und so war se<strong>in</strong> Herz voll Neid <strong>und</strong> Hochmut, anstattdaß er Gott demütig für die Errettung jenes Käubers dankte,<strong>des</strong>sen Beichte er gehört <strong>und</strong> dem er selbst die Buße auferlegthatte. Deswegen spricht August<strong>in</strong>us: »Der Hochmut raubt mirGott, der Neid den Nächsten, der Zorn mich mir selbst.«"Ende.Klapper, Eizählimgen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 15


Late<strong>in</strong>ischeTexte15'


I.De Christ<strong>in</strong>atiuitate.[löo»^*] [L]egitur, qiiod erat quedam uirgo castellana nobilisXIIII annorum, que beate uirg<strong>in</strong>i seruiuit ualde deuote. Hecrogauit beatam virg<strong>in</strong>em VII annis, ut sibi ostendere dignareturfilium suum. Et cum quadam die natiuitatis dom<strong>in</strong>i esset sola 5<strong>in</strong> capella beate virg<strong>in</strong>is causa oracionis, apparuit ei virgopulcherrima tenens filium suum pulchriorem <strong>in</strong> manibus gremiosuo contentum alloquens virg<strong>in</strong>em deprecantem dicens:Accipe filium meum karissimum, ut solaciari possis cum ipso.At illa gaudens attigit puerum. Cui puer dixit: Diligis me, 10karissima? At illa: Diligo te, dom<strong>in</strong>orum karissime, omni modo,quo possum. Cui puer: Quomodo? At illa: Plus quam omnesistas uestes. Et puer: Dicas, si plus me diligas. At illa:Ymmo plus quam cor meum. At Ihesus: Die, si plus me diligasquam cor tuum. At illa: Nescio dicere; sed ipsum cor, 15quod diligit, loquatur. Quo dicto statim cor virg<strong>in</strong>is pre nimioamore scissum est. Et puer Ihesus accepta anima cum concentuangelorum deduxit ad celum. Audito cantu angelorumfamilia cucurrit ad capellam et virg<strong>in</strong>em mortuam <strong>in</strong>uenientesodore <strong>in</strong>enarrabili sunt repleti. Et fratres predicatores, qui 20tunc <strong>in</strong> curia erant, cor scissum <strong>in</strong>uenerunt et <strong>in</strong> eo [löo^^]scriptum aureis litteris: Diligo te plus quam me, quia tu creasti,redemisti et portasti <strong>in</strong> celum me.Vgl. Nr. 4. 12. 15.2.Simile de Vdone, episcopo Medburgensi.[L]egitur, quod erat quidam nobilis, sed oppressor pau- 25perum et m<strong>und</strong>i amator. Hie cum quadam die quiesceret <strong>in</strong>camera sua, camerarius suus iacens ante cam<strong>in</strong>atam raptusspiritu ante thronum dei, vbi accusabatur dom<strong>in</strong>us suus deOmnibus, que peregerat; pro quibus et recepit sentenciam eterne


230dampnacionis. Qui cum magno demonum strepitu ductus fuitante Luciferum. Cui demon, qui sibi fuerat deputatus; Ecce,adducimus ad te comitem, ut reddas ei precium pro fideli suoseruicio, quo tibi seruiuit. Et Lucifer: Adducite ipsum ad5 me, ut osculum dem sibi, seruo meo. Et cum adductus fuisset,dicit ipsi: Non sit tibi pax <strong>in</strong> secula seculorum. Post hocdicit ei: Iste seruus mens consueuit balneari; ducite eum adbalneum. Cumque ductus fuisset ad <strong>in</strong>fernale balneum, vngwibusdyabolicis fricabatur. Alij ignem super eum f<strong>und</strong>ebant. Et10 eductus ponebatur <strong>in</strong> lecto <strong>in</strong>fernali. Ysaias: Subtus te sterneturtynea et operimentum erunt vermes. Tunc dixit Lucifer: Dateei bibere de calice ire dom<strong>in</strong>i. Et prop<strong>in</strong>atus est ei ignis,sulphurus, nix, glacies, [löo^^^ que sunt pars calicis eorum.Qui dum clamaret, quod sufficeret, dicit Lucifer: In poculo,15 quo miscuit, miscite illi duplum. Et dixit: Audire consueuitdulces symphonias. Surgant symphoniaci. Et ecce duo demonescum tubis igneis applicuerunt se illi et ignem <strong>in</strong> illum sie <strong>in</strong>sufflauerunt,ut de eius oculis, auribus, ore et naribus ignis sulphureusexiret. EtLucifer: Adducite illum ad me. Et cum adductusdulces cantasti canciones, canta20 ad eum fuisset, dicit illi : Tumichi et nunc. Et ille: Quid cantabo, nisi maledicam diem^),<strong>in</strong> qua conceptus et natus sum. At Lucifer: Canta modicummelius. Et ille: Quid cantabo, nisi »Maledicta sit mater mea,que me genuit«? At ille: Canta adhuc modicum melius. Et25 miser: Quid cantabo, nisi »Ipse deus sit maledictus, qui fecitet creauit me«? EtLucifer: Hoc est, quod uolui. Nunc ergoducite eum ad sedem, quam meruit. Qui cum ductus fuissetad vnum puteum, proiectus est <strong>in</strong> illum et factus est talisstrepitus, acsi omnis m<strong>und</strong>us caderet. Ad quem strepitum,30 euigilans camerarius cucurrit ad camenatam et dom<strong>in</strong>um [löo^^jsuum mortuum <strong>in</strong>uenit cunctisque visionis ord<strong>in</strong>em narrans.Et postea ord<strong>in</strong>em est <strong>in</strong>gressus.Vgl. Nr. 14. Bedeutsame Variante zu den Höllenfahrtsgeschichten<strong>des</strong> Erzbischofs Adalbert von Ma<strong>in</strong>z (im — 1137) <strong>und</strong> Hartwigsvon Magdeburg (1079— 1 102), die frühestens <strong>in</strong> der zweitenHälfte <strong>des</strong> 12. Jhdts. entstanden s<strong>in</strong>d. Vgl. Günter, Leg.-Stud. 152;Schönbach, Sitzungsber. der Wiener Akad., Phil. -bist. Kl. 144(1901) Abhdlg. n 31 ff. Die vorhegende Fassung kennt das Marienw<strong>und</strong>erder Udogeschichte noch nicht ; auch der Ausgang weichtab; <strong>in</strong> der bekannten Fassung wird Udo vor den Heiligen ent-1) Hs: dies.


231hauptet. Beachtenswert ist, daß <strong>in</strong> der Hs. <strong>des</strong> Brit. Mus. Royal 12E I Bl, 157 V (14. Jlidt.) der Bischof Eudo Hyldcnsemensis cpiscopusAlemanie prou<strong>in</strong>cie heißt, also Udo von Gleichen-Rc<strong>in</strong>hausen,Bischof von Hil<strong>des</strong>heim (1079— 1 1H)ist; vgl. Cat. of Rom. III539 Nr. 18. Ähnlich bei Et. de Bourbon (Lecoy 56 Nr. 47), woSt. Mart<strong>in</strong> den Erzbischoff von Tours vom Bischofssitze stößt.3.De vigilia natiuitatis Christi pulchrum.[Ljegitur de quadam domicella nobili nom<strong>in</strong>e Eiifemia <strong>in</strong>cronica Romanorum, que <strong>in</strong> annis puerilibus vouit dom<strong>in</strong>ocastitatem et votum suum adimpleuerat coram deo et hom<strong>in</strong>ibusse conseruans irreprebensibilem. Pater uero eius, cum esset 5homo secularis, videns eam forme elegancioris contra omneuelle virg<strong>in</strong>is ipsam cuidam comiti <strong>des</strong>ponsauit. Sed uirgoplena spiritu sancto capellam <strong>in</strong>trans se prosternens <strong>in</strong> terramreg<strong>in</strong>am misericordie <strong>in</strong>uocans exorabat, ut eam <strong>in</strong> uoto castitatisconseruaret. Et audiens, quod racione sue pulchritud<strong>in</strong>is 10flore castitatis priuari debebat, accepto cultello:Amplius, <strong>in</strong>quid,vana pulchritudo, michi occasio, id est causa, peccati non eris.Et hoc dicto nasum sibi ipsi precidit et labia. Pater uero eiustyrannus hec audiens vocato quodam crudeli rustico filiamsuam illi tradidit <strong>in</strong> ancillam mandans ei, ut sub obtentu 15gracie sue eam seruituti rusticali manciparet. Sed rusticuscompati nesciens nobilem sagw<strong>in</strong>em ultra modum laboribus etplagis affligebat. Cumque illa ommia deu<strong>in</strong>cebat, deo [161 '^Jgracias egit, quod <strong>in</strong> illum statum peruenisset, <strong>in</strong> quo pro deosuo et dom<strong>in</strong>o aliquid deberet sust<strong>in</strong>ere. Cum uero <strong>in</strong> tali 20seruicio VII annis fuisset, accidit <strong>in</strong> uigilia natiuitatis Christitempore noctis, ut mos est aliquibus comedere celo stellato,familia ad mensam sedente ipsa cucurrit ad stabulum, ut votadeo suo redderet. Sed rusticus, ut eam uidit, more solito etperuerso arrepto baculo exiuit eam querere. Sed quando oculos 25direxisset ad stabulum, <strong>in</strong> quo eam sepius verberauit temporeoracionum, denuo orantem <strong>in</strong>uenit.Et lux diu<strong>in</strong>a totum stabulumperlustrauit. Qui ignem putans <strong>in</strong>missum propius ^) accessit et,ecce, virgo beata cum angelorum et virg<strong>in</strong>um multitud<strong>in</strong>e ipsamconfortant dicentes: Constans esto, filia dei; pro hoc seruicio 30tibi dabitur celestis regni premium. Quod videns rusticus cum1) Hs. propicius.


232clamore magno familiam conuocauit, ut viderent Eufemiamnasiim habentem cum labys et facie[m] tota[m] tarn sanam fore,ut omnes, qui viderant eam, de <strong>in</strong>menso dono pulchritud<strong>in</strong>isdeum laudarent. Cumque pater eius audisset, veniam petenset <strong>in</strong> loco stabuli claustrum virg<strong>in</strong>um construxit, <strong>in</strong> quo sanctaEufemia^) deo seruienspost paucos dies migrauit ad dom<strong>in</strong>um.Nach der griechischen Version der Eufemialegende (Acta Sanctorumi6. Sept. V 269, 272, 273) werden der Heiligen die Gliedermit der Masch<strong>in</strong>e zerbrochen ; e<strong>in</strong> Engel zertrümmert das Instrument,die Heilige ist unversehrt; auch mit scharfen Sägen kann man ihrnichts anhaben; im Schmelztiegel bleibt sie heil, beim Sturz <strong>in</strong> dieGrube halten sie Engel auf.Pulcrum de Christo. Visio triplex.[LJegitur, quod quedam virgo religiosa rogauit dom<strong>in</strong>umdiligenter, ut [161 '^t.j dignaretur sibi manifestare statum sui10 patris spiritualis, qui eam duxerat ad religionem, quem tenere<strong>in</strong> dom<strong>in</strong>o diligebat, ut dignum adhuc esset. F<strong>in</strong>ito annocogitauit <strong>in</strong>tra se : Quid est, quod petis? Petam ergo meliussibi, ut uideam Christum duodecennium. Sec<strong>und</strong>o anno reuolutodixit: Adhuc non bene peto. Petam melius sibi, ut15 videam Christum, ut fuit <strong>in</strong> etate XXX annorum. Et post annicirculum ipsa more solito orante vidit, quod ab altari procedebatpater eius spiritualis fulgens sicud sol et cum magno amoreloquta est cum eo. Et, ecce, duo angeli apparuerunt portantesarcham pulcherrimam habentem tria hostia. Et dixit ei pater:20 Filia, vis uidere filium dei iacentem <strong>in</strong> cunis? At illa gaudensannuit. Et pater apperuit arche vnum hostium, <strong>in</strong> qua <strong>in</strong> cunisiacebat puer decore mirabili preditus. Quo viso tanto repletaest gaudio, ut illud gaudium, quod habuit de patris uisioneparuum videretur. Et dixit pater ei: Satis est. Vis videre25 Christum duodecennium? Quod annuens, apperuit sec<strong>und</strong>umhostium et iudit pulcherrimum iuuenem, cum quo quandodiucius consolata fuisset, gaudium excellencius fruebatur. Dixitpater: Jam satis est. Vis uidere Christum XXX annorum?Qua annuente [löi^a] apperuit tercium hostium et uidit Christum30 <strong>in</strong> illa etate. Et tanto perfusa gaudio, ut totum, quod prius^) Hs. Eufamia,


233uiderat, sibi paruu<strong>in</strong> fuisse uidebatur. Tunc dixit ei pater:Prepara te, filia dei karissima, quia tricesima die cum sponsoisto Ihesu Christo gaudia ad eterna perduceris.Vgl. Nr. I. 12. 15.5-De concordia viri et vxoris.In Vitas patrum legitur, quod quidam heremita rogauil donii- 5num, ut sibi dignaretur ostendere, cum quo deberet <strong>in</strong> celopremiari. Et dixit ei dom<strong>in</strong>us, ut iret ad vic<strong>in</strong>am ciuitatem etquereret quendam hom<strong>in</strong>em nom<strong>in</strong>e Tiieoliscum, quia cum illodeberet premiari. Qui statim iter faciens venit ad domumTheotisci et vxor eius occursum fecit viro dei ipsum benigne 10recipiens. At ille querens pro hospite et responsum est ei,quod esset <strong>in</strong> pascuis. Habebat enim oues, quas ipse soluspascere solebat, et sequens oues eum <strong>in</strong>ueniebat. Qui dumleto vultu hospitem aspexisset et <strong>in</strong>uitaret eum, ut iret ad mensam,dixit heremita: Non comedam, nisi prius dixeris michi 15seruicium, quo deo seruis. At ille dixit <strong>in</strong> simplicitate: Paterreuerende, seruio deo, quia rudis sum nee scio, quom.odoseruiam creatori meo. Sed dum heremita <strong>in</strong>stanter peteret:Ecce, <strong>in</strong>quid, ex quo deo placet, ut uobis dicam, cum istavxore mea a iuuentute usque ad canos mansi <strong>in</strong> virg<strong>in</strong>itate et 20nulla discordia [161 vb] vsque <strong>in</strong> hunc diem turbati sumus nee<strong>in</strong> vno verbo detraxit vnus alteri; de fructu uero ouium istarumvnam partem expendendo peregr<strong>in</strong>is et pauperibus, sec<strong>und</strong>ampartem do ecclesie et ipsius m<strong>in</strong>istris et de tercia viuocum vxore et familia mea. 25In der Ausgabe der Vitae Patrum, Venedig 15 12, f<strong>in</strong>det sichPars sec<strong>und</strong>a fol. 22 5vb e<strong>in</strong>e ähnliche Erzählung.6.Pulcrum de leprose curato.[N]on est melius medicamentum lepre spiritualis quambenignitas et misericordia. Legitur, quod fuit quidam milesstrenuus circa Renum Albertus nom<strong>in</strong>e, qui casu, quem passusest, pauper cognom<strong>in</strong>atus est. Hie erat diues et mire pietatis, 30sed vanitati milicie supra modum deditus. Quem dom<strong>in</strong>us


234uolens castigare, respexit <strong>in</strong> eum oculis clemencie et morebenignissimi patris flagellnm lepre fetide <strong>in</strong> eum misit. Quiomnia tanquam Job benigne sufferens deum <strong>in</strong> donis suisbenedixit.Sed cum propter horrorem faciei et fetorem extr<strong>in</strong>se-5 cum serui sui et familiäres ab eo recessissent, amicique utalteri Job bona sua <strong>in</strong>uasissent ipsi <strong>in</strong>sultantes, ille amicorumvictus tedio et verec<strong>und</strong>ia. Et medic<strong>in</strong>a omnia, que habuit,consumpsit. Sed cum ei pecunia defecisset, simul amici etplures medicorum euanuerunt.Qui vultum non ferens amicomm10 suorum ad locum cessit*), vbi pauper XIIII annis mansit. Tandemuenit medicus, qui dixit: Si aurum [162''»] haberet iste pauper,ego ipsum curarem. At ille promisit sibi dare, quidquiduellet confidens <strong>in</strong> subsidium germanorum et aliorum amicorum,dummodo cum eo iret ad suos. Factum est, ut amici consensum15 adhiberent. Sed cum medicus Albertum pauperem <strong>in</strong> eius <strong>in</strong>firmitateiudicasset fore leprosum, dixit, quod nuUo modo curariposset, nisi sagw<strong>in</strong>e humano casto, qui voluntarie moreretur.A<strong>des</strong>t igitur paupercula virgo, que recordata vestium, quaspater eius de curia Alberti quondam sibi portauerat, querens,20 quidnam cont<strong>in</strong>geret de dom<strong>in</strong>o Alberto. Et responsum estei, quod ipse esset ille leprosus, quem hom<strong>in</strong>es abhorrerent,et si haberet hom<strong>in</strong>em, qui uoluntarie moreretur, <strong>in</strong> suo sagw<strong>in</strong>ecuraretur. Que statim currens ad Albertum dixit: Dom<strong>in</strong>e,recordor vestium, quas per patrem meum michi donasti. Et25 ideo, ut posses m<strong>und</strong>ari, parata sum mori pro tua sanitate.Qui gaudens duxit illam ad medicum, qui preparauit uasa adhoc, quod sagv/<strong>in</strong>em eliceret de virg<strong>in</strong>e. Quod videns Albertusdixit: Absit, ut de crudeli morte tam fidelis virg<strong>in</strong>is sanitatemrecipiam. Melius est michi mori salua vita virtuose virg<strong>in</strong>is,30 quam per eius <strong>in</strong>teritum crudelem meam recipere sanitatem.Et hoc dicto medico dedit licenciam dicens, [162 rb] quod noUetsanus fieri per alterius mortem. Eadem nocte dom<strong>in</strong>us apparensei ipsum sanauit et thezauros a suis parentibus olym absconditossibi ostendit. Albertus autem vendita exsoluens emit ampliora.35 Illam duxit virg<strong>in</strong>em, que pro ipso mori uoluerat, <strong>in</strong> vxoremet post longum tempus exspirans quieuit <strong>in</strong> pace.Die Erzählung ist die Gr<strong>und</strong>lage für Hartmann von AuesArmen He<strong>in</strong>rich. In der Legenda Aurea c. 12 (ed. Grässe 1846p. 71) weigert sich Konstat<strong>in</strong>, durch K<strong>in</strong>derblut vom Aussatze geheiltzu werden. In der Hs. Brit. Mus. Additional 27336 (aus Italien*) Hs : Qui vultum non verens ad locum amicorum suorum cessit.


235stammend, Anf. <strong>des</strong> 15. Jhdls.) Bl. 6ii" Erzählung von e<strong>in</strong>em Könige,der se<strong>in</strong>en eigenen Sohn tötet, um aussätzige Untertanen zu heilen.Der Sohn wird wieder zum Leben erweckt. Vgl. Cat. of Rom. III666 Nr. 259.7-De amore <strong>in</strong>ord<strong>in</strong>ato ad mulierem.[L]egitur <strong>in</strong> Cronica tripartita, quod quidam comes amoresuccensus <strong>in</strong>ord<strong>in</strong>ato dilexit quandam comitissam <strong>in</strong> vicio sibiequalem. Tandem occulte <strong>in</strong>terfecit virum mulieris et misitad eam nuncios, ut sibi coniugio iungeretur. At illa dixit ei, 5quod prius noUet coniungi ipsi, nisi prius vnam noctem circasepulchrum primi sui viri vigilaret. Qui fecit Et cum iuxtasepulchrum solus sederet, ecce, vox de sepulchro dicit: V<strong>in</strong>dica,dom<strong>in</strong>e, sagw<strong>in</strong>em meum, qui <strong>in</strong>nocenter est effusus.Vox de celorespondit illi: Quiesce <strong>in</strong> pace. Et jstatim illa vox quieuit et 10sepulchrum clausum est. Et uenit ille miser ad dom<strong>in</strong>amnarrans ipsi, quod mandatum eius adimplesset, cum hoc ips<strong>in</strong>arrans uisa et audita. Cui illa: Adhuc vigilabitis ista noctead sepulchrum; alias non habebitis optatum. Et ille licetmultum <strong>in</strong>uitus uigilauit. Cui omnia acciderant sicud prius. 15Quod cum dom<strong>in</strong>e narrasset, dixit: Adhuc oportet uos vigilare.[i62va] At ille, quamuis <strong>in</strong> multis se excusaret, tamen conpulsusmulieris amore tercio ad sepulchrum occisi vigilauit.Et ecce, lux circumfulsit sepulchrum et de sepulchro occisuscomes exiens clamans lamentabili uoce : V<strong>in</strong>dica, dom<strong>in</strong>e, 20sagw<strong>in</strong>em, ut prius. Cui dom<strong>in</strong>us respondit, ut quiesceret,quia deputasset ipsi tempus XXX annorum, quod, si<strong>in</strong>fra illud tempus non peniteret, iudicio uellet procedere contraipsum. Et iterum lux recessit. Que cum omnia comes dom<strong>in</strong>enarrasset, dixit misera: Hoc est, quod uolui. Tempus enim 25longum est; <strong>in</strong>fra XXX annis bene penitebimus. Nunc uobisvolo copulari. Et cum sie <strong>in</strong> m<strong>und</strong>i delicys et peccatis eorumprocessissent XX anni, dixit comes: Hodie sunt XX anni, quodillam horribilem de viro tuo [visionem] uidi. Videtur michi,quod hodie factum sit. Cui dom<strong>in</strong>a: Nolite conturbari; do- 30m<strong>in</strong>us deus misericors est et tempus adhuc longum. Demusftlias nostras maritis et filios vxoribus et tunc penitebimus.Filias et filios exposuerunt, sed cum coruo penituerunt dicente:Cras, cras, donec XXX anni completi fuissent. Completo


236autem anno tricesimö quidam cecus de castro <strong>des</strong>cendit illiuscomitis homicide. Cui comes occisus occurrit <strong>in</strong> via dicens:O homo dei, vnde uenis? At ille: Dom<strong>in</strong>e, de castro uenio.Cui comes: Estne dom<strong>in</strong>us castri <strong>in</strong> loco speciali? Cui cecus:5 Eciam, dom<strong>in</strong>e; nam antequam de castro [i62vl>] <strong>des</strong>cenderam,cameram racione coitus <strong>in</strong>trauit. Cui comes: Rogo, vt uadasad ipsum et dicas ei, quod hodie sunt XXX anni, quod deuscelorum <strong>in</strong>ducias satisfaciendi sibi dedit. Sed nunc die sibi:Ego cito eum ad penitenciam summi iudicis, et quod hac nocte10 compareat michi, quia ego sum ille comes, quem ipse proptervxorem <strong>in</strong>terfecit. Cui cecus: Etsi hec dixero sibi, ipse fortemichi non credet. Comes uero stans <strong>in</strong> magna claritate coramceco ait: Ecce, oculos tuos meo digito tango, ut uideas ammodo,cum sis cecus natus, ut hoc cuncti sciant. Quo facto cecus15 visum recepit. Cernens cecus, quod ille comes esset, quemante <strong>in</strong> sermone nouerat, et ait: O dom<strong>in</strong>e, scio uos sanctumdei hom<strong>in</strong>em esse. Cui comes: Quamtocius poteris, castrumascende et ad sentenciam^) dei ex parte mei dom<strong>in</strong>um tuumcita, ut michi <strong>in</strong> iudicio compareat hac nocte. Et cum hoc20 dixisti, statim <strong>des</strong>cende de castro et noctem nequaquam exspecta.Et sie disparuit. Qui cecus prius fuerat, subitocastrum ascendens et sibi commissa dom<strong>in</strong>o proposuit. Videntesautem, qui adherebant, cecum visum recepisse obstupuerunt,deum timentes cum ceco castrum <strong>des</strong>cenderunt. Nocte uero25 superueniente ignis de celo <strong>des</strong>cendit sicud super Sodomamet Gomorram et consumpsit castrum cum omnibus <strong>in</strong> ipsoexistentibus. O res stupenda de tanto hom<strong>in</strong>is homicidio etmalicial [163^»] O res abhom<strong>in</strong>abilis et cunctis detestabilior,quod <strong>in</strong>fra XXX annos neque saltem semel penitenciam pro30 tam graui peccato habere uoluitl O res confusa de tantahom<strong>in</strong>is furia, quod neque compunctus ad tam grande miraculumvidendo se aperire tumulum non conuertitl O res monstruosa,quod neque conuersus fuit ad dom<strong>in</strong>um, qui tantumtempus dederat sibi ad penitendum et quoniam uidit cecum a35 comite illum<strong>in</strong>atumlAls Quelle wird die Chronica tripartita angeführt; damit kannnur Cassiodors Werk geme<strong>in</strong>t se<strong>in</strong> ; dieselbe Quellenangabe kehrtNr. II (Historia tripartita) <strong>und</strong> Nr. 28 wieder. Die Angabe istfalsch ; derselbe Fehler f<strong>in</strong>det sich auch sonst : vgl. Cat. of Rom. III376 Nr. 57 mit gleicher Quellenangabe für e<strong>in</strong>e Geschichte von Julian^) Hs: penitenciam.


237Apostata. E<strong>in</strong>e stark abweichende Fassung <strong>in</strong> den Gesta Romanorumed. Oesterley 1872 Nr. 277, wo e<strong>in</strong>ige Literaturangaben zuf<strong>in</strong>dens<strong>in</strong>d.8.Super: Quod oculus non uidet, Isaias etc.[LJegitur, quod erant tres <strong>in</strong>simul deuote sorores, quarumvna fuit virgo, due uero vidue. Hec mutuo promiserant, ut,si deo placeret, uellent earum due primo morientes appareretercie, que vltimo superviueret. Mortua est autem virgo; non 5post multum tempus mortua est et vna vidua. lila autemsuperstite <strong>in</strong> oracione permanente apparuit soror vidua nuperdefuncta veste preclara facie pulcherrima dicens :Sit dies benedicta,<strong>in</strong> qua nata sum, quia <strong>in</strong> corpore viuens talem promeruivitam, quam oculus non uidet nee auris audire sufficit; nee cor 10humanum excogitare poterit partem m<strong>in</strong>utissimam gaudii celestisillius, quod promerui. Et tu sis secura de eodem gaudio. Aitviuens: Quid ergo dicis de sorore primo mortua? Cui illa:Quod nee ligwa humana explicare poterat m<strong>in</strong>us gaudium, quodpromeruit. Nam de Corona ipsius, quam promeruit, attuli 15[1631^^] florem vnum, ut de gloria eius sortires. Hoc dictoostendit ei florem pulcherrimum, cum quo <strong>in</strong> pauimento circulumfaciens abscessit. Ex quo tanta sequta est fragulacia,quod ex ipsius odore multi sanarentur.Vgl. Nr. 53.9.Amor m<strong>und</strong>i vanus et f<strong>in</strong>aliter penosus. 20[Ljegitur <strong>in</strong> epistula Allexandri, quod erat quidam clericusplurimum uanitatibus seculi deditus. Hie cum quadam diesederet <strong>in</strong> camera sua dictans de amore, apparuit ei quedamdom<strong>in</strong>a. Cuius pulchritud<strong>in</strong>em cum <strong>in</strong>tente consideraret, dicitei: Scis, que sum? Qui dixit se nescire. Et illa: Ego sum 25amor m<strong>und</strong>i. Et addidit dom<strong>in</strong>a: Antea me vi<strong>des</strong> ualde formosam.Vis ergo videre, qualis sum retro? Qui annuens,dom<strong>in</strong>a se vertit et apparuerunt rane et serpentes. Qui cumnimis miraretur, dixit dom<strong>in</strong>a: Ante pulchra appareo, sed retrovilis sum et turpis. Et tales facio omnes michi deditos. Hys 30dictisdisparuit.Als Quelle wird e<strong>in</strong>e Epistola Alexandri angegeben. Ähnlichist die Erzählung <strong>in</strong> der Hs. Brit. Mus. Additional 21 147 Bl. 10 v,


238die aus Erfurt stammt, wo der Ritter e<strong>in</strong> nobilis <strong>in</strong> Austria ist (Cat.of Rom. III 701 Nr. 9) <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Hs. derselben Bibliothek Ar<strong>und</strong>el506 Bl. 56 V, die der ersten Hälfte <strong>des</strong> 14. Jhrdts. angehört <strong>und</strong> ausdem Michaelskloster <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z stammt (Cat. of Rom. III 558 Nr. 235)ebenso <strong>in</strong> den Gesta Rom. ed. Oesterley Nr. 202 (app. 6), wo dieLiteratur angegeben ist. Der Novelle <strong>des</strong> Konrad von WürzburgDer werlde Ion (Benecke, Wigalois LV ff.) näher steht <strong>in</strong> ihrer AusführlichkeitNr. 193 unserer Sammlung. Plastische Darstellungen derGeschichte <strong>in</strong> der Sebalduskirche zu Nürnberg <strong>und</strong> <strong>in</strong> Basel <strong>und</strong>Worms anZu dem Motiveden Münstertoren.vom verfaulten Frauenkörper vgl. Joh. MoschusPratum spirituale (Migne, Series graeca Bd. 87, Teil 3, Sp. 2866),wo der Abbas Elias durch die gleiche Vision von sündiger Lustbekehrtwird.10.Super: Gaudium est angelis dei etc.[L]egitur <strong>in</strong> ystoria ecclesiastica, quod duo erant fratresvter<strong>in</strong>i genere nobiles, sed fide et vita nobiliores. Qui videntesm<strong>und</strong>i fallacias, dixerunt ad<strong>in</strong>vicem: Ecce, pater noster magnus5 fuit auro, pecunia et <strong>in</strong> familia et tarnen mortuus est. Eamusnos et seruiamus dom<strong>in</strong>o, qui nobis conferet, que non deficient.Hec cogitantes iuerunt ad quendam abbatem, qui absque dubioab hom<strong>in</strong>ibus sanctus dicebatur,petentes ab eo recipi ad monasterium.Sed [163 ^a] abbas cum fratribus, sicud moris est,10 habens consilium dixit eis, ut <strong>in</strong>trarent heremum et ibi vnoanno manerent sibi victum de operibus manuum querentes,volens eos exam<strong>in</strong>are, si <strong>in</strong> suo proposito stabiles essent. Quihumiliter iussa complentes iuerunt ad lucum, id est ad siluam,sibi ostensum et <strong>in</strong> magno deuocionis feruore illum annum15 exegerunt. Post annum abbas reduxit ad memoriam illorumiuuenum peticionem et dixit: Uadam et videbo, si manser<strong>in</strong>tstabiles. Et cum uenisset ad locum luci sibi deputati et<strong>in</strong>ueniret eos laborantes <strong>in</strong> orto et cum eos salutasset, cummagna deuocione et humilitate abbatem cum suis receperunt20 illa nocte m<strong>in</strong>istrantes ei, que habebant. Imm<strong>in</strong>ente autemtempore noctis dixit illis abbas, ut ipsum non formidarent, sed,icut consueuerant, facerent. Et ecce, dum crederent abbate mdormire, vigilauit. Surgunt et sec<strong>und</strong>um suam consuetud<strong>in</strong>emoperam oracioni dabant. Et dum esset post noctis medium,25 vidit abbas seniorem lucentem quasi solem et angelos de celo


239ad eum uenientes eleuantes eum de terra tarn alte, quod vixpoterat eum videre. Sed ad iuniorem uidit multitud<strong>in</strong>em demonum<strong>des</strong>cendere <strong>in</strong> specie vermium, qui volebant <strong>in</strong>trare osorantis. Et ecce, <strong>des</strong>cendens angelus dom<strong>in</strong>i tenens <strong>in</strong> manuflagellum et agitabat [163^^] demones ab ipso. Et ille orabat 5cum planctu magno, donec omnis multitudo demonum ab eorecessit. Et tunc angelus euanuit. Et senior <strong>in</strong> locum suumdepositus fuit et lux recessit. Mane facto fest<strong>in</strong>auerunt amboad confessionem et cognouit abbas, quod senior, qui deuiceratpotenter temptaciones demonum, propter ipsius contemplacionem 10eleuaretur a terra et recrearetur de cantu angelorum et eorumarmonia. Sed iuuenis adhuc non deuicerat, sed viriliter resistebat.Et sie abbas recepit eos <strong>in</strong> sui claustri monachorum.congregacionem. Qui deo seruientes ad omnia pacientes exstiterunt,multa miracula facientes. Postea quieuerunt <strong>in</strong> pace. 15II.De predicatore et verbo dei.[L]egitur <strong>in</strong> Cronica^) tripartita, quod erat quidam rex <strong>in</strong>Ybernia, qui filiam suam nuUi dare uoluit, nisi diceret sibi tria,de quibus plurimum miraretur, scilicet, quod esset m<strong>und</strong>i horribilius,quod vtilius, quod forcius. Sed cum nullus <strong>in</strong>ueniretur, 20qui hec tria sibi explicare posset, quidam miles dedit se ad<strong>in</strong>uestigandum predicta et pertransiuit multarum terrarum spacia.Venit ultimo ad quendam campum, <strong>in</strong> quo stabat arbor magnaet <strong>in</strong> ea vniuersa auium genera. Sed dum miles mirareturarboris pulchritud<strong>in</strong>em, ecce, ex [164ra] <strong>in</strong>prouiso uenit magnum 25tonitruum et concussit et comm<strong>in</strong>uit totum arborem <strong>in</strong> partesm<strong>in</strong>utissimas et aues disperse sunt. Et dum. processisset, venit<strong>in</strong> campum fertilem valde, <strong>in</strong> quo vidit ceruos macelentos.Et processit ulterius et uenit <strong>in</strong> campum <strong>in</strong>fertilem et sterilemet <strong>in</strong> eo <strong>in</strong>uenit ceruos multum p<strong>in</strong>gwes. Et processit et vidit 30fluuium, ad quem bibiturus processit, et dum de illo gustasset<strong>in</strong>uenit eum dulcem uelud fauum mellis. De cuius dulced<strong>in</strong>econfortatus exhylaratus supra modum dixit <strong>in</strong>tra se: Vadam etuidebo ortum huius flum<strong>in</strong>is. Et <strong>in</strong>uenit illum exire de orecanis. Procedens circa ripam fluuii videt eum <strong>in</strong>trare per 35aurem lupi vnam et transire per reliquam. Et stupens ad hecomnia dicit <strong>in</strong>tra se: Videbo, quo defluat. Et <strong>in</strong>uenit, quod^) Darüber von derselben Hand hystoria.


240totus fluuius fluxit <strong>in</strong> os vn<strong>in</strong>s agnelli, de qno nee gutta illiusflum<strong>in</strong>is exiuit, sed totum <strong>in</strong> eo remansit. Hys mirabilibus visisvenit ad quendam sanctiim heremitam querens borum, quaviderat, <strong>in</strong>telligenciam. Qua heremita exposuit ei. Arbor magna5 et pulchra super se omnium auium genera habens est rex, quicum nitet per potencianj, cui adherent amici multimodo. Sedquando ex <strong>in</strong>prouiso uenit mors, ipsum et omne terrenum comm<strong>in</strong>uit.[i64rl>] Quo facto aues, id est amici, fugiunt ipsumrel<strong>in</strong>quentes comm<strong>in</strong>utum a suis excessibus et nudum nichil10 portantem ad iudicium, nisi sola peccata; et hoc est borribilius,quod est <strong>in</strong> m<strong>und</strong>o. Campus fertiHs, quem uidisti, <strong>in</strong>quo ceruos macilentes, amatores sunt m<strong>und</strong>i, qui licet habeantpascua multiplicata,tamen non pascuntur spiritu a pastore bonoet supremo, quia eius non uacant seruicio nee laude. Cerui15 uero p<strong>in</strong>gwes <strong>in</strong> sterili prato, contemptos a m<strong>und</strong>o significa[n]t,qui licet s<strong>in</strong>t steriles bonis temporalibus huius m<strong>und</strong>i, id est,careant exhibicione magnorum bonorum et diuiciarum, tamensunt anima p<strong>in</strong>gwes quantum ad deum. Et hoc est fortissimum,quod est <strong>in</strong> m<strong>und</strong>o. Flumen uero, de quo exhylaratus et forti-20 ficatus es, est verbum dei. Hoc exit de ore canis, id est predicatoris,quod sanat ad modum ligwe canis omnes mites. Ettransit per aurem vnam lupi et exit per aliam. Sunt hom<strong>in</strong>esduri cordis, qui audiunt et contempnunt dei verbum. Intratagnellum, id est cor mitis hom<strong>in</strong>is et mansueti et hoc verbum25 est m<strong>und</strong>o utilius. Hys auditis miles deo gracias agens etnarrans regi ad heremitam redyt et filiam regi reliquit, deoseruiens omnes ^) m<strong>und</strong>i pompas contempnens <strong>in</strong> paupertatedegens post breue tempus <strong>in</strong>pace requieuit.Quellenangabe Chronica (historia) tripartita; vgl, darüber Nr. 7.Die Rahmenerzählung ist die gleiche, wie <strong>in</strong> den Gesta Rom., edOesterley Nr. 70; ed. Dick c. 193. Die gleichen Fragen kehrenwieder <strong>in</strong> der Erzählung Nr. 187 (=Anh. 23). Der H<strong>und</strong> läßt aufe<strong>in</strong>e Dom<strong>in</strong>ikanerquelle schließen (Dom<strong>in</strong>icani = Dom<strong>in</strong>i canes <strong>in</strong> derOrdensdeutung).12.De <strong>in</strong>fanciaChristi.30 [1C4 va][L]egitur, quod [erat] quedam dom<strong>in</strong>a circa dom<strong>in</strong>i beneficiaet specialiter dom<strong>in</strong>i <strong>in</strong>fanciam ualde deuota. Hec quadam^) Hs omnia.


241die cepit dom<strong>in</strong>um deuote rogare, ut sibi faciem sue puericieostendere uellet. Et ecce, dum fleret, astitit puer pulcherrimusdicens ei: Scis Aue Maria? Que respondit: Scio. Et puer:Die ergo. Que cum dixerat ad f<strong>in</strong>em et: ßenedictus fructusuentris tui, dixit puer: Ego sum ille. Et hoc dicto euanuit. At oillaclamauitiubilando: Redi, karissimepuer, reuertereamantissimepuer ! Et ab hoc clamore non cessabat XXX diebus. Tuncvenit Ihesus cum multitud<strong>in</strong>e angelorum et ait: Ecce reuocatusuenio ad te. Tu uero ueni post me, ut mecum sis <strong>in</strong> regnomeo. Et concentu angeHco anima illius benedicte dom<strong>in</strong>e <strong>in</strong> 10celum ascendit.Vgl. Nr. I. u. 15.13-Angeli et s. Maria accusant peccantes.[Q]uod deus premunit hom<strong>in</strong>es, ne moriantur <strong>in</strong> peccato.Legitur, quod quidam episcopus Magunt<strong>in</strong>ensis raptus est adiudicium dei et, ecce, venientes sancti angeli cum diuersis 15crim<strong>in</strong>ibus ipsum accusabant. Postremo venit beata Virgo, quedeo grauiter est conquesta, quod <strong>in</strong> suo solacio verba blasphemieet irreuerencie proferre consueuisset. Et statim accepit sentenciam: si se non corrigeret, [164 ^^] die tercia decoUareiuret <strong>in</strong> ardentem puteum et fetidum usque <strong>in</strong> diem iudicyproiceretur. 20Hanc visionem quando capellanis suis narrauit, deridebant eumdicentes, quod vetularum esset obseruare sompnia, cum scriptumsit: Sompnia non eures. Quibus miser acquiescens dum dietercia <strong>in</strong> soUorio solaciando deambularet, posito pede superasserem non clauatum cecidit, post eum alter asser cadens capud 25sibi abscidit. Et sie mortuus est, iuxta quod dicit Anshelmus:Sic, dom<strong>in</strong>e, sordibus sordidamur peccatorum et ignoramus,qualiter a nobis vultus misericors abscondatur.In der ähnlichen Geschichte bei Et. de Bourbon p. 56 Nr. 47ist der Angeklagte Erzbischof von Tours, der Kläger St. Mart<strong>in</strong>.14.De eukaristia.[Q]vi <strong>in</strong>digne sumunt corpus Christi. Legitur, quod quidam 30comes a iuuentute sua usque ad mortem seculariter viuens multacrim<strong>in</strong>a committens tandem <strong>in</strong>firmatus est. Hie pluries am-Klapper, Erzähluugen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 16


242monitus per quendam virum spiritualem, ut confiteretur et moreboni hom<strong>in</strong>is christiani corpore Christi communicatus signumpenitencie ostenderet, tandem victus verbis ipsius et terrore mortisfecit capellanum suum venire cum corpore Christi. Et cumo uennisset, pro euasione dixit ei pauca scelerum suorum (ir)ret<strong>in</strong>ensgrauiora, plus mandans quam petens Christi corpus, etquam cito miser ausus fuit <strong>in</strong>digne cont<strong>in</strong>ere corpus, [IGö'"^]emisit spiritum. Tunc illo viro spirituaH orante et <strong>des</strong>iderantestatum comitis subito sensit se raptum <strong>in</strong> spiritu ad locum de-10 terrimum, <strong>in</strong> quo fuit puteus, ex quo exibant voces lamentabileset fetor nimius exalabat et dum hec orando videret, ecce, videt,quod demones ducebant virum horribiliter cathenatum igneacathena ipsum verberantes igneis flagelhs, ut ipsi videbatur,et nitebantur illum <strong>in</strong>ducere <strong>in</strong> illum puteum fetidum, sed ne-15 quiebant. Et cum ille miser diu verberaretur, diligenter <strong>in</strong>tuenseum cognouit comitem esse,pro quo orabat, et cum eum magnoconspiceret horrore, vidit beatum Petrum apostolum cum calicevenire angelis reuerenter m<strong>in</strong>istrantibus et flexis genibusreuerenterillo reddente sacrum sacramentum, quod m<strong>in</strong>us digne susceperat,20 <strong>in</strong> calicem accipere. Et dixit: Date ei, quod meruit et nonmiserem<strong>in</strong>i. Ait demon: Et vbi est apud nos misericordia? Hocdiclo demones comitem. <strong>in</strong> puteum miserunt. Et audiuit virorans lamentabiles uoces, ad quos territus euigilans omnia perord<strong>in</strong>em narrauit.Ähnlich ergeht es dem Udo von Magdeburg, der erst unter denSchlägen der ihn H<strong>in</strong>richtenden die unwürdig genossenen Hostien<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Kelch zurückgeben muß, ehe er enthauptet wird. SieheSchönbach, Studien zur Erzählungsliteratur <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong>. 3. Teil= Wiener Sitzungsber. Phil. -bist. Kl. Bd. 144 (1901), S. 8: Tuncquidam cum calice affuit, coram Udone stans, donec pugil miserrimihom<strong>in</strong>is collum cum pugno multis vicibus validissime percussit,et ecce, post quemlibet pulsum hostia polluta, per os episcopi exiens,<strong>in</strong> calicem corruit, quas omnes reg<strong>in</strong>a celi reverenter accipiens diligentissimelavit et, super altare <strong>in</strong> calice ponens, cum sua turbadecenter <strong>in</strong>cl<strong>in</strong>avit, abiit et recessit.25 De eukaristia; super: Hospes eram.[Dje digne sumentibus corpus Christi. Legitur, quod eratquidam [165J'b]iuuenis religiosus valde contemplativus. Hie <strong>in</strong>die pasche post communionem dedit se contemplacioni et di-15-


243cebat ad panem: Quis sum ego et quis es tu? Pro certo scio,quia ego sum peccator et tu deus. Quomodo ergo ego <strong>in</strong> imm<strong>und</strong>umausus sum hoq^icium recipere lumen celi? Hec et similiacogitando rogabat, ut sibi suus hospes visibiliter appareret,dicens: Dom<strong>in</strong>e Ihesu Christe, et si <strong>in</strong>trares domum vnius ciuis 5<strong>in</strong> habitu militari, nullo modo dimitteres, qu<strong>in</strong> hospiti loquereris.Cum ergo sis <strong>in</strong> meo hospicio, rogo te, Ihesu saluator, utmichi visibiliter apparens loquaris. Ecce, dom<strong>in</strong>us volens satisfacere deuocioni ipsius ei apparuit <strong>in</strong> specie pueri pulcherrimi.Ait hospes: Pro<strong>in</strong>de tibi grates refero, quod me libens <strong>in</strong> hos- 10picio tuo recipere uoluisti et beniuole me tractasti. Sed meliusagis me honeste conseruando. Juuenis hoc audiens pre iubiloruit <strong>in</strong> amplexus pueri et ipsum osculatur. Post aliquantulamhoram dixit: Dimitte me. At iuuenis: Date funes, date kathenas,ut ligem ad me Ihesum, meum gaudium! Ait Ihesus: Dimitte 15me; octaua die ad te reueniam et te michi adiungam <strong>in</strong>separabiliter.Ait iuuenis: Date michi funem et alligate me Jhesu,meo gaudio! Et hec clamabat VIII dies cont<strong>in</strong>ue. [t65vajOctauouero die videntibus cunctis monachis uenit Ihesus <strong>in</strong>eademspecie, <strong>in</strong> qua ipso iuueni apparuerat, dicens: Tu mc sepius 20recepisti honeste <strong>in</strong> tuum hospicium; et ideo te hodie <strong>in</strong> mcumrecipiam pallacium. Et hoc dicto cum concentu angehen animameius duxit <strong>in</strong> celum.Vgl. Nr, I u. 12.i6.De bono exemplo pulcrum et de paciencia.[D]e bono exemplo alys prebendo *). Legitur, quod prope 25Romam erat quoddam claustrum sanctarum monialium, <strong>in</strong> quoerant virg<strong>in</strong>es valde nobiles et nimie abst<strong>in</strong>encie. Inter quasalique earum tercia die, alique quarta, alique qu<strong>in</strong>ta die solumpanem comedebani; porc<strong>in</strong>as carnes, caseum et ova non comedebantnee pisces, v<strong>in</strong>um vero omn<strong>in</strong>o vitabant. Ad hoc clau- 30strum venit quedam nobilis vidua de sagw<strong>in</strong>e Theodosy imperatorisdeuocionis causa cum sua filia nom<strong>in</strong>e P^ufrasia. Etcum se recommendassent oracionibus sororum et datis ualedeccionibusuellet recedere, dixit ad filiam: Eufrasia, veni, eamusdomum. At illa: O mater, illis dom<strong>in</strong>abus libenler commanerem. 35^) Hs. prebentius.16'


244Et mater cum fletu ait: O mi filia, vt<strong>in</strong>am,te domus assumereuellet. Et quia Eufrasia nullo modo exire uellet claustrum, dom<strong>in</strong>afiliam dom<strong>in</strong>o recommendans recessit. Puella (se) deoiuuante <strong>in</strong> multa abst<strong>in</strong>encia et paciencia, feruenti oracione,5 assidua contemplacione deo seruiebat purgans etiam coqu<strong>in</strong>e[165 vb] et domus utensilia, lauans, ligna sc<strong>in</strong>dens, semper tarnenad ecclesie officia prima. Dum adolescentula tanto feruore deo<strong>des</strong>eruiebat et panem cum aqua non nisi octauo die comederetnee alys vtebatur cibarys omnibus sororibus seruiens, nulla earum10 <strong>in</strong>fra annum sedere uidit Eufrasiam. Tantam eciam ei graciamcontemplacionis dom<strong>in</strong>us dedit, ut sepius cetibus angelorum <strong>in</strong>teresseuideretur. Dyabolus autem, hostis bonitatis, ista uidenset quia ei <strong>in</strong> contemplacionibus obesse non ualuit, visibiliter eise <strong>in</strong>gerens multas molestias faciebat. Nam quadam die cum20 ligna secaret, dyabolus eam trusit, quod pedem grauissime securivulneraret. Sed cum ex nimio sagw<strong>in</strong>is fluxu debilitatafuisset, sororibus uenientibus ipsam portare uolentibus dixit:Absit,quod <strong>in</strong>imico meo et mei sponsi karissimi tantam gloriamuelim exhibere; ymmo ipsa ibo. Et lignis acceptis cepit ire.25 Et cum <strong>in</strong> gradu ascenderet, dyabolo ord<strong>in</strong>ante complosis pedibuscecidit ita, ut vnum ex lignis, que gessit, eius oculo <strong>in</strong>figeretur.Sed cum sorores euigilancius clamarent, Eufrasia dixit:Viuit dom<strong>in</strong>us meus, quia dyabolus me non v<strong>in</strong>cet. Et dumascendisset dyabolus eam de tercio solorio deiecit <strong>in</strong> terram.30 Et dum omnes accurrerent tamquam ad mortuam, ecce, [löö^a]Eufrasia eis obuiam fuit gestans ligna. Et ultimo dum eam rogarent,ut se quieti daret, dixit: Non faciam, sed sororibus meisseruiam <strong>in</strong> coqu<strong>in</strong>a. Et dum ibi esset, dyabolus ipsi aquamferuentem fudit super faciem suam. lila <strong>in</strong> deuocione existenti35 non sensit. Hec audiens abbatissa ait: Nescitis, sorores karissime,quia Eufrasia graciam promeruit apud deum? Terciaenim die ascensura est <strong>in</strong> celum. Quod audientes sorores nimiumflere ceperunt. Percipiens autem Eufrasia quadam sibisorore reuelante flere cepit et dixit: Cur, dom<strong>in</strong>e, assumes an-40 cillam tuam absque penitencia? Primo me tua gracia iuuante<strong>in</strong> pugna contra hostem <strong>in</strong>cepi exercere. Primo michi dulceerat de te cogitare. Et hec flens duobus [diebus] dixit eademuerba. Tercia die <strong>in</strong>uasit eam febris accutissima, <strong>in</strong> qua semperorabat sibi dari locum penitencie. Et accedentes sorores pete-45 bant, ut Eufrasia pro ipsis <strong>in</strong>tercederet ad dom<strong>in</strong>um, lila uerodixit sororem Julianam et abbatissam iuxta verbum dom<strong>in</strong>i


245qu<strong>in</strong>to die post ipsius mortem vocasse ad conuiuium gaudysempiterni. Sed dum sorores quererent, quäle esset ibi gaudium,dixit: Oculus') non uidit nee auris audiuit nee <strong>in</strong> cor hom<strong>in</strong>isvnquam ascendit, que preparauit Christus omnibus vitam gerentibuscontemplatiuam. 5Die Erzählung deckt sich mit der bekannten Legende im E<strong>in</strong>gange;die Ober<strong>in</strong> prüft Eufrasia, <strong>in</strong>dem sie sie dreißig Tage e<strong>in</strong>enSte<strong>in</strong>haufen von e<strong>in</strong>em Orte zum andern tragen läßt. In den Vitaepatrum , Venedig 15 12 Bl, 84va s<strong>in</strong>d die Motive folgendermaßengeordnet: i) Brunnen, 2) Holzhacken, 3) Holz beim Fallen <strong>in</strong>sGesicht gespießt, 4) Sturz vom dritten Treppenabsatz, 5) Fall <strong>in</strong>den Kochkessel. — Bei Andr. Eborensis Lusitanus , Exemplorummemorabilium tomus posterior, Coloniae 1594 p. 854, der als QuelleMarcus Anton. Cocceius Sabellicus, Exemplorum libri X zitiert, s<strong>in</strong>ddie Plagen <strong>des</strong> Teufels die folgenden i) Sturz <strong>in</strong> den Brunnen,2) Sturz <strong>in</strong> den Kochkessel, 3) Verw<strong>und</strong>ung <strong>des</strong> Be<strong>in</strong>s beim Holzhacken.17-Super: Centuplum accipietis.[Q]uod homo pro qualibet elemos<strong>in</strong>a centuplum accipiat.Legitur <strong>in</strong> ecclesiastica hystoria, quod erat quidam nobilis etdiues ualde.Hie audiens quendam sanctum virum predicare illudverbum: Omnis, qui reliquerit aurum et argentum, vxorum aut 10filios etc. propter me, centuplum accipiet. Diues uero quadam dieaccessit illum virum sanctum querens, si hec uerba vera essent.Ait ille: Facilius est celum cadere quam deum sua verba nonimplere. Ait diues: Vis istorum uerborum fideiussor fore? Egotibi do omnia bona mea propter deum dispensanda. Qui et fecit. 15Cepit enim cum pueris mendicare^). Et cum omnia ad laudemdispensata fuissent, post pauca vir ille nobilis mortuus est. Etfily eius illum sanctum virum trahunt ad iudicium, quia res dispensauerat,dicentes, quod patrem eorum deludisset prebens ipsicentuplam restitutionem , et nichil receperit nee sufficientes <strong>in</strong> 20pecunia capitali. Qui cum ad satisfaccionem cogeretur, dixit:Eamus ad patrem et queramus, an sim Hber. Quod cum omnibusplacuisset, vir sanctus accedens sepulchrum uocauit mortuumproprio nom<strong>in</strong>e dicens: Die michi, si tua tibi s<strong>in</strong>t restitutaan non. Et ille: Liber es, pater sancte, michi enim <strong>in</strong> centuplo 2.5mea bona sunt restituta et adhuc uitam eternam possidebo.^) Hs. quod oculus. ^) Hs, mediare.


246Ähnlich bei Jacques de Vitry (ed. Crane) Nr. XCVI p. 45 ; Et.de Bourbon p. 122 Nr. 144; Hcrolt (DiscipuUis) PromptuariumExemploruni sub EXIII; Exempla (ed. Klapper 191 1) Nr. 69 p. 54;Hervieux, Lcs Fabulistes Lat<strong>in</strong>s IV (1896) p. 317 Nr. CXXXVI;Cat. of Rom. III 73 Nr. 155 aus Odo de Seritonia, III 649 Nr. 21(In Sard<strong>in</strong>ia), III 690 Nr. 42: Vnde narratur de quodam episcoponom<strong>in</strong>e Oddone.18.De leproso bonum et seruicio <strong>in</strong>firmorum.[i66^'''i] [LjegitLir de quodam heremita, qui <strong>in</strong>ter ceteras virtuteshabuit magnam giaciam <strong>in</strong>firmis m<strong>in</strong>istrare. Hie ammonitusper quandam uisionem iuit ad proximam ciuitatem. Et dum5 peruenisset ad portam , uidit quendam horribilem <strong>in</strong>firmum etfetidum, quem eciam leprosi <strong>in</strong>ter se sust<strong>in</strong>ere non ualebant. Adlumc heremita accedens ipsi seruiens <strong>in</strong> dom<strong>in</strong>o consolatur. Adhec <strong>in</strong>firmus respondit:Sit deus altissimus benedictus, qui michidonauit hanc <strong>in</strong>firmitaten), sed timeo, ne michi dom<strong>in</strong>us m<strong>in</strong>uat10 premium Celeste propter tuum humile seruicium. Cuiille: Nonita est, dom<strong>in</strong>e, sed pro mea mercede huc uenire iussus sum.Sic ergo sanctus cottidie oriebatur ") <strong>in</strong>ter eos luctus. Quantumergo heremita plus seruiebat, plus seruire <strong>des</strong>iderabat; et eom<strong>in</strong>us <strong>in</strong>firmus heremitam seruire sibi permittebat, ut plus su-15 st<strong>in</strong>endo plus premiaretur. Tandem <strong>in</strong>firmus migravit ad dom<strong>in</strong>umannis elapsis XXV osculatis manibus heremite et gracias <strong>des</strong>eruicio fideli exhibito.Heremita uero exorabat dom<strong>in</strong>um, ut sibiostenderet, qualiter hec sancta anima a corpore egrederetur.Sed quia dom<strong>in</strong>us presto est omnibus (ipsum) <strong>in</strong>uocantibus eum20 <strong>in</strong> ueritate ipsius deuocioni annuens ostendit ei. Nam cum adlioram nouissimam deuenisset, audiuit de celo uocem dicentem:Veni, electe mi, ad gaudia [i66vb] mea. Tunc illa felicissimaanima ad omnes sensus cum iubilo dicebat: Vobis regracio,quod michi obedistis: oculi, quia vanitatem uidere non con-25 cupiuistis; aures, quia uana audire noluistis; manus, quia <strong>in</strong>delectacionem non palpastis; pe<strong>des</strong>, quia ad vana non iuistis;nares, quia delicata contempsistis; os quia ad delicata te nondedisti. Exspecta ergo et tu, corpus, dom<strong>in</strong>ium accipiasetquiesces<strong>in</strong> pace, ut ipsum pro tuolaborerecipiaseternamremuneracionem.30 Et hoc dicto cum concentu angelorum migrauit ad celum.^) T/^'. hortabatur.


247De sancto19.Sigm<strong>und</strong>o.[Ljegitur <strong>in</strong> cronica Anglorum, quod magnus erat rex nom<strong>in</strong>eSigism<strong>und</strong>us. Hic erat mire pietatis, castitatis et deuocionis.Hie audiens quadam die legi ewangelium: Hec loqutus sumvobis, ut non scandalizem<strong>in</strong>i, accessit suum confessorem dicens: 5Dom<strong>in</strong>e pater, quid est, quod dom<strong>in</strong>us loqutus est: Hec loqutussum etc? Ait ille : Dom<strong>in</strong>us Ihesus hortatur suos discipulos adtolleranciam passionis et paciencie, ut <strong>in</strong> hora, qua turbarentur,non <strong>in</strong>ciderent <strong>in</strong> <strong>in</strong>pacienciam, et ostendit eis exemplum temporesue passionis. Omnes enim, qui <strong>des</strong>iderant regni celestis 10gaudium, oportet eos <strong>in</strong> presenti pati. Qui hoc audiens dixit:Si cum illis est deus, qui turbantur, [167 ra] ergo cum illis nonest; qui letantur. Cui sacerdos: Ita est, dom<strong>in</strong>e. Rex autemdixit <strong>in</strong>tra se: Da michi, dom<strong>in</strong>e, tribulaciones, ut mecum essepossis, ex quo <strong>in</strong> humana leticia te habere non possum. Et 15statim dimisso regno <strong>in</strong> manus fratris suiiunioris<strong>in</strong>trauitreligionemsancti Benedicti <strong>in</strong> quodam (quoque) monasterio oranibus exhibenspietatem, <strong>in</strong> seipso uero vitam gerens tyrannidem <strong>in</strong>ieiunys, oracionibus et discipl<strong>in</strong>is. Cumque ammoneretur, utcorpori parceret et eo melius deo seruire posset, dixit: Affli- 20gendum est corpus, quia multis vacuit delicys; moUes lecti etpreciosi commutandi sunt <strong>in</strong> asperitatem cilicy, leticias et symphoniasrecompensare debeo fletu et lamento,pro uenacionibus,quibus seruicium Christi neglexi, habere debeo leccionem etpredicacionem. Hec omnia faciens dixit: Dom<strong>in</strong>e, da michi 25tribulaciones multifarias. Nam uenit, qui fratri suo diceret, quodipse sub habitu religionis <strong>in</strong>sidias succenderet. Quod rex audiensipsum cepit persequi tanquam <strong>in</strong>uasorem sui regni. Ille uerodicebat: Dom<strong>in</strong>us dixit: Tradem<strong>in</strong>i a fratribus et cognatis etmorti afficient uos. Pati ergo debes animo libenti, quidquid deus 30permiserit, quia alias ad regnum suum peruenire non poteris.[167 r^] Venit igitur, qui diceret, quod, si hac nocte se nonoccultaret, nuUo modo mortem a fratre suo euaderet. Cui respondit:Christus, meus dom<strong>in</strong>us, pro me mortuus est, ideo proeo mortem libenti animo sust<strong>in</strong>ere uolo. Veniat ergo frater et 35animam meam dom<strong>in</strong>o remittat. Sciens enim absque dubio,quod prope dom<strong>in</strong>um meum <strong>in</strong> celis regnabo. Et sibi hoc peccatumdimittatur. Hys dictis cum fratribus claustri ad orandumecclesiam sub<strong>in</strong>trauit. Veniens autem frater eius ad fratrem suumdixit: Quamdiu, <strong>in</strong>ique virorum, calliditates tuas sust<strong>in</strong>ere debeo? 40


248Et statim extracto mucrone, id est gladio, fratrem <strong>in</strong>terfecit. Aitautem rex: Dom<strong>in</strong>e Ihesu Christe, accipe spiritum riieum etdimitte fratri meo hoc peccatum. His dictis emisit spiritumrequiescens <strong>in</strong> pace.Mit der als Quelle angeführten Cronica Anglorum ist wohl Bedageme<strong>in</strong>t. Es liegt e<strong>in</strong>e Verwechslung mit Sigebertus III. Gemblacensisvor, der 636 König der Ostangeln wurde, dann auf denThron verzichtete <strong>und</strong> Mönch wurde. Se<strong>in</strong> Nachfolger ist Egricuscognatus suus. Mit diesem wurde Sigebertus von Penda, Königvon Mercia, erschlagen. Vgl. Flor. Wigorn. ad. an. 636; Roger deWendover, Flores Historiarum, ed. H. O. Coxe, London 1841, I 135.20.^ Simiie sancte Otylie.[L]Egitur <strong>in</strong> cronicis Anglorum, quod <strong>in</strong> Pictauia fuit quedamnobilis virgo et ualde pulchra, sed ab <strong>in</strong>tus pulchrior, deigracia existens <strong>in</strong> monasterio. Hanc videns comes Pictauiensis<strong>in</strong> eius amorem nimium exarsit. Mittens ei litteras dixit, ut se10 ad ipsum reciperet, alioqu<strong>in</strong> ipsum claustrum <strong>des</strong>trueret et eam<strong>in</strong>de acciperet, lila uero a spiritu sancto <strong>in</strong>structa dixit:Sponsa Christi sum, alium sponsum sibi non possum subrogare.nie hec audiens properauit ad claustrum, ut illud <strong>des</strong>trueret etvirg<strong>in</strong>em <strong>in</strong>de extraheret. Quod illa presciens ad fenestram eum15 uocans ab eo quesiuit, quidnam esset, quod eum plus ad eiusamorem [löy^^j concitaret. At ille: Oculi tui pulcherrimi. Cuivirgo : Exspecta me hie parumper. Abiensque sibi oculos eruenset ponens super parapsidem venit ad fenestram dicens:Dom<strong>in</strong>e,ecce, oculos, quos diligitis; vtim<strong>in</strong>i eis, ut vobis libet, me vero,20 que sum templum spiritus sancti, nequaquam habebitis. Heccomes videns et audiens nimium perterritus recessit.Vgl. Grimm, Anmerkungen zu den K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Hausmärchen,herausgeg. von J. Bolte u. G. Polivka, I (19 13) 303 Anm. i. DerRitter ist e<strong>in</strong> Comes Pictaviensis; ähnlich bei Jacques de Vitry(ed Crane) Nr. LVII p. 22 mit Anmerkungen; Et. de Bourbon p. 211Nr. 248 <strong>und</strong> p. 431 Nr. 500, wo die Geschichte von Ricardus, rexAnglie erzählt wird. Der rex Anglie wird auch erwähnt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>erFassung aus dem Ende <strong>des</strong> 14. Jhdts. <strong>in</strong> der Hs. der Nationabibl.zu Paris, nouv. fonds lat. 10 770 fol. 298 vb, die früher denAugust<strong>in</strong>ern zu Rebdorf gehörte; <strong>in</strong> den Vitae patrum (Migne,Serieslat<strong>in</strong>a LXXIV 148) ohne diesen Namen; die älteste late<strong>in</strong>ischeFassung ist wohl die bei Herbertus de Torre, De Miraculis II 42


249(Migne, Series lat. CL XXXV 1352), wo der König Wilhelmus Rufusheißt, die Abtei aber nicht genannt ist. Die Geschichte ist entlehntaus dem Pratum spirituale <strong>des</strong>joh. Moschos, das um 610 geschriebenist; Migne, Series graeca Bd. 87, Sp. 291 1. Hier sticht sich e<strong>in</strong>efromme Asket<strong>in</strong> aus gleichem Anlaß die Augen mit dem Weberschiffchenaus. Der bekehrte Jüngl<strong>in</strong>g geht als Mönch <strong>in</strong> die Skethiswüste.Ottilia, Äbtiss<strong>in</strong> von Hohenburg starb um 720 (12. XII);sie wurde bl<strong>in</strong>d geboren, aber bei ihrer Taufe im Kloster Palmebei Regensburg als zwölfjährige sehend. Über S. Ottilia im Volksliedevgl. R. Köhler, Kle<strong>in</strong>ere Schriften III 263.21.Heremita negauit fidem propter filiam sacerdotis ydolorum.[L]Egitur <strong>in</strong> vita patrum ,quod quidam heremita vidensquandam virg<strong>in</strong>em , filiam cuiusdam pontificis paganorum (et)illam concupiuit. Et cum amor nimium cresceret, tandem petiuiteam <strong>in</strong> vxorem. Pater uero eius quesiuit consiliiima quodam nigromantico, quid facere deberet. At ille: Filiam 10tuam libenti animo sibi dare debes, dummodo baptismo ueiitabrenunciare et a fide christiana uelit apostare. Que dum dixissetlieremite, ille dixit se esse paratum ad obediendum. Pontifexuero cum hec nigromantico dixisset, ait: Adhuc Spiritus sanctusab eo non recessit; noli ei ipsam tuam filiam dare, nisi abneget 15se aliquam spem ad Christum habiturum. Quod cum heremitedixit, ait hoc libenter facturum. Cum pontifex hoc malificonuncciasset, ait: [167 vb] Die ei, ut societatem sanctorum resignet,quod si fecerit, <strong>in</strong>dubitanter da ei filiam. Quod cum heremitedixisset, ille nimio prostratus amore omnium sanctorum societatem 20abnegauit. Quod cum fecisset, statim vidit ex eius ore spiritumsanctum specie columbe progredi. Hoc videns eciam heremita<strong>in</strong>gemuit. Ait <strong>in</strong>tra se: Et si spiritus sanctus, quem tam diuabnegaui, nunc recedit a primo a me, quid faciet, si ipsum totamente mea <strong>des</strong>iderem? Et accedens confessorem, sumpsit pe- 25nitenciam sibi <strong>in</strong>iunctam , videlicet IUI septimanas ieiunando<strong>in</strong> aqua et pane. Et cum primam ebdomadam peregisset, viditspiritum sanctum a remotis uolare <strong>in</strong> eadem specie, <strong>in</strong> qua abeo exierat. Cum uero sec<strong>und</strong>am ebdomadam peregisset, uiditeum circa se uolare. Tercia peracta uidit eum <strong>in</strong> humeris suis 30<strong>in</strong>sistere.Quarta autem peracta uidit ipsum <strong>in</strong> os suum euoJare.Et sie forcior quam prius factus est <strong>in</strong> amore et dei timore.Tandem post paucos dies migrauit ad dom<strong>in</strong>um.^


250Quelle s<strong>in</strong>d die Vitae patrum, Migne, Ser. lat. LXXIII 884Vgl. Ilcrvicux, Les Fabulistcs Lat<strong>in</strong>s IV (1896) 292 Nr. LXXI ausOdo de Ceritona.22.De meritis predicatorum.[L]Egitur, quod quidam sacerdos et bonus predicator mortiapprop<strong>in</strong>quaret. Quidam amicus eius <strong>in</strong> dom<strong>in</strong>o adiurauit [eum],ut post mortem suam sibi tricesima die deberet apparere et de5 suo statu certificaret. Cum autem amicus dicti sacerdotis [168 ^a]die tricesimo oraret, apparuit ei ille mortuus sacerdos <strong>in</strong> cappascarlatica tota aureis monilibus ornata. Sed vnum s<strong>in</strong>gularemonile,quod alia <strong>in</strong>comparabiliter excellebat, habuit <strong>in</strong> pectore.Quem cum predictus suus amicus de statu suo quereret, at ille10 valde bene sibi esse diceret, quesiuit, cur <strong>in</strong> tali veste <strong>in</strong>cederet.At ille:Hanc vestem rubeam ideo habeo, quod proximum meumardenti amore dilexi. Sed monilia tot accepi, quot peccatoresconuerti. Monile autem, quod vi<strong>des</strong> <strong>in</strong> meo pectore alia precellensideo habeo, quia vnum peccatorem conuerti, de cuius15 Salute omnes hom<strong>in</strong>es <strong>des</strong>perabant. Ait ille: Die michi, quisStatus est parrochalium et plebanorum. Cuiille:Pauci saluantur,quia latam viam, que ducit ad <strong>in</strong>fernum suis subditis sie replent20 orum subditorum; et hoc est valde periculosum, quia illud,quod deberet conuerti <strong>in</strong> vsus pauperum, expendit. pro amiciset alys vilibus (<strong>in</strong>) personis. Hys dictis disparuit.De sancta tr<strong>in</strong>itate.[LjEgitur, quod quidam magister theoloyei) <strong>in</strong> tarn solempni25 disputacione ambulauit uolens totum esse sancte tr<strong>in</strong>itatis [168 r^]f<strong>und</strong>itus perunctare.puerum pulcherrimum sedentem foueam pede fodentem.quod eas vix capere potest. Nam ipsi tanta vigent cupiditate,quod m<strong>in</strong>ime curant de animabus, dummodo bona habeant su-23-Transiens iuxta mare tandem uidit quendamFactafouea hausit cum cocliari aquam ex mari f<strong>und</strong>ens <strong>in</strong> foueam.Quesiuit ergo sanctus August<strong>in</strong>us, quid faceret. Puer <strong>in</strong>quit:30 Uolo totum mare <strong>in</strong> hanc foueam f<strong>und</strong>ere et conprehendere') Darüber von derselben Hand August<strong>in</strong>us.


251<strong>in</strong> illa. Ait magister, quod esset <strong>in</strong>possibile hoc fieri. Dicitpuer:Multo <strong>in</strong>possibilius est; totam tr<strong>in</strong>itatem tuo <strong>in</strong>tellectu, que<strong>in</strong>comprehensibilis est, niteris conprehendere.Die Acta Sanctorum 28. Aug. p. 357 berichten die Begebenheitnach Petrus de Natalibus Equil<strong>in</strong>us episcopus <strong>in</strong> Catalogo sanctorumlib. 7 c. 128; als andere Quellen werden erwähnt p. 358Ambrosius Staibanus <strong>in</strong> Templo August<strong>in</strong>iano c. 8 ; Ludovicus Torelius<strong>in</strong> seculis August<strong>in</strong>ianis ad annum 358 num. 12 et 13, multiquealii neoterici. Von Lanfranc wird die Begebenheit erzählt imCat. of Rom. III 404 Nr. 549; Exempla (ed. Klapper 191 1), p. 17,Nr. 9; ohne Namensnennung nach Paris verlegt bei Caes. v. Ilcist.,Libri VIII Mirac, ed. Meister p. 68 (lib. II Nr. i).24.De sophismatum pena.[LjEgitur, quod quidam Scolaris nuper defunctus apparuit 5suis socys <strong>in</strong> cappa de pergameno exterius scripta de sopliismatibuset <strong>in</strong>tus ardentem. Et hoc dicunt magistro. Qui ipsumconiurans quesiuit, ut statum suum reuelaret. Ille uero se dampnatumnarrauit. Cuius penam magister per<strong>in</strong>pendens petens, ut<strong>in</strong> manum suam sibi mitteret tantum vnam guttam sui sudoris 10et fecit. Sed et illa gutta cicius sagitta manum eius transuerberauitet dixit: Talis sum totus. Magister uero his visis duosversus conpilauit et subito ord<strong>in</strong>em Cisterciensium <strong>in</strong>trauit.[LJInquo coax ranis et uana sophismata uanis.Ad loycam pergo, que mortis <strong>in</strong>tulit ergo. 15Bei Jacobus a Vorag<strong>in</strong>e, ed. Graesse 1846, p. 731 c. 163 heißtder Magister Silo.Ähnlich bei Jacques de Vitry (ed. Crane) Nr. XXXIp. 12 mit Anmerkungen; Et. de Bourbon p. 19 Nr. 9. PolycarpusLcyser, Historia poetarum et poematum medii aevi, Halle 1721p. 443. Den Stoff behandelt B. Haureau, Memoires de l'InstitutParis 1876 vol. XXVIII {?.) p. 239—264.25.De sancto Oswaldo.[L]Egitur <strong>in</strong> cronicis Anglicis de quodam filio cuiusdamregis Angehe, qui patrem suum <strong>in</strong> regno successit. Cui cuiusdam[168 va] regis filia cum copulata fuisset, <strong>in</strong>ter verba secrete alloqucionisdixit virg<strong>in</strong>i: Scis, soror dilectissima, quod dei fihus 20


252nobis portam regni celestis aperuit, quod est <strong>in</strong>term<strong>in</strong>abilc, etpreparato nobis conuiuio nos uocauit. Cui virgo: Si sie est,amantissime iuuenis, laboremus, ad illud uenire ne tardemus.Et Oswaldus: Eligamus, ergo nobis uiam magis tutam, scilicet5 virg<strong>in</strong>itatem, et alys operibus bonis <strong>in</strong>sidemus. Quod et fecerunttalem vitam ducentes <strong>in</strong> vigilys, ieiunys et oracionibus, ut eciammirabilis vita e<strong>in</strong>s heremitis uideretur. Symon enim sanctusheremita, qui <strong>in</strong> quadam arbore nunquam <strong>des</strong>cendens XX annissederat, petiuit dom<strong>in</strong>um, utsibi hom<strong>in</strong>em ostendere dignaretur,10 cum quo eque <strong>in</strong> premio celesti deberet fieri particeps, dixitqueei dom<strong>in</strong>us, quod equale premium cum rege Oswaldo reciperet.Sed cum heremita [<strong>in</strong> vanum] se afflixisse cogitaret, dixit eiangelus, ut sequeretur, dicens, quod ipsum ad regis pallacium[ducere uellet]. Vbi ueniens stetit. Et ecce, bonus Oswaldus15 <strong>in</strong>structus a dom<strong>in</strong>o deposuit vestes regias, sub quibus habebatcilicium et <strong>in</strong>duit secum Symeone[m] dicens, ut regem a dom<strong>in</strong>ofactum sciret. Cum autem Symeon <strong>in</strong> habitu regis ad mensamaccessisset, reg<strong>in</strong>a, ut consueuerat, omnes cibos tollens [löS^b]mittebat pauperibus. Portatus tandem est panis c<strong>in</strong>ereus. Hunc,20 <strong>in</strong>quit reg<strong>in</strong>a, semper manduca. Cum autem venisset ad lectum,camerarius regis, ut consueuerat, regem virgis acutis^ (ut consueuerat),verberauit.Et hoc facto discooperto lecto pulcherrimoipsum super vrticas recentes posuit. Facto mane dixit heremita,quod contra vitam istam delicias sedens <strong>in</strong> arbore habuisset,25 et traditis regi vestibus locum suum est <strong>in</strong>gressus. Dum autem<strong>in</strong> tali statu bonus Oswaldus XXX annis perduxisset, venit ad eumvox de celo dicens: Quia paratum est gaudium meum et tu illuddiu <strong>des</strong>iderasti, veni dilecte mi, ad conuiuium meum. Et ideo nonnegligamus.fremd.Die Züge unserer Erzählung s<strong>in</strong>d der bekannten Oswaldlegende30 De confessione.[LjEgitur <strong>in</strong> vitis patrum, quod erat quidam heremita, cuideus dedit donum cognoscendi corda hom<strong>in</strong>um. Hie quadamvice uenit ad ecclesiam, <strong>in</strong> qua sacerdos audiuit confessionem.Et uidit, quod hom<strong>in</strong>es nigri <strong>in</strong>trauerunt ad ecclesiam, (<strong>in</strong>) quos35 demones comitabantur'^) cum iubilo. Angeli uero custo<strong>des</strong>26.') Hs. acultatis. '^)Hs. commutabantur.


253tristes a remotis ibant. Cum autem redirent a confessione,tunc demones recedebanti), angeli uero letanter accesserunt adhom<strong>in</strong>es. Inter illos autem heremita vnum aspexit, quem demonesligata kathena ducebant cum gaudio, angelus autemeius a remotis eum <strong>in</strong>trantem conspexit. Hie cum alys ad con- 5fessionem [169^*] accessit et surgens nigrior est effectus, quemdemones forcius ligauerunt. Hoc uidens heremita illum accedensvisionem enarrauit. Tunc ille perterritus dixit: Ego deum <strong>in</strong>multis offendi et ad confessionem ueniens magnum crimenoccultaui. Quod dum confessus fuisset, demones ab eo reces- 10serunt et angeli leti accesserunt.Vgl. Nr. 92. Ähnlich <strong>in</strong> den Vitae patrum (Venedig 15 12 lib. II§ 156 fol. löyva). De episcopo qui <strong>in</strong> facie cognoscebat qui essentiusti et qui peccatores.27.De detraccione.[L]Egitur, quod quidam caste uixit, sed ligwam suam ualdelaxabat ad ultimum confidens de uite suite puritate. Tandemmortuus est et quia nobilis erat et magne reputacionis propter 15eius ieiunia et oraciones sepultus est <strong>in</strong> ecclesia cuiusdammonastery: Cum autem fratres conuenissent ad peragendasexsequias, audiunt uocem de sepulchro dicentem: En ardeo,en estuo, en crucior. Cumque fratres accederent et quererent,quis clamasset, dixit: Ego sum misera anima, que propter 20iudicia michi non commissa hom<strong>in</strong>es post tergum iudicandoligwa mea sepius defedaui. Et ideo nunc ardeo grauissime.Et propius accedentes viderunt eum a parte superiori usque adlocum c<strong>in</strong>guli grauissime ardentem. Ecce, quid facit peccatumligwe. 2528.De <strong>in</strong>peratrice et leprosis.[L]Egitur <strong>in</strong> cronica tripartita, quod erat quidam rex <strong>in</strong>Anglia, qui habens reg<strong>in</strong>am pulchram et castam ad petitionemipsius [i69r^] reg<strong>in</strong>e caste viuere proposuit. Rex igitur adterram sanctam ex deuocione accedens fratri suo terram et 30familiam tradidit gubernandam. Frater uero regis reg<strong>in</strong>e captus') Hs. restebantur.


254pulchritud<strong>in</strong>e illico ipsam decipere sathagebat. Quem illa cumsepius deludisset <strong>in</strong> domo, quadam (autem) die eam adaptansprius ciborum <strong>in</strong>digencys reclusit. Rege autem redeunte reg<strong>in</strong>asollicite dixit, ut frater letus accurrat. Qui ueniens reg<strong>in</strong>am5 turpiter apud regem <strong>in</strong>famauit dicens ,quod quampluribusadult[er]ata fuisset. Rex fratri credens duobus camerarys precepitut <strong>in</strong> noctis silencio reg<strong>in</strong>am ductam <strong>in</strong> <strong>in</strong>sulam proximamocciderent. Quod illi <strong>in</strong>plentes eam cum <strong>in</strong>de ducerent, quidamcomes, qui cum rege <strong>in</strong> peregr<strong>in</strong>acione fuerat, cum illic iter10 ageret, videns pulchram dom<strong>in</strong>am duci ad mortem ipsi conpassuseam de manibus eorum eripuit, secum duxit <strong>in</strong> domumet honestatem videns dom<strong>in</strong>e ei filium suum tradidit custodiendum.Frater uero comitis iam dicti dom<strong>in</strong>am tam pulchram aspicienseam summopere illico attemptauit. Que dum scelus abhorreret,15 ille ut eam apud fratrem <strong>in</strong>famaret, filium fratris latenter occidit.Cum autem dom<strong>in</strong>a puerulum iugulatum <strong>in</strong>ueniret^ territa exclamauit.Sed familia currens [lög^a] puerum [iugulatum <strong>in</strong>uenit.Sed familia et frater comitis, cum maxime ipsi <strong>in</strong>dignarentur,uellent (!) eam igne cremare. Comes timens deum offendere20 nee uolens admittere iudicium fecit eam per mare duci deterra. Naute uero, cum ab ea nichil possent habere de rebusillicitis, eam <strong>in</strong> medio maris super lapidem posuerunt. Illauero orabat ad dom<strong>in</strong>um dicens: Dom<strong>in</strong>e, scio, quia nonderel<strong>in</strong>quis confidentes de te. Et sie <strong>in</strong> solacio sedens obdor-25 miuit. Et ecce, sibi videbatur ad eam venire virg<strong>in</strong>em pulcherrimamdicens: Ab hac tribulacione cito liberaberis. Exstirpa,<strong>in</strong>quit, herbas, quas sub tuo capite <strong>in</strong>uenies; cum eiscurabis omnem lepram. Et dum sie sederet, ecce, audiuitaduenire vnam nauem, <strong>in</strong> qua erat familia comitis illius, apud30 quem dom<strong>in</strong>a manserat. Et uidentes dom<strong>in</strong>am sedere acceperunteam <strong>in</strong> nauem et dixerunt, quod quererent medicum, qui consuleretfratri dom<strong>in</strong>i eorum, quia leprosus factus esset. Quedixit se uelle consulere. Que cum uenisset, dixit leproso, utpeccatum suum confiteretur et maxime de occisione pueri sui35 fratris. Quod et ille fecit. Et dom<strong>in</strong>a accepta herba, quamei beata Virgo ostenderat, sanauit illum. Comes autem dolensse talem dom<strong>in</strong>am amisisse et illa fatetur se ipsam [169 ^^j esse.Rex autem Anglie audiens huius dom<strong>in</strong>e famam misit pro earogans, ut fratrem suum a lepra m<strong>und</strong>aret. Que veniens dixit:40 Curari non potest homo iste, nisi publice confiteatur omnia suapeccata. Qui cum lamentabiliter fateretur, quod reg<strong>in</strong>am,


255honestam dom<strong>in</strong>am, <strong>in</strong>debite defamasset dom<strong>in</strong>o, eum curauit.Rege uero multum dolente de morte reg<strong>in</strong>e dom<strong>in</strong>a dixit: Egosum, de qua doles. Scias ergo, quia dom<strong>in</strong>us me <strong>in</strong>tactam abOmnibus custodiuit. Et facto monasterio virg<strong>in</strong>um <strong>in</strong> illud serecepit spreto m<strong>und</strong>i regno. Et cum ibi aliquo tempore deoseruiuisset, audiuit vocem sibi dicentem : Vos estis, qui mecumpermansistis <strong>in</strong> meis temptacionibus; venite benedicti etc. Posthoc die tercio obdormiuit <strong>in</strong> dom<strong>in</strong>o.Als Quelle ist* die Cronica tripartita genannt wie <strong>in</strong> Nr. 7. Vgl.Et. de Bourbon p. 115, Nr. 136; Scala Celi <strong>des</strong> Joh. Gobii Juniorunter Castitas; Gesta Romanorum ed. Oesterley Nr. 249 (app. 53),-V<strong>in</strong>centius Bellovacensis, Speculum historiale lih. VIII c. 90— 92:Massmann, Kaiserchronik III (1854), S. 899— 902 ; Mussafia,Studien I 42 Nr. 45, I 65 Nr. 74, II 48 Nr. 12, III 38 Nr. 136, III45 Nr. 16; R. Köhler, Kle<strong>in</strong>ere Schriften I S. 391, 582, II S. 275 ;Hahn, Griechische Märchen, Nr. 16; E. Roh de, Der griechischeRoman <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Vorläufer, S. 354; dieselbe Erzählung bei Poncelet,Nr. 463 <strong>und</strong> <strong>in</strong> den dort angegebenen Nummern ; außerdem<strong>in</strong> den Handschriften Paris, Bibl. nat. nouv. fonds lat. 14463 Bl. 361a(13. Jhdt., früher zu S. Victor <strong>in</strong> Paris gehörig) De pudicitia ettolerantia cuiusdam imperatricis, mit selbständigen Zügen, <strong>und</strong>Breslau, Kgl. u. Univ.-Bibl. IV. F. 96 Bd. I, <strong>in</strong> der Bl. 131 ra beg<strong>in</strong>nendenSammlung von Marienmirakeln Nr. 6, geschrieben 1379von fr. Nicolaus Teuthelewbe <strong>in</strong> Ile<strong>in</strong>richau, mit der Überschrift:De imperatrice, cuius castitatem a uiolencia seruorum eripuit. Literatur<strong>in</strong> Ilerrigs Archiv, Bd. 118 (1907) 341 von Pietro Toldo.29.Super: Estote misericor<strong>des</strong>. De rege et milite.[LjEgitur, quod quidam nobilis occidit regem suum. Cuius 10(fama) filius cum adoleuisset et regnum pro patre assumpsisset,quesiuit occisorem patris. Quod ille senciens se occultabat.Contigit autem, quod <strong>in</strong> die parasceues nobilis quasi securusesset, quod ipso die non quereretur; <strong>in</strong>trauit quandam ecclesiampro deuotione. Et ecce, rex iter agens <strong>in</strong>trauit illam ecclesiam 15officium auditurus. Nobilis uero ille uidens se traditum deiiudicio <strong>in</strong> manus regis procidens ante pe<strong>des</strong> dixit: Ego sumille, qui patrem uestrum occidit. Cui rex: Tu me grauiteroffendisti, [i7ova] quia patrem meum occidisti. Sed plus meofifenderunt, qui Christum occiderunt et crucifixerunt. Et ex 20quo Christus illis <strong>in</strong>dulsil, eciam tibi hodic <strong>in</strong>dulgeo et gracie


256mee et omnium meorum restituo et reddo hereditates. Cumqueautem rex accessisset ad crucem, ut adoraret lignum sanctecrucis, nutu dei sibi <strong>in</strong>cl<strong>in</strong>ans dixit: Tu propter me occisoremad graciam accepisti, idcirco te ad meam gloriam recipiam etö uitam dabo eternam.Die Erzählung f<strong>in</strong>det sich ähnlich bei Roger de Wendover,Flores Historiarum, ed. H. O. Cox, London 1841, Bd. IV, 234 ff.von König Richard I. <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em miles de regno Angliae, <strong>in</strong> Novadegens Foresta. Sie soll sich 1232 erereignet haben. Der Ritterist verbannt, da er Wildschütz war. Nach Jahren kommt der Verbannte<strong>in</strong> der Normandie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kirche, wo er den König antriff"t.Er wagt aber nicht, um Verzeihung zu bitten. Als er vor e<strong>in</strong>emKreuze betet, sieht Richard, wie Christus dem Ritter zunickt. 'DerKönig verzeiht ihm <strong>und</strong> fragt, wie er diese Gnade <strong>des</strong> Gekreuzigtenverdient habe. Der Ritter erzählt, er habe lange Jahre denMörder se<strong>in</strong>es Vaters verfolgt <strong>und</strong> ihn endlich »<strong>in</strong> die Parasceues«erreicht. Der Mörder habe sich unter e<strong>in</strong> Kreuz geflüchtet <strong>und</strong> seivon ihm verschont worden, nachdem er versprochen habe, täglichfür den Getöteten zu beten <strong>und</strong> Messen lesen zu lassen, Richard setztse<strong>in</strong>en Ritter wieder <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Besitzungen e<strong>in</strong>. Ähnlich wird die Geschichtevon Johannes Gualbertus eques Florent<strong>in</strong>us erzählt, der demMörder se<strong>in</strong>es Bruders verzeiht; Christus am Kreuz neigt se<strong>in</strong> Hauptvor ihm ;er wird Abt <strong>in</strong> der von ihm gegründeten Kongregation <strong>in</strong>Vmbrosa Vallis (Vallombrosa) bei S. M<strong>in</strong>iato bei Florenz. Vgl.Baptista Fulgosus (Fregose), Factorum dictorumque memorabiliumlibri IX, Antverpiae 1565, lib. III p. 274. Bei Et. de Bourbon,p. 433, Nr. 503ist es e<strong>in</strong> Plebeius, der den Sohn e<strong>in</strong>es Adligentötet: hier ist als Quelle Jacques de Vitry genannt. Vgl, Caes. v.Heist., Libri VIII Mirac, ed. Meister, p. 114 (lib. II Nr. 35) <strong>und</strong>Dialogi mirac. VIII 21. In der Scala Celi <strong>des</strong> Joh. Gobii Junior(Ulm, Ha<strong>in</strong> 9406) Bl, i3or ganz ähnlich. Die Erzählung ist <strong>in</strong>den Exempelsammlungen weit verbreitet.30-Super: Quacumque hora peccator <strong>in</strong>gemuerit etc.[Ljegitur, quod fuit quidam comes uanus valde et pauperibusmultum molestus. Hie vice quadam iter faciens astauit circacimiterium, <strong>in</strong> quo quidam predicauit. Comes autem ipsum10 audiens loquentem dixit suis socys : Audiamus, quid noui nobisiste fatuus dicat. Sed cum ille diceret: Deus misit verbumsuum peccatoribus medic<strong>in</strong>am, dixit comes: Descendamus deequis et audiamus, qualiter ista medic<strong>in</strong>a sumatur. Et cum illediceret illud: In quacumque hora peccator <strong>in</strong>gemuerit,


257saluus erit, comes uero hoc audiens deuocione captus est.Facto uero sermone sacerdotem accedens ait: Estne verum,quod deus non vult abicere peccatorem? Aitille: Nullo modoabicit. Ait comes: Hodie ergo abnego peccatis penitenciamsec<strong>und</strong>um vestrum consilium assumens. Ex illius igitur consilioprimo [lyorb] lesis satisfaciens plenarie, de residuo facta ecclesia,<strong>in</strong> qua <strong>in</strong> habitu monachi penitenciam agens usque ad mortempermansit. Post eius uero obitum super eius sepulchrum tumbampreciosissimam et opere mirabilem utpote angelicis manibuspreparatam <strong>in</strong>uenerunt et circulum circumquaque scriptum, <strong>in</strong>quo scriptum fuit: Misit dom<strong>in</strong>us verbum suum et sanauit eiimet eripuit eum de <strong>in</strong>tericionibus eius.1031.De obediencia.[L]Egitur <strong>in</strong> vitis patrum, quod fuit quidam bonus homo,qui querebat vitam tendentem ad patriam, et occurrit ei cogi- 15tanti <strong>in</strong> mente non esse melius [quam] ut m<strong>und</strong>um fugiens maneret<strong>in</strong> <strong>in</strong>clusorio, Cluyse, quod et fecit. Hom<strong>in</strong>es autem eiusuidentes bonitatem ipsum pascebant. Et dum ibi diu fuisset,venit ad eum vox de celo dicens: Aue, pasce, porce sag<strong>in</strong>ate,du gemestis swynl lUe uero <strong>in</strong>telligens, quod hec vox esset 20<strong>in</strong>sultans ei de quiete, exiuit de <strong>in</strong>clusorio, dedit se ad peregr<strong>in</strong>acionemquieti oppositam. Ad quem vox: Salue, pecuserrans; <strong>in</strong> <strong>in</strong>clusorio deo non places, peregr<strong>in</strong>acio tua deo nonest accepla. At ille: Ibo igitur ad heremitas, qui sub obedienciauiuentes uoluntatem dei perficiunt. Qui dum hoc fecisset, venit 25ad eum vox dicens: Salue, fili obediens, <strong>in</strong>plens dei uoluntatem,qui te saluabit, si <strong>in</strong> hac vita perseuerabis.nicht.In den bekannten Ausgaben der Vitae patrum steht die Geschichte[L]Egitur,32.De elemos<strong>in</strong>a.quod fuit quedam uidua nobilis habens tres filios,quorum duo erant ualde m<strong>und</strong>ani, iunior uero pauperibus 30multum misericors, ad hec matre ipsum iuuante. Sed cummulta mater cum iilio m<strong>in</strong>ori ad necessitates pauperum expenderet,fily duo seniores euntes ad curiam prohibuerunt pro-Klapper, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 17


258curatori, ut nulli aliquid daret, eciamsi mater uel eorum fratermandaret. Erat enim annus carus. Sed cum pauperes fluerentpro elemos<strong>in</strong>is, ut consueuerant, frater m<strong>in</strong>or horreum <strong>in</strong>transtotam annonam pauperibus est largitus. Sed cum fratres reuersi5 fuissent et, quod frater fecisset, nescientes, turbati sunt, dum<strong>in</strong> horreo nil <strong>in</strong>uenerunt. Junior uero cum matre ducentes cosad horreum ostenderunt eis omnia plena. Et dixit mater adfilios: Ecce, fily, deus nobis plus dedit, quam aly confidunt.Confidite ergo, quod pro opere misericordie dabitur <strong>in</strong> presenti10 necessitas et post hanc vitam sempiterna.Vgl. die aus den Vitae patrum genommene Nr. 143. Ähnlichbei Joh. Moschos, Pratum spirituale (Migne, Series graeca, Bd. 87,Sp. 2876). Das Motiv ist wohl Marcus 10,29 entlehnt.33-Scribit dyabolus peccata hom<strong>in</strong>um <strong>in</strong> ecciesia.[L]Egitur, quod, cum beatus Gregorius missam celebrarct,risit tempore Canonis. De quo cum Petrus, ipsius dyaconus,multum miraretur, quesiuit ab eo, cur <strong>in</strong>fra missarum solempnia15 risum faceret. Cui respondit; Vidi dyabolum horribilem <strong>in</strong>pertica [170^1^] sedentem et habebat maximam cutem, <strong>in</strong> quamscripsit omnia verba, que hom<strong>in</strong>es loquebantur ad<strong>in</strong>uicem temporemisse. Sed cum hom<strong>in</strong>es tanta et tot verba loquerentur,ut sibi maxima cutis deficeret, ille uolens cutem prolongare20 traxit eam dentibus, et dum nimis traheret, cutis scissa est etdemon cecidit de pertica. De hoc ergo risi. Cauete ergo vobiset locum dom<strong>in</strong>i <strong>in</strong> reuerencia habeatis, quia ibi deus presensest cum suis angelis et sanctis.Vgl. den Aufsatz von Joh. Bolte, Der Teufel <strong>in</strong> der Kirche <strong>in</strong>:Zeitschrift für vergleichende Literaturgeschichte, Neue Folge Bd. XI(1897), S. 249 ff., besonders S. 255. Germania 25, 189 hat Baracke<strong>in</strong>e stark mit unserem Stück verwandte deutsche Verserzählung ausdem 14. Jhdt. veröffentlicht. Ähnlich Jacques de Vitry (ed. Crane)Nr. CCXXXIX; Et. de Bourbon, p. 184, Nr. 212; Herolt (Discipulus)Promptuarium Exemplorum, E. XVI.Bei R. Muther, Die deutscheRücherillustration der Gothik <strong>und</strong> Frührenaissance II, 125 (München1884) ist aus dem ,,Buch <strong>des</strong> Ritters vom Thurn von den Exempelnder Gottesfurcht <strong>und</strong> Ehrbarkeit" e<strong>in</strong>e Illustration wiedergegebenmit der Inschrift: Wie der tufel bynder mess die klapperig etlicherfrowen vffschreib vnd jm das bcrment zu kürtz wart vnnd ers mitden zenen vss eynander zoch. Nirgends ist wie <strong>in</strong> dem vorliegendenStücke S. Gregorius der Träger der Vision.


25934.De iou<strong>in</strong>iano; de versu: Deposuit potentes.[L]Egitur, quod <strong>in</strong> Ybernia erat quidam rex, qui deleuitillum versum <strong>in</strong> Cantico beate virg<strong>in</strong>is: Deposuit potentes <strong>des</strong>ede, dicens stomachanti spiritu, quia esset iiallatus, id est circumdatusuel confortatus, municionibus et militibus, quod ipsum 5deus de regno deponere non posset, et ad talem spiritum blasphemieet superbie fuit imm<strong>und</strong>us, immunes violans,et iudiciumsuum <strong>in</strong> terra perierat. Cum autem quadam uice <strong>in</strong> nimiasuperbia sederet <strong>in</strong> balneo, venit quidam iuuenis manu erecta<strong>in</strong> faciem regis et permutauit faciem eius, ut alter et non rex 10crederetur. Cum autem iuuenis ille surrexisset, omnis familiaobsequium ipsi prestabat. Rex uero ille diucius sedens, nuUuseum curauit. Surgens uestes sibi dare precepit. Seruitor uerobalnei dixit, quod, si uestes haberet aliquas, ipse eas [171^^]acciperet, si uellet. Sed cum hie nee uestes nee familiam <strong>in</strong>- 15ueniret, cepit comm<strong>in</strong>ari cum <strong>in</strong>dignacione ipsum contempnentibus.Sed illi, qui erant <strong>in</strong> balneo, omnes eum esse fatuumcredentes alapis et luto eum a balneo expulerunt. Sed cumsie nudus curreret et turba eum puerorum <strong>in</strong>sequeretur, tandemvnus ciuium miseram uestiunculam eidem tamquam fatuo 20adiecit. Quam <strong>in</strong>dignanter accipiens ad pallacium regis ueniensab ostiario quesiuit, cur familia eum contempneret. Illeuero quesiuit, quisnam esset, et ille se regem dixit <strong>in</strong>dignando.Ostiarius eum fatuum existimans ad familiam <strong>in</strong>troduxit. Quiomnes eum simul fatuum deputantes deriserunl et ille miser <strong>in</strong> 25tali vita VII annis permansit. Tandem ad se reuersus dixit:Ecce, dom<strong>in</strong>us iustus iudex deposuit potentes de sede. Video,quod dom<strong>in</strong>us propter meam superbiam me humiliauit. Etpropter dolorem nimium non sufferens hom<strong>in</strong>um verba siluamadijt', ut ibi fame periret '). Ille uero iuuenis, qui pro rege 30habebatur, <strong>in</strong>trans siluam occasione venacionis et <strong>in</strong>ueniensregem quesiuit, quis esset et quid <strong>in</strong> silua solitarius quereret.Et ille : Dom<strong>in</strong>e, ego sum miser rex, qui per potenciam dom<strong>in</strong>ia meo regno sum eiectus; et tu exaltatus. Et ille: An nescis,quia, qui se exaltat, humiliabitur? Tu uero, que a deo rece- 35pisti, contra deum <strong>in</strong> superbia loqui presumpsisti. Ideo tibideus hoc fieri uoluit. Sed quia dicis, quod doles de commissis,[lyi^'bj ideo equum et uestes recipie(n)s et rcgnum, ex quo te^) Hs. verba similia addidit ut sibi fama periret.17*


260humilias. Me aiitem scias angelum esse tibi datiim <strong>in</strong> custodemet me ad hoc missum fuisse, ut tibi ostenderem, quod,qui sc humiliat, exaltabitur et econuerso.Vgl. R. Köhler, Kle<strong>in</strong>ere Schriften II 207 ff., 250, 584 f. ;Gesta Romanorum, ed Oesterley Nr. 59 = Dick (Innsbrucker Ilandschr.)cap. 148; Mitteilungen der Schles. Ges. für Volksk<strong>und</strong>e, Heft 20(1908), S. 15.35.Super illo: Dum potuit, noluit; dum voluit etc.5 [L]Egitur <strong>in</strong> ystoria ecclesiastica, quod erat quidam virperpetrator multorum scelerum, de quibus numquam confitebaturcogitans, quod adhuc bene confiteretur, dum mori deberet.Tandem <strong>in</strong>firmatus, uenit ad eum quidam religiösus dicens, utdoleret de peccatis et confiteretur. Cui ille: Justus dom<strong>in</strong>us et10 iusticias dilexit. Ecce, ego, dum confiteri potui, contempsimisericordie diu<strong>in</strong>e term<strong>in</strong>um <strong>in</strong>ponens et dixi: In <strong>in</strong>firmitateconfitebor. Dyabolus uero ex dei permissione stat michi suprapectus, et dum aliquid cogito dicere pert<strong>in</strong>ens ad salutem,statim str<strong>in</strong>git michi coUum meum; loqui enim me omnia per-15 mittit preter saluti necessaria, quia peccaui <strong>in</strong> spiritum sanctum.Et hoc dicto exspirauit et punitus est <strong>in</strong> <strong>in</strong>ferno, de quo ipsiusnuUa erit redempcio. zo gest du bakwerk.36.De fratre Mario et de leprose.[LJEgitur <strong>in</strong> vitis patrum, quod erat quidam monachus,20 qui solitus fuit de sua prebenda meliora conseruare et darepauperibus, et dum quadam uice siluam transiret, quendamleprosum uidit <strong>in</strong>firmitate deficientem. Quem uidens monachuspredictus pietate motus stetit circa eum dicens ei : Si aliquidhaberem, cum quo te iuuare possem, gratanter tibi darem. Et25 ille: Rogo te propter amorem Jhesu Christi, porta me ad cellamtuam. Et ille uehementi [171^*] amore Christi <strong>in</strong>censussuper humerum suum accipiens ad suam cellam portauit. Hoceius abbas <strong>in</strong> spiritu cognoscens fratribus dixit: Venite, fratreskarissimi, videte filium dei <strong>in</strong> humeris fratris nostri. Cumque30 ad cellam peruenissent, fratribus presentibus dixit ei: Quoniamtu ad tuam cellam portasti me, et ego te cum angelis meis


261portabo <strong>in</strong> celum. Hoc dicto Jhesus odore celesti <strong>in</strong> cellarelicto celos ascendit et monachus predictus post triduumueniente filio^) dei cum concentu angelico celis spiritum reddidit.Die falsche Quellenangabe Vitae patrum begegnet <strong>in</strong> der gleichenErzählung auch im Cat. of. Rom. III 668 Nr. 277: In uitis sanctorumpatrum legitur. Der Mönch heißt <strong>in</strong> unserm Stück Marius,was aus Martyrius verderbt ist. Die Quelle ist Gregorius, Homiliae<strong>in</strong> evang. (Migne, Series lat. LXXVI, 1300).37-Ite, ostendite vos sacerdotibus.[LjEgitur de quodam milite, qui multa et magna peccata 5commiserat. Hie vice quadam ad ecclesiam transiens audiuitlegere ewangelium: Ite, ostendite uos sacerdotibus. Hie postmissam accedens sacerdotem quesiuit <strong>in</strong> risum uolens trofarecum eo, sicut consueuerat, dicens: Quis uocatur ille leprosus?Et ille cum non <strong>in</strong>ueniret, quid responderet, subito tamquam 10fauo perfusum est os sacerdotis et nom<strong>in</strong>ans predictum nobilemnom<strong>in</strong>e suo dicens: Wilhelmus uocatur. Et miles:Numquid ego leprosus sum? Cui sacerdos: Utique; nam etlepra asperior quam <strong>in</strong> corpore apparebit <strong>in</strong> die iudicij. Etmiles: Et quid faciam, miser, ut lepram euadam. Cui sacer- 15dos: Numquid iam oblitus estis, quod dixit dom<strong>in</strong>us leprosis?Dixit enim illis: Ite, [171^^] et ostendite uos sacerdotibus. Cuimiles: Et, ecce, assisto, paratus obedire dom<strong>in</strong>i verbo, quidquidmichi per os tuum precepit. Et statim pure et <strong>in</strong>tegreomnia sua peccata confessus est. Et dum tribuisset ei peni- 20tenciam, quesiuit ab eo sacerdos: Credis <strong>in</strong> deum Christum,filium dei viui, et <strong>in</strong> eodem te sanatum? Ait: Credo. —Credisne te a lepra liberatum? Cui miles: Credo. Cui sacerdos:Vade, quia fi<strong>des</strong> tua te saluum fecit. Et sie ad militissalutem cont<strong>in</strong>uabat ewangelium. Quod miles <strong>in</strong> memoria 25ret<strong>in</strong>ens factus est bonus homo et <strong>in</strong> bonitate vite perseuerauit.38.De sancto Paulo heremita.[L]Egitur <strong>in</strong> vitis patrum, quod, dum beatus Paulus, quidicitur primus heremita, contempto m<strong>und</strong>o et eius blandicysdeo cooperante seruire uenit <strong>in</strong> heremum, se totum deo re- 30') Hs. ueniens filius.


262com<strong>in</strong>endans et dicens: Qui das iumentis escam ipsorum etpullis coruorum <strong>in</strong>uocantibus te, tu me nutrire poteris <strong>in</strong> hocheremo. Et dum <strong>in</strong> contemplacione sua perduraret non diffidensde dei potencia simul et miseiicordia, venit coruus, qui5 sibi panes obtulit, quotquot fuit necessarius. Et sie predictus10 rissent eciam a monstris siluestribus, postmodum uenit lupus,qui Anthonium usque ad cellam sancti Pauli perduxit. Sedcum beatus Paulus, ne forte per societatem hom<strong>in</strong>is a diu<strong>in</strong>acontemplacione <strong>in</strong>pediretur, timens ipsi non apperiret, tandemvictus precibus et lacrimis beati Anthony apperuit. Et <strong>in</strong> oscula15 ruentes sancta quando consederunt et confabularentur de deocoruus duplicatam attulit prebendam et eos sie semper pauit.Karissimi, oremus deum, ut nos sua gracia, sicut et illos pauit,pascat.Quelle s<strong>in</strong>d die Vitae patrum; vgl. Ausg. Venedig 15 12 fol.3irb. Vgl. Jacobus a Vorag<strong>in</strong>e, ed. Graesse (1846) p. 94.coruus s<strong>in</strong>gulis diebus hora prandy dom<strong>in</strong>o ord<strong>in</strong>ante viro deipanem portabat. Contigit autem, ut beatus Anthonius, nobilisRomanus, opibus terrenis contemptis querens Celestes opes adheremum iret. Cui cum multa [172ra] mirabilia <strong>in</strong> silua occur-39-Super: Visitauit dom<strong>in</strong>us plebem suam.20 [L]Egitur, quod fuit quidam nobilis multis peccatis obligatus.Cum semel <strong>in</strong> predicacione audiuerat: Visitauit dom<strong>in</strong>us plebemsuam, et hoc tenebat <strong>in</strong> corde suo et <strong>in</strong> sua oracione dicebat:Visita, dom<strong>in</strong>e, cor meum et emenda vitam meam. Sed quiamisericordia dom<strong>in</strong>i presto est omnibus <strong>in</strong>uocantibus, nee isti25 defuit. Videbatur siquidem ipsi <strong>in</strong> visione, quod per quendamvirum reuerendum, scilicet per beatum Petrum apostolum, quemspecialiter honorabat, ad locum deterrimum deferretur, <strong>in</strong> quo,cum plurimos <strong>in</strong> penis grauibus conspexisset, vidit vnum supercratem poni et a demonibus decoriari et ad ignem maximam30 assari. Et dum quereret, ob quam causam sie cruciaretur, dixit:Quia, cum essem nobilis, pauperes meos [172 ^bj <strong>in</strong>iustis exaccionibusturbaui et seruicys pluribus (et) bonis eorum eos excoriaui;et ideo hanc penam habere merui s<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>e. De<strong>in</strong>deuidit quendam iuuenem super sedem igneam sedentem et <strong>in</strong>35 circuitu eius mulieres, que faces accensas tenentes ipsum cremabant,et demones ignem m<strong>in</strong>istrabant, et dum quereret, quis


263esset, dixit sc fornicatorem fuisse et istas mulieres esse, queipsum <strong>in</strong>duxerunt. Post hec ostendit ipsi eqiiu<strong>in</strong> horribilemignem spirantem et super eum sedentem quendam amictumcappa ignea, et capra ^) ignea ferrea habens cornua et ignea etpungebant eum et cor ipsius vulnerabant. Que videns miles 5quesiuit a ductore, cur sie pateretur. Ait ille: Iste fuit predoet <strong>in</strong>ter alia mala, que fecit, cuidam paupercule vidue recepitvnam capram, et pro eo sie cruciatur, ut vi<strong>des</strong>. Cappa uero,quam vi<strong>des</strong>, (que) data est ei, quia ord<strong>in</strong>em <strong>in</strong>trare vouerat etnon <strong>in</strong>pleuit. Post hec beatus Petrus reducens illum dixit: Ecce, 10deus uisitauit plebem suam; ecce, ostendit tibi, quomodo tuisimiles paciuntur. Caue ergo, <strong>in</strong>quit, ne tibi deterius cont<strong>in</strong>gat.Euigilans miles et visionem <strong>in</strong>telligens vitam suam correxitgracias agens suo benedicto visitatori.Die Quelle ist wohl die um 1129 entstandene Visio Alberici(Ausg. von Dantes Werken, Padua 1822 VoL II p. 284 — 328), dochf<strong>in</strong>den sich dort die <strong>in</strong> unserem Stücke angegebenen Strafen nicht.Über die Stellung der Alberichvision vergleiche C. P'ritzschc,Die late<strong>in</strong>ischen Visionen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> bis zur Mitte <strong>des</strong> 12. Jahrh<strong>und</strong>erts(Romanische Forschungen II 247 fif.; III 337ff., 1886 u.1887), besonders III 354ff. Alberich, der Sohn e<strong>in</strong>es edlen Ritters<strong>in</strong> der Burg der ,,sieben Brüder" <strong>in</strong> Campanien, wandert von Petrus<strong>und</strong> zwei Engeln begleitet durch das Jenseits. Ähnlich bei Jacobusa Vorag<strong>in</strong>e, ed. Graesse (1846), p. 733cap. 163.40.Super: Beati pauperes sunt, et de muto. 15[LjEgitur, quod fuerunt duo socy, qui cum <strong>in</strong> studio laudabiliterstetissent, dum essent <strong>in</strong> reditu, vnus eorum dixit adalterum: [172^*] Ecce, approp<strong>in</strong>quamus domui, die michi, quemstatum assumere <strong>in</strong>tendis. Cui dixit: Ego, <strong>in</strong>quit, ord<strong>in</strong>emCisterciensum <strong>in</strong>gredi uolo, ut <strong>in</strong> eo deo seruire ualeam. Ait 20ille: Bene cogitasti; clericus enim es magnus et cito promoueberis.Ego autem timeo, ne sciencia me <strong>in</strong>flet, volo ergome mutum f<strong>in</strong>gere et sie panem mendicans deo seruiam. Etquod tractauerant opere conpleuerunt. Et <strong>in</strong> breui ille, quiord<strong>in</strong>em <strong>in</strong>trauerat, abbas factus est et socius suus pauper mutus 25sepius ad eum confessionis causa ueniebat.Post annos plurimospr<strong>in</strong>ceps, f<strong>und</strong>ator predicti monastery, <strong>in</strong> quo ille abbas erat,cum magnis venys monachos rogare cepit, ut pro vnigenitofilio suo orarent, qui fuit <strong>in</strong>firmus. Et cum puer nichil melius*) Hs. cappa.


264senüret, dixit abbas: Timeo, quod propter meas diuicias deusme et bonos et sanctos hom<strong>in</strong>es non exaudit, et merito, quia<strong>in</strong> hys plus quam <strong>in</strong> deo cor meum delectatur. Et dixit adpr<strong>in</strong>cipem: Pauperum est regnum celorum et deus humilibus5 dat graciam, et ideo bonum tibi do consilium: Respice, quemiudebis ueste dissolutum et mutum <strong>in</strong>trare: illum roga, quiaper illum poteris <strong>in</strong>petrare a deo, quidquid uolueris. Interimuenit seruus qui filium mortuum nuncciauit, et pr<strong>in</strong>ceps [i72^l>]nimium lamentabatur. Et ecce, mutus ille <strong>in</strong>trauit ecclesiam,10 quem abbas coram pr<strong>in</strong>cipe rogabat, ut tribulacioni eorumsuccurreret. Mutus uero hoc se facere non posse nutibus demonstrauit.Sed dum preces tam abbatis quam pr<strong>in</strong>cipis preualerent,ille resolutus <strong>in</strong> lacrimas dixit: Licet hoc meis meritisnon ualeam <strong>in</strong>petrare, tarnen sec<strong>und</strong>um fidem uestram orabo15 dom<strong>in</strong>um. Pr<strong>in</strong>ceps igitur ueniens ad pallacium, <strong>in</strong>uenit filiumsuum viuum. Et dum quereret a filia, quid uel quomodo sibifecerat, dixit: Nescio. Interrogauit igitur filium, quomodo sanusfiebat et viuus. Qui dixit: Dico tibi, quod beata est pauperitasSpiritus cum humilitate. Cum enim orasset ille mutus pro me,!^0 statim eius oracio peruenit ad deum, et quidquid uoluit, deusad<strong>in</strong>pleuit. Et ideo dico tibi, pater, quia <strong>in</strong> ord<strong>in</strong>em mendicancium<strong>in</strong>trabo, <strong>in</strong> quo permanens laudabo dom<strong>in</strong>um. Quipost certam<strong>in</strong>a plurima f<strong>in</strong>iuit vitam. Vide ergo, quid ualeatpaupertas.25 De memoria virg<strong>in</strong>is; de aureola virg<strong>in</strong>um.41-[LjEgitur <strong>in</strong> libro de illustribus, quod quidam abbas orauitdeum multo tempore, ut sibi ostendere dignaretur, qualitersanctevirg<strong>in</strong>es <strong>in</strong> celo coronarentur et qualiter obuoluti peccatisparuis iustificarentur. [173"^*] Et ecce, quadam die <strong>in</strong> oracione30 positus factus est uel raptus <strong>in</strong> exthasim, <strong>in</strong> qua uidit se esse<strong>in</strong> prato pulchro. In quo conspexit Oratorium; ad quod cumprocederet, uidet ante ostium oratory arborem, cuius ramitamquam stelle clarissime rutilabant, et super arborem uiditfontem clarissimum tamquam cristallum. Qui <strong>in</strong>trans predictum35 Oratorium stabat, et ecce, virgo gloriosissima recipiens floresab arbore, que stabat ante fores oratory, (et) fecit cr<strong>in</strong>alia VIdelicatissima, et ecce, Jhesus cum multitud<strong>in</strong>e angelorum <strong>in</strong>trauitcum iubilo ducens secum XII virg<strong>in</strong>es et locauit VI addextram altaris et VI ad s<strong>in</strong>istram. Accipiensque de fönte, qui


265stabat super arborem, aqiiam <strong>in</strong> pulchrum cyphum potauit illasVI, que stabant ad s<strong>in</strong>istram et hoc facto cum concentu angelorumduxit illas ad celum. Sed cum hoc abbas plurimummiraretur, angelus accedens ad eum exposuit ei dicens: Virg<strong>in</strong>es,quas vidisti coronari, aureolam acceperunt. Alie uero, 5que se maculauerunt peccatis et hec penituerunt, per Jhesumplenius sunt iustificate a peccatis et sanate ita, ut nichil fetidumremansit <strong>in</strong> eis. Sed <strong>in</strong>de aureolas [173^^^] percipere nonmeruerunt. Et de hys abbas deo gracias [agens] dom<strong>in</strong>umbenedixit. 10Zum Motive vom Lebenswasser vgl, Grimm, Anmerk. zu denK<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Hausmärchen, herausg. von J. Bolte u. G. Polivka, I(1913) 513; Graf, Miti del medio evo (1892) I 31.42.Super: Amice, quomodo huc <strong>in</strong>trasti.[LjEgitur, quod erat quidam nobilis, sed viuens ignobiliter,habens optimam vxorem. Que pro ipsius correccione dom<strong>in</strong>umexorauit. Qui pluries <strong>in</strong> uisione uidit pulcherrimum iuuenemuocantem se ad contubernium et dicentem: Ego sum angelus 15tibi <strong>in</strong> custodiam deputatus; hec est tunica caritatis, ut dumcitatus fueris, nudus non appareas. Qui hanc deridens vitamcorrigere neglexit. Tandem est factus <strong>in</strong>firmus et dom<strong>in</strong>aipsum hortabatur ad confessionem nee profecit. Tandem uidenseum deficere pro sacerdote misit. Qui cum venisset et ipsum 20ad penitenciam hortaretur, ille dixit: Dicatis michi, si aques<strong>in</strong>t super nos. Ille dixit: Dom<strong>in</strong>e, nichil ad uos de hac re,sed doleatis de peccatis commissis. Ille uero <strong>in</strong>stabat, utdiceret, si aque essent super nos. Cui sacerdos: Sunt aque<strong>in</strong>fra nos et super nos. Et ille: Pluribus annis ardebo <strong>in</strong> <strong>in</strong>- 25ferno, quam sunt gutte aquarum sub nobis et supra nos. Sedcum sacerdos diceret, quod non loqueretur talia, sed cogitaretdei misericordiam, dixit ille: Ego scio, quod misericors fuitante hunc diem; hodie uero uocatus sum ad iudicium, vbidum me nudum omni opere bono [173^*] vidissem et omnia 30mala, que gesseram, coram me parata haberem, iudicatus sumet demonibus datus perpetue cruciandus. Et ideo a me recedite,quia demones astant, ut me abh<strong>in</strong>c toUant. Et hoc dictoita horribiliter clamauit, quod omnes adherentes terrerentur.Et accedentes ad eum hom<strong>in</strong>es laceratum et denigratum <strong>in</strong>ueniunt. 35


26643-Dg perseueranica <strong>in</strong> penitenicia.[LjEgitur, qiiod fuit quidam miles, perpetrator multorumcrim<strong>in</strong>um. Hie ad <strong>in</strong>stanciam vxoris sue, que optima erat,accessit ad (juendam episcopum et sibi omnia peccata sua con-5 fessus est. Sed cum episcopus daret ipsi penitenciam, ille eamrecipere noluit dicens, quod non ieiunare nee orare posset.Tunc <strong>in</strong>iunxit ei, ut vnam noctem clausus <strong>in</strong> ecelesia teneretsileneium, donee episcopus ad eum ^) <strong>in</strong> signo crucis <strong>in</strong>traret.Ipse uero hanc assumpsit penitenciam. Episcopus facta ora-10 cione super ipsum elaudens ecelesiam abscessit. A<strong>des</strong>t dyaboluset tamquam mercator pannos vary coloris ad emendumexhibuit et gratis multa dare promittit, si ei per nemus conduetum,ne spoliaretur, preberet. Ille uero nichil respondit.Postea uero dyabolus formans se <strong>in</strong> speciem cuiusdam cognati15 sui cum clamoribus ecelesiam <strong>in</strong>trauit dicens: Inimicus tuusuenit et dom<strong>in</strong>am tuam cum pueris oecidit et domum aecenditet te querit, ut occidat. Ille [173^^] nobilis uidit ignem lucere,tamen nichil respondit. Iterum <strong>in</strong> persona fily sui <strong>in</strong>trans setransformauit <strong>in</strong>quiens: Eya, pater, quid agis? En, domus20 nostra exusta est et familia occisa est tota <strong>in</strong> coqu<strong>in</strong>a similiteret exusta et tuus <strong>in</strong>imicus solus hie stat, quem optime oeciderepossumus. Sed cum ille adhue taceret, dixit: Et si meiuuare non vis, ego ipse vitam meam ponderabo, et exiuit.Ille uero stabat <strong>in</strong>mobilis. Postremo multitudo demonum <strong>in</strong>25 speeie ferarum ipsum irruentes grauissime verberauerunt. Etille ad omnia <strong>in</strong> sileneio stetit <strong>in</strong>perterritus. Mane episcopusueniens cum signo crucis militem de ecelesia duxit, et cumquereret, vbi vxor eius et fily eius oecisi iacerent, dixit episcopus,quod omnes se bene haberent. Sed cum miles diceret:30 Ymmo, audiui elamorem et strepitum armorum et vidi ignem,et omnia alia, que uidit, episcopo narrauit, (et) ecee, illius filyueniebant. Tunc cognoscens illusionem et fallaciam demonumdixit miles: Dom<strong>in</strong>e, oro, date michi penitenciam, quoniamparatus sum omnia facere, ne <strong>in</strong>trem manus demoniorum. Et35 taliter factus est bonus homo.Vgl. Et. de Bourbon, p. 49, Nr. 37 Anm. i ;Jub<strong>in</strong>al, Nouveaurecueil de contes, dits, fabliaux etc., Paris 1839, I 352, Version <strong>des</strong>14. Jhdts", A. V. Kell er, Erzählungen aus altdeutschen Handschriften,S, 7off. ; R. Köhler, Kle<strong>in</strong>ere Schriften, II 213 mit Joh. Boltes^) ^6'. cum eo et.


267Ergänzungen, S. 2i8; Piomptuarium Exemplorum <strong>des</strong> Joh. Herolt(Discipulus) de P. ex. ii6; Cat. of. Rom. III 468, Nr. 28, 474Nr. 35, beide Stücke aus dem Ende <strong>des</strong> 13. Jhdts.*, außerdem Paris,Bibl. nat. nouv. Fonds lat. 13472 (Ende <strong>des</strong> 14. Jhdts., vorherRobertus de Bertries gehörig, dann Sancti Germani a pratis ) Bl.i8v Miles tenens silencium ante crucifixum ; der Teufel versucht ihnals mercator, uxor cum filiis paruulis, episcopus cum proccssione;dieselbe Folge der Versuchungen auch <strong>in</strong> der IIs. Paris, Bibl. nat.nouv. Fonds lat<strong>in</strong> 10 770 (frühere RebdorFer Hs., Ende <strong>des</strong> i4. Jhdts.)Bl.209vb.44.De odio.[L]Egitur, quod erat quidam nobilis castus et deuotus. Scdrancorem et iram tenens [174^^] ad vic<strong>in</strong>os <strong>in</strong> suo corde. Etcum de hoc a suis argueretur confessoribus, dixit se propterbonum Facere, ideo quod aliorum <strong>in</strong>iuriam v<strong>in</strong>dicaret. Contigit 5autem, quod <strong>in</strong>firmatus ad extremum productus est, et dum permagnam horam quasi mortuus iacuisset, subito reuixit dicens:Vocate cito confessorem; multa enim scelera commisi, propterque dampnari debui, nisi Maria, mater dom<strong>in</strong>i, afifuisset. Cumuero familia de peccatis, que peregisset, quereret, dixit: Segetes 10pauperum cum canibus uenando conculcaui.Sed cum dicerentastantes: Dom<strong>in</strong>e, ex corde nostro tibi pepercimus, respondit:Vestra remissio michi nil proficit, quia soluere ualeo. Sec<strong>und</strong>umest, quia deo suas decimas abstuli, quas iure patronatus meestimabam posse conservare. Tercium, quia nimis grauatum 1^fuit odium, quod <strong>in</strong> mente mea frequenter duxi sub mala glosa.Non enim uoluit michi dom<strong>in</strong>us <strong>in</strong>dulgere debita mea dicens,si proximis non dimiserim: Nee ego tibi peccata dimitto.45-Filius penitet pro matre scelerata.[LJEgitur, quod quedam dom<strong>in</strong>a aduocabat dyabolum per^) 20<strong>in</strong>cantaciones petens ab eo, ut ipsam ditaret. Cui dyabolus:Si tria feceris; si <strong>in</strong> ecclesia orantes <strong>in</strong>pedias, bonos viros <strong>in</strong>domo tua peccare Facias et pauperes de die recipiens de nocteexpolias^). [174^'^] Et cum hec promisisset <strong>in</strong>plere, diues et^) Hs. propter. ^) Besser expellas.


268<strong>in</strong>clita facta est et sanctam se esse simulaiiit soUicitans circapromissa. Tandem <strong>in</strong>firmata est. Sed cum ab ipsius filio, quidvtilius esset, <strong>in</strong>quireret, ipse uero matrem ad penitenciam bortabatur,illa narrans ei, que dyabolo promiserat, penitenciam5 rennuit. Tandem ad fily verba compuncta flere cepit petens,ut subito pro sacerdote mitteret. Sed antequam sacerdos ueniret,dyabolus ipsam iugulauit. Filius autem pro matre ea, que audierat,confessus est et pro ipsa penitenciam assumpserat. Postpenitenciam peractam mater ei apparens dixit:Dum me dyabolus10 strangulasset, ad iudicium adducta fui et pro sceleribus meiset maxime pro ypocrisi accusata. Sed conpunccio, quam habui,voluntas me cauendi liberauit me tua confessione facta a dampnacione.Sed a penis, <strong>in</strong> quas sum posita, per tuam penitenciamsum liberata et hodie tibi grates reddens gaudens uado15 ad gloriam.Vgl. Nr. 194 (= Anh. 30). Die Quelle der verkürzten Form istdie Legenda aurea Jacobi a Vorag<strong>in</strong>e (ed. Graesse 1846) c. 163S' 735) "WO der Text beg<strong>in</strong>nt: Unde rettulit quidam sollemnis doctor.Die verkürzte Erzählung auch <strong>in</strong> der Handschrift Paris, Bibl. nat.nouv. fonds lat. 13472 (Ende <strong>des</strong> 14. Jhdis., vorher Robertus deBertries gehörig, dann St. Germa<strong>in</strong> <strong>des</strong> Pres) Bl. i8rb. Dort versprichtdie Mutter, i) die Religiösen zur Fornicatio zu verführen,2) die Betenden zu stören, 3) die Armen bei Tage aufzunehmen,bei Nacht auszuweisen. Vgl. Cat. of Rom. III 568, Nr. 119.46.De sanctaMartha.[LjEgitur <strong>in</strong> Ecclesiastica ystoria, quod beata Martha <strong>in</strong>memoriam sue curacionis, scilicet a fluxu sagw<strong>in</strong>is, fecit sibisculpi ymag<strong>in</strong>em Jhesu Christi <strong>in</strong> persona illa, vestibus et fim-20 brys, sicud tunc fuit, et posuit <strong>in</strong> orto decenti, vt ex visionecont<strong>in</strong>ua beneficium sibi prestitum cont<strong>in</strong>ue haberet <strong>in</strong> memoria.Dom<strong>in</strong>us autem uidens, quod grata erat beneficio, concessitei graciam ampliorem [174^*] et donauit ei hanc virtutem, utquecumque herba crescens, que fimbriam eius attigit, a tactu25 superne virtutis erat, ut ab illa <strong>in</strong>firmi sanarentur. Et quid hocfecit nisi gratitudo? Nam cum postea Julianus Cesar apostatatanto beneficio <strong>in</strong>gratus fuisset et diceret, quod hec virtus nonex ymag<strong>in</strong>e sed ex terre natura procederet, dixit: Ymago meaidem faciet, deposita ymag<strong>in</strong>e Christi, et statuit Cesar suum


269simulacrum. Tangens illud herbis, cum quibus tetigit Christiymag<strong>in</strong>em, ictu fulm<strong>in</strong>is concussum est.Als Quelle wird die Historia ecclesiastica angegeben; Eusebius VIIc. 13 hat natürlich den Namen Martha nicht, ebensowenig den Abschnittmit Julianus. Literatur bei Pietro Toldo, Dal' Alphabetumnarrationum <strong>in</strong> Herrigs Archiv 118 (1907) 333. Der Name Marthasbegegnet auch im Evagatorium Fratris Felicis Fabri, Bibl. d. Stuttg.Lit. Vere<strong>in</strong>s, Bd. II (1843) 35^' ^^^ Heilung durch Berührung auch <strong>in</strong>den Exempla (ed. Klapper 191 1) p. 19, Nr. 14, wo die Geschichtevon Veronica erzählt wird ;<strong>des</strong>gleichen <strong>in</strong> den Gesta Romanorum (ed.Oesterley, Nr. 214; ed. Dick cap. 67). Vgl. F. Liebrecht, Gervasiusvon Tilbury, Otia Imperialia 1856. S. 25, 123, 124; nachSozomenos (Hist. eccl. christ. libri IX) V 21 wurde die Statue zurZeit Julians durch die Straße geschleift <strong>und</strong> zerbrochen. Auch imCat. of Rom. III 118, Nr. 3 wird als Quelle Eusebius <strong>in</strong> ecclesiasticahistoria angegeben; die Statue ist hier <strong>in</strong> Caesarea [Philippi] vonder vom Blutfluß Geheilten (ke<strong>in</strong> Name) errichtet. Vgl. E. v. Dobschütz,Christusbilder 1899, I.Hälfte, S. 82 u. 259.47.Miracula nativitatisChristi,[A]d honorem partus beatissime (virg<strong>in</strong>is) Marie virg<strong>in</strong>is,que non solum s<strong>in</strong>e dolore peperit et s<strong>in</strong>e pudore, verum 5eciam summo cum honore, miracula hec vera et <strong>in</strong> cronicisscripta referimus. Cum Romani summa pace fruerentur subditisscilicet per circulum nacionibus vniuersis, decreuerunt pacempro deo colere et ipsi templum excellentissimum construere.Requirentibus senatoribus a quibusdam ipsorum phylosophis, 10quamdiu hoc templum stare debuit, Sibilla respondit, quodStare deberet, donec virgo pareret. Hoc audientes credebanthoc templum stare <strong>in</strong> eternum et uocabant illud [174^^] templumeternitatis, quia virg<strong>in</strong>em parere esset <strong>in</strong>possibile. Sed natodei filio de sanctissima virg<strong>in</strong>e Maria templum mox corruit et 15rei veritatem conprobauit. Figurabat nichilom<strong>in</strong>us Christumtemplum corporis sui <strong>des</strong>tructurum (fuerat), qui fuit eterna pax,et quod factum postea fuit post sui ad mortem^) tradicionem,ut suos fideles templificaret, ut veri adoratores adorarent patrem<strong>in</strong> spiritu et veritate. 20Eadem hora fons olei Rome ortus fuit, qui exuberansfluxit <strong>in</strong> Tyberim, significans, quod de pyssima uirg<strong>in</strong>e super-*) Hs. mortis.


270fluentis pietatis copia emanasset, ut quem deus pater oleoleticie pre cunctis perunxerat, ipse omnes egios refocillaretoleovberrime misericordie.Item Octauianus Cesar <strong>in</strong>spiciens <strong>in</strong> celum uidit <strong>in</strong> aere5 virg<strong>in</strong>em regalem stantem pueriim regalem <strong>in</strong> suis manibus gestantem, ex qua visione aliquem maiorem se fore nasciturumuel iam exortum esse [cognouit], vnde proclamare fecit, ne decetero Cesar uel dom<strong>in</strong>us m<strong>und</strong>i uocaretur, sed Augiistus.Vgl Massmann, Kaiserchronik III 556 ff., 548 ff ; GermanistischeAbhandlungen, herausg. von F. Vogt, XXI (1904) 124 f.;Cat. of Rom. III 688, Nr. 14: Drei Sonnen, Octavian <strong>und</strong> die Sibylleusw.; dazu Legenda aurea (ed. Graesse 1846) cap. 6, p. 40 ff. BeiJacobus a Vorag<strong>in</strong>e schließt das dritte W<strong>und</strong>er (p. 44): et Deus decaetero dici recusavit. Cat. of Rom. III 129, Nr. 86: i) Sonnenriiig,2) sprechen<strong>des</strong> Lamm <strong>in</strong> Babylon, 3) Ölbrunnen, mit der Quellenangabe: Legitur <strong>in</strong> ecclesiastica historia. Das erste <strong>und</strong> dritteMirakel stammen aus Grosius VI 20 (Migne, Series lat. XXXI, 1053).Cat. of Rom. III 537 Nr. 3: Jungfrau mit K<strong>in</strong>d ersche<strong>in</strong>t an derStelle, wo heut <strong>in</strong> Rom die Kirche S. Maria <strong>in</strong> Ära coeli steht;Octavian hat die Vision. Diese Geschichte deckt sich mit der <strong>in</strong>den Mirabilia Urbis Romae Pars II c. i ; die Entwickelung diesesMirakels bei F. M, Nichols, Mirabilia Urbis Romae translated, 1889,p. 35; Ch. Hülsen, The legend of Aracoeli, im Journal of britishand american archaeological Society of Rome IV 39; A. Graf,Roma I 309 ff. 48.De Saiuereg<strong>in</strong>a.10 [J]N Langobardia fuerunt quidam ueri fratres, qui primumcirca beatam virg<strong>in</strong>em Mariam mira deuocione feruebant. Contigitigitur, cum Salue reg<strong>in</strong>a more solito [175''^ [cantarent]et peruenissent ad locum, vbi dicitur: Et Jhesum Christum,benedictum fructum uentris tui nobis post hoc exilium ostende,15 et affectus plurimorum populorum astancium essent accensigracia speciali, ecce, beata virgo Maria eis cum filio suo apparuitdicens: O karissimi fily, feruenter psallite et me laudatecum meo filio, quia ipsum <strong>in</strong> presenti et <strong>in</strong> futuro ostendam.Hoc dicto puerum pulcherrimum pretendebat ^), quem cum20 cantor nidisset, cunctis cerncntibus raptus fuit <strong>in</strong> exthasim ita,quod cum gaudio ipsum deuotissime tenebat. Hoc miraculum^) Hs. precedebat.


271fralres per humilitatem siluerunt^ et alia facta sunt. Postquampatefactum est ad dei gloriam et ad honorem beate virg<strong>in</strong>isMarie, iam (?) seruientes redditi sunt sanitati sospites et <strong>in</strong>firmi.Das Mirakel hat <strong>in</strong> Langobardia staltgef<strong>und</strong>en. In der Hs.London, Brit. Mus. Additional 32579 Bl. 83 r ist die Situation anders;dort ersche<strong>in</strong>t Maria e<strong>in</strong>em Weibe aus der Lombardei, dasdie Antiphon <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dom<strong>in</strong>ikanerkirche <strong>in</strong> Marseille s<strong>in</strong>gt. AlsQuelle s<strong>in</strong>d hier die Vitae Fratrum Predicatorum pars I, c. 7 angegeben.Ähnlich Poncelet, Nr. 813 u. 814; Cat, of Rom III 701Nr. 4, <strong>in</strong> der Hs. Additional 21 147 Bl. 3V (Mitte 15. Jhdt,), die ausdem Erfurter Karthäuserkloster stammt.49.De sequencia: Salue mater saluatoris.[MJAgister quidam magnus existens theologus ad laudem 5beate Marie virg<strong>in</strong>is dictauit sequenciam hanc: Salue matersaluatoris etc., <strong>in</strong> qua est versus iste: Salue mater pietatis ettocius tr<strong>in</strong>itatis nobile tricl<strong>in</strong>ium. Hunc cum deuote cantassent,affuit ei beatissima uirgo Maria ipsi gracias referens et dicens:Semper salueas, bone magister, quia me excellentissime salu- 10tasti, et sie euanuit <strong>in</strong>s<strong>in</strong>uans tam illi quam omnibus gratumesse illius [1751'^] salutacionis eulogium, per quod presencie etresalutacionis matris dei promeruit graciam, et honestam seexhibuit simul et benignam. A salutante te silencio erubesce.Die Sequenz steht bei Chevalier, Repert. hymnol., Nr. 185 1 <strong>und</strong>wird Adam a S. Victore, (gest 1192) zugeschrieben.50.De pena pro Chorea salubri. 15[V]Irgo quedam generis militaris et decora ualde coreasmiro diligebat affectu. Fratre autem ord<strong>in</strong>is Predicatorum addomum patris eius perueniente mores puelle recitantur, ab caautem ueritas negatur. Frater autem ipsius salutem benigniusrequisiuit dicens: Responde michi iuste; si tibi daretur optacio, 20ut pro carencia vnius diei gaudy anno <strong>in</strong>tegro sec<strong>und</strong>um libitumtuum optares frui delicys, vel pro anni coream vitando,quamdiu viueres, uel quamdiu tibi placeret, <strong>des</strong>iderabilemcoream ducere, vellesne eligere annum pro die, eternitatem pro^) Hs. sicut.


272anno? Qua respondente: Vellem, frater: Vis ergo amoremhuius seculi <strong>des</strong>picere et\) cum Jhesu Christo et beata Mariavirg<strong>in</strong>e cum omnibus sanctis ea, que poscis, iugiter possidere?lila diu tacuit, tandem ab alia trahente spiritu(m) respondit:5 Pro nulla refacerem, nisi hac condicione, ut eternaliter possimgaudere coream ducendo. Probate ergo et ostendite michi,quod <strong>in</strong> celo coream ductura sum, et faciam, que suadetis.Cui frater ait: In Jeremia scriptum est XXXI. capilulo: Adhucornaberis [175 '^^] tympanis tuis et egredieris <strong>in</strong> coreis nobile«10 ludencium. Item <strong>in</strong> psalmo^): Preuenerunt pr<strong>in</strong>cipes coniuncti,psallentibus <strong>in</strong> medio iuuencularum tympanistriarum. Item <strong>in</strong>ympno virg<strong>in</strong>um: Qui pascis <strong>in</strong>ter lylia septis coreis virg<strong>in</strong>um.Item adiecit parabolam: Scisne beatitud<strong>in</strong>em sanctorum <strong>in</strong>Omnibus esse <strong>des</strong>iderabilem copia et fruicione? Si ergo de-15 lectant sancti coreas <strong>in</strong> celis ducere et ibi nondum essent, nonessent plene beati; et hoc esset contra fidei racionem. Hysilla auditis et <strong>in</strong>tellectis porrecta manu coream ad dei honoremet beate Marie virg<strong>in</strong>is vitare deuouit. Parentes autem eiusfelici proposito delectati ad peticionem ipsius religionis sibi20 habitum requirebant. In domo paterna per tres annos humiliteret hom<strong>in</strong>ibus socialiter studuit famulari. In quarto ueroanno dicta soror febre grauissima corripitur et [de] eius vita abhom<strong>in</strong>ibus <strong>des</strong>peratur. Cumque eam amici ad suscipiendamextremam vnccionem benigne (suscipere) exhortarentur, respondit25 <strong>in</strong>tegra fide et summa deuocione: Nolite me <strong>in</strong>vngi, quousquead me veniret pater meus spiritualis et confessor,quoniam certasum, quod non moriar eo absente. Rogaui enim et <strong>in</strong>petraui asponso meo Jhesu Christo tam diu habere <strong>in</strong>ducias vite [175^^]mee. Ecce, eadem die frater nichil sciens de eius egritud<strong>in</strong>e30 a remotis partibus aduenit domum. At ille benigne suscipituret humanis rebus laudabiliter tractatur. Cui illa ait: Patersancte, modo debeo hanc vitam fragilem commutare; de licenciauestra facite me <strong>in</strong>vngi. Data ergo sacra communioneet vnccione a celo oculos non deflexit. Tandem hylari vultu35 fratrem alloquitur dicens: Pater sancte, conuersacionem <strong>in</strong> celomeam fore promisisti; cuius promissi vos iam dico liberum,quia Jhesum Christum, dom<strong>in</strong>um meum, et eius beatam matremiam video cum virg<strong>in</strong>ali michi corea preparata. Et ideo laudatepueri dom<strong>in</strong>um, quod vnquam nata fui. Intollerabilem40 quidem penam sust<strong>in</strong>eo <strong>in</strong> genitalibus meis, sed illa debet <strong>in</strong>1) Hs. ut. 2^ Ps. 67,26.


273breui temporis spacio term<strong>in</strong>ari et tunc absque purgatorio adcelos euolare. Cunctis autem cernentibus pre gaudio flentibuscum magno exspirauit iubilo.Vgl. Nr. 60; Cat. üf Rom. II 656, Nr. 5, III 701, Nr. 6.51.De milite et puella nom<strong>in</strong>e Maria.[MJIles quidam uidit pulchram puellam, quam rapuit <strong>in</strong> 5via, et duxit eam ad suam uoluntatem <strong>in</strong>plendam. Inuocanteautem illa presidium dom<strong>in</strong>e nostre casu requisiuit nomeneius. Que respondit, quod Maria uocaretur. Expauit ille multumet reueritus virg<strong>in</strong>em reduxit illam. Post hec beata Virgo<strong>in</strong> visu ipsi apparuit de reuerencia ei gracias referens, ad 10perpetuam [lyö^a] castitatem seruandam ipsum <strong>in</strong>duxit et magnamei contulit dignitatem.Vgl. Nr. 104; Poncelet Nr. 32, 207, 439, 440, 985, 1056,1061, 1067, 1088; ähnliche Geschichten ebenda Nr. 11G7, 1347,1425 mit den Literaturnachweisen. Caes. v. Heist., Libri VIII Mirac,ed. Meister, p. 131 (lib. III, Nr. 4).52.De pictore ymag<strong>in</strong>is sanote Marie.[PJIctor quidam ex deuocione speciali dep<strong>in</strong>xit ymag<strong>in</strong>embeate Virg<strong>in</strong>is, ut dignum fuit, quanto nutu potuit pulciiriorem, 15et dyabolum, quanto ualuit turpiorem. Cum autem <strong>in</strong> altacelsitud<strong>in</strong>e beatam Mariam decentissime dep<strong>in</strong>xit, affuit demonet <strong>in</strong>terpellatus eum iussit, ut a sua derisione cessaret. Quirespondit, quod nollet. Dyabolus uero <strong>in</strong>strumentum, <strong>in</strong> quo altissimestetit, comm<strong>in</strong>uit, ut cadens confr<strong>in</strong>geretur. Mox <strong>in</strong>uo- 20cauit dom<strong>in</strong>am nostram, et ymago porrexit sibi manum ipsumsustentans, quousque appositis scalis illesus <strong>des</strong>cendit. Sic iustus,cum ceciderit, non coUidetur, quia dom<strong>in</strong>us sibi subponit manussuas.Vgl. Nr, 77; Zeitschr. für romanische Philologie I (1877) 364,Nr. 71; Exempla (ed. Klapper 191 1), p. 49. Nr. 62; Poncelet,Nr. 345. 990. 1206, 1207, 1208, 1464. 1471. 1472, 1473. I474i1475 ; ähnlich ebenda Nr. 433 mit den Literaturangaben. DazuParis, Bibl. nat, nouv. fonds lat. 10770 (Ende <strong>des</strong> 14. Jhdts., früherim Kloster Rebdorf) Bl. 2i9ra: Hier malt der Mönch nur Maria <strong>in</strong>Klapper, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 18


274ihrer Schönheit. Auf die Frage <strong>des</strong> Teufels, warum er sie so schöndarstelle, antwortet er, sie sei es <strong>in</strong> veritate; der Teufel will ihnh<strong>in</strong>abstürzen, das Bild streckt die Hand aus <strong>und</strong> häh den Mönch.E<strong>in</strong>e bildliche Darstellung <strong>des</strong> 13. Jhdts. enthält das 13. Fensterl<strong>in</strong>ks im Triforium der Kathedrale zu Le Mans <strong>in</strong> mehrerenMedaillons. Der Teufel will den Maria ergebenen Mönch von derLeiter stürzen, auf die er stieg, um ihr zu Ehren die Lampen anzuzünden.Maria hält ihn, <strong>und</strong> der Stab <strong>des</strong> Teufels spr<strong>in</strong>gt <strong>in</strong>Stücke. Die Geschichte <strong>in</strong> ihrer gewöhnlichen Form, <strong>in</strong> der derMönch den Teufel <strong>und</strong> Maria malt, f<strong>in</strong>det sich auch <strong>in</strong> der HandschriftParis, Bibl. nat. nouv. fonds lat. 13468 Bl. 40vb aus dem Anf.<strong>des</strong> 13. Jhdts., die früher nach St. -Germa<strong>in</strong> <strong>des</strong> Pres gehörte. Caes.V. Heist., Libri VIII Mirac, ed. Meister p. 173 (lib. III Nr. 43) Depictore, quem imago sanctae Mariae cum manu tenuit, ne diaboluseum <strong>in</strong> <strong>und</strong>as praecipitaret.53.De merito virg<strong>in</strong>um et corea celi.[T]res erant monialcs <strong>in</strong> claustro vno socie speciales. Exillis due erant virg<strong>in</strong>es et vna vidua. Hec omnes et s<strong>in</strong>gulestudebant sc deuote beate virg<strong>in</strong>i Marie exhibere. Mortua enim5 vna virg<strong>in</strong>e eciam vidua <strong>in</strong> extremis agente tercia superstesrogabat uiduam, ut post obitum rediret et ipsam de primesororis premio certificaret, qua promittente, dummodo esset <strong>in</strong>beneplacito dei; et sie exspirauit. Die uero [i76>"i>] tricesimavirg<strong>in</strong>e vna ante altare <strong>in</strong> oracione iacente vidua ei10 apparuit nimis fulgens et ait: Veni, ut me obligasti. Ecce,ui<strong>des</strong> modicam particulam premij mei. Bene michi, quodvnquam nata fui. lila confortata est et resumpto spiritu quesiuitde statu prioris defuncte. Que dixit: Si totus m<strong>und</strong>usesset pergamenum et mare <strong>in</strong>caustum et omnia folia gram<strong>in</strong>um15 et arborum essent scriptores, hec omnia prius deficerent, quam<strong>in</strong>mensitatem premij eius exprimerent. Parum dicam tibi deilla. In multis excedit me <strong>in</strong> meritis. Heri coream duxit cumagno Jhesu Christo candido et cum multitud<strong>in</strong>e candidarumcelestium puellarum canens canticum s<strong>in</strong>gulare^) congerens20 sertum de miris floribus consertum, quod nostrarum circumstanciumviduarum supra modum delectabat aspectum. Rogauieam, ut saltem ad horam concederet michi sertum. Que ait:*) Hs. s<strong>in</strong>gularem.


275Nor» licet. Tarnen ex ipsis floribus dedit michi, quos attuli adte. Facto igitiir circulari tractu <strong>in</strong> pauimento cum floribus,tarn mira odoris fraglancia processit, quod illa pre suauitate <strong>in</strong>exthasim fuit rapta. Et sie vidua ad celum redijt. Omnesautem, qui monasterium <strong>in</strong>troierunt, per multos [lyöva] diescelestem odorem senserunt. Aduertamus ad hec, quam delicatasepulas degustaueri[n]t, que tales miras spargunt rosas.Eya, bone Jhesu, suscipe nos cito et perduc nos ad conuiuiumtalium epularum tuarum. Amen.Vgl. Nr. 8; Exempla (ed. Klapper 191 1) Nr. 87, p. 66: Si totumcaelum esset pergamenum ; dazu R.Köhler, Kle<strong>in</strong>ere Schriften III293— 318. Dieselbe Erzählung im Cat. of Rom. II, 657, Nr. 8.Maria docet ydiotam; de antiphona: Natiuitas tua. ^^[E]piscopusquidam erat nom<strong>in</strong>e Theodericus Nuenburgensisecclesie, beatissime Marie specialiter deuotus. Vnde Mariaapparuit <strong>in</strong>docto suo seruitori cuidam Sclauo penitus illitteratouolens per eum dicere episcopo prefato, ut <strong>in</strong> portis sibi claustrum<strong>in</strong>stituat. Et pro <strong>in</strong>diccione veritatis <strong>in</strong>s<strong>in</strong>uans ei, quod 15consueuit dicere secreto modo ante <strong>in</strong>choacionem horarumbeate Marie virg<strong>in</strong>is hanc antyphonam : Natiuitas tua, dei genitrix,virgo etc. Hoc signo episcopo cognito, quod dom<strong>in</strong>anostra uoluit, deuote adimpleuit et de nobili ord<strong>in</strong>e nigrorummonachorum fecit ibidem claustrum ad se recipiens quendam 20conuersum ,qui postmodum peruersus. Cum eum episcopuscorriperet, episcopum ante altare occidit. Vnde ipse viuus adyabolo raptus fuit nee ultra comparuit. Hie <strong>in</strong> Sclauo animaduerterepossumus, quod cum simplicibus humilis matris deisermoc<strong>in</strong>acio reperitur et cito docuit illum loqui lat<strong>in</strong>um, qui 25nesciuit theutunicum [i76vb] et deuotum suum episcopumaureola sublimauit martirum.Dietrich I. von Naumburg kam auf den Bischofstuhl im Jahreim; am 27. Sept. 1123 wurde er von e<strong>in</strong>em wendischen Meuchelmördervor dem Altare, vor dem er auf den Knieen se<strong>in</strong> Gebetverrichtete, ermordet; er war wegen se<strong>in</strong>es heiligen Lebens <strong>in</strong>hohem Ansehen.18'


27655.De Julianeapostata.[JJvlianus imperator, qui apostata dicebatur, cum quadamuice ad prelium properaret, mandauit sancto Basilio episcopoCezariensi, ut sibi et suo exercitu <strong>in</strong> necessitatibus prouideret.5 Qui respondit, quod res sue non essent, sed Jhesu Christi etpauperum deo militancium, non predonum et sui similium.Tarnen sibi currum plenum de victualibus pro redimendauexacione donauit. Iratus cesar et fremens iurauit <strong>in</strong> reditu<strong>des</strong>truere ciuitatem. Episcopus <strong>in</strong> deo confidens et <strong>in</strong> regis10 celi presidijs et dom<strong>in</strong>io, ieiunijs et oracionibus, letanijs etelemos<strong>in</strong>is studebat cum omni suo populo et clero, ipsemet <strong>in</strong>oracione <strong>in</strong>trans ecclesiam suam, beate Marie virg<strong>in</strong>is <strong>in</strong> honorededicatam, et conqueritur eidem m<strong>in</strong>as sibi illatas. Interimspiritu ad thronum raptus ibique audiuit beatissimam virg<strong>in</strong>em15 Mariam de <strong>des</strong>truccione sue ecclesie suo benedicto filio queruloseconqueri. Mox Mercurius martir, qui <strong>in</strong> eadem ecclesiarequieuit, pre cunctis se obtulit ad u<strong>in</strong>dictam. Qui egressusde tumba et omnibus per ord<strong>in</strong>em armis <strong>in</strong>dutus et dextrario<strong>in</strong>sidens ad exercitum imperatoris anhelans ipsum JuHanum <strong>in</strong>-20 terfecit. Qui assumpto sagw<strong>in</strong>e [177^"^] proiecit <strong>in</strong> celumdicens: Vicisti, Jhesu Nazarene, et miserabiliter fugato exercituexspirauit. Hec per ord<strong>in</strong>em referente episcopo pro signoueritatis non Mercurium <strong>in</strong> tumba nee arma, que penderesolebant <strong>in</strong> ecclesia, reperierunt. Sed post diem tercium omnia25 <strong>in</strong> locis debitis sunt reperta redeuntibus de prelio, qui ueritatemde omnibus retulerunt. Et omnes deo gracias egerunt,qui liberat et saluat omnes <strong>in</strong> se sperantes deponens malepotentes de sede et humiles <strong>in</strong>tuitu matris sue hie et <strong>in</strong> futuroexaltat.Die Geschichte begegnet im Basiliusleben cap. 2 , das demBischof Amphilochius von Iconium (gewählt 375, gest. um 400)zugeschrieben wird; vgl. Acta Sanctor. 14. Juni, p. 944; ebendap. 947 e<strong>in</strong>e ähnliche Fassung aus e<strong>in</strong>em Chronicum alexandr<strong>in</strong>umad annum 363. Jacobus a Vorag<strong>in</strong>e, ed. Graesse (1846), p. 144,cap, 30, führt als Quelle an: ut <strong>in</strong> hystoria sancti Basilii legitur etFulbertus, Carnotensis episcopus, testatur; ähnlich bei Poncelet,Nr. 318, 506, 563, 803, 889, 918, 919, 922, 1012, 1140, 1205;ebenda die Literatur. Zur Entwicklung der Erzählung vgl. Günter,Legenden-Studien, S. 146. Das Stück f<strong>in</strong>det sich auch <strong>in</strong> derHandschrift Paris, Bibl. nat. nouv. fonds lat<strong>in</strong> 10770 (Ende <strong>des</strong>14. Jhdts,, aus dem August<strong>in</strong>cr-Chorhcrrcnkloster zu Rebdorf stam-


277mend) Bl. 220va: De morte Julian! apostate; Mercurius rächt Maria,<strong>in</strong>dem er Julian tötet <strong>in</strong> babilone vel <strong>in</strong> p'apilone suo.56.De octo <strong>in</strong>fantulis submergendis prouidencia dei conseruatis.[CJlericus quidam <strong>in</strong> moribus conprobatus, conpetenterlitteratus hec omnia ad gloriam conuertens virg<strong>in</strong>is glorioseepiscopus fit Colonie. Hie cum nocte quadam <strong>in</strong> laudem deiet matris sue resurgeret <strong>in</strong> pallacio deambulans de fenestraprospiciens uidit fem<strong>in</strong>as <strong>in</strong> platea euntes portantes magnumcapisterium cum VIII <strong>in</strong>fantulis eadem nocte genitis a quadamnobili matrona ciuitatis, que propter uerec<strong>und</strong>iam vno retentoobstetricibus dato precio magno hos octo miserat ad mergendum<strong>in</strong> Reno. Mox episcopus fem<strong>in</strong>as reuocat et puerosbaptizat, occultissime nutrire facit et omnes litteras <strong>in</strong>formauit.Post X annos episcopus faciens sibi negocium ad domum[lyyj"^] burgensis illius uenit sequentibus se scolaribus et graciosecantantibus. Tandem domestico optante, ut pueri suiessent, episcopus eidem casum et matri familiariter <strong>in</strong>dicans ^^ad hoc gracia dei perduxit eosdem, quod vna secum suis diuicijsclaustrum, quod dicitur Th<strong>in</strong>cium, construxerunt, <strong>in</strong> quoepiscopus et nouem pueri et parentes se dom<strong>in</strong>o reddiderunt.Auch im Promptuarium Exemplorum <strong>des</strong> Joh. Herolt(Discipulus)de M 10; Cat. of Rom. II 657 Nr. 9 <strong>in</strong> der Hs. Additional 18929Bl. 8irb; die Eltern gründen hier die Benedikt<strong>in</strong>erabtei Deutr, dienachweisbar von Erzbischof Heribert (999 — 1021) gegründetworden ist.10Maria conseruat fratrespredicatores.[MJagister ord<strong>in</strong>is predicatorum cum nondum senex esset ^0et soUempniter <strong>in</strong> quadam ciuitate predicaret et totum populumper dei graciam commouisset, fama ad quandam <strong>in</strong>clusam ibiperuenit, que ipsum suppliciter ad se uenire orauit, ut suisesset monitis consolata. Cum igitur eum et suum sociumpulchrum iuuenem, diucius <strong>in</strong>tuita miraretur, quod tam pulchri 25viri et fortes <strong>in</strong>ter fem<strong>in</strong>as et seculares hom<strong>in</strong>es commoraripossent et castitatem seruare, cum ipsa <strong>in</strong> lapide et ferrimentoobstructa vix crederet se tueri, talibus uexata cogitacionibus


278post tempus aliquod <strong>in</strong> oracione obdormiens uidit sanctissimamvirg<strong>in</strong>em Mariam sibi demonstrantem multos iuuenes et pulchrosfratres sub suo palio protectos dicentemque ei, quod non decetero miraretur de cont<strong>in</strong>encia eorum, qiios ipsa pie tegeret,et quod sciret ord<strong>in</strong>em illum preelectum et nullum malum <strong>in</strong>eo [177^*] posse subsistere, qu<strong>in</strong> eciam cito conuerteretur uelabiceretur, afferens, quod huius sit ord<strong>in</strong>is nutrix et perpetuaconseruatrix.Ähnlich im Cat of Rom. III 697, Nr. 13; dort sieht e<strong>in</strong>e Religiösedie Dom<strong>in</strong>ikaner im Himmel unter dem Mantel Marias; vgl.P. Perdrizet, La Vierge de Misericorde, 1908, p. 18 f.58.Puer iudeuscommunicat.10 [JJvdeus filius ludens sepius cum pueris christianis, adeoipsis familiaris est effectus, quod quandoque cum illis ecclesiamfrequentauit. Et quadam die pasche, quando pueri communicabantur,accessit ad altare cum ipsis. Reuersus uero domumdixit <strong>in</strong> simplicitate sua: Vere, quam pulchram festiuitatem15 habent hodie Christiani; nam s<strong>in</strong>gulis dabatur puer pulcherrimuset ego simul cum ipsis eciam vnum accepi. Hoc audientesipsius parentes <strong>in</strong>tellexerunt eum communicasse et calefactafornace miserunt puerum illum <strong>in</strong> ignem. Qui cantauit etnuUam lesionem senciebat. Mater credebat iam puerum20 mortuum et occisum; nesciens ipsum <strong>in</strong> fornace (ipsum) foremultis conquesta est de puero. Tandem quia catholicis conuersari[eum sciebat], ad illos iuit flens querens puerum. Quiconcurrentes et fornacem ignitam <strong>in</strong>uenientes et puerum <strong>in</strong>25illa <strong>in</strong>columem dicentem ipsis, quod quedam dom<strong>in</strong>a (suo) pulcberrimopalio suo ipsum protegebat, ne ab <strong>in</strong>cendio lederetur.Hoc uiso et audito fideles (effecti) gracias egerunt et iudei nonpauci <strong>in</strong> numero sunt conuersi.Vgl. Nr, 119. Literatur bei Pietro Toldo <strong>in</strong> Herrigs Archiv,Bd. 117 (1906), S. 287. Über die weitverbreitete Geschichte handelnGünter, Legenden- Studien, S. 138; E. Wolter, Der Judenknabe,Bibliotheca Normannica II, 1879. Caes. v. Heist., Libri VIII Mirac,cd Meister, p. 141 (lib. III, Nr. 13), beg<strong>in</strong>nt die Erzählung: InPolonia contigit, quod dicturus sum, <strong>in</strong> civitate, quae vocatur Bresslavia.Der Vater, der sich nicht taufen lassen will, wird <strong>in</strong> denOfen geworfen, Mutter <strong>und</strong> Sohn treten <strong>in</strong> den Orden der Grisei e<strong>in</strong>.


27959-De sancto Thoma Cantuariensi.[SJanctus Thomas Cantuariensis ab adolescencia sua castissimus,utpote qui beate Marie suam promiserat [177^^] castitatem.Cum autem esset cum socys suis sicud lilium <strong>in</strong>tersp<strong>in</strong>as, audiuit seculares secularia tractare et iactantes se de 5speciosis et specialibus suis dom<strong>in</strong>abus et de clenodys sibi datisab ipsis; tandem de illis dixit: Nichil est, de quo uos dicitiset iactatis; ego habeo amicam meam, que omnium vestrumprecellit amicas, que michi clenodium dedit, cui simile numquamuidistis. Hoc totum spiritualiter notabat, sed ipsi se- 10c<strong>und</strong>um suam mentem recipere non uolebant. Supplicantesergo <strong>in</strong>stantissime, ut ipsis clenodium suum ostenderet, et cumipsis ab animo euoluere uoluisset, aufugit <strong>in</strong> ecclesiam et sead oracionem contulit orans, ut sibi beata Virgo presumptuosumverbum <strong>in</strong>dulgeret. Et ecce, <strong>in</strong> visu beata Virgo pulcherrima 15apparuit et consolans eum flentem dixit: Ne timeas, quia beneexcellenciam <strong>in</strong>ter socios tue amicicie, ymmo <strong>in</strong>ter omnes hom<strong>in</strong>esopt<strong>in</strong>ebis. Deditque ei pixidem ualde paruulam nimispulchram. Reuersus ad se Thomas abire uolebat. Sed socyprefati videntes eum iterum pro ostensione clenody <strong>in</strong>sistebant. 20Tandem <strong>in</strong> manu eius eandem pixidem rapuerunt. Aperientesuiderunt parum de purpura et ipsam detrahentes et ecce, sequebaturet prodyt casula pulcherrima mirabiliter et bene facta.Verbum hoc uenit ad episcopum Cantuariensem [178^*] etaccersitum Thomam [<strong>in</strong>terrogavit] et comperta ab eo veritate 25prouidit ei <strong>in</strong> studio et <strong>in</strong> expensis preord<strong>in</strong>ans eum <strong>in</strong> animosuo sibi successorem futurum; quod et postmodum factum est.Ähnlich bei Poncelet, Nr. 1629 aus dem Cat. of Rom. II 659,Nr. 28; ferner Cat. of Rom. III 701, Nr. 8, aus der Handschr. Additional21 147 Bl. 9V, die von den Erfurter Karthäusern stammt.Deutsche Verserzählung <strong>in</strong> F. H. v. d. Hagen, Gesamtabenteuer III573 (Tomas von Kandelberk). Caes. v. Heist., Libri VIII Mirac,ed. Meister p. 161 (lib. III, Nr. 33).60.De corea beate Marie.[SJCribit beatus Gregorius <strong>in</strong> dyalogo, quod quedam puellaMusa nom<strong>in</strong>e libentissime coream corisabat, post coream autem 30et ante coream beate virg<strong>in</strong>i Marie omni genere deuocionis


280studuit <strong>des</strong>eruire. Quadam vice ipsa orante reg<strong>in</strong>a cell cummultitud<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nnmerosa virg<strong>in</strong>um candidarum et choros ducenciumaffuit querens ab ea, si <strong>in</strong> perpetuum gaudere cum illis<strong>in</strong>similibus virg<strong>in</strong>ibus affectaret. Qua respondente, quod sie,5 addicit ei XXX dies, quibus se a corea temporali debeat abst<strong>in</strong>ere,vt ipsa die tricesimo rediens ipsam ad gaudia regniassumat. Hec conpuncta et confessa de preteritis studiosissimeet de futuris reddens promissa cum celesti agm<strong>in</strong>e ad suumsponsum deducitur armonia. H<strong>in</strong>c colligat vnusquisque, quan-10 tum proficiat diu ac semper a uanitatibus seculi abst<strong>in</strong>ere, cumhec virgo a uirg<strong>in</strong>e, matre dei, <strong>in</strong> tam breui spacio tantamgloriam potuit obt<strong>in</strong>ere.Vgl. Nr. 50. Die <strong>in</strong> der Erzählung selbst angegebene Quelleist Gregorius, Dialogus 1. 4, c 17 (Migne, Series lat. LXXVII, 348).Parallelen bei Poncelet Nr. 137, 320, 665, 773, 1031, 1145, 1161,1240, 1245, 1247, 1255, 1592, 1632, 1640, 1652; außerdem <strong>in</strong>der Hs. Paris, Bibl. nat. nouv. fonds lat. 14 463(früher S. Victor <strong>in</strong>Paris gehörig, 13. Jhdt.) Bl. 26vb De puella nom<strong>in</strong>e Musa, cuireg<strong>in</strong>a uirg<strong>in</strong>um cum uirg<strong>in</strong>ibus apparuit.61.De ymag<strong>in</strong>e sancte Marie sancti Luce.[SJanctissima uirgo Maria post Jhesum, pulcherrimum etspeciosissimum pre filys hom<strong>in</strong>um, sie et ipsa pulcherrima fe-15 m<strong>in</strong>arum omnium <strong>in</strong>tuencium fuit graciosa oculis. [lyS^b] Vndeapostoli ob reuerenciam et eius dileccionem decreuerunt ymag<strong>in</strong>emad posteros transmittere per picturam. Beato ergo Luceewangeliste commiserunt, ut similimam ymag<strong>in</strong>em sue faciei^)sculperet et formaret. Cum autem vix obumbratus esset vultus20 eius miraculose pulcritud<strong>in</strong>is, (facta) ymmo totum corpus tante25venustatis et decencie, quod ab humano artifice nullatenus fieripotuisset nee dubio futuro dignam archam noue legis et thronumsummi regis tam excellenter a diu<strong>in</strong>a sapiencia [factam] fabricari,apostoli ergo deo cum magno tripudio gracias reddiderunt.Post assumpcionem beate virg<strong>in</strong>is Marie excellentissime ammonicionediu<strong>in</strong>a est translata <strong>in</strong> claustrum, quod uocabulum exhoc accepit ad sanctam Mariam, <strong>in</strong> templum. Postmodumquidam clerici Lituranensium suggesserunt propter transferendamymag<strong>in</strong>em Sergio^). Correpto celitus apostolico mox per semet^) Hs. facie. ^) Hs. surgite catelanum.


281ipsam ancillis Christi honorifice est reuersa eiusdem loci abbatissaOvigilante cum coniientu <strong>in</strong> laude dei et laude gloriosissimevirg<strong>in</strong>is, matris dei. Papa autem absque ambiguitate hoc<strong>in</strong>telligens locum illum decorauit et merito, ut quem beataMaria sua presencia sublimauit, quod addicientur omnia primoquerentiregnum dei.Der Papst , der das Bild <strong>in</strong> den Lateran br<strong>in</strong>gen will, istSergius; vgl. Cat. of Rom. II 657, Nr. 12; ähnliche ErzählungenPoncelet, Nr. 270, 272, 373, 857, 1567, 1608. Wegen derLukasbilder vgl. E. v. Dobschütz, Christusbilder 1899, 2. Hälfte,S. 267fif.; 279; ferner Jacob Gretser, Syntagma de Imag<strong>in</strong>ibusnon manufactis c. 18 = Opera omnia vol. XV, Ratisb. 1741 p. 205.Es kann sich nur um das Bild handeln, dais Maria ohne das K<strong>in</strong>dzeigt <strong>und</strong> bis zum Jahre 12 19 <strong>in</strong> dem römischen Kloster S. Agatha<strong>in</strong> monasterio templi blieb, von wo es <strong>in</strong> diesem Jahre nachS. Dom<strong>in</strong>ico e Sisto auf dem Vim<strong>in</strong>al übertragen wurde; somit ist12 19 der Term<strong>in</strong>us ante quem für die Entstehung der Sage. Vgl.St. Beissel, Gesch. der Verehrung Marias <strong>in</strong> Deutschland, 1909,S. 78. Ähnlich berichtet Gretser, a. a. O., S. 206 e<strong>in</strong>en Versuch,das Lukasbild <strong>in</strong> S. Maria <strong>in</strong> Trastevere wegzunehmen, nach e<strong>in</strong>ervita S. Dom<strong>in</strong>ici lib. II c. 5.62.De alapa data iudeo propter blasphemiam sancte Marie.Miles quidam [178^*]deuotus et litteratus <strong>in</strong> consuetud<strong>in</strong>emduxerat, quod missam beate Marie virg<strong>in</strong>is, quandocumque potuit,non neglexit. Vice quadam preteriens ecclesiam audiuit 10<strong>in</strong>choare sollempniter: Salue, sancta parens, et flectebat genuasua mox reuerenter. Hoc uidens quidam iudeus irrisit eum etbeatam Mariam blasphemauit.Miles uero egre ferens conuiciumdom<strong>in</strong>e nostre dedit alapam toto nisu. Et hoc facto secessit<strong>in</strong> ecclesiam et missam deuotus audiuit. Interim conquestus 15iudici iudeus aliud signum daie non potuit de reo, quam quodmonoculus esset. Cunctis autem egredientibus <strong>in</strong> ecclesia mileslatitabat. lUum<strong>in</strong>auit ergo ipsum beata Virgo iubens eum: Audacteregredere; quod et fecit. Quo uiso dixit iudeus: Si iste[non] haberet duos oculos, reum ipsum iudicarem. Cui ille: 20Ymmo, ego te percussi pro eius honore, que^) michi oculumdedit, pro qua eciam paratus sum corpus exponere. Cognito^) Hs. abbatisse. ^) Hs. qui.


282autem milite et viso miraculo dant deo et beate Marie virg<strong>in</strong>ilau<strong>des</strong>. Ad perpetuam uero huius rei memoriam statutum esta Christianis, ut eodem die s<strong>in</strong>gulis annis iudei de suis aliquemrepresentent, qui publice ab apostolico^ alapam suscipiat sua5 sponte^).Durch e<strong>in</strong>e gleichzeitige Bemerkung am Rande istdie Geschichte<strong>in</strong> Straßburg lokalisiert. Dieselbe Erzählung im Cat. of Rom. II658, Nr. 16, III 550, Nr. 128 (Ar<strong>und</strong>el 506 Bl. 24 V, i. Hälfte <strong>des</strong>14. Jhdts.).63.De milite, qw noiuit negare sanctam Mariam.[M]Iles quidam consumptuosus a quodam iudeo mutuauitplurima. Cum autem cessauerunt pignora, cessauit amicicia.Milite autem angustiato [178^^] nimiam uerec<strong>und</strong>iam pre <strong>in</strong>opia5 sust<strong>in</strong>ente <strong>in</strong>sultauit. Judeus uero consilium dedit militi, utsibi consentiret pro eo, ut ipsum ditaret. Miles prompto animospondet facere, quidquid uoluerit. Recedentibus illis longe abhom<strong>in</strong>ibus uocatus dyabolus uenit. Cui iudeus: Ecce, tibimilitem adduco, qui homagium tibi faciet, ut pauperiem eius10 subleues hab<strong>und</strong>anter. Quo consenciente et dyabolo plurimapromittente iubet eum abnegare fidem et deum et s<strong>in</strong>gula, queuolebat, <strong>in</strong>plet. Intuens <strong>in</strong> eum demon dixit: Adhuc modicumtibi deest, quod te <strong>in</strong>plere oportet. Abnega eciam et beatamMariam; necesse est autem, ut omn<strong>in</strong>o spe tua frustraberis.15 Contristatus nimium miles rogat, ut sibi pro preteritis, quidquiduelit, prestet, quia non ualeat facere neque uelit. Quid pluralJudeus cum dom<strong>in</strong>o suo discessit et miles solus multis modis<strong>des</strong>olatus (solus) remansit. Post deuia multa uenit ad curiamvenacioni cuiusdam nobilis deputatam, vbi stabat capella,20 quam supplex <strong>in</strong>trauit, et ymag<strong>in</strong>em beate Marie cum suo filiouidit,ante quam procedens ad habendam graciam emisit <strong>in</strong>gentemymbrem lacrimarum. Tandem <strong>in</strong> uisu uidit quandam ymag<strong>in</strong>embeate Marie cum puero venire et matrem filium promilite supplicantem , filium autem aurem a matris precibus25 auertentem. [179 ^a] Hoc sec<strong>und</strong>o et tercio conspiciens deuociusoracionibus <strong>in</strong>sistebat. Tandem mater filium de s<strong>in</strong>u etgremio ponens se ad ueniam sibi faciendam exhibebat. Natuscelerius matrem preelectam eleuans plenam militi concessit') am Rande ab episcopo. ^) am Rande nota <strong>in</strong> Sthrosberg.


283ueniam delictorum. Miles ad se rediens <strong>in</strong> consciencia releuatussecurus uolebat abire. Et ecce, dom<strong>in</strong>us domus casu affueratet cuncta gesta uiderat et coniurans militem causam et casumaudiuit ipsius. Et quia beatam Mariam dilexit, de suis diuicysillum ditauit. Sic dom<strong>in</strong>a nostra suos saluare consueuit.Nach Mussafia, Studien IV, S. 9, Nr. 17, ereignet sich die Geschichtecirca annum dom<strong>in</strong>i M^CC^XXX^. Parallelen bei PonceletNr. 19, 142, 169, 262, 332, 357, 524, 549, 707, 776, 894, 938, 958,125 1, 1547; ähnlich Nr. 849, 983; sowie Nr. 951, 1155, 140 1,143 1, 1442, 1476. Das Motiv: „Maria bittet ihr K<strong>in</strong>d" ist übergegangen<strong>in</strong> die Erzählung Nr. 181 (= Anh. 17) dieser Sammlung.Als deutsche Verserzählung f<strong>in</strong>det sich die Geschichte bei F. H. v. d.Ilagen, Gesamtabenteuer III 521. Caes. v. Heist., Libri VIIIMirac, ed. Meister, p, 206 (lib. III, Nr. 83) De paupere, qui, cum:esset coram diabolo, Mariam non negavit, ob hoc <strong>in</strong>f<strong>in</strong>ita bonarecepit. In diocesi Leodensi iuxta Florentiam (Floreffe, e<strong>in</strong>e ii4igegr. Praemonstratenserabtei, an der Sambra) domurn ord<strong>in</strong>is Praemonstratensis,mansit quidam iuvenis. Literatur zu dem Motive :Abtrünniger entsagt Maria nicht, <strong>in</strong> Herrigs Archiv, Bd. 118(1907)71 von Pietro Toldo.64.Vir <strong>in</strong>fidelis saiuatur per mulierem fideiem.[M]Iles quidam iuuenis huic seculo se conformans habebatvxorem beate Marie ualde deuotam. Hec diu beate Marie prosui viri conuersione <strong>in</strong>stantissime supplicauerat. Ecce, quadamnocte Spiritus viri rapitur et ad dei iudicium ducitur, vbi de 10Omnibus excessibus accusatus conu<strong>in</strong>citur. Et cum iam demonibusesset rel<strong>in</strong>quendus, dixit iudex: Estne aliquis sanctorum,quem unquam hie honorauerat? Respondit mater misericordie:O dom<strong>in</strong>e, semel ad veneracionem meam cereum magnumdedit; fac ipsum causa ipsius subsidium <strong>in</strong>uenire. Cui iudex: 15Ad tuas preces <strong>in</strong>dulgeo, ut tueatur [i79i"^] se eodem lum<strong>in</strong>e,quantum possit. Cum ergo demones ipsum <strong>in</strong>uadere uellent,cum ardenti candela conbussit eos et viriliter se defendit. Preangustia tamen et timore, <strong>in</strong> quo laborauit, iacens <strong>in</strong> lecto sudauitet ukilauit <strong>in</strong> tantum, quod vxor euigilauit. Manu ad 20eum missa <strong>in</strong>uenit cutem suam yspidam quasi corticem ab arbore,barbam prolixam et pilos canos et diros. Et suspicansadulterum clamauit. Seruis autem ad arma confugientibus expauefactusvolebat loqui et quasi leo horribiliter resonat et vir


284citissime dedit <strong>in</strong>tersignum ad sue persona permissionem. Recitauitautem omnibus seriem rei geste. Conuersus autemplenissime de sua hereditate fecit hospitale vna cum sua coniuge;ibidem deo seruiens et gracias agens signa sue conuersionisostendit pluribus et sie vitam <strong>in</strong> dei laude term<strong>in</strong>abant.Parallele bei Poncelet, Nr. 1071 aus Cat, of Rom. II 658,Nr. 17 (Additional 18929 Bl. 83 r); hier schließt das Stück: Fralrcsautem m<strong>in</strong>ores qui <strong>in</strong> loco fuerunt ubi accidit nobis retulerunt talcmiraculum.65.De corporali.[SJanctimonialis quedam , custos ecclesie, de m<strong>und</strong>icia preparamentorumsollicita <strong>in</strong> anima diligenter pallis et specialitercorporalibus adhibebat. Quibus primo per sacerdotem ablutis10 ipsa postea studio suo abluebat et sole m<strong>und</strong>issime <strong>des</strong>iccabatcontegens ea panno delicato, ne puluere uel uolatu auium cont<strong>in</strong>geretmaculari. Quadam uero uice stante iuxta pannos dicensAue Maria ex deuocione, affuit dom<strong>in</strong>a <strong>in</strong> specie [lyg^a] virg<strong>in</strong>ismultum pulchre vnum suum puerum <strong>in</strong> vlnis gestans ama-15 bilem supra modum et sedit prope eam. Hec silencium suumtenebat, sed a puero et a dom<strong>in</strong>a faciem non auertebat etammirando stupebat. Dom<strong>in</strong>a uero filium suum pannis <strong>in</strong>ponebatet illa: Sanctus, sanctus, sanctus dicens, ut consueuerat,uoce et manu <strong>in</strong>nuebat. Cui dom<strong>in</strong>a nostra delectabiliter20 arridens super nudum corporale puerum suum ponens custodeclam.ante, cur hoc facere auderet. Que respondit: Ne mireris,quia meum filium super l<strong>in</strong>theam<strong>in</strong>a sua pono, quia frequentersuper ea residet <strong>in</strong> altari. Et sie vna cum filio abscessit rel<strong>in</strong>quenstantam suauitatem et leticiam sue deuote, quod ab ho-25 m<strong>in</strong>e non potest enarrari. Hoc exemplo apparet, quantumgratum sit decorem domus dei diligere et cali[ci]bus m<strong>und</strong>iciamadhibere.66.De Salue reg<strong>in</strong>a, qualiter ceperit.[SJalue reg<strong>in</strong>a, quomodo fuerit <strong>in</strong>uentum primo uel consti-30 tutum, pie si scire <strong>des</strong>ideras, ad Marie laudem sec<strong>und</strong>um ord<strong>in</strong>emreferimus. Fuerunt ergo quam plures ultra Campanieplaniciem <strong>in</strong> f<strong>in</strong>ibus sancte Gerdrudis virg<strong>in</strong>is pena grauissima


285tnbulati , corpore uidelicet ardentes, qiios pia dei genitrixannuente ipsiiis filio dom<strong>in</strong>o Jhesu Christo per se ipsam clementercurare disposuit. Suprafatis [179^^] quippe partibuseiusdem genitricis monasterium est constructum, cuius dedicacionemreuoluto anni spacio sollempniter frequentare conueniunt 5qnamplures eadem peste graiiati sub illa spe, ut per suffragiumsancte dei genitricis et virg<strong>in</strong>is Marie refugium mererentur.Qua deuocione disponunt conformiter per noctem vigilias connectere.Cum autem medium silencium tenebant omnia cumquiete, beatissima virgo Maria talari ueste <strong>in</strong>duta processit ad 10sanandum cum processione virg<strong>in</strong>um candidarum <strong>in</strong> maximocomitatu et post tergum earum sequitur beatus Nicolaus stolispontificalibus <strong>in</strong>dutus. Cantabant autem <strong>in</strong>simul antyphonam<strong>in</strong> terris nunquam auditam, scilicet: Salue reg<strong>in</strong>a. Que quomodoad nos peruenerit, referimus. Processit igitur dom<strong>in</strong>a 15nostra et manica sua <strong>in</strong>uoluebat omnes <strong>in</strong>firmos <strong>in</strong> parte dexteraet de<strong>in</strong>de se reuertens <strong>in</strong> s<strong>in</strong>istra parte similiter faciebat etcont<strong>in</strong>uo sanati miram cordis leticiam referebant. Erat ueroibidem quidam iuuenis bone uite beate Marie ualde deuotusprefata peste grauatus, qui <strong>in</strong> templum deducitur, quoniam do- 20m<strong>in</strong>us prope est omnibus <strong>in</strong>uocantibus eum puro corde, <strong>in</strong> prefatanoctis hora, qua priores curauerat. Hunc respexit apparensiterum cum candidissimis puellis cantantibus: Salue reg<strong>in</strong>a.Cum autem puer uellet se abscondere, dixit reg<strong>in</strong>a celi: Sivis liberari [180 »"a] ab <strong>in</strong>firmitatibus tuis, antyphonam, quam 25audisti, cras omnes docere debes, quamuis sis illiteratus, adlaudem dei et ad gloriam meam. Puer uero edoctus miraculose,sed, quod rarius est, edocuit vniuersas eiusdem claustrimoniales. Que cum magno gaudio suscipiunt illum cantumet ad laudem et gloriam beate Marie virg<strong>in</strong>is ad s<strong>in</strong>gulas horas 30decantant. Sic ergo tempore procedente diuersi ord<strong>in</strong>es etreligiös! pro suis specialibus necessitatibus ipsum cum reuerenciadepromere consueuerunt; plurium liberacionem per hunc exdeuocione signis patentibus meruerunt.Vgl. Poncelet, Nr. 551 aus Caes, Heisterb., Libri VIII Mirac,ed. Meister, p. 158 (lib. III, Nr. 30) mit gleicher Lokalisierung.67.De latrone et sabbato sancte Marie. 35[E]rat quidam latro publicus, cui cum <strong>in</strong> via obuiaret quidammonachus, ad quem ait: Ne sequaris me, quia te occidam. Et


286sequtus est eum <strong>in</strong> suam speluncam. Et quesiuit, qualis viresset, cogitans ipsum conuertere. Qui se respondit latronem foreet ni<strong>in</strong>quam aliquid boni fecisse ab <strong>in</strong>fancia nee quidquamcuraret de anima. Cui monacbus: Si possnm tibi viam sahitis5 ostendere, vis micbi acquiescere? Qui respondit: Sic. Ait monacbus:Jeiuna vnam diem <strong>in</strong> septimana, scilicet sabbatum,[iSora] ad bonorem beate virg<strong>in</strong>is Marie et nullum <strong>in</strong> ea ledas,et scias, quod per eam graciam sui benedicti fily obt<strong>in</strong>ebis.Quod et fecit et illis diebus multos eripuit de manibus <strong>in</strong>imi-10 corum. Post hoc non post multum tempus iuuenis quadamdie sabbati ab hostibus captus est et ad patibulum adiudicatusnee se defendebat. Tandem eius hostes misericordia moti deipsius pulchritud<strong>in</strong>e dabant ei uitam ita, ut abiuraret patriamet terram eorum. Quibus ait: Melius est michi luere hie pec-15 cata mea quam <strong>in</strong> futuro. Et confessus publice omnia peccataet decollatus est ipso uolente. Tandem extra ciuitatem estsepultus. Nocte adueniente uero matrone ipsum efifoderunt etIII earum gestabant corpus eius et qu<strong>in</strong>ta sequebatur habenscandelas <strong>in</strong> manibus. Cum autem uenissent ad portam ciui-20 tatis, vigiles putabant fore fantasma. Quibus dixit qu<strong>in</strong>ta: Diciteepiscopo, ut meum militem hodie a uobis decoUatum <strong>in</strong>ecclesia honorifice sepeliat et nom<strong>in</strong>auit se. Quo ueniente cumprocessione sollempni capud precisum iunctum corpori <strong>in</strong>uenitet <strong>in</strong>uolutum purpura. Jussum beate virg<strong>in</strong>is Marie adimpleuit.Nr. 37Vgl. Nr. 196 (= Anh. 32); Cat. of Rom. II 658, Nr. 14, II 618,(Ende <strong>des</strong> 12. Jhdts.), III 614, Nr. 106; Caes. Heist., LibriVIII Mirac, ed. Meister, p. 191 (lib. III, Nr. 68) Exemplum de famosolatrone, qui <strong>in</strong> die sabbati <strong>in</strong> honore Mariae a malis quievitet per hoc vitam aeternam <strong>in</strong>venit: In vic<strong>in</strong>ia civitatis Trident<strong>in</strong>ae. . . latro Picalus usw.2^ Meretrix conuertitur virtute ewkaristie.68.[I]n Thur<strong>in</strong>gia quidam plebanus gestans <strong>in</strong> collo appensumcorpus dom<strong>in</strong>i extra [180 va] villam volens <strong>in</strong>firmum communicare,quem meretrix stans non longe <strong>in</strong> suo prostibulo uidittranseuntem <strong>in</strong>cepit cogitare <strong>in</strong>tra se, quod si fi<strong>des</strong> christiana30 uera esset, et si ipse esset saluator m<strong>und</strong>i, quem sacerdos portauit<strong>in</strong> pixide, et quomodo ipsa <strong>in</strong> conspectu eius tot ac tantamala ausa fuisset perpetrare, qui tanta <strong>in</strong>commoda pro salutem<strong>und</strong>i sust<strong>in</strong>uisset. Et conpuncta <strong>in</strong>tra se ipsam et relicto prost-


287bulo cucurrit per lutum prof<strong>und</strong>um uelociter ad sncerdotem<strong>in</strong>qu<strong>in</strong>ata luto usque ad medietatem corporis sui clamans: Domjne,rogo uos, <strong>in</strong> exspectare uelitis. Sacerdos stetit. Ipsaautem prosternens se <strong>in</strong> luto ante corpus dom<strong>in</strong>icum dicens:Dom<strong>in</strong>e Jhesu Cliriste, fili dei viui, si tu es ille, qui omnia fe- 5cisti, natus de uirg<strong>in</strong>e Maria, passus et sepultus, ascendens adcelos, sedens ad dexteram dei patris omnipotentis, iudicaturusviuos et mortuos, si te talem portat sacerdos <strong>in</strong> pixide, rogote per <strong>in</strong>effabilem misericordiam tuam, ut ignoscas michi omniapeccata mea. Et ecce, dom<strong>in</strong>us Jhesus -respondit de pixide <strong>in</strong> 10lat<strong>in</strong>a ligwa: Ego tibi <strong>in</strong>dulgeo omnia peccata tua. At illaaudiens uocem de pixide <strong>in</strong> lat<strong>in</strong>o ayt: Dom<strong>in</strong>e, non <strong>in</strong>telligolat<strong>in</strong>um, rogo te, ut loquaris teutunicum. [iSo^^] Cui dom<strong>in</strong>us :Ego te recipio <strong>in</strong> graciam meam. Quod audiens mulier ait:Hodie tu, dom<strong>in</strong>e, me recipis <strong>in</strong> tuam graciam, que carne mea 15eciam <strong>in</strong> multis te offendi, plus quam cogitare possum. Id-Circo tibi gracias ago , dom<strong>in</strong>e Jhesu Christe, qui me tuammiseram famulam ad tuam <strong>in</strong>effabilem recepisti graciam. Etstatim conuersa suam uitam emendauit. O quam graciosum etbonum habemus dom<strong>in</strong>um, quoniam pro pauco labore tantum 20Stipendium exhibet hys, qui tribulato sunt corde, videlicetremissionem omnium peccatorum. De magnitud<strong>in</strong>e stipendijdicit veritas: Quid est facilius dicere: Remittuntur tibi peccata,an tolle lectum tuum et ambula? Et ideo diligendus est totocorde, omnibus viribus etc. 25Parallele im Cat. of Rom. II 659, Nr. 24 (Additional 18929 Bl.84^^)^ auch hier heißt es: Dom<strong>in</strong>e non <strong>in</strong>telligo lat<strong>in</strong>um. Rogo utloquaris mihi teutonice. Es liegt wohl Anlehnung vor an die Erzählung<strong>des</strong> Joh. Moschos, Pratum spirituale (Migne, Series graeca,Bd. 87, Sp. 2879).69.De ewkaristia.[PJlebanus sancti Jacobi Colonie, cum deferret sacramentumdom<strong>in</strong>icum ad communicandum <strong>in</strong>firmum, obuios habuitas<strong>in</strong>os plures <strong>in</strong> vico oneratos saccis frumenti, qui totam plateamoccupauerant. Timens plebanus, quia senex fuit, precipitari ^^<strong>in</strong> lutum cum sacramento, ait: Quid est, quod agitis, as<strong>in</strong>i? Nonconsideratis, quem geram <strong>in</strong> manibus? State et date honoremvestro creatori, quod <strong>in</strong> eius nom<strong>in</strong>e uobis precipio. Et subito


288as<strong>in</strong>i steterunt et simul montem <strong>des</strong>cendunt, et cum <strong>des</strong>censusesset lubricus, sacci tarnen non sunt lapsi [iSi^a] ab as<strong>in</strong>is.70.De sancta Maria et oracione bona.[iSi'a] Quidam clericus fuit habitu secularis, sed moribus5 reb'giosus, multum diligenter honorans beatam Virg<strong>in</strong>em. Quicum quadam die equitans et propter ymbrem ac pluuiarummultitud<strong>in</strong>em <strong>in</strong>traret uestibulum, uidit ymag<strong>in</strong>em beate nostredom<strong>in</strong>e pre uetustate vermibus consumptam. Ipsi condolensprocidit <strong>in</strong> terram dicens Aue Maria et querit: Quare sie iaces,10 pieclara dom<strong>in</strong>a mea? Moxque Scolaris fibulam argenteamsoluens de loco pectoris <strong>in</strong>posuit digito eius loco annuli. Etait: Suscipe hoc munusculum de mea manu, beatissima dom<strong>in</strong>amea, quia aliud presens non habeo, cum quo te possum honorare,et ponens eam <strong>in</strong> loco em<strong>in</strong>enciori et abyt. Veniens autem15 ad aliam ecclesiam [imag<strong>in</strong>em] nostre dom<strong>in</strong>e pulcherrimam habentem<strong>in</strong> s<strong>in</strong>u ymag<strong>in</strong>em saluatoris [portantem] et procidensadorauit et dixit: Aue Maria etc. Et statim ymago ostendit sibifibulam <strong>in</strong> digito, quam alteri dederat ymag<strong>in</strong>i, et hortata esteum, ut reciperet. Qui cum recusaret, [surrjexit beata virgo20 dicens illi: Tu honoras me sicut scis, et bene. Ego autem tedocebo aliam salutacionem, <strong>in</strong> qua multum eciam delector:Gaude, virgo gloriosa, uerbum uerbo concepisti.Gaude, tellus fructuosa, fructum vite protulisti.Gaude, rosa speciosa, [iSi^'^J Christo vernans resurgente.25 Gaude, mater gloriosa, Jhesu celos ascendente.Gaude, fruens delicys, nunc iuncta rosa lylio,Em<strong>und</strong>a nos a vicys ac iunge tuo filio. Amen.Vgl. Nr. 84; Cat. of Rom. II 659, Nr. 26. Gedruckt ist dasGaude bei Mone, Lat. Hymnen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong>, Freihurg i. ß. 1854,II 169; Chevalier, Repert. hymnol. Nr. 7006; es ist zuerst im14. Jhdt. nachweisbar.De ewkaristia et apibus.[MJulier quedam, cum apes multas haberet et (illi) non30 proficerent ipsi multum, ymmo morerentur, dictum est sibi,quod, si corpus dom<strong>in</strong>icum <strong>in</strong>ter illas collocaret, lues, id est


289mors, cessaret. Quod et fecit, Ecce, et apes dom<strong>in</strong>um suumcognoscentes miro ipsum applausu suscipiunt concorditer <strong>in</strong>processione due et due ad ipsum <strong>in</strong>troitum <strong>in</strong>trantes. Etipse tamquam creature racionabilessuo creatori obsequium exhibuerunt,iunioribus emissis apibus pro alimentis et seniores circa 5corpus dom<strong>in</strong>icum tamquam maturiores medio tempore seruiendolaudantes,ceream capellam edificantes sec<strong>und</strong>um disposicionem.templi materialis subtili habitu preparant, <strong>in</strong>tus tubosis uocibush<strong>in</strong>c<strong>in</strong>de per aera cytharizantes sollempniter cantu, uoce etgestu (ofterunt) ei laudem sicud omnium creatori dulciter, quem 10laudant omnes creature, persoluunt. Itaque apes fecerunt <strong>in</strong>illa capella cerea altare, super quod posuerunt corpus dom<strong>in</strong>i,et benedixit dom<strong>in</strong>us illis. VA cum fem<strong>in</strong>a uasculum aperuisset,uidit hoc factum miraculosum et doluit. Accessit ad sacerdotem,confitebatur ipsi omnia. Qiii assumptis suis parrochia- 15libus uenerunt [i8i ^*] ad uasculum <strong>in</strong>uenientes capellam cumparietibus et fenestris, cum tecto, campanile cum foram<strong>in</strong>ibuset hostio ammirantes et corpus dom<strong>in</strong>icum <strong>in</strong>de recipientescum gloria et magno honore ad ecclesiam reportantes.Älteste Version wohl bei Petrus Venerabilis (gest. 1156), DeMiraculis lib. I c. i (Migne, Series lat. CLXXXIX, 851); dann beiGiraldus Cambrensis (gest. 1223), Gemma Ecclesiastica dist. I c. 11(Opera, ed. Rolls II 42); Cat. of Rom. III 23 No. 191 aus Jacquesde Vitry, doch nicht <strong>in</strong> Granes Ausgabe; Et. de Bourbon p. 266Nr. 317; Scala Celi , Ulm[Ha<strong>in</strong> 9406] Bl. 63 V; Thomas Cantipratanuslib. II c. 40, i ; Liber Exemplorum (ed. A. G. Little, Brit.Sog. of Franciscan Studies 1908) p. 9; Promptuar. Exempl. <strong>des</strong>Joh. Herolt (Discipulus) de E 36; dazu <strong>in</strong> der IIs. Paris, Bibl. nat.nouv. fonds lat 14958 (13 Jhdt.; früher zu S, Victor, Paris gehörig,Schreiber frater Brito) Bl. 161 r«. De rustico qui posuit corpusdom<strong>in</strong>i cum apibus ut augmentarentur ;das Stück entsprichtwörtlich dem Exempel der Hs. nouv. fonds lat. 14703 (Anf. 14. Jhdt.,ebenfalls aus S. Victor) Bl. 203 vb: Legitur esse <strong>in</strong> Auernie territorioquendam rusticum examen apum habentem <strong>in</strong> aluearys. Alser se<strong>in</strong> Verbrechen bereut, tötet er die Bienen mit Wasser, f<strong>in</strong>dete<strong>in</strong> schönes neugebornes K<strong>in</strong>d an der Stelle der Hostie ,trägt es<strong>in</strong> die Kirche , um es wie e<strong>in</strong> totes K<strong>in</strong>d zu begraben. Da verschw<strong>in</strong>detes <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Händen. Der Bauer bekennt es dem Priester,dieser 'berichtet es dem claromontensi episcopo. Nach kurzer Zeitwird jener Ort zur Strafe verwüstet. Über das Fortleben der Sagevgl. Grass e, Sagenbuch <strong>des</strong> preußischen Staates I Nr. 7: DieBienenkapelle zu Altenberg; entnommen aus Montanus, die Vorzeitder Länder Cleve-Mark ,jUlich-Berg <strong>und</strong> Westfalen ,Sol<strong>in</strong>genKlapper, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 19


290u. Gummersbach 1837 II S. 191. Weitere Literatur <strong>in</strong> HerrigsArchiv Bd. 118 (1907) 335.72.De Beatricesacristana.[I]N monasterio sanctimonialium eratquedam uirgo nom<strong>in</strong>eBeatrix pulchra et multum deuota, custos ecclesic et sacristana.Que illecta libid<strong>in</strong>osis verbis cuiusdam clerici quadam nocte5 accedens altare beate Marie virg<strong>in</strong>is, ad cu<strong>in</strong>s officium fueratcollocata, et ardens <strong>in</strong> concupiscencia dixit: Dom<strong>in</strong>a, quantodeuocius potui, seruiui. Ecce, claues tuas tibi repono, temptacionescarnis sust<strong>in</strong>ere ammodo non possum, sed carne meaviuam. Et positis clauibus super altare sequta est clericum.10 Quam clericus post paucas dies corruptam repudiauit!) et eamreliquid. Et illa, cum non haberet, vnde viueret, facta estmeretrix XX annis. Contigit quadam die, quod ipsa ueniretad portam monastery <strong>in</strong> habitu seculari et dixit port<strong>in</strong>ario :Nosti Beatricem, quandoque huius monastery custodem? Qui15 respondit: Optime. Est enim bona virgo, prona ad omniabeneficia et sancta, ymmo ab <strong>in</strong>fancia vsque <strong>in</strong> hunc diem<strong>in</strong> hoc monasterio omnibus bene conuersata. Ad hec igiturverba mirabatur et m<strong>in</strong>ime <strong>in</strong>tellexit [181 ^b] et abire uoluit.Mater misericordie et pietatis <strong>in</strong> effigie eiusdem Beatricis ipsi20 apparuit dicens: Ego per vig<strong>in</strong>ti annos tue absencie tuum<strong>in</strong>pleui officium; reuertere, karissima, <strong>in</strong> locum tuum et agepenitenciam, quia nuUus hom<strong>in</strong>um nouit excessum tuum. Informa quidem et habitu eius beata Virgo egit vices eius.Que mox <strong>in</strong>gressa est monasterium, penitenciam egit, confessa,25 que circa eam gesta fuerant manifestauit, et uitam bono f<strong>in</strong>eterm<strong>in</strong>auit.Vgl. Poncelet Nr. 194, 431, 582, 586, 608, 818, 820, 1306, 1621,1772. Bei Caes. v. Heist. , Libri VIII Mirac, ed. Meister p. 138(lib. III Nr. 1 1) ist die Nonne aus dem Benedikt<strong>in</strong>erorden. Vgl.Gröber, E<strong>in</strong> Marienmirakel — <strong>in</strong>: Beitr. zur rom. u. engl. Philol.,Festgabe für W. Förster, Halle a. S. 1902 S. 440— 441; auch <strong>in</strong>IIs. Paris, Bibl. nat. nouv. fonds lat. 14703 (14. Jhdt., vorher <strong>in</strong>S. Victor, Paris) Bl. 208 ra. De sacristana cuius officium beatavirgo suppleuit. Weitere Literatur <strong>in</strong> Herrigs Archiv Bd. 118(1907) 72.*) Hs. reputauit.


29173-De milite et tribus filiabus eius, quas commendauit sancteMarie.[QJvidam nobilis ad tantam paupertatem deuenit, ut vixhaberet, vnde membra sua tegeret, qui tres habuit filias nobile?,quas timuit fornicari propter <strong>in</strong>opiam. Hie non plus habuit 5postremo quam vnum denarium, quem sepe reuoluit <strong>in</strong> manucogitans, quid vtilius disponeret cum eodem ,et dixit <strong>in</strong>tra se:Si dabo eum pauperi, non est pauperior me, et si rem aliquamemam cum eo, subsidium breue prestabit. Tandem diff<strong>in</strong>iuit<strong>in</strong> corde, quod ipsum offerre uoluit beateV irg<strong>in</strong>i, dicens: Scio, 10quod michi eum poteris centuplum reddere. Commendo metibi et meas filias. Quo oblato redyt et <strong>in</strong> via <strong>in</strong>uenit hom<strong>in</strong>emsedentem <strong>in</strong> nauicula ad littus Reni et dixit ei, qui habuit metallum:Est tibi venale hoc metallum? Cui respondit: Visemere? Ait nobilis: Emerem libenter, [182 ra] si haberem pre- 15cium. Et <strong>in</strong>terrogauit, quantum esset metallum. Respondit:Qu<strong>in</strong>que ponderum. Ait nobilis: Nimis est preciosum. Attamensi <strong>in</strong> nom<strong>in</strong>e Jhesu et beate Marie michi dare uelles, daremtibi tunicam. At ille annuit. Dans autem ei tunciam pro metalloadyt aurifabrum ,qui dedit ei talentum auri pro metallo. 20Et dixit aurifaber esse aurum probatissimum. Nobilis iterumquerens piscatorem <strong>in</strong>ueniens eum <strong>in</strong> taberna plenum mero,id est v<strong>in</strong>o, dicit ad eum: Amice, die michi, vbi <strong>in</strong>uenisti illudmetallum. Respondit ille: In proximo monte reliqui duo frusta,que portare non potui nee mouere solus. Cui nobilis: Ostende 25michi et dabo tibi premium. Aitpiseator: Hoc optaui et ibotecum. Qui simul euntes <strong>in</strong>uenerunt loeum , dato precio piscatorireportant ambo aurum. Sic ille nobilis diues effectusest. Conparat sibi predia et allodia, filias locat ad elaustrumVirg<strong>in</strong>is beate, et cui beata Virgo multa contulerat, edificat 30ecclesiam a f<strong>und</strong>o et multa virg<strong>in</strong>um <strong>in</strong>pleuit congregacione,prebendas äuget, ditat elaustrum et crueifixum aureum <strong>in</strong> ecclesiapr<strong>in</strong>cipali faeit et elemos<strong>in</strong>as <strong>in</strong>f<strong>in</strong>itas largitur. Jherosolimamad uidendum dom<strong>in</strong>i sepulehrum uadit et reuersuscum honore mortuus est et sepultus [182 il>] <strong>in</strong> ecelesia pr<strong>in</strong>ci- 35pali ante crueifixum aureum collocatur.Das erste Motiv f<strong>in</strong>det sich wieder im Cat. of Rom. III 664Nr. 236 (Additional 27336, Anf. 14, Jhdt , italienischer Herkunft):E<strong>in</strong> Hausvater gibt e<strong>in</strong>em Rettier se<strong>in</strong> letztes Geldstück ; e<strong>in</strong> Fremderbr<strong>in</strong>gt ihm /Avanzi^ Schill<strong>in</strong>g, die, wie er sagt, von se<strong>in</strong>em Herrnkommen. 19*


29274-Subuenit sancta Maria sue deuote.[S]anctimonialis quedam religiosa laudabiliter vixit <strong>in</strong> monasterio,a puericia beatam virg<strong>in</strong>em Mariam venerabatur etsensit eam sepius sibi suis <strong>in</strong> necessitatibus affuisse et per eam5 profecisse. Tandem hostis antiquus et actibus felicibus <strong>in</strong>uidensaccendit animum cuiusdam potentis; <strong>in</strong> eius amore exarsit,dum eam videret. Cum autem blandicys et promissionibuseam sepius attemptaret, ut eum dignaretur habere <strong>in</strong> virum,dyabolus <strong>in</strong>uentor scelerum diligencius eos <strong>in</strong>stigabat. Quid10 plura! Pulsata tandem blandicys acquieuit mortalibus renuncciansvite eterne et morti fidem dedit, vbi nichil restabat nisitempus oportunum ad perficiendum scelus. Et condixeruntambo consilio <strong>in</strong>uento, quod ipsa ueniret ad paterna obtentalicencia, et sie adulter de domo patris extraheret eam uiolenter,15 quia diem illam sola remanebat, mox ut adulter eam a domopatris raperet. Sed misericordia dei exam<strong>in</strong>acione conpulsa <strong>in</strong>ipsa nocte errorem suum <strong>in</strong>telligere uidit. Videbatur enim. ipsi,quod eadem <strong>in</strong> nocte esset super puteum magne prof<strong>und</strong>itatiset maxime fetidum ita, quod totum aerem putabatur <strong>in</strong>ficere20 et obscurare et scaturire. Et veniens ibi audiuit horribilesclamores animarum [182 va] et demones ipsas torquentes, quieciam ipsam rapere nitebantur. Cumque iam raperetur, respiciensanimo dom<strong>in</strong>am nostram uidit a longe, quasi auersaesset a se, quod quasi <strong>des</strong>peraret. Tamen necessitas conpulit25 eam <strong>in</strong>uocare et eciam bona consuetudo beatam virg<strong>in</strong>emMariam dicens: Dom<strong>in</strong>a mea, virgo sancta Maria, subuenimichi, mater misericordie et totius consolacionis. Ego enimsum ancilla tua tibi semper deuota. Cui beata virgo: Tu nones mea, proch dolor, quoniam me sponte dereliquisti, sed po-30 cius illius, quem sequta es; ille eciam te liberet. At illa: Ofons pietatis et rosa caritatis, non longe sit auxilium tuum ame. O dom<strong>in</strong>a, non differas liberare me, nam vrget super meputeus OS suum. Et ecce, demonibus eam iam trahentibusaccessit mater misericordie et pietatis; manu eius apprebensa35 demones recesserunt. Et dixit beata Virgo: Ille fructus uoluntatistue traxit te ad hunc <strong>in</strong>troitum et nesciuisti. Desiste igiturab amore <strong>in</strong>discreto et falso, ut recuperare possis castitatem,ut <strong>in</strong>uenias graciam. Hec autem euigilans nunccys ad foresexistentibus, ut eam deducerent, ait: Recedite procul, m<strong>in</strong>istri40 mortis, serui enim estis non dei sed dyaboli. Et sie illis cum


293[i82vl>] <strong>in</strong>dignacione recedentibus ipsa retulit parentibus, quodgestum est, et claustro restituta per penitenciam salutaremomne malificum emendauit.75.De Paschasio.[PJaschasius, apostolice sedis dyaconus, vir bone uite, 5elemos<strong>in</strong>arum largitor, sui contemptori), iuit <strong>in</strong> 2) partem Laurencycontra Symachum <strong>in</strong> eleccione pontificatus et hoc pert<strong>in</strong>acitertenuit contra vnitatem ecclesie et hoc fecit ignoransse m<strong>in</strong>us ^) iuste fecisse Symacho preualente <strong>in</strong> apostolatu. Etmortuo Paschasio demoniacus quidam sanatus ex tactu dalma- 10tice, qua iacuit super feretrum Paschasy. Post hec quidamepiscopus Germanus <strong>in</strong>firmatus est. Consilys medicorum <strong>in</strong>gressusthermas ad lauandum se <strong>in</strong> balnys <strong>in</strong> illis <strong>in</strong>uenit Paschasiumobscurum sibi <strong>in</strong> caloribus illis et stupens quesiuit,quid ibi ageret. Qui respondit: A deo sum huc missus, quod 15pro Laurencio steti contra Symachum, sed rogo, ut ores prome, et scias me tunc exauditum, si, si tu redieris , non <strong>in</strong>ueniesme. Et sie factum est. Sic Paschasius oracione Germanisolutus est. Quod autem demoniacus saluatur a tactuuestis eius, cum tantum adhuc puniretur Paschasius <strong>in</strong> anima, 20hoc ostendit, ne opera bona exteriora eius [1831"^] fallerenturapud hom<strong>in</strong>es et ne culpa, quam credidit non esse, permaneret<strong>in</strong> illis, quia non deleuit eum iusticia de hac vita.Die Quelle ist Gregorius Dial. 1. IV c. 40 (Migne,Series lat.LXXVII, 396); hieraus bei Jacobus a Vorag<strong>in</strong>e, ed. Graesse (1846)p. 732 cap. i63; ähnlich Cat. of Rom. III 539 Nr. 21 (Royal 12E I p. 1591" , 14. Jhdt.) Symmachus regierte 498— 514; se<strong>in</strong> GegnerLaurentius (498— 505) war ihm durch die byzant<strong>in</strong>ische Partei entgegengestelltworden ; der Ostgote Theoderich verhalf aber Symmachuszum Siege. Vgl. Hefele, Conciliengeschichte 112 625, 6330*.76.De tribus cecis mirabile.[T]res ceci uenerunt ad festum ecclesie sedentes et pe- 25tentes elemos<strong>in</strong>am ante fores templi. Accidit, ut episcopus ueniretuolens uisitare templum dei. Audiuit cecos <strong>in</strong>ter se que-^) Hs. contemptum. ^) Hs. sciuit esse. ^) Hs. sed nimis.


294rere causam cecitatis eorum et pacto mediante.Conpromiseruntcnim, quod, qui non diceret causam, daret vnum solidum adperbibendum <strong>in</strong>ter se. Quod audiens autem episcopus connibuitseruis suis, ut tacerent. Longa autem erat cauillacio,5 antequam aliquis eorum uellet narrare. Tandem vnus dixit:Ego cont<strong>in</strong>uis laboribus <strong>in</strong> fimo et vapore totus cecus factussum. Aly hoc audientes nolebant narrare propter enormitatemsceleris uel alia de causa. Inde fedus emoniti propter pactum<strong>in</strong>dictum . . . ^) diu suspensum virum: Ego vir fortis vt aper <strong>in</strong>10 membris et acc<strong>in</strong>ctus gladio , munitus hasta <strong>in</strong>traui nemus etomnes michi occurrentes occidi solus et spoliaui. Tandem<strong>in</strong>uasi quendam iuuenem agilem et fortem, qui sua agilitateme deiecit. Et cum uellet me occidere, rogaui, ut erueretmichi oculos , et hoc fecit et sie cecus factus sum. Tercius1-5 socius suum scelus magis obbrobriosum nequaquam [i83rt>]uoluit enarrare non attendens pactum primo super hoc statutum.Ad ultimum conuictus prece et m<strong>in</strong>is narrauit sie:Ego [cognoui] ciuem perdiuitem hom<strong>in</strong>em habentem vnicamfiliam castam et proponentem manere <strong>in</strong> castitate, sanctam20 conuersacionem habentem, frequentem <strong>in</strong> oracione, pudorerepletam ita, quod nunquam permisit nuda uideri. Postquamperuenit ad annos, has condiciones habuit a claustro, <strong>in</strong> quofuerat conuersata. Hanc pater diligens tenere, id est, summostudio, sperabat, quod deberet succedere <strong>in</strong> hereditatem atque25 amicos validos per eam acquirere deberet, quia iam propenubilis erat. In breui obyt et pater eam ornans <strong>in</strong> exsequys,tamquam itura esset ad nupcias, <strong>in</strong>duit eam preciosissimisuestibus, sericis et laneis, annulis aureis et Corona aurea etornauit eam, et sie est sepulta <strong>in</strong> claustro. Ego tunc cum30 uiderem, <strong>in</strong> nocte accepi <strong>in</strong>strumenta fossorea et transfodimurum et effossa illa cum omnibus ornamentis preter camisiamsericam (et) recessi. Et statim penituit me, quod non receperamcamisiam. Cum autem redirem accipere camisiam, surrexittanto impetu contra me et durissime arguens me dicens: In-35 felicissime, non sufficit tibi, quod omnia ornamenta mea abstuleras<strong>in</strong> pace? Qu<strong>in</strong> eciam uelles me nudare, quod numquamaliciii permissum est eciam me uidere nudam? [183 ^a] Et extendit<strong>in</strong> vehemencia duos digitos et eruit michi oculos meosambos. Et sie confusus et cecus euasi nichil mecum deportans.40 Episcopus omnia hec audiuit.^) Li der Hs. ke<strong>in</strong>e Lücke.


295E<strong>in</strong>e ähnliche^ aber kürzere Erzählung <strong>in</strong> der Handschrift Paris^Bibl. nat. nouv. fonds lat. 10770 (Ende <strong>des</strong> 14. Jhdts., früher imAugust<strong>in</strong>er-Chorherrenkloster zu Rebdorf) BI. 2i4va: Tres simulceci sedebant. Der erste ist als nauclerus <strong>in</strong> pelago augenkrankgeworden, der zweite war vitrarius <strong>und</strong> erbl<strong>in</strong>dete propter fornacisignem, der dritte wollte e<strong>in</strong>en Toten se<strong>in</strong>es Gewan<strong>des</strong> berauben,da riß ihm der Tote die Augen aus. Im Pratum spirituale <strong>des</strong> Joh.Moschos (Migne, Series graeca, Bd. 87, Sp. 2930 f.) begegnet diegleiche Erzählung zweimal; hier ist der erste Bl<strong>in</strong>de Matrose gewesen,der zweite Glasbläser, der dritte beraubte e<strong>in</strong>en Toten; <strong>in</strong>der folgenden Erzählung ist der Raub begangen an der Tochtere<strong>in</strong>es Vornehmen; vgl. H. Lietzmann, Byzant<strong>in</strong>ische Legenden1911 S. 89.77-De monacho pictore et dyabolo rarum factum.[MJOnachus qiiidam dyabolum diligencia omni, qua poterat,dep<strong>in</strong>xit deformitate. Quem sepius rogauit, ut cessaret, et noluit.Dyabolus tandem prouocauit quandam honestam et pulchrammulierem, ut faceret sibi scribere librum. Que cum 5uellet habere illum<strong>in</strong>atorem bonum, illum accessit monachum.Conuencione factadyabolus amore <strong>in</strong>ord<strong>in</strong>ato ambos vulnerauit.Condicunt ambo locum. Conueniunt; percutitur monachus adyabolo; ab amicis rapitur mulieris; hie verberatur, hie noctetruncatur. Tunc monachus dyabolo promittit, quod numquam 10eum turpiter dep<strong>in</strong>gere uellet. Tandem dyabolus de cyppoeum eripuit et seipsum <strong>in</strong> locum <strong>in</strong> forma monachi posuit.Mane diiudicatur, ad mortis locum ducitur et euanuit. Abbas<strong>in</strong>cusatur pro suo monacho, qui dicit se nichil <strong>in</strong>de scire affirmansomnes suos monachos <strong>in</strong> dei seruicio fore. 15Vgl. Nr. 52 u. 86.De falsa78.penitencia.[Q]uidam diues laborans <strong>in</strong> extremis uocauit plebanum,ut communicaret eum. Plebanus ueniens vidit ipsum acriterflentem putans ipsum pro peccatis suis flere et dolere. Tandem<strong>in</strong>ter cetera mortuus et sepultus est. Domus autem plebani 20huic vic<strong>in</strong>a erat. Cum igitur quadam nocte vigi- [183^^] laret,plebanus audiuit <strong>in</strong> cimiterio uocem dicentem et clamantem:


296Ve michi, ({uod vnqiiam natus sum! Pereat dies, <strong>in</strong> qua natussum, et hora, <strong>in</strong> qua dictum est: conceptus est homo. Hysauditis plebanus uehementer expauit et uisitans cimiterium, utvideret, quidnam esset, vidit sepulchrum illius defuncti flammas5 emittentem et ipsum diuitem dampnatum omni bonitate miserabiliterclamare : Ve, ve, ve! Quem plebanus <strong>in</strong>terrogauit dicens:Es tu ille, quem heri nudius tercius sepeliui? Qui ait: Egosum miser ille, quem tu sepelisti. Cui plebanus: Quenam suntmala, que habes, quoniam ante mortem multum fuisti contri-10 Status, et sperabam, quod saluus esses? Qui respondit: Egocum flerem <strong>in</strong> extremis, (et) tu credebas'), quod peccata deflerem;certe non : quia sciui vxori mee alium virum copulandumet per ipsum bona mea dissipari. Hoc fleui et non15 tremis peccata sua defleuisse; et sie putant miseri presbiterosdecipere, sed ipsi decepti decipiuntur.aliud. Quo audito plebanus expauit, quia i)utabat eum <strong>in</strong> ex-79-De Albano.Soror concipit a fratre et parit et post contractauitmatrimonium. Hystoria rara, sed graciosa.20 Rex quidam habuit filium et filiam, qui se <strong>in</strong>uicem amabant;cum adhuc essent tenelli, tunc semper uolebant simuldormire. Forte septimo anno uel supra uoluerunt coUuderenatura eos stimulante. Tandem [148 ra] mortuo patre et matreadulti effecti ita, quod iam masculus potuit regno preesse, et25 cepit commisceri sorori. Ipsa <strong>in</strong>pregnante <strong>in</strong>uenit consilium pedisseque.lila consenciente facto post partum parata naue <strong>in</strong>posuerunt<strong>in</strong>fantem cum argento et auro multo et uestibus preciosiset duabus tabulis cont<strong>in</strong>entibus hec verba: Pater est avunculuset mater est matertera. Hoc est factum, [ut], vbicumque30 nauis applicaretur et <strong>in</strong>ueniretur <strong>in</strong>fans, nobilis iudicatus est,quod bene apparuit <strong>in</strong> auro et uestimentis. Hec nauis <strong>in</strong>uentaest a piscatoribus uidente quodam abbate, ad cuius portumnauis conflueret. Qui accessit nauem viso puero et ornamentiset tabula lecta fecit, sicut cont<strong>in</strong>ebat tabula, videlicet quod35 deberet puer regio cultu ad alciora promoueri. Abbas enimbaptizauit puerum uocans eum Gregorium et tradidit ipsum adalendum cuidam rustice. Posthec puero frequentante scolas^} Hs. crederes.


297et bene proficiente cepit rixari cum pueris rusticorum et precipuecum puero rustici illius, cuius vxor ipsum aluit. Gregoriusenim credebat filium rustici esse suum fratrem. Tandemquod rustici filius <strong>in</strong>properat Gregorio, quod esset spurius,Gregorius miserabiliter tristis conseruabat hec uerba ita,quod 5abbas per longum tempus non placare potuit animum [1841"^]suum. Tandem placauit. Ad ultimum autem, cum iam essetadultus, dixit abbati: Dom<strong>in</strong>e, semper michi videtur, cum accipiostilum et tabulas, quod melius haberetur hasta <strong>in</strong> manumea. Quid plura! Gregorius <strong>in</strong>stitit abbati, ut diceret sibi lOeuentum rei, quia ipse diftamatus per filium rustici, et cum hocsensit dissimilem sibi rusticum animo et natura et alys condicionibuspatris sui rustici. Abbas uero dicto euentu et postpositatabula fecit eum fieri militem et ita fuit liberalis effectus,quod ab omnibus amaretur. Contigit, ut moreretur rex, pater 15Gregorii, et mater ipsius maxime <strong>in</strong>festaretur a quodam nobiliet obsideretur ab eo <strong>in</strong> quadam ciuitate. Gregorius acceptissecum militibus, ut hoc audiuit, uoluit exercitare se <strong>in</strong> prelio,et audita causa uidue <strong>in</strong>trauit ciuitatem ad defendendum illam.Tandem ad eius dictum congressus est cum nobili et trans- 20fixit ipsum hasta et sie peractis omnibus nobiles terre illiusdom<strong>in</strong>e <strong>in</strong>stiterunt reg<strong>in</strong>e, quamuis ipsam puduit, tam exilidom<strong>in</strong>o nubere. Consilio tamen suorum militum nupsit Gregoriusnesciens seipsum esse filium suum, quem ipsa ualdedilexit. Cum autem miles perspiceret tabulam suam, semper 25fleuit et occultauit eam. Hoc ancilla considerans ad tempustacuit. Tandem sedens cum dom<strong>in</strong>a <strong>in</strong>ter cetera narrauit defletu et tabulis et allata tabula et [184^^] perlecta dom<strong>in</strong>a factaest amens. Scidit uestes et capillis euulsis rex uocatus uenitde venacione et fecit omnem familiam exire de comodo ad 30iussum reg<strong>in</strong>e. Que requisita tandem fassa est esse matremsuam et dixit mater euentum regi. Rex audiens ipsum essefilium scidit uestes eius cum fletu et relictis omnibus nudus ceciditocculte per fenestram et fugit. Proponit <strong>in</strong> animo penitereomni tempore vite sue. Interim familia accessit ad domi- 35nam ipsam consolando. Que pertransyt <strong>in</strong> viduitate <strong>in</strong> penitenciaperpetua. Rex Gregorius peruenit ad mare. Receptusest a piscatore cum contumelia et <strong>in</strong>terrogatus, quid ibi uellet,respondit rex se uelle penitere asperrima penitencia. Et ecce,piscator ostendit ei scopulum. Rogatus a Gregorio, ut ipsum 40<strong>in</strong>carceraret; quo facto et conpede clausa proiecit clauem <strong>in</strong>


298prof<strong>und</strong>um maris dicens: Cum hec clauis <strong>in</strong>uenta fuerit, solutuseris a penitencia tua. Medio tempore mortuus est papa et<strong>in</strong>uocato spiritu sancto pro eleccione pape, ut tunc et nunc morisest, reuelatum est card<strong>in</strong>alibus per uocem talem: Gregorius5 peccator erit papa. Qui statim quesitus per loca diuersa<strong>in</strong>uentus est apud predictum piscatorem. Nunccys piscatori,quid et quem quererent, proponentibus, qui ipsis respondit :Religaui [184^^] quendam <strong>in</strong> hoc scopulo, qui ibidem uelletagere penitenciam, et forsan ille est, quem uos queritis. Nunc-10 cy gauisi uolentes uidere eum. Quibus piscator ait: Comediteprius panem, et allatis piscibus et vno pisce euentrato, id esteuiscerato, <strong>in</strong>uenta est clauis conpedis, que proiecta fuit <strong>in</strong>mare. Et dixit piscator: Nunc peracta est penitencia eius.Ostensa ergo sibi claue Gregorius soluitur et a nunccys allo-15 qutus dicit: Fiat uoluntas tua, deus meus. Qui deductus Romamfactus est papa et ita misericors factus est peccatoribus, quodfama sue mire pietatis <strong>in</strong>sonuit vniuerso m<strong>und</strong>o. Reg<strong>in</strong>a, matereius, audita misericordia eius ipsum accedens confessa^) est ill<strong>in</strong>esciens eum esse virum et filium suum, cum tamen <strong>in</strong> peni-20 tencia semper manere uoluit. Papa uero audiuit reg<strong>in</strong>am.Reuelante euentu prodiderunt se mutuo et fecit papa matremnon longe a se manere et frequenter consolabatur et ambo perpenitenciam graciam meruerunt.Verwechslung mit der verwandten Albanlegende. Vgl, Mitteilungender Schles. Ges. für Volksk<strong>und</strong>e, Heft 20 (1908) S. 22;Gesta Romanorum ed. Oesterly Nr. 81 ; Herm. Paul, Gregorius<strong>des</strong> Hartmann von Aue, Halle 1882 S. VI— VIII; R. Köhler,Kle<strong>in</strong>ere Schriften II 173 ff, 197 ff, 200. Das Motiv der Aussetzungauf der Felsen<strong>in</strong>sel begegnet <strong>in</strong> der Legende vom hl. Mart<strong>in</strong>ianbei H. Lietzmann, Byzant<strong>in</strong>ische Legenden, ig 11 S. 59.80.De uno sene penitente conseruato meritis sancti25 Andree apostoli.[S]Enex quidam nom<strong>in</strong>e Nicolaus adyt beati Andree ymag<strong>in</strong>emdicens: Dom<strong>in</strong>e, ecce, qu<strong>in</strong>quag<strong>in</strong>ta anni vite mee sunt,<strong>in</strong> quibus semper luxuriöse vixi. Accepi autem aliquando ewangeliumorans deum, ut michi [185 ra] cont<strong>in</strong>enciam largiretur,^0 sed ipso peccato <strong>in</strong>festatus et a mala concupiscencia illectus^) Hs. confessus.


299statim ad opus solitum reuertebar. Quadam ergo vice cuncupiscencia<strong>in</strong>flammatus oblitus ewangelio, quod super me posueram,ad lupanar iui, statim que meretrix dixit michi: Egredere,senex, egredere, quia angelus dom<strong>in</strong>i est tecum; ne mecont<strong>in</strong>gas, neque huc accedere presumas; video enim super te 5mirabilia. Stupefactus ad uerba meretricis recolui, quod mecumewangelium detulissem. Nunc ergo, sancte dei apostole, tuapia oracio pro salute mea <strong>in</strong>tercedat. Quod audiens beatusAndreas flere cepit et a tercia usque ad nonam orauit et resurgensait: Non comedam, donec sciam, si dom<strong>in</strong>us misere- 10bitur huius senis. Cumque diucius ieiunasset, uenit ad Andreamangelus dicens: Obt<strong>in</strong>uisti, quod orasti de persona hac, sedsicut ieiunys te macerasti, sie et ipse se affligat ieiunys et saluetur.Sicque senex sex mensibus ieiunabat <strong>in</strong> pane et aquaet postmodum plenus bonis operibus quieuit <strong>in</strong> pace. Venit 15ergo vox ad Andream ab illo sene dicens: Graciam, quamperdideram, per tuam <strong>in</strong>ueni oracionem.Vgl. Jacobus a Vorag<strong>in</strong>e ,ed. Graesse (1846) p. 14 Nr. 4.81.De penitencia anxia bona et voto et de adiutorioreliquiarumsanctarum.[185 rb] [Qjuidam plebanus vanitati deditus rennuit se AI- 20bertum uocari et nom<strong>in</strong>auit se Conradum. Hie tamqnam legitimuslegitimam habuit concub<strong>in</strong>am secum. Quem patermisericordiarum, ut de luto fecis erueret, graui percussit <strong>in</strong>firmitateet statim concub<strong>in</strong>am demouit et confessus sub scolacastitatis permansit. Quo conualescente pauper factus est, 25quoniam diues fuerat, quod ad suggestionem dyaboli factumputabat ideo, quia (per) concub<strong>in</strong>am amiserat,que sibi uidebaturprouida fuisse. Qua resumpta prosperatus est <strong>in</strong> omnibus.Quem dom<strong>in</strong>us iterum percussit et depauperauit, quia ab eoconcub<strong>in</strong>am semouit et fidefraudus factus actenus tercio ipsam 30[resumendi] curam gessit. Quadam die vidit horrendam demonumturbam cum magno strepitu venire ad se, de quibus ore etnaribus processit flamma, cuius ductor horribilis alloquiturdicens: O mendacissime et nepbandissime omnium hom<strong>in</strong>um,cuius peccatum peruenit ad celum ut quondam Sodomorum, 35ecce, uenio cum hys a te euellere animam tuam et eternis<strong>in</strong>cendys te <strong>in</strong>qu<strong>in</strong>auero et hoc ad augmentum tui doloris.


300Die, quomodo seruasti sacramentum baptismi tui, <strong>in</strong> quo daturremissio omnium peccatorum? A puericia quidem perpetrasti<strong>in</strong>f<strong>in</strong>ita flagicia, que ego tibi non persuasi, et omni tua <strong>in</strong> uita[185 H habuisti te ita <strong>in</strong>decenter, ut manifeste appares esse5 filius Sathane, et ideo dignum est te nobiscum bibere calicemeterne dampnacionis. Talentum a dom<strong>in</strong>o tibi commissumfodisti <strong>in</strong> terram, quia tantummodo tua quesiuisti et nulla soUicitud<strong>in</strong>egregi tibi commisso prefuisti; et cum ex officio tuoipsum a lupis defendere debuisti, tu lupo fuisti nociuior, quia10 tua vita reproba multos occidit scandalizando. Ecce, iacentante te pueri, qui s<strong>in</strong>e baptismo decesserunt, cum illis, qu<strong>in</strong>on sumpserunt sacram vnccionem nee eonfessi sunt neecommunicauerunt; isti omnes <strong>des</strong>cenderunt <strong>in</strong> <strong>in</strong>fernum tuamper negligenciam. Ecce, lum<strong>in</strong>a, quibus tu usus es <strong>in</strong> tuis15 pernicys, id est, peeeatis et excessibus. Sacerdos hys auditisterritus rogauit fest<strong>in</strong>anter afferre stolam et scr<strong>in</strong>ium reliquiarumde eeelesia c<strong>in</strong>gens coUum, scr<strong>in</strong>ium locans super pectus suum,de quo dyabolus <strong>in</strong>fremuit dicens: O nephandissime et omniscelere plenus, nee zona nee scr<strong>in</strong>ium me terrent. Celi pandent20 <strong>in</strong>iquitatem tuam et terra aduersus te consurget eo, quod nonerubueris ponere [stolam] circa Collum tuum sepius poUutumamplexibus meretrieum et scr<strong>in</strong>ium super pectus, quod est habitaculumomnium viciorum. Non recedam, donec euellam animamtuam et tradam eam <strong>in</strong>cendys sempiternis, [185 '^*'] cum25 experiaris, quam malum sit non obedire dom<strong>in</strong>icis preceptis.Hys auditis sacerdos vouit se <strong>in</strong>traturum ord<strong>in</strong>em Cisterciensium,ut ipsum liberaret [deus] de auditis. Cui dyabolus mox cummagno rugitu dixit: Quam <strong>in</strong>scrutabile dei iudicium! Iste proptersua scelera ad eternum supplicium deputatus propter breuem30 penitenciam euasit manum nostram. Et sie dyabolus disparuit.Sacerdos autem conualuit, ord<strong>in</strong>em <strong>in</strong>trauit et seruitor dei effectusest.Responsorium ; Gaude Maria, cunctas hereses etc.35 [L'jEgitur <strong>in</strong> ecclesiastica ystoria, quod quidam cecus natuscontra Judeos et hereticos pro fide katholica sepe conflictumhabuit et eos confudit. Vnde audiuit ab eis sepe malediccionemcecitatis eterne, quia <strong>in</strong>debite ei seruiret, qui ipsum illum<strong>in</strong>arenon posset. Qui petens <strong>in</strong>ducias confidens, quod deus et be-82.


301ata Virgo preualerent, vnde et beatus Bonifacius, tunc papa,iubet triduanum ieiunium et largicionem elemos<strong>in</strong>arum exhibereChristianis. Hys expletis et partibus conuocatis stans cecus <strong>in</strong>medio responsorium: Gaude, Maria virgo, cum versu ter decantauitet coram omnibus visum accepit. Quo facto multiJudeorum sunt ad fidem conuersi,et h<strong>in</strong>c Romanis mos <strong>in</strong>oleuit,ut ob memoriam sancti Bonifacy et tanti miraculi ad gloriamdei [iSöra] et beate virg<strong>in</strong>is Marie hoc responsorium cottidiecantabatur.Vgl. Nr. 83; Et. de Bourbon Nr. 113 p. 99 nennt als KircheSancta Maria Rot<strong>und</strong>a; die dort angeführte Sequenz Gaude, Maria,<strong>in</strong>ter cunctas habere so[dales] ist wohl von Lecoy verlesen aus der<strong>in</strong> unserem Texte richtig angeführten Gaude, Maria virgo, cunctashereses usw. Parallelen bei Poncelet Nr. 299, 502, 897; ähnlichNr. 473, 959, 1707, 1709; ferner 909; 1234; 1057 <strong>und</strong> die <strong>in</strong> derfolgenden Nummer angeführten Stücke. Caes. v. Ileist., Libri VIIIMirac, ed. Meister p. 156 (lib. III Nr. 27) Legitur <strong>in</strong> ecclesiasticahistoria, quod quidam erat D<strong>in</strong>dimus usw.83.Item de eodem, scilicet: Erubescat Judeus. lo[SJColaris quidam <strong>in</strong> ecclesia, vbi statutum est predictumresponsorium cottidie decantare, versum propter sue uocisdulced<strong>in</strong>em iubetur sedule decantare.Judei uero ad suas u<strong>in</strong>easante ecclesiam transeuntes ex uerbis illis, scilicet: ErubescatJudeus <strong>in</strong>felix, erubescentes scolarem illum caute eductum <strong>in</strong> 15v<strong>in</strong>eam perimerunt et <strong>in</strong>terfecerunt. Judeis abeuntibus beataVirgo puerum suscitans iubet eum cum fiducia suam dacantarelaudem. Cuius uocem Judei denuo audientes ammiracione perfusi<strong>in</strong>ter se dicunt: Ecce, audimus puerum viuum, quem occidimus.Tandem puer fatetur se manibus Judeorum occisum 20et per misericordie reg<strong>in</strong>am a morte resuscitatum. Quo auditomulti Judei ad fidem sunt conuersi et dabant gloriam et honorembeate virg<strong>in</strong>i Marie.Vgl. Nr. 82. Parallelen bei Poncelet Nr. 382, 487, 645, 809,1250, 1631, 1755; Cat. of Rom. II 656 Nr. 3. Caes. v. Heist.,Libri VIII Mirac, ed. Meister p. 189 (lib. III Nr. 67). Es ist dieErzählung <strong>in</strong> Chaucer's Canterbury Tales; vgl. Ch au c er Society1910: Brown, Study of the Miracle ofOur Lady told by Chaucer'sPrioress.


30284.De Septem gaudys sancte Marie.[Mjonachus quidam ob reuerenciam beate Marie virg<strong>in</strong>issolebat prosari gaudia ipsius et venerari deuocione, qua potuit,scilicet, quod habuerat <strong>in</strong> annuncciacione, <strong>in</strong> natiuitate, <strong>in</strong> re-5 surreccione, <strong>in</strong> ascensione et <strong>in</strong> ipsius propria assumpcione.Cui beata Virgo apparens ait: Cur tantummodo <strong>in</strong> preteritisgaudys meis et non pocius <strong>in</strong> presentibus delectaris? Pro bysammodo me collauda [i86i"l>] et assumes fily mei benignitatem.Primum est, quod solium mee glorie et plenitudo precellit10 gloriam angelorum, archangelorum et omnium sanctorum. Sec<strong>und</strong>umest, quod, sicut a sole dies illum<strong>in</strong>atur, ita tota celestiscuria a me decoratur et presencia mea illum<strong>in</strong>ata ioc<strong>und</strong>atur.Tercium est, quod omnes ciues celestis curie michi obedientes(et) me miro venerantur aspectu tamquam matrem vtique sum-16 mi regis. Quartum est, quod summe maiestatis et mea voluntasest vna et <strong>in</strong> omnibus, que placita sunt mee uoluntatitota tr<strong>in</strong>itas benignissimo fauore consentit. Qu<strong>in</strong>tum est, quodsec<strong>und</strong>um arbitrium meum seruientibus michi <strong>in</strong> hoc seculo et<strong>in</strong> futuro retribuetur. Sextum est, quod super omnes choros20 angelorum exaltata quadam sancti spiritus prerogatiua proximasum tr<strong>in</strong>itati. Septimum est, quod omn<strong>in</strong>o sum secura, quodgloria mea non deficiet <strong>in</strong> eternum.Vgl. Nr. 70; Mussafia, Studien III S. 47. Dieselben Gaudiaf<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er 1508 geschriebenen Erläuterung zu e<strong>in</strong>emHymnus auf die sieben himmlischen Freuden (Blume-Dreves , Analectahymnica XXXI Nr. 189). Danach ist "der Verehrer der hl.Thomas von Canterhury ; vgl. St. B eis sei, Geschichte der VerehrungMarias <strong>in</strong> Deutschland, Freiburg i. B. 1909 S. 634.85.De purificacione sancte Marie.[QJvedam vidua beate Marie deuota manens apud eccle-25 siam cuiusdam ville carente sacerdote, sacerdos tamen vic<strong>in</strong>usbis <strong>in</strong> hebdomada et <strong>in</strong> festis precipuis prefuit <strong>in</strong> diu<strong>in</strong>is. Heccum ad festum purificacionis, prout melius potuit, se missamaudire preparasset, sacerdos non venit. Vnde ipsa summeturbata, tandem circa horam misse cum lacrimis ante altare et30 oracionibus se prosternens rapta spiritu vidit se <strong>in</strong>ter chorosangelorum stantem et pulcherrimum illum pontificem, scilicet,


303qui est hostia et sacerdos, pre filys hom<strong>in</strong>um speciosus cumrutilantibus [i86va] m<strong>in</strong>istris ad celebrandum missam preparatum.Proferuntur cerei ad benediccionem, soUempnis fit processiocandelarum. Quibus benedictis candele s<strong>in</strong>gule s<strong>in</strong>gulis offeruntur.Cum ergo angelus dictam uiduam uellet pertransire 5et candelam denegare, nutu beate Virg<strong>in</strong>is datur ei cereus, quemusque post missam cum gaudio ret<strong>in</strong>uit. Missa conpleta etdata benediccione a celesti pontifice angelus receptis lum<strong>in</strong>ibuss<strong>in</strong>gulis a uidua eciam lumen prefatum et datum exegit. Quecum rennueret reddere et supplicaret sibi rel<strong>in</strong>qui, angelus ei 10quasi ablaturus arripuit. Sed vidua vtraque manu illud str<strong>in</strong>xitet sie angelus, quidquid super manus uidue fuit, ad se traxit,ipsa autem manibus, quod concluserat, ret<strong>in</strong>uit. Et sie euigilans,quidquid concluserat, <strong>in</strong> ueritate habebat. Que diligenter obseruanset de consolacione sibi a beata virg<strong>in</strong>e Maria exhibita 15gaudens amplioriobsequio fruebatur.Vgl, Nr. 167 (= Anh. 3). Parallelen Poncelet Nr. 1273, 1309,1310, 1967 ; Mussafia, Studien II 62, III 17 Nr. 38; Caes. v. Heist.,Libri VIII Mirac, ed. Meister p. 157 (IIb. III Nr. 28): außerdem <strong>in</strong>der Handschrift Paris, Bibl. nat. nouv. fonds lat. 10770 (Ende <strong>des</strong>I4.jhdts., aus dem August<strong>in</strong>er-Chorhcrrenkloster zu Rebdorf stammend)Bl. 20irb: Quoddam miraculum quod accidit, Wienne cuidam dom<strong>in</strong>e<strong>in</strong> purificacione beate virg<strong>in</strong>is. Das Weib bereitet e<strong>in</strong>e Kerzezum Feste als Opfer. Ihr Mann, der eifersüchtig ist, schließt sieam Festtage e<strong>in</strong>. Das Weib sieht im Schlafe e<strong>in</strong>en Tempel, woe<strong>in</strong> Bischof vor Maria die Messe liest. Zur Opferung fragt sie derBischof, warum sie nichts opfere, <strong>und</strong> gibt ihr e<strong>in</strong>e Kerze: Accipeccreum ex parte virg<strong>in</strong>is mee. Sie erwacht <strong>und</strong> hält <strong>in</strong> ihrer Hande<strong>in</strong>e brennende Kerze. Ihr Mann fragt draußen vor dem Turme,ob jemand dr<strong>in</strong> gewesen sei, schließt auf <strong>und</strong> f<strong>in</strong>det die Kerze.Vergeblich versucht er, sie auszulöschen. Sie brennt zwei Monate,ohne abzunehmen. Sie wird als Opfer <strong>in</strong> die Kirche gebracht.Bl. 201 vb; Item aliud miraculum huic simile; dieselbe Geschichtewie <strong>in</strong> unserer Sammlung mit der Angabe : Narrauit quidam priorprou<strong>in</strong>cialis ord<strong>in</strong>is fratrum predicatorum. Ähnlich bei Caes. Heisterb.Dial. Mirac. VII c. 20 (ed. Strange 1851, II 26).86Duo fornicatores liberantur de cippo per beatam Mariam.[QJuidam religiosus et religiosa deprehenduntur <strong>in</strong> fornica,cione et <strong>in</strong>carcerantur. Quo facto <strong>in</strong>uocant beatam Virg<strong>in</strong>em,


304cui diu seruierant, ut eos a tali nephario liberaret. Statimbeata Virgo precepit duobus demonibus, ut eos exsoluerent ethonori prist<strong>in</strong>o restituerent. Quod et factum est et ipsi locumcarceris occupauerunt. Cum autem populus ad spectaculum5 concurreret, <strong>in</strong>uenti sunt demones <strong>in</strong> habitu peccanicum etspecie illorum. Et uterque illorum <strong>in</strong> suo [iSö^b] claustro<strong>in</strong>uentus. Vnde admirati sunt vniuersi, qui eos <strong>in</strong>carceratosuiderant. Tandem <strong>in</strong>terrogabant eos, qui erant <strong>in</strong> carcere, quiessent. Cum tales persone, quas <strong>in</strong>carcerauimus, s<strong>in</strong>t <strong>in</strong> claustris10 suis. Responderunt demones: Non illas personas, sed nos <strong>in</strong>carcerastis.Sic dicentes euanuerunt. Et sie per benignitatembeate Marie uirg<strong>in</strong>is religiosi sunt ab <strong>in</strong>famia liberati.Vgl. Nr. 77; Poncelet Nr. 238, 1123, 1149, ^5^3; Cat. of Rom.III 261 Nr. 92; Literatur bei Jacques de Vitry (ed. Crane) p. 257.ICaes. V, Heist., Libri VIII Mirac, ed. Meister p. 163 (lib. III Nr. 35)De religioso viro et religiosa fem<strong>in</strong>a, qui per sanctam Mariam ab<strong>in</strong>famia fornicationis liberantur.87.De oracione: <strong>in</strong>temerata, et de milite, cui dyabolusseruiuit <strong>in</strong> specie hom<strong>in</strong>is.15 [FJverunt duo gemelli fratres, quorum vnus Studiosus factusest episcopus, alter miles, qui multa mala commisit ita, ut raroesset, quando aliquem <strong>in</strong> bello uel <strong>in</strong> tor[na]mento uulneraret,qu<strong>in</strong> ultimo ipsum <strong>in</strong>terficeret. Querens a fratre suo contra hocremedium, qui promittit, quod a deo querere uellet consilium.20 Quod et fecit. Et ecce, angelus dom<strong>in</strong>i episcopo dormienti<strong>in</strong>spirauit oracionem, quam iubet, ut fratrem doceat, et sieliberaretur. Hec oracio: Intemerata. Euigilans episcopusfratrem uocat, oracionem docet et iubet ipsum animam cumcorpore beate virg<strong>in</strong>i Marie et suo benedicto filio Jliesu Christo25 recommendare. Miles obediens de cetero canticis, oracionibuset bonis operibus premuniens, dum iret ad conflictum. Tandemdyabolus formam assumit hom<strong>in</strong>is et [se] illo militi ad seruiendumoftert. Qui recipitur. Videntur ergo propter seruicium suumcuncta prospere succedere, sicud de Joseph recitatur. Epi-20 scopus fratrem suum [187»"a]visitat. Seruus abest <strong>in</strong> suscepcioneepiscopi. Miles dolet eum abesse, quia graciosus fuit <strong>in</strong> suscipiendishospitibus. Queritur nee <strong>in</strong>uenitur. Audit episcopusillum tociens quesitum querit, quis ille sit tantum quesitus


305quam necessarius. Dictum est ei, quod sit elegans iuuenis etdom<strong>in</strong>o militi ualde utilis. Querit episcopus, vnde sit, quidfaciat, quid comedat, quomodo se habeat. Dicunt omnes senescire. Postmodum <strong>in</strong>uentus iuuenis ad episcopum ducitur;fugere uult, nee permittitur. Ad quem episcopus: Vnde es? 5Qui respondit: Nonne vi<strong>des</strong> hom<strong>in</strong>em? Ait episcopus? Aliquidmali latere potest sub forma hom<strong>in</strong>is. Adiuratur ueritatem dicere.Fatetur se esse dyabolum et <strong>in</strong>sidiari dom<strong>in</strong>o, ut, sipretermitteret <strong>in</strong>structam oracionem, ipsum iugularet. Jubeturdiscedere nee aliquem ledere. Et abscedens tectum domus 10secum detulit fetore relicto.Vgl. Nr. 200 (= Anh. 36); Poncelet Nr. 1439; verwandte Versionenebenda Nr. 380, 511, 1339, 1393, 1435, 1440, 1444, 1628;ferner Nr. 245, 346, 351, 387; 103, 548, 666, 700, 701, 702, 989;Mussafia, Studien II 62, IV 8 Nr. 8. Caes. v. Heist ,Libri VIIIMirac, ed. Meister, p. 179 (lib. III Nr. 53); ähnlich p. 202 (lib. IIINr, 78); Jacobus a Vorag<strong>in</strong>e, ed. Graesse (1846) p. 222 cap. 51Nr. 3.88.De grauitatepenarum purgatory.[Q]vidam bonus homo post diut<strong>in</strong>am penitenciam <strong>in</strong>firmaturgrauiter per annum. Rogat deum, ut f<strong>in</strong>em dulorum <strong>in</strong>ponat.Angelus dicit ipsum exauditum dans ei eleccionem, utrum per 15triduum uelit esse <strong>in</strong> purgatorio uel per annum <strong>in</strong> langwore.Qui elegit tres dies purgatory. Cui angelus: Fiat uoluntas tua.Infirmus moiitur, ad purgatorium ducitur. [187 rb] Vno dieperacto a<strong>des</strong>t angelus. Quomodo, <strong>in</strong>quit, tibi succedit, o anima,placetne tibi tres dies <strong>in</strong> purgatorio? Cui anima: O seductor 20et non angelus, cur me tot milibus annorum pro tribus diebuspurgari permisisti? Ex hoc te non angelum sed iudico seductorem.Ait angelus: Vere tantummodo [)er vnum diem <strong>in</strong>purgatorio fuisti. Si adhuc vis eligere <strong>in</strong>firmitatem, ex peticionemea reuiuiscere debes. Qui ait: Ymmo non solum duos annos *) 25sed libenti animo usque <strong>in</strong> f<strong>in</strong>em m<strong>und</strong>i <strong>in</strong> <strong>in</strong>firmitate uolomanere. lUe reuiuiscit, acerbitatem purgatory refert. Postduos annos moritur ettunc celum <strong>in</strong>greditur.Vgl. Exempla (ed. Klapper 19 ii) Nr, 20 ; Zeitschr. für rom.Phil. I (1877) S. 363 Nr. 62; ähnlich Cat. ofRom. III 401 Nr. 500;vgl. Et. de Bourbon p. 30 Nr. 24.1) Hs. dies.Klapper, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong>'^^0


30689.Maria seruit paupercule <strong>in</strong> extremis.[S]vb auaro sacerdote erat diues vir et pauper vidua.Ambo <strong>in</strong>firmantur; vocatur sacerdos ab vtroque, qui dimisitpauperem, iuit ad diuitem hortans eum confiteri, nee ualuit ab5 eo m<strong>in</strong>imum peccatum extorquere. A<strong>des</strong>t nuncius paupercule.Indignatur sacerdos nee illi respondet. Ad quem dyaconus ait:Grande nobis periculum <strong>in</strong>stabit, si hec paupercula non confessamorietur. At ille <strong>in</strong>sanus <strong>in</strong>quid: Volumus pro uili uetuladiuitem rel<strong>in</strong>quere? Cui dyaconus: Placet, ut ego ibo?10 Qui consensit. Vadens ad pauperculam super terram iacentem,cui uidet assistere beatam [187^^] Virg<strong>in</strong>em cum magno virg<strong>in</strong>umexercitu, que l<strong>in</strong>theo faciem ipsius tergebant ab omnimacula uiciorum. Stat dyaconus em<strong>in</strong>us, id est, a remotis,stupens. At dei genitrix viso filio suo toto corde adorat <strong>in</strong>-15 cl<strong>in</strong>ans se ad terram cum choro virg<strong>in</strong>um. Quibus erectis dyaconusdata fiducia <strong>in</strong>trat. Maria autem ei parante sedem et,ut sedeat, eum hortans confessionem paupercule audit, communionemporrigit pro <strong>in</strong>firma orans. Recedit, agit ad domum.Transiens autem <strong>in</strong> via uel strata uidit nigros cattos lectum20 diuitis uallantes, quos eciam diues cernens horribiliter clamat :Tollite cattos, tollite cattos! A<strong>des</strong>t etyops furcam faucibus suis<strong>in</strong>mergens. Agonizat miser diucius. Tandem extracta furcahorribiliter clamans exspirauit. Complices ethyopes miseramanimam flagellis uulnerant, cruentatam trahunt ad supplicia.25 Dyaconus hoc uidens fere exanimatur, id est, moritur; beataVirgo a<strong>des</strong>t consolans eum, dixit: Ne timeas. Qui consolatusomnem euentum omnibus narrauit.Vgl. Nr. 178 (= Anh. 14): Cal. of Rom. II 627 Nr. ii (spätes12. oder Anf. 13. Jhdt.); V<strong>in</strong>c. Bellov. Spec. liist. 1. VII c.96;Cncs. V. Ileist., Libri VIII Mirac, ed. Meister p. 181 (lib. III Nr. 56).90.De missa: Requiem.[P]auper sacerdos fuit deuotus circa animas ita, ut cottidie30 tantum pro defunctis celebraret. Qui accusatus ab episcopocitatur, mandatis stare cogitur, v<strong>in</strong>citur <strong>in</strong> causa; fideiussorespro emendacione [187^^] ponere cogitur non habens fideiussores.Mox aperiuntur oculi episcopi; videt plus quam mille manusextensas <strong>in</strong> clero ad spondendum pro eo paratas presuli. Ait


307episcopus: Gaude, quoniam valde multos babes fideiussores;vade domum, fac ex beneplacito tuo sicud consueiiisti.In der Legenda aurea (ed. Graesse i8'16) p. 733 c. 163 wird dieGeschichte auf Petrus Ch<strong>in</strong>iacensis (Venerabilis) als Quelle zurückgeführt.Vgl. Nr. 190 (= Auh. 26); Cat. of Rom. III 686 Nr. 55;Exempla (ed. Klapper 191 1) p. 32 Nr. 36.91.Ymago crucifixi dat sangw<strong>in</strong>em.[QJvidam Judeus Antyocbie <strong>in</strong>trauit domum quandam admanendum, quam Christianus <strong>in</strong>babitauerat. Amicis suis fecit 5piandium. Qui videntes <strong>in</strong> pariete ymag<strong>in</strong>em Christi depictam<strong>in</strong> cruce et hoc fecerat Christianus predictus. Judei cum <strong>in</strong>petusurgunt de mensa ipsum acriter verberantes, ad eorum iudicemipsum ducentes v<strong>in</strong>cunt eum dignum morte. Qui domi manserant,illudunt ymag<strong>in</strong>i, ut fecerant patres eorum eius pectus 10lacerantes. Ymago prebet se perforabilem, acsi esset carnea,et mox exiuit sangwis et aqua. Qui uidentes ammirati dixerunt:Audiuimus eciam de latere Jhesu fluxisse et multi denostra gente l<strong>in</strong>iti a suis <strong>in</strong>firmitatibus sunt sanati et nos exam<strong>in</strong>emusid ipsum. Adductis igitur <strong>in</strong>firmis cuiusque <strong>in</strong>firmitatis, 15quotquot sunt l<strong>in</strong>iti, curantur. Res ad Christianos perueniensde tanto miraculo omnes confluunt laudantes dom<strong>in</strong>um. Judeiad fidem conuertuntur et baptizantur.Vgl. Nr. 115. Ausgangspunkt ist Gregor v. Tours, Gloria martyrumc. 21 ;Jacobus a Vorag<strong>in</strong>e, ed. Graesse (1846) p. 608 cap.137 Nr. 3 <strong>und</strong> Nr. 4. Ähnliche Legenden <strong>in</strong> Andr. EbronensisLusitanus, Exemplor. memorabilium tomus posterior, Coloniae 1594p. 481 — 483; <strong>in</strong> der Hs. Paris, Bibl, nat. nouv. fonds lat. 14703(14. Jhdt., früher zu S. Victor, Paris gehörig) Bl. 208 va De ymag<strong>in</strong>ecrucifixi <strong>in</strong> domo Judei ; ebenda nouv. fonds lat. 10 770 (Ende14. Jhdt., früher <strong>in</strong> Rebdorf) Bl. 205 vb; Bluten<strong>des</strong> Christusbild <strong>in</strong>»Baruch« : ebenda nouv. fonds lat. 14463 (13. Jhdt., vorher S.Victor <strong>in</strong> Paris gehörig) Bl, i ^a— ^va-. Relatio miraculorum dom<strong>in</strong><strong>in</strong>ostri ihesu christi qu§ per ymag<strong>in</strong>em ipsius facta sunt <strong>in</strong> Berichociuitate qu<strong>in</strong>to idus Nouembris . . . Incipit libellus Athanasy episcopialexandr<strong>in</strong>§ urbis de passione ymag<strong>in</strong>is dom<strong>in</strong>i nostri ihesuchristi qualiter crucifixa est <strong>in</strong> siria <strong>in</strong> urbe que Berichus diciturtemporibus Constant<strong>in</strong>i senioris et Hyren^ uxoris eius. Vgl. SigebertusGemblacensis, Chronica ad an. 765. Weitere Literatur beiPietro Toldo <strong>in</strong> Herrigs Archiv Bd. 117 (1906) S. 287 f.20*


30892.Super: Lauam<strong>in</strong>i, m<strong>und</strong>i estote etc.[i88ra] [PJauliis Simplex cognoscebat <strong>in</strong> facie hom<strong>in</strong>um<strong>in</strong>trancium uel exeuncium ecclesiam bonas et malas hom<strong>in</strong>umcogitaciones. Bonos uidit clara facie et animo leto; <strong>in</strong>greditur5 angelus cum ipsis congaudens. Inter ceteros uidit quendamhabentem nebulosum et nigrum corpus. Hunc demones h<strong>in</strong>c<strong>in</strong>de trahentes (eum) misso freno eius naribus et angelum longeab eo tristem ipsum sequentem. Qui flens t<strong>und</strong>it pectus suum,propter quem tale uidit. Quod uidentes senes rogant, ut cum10 eis <strong>in</strong>grediatur conuentum et manifestaret eis, si aliquid <strong>in</strong> ipsisuidisset. Qui noluit, sed fleuit. Soluta autem congregacionehom<strong>in</strong>um omnium circumspexit, si egrederentur tales, qualessunt <strong>in</strong>gressi. Exiuit ergo, qui niger iutrauerat, clara facie etanimo leto et angelus prope ipsum congaudens ipsi demonibus15 longe sequentibus ipsum cum tristicia. Qui exsurgens cumgaudio clamans, benedicens deum et dicens: Quanta misericordiaet benignitas <strong>in</strong> deo estl Et ascendens locum alcioremmagna uoce dixit: Venite et videte opera dom<strong>in</strong>i, quemadmodumuult omnes hom<strong>in</strong>es saluos fieri, et ad cognicionem ueritatis20 venientibus exposuit eis, quod vidisset, antequam <strong>in</strong>grederenturecclesiam, et quid postea, et rogauit illum fratrem aperire sibicogitaciones et suos actus et quam mutacionem deus illi [i88r^]dedisset. Qui ait: Ego peccator sum et diu fornicacionideditus. Sed ecclesiam <strong>in</strong>gressus audiui uerba dei per Ysayam25 dicentem: M<strong>und</strong>i estote. Auferte malum cogitacionum vestrarumab oculis meis; discite bene facere; querite dom<strong>in</strong>um,dum <strong>in</strong>ueniri potest. Subuenite oppresso. Si fuer<strong>in</strong>t peccatauestra ut cocc<strong>in</strong>um, quasi nix dealbabuntur. Ex hoc sermone<strong>in</strong>gemui dicens: Dom<strong>in</strong>e, tu es, qui uenisti saluare nos pecca-30 tores. Quod ergo promisisti per prophetam, comple <strong>in</strong> memisero peccatore. Promitto tibi, quod amplius hoc malumnon faciam, sed renunccio omni <strong>in</strong>iusticie tibi seruiturus <strong>in</strong>consciencia m<strong>und</strong>a. Hoc proposito sum egressus de ecclesiastatuens apud me nichil ulterius de lalibus peccatis facturum.35 Hoc audito clamauerunt omnes, qui audierant: O dom<strong>in</strong>e,quam magna sunt opera tua!Vgl. Nr. 26. Aus den Vitae Patrum (Migne, Series lat. LXXIII,795. 985, 1046).


30993-De sacerdote <strong>in</strong>digne celebrante.[S]acerdos quidam <strong>in</strong> nocte natalis Christi transiens devilla vna <strong>in</strong> aliam, ut matut<strong>in</strong>as diceret, <strong>in</strong>uenit <strong>in</strong> via mulierem,cum qua peccauit. Hie dum <strong>in</strong> primo galli cantu celebraretmissam, ante sumpcionem corporis Christi uenit columba, que 5uidit sacerdotem <strong>in</strong>dignum, ebibit calicem et detulit hostiamet ita sacerdos confusus conplet missam nee communicauit.Et hoc idem factum est <strong>in</strong> missa <strong>in</strong> ortu diei eelebrata et <strong>in</strong>tercia similiter. Qui adyt [iSS^a] sacerdotem, confessus est,petit <strong>in</strong>dulgenciam. Quo facto preeipit ei statim eelebrare 10missam, ut uideret uirtutem eontricionis. Quo celebrante antesumpcionem sacramenti uenit columba referens hostias triummissarum super corporale eolloeans et tant<strong>und</strong>em liquorismittens <strong>in</strong> calicem. Sacerdos sumit omnia et <strong>in</strong>dicauit totumsuo confessori petens, ut <strong>in</strong> ord<strong>in</strong>em promoueatur sui confes- 15soris. Cui ille: Transi prius mare et m<strong>in</strong>istra <strong>in</strong>firmis tribusannis <strong>in</strong> hospitali. Qui annuit. Redit de<strong>in</strong>de, vixit religiöse.Auch bei Petrus Venerabilis, De Miraculis lib. I c. 2 (Migne,Series lat. CLXXXIX, 853); Caes. Heisterb. Dial. mirac. dist. IIc. 5;er will es von Conradus quondam episcopus Halberstadensishaben, der 1209 resignierte <strong>und</strong> 1225 starb; hier ist der Ort derHandlung Frankreich; im Cat. of Rom. III 609 Nr. 41 beg<strong>in</strong>nt dasStück »Legitur <strong>in</strong> cronicis Karuli; dieselbe Quellenangabe <strong>in</strong> derHandschrift Brit. Museum, Additional 28682 Bl. 254 r (Et. de Bourbon)»Dicilur <strong>in</strong> cronicis qucd accidit tempore Karoli magni; <strong>in</strong>dem Stück Cat. of Rom. III 649 Nr. 15 ist der Vorgang lokalisiert<strong>in</strong> episcopatu Lugorum (Lugo <strong>in</strong> Spanien?).94.De penitenciamaxime bonum.[J]vuenisquidam habens cognatum <strong>in</strong> episcopum factus estmonachus. Qui postea exiens ord<strong>in</strong>em factus est socius latro- 20num et <strong>in</strong> obsidione cuiusdam castri sagittatus telo <strong>des</strong>peratde vita. Sacerdotem uocat et difticulter <strong>in</strong>duetus confiteturualde dist<strong>in</strong>ete ita, ut propter s<strong>in</strong>gultus et fletus vix proferrepotuit verba. Confitetur de violacione matronarum et filiarumear<strong>und</strong>em monialium, homicidiorum et aliorum uiciorum, 25quorum se reum sensit, asserens confessionem. Ad hec sacerdos


31020m<strong>in</strong>us peritus et <strong>in</strong>doctus ait: Maior est <strong>in</strong>iquitas tua, quamut veniam merearis. Cui ille: Audiui a fratribus, (juod, quacumquehora peccator <strong>in</strong>gemuerit, saluus erit. Feto ergopenitenciam. Cui sacerdos: Nescio, <strong>in</strong>quid, quid tibi <strong>in</strong>iungam,5 [i88vb] quoniam tua peccata nimia. Ait ille: Ex quo non sumdignus a uobis accipere penitenciam, accipio a raeipso duomilia annorum <strong>in</strong> purgatorio pro penitencia, ut tandem sieueniam merear. Quod cum rennuerat sacerdos admittere, rogauitpeccator, ut decessum suum et statum cognato suo epi-10 scopo <strong>in</strong> scriptis reuelaret. Annuit ille et fecit. Episcopusdolens de tali eius morte, quia tenere ipsum diligeret; tarnenstatuit pro eo oraciones fieri per totam suam dyocesim etcottidie pro eo offerri ostiam salutarem. Anno conpleto, cumepiscopus missam celebraret, apparuit ei cognatus pallidus,15 exilis, macelentus <strong>in</strong> ueste nigra statum suum <strong>in</strong>dicans. Inpenis sum, <strong>in</strong>quid, et de penis uenio et ad penas pergam.Tibi gracias ago, quia per tua suffragia facta per hunc annumeuasi penam mille annorum. Sed si idem opus caritatis sequentianno perfeceris, ex penis omnibus liberabor. Episcopussimiles oraciones, elemos<strong>in</strong>as <strong>in</strong>stituit anno sequenti. Quof<strong>in</strong>ito apparuit episcopo sereno uultu dicens se penitus liberatumet <strong>in</strong>greditur vitam eternam; de quibus episcopus cumomnibus suis deo gracias egit.Ähnlich bei Caes. v. Heisterb., Dial. mirac. dist. II c. 2.95.De sancta Scolastica.25 [S]oror beati Bernhardi ad eum uenit cum superbo ornatuante suum claustrum. Qui spreuit eam dicens esse rethe dyaboliad capiendas animas. Que [iSg^a] ex hac confusione conpuctarogabat, ut ipsam non <strong>des</strong>piceret, quia ipsa esset parata facere,quidquid ipse uellet. Quo audito sanctus Bernhardus uenit ad30 eam precipiens, ne superbum habitum de cetero portaret. Cuiconsensit. Tota fuit mutata, ut omnes de ipsius mutacionemirarentur.Verwechselung der Schwester <strong>des</strong> hl. Benedict Scholastica mitder Schwester <strong>des</strong> hl. Bernhard Humbel<strong>in</strong>e. Quelle ist <strong>des</strong> AbtWilhelms Vita Bcrnardi lib. I c. VI (Migne, Series lat. CLXXXV,244); dieselbe Erzähk<strong>in</strong>g mit Literaturnachweisen bei Jacques deVitry (ed. Crane) p. 144 Nr. CCLXXIII.


31196.De festo omnium sanctorum et purgatorio.[Mjonachus quidam fuit Rome, quem deus dilexit. Etfactum est <strong>in</strong> capite anni <strong>in</strong> uigilia omnium sanctorum, cumiret ad lectum, angelus accepit animam monachi et portauiteam, ubi uidit maiestatem dom<strong>in</strong>i, et uenit nobilis reg<strong>in</strong>a ante 5dom<strong>in</strong>um cum multis virg<strong>in</strong>ibus. Post hoc uidit XII hom<strong>in</strong>essimiliter adorare dom<strong>in</strong>um. Post hoc uidit multitud<strong>in</strong>em militum,post hoc multos sacerdotes, qui uenerunt <strong>in</strong> uestibus kicentibus.Vnus autem ex iUis <strong>in</strong>choauit matut<strong>in</strong>as et aly iuuabant eumet dixit anima ad angelum: Dom<strong>in</strong>e mi, que sunt mirabilia? 10Respondit angelus: Reg<strong>in</strong>a, quam ui<strong>des</strong>, beata Maria virgo estcum suis virg<strong>in</strong>ibus. Isti XII hom<strong>in</strong>es sunt XII apostoh, militesuero isti martires sunt, sacerdotes uero confessores sunt. Etmulti sunt <strong>in</strong>ter eos, qui non habent festum <strong>in</strong> ecclesia militanti,id est, <strong>in</strong> terra, nisi istud commune omnium sanctorum 15et modo rogant deum pro populo terreno, qui electam honoremhodie ipsis <strong>in</strong>pendit. Ille autem, qui <strong>in</strong>cepit matut<strong>in</strong>as, beatusapostolus Petrus est, <strong>in</strong> cuius manu est tota ecclesia. Nuncducam te ad [iSqiI'] locum, vbi videbis mirabilia dei. Etduxiteam ad altum montem, quem circuibat fluuius ignis, <strong>in</strong> (juo 20erat multitudo hom<strong>in</strong>um quasi arena maris; alius fuit <strong>in</strong> aquausque ad mentum, alter ad pectus, alter ad genua. Post hocduxit ipsum ad pratum preciosis circumdatum lapidibus et erantibi sedilia aurea et lecti aurei, flores plus redolentes quamomnia aromata et subito uenerunt multi iuuenes omnes vnius 25etatis ludentes, cantantes et <strong>in</strong> sedibus sedentes et <strong>in</strong> lectisquiescentes et, ecce, prandium paratum erat de <strong>in</strong>numeris dignitatibus.Post hec venerunt multi mendici mendicantes et nuUusporrigebat ipsis manum. Et dixit angelus ad animam: Pratumistud paradysus est diliciarum; sagw<strong>in</strong>eus fluuius est purga- 30torium; ille autem anime, quas uidisti <strong>in</strong> igne usque ad mentumuel ad pectus uel ad genua anime sunt, que perfecerunt penitenciascondignas <strong>in</strong> seculo;[<strong>in</strong> prato] autem existentes mendicisunt illi, qui <strong>in</strong> seculo non habent parentes uel amicos, qui eismanum porrigunt adiutricem. Post hec restituit eam ad corpus. 35Qui statim omnia, que audierat et uiderat, apostolico manifestauit.Papa autem constituit hos dies celebriter peragere per vniuersamChristianitatem ad gloriam et laudem dei et ad animarumsalutem <strong>in</strong> purgatorio.


312Vgl. Jacobus a Vorag<strong>in</strong>e, Lcgenda aurca (ed. Graesse 1846)P- 733 cap. CLXIII; Exempla (ed. Klapper 1911) p. 22 Nr. 19;zu dem Feuerstrom vgl. H. Lietzmann, Byzant<strong>in</strong>ische Legenden,191 1 S. 88.97-De paciencia sancti Anthony.[189 va] [L]Egitur de sancto Anthonio, quod, cum verberatusesset a demonibus, apparente sibi dom<strong>in</strong>o dixit: Dom<strong>in</strong>e,vbi eras ,quando torquebar? Cui dom<strong>in</strong>us: Presens eram. CuiAntbonius: Cur me non defendisti? Cui dom<strong>in</strong>us: Tantumgaudebam de tua paciencia, quod te defendere nolui.Ähnlich vom abbas Antonius erzählt <strong>in</strong> den Vitae patrum (Venedig15 12 Bl. i86vb).98.Caro aduersus spiritumcontendit.[Q]vidam duo socy tendebant ad vnam terram, <strong>in</strong> quapacem et nimias diuicias esse audierant, et simul euntes ueni-10 unt, vbi uia diuidebatur <strong>in</strong> semitam, que ualde arte tendebatper montes et ualles dura satis et hyspida, hulsterecht, et aliamlatam, que plana et trita erat ad meandum et calcabilis erat,Dubitantes, ad quam partem essent ituri, astantes monuerunteos per semitam tendere eo,quod ad optimam terram transirent15 et bona hospicia <strong>in</strong>uenirent, latam uero omn<strong>in</strong>o vitarent uiam,quia crudeles hospites eam frequentarent, qui transeuntes uulnerarentet <strong>in</strong> foueas suas s<strong>in</strong>e spe redempcionis traherent.Prudencior illorum consilio acquieuit. Stultus uero contradicit,plura contra semitam allegat dicens: Si via esset periculosa,20 tam multi nequaquam illam transissent. Sapiens uictus <strong>in</strong>portunitatestulti [189^!'] annuit. Et uenientes latrones ipsum rapiunt,uerberant et <strong>in</strong>sensibilem reddunt et secum trahunt.Interea stultus <strong>in</strong> fouea latitat et <strong>in</strong>sensibilis efficitur. Tandemrequisitus <strong>in</strong>uenitur, <strong>in</strong> carcere cum sapiente ponitur. Sapiens25 stulto <strong>in</strong>putat; ille respondet: Sapiens fuisti; cur stultum audisti?Sic sibi <strong>in</strong>uicem maledicunt, et nunquam <strong>in</strong>uicem amicifiunt et <strong>in</strong> carcere erant. Spiritus est sapiens socius, caro eststultus socius. Hys ad celum tendentibus, vbi pax est eternaet diuicie, quarum non est numerus, ad quod <strong>in</strong>ueniendum


313astantes predicatores ostendunt nobis artam penitenciam predicando.Corpus contradicit: Tu vis ieiunare, orare, vigilare <strong>in</strong>sero, id est, circa tempus mortis et <strong>in</strong> senio? Hy ducuntur perlatam viam, id est, per delicias m<strong>und</strong>i; hostes <strong>in</strong>cedentes <strong>in</strong>ea, scilicet via, <strong>in</strong>petunt. Spiritum rapiunt per peccata, ad <strong>in</strong>- 5fernum ducunt. Corpus occultatur <strong>in</strong> sepulchro et est <strong>in</strong>sensibile.Sed <strong>in</strong> die iudicy simul iunguntur <strong>in</strong> <strong>in</strong>ferno, et sicuthie male concordauerunt, ibi semper <strong>in</strong>imici erunt. Has quiimitatus fuerit, non uenit <strong>in</strong> spem laudans, sed <strong>in</strong> <strong>in</strong>fernumplangens, <strong>in</strong> obprobrium, quod non term<strong>in</strong>abitur. 10Vgl. Nr. 165 (— Anh. i); Gesta Romanorum (ed. OesterleyNr, 67; ed Dick c, 179); Cat. of Rom. III 84 Nr. 23 mit der Angabe:Fralei Stephanus »de Firmitate« et plures alii hec dicebant<strong>in</strong> Sermone; ebenda III 578 Nr. 19 mit der Wendung, daß der Torentkommt; V<strong>in</strong>c. Bellovacensis (ed. Douay 1624), Spec. morale,Spalte 971. Pietro Toldo <strong>in</strong> Herrigs Archiv Bd. 117 (1906) S. 79.99.De peccatore veniam consecuto.[QJvidam fuit raptor et uastans alienum habens vxorem,qui approp<strong>in</strong>quans morti [190'*»] vidit <strong>in</strong>fernum apertum etpr<strong>in</strong>cipes tenebrarum rugientes et clamantes audiuit: Quid moraris?Quasi vnus ex nobis factus es. Aspice abyssum eternam, 15quomodo te exspectat. Nunquam confessus es peccata tua,ideo hie punieris pro delictis tuis. Ille euigilans <strong>des</strong>perauitdicens: Hev me miserum, ut quid natus sum! Respondit eiusvxor: Dom<strong>in</strong>e, quid obest uobis? Cui ille: Socius sum factusdyabolorum, ut michi exbrobrauerunt(!). Insuper video tharthara, 20abyssum apertam locumque michi <strong>in</strong> medio <strong>in</strong>ferni paratum.Mentiti sunt, <strong>in</strong>quid vxor eius; audisti redemptorem nostrumpro nobis traditum ad mortem et fuisse crucifixum. Cui respondit:Audiui, sed quid michi pro<strong>des</strong>t? Video <strong>in</strong>teritummeum. lUa <strong>in</strong>dignans respondit: Quare tam stulte loqutus es? 25Prosequere verba mea et die: Si ego impius sum, tu es deuspius (es) et omnipotens. Si ego <strong>in</strong>iquus sum, tu benignus es.Misericordiam, qua latronem pendentem <strong>in</strong> cruce <strong>in</strong> paradysumrecepisti, non solum propter illum latronem fecisti, sed eciampropter me et alios latrones, ut nullus peccator <strong>des</strong>peret de 30tua Salute. Tu eciam michi aperi , dom<strong>in</strong>e, paradisum, sicutpromisisti confitentibus te. Me etenim reum cognosco <strong>in</strong> omni-


314bus preuaricacionibus malis. Peccaui, dom<strong>in</strong>e, <strong>in</strong>iuste egi,<strong>in</strong>iquitatem feci. Sic flens et [i9or^] clamans expandit manussLias dicens: Dom<strong>in</strong>ator omnium rernm, audi, que oris meisunt. Sicut illa loquor, sie et ego peccator publicus ante te5 sum. Hys dictis magis clamare cepit: Laus deo, quem predicas,o mulier! Nichil horrende uel <strong>in</strong>fernale video nee tormentum,quod videram. Gracias tibi refero, pyssime deus,quia miseracionum tuarum perieia maior omni peccatorum<strong>in</strong>iquitate. Hys dictis uenit vox de celo dicens: Quia pium10 mc uoeasti, ideo te pie reeipio. Hac uoee consolatus emisitspiritum. Die tercia uenit vir ad vxorem eius dicens: Vir tuusparadysi colonus est, quem breuiter sequeris.IOC.Super: Quanto <strong>in</strong>firmior sum, tanto forcior sum.[Qjvidam morbo afflictus rogauit quendam religiosum, ut15 pro ipso oraret ad dom<strong>in</strong>um, ut ipsum a morbo liberaret. Cuireligiosus ait: Die michi, frater, <strong>in</strong> quo statu dirigis <strong>in</strong>tencionemtuam magis ad dom<strong>in</strong>um, dum sanus es uel dum morboafflictus? Cui ille: Dum me morbus molestat, totus animusad deum suspirat, cum uero me sentio sanum, totus <strong>in</strong> tem-20 poralibus asspiro. Cui dixit vir iustus: Rogo deum, ut <strong>in</strong> eostatu te seruiet, <strong>in</strong> quo tu plus deum times et <strong>in</strong> quo plushumilieris.Versus: Cum fero langworem ,fero religionis amorem.Expers langworis non sum memor huius amoris.Verwandt Et. de Bourbon p. 447 Nr. 518; Vitae patrum (Venedig1512) lib. II § 148: Senex quidam cum frequenter <strong>in</strong>firmareturcorpore et langueret, contigit vt vno anno nulla cum egritudocont<strong>in</strong>geret. Et propterea flebat et graviter ferebat dicens: Rcliquistirae dom<strong>in</strong>e et noluisti me presenti hoc anno visitare. Wörtlichwie <strong>in</strong> unserer Erzahhmg bei Odo de Ceritona (Hervieux, LesFabulistes Lat<strong>in</strong>s IV p. 407). Vgl. die Bitte <strong>des</strong> Abbas Myrogencsum längere Krankheit im Pratum spirituale <strong>des</strong> Joh. Moschos (Migne,Series graeca, Bd. S7 Sp. 2858).lOI.2^ De conuersione peccatoris <strong>in</strong> sexta feria magna.[iQQva] [LJatrone quodam exeunte bona sexta feria de nemore,<strong>in</strong> quo diu latroc<strong>in</strong>ia exercuerat, cum uidisset multos


315hum<strong>in</strong>es nudis pedibus <strong>in</strong>cedere sanctorum lim<strong>in</strong>a uisitare, conpunctLisredyt ad nemus ad qiiendam heremitam pulsans adianuam domus e<strong>in</strong>s. Qiii licet <strong>in</strong>uitus, apperuit tarnen et auditaab eo confessione nee ieiunia nee aliam uoluit siist<strong>in</strong>erepeniteneiam, quam ut nudipes iret. Tandem uix <strong>in</strong>ductus peni- 5tenciam suscepit, illam videlicet, ut, si quis ipsum peteret aliquidpro nom<strong>in</strong>e dei et beate uirg<strong>in</strong>is Marie, ut ipsum exaudiret.Quam cum recepisset, ad quandam aquam ire debuit.Occurrit ei quidam leprosus, qui ipsum <strong>in</strong>stantissime rogauit,ut trans aquam duceret propter Christum et suam gloriosam 10matrem. Cui dixit: Vix te <strong>in</strong>spicio, quomodo ergo te transducereualeo! Tandem illum exaudiuit. At ille sec<strong>und</strong>o rogauit,ut sibi faceret balneum, et ille sicut primo respondit,tarnen fecit. Et ille rursum tercio rogauit, ut sibi daret osculum.Qui multum recusauit. Sed recogitans peniteneiam 15sibi <strong>in</strong>iunctam osculatus est illum. Quem statim <strong>in</strong>tuitum uiditiuuenem pulcherrimum et quesiuit, quis esset. Cui iuuenis:Ego sum Jhesus, quem tu per aquam transduxisti, quem balneasti,osculasti. Quo dicto puer euanuit. Et ille statim querensheremitam, suum [190 ^b] confessorem, mox ut ipsum <strong>in</strong>uenit, 20omnem peniteneiam quam accipere recusauit, assumpsit, quaperfecta 1) deo seruiens salutatus est.Mitdem ersten Motive (der am Karfreitage durch barfuß Pilgerndezur Buße beim Eremiten ermahnte Ritter) vergleiche man im Contesdel Graal <strong>des</strong> Crestiens von Troyes (Abdruck der Hs. Paris, frangais794, nicht im. Buchhandel) Vers 6179 — 6481; Nach fünf Jahrentrifft Parzival fünf Ritter mit ihren Damen zu Fuß E an langes etdcschausie (6208); getadelt wegen <strong>des</strong> Waffentragens Au jor queJesu Criz fu morz (6222) am vanredis aorez (6228), fragt er, wohersie kommen; sie erzählen, sie hätten e<strong>in</strong>en heiligen Ilcrmitcnim Walde besucht. Sc que Percevax oi ot Le fist plorer, c si liplot Que au bonhome alast parier (2677 ff.). Er f<strong>in</strong>det den Ileremiten<strong>und</strong> beichtet ihm. Der Stelle entspricht bei Wolfram Buch IXBl. 446 V. I ff.102.IContra s<strong>in</strong>gulariter viuentes <strong>in</strong> claustro.[S]acerdos quidam uenit ad beatum Bernhardum uolensmonachari et protestatus est, quod non posset ferre rigorem 25cordarum et precipue abst<strong>in</strong>encias <strong>in</strong> cibis, sicut bene sust<strong>in</strong>ere^) Hs. perficiente.


316oporteret, et promiserunt fratres firmiter, quod misericorditerapud eum agere uellent. Et cum monachus esset, delicatevixit; faciebant sibi graciam de coqu<strong>in</strong>a et cellario et non alten.Tandem die quadam <strong>in</strong> mensa sedens vidit dom<strong>in</strong>am5 nostram m<strong>in</strong>istrantem fratribus cum cocliari aureo cibum augmentantem,primo abbati, posthoc priori et sie per ord<strong>in</strong>emOmnibus fratribus. Sed quando ad ipsum uenit, eum pertransiuit.Et sie est factum multis diebus. Tandem <strong>in</strong>terrogauitabbatem, quare hoc fieret. Cui respondit: Frater, tu graciam10 de coqu<strong>in</strong>a et de cellario habes et postulasti, sed aly fratresbabent graciam de celo. Dicit sacerdos: Dom<strong>in</strong>e, <strong>in</strong>f<strong>in</strong>itummaior est ista de celo quam de coqu<strong>in</strong>a. Detur autem michicommunis cibus et potus. Valde enim laudanda est communio.Sed nequaquam fiat nimis vel m<strong>in</strong>us. Vnde quidam beatus15 talem uoluit habere mensuram apud fratres <strong>in</strong> cilicio, ne suoexemplo aliquiset suscepto abiceret et apostaret.<strong>in</strong>dueretur cilicio et postea sust<strong>in</strong>ere non possetQuelle ist das Exordium magnum ord<strong>in</strong>is Cisterciensium, Dist.III c. 19 (Migne, Series lat. CLXXXV, 1365 u. 1077); V<strong>in</strong>c.Bellov. Spec. hist. VII 108; Cat. of Rom. II 630 Nr. 22.103.De hospitalitatebonum.[191 ra] [E]rat quidam elemos<strong>in</strong>arius <strong>in</strong> Anthiochia, qui20 nunquam cibum sumere uoluit s<strong>in</strong>e pauperibus, Quadam die,dum usque ad uesperam vrbem circuisset, nuUum pauperem<strong>in</strong>uenit, ut secum comederet. Qui portam vrbis egressus reperitvirum ueste Candida uestitum, qui ibi cum alys duobus ignotisstabat. Tunc ille, tamquam Loth esset: Queso <strong>in</strong>trare, <strong>in</strong>quit,25 domum serui nostri. Quibus elemos<strong>in</strong>arius: Vt enim uideo,uos estis peregr<strong>in</strong>i. Cui, qui senior erat, ait: Non poteris, o homo,istam [urbem], ut non subuertatur, saluare. Hoc dicto excussitsudarium, quod manu tenebat. Medietas vrbis cecidit et oppressiperierunt viri, mulieres, pecora. Corruit <strong>in</strong> terram homo30 perterritus. Rursum senex eleuans manum, ut aliam partemvrbis irrueret, sed det<strong>in</strong>etur a socys. Qui mitigatus iacentemerigit: Uade <strong>in</strong> domum tuam; ne timeas, quia accepte suntelemos<strong>in</strong>e tue. Quo dicto non conparuerunt. Qui vrbem <strong>in</strong>gressusmediam <strong>in</strong>uenit <strong>des</strong>tructam, que sua erant manserunt35 <strong>in</strong>tacta.


317104.De beata Maria; de quodam milite et puella.[C]Omes quidam nobilis ad tormentum properans uenit adquandam [iQi'"^] suam ciuitatem, <strong>in</strong> qua erat pulcherrima puellaet formositate tota prou<strong>in</strong>cia diuulgata. Hanc concupiscensparentibus multa spondet. Sed comes a virg<strong>in</strong>e pro nichilo 5reputatur propter amorem pudicicie, quam beate Marie uouit.Tandem cum uiolencia de domo patris tollitur, ut ad hospiciumcomitis deducatur. Equo ergo, cui fuit superposita <strong>in</strong> prof<strong>und</strong>umlutum, quod transire debuit, sponte cadens subleuatur etequester <strong>in</strong> pallacio presentatur, quousque alys ornamentis 10decoratur. Ipsa autem sui uoti non <strong>in</strong>memor reg<strong>in</strong>e virg<strong>in</strong>umsuam pudiciciam commendauit flens largius et uota uouensgenuflexibus cum Aue Maria deuotissime <strong>in</strong>sistebat. Ingressustandem nobilis causam fletus percunctans de constancia puelleconfusus et conpunctus; propter reuerenciam beate Virg<strong>in</strong>is 15puella mox <strong>in</strong>corrupta patri remittitur promittens bona fide, ut,cum rediret,claustrum construat, ut virg<strong>in</strong>em collocet <strong>in</strong> eodem.Sed hev, <strong>in</strong> tornamento volnus letale suscipiens mortuus etsec<strong>und</strong>um iuris formam extra cimiterium sepultus. Beata ergovirgo Maria apparens episcopo sec<strong>und</strong>o et tercio eum <strong>in</strong>crepans 20iubet suum militem cum ceteris sepelire Christianis. Qui conuocatisparentibus eius retulit istam visionem. Gaudent, propositumipsius <strong>in</strong>plent, super sepulchrum eius [191^*] cenobiumconstruunt, vbi eadem virgo postmodum abbatissa facta fuit.Ex quo exemplo <strong>in</strong>struimur, quod sepe f<strong>in</strong>em bonum recipiunt, 25qui maus resistunt ex mentis fortitud<strong>in</strong>e, constancia et paciencia.Vgl. Nr. 51.105.De Aue Maria exemplum.[L]aycus quidam diu secularibus actibus deditus tandem<strong>in</strong> se cogitauit spe salutis religionis habitum accipere. Tandemord<strong>in</strong>em <strong>in</strong>trans multas oraciones ex more ord<strong>in</strong>is debet addis- 30cere et non ualuit. De quo multum turbatus rogauit flendosuum magistrum, ut eum aliquid breue addisceret, per quodmatrem misericordie bonoraret. Qui uix tandem Aue Mariadiscere potuit, quod cottidie pro omnibus horis suis rum<strong>in</strong>auitet hoc corde <strong>in</strong>timo fecit. Mortuo autem illo <strong>in</strong> bona senec- 35tute arbor pulcherrima, cuius ramis et folys <strong>in</strong>scripta erant:


318Aue Maria literis aureis, ex eius sepulchro cernitur exisse etcreuisse. Quod factum mirantes fratres aperto sepulchro etcorpore ipsius mortui rupto viderunt arborem <strong>in</strong> corde radicatamper OS crescens , supra terram se dilatans. Tunc confessores5 eius fuerunt de eius pura confessione expediti. Eya, quambonum est et quam ioc<strong>und</strong>um hom<strong>in</strong>em ab adolescencia suaferre iugum nostre dom<strong>in</strong>e, que istius senectutem non <strong>des</strong>pexit,ymmo ipsum excellentissime respexit.Vgl. Nr. i68 (= Anh. 4); Poncelet Nr. 336, 459, 639, 941, 988,1068, 1078, 1084, 1429, 1430; ähnlich Nr. 478, 836, 837, 838,102 1, 1370, Caes. V. Heist., Libri VIII Mirac, ed. Meister p. 129(lib. III Nr. 3). Als Gewährsmann wird hier dom<strong>in</strong>us Godefridusde Bergen genannt, qui anno praeterito <strong>in</strong> Polonia domos ord<strong>in</strong>isnoslri visitavit. Danach sche<strong>in</strong>t der conversus <strong>in</strong> Polonia sepultuse<strong>in</strong> Schlesier zu se<strong>in</strong>. Ähnlich ebenda p. 175 (lib. III Nr. 49) <strong>und</strong>p. 195 (lib. III Nr. 71). Bei Jacobus a Vorag<strong>in</strong>c, ed. Graesse(1846) p. 221 cap. 51 Nr. 2 ist es e<strong>in</strong> Cluniacenser.106.De sancta Maria et quadam, que se <strong>des</strong>perans suspendit.10 [191 vbj [V]l(lua quedam nobilis <strong>in</strong> domo sui cognati casteviuens, que, cum quasi stramen iuxta ignem esset, hev, m<strong>in</strong>uscaute se respexit. Nam per prephatum suum aff<strong>in</strong>em <strong>in</strong>[)regnatapeperit et, proch dolor, pre humano timore puerum perimit.Confessa consilium cassando obaudiuit, quousque sec<strong>und</strong>o et15 tercio eadem committens propter enormitatem sceleris <strong>des</strong>perauit.Puellis ergo quadam vice omnibus de domo emissis seipsamsuspendit. Sed fracto fune diucius vixit. Cultello se transfixit,et quia statim non fuit mortua, araneas multas coUegit, quassubito auare deglutiuit ob spem mortis. Et ex hys multimodis20 lesionibus quasi exanimis facta est. Reducens tamen ad memoriam,quod audierat <strong>in</strong>f<strong>in</strong>itam fore misericordiam beate Virg<strong>in</strong>is,et licet peccatrix esset, tamen eam honorauerat aliquibusseruicys, ex quibus spem resumens <strong>in</strong>uocauit matrem gracie extoto corde. Ecce, adiutrix <strong>in</strong> oportunitate affuit, <strong>des</strong>peratam25 arguit eo, quod sui fily et sua misericordia superexcellat tociusm<strong>und</strong>i peccata. Et ait: Recipe tantum ad te promissum vitamemendare. Et extenta manu ipsam erigit sospitem addens,quod <strong>in</strong> triduo sibi mittat confessorem, cui secure se possitcommittere, cuius et [i92»"a] consilium debeat adimplere. Uenit


319autem <strong>in</strong> die prefixo magister Zoe, quem sciens sibi missumreligiosissima facta fuit persona. Ecce, hec <strong>des</strong>perata permatrem misericordiarum salua facta est.Ähnlich bei Poncelct Nr. 538, 1134, 1177, 1270, 127 1, 1302,1550; mit gleichem Anfang Nr. 1756 = Cat, of Rom. II 658 Nr. 15.Nach Cat. of Rom. II 650 Nr. i stammt die Erzählung vom FraterJordanus magister ord. predicat. ;Jordanus Saxo war Dom<strong>in</strong>ikanergeneralvon 1222 bis 1237.107.De Theophilo.[JjN sequencia cantatur : Theophilum reformans gracia. 5Quod sec<strong>und</strong>nm reuelacionem seniorum nostrorum possumusplenius explanare. Erat ideni Theophilus episcopus <strong>in</strong> ecclesiaexcellenti et taliter se gesserat, quod <strong>in</strong> magno honore habebatur.Cum autem bonos suggestiones cont<strong>in</strong>ue <strong>in</strong>pediunt, aquibusdam suis emulis contigit hunc <strong>in</strong>debite <strong>in</strong>famari. Cum 10igitur <strong>in</strong>menso dolore quadam uice premebatur, ut a suo episcopatudebuit subplantari,quendamjudeum adyt famosum petensadiuuari ad restitucionem prist<strong>in</strong>am. Judeus spondet facere,quidquid consulit et querit. Statuto autem tempore et lococonueniunt et dyabolus simul aduenit dignitatem sibi prist<strong>in</strong>am, 15si liomagium sibi fecerit, repromittens. Quo annuente iussitipsum abnegare fidem Christi et beatam virg<strong>in</strong>em Mariam. Hocfacto recipit super eo suam litteram cum sigillo certificantesse <strong>in</strong>uicem et hanc litteram dyabolus Lucifero detulit <strong>in</strong> <strong>in</strong>fernumet sie ab<strong>in</strong>uicem discesserunt. Mox demon cepit epi- 20scopum loci illius tantum uexare noctibus, quod Theophilumrestituit omnibus prioribus possessionibus. Letus igitur et hylarisuixit longo tempore. [192^1»] Tandem cepit ipsum suaremordere consciencia, quod ante altare [se] protulit, vbi fuitymago beate Virg<strong>in</strong>is, XL diebus <strong>in</strong> pane et aqua remanens 25nolens vnquam ab ea tendere uel recedere, donec <strong>in</strong>petrasset,quod uoluit. Quadragesima uero die dom<strong>in</strong>a nostra graciamsibi spopondit. Qui tamen a fletibus non cessauit, quousquedemon scriptum a propria manu sibi retulit. Et [sie Maria]cunctis clementer ostendit^) nem<strong>in</strong>em debere de Marie miseri- 30cordia<strong>des</strong>perare.Literatur <strong>und</strong> verwandte Stücke bei Poncelet Nr. 74 <strong>und</strong> diedort genannten Nummern; Cat. of Rom. II p. 576; St. Beissel,*) Hs. ostendens.


320Geschichte der Verehrung Marias <strong>in</strong> Deutschland, Freiburg i, B.1909 S. 97 f; dazu Handschr. Paris, Bibl. nat. nouv. fonds lat.14703 (14. Jhdt , vorher nach S. Victor, Paris gehörig) Bl. 208^35ebenda nouv. fonds lat. 14463 (13. Jhdt., vorher nacli S. Victorgehörig) Bl. 7vb— i2ra.108.De sancta Maria ed quadam legittima.[H]Onesta quedam dom<strong>in</strong>a a suo legittimo derelictai)ropteradulteram beate Marie pro v<strong>in</strong>dicta causa <strong>in</strong>iurie sibi illatemulta fecit obsequia. Peccatrix nichilom<strong>in</strong>us pro bono f<strong>in</strong>e5 beate Virg<strong>in</strong>i supplicabat. Legittime autem dom<strong>in</strong>a apparensdicens, quod propter preces illius misere adhuc non posset eamv<strong>in</strong>dicare, quoniam diligentissime ipsi seruiret. Hec autem nimium<strong>in</strong>dignata dixit: Nunquam de cetero te honorabo, ex quosuper tarn vilem fem<strong>in</strong>am rion vis me exaudire. Die quadam10 obuiantes se mutuo, adultera uero legittimam humiliter et deuotesalutans. Cui legittima omne malum obiecit dicens: Turborde ablacione viri mei, sed multo magis de hoc, quod dom<strong>in</strong>anostra te fetidam non dedignatur. Nam michi <strong>in</strong>properauitet, <strong>in</strong> quo ipsi seruis, reuelauit. lila uero, ut hoc cognouit15 testimonium, procidens ad illius [192 va] honeste dom<strong>in</strong>e pe<strong>des</strong>largissime flens petens sibi delicta ignoscere dicens: Benedictadom<strong>in</strong>a mea, que non amouit oracionem et misericordiam suama me, cum uero <strong>in</strong>digna sim viuere coram ea. Et hec cumfecerit apud me, spero, quod adhuc faciet ampliora. Et hac20 ad ueniam recepta dom<strong>in</strong>a recipit uirum suum et sie vtramqueconsuluitmediatrix gloriosa.Quelle ist Guibert de Nogent (gest. 1124), Liber de laude s.Mariae (Migne, Series lat. CLVI, 572) cap. XII: Ex relalioneAtrebatensis episcopi muiier quaedam fuerat usw., dasselbe beiGautier de Cluny, De miraculis beatae Virg<strong>in</strong>is Mariae (i. Hälfte<strong>des</strong> 12. Jhdts., bei Migne, Series lat. CLXXIII, 1382); dieselbe Erzählungbei Poncelet Nr. 44, 126, 211, 322, 329, 369, 509, 976,I126, I130, 1135, 1266, 1283, 1512, 1525, 1674; ähnlich 787.109.De reliquys beate Marie.Imperator quidam uenabatur <strong>in</strong> silua. Capellanus autemipsius reliquias dom<strong>in</strong>e nostre, quns imperator <strong>in</strong> magna reue-


321rencia habuit, <strong>in</strong> quandam suspendit arborem et ibi reliquidobliuiscens. Tandem rediens, ab abore nullo modo aliquis soluerepotuit. Sed cum imperatori nuncciatum fuerat, coniecit, quoddom<strong>in</strong>a nostra ibidem uellet habere domicilium et construxitibi ecclesiam, de qua factus est episcopatus Hil<strong>des</strong>emensis.Vgl. Mitteilungen der Schles. Ges. für Volksk<strong>und</strong>e Heft 20 (1908)S. 27; Deutsche Sagen (Grimm) II 143 Nr. 456 aus <strong>des</strong> PomariusSächsischer Chronik v.J.1588. Die Quelle ist die F<strong>und</strong>atio EcclesieHildensemensis; vgl. Ad. Bertram, Geschichte <strong>des</strong> BistumsHil<strong>des</strong>heim, I (1899) 23 f.HO.De iudicys dei occultis.[Q]vidam heremita de dei iudicys plurimum mirabatur. Etecce, angelus dom<strong>in</strong>i <strong>in</strong> forma cuiusdam iuuenis ipsi apparuitet dixit: Veni, ostendam tibi iudicia dei. Et ecce, prima noctead quendam virum dei veniunt, qui eos optime pertractans 10mane eos cum pace dimisit. Angelus uero eidem cyphumargenteum est furatus. Sequenti nocte ad alium heremitam ^,,perueniunt, qui eos iterum bene et honeste procurauit, maneper suum cognatum eos <strong>in</strong> uiam [192^^] dirigens, E<strong>und</strong>emcognatum angelus, dum ab eis recedere uellet, strangulauit. 15Tercia uero nocte ueniunt ad diuitem et auarum, qui male eospertractans vix ante fores eos dormire permisit. Mane factoangelus dom<strong>in</strong>i hospitem uocauit et ipsi cyphum donauit. Quicyphum recipiens subito clausit hostium et eos s<strong>in</strong>e graciarumaccione et benediccione dimisit. Quarta nocte ueniunt ad 20quendam virum, qui habuit vxorem et puerum et eis multabona <strong>in</strong>pendit. Nocte, cum eos puer fatigaret, angelus puerumiugulauit propter clamores, quos faceret. Socius uero istadiucius sust<strong>in</strong>ere non ualens dixit: Quid est, quod agis? Cuiangelus: Tu dei iudicia <strong>in</strong>uestigare conaris et missus sum tibi 25ea reuelare. Primus hospes noster <strong>in</strong>nocens et sanctus nichilhabuit mali nisi cyphum male acquisitum, quem ab eo tuli etalij hospiti dedi pessimo et auaro, cuius omnia mala suntque possidet, ut malum malo addatur et ut temporali dono,si quid boni gessit, licet nobis sit contrarium, <strong>in</strong> hoc seculo 30remuneretur. Cognatum sec<strong>und</strong>i hospitis <strong>in</strong> uia ideo strangulaui,quia <strong>in</strong>tendebat cognatum suum sequenti nocte occidere,quod <strong>in</strong>pediui, quia m<strong>in</strong>us malum erat ipsum dampnare propterKlapper, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 21


322uoluntatem, quam quod opus perficeret. Puerum <strong>in</strong> nocteclamantem ideo occidi, quia parentes eius prius [193'^^] hospitaleserant, sed nunc propter pueri amorem thezaurizantesmanum iam ad elemos<strong>in</strong>am retrahunt. Audiens hec heremita5 ad cellam suam rediens deo gracias egit et m<strong>und</strong>um ammodofugiens requieuit <strong>in</strong> pace.Vgl. Nr. 210 (= Anh. 46) <strong>und</strong> 211 (= Anh. 47), für das <strong>in</strong> dervorliegenden Fassung fehlende e<strong>in</strong>leitende Motiv auch Nr. 117. DieErzählung ist untersucht von A. Schönbach, Studien zur Erzählungsliteratur<strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> [Sitzungsber. der Wiener Akademie, phil.-hist. Kl. 143 (1900) Nr. 12]; Jacques de Vitry (ed. Crane) p. 50Nr. CIX mit Anmerkungen ; Et. de Bourbon p. 346 Nr. 396 nenntals Quelle e<strong>in</strong>en Erater Symon ; Odo de Ceritona (Hervieux, LesFabulistes Lat<strong>in</strong>s IV 308 Nr. CXV).III.Pulcrum, quod deus vocat <strong>in</strong> fidem suam, quem vult.[Qjvidam rex gentilis vnicam habebat filiamvalde pulchram,que, dum semel ortum <strong>in</strong>gressa florem quendam pulcherrimum10 uidisset, cögitare cepit, quod pulchrior esset deus, qui omnesflores procreasset. Et ex tunc super omnes deos elegit deumflorum adorare. Que <strong>des</strong>ponsata cuidam iuueni, quando conueniredebebant, pecyt ab eo, ut liceret ab eo ortum <strong>in</strong>gredi etdeum florum, quem sibi preelegerat, prius adorare. Quo an-15 nuente sola preciosis uestibus adornata ortum <strong>in</strong>gressa cernitiuxta flores iuuenem omni luce clariorem. Territa tamen quesiuit,quisnam esset, quia credidit sibi suum deum apparuisse.Quod angelus <strong>in</strong>telligens ait: Nequaquam sum deus tuus, sedeius seruus. Ad quem illa: Si adeo deliciosus est seruus, quid20 ergo est dom<strong>in</strong>us? Cui angelus: Inconparabiliter, <strong>in</strong>quit, <strong>in</strong>pulchritud<strong>in</strong>e me excellit. Tunc illa ait: Scirem libenter, <strong>in</strong>quibus dom<strong>in</strong>us meus seruicys potissime delectaretur, que ei<strong>in</strong>pendere sum parata. Cui angelus: Utique <strong>in</strong> castitate. Cuiilla: Hanc pro suo amore seruabo, dummodo me eripias [193''^]25 et modum <strong>in</strong>uenias, quomodo euadam, cui <strong>des</strong>ponsata sum etcopulata. Cui angelus: Non ita erit, quod eius sis vxor. Sedapprehensa ipsa (ad) vnius höre spacio ad quoddam claustrumsanctimonialium <strong>in</strong> terram Christianorum ipsam ducens statuitante altare. Custos uero ecclesie, dum eam videret, estimabat30 eam esse matrem saluatoris et conuocatis ceteris sanctimonialibusomnes eam adorabant. Postea tamen cognoscebant eam


de Bourbon p. 53 Nr. 45.21*323Mariam non esse, propius accedentes <strong>in</strong> manu virg<strong>in</strong>is litteram<strong>in</strong>uenii<strong>in</strong>t, <strong>in</strong> qua statum virg<strong>in</strong>is <strong>in</strong>ueniebant. Et mane factoepiscopum aduocantes ipsam baptizauit et uestibus eandem<strong>in</strong>duit castitatis et dictis sanctimonialibus tradidit regulandam<strong>in</strong> ecclesiasticis discipl<strong>in</strong>is.Vgl. das Lied aus dem i6. Jhdt. bei Mone, Anzeiger VIII Sp.:331 DerMeister der Blumen »Es was e<strong>in</strong> Jungfraw edl«, abgedrucktbei F. L. Mittler, Deutsche Volkslieder^ 1865 Nr. 460; ebenfallsbei Mittler Nr. 461 aus e<strong>in</strong>em fliegenden Blatt vom Jahre 1658: DesSultans Töchterle<strong>in</strong> »E<strong>in</strong> Sultan hatt e<strong>in</strong> Töchterle<strong>in</strong>«; vgl. zu diesemLiede Docen, Miscellanea I S. 263. In den Liedern ersche<strong>in</strong>tChristus selbst der Jungfrau.112.Questio, quid sit deus.[Q]vidam rex quesiuit a quodam phylosopho, quid essetdeus. Qui petiuit respondendi <strong>in</strong>ducias. Cui rex term<strong>in</strong>umtrium dierum dedit deliberandi. Interrogatus autem iterum etsepius vltimo petit adhuc term<strong>in</strong>um. Cui rex ait: Video, quod 10me decipis. Cui philosophus: Non facio, dom<strong>in</strong>e. Deus, <strong>in</strong>quit,tam magnus est et <strong>in</strong>mensus, quod, quanto plus de ipsocogito, tanto magis <strong>in</strong>telligere ipsum deficio et, quid dicam,non <strong>in</strong>uenio.Vgl. Cat. of Rom. III 480 Nr. 17; Ende <strong>des</strong> 13. Jhdts., Royal7 D I ;geschrieben wahrsche<strong>in</strong>lich von e<strong>in</strong>em Dom<strong>in</strong>ikaner <strong>in</strong> oderbeiCambridge.113.De predicacione. 15[D]yabolus assumens formam hom<strong>in</strong>is verbum dei predicauit.Cognoscens autem, quod hom<strong>in</strong>es ei non crederent,penitenciam predicauit. Quod cuidam [lOß^^] viro reuelatumest. Et ipse demoni dixit, cur tantum affectum predicacionisassumpsisset. Cui dyabolus: Hoc ideo feci, ut hom<strong>in</strong>es amplius 20peccant. Quanto enim frequencius predicatur, tanto m<strong>in</strong>usbonum operatur.Ähnlich bei Jacques de Vitry (cd. Crane) p. 67 Nr. CLI: Et,


324114.Super: Verbum caro factum est.[Tjres socy, dum semel <strong>in</strong> via graderentur, orta est tempestasmaxima, quam efifugere non ualentes vnus eorum a fulm<strong>in</strong>emoritur. Post hoc sec<strong>und</strong>us occiditur. Tercius angustiatusmemor verbi dei signando se dixit: Verbum caro factumest. Et audiuit uocem <strong>in</strong> aere dicentem : Quare non percutis?Cui altera vox respondit: Non preualeo, quia superstes dixitverbum salutiferum, illud videlicet: verbum caro factum est.Ymago crucifixi dat sangw<strong>in</strong>em.10 [A]pud Constant<strong>in</strong>opolim Judeus quidam templum sancteSophye <strong>in</strong>gre ssus quandam Christi ymag<strong>in</strong>em ibidem respexit.Qui se solum ibi considerans exempto gladio percussit ymag<strong>in</strong>em<strong>in</strong> gutture. Statim ex<strong>in</strong>de sagwis effluxit, Judei capudet faciem aspersit. Qui territus statim ymag<strong>in</strong>em <strong>in</strong> puteum15 proiciens fugit. Quidam Christianus ipsi obuians dixit: Vndeuenis, Judee? Certe hom<strong>in</strong>em <strong>in</strong>terfecisti. Illo negante rursumille <strong>in</strong>quit: Vere homicidium perpetrasti, quia sagw<strong>in</strong>e aspersuses. Judeus negare non valens dixit: Vere deus Christianorummagnus est et fi<strong>des</strong> [193^^] eorum firma. Non enim percussi20 hom<strong>in</strong>em, sed Christi ymag<strong>in</strong>em et cont<strong>in</strong>uo sagwis emanauit.Duxit autem Judeus hom<strong>in</strong>em illum ad puteum et <strong>in</strong>de ymag<strong>in</strong>emChristi extraxerunt. Plaga autem adhuc <strong>in</strong> gutture ymag<strong>in</strong>isapparuit et Judeus christianus efficitur.Vgl, Nr. 91. Caes. v. Heist, Libri VIII Mirac, ed. Meisterp. 117 (lib. II Nr. 39).116.De vulneribus Christi effectus.25 [QJvidam nouicius <strong>in</strong> ord<strong>in</strong>e, dum propter <strong>in</strong>sipiditatemciborum et potuum ord<strong>in</strong>em exire uellet, quadam die ipso <strong>in</strong>mensa se dente et cogitante de ipsius exitu apparuit ei Christusostendens sibi vulnera manuum et pedum et lateris dicens:Quociens cibaria tibi sunt <strong>in</strong>sipida, tociens <strong>in</strong>t<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> vulnera30 ista et fiunt tibi dulcia et delicata. Tandem disparuit. Et taliterille faciens <strong>in</strong> ord<strong>in</strong>e permansit.


325Ähnlich Odo de Ceritona (Hervieux, Les Fabulistes Lat<strong>in</strong>s IVp. 269 Nr. XI); A. Meister, Die Fragmente der Libri VIII Miraculorum<strong>des</strong> Caesarius von Heisterbach, Rom 1901 S. 73 (lib. II Nr. 5).117.De penitencia siue de cruce.[LJEgitur de quodam latrone, qui post multa peccata confessacuidam heremite nullam uolens penitenciam agere. Cuitandem dixit heremita: Posses hanc facere penitenciam: vbicumqueante dom<strong>in</strong>i crucem ires, ut te <strong>in</strong>cl<strong>in</strong>ares et diceres 5vniim Paternoster. Qui hanc penitenciam libenter acceptansrecessit et <strong>in</strong>imici ipsius <strong>in</strong>sequebantur eum. Et fugiens uiditcrucem et recordatus penitencie cogitans, quod pocius uelletoccidi quam penitenciam non agere, et ante crucem procidensdixit Paternoster et statim <strong>in</strong>imici ipsum occiderunt. Venientes 10autem angeli dom<strong>in</strong>i animam eius ad eterna gaudia detulerunt.Quod heremite reuelatum. Ait: Dom<strong>in</strong>e, tanto ipse seruiuitibi et huic latroni tam pro [1941'^] modico remunerasti. Vadamergo et faciam, sicud latro ille fecit, ut et sie habebo paradysum.Et ut iret, precipitauit eum dyabolus et fracto coUo animam 15eius detulit ad <strong>in</strong>fernum.Die Geschichte begegnet <strong>in</strong> mannigfacher Form; siehe Meon,Fabliaux et Contes II 202; Jacques de Vitry (ed. Crane) p. 32Nr. LXXII <strong>und</strong> die Anmerkungen dazu; Engl. Studien XIV 165,XVI 434, XIX 177 ff. ; <strong>in</strong> Odo de Ceritona (aber nicht <strong>in</strong> der Ausgabevon Hervieux, Les Fabulistes Lat<strong>in</strong>s IV) kommt die Erzählunghandschriftlich vor Brit. Mus. Ar<strong>und</strong>el 231 Bd. I Bl, 75 V (vgl. Cat.of Rom. III 60 Nr. 12); Herolt (Discipulus), Promptuar. Exemplorum,de M XXV; Fiore di Virtü, Neapel 1870 p. 92, wo dieGeschichte den Vitae patrum zugeschrieben wird.Vgl. Aloys Meister,Die Fragmente der Libri VIII Miraculorum <strong>des</strong> Caesarius von Heisterbach,Rom 1901 S. 214 das Exempel im Anhang II Nr. i: Depoenitentia imposita. Daß die Buße im Gebet vor jedem Kreuzbesteht, f<strong>in</strong>det sich auch Cat. of Rom. III 557 Nr. 213 (Ar<strong>und</strong>el606 Bl. 5or).118.De ewkaristia et: Deus, quos uult et qualiter uult, vocat<strong>in</strong>suam fidem.[J]udeus quidam erat <strong>in</strong> Colonia, qui, ut luderet, Christianumse f<strong>in</strong>gens cum eis communicabat. Quadam uice post 20


326hoc seorsum secedens corpus dom<strong>in</strong>i ex ore sumens <strong>in</strong> manuponcns et, ecce, <strong>in</strong> manu eius puer paruulus apparuit, quemut uidit, turbatus aspexit et exspectabat et non disparuit idemmanens. Radius eciam a uertice pueri eleuatus celum pecyt5 ipsum testificans esse, qui illum<strong>in</strong>at omnem hom<strong>in</strong>em uenientem<strong>in</strong> hunc m<strong>und</strong>um. Judeus hec uidens ignorabat, quid facereposset. Tandem abyt et puerum occultare uolens ipsum <strong>in</strong>cymiterio sepeliuit et redyt ad suos. Mox dyabolus <strong>in</strong> specieuisibili eum vbique comitatus quiescere non permisit et, quid-10 quid ageret, eo non carebat. Expauens ille ad sepulchrumpueri cucurrit neque quiescere potuit dyabolo eum comitante.Sic triduo faciens radium adhuc de tumulo ascendere conspiciensad se reuersus cogitabat, quid ageret, et expauit. Cucurritad sacerdotem, actum suum confitetur, baptismum [194'"^]15 postulat. In testimonium alios uocat, uenerunt et splendoremcernunt et lucernam m<strong>und</strong>i latere sub modico pane hoc <strong>in</strong>sepulchro <strong>in</strong>ueniunt. Apparuit autem corpus Christi Christianis<strong>in</strong> ea forma, qua <strong>in</strong> ecclesia tractatur. Radius eciam cunctisapparuit pre gaudio flentibus.Die Geschiclite, die hier <strong>in</strong> Köln lokalisiert ist, begegnet ohneOrtsangabe im Cat. of Rom. III 590 Nr. 95 (14. Jhdt., Additional15833, aus dem oberösterreichischen August<strong>in</strong>erkloster Waldhausenstammend).119.20De Judeo baptizato; de virtute baplismi et sancte Marie.[Qjvidam puer Ebreus oues custodiens cum Christianis<strong>in</strong>terrogatus est ab eis, cur non esset Christianus ut ipsi. Quirespondit: Parentes meos timeo. Et illi: Vis, <strong>in</strong>quiunt, ut faciamuste Christianum? Et ille: Volo. Qui f<strong>und</strong>entes aquam25 super caput eius baptizauerunt eum <strong>in</strong> nom<strong>in</strong>e patris et fily etSpiritus sancti. Et benedicentes ei pacem dederunt. Et cumad domum parentum suorum reuersus fuisset, parentes ipsius<strong>in</strong>menso odore sunt repleti et nescientes, vnde tantus odor procederet,clausis ostys cogitabant a Christianis uenire. Tandem30 <strong>in</strong>uenerunt odorem illum a puero procedere, quem flagellantesrem per ord<strong>in</strong>em ipsis enarrauit. Parentes eius stupuerunt etcogitauerunt eum occidere, ne Christianus efficeretur.FA custodibalny eorum pecuniam dederunt, ut ipsum <strong>in</strong> cam<strong>in</strong>um succensumproiceret. Quod et factum est. Mane autem facto35 aduenit episcopus Judeorum balneari uolens et balnio frigido


327<strong>in</strong>uento stupent succensores cam<strong>in</strong>i, quia plura Hgna propterfaciendum balneum solito more conbusserunt. Quod audiensepiscopus [194va] de succensione cam<strong>in</strong>i hostium ipsius apperuit.Puer, qui <strong>in</strong>clusus erat, egressus est habens uultum angelicum.Et admirans episcopus iussit cedi succensores. Cum autem 5cederentur, confessi sunt sero se puerum iudeum <strong>in</strong>clusisse.Puer uero narrauit et adiecit, quod quedam mulier uenit etueste purpurea flammam excussit, et hec fuit beata virgo Maria.Vgl. Nr. 58; dazu Handschr. Paris, Bibl. nat. nouv. fonds lat. 13472(Ende 14. Jhdt., vorher Robertus de Bertries gehörig, dann im KlosterSt. Germa<strong>in</strong> <strong>des</strong> Pres) El. 29 vb ; der Knabe wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en rogusgeworfen; ebenda nouv. fonds lat. 10770 (Ende 14. Jhdt., früherim August<strong>in</strong>erkloster <strong>in</strong> Rebdorf) El. 2051*: Quomodo beata virgofilium cuiusdam iudei qui baptizatus fuerat eo <strong>in</strong>scio liberauit defornace ardenti. Caes. v. Heist., Libri VIII Mirac., ed. Meisterp. 147 (lib. III Nr. 18).120.Demonesadorantsacramentum et honorantsacerdotes sanctos.[I]n Meydeburg, ciuitate Saxonie, contigit tres socios iuuenes 10iilios diuitum ad extremum ad <strong>in</strong>opiam deuenire. De<strong>in</strong>de consiliaticuidam nigromantico se sociauerunt. Qui vix <strong>in</strong>ductus<strong>in</strong> quendam cellarium cum eisdem pueris <strong>in</strong>trans coniuransdyabolum circulum faciens, <strong>in</strong> quo subito ante mediam noctemlumen effulsit. Cellarium ornatur, throni parantur. A<strong>des</strong>t rex 15potentissimus cum militum multitud<strong>in</strong>e. Querit rex, quid uelletmagister. Qui respondit: Isti socy petunt diuicias dicentes setibi <strong>in</strong> omnibus uelle obedire. Rex ait: Cogitate VIII diebussiuelitis michi facere homagium Christum et suam misericordiamabnegando, <strong>in</strong>terim <strong>in</strong> tali loco <strong>in</strong>uenientes tantam pecuniam, 20quod medio tempore expendetis, postea deliberacione factaredire promittentes. Placet omnibus. Dum hec fierent, rexsurrexit, deposita Corona adorat cum venia, resedit <strong>in</strong>ceptaprosequens. Paulo post iterum [194^^] surrexit <strong>in</strong>cl<strong>in</strong>ans solummodonon adorans omn<strong>in</strong>o stupens. De quo admiratur 25magister, querit causam a rege, quare hoc fecerit. Post longumsuspirium dixit rex: Plebanus sancti Jacobi cum Christi corpore,saluatore m<strong>und</strong>i, transiens super plateam <strong>in</strong>firmum uisitauit,cui <strong>in</strong>cl<strong>in</strong>ando oportuit, ut ipsum adorarem, quia scriptumest: In nom<strong>in</strong>e dom<strong>in</strong>i omne genu flectatur celestium, terrestrium 30et <strong>in</strong>fernorum. Plebano uero redeunte s<strong>in</strong>e corpore Christi


328propter dignitatem sacerdocy me <strong>in</strong>cl<strong>in</strong>are oportuit. Audientesillipenitenciam agentes non redierunt, sed uitam suam <strong>in</strong> meliusmutauerunt.Die Geschichte ist <strong>in</strong> Magdeburg lokalisiert. Vgl. Thomas Cantipratanus,Apiarius lib. II c. 40: Im Jahre 1231 predigte gegen dieHäretiker Conradus (von Marburg) <strong>in</strong> Theutonia. Nach se<strong>in</strong>em Tode(1233) will e<strong>in</strong> Häretiker e<strong>in</strong>en Dom<strong>in</strong>ikaner gew<strong>in</strong>nen, <strong>in</strong>dem erihm verspricht, ihm Christus zu zeigen. Er führt ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Palast <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em Berge. Sie sehen auf Thronen e<strong>in</strong>en Rex cum Reg<strong>in</strong>a, beiihnen seniores quasi patriarche uel uelud apostoli astante permaximamultitud<strong>in</strong>e angelorum. Der Mönch hat heimlich das Sakramentmitgebracht <strong>und</strong> reicht es der König<strong>in</strong> mit den Worten: »Bist duMaria, so nimm de<strong>in</strong>en Sohn«. Sofort verschw<strong>in</strong>det der Zauber.Tantetenebre ibidem fuerunt, vt vix frater cum ductore suo ad montisexitum regredi potuerunt. Noch enger verwandt mit der vorliegendenErzählung ist die aus e<strong>in</strong>er Exempelsammlung Annulus pars Ic. 1 1 entlehnte, ebenfalls <strong>in</strong> Magdeburg lokalisierte Geschichte, diegedruckt ist <strong>in</strong> den Exempla (ed. Klapper 191 1) p. 48 Nr. 60; derGeistliche, der das Sakrament vorüberträgt, ist hier der Plebanussancti Johannis; ähnlich bei Gotschalk Hollen, Sermones hiemalesNr. 68 ; Cat. of Rom. III 644 Nr. 26 : In transmar<strong>in</strong>is partibus, alsoauf dem Festlande ; ebenda III 407 Nr. 3 wird die Geschichte vone<strong>in</strong>em clericus aus Bill<strong>in</strong>g Hall <strong>in</strong> der Parochie St. Peter-le-Bailleyzu Oxford vom Jahre 1298 erzählt; der clericus wird Franziskaner ;ebenda III 505 Nr. 22 ohne Orts- <strong>und</strong> Zeitangabe (Hs. Harley 2851um 1300); III 545 Nr. 62 (Ar<strong>und</strong>el 506 aus Ma<strong>in</strong>z stammend)verlegt die Geschichte nach Paris; III 675 Nr. 18 (Harley 2346,Mitte 14. Jhdt.) br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e ähnliche Vision; hier sieht e<strong>in</strong> Jude,wie die Dämonen das Sakrament verehren.121.Per que quis peccat, <strong>in</strong> illis punitur.5 [SJacerdos quidam uocatus pro vnccione extrema ad quendamvirum <strong>des</strong>pectum et miserum, qui semper mala et turpialoquebatur et specialiter de sacerdotibiis, quem cum sacerdos<strong>in</strong>vngere uellet, uolens att<strong>in</strong>gere labia sua, os suum tantumexcreuit, ut totam faciem horribiliter operiret. Sacerdos timens10 ac stupens, quando os discernere non posset, manum retraxit.Quo orante pro peccatore statim visibiiiter caro illa <strong>in</strong> formamprist<strong>in</strong>am est reuersa. Attentat ille <strong>in</strong>vngere, quod et factumest. Sacerdos admiracione postposita iustum dei iudicium <strong>in</strong>tellexit,quia, per quod quis peccat, <strong>in</strong> illo punietur. Domum15 reuertitur <strong>in</strong>firmum deo commendando.


329122.De virtuteconfessionis.[165 ra] [JJvLienis quidam dyabolo se commendans diu sibiseruierat. Timens ergo dyabolus, ut iuuenem amitteret, quadamdie <strong>in</strong> forma hom<strong>in</strong>is, puta sui socy, ipsi apparens dixit:Eamus ad ripam flum<strong>in</strong>is foris ciuitatem, uolens eum precipi- 5tare. llle autem annuens nee <strong>in</strong>telligens, quis esset. Processeruntautem <strong>in</strong> uia circa quandam ecclesiam. Uidens <strong>in</strong> ea,quos eciam diligeret, ecclesiam <strong>in</strong>trauit dyabolo ipsum forisexspectante. Juuenis ibidem exemplo aliorum confitebatur.Dyabolus foris stans s<strong>in</strong>gulos ecclesiam exeuntes quesiuit de 10suo socio. Postremo iuuenis egressus ecclesiam. Dixit ad eumdyabolus: Uenitne socius meus? Cui ille: Cognoscisne illum?Cui dyabolus: Vtique cognoscerem, si esset sicut prius.Responditiuuenis: Ego sum, qui heri tuus erat socius, sed de tua socialitatedeus me misericorditer liberauit. 15Vgl. Exempla (ed. Klapper) p. 47 Nr. 57, wo als Quelle Annulusc. 14 angegeben wird; Cat. of Rom. III 604 Nr. 7.123.Item de virtute confessionis.[Q]vidam demoniacus (qui) peccata hom<strong>in</strong>um prouulgareconsueuerat. Et cum quidam miles suam vxorem suspectamhaberet, cum alio milite venit ad demoniacum vxoris sui(l)fac<strong>in</strong>us explorare cupiens et illum suspectum militem secum 20duxit. Timens autem miles cum vxore suspicari, quia verumerat, sua peccata confitebantur hoc proposito amplius non faciendi.Venientes autem ad demoniacum [195^^] quesiuit ab eo miles,qualem haberet vxorem. Et cum demoniacus tytubaret, dixitmiles: Die michi occulte, si times dicere coram astante. Cui 25demoniacus: Nescio, quid dicam, quia multas habui turpitud<strong>in</strong>es<strong>in</strong> mea scriptura, sed illas <strong>in</strong>uenio omnes deletas. Et siesuspicionem euaserunt. Beati, quorum remisse sunt <strong>in</strong>iquitates «et quorum tecta sunt peccata !Ähnlich Jacques de Vitry (ed. Crane) p. iio Nr. CCLXIII; GestaRomanorum ed. Oesterley Nr. 13; Cat. of Rom. III 21 Nr. 81, III599 Nr. 5: Narrauit quidam magister Parisiensis; ebenda III 659Nr. 171.


330124.De virtitute vere contricionis bonum.[Q]vedam meretrix audiens vnum sacerdotem predicantemde contricione, que est pars summa penitencie, illa <strong>in</strong>effabilitercontrita pre dolore confessionem differre non ualens. Sed quia5 confessorem habere non potuit, surgens coram hom<strong>in</strong>ibus petita predicante confessionem. Dissimulans sacerdos vlteriuspredicans, iterum illa plus mota petit sicud prius et <strong>in</strong>stanciuspetit.Respondit dom<strong>in</strong>us, quod cito term<strong>in</strong>are uellet sermonem.Surgit illa <strong>in</strong> impetu spiritus et alta uoce dixit: Dom<strong>in</strong>e, si non10 audieritis a me confessionem, ego moriar. Sermonem ergo illoprosequente mulier moritur. Clamor hom<strong>in</strong>um extoUitur, dom<strong>in</strong>uset omnes turbantur. Sed dom<strong>in</strong>us <strong>in</strong>dicens silencium<strong>in</strong>iungit fieri oracionem ad dom<strong>in</strong>um, ut reuelet statum peccatricis.Et subito reuixit et dixit se ad uitam eternam transi-15 turam s<strong>in</strong>e penis purgatory propter contricionis hab<strong>und</strong>anciam.Facta autem ipsius confessione et absolucione recepta ad uitamtransiuit sempiternam.125-De confessione et penitencia mirum.[195 vaj [E]rat quidam iuuenis rex, orbatus patre et matre.20 Sponsam sibi congruentem perquiri fecit non attendens diuiciaset possessiones, sed morum effectum et uirtutum. Contigit <strong>in</strong>terhec, quod quedam nobilis puella diues et formosa ualde similitervtroque orbata parente affectans et petens a suis consiliaribusmatrimonium. Cuius sapienciam et formam predictus25 rex affectans tandem per nunccios ipsam petens apud suos probatur<strong>in</strong> vxorem. Qua consenciente dies nupcialis constituitur.Mittit rex suum marschalcum pro sponsa magno cum apparatu,ut ipsa sibi adduceretur honestius, sicut decet. Sed idem marschalcuspuellam concupiscens eius forma corruptus fuit, ipsam30 <strong>in</strong> via nocte quadam nugatorie et vi oppressit fraudulanter etocculte. Que se confusam senciens ipsum quadam nocte dormientemoccidit et quandam puellam sibi familiarissimam uocanssibi suam aperuit molestiam. Que aduocato seruo coqu<strong>in</strong>e,qui <strong>in</strong> domo predicte puelle nutritus fuerat a iuuentute, eas35 iuuare rogant auferre mortuum et ea silere. Quid plura!Miser ille <strong>in</strong> nuUo uoluit consentire, nisi puella eidem pro-


331mitteret, quod uoluntatem e<strong>in</strong>s perficeret, ipsam similiter conciipiscens.Et castrum siue pallacium, <strong>in</strong> quo hec perpetratasunt, [195 ^*^] aqua rapida pertransibat, ad quam a Castro altumerat precipicium. Predictus uero seruus sursum scandens antefenestram, per quam mortuum deicere nitebatur, vna cum 5mortuo per puellas deicitur. Quibus euadentibus res solatur,id est, occultatur. Nupcie celebrantur. Tandem per annosplures reg<strong>in</strong>a predicta confiteri disponens habebat capellanum<strong>in</strong> curia, quem de domo sua secum adduxerat. Quem rexamore reg<strong>in</strong>e promouerat <strong>in</strong> episcopum. De quo reg<strong>in</strong>a pre- 10sumens eadem sibi confitebatur. Quibus cognitis ait <strong>in</strong>felixepiscopus: Nunc aduenit, quod omnibus diebus vite mee afifectaui,et nisi meam uoluntatem feceritis, per <strong>in</strong>famiam apudregem et omne regnum uos conf<strong>und</strong>am. Qua recusante et diu<strong>in</strong>em.isericordie se committente rem prodit episcopus. Cui rex et 15omnis populus credit ut veraci. Dolens rex, quia ipsam tenerrimedilexit, iudicio tamen suorum contraire noluit, abiudicataea, gloria regali priuata cum pueris ad propria remittitur.Que transiens venit ad quandam capellam, quam <strong>in</strong>trans aquodam sancto viro missam audiuit. Cuius deuocione mota 20totum suum statum ipsi <strong>in</strong>notuit. Qui lacrimatus est ualde etpro Omnibus suis peccatis <strong>in</strong>iunxit ei, ut cicius reuersa tali seiudicio [iQöra] subiceret, ut coram toto regno <strong>in</strong> sua camisia<strong>in</strong>ermis armato episcopo confligere uellet ita, quod ferrum hastenudo suo pectori uellet applicare et lignum pectori episcopi 25armati sue haste apponere. Et hoc fecit ille sanctus homo,ut hec mors, si obiret, esset penitencia sufficiens mulieris.Absque mora illa regreditur et se coram rege et coram totoregno obligabat ad predicta. Stupent omnes. Sentencia contirmatur.Inito certam<strong>in</strong>e deo adiuuante iusticia preualuit et 30pectus predicti episcopi, ut male egerat, cernentibus cunctisperforatur et Jhesus , Marie filius, adiutor <strong>in</strong> oportunitatibus,ab Omnibus collaudatur.Vgl. R. Köhler, Kle<strong>in</strong>ere Schriften II 393 u. 397;Cat. of Rom.III 259 Nr. 77.126.De obediencia et karitate bonum.[QJvidam pecyt recipi <strong>in</strong> monasterium, quem abbas propter 35ruditatem assignabat pistori. Cuius experta simplicitate ac ruditatepistor <strong>in</strong> multis ut fatuum aggrauabat, que omnia longani-


332miter et pacienter propter deum sufferebat. Accidit <strong>in</strong> quadamnecessitate, ut furnus solito more plus succensus purgari deberet.Quem ille pistor ut oculum commisit purgandum. Cuius verbipondus ille simplex attendens, cum aliter purgare nesciret,5 furnum candentem <strong>in</strong>greditur et soUicite purgauit. Venit pistor[196 vb] et non <strong>in</strong>uento illo iratus clamabat: Vbi est fatuus ille?Cui ille de furno respondit: Hie sum. Ego feci, quod mandasti.Stupuit ille dicens, quomodo <strong>in</strong> hoc furno non conbureretur.At ille frater: Si tantam karitatem haberes, flamma tibi non10 noceret. Ignem enim karitas <strong>in</strong> meo pectore temperat et refrigerateffectum flamme materialis.In der Vita s. Guilelmi ducis ac monachi Gellonensis <strong>in</strong> Gallia(gest. um 812) auctore gravi anonymo (saec. IX), Ausg. von Car.Stengelius, Aug. V<strong>in</strong>del. 1611 p. 74— 102; daraus <strong>in</strong> Andr. EborensisLusitanus, Exemplor. memorab. tomus posterior, Coloniae 1594p. 685.127.De: Quidquid agas, prudenter agas.[Ejrat quidam ex iuuenis, qui quadam uice uenit cum suisad n<strong>und</strong><strong>in</strong>as s<strong>in</strong>gula perlustrans. Vidit <strong>in</strong>ter cetera quendam15 senem venerabilem et prudentem et coram eo mensam uacuam.Stupent cuncti. Post hec querit ab eodem rex, quid habeatuendere. Ait ille: Sapienciam. Rident omnes. Tunc rexamplius rem <strong>in</strong>uestigare uolens querit, pro quanto habeat uenderesapienciam. At ille: Pro centum marcis uel pro mille20 uel pro toto regno uestro. Mirantur omnes. Et rex <strong>in</strong>quit:Vendite michi sapienciam pro centum marcis. Datis ergo centummarcis solum hoc recepit documentum: Quidquid agas, prudenteragas et respice f<strong>in</strong>em. Fit <strong>in</strong>gens et magna kach<strong>in</strong>acio, sedrex modicum deliberans verbum non parui pendit, sed cottidie25 <strong>in</strong> mente rum<strong>in</strong>ans propter precy quantitatem verbum m<strong>in</strong>imetradidit obliuioni. Sed idem uerbum super l<strong>in</strong>tiam<strong>in</strong>a, supermanuteria et mensaha et [i96J^bj balniam<strong>in</strong>a coaptare permisit.Facta autem post hoc conspiracione suorum contra ipsum rasor<strong>in</strong>ductus, ut eum occideret, dum ipsum rädere deberet, qui30 tamen litteras nouit. Contigit autem nutu dei, ut rasor oculossuos leuaret ad scripturam, quam rex habuit <strong>in</strong> balneam<strong>in</strong>e,scilicet: Quidquid agas etc. Expauescens totus tremuit. Quodrex aduertens graciam suam sibi promisit, si sibi causam huius


333enarraret. Quo facto pociores condempnantur et rex liberaturet factum et dictum ab omnibus collaudatur propter emptamsapienciam.Vgl, Gesta Romanorum (ed. Oesterley Nr, 103; ed. Dick c. 162);Haureau, Notices et Extraits de quelques manuscrits VI p. 5 ; PietroToldo <strong>in</strong> Herrigs Archiv Bd. 117 (1906) S. 303.128.De sene <strong>in</strong> <strong>des</strong>erto temptato per fem<strong>in</strong>am.[Q]vidam frater erat <strong>in</strong> superioribus partibus Egypti, qui 5solus sedebat <strong>in</strong> <strong>des</strong>erto loco. Et ecce, per suggestionemSathane mulier quedam <strong>in</strong>honesta audiens dicere de illo iuuenibusdixit: Quid uultis michi dare, ut ego deponam illumsolitarium? Ulis promittentibus pecuniam vespere quodam, uterrans, uenit ad cellam viri dei, qui uidens eam ait: Quomodo 10huc venisti? Que quasi cum fietu dixit: Errando huc perueni.Qui misertus ei duxit eam <strong>in</strong> atrium et ille <strong>in</strong>trauit cellam etclausit post se. Et illa clamabat: Pater, fere comedent mehie! Ille uero turbatus et timens dixit: Vnde michi venit hecira dei? Et aperto ostio <strong>in</strong>tromisit eam. Cepitque dyabolus 15Stimulare cor eius, et cum animaduerteret, ait <strong>in</strong>tra se: Istesunt temptaciones dyaboli. Et surgens, cum <strong>in</strong>flammaretur,lumen accendens [196 ^l^] ait: Qui se mulieribus <strong>in</strong>qu<strong>in</strong>ant, <strong>in</strong>tormentum ibunt, Vide ergo, si possis sust<strong>in</strong>ere ignem <strong>in</strong> eternum.Et misit vnum digitum <strong>in</strong> ignem. Qui cum eum arderet, 20pre magna libid<strong>in</strong>e vix sensit, quia concupiscencia <strong>in</strong>flammatus,et sie per ord<strong>in</strong>em omnes digitos <strong>in</strong>cendebat. Cum hec illauideret , exanimis facta est. Mane facto ueniunt iuuenes socydicentes: Vbi est illa? Ecce, <strong>in</strong>quit, ibi dormit. Et iacebatmortua. At ille ostendens manus ait: Ecce, quid fecit michi 25ista. Et narrauit eis per ord<strong>in</strong>em, que acciderant. Ipse autempro malo reddens bonum eam suscitauit dei adiutorio a mortuis,que postmodum caste uixit et sequta est dom<strong>in</strong>um.Quelle s<strong>in</strong>d die Vitae patrum (Migne, Series lat, LXXIII, 883).129.De temptatione.[L]Egitur <strong>in</strong> vitas patrum, quod, cum quidam v<strong>in</strong>cere non 30possent quendam castum hom<strong>in</strong>em per tormenta, fecerunt illum


334ligare <strong>in</strong> loco delectabili et puellam pulcherrimam sibi adduxerunt,dyaboli filiam, ut ipsum placito vultu, leni tactu(ipsum) ad peccandum hortaretur. Ille autem, cum se aliterdefendere non posset, l<strong>in</strong>gwam propriam momordit et ipsam <strong>in</strong>5 eius faciem conspuit et sie euasit.Quelle s<strong>in</strong>d die Vitae patrum (Migne, Series lat. LXXIII, lo);der Eremit ist Paulus.130.Super: Date et dabitur vobis.fAjCcidit quodam tempore, [cum] <strong>in</strong> abbacia sancti Egidypauperes et hospites recipiebantur, elemos<strong>in</strong>as, oblaciones,suffragia ab <strong>in</strong>troeuntibus receperunt. Et quidam frater uenit10 abbas^), qui tota cupiditate merus hospitalitatem [197'"*] etelemos<strong>in</strong>am pro maxima parte <strong>in</strong>terdixit. Quo facto cessauitpopuli deuocio neque eis datum uel oblatum fuit sicud prius,propter quod ad magnam deuenerunt paupertatem. Cum ueroad paupertatemdeuenissent et pluribus iam grauarentur debitis,15 fratribus causam nescientibus requirunt. Tunc dixit quidam <strong>des</strong>enibus: Audite causam. Erat quidam bonus <strong>in</strong> monasterio,qui uocabatur: »Date«, et quidam abbas propter cupiditatemillum expulit et statim quidam frater eius, illius, qui recessit,nom<strong>in</strong>e: »Dabitur uobis« illum sequebatur recedens a claustro.20 Qui dum parabolam hanc non possent <strong>in</strong>telligere, exposuit dicens:Quando dabamus, dabatur nobis,postquam non dedimus, nonrecipimus. Et hec est causa, propter quam ad tantam deuenimus<strong>in</strong>opiam.Ähnlich bei Odo de Ceritona (Hervieux, Les Fabulistes Lat. IVp. 306 Nr. CIX); Et. de Bourbon p. 131 Nr. 153 nach fr. Galterusde Leus, der die Geschichte vom Kloster S. Victor <strong>in</strong> Marseille erzählthaben soll; Th. Wright, Lat<strong>in</strong> Stories Nr. 123; B. Ilaureau,Notices et Extraits de quelques manuscrits lat<strong>in</strong>s IV (1892) p. iio.131.De Petro Thelonario; de elemos<strong>in</strong>a.25 [LJEgitur de Petro Thelonario, qui prius fuit <strong>in</strong> curiaimperatoris Constant<strong>in</strong>opolitani, quod numquam elemos<strong>in</strong>amdaret. Quidam pauper ab alys conpulsus promisit se ab illo^) Hs. alias.


335aliquid accepturum. Qui cum Petro ei obuiam uenienti deecclesia fecisset <strong>in</strong>stanciam, proiectus est ab eo cum cuneo. Cumautem Petrus obdormisset, uidit se duci ad Judicium, et cumdyaboli multa mala ponerent <strong>in</strong> stateram, solus cuneus, quem<strong>in</strong>portune proiecit, plus omnibus malis ponderauit. Qui post- 5quam euigilasset, cuncta [197•"^j bona sua dedit pauperibus.Post omnia pauperi nudo dedit uestem, quam postea uenalemuidit <strong>in</strong> foro, de quo turbatus est. Sed <strong>in</strong> nocte dictum est ei:Non eures, quod ipsi dono tuo faciant, cum tu bona <strong>in</strong> memoriaillis tribuis. Postea erogatis omnibus et relictis cogit seruum 10suum, ut ipsum venderet et precium pauperibus daret.In den Vitae patrum (Venedig 15 12 Bl. 124^!}) wirft er demArmen e<strong>in</strong>en Ste<strong>in</strong> entgegen ; vgl. Jacobus a Vorag<strong>in</strong>e, ed. Graesse(1846) p. 127 cap. 27. Quelle ist die Historia s. Petri Telonarii(Migne Serie graeca, Bd. 114 Sp. 927).132.Temptacio de esu carnium et de confessione.[M]onachus quidam, dum temptaretur de esu carnium, adsororem suam ueniens, rogauit, ut sibi carnes prepararet <strong>in</strong>aliquo secreto loco. Quo facto eo sub quadam fenestra sedente 15ait frater sorori: Male hie sedeo, quia forsitan hie uidebor.Cum autem alium locum peteret sub doleo absconsus, eleuansoculos uidit vnum oculum se videntem. Qui confusus <strong>in</strong> suocorde relictis carnibus nimium dolens redyt ad claustrum; preuerec<strong>und</strong>ia non est ausus confiteri. Et sibi ipsi pro penitencia 20posuit, quod, quidquid ab ipso propter deum peteretur, nunquamesset negaturus. Tandem deus, qui uult omnes hom<strong>in</strong>essaluos facere, nolens eum perire <strong>in</strong> forma leprosi uenit ad portamclaustri, quam ille custodiebat, petens sibi aliquid pro dei amoredari. Postquam elemos<strong>in</strong>am accepisset, iterum pulsat. At ille: 25Nimis, <strong>in</strong>quit, pulsas, sed fiat, quod vis. Quo facto ait leprosus:Caput michi laua. Inuitus est; tamen dei amore uictus lauitcapud eius et uidit <strong>in</strong> uertice ipsius oculum ac mirans ait:Quidnam est hoc? Cui ille: Oculus est, [197^*] <strong>in</strong>quid, qui vidit,quod carnes sub doleo comedere uoluisti. Et monachus territus 30ad pe<strong>des</strong> dom<strong>in</strong>i procidit ueniam postulans. Cui dom<strong>in</strong>us:Non te perire uolui. Ideo huc ueni. Uade confiteri peccatatua et salueris. Qui iussa conplens est saluatus.Quelle ist Petrus Damianus, Opus XLII: De non fallenda fideDeo obstricta (Migne, Series lat. CXLV, 671); ähnlich Cat. ofRom.III 433 Nr. 37. Literatur <strong>in</strong> Herrigs Archiv Bd. 118 (1907) 69.


336133-De iusticia et virtute gratitud<strong>in</strong>is exemplo serpentis.[V]ir quidam iustissimus nuUi iusticiam et iudicium negabat.Tandem cecus factus vnico filio suo negocia sua commendabat,qui iuuenis et <strong>in</strong>discretus negligenter mandat<strong>in</strong>n patris ad<strong>in</strong>pleuit.5 Pater turbatus resumpto iudicio sie statuit, ut, quicunque pregrauaretnr,campanam tangeret publice pendentem moxque rexaudiens uocaret grauatum et per hunc modiim, licet cecus,iudicium uerum restaurauit et sie multi taliter uenientes iudiciumiustum <strong>in</strong>uenerunt. Et ecce, mirabilel Hoc quidam10 serpens aduertit, quod multi gementes et afflicti campanamtangentes leti ad propria redierunt. Quadam die, dum nem<strong>in</strong>ema<strong>des</strong>se conspiceret,uenit ad campanam et eam mouit et sonitumfecit. Statimque ad regis preceptum pulsans requiritur; m<strong>in</strong>ime,qui pulsaret, <strong>in</strong>uenitur. Iterum pulsans queritur et tandem15 serpens pendens <strong>in</strong> campana <strong>in</strong>uenitur. Quod factum utiquenuncciatur et serpens sibilans ad regem deportatur et, quiaserpens mitissimus esset, (qui) ad pe<strong>des</strong> regis prouolutus tristiciamsibilans propalat queremonys. Rex [197vbl prudens et <strong>in</strong>telligensanimal turbatum (et) considerans ait seruis suis: Sequem<strong>in</strong>i20 hunc serpentem <strong>in</strong> locum, quem uobis ostenderit, iusticiam facientes.Insequti famuli serpentem quendam sepem ueteremtransilierunt, subtus quem mox rumpentes <strong>in</strong>uenerunt bufonemmagnum oua serpentis <strong>in</strong>cubantem. Quem prot<strong>in</strong>us occideruntet rem prot<strong>in</strong>us regi narrauerunt. Post anni circulum redyt25 serpens ut prius pulsans et iterum requisitus <strong>in</strong>uentus est adregem portatus. Ante pe<strong>des</strong> eius collocatus beneficy non <strong>in</strong>memorprist<strong>in</strong>i lapidem preciosum euomit, qui ocults regis appositusillum<strong>in</strong>auit eum. Sic et dom<strong>in</strong>us iusticiam mirabiliter <strong>in</strong>presentiremunerauit.Vgl. Gesta Romanorum Nr. 105; Maßmann, Kaiserchronik III997—1002.134-30 De Reynoldo iusticiario.[CJOmes quidam Reynoldus diu <strong>in</strong>firmatus audiens <strong>in</strong> lectoclamorem <strong>in</strong> ciuitate querit causam. Velant famuli. Tandemrex precipit punire communicantem, nisi causam referat. Dixerunt,quod filius eius vnicus et tocius terre successor virg<strong>in</strong>em35 quandam ofifendisset, pro qua tota ciuitas turbaretur. Comes


337hec audiens grauiter turbatur. Pecyt sibi dari cultellum acutumdicens, quod uellet vngwes abscidere. Post modicum tempusiubet a<strong>des</strong>se filium. Numquid, <strong>in</strong>quit, scis te esse filium meumac me esse iudicem terre huius et dom<strong>in</strong>um? Cui filius: Scio,<strong>in</strong>quit, pater. — Quare ergo tantum scelus <strong>in</strong> meo dom<strong>in</strong>io 5perpetrasti? Quo tacente pater ait: Absit, ut tarn nephariumlieredem rel<strong>in</strong>quam et talem dom<strong>in</strong>um. Hys dictis cultellocor ipsius transfixit et eum <strong>in</strong>terfecit. Sex diebus transactis<strong>in</strong>firmitate <strong>in</strong>ualescente quendam suum confessorem uocauit.Confitetur et communicare uolens. Cui confessor: Cur, <strong>in</strong>quit, 10dom<strong>in</strong>e, de <strong>in</strong>terfeccione fily tacuisti. Cui comes: Absit, dom<strong>in</strong>e,ut illum dicam filium, qui reus mortis transgressor iurisse fecit <strong>in</strong>dignum; ideo non filium, sed legis transgressorem,cum iudex sim, occidere illum pocius uolui, quam iustum iudiciumnon iudicarem. Tu autem , dom<strong>in</strong>e, contra legem dei 15mei me iudicas, qui dicit <strong>in</strong> Deuteronomio: Parentes <strong>in</strong> filiosprimo debent <strong>in</strong>surgere. Ego vero me, quia non vis, ad tribunalChristi appello, ubi deo respondcre uolo. Sed peto, exquo me communicacione <strong>in</strong>dignum iudicas, ante transitummeum corpus dom<strong>in</strong>i michi ostendas. Quod cum oblatum 20esset et super corporate locaretur, dixit comes: Dom<strong>in</strong>e JhesuChriste, ego ad te appellaui, ostende nunc iudicium tuum. Etcorpus dom<strong>in</strong>i se eleuans <strong>in</strong> aera ori suo se adiunxit.Unsere Erzählung nennt den Vater Reynoldus iusticiarius ; beiFulgosus, Factorum et dictorum memorabilia, Antwerpen 1565, lib. Ip. 108 heißt der Vater Erchembaldus Burbatius (für Brabantius) <strong>in</strong>Germania, ebenda p. 405: De Erkembaldo Brabanto ; der Vater ruftden Sohn ans Krankenbett, <strong>und</strong> <strong>in</strong>dem er sich den Ansche<strong>in</strong> gibt,ihn zu umarmen, ersticht er ihn; Cat. of Rom. III 613 Nr. 92, woder Vater Erkenwaldus de Burbam heißt; Quelle ist hier Caes.Heisterb. Dial. mirac. IX 38.135-De Septem coronis monacho ostensis.[Q]vidam senex erat <strong>in</strong> Thebayde <strong>in</strong> spelunca, qui habebat 2>discipulum probatum. Consuetudo autem eius erat, ut senexdiscipulum <strong>in</strong> uespere [lOS"*^] doceret et tunc faceret dormire.Quadam autem uice <strong>in</strong>fra ammonicionem obdormiuit senex etcogitabat discipulus recedere. Sed fortiter sepcies cogitacioniresistit et non abyt. Post mediam noctem euigilauit senex et 30Klapper, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 22


338uidit eum <strong>in</strong> eodem loco assidentem. Dixit: Vsque nunc nonrecessisti? Postea dimisit eum. Sed post hec senex, cum sederet,factus est <strong>in</strong> exthasi et, ecce, quidam ostendebat eilocum gloriosum etsedem <strong>in</strong> eo et super sedem Septem Coronas5 et <strong>in</strong>terrogauit eum, quid hoc esset, et dixit ille: Discipuli tui;et hunc locum quidem et sedem donaui ei et septem Coronashas promeruit hac nocte. Audiens hec senex tremefactus uocatdiscipulum et ait: Die michi, quid fecisti hac nocte. Factumautem nichil sibi consciuit et non habebat, quid responderet.10 Sed dixit: Ignosce michi, pater, quia nichil scio, nisi quodsepcies de dormicione <strong>in</strong>pugnatus restiti, quia non fui licenciatusa te. Audiens autem senex et statim <strong>in</strong>tellexit, quod,quociens restitit dormicioni sue, tocies coronabatur.136.Pulcrum de carnispriuio et verbo dei.15 [A]nte quadragesimam vnus hermita vic<strong>in</strong>um suum uisitauit.Qui cum consederunt et antequam <strong>in</strong>cipiunt capere cibum corporalem,de vita eterna conferentes spiritum sanctum receperunt.Qui spiritu sancto repleti et dulced<strong>in</strong>e coloqucionis affecti pertotam quadragesimam [198va] durantes ignoranter ad commu-20 nionem <strong>in</strong> die cene cum ceteris heremitis per heremum dispersis<strong>in</strong> cenobio, ad quod more solito pro communione conuenireconsueuerant, non venerunt. Abbas ergo cum ceteris,qui conuenerant, eos absentes requirebat. Quos tandem <strong>in</strong>ueniens<strong>in</strong> cella sedentes alta uoce uociferantes ad<strong>in</strong>uicem <strong>in</strong>25 mensa oua cernens plurimum eos arguens, cur sie deceptoresessent, quoniam alys communicantibus et castigantibus ipsi ut<strong>in</strong>fideles pagani conuiuarent. Stupefacti responderunt: Patersancte, non licet nos huiusmodi manducare, cum sitante quadragesimam?Cognouerunt ergo pariter, quod a dom<strong>in</strong>o factum30 est hoc mirabile et omnes simul dom<strong>in</strong>um glorificauerunt degracia accepta.137-Super: Primum querite regnum dei.[PjRimum querite regnum dei. Duo sutores erant socy,qui labore manuum suarum sustentabantur. Vnus eorum habe35 bat vxorem et pueros, alter uero solus remansit. Qui autem


339vxorem habuit, ecclesiam frequentare solebat et oracioni <strong>in</strong>tendebatet fauente deo necessaria acquisierat. Alter uero soluserat et de tali deuocione non curabat, vnde neque sibi necessariarequirere poterat. Mirabatur super hoc et <strong>in</strong>dignabaturad socium dicens: Non eadem arte sustentamur, cum simus 5sutores? Et vxor tua et pueri tui et tu ipse sufficitis, ego autemmichi soli non sufficio. [198 vb] At ille respondit: Ego thezaurum<strong>in</strong> secreto loco habeo, et si vis cottidie ire mecum,dabo tibi partem. Consensit ille et <strong>in</strong>cedit sequi ipsum adecclesiam et similia faciens <strong>in</strong>cepit prosperari, quia benedixit 10ei deus. Videns ergo prior, quia melioraretur res ex ipsiusdoctr<strong>in</strong>a, dixit ei: Scias me, socie, nullam pecuniam <strong>in</strong>uenisse<strong>in</strong> hoc loco, sed scio dom<strong>in</strong>um <strong>in</strong> ewangelio dicere: Primumquerite regnum dei et omnia adicientur uobis.138.De Amico et Amelio. 15[Q]vidam nobilis comes <strong>in</strong> Francia et miles quidam Britannusvno eodem tempore filios vnicos <strong>in</strong> omnibus similesgenuerunt et ex deuocione Romam eos miserunt illos ad baptizandum.Qui <strong>in</strong> ciuitate Lucca conuenerunt, sibi mutuo, utpoterant, alludebant, miram deuocionem nutibus preferentes. 20Qui simul producti Romam uenerabiliter sunt baptizati. Quospapa cum nobilibus Romanis de fönte leuans, et quia similimierant, eis cyphos duos similimos preciosos et deauratos promunere est largitus.Pueri uero ad propria s<strong>in</strong>e omni separacionedolosa sunt reducti. Qui progressu temporis <strong>in</strong> veris virtutibus 25ac fauorum augmento populorum mirabiliter profecerunt^).Qui post mortem patrum suorum plurimum uidere se affectabant.Filius comitis uocabatur Amelius, filius uero militis uocabaturAmicus. Amicus disposita [199^'^) domo sua multo temporeAmelium querens. Tandem Parisius <strong>in</strong>uenit, quem ut sibi <strong>in</strong> 30omnibus similimum prot<strong>in</strong>us recognouit. Tunc conglut<strong>in</strong>atisanimis fedus amoris <strong>in</strong>ierunt et regi Francie pariter seruierunt.Contigit posthec, ut Amelius familiaritatem contraheret cumfilia regis et ab vno milite apud regem suspectus accusatusest. Qui uocato Amelio crimen sibi obiecit; Amelius constanter 35negauit per duellum ab accusacione se expurgans. Socio uero^) Hs. proficiserunt.22'


340Amico rem aperuit, qui confortanit eiim et ait: Reuertere addomum meam et ad coniugem meam, quia ibi sub specie mealatitabis, et ego, quia <strong>in</strong>nocens sum, nom<strong>in</strong>e tuo pugnabo.Sicque factum est. Recedit nocuus Amelius et remanet Amicus5 pugnaturus <strong>in</strong>nocuus. Ad duellum autem multis spectantibnsambo properant, accusator et Amicus. Sed accusator v<strong>in</strong>cituret Amico filia regis traditur. Amicus fidelis existens Ameliumreuocauit, victoriam et regis filiam eidem rel<strong>in</strong>quens ad propriareuertitur. Cui postea vxor eius <strong>in</strong>toxicata prop<strong>in</strong>ans lepra <strong>in</strong>-10 ficit. Qui Omnibus suis odibilis Romam mendicando pergit etaliquantulum ibi apud patruos suos commorans pre uerec<strong>und</strong>iarecessit multo tempore vbique [iQQ'*^] degendo. Qui eciäm posthec <strong>in</strong> Franciam venit. Sed vbique <strong>in</strong>cognitus. Tandem antecuriam Amely accepit elemos<strong>in</strong>am. Sed cum dispensator Amely15 panem sibi largiretur, occurrens sibi Amicus et ad cyphumsuum, quem ad lianc horam seruauerat, elemos<strong>in</strong>am accepit.Intrans autem dispensator dixit dom<strong>in</strong>o suo: Dom<strong>in</strong>e, videocyphum <strong>in</strong> manu cuiusdam leprosi ,qui est similimus cyphovestro. Tunc amicus ait: Cito adducite michi hunc hom<strong>in</strong>em,20 quia fidelissimus est amicus, quamuis leprosus. Adductus etualde <strong>in</strong>uitus ab Amelio et vxore eius osculum cum multis accepitlacrimis. Tunc Amelius omnia vxori sue, que fecerat sibiAmicus, aperuit et eum cottidie <strong>in</strong>ter se collocauerunt. Postmultum tempus sompnum habuit, quod aliter non posset curari,25 nisi Amelius duos suos paruulos occideret et <strong>in</strong> eorum sangw<strong>in</strong>ese lauaret. Hoc sompnium Amicus Amelio recitauit <strong>in</strong> solacio.Qui ponderans fidelitatem socy et ad memoriam reuocans nitebaturfilys orbari, quam fidem ad socium moliretur. Quodammane (cum) <strong>in</strong> errore maximo cum cultro <strong>in</strong> lecto paruulos30 sibi colludentes perfodit et accepto sagw<strong>in</strong>e eorum sociumrenitentem, sed pocius perpetuam lepram eligentem purificansex toto sanauit. Qui sanatus de puerorum socy sui nece tantum[199^^1 doluit, ut dom<strong>in</strong>um cum lacrimis pro eor<strong>und</strong>em resuscitacioneobnixius deprecaretur.Cuius fidem dom<strong>in</strong>us <strong>in</strong>spiciens35 pueros mortuos viuificans; omnibus ortum gaudium <strong>in</strong>effabile.Referente[s] igitur deo gracias eidem usque ad obitum eorumpariterseruientes.Deutsche Bearbeitung im Seelentrost, Ausgabe bei Wilh. Wackernagel,Der arme He<strong>in</strong>rich <strong>und</strong> zwei jüngere Prosalegenden, Basel1855 S. 9iff.; vgl. Exempla (ed. Klapper 1911) p. 16 Nr. 7;Kölb<strong>in</strong>g, Amis and Amiloun 1884, E<strong>in</strong>leitg. S. 97; Acta SS. Boll.12. Oct. VI 124 ff.


341139-Super: Custodit dom<strong>in</strong>us omnes diligentes se; valet eciamad audiendam missam.[MJIles quidam moriens filium suum vnicum cuidam regicommendauit et tria sibi documenta fideliter custodienda mandauit:Deum honorare et diligere, dom<strong>in</strong>o suo fidelem fore et 5s<strong>in</strong>gulis diebus missam audire. Pater moritur et iuuenis mandatorumciistos et Operator reg<strong>in</strong>e pro camerario propter virtutes,quibus pre ceteris poUebat, assignatur. Ab ea ualde diligitur.Falso igitur crim<strong>in</strong>e a quodam falso milite accusatur,quod familiaritatem malam cum reg<strong>in</strong>a haberet; suspectus habe- 10batur. Ad consilium igitur accusatoris rex premunitus preuiditapud quosdam carbonarios <strong>in</strong> silua, ut primus, qui <strong>in</strong> crast<strong>in</strong>umex parte regis ad eos veniret, ligatis manibus et pedibuscremaretur. Mane camerarius mittitur, sed ex bona sua consuetud<strong>in</strong>eecclesiam, quam <strong>in</strong> via habuit, <strong>in</strong>trans missam deuocius 15audiuit et post missam a dom<strong>in</strong>o ville ad prandium <strong>in</strong>uitatur.Infra horam autem prandy accusator ad carbonarios iuuenempreueniens pergit. Fuit deprehensus, [199^^] ut meruerat, concrematur.Superueniens post hec iuuenis, que acciderant, <strong>in</strong>telligensad regem peracto negocio reuertitur. Quem rex uidit 20iudicium dei iustum cognoscens. Exam<strong>in</strong>ans audit, quia apatre de hys <strong>in</strong> eius obitu fuit <strong>in</strong>structus. Cognatam ipsius,quam iuuenis specialiter dilexit, sibi tradidit <strong>in</strong> vxorem et ampliustarn a rege quam a reg<strong>in</strong>a est honoratus. Et sie mentitaest <strong>in</strong>iquitas sibi et sangwis <strong>in</strong>nocens est saluatus. 25Vgl. 182 (=Anh. 18); Gesta Romanorum ed. Oesterley Nr. 283;Wilh. Hertz, Deutsche Sage im Elsaß, Stuttg. 1972 S. zySff. ; Et.de Bourbon p. 329 Nr. 373; Cat, of Rom. III 509 Nr. i, III 589Nr. 8S, III 627 Nr. 23, III 648 Nr. 9 u. öfter. E. Cosqu<strong>in</strong>, Lalegende du page de sa<strong>in</strong>te Elisabeth de Portugal et les nouveauxdocument sorientaux — <strong>in</strong> der Revue <strong>des</strong> questions historiques, Paris1912, p. 92.140.Super: Quos preord<strong>in</strong>auit, hos et vocauit; de penitencia tarda.[FJvit quidam vir <strong>in</strong> omni malicia famosus. Hie posteapenitens et <strong>in</strong>ter sepulchra demoratus die noctuque superfaciem suam cum lacrimis prostratus oculos ad celum leuarenon audens nee nomen dom<strong>in</strong>i nom<strong>in</strong>are presumens <strong>in</strong> gemiti- 30


342bus perdurabat. Transacta septimana venerunt demones dicentes:Quid est, homo, quod agis, hom<strong>in</strong>um flagiciosissime?Postquam saturatus es omni spurcicia, nunc a nobis castus etreligiosus procedis et prius nobis <strong>in</strong> sceleribus seruiuisti. Etquia iam vires non sufficiunt ad fac<strong>in</strong>ora, nunc videri vis penitens.Sed tarnen noster es. Et quia aliter esse non potest,redi ad diuicias et delicias tuas et reliqum, breuius videlicet,<strong>in</strong> eis expende. Ille uero deo ipsum confortante constans permansitet demones eum verberantes semiviuum rel<strong>in</strong>querunt.10 [2oor»] Sec<strong>und</strong>o et tercio iterauerunt et tamen constanterresistebat. Quod demones uidentes exclamauerunt: Vicisti,vicisti, vicisti nos! Et mox diu<strong>in</strong>a uirtute fugati confusi discesseruntammodo ipsum m<strong>in</strong>ime ualentes <strong>in</strong>pedire. Ille ueroposthoc tanta est repletus virtute et gracia et <strong>in</strong> omnibus ita15 ornatus, ut ipsum omnis regio quasi de celo lapsum et uenientemcoleret et multi iam <strong>des</strong>perati et <strong>in</strong>ferno prop<strong>in</strong>qui adipsius exemplum conuersionis et conuersacionis sunt conuersi.Quelle s<strong>in</strong>d die Vitae patrum (Venedig 1512 Bl. 12 va): Fuitquidam vir <strong>in</strong> hac proxima ciuitate; es ist Johannes monachus.141.De humiiitate exemplum; et super: In aliena veste nontransiturhoneste.20 [Qjvedam m,atrona paupercula vnicum habens filium. Litterisipsum apposuit. Qui dum creuisset, a matre recessit <strong>in</strong> regionemlong<strong>in</strong>quam. Adeo profecit, ut <strong>in</strong> episcopum eligeretur.Quod mater <strong>in</strong>telligens et illuc veniens <strong>in</strong> habitu misero. Etpriusquam filio loqueretur, hospite sue rem per ord<strong>in</strong>em enarrauit.25 Que gauisa ex fauore episcopi eam per dies aliquot recreans<strong>in</strong> uestibus preciosis episcopo adducens dixit: Hec est matervestra. Qui ipsam cognoscens sed dissimulauit et apertenegauit eam esse suam matrem. Qua flente et recedente hospitaeandem preciosis uestibus exutis post aliquot dies afflictam30 episcopo remisit. Cui prot<strong>in</strong>us assurgens et <strong>in</strong> amplexus eiusruens ait: Prior mater mea [200 rb] non erat. Sed hec estmater mea, quia filius sum ipsius paupercule mulieris. In quoomnium mentes <strong>in</strong> afifectum suum prouocabat.Vgl. Et. de Bourbon p. 231 Nr. 278, wo die Geschichte vomepisc. Mauricius Parisiensis (^Maurice de Sully 1160 1196) erzähltwird nach Jacques de Vitry; Cat. of Rom. III 545 Nr. 57; Haureau.Notices et Extraits de quelques manuscrits lat<strong>in</strong>s III 241.


343142.Super: Honora patrem et matrem.[E]rant quida<strong>in</strong> parentes <strong>in</strong> dyocesi Rothom[ag]ensi vnumhabentes filium, cui omnia siia bona reliquerunt sibi <strong>in</strong> nupcysprouidentes, parentes tandem propter hoc ad extremam paiipertatemperuenientes. Die quadam dixit vxor marito: Ite ad 5domum fily nostri. Qui veniens uidit preparare assaturammagnam. Ad hostiiim fily pulsat, cum filius ad mensam sederet.Filius uocem patris audiens assaturam abscondit. Tandemquesiuit a patre, cur venisset. Ait pater: Ego valde debilissum et famelicus; <strong>in</strong>telligens te assaturam assare ueni, ut me 10ex illa refoueres. Cui filius: Assatura non est. Si vis, <strong>in</strong>quit,accipe duos denarios et de hys, si uolueris, potes tibi decomestibilibus prouidere. Patre recedente cum gemitu ostioclauso assatura celata resumitur, sed mutatur <strong>in</strong> bufonemviuum. De scultella <strong>in</strong>surgens os et faciem fily adoperuit, ut 15nulla sciencia uel arte deponi posset. Qui tandem conpunctusepiscopum adyt , reatum confitetur. Penitenciam accepit, utper totam illam dyocesim pergeret et ad exemplum cunctisostenderet miraculum. Qua [2oova] peracta penitencia ad episcopumreuertitur. Absoluitur et a penis et a pudore liberatur. 20Lokalisiert <strong>in</strong> dyocesi Rothomagensi; ähnlich Cat. of Rom. IIIBibl. I. O. 12 (15. Jhdt., vorher im Besitz der August<strong>in</strong>er-Chorherrenzu Sagan)Bl. 93 r dieselbe Geschichte ; Bl. 94 r etwas anders: E<strong>in</strong> vonse<strong>in</strong>em Sohne aus dem Hause gewiesener Vater kommt,als man e<strong>in</strong> Festvorbereitet, <strong>und</strong> bittet um e<strong>in</strong>e Unterstützung. Der Sohn schleudertihm e<strong>in</strong> Brot entgegen. Alsbald verwandelt sich der Vater <strong>in</strong> e<strong>in</strong>eKröte <strong>und</strong> spr<strong>in</strong>gt dem <strong>und</strong>ankbaren Sohne <strong>in</strong>s Gesicht. Da pilgertder Sohn nach Rom <strong>und</strong> erfleht Verzeihung beim Papste. DieKröte spr<strong>in</strong>gt herab <strong>und</strong> verschw<strong>in</strong>det.545 Nr. ;58 III 600 Nr. 23 In der Hs. Breslau, Kgl. u. Univ.-143-Super: Qui dat pauperibus, non egebit.[SJEnex quidam cum alio fratre communem uitam habebat.Erat autem ille senex ualde misericors et omnibus aduenientibuspanem largiter m<strong>in</strong>istrabat. Sec<strong>und</strong>us socius repetita partesua nem<strong>in</strong>i quidquam dabat. Senex <strong>in</strong>ops permanere <strong>in</strong>cepit. 25Dom<strong>in</strong>us eidem <strong>in</strong> omnibus benedixit. Videns hec filius, quisuam partem receperat, seni dixit: Modicum est, quod de mea


344parte habui, adhiic recipe me ad communem vitam. Quoconsenciente ceperunt communem uitam agere sicut prius.Quadam die, cum uictualia propter pauperes aduenientes eisdefecissent, senex socio suo ait: Vade et da panem pauperi-5 bus. Respondit ille: Non habeo. Cui senex. Intra comodumet quere. Ingressus frater cameram reperit eam plenam panibus,quos largiter tribuens benedixit dom<strong>in</strong>us omnia dantem.Vgl. Nr. 32. Quelle s<strong>in</strong>d die Vitae patrum (Migne, Series latLXXIII, 947).[144.Super: Pr<strong>in</strong>cipem te posuerunt, noii extolli. Item: Quantomaior es, humilia te etc.10 [V]Ictoribus Romanis triplex honor exhibebatur. Primus,quia v<strong>in</strong>centi obuiauit omnis populus cum leticia. Sec<strong>und</strong>us,quia omnes captiui sequebantur currum eius retro manibus ligatis.Tercius, quia victor <strong>in</strong>duebatur tunica Jouis et sedens <strong>in</strong>curru, quem trahebant quattuor equi albi usque ad Capitolium.15 Verumtamen, ne sui ex hys obliuisceretur triumphator, tresmolestias [200 ^l>] oportuit eum pati illa die. Prima fuit, quodcum eo ponebatur <strong>in</strong> curru vnus seruilis condicionis, ut dareturspes cuilibet quantumcunque vilis condicionis perueniendi adtalem honorem, si sua probitate mereretur. Sec<strong>und</strong>a fuit, quod20 ille seruus semper ipsum colaphizabat (eum), ne nimis superbiret,dicens: Nosce teipsum, respice post te, te hom<strong>in</strong>em essememento. Tercia fuit, quod illa die licebat cuilibet dicere <strong>in</strong>personam triumpbantis, quidquid uellet, eciam <strong>in</strong>pudice.Ähnlich im Cat. of Rom. III 175 Nr. iio (14. Jhdt.), III 642Nr. 35 (Ende 14. Jhdt.); Gesta Romanorum (cd. Oesterley Nr. 30;ed. Dick c. 65).145-De Alanedoctore.25 [C]vm magnum Alanum doctorem egregium et adhucpauperrimum quidam episcopus quondam eius discipulus <strong>in</strong>uitassetad prandium, cernens eius <strong>in</strong>opiam : Miror, <strong>in</strong>quit, magister,non modicum, quia scolares vestri omnes magni virisunt effecti, vnus est abbas, alter episcopus, tercius archiepi-30 scopus, et uos estis <strong>in</strong> paupertate derelictus. Magister Alanus


345respondit: Nescitis, iit audio, quid sit vera hom<strong>in</strong>is magnitudo.Non est magnum esse episcopum, sed esse magistrum uelclericum, quod sie probatur, quia aliquis fit episcopus ad eleccionemtrium rebaldorum; quod non fit <strong>in</strong> eleccione magistratus,sed a solo eligitur omnium creatore; nee quis eligitur 5<strong>in</strong> bonum clericum uel magnum magistrum, si omnes sanctiet totus m<strong>und</strong>us vno hec ore dicerent: Mart<strong>in</strong>us est bonusclericus. Et adiecit: Probo uobis, dom<strong>in</strong>e, quod pauper estrex et imperator tocius m<strong>und</strong>i. Nam uoluntate diu<strong>in</strong>a, [201 ra]quantumcumque potens sit, m<strong>und</strong>us non obedit illi. Item timet 10perdere, quod habet, et acquirere vult, quod non habet, et <strong>in</strong>hoc m<strong>und</strong>us ei repugnat, quia uellet ipsum perdere, quod habet,et non acquirere, quod non habet. Pauper autem hunc m<strong>und</strong>umcontrario sibi obnoxium [habet], quia nichil optat acquirere etideo nichil possidens, nichil timet amittere. 15Alanus ab Insulis starb 1202.146.Sicud homo ab extra videtur, sie iudieatur.[QJvidam pauper philosophus ad curiam <strong>in</strong>peratoris veniensnon est <strong>in</strong>tromissus. Qui posthoc preclaris se ornans uestibusstetit ante hostium et statim <strong>in</strong>tromissus est. Qui <strong>in</strong>gressusuestes suas coram imperatore osculari cepit. Quod rex con- 20siderans causam querit. Qui respondit: Honoro honorantesme, quia, quod veritas non potuit, uestis obt<strong>in</strong>uit.Ähnlich bei Et. de Bourbon p. 438 Nr. 507, wo die Geschichtevon Homer vor dem Könige von Athen erzählt ist; vgl. R. Köhler,Kle<strong>in</strong>ere Schriften II 581; von Petrus Abelardus erzählt bei Odode Ceritona (Hervieux, Les Fabulistes Lat<strong>in</strong>s IV p, 332 Nr. CLXX).147.Super illud apostoli: Qui non jaborat, non manducet.[Q]vidam frater uenit ad quendam heremitam senem et<strong>in</strong>uenit ibi fratres laborantes manibus suis et dixit illis: Quare 25operam<strong>in</strong>i cibum, qui perit? Tunc ait senex cuidam fratri <strong>des</strong>uis: Tolle hunc fratrem et duc eum ad cellam, ubi nichilhabet, et da ei codicem, <strong>in</strong> quo legat. Quod et factum est.Cumque hora prandy a<strong>des</strong>set, circumspiciebat, si aliquis defratribus ipsum ad prandium uocaret, et cum hora prandy 30


346preterysset, surgit de cella et uenit ad senem et dixit ei: Niimquidhodie non comeditis, pater? Et dixit senex: Vtique. Etille <strong>in</strong>quit: Quare non uocastis me? Cui senex: Tu, <strong>in</strong>quit,non <strong>in</strong>diges cibo, qui [201 vb] perit. Sed semper oras et legiset totam angelicam uitam ducis. Tunc ilie cadens ad genuasenis dixit: Indulge michi, pater, peccaui. Et dixit senex: Ergonecessaria est Martha Marie.Quelle s<strong>in</strong>d die Vitae patrum (Venedig 15 12 Bl. 197 vb); ähnlichbei Odo de Ceritona (Hervicux, Les Fabulistes Lat<strong>in</strong>s IV p.333 Nr. CLXXIII).148.Super: V<strong>in</strong>cit m<strong>und</strong>um fi<strong>des</strong> vestra.[CJontigit, quod quidam monachus beati Bernhardi <strong>in</strong> lecto10 egrotans iaceret. Beato Bernbardo ante ipsum stante risit ter.Interrogalus autem monachus, cur risisset, ait: Ter risi, quiatriplicem feci victoriam, scilicet contra carnem, m<strong>und</strong>um etdyabolum. Sed super omnia risi, quia nollem esse angelus.Qui requisitus a beato Bernhardo, quare ita diceret, (qui) re-15 spondit: Quia habui Christum <strong>in</strong> mea natura, quod non habetangelus.Was hier vom monachus beati Bernardi erzählt wird, f<strong>in</strong>det sichähnlich <strong>in</strong> den Vitae patrum (Venedig 15 12 Bl. 203 va): Dicebantde quodam sene qui moriebatur <strong>in</strong> Scithi usw.*, er lacht i) weildie Brüder den Tod fürchten, 2) weil sie nicht bereit s<strong>in</strong>d, 3) weiler aus Mühen zur Ruhe e<strong>in</strong>geht.149.Super: Centuplum accipietis etc.[Q]vidam pauper vnam habens vaccam tantummodo. Semel,cum quendam episcopum audiuisset predicare, quod, quicumque20 aliquid pro deo faceret, centuplum acciperet, et illam suamuaccam porrexit <strong>in</strong> elemos<strong>in</strong>am pauperum. Quadam die, cumepiscopus equitaret per siluam, <strong>in</strong>uenit e<strong>und</strong>em ligna secantem,ut stabulum construeret pro centum vaccis sibi promissis. Quem<strong>in</strong>uitans cum ceteris pauperibus <strong>in</strong> hospicium episcopi est re-25 ceptus. Cumque <strong>in</strong> tenebris manducarent, dixit: Dom<strong>in</strong>e JhesuChriste, centum uaccas promisisti michi, vt<strong>in</strong>am pro vna iamvnum lumen haberem. Et cont<strong>in</strong>uo lux <strong>in</strong>mensa super eum


347refulsit <strong>in</strong> specie pulcherrimi cerei totam domum illum<strong>in</strong>ans.Quod episcopus percipiens dedit ei agros, v<strong>in</strong>eas, oues et (201 va]boues et ita <strong>in</strong> centuplo <strong>in</strong> uita presenti fuit remuneratus. Posthoc vitam f<strong>in</strong>iuit <strong>in</strong> bono.Ebenso im Cat. of Rom. III 531 Nr. 43; ähnlich III 600 Nr. 21,150.De hospitalitate et f<strong>und</strong>acione claustri cluniacensis, siue de 5nupcys eternis.[QJvidam rex christianus filio siio vnico copulata vxorenupcias volens celebrare. Sed antequam conuenirent, iuuenistransiens ante castrum ludendo <strong>des</strong>ideranter optauit, ut aliquipauperes suis nupcys <strong>in</strong>teressent. Tandem a longe quendam 10senem, sed venerabilem,pauperem uidit approp<strong>in</strong>quare castello.Cui occurrens eumque reuerenter suscipiens querit causam suiaduentus. Qui dixit ei, quoniam propter elemos<strong>in</strong>am uenisset.Gauisus iuuenis duxit eum <strong>in</strong> castrum. Instaurato conuiuicregio iuuenis illum senem <strong>in</strong> mensam coUocauit ex opposito 15sibi positam. Quem diligencius <strong>in</strong>tuens nimio decore plurimumioc<strong>und</strong>abatur adeo, ut comestibilibus et omnium musicorum<strong>in</strong>strumentorum oblitus faciem senis, que plus et plus decora<strong>in</strong>tueri reddebatur, omnibus delicys m<strong>und</strong>i preelegit. Factoprandio, quando senex gracias egit et abire uellet, iuuenis ipsum 20<strong>in</strong>uitabat ad manendum; dicebat, quod sibi perpetue <strong>des</strong>ideraretcommanere. Recusat senex dicens: NuUo modo manebo, sedsi amplius me <strong>des</strong>ideras uidere, cras hac hora hunc asellummeum tibi mittam, super quem sedens ad me perges. Quo[201 vb] dicto recessit senex. Cum maxima tribulacione iuuenis 25<strong>in</strong>memor nupcys crast<strong>in</strong>um uix exspectans. Hora prima asellusvacuus solus redyt. Quem ascendens per breue tempus uenit adquandam regionem aere suauissimam et lucidissimam nemorum,arborum, florum et auium tanto cantu ioc<strong>und</strong>issimam. Tandemad quoddam castrum ex gemmis et auro fabricatum perducitur, 30vbi <strong>in</strong><strong>und</strong>acionem et mirabilem hom<strong>in</strong>um vidit pulchritud<strong>in</strong>em.Ubi cum <strong>in</strong>traret, uidit senem, qui ab eo requisiuit, cur venisset.Respondit seni venerabili, quod a quodam paupere, qui suisnupcys hesterna die <strong>in</strong>terfuerat, sit <strong>in</strong>uitatus. Hoc ille audienssubridit et dixit: Ille pauper totius m<strong>und</strong>i creator et dom<strong>in</strong>us 35noster est. Et per manum eum tenens duxit ad castrum dom<strong>in</strong>isui. Quem <strong>in</strong>tuens et recognoscens plurimum est gauisus.


348Ille deliciarum illius mense oblitus tantum faciei dom<strong>in</strong>i, quepulchrior <strong>in</strong>ter momenta temporum efficiebatur, tota mente <strong>in</strong>hesit.Cumque post mensam ibi manere eligeret, ait dom<strong>in</strong>us:Nequaquam. Sed domum reuersus cito redibis michi iugiter5 commansurus. Redeunte illo cum asello cum gemitu et dolore<strong>in</strong>uenit <strong>in</strong>fra dimidium diem, ut sibi uidebatur, castrum patrissui totaliter <strong>des</strong>tructum et ex<strong>in</strong>de claustrum constructum. Quod<strong>in</strong>trans ut <strong>in</strong>cognitus reputabatur. Tandem, cum pro patre suoquereret, abbas conuocatis fratribus priuilegys claustri [202 i^a]10 perlectis <strong>in</strong>uenerunt iuuenem trecentos annos defuisse. Narrauituero iuuenis, que sibi acciderant et ad sepulchrum parentumsuorum ibidem perductus fuit. Et ad ipsius preces sepulchrumsponse sue aperitur. Sponsa eius recens et facie rutilans <strong>in</strong>venitur,que bracbys extensis iuuenem monumentum <strong>in</strong>gredientem15 <strong>in</strong>ter brachia conplectitur ipso obdormiente <strong>in</strong> filio Virg<strong>in</strong>isgloriose omnibus fratribus cernentibus.Vgl. R. Köhler, Kle<strong>in</strong>ere Schriften II 224 ff.; Germania IX(1864) 265; W. Hertz, Deutsche Sage im Elsass, 1872 S. 268.Nahe verwandte Version im Cat. of Rom. III 584 Nr. 52 (14. Jhdt.,Additional 15833 Bl. 107 v, aus dem August<strong>in</strong>erkloster zu Waldhausen,Oberösterreich). Ferner Zeitschr. f. deutsche Philologie XIII338— 351; A. Schönbach, Wiener Sitzungsber. 145 (1902) Abhdlg.VI S. 66 ff. ; Michael Iluber, Die Wanderlegende von den Siebenschläfern(19 10) 395; 398 f.; Erich Mai, Das mhd. Gedicht vomMönch Felix = Acta Germanica, Neue Reihe, Heft 4 (1912)205 ff.151.Dyabolus se transfigurat <strong>in</strong> angelum lucis.[RJEclusa quedam vite sanctissime ad ammonicionem cuiusdamfratris <strong>in</strong> virtutibus ualde profecit. Hoc dyabolus ferre20 non ualens se <strong>in</strong> angelum lucis transfigurans eandem sepe consolabaturipsi apparens. Retraxit eam a confamiliaritate etconfessione fratris predicens, quod nullius consilio acquiesceredebet nisi ipsius. Quadam die uenit ad eam confessor, utconsueuerat, ipsam uisitare. Que faciem auertit dictis, ad mo-25 nita ipsius respondere noluit. Dolet ille; tandem post multauix ab ea responsum habere potuit. Ille uero rem subtiliter<strong>in</strong>uestigans considerauit eam habere consiliatorem meliorem.Quem ille cum affectaret videre, illa dixit: Aduentum eius etreditum tali hora exspecta(ta). Tunc enim per funiculum me


349deducit ad uitam eternam. Ille uero malum <strong>in</strong>telligens uix<strong>in</strong>petrauit, ut liceret*) sibi hiiic Interesse translacioni. Statutaliora \ienit consolator cum <strong>in</strong>mensa claritate ipsam dire corripiens,quod [202 rl>] <strong>in</strong> sua absencia studuit habere colloquiumcum illo. Hec audiens confessor dissimulabat. Orante autem 5confessore, ut dom<strong>in</strong>us fallaciam dyaboli detegeret, subito dyabolusfiguram illam deposuit, garrans exiuit. Ac deterrimumhabens aspectum omnes conabatur deducere. Hec illa cernenset deceptam se cognoscens suffragia confessoris precabatur.Tunc confessor <strong>in</strong> nom<strong>in</strong>e Jhesu imperauit, ut recederet et 10ipsam ut erroneam ad viam salutis reuocauit.152.Super: Qui perseuerauit <strong>in</strong> flnem etc., valde terribile.[QJvidam iuuenis diuitum parentum heremum petens, dumdiu locum solitarium <strong>in</strong>habitn[ret] et <strong>in</strong> oracione frequenterpersisteret, affuit aquila, que longo uolatu atque moroso ipsum 15ad quandam palmam perduxit, de cuius folys uestitum babuitet fructus ad uescendum ibidem recepit, de radicibus aquamlympidissimam emanantem. Sex annis ibidem vitam duxit perfectam.Dyabolus uero omnis boni emulus assumpta forma hom<strong>in</strong>is,eum se quesiuisse simulans <strong>in</strong>uenit et palrem ipsius 20niortuum esse nuncciauit, multa bona sibi promittens, si addomum patris reuerteretur. Dum hoc Christi seruus sperneret,ait dyabolus: Nequaquam hoc facere debes. Sed bona, quead te hereditario iure spectant, pauperibus tribuas et tuncredire poteris. Cont<strong>in</strong>ue ille <strong>in</strong> domum reuersus patrem <strong>in</strong>- 25columem <strong>in</strong>uenit, qui de filio suo [202 ^a] re<strong>in</strong>uento gauisus.Sed dyabolus suggestione sua, dum per triduum apud patremdemoraret, decepit, ut cum ancilla crimen committeret, quemstrangulauit<strong>in</strong>cont<strong>in</strong>enti.153-Super: Qui se exaltat, humiliabitur soAccidit Parisius ,quod quidam magister sacre theoloyeoptime legeret circa epistolas beati Pauli. Et cum iret cumstudentibus post leccionem ad seculum uel ad loca solacy,^) Hs. diceret.


350dixit quidam ex socys: Magister, ualde bene bodie legistis debeato Paulo. Respondit ei magister: Ergo <strong>in</strong>teUigo epistolasbeati Pauli melius, quam ipse <strong>in</strong>tellexit. Et cont<strong>in</strong>uo v<strong>in</strong>dictadiu<strong>in</strong>a factum est, ut obliuisceretur omnem suam scienciamadeo, ut vix vnam litteram cognosceret. Et tandem positus est<strong>in</strong> monasterium <strong>in</strong> gonofeso *) et data est ei vna puella, quevix potuit eum docere VII psalmos.Die hier von dem Pariser Magister erzählte Begebenheit wirdbei Et. de Bourbon p 247 Nr, 294 ebenfalls aus Paris berichtet.Geme<strong>in</strong>t ist jedenfalls Alanus ab Insulis (gest. 1202), der mitten<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Predigt die Sprache verloren haben soll; vgl. E. Marlene,Veterum scriptorum . . . amplissima collectio (Paris 1724 — 33) VI52; Hist. litteraire de la France . . par . . Benedict<strong>in</strong>s de la congregationde St-Maur (Paris 1733-63,1807—57) XVI 412; ähnlichCat. of Rom. III 660 Nr. 190.154-Super: Non plus sapere, quam oportet sapere.[QJvedam matrona reprehendit Adam, quod tam leui10 temptacione peccasset. Quadam autem vice maritus eius uolenspresumpcionem ipsius elidere, accepit auiculam <strong>in</strong>ter duasscultellas et precepit districcius, ne illas aperiret, donec reuerteretur.Et quia districte fuit ei preceptum, se non potuit cont<strong>in</strong>ere,qu<strong>in</strong> aperiret scultellas, et statim auicula euolauit. Et1^ rediens maritus arguit [202 ^b] eam dicens: Nunc ipsa transgressameuirj preceptum. Noli ergo arguere amplius illos, quiprecepta seniorum uel maiorum transgrediuntnr.Von e<strong>in</strong>em Schüler erzählt bei Jacques de Vitry (ed. Crane) p. 4Nr. XIII; Et. de Bourbon p. 25 1 Nr. 298; Odo de Ceritona (Hervieux,Les Fabulistes Lat<strong>in</strong>s II p. 7o6): Pauli, Schimpf <strong>und</strong> Ernst, cd.Oesterley 1866 S. 898; Pietro Toldo <strong>in</strong> Herrigs Archiv Bd. 117(1906) S. 83.155-Super: Cuius est ymago hec; pulcrum.[F]vit quedam mulier, que contra uoluntalem viri sui dep<strong>in</strong>-20 gebat faciem suam. Que cum se sie <strong>in</strong> quodam festo fecissetet quasi altera appareret, vir eius quesiuit ab ea, vbi esset1) Ist das Kloster Ste-Genevieve geme<strong>in</strong>t?


f Ähnlich351Poncia, vxor siia. Ciii vxor: Signale vos et deo commendate;numquid non ego snm Poncia, vxor uestra? Ad quam ille:Non es vxor mea. Nam vxor mea consueuit esse fusca etbruna, tu uero es alba. Ipsa est pallida, tu uero es rubea.Cui illa: Per deum, ego sum Poncia, vxor vestra. Dixit ille: 5Si es ergo vxor mea, ego probabo et videbo, si possum renouarepicturas, quas <strong>in</strong> facie tua video. Et facto frictorio de stram<strong>in</strong>ibusper capillos ipsam accipiens, quia cornua non habuit,genas eius karissime possare cepit usque ad effusionem sagw<strong>in</strong>is.Illa semper clamauit: Ego sum Poncia, vxor vestra! 10Qua bene fricta dixit maritus: Modo cognosco bene, quod esdilectamea vxor Poncia.In der Parallele im Cat. of Rom. III 66o Nr. 182 heisst dasWeib Bertha (Additional 27336, 15. Jlidt., italienischen Ursprungs,Bl. 39 V). 156.De auaro et <strong>in</strong>vido.[D]uo erant socy, vnus auarus et alter <strong>in</strong>uidus. Et dixitvnus pr<strong>in</strong>ceps ad eos, quod peterent ab eo, quod uellent, et primo 15petenti daret, quid peteret, sec<strong>und</strong>o datum prioris duplicaret.Cogitauit auarus, ut non [2031a] primo peteret pro eo, ut donummultiplicatum obt<strong>in</strong>eret. Inuidus cogitauit, quod si primopeteret bonum donum, auarus haberet multiplicatum, et illudsibi magna mesticia fuisset, et cogitauit, quod peteret donum, 20quod sibi multiplicatum cederet <strong>in</strong> detrimentum. Et tuncpetiuit, ut sibi erueretur vnus oculus. Quo facto auarus ambosamisitoculos.bei Jacques de Vitry (ed. Crane) p. 81 Nr. CXCVI ;Aviani Fabulae XLII ad Theodosium, Leipzig 1862, Nr. XXII p. 27 ;Hervieux, Les Fabulistes Lat<strong>in</strong>s III (1894) p. 276*, über den weitverbreitetenStoff vgl. Goedeke, Orient <strong>und</strong> Occident I p. 543 Nr, 11.157.Pecunia <strong>in</strong>ducit mortem.[LJEgitur <strong>in</strong> vita beati Bartholomei, quod, cum Christus 25ambularet cum discipulis suis per quoddam nemus, <strong>in</strong>ueneruntvnum saccum auro plenum. Et quesierunt a Christo: Magister,quid est hoc? Et respondit illis dicens: Fily, nolite tangere,


352quia mala res est. Nam propter hanc fiunt latroc<strong>in</strong>ia, periuria,furta,homicidia, adiilteria et propter hoc multe anime perierunt.Et dixerunt discipuli eius: Dom<strong>in</strong>e, die nobis, quid est hoc.Qui respondit: Aurum. Et dico vobis, quod nuUus illud tangat.5 Et audito hoc abierunt. Et duo ex ipsis dixerunt: Eamus ettollamus aurum et erimus semper diuites. Et conueniebant <strong>in</strong>hoc, quod vnus emeret panem, alius duceret mulum. Et illequi emerat panem, cogitauit, quomodo occideret socium, utsolus aurum possideret. Et emit duos panes et <strong>in</strong> vnum posuit10 toxicacionem, ut daret socio suo. Et alius similiter [203 rb]cogitauit, ut necaret socium. Et sie venerunt ad aurum etdixerat ille, qui attulerat panes: Commedamus. Et <strong>in</strong>cepitcommedere non toxicatum. Alius uero sollicitus de mortesocy dixit: Exspecta me, quia veniam, quando attulerim bacu-15 lum ad mulum m<strong>in</strong>andum. Et ivit et facto baculo redyt latenteret socium suum <strong>in</strong>terfecit. Quo facto <strong>in</strong>tra se dixit: Modohabeo totum aurum solus. Et mordens panem toxicatummoritur.Christus ergo sciens, quod predixerat, ostendere uolenspost triduum cum discipulis suis redyt et uidentes illos mortuos20 mirati sunt et ait illis Christus: Ego dicebam uobis, quod hecres esset mala et multu mala ex<strong>in</strong>de cont<strong>in</strong>gerent. Et abytet narrauit eis per ord<strong>in</strong>em totum casum negocy facti.Auch auf e<strong>in</strong>e Vita beati Bartholomei beruft sich die Versionim Cat. of Rom. III 711 Nr. 26 (Harley 3938, 16. Jhdt., Bl. 126 v)ebenda III 693 Nr. 12 ist es Quidam philosophus, der den Jüngerndas Gold anzurühren untersagt; vgl. Chaucer Society, Orig<strong>in</strong>als andAnalogues 1888 p. 131, wo e<strong>in</strong> Text aus den Cento Novelle Antichegegeben ist; über buddhistische, persische <strong>und</strong> arabische Versionenebenda p. 417-436; ähnlich Exempla (ed. Klapper 19 ii) p. 71Nr. 97 <strong>und</strong> p. 72 Nr. 98. Vgl. Gisbert Freiherr von V<strong>in</strong>cke, Sngen<strong>und</strong> Bilder aus Westfalen, i856: Die drei Kreuze.158.Devsurario.[E]rat <strong>in</strong> Mediolano vsurarius ditissimus, pecunie tantum25 amator, auctor et seruus. Hie cum deberet mori, conpatremsuum adiurauit propter confidenciam, quam ad ipsum habuit,tradens ei decem marcas auri, ut illam pecuniam secum latentersepeliret. Vir ille facere rennuit sepius. Tandem iussa conpleuit.Post hec de hoc conpunctus rem. iudici ciuitatis pandit.


353Qui gauisus missis suis seruis effosso sepulto pecuniam sibidari iubet. Uli uero, dum aurum sibi recipere uellent, perdyabolum fugati ad [203 va] iudicem vacuis manibus reuertuntur.Et iudex iratus personaliter sepulchrum <strong>in</strong>trans, dum conareturaurum accipere de manibus mortui, mortuus eum post longam 5concertacionem strangulauit. Videntes hoc serui sui territifugiunt et dom<strong>in</strong>e sue, que viderant, nuncciauerunt. Que factodiluculo episcopo et ciuibus lamentabiliter recitauit. Episcopuscum ciuibus ad sepulchrum properat et strangulato viso cunctiterrentur. Tandem episcopus accedens propius videns aurum 10<strong>in</strong> manu vsurary ipsum per Christi uirtutem adiuraurit, ut pecuniamdimittat. Quo facto facta est vox terribilis <strong>in</strong> aeredicens: Determ<strong>in</strong>ate iudicium. Qui emit^) hunc equum, numquidnon debeat sibi dari frenum? Omnes tacent. Tandemvnus dixit hoc iustum esse. Tunc dyabolus <strong>in</strong>quit: Animas 15istorum utique habeo et corpora possideo eorum. Et sieillorum duorum corpora mortuorum cum animabus ad <strong>in</strong>ferosdeportauit auro relicto cum vlulatu terribili et clamore.Ähnlich Jacques de Vitry (ed. Crane) p. 72 Nr. CLXVIII <strong>in</strong>kürzerer Fassung <strong>und</strong> mit abweichendem Ausgange ; ebenfalls nachMailand ist die Erzählung verlegt <strong>in</strong> Exempla (ed. Klapper 191 1) p. 18Nr. 31 ;etwas abweichend bei Caes. Heist. Dial. mirac. ed. Strange XI39 von e<strong>in</strong>em Metzer Wucherer.159-Super: Vbi est thezaurus tuus, ibi est et cor tuum.Apud Aquisgrani ciuitatem, cum quidam funeratus deberet'^0condiri, extractis visceribus non est <strong>in</strong>uentum cor <strong>in</strong> eo. Etstupefacti <strong>in</strong>cipiunt <strong>in</strong>quirere a quodam sapiente, utrum aliquishomo posset esse s<strong>in</strong>e corde. Ait ille, quod non. Sed quiadom<strong>in</strong>us dicit <strong>in</strong> ewangelio: Vbi est thezaurus tuus, ibi est etcor tuum, [203 l'] querite igitur, vbi sit pecunia eius; ibi for- 25tassis <strong>in</strong>uenietis cor eius. Mira res est: cum quesiuissent coreius <strong>in</strong> archa circa pecuniam , <strong>in</strong>uenerunt recens et ualidum.Ohne Ortsangabe bei Et. de Bourbon p. 360 Nr. 413; er willdie Geschichte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Predigt gehört haben.') Hs : <strong>in</strong>quit.Klapper, Erzäbh<strong>in</strong>gen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 23


354i6o.Super: Non est locus, vbi non est pungna.[QJvidam frater, dum <strong>in</strong> cenobio frequenter ad irac<strong>und</strong>iammoueretur, dixit ad seipsum: Vadam ad solitud<strong>in</strong>em, et cumnon habuero aliquem, cum quo litigem, requiescet hec passio.^ Cum uero solus esset et vas quoddam repleuisset aqua,quadam die versatum est vas illud sec<strong>und</strong>o et tercio. Etaccepto uase fregit illud iratus. Cumque ad se reuersus esset,cogitauit se a spiritu maligno esse deceptum dixitque : Ecce,solus sum, tarnen ad irac<strong>und</strong>iam sum prouocatus et concitatus.10 Reuertar ad monasterium, quia vbique est pugna et vbique etpaciencia necessaria et auxilium diu<strong>in</strong>um. Et surgens abyt <strong>in</strong>locum suum.i6i.Pauper letatur; diues tristatur, quia diuicie auaro tolluntieticiam, requiem, sompnum ex soliicitud<strong>in</strong>e.15 [A]pud Montem Pessulanum fuit pauperrimus nom<strong>in</strong>eRub<strong>in</strong>us, qui morabatur sub gradu cuiusdam ditissimi et auariviri. nie pauper habuit figellam, fedyl, quam post labores <strong>in</strong>communi strata tetigit et aliquando quattuor uel qu<strong>in</strong>que denarioslucrabatur, de quibus sibi fuit magnum solacium. Econtra20 dom<strong>in</strong>us suus numquam letam diem habuit, sed nocte ac diecum merore de pecunia sua cogitauit. Cui quadam vice aitvxor: Dom<strong>in</strong>e, iste Rub<strong>in</strong>us nichil habet et semper ioc<strong>und</strong>atur.[204 »a] Et vos hab<strong>und</strong>atis et semper tristam<strong>in</strong>i. Cui vir;Dom<strong>in</strong>a, ego auferam ei Ieticiam illam. Et dom<strong>in</strong>a ait: Non25 potestis hec facere, nisi aliquid <strong>in</strong>pedimentum sibi feceritis.Cui ipse: Non ledam ipsum. Et contigit, quod hospita (!)saccum plenum denariorum per fenestram <strong>in</strong> cameram Rub<strong>in</strong>ilatenter proiecit. Rub<strong>in</strong>us mane <strong>in</strong>uenta pecunia tota die cogitabat,quid emere posset, et cantum ac solacium penitus d^mi-30 sit multo tempore. Post aliquos dies dixit auarus vxori: Dom<strong>in</strong>a,quare Rub<strong>in</strong>us modo non cantat? Que respondit: Perdeum, nescio. Jam diu non cantauit. Dixit ille: Ego reddamei cantum. Et <strong>des</strong>cendit ad eum et repecyt pecuniam suam.Qui non audens negare restituit pecuniam. Et accepta figella35 Rub<strong>in</strong>us sicud prius cum eadem figellabat. Tunc auarus dixit


355vxori: Ecce, dom<strong>in</strong>a, Rub<strong>in</strong>us cantat. Cui dom<strong>in</strong>a: Bene,dom<strong>in</strong>e, audio. Deus meus, quomodo se habet hec res? Etaiiarus seriem vxori enarrauit.Vgl. die Erzählung <strong>des</strong> E<strong>in</strong>siedlers <strong>in</strong> Nr. 187. Derselbe Textmit der Ortsangabe Montpellier <strong>und</strong> dem Namen Rob<strong>in</strong> im Cat. ofRom. III 660 Nr. 183 (Additional 27336 Bl. 39 V, italienischen Ursprungs,15. Jhdt.); ebenda III 693 Nr. 6 (Additional 11872 Bl. 58 r)heißt der arme Rub<strong>in</strong>us; bei Jacques de Vitry (ed. Crane) p. 27Nr. LXVI verwandte Erzählung; ebenso Et. de Bourbon p. 357Nr. 409 <strong>und</strong> p. 437 Nr. 506. Vgl. die griechischen <strong>und</strong> orientalischenParallellen bei Pietro Toldo <strong>in</strong> Herrigs Archiv Bd. 117 (1906)S. 83; ebenda S. 328 die Abhandlung von Rud. Tobler: DerSchuster <strong>und</strong> der Reiche.162.Contra accidiam.[Q]vidam frater requisiuit abbatem Achillem dicens: Cum 5sedeo <strong>in</strong> mea cella, pacior accidiam. Cui senex: Quia nonvidisti requiem, quam speramus, neque tormenta, que timemus.Que si diligenter respiceres, eciam si vermibus plana essetcella tua usque ad collum tuum, [204^^] s<strong>in</strong>e accidia <strong>in</strong> eapermaneres. 10163.Contra iocosa uerba proferentes terribile factum, sicutibibuli solent <strong>in</strong> taberna.fQ]vidam bibuli, cum quadam vice <strong>in</strong>caluissent v<strong>in</strong>o, <strong>in</strong>terse conferre ceperunt de diuersis. Et <strong>in</strong>ter cetera de futuravita. Tunc vnus <strong>in</strong>quid: Ex clericis omnes decipimur. Rident 15omnes. Post hoc quidam magnus et fortis <strong>in</strong>trans v<strong>in</strong>umpostulat et cum eis bibit. Postea, cum v<strong>in</strong>um defecit bibentibus,querit, quid bibant. Respondit vnus, quod animam suamvenalem haberet et quod hoc precium <strong>in</strong> communi debibatur.Rident omnes. Magnus ergo ille vir precium apprehendit. 20Bibunt 1) omnes fortiter non curante illo, qui animam suamuendidit. Vespere autem omnes dormire cupientes dixit emptor:Discernite iudicium., antequam separemur. Numquid, qui1) Hs: Bibent.23*


356equum emit, frenum et accipere debet? Omnibus hoc asserentibusemptor venditorem per capud accipiens per aera detulitad <strong>in</strong>fernum.Seele gegen We<strong>in</strong> dem Teufel verkaufen; vgl. Wright, Lat<strong>in</strong>Stories Nr. 87; B. Haureau, Notices et Extraits II (1891) p. 326;Caesarius Heisterb. Dial. mirac. dist. V cap. 34.^164.Visio, quod ossa mortuorum non sunt deridenda, etcontra ebrios.Erat quidam bibulus,iuxta quoddam^) morans cimiterium^),quod omni uespere ebrius pertransibat. Nocte quadam, dumdomi redire debebat, <strong>in</strong> via cymiterium transiuit et cerebellumibi reperit. Et commotus <strong>in</strong>quid: Quid iaces hie, miserum10 cerebellum? Veni <strong>in</strong> domum meam et ego de cena meaprouidebo. Cui respondit cerebellum: Progredere, quoniamsequar te. Audiens ille turbatus est. Et ex timore sobriusfactus est. Domum [204 vb] pergit et ualde tremens ad ignemsedit. Et iubet ostiuni confirmari. Dum igitur ad mensam15 sederet, precepit bibulus sub pena capitis, ut nullus <strong>in</strong>tromittereturcuiuscumque condicionis. Et ecce, subito a<strong>des</strong>t adostium pulsans terribiliter pro hospite querens dicens se esseper eum <strong>in</strong>uitatum. Cum igitur cuncti ex terrore tacerent etunus eorum hospitem a<strong>des</strong>se negaret, dixit, qui pulsabat:20 Dicite hospiti, qui ueraciter a<strong>des</strong>t, quod faciat aperire; alioqu<strong>in</strong>per uiolenciam <strong>in</strong>trabo, quomodo possum. Audiens hospesiussit hostium aperire misericordie dom<strong>in</strong>i se committens. Etuiderunt, qui aderant, <strong>in</strong>troire figuram hom<strong>in</strong>is mortui miserabilis,cuius ossibus nerui et cutis cum cerebro^) tantum, con-25 sumptis carnibus, adhesit, omnibus terribilis ad uidendum. Qui selotismanibus prius non iussus ad mensam <strong>in</strong>ter hospitem et hospitamlocabat et nichil comedens nequebibens nequeloquensomnesaspectu terribili molestabat. Post hec surgens et hospiti '*)ualefaciens dixit: De cena^) tua eciam <strong>in</strong>uitatus <strong>in</strong>digui. Si30 stulta et ebriosa uoce non michi illusisses, ad te adeo [204 ^b]terribiliter m<strong>in</strong>ime uenissem. Sed nunc uale et ad cenam,quam tibi <strong>in</strong> loco, ubi me <strong>in</strong>uitasti, preparabo, post octo diesista hora venire debes et uelis nolis uenire te oportet. Hoc*) Hs. quandam. ^) Hs. ciuitatem ^) Darüber von gleicher Hand cerebello.*) Hs : hospite. ^) Hs : Decencia.


357dicens disparuit. Ad hanc autem uocem hospes cum totaparentela turbatus consilium euadendi a sapientibus quesiuitet nullum aliud <strong>in</strong>uenit, nisi quod disposita domo, reuera contrituset confessus ac sacra munitus communione tempore condictodei iudicium exspectaret. Quod cum fecisset, hora con- 5dicta cum omnibus sibi attentibus ueniens subito per uentumualidum raptus s<strong>in</strong>e lesione ad amenissimum corporaliter ductuset pulcherrimum castrum, sed <strong>des</strong>ertum uidit. Quod tamen<strong>in</strong>gressus mensam omni genere ciborum amenissimam <strong>in</strong>uenit.Post hec mortuus ille ut prius aduenit ipsumque graciose salu- 10tans ad mensam predictam sedere fecit, <strong>in</strong> angulo quodamlatebroso sordidam habens mensam cum sordido mensali etpanem nigerrimum et lumen miserabile. Ad hanc mensammortuus ille se locare cepit merens et tristis predictum <strong>in</strong>tuens<strong>in</strong> mensa ornata sedentem. Quod communicatus uidens pro 15ammiracione et timore comedere non audebat. Demum mortuussurgens et ad aduenam dixit: Quare non queris aliquid a me?Cui ille: Non audeo nee presumo pre tristicia, quia, [205"]quid michi futurum sit, penitus ignoro. Tamen, quod scitisaut quid mecum fieri debeat, cupio scire. Tunc ait mortuus: 20Ne timeas. Non peribis. Sed dispensacione dei pro tua correccioneista contigerunt. Si me sec<strong>und</strong>um condicionem mortuorumnon fatue <strong>in</strong>uitasses, hec tibi m<strong>in</strong>ime euenissent. Utautem statum meum cognoscas: In ciuitate, vbi tu habitasquondam eram iudex. In diu<strong>in</strong>o officio negligens et semper 25crapulose uixi. Sed quia iustissime iudicaui, ideo misericordiamsum consequtus. Et hec est pena mea: pro amore seculicastrum <strong>des</strong>ertum possideo et pro crapula mensam pauperemet sordidam <strong>in</strong>tueor. Modo domi saluus reuertere et peccatatua pys actibus dele. Quo dicto uenit uentus et illum ad 30locum, de quo assumptus fuerat reduxit. Ibique familiam suamlacrimantem <strong>in</strong>uenit. Que videns eum redeuntem et mirabiliterdeformatum territi omnes fugiunt. Creuerunt autem ipsi vngwes<strong>in</strong> pedibus et manibus <strong>in</strong> modum aquilarum et facies eiusnigra et horrida et yspida ex metu uidebatur, ita vt a suis 35m<strong>in</strong>ime nosceretur, quamuis per modicam horam defuisset, quesibi tamen mille annos videbatur. Tandem ab eo reuocatisredierunt et rem per ord<strong>in</strong>em ab eo audientes deum [205f^]collaudabant. Ipse autem <strong>in</strong> virum perfectum postea est mutatuset suam vitam bene meruit term<strong>in</strong>are. 40Vgl. Festschrift zur Jahrh<strong>und</strong>ertfeier der Univers. Breslau imNamen der Schles. Gesellsch. f. Volksk<strong>und</strong>e herausg. v. Th. Siebs,


35819 II S. 202: Die Quellen der Sage vom Toten Gaste. ÄhnlichCat. of Rom. III 464 Nr. 9 (13. Jhdt., Aditional 27909 B, Bl 4V):Widow's son who has defiled graves, is summoned by the dead fora certa<strong>in</strong> day; his mother and the priest go with him to the cemetery,but evil spirits carry him off before their eyes. Zu dem Zustande<strong>des</strong> Toten im Jenseits vgl. C. Fritzsche, die lat. Visionen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong>bis zur Mitte <strong>des</strong> 12. Jahrh<strong>und</strong>erts (Romanische Forschungen,Erlangen, 1887 Bd. III 341): In der Vision Bernolds (ßeitholds)von Reims liegt König Karl an e<strong>in</strong>em f<strong>in</strong>stern Orte <strong>in</strong> Schmutz <strong>und</strong>Fäulnis, die Würmer haben ihn so zerfressen, daß nur Nerven <strong>und</strong>Knochen an ihm geblieben s<strong>in</strong>d.165 (= Anh. l).Secuntur exempla valde pulcra et primo de biuio.[252 vbj [D]uo peregr<strong>in</strong>i venientes <strong>in</strong> via ad lociim biuij eta quodam sapiente quesiuernnt, quam viam deberent ire. Quirespondit: Si ibitis ad s<strong>in</strong>istram, <strong>in</strong>trabitis ciuitatem, vbi con-5 svetudo est, quod hospites cum gaudio suscipiuntur et per triduumeis omnia largiuntur, et post hec viliter eiciuntur etspoliatis Omnibus suis suspenduntur. Si ad dexteram ibitis,<strong>in</strong>venietis asperam viam, post hoc <strong>in</strong>trabitis ciuitatem pulcerrimam,vbi recipiem<strong>in</strong>i et ibi coronabim<strong>in</strong>i et ditam<strong>in</strong>i.10 Peregr<strong>in</strong>acio est vita presens, ciuitas et premia m<strong>und</strong>us est,vbi post tres dies, id est, vite huius cursum, scilicet diuiciarum,bonorum, que sola lucent m<strong>und</strong>anis, (qui) postquam voluntatemeorum compleuer<strong>in</strong>t, ducuntur nudi ad suspendium, id est,ad mortem eternam. Via aspera est confessio, contricio ,satis-15 faccio, penitencia, obediencia, cont<strong>in</strong>encia, paupertas voluntaria.In hys perseuerantes ducuntur ad regnum Celeste et ad ciuitatempulcerrimam et perpetue coronabuntur.Vgl. Nr. 98.166 (= Anh. 2).De anulo.[252^1)] [PJeccator quidam multis annis constuprando20 cügnouit [253''^] sororem suam habens pueros per eam, et cumsemel essent <strong>in</strong> domo vna et multi coucub<strong>in</strong>antes cum eis,venit quidam heremita domum <strong>in</strong>trospiciens. Quem cum videretille et soror sua, timuerunt diu<strong>in</strong>am vlcionem per sanctumvirum forte missam. Et cum vellent aufugere, dixit heremita:


359Nullus recedat, quia verbum salutis vobis missus siim predicare.Et <strong>in</strong>trans domum talem contexuit sermonem. Qui contricionemmaximam concipientes confessi sunt lacrimabiliter peccata sua.Qiiibus heremita ait: Ex quo video <strong>in</strong> vobis contricionem lacrimosam,paruam vobis <strong>in</strong>iungo penitenciam. Ille anulum 5<strong>in</strong> digito habuit carum, <strong>in</strong> quo fuerat lapis preciosus. Et dixitheremita peccatori cum lacrimis:Mitte lacrimas super anulum,et cum stilla ceciderit <strong>in</strong> eum, que mutata fuerit <strong>in</strong> gemmam,sciatis vos tantum nephas penituisse. Sed eas Romam adsanctum patrem apostolicum, ut scias ab eo, si penitenciam 10vobis <strong>in</strong>iunxerim salutarem. Ad hoc ille ait: Quomodo poterit,pater sancte, lacrima <strong>in</strong> lapidem conuerti? Inaudita sunt talia.Ille abiens vix anno septimo peruenit, et cum dom<strong>in</strong>o apostolicofaceret confessionem suam, ille ait: Vere vir sanctus fuit, quivobis talem penitenciam <strong>in</strong>iunxit. Et iterum ait: Credis me 15posse <strong>in</strong>dulgere tibi peccata tua? Ille ait : Credo, dom<strong>in</strong>e,eciam si vnum Aue Maria me faceres dicere uel calamumleuare de terra michi <strong>in</strong>iungeres, liberabor a peccatis meis.Cuius fidem ut vidit dom<strong>in</strong>us apostolicus, orauit pro ipso, utvera lacrima vere compunccionis sibi daretur. Quod factum est. 20Cum vero domum veniret [et] quadam vice <strong>in</strong>time contrituset amarissime fleret, lacrima vna cecidit <strong>in</strong> anulum et versaest <strong>in</strong> gemmam. Ille gaudens domum reuersus sorori sue hec<strong>in</strong>dicauit, et post hoc numquam ambo peccauerunt et duabusclausuris deo seruientes vitam eternam meruerunt possidere. 25167 (= Anh. 3).De sancta Virg<strong>in</strong>e.[253 '^*] [QJvidam sacerdos bonus solebat beatam virg<strong>in</strong>emMariam multum venerari, qui duas ecclesias habuit officiare.In die vero natiuitatis dom<strong>in</strong>i prima missa celebrata, cum adsec<strong>und</strong>am ecclesiam deberet ire et dicere ibi: Lux fulgebit 30hodie, <strong>in</strong> via quedam puella pulcerrima occurrit ei dicens:Dom<strong>in</strong>a mea misit pro te, ut celebres sibi missam. Qui ait:[253"^^] Que est dom<strong>in</strong>a tua? lUa ait: Sancta Maria. Cuisacerdos: Cum tu sis tam pulcra, bene potes habere dom<strong>in</strong>ammire pulcritud<strong>in</strong>is. Et ligans equum suum sequabatur(!) illam ^^<strong>in</strong> pulcerrimam ecclesiam et <strong>in</strong>venit ibi genitricem dei mireclaritatis cum puellis suis. Et sacerdos preparans se celebrauitmissam: Lux fulgebit. Cum diceret offertorium, beata Virgo


360cum Omnibus puellis^obtulit aureos denarios. Sacerdos dictamissa recepit licenciam rede<strong>und</strong>i domum ad ecclesiam suam,ut summam missam eciam diceret. Quem puella reduxit adequum suum. Fuerat autem mora eius absencie centum anni,5 putabat esse horam <strong>in</strong>fra duas missas. Fuit tamen dies natiuitatisChristi. Quando venit domum, <strong>in</strong>venit villam et omniamutata. Et <strong>in</strong>trans ecclesiam voluit summam missam dicereet <strong>in</strong>venit vetulum sacerdotem, qui prohibuit eum dicens: Qu<strong>in</strong>quag<strong>in</strong>taannis istam ecclesiam habui, quod numquam te vidi.10 Qui ait: Hodie mane ibam ad aliam ecclesiam celebrare etnunc reuertor. Uli putabant eum extra sensum esse. Tandemaliqui rustici, qui quondam audierant de generacione sua, computabanteum centum annis defuisse. Ille vero audiens se cumbeata Virg<strong>in</strong>e fuisse <strong>in</strong>trauit claustrum griseorum et denarys15 ostensis et recitatis omnibus habitum surasit et beate Marie virg<strong>in</strong>ivsque ad f<strong>in</strong>em vite sue fideliter seruiuit et graciam deipromeruit.Vgl. Nr. 85.168 (= Anh. 4).De militemagno.[253 rb] [MJilcs quidam nobilis et dives valde seculo abre-20 nunccians ord<strong>in</strong>em Cisterciensum <strong>in</strong>trauit, et quia literas nesciebat,erubescentes fratres tam nobilem personam <strong>in</strong>ter laycosdeputari dederunt ei magistrum, si forte modicum addiscereposset et sub hac occasione <strong>in</strong>ter monachos locaretur. Sedcum diu cum magistro fuisset et nil omn<strong>in</strong>o preter duo verba,25 scilicet : Aue Maria discere potuisset, hec verba tam auide ret<strong>in</strong>uit,ut quocumque deambularet, uel quitquid ageret, [353^*]ea <strong>in</strong>cessanter murmurabat. Tandem moritur; <strong>in</strong> cimiterio cumalys fratribus sepelitur. Et ecce, ex ipsius tumba speciosumexcrescit lilium. Et quodlibet folium: Aue Maria literis aureis30 habebat <strong>in</strong>scriptum. Currentes omnes ad tam grande spectaculum,terram de tumulo effoderunt et radicem lily de ore defunctiprocedere reperierunt. Intellexerunt ergo, cum quantedeuocione illa duo verba dixerit, quem dom<strong>in</strong>us tanto honoreprodigy illustrauit, estque saluus.Vgl. Nr. 105.


361i6g {= Anh. 5).De beataMaria virg<strong>in</strong>e.[233va] [E]rat quidam für, qui sepe furta perpetrauit ettarnen beatam Mariam virg<strong>in</strong>em plurima <strong>in</strong> deuocione habebatet eam sepius cum sanctis verbis salutabat. Quadam ergovice furta quedam rapiens capitur et suspenditur. Cum autemsuspenderetur, cont<strong>in</strong>uo beata Maria eidem affuit et suspensumtribus diebus, ut sibi videbatur, suis manibus sustentauit. ItaquenuUam lesionem sensit. Uli vero, qui eum suspenderant,transeuntes eum viuentem et vultu alacri reperierunt et arbitrantes,quod non fuisset bene laqueo astrictus, gladio illumiugulare volebant. Sed beata Maria ferienti gladio manum10apponebat et sibi nil nocere poterant. Cognoscentes ergo illoreferente, quod beata Maria sie eum adiuuaret, mirantes deposuerunteum. Qui abiens claustrum <strong>in</strong>trauit et, quam diuvixit, <strong>in</strong> seruicio dei genitricis et virg<strong>in</strong>is Marie permansit et <strong>in</strong>1«^bono f<strong>in</strong>e dies suos term<strong>in</strong>auit.Vgl. Poncelet Nr. 163, 321, 462, 465, 561, 593, 909—974. 793.942—944, 984, 1022, 1426, ähnlich 1383; Caes. v. Heist., Libri VIIIMirac, ed. Meister, p. 187 (IIb- III Nr. 67). Dieselbe Geschichteauch <strong>in</strong> der Hs. Paris, Bibl. nat. nouv. fonds lat. 14463 (i3jhdt.,vorher S. Victor, Paris) Bl. 7va: De quodam füre miraculum; Bilderdazu <strong>in</strong> den Miracles de Notre Dame, Paris Bibl. nat. ms. fr. Nr. 9198(herausgeg. Paris 1905 I planche 14), ferner <strong>in</strong> der Hs. Paris, Bibl.nat. nouv. fonds lat. 9377 Bl. 30V e<strong>in</strong> Fragment marianischer Tagzeitenmit ungeschickter kolorierter Federzeichnung, die die irreführendeUnterschrift trägt : hie ledigot vnser frÖwe e<strong>in</strong>en erhangenen ;Maria hält ihm den Arm, um ihn zu stützen. Dieselbe Geschichtewird <strong>in</strong> der pseudocyrillischen Epistel an August<strong>in</strong>us von den W<strong>und</strong>ern<strong>des</strong> hl. Hieronymus erzählt (Migne, Series lat. XXII, 239 ff.) cap. VII:Hieronymus stützt se<strong>in</strong>en Verehrern, die ungerecht <strong>in</strong> Konstant<strong>in</strong>opelan den Galgen gekommen s<strong>in</strong>d, acht Tage die Füße, so daß es dieWächter sehen.170 (= Anh. 6).De quodam monacho exemplum.[2 53vb] [i]n quodam cenobio erat quidam monachus zacristanus.Cenobium autem illud erat circa fluuium. Zacristanusvenerabatur beatam virg<strong>in</strong>em dicens Aue Maria, quociens trans- 20sibat ante ymag<strong>in</strong>em beate Marie virg<strong>in</strong>is. Hie monachus diligebatquandam mulierem trans flumen. Quadam nocte, cum


362iret ad eam et per ecclesiam transiuisset [253 vb] et dixissetAue Maria et matut<strong>in</strong>as beate Marie, transseuntem <strong>in</strong> pontedyabolus precipitauit <strong>in</strong> aquam et submersus |est. Accurruntangeli ad animam eius, si possent ei subuenire. Dyaboly5 dixerunt: Noster est, <strong>in</strong> malo enim eum opere cepimus. Tuncbeata virgo Maria venit dicens: O nequissimi Spiritus, dimittiteseruum meum. Qui responderunt: Noster est. Dixit beatavirgo Maria: Meus est, quia michi seruiuit. Si dixeritis: non,pono tunc <strong>in</strong> iudicio dei mei. Advenit tempus, <strong>in</strong> quo debe-10 bant monachi surgere ad matut<strong>in</strong>as et mirabantur, quare zacristanusnon pulsaret, et querentes <strong>in</strong>venerunt submersum et extrahentesdubitabant, quid deberent de ipso facere. Sed dom<strong>in</strong>usdedit ei vitam precibus beate Virg<strong>in</strong>is, matris sue. Qui surgensnarrauit eis omnia, quomodo sibi acciderat, et correxit vitam15 suam <strong>in</strong> melius et post iioc quieuit <strong>in</strong> dom<strong>in</strong>o et saluatus est.Die Literatur zu dem weitverbreiteten Mirakel bei Poncelet unterNr. 201, 187, 466, 475, 821 <strong>und</strong> den unter diesen Nummern nochangefühlten Parallelen. Bei Caes. v. Heist., Libri VIII Mirac. , ed.Meister p, 145 (lib. III Nr. 16) ist der Mönch bezeichnet als secretariifunctus officio.171 (= Anh. 7).De az<strong>in</strong>o et vsurario.[253 vb] [Q]vidam vsurarius nolens dimittere vsuram suamper ammonicionem sacerdotis sui parrochiani. Cum idemsacerdos vno die absens esset, vsurarius mortuus est s<strong>in</strong>e con-20 fessione <strong>in</strong> absencia sacerdotis. Cum amici eiusdem vsuraryvellent eum sepelire <strong>in</strong> cimiterio, ecce, sacerdos parrochialisprohibuit ei sepulturam dicens taliter, quod vsurarius non deberetsec<strong>und</strong>um ecclesie iura <strong>in</strong> cimiterio sepelliri. Quidam autemmolend<strong>in</strong>ator habuit az<strong>in</strong>um et illum solebat pascere <strong>in</strong> prato25 cymitery. Az<strong>in</strong>us vero nesciebat alias vias ire nisi tantum admolend<strong>in</strong>um et s<strong>in</strong>e conductu. Cum parentes eius cum predictosacerdote <strong>in</strong>simul pro cymiterio certarent, dixit eis sacerdos:Vultis pro bono habere, quod dicere volo? Responderunt:Volumus. — Ponamus corpus istiusvsurary supra dorsum as<strong>in</strong>i,30 qui solet pasci iuxta illud cimiterium. Si cadauer eius admolend<strong>in</strong>um portauerit, ibi sepeliatur. Az<strong>in</strong>us vero non portavitad molend<strong>in</strong>um eius corpus, sed portauit ad alia cadaueraad patibulum et sub patibulo deposuit et ibidem suspensus estetdamnatus.


363Verwandte Stücke bei Jacques deVitry(ed.Crane)p. 75 Nr. CLXXVIImit Nachweisungen; Cat. of Rom. III 473 Nr. 31, wo der Arme, derEigentümer <strong>des</strong> Esels, Coph<strong>in</strong>us heißt.172 (— Anh. 8).De quatuor hastis.[253 vb] [F]vit quidam rex potentissimus. Iste rex tarn seriosuset tarn animosus fuit, quod omnes pr<strong>in</strong>cipes, quos att<strong>in</strong>gerepotuit, eum reuerebantur, et tantum [254J"a] timorem habuit antemortem, quod pre timore mortis numquam visus ridere, et cum 5hocomnem familiam suam perturbauit nee aliquis eum ausus fuit<strong>in</strong>terrogare, cur non rideret. Idem rex vnum fratrem habuit,qui ad voluntatem mihtum <strong>in</strong> omni ioc<strong>und</strong>itate et delectacionibusm<strong>und</strong>i vixit, quem <strong>in</strong>stanter rogaverunt magnates, ut adiretregem et eum <strong>in</strong>terrogaret, cur <strong>in</strong> tanto honore et <strong>in</strong> tantis 10divicys non letaretur nee suis militibus ridendo gaudium aliquandofaceret, cum tarnen Salomon dicit: Plus valet buccellapanis cum gaudio^ quam domus plena divicys cum merore.Quod cum frater regis fecisset, statim sibi rex tanta <strong>in</strong>dignacionerespondit: Quid michi aufert risum et gaudium huius 15m<strong>und</strong>i, statim faciam te scire. Et subito precepit eum captivariet convocatis omnibus militibus suis s<strong>in</strong>e dilacione rexiussit fieri ambonem altam et <strong>in</strong> medietate fratrem suum omnibusvestibus denudari et eum <strong>in</strong> solo femorali super ambonemligatis manibus locari. Item rex precepit sibi portari quatuor 20hastas preacutissimas, quas quatuor seruientibus commisit ipsis<strong>in</strong> manifesto districte precipiendo, ut ad fratrem suum ascenderentet has quatuor hastas preacutas circa eum tenerent, vnamcontra dextrum latus, aliam ad s<strong>in</strong>istram, terciam ad pectus,quartam ad dorsum et eo audiente precepit, ut, si se frater 25suus ad aliquod gaudium moueret, quod statim quatuor hastiscorpus suum penetrarent. Quod cum frater regis audiret, <strong>in</strong>tantum expauit, quod stabat quasi amens et quasi semiuiuus.Quod cum rex videret, alloquitur fratrem hys verbis: Cur nonletaris? Quis te gaudio spoliauit? Qui respondit: Letari non 30presumo nee me metu mortis mouere audeo, quia, si memouerem, sec<strong>und</strong>um mandatum tuum omnes haste cor meumpenetrarent. Cui rex: Si aliquem hom<strong>in</strong>em videres tanto timores<strong>in</strong>e gaudio irretitum, velles eum habere contemtum? Qui:non, respondit. Rex ait: Ego sum, quem talis timor exterret, 35


364quia meo cordi quatuor preacutissime haste [254''i>] sunt <strong>in</strong>nexeque me magis vrgent ad fletum quam ad risum provocant. Estamara passio et martirium, quod pro me passus fuit dom<strong>in</strong>us<strong>in</strong> cruce, cui nuUa pena poterit coequari, ut patet <strong>in</strong> die5 passionis dom<strong>in</strong>i, cui omnia elementa compassa fuerunt, sicutsol <strong>in</strong> obscurando, terra tremendo, lapi<strong>des</strong> sc<strong>in</strong>dendo, mortuiresurgendo, propter hom<strong>in</strong>em, propter quem passus est. VndeJeronimus: Omnes amici mei dereliquerunt me. Glossa: Nonest, qui compaciatur <strong>in</strong> <strong>in</strong>firmitatibus meis, preter solam pyssi-10 mam Mariam, matrem meam. Hec est prima hasta, que <strong>in</strong>tantum cor meum vulnerauit, quod magis me libet flere quamgaudere. Bernardus;: O bone Jhesu, tu pro mea salute <strong>in</strong> crucefleuisti et numquam risisti, quomodo ego recompensare valeotibi nisi per similem fletum? Hec hasta prima per pectus cor15 meum risu spoliauit. Sec<strong>und</strong>a hasta dorsum meum penetrauit cormeum vulnerando. Hec est recordacio mortis mee, que animammeam a corpore separabit, a rebus, ab amicis et animam meamducet ad terram ignotam, vbi nescio, vtrum odio uel amore dignussim et vbi primum hospicium sum accepturus. Scio, quod20 mortem corporalem eßugere non possum testante beato Gregorio,qui ait: Die michi, vbi reges, vbi pr<strong>in</strong>cipes, vbi potentes, vbilocupletes huius seculi? Omnes transierunt, velut vmbraeuaunerunt; queruntur et non sunt. Ideo ite ad sepulcramortuorum videntes corpora extra iacencium,que vermibus data25 sunt <strong>in</strong> cibum. Ista hasta lamentabilis me plus vrget ad fletumquam ad risum. Tercia hasta, que s<strong>in</strong>istrum latus meum cormeum vulnerando penetravit, est <strong>in</strong>certa hora mortis mee, quianescio, vtrum vigilando an dormiendo mors animam meam acarnis ergastulo separabit. De ista <strong>in</strong>prouisa morte dixit Salo-30 mon: Nil cercius quam mors, nichil <strong>in</strong>cercius quam hora mortis.Heu, quot animas hec misera mors a deo elongauit! [254^»]VndeSalomon: O mors peccatorum, quam amara est memoriatua. Psalmus: Mors peccatorum pessima, mors iustorumpreciosa.Gregorius : Cur peccator vitam huius seculi <strong>des</strong>iderat, <strong>in</strong> qua,35 quanto plus viuit, tanto magis peccat, cottidie crescunt mala,subtrahuntur bona assidue? Vita hom<strong>in</strong>is <strong>in</strong>ter prospera etaduersa variatur et ignoratis, quando moritur. Hec hasta omnegaudium m<strong>und</strong>anum a me elongauit. Quarta hasta per dextrumlatus cordi meo est <strong>in</strong>fixa. Hoc est timor, quem ad diem iu-40 dicy habeo, vbi deus districte iudicando venturus est. Superpeccatores vociferando dicit: Ite, maledicti, <strong>in</strong> ignem eternum


365arsuri semper, vbi vestri eterna obliuio. Jeronimus de hacvoce dicit: In die iudicy audiatur vox horribilis, per cuius vocissonitum contremiscunt omnia viscera peccatorum. August<strong>in</strong>us:Nee mirum, si ibi peccatores suspirabunt, vbi angeli et omnessancti timebunt, quibus tarnen dicetur: Venite, benedicti patris 5mei, percipite regnum ,quod vobis paratum est ab orig<strong>in</strong>em<strong>und</strong>i. Vtrum tunc cum electis uel cum damnatis eternaliterpermanebo, ignoro. Iste sunt haste cordi meo annexe, que meassidue tristem reddunt et risum a me repellunt. Hys verbisf<strong>in</strong>itis iussit rex fratrem dimittere absolutum. Qui statim de 10consilio regis <strong>in</strong>cepit peccata transacta deplangere et imm<strong>in</strong>enciacauere et deum puro corde diligere. Quod nobis etc.Die Literatur zu den beiden Motiven i) To<strong>des</strong>trompete, 2) Damoklesschwertsiehe <strong>in</strong> den Anmerkungen zu Jacques de Vitry (ed.Crane) p. i6 Nr. XLII, wozu ebendort für das zweite Motiv Nr. VIIIu. XLII zu vergleichen s<strong>in</strong>d; Gesta Romanorum, ed. Oesterley Nr. 143;ferner R. Köhler, Kle<strong>in</strong>ere Schriften II 565; Contes Moraliscs deNicole Bozon, ed. P. Meyer et L. T. Smith (Societe <strong>des</strong> ancienstextes frangais 1889) p. 59 <strong>und</strong> 246; ähnlich Cat. of. Rom III 650Nr. 33 »Legitur <strong>in</strong> libro translato de Greco <strong>in</strong> Lat<strong>in</strong>um« ; Caes. v.Heist., Libri VIII Mirac, ed. Meister p. 118 (lib. II Nr. 41). Dazu<strong>in</strong> den Handschr. Paris, Bibl. nat. nouv, fonds lat. 14958 (SchreiberBrito, aus S. Victor zu Paris, 13. Jhdt.) Bl. 8v, wo an die Stelle derLanzen unserer Erzählung Schwerter treten,<strong>und</strong> ebenda nouv. fondslat. 14703 (vorher <strong>in</strong> S. Victor zu Paris, Anf. d. 14. Jhdts.) Bl. lySrbder neuen Zählung: De rege qui <strong>in</strong> Omnibus festis que tenebatsemper erattristis.173 (= Anh. 9).De quodam rege.[254^^] [SJcribitur nobis eciam de quodam rege sapientissimo,qui habuit duo regna, et tam diu <strong>in</strong> vno regno mora- 15batur, quod illi, qui erant <strong>in</strong> sec<strong>und</strong>o regno, eum diligentissimevidere <strong>des</strong>iderabant. Rex vero volens visitare eos habuit vnumdispensatorem sapientem et vnum seruum fidelem et vnamfiliam dilectissimam, pro quibus misit. Et comisit suo dispensatoriseruum et filiam suam cum hys verbis ei alloquendo: 20Si <strong>in</strong> meo fauore vis persistere, tunc presis mee filie cum tantadiligencia, [2 54va] ne aliquem defectum paciatur <strong>in</strong> vestitu et<strong>in</strong> colore, quia, si eam pulcram <strong>in</strong>venero, de maximis honoribuste sublimabo, et si eam <strong>in</strong> vestitu uel <strong>in</strong> colore defectum


366aliqnem liabere <strong>in</strong>venero, te <strong>in</strong>carcerabo eternaliter, duris verberibuscriiciabo. Senium uero tarn sub rigore diligenter custodias,ne aliquem molestet, quia, si per eum aliqnis molestatusfuerit, illud <strong>in</strong> tuum detrimentum perpetuo conuertetur. Quid5 per istum regem, quid per dispensatorem,quid per filiam, quidper seruum significetur , bene omnia explanabo. Iste rex estrex regum omnium et dom<strong>in</strong>us dom<strong>in</strong>ancium tarn <strong>in</strong> celo quam<strong>in</strong> terra. Dum de regno huius m<strong>und</strong>i celos vellet ascendere,loquens ait: Tempus est, ut reuertar ad eum, qui me misit.10 Comisit suo dispensatori, per quem nobis <strong>in</strong>tellectus hom<strong>in</strong>isfiguratur testante Boecio, qui ait: Intellectus hom<strong>in</strong>is corpushom<strong>in</strong>is et animam gubernat et regit. August<strong>in</strong>us: Homo habetbonum <strong>in</strong>tellectum, qui devitat peccatum, quia per purum etm<strong>und</strong>um <strong>in</strong>tellectum anima illum<strong>in</strong>atur. Vnde Dauid <strong>in</strong>vocando15 dom<strong>in</strong>um dixit: Manus tue, dom<strong>in</strong>e, fecerunt me, da michi<strong>in</strong>tellectum, ut discam mandata. Similiter quivis homo debetdeum <strong>in</strong>vocare, ut sibi purum conferat <strong>in</strong>tellectum et perfectumsensum. Per filiam regis significatur anima, quam deus altissimuscreauit et sec<strong>und</strong>um faciem suam formauit et quam <strong>in</strong>20 baptismo sanctificauit et veste Candida et immaculata <strong>in</strong>duit,ut similis regi fieret et hereditatem eternam cum Christo eternaliterpossideret. Vnde qui animam per corporis suggestionempolluit peccando, sentenciam asperam <strong>in</strong> die iudicy audiet asuo iudice, cum dicet: Ite, maledicti, <strong>in</strong> ignem eternum. Sed25 qui eam immaculatam custodierit, absque dubio beatus erit.O homo, <strong>in</strong>voca deum, ut <strong>in</strong> die iudicy ad dexteram mereariscollocarilPer seruum regis vitam hom<strong>in</strong>is debemus <strong>in</strong>telligere,qui racionabilem habet <strong>in</strong>tellectum sec<strong>und</strong>um suum arbitriumoperandi bonum et malum. Per bonum dei regnum, per malum30 vero <strong>in</strong> <strong>in</strong>fernum <strong>in</strong>trabit. Bernardus: O serue, creatura dei,preciosum vas sapiencie, ymago deitatis, possessor precioseracionis, cur te tuo creatori subtrahis? Vnde (si) filia regisper lasciuiam [255^a^]sui corporis viciatur et <strong>in</strong> luxuriam demergitur.Vnde Hugo: Que est <strong>in</strong>icium et vicium, videlicet35 luxuria, que corpus debilitat, vires eneruat, bursam euacuathom<strong>in</strong>em perdit, animam damnat, racionem <strong>in</strong>fatuat <strong>in</strong> tantumper immoderanciam libid<strong>in</strong>is, quod de hom<strong>in</strong>e brutum animalfacit. Et hoc debet reformari per confessionem, contricionemet satisfaccionem. Quia hys tribus virtutibus homo existens40 peccator renascitur et anima, Christi filia, a morte liberatur et<strong>in</strong> celis eternaliter collocatur.


367In den Gesla Romanorum, ed. Oesterley Nr. 27 tritt an die Stelle<strong>des</strong> Sklaven e<strong>in</strong> H<strong>und</strong>; ähnlich Jacques de Vitry (ed. Crane) p. 6Nr. XVII.174 (= Anh. 10).De quadam moniali.[255 J^a] [SJcribit nobis miraculum sanctus Bernardus, quodquedam monialis fuit, que consveuerat hoc nomen Jhesus exconsvetud<strong>in</strong>e <strong>in</strong>vocare, que tandem per quendam clericum seductafacta est publica meretrix et ita <strong>in</strong>durata qu<strong>in</strong>decim annis, 5quod nichil boni fecit aliud, sed quod hoc nomen Jhesus exconsvetud<strong>in</strong>e <strong>in</strong> ore sepissime notauit et sabbatum ieiunando,orando diligenter honorauit eciam et <strong>in</strong> tali nocte se a luxuriacustodiuit et <strong>in</strong> vigilia purificacionis beate Marie, ut securioresset a fornicacione perpetranda, exiuit ciuitatem et disposuit 10se <strong>in</strong> horreum vnum <strong>in</strong> allodio cuiusdam ciuis. Et cum beneobdormiuisset, videbatur ei <strong>in</strong> somnis, quod dies esset iudicyet quod deus presideret <strong>in</strong> iudicio et quod peccatores nullumhaberent refugium^) et vidit ecclesiam <strong>in</strong> honore beatevirg<strong>in</strong>is Marie <strong>in</strong> vico stare, et quicumque permissus fuit 15eam <strong>in</strong>trare, ille adeptus fuit solacium salutis, sed qui nonfuit admissus <strong>in</strong>trare, ille statim a demonibus apprehensusfuit et <strong>in</strong> ignem maximum deiectus. Ista paupercula eciampropter solacium voluit <strong>in</strong>trare ecclesiam, et cum iam vnumpedem vltra limen habuisset, occurrit ei Jhesus <strong>in</strong> hostio 20cum Maria, matre eius, et trusit peccatricem cum. <strong>in</strong>dignacioneex hostio. Paupercula tristis cepit <strong>in</strong>vocare ex consvetud<strong>in</strong>ehoc nomen Jhesus. Ideo scriptum: Consvetudo laudabilis estoptima <strong>in</strong>terpres legis. Jhesus precepit demonibus, ut eam <strong>in</strong>ignem iactarent. Quod cum factum fuisset, mater filium ro- 25gauit et mitissimis verbis alloquitur: O fili amantissime, numquamte vidi tam [2551"^] <strong>in</strong>misericordem, quod lederes peccatores,pro quibus sangw<strong>in</strong>em tuum <strong>in</strong> cruce fudisti, et qui nomentuum <strong>in</strong>vocauerit, saluus erit. Filius ait: O mater, dilectissima,quomodo presumsit hec peccatrix <strong>in</strong>trare ecclesiam, que me 30peccatis suis nimium offendit et multas animas a me elongauit?Dum peccatrix sentiret se tam crudeliter <strong>in</strong> igne cremari, <strong>in</strong>cepitJhesum et matrem eius hys verbis <strong>in</strong>vocare: Dom<strong>in</strong>e Jhesu,saluator meus, iuua me, ut salua fiam <strong>in</strong> angustia ista, ut meista crudelis mors non recipiat. Veni michi <strong>in</strong> auxilium tu, 35^) Hs. refrigerium.


368mater alma tocius Christianitatis, Maria, misericordie plena,auxiliatrix omnium peccatorum , salua me a peccatis meis, utsalua fiam <strong>in</strong> vltima hora vite mee. Tunc mater ad filium:O fili dilectissime, audi preces peccatricisl Sic filius mitigatus5 iussit eam extrahere de igne et solutam dimittere. Mulier <strong>in</strong>somnis tantum clamorem habuit, quod prouocauerat totam familiamexire. Qui perterriti venerunt ad horreum et <strong>in</strong>veneruntmulierem exustam, quod totum corpus eius fuit nigrum quasicarbo, et dum vix modicum recreata erat, misit pro confessore10 et pure confessa est et omnibus rem gestam narrauit. Quead obitum eius ut Ethiops nigra permansit et tarn deuota <strong>in</strong>dei seruicio permansit et vixit, quod multi peccatores per eamsumserunt exemplum bonum et multi emendati cum ipsa adregnum dei <strong>in</strong>vocando hoc nomen Jhesus pervenerunt.175 (= Anh. 11).15 De Paulo, primo heremita.[255 rl>] [D]E gaudio celesti scribit nobis Paulus, qui fuitprimus heremita. Qui venit ad quendam obsessum demonio etillud demonium fuit virtuosum, quod omni hom<strong>in</strong>i ad <strong>in</strong>terrogatarespondit. Quod demonium cepit Paulus de celesti20 gaudio <strong>in</strong>terrogare, quid de eo sentiret et sciret. Quod respondit:Gaudium eternum est ita <strong>in</strong>explicabile, quod nuUus potest difl<strong>in</strong>ireet [255 ^a] ad plenum enarrare. Tamen tibi de ipso dicammodicum, sec<strong>und</strong>um quod vidi. Per tale exemplum ponatur,quod sit mons valde excelsus et circa montem vallis et spacium25 ad centum miliaria uel campus speciosus et planus et illecampus sit plenus de tritico sem<strong>in</strong>ato et quelibet spica triticisplendorem habeat solis et stet homo <strong>in</strong> montis cacum<strong>in</strong>e, vbiomnem splendorem solis <strong>in</strong>tuetur: ex eo non conciperet tantumgaudium, quantum est m<strong>in</strong>imum <strong>in</strong> celo et m<strong>in</strong>utissima pulcri-30 tudo. Isto exemplo heremita <strong>in</strong>structus ampliore diligencia <strong>in</strong>cepitdeo pro eterno gaudio seruire.concedat nobis pateretc.Ut hoc idem nos faciamus,176.De beata Virg<strong>in</strong>e.[255 va] [L]Egitur <strong>in</strong> miraculis beate Marie, quod erant due35 mulieres <strong>in</strong>vicem maxime <strong>in</strong>imice. Hoc fuit idcirco, quia vna


369earum accubuit viro alter<strong>in</strong>s. Et illa, cuius vir erat, fuit muHermultum Simplex et <strong>in</strong> eius simplicitate iuit ad monasteriumbeate virg<strong>in</strong>is Marie et geniculando <strong>in</strong>cepit eius ymag<strong>in</strong>em cumlacrimis <strong>in</strong>vocare et rogare v<strong>in</strong>dictam, que eam <strong>in</strong> matrimonioeius adherendo viro suo impedit. Sancta Maria sciens simpli- öcitatem fem<strong>in</strong>e sub specie ymag<strong>in</strong>is respondit: Cur ego <strong>in</strong>imicamtuam damnarem, cum sim ego amica eius, maxime ideo,quia me honorat omni die cum centum Aue Maria et cum vnaspeciali oracione, quam ego libenter audio: Mater tociuscbristianitatis, Maria, misericordie plena, auxiliatrix omnium 10peccatorum, protege me a peccatis meis. Tu imperatrix m<strong>und</strong>ihuius, da nobis graciam tuam, vt sie viuamus, quod tecumsolaciaremur <strong>in</strong> regno celorum. Ad quod nos perducat pateret filius et spiritus sanctus. Mulier audiens responsum dom<strong>in</strong>enostre, sancte Marie, dixit: Ex quo non vis v<strong>in</strong>dicare, tunc me 15oportet conqueri filio tuo. Et eum pro<strong>in</strong>de mulier <strong>in</strong>vocareexiuit a monasterio. Et dum vellet ire domum, occurrit ei<strong>in</strong>imica eius volens ire ad ecclesiam, quam simplex cum <strong>in</strong>dignacionebys verbis alloquitui :[255 vb] Secure poteris peccare,quia propiciam habes amicam, que te non permittit perire. 20Mulier stupefacta cepit causam cum diligencia <strong>in</strong>vestigare, quamsibi simplex mulier enarrauit. Statim adultera contrita prociditad pe<strong>des</strong> eius et deuouit maritum amplius vitare. Et sie ambe<strong>in</strong>ter se sunt concordate. Hoc venit ex gracia beate Virg<strong>in</strong>iset promeruerunt regnum eternum. 25Vgl. Nr. 108.177 (= Anh. 13).De iusto iudice.[255 ^b] [SJCribitur nobis, quod, dum rex quidam, nom<strong>in</strong>eTroianus, ad bellum properaret, quedam vidua ipsum pro iudicio<strong>in</strong>stanter <strong>in</strong>vocaret super eo, quod filius regis filium eius vnicumexoculauerat^). Quamuis idem rex arduis negocis esset occu- 30patus, tamen noluit viduam dimittere s<strong>in</strong>e iudicio et propteriusticiam, quamuis gentilis esset, pocius voluit sumere v<strong>in</strong>dictamde filio vidue quam negocia terre complere. Rexs<strong>in</strong>e dilacione cepit filium suum vnicum nulla circa ipsummotus misericordia eum volens exoculare et oculos suos vidue 35dare pro emendacione oculorum fily sui. Quod videntes magnatesregis provoluti ante regem eum flendo <strong>in</strong>ceperunt <strong>in</strong>vo-•) IIs, exconculcauerat.Klapper, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 24


370care pro filio sie dicentes, quod non competeret eos postmortem suum cecum regem habere. Rex ad preces militumsuorum mitigatus, et ut vidue querulanti satisfaceret, misit sibieruere vnum oculum et filio sec<strong>und</strong>um et dedit eos vidue pro5 oculis fily sui illud attendens Moysi: Dentem pro dente, oculumpro oculo. Insuper rex precepit viduam cum filio de bonissuis <strong>in</strong>terim, quod viverent, laute procurare. Rex vero prefatus,dum moritur, quia paganus erat, ideo anima eius ad limbumdeducitur. Evolutis vero post obitum regis multis annis, sanctus10 Gregorius factus papa eiusdem regis domum preteriens et ibidemregis iudicium, quod vidue fecerat, audiens et ibi moramfaciens ex <strong>in</strong>timo corde condolens tam iustum iudicem perpetuocruciari cepit pro eo triduo orare, lacrimas f<strong>und</strong>ere, elemos<strong>in</strong>asdare. Et cum hoc deuotissime per triduum faceret,15 angelus a deo missus astitit cum hys verbis [256 ""a] sanctumGregorium alloquens: Exaudita est oracio tua. Et extra <strong>des</strong>epulcro, <strong>in</strong> quo trig<strong>in</strong>ta annis iacuerat, prodyt sanus. Quemstatim felix papa baptizauit et nomen sibi Patricius imponens.Ergo, o pr<strong>in</strong>cipes christiani, si rex paganus ob iustum iudicium20 meruit refrigerari, quanto magis vos miserem<strong>in</strong>i, si iusti iudices<strong>in</strong> hoc m<strong>und</strong>o fueritis, quia a summo Christo iudice digni eritis<strong>in</strong> celo laureari perhenniter.Literatur <strong>in</strong> den Gesta Romanorum, ed. Oesterley unter Nr. 50;Massmann, Kaiserchronik III 755; Jacobus a Vorag<strong>in</strong>e ed. Graesse(1846) p. 196 cap. 46 Nr. 10 <strong>in</strong> der Gregoriuslegende ; HerrigsArchiv Bd. ri8 (1907) 336,178 (= Anh. 14).De paupere et diuite.[256 la] Beatus Macharius heremita, dum vna dierum ciui-25 tatem Magunciam transiret, vidit hom<strong>in</strong>em pauperrimum <strong>in</strong>platea iacentem et iam extremum spiritum trahentem et nullumhom<strong>in</strong>em de eo curam habentem, quia, hev, pauper erat, vndedicit Seneca: Quid est paupertas? Odibile bonum, dei dileccio,demonum abieccio, curarum remocio, negocium s<strong>in</strong>e damno.30 Item heremita iuit ad aliam plateam cum fletu progrediens.Vidit turbam magnam vtriusque sexus nobilium ad domumcuiusdam diuitis confluere, quia grauissima <strong>in</strong>firmitate cogebaturvltima vite facta persoluere. Et vidit magnam catervam demonumdomum <strong>in</strong>trantem. Quo viso heremita <strong>in</strong>stanti animo


371deum cepit <strong>in</strong>vocare,ut sibi hom<strong>in</strong>is pauperis et divitis visionemreuelaret. Mox angelus a deo missus lieremitam per manuniapprehendit et duxit eum ad locum amborum, vbi anime deducebantur.Et vidit multitud<strong>in</strong>em angelorum animam pauperisplus sole nitentem ymnis et canticis ad gaudia celi deducentem 5et audiuit vocem hys verbis eam alioquentem ; Veni, dilectarnea anima; quia pacienter sust<strong>in</strong>uisti paupertatem pro amorenom<strong>in</strong>is mei <strong>in</strong> seculo, ideo posside requiem opulentissimanieternaliter <strong>in</strong> celo. Inde procedens cum angelo vidit magnamturbam demonum horribili aspectu animam diuitis ad <strong>in</strong>ferna 10trahentem, que gemeb<strong>und</strong>a voce clamabat: Hev me, materrnea, quare me ad tantam miseriam genuisti! Ach, quod plusdilexi vsuram, quam dei misericordiam 1 Ach, quod maioremcuram habui de pueris, quam de propria salutel Sic animapauperis <strong>in</strong>ter [2561"^] angelos letabatur, diuitis autem anima, 15cuius corpus serico <strong>in</strong>volutum fuit, <strong>in</strong>ter demones cruciabatur.Vgl. Nr. 89.179 (= Anh. 15).De damnato miiite.[2561"^] [LJEgitur nobis de quodam miiite cuiusdam regis,quem gravis <strong>in</strong>firmitas <strong>in</strong>vaserat, quem rex diligenter ad penitenciammonebat. lUe se hoc facturum dixit, si videret se non 20euadere mortem, quia: si hoc ad presens facerem et conualescerem,tunc commilitones mei <strong>in</strong> derisum me haberent, quasimortem timuissem. Hys verbis auditis rex egrum iterum visitauitet de salute anime sue eum ammonuit. Miles vero anxiusdixit: O rex dilectissime, ante tuum <strong>in</strong>gressum duo iuuenes 2aspeciosissimi <strong>in</strong>trauerunt ante me, cartam michi <strong>in</strong> manusposuerunt, <strong>in</strong> qua scriptum <strong>in</strong>veni, quidquid boni feci. Postquos <strong>in</strong>numerabilesdemones cum magno impetu <strong>in</strong>troierunt etlibrum maximum ante me posuerunt, <strong>in</strong> quo scriptum <strong>in</strong>veni,quidquid ab <strong>in</strong>fancia mali feci. Cumque pr<strong>in</strong>ceps demonum 30<strong>in</strong>terrogaret, cur illi iuuenes michi astarent, cum me suum essescirent, et mox iuuenes surgentes exierunt et me <strong>des</strong>olatumeorum potestati reliquerunt. Quod ego miser videns clamaui,non causa contricionis, sed causa timoris: Dom<strong>in</strong>e, adiuuame, et mox michi <strong>des</strong>uper respondit: Numquid primo dei re- 35cordaris , cum sol vite tue obscuratur? Tunc duo demonesiussu pr<strong>in</strong>cipis demonum cum acutissimis cultellis <strong>in</strong> me irru-24*


372erunt et vnus a capite et alter a pedibus me per mediumdiuiserunt, et iam morior et a demonibns ad <strong>in</strong>fernum trahor.In hac voce miser miserabiliter moriens ducitur ad tormenta.Hoc exemplum ideo dico, ut confessionem veram usque ad5 lectum egritud<strong>in</strong>is ne difteratis. Vnde Jeronimus: Cum egritud<strong>in</strong>edeprimeris, vix aliquid cogitare poteris, nisi, quam sentis<strong>in</strong>firmitatem ,quia illic recipitur <strong>in</strong>tencio mentis, vbi est visdoloris. Quamuis August<strong>in</strong>us dicit: Melior est sera confessio,quam nulla. Ergo autem consulo, ne de hac homo nimis pre-13 sumat, quia cum homo deprimitur <strong>in</strong>firmitate, tunc tristaturde rerum amissione, de puerorum separacione, de corporis debilitate.Sed, hev, modicum de an<strong>in</strong>ia curatur, vnde <strong>in</strong>vocemusdom<strong>in</strong>um, ut bonum f<strong>in</strong>em nobis donare dignetur.Bei Beda, Hist. eccl. gent. Anglor. 1. V c. 13 (Mon. bist. Brit. I,London 1848, p. 263); Vir laicuspoenitentiamagerenon vult.At contra,fuit quidam <strong>in</strong> prov<strong>in</strong>cia Merciorum usw; die Geschichte ist <strong>in</strong> die Zeitum 705 — 709 verlegt, der König ist <strong>des</strong> Aedilredus Nachfolger Coenredus.Derselbe Text, aber verderbt f<strong>in</strong>det sich gekürzt <strong>in</strong> der Hs. Breslau,Kgl. u. Univ.-Bibl. I Q 269 Bl. 46vb mit dem Anfange: Quidamrex Anglorum Conradus quendam habuit militem dilectumsibi.Ähnlichbei Honorius Augustodunensis (Migne, Series lat. LXXXXV, 252).180 (= Anh. 16).De viro et vxore sua.[2 56va] [F]vit quidam agricola valde simplex et bonus, qui15 multum libenter et diligenter laborauit, ut se et pueros etconiugem suam nutriret. Hie erat simplicitate sua ita tacitus,quod ab aliquibus vic<strong>in</strong>is suis mutus dicebatur. Qui dum diuvixisset, <strong>in</strong>firmitas talis ipsum oppressit, que eum ad mortemperduxit. Ipso vero moriente facta est maxima tempestas et20 tonitrus et pluvia per triduum durauit. Vnde, cum pre nimiapluuia sepelliri non posset, omnes vic<strong>in</strong>i sui mouentes capitasua dixerunt hunc hom<strong>in</strong>em pessimum fuisse, cui tempestassepulturam prohiberet et cuius fetor hom<strong>in</strong>es <strong>in</strong>gredi negaret,2a Tercia die adhuc pluuia impediente cum <strong>in</strong>dignacione ex domodefertur et misere terre <strong>in</strong>foditur. Econtra vxor sua suauissimacorpore et l<strong>in</strong>gwa affabilis et fac<strong>und</strong>a, quod omnes vic<strong>in</strong>i eiusdilexerunt eam. Que post mortem viri sui contemsit laborareet post paucos annos ad tantam peruenit <strong>in</strong>opiam,quod pueros30 suos mendicare permisit. Cum hec mulier ad tantam <strong>in</strong>opiam


373peruenisset, tanta <strong>in</strong>saniebat <strong>in</strong>stabilitate, quöd vix aliquid') exmembris pre nimia e<strong>in</strong>s luxuria euadebat. Postquam eius excessusdeus vltra pati noluit, repent<strong>in</strong>a morte astr<strong>in</strong>gitur. Et<strong>in</strong> eius morte tanta serenitas m<strong>und</strong>o <strong>in</strong>f<strong>und</strong>itur, ut ipse aer eifamulari videretur. Ambobus sie defunctis filia religiosa super- 5fuit eis, cuius menti talis cogitacio <strong>in</strong>cidit, vtrum patris anmatris vitam imitaretur. Cumque patris <strong>in</strong>fortunium [256 ^l>]matrisque fortunam <strong>in</strong> mente reuolueret, placuit ei <strong>in</strong> matrisvestigia pe<strong>des</strong> imponere. Hec meditans obdormiuit et, ecce,angelus astitit et, quid meditaretur, <strong>in</strong>quirebat^). lila mox 10perterrita multum evigilans dixit se illa esse meditata. Et illeeam per manum arripuit. Veni subito, sec<strong>und</strong>um quod optasti,patrem et matrem videbis, et cuius magis placet, vestigia sequere.Duxitque eam <strong>in</strong> campum floridum, <strong>in</strong> quo erant multamilia letancium, <strong>in</strong>ter quos vidit patrem suum cum decore 15fulgentem et corona circumdatum. Qui eciam ei accurrens eamdiligenter salutauit. Illa gaudio repleta rogauit, ut ei secummanere liceret. Qui hoc tunc fieri negauit, tamen ei dansconsilium tale: si eum imitari uellet, sequatur dom<strong>in</strong>um deuoteviuendo. Porro ductor eius manum eius tenuit et eam ad vi- 20dendum matrem suam perduxit et ad leuam eius prospexit etvidit vallem prof<strong>und</strong>issimam nimium sulphure repletam, vbierat fornax succensa emittens fetidi ac putrid! vaporem fumi.In hac erat mater eius vsque ad coUum mersa et ignei serpenteseam amplexantes suxerunt vbera eius; horribiles spiritus 25<strong>des</strong>uper stabant et eam cum furcis ferreis et igneis <strong>in</strong> flammaverterunt. Que suspirans ad filiam ait: Adiuua me, recordaredoloris, quem habui, quando te genui. Heu, dum vixi, nimisgarula fui et fornicatrix et adulteria nimia comisi. Pro hyscruciant me tormenta <strong>in</strong>effabilia. O filia dulcissima, ne <strong>des</strong>picias SOlacrimas matris tue misere. Extende manum tuam et educ mede loco huius miserie. Filia propter miseriam matris ad maximumfletum i)rorupit. Que mox ab angelo reducitur et <strong>in</strong> lecto,quo iacuerat, rel<strong>in</strong>quitur. Post hoc ista virgo tam religiöse vixitet post obitum eius ad patrem pervenit ad gaudia paradisi. 35Quelle s<strong>in</strong>d die Vitae patrum VI i, 15 (Migne Series lat. LXXIII,995); ähnlich Jacques de Vitry (ed. Crane) p. 121 Nr. CCLXXXIX;Exempla (ed. Klapper 191 1) p. 24 Nr. 22; Odo de Ceritona (Hervieux,Les Fabulistes Lat<strong>in</strong>s IV p. 330 Nr. CLXIX).*) Hs. aliquis. ^) Hs. <strong>in</strong>quireret.


374i8i (= Anh. 17).De iuuene, quem dyaboius vItra mare portauit.[256^1)] [JJnvenimus <strong>in</strong> miraculis beate Marie virg<strong>in</strong>is dequodani oiue, qui [257 »"^] residens erat <strong>in</strong> ciuitate Straburgensi.Qiii tanta oppressus <strong>in</strong>firmitate, que eum tandem ad mortem5 perduxit. Dum ciuis ille mortem sibi imm<strong>in</strong>ere sentiret, habuitvnicum dilectum filium, quem vocauit alloquens cum hys verbis :Fili dilectissime, post mortem meam tibi tria commendo: hereditatemmeam sicut vero heredi, animam meam sicut veroprocuratori, eciam tercium, quod debuissem vltra mare pere-10 gr<strong>in</strong>asse ad sepulcrum dom<strong>in</strong>i, quod, fili dilectissime, proptertuum amorem, ut te magis ditarem, hucusque protaxi. Sed,heu, modo scio,quod protraccio penitencie est protraccio anime.Vnde rogo cum affectu te, fili carissime, pro me transfretare.Et si hoc feceris, tria te docebo, que si imitatus fueris, saluus15 eris. Filius ad <strong>in</strong>stanciam patris pro eo fideliter transfretarepromisit. Hec sunt consilia, que pater filio dedit: Primum fuit,quod omni die deberet missam audire etsuum verum creatorem<strong>in</strong>tueri, quia dicit August<strong>in</strong>us: Intuitus saluatoris est salus peccatoris.Sec<strong>und</strong>um est, quod cont<strong>in</strong>ue deberet timere mortem20 eternam, quia dicit August<strong>in</strong>us: Mors nature separat animama corpore, sed mors eterna separat animam a suo Creatore.Tercium est, quod deberet deuoto corde auxilium beate Marie<strong>in</strong>vocare, quia dicit Ambrosius: Qui <strong>in</strong>vocat Mariam, consequeturgraciam. Elapso modico tempore mortuus est pater et25 filius de consilio amicorum vxoratus est. Filius cogitauit <strong>in</strong>patrem et [idemj <strong>in</strong> se timuit fieri. Priusquam vxor sua concepit,profectus est et transfretauit. Postquam et multi aly transfretassentet Akaron venissent, de consilio fratrum Cruciferorumet peregr<strong>in</strong>orum congregato exercitu paganos <strong>in</strong>vaserunt et <strong>in</strong>50 conflictu Christiani sunt devicti et ex eis multi occisi et capti,<strong>in</strong>ter quos iste iuuenis eciam captus fuit et a morte' liberatus,quia de consilio patris sui ipso die missam audierat. Nichilom<strong>in</strong>usiuuenis <strong>in</strong> captivitate paganorum multa fame, verberibuset doloribus cruciabatur. Iuuenis, dum per sex annos <strong>in</strong> illa35 miseria fuisset nimium cruciatus et non posset vlterius tantammiseriam sust<strong>in</strong>ere, <strong>in</strong> animo cepit dyabolum <strong>in</strong>vocare. [257 ^^]Cui dyaboius statim sub specie humana apparuit dicens: Ecce,assum; quid vis, ut faciani tibi? — Volo, ut educas me decaptiuitate ista et reducas me ad terram natiuitatis mee. Cui40 dyaboius: Volo, si negabis omnia sacramenta ecclesie et cre-


375atorem tuum, omniumque sanctorum et beate Marie auxilium.Juuenis <strong>in</strong> omnibus dyabolo obediuit, sed tarnen <strong>in</strong> corde beateMarie auxilium non negauit sec<strong>und</strong>um consilium patris. Dyabolus,cum priuilegium a iuuene accepisset, statim eum supra sesedere fecit et eleuans se <strong>in</strong> aera cum iuuene tarn alte eleuatus 5est, quod ei videbatur, quod capite nubes tangeret. Mox dyaboluscepit sibilare et tantum clamorem facere, quod ad suumclamorem multitudo demonum advenit, qui vnanimiter clamandoceperunt dyabolum <strong>in</strong>vocare, ut iuuenem cadere dimitteret,quia aliqui ex ipsis iugulare, aliqui excoriare, aliqui 10mortificare eum <strong>in</strong>tendebant. Tamen dyabolus nolens violarefidem suam et promissum sibi nichil mali fieri permisit. Dyabolusvero volens iuuenem <strong>in</strong> promisso suo plenius exam<strong>in</strong>are,duxit eum super mare alloquens eum hys verbis. Nega baptismumet nomen dei, <strong>in</strong> quo baptizatus es. Qui respondit: 15Nego. Ad quem dyabolus: Teneas te firmiter, quia te volobaptizare <strong>in</strong> nom<strong>in</strong>e dyaboli, ex quo noluisti esse baptizatus<strong>in</strong> nom<strong>in</strong>e dei. Et tunc duxit eum supra mare et tam subitofecit oculos claudi et apperiri, ter iuuenem ad prof<strong>und</strong>um marisimmisit. Vnde iuuenis tremefactus canus effectus est, quod 20sibi similis <strong>in</strong> canicie <strong>in</strong>veniri non poterat. Post miserum baptismumdyabolus dixit ad iuuenem: Jam veniet multitudo magnameorum sociorum. Hys verbis f<strong>in</strong>itis audiuit iuuenis multitud<strong>in</strong>emdemonum cum magno strepitu ducencium multorumanimas <strong>in</strong> <strong>in</strong>fernum, que omnes lamentabili voce clamabant: 25Ve nobis, quia peccauimus, ideo misere deducimur et <strong>in</strong> eternumpuniemur. Hac voce f<strong>in</strong>ita dyabolus iuuenem [257 ^a] accepitet eum <strong>in</strong> Strasburgck ante galli cantum deduxit et eum superaceruum <strong>in</strong> allodio suo coUocauit dicens: Amice, constans estoet non violes promissionem, quia tecum ero <strong>in</strong> omnibus ne- 30cessitatibus tuis. Et hys verbis peractis statim ab eo recessit.Iuuenis vero de multis tribulacionibus et de longo it<strong>in</strong>ere <strong>in</strong>tantum lassatus fuit, quod se <strong>in</strong> omnibus membris suis mouerenon potuit nee dormire. In mane, dum dies oritur iuuenis<strong>in</strong>venitur et <strong>in</strong>terrogatur a colono, quis sit uel vnde sit. Qui 35se dom<strong>in</strong>um illius allody profitetur. Colonus audiens ista s<strong>in</strong>edelacione vadit ad dom<strong>in</strong>am suam <strong>in</strong>timans ei de aduentu dom<strong>in</strong>isui et mariti sui. Que conuocatis omnibus amicis suisveloci cursu vadit maritum suum videre, quem dum tam canum<strong>in</strong>tuita fuisset, multum expauit credens se esse delusam. Vir 40multis <strong>in</strong>dicys ostendit se esse maritum eius, sed mulier <strong>in</strong>stanternegans cum iuramento se numquam talem vetulum ha-


376biiisse. Ecce, dilectissimi, hie notate, quod dicit Seneca:Senium est optatum malnm; quamuis <strong>des</strong>ideratur, tarnen odiumgenerat. Ad istius rumores conuenerunt hom<strong>in</strong>es multi, sedniillus eum cognouit. Vnde miilier et omnes, qui conuenerunt,5 cum <strong>in</strong>dignacione recedunt; putant se esse delusos. Vir remanetsolus omni solacio <strong>des</strong>titutus. Ideo <strong>in</strong> maximum fletumprorupit, et dum <strong>in</strong>stanter fleret, venit quidam homo misericors,qui pauperem ad domum suam <strong>in</strong>vitauit et eum cum omnidiligencia cibarys suis recreauit. luuenis facto prandio memor10 doctr<strong>in</strong>e patris sui, quod s<strong>in</strong>e <strong>des</strong>peracione <strong>in</strong> omnibus necessitatibussuis deberet beatam Mariam virg<strong>in</strong>em <strong>in</strong>vocare, (qui)statim adyt monasterium eius cum fest<strong>in</strong>acione et <strong>in</strong> magnacontricione procidit flendo ante altare, <strong>in</strong> quo stabat ymagobeate Marie, <strong>in</strong> cuius s<strong>in</strong>u puer eius se vertit <strong>in</strong>dignans pecca-15 torem <strong>in</strong>tueri, quia primo ad <strong>in</strong>stanciam dyaboli ipsum negauerat.Quod videns [257 ^^] peccator gemeb<strong>und</strong>a voce <strong>in</strong>cepit beatamMariam <strong>in</strong>vocare dicens: Mater misericordie, miserere mei etpro me dilectissimum filium tuum roga. Memor esto, quodnumquam volui <strong>in</strong> omni tribulacione mea[te]negare. Mater puerum20 de s<strong>in</strong>u ponit et de altari surrexit stans circa peccatorem et<strong>in</strong> tantum cepit filium rogare hys verbis: Fili dulcis et vnicaspes mea, gaudium et solacium meum, tu scis, quod non estphas, ut fidelis filius deneget matri, quitquid mater pecierit.Recognosce, fili dilectissime, que et quanta tecum <strong>in</strong> m<strong>und</strong>o25 passa sum et quantum <strong>in</strong> passione tua dolorem habui, cumpassio tua quasi gladius animam meam pertransiuit. Mementoeciam, quod nullus peccator est tanta calig<strong>in</strong>e peccatorumpollutus, cui sit venia deneganda, quia, quacumque horapeccator <strong>in</strong>gemuerit, saluus erit. Hys verbis filius flexus ad30 suam graciam peccatorem remisit, eumque suis ciuibus reformauit.Quod dyabolus senciens veloci cursu venit ad ecclesiamiuuenem alloquendo: Socie, promissum, quod michi promisisti,noli violare. Ad quem beata Maria: Vade, <strong>in</strong>quit, dyabole,iuuenis iste numquam me negauit, nee eum dimitttam.35 Et statim ad altare redyt et puerum synu suo resumsit. Dyabolusvidens se delusum tantum strepitum ab ecclesia recedendofecit, quod tota ciuitas pertonuit. Hom<strong>in</strong>es volentes scire, quidibi esset, venerunt. Quem cum reformatum cr<strong>in</strong>ibus suis <strong>in</strong>venerunt,gratanter eum susceperunt. Et ad <strong>in</strong>stanciam iuuenis40 plebanus vocatus, cui iuuenis cum alys suis peccatis omnia,que acciderant, flendo <strong>in</strong>timauit. Interim mulier et amici accurrunt,et quem propter Senium contemserant, tunc amica-


377biliter susceperunt. luuenis de consilio plebani et consensuvxoris omnia, que habuit, <strong>in</strong> duas partes diuisit. Vnam vxorisue dedit et cum alia transfretauit <strong>in</strong> ord<strong>in</strong>em beati Joannis etfeliciter dies suos consu<strong>in</strong>auit. Vxor statim dyocesanum adyt,quam velauit, et <strong>in</strong> seruicio beate Marie virg<strong>in</strong>is vixit, quodcum marito suo vitam eternam promeruit. Quod nobis etc.Lokalisiert bei Straßburg; ähnlich Exempla (ed. Klapper 191 1)p. 43 Nr. 55. Die drei Räte <strong>des</strong> Vaters kehren wieder <strong>in</strong> Nr. 139 unsererSammlung, das Marienmirakel am Schluß <strong>in</strong> Nr. 63. Bei Caes. Heist ,Dial. mirac. X 2 heißt der vom Teufel heimgetragene JerusalemspilgerW<strong>in</strong>annus <strong>und</strong> stammt aus Elsov <strong>in</strong> der Lütticher Diözese.Literatur bei Pietro Toldo, Dali' Alphabetum narationum, <strong>in</strong> HerrigsArchiv Bd. 117 (1906) S. 84. Vgl. die Breslauer Sage von derHahnenkrähe <strong>in</strong> den Mitteilungen der Schles. Ges. f. Volksk<strong>und</strong>e,Heft II (1904) S. 109. Daß der Ritter zwar Gott entsagt, abernicht Maria, begegnet im altfranzösischen Lohier et Mallart der Margueritcde Jo<strong>in</strong>villc (um 1415); vgl. Simrocks Übersetzung 1868S. 245, 247, 288 <strong>und</strong> J. Bedier, Les Legen<strong>des</strong> epiques IV (1913) 29.182 (= Anh. 18).Qualiter bonum est missam audire.[268 raj [L]Egitur de quodam divite, qui habuit vnicum filiu<strong>in</strong>.Dum vero pater eius esset <strong>in</strong> extremis, vocans filium fidelitersibi hec tria comendauit. Primo docuit eum super omnia deum 10diligere et honorare, quia scriptum est: Honora deum, qui tecreauit et sangw<strong>in</strong>e suo te redemit et omnia, que <strong>in</strong> m<strong>und</strong>osunt, tibi subiecit. Sec<strong>und</strong>o docuit eum dom<strong>in</strong>e sue fideHterseruire, quia <strong>in</strong> Moralibus scriptum est: Qui dom<strong>in</strong>e sue fide-Hter seruit, dom<strong>in</strong>um suum gratum et benignum facit. Tercio 15docuit eum <strong>in</strong> ord<strong>in</strong>e, ut omni die missam audiret, quitcumqueoperis faceret, et deuoto animo <strong>in</strong>tueretur corpus dom<strong>in</strong>i, quiadicit beatus Gregorius: Vere felix et i)eatissimus hom<strong>in</strong>um est,qui corpus dom<strong>in</strong>i elemos<strong>in</strong>is et oracionibus et fletibus <strong>in</strong>tuetur.Post hoc pater filium suum regi, cuius consiliarius fuerat, 20comendauit et comisit, et postquam comunicasset et <strong>in</strong>unctusfuisset et de testamento suo ord<strong>in</strong>asset, moriebatur. Qui postquamesset sepultus, statim filium ob amorem patris assumsitet eum reg<strong>in</strong>e <strong>in</strong> camerarium dedit. Puer imitatus consiliumpatris <strong>in</strong>ter omnes camcrarios pollebat virtutibus, fuit mansvetus, 25fide pius, <strong>in</strong> seruicio dom<strong>in</strong>e sue soUicitatus et sue salutis <strong>in</strong>-


378tentus quantum ad deum; sec<strong>und</strong>um consilium patris sui maxime<strong>in</strong>cepit diu<strong>in</strong>um officium diligere et omni die misse <strong>in</strong>teressedeflens <strong>in</strong> hostie eleuacione passionem Christi. Dom<strong>in</strong>a reg<strong>in</strong>apropter diligenciam seruicy sui eum pre ceteris camerarys <strong>in</strong>-5 cepit diligere et ei benefacere. Vnde propter constanciamsuam et propter constanciam dom<strong>in</strong>e sue <strong>in</strong>iqui socy eumpersequebantur. Et ut sibi possent perdere fauorem regis vnussociorum, qui fuit socius Jude, perfidus et <strong>in</strong>iquus, de communiconsilio sociorum, fidelem suum socium aput regem accusauit10 sibi imponens vicium, quod reg<strong>in</strong>e accumberet et hoc sibi etOmnibus camerarys bene constaret, qui coram regem omnesprofitebantur. Rex ergo ex ista fama exacerbatus. Qui queritconsilium a traditore, [258 J"^] quomodo ab illo noxio iuueneabsolueretur ita subtiliter, ne reg<strong>in</strong>a per illum iuuenem <strong>in</strong>fama-15 retur. Ille maliciosus dolum suum ad effectum producere <strong>in</strong>tendensdixit: Dom<strong>in</strong>e rex, mittatur <strong>in</strong> crast<strong>in</strong>um ad illos, quisolent cymentum comburere, et precipiatur eis, ut, quemcumquecras ante prandium ad eos transmisseritis, ut illum cumequo et cum vestibus <strong>in</strong> foueam ardentem proiciant, vbi <strong>in</strong>20 pulverem comburatur. Rex consenciens isti <strong>in</strong>iquo consiliarioprecepit illi fideli seruo, ut <strong>in</strong> mane ad cymentarios equitaretet suam legacionem perageret et, quitquid rex precepisset, hocfacerent. Seruus vero ignorans se esse traditum diescente iterarripuit, et dum proxima villa transiret, audiuit missam com-25 pulsari. Quam missam negligere noluit. Et dum missamaudiuit, <strong>in</strong> eleuacione corporis Christi se flendo sec<strong>und</strong>um consiliumpatris Ihesu Christo comendauit. F<strong>in</strong>ita missa dom<strong>in</strong>usville eum ad prandium <strong>in</strong>vitauit. Et ante prandium rex timuit,ne nunccius preueniretur, et misit <strong>in</strong>iquum traditorem equitare30 et videre, si de iuuene, sicut dixerat, esset actum. Qui velocitercursitans volens rem gestam experiri et preuenit iuuenem.Quem cymentary apprehendentes eum, quamuis clamaret, <strong>in</strong>fornacem deiecerunt. Sic corpus miserimi traditoris exuritur etanima eius perpetuo captiva deducitur, vbi peccatores et omnes35 traditores cruciantur. Juuenis facto prandio vadit <strong>in</strong> legacionemdom<strong>in</strong>i sui ad cymentarios dicens: Est factum, quod dom<strong>in</strong>usmeus precepit? Responderunt: Factum est. Peractalegacione fidelis seruus domum equitauit et iuit ante dom<strong>in</strong>umsuum regem. Quem cum rex <strong>in</strong>tueretur, multum stupefactus40 miratur eum adhuc viuere. Intelligens traditorem esse exustumcepit iuuenem <strong>in</strong>terrogando circumvenire. Qui sibi consiliumpatris exposuit, <strong>in</strong> quo rex cognovit eum ex diu<strong>in</strong>a gracia


379euasisse <strong>in</strong>cendium. Vnde rex iuuenem <strong>in</strong>cepit multo plusdiligere sibi tradens <strong>in</strong> vxorem cognatam suam vnius nobilis,quam iuuenis mullum dilexit, et ut fidelem seruum <strong>in</strong> omnibusrex sublimauit et suos emulos a curia et agraciasua cum verec<strong>und</strong>iaamouit. Sic, dilectissimi, semper crescit et laudatur fidelitaset manet, et <strong>in</strong>fidelitas et perfidia perit. Vnde deo seruiendumest, qui est rex regum et dom<strong>in</strong>us dom<strong>in</strong>ancium. Et bonumest missam audire, quia istum iuuenem misse audicio saluauit.Vgl. Nr. 139; dazu Zeitschrift <strong>des</strong> Vere<strong>in</strong>s für Volksk<strong>und</strong>e, Berl<strong>in</strong>13, 107; 15, 457; 16, 278; 21, 406.183 (= Anh. 19).De Septem generibus mendacy.[258 vaj [F]vit quidam heremita nom<strong>in</strong>e Panucius, humilis 10et deuotus, qui dum feruentissime oraret maxime <strong>des</strong>iderando,ut aliquod miraculum sibi deus ostenderet, per quod tantodiligencius <strong>in</strong> dei seruicio confortaretur, (Qui) ex diu<strong>in</strong>a permissionestatim ab angelo assumtus ductus fuit <strong>in</strong> pratumspeciosissimum, <strong>in</strong> quo vidit acervum de feno compositum, qui 15<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>secus per omnia combureretur et de cuius cacum<strong>in</strong>e vaporfumi maximus exibat, et dum fumus de acervo egrediens <strong>in</strong>altum pervenerat, velociter <strong>in</strong> acervum redyt, vnde exibat.Itemheremita ab angelo vlterius ductus ad quendam torrentem,<strong>in</strong> quo vidit hom<strong>in</strong>em nudum sedere, cui aqua per dorsum <strong>in</strong> 20cor m<strong>und</strong>a fluxit, ad pectus autem imm<strong>und</strong>a profluxit. Itemheremita ab angelo vlterius ductus vidit <strong>in</strong> eadam aqua hom<strong>in</strong>emsimiliter nudum sedere, cui aqua <strong>in</strong> dorsum <strong>in</strong>m<strong>und</strong>afluxit et ad pectus m<strong>und</strong>a profluxit Item heremita ab angelovlterius ductus ad locum vnum, vbi canicula pregnans eis 25occurrit ipsis multum amicabiliter alludendo, sed iuuenes <strong>in</strong> eaadversum ipsos seuissime latrabant. De istis visionibus heremitamultum ammiratus diligenter <strong>in</strong>quirendo <strong>in</strong>vestigat aputangelum, quid visiones predicte habeant significare. Cui easangelus <strong>in</strong> hunc modum exposuit. Acervus ardens significat 30hom<strong>in</strong>em mendacem, qui menciendo se reddit exosum tam deoquam hom<strong>in</strong>ibus et <strong>in</strong> cuius Collum mendacium regreditur sicut<strong>in</strong> acervum fumus. Salomon: Os, quod mentitur, occidit animam.[258^^] Psalmus: Per<strong>des</strong> omnes, qui locuntur mendacium.Septem sunt genera mendacy, per que mendax ofl"endit deum 35et proximum et se ipsum confusum et <strong>in</strong>famem facit, Primo


380committitur mendacium propter laudem, ut aliquis mentitur,quod sit de magna parentela, de multis diuicys et de amoremulierum etc. Sec<strong>und</strong>um propter consvetud<strong>in</strong>em, quia <strong>in</strong> tantumconsveuit, quod d<strong>in</strong>oscere non poterit. Tercio fit propter5 honorem, siciit illi, qui dicunt se esse dom<strong>in</strong>orum uel magnatorumservos, ut tanto diligencius <strong>in</strong> hospicio procurentur.Quarto, ut risus per mendaces fabulas provocetur. Qu<strong>in</strong>to fitpropter <strong>in</strong>vidiam ,ut dom<strong>in</strong>o homo mendaciose post tergumacusatur, sicuti senes, qui Zusannam acusabant. Dicit vna10 glosa: Non curat honorem seruare nee eciam animam saluare,qui mendaciose testando mentitur proximum <strong>in</strong>famare. Sextopropter lucrum fit. Ista consvetudo maxime servatur apudmercatores, <strong>in</strong>stitores, lusores, questularios, qui propter lucrumposcunt denarios per fraudem. Tales sunt similes furi, qui plus15 properat ad patibulum quam ad eternum gaudium. Septimofit propter iram mittigandam, vt vbi scolares magistro, seruusdom<strong>in</strong>o, vxor viro, dum excedunt, non presumunt fateri veritatem,ne ab eis offendantur. Qualimodo hys Septem casibuscomittitur, semper est mortale peccatum et confusio corporis20 et anime. Primus vir, quem heremita vidit <strong>in</strong> aqua nudumsedere et cui <strong>in</strong> dorsum m<strong>und</strong>a aqua <strong>in</strong>fluxit, ad pectus autem<strong>in</strong>m<strong>und</strong>a [profluxit], habet significare illos hom<strong>in</strong>es, qui ad sermonemsedendo verbum dei audiunt, sed f<strong>in</strong>ito sermone, dumrecedunt, dei verbum vertunt <strong>in</strong> derisum. De talibus dicit25 Johannes <strong>in</strong> Apocalypsi c. VIII: Ve vobis, qui mendaciumprofertis et mendacium obnubilatis, et ve vobis, qui verbum etdoctr<strong>in</strong>am vobis prolatam contemnitis et <strong>in</strong> risum vertitis, etiterum, qui verbum dei ad vestram salutem prolatum non seruatis,cum dicit glosa: Verbum est cibus dei. Sec<strong>und</strong>us vir,30 quem heremita vidit, cui aqua <strong>in</strong>m<strong>und</strong>a <strong>in</strong> dorsum <strong>in</strong>fluxit et adpectus m<strong>und</strong>a profluxit, significat [2591a] illos felices hom<strong>in</strong>es,qui verbum dei devote audiunt et, quitquid ex eo apprehendunt,felici memorie recommendant et ex eo devoti efficiuntur etfructum generant, et tales videntur deum diligere testante beato35 Johanne, qui ait: Si quis diligit me, sermones meos seruabit.Canis obuius significat adulatores <strong>in</strong>iquos, qui alludunt hom<strong>in</strong>icum l<strong>in</strong>gwa, vnum ore loquendo et contrarium <strong>in</strong> corde meditando.Tales assimiliantur viperis, que hom<strong>in</strong>i alludunt cuml<strong>in</strong>gwa et <strong>in</strong>ficiunt cum cauda. Talium societas est multum40 fugienda. De istis <strong>in</strong>iquis et <strong>in</strong>vidis adulatoribus loquiturAugust<strong>in</strong>us dicens: Odium est vicium et pestis, que omnes virtuteseuacuat et que primo alios vexat et anichilat, postea suum


381possessorem <strong>in</strong>ficit, primo sibi nocet, postea alium vulnerat.O <strong>in</strong>vidia, omni vicio <strong>des</strong>peccius, omni peste deterius, quamvirtus molestat, felicitas <strong>in</strong>festatl Odium est peccatum, quodse ipsum punit et deus <strong>in</strong>punitum non dimittit. Modo prosequiturde catulis. Catuli latrantes signant hom<strong>in</strong>es dolosos, 5qui omnia facta bonorum peruertunt <strong>in</strong> malum. Vnde meritocani assimiliantur, quia canis <strong>in</strong>iquus mordet retro, quos anteassimilat amare alludendo. VndeBoecius: Detractores similessunt canibus, quorum oculos nox illum<strong>in</strong>at et dies excecat,sicut faciunt detractores; facta bonorum hom<strong>in</strong>um obtenebrant, 10sua autem mala illum<strong>in</strong>ant. Salomon : Detractores conanturlucernas ext<strong>in</strong>gvere, dum viros bonos <strong>in</strong>tendunt <strong>in</strong>famare.Catulos latrantes <strong>in</strong> hom<strong>in</strong>e poteris per ipsius <strong>in</strong>test<strong>in</strong>a cognoscere.Cor, vnde sapor provenit, accipitur pro primo catulo,quia cor <strong>in</strong>iqui hom<strong>in</strong>is nichil boni pre amaritud<strong>in</strong>e malicie 15sapit. Per pulmonem potest sec<strong>und</strong>us catulus <strong>in</strong>telligi, quia depulmone provenit loquela, sed de loquela detractoris numquambonum loquitur. Per fei hom<strong>in</strong>is, vnde ira hom<strong>in</strong>is provenit,tercius catulus sumi potest, quia detractor numquam letatur,sed semper irascitur. Per splenem, vnde risus provenit, accipi 20potest quartus catulus, [259'^] quia detractor semper contemnitet deridet bona opera. Per iecur, vnde amor provenit, qu<strong>in</strong>tuscatulus accipitur, quia detractor pre <strong>in</strong>iquitate numquam cordissui aliquid bonum amat, quia detractori videtur, quod cor suumper medium sc<strong>in</strong>ditur, dum coram eo aliquis laudatur. Detrac- 25tor eciam porco assimilatur, quia porcus vitat serenas fontes et<strong>in</strong>voluit se <strong>in</strong> <strong>in</strong>m<strong>und</strong>issimo sceno. Sic detractor <strong>in</strong>voluit seallocucionibus et alienum se facit bonis sermonibus. Eciamdetractor assimilatur cani <strong>in</strong> comparacione, quia canis habet <strong>in</strong>se tres proprietates, quas <strong>in</strong>iquus dectractor omnes <strong>in</strong> se iudi- 30catur habere.Primo appropriatur cani <strong>in</strong> perfidia, ut patet <strong>in</strong> cane,quem comesplusdiligit, quam quatuorequi mortui, quia equi mortuide curia dom<strong>in</strong>i sui ducentur, quam vnus viuus <strong>in</strong>duceretur.[S<strong>in</strong>n?]Sic est de hom<strong>in</strong>e <strong>in</strong>iquo, qui de honore dom<strong>in</strong>i sui dolet eteius <strong>in</strong>fortunio gaudet. De quibus dicit Jeronimus : Qui odit 35proximum suum, transgreditur mandatum dei. Qui hoc facit,sentenciam cum <strong>in</strong>iquis mereretur asperam <strong>in</strong> eternum. Sec<strong>und</strong>aproprietas est canis auaricia, quia tarn cito mordet se cummatre sub mensa pro osse, quam cum aliena. Similiter <strong>in</strong>iquusauarus mordet se cum patre et matre, postquam senuerunt et 40depauperantur, et plus diligerent eos sub terra, quam superterram, ut non essent cum eis occupati. Tales non seruant


382dei mandatum, quia precipit <strong>in</strong> lege: Honora patrem et matrem,ut sis longius super terram. Thomas: Honorem habebis matristue; memento, que et quanta sit passa <strong>in</strong> vtero eius. Glosa:Reuera sola auaricia facit filium contemnere patrem carnalem,5 spiritualem, eternalem. Vnde Bernhardus: Ve cupidis etauaris et seuis filys Adam, qui diuicias queritis, res male conseruatisvsque adhuc, cum tamen beatitudo pauperum predicatur.Tercia proprietas canis est. [259^''^] nequicia et audacia,quia canis ex facili prosequitur et <strong>in</strong>festat alienum latrando10 uel mordendo. Similiter facit detractor, qui illum retro morditcorde, quem, dum presens est, amare similat ore. Vt a talibusnos caueamus, ut cum heremita hanc parabolam et verbumdei cum tanta diligencia obseruemus, prestet nobis pius pateret misericors dom<strong>in</strong>us. Amen.Ähnliche Vision <strong>in</strong> Nr. 11 <strong>und</strong> 187.184 (= Anh. 20).1^ De salomendra et vulpicula.[259 va] [S]cribitur nobis <strong>in</strong> parabolis cuiusdam viri sapientis,quod vnum sit animal salomendra. Illius natura est, quod suamansio est assidua <strong>in</strong> igne. Quod animal totum m<strong>und</strong>um percurrendocircuit, ut sibi <strong>in</strong>ter omnia animalia quereret vxorem20 congruam pro solacio mansionis sue. Tandem omnibus animalibusperscrutatis pre omnibus elegit vulpiculam. Quamdum secum <strong>in</strong> suam speluncam deducit, per omnia statimconcremata torquetur. Per animal prefatum dyabolum <strong>in</strong>telligeredebemus, cuius mansio semper est <strong>in</strong> igne. Qui currendo25 circuit vniuersum m<strong>und</strong>um tamquam rugiens et querens, quemdeuoret. Cui maxime resistendum est per fidem, quia fi<strong>des</strong> estvirtus, que animam nobilitat, iustificat, saluificat. Nobilitat;vnde apostolus: Fuistis aliquando fily dyaboli, nunc autem perfidem facti estis fily dei. Justificat; vnde <strong>in</strong> x^ctis apostolorum:30 Justificati per fidem. Saluificat; vnde dom<strong>in</strong>us ad MariamMagdalenam: Vade, fi<strong>des</strong> tua te saluam fecit. Per vulpiculam<strong>in</strong>telligere debemus quatuor genera peccatorum, quia vulpiculaquatuor <strong>in</strong> se cont<strong>in</strong>et vicia: auariciam, perfidiam, <strong>des</strong>peracionem,astuciam. Auara est, quia numquam saciatur. Hoc patet <strong>in</strong>35 ea, quia pre nimia auaricia comedit rufiam terram; per perfidiam,quia omnia animalia nititur defraudare; per <strong>des</strong>peracionem;quia sepissime quasi mortua iacet et quandoque pre


383fame se laqueo iugulat; per astuciam, quia, quando venatoream <strong>in</strong>sequitur, canibus alludit et sie eis sepissime astute euadit.Per auariciam vulpicule [259vb] <strong>in</strong>telligere debemus vsurarios,quia numquam pecunys saciantur. Vnde vigilant auari,pecuniam augmentant, dum dormiunt, fures somniantur, aut 5miseri auari numquam requiescunt, quia, quanto plus habent,tanto magis siciunt non aduertentes, quid beatus Job dicit:Avaricia est vicium, quod hom<strong>in</strong>ibus svadet <strong>in</strong> bono deduceredies suos, qui tamen ignorant, quando ipsorum anima ab demonibusad <strong>in</strong>fernum deducatur, quia non dimittitur peccatum, 10nisi restituatur ablatum, vel vsuria <strong>in</strong>tegraliter reddatur. Sec<strong>und</strong>ovulpicula perfida est. Per eius perfidiam agnoscunturhom<strong>in</strong>es perfidi, qui ad hoc omnibus viribus laborant, quomodoproximum suum decipiant uel tradant ut Judas uel sui complices,qui pro modica pecunia dom<strong>in</strong>um suum tradunt uel 15hom<strong>in</strong>es occidunt. De istis loquitur propheta: Ve vobis perfidishomicidis, qui pro modica pecunia hom<strong>in</strong>em occiditis etnee deum timetis nee proximo alloquendo parcitis.Per <strong>des</strong>peracionemvulpecule accipi possunt <strong>in</strong>iqui, qui <strong>in</strong> dei misericordia<strong>des</strong>perant, quos <strong>in</strong> persona Christi August<strong>in</strong>us reuocat dicens: 20O peccator, noli <strong>des</strong>perare. Plus enim possum relaxare, quamaliquis hom<strong>in</strong>um audeat peccare. Per astuciam vulpicule <strong>in</strong>telligunturheretici et <strong>in</strong>cantatores et <strong>in</strong>cantatrices, qui subtiliterper astuta verba et <strong>in</strong>iqua consilia simplices hom<strong>in</strong>es aVera fide subuertunt, ut Symon magus et aly multi, de quibus 25Ysaye legitur: Astuti, ut faciant mala, bene autem facere nesciunt.Istos peccatores ad suum artum <strong>in</strong>fernum deducet dyabolus,vbi secum perpetuo torquebuntur, quia ista peccataquatuor quasi numquam uel rarissime remittuntur nee peccatoremde ipsis penitere uel satisfacere permittunt. Ideo neque 30<strong>in</strong> futuro remittentur. Ne <strong>in</strong> talibus peccatis <strong>in</strong>venti fuerimus,iuuat nos omnipotens deus etc.Der Salamander lockt die Fliege <strong>in</strong>s Feuer, <strong>in</strong>dem er ihr se<strong>in</strong> Goldverspricht: Odo de Ceritona (Hervieux, Les Fabulistes Lat<strong>in</strong>s IVp. 302 Nr. XCVII).185 (= Anh. 21).De filio pr<strong>in</strong>cipis exemplum.[259^^] [L]Egitur <strong>in</strong> libris miraculorum, quod cuiusdammagni pr<strong>in</strong>cipis fiHus vnicus <strong>in</strong>trauit ord<strong>in</strong>em Cisterciensium 35


384s<strong>in</strong>e scito patris. Quod cum pater percepisset, conuocatisOmnibus baronibus terre circumuallauit claustrum <strong>in</strong>tendens illudf<strong>und</strong>itus <strong>des</strong>truere et filium suum resumere et omnes [260 ra]monachos occidere. Monachi vero volentes iram mitigare regis5 eduxerunt filium regis, cui data fuit libera facultas manendi <strong>in</strong>ord<strong>in</strong>e uel exe<strong>und</strong>i et de consensu patris, quia suspicabaturfilium per monachos esse seductum. Filius dixit patri: Pater,Video cor tuum pro me nimis anxium. Vnde vnum facio. Sime vis eligere <strong>in</strong> seculo esse tecum, tunc vnam consvetud<strong>in</strong>em,10 quam <strong>in</strong> terra tua nimis video esse communem et que michimaxime displicet, removeas. Quod pater coram omnibus subiuramento promisit. Tunc dixit filius patri: Pater, consvetudo,que <strong>in</strong> terra tua displicet, mors <strong>in</strong>provisa, que nulli parcit etita cito necat tarn iuuenem quam senem. lUam consvetud<strong>in</strong>em15 a terra tua eicias et ego tecum manebo <strong>in</strong> seculo. Pateraudiens se delusum reliquit filium <strong>in</strong> ord<strong>in</strong>e, qui <strong>in</strong> eo feliciterdies suos term<strong>in</strong>auit. Pater ob amorem fily cum omni diligenciaclaustrum promouit et se circa illud tam benivolum ostendit,quod cum filio suo <strong>in</strong> eterna gloria ambo graciam dei20 promeruerunt. Quod nobis concedat etc.Caes. V. Heisterb., Libri VIII Mirac, ed. Meister p. 116 (lib. IINr. 38); der Sohn tritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Zisterzienserkloster e<strong>in</strong>. Jacques deVitry, ed Crane, p. 53 Nr. CXVI. Et. de Bourbon p. 58 Nr. 50 erzähltes von dem Sohne <strong>des</strong> dom<strong>in</strong>us de Vagnori (Vignori, Haute-Marne) ; Odo de Ceritona (Hervieux, Les Fabulistes Lat<strong>in</strong>s II p, 686)Ilerolt (Discipulus) Promptuarium Exemplorum de M. LIII.186 (= Anh. 22).De heremitaRomano.[260 ra] [TJKmporibus sancti Gregorii pape fuit <strong>in</strong> partibusLombardie quidam heremita nom<strong>in</strong>e Romanus, qui <strong>in</strong> heremohumiliter et deuote qu<strong>in</strong>decim annis manserat <strong>in</strong> servicio beate25 Marie virg<strong>in</strong>is. Dyabolus, persecutor omnium bonorum hom<strong>in</strong>um,sibi propter suam constanciam multum <strong>in</strong>videbat; transformansse <strong>in</strong> speciem hom<strong>in</strong>is venit ad eum <strong>in</strong> specie peregr<strong>in</strong>i<strong>in</strong> Oratorium suum. De cuius aduentu heremita multumfuit gauisus, quia hom<strong>in</strong>em esse putabat, et diligenter <strong>in</strong>ter-30 rogauit eum, que esset terra natiuitatis sue. Qui se dicebatesse natum de eadem ciuitate, vnde heremita erat ori<strong>und</strong>us, et<strong>in</strong>cepit sibi patrem et omnem parentelam nom<strong>in</strong>are etmaximum


385honorem tarn <strong>in</strong> diuicys quam <strong>in</strong> honoribus eis ascribebat. Et<strong>in</strong>cepit heremitam ad visitandum amicos cum <strong>in</strong>stancia <strong>in</strong>ducere.Heremita dolum peregr<strong>in</strong>i ignorans proficiscitur secum clausooraculo suo. August<strong>in</strong>us: Heu, quam <strong>in</strong>iquum habet socium,qui imitatur dyabolum. [260 r^] Heremita et dyabolus dum irent 5<strong>in</strong> via <strong>in</strong>ter se fabulantes, occurrunt eis duodecim seuissimilatrones, qui dum eos <strong>in</strong>tuiti fuissent, irruerunt <strong>in</strong> eos vehementervolentes eos occidere. Quos tamen peregr<strong>in</strong>us dulcibus verbiscompescit, et <strong>in</strong>stitit heremite diuersis consilys, ut se proptermetum mortis latronibus associarent. Quos latrones sub iu- 10ramento <strong>in</strong> eorum societatem susceperunt. Circa crepusculumdyabolus heremitam cum latronibus reliquit,quibus ipse qu<strong>in</strong>queannis adhesit. Crudelior occidendo hom<strong>in</strong>es omnibus alys latronibussocys suis factus fuit.Elapsis qu<strong>in</strong>que annis <strong>in</strong> assumpcionebeate Marie virg<strong>in</strong>is, dum heremita sec<strong>und</strong>um consue- 15tud<strong>in</strong>em vig<strong>in</strong>ti Aue Maria diceret, cum eam <strong>in</strong>vocauit, ut filiumsuum pro eo oraret, ut vite sue bonum f<strong>in</strong>em conferret, statimobvia fuit sibi dom<strong>in</strong>a pulcerrima optime vestita, que puerumsuum speciosissimum <strong>in</strong> dextro brachio portabat. Quam cum<strong>in</strong>tueretur, sperabat per vestitum suum ditari, si eam depre- 20*daret. Et dum vellet eam apprehendere, loquebatur puer adeum : Peccasti, quiesce. Verbis vero pueri heremita territus<strong>in</strong>terrogauit dom<strong>in</strong>am, vnde esset uel que esset uel quid quereret.Que respondit: Omnem peccatorem reuocare quero etsum mater illa, quam oracionibus tuis <strong>in</strong>vocasti et que omnes 25peccatores graciam querentes poterit reuocare et reformare.Heremita hys verbis auditis <strong>in</strong> maximum fletum prorupit etstatim procidit ad pe<strong>des</strong> eius petens affectuose, ut eum adcellam suam reduceret. Beata virgo hec facturam se promisitet secum e<strong>und</strong>o duxit eum ad vnum fontem prof<strong>und</strong>um, circa 30quem vidit vnum virum aquam haurientem cum vrna f<strong>und</strong>ocarente, et quantumcumque hausit, ita nichil haurire potuit.Hoc viso duxit eum ad alium locum, vbi vidit vnum virummaximum pondus lignorum coUigere, quod cum pre grauitatede terra tollere non posset, <strong>in</strong>cepit magis ac magis pondus aug- 35mentare. Hoc viso duxit eum ad vnum pomerium amenissimum,vbi ante pomerium vidit duos viros stantes [260 va] et volentes<strong>in</strong>trare per portam, sed <strong>in</strong>ter se tenuerunt vnam longam falangam,que ipsos <strong>in</strong>trare prohibebat. Istis omnibus visis diligenter<strong>in</strong>cepit heremita dom<strong>in</strong>am <strong>in</strong>terrogare, ut sibi has vi- 40siones exponeret. Que <strong>in</strong> eo multum gratanter omnem vo-Klap p e r, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 25


386luntatem suam adimpleuit sie dicendo: Primus vir, quem aputfontem haurire vidisti et nichil de aqua <strong>in</strong> vrna haurire etreseruare poterat, habet signare te <strong>in</strong> hunc modum: Tu <strong>in</strong>ceperashaurire aquam spiritus sancti, scilicet <strong>in</strong> anima renas-5 citurus. Hec autem est aqua contricionis, confessionis etsatisfaccionis. Sed ideo, quia vrnam habuisti s<strong>in</strong>e f<strong>und</strong>o, i<strong>des</strong>t, cor s<strong>in</strong>e constancia, ergo omnem aquam, id est, graciasspiritus sancti, quas hauseras, amisisti, quia non <strong>in</strong>cipientibusbene facere, sed perseuerantibus datur brauium, id est, Corona10 eterna. Sec<strong>und</strong>us vir, quem vidisti congeriem lignorum comportare,eciam te denotat, quia pondus peccatorum maximumcongregasti et illud leuarenon potuisti et tarnen vis augmentare,et quanto magis acumulas, tanto grauiorem tibi sarc<strong>in</strong>ampeccatorum facis, sicut dicit Gregorius: Quanto homo plus15 peccat, tanto magis malum suum augmentat. Duo viri, quosante pomerium cum falanga stantes vidisti, habent te signare.Primus vir signat tuam iuuentutem, <strong>in</strong> qua nimium peccasti.Sec<strong>und</strong>us vir signat tuam senectutem, <strong>in</strong> qua non vis aliquidde tuis peccatis cessare, cum tarnen scriptum sit: Peccasti,20 quiesce. Longa falanga est longa pro peccatis penitencia, quemultos impedit penitere, vnde August<strong>in</strong>us: Protraccio peccatorumest augmentacio malorum et obstaculum omnium bonorum.Vnde si vis <strong>in</strong>gredi pomerium amenum, id est, paradisum,locum voluptatis, rumpe falangam, id est, protraccionom25 (voluptatis) penitencie, que te reconciliabit filio meo, quia s<strong>in</strong>epenitencia et contricione nulus saluabitur testante beato Ambrosio:Anima, que s<strong>in</strong>e medicamento contricionis et penitencieest, a luce rel<strong>in</strong>quetur, a tenebris ocupatur, euacuaturdulced<strong>in</strong>e, impletur amaritud<strong>in</strong>e. Et idem: Seruus sciens vo-30 luntatem dom<strong>in</strong>i sui et non faciens multis verberibus cruciabitur.Vnde subito adeas filium meum dilectissimum papamGregorium [260 vb] sibi omnia scelera tua confitendo, cui collataest auctoritas ab omnibus peccatis tuis absoluendi. Hysverbis f<strong>in</strong>itis dom<strong>in</strong>a cum puero disparuit. Heremita <strong>in</strong> maxi-35 mum fletum prorupit et s<strong>in</strong>e dilacione adyt papam, sibi reatumsuum et visionem <strong>in</strong> maxima contricione exposuit et sibi penitencia<strong>in</strong>iuncta eum ord<strong>in</strong>i Cisterciensium tradidit, <strong>in</strong> quo diessuos feliciter consumauit. In eo patet, quod dom<strong>in</strong>us ex suisChristianis nullum vult damnare, quantumcumque magnus pec-40 cator fuerit, si <strong>in</strong> extremis <strong>in</strong> magna contricione decesserit.August<strong>in</strong>us: Quamuis latronis sera fuit penitencia siue contricio.


387tarnen non fuit tarda peccatorum remissio. Vnde <strong>in</strong>vocemusdom<strong>in</strong>um, iit veram nobis donet contricionem, <strong>in</strong> qua possemusadipisci regnum celorum. Ad quod nos perducat etc.E<strong>in</strong> abbas s. Benedicti mit diesem Namen Romanus starb 545 5dazu stimmt nicht, daß er Zisterzienser wird. Zu se<strong>in</strong>en den antikenTartarusqualen verwandten Visionen ist zu vergleichen die Arsenius-Vision <strong>in</strong> den Vitae patrum (Venedig 1512 Bl. I55va: i) ethiopsniger,der die Holzlast ständig vergrößert, 2) homo stans super lacum,der <strong>in</strong> e<strong>in</strong> durchlöchertes Gefäß schöpft, 3) edificium templi, <strong>in</strong> daszwei lange Stangen tragende Reiter nicht h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>können ; vgl. Odode Ceritona (Hervieux, Les Fabulistes Lat<strong>in</strong>s IV p. 338 Nr. CLXXXV).Zu dem Motiv der Bekehrung <strong>des</strong> Räubers durch Maria, die er beraubenwill , vgl. die pseudocyrillische Epistel an August<strong>in</strong>us überdie W<strong>und</strong>er <strong>des</strong> Hieronymus (Migne Series lat. XXII 239wo derselbe Vorgang von dem Heiligen berichtet wird.fY.) cap. 19,187 (=: Anh. 23).De venatoribusexemplum.[260 v^] Datur nobis exemplum, quod quidam fuerunt multum 5dissoluti et maximi peccatores. Qui dum vna dierum essent<strong>in</strong> venacione,precesserunt eos canes ad vnum montem, vbi duasferas pulcerrimas <strong>in</strong> aridissimis pascuis <strong>in</strong>venerunt, quas canesagredi non audebant. Vnde tantum <strong>in</strong>ter se ita luxu[riav]erunt,quod nee canes nee eosdem formidabant. Dum <strong>in</strong> <strong>des</strong>censu ]0montis <strong>in</strong>fra procederent, venerunt ad vnum amenissimum pratum,<strong>in</strong> quo <strong>in</strong>venerunt duas feras <strong>in</strong> optimis pascuis nimismarcidas, que multum tristes apparuerunt. Dum tercio vlteriusprocederent, viderunt vnam pulcram arborem, <strong>in</strong> qua diversagenera auium sedebant, et queuis auis, quanto dulcius poterat, 15decantabat. Dum aput arborem auscultando post cantumauium morarentur, viderunt vnam auem maximam de celovenientem, [que] extensis alis suis cum impetu illam arborem totalitercontusit et omnes volucres, que <strong>in</strong> arbore gaudent, cantabanttristes et perterrite recesserunt. Postea hys visis pro- 20cul deambulando venerunt ad vnum heremitam nom<strong>in</strong>eJohannem, cum quo de mansione sua, quam <strong>in</strong> silua habuit,loqui <strong>in</strong>ceperunt et cur <strong>in</strong> silua solus resideret. Quirespondit eis: Ut peccatum et stulticiam huius m<strong>und</strong>i possimeuitare et sapienciam et celi gaudia apprehendere, quam 25nemo <strong>in</strong> m<strong>und</strong>o conuersans apprehendere potest. Dumisti hom<strong>in</strong>es ab heremita tam prudens [261 ra] audirent con-25*


388silium et responsum, <strong>in</strong>cepernnt ei suam visionem per omniaenarrare. Qui discrete eis omnia exposuit dicens: Prime suntp<strong>in</strong>gwes et secure nullum timentes; significant omnes hom<strong>in</strong>esbonos <strong>in</strong> dei seruicio persistentes. Vnde Gregorius: Qui <strong>in</strong>5 dei seruicio delectantur, illis omnia amara dulcia videntur.Quia diuicie non liberant a morte, honores a uerme, delicie afetore, pompa m<strong>und</strong>i ab eterna dampnacione, ideo nullumtiment, sed solum peccatum. Ergo fugiunt m<strong>und</strong>um et ea, que<strong>in</strong> m<strong>und</strong>o sunt; quia nollunt se ocupare m<strong>und</strong>anis negocys,10 ideo volunt <strong>in</strong> hoc m<strong>und</strong>o esse pauperes, quia scriptum est:Beati pauperes spiritu. Hec exposicio optime ipsis placet.Tunc de sec<strong>und</strong>is feris cum diligencia <strong>in</strong>terrogabant. Quirespondit eis : Sec<strong>und</strong>e fere <strong>in</strong> bonis pascuis famelice et macreet tristes signant illos auaros hom<strong>in</strong>es, qui numquam pecunia15 saciantur nee letantur, cum tamen sunt <strong>in</strong> optimis pascuis, i<strong>des</strong>t, diuicys, tristes et mestuosi. Vnde Boecius: Auari diuitessemper habent cor anxium magis soUicitantes pro lucro pecunie,quam pro salute anime. Exemplum de quodam paupere seruo,qui libentissime et frequenter cantabat, quod multum vnum20 diuitem mercatorem sibi vic<strong>in</strong>um sepissime comouit. Qui vnodierum assumtis vic<strong>in</strong>is suis venit ante hospicium pauperis iactandose, quod vellet pauperem a suo cantu reformare.[Quesiuit],super quo <strong>in</strong> tantum cottidie letaretur cantando.Qui respondit:Quia nee regem, nee aduocatum, nee aliquem timeo preter25 solum deum. Hys dictis coram vic<strong>in</strong>is suis mercator <strong>in</strong> fenestrareliquit <strong>in</strong> marsubio trig<strong>in</strong>ta marcas argenti et recessit. Quascum pauper <strong>in</strong>venisset, statim solicitus, quomodo <strong>in</strong> vsum suumillam pecuniam conuerteret, quod <strong>in</strong>fra decem dies numquamaliquam cancionem cantauit. Mercator resumtis vic<strong>in</strong>is suis,30 coram quibus pecuniam reliquerat, venit ad domum pauperiseum pro sua pecunia impulsando. Quam cum reddidisset^)curam pecunie euadens <strong>in</strong>cepit iterum cantare. Vnde poeta:Dum auarus solicitatur, tunc pauper letatur. Per arborem, <strong>in</strong>qua aues residebant, signantur pr<strong>in</strong>cipes et potentes, huius35 m<strong>und</strong>i amatores, qui se superbiendo erigunt <strong>in</strong> altum et adquos [261 r^]huius m<strong>und</strong>i hom<strong>in</strong>es habent recursum causa solacycoram ipsis multa gaudia exercendo; per volucrem, que decelo venit et arborem concussit, Signatur nobis illa auis, quamnobis <strong>in</strong> Apocalypsi Johannes <strong>des</strong>cribit dicens: Vidi aquilam40 <strong>in</strong> celo volantem, que clamabat voce magna dicens: Ve,^) Hs. redisset.


389vobis, hom<strong>in</strong>ibus <strong>in</strong> terra habitantibus, superbis, auaris, luxuriosisetc. Per istam auem datur nobis <strong>in</strong>telligi ipse deus, quidicitiir vita et mors: vita animam <strong>in</strong>f<strong>und</strong>endo, mors animama carnis ergastulo separando. De ista morte dicit Bernardus:O homo, qui nunc vitam tuam ducis <strong>in</strong>columem, ita sis hodie 5paratus ad mortem, quasi te cras existimes moriturum. Istaauis, id est, mors, quando m<strong>in</strong>us creditur, tunc tam subito concutitpotentes sicut humiles, diuites sicut pauperes, sie iuuenessicut senes. Bernardus: Vt quid plura loquar: nulli mors impiaparcit. Ideo dicitur: Nichil tam certum quam mors, nichil <strong>in</strong>- 10cercius quam hora mortis. Vnde dom<strong>in</strong>us <strong>in</strong> Ewangelio:Vigilate, quia nescitis diem neque horam. Per volucres, queexcussa arbore omnes recesserunt et fuerunt disperse, signanturnobis nobiles, pr<strong>in</strong>cipes, reges, duces, potentes et ystriones,ioculatores, fabulatores, qui mortui disperguntur ut fauilla et 15c<strong>in</strong>is, quia de deo nichil cogitauerunt, et ideo <strong>in</strong> <strong>in</strong>fernum dispergentura demonibus huc et illuc, <strong>in</strong> diuersis penis cruciabuntur<strong>in</strong> eternum. Vnde August<strong>in</strong>us: Delectabilius est <strong>in</strong>sacco corpus pauperis viui quam pr<strong>in</strong>cipis mortui serico <strong>in</strong>volutum.Modo dilectissimi, sumite hanc parabolam et sitis <strong>in</strong> 20dei seruicio frequentes, tam iuuenes quam senes, quia morsest Omnibus <strong>in</strong> ianuis, et precipue senibus. Rogemus igitur,ut deus Omnibus nobis bonum f<strong>in</strong>em dare dignetur. Amen.Vgl. Nr. II <strong>und</strong> die verwandte Nr. 183. Zu der Erzählung <strong>des</strong>E<strong>in</strong>siedlers vgl. Nr, 161.188 (== Anh. 24).De arbore diuisaexemplum.[261 r^] Rex quidam fuit mansvetissimus, qui habuit quattuor 25filios. Qui dum compleuisset numerum dierum suorum, oppressus<strong>in</strong>firmitate vidit sibi mortem imm<strong>in</strong>ere. Qui dum sentiretmortem non euadere, vocauit filios suos volens <strong>in</strong>ter eosdiuidere regnum suum eo adhuc [201^*] viuente. [Cum] vnampartem vnicuique assignasset, adhuc resignauit vnam arborem, 30que dignior fuit omni regno suo. In absencia fratrum suorumsenior filius venit ad patrem eum, multum <strong>in</strong>stanter rogando,ut sibi arborem illam nobilem daret. Cui pater omnes ramosarboris assignauit; super eo senior filius multum gauisus letanterab eo separatur. Venit sec<strong>und</strong>us filius ad patrem, qui 35eciam eum pro arbore rogauit. Cui dedit omnem corticem


390arbori^. Venit terciiis filius, cui dedit omnes radices arboris.Venit quartus vltimus, filius iunior, cui dedit pater omnemfructum arboris. Quiuis filius <strong>in</strong>scius alys fratribus sperabatarborem suam esse. Et adhuc patre viuente <strong>in</strong>ceperunt pro5 arbore litigare <strong>in</strong>ter se coram patre. Pater, ut possit <strong>in</strong>ter filioslittem mitigare conuocans omnes maiores terre alloquens ipsostalibus verbis: Filios enutriui et exaltaui. Ipsi autem quasidedignantur me coritenciose viuendo. Vnde apportentur quatuorarcus et quatuor sagitte. Quibus allatis iussit cuilibet filio10 vnum arcum dari et vnam sagittam et iussit se ita <strong>in</strong>firmumad parietem erigi sie dicendo: Quicumque ex filys meis cordimeo propius sagitauerit, illi ego arborem <strong>in</strong>tegraliter assignabo.Istud consilium tribus placuit, sed quartus non collaudauit.Tamen dicebant barones terre maiori parti esse consencien-15 dum. Tunc senior sagittauit circa cor patris ad duos digittos.Sec<strong>und</strong>us post ipsum sagittauit ad cor patris ad vnum digittum.Tercius sagittauit <strong>in</strong> cor patris. Dum quartus sagittare iubetur,respondit multum amare flendo reiciens arcum de manu (dixit):impossibile esset filium occidere patrem, quia scriptum est <strong>in</strong>20 lege: Honora patrem et matrem. Quo audito pater dixit sec<strong>und</strong>umAugust<strong>in</strong>um : Dignus est filius sublimari, qui fidem exhibetpatri, et Proverbiorum: Qui honorauit patrem et matremioc<strong>und</strong>abitur et letabitur <strong>in</strong> filys et <strong>in</strong> diebus oracionis exaudietur.Hys verbis peractis arborem suo fideli filio iuniori coram25 Omnibus magnatibus assignauit.Per hunc regem <strong>in</strong>tellegitur rex regum et dom<strong>in</strong>us dom<strong>in</strong>ancium,pater [261 vbj celestis et creator omnium creaturarum.Qui dum <strong>in</strong> hoc m<strong>und</strong>o ante passionem conuersaretur, habuitquatuor filios et vnam dignissimam arborem. Qui dum sibi30 mortem imm<strong>in</strong>ere sentiret, conuocatis filys suis vni eorum deditcorticem arboris. Ille filius fuit Judas, cuius cor <strong>in</strong>duratum fuitsicut cortex <strong>in</strong> arbore, quando patrem suum, dom<strong>in</strong>um nostrumJhesum Christum pro modica pecunia tradidit. Vnde Ambrosiusdicit: Ve tibi, o Juda, quid egisti? Quo sensum tuum decl<strong>in</strong>asti,35 cum dom<strong>in</strong>um creatorem tocius m<strong>und</strong>i tradidisti, cum quocomedisti, bibisti, multa secreta tractasti? Heu, miser, quare aceli gloria te alienasti? Cum Juda omnes auari traditores damnantur,qui <strong>in</strong>discrete plus appetunt pecuniam quam dei graciam.Sec<strong>und</strong>us filius tuit Pylatus perfidus, cui pater radices40 arboris assignauit. Quid per radicem arboris Signatur, nisi perfidia,que est radix tocius mali? Isidorus: Sicuti radix <strong>in</strong> terrase obnubilat et abscondit, sie perfidia sab corde hom<strong>in</strong>is per-


391fidi se occuhat. Pylatiis <strong>in</strong> <strong>in</strong>orte Christi se mullum subtiliterocciiltaiiit, cum dixit: Non <strong>in</strong>uenio causam mortis <strong>in</strong> eo, etmulta, per que se sub dolo coram hom<strong>in</strong>ibus excusauit, sedperfidia manente male egit, quando Christum coram se <strong>in</strong>multis <strong>in</strong>honestare permisit, cum dixit: Accipite eum vos et 5sec<strong>und</strong>um legem vestram iudicate eum. Cum Pylato omnes<strong>in</strong>iqui iudices damnantur. Vnde <strong>in</strong> Ewangelio: Nolite iudicare,ut non iudicem<strong>in</strong>i. Ecclesiastici: Noli fieri iudex, nisi virtutevaleas disrumpere <strong>in</strong>iquitates. August<strong>in</strong>us: Qui causa amoris,ody, timoris uel lucri <strong>in</strong>iuste iudicant, non sunt vocandi iudices, 10sed detractores. Tercius filius fuit Long<strong>in</strong>us, cui pater ramosarboris assignauit, per quem penitentes nobis significantur.Iste cor patris vulnerauit, quando existens cecus lancea latuseius apperuit, non causa amoris, sed causa ody. Sed postquamvisum recepit per aquam et sangw<strong>in</strong>em, que de latere 15Christi profluxit, l<strong>in</strong>itis oculis, statim <strong>in</strong>cepit credere et penitere.Qui postea ab ipsis apostolis baptizatus temporibus Ottonis,viam <strong>in</strong>cepit <strong>in</strong>stanter Christi predicare et <strong>in</strong>f<strong>in</strong>itos ad fidemecclesie conuertere. Vnde Judei dentes sibi excusserunt etl<strong>in</strong>gwam absciderunt. [262 raj August<strong>in</strong>us: O peccatores, per 20L.ong<strong>in</strong>um exemplum sumite et cum Long<strong>in</strong>o Christum detribus laudate: de sua bonitate, quia nullum contemnit, de eiushumilitate, quia nullum reicit, de eius sanctitate, quia omnembom<strong>in</strong>em penitentem sanctificare potest. Sicuti rami arborisse dilatant et extendunt <strong>in</strong> altum, sie cor peccatorum per peni- 25tenciam erigit se <strong>in</strong> celum. Quartus filius, cui pater omnemfructum arboris assignauit, fuit beatus Johannes, qui diciturgracia dei, et significat omnem hom<strong>in</strong>em, qui deuote viuendose gracie diu<strong>in</strong>e comittit et passionem dei cum beato Johannehumiliter deflet. Uli pater omnem fructum arboris, id est, 30beatam Virg<strong>in</strong>em [assignat], de qua Salomon ait: Veniat dilectusmeus <strong>in</strong> ortum meum, ut comedat fructus pomorum suorum.Dicit glosa: Pomorum fructus, id est, dulced<strong>in</strong>em suauitatisMarie, quam <strong>in</strong> se duplicem habuit: corporalem et spiritualem;corporalem <strong>in</strong> m<strong>und</strong>o viuendo, spiritualem <strong>in</strong> celo 35gaudendo. Per arborem significatur nobis crux Christi, quefuit arbor nobilissima. De cuius dignitate multa <strong>in</strong>venimus <strong>in</strong>illo ymno: Crux fidelis, <strong>in</strong> qua salus nostra pependit, scilicetfilius Virg<strong>in</strong>is, que circa crucem stando multum lamentabiliteralloquendo Judeos dixit: O Judei, qui crucifixistis filium dei, et 40me crucifigite matrem suam. Non bene moritur solus, moriatureciam sua mestissima mater secum. Nolite parcere michi, sed


392suspendite me cum eo. Anseimus: Flebat Maria tota bona,tota dulcis, tota delectabilis, cum vidit corpus fily dilecti suicruentatum, multis doloribus circumdatum, vulneratum, laceratum,ab impyssimis Judeis pessime pertractatum. Dicebat :5 Amantissime fili mi, dulcor vnice spey mee, s<strong>in</strong>gulare gaudium,vita anime mee et omne solacium, da michi, ut ego moriarpro te. Ad hanc vocem filius matri respondit: Mater, <strong>des</strong><strong>in</strong>eflere dolorem meum; nescis, quia ad hoc natus sum, utredimam genus humanum? Vt passionem dom<strong>in</strong>i nostri Jhesu10 Christi cum beato Johanne et alys deuotis filys defleamus, ut<strong>in</strong> celesti patria fructum eterne vite percipere valeamus, quod etc.Vgl. die Geschichte vom Heizschießen bei Et. de Bourbon p. 136Nr. 160; Exempla (ed. Klapper 191 1) p. 70 Nr, 96; ähnhch Caes.V. Heist. , Libri VIII Mirac. , ed. Meister p. 123 (Hb II Nr. 50) Depuero, cui hereditas de iure datur; Gesta Romanorum (ed. OestcrleyNr. 262; ed. Dick c. 54); Grimmsche Märchen Nr. 124 u. Bd. III 221.189 (= Anh. 25).De simea.[262 ra] Quidam venator adyt siluas ad capiendas feras et<strong>in</strong>venit symeas multas, ex quibus vnam, que habebat [262 »'^]15 duos iuuenes. Illam fortissime sequebatur. Symea dum sentiretsibi imm<strong>in</strong>ere mortem, rapuit puerum, quem plus diligebat,<strong>in</strong> brachia anteriora volens cum eo aufugere et puerum m<strong>in</strong>usdilectum a tergo rel<strong>in</strong>quere. Quod puer senciens supra dorsummatris saltauit et se circa Collum eius tarn firmiter tenuit,20 quod eum mater secum deferre opportebat. Tunc venator <strong>in</strong>vocatiscanibus tam <strong>in</strong>stanter simeam <strong>in</strong>sequebatur, quod ipsamortem effugere nequiuit. Quod simea senciens, quod nonposset exosum puerum reicere, abiecit lacrimando puerum dilectum.Sed puer exosus tantum ei adhesit, quod cum eo capta25 fuit et mortificata.Modo probate, quid venator habeat significare, qui simeamperduxit ad mortem, que omnibus est communis. Insequiturtam senes quam iuuenes et nulli parcit. Vnde Jeronimus: Vbireges, vbi potentes, vbi imperatores, vbi pr<strong>in</strong>cipes, vbi prelati30 huius seculi? Omnes velud vmbra transierunt et tamquam somniumeuanuerunt; queruntur et non sunt. Modo prius videamus:dilectus puer sunt bona temporalia, pro quibus hom<strong>in</strong>es tamplurimum solicitantur, quam pro eternis et que hie <strong>in</strong>vitissime


393<strong>des</strong>erit. Odiosus puer sunt peccata hom<strong>in</strong>is, que eternaliteranimam mortificant. Tarnen hie <strong>in</strong>vitissime postponitur. Heu,dum res temporales, quod et amici, <strong>in</strong> extremis hom<strong>in</strong>em <strong>des</strong>erunt,tunc peccata, de quibus non est confessus nee contritusei adherent^) et eum non dimittunt. Tunc venator, id est, 5mors, apprehendit eum eum odioso puero, hoc est, cum peccatisad mortem perpetuam et ad eternam damnacionem perducit.Vnde si sapiens est, peniteat, dum tempus habet et nedifferat de die <strong>in</strong> diem conuerti ad dom<strong>in</strong>um, quia nichil itacertum habemus sicut mortem, ut patet <strong>in</strong> multis, qui hodie 10ducunt vitam sanam, cras mortui ad sepulcrum deportantur.Vnde Jeronimus: Ne tar<strong>des</strong> conuerti ad dom<strong>in</strong>um et penitenciamtuam ne differas de die <strong>in</strong> diem. Subito enim veniet mors etdisperdet te dom<strong>in</strong>us. Quod deus auertat a nobis.Vgl. Jacques de Vitry (ed. Crane) p. 9 Nr. XXV; Odo de Ceritona(Hervieux, Les Fabulistes Lat. II p. 708). Liber XII Etymologiarum<strong>des</strong> Isidor von Sevilla (Migne , Series lat. LXXXII 439); Cat. ofRom. III 467 Nr. 52, wo die Jungen vom Feuer errettet werdensollen.190 (= Anh. 26).De sacerdote exemplum. 15[262 r^] Legitur de quodam sacerdote, qui fuit homo bonevite et numquam [262 vaj aliquam missam nisi pro defunetis voluitcelebrare. Aecusatus vero ab alys sacerdotibus et a populosuo parrochialy, quod nichil sciret nisi pro defunetis. Citatusvero ad episeopum, quare de tempore et de sanetis debita 20officia non perageret. Citatus compariut coram episcopo, deoet animabus <strong>in</strong> omni officio suo confessus est satisfacere ettestimonium ab illis animabus petiuit <strong>in</strong> oracionibus suis, utecclesia sua propter officium defunetorum non priuaretur. Vnadie episcopus cum capellanis suis et cum alia familia sua, vbi 25predietus sacerdos, morabatur. Aceusatores ipsius episeopum<strong>in</strong>stanter, ut eum de ecclesia sua et tali officio deponeret, <strong>in</strong>stigabant.Quod iam facere volebat, sacerdos vero episeopum adsuum cymiterium vocauit. Tunc omnes defuneti <strong>in</strong> eimiteriosepulti manus extra sepulcra episcopo porrigentes et se per 30hoc miraculum a penis iehenne ignis per factum officium predictisaeerdotis esse liberatos fatebantur. Episcopus vero hoc^) Hs. adherupt.


394signo viso ad pc<strong>des</strong> sacerdotis provolutus, ut ei, quod contraeiim peccasset, <strong>in</strong>diilgeret, rogauit et ipsum , ut sernper prodefunctis celebraret, confirmauit. Qiii officium suum deuotecomplens dies suos per peticionem animarum, quas liberauit,<strong>in</strong> bono f<strong>in</strong>e consumauit.Vgl. Nr. 90; Exempla (ed. Klapper 191 1) p. 32 Nr. 36, wo alsQuelle Annulus cap. 122 genannt ist.191 (= Anh. 27).De confessoreexemplum.[262 ra] Dictum fuit nobis de quodam sacerdote, qui fuitvirgo a nativitate sua. Qui propter suam m<strong>und</strong>iciam non sicudmoris est apud aliquos presbiteros, bis vel ter <strong>in</strong> mense con-10 fitebatur sed semel <strong>in</strong> anno. Accidit autem, quod predictuspresbiter quadam nocte tractus fuit ad iudicium. Videbaturautem sibi,quod supra montem magnum videret Christum supersedem et beatam Mariam virg<strong>in</strong>em iuxta eum sedere. Totusautem m<strong>und</strong>us stabat <strong>in</strong> valle et s<strong>in</strong>guli cogebantur ante iu-15 dicem venire. Cuius sentencia aliqui ducebantur ad requiem,aliqui vero ad supplicium, aly autem ad purgatorium. Adductusautem fuit sacerdos ille ad iudicium ante iudicem. Qui sentenciamaccepit, ut ad purgatorium iret. Tunc beata Virgo<strong>in</strong>tercedebat pro eo et ait: Quare, fili mi et dom<strong>in</strong>e, mittis20 hunc illuc? Delicatus est iuuenis [262^^] et tantas penas sust<strong>in</strong>erenon poterit propter eo, quia m<strong>und</strong>us est carne et est presbiteret multa seruicia tibi fecit tuum corpus sanctissimum <strong>in</strong> altaritractando. Christus respondit: Hoc ideo facio, quia raro confitebatur;tamen tuis precibus modo ei <strong>in</strong>dulgeo. Sacerdos25 igitur ad se reuersus hanc negligenciam correxit et multis clericishoc dixit. Qui eorum vitam <strong>in</strong> melius mutauerunt et negligenciasmultas postposuerunt et ad regna celestia peruenerunt.Quod eciam nobis etc.192 (= Anh. 28).De beata Virg<strong>in</strong>e.[262 vi>] In Vitis patrum legitur, quod quidam frater stetit30 ante lectum suum orans. Vidit beatam Virg<strong>in</strong>em aliquibuspuellis comittantem (I) et per dormitorium euntem et asper-


395gentem fratres et cellas eorum vna virg<strong>in</strong>e aqua benedicta portante.Pertransiuit autem cellam cuiusdam fratris, quem nonaspersit. At ille, qui hoc videbat, currebat et cecidit ad pe<strong>des</strong>dom<strong>in</strong>e dicens: Obsecro, dom<strong>in</strong>a, die michi, que tu sis et quarehunc fratrem non aspersisti. Cui illa respondit: Ego sum mater 5dei et veni visitare fratres istos, Illum autem non aspersi, quianon fuit paratus. Vade, die ei, ut se preparet. Ego enimspeciali amore diligo ord<strong>in</strong>em istum et hoc <strong>in</strong>ter cetera habeopro dileccione, quia omnia, que facitis aut dicitis, a laude mea<strong>in</strong>cipitis et f<strong>in</strong>itis. Vnde impetraui a filio meo, quod nuUus 10posset <strong>in</strong> hoc ord<strong>in</strong>e diu manere <strong>in</strong> mortali peccato, qu<strong>in</strong> autcito apprehendatur aut peniteat aut eiciatur, ne ord<strong>in</strong>em meumpolluat. Et hys dictis dom<strong>in</strong>a disparuit. Et fratres <strong>in</strong> omnibusexcessibus se emendauerunt, deo et beate Virg<strong>in</strong>i cum deuocioneseruierunt etc. 15Die Vitae patrum s<strong>in</strong>d wohl fälschlich als Quelle angeführt.193 (= Anh. 29).De seruitoribusm<strong>und</strong>i.[262 vb] Fvit quidam miles nobilis et <strong>in</strong> omnibus factis suisstrenuus et m<strong>und</strong>o <strong>des</strong>eruiens, et quitquid pro vana gloria huiusm<strong>und</strong>i aut pompa exercere debuit, <strong>in</strong> hoc facto omnibus viribussuis et tota <strong>in</strong>tencione sua paratus fuit. Ad hastiludium, ad 20turnamentum, ad miliciam qualemcumque exercendam prom<strong>und</strong>i laude et gloria fuit paratus. Cum vero predictus milespluribus annis m<strong>und</strong>o et vanitatibus eius seruicium exhibuissetet omnia, que habere poterat, pro laude m<strong>und</strong>ana peragenda,vbi multitudo nobilium con venire debuit, fest<strong>in</strong>auit. Contigit, 25quod per quandam siluam amenam transsire debuit. Obviamsibi habuit pulcram [263 ^a] fenn<strong>in</strong>am, quod sibi videbatur, quodnumquam pulcriorem mulierem <strong>in</strong> vita sua vidisset, quod eciammiles territus fuit et ipsam <strong>in</strong>tuitus obliuioni tradidit eam salutare.Que dixit: O dom<strong>in</strong>e miles, numquid non vultis nos 30salutare? Cui miles: Salue, mea speciosissima dom<strong>in</strong>a, et queesset, <strong>in</strong>terrogauit. — Ego sum illa, pro qua magnam probitatemet miliciam exercuistis et fecistis et cui multa seruicia impendistis.— Heu, doleo ,quod pro tali nobilissima et pulcerrimadom<strong>in</strong>a numquam aHquid turnamentum aut hastiludi- 35um vel miliciam exercui ; sed si fecissem, <strong>in</strong> hoc gauisus essem.Que respondit: Ego sum illa, pro qua multas probitates fe-


396cistis. Cui miles: Que estis et quod est vobis nomen, s<strong>in</strong>emeo grauam<strong>in</strong>e, dilectissima dom<strong>in</strong>a, quero. Cui fem<strong>in</strong>a: Egovocor M<strong>und</strong>us et sum. Ad hec miles: Niimquid vidi fem<strong>in</strong>am<strong>in</strong> hoc m<strong>und</strong>o pulcriorem? Que ait: Dom<strong>in</strong>e miles, respicite5 et <strong>in</strong>tuem<strong>in</strong>i speciositatem meam et pulcritud<strong>in</strong>em ad voluntatemvestram et ad mentis vestre voluptatem. Hoc facto mulier ait:Conspexistis pulcritud<strong>in</strong>em faciei mee. Sum ego laudabilis,sum delectabilis. Nunc <strong>in</strong>tuem<strong>in</strong>i posteriora mea et f<strong>in</strong>emmeum. Et verso dorso talis imm<strong>und</strong>icia et fetor <strong>in</strong>vasit militem,10 quod fere defecerat, et vidit ranas et serpentes et vermes imm<strong>und</strong>issimos,fimum, stercora, fetorem <strong>in</strong>tollerabilem. Cumistas imm<strong>und</strong>issimas imm<strong>und</strong>icias, sterquil<strong>in</strong>ia et omnem horroremvermium miles conspexisset, mulier ait: Hec sunt premiaet retribuciones, que michi seruientibus <strong>in</strong> f<strong>in</strong>e dabo. Ista sunt15 dona et premia m<strong>und</strong>i. Reuersus est domum et mulier euanuitet miles m<strong>und</strong>o abrenuncciauit et vlterius deo seruiuit et<strong>in</strong> bono dies suos term<strong>in</strong>auit et saluus factus est etc.Vgl. Nr. 9; dazu "Wiener Sitzungsberichte, phil.-hist. Kl. 156Nr. II (1907) S. 19; Zeitschr. <strong>des</strong> Vere<strong>in</strong>s für Volksk<strong>und</strong>e, Berl<strong>in</strong>,21, 2$ I. In unserer Version f<strong>in</strong>den sich die beiden Züge der ErzählungKonrads noch nicht, daß der Ritter <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Zimmerliest <strong>und</strong> daß er an e<strong>in</strong>em Kreuzzuge teilnimmt. Daß die Begegnungmit Fro Welt im Freien erfolgt ist auch bei Walther vonder Vogelweide (Lachmann 100, 24) vorausgesetzt. Das Motivvon dem verwesten Frauenkörper auch bei H. Lie tzmann ,Byzant<strong>in</strong>ischeLegenden 191 1 S. 83, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gesichte <strong>des</strong> Abbas Elias,der 544 bis 574 lebte.194 (= Anh. 30).De reg<strong>in</strong>a miraculum.[263 ra] Fvit quidam rex, qui habuit tria regna, vnicum20 habens filium, quem misit ad scolas Parisius. Mortuo regeomnes barrones, milites et nobiles <strong>in</strong>surrexerunt contra reg<strong>in</strong>amdetrahentes omnia regna et ciuitates et castra et municioneset solam ciuitatem ei dimittentes parvulam et non censualemet pre nimio dolore cogitauit se dyabolo dare, ut eorum(!)25 auxilio ablata rehabere posset et <strong>in</strong> suis detractoribus v<strong>in</strong>dicaretur.Quod scientes [263 rl>] seniores vig<strong>in</strong>ti pulcerimumvirorum iuuenum habentes <strong>in</strong>ter se dom<strong>in</strong>um nom<strong>in</strong>e Asmodeum.Qui reg<strong>in</strong>e apparuit dicens: Si facere vis, quod co-


397gitasti, adiutorio nostro omnia adeo pervenient^). Ecce, quamuisnom<strong>in</strong>e demones, tales ut pulcriores, ut ui<strong>des</strong>, sumus ethabemus regnum eternum omni gaudio planum. Vide sursumiQue respexit et tale vidit gaudium <strong>in</strong>effabile. Ad illud gaudiumte ducemus, post vitam tuam anima et corpore deferemus. Sic 5dixerunt demones. Que se eis anima et corpore assignauit.Dixerunt eciam demones: Si nostra esse volueris, abrogabispatrem et filium et spiritum sanctum et illam Mariam cum latopalio. Que hys omnibus abnegauit et sangw<strong>in</strong>em illius subl<strong>in</strong>gwa eius rapientes scripserunt cartam <strong>in</strong> testimonio huius et 10vnus Lucifero dom<strong>in</strong>o eorum statim deportauit. Dixerunt aly:In pallacio tuo <strong>in</strong> quatuor angulis <strong>in</strong> vno aurum , <strong>in</strong> alio argentumet <strong>in</strong> tercio gemmas speciosissimas, <strong>in</strong> quarto clenodianobilissima tocius m<strong>und</strong>i <strong>in</strong>venies, quibus omnes adversariostuos superabis. Et primo anno vnum regnum tibi subiugabis 15et tunc de regno isto clericos et sacerdotes et religiosos omneseffugabis et ecclesias <strong>des</strong>trues, laycos bone vite ad peccatumnupciarum coartabis. lila veniens ad pallacium omnia, ut eidixerant, <strong>in</strong>venit plenum auro et argento et omnibus muneribuset omnes ad pallacium sibi subiugauit et omnia iussa demonum 20adimpleuit. Et primo anno vnius regni dom<strong>in</strong>a facta est expellensomnem clerum, deuastans ecclesias et omnes ad peccatumprotrahens. Sec<strong>und</strong>o anno apparuerunt demones dicentes:Si vis sec<strong>und</strong>um regnum habere, omnes <strong>in</strong> duobusregnis <strong>des</strong>istere a matrimonio compellas, ut vnusquisque iaceat 25cum matre sua uel sorore uel cognata et non sit aliqua lex,sed viuant omnes ut iumenta. Que superato sec<strong>und</strong>o regnopost hec iussa demonum impleuit. Tercio anno iterum demonesapparuerunt dicentes: Si vis habere tercium regnum, conuocarifacies pauperes omnes trium regnorum et comparatis fossis 30quadrag<strong>in</strong>ta uel qu<strong>in</strong>quag<strong>in</strong>ta dicas velle multas ecclesias proremedio viri tui elargiri, et cum vener<strong>in</strong>t, <strong>in</strong> preparatas fossasprecipitentur. Que [263 ^a] subiugato tercio regno omnia, utdemones iusserant, facta sunt. Modo videamus peccatricemistam, que se tantis peccatis <strong>in</strong>voluit primo abnegando deum 35et pyam eius genitricem, sec<strong>und</strong>o expellendo clerum et deuastansecclesias, tercio annichilando matrimonium, quarto suffocandopauperes, quomodo per misericordiam dei et sue matriseterna poterit euadere tormenta? Filius hec audiens existens<strong>in</strong> studio, cum esset peritus satis <strong>in</strong> nigromancia, vocauit de- 40*) Hs. perueniant.


398monem et coniurauit eum, ut ei narret, quomodo mater suaexpulsa fuerit de regno, et de paupertate tanta modo iterumesset dom<strong>in</strong>a trium regnorum. Ait demon: Quia deum et pyamgenitricem eius, beatam Virg<strong>in</strong>em, abnegauit et se nobis anima5 et corpore obligauit, et nostro mediante iuuam<strong>in</strong>e hec omniaei euenerunt. Doluit filius multum et iterum demonem coniurauit,ut eum s<strong>in</strong>e lesione <strong>in</strong>fra galli cantum ad pallaciummatris sue deferret. Quod coniuratus fecit. Mane facto <strong>in</strong>troductusad matrem et ad graciam, ut diu absens, filius vnicus10 susceptus est. Illo die <strong>in</strong> gaudio perdurantes nichil talium aitfilius. Sec<strong>und</strong>o die dixit matri : Vnde, mater, hec tibi omniaperuenerunt? Vbi sunt clerici tui, vbi ecclesie? Que ait: Absconditisthezauris patris' tui omnes seruituti mee subiugaui.Et filius ait: O mater, male est, cum [te] pro hac vana gloria15 damnari perpetualiter obligaueris et te demonibus tollendamanima et corpore tradideris. Cessa, <strong>in</strong>quit, mater dilectissima,et age penitenciam. Cui mater: Quomodo hec omnia possumemendare, fili mi , cum milia milium et <strong>in</strong>f<strong>in</strong>itas animas miserimad <strong>in</strong>ferna? Et filius: Misericordia dom<strong>in</strong>i magna est et20 omnem peccatorem contritum non <strong>des</strong>picit. Ait illa: Deumac matrem eius abnegaui; quomodo misericordiam consequarab eis? Cui filius: Acquiesce consilys meis, quia dolens purocorde et ego penitenciam vsque ad f<strong>in</strong>em vite mee pro teportabo. Hys et alys verbis <strong>in</strong>citauit matrem [263^15] ad ma-25 ximam contricionem. Quam venientes demones, cum scirenteam <strong>in</strong> contricione esse dolentem, anima et corpore viuam deportauerunt,sed non ad <strong>in</strong>ferna, quia per consilia fily <strong>in</strong> magnamcontricionem fuit conuersa. Vnde filius dolens artissimam vitamduxit <strong>in</strong> heremo pro matre oracionibus, ieiunys, vigilys et la-30 crimis faciens penitenciam decennalem. Decimo anno venitRomam et sanctum Siluestrum adyt apostolicum recitans eiper omnia vitam matris sue rogans auxilium sue sanctitatis.Cui sanctus Siluester tollens ramum aridum dedit ei dicens:Hunc ramum portes <strong>in</strong> monte Celion, et cum habuerit fructus35 et poma, matri tue poteris suffragari. Quod et iste fecit. Etannos tres <strong>in</strong> heremo manens <strong>in</strong> penitencia magna post term<strong>in</strong>umtrium annorum venit videre de ramo et <strong>in</strong>venit eumarborem altissimam factam habens octo poma, que capere nonposset pre altitud<strong>in</strong>e. Dixit: O pye et misericors deus et pys-40 sima mater misericordiarum, [si] hoc iudicium vestre misericordieest, tunc valeam habere fructum huius arboris et deferre sanctoSiluestro, qui michi contulit hunc ramum aridum; et statim <strong>in</strong>-


Handschrift Celion genannte Hügel heißt hier »<strong>in</strong> montc celidonio« ;399cl<strong>in</strong>auit se arbor, donec caperet tria poma; et deferens Romamsancto Siluestro. Cui sanctus Siluester ait: Ve, hec verbaSpiritus sancti sunt et hoc iudicium dei misericordie est. Manemecum, sacros ord<strong>in</strong>es recipies et <strong>in</strong> ord<strong>in</strong>e sacerdotali missarumsanctarum iuuam<strong>in</strong>e matris tue animam de penis poteris liberare. 5Quod cum fecisset et cum primam missam suam celebraret,<strong>in</strong>fra canonem raptus ab angelo vidit matrem prope <strong>in</strong>fernumloco <strong>in</strong> speciali <strong>in</strong> tormentis <strong>in</strong>effabili, ita ut centum cubitisflamma super eam ascenderet. Filius doluit et obstupuit, sedmater <strong>in</strong> tormentis risit. Cui filius: Quomodo, mater, <strong>in</strong> tanto 10tormento ridere poteris? Cui mater: Ridere possum et gaudere,quod digna fui talem filium generare, cuius consilys ad contricionem<strong>in</strong>ducta sum, cuius penitencia et precibus perpetuumignem euasi et liberabor trig<strong>in</strong>ta missis expletis. O dulcissimefili, post trig<strong>in</strong>ta missas pro defunctis et vltima de beata Vir- 15g<strong>in</strong>e, que sola poterit cartam sangw<strong>in</strong>e scriptam et Luciferotraditam rehabere, que cum super altare ceciderit, scias penitus[264 ra] me esse liberatam. Quod filius ad se rediens fecit etcarta reportata a Lucifero fuit et mater liberata est. Qui posteaegregius doctor factus est, tria regna a matre peruersa et <strong>in</strong>- 20super tria ad fidem Christi conuertit, ecclesias reparauit et addiu<strong>in</strong>um cultum omnia reformauit et matris animam liberauit.Et post hec ipse feliciter migrauit ad Christum etc.Die e<strong>in</strong>zige bisher bekannte Parallele bietet Cat, of Rom. III702 Nr. 15 (Additional 21 147, Mitte <strong>des</strong> 15. Jhdts., aus dem Karthäuserklosterzu Erfurt stammend, Bl.iöv). Hier ist der König e<strong>in</strong> Königvon Ägypten, der Papst heißt ebenfalls Sylvester, der <strong>in</strong> unsererder Papst pflanzt selbst den Stab. Abgekürzt f<strong>in</strong>det sich die Erzählungvom büßenden Sohne häufig; vgl, Nr. 45. Der dürre Stab,der blüht <strong>und</strong> Frucht trägt, begegnet <strong>in</strong> den Vitae patrum (Venedig15 12 Bl. 2o6ra): Narrauerunt de abbate Johanne breuis stature ;er pflanzt e<strong>in</strong>em Mönche (senex thebeus) e<strong>in</strong>en dürren Stock, dervon ihm begossen werden soll, bis er Früchte trägt, was nach dreiJahren e<strong>in</strong>tritt. Der Greis trägt die Früchte <strong>in</strong> die Kirche <strong>und</strong>spricht zu den Brüdern: Accipite et manducate de obedientie fructu;dieselbe Geschichte wiederholt sich <strong>in</strong> anderen Worten im 3. TeileBl. 235 va; ähnliche Berichte bei F. Liebrecht, Gervasius von Tilbury1856 S. 22 <strong>und</strong> 112. Der Sohn, der bei se<strong>in</strong>er ersten Messedie Mutter <strong>in</strong> der Pe<strong>in</strong>, nach e<strong>in</strong>em Jahre aber erlöst sieht, begegnetim Cat. of Rom. III 260 Nr. 81 (Additional 9066, 2. Hälfte<strong>des</strong> 14. Jhdts., Gcsta Romanorum. Bl. 76V). Die Seele, die <strong>in</strong> der


400Qual lacht, weil sie durch die erste Messe e<strong>in</strong>es Jüngl<strong>in</strong>gs ausihrem Geschlechte <strong>in</strong> 30 Jahren erlöst werden wird, begegnet <strong>in</strong>den Exempla (ed. Klapper 191 1) p. 22. Nr. 18.195 (= Anh. 31).De iusticia miraculum.[264 ra] Fvit <strong>in</strong> Brabancia quidam iuuenis nobilissimus; quamuisseculo fuerit deditus, tarnen beate Marie fuit deuotus <strong>in</strong>hoc, quod ei s<strong>in</strong>gulis diebus qu<strong>in</strong>quagenas salutaciones persoluit.5 Qui <strong>in</strong>firmus factus fuit, ad extrema perductus est. Cumquediu iacuisset mortuus, reuixit et moniali assistenti sibi clamansdixit: Cito voca sacerdotem. A<strong>des</strong>t. Qui coram omnibus confitebaturdicens : Ego fui raptus ad tribunal Christi, et cum <strong>in</strong>tribus maxime accusarer a demonibus, ferrique deberet sen-10 tencia contra me, pyssima mater Christi rogauit filium suum,ut ad corpus reddierem(!) locum penitencie recepturus. Quodfactum est. Vnde de peccatis istis fui accusatus, quod decimasex agris et de bonis meis sacerdoti subtraxi; sec<strong>und</strong>um fuit,quod pisces cum socys religiosis furatus fui; tercium, quod se-15 getes pauperum cum canibus venaticis conculcaui. Ad hocrustici ab eo damnum passi dixerunt: Cur, dom<strong>in</strong>e, pro hysdamnari debuisli, cum tibi hoc puro corde dimisimus? At illeait: Vestra remissio non sufficit michi ad salutem, quia diciorsum ad soluendum, quam ad relaxandum. Hys dictis iussit20 damna restitui, et sie <strong>in</strong> salute requieuit.ig6 (= Anh. 32).De ieiuniomiraculum.[2641'ä^] In partibus Romanis fuit quidam spoliator et latro<strong>in</strong> cedibus hom<strong>in</strong>um, quem <strong>in</strong>imici sui <strong>in</strong> littore maris <strong>in</strong>veneruntdormientem. Venientes amputato capite perimerunt.25 Cuius Caput <strong>in</strong> vallem deuolutum fuit et horribiliter clamanss<strong>in</strong>e <strong>in</strong>termissione: Virgo, sancta Maria, da michi veram confessionem.Hec verba capite fortiter clamante vnus occisorumad villam currit pro sacerdote. Venit sacerdos nee audet accedere,nisi caput reportatur ad corpus. Quo facto dixit sa-30 cerdos: Miror, <strong>in</strong>quit, [2641"^] quod <strong>in</strong> te video. At ille: Audiviadhuc viuens, quod, quicumque beate Marie virg<strong>in</strong>i feriaquarta uel sabbato ieiunaret, veram confessionem s<strong>in</strong>e omni


401dubio haberet ante mortem suam. Hoc, licet peccator fiierim,seruaui. Alterius boni nichil conscius sum. Hys dictis felicitermigrauit ad Christum etc.Ähnlich bei Poncelet Nr. 644, 1397.197 (=^ Anh. S3)'Deba<strong>in</strong>eatrice.[264 rl>] Sanctus quidam heremita, qui quadrag<strong>in</strong>ta annis <strong>in</strong> 5heremo sanctam vitam duxerat, rogauit dom<strong>in</strong>um, ut ostenderetei, cüius meriti deberet esse. Cui vox diu<strong>in</strong>a respondit: Adhucnon es meriti cuiusdam balneatricis mulierum <strong>in</strong> ciuitate illa.Volens scire statum iliius mulieris iuit <strong>in</strong> ciuitatem et <strong>in</strong>venitillam lauantem <strong>in</strong>firmos, leprosum et scabiosum, famem enu- 10trientem et capita imm<strong>und</strong>a pervngentem et tamen orantem *).lUum venientem mulier humiliter et deuote suscepit lauans eiuspe<strong>des</strong> sperans aliqua bona ab eo audire. Dixit itaque ad eum:Pater sancte, aliqua nobis edisseras, quibus potest anima virtutibusproficere. Ille vero ait: Ego veni a te illum<strong>in</strong>ari. Cui 15illa: Quomodo a me poteris illum<strong>in</strong>ari, que sum pauperculabalneatrix? Illa bene pertractauit eum. In sero dixit angelusheremite: Cum illa <strong>in</strong> cubili eius dormias, ut secreta eiusplenius scias. Cum deposuisset se heremita et illa putaret eumdormire, prostrauit se <strong>in</strong> oracione et dom<strong>in</strong>us <strong>in</strong>nexus ei acce- 20pit animam eius, <strong>in</strong> brachia sua amplexalus est eam dicens:Veni <strong>in</strong> ortum meum , soror mea, columba mea, Adiuro vosangelos, ut non suscitetis neque evigilare facialis, quoadusqueipsa velit. Et sie fecit; per totam noctem dom<strong>in</strong>us cum dilectasua pausauit. Quod cum videret heremita, dixit: Nullius sum 25meriti, quia numquam talia euenerunt michi. Sequenti verodie cum <strong>in</strong>firmis et debilibus ocupatur. Cum cibum deberetsumere ille, abhorruit cibos, quia viderat eam scabiosorum <strong>in</strong>m<strong>und</strong>iciasmanibus pertractare. Cui illa manus porrexit, utsaperet, et de manibus eius talis odor fragrabat, quasi omnium 30specierum odor redoleret. Cui ille ait: Vere, <strong>in</strong> cella meanumquam talem odorem sensi. Nocte sequenti, cum iterumilla prost erneret se <strong>in</strong> oracionibus, [264 va] heremita vidit beatamVirg<strong>in</strong>em quasi cum splendore solis <strong>des</strong>cendentem et dicentem:Gaude, filia mea et soror mea, veni, comoreris <strong>in</strong>ter verba mea, 35^) Hs. arantem.Klapper, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 26


402doiiec aspiret dies et <strong>in</strong>cl<strong>in</strong>entur vmbre. Vnde ille iterum illum<strong>in</strong>atusest. Tercia nocte, cum prosterneret se <strong>in</strong> oracionibusvidit heremita oraciones sanctorum et tocius ecclesie se oracionibusillius coniungere et <strong>in</strong> diu<strong>in</strong>itatem se extendere <strong>in</strong> tantum,5 quod multe anime de purgatorio per eius oracionem sunt liberate.Tercia die ille diligenter requisiuit condiciones eius,vnde tanta et talia meruisset. Quod illa noluit sibi <strong>in</strong>dicare.Cui heremita; Vox diu<strong>in</strong>a me misit sanctitatem tuam <strong>in</strong>vestigare,quam nisi per totum michi <strong>in</strong>dicaueris, totum meritum tuum10 per<strong>des</strong>. Tunc illa ait: Filia dilectissima fui cuiusdam regis et,cum omnia aduerterem esse transitoria, regnum m<strong>und</strong>i et omnemornatum eius contempsi. Dim.issis parentibus latenter fugi et<strong>in</strong> exilio isto, ut vi<strong>des</strong>, trig<strong>in</strong>ta annis pauperibus seruiui. Etquitquid de laboribus meis habere potui, cum pauperibus ex-15 pendi. Cui heremita: Die michi aliquid de virtutibus tuis.Cui illa ait: Cum <strong>in</strong>tersum misse et per sacerdotem eleuaturcorpus Christi, video filium Virg<strong>in</strong>is sicut extensum <strong>in</strong> cruce<strong>in</strong>ter manus sacerdotis, et cum sumit corpus Christi, michi cumeodem sumere cont<strong>in</strong>git*). Et cum pax dant, a beata Virg<strong>in</strong>e20 et a beato Johanne pax michi datur. Vnde sie stabilita sum,quod nee peccare nee virg<strong>in</strong>itatem possum perdere. Cui ille:O quam magna est virtus et maxima gracia ! Et sie sibi aliquade statu expressit. Sed nulla sunt ista, dixit heremita, apudme. Reuertar et numquam talia <strong>in</strong> mente concipiam, quia ad-25 huc nuUas <strong>in</strong> me virtutes diu<strong>in</strong>as sensi, cum tu <strong>in</strong> seculo positaet <strong>in</strong> igne non cremata taliter te conseruare et deo seruirepotuistietc.198 (= Anh. 34).De negligenciaofficy.[264va] Fvit <strong>in</strong> Anglia quidam frater valde religiosus et30 m.ultum deuotus, qui <strong>in</strong>firmitate magna oppressus raptus fuitad iudicium. F't audiuit beatam Mariam conquerentem de hys,qui [264vb] sanctum officium negligenter et cursum irreuerenterdiscurrebant. Cui filius respondit dicens: Mittamus hunc adfratres suos, ut preueniat eos, ne ipsi similia committant. Red-35 diens ergo dictus frater ab extasi erigens se <strong>in</strong> lecto, quidaudiuerat, nuncciauit exhortans fratres et vniuersum clerum,^) Hs. contigit.


403quod beate Marie virg<strong>in</strong>is horas dicerenl cum deuocione. Ethys dictis postmodum decessit et requieuit <strong>in</strong> pace etc.Vgl. Nr. 199.199 (= Anh. 35).De sacerdotemiraculum.[264^^] In qiiadam ciuitate fuit sacerdos, quidam, nom<strong>in</strong>eRauenus, oppressns magna <strong>in</strong>firmitate, et cum iam agonizaret, 5exclamauit: Ve vobis sacerdotibus, qui negligenter diu<strong>in</strong>umofficium dicitis,quia conqueruntur anime <strong>in</strong> purgatorio de vobis,quod tarde et tediose soluitis eis, quod debetis, et eciam beataVirgo conqueritur et me presente conquesta est filio suo deuobis, quod illud modicum, [quod] de ea dicitis, tardo et <strong>in</strong>- 10deuoto corde peragitis, et pro nichilo officium vestrum <strong>in</strong> celoreputatur. Et ideo consulo, ut maiori deuocione officiumvestrum et diu<strong>in</strong>um complere studeatis. Alioqu<strong>in</strong> nullam mercedema deo habebitis. Et cum hoc dixisset, obdormiuit <strong>in</strong>dom<strong>in</strong>o etc. 15Vgl. Nr. 198.200 (= Anli. 36).De sancto Andrea et episcopo,[i68r] Nota, legitur de sancto Andrea, quod fuerat quondamvnus episcopus, qui dilexit sanctum Andream sie, quod, quandodedit elemos<strong>in</strong>am, semper ob amorem Jhesu Christi et sanctiAndree hoc fecisset, et fuit episcopus timens et seruiens deo. 20Accidit, quod dyabolus eum semel visitauit ad hoc <strong>in</strong> specievirg<strong>in</strong>is. Dixit se velle confiteri episcopo. Ad eam dixit, utsubditis suis confiteretur. Dixit illa: Nequaquam, sed episcopo i),sie quod fuit <strong>in</strong>tromissa. Tunc ipsa ad episcopum dixit se essefiliam vnius magni dom<strong>in</strong>i et semper vouisse castitatem et multa 25alia, sie quod episcopus eam <strong>in</strong>vitavit ad prandium, et illa dixit:Nequaquam hoc facio. Et dixit: Suspicacio fieret de uobis,si uobiscum solitaria^) pranderem. Et episcopus dixit: Multialy nobiscum comedunt, ne suspicacio de nobis fiat. Factumest, ut simul comederent. Dyabolus, qui habuit speciem vnius 30^) Hs. abbati. ^) Hs. solitarius.26*


404vrg<strong>in</strong>is, posuit se exopposito episcopo et credens se episcopumdecipere <strong>in</strong> visu et factum est, ut iam episcopo ita bene complacuit,ut quasi ad concupiscenciam eum iam decepisset. SedJhesus Christus, defensor noster, non permisit eum cadere5 totaliter ad talem concupiscenciam, sie ut accidit, quod vnusvir pulsans ad ianuam ipsius episcopi, qui fuit sanctus Andreas,petens, ut <strong>in</strong>tromitteretur. Tunc ianitor currens et reuelauitepiscopo, si deberet eum <strong>in</strong>tromittere. Noluit. Iterum pulsanscum magna voce, sie quod ianitor iterum transiuit querens,10 vtrum <strong>in</strong>tromitti debet an non, sie quod isti, qui simul comedebantcum episcopo, cogitabant, quid essent facturi, sie quod<strong>in</strong>terrogabant virg<strong>in</strong>em, quid ei placeret, ut faceret, sie quodilla virgo dyabolus dicens: Nequaquam debet <strong>in</strong>tromitti, nisidicet nobis, quid est maximum signum quod deus fecit <strong>in</strong>ter15 m<strong>in</strong>ima signa. Janitor currens et dixit ei, quid esset hoc. Responditsanctus vir, scilicet Andreas dixit: Hoc est, quod ipsefacit hom<strong>in</strong>es diversas species habentes sie, quod vnus nonhabet eandem speciem quam alius habet, sed semper differt.Tunc ianitor dixit episcopo et dixerunt eum bene dixisse. Se-20 c<strong>und</strong>o quesiuit, ubi terra esset superior celo. Respondit sanctusAndreas et dixit, quod <strong>in</strong> trono dei locus ille esset, vbi deussec<strong>und</strong>um humanitatem sedit. Tercio quesiuit, quot m.iliariaesset a celo usque ad terram. Respondit sanctus Andreas etdixit ianitori: Transi et die, quod ille, qui me <strong>in</strong>terrogat, (se)25 bene sciret, quia ipse numerauit. Et cum ianitor dixisset hoc,omnes cogitabant, quomodo hoc esset. Et sie virgo illa recessitsie, quod nemo sciuit ,quo vel vbi esset vel transiret, etsie statim cognoverunt, quod dyabolus hoc fuisset et statimtransiuit episcopus ad ianuam temptans, vtrum adhuc staret30 homo ille, qui fuit pulsans, et non <strong>in</strong>venit eum, quia noluerat<strong>in</strong>trare. Et 'tunc episcopus rogans deum cum omni deuocione,ut sibi reuelaret, quis ille pulsans fuisset, sie tandem exauditafuit oracio sua, ut sanctus Andreas posthoc sibimet reuelauitomnia verba prescripta.Vgl. Nr. 87; von s. Bartholomäus wird die Geschichte erzähltim Cat. of Rom. III 674 Nr. i, III 641 Nr. 23; vgl. Legenda aurea(ed. Grässe 1846) p. 545 cap, 123, Von s. Andreas erzählt imCat. of Rom. III 66 Nr. 75 aus Odo de Ceritona (aber nicht beiHervieux, Les Fabulisles Lat<strong>in</strong>s); vgl. Legenda aurea (ed. Grässe1846) p. 19 cap. 2; die gleiche Erzählung im Cat. of Rom. III540 Nr. 30, III 568 Nr. 115.


405201 (= Anh. 37).De serois et dorn<strong>in</strong>a,[14 va] Primo de duobus seruis empticis, qui, cum uiderentvrbem, <strong>in</strong> qua erant cum dom<strong>in</strong>a sua, capi ab hostibus, fugierimtad hostes f<strong>in</strong>gentes, quod essent de suis. Et cum hostes<strong>in</strong>trarent vrbem, cucurrerunt ad domum dom<strong>in</strong>e sue, et eamquasi violenter educentes et quasi cum <strong>in</strong>iuria. Cum peterenturab hostibus, quenam esset, dixerunt, quod malefica esset, etideo, ut torqueretur, trahebant ad supplicium, et sie hostes pertranseuntesexierunt villam et salvaverunt vitam dom<strong>in</strong>e sue.Vgl. Baptista P\ilgosus, Factorum et dictorum memorabiliumlibri IX, Antwerpen 1565, lib VI p. 468: De quibusdam seruismatronae Adrumentanae. Cum Adrumentum obsidione premeretur,a matrona Adrumentana seiui quidam <strong>in</strong> hostium castra profugerunt;vrbe autem postea ab hostibus capta, serui quoque profugi cumeis <strong>in</strong> vrbem irruperunt statimque ad matronam, cuius serui fuerant,profecti eam magna m<strong>in</strong>ari coeperunt. Et cum durum seruitiumvlcisci velle discerent, tanquam hostes essent extra vrbem <strong>in</strong> tutumab hoste locum eam deduxerunt, semperque ei fidem quam debebantpraestiterunt.202 (= Anh. 38).De tribus domibus Romanorum. 10[200 "^l^] Nota, quod olym erant tres domus videlicet Romanorum.Vna erat senatorum, et isti habebant domum deauro et erat speculis plena, et racio erat, quia senatores erantrectores populi et ad rectorem pert<strong>in</strong>et aspicere vitam suam;quia ad vitam suam omnes aspiciunt et reguntur, ideo debet 15cauere, ne alios male <strong>in</strong>seruet. Alia erat domus philosophorumet ista erat de cristallo, et racio erat, quia sicut clara, lucidaet pura est cristallus, sie isti debebant esse clari et lucidi etpuri, clari sciencia et sancta vita. Alia erat militum^) antiquorum,quia viriliter pungnauerunt pro re publica et ideo ac- 20quisiuerunt honorem ciuitati et communitati. Ideo dignum erat,quod ciuitas eos honoraret <strong>in</strong> senectute, cum totam iuuentutemexpendissent <strong>in</strong> vtilitatem ciuitatis, et istorum domus omn<strong>in</strong>o[non] erat tantum magnifica, quantum prima erat, tarnen multumpulcra. Sic <strong>in</strong> proposito deus multas domus habet, prima plena 25^) Hs. multum.


406speculis est celnm empireuni, <strong>in</strong> quo habitant rectores ecclesie,<strong>in</strong> quoriim vita fideles respicientes salui facti sunt. Sec<strong>und</strong>adomus est celum cristall<strong>in</strong>um, <strong>in</strong> quo habitant religiosi, quidebent esse puri mente et corpore, lucidi per bonam famam5 et vitam, et clari per doctr<strong>in</strong>am. Tercia domus est celumsidereum, [<strong>in</strong> quo habitant] boni et iusti seculares, qui deomilitant <strong>in</strong> hoc m<strong>und</strong>o, et istis tribus [200 ^a] maneriebus(!) hom<strong>in</strong>umpetit deus implere domum suam.203 (= Anh. 39).De figuris solis.10 [197^*] Macrobius dielt, quod aput antiquos dep<strong>in</strong>gebatursol <strong>in</strong> tribus figuris. Per unam figuram dep<strong>in</strong>gebatur a populis,per aliam a philosophis et per terciam a poetis. Figura populifuit talis, quod p<strong>in</strong>gebant eum ad modum pueri habentis magnasalas ad uolandum. Causa autem erat ista, quia dicebatur, quod,15 qui nascuntur sub sole, sunt agiles et ueloces <strong>in</strong> suis factis.Philosophi p<strong>in</strong>gebant eum ad modum hom<strong>in</strong>is stantis ad sonosmultorum <strong>in</strong>strumentorum et causa erat ista, quia motus orbiumfacit quendam sonum et suauem melodiam et sie <strong>in</strong> medio estsua. A poetis p<strong>in</strong>gebatur sicut homo sedens ad mensam com-20 edens <strong>in</strong> medio hom<strong>in</strong>um magnorum, qui aperit bursam etdicitur dare pecuniam. Et f<strong>in</strong>gunt poete vnam fabulam, quodhom<strong>in</strong>es nigri <strong>in</strong>vitauerunt solem ad prandium, et quia sol facitpellem nigram, ipsi effecti sunt nigri et dedit eis diuicias. Istefigure dantur nobis cognoscere Christum, qui est verus sol25 iusticie et ostendit se habere istas tres figuras. Primo ostenditse habere magnas alas, quibus per totum m<strong>und</strong>um volauitquerens salutem nostram, quia promisit se nobis. Sec<strong>und</strong>oostendit se nobis habere sec<strong>und</strong>am figuram, quia sibi placuitnon solum conuersari cum hom<strong>in</strong>ibus nigris per peccata sed30 eciam comedere cum eis <strong>in</strong> mensa et dare eis diuicias regnicelestis.Als Quelle ist fälschlich Macrobius genannt.204 (= Anh. 40).De jjorta philosophorwn.[i93rl>] Legitur <strong>in</strong> antiquis hystorys, quod <strong>in</strong> ciuitateAtheniensium, <strong>in</strong> porta, vbi philosophi morabantur, erat siescriptum: Arbores, si siluestres, time ,si campestres, fuge, si


407ortenses, gaude. In sacra enim scriptura homo comparaturarbori iuxta illud: Vidi hom<strong>in</strong>es quasi arbores ambulantes.Arbor siluestris, quamdiu viuit, nullius est vtilitatis, quia <strong>in</strong>fructuosa,sed quando est abscisa, tunc vtilis est ad comburendumet ad alia opera faciendum, sicud ad faciendum <strong>in</strong>strumenta 5artifici. Similiter peccator, quamdiu viuit, nullum fructum bonioperis facit, et ideo nullius est vtilitatis <strong>in</strong> hoc m<strong>und</strong>o, sedord<strong>in</strong>atur quasi arbor <strong>in</strong>fructuosa ab comburendum igne dampnacioniseterne. Arbor autem campestris, etsi fructum facit,cum sit <strong>in</strong> publice, fructus ad maturitatem non seruat, sed la- 10pidibus et lignis eius fructus excuciuntur et rami eius confranguntur.Bene ergo dicitur: Si campestres fuge, si fructususque ad maturitatem velis conseruare. [139^^] Ista arbor esthomo, qui <strong>in</strong>ter hom<strong>in</strong>es conuersans multa de genere bonorumoperatur, sed lapidibus tribulacionum m<strong>und</strong>i et lignis temp- 15tacionum dyaboli non potest <strong>in</strong> bonis operibus perseuerare.Arbor autem ortensis, quia est bene murata, est vtilis et fructuosaet fructus suos usque ad maturitatem seruat. Bene ergodicitur: Si ortensis, gaude, quia non est <strong>in</strong> periculo, ut abscidatur.Arbor enim ista est homo, qui ab hom<strong>in</strong>um conuer- 20sacione se separat, ut fructus dignos usque ad maturitatemvaleatconseruare.205 (= Anh. 41).Ilistoria nudi^ qui fugit.[184 vb] Legitur <strong>in</strong> hystoria greca, quod quidam per<strong>des</strong>ertumtranseuntes <strong>in</strong>venerunt quadam vice quendam hom<strong>in</strong>em nudum, 25qui cum vidisset eos, cepit [185 ra] fugere, et illi ceperunt currerepost eum, et f<strong>in</strong>aliter videns ille nudus se non posse effugerestetit, et cum stetisset, <strong>in</strong>terrogauerunt eum illi, qui <strong>in</strong>sequebantureum, quare ipse fugiebat ab eis, et ipse f<strong>in</strong>xit eisistam hystoriam. Dixit enim <strong>in</strong> suis partibus fuisse quendam 39regem, qui habebat vnam turrim plenam thesauro et <strong>in</strong> quapositis custodibus faciebat eam diligenter custodire, que taliscondicionis erat, vt quociens custos vigilaret, impossibile eratfures et latrones quacumque arte et quibuscumque <strong>in</strong>strumentiseciam m<strong>in</strong>imum lapidem eripere de turri et per consequens 35furari, sed quando custos dormiebat, non solum murum <strong>in</strong>strumentisferreis <strong>in</strong>gredi frangendo poterant et thesaurum <strong>in</strong>deexportare, sed ipso aspectu murus turris ruere videbatur. Quod


408cernens rex dedit lapidem preciosum custodi, quem cum habuisset<strong>in</strong> manibus, impossibile erat eum dormire, sed quociens cecidissetde manibus eius, statim <strong>in</strong>cipiebat dormire. Et ut cu.sto<strong>des</strong> essent attenti, apposuit penam ') capitis, si quis per-5 misisset lapidem illum de manibus cadere. Vnde quadam viceego fui ad custodiam turris positus, et datus est micbi ille lapillus,et cum pbjribus diebus turrim illam custodissem, casucecidit michi lapis, et statim fures <strong>in</strong>trauerunt et thesaurummultum exportauerunt, et cum euigilassem et uidissem the-10 saurum exportatum, timens sentenciam regis <strong>in</strong> boc <strong>des</strong>ertumfugi, et cum vos vidissem, cogitans, quod m<strong>in</strong>istri ilHus regisessetis, a vobis fugere cepi, ne me comprebensum ante regemillum duceretis, cuius tbesaurus mea magna negligencia estexportatus. Quod isti non <strong>in</strong>telligentes huius hystorie exposi-15 cionem ab eo ceperunt sciscitari. Et ille [185 »^] banc hystoriamexposuit <strong>in</strong> hunc modum. Rex iste est deus, qui est rex regumet dom<strong>in</strong>us dom<strong>in</strong>ancium. Turris est bomo, <strong>in</strong> quo deus posuittbesaurum multum graciarum et virtutum. Vigil custodiensbanc turrim est <strong>in</strong>tellectus uel racio, et dum racio vigilat,20 impossibile est fures, id est vicia et peccata, <strong>in</strong>gredi turrim bancet furari tbesaurum graciarum et virtutum. Sed quamcito racio<strong>in</strong>cipit dormire, statim sub<strong>in</strong>trant vicia et peccata et exportantgracias et virtutes, Ideo ammonet nos dom<strong>in</strong>us vigilare lucedicens: Si sciret paterfamilias, qua bora für veniret, vigilaret25 vtique, et non s<strong>in</strong>eret perfodi domum suam. Ideo dedit nobislapillum, id est memoriam mortis, que nos preseruaret a sompnopeccati iuxta illud: Memorare nouissima et <strong>in</strong> eternum nonpeccabis. Quapropter ille, cui bic lapillus cecidit et sie sompnopeccati dormuerit, morietur, quia Stipendium peccati mors est30 (ad Romanos 8). Nam peccatum, cum factum fuerit, generatmortem (Jacobus i). Et tunc subiunxi: Ego videns me <strong>in</strong> sompnopeccati dormitasse et graciam dei [perdidisse] evigilans timenssentenciam regis eterni penitenciam agens <strong>in</strong> <strong>des</strong>ertum fugisupplicitcr deprecando, ut de peccatis meis veniam micbi di-35 ligenter <strong>in</strong>dulgeret.206 (= Anb. 42) .De canihiis et crocodilis.[184 ^l>] Legitur, quod <strong>in</strong> Egipto est quidam fluuius, <strong>in</strong> quohabitant crocodilli, qui sunt serpentes venenosi, ita quod canes^) Hs. pena.


409Egipti pertranseuntes per ripam flum<strong>in</strong>is et bibere volentes bibuntcurrendo quasi naturali <strong>in</strong>st<strong>in</strong>ctu timentes, ne eis bibentibussuperueniant crocodilli. Nam tkiuius plenus crocodillisest m<strong>und</strong>us iste, qui est plenus demonibus et malis hom<strong>in</strong>ibuset omni genere peccatorum. Ideo debemus bibere aquam huius 5flum<strong>in</strong>is currendo. Ysaie: quasi fluuius transiens terram, nonmorando <strong>in</strong> m<strong>und</strong>i delectacionibus et honoribus, sed habentesalimenta necessaria solum hys contentisimus, sicut dicit Apostolus,vt fugientes huius m<strong>und</strong>i superfluitates euadamus crocodillosvenenosos, videlicet peccata, et veniamus ad term<strong>in</strong>um salutis 10eterne, quia abyt et aufugit et saluatus est.Pl<strong>in</strong>ius, Hist. nat. 1. VIII c. 6i : Certumest, juxta Nilum aniiiemcurrentes lambere [canes], ne crocodilorum aviditafi occasionempraebeant.207 (= Anh. 43).De patre Alexandri et amico elus.[i93^aj Julius Sextus libro V dicit, quod pater Alexandrihabebat vnum fidelem amicum nom<strong>in</strong>e Pecmas, qui venit adpaupertatem, et videns, quod rex non providebat sibi, subtraxit 15se a curia sua. Quod videntes aly de curia, dixerunt regi:Cauete uos a tali, quia subtraxit se a curia uestra. Quibus rexdixit: Si partem corporis mei haberem <strong>in</strong>firmam, nunquam abscideremeam certe, sed facerem eam sanare. Iste miles fuitamicus meus, et nescio, quare sit elongatus, ideo uolo sanare 20eum. Et ipsum vocauit [193^^] dicens: Quare non conuersaris<strong>in</strong> curia mea, sicut consueuisti? Respondit: Dom<strong>in</strong>e, ego fuidiues, sed modo eftectus sum pauper, et ideo erubesco uenireante vos. Tunc rex ditauit eum et fuit fidelissimus regi. Spiritualiter:Humanum genus fuit deo amicissimum, sed propter 25peccatum auersum est ab eo et non conuersabatur <strong>in</strong> terra dei,sed deus partem sui uoluit sanare. Vnde veniens <strong>in</strong> m<strong>und</strong>um,partem assumpsit et humanum genus saluauit.208 (= Anh. 44).De aquila et phenice.[162 rb] Per sanctam contemplacionem homo renouatur <strong>in</strong>tus 30<strong>in</strong> mente ad modum aquile, de quo dicitur, quod, quando veterescitet pigrescit, ipse volat alte versus solem et aperiuntur


410pori pennarum suarum et statim ipse dcscendit <strong>in</strong> aquani etexeunt vetercs plume et renouantur. Per caritatem homo renouatursicut fenix, de quo dicitur, quod, qiiando est antiquus,<strong>in</strong>trat ignem comparatum ex aromatibus et ibi regeneratur etrenouatur.Vgl. Hervieux, Lcs P'abulistes Lat<strong>in</strong>s IV S. 187 (Odo de CeritonaNr, XIII); Grimm, Anmerkungen zu den K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Ilausmärchen,herausg. v. J.Bolte u. G. Polivka I (19 13) 513.209 (= Anh. 45).De iuvene s<strong>in</strong>e patre terreno,[ÖQvbj In hystoria Britonum legitur, quod rex quidam edificarifecit turrim, et quidquid cimentary de die operabantur,tellus alio die absorbuit. Consuluerunt ergo magi, quod iuuenem10 quendam <strong>in</strong>quiri faceret, qui terrenum patrem non haberet,cuius sagw<strong>in</strong>e lapi<strong>des</strong> et cimentum aspersi prestarent solidumf<strong>und</strong>amentum.Moraliter: Ante Christi passionem, quidquid bene viuendoedificatum fuit, ad lymbum <strong>des</strong>cendit, donec aspersum est sa-15 gu<strong>in</strong>e Christi, qui patrem non habuit <strong>in</strong> terra.Aus der Merl<strong>in</strong>sage; vgl. Historia Nennii c. 41 (Mon. hist.Britannica I, London 1848 p. 66); Galfredi Monumetensis Hist.Britonum, ed. J.A. Gilles, London 1844 P« uSf-210 (= Anh. 46).De aiigelo et heremita.[Innenseite <strong>des</strong> Vorderdeckels]. Cur deus regnare facitmalos, nota aliud. Fuit quidam heremita, qui ammirabatur, curdeus hac <strong>in</strong> terra permitteret bonos a malis torqueri et malos20 super eos dom<strong>in</strong>ari, qui petiuit a deo hanc ammiracionem abeo excludi. Tandem venit angelus dom<strong>in</strong>i ad eum; qui eumhospitauit et postmodum <strong>in</strong> heremo, <strong>in</strong> quo ipse erat, ad aliumheremitam duxit, qui valde gratanter eos suscepit et pauit etstrauit et bona, que potuit, eis m<strong>in</strong>istrauit, Post valediccionem25 angelus cyphum argenteum ei clan<strong>des</strong>t<strong>in</strong>e recepit. Quo expertofilium suum post eos misit, ut sibi cyphum redderet, qui<strong>in</strong> ponte ad angelum venit, et cum cyphum postulauit, tandemangelus commotus eum <strong>in</strong> flumen^) precipitauit et submersit.^) Hs. flum<strong>in</strong>em.


411De<strong>in</strong>de eum ad al<strong>in</strong>m heremitam diixit, qui <strong>in</strong>gratanter eossuscepit et nuUa bona exhibiiit. Tunc angeliis eide<strong>in</strong> cyphumablatum tradidit. Quod ille heremita multa ammirabatur etnon cont<strong>in</strong>ere se potuit et eum <strong>in</strong>terrogauit, cur illi filium <strong>in</strong>terfecitet cyphum abstulit, qui eis omnia bona exhibuit, et illi 5daret, qui nihil ipsis exhibuit. Cui angelus: Propter hoc tibimissus sum, ut a te ammiracionem tollerem. Et ille, qui nobisbona exhibuit, est filius eternitatis et filius adopcionis. Ideosibi cyphum abstuli, quia non conueniebat sibi quoad eius vitamsanctam, et filium <strong>in</strong>terfeci, quia fuit male <strong>in</strong>tencionis homicidium 10committere, et ne perduceret <strong>in</strong> effectum, propter sui saluacionemcum <strong>in</strong>teremi. Sed ille alter heremita, cui cyphum tradidi, estfilius perdicionis, ut cum cypho ei bona commissa hie appremiarem,ut ibi eternaliter eum dampnarem. Et sie <strong>in</strong>comprehensibiliasunt iudicia dei. Ideo noli ammirari. 15Vgl. Nr. I lo; 117; 211.211 (= Anh. 47).De heremita, qui dicebat, quod iudicia dei non essent uera.[163 r] Legitur, quod quidam heremita erat, qui longo temporeasperam agebat penitenciam. Cum autem quadam dieuenisset ad eum quidam pessimus latro gratia confitendi, absolutionefacta <strong>in</strong>iunxit ei penitentiam dicens: Frater, tu es absolutusab Omnibus peccatis tuis tali conditione, quod faciastria, que dicam tibi. Primum erit, quod pro aliqua re, quetibi acciderit, siue bonum siue malum numquam de ore tuoexeat nisi gratiarum actio. Sec<strong>und</strong>um erit, quod numquammentiaris. Tercium erit, quod nulli maledicas. Exiens autem ^^a facie illius heremite confessoris sui cum penitentia acceptacontigit eum <strong>in</strong>cidisse <strong>in</strong> multitud<strong>in</strong>em sp<strong>in</strong>arum, quarum unaeruit ei oculum. Qui statim flexo genu adorauit <strong>in</strong> terramreddens gratias deo. De<strong>in</strong>de ill<strong>in</strong>c recedens <strong>in</strong>uenit quadrigamad terram uersatam. Quem cum quadrigarius <strong>in</strong>spexisset scienseum esse magistrum latronum, uoluit fugere, set ille statimassecurauit eum et eleuans quadrigam eius a terra dimisit abire<strong>in</strong> pace. Postea exiens a silua vidit dom<strong>in</strong>um illius prov<strong>in</strong>cie,cuius fratrem nuper <strong>in</strong> illa silua occiderat, properantem ad illamsiluam cum maximo exercitu ad querendum se et u<strong>in</strong>dicarenecem fratris sui. Qui <strong>in</strong>terrogans eum, si sciret, quo locomagister latronum moraret, respondit statim se illum esse.20^^"^


412Quod ille audiens irruit <strong>in</strong> eum, uulneraiiit et plagis impositisabiit eo defuncto relicto. Cuius animani deo uolente ille supradictusheremita confessor suus uidit ab angelis cum maximaleticia <strong>in</strong> celum deferii. Quo uiso cepit <strong>in</strong>dignari quasi pre-5 sumens de meritis suis et dicere: Iste pessimus latro et homicida,qui numquam benefecit nee ullam penitenciam egit, hodiecum tanta gloria susceptus est <strong>in</strong> celum, ego autem, qui semperdeo seruiui et tam asperam [163 v] uitam usque nunc duxi,numquam tantam apud deum graciam uel gloriam opt<strong>in</strong>ere10 potui. Tunc hoste generis humani <strong>in</strong>stigante cepit secum cogitareet disponere, quod heremum rel<strong>in</strong>queret et ad seculumrediret. Quod et factum est. Qui dum pergeret, ille malignushostis de perditione eius gaudens posito <strong>in</strong> via obstaculo heremitamstiauit et coUo fracto statim ibidem expirauit et sepultus15 <strong>in</strong> <strong>in</strong>ferno. Vnde <strong>in</strong> ipso impletum illud euangelicum: Et suntnouissima hom<strong>in</strong>is illius peiora prioribus. Quod uidens <strong>in</strong>spiritu quidam alius heremita non longe positus dixit <strong>in</strong>tra se,quod iudicia dei non essent bona nee uera. Cui statim apparuitangelus dom<strong>in</strong>i dicens: Veni mecum et ostendam tibi iu-20 dicia dei esse iusta et uera. Qui cum duxisset eum ad cellamcuiusdam heremite, qui iuxta mare manebat, ipse suscepit eosgaudens et prebens eis optimam hospitalitatem. Post cenamuero euntes spaciatum supra mare ille angelus precipitauithospitem <strong>in</strong> mare, <strong>in</strong> quo submersus est. Quod uidens socius25 heremita ualde contristatus est. Cui dixit angelus: Noli contristari.Postea uenerunt ad alium heremitam, qui eciam curialissimerecepit eos. Habebat autem ille cyphum pulcherrimum,quem nimis diligebat et diligentissime custodiebat.Mane autem facto <strong>in</strong>de recedentes predictus angelus illum cy-30 phum furatus est. Quod cernens supradictus heremita ual<strong>des</strong>candalizatus est. De<strong>in</strong>de uenerunt ad domum cuiusdam bonihom<strong>in</strong>is, qui peroptime hospitauit eos. Recedentibus autem eis<strong>in</strong> mane tradidit eis quemdam famulum suum iuuenem, ut illisostenderet uiam. Quem ille angelus coram heremita de ponte35 <strong>in</strong> flumen precipitauit. Qui tam cito suffocatus est. Quod <strong>in</strong>tuenssupradictus heremita multum doluit. Postea uenerunt adhospitium cuiusdam burgensis, qui ualde gratanter recepit eoset necessaria m<strong>in</strong>istrauit. Erat autem ei paruulus unicus, quemtenerrime diligebat. Qui de nocte cepit uagire et flere, ita ut40 nuUus, qui <strong>in</strong> domo erat, posset dormire. Quem supradictus


413angelus audiens tacite et socio suo i'gnorante surrexit et strangulauit.Qiii dixit socio suo: Dormi secure, quoniam non audiespuerum uagientem; ego enim strangulaui eum. Quod audienssupradictus heremita nimis iratus est credens eum magis essesathane nuntium quam dei angelum. Postremo <strong>in</strong>de recedentes 5uenerunt d <strong>in</strong>troitum cuiusdam nemoris, ubi <strong>in</strong>uenerunt quendamdor[i64r]mientem sub arbore habentem <strong>in</strong> s<strong>in</strong>u magnampecuniam. Tunc dixit angelus ad heremitam: Vado, ut illihom<strong>in</strong>i pecuniam, quam <strong>in</strong> s<strong>in</strong>u habet, furtim auferam. Quoduidens sepedictus heremita tunc demum uoluit recedere ab illo 10de Omnibus, que fecerat, eum <strong>in</strong>crepando. Tunc dixit ei angelus: Tu multum de hiis, que feci <strong>in</strong> isla uia, miraris nee <strong>in</strong>merito,set nil s<strong>in</strong>e causa feci, quia, sicut dicit Salomon, nil fit<strong>in</strong> terra s<strong>in</strong>e causa. Iste homo, cui furatus sum modo pecuniamsuam, latro pessimus est. Nam hodie quemdam peregr<strong>in</strong>um 15occidit et istam pecuniam illi abstulit. Quod dum diceret, ecce,omnes uic<strong>in</strong>i querebant illum latronem clamantes et dicentestotum factum. Tunc angelus uocans eos tradidit totam pecuniamnarrando, qualiter occidisset eum et quomodo abstulissetei illam pecuniam, iubens, ut uxori defuncti peregr<strong>in</strong>i et 20filiis eius redderetur. Tunc dixit ad heremitam: Nonne meliusest, ut illa pecunia reddatur uxori defuncti et filiis quam illelatro pessimus haberetr Preterea multum scandalizatus fuistieo, quod puerum paruulum de nocte uagientem strangulaui.Ideo hoc feci, quia parentes illius, priusquam nasceretur, quid- 25quid habere poterant, <strong>in</strong> dei seruicio et <strong>in</strong> hospitalitate pauperumexpendebant. Ex quo autem natus est ille paruulus, totum <strong>in</strong>hereditatem illius paruuli multiplicandam conuerterunt. De illoautem iuuene, quem <strong>in</strong> flumen precipitaui de ponte, scias, quoddisposuerat illa nocte dom<strong>in</strong>um suum occidere et omnia, que 30habebat, secum ferre. De heremita uero, cuius cypiium furatussum, noueris eum nimis dilexisse illum et pre nimia diligentiaillius cyphi amisisse multa bona et neglexisse diu<strong>in</strong>um officium.Preterea de illo, quem precipitaui de rupe <strong>in</strong> mare, scias, quod<strong>in</strong> crast<strong>in</strong>o proposuerat fornicari, et quia dom<strong>in</strong>us nolebat, quod 35perderet mercedem bonorum operum, que fecerat, ideo uoluiteum submergi <strong>in</strong> mare. Postremo de illo heremita redeuntead seculum, qui <strong>in</strong> uia collo fracto expirauit, noueris, quod demeritis suis nimis presumens et irascens de misericordia, quamdom<strong>in</strong>us fecerat cum illo latrone pessimo, non <strong>in</strong>tellexit, quia 40


414dom<strong>in</strong>us non uenit uocare iustos sed peccatores ad penitentiam;et quia, cum debuisset reddere gracias deo humiliter pro saluacioneillius latronis, cuius confessionem audierat et cui penitentiamsupradictam [<strong>in</strong>iunxerat] ,per <strong>in</strong>uidiam et superbiam etiram cor e<strong>in</strong>s eleuatum est, (et) ideo dampnatus. Ideo dicitAugust<strong>in</strong>us: Superbia aufert michi deum, <strong>in</strong>uidia proximum,irameipsum.Vgl. Nr. iio; 117; 210. Die E<strong>in</strong>leitung, sowie die Anordnung<strong>und</strong> die Zahl der Motive weichen von den bei Schönbach besprochenenFassungen stark ab; vgl. Wiener Sitzungsber. 143 (1900)XII S. iff; 42 fr.


Die Handschriften, aus denen die Stückegenommen s<strong>in</strong>dNr. 1 — 164 = Breslau, Königliche <strong>und</strong> Universitiits-Bibliothok I. F. 115.165 - 199 = , „ „ „ „ I. F. 007.200 = „ „ „ ,. „ I. F. 24.201 — 208 =^,. r r » ,^ I. F. 72.209 == „ „ „,, „ I. F. 304.210 = „ „ ,. „ „ I. F. 575.211 = Paris, Bibliotheque nat. nouv. fonds. Int. 14958.Verzeichnis der öfter benutzten Werke <strong>und</strong>ihrer AbkürzungenB eissei, Stephan, Geschichte der Verehrung Marias <strong>in</strong> Deutschland. Freiburgi. B. 1909.Caesarius Heisterb. Dial. = Dialogus miraculorum, libri XII, ed. Jos.Strange, Cöln 1851.Mirac. ^^ Die Fragmente der Libri VIII miraculorum<strong>des</strong> Caesarius von Heisterbach, herausg.von Aloys Meister, Rom 1901.Cat. of Rom. =z: Catalogue of Romances <strong>in</strong> the department of manuscripts<strong>in</strong> the British Museum. London I (1883), II (1893), III (1910).Et. de Bourbon = Anecdotes historiques, legen<strong>des</strong> et apologues tires durecueil <strong>in</strong>edit d'Etienne de Bourbon, dom<strong>in</strong>ica<strong>in</strong> du XIII e siecle,publies pour la Societe de l'histoire de France par A. Lecoy dela Marche. Paris 1877.Exempla aus Handschriften <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> herausg. v. Joseph Klapper =^Heft 2 der Sammlung mittellate<strong>in</strong>ischer Texte, herausg. v. AlfonsHilka, Heidelberg 1911.Gesta Romanorum, ed. Herm. Oesterley, Berl<strong>in</strong> 1872; ed. Dick 1890: Nachder Innsbrucker Handschrift v. J. 1342 = Heft 7 der ErlangerBeiträge zur Philologie, herausg. v. Herm. Varnhagen,


416Gregorius, Dialogorum libri IV ^^ Migne, Patrologia, sories lat.LXXVII.Günter, H., Legenden-Studien, Köln 1906.Haureau, Barthelemy, Notices et Extraits de quelques manuscrits lat<strong>in</strong>sde la Bibl. nat. de Paris. T. I— VI, 1891 ff.Herolt, Johannes, Promptuarium exemplorum discipuli, ed. Elers 1728.Hollen, Gotschalk, Sermonum opus. Hagenau 1520.Jacques de Vitry, The Exempla or illustrative stories from the Sermonesvulgares of — , ed. by Thomas Fr. Crane, London 1890.Jacobus a Vo rag<strong>in</strong>e, Legenda aurea, herausg. v. J. G. Th. Grässe. 184G.Johannes Gobii Junior, Scala coli. Ulm, Johannes Za<strong>in</strong>cr 1480 [Ha<strong>in</strong>9406].Kaiserchronik, herausg. v. Hans Ferd<strong>in</strong>and Maßmann. Quedl<strong>in</strong>burg <strong>und</strong>Leipzig, I <strong>und</strong> II 1849, III 1854.Köhler, Re<strong>in</strong>hold, Kle<strong>in</strong>ere Schriften, herausg. v. Joh. Bolte. I— III 1898.Mitteilungen der Schlesischen Gesellschaft für Volksk<strong>und</strong>e,herausg. v. Th. Siebs.Mussafia = A. Mussafia, Studien zu den mittelalterlichen MarienlegendenI Wien 1887 ^ Sitzungsberichte der Kais. Ak. d. W. <strong>in</strong> Wien,phil.-hist. Klasse, Bd. CXIII, 917-994; II 1888 = Sitzungsber.Bd. CXV, 5-92; III 1S89 :^ Sitzungsber. Bd. CXIX, Teil IX;IV 1891 = Sitzungsber. Bd. CXXIII, Teil VIII; V 1898 =Sitzungsber. Bd. CXXXIX, Teil VIII.Odo de Ceritona (En<strong>des</strong> de Cheriton) =:= Hervieux, Leopold, Les FabulistesLat<strong>in</strong>s depuis le siede d'Auguste jusqu'ä la f<strong>in</strong> du moyenäge. Paris. Tome II 1884 p. 587; tome IV 1896.Pfeiffer, Marienlegenden. Stuttgart 1846; neue Ausgabe Wien 1863.Poncelet r= Miraculorum B. V. Mariae quae saec. VI— XV lat<strong>in</strong>e conscriptasunt <strong>in</strong>dex. Analccta Bollandiana, Tomus XXI, Bruxelles1902, p. 241-360.Rogeri de Wendover Chronica sive Flores historiarum, ed. Henricus0. Coxe. London 1841.Thomas Cantipratanus, Bonum universale de apibus. Douai 1627.V<strong>in</strong>centius Bellovacensis, Spcculum malus sive triplex. Douai 1624.Vitae patrum = Migne, Patrologia, series lat. Tom. LXXIII; <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igengenannten Fällen die Ausgabe Venedig 1512.Wiener S.B. =: Sitzungsberichte der Kaiserl. Akademie der Wissenschaftenzu Wien, phil.-hist. Klasse.Wolter, Judenknabe = Eugen Wolter, Der Judenknabe, Halle 1879 -=.Bibliotheca Normannica herausg. v. Herm. Suchier, Bd. II.Wright, Lat<strong>in</strong> Stories =~ Thomas Wright, A Selection of Lat<strong>in</strong> Storiesfrom manuscripts of the thirteenth and fourteenth centuries: acontribution to the History of Fiction dur<strong>in</strong>g the Middle Ages.London 1842 = Percy Society VIII, 1.


, Klapper,Verzeichnisder deutschen ErzählungenSeite1. Von e<strong>in</strong>er Jungfrau, die den Jesusknaben sah 172. Von Udo, dem Bischöfe von Magdeburg 183. Von der heiligen Eufemia 194. Von e<strong>in</strong>er Nonne, die Christum <strong>in</strong> dreifacher Gestalt erblickte . 205. Wie wohlgefällig Gott die E<strong>in</strong>tracht der Eheleute ist .... 216. Der aussätzige Albertus 227. Von der göttlichen Rache an e<strong>in</strong>em Mörder <strong>und</strong> Ehebrecher . . 248. Der himmlische Lohn der Jungfrauen 269. Frau Welt 2710. Von zwei edlen Brüdern, die ihre Versuchungen bekämpften . . 2711. Die drei Fragen 2912. Christus ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>er Nonne als K<strong>in</strong>d 3013. Von dem unseligen Tode e<strong>in</strong>es Ma<strong>in</strong>zer Bischofs 3114. Von der Höllenpe<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Grafen, der den Leib Christi unwürdig nahm 3215. Jesus ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>em Jüngl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> der Gestalt e<strong>in</strong>es Knaben . . 3316. Geduld überw<strong>in</strong>det den Teufel 3417. Wohltun br<strong>in</strong>gt h<strong>und</strong>ertfachen Lohn 3618. Von e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>siedler, der e<strong>in</strong>en Aussätzigen pflegte 3619. Von dem Leben <strong>und</strong> dem Tode <strong>des</strong> Königs Sigism<strong>und</strong> .... 3820. Von e<strong>in</strong>er Nonne, die sich die Augen ausbohrte 3921. Von e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>siedler <strong>und</strong> der Tochter e<strong>in</strong>es heidnischen Priesters 4022. Von dem ewigen Lohne der Prediger 4123. Die Dreie<strong>in</strong>igkeit ist unergründlich wie das Meer 4224. Von der Höllenpe<strong>in</strong> der Sophisten 4225. König Oswald <strong>und</strong> Simon der E<strong>in</strong>siedler 4326. Von e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>siedler, der die Menschen schwarz <strong>und</strong> weiß sah . 4427. Von der Strafe e<strong>in</strong>es Verleumders 4428. Von e<strong>in</strong>er unschuldig verfolgten König<strong>in</strong> 4529. Von e<strong>in</strong>em Könige, der dem Mörder se<strong>in</strong>es Vaters verzieh ... 4730. Engel bauen e<strong>in</strong> Grabmal für e<strong>in</strong>en bekehrten Grafen .... 4731. Von dem Werte <strong>des</strong> freiwilligen Gehorsams 4832. Wohltun füllt die Scheuern 4933. Der Teufel mit der Kuhhaut 4934. Der König im Bade 5035. Von e<strong>in</strong>em Unbußfertigen, den der Teufel erwürgte 51Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> 27


41836. Wie sich Christus als Aussätziger pflegen ließ 5237. Von e<strong>in</strong>em Ritter, der vom Aussatz der Sünden geheilt wurde . 52Seite38. Von dem Raben, der e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>siedler speiste 5339. Von e<strong>in</strong>em Vornehmen, dem der heilige Petrus die Hölle zeigte . 5440. Von e<strong>in</strong>em stummen Bettler, der e<strong>in</strong>en Königssohn wieder zumLeben erweckte 5541. Von dem Baume <strong>des</strong> Lebens <strong>und</strong> dem Brunnen der Re<strong>in</strong>igung . 5742. Von e<strong>in</strong>em Vornehmen, dem das Gewand der Liebe fehlte ... 5743. Von e<strong>in</strong>em Ritter, der e<strong>in</strong>e Nacht <strong>in</strong> der Kirche zubrachte ... 5844. Von e<strong>in</strong>em Vornehmen, der nicht verzeihen wollte 5945. Von e<strong>in</strong>em Weibe, das sich dem Teufel verschrieb <strong>und</strong> von ihremSohne erlöst wurde 6046. Von e<strong>in</strong>em w<strong>und</strong>ertätigen Christusbilde <strong>und</strong> Julian dem Abtrünnigen 6147. Die W<strong>und</strong>er der Geburtsnacht Christi 6248. Wie Maria den Sängern <strong>des</strong> Salve Reg<strong>in</strong>a erschien 6349. Von e<strong>in</strong>em Meister, der die Sequenz dichtete: Sei gegrüßt, Mutter<strong>des</strong> Erlösers 6350. Von e<strong>in</strong>er Jungfrau, die aus Liebe zu Maria auf den Tanz verzichtete6451. Von e<strong>in</strong>em Ritter <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Mädchen mit Namen Maria ... 6552. Von e<strong>in</strong>em Mönche, der Maria malte, <strong>und</strong> dem Teufel .... 6653. Von dem himmlischen Reigen <strong>und</strong> dem Kranze der Jungfrauen . 6654. Von e<strong>in</strong>em Bischöfe von Naumburg <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Slaven .... 6755. Wie St. Merkurius Maria an Julian dem Abtrünnigen rächte . . 6856. Von e<strong>in</strong>em Kölner Bischöfe, der acht Knäble<strong>in</strong> rettete .... 6957. Wie Maria die Predigermönche beschützt 7058. Der Judenknabe im brennenden Ofen 7059. Thomas von Canterbury <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Herr<strong>in</strong> 7160. Von e<strong>in</strong>er Jungfrau Musa <strong>und</strong> dem himmlischen Reigen .... 7261. Von dem Marienbilde, das St. Lucus malte 7362. Von e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>äugigen Ritter, der e<strong>in</strong>en Juden ohrfeigte .... 7363. Von e<strong>in</strong>em Ritter, der sich dem Teufel verschrieb 7464. Wie e<strong>in</strong> Ritter mit e<strong>in</strong>er Kerze den Teufel besiegte 7565. Von dem Gesichte e<strong>in</strong>er Nonne, die eifrig die Kirchen waschebesorgte 7666. Wie Maria e<strong>in</strong>em Knaben das „Gegrüßet seist du, König<strong>in</strong>" lehrte 7767. Von e<strong>in</strong>em Enthaupteten, der auf Marias Befehl feierlich bestattetwurde 7968. Wie Christus aus dem Sakramente mit e<strong>in</strong>er öffentlichen Sünder<strong>in</strong>redete 8069. Von Eseln, die dem Sakramente Platz machten 8170. Wie e<strong>in</strong> Kleriker Maria e<strong>in</strong>e silberne Spange schenkte .... 8171. Wie die Bienen das Sakrament verehrten 8272. Von Beatrix, der Sakristan<strong>in</strong> 8373. Von e<strong>in</strong>em armen Ritter, der Golderz am Rhe<strong>in</strong>e fand .... 84


419Seite74. Wie e<strong>in</strong>e Nonne durch e<strong>in</strong> Traumgesicht bekehrt wurde .... 8575. Wie Paschasius se<strong>in</strong>en Widerstand gegen Papst Symmachus büßte 8776. Von drei Bl<strong>in</strong>den 8777. Wie der Teufel e<strong>in</strong>en Maler aus dem Stock rettete 8978. Von e<strong>in</strong>em Geizigen, der sterbend se<strong>in</strong> Geld bewe<strong>in</strong>te .... 9079. Gregorius auf dem Ste<strong>in</strong> 9080. Wie St. Andreas e<strong>in</strong>em Greise die Bekehrung erflehte .... 9381. Von e<strong>in</strong>em Geistlichen, der mit e<strong>in</strong>er Dirne lebte 9482. Wie Maria e<strong>in</strong>em Bl<strong>in</strong>den das Augenlicht gab 9683. Von e<strong>in</strong>em Schüler, den die Juden töteten 6984. Wie e<strong>in</strong>em Mönche die sieben Freuden Marias offenbart wurden . 9785. Von e<strong>in</strong>er Witwe, die an Maria Lichtmeß <strong>in</strong> den Himmel entrücktward 9886. Wie Maria e<strong>in</strong>en Mönch <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Nonne aus dem Stocke befreite 9987. Wie der Teufel e<strong>in</strong>em Ritter diente 9988. Von e<strong>in</strong>em, der e<strong>in</strong>en Tag im Fegefeuer war 10189. Der Tod e<strong>in</strong>es Reichen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es armen Weibes 10190. Von dem Priester, der nur Seelenmessen las 10291. Das blutende Kreuzesbild 10392. Von dem E<strong>in</strong>siedler Paulus, der den Seelenzustand der Menschenerkannte 10393. Von e<strong>in</strong>er Taube, die den Kelch austrank <strong>und</strong> die Hostie wegholte 10594. Wie e<strong>in</strong> Jüngl<strong>in</strong>g von zweitausend Jahren Fegefeuer befreit wurde 10595. Wie St. Bernhard se<strong>in</strong>e Schwester bekehrte 10796. Von e<strong>in</strong>em Mönche, den e<strong>in</strong> Engel durch den Himmel <strong>und</strong> dasFegefeuer führte 10797. Von der Geduld <strong>des</strong> heiligen Antonius 10898. Von e<strong>in</strong>em Weisen, der e<strong>in</strong>em Toren folgte 10999. Wie e<strong>in</strong> Weib ihren Mann vor der Hölle rettete . . . . . . 110100. Von dem Nutzen der Krankheit für die Seele 111101. Von e<strong>in</strong>em Räuber, der sich am Karfreitage bekehrte 111102. Wie Maria den Mönchen die Speise vermehrte 112103. Wie e<strong>in</strong> Mildtätiger vom Untergange errettet ward 113104. Von e<strong>in</strong>em Grafen, der, um Maria zu ehren, e<strong>in</strong> Mädchen schonte 114105. Der Baum mit den Ave-Mariablättern 115106. Von e<strong>in</strong>em Weibe, das von Maria aus ihrer Verzweiflung errettetward 115107. Von dem Teufelsvertrage <strong>des</strong> Theophilus 116108. Von e<strong>in</strong>em Eheweibe <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Ehebrecher<strong>in</strong> 117109. Die Gründung von Hil<strong>des</strong>heim 118110. Der Engel <strong>und</strong> der E<strong>in</strong>siedler 118111. Von e<strong>in</strong>er Königstochter <strong>und</strong> dem Herrn der Blumen 120112. Was ist Gott? 121113. Warum der Teufel predigte 121114. Wie sich e<strong>in</strong> Mensch vor den Wetterdämonen schützte .... 12127*


420 __ ^^^^115. Von o<strong>in</strong>em Juden, der das Kreuzesbild verw<strong>und</strong>ete 122116. Wie Christus e<strong>in</strong>em Mönche die Speisen versüßte 122117. Wie e<strong>in</strong> Räuber durch das Vaterunser den Himmel erwarb . . . 122118. Von e<strong>in</strong>em Hostienw<strong>und</strong>er zu Köln 123119. Von e<strong>in</strong>em Judenknaben, den die Christenk<strong>in</strong>der tauften .... 124120. Von e<strong>in</strong>em Zauberer <strong>in</strong> Magdeburg 125121. Wie e<strong>in</strong> Mann für die Sünden <strong>des</strong> Mun<strong>des</strong> gestraft ward . . . 126122. Wie sich e<strong>in</strong> Jüngl<strong>in</strong>g durch die Beicht vom Tode errettete . . 126123. Wie sich e<strong>in</strong> Weib durch die Beichte vor ihres Mannes Argwohnrettete 127124. Von e<strong>in</strong>er Dirne, die vom Tode erwachte, um zu beichten . . . 127125. Von e<strong>in</strong>er König<strong>in</strong>, die e<strong>in</strong>en Marschall tötete 128126. Von e<strong>in</strong>em Mönche, der aus Gehorsam <strong>in</strong> den Backofen kroch . 139127. Von e<strong>in</strong>em Könige, der Weisheiten kaufte 130128. Von e<strong>in</strong>er Dirne, die e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>siedler verführen wollte .... 131129. Wie sich e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedler die Zunge <strong>in</strong> der Versuchung abbiß . . 132130. Der Bruder Gabe <strong>und</strong> der Bruder Gegengabe 132131. Wie Petrus Telonarius zur Freigebigkeit bekehrt ward .... 133132. Von dem Auge Gottes 134133. Die Rügenglocke 134134. Von e<strong>in</strong>em gerechten Grafen, der se<strong>in</strong>en Sohn tötete 136135. Von dem himmlischen Lohne <strong>des</strong> Gehorsams 137136. Von den E<strong>in</strong>siedlern, die die Fastenzeit im heiligen Gesprächeverbrachten 137137. Warum es e<strong>in</strong>em Schuster gut <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em andern schlecht erg<strong>in</strong>g 138138. Von e<strong>in</strong>em Freun<strong>des</strong>paar Amicus <strong>und</strong> Amelius 139139. Der Gang zu den Köhlerknechten 141140. Von e<strong>in</strong>em Frevler, der bei den Gräbern Buße tat 142141. Von e<strong>in</strong>em Bischöfe, der se<strong>in</strong>e Mutter <strong>in</strong> vornehmer Kleidungnicht kennen wollte 143142. Von e<strong>in</strong>em <strong>und</strong>ankbaren Sohne, dem e<strong>in</strong>e Kröte <strong>in</strong>s Gesicht sprang 143143. Wer freigebig ist, leidet ke<strong>in</strong>en Mangel 144144. Wie die Römer ihre Sieger behandelten 144145. Von der Armut <strong>des</strong> Alanus 145146. Kleider machen Leute 146147. Von e<strong>in</strong>em Mönche, der sich für zu heilig hielt, um zu arbeiten . 146148. Von dem dreifachen Siege, den e<strong>in</strong> Mönch errang 147149. Von e<strong>in</strong>em, der se<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Kuh verschenkte 147150. Der Königssohn im Paradiese 147151. Wie der Teufel e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>siedler<strong>in</strong> zu verführen suchte .... 149152. Wie der Teufel e<strong>in</strong>en Jüngl<strong>in</strong>g verführte 150153. Von e<strong>in</strong>em Magister, der die paul<strong>in</strong>ischcn Briefe besser verstandals St. Paulus selbst 151154. Die Weiber s<strong>in</strong>d neugieriger als Adam 151155. Von e<strong>in</strong>em Weibe, das sich schm<strong>in</strong>kte 151Seite


421Seite156. Von e<strong>in</strong>em Geizigen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Neidischen 152157. Gold br<strong>in</strong>gt Verderben 152158. Wie der Teufel e<strong>in</strong>en Wucherer holte 153159. Von e<strong>in</strong>em Wucherer, dem das Herz fehlte 154160. Von e<strong>in</strong>em Mönche, der sich an se<strong>in</strong>em Kruge ärgerte .... 155161. Der lustige Spielmann <strong>und</strong> der Reiche 155162. Daß die Gedanken an das Jenseits vor Sünden schützen . . . 156163. Wie der Teufel e<strong>in</strong>en Spötter holte 156164. Der tote Gast 157165. Von e<strong>in</strong>em Kreuzwege 159166. Von e<strong>in</strong>em R<strong>in</strong>ge 160167. Die Weihnachtsmesse 161168. Der Averitter 162169. Der Dieb am Galgen 163170. Maria rettet e<strong>in</strong>en Sakristan 163171. Von e<strong>in</strong>em Esel <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Wucherer 164172. Von e<strong>in</strong>em Könige, der nie lachte 164173. Von e<strong>in</strong>em ungetreuen Verwalter 167174. Wie Maria e<strong>in</strong>e Sünder<strong>in</strong> vor der Verdammnis bewahrte .... 169175. Wie e<strong>in</strong> Teufel die Freuden <strong>des</strong> Himmels rühmte 171176. Von e<strong>in</strong>er Ehefrau <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Ehebrecher<strong>in</strong> 171177. Von e<strong>in</strong>em gerechten Richter 172178. Von e<strong>in</strong>em Armen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Reichen im Jenseits 173179. Von e<strong>in</strong>em Ritter, der se<strong>in</strong>e Bekehrung verschob 174180. Von e<strong>in</strong>er Jungfrau, die das Schicksal ihrer Eltern im Jenseits sah 175181. Von e<strong>in</strong>em Jüngl<strong>in</strong>ge, den der Teufel über das Meer trug . . . 177182. Der Ritt zu den Kalkbrennern 181183. Die Vision <strong>des</strong> heiligen Paphnutius 184184. Der Salamander <strong>und</strong> das Füchsle<strong>in</strong> 188185. Der Tod ist stärker als der König 189186. Von dem E<strong>in</strong>siedler Romanus 190187. Die Jäger <strong>und</strong> der E<strong>in</strong>siedler 193188. Von e<strong>in</strong>em Könige, der se<strong>in</strong>en Söhnen e<strong>in</strong>en Baum vererbte . . 196189. Von e<strong>in</strong>em Affen, der von e<strong>in</strong>em Jäger verfolgt wurde .... 200190. Die Toten schützen e<strong>in</strong>en Priester 201191. Von e<strong>in</strong>em Priester, der zu selten beichtete 202192. Warum Maria e<strong>in</strong>en Mönch nicht mit Weihwasser besprengte . . 202193. Frau Welt 203194. Von e<strong>in</strong>er König<strong>in</strong>, die durch ihren Sohn aus den Händen <strong>des</strong>Teufels gerettet wurde 204195. Von e<strong>in</strong>em Reichen, der die Saaten der Armen vernichtete . . . 208196. Maria rettet e<strong>in</strong>en Enthaupteten vor der Hölle 209197. Von dem Verdienste demütiger Nächstenliebe 209198. Wie sich Maria über nachlässiges Gebet beklagte 212199. Das Gesicht <strong>des</strong> Priesters Ravenus 212


422200. Wie der heilige Andreas e<strong>in</strong>en Bischof vor dem Teufel errettete 212201. Wie e<strong>in</strong>e Herr<strong>in</strong> durch treue Diener gerettet wurde 214202. Von den drei Häusern der Römer 214203. Wie die Alten die Sonne darstellten 215204. Das Philosophentor 216205. Von e<strong>in</strong>em Nackten, der vor den Menschen floh 217206. Von den H<strong>und</strong>en <strong>und</strong> den Krokodilen 219207. Von Alexanders Vater <strong>und</strong> se<strong>in</strong>em Fre<strong>und</strong>e 219208. Von dem Adler <strong>und</strong> dem Phönix 220Seite209. Von dem Jüngl<strong>in</strong>ge, der ke<strong>in</strong>en irdischen Vater hatte .... 220210. Der Engel <strong>und</strong> der Ensiedler 221211. Der Engel <strong>und</strong> der E<strong>in</strong>siedler 222Verzeichnis der late<strong>in</strong>ischen Stücke1. De Christi natiuitate. Herz bricht der Castellana beim Anblick<strong>des</strong> Jesusk<strong>in</strong><strong>des</strong>; goldene Buchstaben <strong>in</strong>s Herz gegraben . . . 2292. De Vdone, episcopo Mcdhiti'gensi. Camerarius sieht <strong>in</strong> Vision se<strong>in</strong>enHerrn <strong>in</strong> der Hölle, wacht auf <strong>und</strong> f<strong>in</strong>det ihn tot 2293. De viijilia natiuitaiis pulcrum. Eufemialegende 2314. Pidcnim de Christo. Visio triplex. Visionen e<strong>in</strong>er Nonne : a) Jesus<strong>in</strong> der Wiege b) zwölfjähriger Christus c) dreißigjähriger Christus 2325. De concordia viri et i'xoris. Eremit bei wohltätigem, e<strong>in</strong>trächtigemEhepaar, das gleichen Lohn f<strong>in</strong>den wird wie er 2336. Pulcrum de teproso curato. Vgl. Hartmanns armen He<strong>in</strong>rich . . 2337. De mnore Inord<strong>in</strong>ato ad midierem. Ehebrecher am Grabe <strong>des</strong> Getötetenwachend; nach dreißig Jahren vernichtet himmlisches Feuerdie Burg 2358. Super: Quod ocidus non itidet, Jsaias etc. Blüte aus dem himmlischenKranze e<strong>in</strong>er Jungfrau 2379. Ävwr })i<strong>und</strong>i vanus et flnaliter penosus. Frau Welt, vorn schön,h<strong>in</strong>ten verwesend 23710. Super: Gaudium est angells dei etc. Vision e<strong>in</strong>es Abts: ältererBruder von Engeln erhoben, jüngerer von Wurmteufeln belästigt,doch von Geißelengel errettet 23811. De predicatore et verho dei. König gibt Tochter nur dem Ritter,der drei Fragen beantwortet: Was ist das Schrecklichste, das Nützlichste,das Stärkste auf der Welt? 23912. De <strong>in</strong>fancia Christi. Christus läßt Nonne das Ave beten; sie stirbt 240


42313. Angeli et s. Maria accusant peccatites. Vision e<strong>in</strong>es Ma<strong>in</strong>zerBischofs: Maria klagt ihn wegen Blasphemie an <strong>und</strong> droht ihmSeiteden Tod an, falls er sich nicht bessert. Er verunglückt nach dreiTagen zu Tode 24114. De eiikaristia. Graf, der unwürdig kommunizierte, gibt den Leib<strong>des</strong> Herr <strong>in</strong> den Kelch Petri zurück; Teufel stürzen ihn dann <strong>in</strong>den Höllenbrunnen. Vision 24115. De eukaristia; super: Hospcs eram. Jüngl<strong>in</strong>g bittet bei der Osterkommunionum e<strong>in</strong>e Ersche<strong>in</strong>ung <strong>des</strong> Jesusknaben. Der Wunschwird erfüllt; nach acht Tagen stirbt er 24216. De bona cxemplo pulcrum et de paciencia. Eufrasialegende . . 24317. Super: Centuphim accipietis. Reicher gibt auf das Versprechen<strong>des</strong> Predigers, er werde h<strong>und</strong>ertfach belohnt werden, alles h<strong>in</strong>.Aus se<strong>in</strong>em Grabe bestätigt er, daß er den Lohn gef<strong>und</strong>en hat . 24518. De leproso honum et seruicio <strong>in</strong>firmorum. Eremit dient Aussätzigemfünf<strong>und</strong>zwanzig Jahre ; Stimmen vom Himmel preisen ihn 24619. De sando Sigimimdo. Sigbertlegende 24720. Simile sancte Otylie. Nonne bohrt sich die Augen aus, da e<strong>in</strong>König sie als das Schönste erklärt 24821. Heremita negault fidem proptcr fdiam saeerdotis ydolorwn. Derheilige Geist entflieht von ihm als Taube, kehrt nach der Bußewieder zurück 24922. De meritis predicatorimi. Gestorbener Predigermönch ersche<strong>in</strong>tmit Edelste<strong>in</strong>en, die die Zahl der von ihm Bekehrten anzeigen . 25023. De sancta tr<strong>in</strong>itate. August<strong>in</strong>us trifft Knaben, der das Meer ausschöpfenwill 25024. De sophismatum pena (ohne Überschrift). Schüler ersche<strong>in</strong>t demMeister <strong>in</strong> Pergamentkutte; se<strong>in</strong> Schweistropfen durchbohrt demMagister die Hand 25125. De sancto Oswaldo. Legende 25126. De confessione. Eremit sieht die Bekehrten weiß, die Sünderschwarz 25227. De detraccione. Verleumder brennt nach dem Tode im Grabe biszum Gürtel 25328. De <strong>in</strong>peratrice et leprosis. Crescentiageschichte 25529. Super: Estote misericor<strong>des</strong>. De rege et milite. Königssohn verzeihtdem Mörder se<strong>in</strong>es Vaters am Karfreitage; der Gekreuzigteneigt sich zu ihm 25530. Super: Quacumque hora peccator <strong>in</strong>gemuerit etc. Raubgraf wirdMönch; Engel bauen ihm das Grabmal 25631. De obediencia. Inclusus wird Wanderer, dann Mönch; erst sof<strong>in</strong>det er die Billigung <strong>des</strong> Himmels, da er gehorsam ist . . . 25732. De elemos<strong>in</strong>a. Jüngster Bruder verschenkt Ernte im Hungerjahr;die beiden älteren f<strong>in</strong>den die Scheune wieder voll 257


424Seite33. Scribit dyaholus peceata hom<strong>in</strong>wn <strong>in</strong> ecclesia. Die Kuhhaut istzu kle<strong>in</strong>, er dehnt sie, sie zerreißt, er fällt von der Stange. Vision<strong>des</strong> Papstes Gregor 25834. De Jou<strong>in</strong>iano; de versu: Deposuit potentes. Märchen vom Königim Bade 25935. Super illo: Dum potuit, noluit; dum voluit etc. Teufel h<strong>in</strong>dertauf der Brust stehend, Frevler an der Beicht 26036. De fratre Mafriyjrio et de leproso. Der von Martyrius <strong>in</strong> dieZelle getragene Aussätzige ist Christus 26037. ItCj ostendite vos sacerdotibus. Ritter fragt im Scherz e<strong>in</strong>en Prediger,von welchem Aussätzigen er predige. Der antwortet: vonWilhelm; so hieß der Ritter. Betroffen bekehrt sich dieser . . 26138. De Santo Paulo herem^ita. Rabe br<strong>in</strong>gt Speise 26139. Super: Visitauit dom<strong>in</strong>us pkbcm suam. St. Petrus zeigt Adligemdie Qualen der Hölle. Vision 26240. Super: Beati pauperes sunt, et de muto. E<strong>in</strong> gelehrter Mönchstellt sich stumm; se<strong>in</strong> Genosse wird Abt. Des Abts Gebet hilftkrankem Königssohne nichts;das Gebet <strong>des</strong> Stummen erweckt den<strong>in</strong><strong>des</strong> gestorbenen Sohn <strong>des</strong> Königs 26341. De memoria virg<strong>in</strong>is; de aureola virg<strong>in</strong>um. Vision. Brunnen,darüber Baum, von dem sechs re<strong>in</strong>e Jungfrauen Kränze von Mariaerhalten; sechs andere tr<strong>in</strong>ken aus dem Läuterungsbrunnen . . 26442. Super: Amice, quomodo hue <strong>in</strong>trasti? Vision. Weib erzählt ihremManne, daß e<strong>in</strong> Engel ihr die ihm fehlende tunica caritatis gezeigthabe. Er erkrankt unbußfertig; Teufel holen se<strong>in</strong>e Seele . 26543. De perseuerancia <strong>in</strong> penitencia. Ritter br<strong>in</strong>gt zur Buße schweigendtrotz teuflischer Lockungen e<strong>in</strong>e Nacht <strong>in</strong> der Kirche zu . . . 26644. De odio. (Ohne Überschrift). Ritter f<strong>in</strong>det ke<strong>in</strong>e Barmherzigkeit beiGott, da er selbst nicht verzieh 26745. Filius penitet pro matre scelerata. Teufelsvertrag der Mutter;Reue <strong>und</strong> Tod durch Teufelshand.Sohn beichtet <strong>und</strong> büßt für sie.Sie ersche<strong>in</strong>t ihm erlöst 26746. De sancta Martha. W<strong>und</strong>erkraut unter Christusbild 26847. Miracula nativitatis Christi (ohne Überschrift), a) Friedenstempelb) Ölbrunnen c) Octavian sieht Jungfrau mit K<strong>in</strong>d am Himmel . 26948. De Salue reg<strong>in</strong>a. Zwei Brüder s<strong>in</strong>gen das Salue reg<strong>in</strong>a; Maria ersche<strong>in</strong>tmit dem K<strong>in</strong>de, e<strong>in</strong>er umarmt es 27049. Desequencia: Salue mater saluatoris. Maria ersche<strong>in</strong>t dem Magister,der die Sequenz schreibt, <strong>und</strong> lobt ihn 27150. De pena pro chorea salubri. Jungfrau erzählt sterbend e<strong>in</strong>emPredigermönch, der sie zum Verzicht auf das Tanzen bestimmte,daß sie den himmlischen Reigen erblicke 27151. De milite etpuella nom<strong>in</strong>e Maria. Maria dankt e<strong>in</strong>em Ritter, der dieEhre e<strong>in</strong>es Mädchens nicht verletzte, da sie den Namen Maria trug 273


42552. De pictore ymag<strong>in</strong>is sanctc Marie. Maler malt Maria schön, denTeufel häßlich; Maria rettet ihn, als der Teufel ihm den HalsSeitebrechen will 27353. De merito virg<strong>in</strong>um et eorea celi; vgl. Nr. 8 27454. Maria docet ydiota'}n; de antiphona: Natiuitas tua. Die dem ungebildetenSlaven von Maria gelehrte Antiphon überzeugt denNaumburger Bischof Dietrich, daß der vom Slaven überbrachteAuftrag, e<strong>in</strong> Kloster zu bauen, von Maria komme 27555. De Jidiano apostata. St. Mercurius tötet Julian im Felde, umMaria zu rächen 27656. De octo <strong>in</strong>fantulis suhmergendis 'prouideneia dei conseriiatis. KölnerBischof rettet die K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> führt sie nach zehn Jahren denEltern wieder zu 27757. Maria conseruat fratres predicatores. E<strong>in</strong>e Inclusa sieht Mariaihren Mantel über die Predigermönche breiten 27758. Puer iudeus communicat. In den Ofen geworfen, wird er vonMaria beschützt; die Mutter f<strong>in</strong>det ihn 27859. De sancto Thoma Cantuariensi. Maria schenkt ihm <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emKästchen e<strong>in</strong>e Bischofskasel 27960. De corea beate Marie. Musa entsagt dreißig Tage dem Tanz <strong>und</strong>geht zum himmlischen Reigen e<strong>in</strong> 27961. De ymag<strong>in</strong>e sancte Marie sancti Luce. Das Lucasbild kehrtnach se<strong>in</strong>em Kloster zurück 28062. De alapa data iudeo propter hlasphemiam sancte Marie. Jude verlachtden Ritter, der zu Ehren Marias das Knie beugt. Dieserohrfeigt ihn. Der Jude verklagt ihn, erkennt ihn aber nicht mehr,da ihm Maria e<strong>in</strong> Auge, das er verloren hatte, wiedergegeben hat 28163. De milite, qui noluit negare sanctani Mariam, Maria errettet ihnvon se<strong>in</strong>er Armut, da er vor dem Teufel nicht Maria verleugnet 28264. Vir <strong>in</strong>fidelis saluatur per muliere<strong>in</strong> fidelem. Der Gottlose verteidigtsich vor dem Teufel mit e<strong>in</strong>er Kerze, die er e<strong>in</strong>st Mariaopferte. Nach der Vision ist er bekehrt 28365. De corporali. Maria setzt auf das Corporale, das e<strong>in</strong>e Nonnebleicht, ihr K<strong>in</strong>d zum Lohn für die Sorge um die Kirchenwäsche 28466. De Salue reg<strong>in</strong>a, qualiter eeperit. Knabe kündet, er habe Mariamit St. Nicolaus die Antiphon s<strong>in</strong>gen sehen, die e<strong>in</strong> Schutz gegendie Seuche sei 28467. De latrone et sabbato sancte Mai'ie. Um zu büßen, läßt sich e<strong>in</strong>Räuber, der Maria immer Sonnabends verehrte, enthaupten. Mariabefiehlt dem Bischof, ihn <strong>in</strong> der Kirche zu bestatten 28568. Meretrix conuerlitur virtute etvkaristie. Sie läuft dem Kaplannach, der die Hostie trägt. Christus redet zunächst late<strong>in</strong>isch,dann deutsch zu ihr. Sie ist bekehrt 28869. Deewkaristia. Esel machen <strong>in</strong> Köln dem Priester mit der Hostie Platz 28770. De sancta Maria et oracione bona. Kleriker, der e<strong>in</strong>em MarienbildeGoldspange schenkt, lernt von Maria das Gaude, virgo gloriosa 288


426Seite1\. De cwkaristia et apibus. "Weib legt die Hostie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Bienenkorb ;die Bienen bauen e<strong>in</strong>e Kapelle 28872. De Bcatrice sacristana. Maria nimmt zwanzig Jahre den Platze<strong>in</strong>er entwichenen Nonne im Kloster e<strong>in</strong> 21)073. De milite et irihus flHabus e<strong>in</strong>s, quas covnnendauü sancte Marie.Armer Ritter gibt für Maria das letzte Geldstück h<strong>in</strong>. Erempfiehlt ihr se<strong>in</strong>e drei Töchter. E<strong>in</strong> Fischer zeigt ihm am Rhe<strong>in</strong>Golderz. Er baut davon e<strong>in</strong> Kloster 29174. Suhiienit Maria siie dcf/ote. Nonne, die sich entführen lassen will,sieht sich <strong>in</strong> Vision über dem Höllenbrunnen; Maria errettet sie 29275. De Paschasio. Er büßt im Jenseits, weil er an der Gegenkandidatur<strong>des</strong> Papstes Symmachus festgehalten hat 29376. De trihus cecis mirahUc. Sie erzählen, wie sie erbl<strong>in</strong>deten; derdritte, weil er e<strong>in</strong>en Leichenraub beg<strong>in</strong>g; die Tote blendete ihn 29377. De monacho pictore et dyabolo ramm factum. Teufel verleitetMönch, der ihn häßlich malt zu e<strong>in</strong>em Stelldiche<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>emWeibe. Er wird gefangen gesetzt, aber vom Teufel, der se<strong>in</strong>eStelle e<strong>in</strong>nimmt befreit, als er verspricht, ihn nicht mehr so häßlichzu malen 29578. De falsa pcnitencia. E<strong>in</strong> Wucherer we<strong>in</strong>t im Sterben, aber nur,weil se<strong>in</strong> Vermögen vergeudet werden wird 29579. De Albano. Gregorius auf dem Ste<strong>in</strong> 29680. De uno sene penitente conseruato meritis sancti Andree apostoli.Greis Nicolaus will im Lupanar sündigen; die Dirne weist ihnh<strong>in</strong>aus, da ihn e<strong>in</strong> Engel begleitet. Andreas erwirkt ihm dieVerzeihung Gottes 298S\. De penitencia anxia bona et voto et deadiutorio reliquiarum sanctarum.Erkrankter Kleriker entläßt die Konkub<strong>in</strong>e; er verarmt; alser sie wieder zurückruft, wird er reich. So dreimal. Dämonen wollenihn holen; er gelobt, Zisterzienser zu werden, <strong>und</strong> wird gerettet 29982. Responsoritmi : Oaude Maria, civnctas hereses etc. E<strong>in</strong> Bl<strong>in</strong>der,der das Responsorium s<strong>in</strong>gt, wird sehend 30083. Ite7n de eodevi, scilicet: Erubescat Judeiis. Juden br<strong>in</strong>gen denScholaren, der es s<strong>in</strong>gt, im We<strong>in</strong>berge um; Maria erweckt ihn . 30184. De Septem gatidys sancte Marie. Mönch betrachtet die fünf FreudenMarias; diese lehrt ihn die sieben Freuden dazu 30285. De purificacione sancte Marie. Vision. Witwe ist Zeug<strong>in</strong> e<strong>in</strong>eran dem Feste vor Maria gefeierten Messe <strong>und</strong> br<strong>in</strong>gt die Opferkerzemit, die ihr e<strong>in</strong> Engel entreißen wollte 30286. Duo fornicatores liberantur de cip2:)0 j)er beatani Mariam. Marialäßt die Stelle <strong>des</strong> Mönches <strong>und</strong> der Nonne zwei Dämonen e<strong>in</strong>nehmen,die verschw<strong>in</strong>den 30387. De oracio7ie: <strong>in</strong>temerata, et de milite, cui dyabolus seriduit <strong>in</strong>specie hom<strong>in</strong>is. Der Bruder <strong>des</strong> Ritters, e<strong>in</strong> Bischof, erkennt <strong>in</strong>dem Diener den Teufel, der gesteht, er hätte den Ritter eiivürgt,wenn dieser das Gebet unterlassen hätte 304


427Seite88. De (jraHitatc pcnanim purgatortj. E<strong>in</strong> Kranker erträgt zwei Jahredie Schmerzen geduldig, nachdem er e<strong>in</strong>en Tag im Fegefeuer gelittenhat 30589. Maria seririt paupcrcide <strong>in</strong> extremis. Teufel plagen sterbendenReichen, Maria dient e<strong>in</strong>er sterbenden Armen. Vision e<strong>in</strong>esDiakons 30690. De missa: Requiem. Die Seelen helfen dem Priester, der vordem Bischöfe verklagt ist, da er nur das Requiem liest .... 30691. Ymayo erucifixi dat sangir<strong>in</strong>cnt. Juden verletzen e<strong>in</strong> Kreuzesbild,das blutet <strong>und</strong> sie den Christen durch die Blutspuren verrät . . 30792. Super: Lauam<strong>in</strong>i, m<strong>und</strong>i estote etc. Paulus simplex sieht dieSünder schwarz, die Reuigen weiß 30893. De sacerdote imliyne celehrantc. Taube holt Hostie <strong>und</strong> tr<strong>in</strong>kt denKelch aus, bis der unwürdige Priester beichtet 30994. De penitencia maxime bonum. Sterbender Räuber nimmt zweitausendJahre Fegefeuer zur Buße auf sich, die von se<strong>in</strong>em Onkel,e<strong>in</strong>em Bischöfe, durch Messen nach zwei Jahren getilgt werden . 30995. De sancta Scolastica. St. Bernhard weist se<strong>in</strong>e Schwester, die hierfälschlich Scholastika heißt, wegen ihres Kleiderprunks von sich 31096. De festo omnium sanctortim et purgatorio. Römischer Mönch siehtan Allerheiligen die Freuden der Seligen <strong>und</strong> die Trauer der vergessenenSeelen; der Papst setzt das Allerseelenfest e<strong>in</strong> . . . 31197. De paciencia sancti Anthony. Christus läßt dem Heiligen die Versuchungen,um sich an se<strong>in</strong>er Geduld zu erfreuen 31298. Ca?-o aduersus sjnritum contendit. Weiser folgt Toren aufdem breiten Wege; sie fallen <strong>in</strong> Räuberhände <strong>und</strong> machen sichgegenseitig Vorwürfe 31299. De pcccatore veniam, consecuto. Sterbender, von se<strong>in</strong>em Weibean die Barmherzigkeit Gottes er<strong>in</strong>nert, kommt <strong>in</strong>s Paradies . . 313100. Super: Quantu <strong>in</strong>flrmior sum, tanto forcior sunt. Kranker sollnicht ges<strong>und</strong> werden, da er krank mehr an Gott denkt . . . . 314101. De conuersione peccatoris <strong>in</strong> sexta feria tnagna. Räuber, am Karfreitagevon E<strong>in</strong>siedler bekehrt, dient Aussätzigem, der Jesusselbst ist 314102. Contra s<strong>in</strong>gtdariter viuentes <strong>in</strong> claustro. Maria speist die Mönchebis auf e<strong>in</strong>en, der sich über die harte Klosterkost beklagt hat . 315103. De Jiospitalitate homnn. Barmherziger wird <strong>in</strong> Antiochia vonw<strong>und</strong>erbarem Greise errettet, als die Stadt <strong>in</strong> Trümmer fällt . . 316104. De heata Maria; de quodam milite et puella. Ritter fällt imTurnier, der e<strong>in</strong> Mädchen schonte, da es sich Maria geweiht hatte.Maria befiehlt, ihn christlich tu begraben 317105. De Aue Maria exemplum. Baum mit Aveblättern wächst aus demGrabe <strong>des</strong> Mönchs, der nur die beiden Worte Ave Maria betenkonnte *..... 317106. De sancta Maria et quadam, que se <strong>des</strong>perans suspendit. Weibbr<strong>in</strong>gt drei K<strong>in</strong>der um, die sie <strong>in</strong> Blutschande empf<strong>in</strong>g; Maria


428Seiteerrettet sie, als sie <strong>in</strong> ihrer VerzwciÜung den Tod sucht. Sie bekehrtsich 318107. De Theophilo 319108. De saneia Maria et quadam Icgittima. Ehefrau fordert von Mariadie Bestrafung e<strong>in</strong>er Konkub<strong>in</strong>e ihres Gatten. Maria aber söhntsie aus 320101). De reliquys beate Marie. Gründungssage von Hil<strong>des</strong>heim . . . 320110. De iudicys dei occultis. Engel <strong>und</strong> Eremit 321111. Pulcrum, quod deus vocat <strong>in</strong> fidem suani, quem vult. Königstochtersucht am Hochzeitstage den Herrn der Blumen; Engelentführt sie <strong>in</strong>s Kloster 3221 12. Questio, quid sit deus. Philosoph kann die Frage nicht beantworten,da se<strong>in</strong> Nachdenken ihm immer mehr se<strong>in</strong> Unvermögen zeigt . . 323113. De predicacione. Teufel predigt Buße, da die Menschen immerschlechter werden, je mehr gepredigt wird 323114. Super: Verbum caro factum est. Die Worte retten e<strong>in</strong>en vor denWetterdämonen 324115. Ymago crueißxi dat sangw<strong>in</strong>em. Vom Juden <strong>in</strong> der Sophienkirchezu Konstant<strong>in</strong>opel durchbohrtes Christusbild 324116. De vulneribus Christi effectus. Christus speist Kranken, <strong>in</strong>dem erihn se<strong>in</strong>e W<strong>und</strong>en berühren läßt 324117. De peniteneia siue de cruce. Räuber wird betend erschlagen <strong>und</strong>kommt <strong>in</strong> den Himmel. Eremit murrt darüber, der Teufel brichtihm den Hals 325118. De ewkaristia et: Deus, quos uult et qualiter tmlt, vocat <strong>in</strong> suamßdem. Kölner Jude vergräbt die Hostie, die <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Händenzum K<strong>in</strong>de geworden ist. Der Teufel begleitet ihn, bis er bekennt<strong>und</strong> sich bekehrt 325119. De Judeo bapti^ato; de virtute baptismi et sancte Marie. Judenknabeim Feuerofen von Maria geschützt 326120. Demones adorantsacramentum ethonorantsacerdotessanctos. Jüngl<strong>in</strong>gsieht,wie der Teufel das Sacrament anbeten muß, <strong>und</strong> wird so vore<strong>in</strong>em Vertrage mit den Dämonen bewahrt 327121. Per que quis peccat, <strong>in</strong> Ulis punitur. M<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es Lästerers wirdim Tode so groß, daß ihn der Priester nicht salben kann . . . 328122. De virtute confessionis. Teufel erkennt e<strong>in</strong>en Jüngl<strong>in</strong>g, dem erden Hals brechen will, nicht mehr, als dieser gebeichtet hat . . 3l9123. Item de virtute confessionis. Ehebrecher<strong>in</strong> beichtet <strong>und</strong> kann sovom Teufel dem Gatten nicht verraten werden 329124. De virtute vere contricionis bonum. Dirne stirbt während e<strong>in</strong>erPredigt; sie wird wieder lebendig, da sie die Absicht hatte zubeichten, bekehrt sich <strong>und</strong> stirbt wieder 330125. De confessione et penitencia mirum. Die Königstochter, die denMarschall tötete 330126. De obediencia et karitate bonum. Mönch, der aus Gehorsam <strong>in</strong>den Backofen kriecht, ohne zu verbrennen 331


429Seite127. De: Quidquid agas, prudenter agas. Weisheit verkaufen . . . 332128. De sene <strong>in</strong> <strong>des</strong>erto temptato per fem<strong>in</strong>am. In der Versuchung legter die F<strong>in</strong>ger <strong>in</strong>s Feuer. Das Weib ist früh tot; er erweckt sie;sie büßt 333129. De temptatione (ohne Überschrift). E<strong>in</strong>er beißt sich die Zunge ab,um über die Versuchung zu siegen 333130. Super: Date et dabitur vohis. Bruder Date wird aus dem Klostergewiesen; Bruder Dabitur vobis folgt ihm 334131. De Petro Thelonario ; de elemos<strong>in</strong>a. Wirft Armem e<strong>in</strong>e Münze <strong>in</strong>sGesicht. In Vision gewarnt, gibt er den Armen alles <strong>und</strong> verkauftsich für sie 334132. Temptacio de esu carnium et de confessione. Das Auge Gottes hältMönch vom Pleischessen ab; er f<strong>in</strong>det es auf dem Haupte e<strong>in</strong>esAussätzigen, den er wäscht, wieder <strong>und</strong> beichtet 335133. De iusticia et virtute gratitud<strong>in</strong>is exemplo serpentis. Schlange klagtdurch die Rügenglocke die Kröte an <strong>und</strong> br<strong>in</strong>gt dem Retter Edelste<strong>in</strong> 336134. De Reynolde iusticiario. Tötet se<strong>in</strong>en Sohn, der Jungfrau entehrte.Die ihm vorenthaltene Wegzehrung kommt durch die Luft zu ihm 33G135. De Septem coronis monacho ostensis. Mönch sieht <strong>in</strong> Vision diese<strong>in</strong>em geduldigen Schüler bestimmten Kronen 337136. Pulcrum de carnispriuio et verbo dei. Eremiten merken <strong>in</strong> heiligemGespräch nicht, daß die Fastenzeit vergeht, <strong>und</strong> essen am GründonnerstageEier 338137. Super: Primum querite regnum dei. Verheirateter zeigt Unverheiratetemse<strong>in</strong>en Schatz, der ihn nie Not leiden läßt, <strong>in</strong>dem erihn zur Kirche führt 338138. De Amico et Amelio 339139. Super: Custodit dom<strong>in</strong>us omnes diligentes se; valet ecimn adaudiendam missmn. Gang nach dem Eisenhammer 341140. Super: Quos preord<strong>in</strong>auit, hos et vocauit; de penitencia tarda.Büßender widersteht der Versuchung der Dämonen <strong>und</strong> wird gerettet341141. De humilitate exemplum; et super: In aliena veste non transiturhoneste. Bischof erkennt se<strong>in</strong>e Mutter erst an, als sie <strong>in</strong> ihremarmen Gewände vor ihm ersche<strong>in</strong>t 342142. Super: Honora patrem et matrem. Kröte spr<strong>in</strong>gt <strong>und</strong>ankbaremSohne ans Gesicht, als er vor dem Vater das Essen versteckt . . 343143. Super : Qui dat pauperibus, non egebit. Junger Bruder f<strong>in</strong>det dieKammer voll Brot, nachdem der alte Bruder alles verschenkt hat 343144. Super: Pr<strong>in</strong>cipem te posuerunt, noli extolli! Item: Quanto 7naiores, humilia te etc. Behandlung <strong>des</strong> Siegers bei den Römern . . 344145. De Alano doctore. Er preist se<strong>in</strong>e Armut se<strong>in</strong>en angesehen <strong>und</strong>reich gewordenen Schülern 344146. Sicud homo ab extra videtur, sie iudicatur. Armer Philosoph küßtse<strong>in</strong>e schönen Kleider vor dem Kaiser, da er ihnen die Vorlassungverdankt 345


430147. Super ilhid apostoli: Qui nnn lahorrit, non tnandueet. Mönch tadeltSeitedie Arbeit; als man ihn beim Essen übergeht, erkennt er ihreNotwendigkeit 345148. Supei' : Vhicit mmidimi fi<strong>des</strong> restra. Mönch <strong>des</strong> hl. Bernhardverkündet sterbend, daß er gesiegt habe 34G149. Super: Ceniiiphim aeeipietis etc. Armer erhält vom Bischof h<strong>und</strong>ertfältigenErsatz für die Kuh, die er wegschenkt 3 IG150. J)e hospifalitate et fimdacione rlaustr? ehmiacensis, siue de nupeysete^-ms. Legende vom Königssohne im Paradiese 347151. Dycibohis se tra7isfigurat <strong>in</strong> amjehim bicis. Büßer<strong>in</strong> vom Teufel<strong>in</strong> Engelsgestalt gegen geistlichen Zuspruch verhärtet 348152. Sliper: Qiri perseuerauit <strong>in</strong> fmem etc; valde terribile. BüßenderKönigssohn, vom Teufel verleitet, sündigt mit e<strong>in</strong>er Magd <strong>und</strong> fährt<strong>in</strong> die Hölle 349153. Super: Qui se exaltat, humiliahitur. Magister vergißt alles, als erbehauptet, die paul<strong>in</strong>ischen Briefe besser zu verstehen als Paulusselbst 349154. Super: Non plus sapere, quam oportet sapere. Weib tadelt AdamsNeugier <strong>und</strong> wird auf die Probe gestellt 350155. Swper : Cnius est ymctgo hec ;pulerum . Weib vom Schm<strong>in</strong>ken kuriert 350156. De mmro et <strong>in</strong>rido. Geiziger <strong>und</strong> Neidischer vor dem Könige.Neidischer läßt sich e<strong>in</strong> Auge ausstechen 351157. Peeunia <strong>in</strong>dncit mortem. Geldf<strong>und</strong> br<strong>in</strong>gt zwei Jüngern den Tod 351158. De rsurario. Richter <strong>in</strong> Mailand von Wucherer erwürgt, dem erdas Geld aus dem Grabe rauben will 352155. Snper: VIn est thexaurus tuus, ihi est et cor timm. Herz e<strong>in</strong>esToten wird beim Gelde gef<strong>und</strong>en 353IGO. Super: Non est loetis, vhi non est punyna. Eremit zürnt über se<strong>in</strong>enWasserkrug <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>öde 354161. Pauper letatur; diues tristatur, quia diuicie auaro tollunt leiiciam,7'equiem, sompnum ex sollieitud<strong>in</strong>e. Der Arme verliert den Frohs<strong>in</strong>n,als ihm der Reiche e<strong>in</strong>en Beutel Geld schenkt 354162. Contra accidlam. Abt Achilles gibt den Rat, an Himmel <strong>und</strong>Hölle zu denken, dann wird man ke<strong>in</strong>e Versuchung spüren . . . 355163. Contra iocosa uerha profe?'e7ites tefTibile factum , sicutihibuli solent<strong>in</strong> taherna. Seele dem Teufel gegen We<strong>in</strong> verkaufen 355164. Visio, quod ossa mortuorum non sunt deridenda, et contra ebrios.Sage vom toten Gaste 356165. (= Anh. 1). Secu?itur exem2)la valde pidcra et yrimo de biuio.Rechter Weg führt zum Heil, l<strong>in</strong>ker bequem zum Tode .... 358166. (= Anh. 2). De anulo. Sünder f<strong>in</strong>det Verzeihung, wenn se<strong>in</strong>eTräne als Gemme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en R<strong>in</strong>g fällt 358167. (= Anh. 3). De sancta Virg<strong>in</strong>e. Priester liest zu WeihnachtenMesse vor Maria 359168. (= Anh. 4). De milite magno. Avebeter 360


431Seite169. (= Anh. 5.). De hrnia Maria virg<strong>in</strong>c. Gehängter Dieb; Ebbogeschichte361170. (:= Anh. 6). De qiiodam monacho cxcmplum. Sakristan fällt <strong>in</strong>sWasser; von Maria vor der Hölle bewahrt; zum Leben erweckt 361171. (=r= Anh. 7). De azmo et vsurario. Esel trägt Wuchererl eichezum Galgen 362172. (= Anh. 8). De quatuor hasfis. König, der nie lachte .... 363173. (== Anh. 9). De quodam rege. Königstochter ungetreuem Reiehsverweserübergeben; unvollständig 365174. (= Anh. 10). De quaäam moniali. Jesus rettet verführte Nonnevor dem ewigen Gerichte 367175. (= Anh. 11). De Paulo, primo heremita. Dämon olTenbart dieFreuden <strong>des</strong> Himmels 36817G. (= Anh. 12). I)e heafa Virg<strong>in</strong>e. vgl. 108 368177. (= Anh. 13). De iusto <strong>in</strong>dice. Vater reißt sich e<strong>in</strong> Auge aus,um nicht dem Sohne beide rauben zu müssen 369178. (= Anh. 14). De paupere et diuite. Vision; Armer kommt <strong>in</strong> denHimmel, Reicher <strong>in</strong> die Hölle 370179. (= Anh. 15). De damnato milite. Ritter beichtet trotz der Mahnungse<strong>in</strong>es Königs nicht; Teufel plagen ihn im Tode 371180. (=: Anh. 16). De viro et vxore sua. Vision; Tochter sieht ihrenVater selig, die Mutter <strong>in</strong> der Hölle . . 372181. (= Anh. 17). De nmcne, quem dyabolus rlfra mare portauit. Kreuzfahrerdurch den Teufel aus der Gefangenschaft heimgetragen, vonMaria vom Teufelsbündnis erlöst 374182. (= Anh. 18). Qualiter honuw est missam audire. Friedol<strong>in</strong>sage 377183. (= Anh. 19). De Septem gcneribus mendacy. Visionen: brennen<strong>des</strong>Heu, Bach re<strong>in</strong> <strong>und</strong> unre<strong>in</strong>, Hünd<strong>in</strong> 379184. (=: Anh. 20). De salomendra. et rulpicvla. Feuersalamander wähltFüchs<strong>in</strong> zur Gatt<strong>in</strong> 382185. (= Anh. 21). De fdio pr<strong>in</strong>eipis exe^iplmu. Sohn verlangt, daßder Vater den plötzlichen Tod abschafft; dann will er aus demKloster wieder austreten 383186. (zrz Anh. 22). De heremita Romano. Eremit, der Räuber gewordenist, von Maria durch die Vision <strong>des</strong> Wasserschopfers, <strong>des</strong> Holzsammlers<strong>und</strong> der B alkenträger bekehrt 384187. (= Anh. 23). De renatoribus exemplimi. Visionen wie <strong>in</strong> Nr. 11 387188. (= Anh. 24). De arhore diuisa exemplum. Baumerbe .... 389189. (= Anh. 25). De simea. Affe mit zwei Jungen auf der Fluchtvor dem Jäger 392190. (= Anh. 26). De sacerdote exemplwn. Seelen verteidigen denPriester, der nur Seelenmessen liest 393191. (== Anh. 27). De confessore exemplum. Priester soll <strong>in</strong> denRe<strong>in</strong>igungsort kommen, da er nicht oft genug gebeichtet hat; vonMaria errettet, 394


432192. (= Anh. 28). De beata Virg<strong>in</strong>e. Maria besprengt alle Mönche bisSeiteauf e<strong>in</strong>en, der nicht re<strong>in</strong> ist. Vision 394193. (= Anh. 29). De seruitoribtis m<strong>und</strong>i. Ritter trifft die Welt;Antlitz schön, Rücken verfault 395194. (= Anh. 30). De reg<strong>in</strong>a miraculiim. Sohn büßt für die Mutter 396195. (= Anh. 31). De iusticia miraculum. Maria gibt Jüngl<strong>in</strong>g Zeitzn beichten, ehe er stirbt 400196. (==: Anh. 32). De ieiunio miraculum. Kopf e<strong>in</strong>es Enthaupteten,der zu Ehren Marias fastete, beichtet 400197. (= Anh. 33). De halneatrice. Vision e<strong>in</strong>es Eremiten; Königstochter,die Kranken dient, durch nächtliche Entrückung von Gott belohnt 401198. (=: Anh. 34). De negligeneia officy. Vision. Maria klagt überNachlässigkeit der Mönche bei ihren Gebeten 402199. (= Anh. 35). De sacerdoie miraculum. Sterbender Priester sieht,wie sich Maria über die Nachlässigkeit beim Offizium beklagt . 403200. (= Anh, 36). De sancto Andrea et episcopo. (Ohne Überschrift).Andreas rettet den Bischof, den der Teufel <strong>in</strong> Jungfrauengestaltverführen will 403201. (= Anh. 37). De servis et dom<strong>in</strong>a. (Ohne Überschrift). Sklavenretten die Herr<strong>in</strong>, <strong>in</strong>dem sie sich den Ansche<strong>in</strong> geben, als wolltensie sie umbr<strong>in</strong>gen . . 405202. (= Anh. 38). De tribus domibus Romanorum. (Ohne Überschrift).Senatoren-Philosophen-Kriegerhaus 405203. (= Anh. 39). De ßguris solis. (Ohne Überschrift). Sonne verschiedengezeichnet vom Volke, den Philosophen <strong>und</strong> den Dichtern 406204. (= Anh. 40). De porta philosophorum. (Ohne Überschrift). Inschriftauf dem Tore 406205. (:= Anh. 41). Historia nudi, qui fugit. (Ohne Überschrift).Schatz e<strong>in</strong>em Wächter geraubt 407206. (= Anh. 42). De canibus et crocodilis. (Ohne Überschrift). H<strong>und</strong>tr<strong>in</strong>kt laufend, um sich vor dem Krokodil zu schützen .... 408207. (= Anh. 43). De patre Alexandri et amieo e<strong>in</strong>s. (Ohne Überschrift).Der verarmte Fre<strong>und</strong> bleibt vom Hofe fern 409208. (= Anh. 44). De aquila et phenice. (Ohne Überschrift). Adler verjüngtsich <strong>in</strong> der Sonne, Phönix im Feuer 409209. (:= Anh. 45). De iuvene s<strong>in</strong>e patre terreno. (Ohne Überschrift)Turmf<strong>und</strong>amente sollen mit se<strong>in</strong>em Blute besprengt werden . .410210. (= Anh. 46). De angelo et heremita. (Ohne Überschrift). Engel<strong>und</strong> E<strong>in</strong>siedler. Vgl. Nr. 110; 211 410211. (= Anh. 47). De heremita, qui dicebat, qiiod iudicia dei no7i essentuera. Vgl. Nr. 110; 210 411


Namen- <strong>und</strong> SachregisterAachen, Wucherer <strong>in</strong> — 353,20Abbas, Achilles 355,5; Vision 260,28 ff.; s. auch AbtAbbitte der Ehebrecher<strong>in</strong> 320, Uff.;369, 22 ff.Aben<strong>des</strong>sen am Weihnachtsabend231,22Abendunterweisung <strong>des</strong> Eremitenschülers337, 26 ff.Abenteuerfahrt 239, 18 ff.Abfall vom Glauben 249, 5 ff.Abschwören, der Dreie<strong>in</strong>igkeit <strong>und</strong>Maria im Teufelsb<strong>und</strong>e 282, 10 ff;319,16ff.; 374,40ff.; 397,7ff.; s.auch EntsagenAbsetzung s. AmtsentsotzungAbsolution s. SündenvergebungAbt, heiligmäßiger, prüft <strong>in</strong>sKlosterTretende 238, ff.; berät sich mitden Brüdern über die Aufnahme <strong>in</strong>den Orden 238,9; Vision e<strong>in</strong>es —vom Lohne der Jungfrauen 264,26 ff.; sucht Eremiten auf <strong>und</strong> tadeltsie 338,22; von den Bürgern wegense<strong>in</strong>es Mönches getadelt 295,13;erzieht ausgesetztes K<strong>in</strong>d 296, 32 ff. ;bei Tisch 316,6; geiziger, macht,daß se<strong>in</strong> Kloster verarmt 334, ff. ;s, auch AbbasÄbte werden die344,29Schüler dos AlanusAbtei <strong>des</strong> heil. Ägidius 334,7Äbtiss<strong>in</strong>, erbetet die Rückkehr <strong>des</strong>Gnadenbil<strong>des</strong> 281,1 f.; Marienk<strong>in</strong>dwird - 317,24Klapper, Erzählungen <strong>des</strong><strong>Mittelalters</strong>Abwehrruf <strong>und</strong> Geste 284, 18 f.Accon s. AkaronAchilles, abbas, se<strong>in</strong> Rat gegen Versuchungen355, 5 ff.Acidia 355,4Acker vom Bischof an Armen geschenkt347,2Adam, se<strong>in</strong>e Neugier getadelt 350,9Adler, verjagt S<strong>in</strong>gvögel 387, 17 ff.;führt Eremiten 349, 15 f.; verjüngtsichim Sonnenlicht 409, 31 ff.fromm aber lieblos 267, 2 ff.;Adliger,Sünder 262,20; 265, 12; reicher —245,8; Königsmürder 255,10;Römer 262,7; lockt Nonne aus demKloster 292, ff.; betrog Priesterum den Zehnten 400, 12 ff.; stahlMönchen die Fische 400,14; verwüsteteSaaten auf der Jagd 400,14 f.; von Räubern ermordet, gerächt411,33ff.; s. auch Edler,Graf, MagnatenAdlige Brüder, zwei, wollen <strong>in</strong> Ordentreten238, 2 ff.Adlige drängen Künigswitwe zurHeirat 297,21 ff.Adlige <strong>und</strong> Bauern, physische Unterschiede297,11 ff.Adlige, Witwe 257,29 ; fromme Frau240,30; Teufelsb<strong>und</strong> 267,20 ff.Adorare, verehren 288,16Adoratio crucis am Karfreitage 256, 2Affe vom Jäger erlegt 392,12 ff.Ägidius, sanctus, Abtei 334,628


434Ägypten, partes superiorcs, mit Eremiten333,5; dort Krokodile 408,37Akaron, Landungsstelle der Pilger374,28Alanus preist die Armut 344,24 ff.Albanus, Legende angedeutet 296,17Albertus, armer 233,29 ; Name e<strong>in</strong>esPlebanus 299,20Alexander, epistola <strong>des</strong> — als Quelle237,21; Vater <strong>des</strong> — versöhnt se<strong>in</strong>enFre<strong>und</strong> 409,13 ff.Allerheiligen, Fest <strong>und</strong> Vision 311,1 ff.Allerseelen, E<strong>in</strong>setzung <strong>des</strong> Festes311,1 ff.Allodium 291,29; e<strong>in</strong>es Bürgers375,29Almosen, belohnt 257,28 ff.; 343,21 ff.;um aus Gefahr errettet zu werden276,11; durch Armen von Hartherzigemerzwungen 334,27 ff. ; <strong>in</strong>sGesicht geworfen 335,2; wiegt, obwohlim Zorn gegeben, alles Böseauf 335,4;von Armem mißbräuchlicherbettelt 335,7 f. ; an der Klosterpfortegefordert 335,24; imBecher entgegengenommen 340,16;Christus <strong>und</strong> Andreas zu Ehren gegeben403,19 f.; s. auch FreigebigkeitAltar, Ausgangspunkt e<strong>in</strong>er Ersche<strong>in</strong>ung232,16; aus Wachs 289,12;vor — entrückte Heidenjungfrauniedergesetzt 322,29Alte Weiber glauben an Träume241,22Alter, e<strong>in</strong> Übel 376,2 f.Älteste, zwanzig, der Teufel 396,26Ambo 363,18Ambrosius zitiert 374,23 ff.; 386,26ff.;390,33 ff.Amelius 339,15 ff.Amicus <strong>und</strong> Amelius 339,15 ff.Amme, Bauersfrau 296,37Amtsentsetzung , <strong>des</strong> Theophilus319,1 1 ff. ; vor — wird Seelenpriesterdurch die Toten gerettet 393,26 ff.Anbetung Christi im Sakrament, durchBienen 289,10 ff., durch Maria306,14 ff.Andreas, Apostel, rettet sündigenGreis 298,24 ff.; rettet Bischof vordem Teufel 403,16 ff.; Bild 298,26Angesicht, Liegen auf dem — 311,29Anglorum cronica, Quelle 247,2;248,6; 251,17Angst macht nüchtern 356,12 f.;entstelltkörperlich357,32 ff.;375,20ff.Anklage, gegen heiligmäßigen Prediger245,18; wegen <strong>in</strong>timer Beziehungenzur Königstochter 339,34wegen unerlaubter Beziehungen zurKönig<strong>in</strong> 341,9 ff.; 378,9 ff.; e<strong>in</strong>erKönig<strong>in</strong> wegen Untreue 254,5 ff. ;e<strong>in</strong>er edlen Frau wegen Mor<strong>des</strong>254,18 ff.Ankläger besiegt im Zweikampf331,30 ff.; 340,6 ff.An speien der Verführer<strong>in</strong> 334,5Ansteckung durch Aussatz 340,9Anseimus zitiert 241,26; 392,1 ff.Antiochia, dort bluten<strong>des</strong> Kreuzesbild307,4 ff. ;dort Elemos<strong>in</strong>arius316,19Antiphon, Salve Reg<strong>in</strong>a von Mariae<strong>in</strong>em Jüngl<strong>in</strong>ge gelehrt 285,13 ff.Antonius, Eremit 262,7;se<strong>in</strong>e Geduld312.1 ff*.; von Dämonen gepe<strong>in</strong>igt312.2 f.Antwort, kühne, an Kaiser Julian276,5 f.Apfel wachsen auf trocknem Stabe398,35 ff.Apokalypse zitiert 380,25 ff.;388,39ff.Apostel lassen Marienbild malen280.16 ff; verehren Gott im Himmel311,6Apostolicus (Papst) 311,36; 359,10;fälschlich für episcopus 282,4Appell an das Tribunal Christi337.17 f.; 369,15 f.Arbeit, ziert den Eremiten 345,iM ff. ;


435Auge, ausgestochen durch Toufelsvcrfolgungverb<strong>und</strong>en mit Gebet ist Gott wohlgefälligAuftrag wörtlich genommen 332,3 ff.; schen sehen verschieden aus; Rätsellösung404,16 ff;dref — an den Sohn 374,5 ff".401,9 ff.244,26; freiwillig vonArm ist der Kaiser 345,9 ff.Neidischem geopfert, damit GeizigerArme, ihr Unterdrücker 229,25; Strafeganz geblendet wird 351,21ff.;für ihre Bedrückung 262,28 ff. ;ihre ausgestochen von DorncnbuschBedrückung vom Teufel gefordert 411,27 ff.; — Gottes sieht im Verborgenen335,18; — Gottes auf dem2r>7,23; 397,29 ff.; ihre Saaten verwüstet400,14 f. ; als Gäste 316,20 ff. Kopf <strong>des</strong> Aussätzigen 335,28 ff.Armer lustig. Reicher traurig 354,1 3ff.; Augen, bohrt sich Nonne aus, da sie388,18 ff. ; Armer ist der Glücklichsteals das Schönste an ihr erklärt345,13 fl.; Armer vom Bi-werden 248,5 ff.; dem Räuber durchschof e<strong>in</strong>geladen 346,23 f.; zur e<strong>in</strong>e Tote ausgerissen 294,38 f. ; s.Hochzeitsfeier e<strong>in</strong>geladen 347,9 ff.; auch Bl<strong>in</strong>dgibt e<strong>in</strong>zige Kuh weg, da er h<strong>und</strong>ertfachenAugust<strong>in</strong>us, grübelt über die Tr<strong>in</strong>i-Lohn erwartet 346,18 ff.; nät nach 250,24 ff.; zitiert 365,3ff.;wird selig, reicher verdammt, 366,12 ff.; 372,8 f.; 374,18 f.; 374,Vision 370,23 ff.20 f.; 380,41 ff; 383,20 ff.; 385,4 f.;Armer He<strong>in</strong>rich s. Albertus, armer386,21ff.; 386,41; 389,18ff.; 390,21 f.;391,9 ff.; 391,20 ff; 414,6 f.Arme Seelen s. Seelen, armeAugustus, Herkunft <strong>des</strong> Namens 270,8Armut von Alanus gepriesen 344,25 ff.; Aureole der Jungfrauen 265,8; derSeneca über sie 370,28; freiwillige Märtyrer 275,26— e<strong>in</strong>es gelehrten Klerikers 263,22 Aussage erzwungen 336,33belohnt 245,24 ff. ;— <strong>des</strong> Pecmas Aussatz , Beschreibung 234,4 ff. ;409,14 f.246,5 f.; e<strong>in</strong>es Grafen 254,32; e<strong>in</strong>esÄrmel, Maria umschließt Kranke mit Königsbruders 254,39; <strong>des</strong> Amicusdem — <strong>und</strong> heilt sie 285,16340,9 ff. ; durch Tr<strong>in</strong>kgefäß übertragenAromatische Hölzer für Phönixfeuer340,9; durch Kräuter ge-410,4 f.heilt 254,28 ff.; durch W<strong>und</strong>er beiArzt, gegen Aussatz 234,9 ff.; 254,31; Albertus geheilt 233,26 ff.; Strafeverordnet Bad 293,12 ff.; bereitet für Verbrechen 254,32; 254,39;Operation vor 234,26 f.: geht nach 340,9 ff.; geistiger — 261,13Geld 234,11Aussätziger, allen verhaßt 340,10; imAschenbrot, Speise e<strong>in</strong>es Königs Walde 260,21; Christus als —252,19260,18 ff.; 315,16 ff.: Gott als —Asmodeus, Teufel, als Jüngl<strong>in</strong>g 396, 335,23; Lohn für Pilege <strong>des</strong> —27 f.246,1 ff.; Räuber trägt, badet, küßtAthen, dort Philosophentor 406,33 f. — 315,9 ff.; Mönch wäscht —Äthiopier, Teufel, schwarz wie —denKopf 335,26 ff.; Bader<strong>in</strong> pflegt Aussätzige306,21 f.401,10Atrium der Eremitonzelle 333,12 Aussehen, e<strong>in</strong>er schönen KönigstochterAufruhr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stadt über Frevel365,23; verunstaltet durch Jen-<strong>des</strong> Sohnes <strong>des</strong> Herrschers 336,32 seitsfahrt 357,32 ff. ; verändert diu'chAufstand gegen Königswitwe 396,21 ff. Teufelsfahrt 375,20 ff . ; alle Men-28*


436Aussetzung verleumdeter König<strong>in</strong>254,20; s. auch Ertränken, K<strong>in</strong><strong>des</strong>aussetzungAvebaum 317,36 ff.Avebeter 317,27 ff.; s. auch AveritterAve Maria, gebetet 288,17;von Nonne284,13; vor Marienbild 288,9; vonAveritter 317,33 ff.; 360,25 ff.; alsBuße 359,17; alte kurze Form 241,4;täglich fünfzig 400,4 ff. ;täglichh<strong>und</strong>ert 369,8Averitter 360, 19 ff.; s. auch AvebeterBach, zuerst re<strong>in</strong>, dann unre<strong>in</strong>379.19 ff.; zuerst unre<strong>in</strong>, dann re<strong>in</strong>379,23 ff.; s. auch FlußBäckerknecht im Kloster 331,35 f.Backofen überheizt <strong>und</strong> gekehrt 332,2Bad, für Kranken 293,12; <strong>des</strong> Aussätzigen3! 5, 13; <strong>in</strong> K<strong>in</strong>derblut gegenAussatz 340,23 ff. ;König im— 259,1 ff.; Toter ersche<strong>in</strong>t im —293,13 ff.; s. auch HöllenbadBadediener 259,13Badehaus <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Betrieb 259,9 ff.Badeofen 326,33Bader<strong>in</strong>, heiligmäßige,401,8 ff.Badetücher mit S<strong>in</strong>nspruch 332,27Badewächter 326,32 f.Balken, langer, versperrt Tür 385,36 ff.Barbier, als Mörder gedungen 332,28 ff.;kann lesen 332,30Barfüßige Pilger am Karfreitage315,1Barmherzigkeit, ihr Lohn 255,9 ff. ;260.20 ff. ;gegen Unglücklichen376,7 ff. ; freventlich vertrauen aufGottes — 235,30 f. ;Gottes — hate<strong>in</strong> Maß 265,28 ff.; s. auch Almosen,FreigebigkeitBarone, belagern Kloster mit ihremFürsten 384,1 ff.; im Königsrate390,14; berauben Königswitwe396.21 ff.Bart lang gewachsen während e<strong>in</strong>erVision 283,22Bartholomäusvita als Quelle 351,25Basilius, Bischof, von Julian bedroht276,2 ff.Bauer, grausam, 231,14; f<strong>in</strong>det Gutsherrn375,35 ;gehalten372,14 ff.Bauern als Zeugen 360,12;e<strong>in</strong>fältiger, für Sünderam Totenbetteihres Herrn 400,16 ff.; verfolgenRäuber 413,16 ff.Bauerngut dem Armen vom Bischöfegeschenkt 347,2 f.Bauernweib zieht Pflegesohn auf296,36Baum, mit S<strong>in</strong>gvögeln 239,23 f ; 387,14ff. ; Räuber schläft unter —413,6 f.; Eremit auf— 252,8; wertvollerals Königreich 389,30 ff. :strahlender — im Jenseits 264,32Bäume, <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong> fürchten 406,35;<strong>des</strong> Fel<strong>des</strong> fliehen 406,35; <strong>des</strong>Gartens schätzen 406,35 f.; derParadieswiese 347,29Baumblätter,wären 274,15Baumerbe 389,24 ff.Wenn alle — SclireiberBaumr<strong>in</strong>de im Vergleich 283,21Beatrix, Sakristan<strong>in</strong>, ihre Legende290,1 ff.Becher, mit Läutorungstrank 265,1vergoldet, als Patengeschenk339,23 f ;Erkennung der Fre<strong>und</strong>edurch — 340,15 ff.; geschenkt anUngastlichen 321,18 ff.; 411,2 f.;ungerecht erworben 321,27 f.; vonEngel entwendet 321,11 f.; 410,25;412,29 ff.Beda als Quelle s.AnglorumcronicaBed<strong>in</strong>gung, für Aufnahme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>enOrden 238,9 ff., <strong>des</strong> Teufelsvertrages267,22 ff.; 396,28 ff.Befehl wörtlich genommen 332,3 ff.Begräbnis, e<strong>in</strong>er Jungfrau schön wieHochzeit 294,27 ff.; kirchliches,dem im Turnier Gefallenen ver-


437weigert 317,19;dem Wucherer verweigert3G2,20 ff. ;durch Unwetterverh<strong>in</strong>dert 372,24; s. auch BeisetzungBegnadigung, <strong>des</strong> Königsmörders256,1 ; Lohn für Verrat Mitschuldiger332,33 f.Beichte, ihre Wirkung 252,30 ff. ;empfohlen366,38; e<strong>in</strong>er König<strong>in</strong> nachmehreren Jahren 331,7 ff.; e<strong>in</strong>esRitters 261,19; 266,4; e<strong>in</strong>es Priesters309,9; e<strong>in</strong>es kranken Grafen337,9 ff.; e<strong>in</strong>es Räubers 315,4;41 1,18 ff.; e<strong>in</strong>es sterbenden Räubers309,22; öffentliche, e<strong>in</strong>es Räubers286,15; der Novizen 239,5;e<strong>in</strong>es Enthaupteten 400,25 ff. ;derSterbenden 300,12; Beatrizens290,24; sterbender Witwe 306,17;bekehrter Tanzjungfrau 280,7; e<strong>in</strong>erDirne 368,9; vor dem Papste298,18; 359,14; vor dem Bischöfevom Teufel <strong>in</strong> Jungfrauengestalt403,22 f.; vor dem Abte 263,26;vor Eremiten 315,20 ff.; 325,2 f.;359,3; 411,19; e<strong>in</strong>mal im Jahre394,10 ; zwei- bis dreimal im Monate394,9; häufige, Pflicht fürPriester 394,6 ff.; stellvertretende,für reuig Gestorbene 268,8; e<strong>in</strong>esSakrilegs 289,15; aufrichtige, vorHeilung vom Aussatze 254,34;254,40 f. ;macht sündigen Plebanusges<strong>und</strong> 299,24; rettet vor demVerdachte <strong>des</strong> Gatten 329,16 ff.;rettet vor dem Teufel 329,1 ff. ; ändertdas Aussehen vordem Teufel 329, Iff.;schützt vor der Hölle 357,4; ermahntzur — vor dem Tode 242,1ist für Sterbenden Lohn für Marienverehrung400,31 ff.;ohne Besserung318,14; unvollständige 260,6;unwürdige 253,6; von Sünder verweigert265,19; 306,4 ff.; aus Schamunterlassen 335,20; vom Teufelverwehrt 260,12 ff. ; ist nicht aufdie To<strong>des</strong>st<strong>und</strong>e zu verschieben372,4 f.; s. auch Bekehrung,BußeBeichtgeheimnis verbrecherisch verraten331,11 ff.Beichtvater, Predigermöuch 272,26ermahnt zu vollständiger Beicht337,10 ff.; <strong>des</strong> Königs 247,5; e<strong>in</strong>erKlausner<strong>in</strong> 348,22 f. ;spricht vomTode erweckte Dirne los 330,16 f.;legt Abtrünnigem Buße auf 249,25;von Maria gesandt 318,28; gönntRäuber den Himmel nicht 412,2 ff.Beichtväter ermahnen 267,4; offenbarendie Heiligkeit e<strong>in</strong>es Toten318,4 ff.Beisetzung e<strong>in</strong>es Klostergründers vordem Hochaltar 291,35 f.; s. auchBegräbnis, GrabBeispiel, gutes, 243,24 ff.Bekehrung, ihre Wirkung 308,13 ff.;durch Predigt 256,6 ff.;262,21 ff.;durch Schriftstelle 247,3; durchVision vom Auge Gottesdurch frommes Weib 266,3;Beispiel e<strong>in</strong>es Büßers 342,17;335,29 ff.;durchverschoben260,4; 265,25 ff.; nachTeufelsb<strong>und</strong> 268,5 ff. ;Beatrizens290,24 ff.'; Humbel<strong>in</strong>es 310,27 ff.;Jov<strong>in</strong>ians 259,27 ff.; <strong>des</strong> PetrusTelonarius 335,2 ff.;e<strong>in</strong>es sündigenPriesters 300,15 ff. ;e<strong>in</strong>es Jüngl<strong>in</strong>gs329,9 ff.; e<strong>in</strong>es Ritters 261,5 ff.;284,2; 304,18 ff.; 396,16 f.; e<strong>in</strong>esSünders 253,8 ff. ; e<strong>in</strong>er Tanzjungfrau272,17; 280,8; e<strong>in</strong>er Nonne292,16 ff.; e<strong>in</strong>er Klausner<strong>in</strong> 349,8 ff.;e<strong>in</strong>es Eremiten, der Räuber gewordenwar 385,27 ff'. ; e<strong>in</strong>es Räubersam Karfreitage 315,1 ff.;e<strong>in</strong>esweltlichen Königsbruders 365,9 ff. ;e<strong>in</strong>er Königswitwe durch ihren Sohn398,24 f.; e<strong>in</strong>es Zechers durch totenGast 357,21 ff.; e<strong>in</strong>es Abtrünnigen249,22 ff.; 282,20 fi.; 376,9 ff.; e<strong>in</strong>erVerzweifelten durch Maria 318,20ff.;


438e<strong>in</strong>es sündigen Geschwisterpaaresdurch Prediger 359,2 ff.;e<strong>in</strong>er Ehebrecher<strong>in</strong>320,14 ff. ; 369,22 ff. ;e<strong>in</strong>er Dirne 333,28; 367,12 ff.;e<strong>in</strong>es Juden 324,18 ff.;vieler Juden278,26 f.; 301,5 f.; 301,21 f.; s. auchBeicht, Ordense<strong>in</strong>tritt, Reue,S<strong>in</strong>nesänderung, WeltentsagungBekenner s<strong>in</strong>d Priester im Himmel311,13Belagerung e<strong>in</strong>es Klosters 384,1 ff.Benedikt<strong>in</strong>er, E<strong>in</strong>tritt e<strong>in</strong>es Königssohns247,16Beraubung durch Räuber befürchtet266,13Beredtsamkeit, ihr Sitz ist die Lunge381.16 ff.Berg, mit Golderz 291,24: als Beobachtungsstelle368,24 ;hoher, mitWeltrichter 394,12 ff.; hoher, mitFeuerstrom als Läutcrungsort31 1,20 ff.: Abhang 387,10 f.Bernhardus, als Abt 815,24; bekehrtse<strong>in</strong>e Schwester 310,25; se<strong>in</strong> Mönchlacht im Sterben 346,9 ff. ; zitiert364,12 ff.; 366,30 ff.; 382,5 ff.;389,4 ff.; 389,9 f.; als Quelle 367,2Beschuldigung s.AnklageBeschwörung, <strong>des</strong> Sterbenden, derse<strong>in</strong>en Jenseitszustand offenbarensoll, 250,3 f.; <strong>des</strong> Toten 251,8; <strong>des</strong>toten Wucherers, damit er dasGeld los läßt 353,11 ff.; s. auchTeufelsbeschwörungBesessener, geheilt durch Berührungder Bahre <strong>des</strong> Symmachus 293,10 f.;kündet die Sünden der Menschen329.17 ff.; offenbart die Unendlichkeitder Himmelsfreuden 368,17 ff.Besitz gedrittelt für Arme, Kirche,Haushalt 233,22 ff.;geteilt für Eheweib<strong>und</strong> Pilgerfahrt 377,2Besprengung mit Weihwasser durchMaria 394,30 ff.Bestattung s. Begräbnis, Beisetzung,GrabBestattungsort für Gerichtete vor derStadt 286,16Besuch, im Kloster 243,30;bei Klausner<strong>in</strong>348,23 f.; e<strong>in</strong>es Bischofs mitScholaren <strong>in</strong> vornehmem Bürgerhause277,12 ff.; <strong>des</strong> Teufels beiEremiten 384,27 ff.Beten, Ritter kann nicht — 266,6;ausgestreckt auf der Erde 231,8;Betende stören, vom Teufel gefordert267,22; s. auch GebetBetrachtung, heilige, 262,3;ihr Lohn239,10; mystische 347,15 ff.; läßtdie Fastenzeit vergessen 338,15 ff.Bett der K<strong>in</strong>der 340,29; weiches,Buße dafür 247,21; mit Nesseln252.20 ff.; s. auch HöllenbettBetteln, als Bußübung 263,23;K<strong>in</strong>dere<strong>in</strong>er Sünder<strong>in</strong> müssen — 372,29 f.Bettelorden, Fürstensohn tritt e<strong>in</strong>264.21 f.; empfohlen 263,15 ff.Bettler, freiwilliger, 24.5,16; vor derKirchtür 293,25 ff.; aussätziger340,10; arme Seelen als— 311,28Beute <strong>des</strong> Räubers von Engel entwendet413,6ff.Beweismittel, Gottesurteil 331,22 ff. ;339,36 ff.Bewirtung durch büßende Seele357,10ff.; s. auch Gastfre<strong>und</strong>schaftBienen, sterben 288,30 f.; gedeihen,wenn Sakrament bei ihnen ist,288,30; verehren Hostie 289,1 ff. ;Prozession289,2 ff.Bild, Marias verehrt 361, 19 f.; s. auchAndreas, Christusbild, Maria,Marien mal erBischof, aus Rittergeschlecht 304,15;armer Witwe Sohn 342,22; Verwändtschafte<strong>in</strong>es Jüngl<strong>in</strong>gs, derMönch wird 309,19; Schüler <strong>des</strong>Alanus 344,25 ff. ;kann jeder werden345,4 f.; Basilius 276,2 ff.; von


439Cantcrbury 279,24; von Cöln277,4 ff. ; Dietrich von Naumburg275,11; von Ma<strong>in</strong>z 241, 14ff.; Theophilus319,7; sündhafter s, Udo;tauft Jungfrau 323,3; kleidet Nonnee<strong>in</strong> 377,4 f.; ohrfeigt Juden, Er<strong>in</strong>nerungszeremonie282,2 ff. ;erhältvon Maria den Auftrag, H<strong>in</strong>gerichtetenzu bestatten 286,20 ff. ;erfährt <strong>in</strong> Vision Schutzgebet304,20 ff.; besucht ritterlichenBruder 304,29 ff.; urteilt überPriester 306,30 ff.; bekehrt Ritter266,4; vom Teufel geplagt 319,20 f ;beschwört Teufel 305,5 ff.; vonAndreas vor dem Teufel gerettet403,16 ff. ;lädt Seelenpriester zurVerantwortung 393,19 ff.;sieht dieToten die Hände aus den Gräbernstrecken 393,29 ff. ;trägt Priesterauf, nur Seelenmessen zu lesen394,2 ff. ;befiehlt Sühneandacht fürVerstorbene 310,10 ff.; gibt <strong>und</strong>ankbaremSohne Buße 343,16 ff.;predigt vom Lohn der Barmherzigkeit346,19 ff.; reitet durch denWald 346,22 : bewirtet Arme 346,24f.;belohnet überreich das Opfere<strong>in</strong>esArmen 347,2 ff. ; kommt zum Kirchweihfeste293,26 f.; hört Bettlergeschichtenan 294,3 ff.; stellt unsittlicheForderungen an König<strong>in</strong>,wird dafür getötet 331,10 ff.; mitBürgerschaft am Wucherergrab353,8 ff.Bischofskasel Geschenk Marias 279,23Bischofsitz zu Hil<strong>des</strong>heim, se<strong>in</strong> Ursprung321,4 f.Bischofsmord 275,22Bissen Brot <strong>in</strong> Freude besser alsReichtum <strong>in</strong> Trauer 363,12 f.Bitte erfüllen um Gotteswillen 315,6 ö'. ;335,20 ff.Blasphemie 259,6; 350,2 f.Blendung, e<strong>in</strong>es Räubers 294,13 ff. ;für Tötung erbeten 294,13; e<strong>in</strong>esJüngl<strong>in</strong>gs durch Königssohn369,29 f. ;e<strong>in</strong>es LeichenräubersdurchTote 294,37 ff.Blendwerk <strong>des</strong> Teufels 266,10 ff.Bl<strong>in</strong>de, drei, ihre Geschichte 293,24 ff.Bl<strong>in</strong>der, als Bote Gottes wird sehend236,1 ff.; König durch Edelste<strong>in</strong>sehendgemacht 336,27 ff.Bl<strong>in</strong>dgeborner Mariensänger 300,35 ff.Blitz, zerstört Baum 239,22 ; zerstörtJulians Bild 269,2; erschlägt zweiWanderer 324,2 ff.Blume aus dem Kranz der Himmelsjungfrauen237,15 ff.; Blumen <strong>des</strong>Paradieses 311,24 f.; 347,29; s.auchBlütenBlumengarten 322,9Blumengott von Königstochter alsder Schönste verehrt 322,8 ff.Blut, der K<strong>in</strong>der heilt Aussatz340,25 ff. ;zum Himmel von Juliangeschleudert 276,20; fließt ausChristusbild 307,12; 324,13; unterder Zunge entnommen 397,9 ff.;F<strong>und</strong>amente mit — besprengt410,11 ff.; Teufelspakt mit — geschrieben397,9 ff.Blütenkranz der Himmelsjungfrauen264,35 ff.; 275,1Blutfluß Marthas von Christus geheilt268,18Boetius zitiert 366,11 f.; 381,8 ff.;388,16 ff.Bogen <strong>und</strong> Pfeileauf Vaterherzzum Wettschießen390,8 ff.Bonifacius, beatus, Papst 301,1Boot, am Rhe<strong>in</strong> 291,13; K<strong>in</strong>d ausgesetztauf — 296,26 ff.Böse oft glücklich; Gr<strong>und</strong> dafür410,16 ff.Bosheit <strong>des</strong> Hun<strong>des</strong> 382,8 ff.Bote holt Priester 306,5; Boten alsWerber 235,5; wollen Nonne <strong>in</strong>sElternhaus holen 292,38 ff.Botschaft, falsche, <strong>des</strong> Teufels


440349,20 ff.; von der Rückkehr <strong>des</strong>Gatten 375,36 ff.Brabant, Vision edlen Jüngl<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>— 400,2 ff.Brandscliatzung angedroht 276,8 f.Braten wird zur Kröte 343,14Braut, von Engel entführt 322,26 ff.;im Grabe unverwest, umschl<strong>in</strong>gtBräutigam 348, 13 ff.;Braut Christis. Christus, Bräutigam derNonneBräutigam der Jungfrauen ist Christus280,9Brautschmuck 322,15; 294,27 f.Breiter Weg <strong>des</strong> Verderbens 250,17 f.Brief, teilt Tod e<strong>in</strong>es Verwandtenmit 310,9 f.; <strong>des</strong> Teufelspaktes319,18; w<strong>und</strong>erbarer, <strong>in</strong> der Handentrückter Jungfrau 323,3 f.Britannus miles, Vater <strong>des</strong> Amicus339,16 f.Britonum historia, Quelle 410,7Brot, Armen gegeben 340,15; 344,4;vergiftet 352,9 f,; schwarzes, imBrücke, Mönch vom Teufelherabgestürzt362,2 f.;Jenseits 357,13; mit Fischen fürGäste 298,11 ff.; s. auch AschenbrotBruch s. fem oraleJüngl<strong>in</strong>g von Engel<strong>in</strong> Fluß gestürzt 410,28 ff.; 412,33 ff.Bruder Gabe <strong>und</strong> Bruder Gegengabe334,6 ff.; s. auch MönchBrüder, Verehrer Marias 270,10;königliche 247,26 ff.; 389,25 ff.Brunnen, <strong>in</strong> Vision 385,31; 241,20;Christusbild <strong>in</strong>— geworfen 324,14 f. ;s. auch Höllenbrunnen, LäuterungsbrunnenBuch, geschrieben s. Gebetbuch;mit Sündenregister371,27 ff.Bücherillum<strong>in</strong>ator, Mönch, 295,6Büdise, Geschenk Marias 279,18Buchstaben, goldene,318,1; 360,29 f.Bühne, Ambo, 363,18der Ave<strong>in</strong>schriftBurg, e<strong>in</strong>es Königs 347,9; auf flußumströmtemFelsen 331,2 ff.; vonRäubern belagert 309,21Bürger, gastlicher, 412,36 ff. ; vornehmerCölns 277,13; Straßburgs374,3; burgensis, nobilis, 277,13Bürgerliche Eheszene 350,19 ff.Buße, empfohlen 366,38 ; vom Teufelgepredigt 323,16 ff.; der Teufelsbeschwörer328,1 ff.;der verstoßenenKönig<strong>in</strong> für Mord 331,21 ff.;der Nonne für Weltlust 293,2 f.:e<strong>in</strong>es Greises 298,24 ff.;für Inzest 297,34 ff.;freiwillige,Sohn ermahntMutter zur — 268,3 ; stellvertretende268,8; bei den Gräbern 341,28;e<strong>in</strong>es Ritters <strong>in</strong> der Kirche 266,1 ff.;Gebet vor jedem Kreuz 325,4 ff. ;We<strong>in</strong>en, bis Träne zur Gemmewird, 359,5 ff. ; <strong>und</strong>ankbarer Sohnträgt Kröte, die <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Gesichtsprang, durch die Diözese 343,17 ff. ;jede Bitte um Gotteswillen erfüllen315,5 ff.; 335,20 ff.; vier Wochen<strong>in</strong> Brot <strong>und</strong> Wasser für Abfall249,26; vierzig Tage <strong>in</strong> Brot <strong>und</strong>Wasser für Teufelspakt 319,25 f.;zehn Jahre 398,29 f. ;bis zum Tode257,7; dreifache 411,20 ff.; freiwillige,zweitausend Jahre Fegefeuer310,6 ff. ; rettet vor demTeufel 299,18 ff.; 309,18 ff.; rettetRäuber 325,1 ff.; verschoben 235,25371,17 ff.; verweigert von Ritter266,5 f.; verweigert von sterbendemReichen 306,4 ff. ; verweigertvon Räuber 315,4 f.; 325,2 ff.;heuchlerische, ihre Strafe 295,16 ff.;s. auch BeichtBüßer, Graf, im Mönchsgewand 257,7;heiligmäßiger 342,14 ff.;König Oswald252,6 ff.Büßerkutte s.CiliciumBußpsalmcn e<strong>in</strong>em Magister durchMädchen gelehrt 350,6 f.Bußübungen e<strong>in</strong>es königlicheuMönches


441247,18 ff.; e<strong>in</strong>es Sohnes für se<strong>in</strong>etoteMutter 398,28 ff.C s. auch K, Z.Capellanus verwahrt Reliquien <strong>des</strong>Kaisers 320,23 ff. ;Capellani <strong>des</strong>Bischofs 241,21; s. auch KaplanCamerarius 341,7; 378,4 ff. ; s. auchDienerCampania, Champagne, 284,31Canon der Messe 258,12: 399,7Canterbury, Bischof von — 279,24;s. auch Thomas von —Cantiones dulces, ihre Höllenstrafe230,20Canticum, beatae Virg<strong>in</strong>is, Zitat259,3; himmlisches 274,19Carta mit guten. Buch mit bösenWerken 371,25 ff. ; Teufelspakt397,10Cäsarea, Basilius von — 276,4Casula 279,23Catholici 278,21Celion mons, Hügel Roms 398,34Champagne 284,31Chöre s. EngelchöreChristabend s. WeihnachtsabendChristenland 322,28Christenk<strong>in</strong>der spielen mit Judenknaben278,10;326,24ff.Christenwohnung von Juden bezogen307,4 ff.Christnacht,Gottesdienst 309,2 ff.Christus, agnus candidus 274,18;Schönheit 322,19 ff; war Mensch,nicht Engel 346,15; neigt sich amKreuz vor dem, der verzieh, 256,2vonMönch getragen 260,29; ersche<strong>in</strong>t229,lff.; 243,19ff.; warnt vor Gold351,25ff.; liest Messe 302,31 ff.; <strong>in</strong>der Wiege, zwölf-, dreißigjährig232,20 ff. ; alsK<strong>in</strong>d 240,30ff. ; 243,9 ff;<strong>in</strong> der Kommunion als K<strong>in</strong>d 278, 15 ff';als Jüngl<strong>in</strong>g 315,16 ff; als Aussätziger260,18 ff; 315,16ff; sprichtaus dem Sakrament 287, 10 f; se<strong>in</strong>eW<strong>und</strong>en versüßen Klosteikost324,24 ff; Bräutigam der Nonnen233,2Christusbild, bluten<strong>des</strong>, 307,12; 324,9;zur Er<strong>in</strong>nerung an Marthas Heilung268,19 ff.Chronik s.CronicaCilicium 247,22; 252,16; 316,15Clericus s. KlerikerCodex <strong>in</strong> Eremitenzellc 345,27 ff.Cöln, 277,4 ; 287,27 ff.; Hostienw<strong>und</strong>er325,19 ff.Commodum s.VorratskammerConcub<strong>in</strong>at gestraft 299,22 ff.Concub<strong>in</strong>e 299,21f. s. DirneConradus,Albertus 299,21Eigenname, vertauscht fürConversio 251,13 s. auch Ordense<strong>in</strong>tritt,WeltentsagungConversus als Mörder 275,21Corporale 284,20; 309,13; 337,21Cr<strong>in</strong>ale 264,36Cronica, Quelle 23 1,3; 269,6 ;- tripartita235,2; 239,13; 253,27Cruciferi fratres 374,28Crux fidelis <strong>in</strong>ter omnes 391,38Cursus, Marienandacht 402,32 f.l>ank 347,20; für Leiden 231,18;234,3Dankbarkeit, Tod aus — 234,18 ff.;Lohn 268,22; der Tiere 336,1 ff.Dämonen s.TeufelDavid zitiert 366, 15 f.Dcnarius, letzter, 291,6; zwei, Almosenan den Vater 343,12; vier bis fünf,Spiellohn 354,18 f; Sack voll —354,27; goldene360,l; erlogen 380,14Demut 2 13,24 ff.Deuteronomion zitiert 337,16Deutsch versteht Slave nicht 275,25;Christus redet — zu e<strong>in</strong>er Dirne287,13; s. auch GlossenDeutz, Klostergründung 277,17Dextarius 276,18


442Diakon, P


443343,2 ff.; 381,39 ff.; — ehren s.MutterElternpflichten 337,16 f.Elemos<strong>in</strong>aiius 316,19 ff. ; s. auchFreigebigerEmpiräum , Sitz der Kirchen fürsten406,1 f.England 253,28; 402,29; s. auchAnglorum cronicaEngel, weniger als Mönch 346,13 ff. ;als Jüngl<strong>in</strong>g 259,9; 265,14;322,16; 371,25 ff.; Mörder 321,15.321,22 f.; 410,29; 411,4; 412,35;412,40 ff; Bote Gottes 305,loff.;370.15 ff.; deutet Vision 265,4 ff.;311,4; 379,14 ff.; mit Eremit 32 1,6 ff.410.16 ff.; 412,16ff; führt NonnedurchsJenseits 373,9 ff. ;führtEremit<strong>in</strong>s Jenseits 371,2 ff. geleitet Seelee<strong>in</strong>es Räubers 4 1 2,2 ff. ;führt Priester<strong>in</strong> den Läuterungsort 399,7 ö\;schützt vor Unzucht 299,4; teiltKerzen aus 303,5 ff. ; entführtKönigstochter322,l6ff. ;kündetVerzeihuug299,1 lff.;vertreibtUämonen239,4ff.;lacht, Teufel we<strong>in</strong>en 308,14 ff. ;offenbartMariengebet 304,20 ff'.; betrauernSünder 252,35; klagenSünder an 241,12 ff,; freuen sichüber Büßer 238,1 ff. ; begleiten Gute308,5; begleiten Maria 231,29; hebenEntrückten empor 238,25 ;behütenEntrückte 401,22 ff.; führen Seelezum Himmel 325,10 ff. ;tragen Lade<strong>in</strong> Vision 232,18; dienen Petrus242,18; bauen Grabmal 257,8 ff.;streiten mit Teufel um Seele 362,3 ff.;s. auch Geißelengel, SchutzengelEngelchor 241, lOf.; 243,22; 244,Uff.;246,30; 261,3; 264,37; 265,2; 280,8;302,19 f.; 302,30 f.; 371,4Engelsgesang 229,17; 239,7Entehrung,e<strong>in</strong>er Königsbraut 330528ff. ;e<strong>in</strong>er Jungfrau 336,34Entführung 248,11; 273,5; 292,13ff.;317,7 ff.Enthanpteter beichtet w<strong>und</strong>erbar400,25 ff.Enthauptung, angedroht <strong>in</strong> Vision241,19; e<strong>in</strong>es Räubers 286,16Entrückung 238,25 ff.; 322,26ff. ; 357,6 f;401,20ff.; s. auch VisionEntsagen s. Abfall, AbschwörenEntsetzung s. AmtsentsetzungEntstellung <strong>des</strong> Menschen durchAngst 357,82 ff.Entthronung, göttliche Strafe 259,9 ff.Entzauberung durch Kuß vgl. 315, 14ä".Erbschaft dem Sohne von den Elternbei Lebzeiten gegeben 343,3 f.Erde, rote, 382,35; wo ist sie höherals deiHimmel ?verschl<strong>in</strong>gt Bau 410,9Rätselfrage404,20ff';Eremit, bonus homo 257,14; — <strong>und</strong>Engel 321,6 ff.;im Walde 387,21 ff.;410,16 ff.; 412,16ff.;<strong>in</strong> der Thebais337,25 ff.; Paulus 368,15; Macarius370,24; Romanus 384,21 ff.; s. auchPaulus,Simon; abtrünniger 249,5gastfre<strong>und</strong>licher 321,10; 321,12;410,22;410,23;412,26ff.;ungastlicher411.1 ff.; bekehrt Sünder 358,22 ff.;erkennt, wie ger<strong>in</strong>g se<strong>in</strong> Verdienstsei, 401,25 ff.; se<strong>in</strong>e Zweifel 321,7;410,18 ff.; 412,16 ff.; von Engel getötet412,23 ff. ; alter, wohltätiger,w<strong>und</strong>erbar gesegnet 343,22 f.; verschmähtArbeit 345,23 ff.; liestMenschenherz 252,31 ff,; bittet umOffenbarung 233,5 f.; 401,5 ff.; erklärtVision 240,3 ff.; pflegt Aussätzigen246,2 ff.;betrauert Sünder308,8 f.; trotzt Versuchung 333,4 ff.;neidischer 325,12 ff.; zürnender354.2 ff".; vom Teufel verführt349.13ff.; verläßt E<strong>in</strong>öde 385,3 ff.;bricht Hals 412,10 ff.; mit Königswürdebekleidet 252,15 ff. ; s. auchE<strong>in</strong>siedlerEremitenarbeit 345,24 f.


444Eremitengespräch338,15 ff.287,29 ff.: trägt Wucherer zumEremitenlcben 257,24; 349,14 ff.;387,21 ff.; vierzigjähriges, 401,5 f.Eremiten schul er 337,26Eremitensitten, geme<strong>in</strong>same Kommunionam Gründonnerstag 338,19 ff.Eremitensohn410,25 ff.Erhängen, Selbstmordversuch 318,16 f.;s. auch GalgenErkenne dich selbst 344,16Erkennung, <strong>des</strong> Inzestes 297,25 ff. ;büßende Mutter <strong>und</strong> ihr Sohn,Papst Gregor 298,20 ff.; durchGleichheit, <strong>des</strong> Amicus <strong>und</strong> Amelius339,30 f.; durch Becher 340,19 ff.Erlösung aus Jenseitsstrafen 268,13;310,20 ff.; 402,5 f.Ermordeter klagt Mörder an 235,8 ff. ;s. auch ToterErnte an Arme verschenkt 258,4Errettung ungerecht Beschuldigter245,24 ff.; 341,14 ff.; 378,35 ff.Ersche<strong>in</strong>ung, Toter 237,7 ff. ; 250,4 ff. ;293,13 ff.; 310,13 ff.; 314,11 f.;e<strong>in</strong>es Engels 322,16 ff.; der FrauWelt 237,24; s. auch Marienmirakel,VisionErschlagener 352,15 f.; 412,1 f.Ertränken, von K<strong>in</strong>dern, verh<strong>in</strong>dert277,1 ff'.; e<strong>in</strong>es Küchenjungen331,5 f.; durch Engel 410,25 ff.;412,23 ff.Ertr<strong>in</strong>ken sündigen Mönchs 362,3Erweckung zum Leben 330,14 ff.;333,26 ff. ; 340,32 ff.; 362,12 ff. ;370,16 f.Erwürgen, durch Teufel 375,10;Engel 321,14 f.;Erz s. Golderz412,40 ff.durchErzbischöfe, Schüler <strong>des</strong> Alauns 344,29Erziehung vornehmer K<strong>in</strong>der 277,10;296,35 ff.Erzkauf 291,27Erzklumpen 291,24Esel, machen Sakrament PlatzGalgen 362,16 ff.;Reittier 347,23 ff.Essen von Lebendem im .Jenseitsunterlassen 357,15 f.Eucharistie s. SakramentEuphemia 231,2Euphrasia 243,24 ff.Evangelium, <strong>in</strong> der Messe 261,6 f.;Schutz gegen Versuchung 298,28 ff.Exequien s. LeichenfeierFabel vom kranken Gliede 409,18 ff.Fabulatores 389,15Fackeln zur Höllenqual 262,35Familie 357,31 ff.; s. auch GefolgeFasten 392,29; zu Ehren Marias400,31 ff.; <strong>des</strong> liL Andreas 299,11;acht Tage bei Brot <strong>und</strong> Wasser244,8; sechs Monate bei Brot <strong>und</strong>Wasser 299,14; verweigert 266,6;315,4; im Kloster 243,27 ff.; ausFrömmigkeit 252,6; um GottesSchutz zu erlangen 276,10; dreiTage nach päpstlicher Anordnung301,2; rettet vor der Hölle 400,21 ff.Fastenzeit 338,14Fegefeuer, Fe<strong>in</strong>en, 305,12 ff.; zweitausendJahre 310,6 ff. ;Reue rettetvor — 330,15; re<strong>in</strong>er Priester im— 394,18; s. auch Jenseitsstrafe,Läuterungsort, PurgatoriumFehde 266,14 ff.Fe<strong>in</strong>d, besiegt mit Teufelshilfe397,14; — nicht verwünschen, Bußübung411,25Feiu<strong>des</strong>liebe belohnt 255,9 ff.Feld, tausendMeilcn breit, voll Weizen368,24 f.; fruchtbares 239,28; unfruchtbares239,29Feldbäume fliehen 406,35Fels im Meer, Ort für Aussetzung254,22; für Büßer 297,40 ff.Femorale 363,19Ferae s. HirscheFesttage, Schm<strong>in</strong>ken für — 350,20


445Feuer, vernichtet Mörder 236,25 if.;w<strong>und</strong>erbar gelöscht 327,1 ff.; Wohnung<strong>des</strong> Salamanders 382,18;schlägth<strong>und</strong>ert Klafter hoch überarmer Seele empor 399,8 f. ; verjüngtPhönix 410,2 ff.; heiligesFeuer, Seuche 285,1; s. auchFlammenFeuerbad s. HöllenbadFeuermantel, Hüllenstrafe 263,4Feuerofeu278,18 ff.Feuerpe<strong>in</strong> bis zum Gürtel, Strafeder Verleumder im Jenseits 253,23 f.Feuerpferd, Höllenstrafe 263,2Feuersitz, Höllenstrafe 262,34Feuerstrom im Läuterungsorte311,20 ff.Feuertal der Hölle 373,22Feuertod, Strafe für Mord 254,19Feuertrompete <strong>in</strong> der Hölle 230,17Feuerziege <strong>in</strong> der Hölle 263,4 f.Fiedel, Armer spielt — 354,17 ff.F<strong>in</strong>ger verbrennen gegen Versuchung333,19 ff.Fisch, als Speise gemieden im Kloster243,30; Schlüssel gef<strong>und</strong>en im —298.12 ff.; Fische den Mönchen gestohlen400,14Fischer 291,22; 297,38 f.Flammen schlagen aus dem Grabee<strong>in</strong>es Geizigen 296,4 f.; Teufelspeien — 299,32 f.Fleisch essen, Sünde <strong>des</strong> Mönchs335.13 ff.Fluch <strong>des</strong> Gol<strong>des</strong> 351,27 ff.Flucht, Gregors 297,33; versuchenSünder vor Eremiten 358,24;e<strong>in</strong>erKönigstochter, die Büßerleben führt402,12 ff.; e<strong>in</strong>es Nackten 407,25 ff.Fluß, bei Kloster 361,19; bei Burg331,2 ff.; honigsüß 239,31; ertränktim — 410,28; 412,34 ff.; überschreiten315,8 ff.; s. auch BachFlußufer, Ziel <strong>des</strong> Spaziergangs 329,5Fragen, drei, 239,16 ff.; 404,13 fi'.Francia 339,16 ff.Frater, Mönch 260,18'; s. auch MönchFrau, herrliche, Maria 385,18 ff.;kämpft im Gottesurteil 331,30 ff.;vornehme, gebiert neun K<strong>in</strong>der277,7; s. auch Dom<strong>in</strong>a, VerfoIgung, WeltFrauen, himmlische 286,17Frauendienst 279,6 f.; 297,17 ff.;395,32 ff.Frauenlist 254,1 ff.Freigebigkeit 233,22 ff. ; 245,6 ff. ;316,21 ff.; 334,6 ff.; 346,18 ff.; s.auch Almosen, Barmherzigkeit,Elemos<strong>in</strong>ariusFremder, Adliger heiratet König<strong>in</strong>297,21 ff.; fordert E<strong>in</strong>laß <strong>in</strong> Bischofspalast404,6 ff. ; w<strong>und</strong>erbareFremde 316,23 ff.Freuden Marias 302,1 ff.Freudenhaus 299,3; 358,21; s. auchLupanar, ProstibulumFre<strong>und</strong>, untreu <strong>in</strong> der Not 234,5 f.;wird aufgesucht 339,29; wird versöhnt409,13 ff.Fre<strong>und</strong>e, mächtige, durch Verheiratungder K<strong>in</strong>der erwerben 294,24 f.Freun<strong>des</strong>treue,339,15 ff.Amicus <strong>und</strong> AmeliusFre<strong>und</strong><strong>in</strong>nen vornehmer Jüngl<strong>in</strong>ge279,6 ff.Freveltaten von Bettlern 294,7 ff.Fridol<strong>in</strong>sage 341,1 ff.; 377,7 ff.Friedenskuß 326,26; 402,19 f.Friedenstempel 269,8 f.Friedhof 295,20 f.; 356,6 ff.; 393,29 f.Frösche an verwesendem Leibe 237,28396,10Froschgequak dem Sophistengeschwätzverglichen 251,14Früchte e<strong>in</strong>es Baumes erbt jüngsterSohn 390,2 f.Frühstück 341,16; 344,26 f.; 345,29 ff.;347,20; 378,28 ff.; 403,26 ff.Fuchs, Salamanderbraut 382,15 ff.;Eigenschaften, gefräßig, verschlagen,verzweifelt 382,31 ff.


446Fuchsschi<strong>in</strong>go 383,1F<strong>und</strong> zurückgefordert 354,83 f.;388,30 f.F<strong>und</strong>anieute mit Menschenblut besprengt410,11 f.Furcht ersetzt nicht die Reue 371,34Fürchten, niemand außer Gott —388.24 f.Fürst, gründet Kloster 263,27; Neidischer<strong>und</strong> Geiziger bei — 351,14ff.;fördert Kloster 384,17 ff.; s. auchKönigFürsten der Hölle 313,14Fürstensohn, kranker 263,29; imKloster383,33 ff.Fürstentochter pflegt Bruder 264,16 f.Fußfall bei Abbitte 320,15 f.Fußfesseln für Büßer 297,41Gabel <strong>des</strong> Teufels 306,21; s. auchEisengabclGalgen 286,11 ff.; 361,5 f.'; 362,31 ff.Galle, Sitz <strong>des</strong> Zornes 381,18Garten, mit Christusbild 268,20; mitBlumen 322,9Gartenbäume gelobt 406,35 f.Gast, an Königstafel 347,14 ff. ;derNeger 406,19 ff.Gäste bewirtet <strong>und</strong> beraubt 358,5 f.Gastfre<strong>und</strong>schaft 233,10 ff.;316,18 ff.321,10 f.; 321,12 f.; 321,20 ff.342.25 ff.; 347,5 ff.; 376,7 ff401,12 ff.; 410,22 ff.; 412,20 ff.412.26 ff.; 412,31 ff.; 412,36 ff.mystische 243,3; 243,21; bed<strong>in</strong>gtangenommen 233,15 ff.; verweigern,Teufelsforderung 267,23 f.; verweigert321,17; 411,1Gastmahl, zurichten 343,6 ; amKünigshofe347,14 ff.;356,26 ff.mit Totem GastGatte nicht wiedererkannt 375,38 ff.Gatt<strong>in</strong> gesucht von Salamander382,18 ff.Gaude, virgo gloriosa 288,22 ff.Gebet zu Gott 229.22 f.; 231,7;j Gehängter,232,8 f.; 232,12 ff.; 233,5 ff.; 241,lf243,1 ff.; 244,39 ff.; 246,8 ff.246,17; 247,l4f ; 247,25 f.; 250,6252,9f.; 254,23f. ; 262,1 ff. 262,23 f.263,28; 265,13; 266,9; 287,5 ff.291,10 f.; 304,25 f; 314,7 ff.314,14; 324,5; 330,13 ff.: 337,21 ff.340,32 ff-.; 349,5 ff.; 359,19; 367,33ff.871,1 f.; 371,34 f.; 379,11 ff.398,39 ff.; 401,6; 402,2 ff.: zu Maria 270,13 f.; 271,6 ff.; 273,6 f.275,16; 279,13 ff.; 284,13; 292,25 ff.304,13 ff; 317,11 ff.; 318,23320.16 ff; 360,26 f.; 369,9 ff376.17 ff.; 385,15 ff.; kniend gesprochen288, 9 ; erlöst Seele293,15ff.; Marias zu ihrem K<strong>in</strong>de376,21 ff.; nachlässiges, Maria klagtdarüber 402,31 ff ; s. auch Beten,Gaude, MarienhymnusGebetbuch für Frau geschrieben295,4 f.Gebetsparodie230,5 ff.Gebetsübung, nächtliche 277,4 f.Geburt, verflucht 230,21; 296,1 f.;uneheliche, vorgeworfen 297,4Geburtsnacht Christi, W<strong>und</strong>er 269,4 ff.Geburtstag, gleicher, der Fre<strong>und</strong>e339,17Gedankenschuld ger<strong>in</strong>ger als Tat321,32 ff.; 411,I0ff.; 413,34 ff.Geduld, <strong>des</strong> Job 234,3 f.; belohnt243,24 ff.; 246,1 ff.; im Leiden, empfohlen247,7 ff. ;e<strong>in</strong>esMönchs 331,37 ff.freut Gott 312,1 ff.;Gefangene im Triumphzug 344,12Gefangenschaft e<strong>in</strong>es Pilgers 374,30 ff.GefesselterKönigsbruder 363,20 ff.Geflügelter Knabe , Sonnenbild406,13 ff.Gefolge e<strong>in</strong>es Königs 259,11 ff.;363,6 ff.; e<strong>in</strong>er Königsbraut 330,27f.;<strong>des</strong> Teufels 327,16Gegensatz, Tod armer Witwe <strong>und</strong> <strong>des</strong>Reichen306,2 ff.Ebbogeschichte 361,5 ff.


447Gehorsam 257,13;Gcißelengel 239,4331,34 ff.Geißeln, feurige, <strong>in</strong> der Hölle 242,13Geißelung, Bußübung 252,21Geist, heiliger, <strong>in</strong> Taubengestalt249,21 ff.; angerufen bei Papstwahl298,3; kommt über Eremiten338,18 ff.Geistliche von Zechern verspottet355,14 f.Geistlicher besorgt Nachbarkirchc302.25 f.; geistlicher Vater 232,10 ;272,26; geistlicher Mensch 242,1;s. auch KlerikerGeiz, bestraft <strong>in</strong> der Hölle 296,1 ff.Geiziger, im Tode 296,10 ff.; Reicher321,16 f.; erhält Becher als Geschenk321,17 ff. —; <strong>und</strong>Neidischer,Schwankstoff 351,13 ff.Geld, solidus, Pfand der Bettler294,2 f.; br<strong>in</strong>gt Tod 351,24 ff.; demWucherer <strong>in</strong>s Grab gegeben 352,25ff.; geraubt 413,5 ff.; s. auch DenariusGeldbeutel388,26 ff.Geldschre<strong>in</strong> mit Wuchererherz 353,26f.Gelehrsamkeit, führt zu Abtswürde263,21, verloren zur Strafe 350,4 f.Gelehrter Ritter 281,8Gelübde, brechen 263,8 ff. ;zu EhrenMarias 272,18; <strong>in</strong> Orden zutreten300.26 ff.Gemälde, Kreuzesbild 307,6Gemme, Reueträne wird — 359,21 ff.Gemmen, im Paradiesschlosse 347,30;gewonnen durch Teufelspakt 397,13Genitalia, Schmerzen <strong>in</strong> den —Strafe 272,40Genugtuung gefordert 257,6Gerechtigkeit, belohnt 336,1 ff.; ersteFürstentugend 369,26 ff.; s. auchGerichtGericht Gottes, ist unerforschlich321,6 ff.; 411,4 ff.; 411,16 ff.; Furchtvor — 364,39 ff.; Vision 229,28;241,14 ff.; 265,29 ff ; 283,9 ; 367,r2ff.;394,10 ff.; 400,8 ff.; 402,30 ff.;Christus richtet zwischen Maria<strong>und</strong> Dämonen 362,8 ff.Gerichtete vor der Stadt begraben286,16Gerichtsglocke336,6 ff.Gerichtsprozeß, geistlicher 306,30 ff.Germanus, episcopus quidam 293,11 f.Gertrudsland 284,32Geruch s. WohlgeruchGesang, der Scholaren 277,13 f.; imParadiese 311,26; <strong>des</strong> Armen388.18 ff.Geschenk, Kleider 234,18Geschwisterehe 296,20 ff.Geschwister<strong>in</strong>zest, Buße für —358.19 ff.Gesicht, malen, schm<strong>in</strong>ken 350,19 f.;abscheuern 351,5 ; entstellt durchAussatz 234,4; entstellt durchAngst 357,34 f.; vgl. 368,7 ff.;Jesus376,14 f.wendet — vom AbtrünnigenGes<strong>in</strong>de 283,23; 297,35 f.; 368,6 ff.;s. auch Fam ilieGestank, <strong>des</strong> Aussätzigen 234,4; <strong>des</strong>Höllenbrunnens 242,11; der verwesendenWelt 396,9; s. auchTeufelsgestankGewalt, droht Toter an 356,20 f.;vorgetäuscht von Sklaven , dieHerr<strong>in</strong> retten,405,5 ff.Gewand, der Nächstenliebe 265,16;armseliges, wird Kleiderpruuk vorgezogen342,23 ff.; s. auch KleidGewicht, Golderz wiegt fünf Pf<strong>und</strong>291,17Gew<strong>in</strong>n erlügen 380,12Giftige Schlangen, Krokodile 408,38Giftmord 352,9 ff.Glanz, himmlischer, 232,17; 236,12;373,15;Glaube, Ist der Christenglaube derwahre? 286,29 f.; se<strong>in</strong>e Wirkung382,26 ff. ;verleugnen 282,1 1 ff.;319,17; 327,19 ff; 374,40 ff'.


448(rlaubcnsbekenntnis e<strong>in</strong>er Dirne287,5 ff.Gleichheit, körperliche, zweier Fre<strong>und</strong>e339.17 f.Gleichnis kündet Himmelsfreuden368,23 f.Glocke <strong>des</strong> Gerichtes 336,6 ff.Glosse, deutsche, 257,17; 257,20260,17; merum = v<strong>in</strong>um 291,22eventrare = eviscerareem<strong>in</strong>us = a remotis 306,13;298,11 ff.via velstrata 306,19; castrum sive palacium331,3; solatur, id est occultatur331,61; zur heiligen Schrift364,8 ff. ; 380,10ff.; 380,29; 382,3 ff.;391,33 ff.Gold, <strong>des</strong> Paradiesesschlosses 347,30;br<strong>in</strong>gt Verderben 351,27 ff.;Teufelspakt erworben 397,12durchGoldene Schrift 229,22; 318,1 ; 360,29 f.Goldenes Senatorenhaus 405,12 f.Golderz am Rhe<strong>in</strong> 291,13 ff.Goldr<strong>in</strong>g s.R<strong>in</strong>gGonofeso, <strong>in</strong> — (?) 350,6Gott, Unendlichkeit 323,7ff.; als Richter367,13 ff.; <strong>in</strong> der Hölle verflucht230,25; <strong>in</strong> Aussätzigengestalt335,23 ff. ;als armer Greis 347,10 ff.;— scliützt die Se<strong>in</strong>en 341,1 ff.;spricht mit entrückter Bader<strong>in</strong>401,21 ff.Gottesdienst 308,11; am Karfreitag255,15; von Vater angeraten 341,5;377,10 ff'.; s. auch Hochamt,Messe, OfficiumGottesgericht straft Verleumder341.18 ff.Gotteslästerung 241,17: s. auch BlasphemieGottesurteil als Beweismittel 331,21 ff.;339,36 ff.; 362,25 ff.Gotteswort s. P r e d i g t, W o r t G o 1 1 e sGötzenpriester249,5 ff.Grab, <strong>des</strong> Ermordeten 235,7 ff.; <strong>in</strong>Klosterkirche 253,16 ff.; Märtjrergrab276,17: <strong>des</strong> Geizigen <strong>in</strong>Flammen 296,4; e<strong>in</strong>es Klostergründers317,23 f,; Sakramentstrahlt aus dem — 326,16 ff.; <strong>des</strong>Königpaars von Sohn besucht348,11 ff. ; der Braut dem Königssohngeöffnet 348,12 ff.; mit Lilie360,29; Trajans 370,16 f.; öffnetsich <strong>und</strong> schließt sich 235,8 ff.;geöffnet 318,1; 353,1 ff.; 360,31 f.Gräber,Sünder büßt an — 341,28 ff.Grabgewölbe 348,14 ff.Grabmal von Engelshand 257,8Grabschändung 294,30 ff.Grabstätte im Kloster 294,29Grabwerkzeuge 294,30Graeca historia, Quelle 407,24Graf, Mörder <strong>und</strong> Ehebrecher 235,2 ff;sündiger, 241,30 ff.; <strong>in</strong> Höllenpe<strong>in</strong>242,14 ff.; will Nonne entführen248,8; rettet unschuldige König<strong>in</strong>254,10; verfolgt unschuldige Frau254.13 ff.; aussätziger, 254,32; bedrücktArme 256,7;schont Marienmädchen317,1 ff. ;Re<strong>in</strong>oldus 336,31Vater <strong>des</strong> Amelius 339,16; liebtH<strong>und</strong> mehr als die Pferde 381,32 f.;dom<strong>in</strong>us prov<strong>in</strong>cie, rächt se<strong>in</strong>enBruder 41 1,33 ff.; junger, entehrtJungfrau 336,34 f.Gräf<strong>in</strong> heiratet ihres Gatten Mörder235,3 ff.Grashalm, wenn alle — Schreiberwären usw. 274,14Gregorius, Dialogus als Quelle 279,29;zitiert 364,20 ff.; 364,34 ff.; 377,18f.;386.14 f.; 388,4 f.; lacht bei derMesse 258,11 ff.; tauft Trajan370,9 ff. ; zu se<strong>in</strong>er Zeit lebt derEremit Romanus 384,22 ff. ; aufdem Ste<strong>in</strong> 296,17 ff.Greis, büßt Unzucht 298,24 ff.; verkauftWeisheiten 332,15 ff.; vonWeib versucht 333,4 ff.; Eremit337,25; Gott als — 347,11 ff.;Jüngl<strong>in</strong>g wird — vor Schreck 375,20Griffel <strong>und</strong> Tafel der Schulk<strong>in</strong>der 297,9


449Gr<strong>in</strong>dige gepflegt 401,10Grisei monachi 360,14; s. auch ZisterzienserGrube für Gefangene 312,17; Arme<strong>in</strong> — stürzen 397,30 ff.Gründonnerstag 338,20Gruß, der Ehebrecher<strong>in</strong> für Eheweib320,10 f.; <strong>des</strong> Ritters vor Dame395,29 f.Gutsherr 341,16; 378,27 f.Haare, weiß nach Vision 283,22;ausgerauft im Schmerz 297,29Habsucht 250,19 f.; 352,1 f.; <strong>des</strong>Hun<strong>des</strong> 38 1,38 ff. ; <strong>des</strong> Fuchses 382,34Hahnenschrei, Zeit der Matut<strong>in</strong> 309,4;Teufelsfahrt beendet vor — 375,28;398,7 ff.Ha<strong>in</strong> <strong>des</strong> Paradieses 347,28Hals, gewürgt vom Teufel 260,14;gebrochen durch Teufel 325,15 f.;412,14Hamletmotiv 235,1 ff.Hände, waschen vor dem Mahl 356,25 f. ;aus Gräbern gestreckt 393,29 ff. ;duftenw<strong>und</strong>erbar 401,29 ff.Handtücher mit S<strong>in</strong>nspruch 332,27Häretiker 300,36Hastiludium 395,20; 395,35Hauptkirche e<strong>in</strong>es Klosters 291,35 f.Haus, <strong>des</strong> Trajan 370,10 ;von Kristall405,17; voll Spiegel 405,13 ff.; derPhilosophen 405, 16 ff. der Veteranen405,19 fi'.; öffentliches, s. FreudenhausHausdach vom Teufel mitgenommenHeide, gerechter, wird selig 369,32 ff.;kommt <strong>in</strong> den Limbus 370,8 f.Heidenjungfrauwird Nonne 322,30 ff.Heidensieg über Ohristenheer 374,29 ff.Heilige <strong>in</strong> Vision 402,2 ff.Heiligenreliquien s. ReliquienHeiligenverehrung 283,12; 315,1Heiliger Geist s. GeistHeiliger Prediger 245,9Heiliges Feuer, Seuche 285,1Heiliges Grab 291,34; 374,10Heiliges Land 253,30Heilkräuter 268,24Heilung, w<strong>und</strong>erbare, 232,2; 234,33;237,19;293,10; wider Willen 340,30ff.He<strong>in</strong>rich, armer, s. AlbertusHeirat e<strong>in</strong>er Königswitwe 297,21 ff.;e<strong>in</strong>es Jüngl<strong>in</strong>gs auf Freun<strong>des</strong>rat374,24 f.Herren aus Angst belogen 380,15 ff,Herrendienst angeraten 34 1 ,5; 377, 3ff.Herr<strong>in</strong>, unsere, Maria 283,5; 285,15;288,13; 292,23; durch List vonSklaven gerettet 405,1 ff.Herr<strong>in</strong>nen wählen 279,6Herrschaft der Bösen , warum ? 4 1 0, 1 9 ff.Herz zerspr<strong>in</strong>gt vor Liebe zu Christus229,17; Baum wurzelt <strong>in</strong> — 318,3 f.;<strong>des</strong> Wucherers — beim Schatz353,20; Sitz der Süßigkeit 381,14;Schießen nach dem — <strong>des</strong> Vaters390.11 ff.Heuhaufen, brennend, <strong>in</strong> den der Rauchzurückkehrt 379,15 ff.Hibernia 239,18; 259,2Hieronymus zitiert 364,8; 365,1 ff. :305,10 f.Häuser, drei,der Römer 405,10 ff.372,5 ff.; 381,35 ff.; 392,28 ff.;393.12 ff.Hausmagd, geistliche, Motiv, 401,4 ff.Haustür vor Totem Gast verschlossen356,14 ff.Hausvogt s. VerwalterHaut rauh wie R<strong>in</strong>de nach Vision283,21Heer, aus Pilgern 374,29; gegenRäuber 411,33 0'.Klapper, Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong>Hil<strong>des</strong>heim, Gründungssage 321,4 f.Himmel, verheißen 256,4 f.; Wennder Himmel war Papier 274,1 3 ff.— Hölle, Fegefeuer 394,15f.; Mariafährt zum — 280,25; Klausner<strong>in</strong>will der Teufel zum — führen348,29 ff.Himmelsbrunnen 264,3429


450Himmelsfreuden 237,1 ff.; 245,3 ff.264,31 ff.; 274,13 ff.; 274,16 ff.311,5 ff.; 368,16 ff ; 368,23 ff.; 371,5s. auch GlanzHimmelsharmonien 280,9Himmelskirche 264,31Himmelskönig<strong>in</strong> 280,1Himmelsmahl 275,6Himmelsreigen 272,14; 274,1 ff.;274,18; 280,2Himmelsspeise 316,5 ff.Himmelsstimme 252,27; 255,6 f.;314,9 f.; 335,8 ff.Himmelswohnungen 405,25 ff.H<strong>in</strong>richtungdurch Hängen 361,4 ff.Hirsche, feiste, 239,30; 387,8 ff.;magere 239,28; 387,12 f.Historia Britonum, Quelle 410,7Historia Ecclesiastica, Quelle 238,2;260,5Historia graeca, Quelle 407,24Histriones 389,14Hochamt am Weihnachtsfest 360,3Hochmut führt zur Hölle 325,12 ff.;412.4 ff.Hochzeit, königliche, 331,7;Hochzeitsschmuck 294,27 ff.Hochzeitstag 322,12 ff.; 330,26Hof, <strong>des</strong> Amelius 340,14;347,7 ff.;königlicher,gemieden 409,14 ff.; Feste 363,8 f.HöfischesGespräch 395,30 ff.Höhle, feurige, <strong>des</strong> Salamanders382,22Höllen-Bad 230,7 ff.; -Bett 230,10 ff. ;-Brunnen 230,28; 242,10; 292,18ff.;-Fahrt 356,2 f. ; 371,9 ff.; -Feuer262,29; 367,18; -Fürsten 313,14s.auchOberteufel; -Kelch 230,12300.5 f.; -Lärm 230,29; 313,14-Musik 230,16; -Ofen 373,23; -Pferd263,2; -Qualen 230,8 ff.; 251,5 ff.253,18 f.; 262,27 ff.; 292,21 ff.306,23 ff.; 373,20 ff.; 393,30 ff.-Rachen 292,33; 313,13; 313,20 f.-Schl<strong>und</strong> 383,27; -Stank 373,23-Strafe, der Pfarrer 250,16 ff.; fürverschobene Buße 265,25 ff. ; derLieblosen 267,11 ff.; der Geizigen296,1 ff. ; schlechter Priester299,36 ff.; s. auch Jenseitsstrafe;-Trank 230,13; -Ziege 263,4 f.; —s. auch Teufels . . .Holzsammler <strong>in</strong> Vision 385,33 ff.Holzspalten , klösterliche Bußübung244,6Homagium dem Teufel geschworen282,9ff.; 319,16; 327,19Honig, süß wie — 239,32;Beredsamkeit261,10Horoskop 406,14 f.Hose s. FemoraleHospital, gegründet 284,3; im heiligenLande 309,16 f.Hospiz für Arme 346,24Hostie, Christk<strong>in</strong>d <strong>in</strong> — 278,15 ff.;von Taube entführt 309,6 ff. ; s.auch SakramentHugo a S. Victore zitiert 366,34 ff.Humbel<strong>in</strong>e, fälschlich dafür Scolastica310,24H<strong>und</strong>, Eigenschaften 240,20 ff.;381,31 ff.; Schmeichler gleicht —380,36 ff.H<strong>und</strong>e, auf der Jagd 267,11; streitenum Knochen 381,38 f.; von Fuchsgetäuscht 383,1 ff.; fliehen Krokodile408,36 ff.H<strong>und</strong>eauge sieht nachts 381,9H<strong>und</strong>ertfach vergolten 245,6 ff. ;346,17 ff.Hünd<strong>in</strong>, trächtige, 379,25 ff.H<strong>und</strong>smaul gleicht Predigerm<strong>und</strong>240,20 f.H<strong>und</strong>szunge heilt 240,21Hungerjahr 258,2Hymnus zitiert 272,12; 391,38; imHimmel 371,5Identifizierung <strong>des</strong> Angeklagten281,15 f.Idiot s. UnwissenderIllum<strong>in</strong>ator für Gebetbuch 295,6


451Illustiibiis, liber de — Quelle 264,26,Inclusa s. Klausner<strong>in</strong>Inschrift, w<strong>und</strong>erbare, 229,22; 257,10;317,36 ff.; 360,29f.; an Philosophentor406,34 ff.Insel, Aussetzungsort 254,7Instrumentalmusik 406,16 f.Inzest 296,18 ff.; 318,12; 358,19 ff.;397.25 ff.Isaias zitiert 230,10; 308,25 ff.;383.26 f.; 409,6Isidorus zitiert 390,41 ff.Jagd 259,31; durch die Felder derArmen 267,10Jagdhof mit Kapelle 282,18 f.Jagdh<strong>und</strong>e 267,11; 387,7 ff.; 400,15Jagdlust, Buße für — 247,23Jagdschaden 400,14 f.Jäger, ihre Vision 387,5 ff.; — setztAffennach 392,12 ff.Jahresanfang an Allerheiligen 311,3Jahrmarkt von König besucht 332, 13 ff.Jähzorn e<strong>in</strong>es Eremiten 354,2 ff.Jakobskirche, <strong>in</strong> Köln 287,27; <strong>in</strong>Magdeburg 327,27Jenseitsaufenthalt,dreih<strong>und</strong>ert Jahre348,10; h<strong>und</strong>ert Jahre 360,4Jenseitsfahrt357,5 ff.Jenseitsqualen 293,15 ff.; 31 1,20 ff.;357.27 ff.Jenseitsstrafe, bis zum Weltgericht241,20; Erlösung aus — 268,13;für Völlerei 357,28 f.; für Unzucht373,20 ff.Jenseitsvorstellungen, Kirche <strong>und</strong>Gottesdienst 359,35 ff.; Limbus370,8 f.; s. auch Berg, Blume,Brot, Brunnen, Erlösung, Ersche<strong>in</strong>ung,Essen, Fackeln,Feuer. . ., Flammen, Gericht,Himmel, Höllen..., Paradies,Sch<strong>in</strong>den, Seelen, arme,Teufel, Verdammter,Jenseitszustand offenbart 274,5; s.auch VisionJeremias zitiert 272,8Jerusalem 291,33f.; 374,9ff.; s. auchHeiliges Grab, Heiliges La ndJesus, Nazarenus 276,21; läutertJungfrauen 264,39 ff ;verzeiht aufMarias Bitten 282,22 ff. ; 367,20 ff.;— <strong>und</strong> Maria bei Geschäft angerufen291,18; rettet Nonne vorHölle 367,3 ff.; K<strong>in</strong>d — wendetsich von Abtrünnigem 376,14 f. ;verzeiht ihm 376,29Job 234,3; zitiert 383,7 ff.Joculatores 389,15Johannes, Apokalypse zitiert 380,25 ff. ;380,35 ; Erbe Christi 39 1,26 ff. ; erteiltFriedenskuß <strong>in</strong> Vision 402,19 f.Johannes,Eremit 387,21 ff.Johanniterorden 377.3 f.Joseph, ägyptischer, 304,29Josephsehe 233,20; 251,19; 253,29Jov<strong>in</strong>ianus, König im Bade 259,1 ff.Judas 383,14; 390,31 ff'.; se<strong>in</strong>e Genossen378,8Jude, verhöhnt Ritter, geohrfeigt,verklagt ihn 281,12 ff.; schmähtMaria 281,13; Geldverleiher 282,7;vermittelt Teufelspakt 282,5 ff. ;319,12 ff.; durchsticht Christusbild324,10 ff'.; durch Sakramentsempfangbekehrt 325,19 ff.Juden, befe<strong>in</strong>den Mariensänger 300,36;töten Mariensänger 301,15 f.Juden-Bad 326,32 ff.; -Bekehrung278,26 f.; 301,5 f.; 301,218ff.;307,17 f.-Bischof 326,35; -Eltern 326,27-Knabe im Feuerofen 278,9 ff.326,20 ff. ;— Richter 307,8 f. ;-Streit 307,7 ff.; — Frevel amChristusbildJugend, ewige,307,4 ff.im Paradies 311,25 f.;zurückerhalten 376,38 ff. ; suchtAdler <strong>in</strong> der Sonne 409,31 fl.;Phönix im Feuer 410,2 ff.Juliana, Nonne 244,46suchtJulianus Apostata 268,26; 276,1 ff.Julius Sextus, libro V, als Quelle 409, 1329*


452Jünger Christi vor Gold gewarnt351,26 ff.Jnngfrau, mit K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Vision, Maria270,4 ff.; Bot<strong>in</strong> Marias 359,31 ff.;Lohn der — 237,2ff.; 274,1 ff.;gelobt Keuschheit 294,18 ff.; ihreSchönheit 317,2 f. ;edle, im Kloster243,27; 248,7; vor Entehrung bewahrt317,2 ff.; entehrt 336,34 f.;Teufel als — 403,21 ff.; s. auchNonneJungfrauen, himmlische 231,29;306,11; 311,6; 359,37; 394,30ff.Jungfrauengeburt prophezeit von Sybille269,11 f.Jungfrauenkloster 243,26; 322,27; s.auch Klo st erJungfräuliches Blut heilt Aussatz234,17 f.Jungfräulichkeit gelobt 231,9 f; 317,6;322,23 ff.; ihr Lohn 264,25 ff.;w<strong>und</strong>erbar beschützt 402,20 f. ; s.auch KeuschheitJüngl<strong>in</strong>g, Engel 265,14; 321,8;322,16; 371,25; Asmodeus396,27f.;Mönch 242,27; 309,19; geheilt durchMaria 285,19 ff.; gerettet vordemTeufel 329,2 ff.; vom Teufel verführt349,13 ff.; vom Teufel überdas Meer getragen 374,1 ff. ;durchVision bekehrt 400,2 ff. ;von Engelgetötet 412,33 ff.; ohne irdischenVater 410,9 ff.Jüngl<strong>in</strong>ge, tugendhafte 339,25 f.;weltlich ges<strong>in</strong>nte 279,5; 333,7 ff.Juppitergewand 344,13Justitiarius 336,30H s.auch CKaiser verehrt Marienreliquien320,22 ff.Kaiserhof, zu Konstant<strong>in</strong>opel 334,25;Philosoph <strong>in</strong> schlechten Kleidernabgewiesen am — 345,17Kalkbrenner <strong>in</strong> Fridol<strong>in</strong>sage 378,16 ff.Kammer <strong>des</strong> Armen 354,27Kämmerer 229,27; 252,21; 254,6;377.24 ff.; s. auch DienerKammermagd berät ihre Herr<strong>in</strong>296.25 ff.Kapelle 231,8; 282,19 f.; aus Wachs289,7 ff.Kapitol 344,14Kaplan 242,4; 331,8 ff.; s. auchCapellaniKard<strong>in</strong>äle wählen Papst 298,4Karfreitag, ke<strong>in</strong> Reisetag 255,13;Besuchder Kirche 255,14;Verzeihunggewährt am — 256,1 ; religiöseÜbungen 3 14,26 ff.; W<strong>und</strong>er 364,4 ff.Käse im Kloster gemieden 243,29Katzen, schwarze, Dämonen 306,19 ff.Kaufgeld für die Seele verzechen355,18 ff.Kaufleute lügen leicht 380,13Kaufmann, Teufel, versucht Ritter266,10 ff.; reicher, läßt lustigenArmen Geld f<strong>in</strong>den 388,18 ff.Kaufpreis für Weisheiten 332,19 ff.Kelch 242,17 f.; von Taube ausgetrunken309,6 ff.; s. auch HöllenkelchKeller, Teufelsbeschwörung im —327,13 ff.Kerker angedroht 366,1Kerze, geopfert 283,14 ff.; bei Begräbnis286,18 ff.; w<strong>und</strong>erbare,303,6 ff.; 347,1Ketten der Verdammten 242,12; 253,4Keuschheit, ihr Lohn 252,1 ff.;273,9 ff. ; der Predigermönche vonMaria beschützt 277,25 ff.; Mariazu Ehren 279,2 f.; Gelübde e<strong>in</strong>esRitters 273,11K<strong>in</strong>d, Jesus 385,21 f.; von Engel erwürgt321,22 1; 412,38 ff.; vornehmes296,31K<strong>in</strong>der, ermordet318,13ff.; acht, sollenertränktwerden 277,1 ff.;gefährdendas Seelenheil der Eltern 322,1 ff.;371,13 ff.; 374,10 ff.; 413,25 f.K<strong>in</strong>derblut heilt Aussatz 340,25 ff.


453K<strong>in</strong><strong>des</strong>aussetzung 296,26 ff.Kirche 261,6; 308,3 ff.; im Jenseits264,31; 359,36; Nacht <strong>in</strong> derKirche zur Buße 266,7 ff. ;Marias geweiht 276,12;zu Ehrene<strong>in</strong> Judenknabe<strong>in</strong> der — 278,11; Gebet <strong>in</strong>der — 279,13; Begräbnis e<strong>in</strong>esRäubers <strong>in</strong>der — 286,21; Marienbild<strong>in</strong> der — 288,15; Gründerbeigesetzt<strong>in</strong>der — 291,35 f.;Teufelvor der — 329,8 f.; <strong>in</strong> Vision367,14 ff.; s. auch KlosterkircheKirchen, zwei, bedient von e<strong>in</strong>emPriester 359,27; zerstören 397,17Kirchenbau, durch Grafen 257,6 ; durchBienen 289,7 ff.;zu Ehren Marias291,30 f.; durch Kaiser 321,4 f.Kirchenbesuch macht reich 338,33 ff.Kirchen fürsten, ihr Sitz im Himmel406,1 f.Kirchenhut, Pflicht e<strong>in</strong>er Nonne 284,7Kirchenrecht verbietet Begräbnis <strong>des</strong>im Turnier Gefallenen 317,19Kirchenschätzo gehören den Armen276,5Kircheuschlüssel 290,7Kirchenvorhalle mit Marienbild 288,7Kirchhof 317,19; 326,8 ff.; 356,6 f.;360,27; 362,21 ff.Kirchturm 289,17Kirchweihfest 285,5; 293,25Klage, der Verdammten 242,10;242,23; 375,26 ff.; der Schlange336,17 ff.Klause 257,17Klausner 257,17 f.Klausner<strong>in</strong> 277,22 ff.;348,18 ff.Klausnertum Gott nicht gefällig257,17 ff.Kleid, armer Seele 310,15; weißes316,23; an Armen geschenkt 335,7 ff.;aus Palmenblättern 349,16Kleider, als Geschenk 234,18;machenLeute 345,16 tf.; zerreißen ausSchmerz 297,29 ff.Kleiderprunk verachtet 310,25 ff.;342,18 ff.Kleidung, vornehmer K<strong>in</strong>der 296,31;kostbare 322,15; 365,22Kle<strong>in</strong>ode 279,6; 397,13Kleriker, gelehrter 263,21 ; reitet 288,6;ist Gottes Erwählter 345,6 ff.;weltlicher237,21 ; entführt Nonne 290,4;verführt Nonne 367,4 ff. ; Vertreibungder — , Bed<strong>in</strong>gung imTeufelspakt 397,16Klippe alsBüßerort 297,40 ff.Kloster 354,2; 361,19; derBenedikt<strong>in</strong>er247,17; <strong>des</strong> hl. Bernhard 310,26der Grisei 360,14; s. Ägidii 334,6Nonnenkloster 243,26; 274,2; 280,26285,4;290,2; 291,29 f.; 292,2; 294,19322,27; über Grafengrab 317,22 ff.der Eremiten 338,21; Unterkunftfür blöden Magister 350,6 ;belagern384,2 ff.; von Fürst begünstigt384,17 ff.Klosteraustritt freigestellt 384,4 ff.Klosterbäckerei331,35 ff.Klosterbruder sucht E<strong>in</strong>samkeit auf354,2 ff.Klosterdienste, niedere 244,5 ff.Klosterdotierung durch Ritter 29 1,30 ff.Klostere<strong>in</strong>tritt 239,13; 244,2; 315,24;331,35 f.; 361,14 f.Klostergründung 232,5; 255,4; 263,27;275,14; 277,16; 291,30 ff.; 317,17;348,7Klosterhierarchie 316,6Klosterkapitel 348,9Klosterkeller 316,3Klosterkirche 253,16; 362,1Klosterkost 315,26; 324,25 ff.Klosterküche 316,3Klosterleben243,27 ff.Klostermahlzeit 316,4 f.Klosterpforte 290,13; 335,23 f.Klosterprivilegien 348,9Klosterregel gemildert 316,1 ff.Klostersitten 238,9 ; 284,15 ; 316,14 ff. ;338,19 ff.


454Klüstcrtracht 315,25Klosterzorstörung angedroht 248,10KluniazcnsGiklostcr gegründet 348,7Knabe, w<strong>und</strong>erbarer, am Meeresstrande250,26 ff. ;geflügelter, Bild <strong>des</strong> Sol406,12 ff.Knabenschar verfolgt Toren 259,19Kneipe 355,12Knie beugen im Gebet 281,11; 288,9Knüttel für Maultier 352,14 f.Kochlöffel, Meer ausschöpfen mit —250,28Köhlerknechte <strong>in</strong> Fridol<strong>in</strong>sage 341,12Kolleg über Paulusbriefe 349,33Kommunion, vor dem Tode 242,2;242,25ff.; 272,33; 300,13; 306,18 f.;<strong>des</strong> Judenknaben 278,9 ff. ;der Eremiten338,19 ff. ;schützt vor Hölle357,4; mystische 402,1 8 f; unwürdige241,29 ff.König 239,13; 247,2; 247,26 ff.; 251,18253,27; 259,1 ff.; 322,8; 328,7 ff.330,19ff.; 332,13ff.; 336,2ff.; 341,3 ff.347,7; 365,14 ff.; 370,2f.; 371,18 ff.379,1 ff.; 389,25 ff.; 396,19 f; 410,7ist ärmer als Bettler 345,8 ff. ; dernie lachte 363,2 ff. ; läßt sich <strong>und</strong>se<strong>in</strong>em Sohne ans Gerechtigkeit e<strong>in</strong>Auge ausreißen 370,3 ff. ; mit Schatzturm407,30 ff.; s. auch FürstKönig<strong>in</strong>, büßt252,2ff.; keusche 253,28;tritt <strong>in</strong> Kloster e<strong>in</strong> 255,4 ; der Untreuebeschuldigt 341,9 ff. ;378,3 ff.die den Marschall tötete, 330,19 ff.von Teufelsvertrag gerettet 396, 18ff.Königsbraut entehrt 330,30 f.Königsbruder, verbrecherischer253,31 ;aussätziger 254,39; weltlicher363,7 ff.;Königsburg, Kloster an ihrer Stelle348,6 f.Königsmörder 255,10Königspruuk <strong>des</strong> Teufels 327,15 ff.Königssohn, sucht Mörder <strong>des</strong> Vaters255,12; Inzest mit Schwester296,20 ff.; im Paradiese 347,7 ff.;blendet Sohn e<strong>in</strong>er Witwe 369,29 ff. ;studiert <strong>in</strong> Paris 396,20 ff.Königstochter, Preis für Rätscllösung239,14; heidnische, von Engel entführt322,8 ff. ; wird mit Ameliusvermählt 340,8 ;dient Kranken402,10 XKönigswitwe, von Adligen zur Ehe gedrängt297,21 ff. ;erhält z<strong>in</strong>sloseStadt396,21 ff.Konstant<strong>in</strong>opel 324,10; 334,26Kopf,abgeschlagener,beichtet400,24ff.Aussätzigem gewaschen 235,27 ff.Korb, <strong>in</strong> dem K<strong>in</strong>der ertränkt werdensollen277,6 ff.Körper, Spiegel der Seele 308,2 ff.Kranke, w<strong>und</strong>erbar geheilt 271,3;285,15ff.; 307,15f.; gepflegt264,16f.;401,10Krankendienst, Bußübung 309,16Kranker, Fürstensohn 263,29 ; Mönch346,9 ff.Krankheit, e<strong>in</strong> Jahr lang 305,13 f.;ist Seelengew<strong>in</strong>n 314,13 ff; Vision<strong>in</strong> — 402,30 ff.; 403,5 ff.Kranz der Jungfrauen im Himmel237,15; 274,20; goldener, Schmucktoter Jungfrau 294,28 ;373,16; s. auch KroneKraut heilt Aussatz 254,27 ff.der SeligenKreis, mit Himmelsblüte gezogen237,17; 275,2; <strong>des</strong> Teufelsbanners327,14Kreuz, goldenes, 291,32 f.; Gebet vor— 325,4 ff.Kreuzbild, bluten<strong>des</strong> 307,3 ff. ; 324, 1 3 ff.Kreuzeszeichen dem Bischof vorangetragen266,8; 266,27Kreuzherren s. C r u c i f e r iKreuzverehrung 256,2Kristall, klar wie — 264,34 ; Haus aus— 405,17; — Himmel 406,3 ff.Krokodile 408,36 ff.Krone, vom Teufel vor dem Saki'amentabgelegt 327,23;siebenfache, Lohn<strong>des</strong> Gehorsams 337,24 ff. ;der Jung-


455frauen im Himmel 264,35 ff ; s.auch KranzKröte,auf Schlangeneiern 336,22 f.;spr<strong>in</strong>gt Undankbarem <strong>in</strong>s Gesicht343,14 ff.Krug ohne Boden <strong>in</strong> Vision 385,31 f.Küchengeräte waschen als Bußübung244,5Küchenjunge, frevelhafter 330,33 ff.Kuh verschenkt von Armem 346,18 ff.Kuhhaut, Teufel mit der - 258,16Kuß 243,13; 246,16; 262;14; 315,14 f.;340,21Küster s.Sakristanliachen, <strong>in</strong> der Messe 258,13; e<strong>in</strong>esSterbenden 346,9 ff. ;König, der nielachte 363,5; Sitz <strong>des</strong> — <strong>in</strong> derMilz 381,20; Seele lacht im Fegefeuer399,10 ff.Lade, archa, von Engeln getragen232,19Lager, goldene, im Paradies 311,24Laie wird Mönch 317,28; Laien zusündiger Ehe drängen,Bed<strong>in</strong>gung<strong>des</strong> Teufelspaktes 397,17 f.; Sitzder guten — im Himmel 406,5 ff.Laienbrüder 360,21 f.Lamm <strong>in</strong> Vision 240,1 ff.Land, unbekanntes, Jenseits 364,18 f.Langmut Gottes hat e<strong>in</strong> Maß 265,28 ff.Langobardia 270,10; 384,23Lanze 297,21; 331,24 ff.; 363,20 ff .Last, obgleich zu schwer, noch vermehren385,33 ff.Late<strong>in</strong>, versteht Dirne nicht 287,12 f.;Maria lehrt Ungebildetem — 275,25Laterankleriker 280,28 ff.Laurentius, Kandidat für Papstwahl293,7 f.Läuterungs-Brunnen 264,34;— Ort31 1,20 ff.; 357,7 ff.; 399,7 ff.; s.auch Fegefeuer; — Trank 265,1Leben, geme<strong>in</strong>sames, gelobt 316,13ff\;zweier Eremiten 343,22 ff.Lebenswasser 265,1Leber, Sitz der Liebe 381,22Lehnseid s.HomagiumLehrer, Gott beruft die — 345,5 ff.Leib Spiegel der Seele 308,2 ff.Leib <strong>und</strong> Seele dem Teufel verschreiben397,6Leib Christi s. Kommunion,SakramentLeiche, Speise der Würmer 364,23 ö.Leichenberaubung 294,30 ff'.Leichenfeier der Mönche 253,17 f.Leichenkleid aus Seide <strong>und</strong> Wolle294,28Leichnam, von Maria <strong>in</strong> Purpur gehüllt286,24; <strong>des</strong> Ermordeten <strong>in</strong>Fluß geworfen 330,35 ff. ;e<strong>in</strong>balsamieren353,20-f.Leiden, se<strong>in</strong> Lohn 246,1 ff.:notwendigzur Seligkeit 247,10Le<strong>in</strong>entuch, Maria trocknet mit —Gesicht sterbender Witwe 306,12Le<strong>in</strong>enzeug mit S<strong>in</strong>nspruch 332,26Lepra s.AussatzLesen, Hofbarbier kann — 332,30Libri miraculorum, Zisterzienserquellc383,34Licht, bei Teufelsbeschwörung 327,15;w<strong>und</strong>erbares 231,27; 235,19; 346,27;s. auch GlanzLichtengel, Teufel als — 348,17 ff.Lichterweihe im Himmel 303,3 ff.Lichtmeß, Vision an — 302,23 ff*.;Dirne sündigt nicht an — 367,7 ff.Liebe, mystische, 229,10 ff. ;331,34 ff.;ehebrecherische 235,1 ff.; ihr Sitzdie Leber 381,22Liebesbrief 248,9Liebesgedicht, Kleriker schreibt —237,23Lieder, ihr Höllenlohn 230,20 ff.Lilienblätter mit Ave 360,29 f.Limbus 370,8 f.; 410,14Lippen, abschneiden, Selbstverstümmlung231,13;Ölung 328,8salben bei der letztenList 331,5 f.; 333,10 ff.; 339,35 ff'.


456350,10ff.; 382,36; 384,7 ff.; 384,30ff.;s. auch TeufelslistLitanei 276,10Logik, wahre, Christus 251,15Lohn der Welt 237,20 ff.; 396,13 ff.Lombardei s.LangobardiaLong<strong>in</strong>uslegende 391,11 ff.Lösegeld 312,17Lösegewalt <strong>des</strong> Papstes 359,15 Ö\Lot im Vergleich erwähnt 316,24Lucca civitas 339,19Lucifer 230,2; 319,19 f.; 397,11Luftfahrt mit dem Teufel 375,4 ff.;398,7 ff.Lüge, sieben Arten 379,9 ff.; trifftden Lügner 379,30 ff, ; meiden zurBuße 411,24 f.Lügenmärchen sündhaft 380,7Lukas malt Marienbild 280,13 ff.Lunge Sitz der Rede 381,16 ff.Lupaner 299,3; s. auchFreudenhausLux fulgebit, zweite Weihnachtsmesse359,30Macht, weltliche, beneidet 345,10;vergänglich 364,21.Mädchen lehrt Blödem die Bußpsalmen350,6 f.Magd, edles Mädchen als — 231,15 ff.Mägde, Christi, Nonnen 281,1Magdeburg 327,10 ff.Magi um Rat gefragt 4 10,9 ff.Magister 250,24: 271,5 ff.; 277,20;317,32; 319,1; 349,31; 360,22;Nigromant 327,17 ;Schüler belügenaus Angst — 380,15 ff.Magister latronum s. Raube rhauptma n nMagisterwürde überragt jede andereWürde 345,5 ff.Magnaten 363,9; 369,36 ff.Mahl im Paradies 311,27 f.; 348,1 ff.Mailand 352,24Ma<strong>in</strong>z 241,14;Maiores terre370,24 ff.390,6 ff.Makarius,Eremit 370,24 ff.Makrobius, Quelle 406,10Maler 273,13; 295,2 f.Mann scheuert se<strong>in</strong> geschm<strong>in</strong>ktesWeib 351,1 ff.Mann Gottes, Eremit 321,10Mantel, e<strong>in</strong>es Seligen 250,6; e<strong>in</strong>esVerdammten 251,6; Marias weiter— 278,2 f.; 278,24 f.; 285,10;397,8 f.; s. auch FeuermantelMantelspange 288,11Maria, ersche<strong>in</strong>t mit demK<strong>in</strong>de 229,6 ff.;270,4 ff.; 270,16 ff.; mit dem K<strong>in</strong>dim Schoß, Bild 282,20; 376,19 ff.bittet ihr K<strong>in</strong>d 282,23 f.;376,16 ff.klagt Sünder bei Christus an 24 1,12 ff;402,31 ff.; 403,8 ff.; sitzt nebenrichtendem Christus 394,13 ff.; bittetfiu-Sünder367,25ff; 4l0,10f; rettetSeelen vor der Hölle 267,9; 292,33ff.;verjagt Teufel 376,33 f.; ersche<strong>in</strong>tam Christabend 23 1,29; heilt Kranke285, 15f.; läßt ihren Ritter bestatten286,20 ff. ; <strong>in</strong> Nonnengestalt 290,19von sündiger Nonne abgewandt292,25f. ;diente<strong>in</strong>emUiakon306,16f.;geleitet Mönch <strong>in</strong> Vision 385,30 ff. ;spricht mit entrückter Bader<strong>in</strong>401,33 ff.; Mutter der Barmherzigkeit231,9; angerufen <strong>in</strong> Not 276 12 ; belohntJungfrauen im Himmel 264,35;dankt Sequenzdichter 271,9 ff.;schützt Mönche 277,19 ff.;395,7 ff.;mit dem weiten Mantel 278,2 f.;278,24 f.; 285,10; 397,8 f. ;verehrtSakrament 306,14 f.; mit Purpurgewand327,7 f. ; im Himmel mitJungfrauen 311,5; als Herr<strong>in</strong> erwählt279,8; im Herzen — treubleiben bei Teufelspakt 282,13 f.;375,2 f.; ihre Schönheit 280,13 f.;359,33 f.; Lichtmeß 302,27 ff.; —Himmelfahrt 280,25; 385,Uff.; ihreHimmelsfreuden 302,9 ff.;Mitleiden364,9; Schmerzen 391,39 ff.; ihreTrostworte 231,30 f.; anrufen, Rate<strong>in</strong>es Vaters 374,22 f.


457Marienaltar 290,5; 319,25Marienbild 273,13 ff.; 280,12 ff.;288,7 f.; 288,15 f.; 319,24; 361,20;369,3 ff.; 376,13 ff.Mariendienstaufgekündigt von Eheweib320,8 ff.Mariengebet s.GebetMarienhoren 275,16Marienhymnus, Entstehung 288,3 ff,Marienkapelle 229,6Marienkirche367,14 ff.Marienkloster 280,27; 285,4; 291,29 f.;376,10 ff.; 377,5Marienlob 269,4 ff.; beg<strong>in</strong>nt jedeTätigkeit der Mönche 395,9 f.Marienmirakel, Dank an Ritter, derMädchen schonte, das Maria hieß,273,9 ff.; Maria rettet ihren Maler273,13 ff.; gibt Slaven Auftrag fürBischof von Naumburg 275,10 ff.;Maria rettet Judenknaben 278,9 ff.;Thomas von Canterburj erhältBischofskasel 279,1 ff.; BekehrungMusas 279,29 ff.;e<strong>in</strong>äugiger Rittererhält das Augenlicht 281,8 ff.;abtrünnigerRittererhält Verzeihung282,1 ff.; M. setzt ihr K<strong>in</strong>d aufKorporale 284,6 ff. ;Wie das SalveReg<strong>in</strong>a vom Himmel kam 284,28 ff. ;M. belohnt Kleriker, der ihr Spangeschenkte 288,4 ff.; Beatrix 290,1 ff.;Ritterf<strong>in</strong>det Golderz 291,lff.; Nonnedurch Vision vor Entweichen bewahrt292,1 ff.; Bl<strong>in</strong>der geheilt300,35 ff.; Toter erweckt 301,16 ff.;M. kündet ihi*e Himmelsfreuden302,1 ff.; himmlische Lichtmeßfeier302,23 ff.; Mönch <strong>und</strong>:;Nonne ausStock befreit 303,17 ff.; M. dientarmer Sterbender 306,1 ff.; M. mehrtMönchen die Speise 316,4 ff.; M.sorgt für Begräbnis ihres Ritters317,1 ff.; Averitter 317,27 ff.; M.rettetSelbstmörder<strong>in</strong>318,9ff.;Theophilus319,4 ff.; M. versöhnt Eheweibmit Rival<strong>in</strong> 320,1 ff. ;368,33 ff.M. rettet Judenknaben 327,7 ff.;Weihnachtsmesse vorMaria359,26ff.;Avebeter 360,18 ff.; Ebbolegende361,lff.;Sakristangerettet361,17ff.;Nonne, die Dirne ward, gerettet367,2ff.;Teufelspaktgelöst374,lff.;399,15ff.; Räuber bekehrt 385,14 ff.;Priester aus Fegefeuer erlöst394.18 ff.; Mönche besprengt394,28 ff.; M. rettet Verehrer vorder Hölle 400,10ff.; Enthaupteterbeichtet 400,25 ff.MarienreliquienMarien sabbat,286,6 ff; 400,32320,22 ff.fasten zu Ehren MariasMariensänger, Bl<strong>in</strong>der 300,35 ff. ;Scholar 301,11Mariensequenz 271,4; 281,11; 319,5Marienverehrer 274,4; 275,11 f.279,30f.; 283,8; 288,5; 291,1 ff.292,2 f.; 360,25 ff. ; 361,2 ff'.361.19 f.; 384,24 f.; 400,3 f.;400,30 ff.Marienverehrung, ihr Anfang <strong>in</strong> derLombardei 270,10 ff.Marienwochentage 400,31 f.Maria, Name e<strong>in</strong>es Mädchens 273,4Maria Magdalena erwähnt 382,30Marius s. MartyriusMark, h<strong>und</strong>ert — Gold <strong>in</strong>sGrab <strong>des</strong>Wucherers gegeben 352,26 ff.;dreißig — von Armen gef<strong>und</strong>en388.26 ff-.Marschall holt Königsbraut heim330.27 ff".Martha läßt Christusstatue anfertigen268,16 ff. ; die Arbeit Marthas gehörtzu Marias Gebet 346,7 f.Mart<strong>in</strong>us, Name e<strong>in</strong>es Klerikers 345,7Märtyrer s<strong>in</strong>d die Ritter <strong>des</strong> Himmels311,12 f.Märtyrergrab <strong>in</strong> der Kirche 276,16Martyrius frater 260,18 ff.Matut<strong>in</strong> 309,3; 311,9 ff.; 362,2; 362,10Meer, ausschöpfen 250,27 ff.; Taufe


458durch Teufel im — 375,19 ff.;Gestade <strong>des</strong> - 400,23; 412,21Meilen, Wieviel — s<strong>in</strong>d es vomHimmel zur Erde? Rätsel <strong>des</strong> Teufels404,22 ff.Mendikanten s.BettelordenMensch, Kann e<strong>in</strong> — ohne Herzleben? 353,21 ff. ; Ke<strong>in</strong> — dem anderngleich,Rätsellösung 404,16 ff;Menschenblut heilt Aussatz 234,17;340,25 f.Menschheit Christi erhebt die Erdeüber den Himmel, Rätsellösung404,20 ff.Mercurius, Märtyrer, tötet Julian276,10 ff.Meretrix s.DirneMerl<strong>in</strong>sage 410,6 ff.Messe 258,17 ff.; 281,9: 302,31 ff.;310,13; 331,19 f.; 359,37 ff.; täglichanhören 3 4 1,6 ff.; 374,16 ff.; 377,7ff.;378,25 ff.; s. auch HochamtMessen, e<strong>in</strong> Jahr lang, erlösen vontausend Jahren Pe<strong>in</strong> 310,13 ff. ;detempore et de sanctis 393,20 ff. ;retten Seele 399,4 ff. ; dreißig, rettenSeele399,14 ff.Messer 318,17; 337,1 f.; 340,29; derTeufel371,36 ff.Miles s. RitterMilz, Sitz <strong>des</strong> Lachens 381,20M<strong>in</strong>nedienst 279,6 ff.; s. auch FrauendienstMiracula beate Marie als Quelle368,33; 374,2Mistdunst blendet 294,6Mitleiden Marias 364,9 f.Mitternacht, Marienersche<strong>in</strong>ung um— 285,9; Teufelsbeschwörung um— 327,14Mittwoch, Fasttag zu Ehren Marias400,31 f.Mönch, bekehrtRänber 286,4 ff.;vomTeufel aus Schande befreit 295,1 ff.;Marienverehrer hat Visionsündigt mit Nonne 303,18 ff.;302,2 ff'.;wirdRäuber 309,20; Jenseitsvision e<strong>in</strong>es- 311,2ff.; tröstetKranken314,l3ff.;lebt nicht nach Klosterregel316.2 ff. ; kann die Klostergebetenicht lernen 317,30 ff.; berät verstoßeneKönig<strong>in</strong> 331,20 ff. ;e<strong>in</strong>fältiger,im Backofen 331,36 ff.;ißt heimlich Fleisch 335,13 ff.;lacht sterbend 346,9 ff.; ist mehrals Engel 346,13 ff. ;geistlicherVater e<strong>in</strong>er Juclusa 348,19; erhältRat gegen Versuchungen 355,5 ff. ;vom Teufel ertränkt 362,2 ff.; siehtMaria das Kloster besprengen394,30 ff. ; sieht, wie Maria übernachlässigesGebet klagt 402,29 ff.;warnt Mitbrüder 402,36 ff.; s. auchCruciferi, Klosterbruder,MartyriusMönche begraben Verleumder <strong>in</strong>ihrer Kirche 253,16 ff.; Teufel verlangt,daß — zur Unzucht verleitetwerden 267,22 f.; Fürst bedroht —384,4; Vertreibung der — , Bed<strong>in</strong>gung<strong>des</strong> Teufelspakts 397,16 f.;Fische der — stehlen 400,14;Wohnung der — im Himmel 406,3 ff.Mönchskutte s. CiliciumMontpellier 354,15Moor s.ÄthiopierMoralia zitiert 377,14 f.Moralisation der Exempel 240,3 ff.269,16 ff., 312,27 ff.; 334,20 ff.358,10 ff.; 364,1 ff.; 366,5 ff.379,27 ff.; 382,23 ff.; 385,39 ff.387,26 ff. ; 390,26 ff. ; 392,26 ff.406,23 ff.; 407,1 ff.; 408,14 ff.409.3 ff.; 409,24 ff.; 409,30; 410,2410,13 ff.Moralisierender Exempelschluß 236,27 ff.; 252,29; 253,24 f.; 258,9258.21 ff.; 262,17 f.; 264,23; 271,14273.22 ff. ; 275,6 ff. ; 275,23 ff.276,26 ff.: 280,9 ff.; 281,4 ff.; 283,5284,25 ff.; 287,19 ff.; 296,15 f.316,13 ff.; 317,25 f.; 318,5 ff.


459319,2 f.; 319,29 f.; 329,28 ff.;336, 28 f.; 341,24 f.; 368,311;370. 19 ff.; 372,4 ff.; 379,6 ff.;382,12 ff.: 383,31 f.; 386,38 ff.;389.20 ff.; 392,9 ff.Mord 235,4; 248,1; 254,15; 275,22301,15 f.; 318,13 ff.; 321,15330,31 f.; 341,11 ff.; 352,9 ff.411,33 ff.; verh<strong>in</strong>dert durch Engel41 1,10 ff.; 413,28 ff.; e<strong>in</strong>em Judenvorgeworfen 324, 15 ff.;Anschlag aufKönig 332,28 ff. ;geplant an verleumdetemDiener 341 ,9 ff; 378,16 ff.Mörder vor Gottes Gericht geladen236,9 ff.Moses zitiert 370,5 f.Mühlesel 287,29 ff. ; 362,25 ff.M<strong>und</strong>, Wurmteufel suchen e<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen239,3; heiliger Geist entweichtaus dem — als Taube249,21; Baum wächst aus — 318,4;Lilie wächst aus — 360,31 f»Münze als Almosen <strong>in</strong>s Gesicht geworfen335,2Musa, Tanzjungfrau, bekehrt 279,30;ff.Musik 347,17; 406,16 f.; s. auchHöllenmusikMutter, <strong>in</strong> der Hölle verflucht 230,23;heiratet Sohn 297,23 ff,; verdammte,bittet Tochter um Hilfe 373,27 fi.;arme, <strong>in</strong> schönen Kleidern vonihrem Sohn verleugnet 342,27 ff.Nägel, schneiden 337,2; wie Adlerkrallen357,33 f.Name Jesu rettet vor der Hölle367,3 ff.Namenwechsel 299,20 f.Nase abschneiden,Selbstverstümmelung231,18Nasenbremse, Teufel schleppen Sünderan — 308,6 ff.Naumburg 275,11Neger, Warum s<strong>in</strong>d sie schwarz?406,19 ff.Neidischer läßt sich e<strong>in</strong> Ange ausreißen,damit Geiziger beide verliert351,21 ff.Nekromant s. Nigromant, ZaubererNessellager zur Buße 252,23Netz <strong>des</strong> Teufels 310,26Neugier der Weiber verspottet350,10 ff.Nigri monachi 275,19Nigromant 249,10; 327,12 ff.; 397,40Nikolaus, <strong>in</strong> Vision 285,12; Greis —298,26Nonne 232,8 ff.; 284,7; entflieht290,7 ff.; seit K<strong>in</strong>dheit 290,16; willfliehen 292,2 ff. ; wird Dirne, vonMaria gerettet 367,4 ff. ; siehtEltern im Jenseits 373,5 ff.Nonnen 274,3;wollen sich offenbaren,wie es ihnen nach dem Tode gehtMystische Ekstase 241,5 ff.;347,15 ff.; 348,1 ff.243,1 ff.;237,3 ff.Nonnengewand adligen Fräule<strong>in</strong>sNachfolger von Bischof bestimmt279,26 f.Nachlässigkeit, Klage Marias über —402,31 ff.; 403,6 ff.Nächtliche277,4 f.; 401,20Gebetsübuugen 238,23 ff.;Nachtwachen, am Grabe <strong>des</strong> Ermordeten235,5 ff. ;Frömmigkeitsübung252,6Nackter 259,19; 379,19 ff.; 379,23 ff.;407,23 ff.272,19 f.Nonnenkloster s. KlosterNonnenschändung 309,24 f.Novize 324,25 ff.Novizenzeit 360,22 ff.Nützlichstes, Was ist das — derWelt? 239,20Oberteufel s. TeufelsfürstObstgarten durch Stange versperrt385,36 ff.Octavianus 270,4 ff.


460Ödipusmotiv s. Gregor ius aufdem Ste<strong>in</strong>Ofenkehren 332,2Offertorium 359,38Offizium nachlässig verrichtet 402,28ff.;403,6 ff.Ohrfeigen 259,18; 281,14; 282,2 ff.;344,20Ölbrunnen, w<strong>und</strong>erbarer, 269,21Ölung, Sakrament 272,34; 300,12;328,5 ff.Opfergabe, letzter Denar 291,10 f.;Marias 360,1Ora et labora 346,4 ff.Oraculum 385,4Oratorium 264,31; 384,28Orden, von Maria beschützt 395,7 ff.;<strong>des</strong> hL Johannes 377,3 f.Ordensaustritt 324,27 ff ; 384,5 ff.Ordensbruder als Beichtvater 309,15Ordense<strong>in</strong>tritt 230,32; 251,13; 263,8ff.;277,18; 300,26 ff.; 309,15; 323,3 ff.;360,19 f; 377,3 f.; 383,34 ff.;386,37 f.Osterkommunion 278,12Ostertag, Vision am — 242,28 ff.Oswaldlegende 251,16 ff.Otho, Kaiser 391,7Ottilialegende248,5 ff.Palast 259,21; 264,15; 277,5;317,10; 397,12 ff.Palme wird Eremiten von Adlergezeigt 349,16Paphnutius, se<strong>in</strong>e Vision 379,10 ff.Papier, Wenn der Himmel war —274,13 ff.Papst 298,2;386,35; 398,31311,37; 339,22; 359,9 ff.;Papstkleidung trägt der hl.Nikolaus<strong>in</strong> Vision 285,12 f.Papstwahl 293,7; Formen der —298,3 f.Parabola 334,20;382,16Parabolae als QuelleParadies 338,4 ff.;beschrieben347,27 ff.; se<strong>in</strong>e Bewohner 347,31;Aufenthalt im - dreih<strong>und</strong>ert Jahre348,6 ff,; Freuden <strong>des</strong> — 311,23 ff.;Schloß im — 347,30;373,14Paramentcnwäsche 284,7 ff.Wiese imParis 339,30; 349,31 ff. ; 396,20Parodie s. GebetsparodieParzivalmotiv314,25 ff.Paschasius, päpstlicher Diakon,293,4 ff.Patengeschenk, Becher 339,23 f.Patenschaft <strong>des</strong> Papstes 339,22Paternoster vor jedem Kreuz, Buße325,4 ff.Patricius, Taufname <strong>des</strong> Trajan370,18Patronatsrechte überschritten 267,14Paulus, Apostel, Briefe 349,32; Eremit261,27; 308,2 ff.; 368,15 ff.Pecmas, Fre<strong>und</strong> <strong>des</strong> Vaters Alexanders409,14Pedissequa s.KammermagdPergament, Wenn der Himmel war— 274,13 ff.Petrus, Apostel, <strong>in</strong> Vision 242,17 ff.;262,26; 311,17 f.; Diakon Gregors258,13; Telonarius 334,24 ff.Pfand an Juden 282,7 f.Pfarrer, im Jenseits 250,16 ff.; ermahntWucherer 362,18Pfarrgeme<strong>in</strong>de als Zeuge 289,15Pfarrkiuder klagen Priester an393,18ff.Pfeifen dos Teufels 375,7Pfeile390,9 ff.Pfeilschuß, tödlicher 309,21Pferd 263,2; 317,8 ff.; 359,35; gekauftes,dazu gehört Zaum 353,12ff.;355,23 ff.; Reiter <strong>und</strong> — vernichten378,18 ff.Pferde, vier weiße, vor Triumpliwagen344,14Pförtner 259,22; 290,13; 335,24Phantasma 286,20Philosoph, unfähig zu sagen, was


461s. auch Kleriker, Parochus,Gott ist, 323,11 f.; küßt Kleiderden Zehnten betrogen 400,12 ff. ;Marias Befehl 286,21 ff.; geblendet345,19 ff.Philosophen befragt 269,10Plebanu sPriesterweihe vom Papst erteiltPhilosophenhalls 405,16 ff.399,3 ff.Philosophentor 406,32 ff.Primizmesse, heilsam für armePhönix 410,2 ff.Seelen 399,6 ff.Pictavia 248,6Prior 316,6Pilatus, se<strong>in</strong>e Untreue 890,39 ff.Privilegien 281,4; 348,9 ff.Pilgerfahrt 253,30; 257,21; 291,33 ff.; Proben, drei, 315,9 ff.374,13 ff.; s. auch Wallfahrt Prophezeiung, im Tode 244,45 ff.; derPlebanus 250,16; 286,26 f.; 287,27;Sybille 269,11 f.295,17; 299,20; 327,27; 376,40 Prosa 302,3 ff.Poesie s. VerseProstibulum <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>ger DorfePoeta zitiert 388,32 f.286,28Poitou s. PictaviaProzession mit Sakrament 289,18Pomer<strong>in</strong>m verwechselt mit pomarius Psalm zitiert 272,10; 364,33; 366,15f.;s. Obstgarten379,34Purgatorium 273,1; s. auch Fegefeuer,LäuterungsortPoncia, Name e<strong>in</strong>es Weibes, das sichschm<strong>in</strong>kte, 351,1 ff.Purpur 286,24; Gewand MariasPontifex, Christus 302,31327.7 f.Poren <strong>des</strong> Adlers von der SonnePyxis 279,18geöffnet 409,32 f.Possare 351,9Quadragesima 338,15Prebenda 260,20Quadriga 411,29Prediger 245,9; 256,10ff.; 250,6 ff.;Qualen, um zur Sünde zu zw<strong>in</strong>gen313,1 ff.333,20 f.Predigermönche 229,20; 240,20; Quell am Palmbaum für Eremiten250,1 ff.; 271,17 ff.; 272,29 ff.;349.17 f.277,19 ff.Predigt 240,20 ; 245,9 ff. ; 256,6 ff. ;Rabe br<strong>in</strong>gt Speise 262,4 ff.262,21; 277,21 ; 308,24 ff.; 330,2 ff.;Rache, Ermordeter fleht um359,2; Teufel hält — 323,15 ff.; —235.8 ff.—über die Barmherzigkeit 346,19 ff.Räte, drei, <strong>des</strong> Vaters 34 1,4 ff.;Priester 250,2; 265,20; 268,6; 284,9 374,16 ff.; 377,9 ff.289,14; 300,15ff.; 306,2; 306,29ff. Ratgeber <strong>des</strong> Königs 330,23 f.; 377,20309,1 ff.; 309,22; 310,4 f.; 311,8 Ratschluß Gottes s. Gericht326,14; 328,5 ff.; 330,1; 360,8 Gottes393,15; 394,7; 400,7; 400,28; 403,3 Rätsel s. Fragenversorgt zwei Dörfer 309,3; 359,27 Rätsel<strong>in</strong>schrift 296,28tritt <strong>in</strong> Kloster e<strong>in</strong> 315,24; 360,14 Rätselraten, Andreas siegt über denvon Dämonen geehrt 327,24 ff Teufel 404,13 ff.Strafe für Verleumdung der — Räuber, bekehrt <strong>und</strong> gerettet 285,35ff.;328,7 ff.; — vertreiben, Bed<strong>in</strong>gung 309,22;313,llff.; 325,lff.; 400,21ff.;im Teufelspakt 397,16 ff ;— um 41 1.18 f.; ehrlich begraben auf


462294.9 ff.; früherer Mönch 309,20ff. ;früherer Eremit 385,12 ff.; hilfsbereiter411,29 ff.; schlafender413.5 ff.; am Wege 312,16; imWalde 314,26; — Bewaffnung294.10 f.; — Hauptmann 411,31 ff.;— Höhle 286,1; — Schar 309,20;385.6 ff.; — Überfall 312,21 ff.Rauch kehrt zu brennendem Heuhaufenzurück 379,16 ff.Ravenus, Priester 403,4 ff.Recht geht über Familienbande337.11 ff.Reclusa s.Klausner<strong>in</strong>Reformare 366,38; 376,30; 376,38;385,26; 388,22Regentschaft für wallfahrenden König253,30Reicher, bestattet se<strong>in</strong>e Tochter294,26 ff.; Sünder, se<strong>in</strong> Tod306,21 ff, ;Jüngl<strong>in</strong>g, Eremit, vomTeufel verführt 349,13 ff.; traurig354,19 ff.; stirbt 370,31 ff.; gibtsterbend dem Sohne Räte 377,9 ff.Reichtum, e<strong>in</strong>es Klosters 264,1 ff.;w<strong>und</strong>erbarer, 291,28; durch Teufelspakt267,21 ff.; 282,9 ff.;327,17 ff.; gilt weniger als Tugendder Braut 330,20 f.; br<strong>in</strong>gt Sorgen345,10 ff.; 388,27 ff.; s. auchSchatzRe<strong>in</strong>igung der Kirchenwäsche 284,7 ff.Re<strong>in</strong>igungsort, Schloß <strong>des</strong> Büßersim ~ 357,8Re<strong>in</strong>oldus iusticiariusReligiosus260,8336,30 ff.sucht Sünder zu bekehrenReliquien 299,18 ff.; 321,1; Schre<strong>in</strong>300,16 ff.; — Verehrung 315,1Requiemmesse 306,28 ff.Responsorium 300,34 ff.; 301,4; 301,10;301,14 f.Reue, ihre Wirkung 268,10; 286,33;308,13 ff.; 309,10 ff.; 343,16 ff.;330,1 ff.; 357,3 f.; 398,25 ff.; dasWichtigste der Buße 330,2; —Gebet 3 1 3,26 ff. ;— Tränen 282,2 1 f. ;295,18 f.; 359,21 ff.Rex, für pr<strong>in</strong>ceps 384,4; fälschlichfür comes 336,33Rhe<strong>in</strong> 233,29; 277,10; 291,13 ff.Richter, gerechter 336,2 ff. ; 369,26 ff. ;ungerechter 259,7; nimmt Klageentgegen 281,16; weltlich ges<strong>in</strong>nter,gerettet wegen se<strong>in</strong>er Gerechtigkeit357,24 ff.; will Geld aus Wucherergrabholen <strong>und</strong> wird erwürgt352,29 ff.Richterstuhl Gottes s. Gericht,VisionR<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>es Baumes vererbt 389,35 ff.R<strong>in</strong>g, Ersatz für — ist Spange 288,11mit Edelste<strong>in</strong> 359,7;Grab gegeben 294,28R<strong>in</strong>ge mit <strong>in</strong>sRitt zu den Kalkbrennern 377,7 ff.Ritter, Albertus 233,28; heiratetUnfreie 234,35; ergründet Rätselfragen239,21; bekehrt 26 1,5 ff.; verspottetPriester 261,9,Sünder, büßt<strong>in</strong> der Kirche 266,2 ff. ;schontMädchen, das Maria heißt 273,4 ff.;gelehrter, 281,8; e<strong>in</strong>äugiger ohrfeigtJuden, der Maria verspottete281,8 ff.; entsagt Maria nicht 282,15borgt von Juden 282,2 ; durch se<strong>in</strong>Weib gerettet 283,6 ff.; opferteMaria Kerze 283,14;Dämonen 283, 1 7 f, ;kämpft gegengründet Hospital284,3; f<strong>in</strong>det Golderz 291,1 ff.;gründet Kloster 291,30 ff.; Teufeldient — 304, 13 ff.;fragt Besessenen,ob se<strong>in</strong> Weib untreu, 329,18 ff.;britannischer, 339,6ff ;gibt sterbendse<strong>in</strong>em Sohne Rate 341,3 ff.;wirdZisterzienser360,19ff.; lebenslustige,363,8ff.; verschob dieBußo 371, 17ff.;-begegnet Frau Welt 395,17 ff.;meidet Köuigshof 409,19 ff.; <strong>des</strong>Himmels — s<strong>in</strong>d die Märtyrer, 311,7Ritterdienst s. FrauendienstRittererziehungRitterfest 395,25297,9 ff.


463Ritterfräule<strong>in</strong> tanzt gern 271,16 ff.Rittergut s. AI lo dl umRitterliches Geleit für Kaufmann266,12 f.Rittersohn wird Bischof 304,15 f.Rittertöchter, drei arme, <strong>in</strong> Gefahr,Dirnen zu werden 291,4. ;<strong>in</strong>s Klostere<strong>in</strong>gekauft 291,29 f.Rock, Golderz e<strong>in</strong>getauscht gegen —291,18 ff.Rom243,25f.; 269,8f.; 269,21; 298,15f.;311,2; 339,18; 340,10ff; 359,9 ff.;398,31 ff.Romane partes 400,22Romanus, Eremit 384,21 ff.Römer 339,22; 344,10 ff.; 405,10 ff.;s. auch AntoniusRömerchronik als Quelle 231,3Romfahrt dauert sieben Jahre 359,13Römische Sitte,zu s<strong>in</strong>gen 301,6 ff.täglich Gaude MariaRosen, himmlische 237,17; s. auchKranzRösten auf dem Höllenfeuer 262,29Rote Erde 382,35Rotomagensis diocesis 343,2Rub<strong>in</strong>us, Name e<strong>in</strong>eslustigen Armen354,16Rücken der Welt verwesend 396,8 ff.Rückkauf s. E<strong>in</strong>lösenRügenglocke 336,6 ff.Rusticus s. BauerRuten, Buß<strong>in</strong>strument 252,21Saaten der Armen verwüsten 267,10 f.;400,14 f.Sabbatfasten zu Ehren Marias286,6 ff.;367,7; 400,31 ff.Sachsen 327,10Sack, mife Gold 351,25 ff.;voll Denare354,26 ff.; mit Geld 388,26 ff.Säcke der Mühlesel 288,2Sakrament <strong>in</strong> Pyxis" getragen 286,26 f.;zum Kranken getragen 287,26 f.;295,18; Sterbendem verweigert337, 8ff.; von Eseln verehrt 287,27 ff.;von Bienen verehrt 288,28 ff. ;vonMaria verehrt 306,14 f. ; von Taubeentführt 309,5 ff.; verwandelt <strong>in</strong>K<strong>in</strong><strong>des</strong>gestalt 325,17 ff.;von Judenentweiht 325,19 ff.; von Dämonenverehrt 327,9 ff.; s. auch Hostie,KommunionSakristan 361,19 ff.; Sakristan<strong>in</strong> 284,7;290,3; 322,29Salamander <strong>und</strong> Fuchs, Fabel 382,15 ff.Salbung <strong>des</strong> Kranken, letzte Ölung328,8Salomon zitiert 363,12 f.; 364,29 ff.;364,32; 379,33; 381,11 f; 391,31 ff.Salve Reg<strong>in</strong>a, Gebet 270,9 ff. ; 284,28;285,30 ff.Säulensteher s.SimonSchadenersatz 370,6 f.;nötig zur Vergebung400,2 ff.Schafe, gezüchtet 233,12 f.; gehütetvon K<strong>in</strong>dern 326,21; von BischofArmem geschenkt 347,2Schaff, Mönch, unter — versteckt335,17Schändung s.EntehrungSchätze durch Vision 234,33; durchTeufelspakt 397,12 ff.; Schatz <strong>und</strong>Herz s<strong>in</strong>d beie<strong>in</strong>ander 353,20 ff. ;s. auch Reich tumSchatzräuber 407,34 ff.Schatz Wächter 407,31 ff.Scheideweg, Weiser <strong>und</strong> Tor am —312,10; 358,1 ff.Scheuer , w<strong>und</strong>erbar gefüllt 258,5Unterkunft 367,11Schießen nach demVaterhorz 390, 15 ff.Schiffer, roh, 254,21Sch<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Hölle 262,29; 375,10Schlaf bekämpfen verdienstlich337,29 ff.Schlafsaal im Kloster 394,31Schläge 366,1 ff.; 374,33Schlange, dankbare 336,1 ff.; stichtmit dem Schwänze 380,38 ff.Schlangen am verwesenden Leibe237,28; 396,10; saugen an Ver-


464dammter 373,25; Krokodile s<strong>in</strong>dgiftige — 408,38Schlangeneier von Kröte bebrütet336,22 f.Schlangenste<strong>in</strong> heilt Bl<strong>in</strong>den 336,27 ff.Schlaraffenlandmotiv 312,8 f.Schloß 236,1;aus Edelste<strong>in</strong> <strong>und</strong> Gold347,30; Ort für Büßer im Jenseits357,7; s. auch Burg, PalastSchlüssel <strong>in</strong>s Meer geworfen, im Fischgef<strong>und</strong>en 297,41 ff.Schmähungen ,gegen Ehebrecher<strong>in</strong>320,13; gegen Triumphator erlaubt272,10; 287,23 ff.; 308,1 ; 308,24 ff. ;316,24; 324,1; 327,30f.; 337,16 f.338,32 f.; 339, 13f.; 341,26; 343,1 ff.345,23; 346,8; 346, 17; 349,12; 349,30350,18; 353,19; 353,24 f.; 354,1364,29ff.; 364,32; 364,33; 364,40 ff.366,8; 366,15 f.; 366,24; 367,23 f.370,5 f.; 377,11; 379,33; 379,34380.25 ff.; 380,35; 381, llf.; 382,1382,28f.; 382,31; 383,7 ff.; 383,16 ff.383.26 f.; 388,10 f.; 388,39 ff.390,20; 390,22 ff.; 391,5 f.; 391,7 f.391,8f.; 391,31ff.; 407,2; 408,24 f.345,22 f.Schmeicheleigegen Magister 350,1 f.;408.27 f.; 408,29; 408,30f.; 409,6.409.8 f.; 409,11; 412,15; freies<strong>des</strong> Teufels 384,30 ff.Schmerzen ertragen für Christus 244,23Schm<strong>in</strong>ken abgewöhnt 350,18 f.Schmuck e<strong>in</strong>er Jungfrau 317,10Schmutz der Straße 287,1; 287,31;317,8 f.Schnee im Höllen trank 230,13Scholar 251,5 ff.; 301,11; Scholaren277,13 f.Schönheit, vernichtet durch Selbstverstümmlung231,10 ff.; der FrauWelt 237,26; 395,26; e<strong>in</strong>er Nonne248,7 ff.; rettet Räuber 286,12 f.;e<strong>in</strong>er Jungfrau 317,3 f.; e<strong>in</strong>erKönigstochter 365,23Schrecken verändert körperlich283,21 f.; 375,20 ff.Schreckensbild, Toter Gast 356,25Schrecklichste, Was ist das — derWelt? Rätselfrage 239,19Schre<strong>in</strong>, der Reliquien 300,16; mitWuchererherz 353,26 f.Schrift s. InschriftSchriftstelle wörtlich gedeutet346,20f ,Schriftzitat 237,1; 238,1; 241,23242,25; 245,3 ff.; 245,6; 245,10 f.247,4 f.; 247,29; 255,9; 256,6256,11 f.; 256,14f.; 257,llf.; 259,1259,3; 259,27; 260,3 f.; 260,9261,4; 261,7; 262,1 ff.; 262,19262,21; 263,15; 265,11; 272,8237.9 ff.Schuld im Sündenregister durch Beichtgetilgt329,21 ff.Schule von Paris 396,20Schüler, e<strong>in</strong>es Eremiten 337,25 ff.;<strong>des</strong> Alanus 344,27 ff. ; lügen ausAngst 380,15 ff.; s. auch ScholarSchulerziehung vornehmer K<strong>in</strong>der296,37 f.Schüsseln <strong>in</strong> Neugierprobe 350,11 ff.Schuster 338,33 ff.Schutzengel 252,35; 260,1; 265,14ff.;s. auch EngelSchwankstoffe 258,11 ff.; 350,9 ff.;350,19 ff.Schwanz, Schlange sticht mit —380,38 ff.Schwarz ist Mensch nach Höllenvision368,8 f.Schwätzen <strong>in</strong> der Kirche 258,17Schwefel, im Höllentrank 230,13; imHöllenfeuer 373,22Schweigen, als Buße 266,7 f. ; derNonnen 284,15; e<strong>in</strong>es Bauern372,16 f.Schwe<strong>in</strong>, gemästetes, Klausner 257,20Schwe<strong>in</strong>efleisch243,29im Kloster gemiedenSchweißtropfen <strong>des</strong> Verdammten251,10 f.Schweißtuch 316,28


465Schwert 248,1 f.; durchdrang Maria376,26Schwertstreichvon Gehängtem abgewehrtdurch Maria 361,11 f.Schwirrend flieht der Teufel 349,7Scolastica verwechselt mit Humbel<strong>in</strong>e310,24 ff.Seele, spiegelt sich im Körper 308,2 ff. ;— für We<strong>in</strong> verkaufen 355,13 ff.Seelen, arme, 310,13 ff.; 310,20 ff.;399,7 f.; Engel <strong>und</strong> Teufel streitenum — 362,4 ff.; — schützen Priester306,29 ff.; 393,15ff.; erlöst 402,2 ff.;klagen Priester an 403,7 ff. ;s. auchVerdammteSeelenmessen 306,29 ff. ; 393,15 ff. ;399,14 ff.SeeleupriesterSelbstmordversuche393,15 ff.318,16 ff.Selbstüberhebung gestraft 259,1 ff.349,31 ff.Selbstverstümmelung 231,13; 248,17 ff.Selige, Prediger 250,6 ff. ;auf Paradieswiese373,1 4 f.; s.auch HimmelSenatoren befragenPhilosophen 269,10;ihr Haus <strong>in</strong> Rom 405,12 ff.Seneca zitiert 370,28 f.; 376,1 ff.Sequenz s.Marien sequenzSergius, Papst 280,29Seuche 284,31 ff.Sieger, Behandlung der — bei denRömern 344,8 ff.Sigebert s. Sigism<strong>und</strong>Sigism<strong>und</strong>legendeSilvester,247,1 ff.Papst 398,31 ff.Simon, Säulensteher 252,7 ff.; Magus383,25S<strong>in</strong>gender Judenknabe im Feuer 278,18S<strong>in</strong>gvögel von Adler verjagt 387,14 ff.S<strong>in</strong>nesorgane, ihre Sünden 246,22 ff.Skelett mitHaut <strong>und</strong> Sehnen 356,24 ff.Sklave 335,10; 344,17 ff.; 365,18;Sklaven rettenHerr<strong>in</strong> 405,1 ff.Slavc hat Marienvision 275,13Sodoma 236,25; Sodomiteu 299,35Sühn, büßt für Mutter 267,19 ff.:Klapper, Eizählungeu <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong>398,28 ff. ; frevelhafter, vom Vatergetötet 336,30 ff. ; Bischof erkenntarme Mutter nur <strong>in</strong> schlichtenKleidern an 342,20 ff.;bestraft fürHartherzigkeit gegen die Eltern343,2 f. ; Königssohn blendet Sohne<strong>in</strong>er Witwe 369,29 ff.; Aufträge<strong>des</strong> Vaters an — 374,5 ff. ; Räte<strong>des</strong> Vaters 341,1 ff.; 377,8 ff.;Baumerbe <strong>und</strong> Herzschießen derSöhne 389,25 ff.Solidus 294,2 f.Söller 241,24; 244,29Sonnabend s.SabbatSonne, als Weltzentrum 406,18 f. ;ihreDarstellung bei den Alten 406,9 ff.Sonnenglanz im Vergleich 232,17;238,25; 302,11; 368,23 ff.; 371,5Sophienkirche 324,10 f.Sophismen, ihre Strafe 251,4 ff.Spange, Maria geopfert 288,10 f.Spaziergang 329,5; 347,9; 412,23 f.Speerkampf im Turnier 395,20; 395,35Sphärenmusik 406,17 ff.Spiegelhaus der Senatoren 405,13Spiel, der K<strong>in</strong>der 297,1 f.; im l\aradies311,26Spieler lügen leicht 380,13Sp<strong>in</strong>neu s<strong>in</strong>d giftig 318,18Spott 261,8 f.; 346,3 f.; 350,10 ff.;355,14 f.; 371,20 ff.Sprachen s.Spurius 297,4Deutsch, Late<strong>in</strong>Stadt, mit Dom<strong>in</strong>ikanerpredigern277,20 f.; belagert 297,19; zerstört316,26 ff.; e<strong>in</strong>es Grafen 317,2; <strong>in</strong>Aufruhr 336,32.; Lucca 339,19;Mailand 352,24; Aachen 353,20;nimmt Gäste auf, um sie zu töten358,4 ff.; Dirne meidet - 367,10 ff.;Ma<strong>in</strong>z 370,24 f.;z<strong>in</strong>slose, für Königswitwe396,23;Athen 406,33 f.verwüstet 405,2 ff.;Stadttor 275,14; 286,19 f.; 316,22Stall, Vision im — 231,23; für h<strong>und</strong>ertKühe von Armem gebaut 346,2330


466Standhaftigkeit 333,15 ff.; 337,29 ff.Stange, Teufel auf der — 258,16Stärkste, Was ist das — der Welt?Rätsolfrage 236,20Ste<strong>in</strong> s. Edelste<strong>in</strong>Ste<strong>in</strong>wand trennt Paradies vom Fegei'cAivv311,23St(!rnhimuiel, Aben<strong>des</strong>sen bei — amWeihnachtsabend 231,22: Sitz derguten Laien 406,5 ff.StimmevomHimmel 235,10ff.; 246,22;257,19 ff.: 298,4 f.; 299,16 f.; 371,6 ff.;371,35 f.; 401,7 ff.Stock, als Strafe, Teufel im — 295,1 ff. ;304,2 ff.; Mönch im — mit Nonne303,18 ff.Stola schützt vor Dämonen 300,16Strafe Gottes,für Weltlust 229,24 ff.;für Ritterleben 233,26 ff.; fürLeichenberaubung 294,33 ff. ; fürKonkub<strong>in</strong>at 299,22 ff.; für wählerischenMönch 316,7 ff. ; für hartherzigenSohn 343,1 ff.; für blasphemischeWorte 350,3 ff.Strafengrade im Fegefeuer 311,22Strahl, w<strong>und</strong>erbarer, 326,4 ff.Straßburg 282,5 Anmerkung; 374,2 ff.Streit um Seele, zwischen Maria <strong>und</strong>Dämonen 362,5 ff.; zwischen Engeln<strong>und</strong> Teufeln 371,25 ff.Strick, der Selbstmörder<strong>in</strong> 318,17;<strong>des</strong> Teufels 348,29; <strong>des</strong> Galgens361,10Strohalm aufheben, Buße 359,17 f.Strohwisch, um geschm<strong>in</strong>ktes Gesichtzu scheuern 351,7 f.Studenten 263,16 ff.; 349,32 ff.; s.auch ScholarenStudienkosten von Bischof bezahlt279,25 f.Studium 263,16; 279,26; 342,20 ff.;396,20Stühle, goldene, im Paradies 311,24Sudarium 316,28Sünden, von Besessenem offenbart329,17 ff.; der Habsucht 352,1 f.Sündenregister 329,26 f.Sündenvergebung, verweigert 310,1 ff. ;durchden Papst 359,15 ff.Sünder, vor Gott angeklagt 24 1,1 2 ff. ;von Jugend auf 286,3; vom Teufelumgebracht 306,20 ff.; bekehrt308,24 ff.; 314,25 ff.; tut Buße beiden Gräbern 341,27 ff.;von Teufelnzertrennt 371,36 ff.; von Marianicht gesegnet 395,2 ff. ;Warums<strong>in</strong>d die - glücklich? 321,28 ff.Sünder<strong>in</strong> hat Gerich tsvision 367,12 ff.Susanna 380,9Sybille 269,10 f.Sjmmachus, Papst 293,7Symphonie <strong>in</strong> der Hölle 230,16Taberne s.WirtshausTafeln mit Inschrift 296,28Tag, e<strong>in</strong> — wie Tausende von Jahren305,21Tagesanbruch, Zeit der zweiten Weihnachtsmesse309,8Tagzeiten, zu allen — Salve Reg<strong>in</strong>as<strong>in</strong>gen 285,30; s. auch TerzTal <strong>in</strong> Gerichtsvision 394,13 ff.Tanz im Himmel 272,7 ff.; 280,3 ff.Tanzlust, Bekehrung von — 271,15 ff.;279,29 ff.Tartarusqualmotive385,30 ff.Taube, heiliger Geist 249,22 ff.;Hostie fort 309,5 ff.trägtTaufe 277,11; 296,36 ff.; 323,3;326,14; 326,24 ff.; 339,18 f.;370,18 f.; widerrufen 375,14 ff.Taufgelübde gebrochen 300,1 ff.Tempel, <strong>des</strong> heil. Geistes, Nonne248,20; <strong>des</strong> Friedens 269,8 f.Terz bis Non dauert e<strong>in</strong> Gebet299,9Testament machen 357,3 ;374,5 ff.Teufel, Verfolgungen 244,12 ff; <strong>in</strong>der Kirche 252,35; 258,11 ff.;266,10 ff.; vor der Kirche 329,8 ff.;auf der Stange 258,15 ff.; schreibtauf Kuhliaut 258,16; kniet auf1


467Sünder 260,12 ff. ;erwürgt se<strong>in</strong>Opfer 268,7; häßlich gemalt, willsich rächen 273,14 f.; 295,1 ff.;holt Bischofsmörder 275,22 f. ;durch geweihte Kerze abgewehrt283,16 ff, ; lockt Nonne aus demKloster 292,5 ff. ;im Stocke 295,1 Iff.;<strong>in</strong> Möuchsgestalt 295,12; als Mensch304,13 ff.; 329,4; 374,37; als Diener304,26 ff.; flieht vor Bischof304,30; als Jüngl<strong>in</strong>g 305,1; reißtHausdach mit sich 305,10 f.; br<strong>in</strong>gtSünder um 306,21 ff. ;plagt nächtlichBischof 319,20 f.; predigt323,15 ff. ;bricht sündigem Eremitenden Hals 325,15 f.;412,10ff.;plagt Sakramentsentweiher 326,8 ft.;will Jüngl<strong>in</strong>g <strong>in</strong> den Fluß stürzen329,3 ff.; kennt Jüngl<strong>in</strong>g nach <strong>des</strong>senBeicht nicht mehr 329,1 1 ff. ;gibt e<strong>in</strong>er Dirne e<strong>in</strong>, Eremiten zuverführen 333,6 ff. ; betört Klausner<strong>in</strong><strong>in</strong> Lichtengelsgestalt 348,17ff.; sucht entweichend Menschenmitzuschleppen 349,8; verführt Eremiten349,19 ff.;im Wucherergrab353,2 f.; Seelenkäufer <strong>und</strong> Zechgeselle355,13 ff.; stürzt Mönch <strong>in</strong>den Fluß 362,2 f.;von Maria vertrieben362,5 ff.; Ritt durch dieLüfte auf dem Teufel 374,1 ff.;398,6 ff.; hält treu se<strong>in</strong>en Vertrag375,11 ff.; geprellt, delusus 376,36;verführt E<strong>in</strong>siedler, der Räuberwird 384,25 ff.;Asmodeus 396,27 f.;beschworen 397,40 ff. ; <strong>in</strong> Jungfrauengestalt403,21 ff.;durch Rätsellösungbesiegt 404,13 ff. ;schleppenVerdammte 230,1; 265,33 ff. ;283,11; 308,6 ff.; 367,17f.; 371,9 ff.;371,25 ff.; quälen Verdammt« 242,12;262,36; 292,21f.; 306,23f.; 373,25 f.;als Würmer 239,3;begleiten Sünder252,35; fliehen vor Maria 292,33;im Stock 304,2 ff. :gehorchen Maria304,2 ff.; narren Volk 304,10 ff.;pe<strong>in</strong>igen Antonius 312,2 f.;verehrenSakrament <strong>und</strong> Priester 327,9 ff.;belasten die Wage <strong>des</strong> letzten Gerichtes335,4; überw<strong>und</strong>en durchBuße 342,8 ff.; streiten mit Engelnum Seele 362,4 ff. ; weisen dieEngel vom Sterbebett <strong>des</strong> Sünders371,25 ff.; die zwanzig Ältesten396,26; schleppen ihre Diener<strong>in</strong>,die Reue empfand, an den Läuterungsort398,25 ff. ; klagen Seelean 400,9; s. auch Dämonen,Hüllen ...Teufelsbeschwöruüg 282,8;398.1 ff.; 398,7 ff.327,12 ff.;Teufelsfürst 299,33; 371,30; 397,11Tefelsgebrüll 300,28; 353,18Teufelsgefährte 329,14Teufelsgestalt, häßliche 349,7Teufelsgestank 305,11Teufelsknechte 292,40Teufelslärm 230,1: 299,32; 371,28;375,7 ff; 375,24; 376,35 ff.Teufelslist 266,10ff.; 295,3 ff.: 348,17ff.: 349,19 ff.; 403,24 ff; s. auchList.Teufelsmesser 371,37Teufelsnetz, Kleiderpracht 310,26 f.Teufelspfiff 375,7Teufelspredigt 299,34 ff.; 313,14 ff.;342.2 ff.Teufelsschar willSünder wegschleppen,299,31 f.; holt Reichen 370,33 ff.;schleppt klagende Seelen375,22 ff.Teufelssohn, Sünder 300,5Teufelstaufe, Abtrünniger erhält —375,15 ff.Teufelstrug, Reich voll Herrlichkeit397.3 ff.Teufelsvertrag 267,20 ff. ; 282,7 ff. ;319,14 ff. ; 396,24 ff. ; widerrufen319,23 ff.; vonMaria gelöst 31 9,28 f.;376,33 ff.; 398,17 ff.; mit Blut geschrieben397,9 f.Teurungsjahr s.Thebais 337,25Hungerjahr30*


468Thoodei'icli s. DietrichThcodosius 243,31Thcophilus319,4 ff.Thcotiscus 233,8Thermen s. BadTh<strong>in</strong>cium claiistnim 277,17Thomas von Auqu<strong>in</strong> zitiert 382,2 f.Thomas vonCanterbury erhältBischofskaselvon Maria 279,1 ff.Thron Gottes 229,28; 276,14ThronentsagnDg 247,16; 252,15Thronsessel für Teufel 327,15Thür<strong>in</strong>gen 286,26Tiber 269,22Tiere, wilde, Teufelstrug 266,24 f. ;Ägypten 333,13;<strong>in</strong>dankbare 336,1 ff.T<strong>in</strong>te, Wenn das Meer — war 274,14Tisch, leerer, auf Jahrmarkt 332,15Tischtücher mit S<strong>in</strong>nspruch 332,27Tod, seliger, 229,17 ff. ; 232,6; 234,36;239,11; 240,28; 241,7ff.; 243,22;246,20 ff.; 246,30; 248,3; 249,33;252,26 ff.: 255,7 f. ; 257,8; 260,30ff.;261,3; 264,23; 272,35 ff.; 280,8 f;290,25 f.; 291,35; 299,15; 305,27f.;314, 10 f.; 322,6; 348,15 f.; 357,40;359,25; 360,27 ff.; 361,15 f.; 362,15;373,35: 377,6; 384,19 f.; 394,4 f.;396,17; 399,23; 400,20; 401,2 f.;403,1 f.; 403,14 f.; 412,2 ff.; unseliger,241,25 f.; 242,8; 260,16:265,34 f.; 325,15 f.; 349,28 f.;362,34; 370,31 ff.; 412,14 f.; angekündigt<strong>in</strong> Vision 233,1 ff.; 260,30;freiwilliger 234,17 ff.; 259,30; istdas Schrecklichste für den Sünder240,10; fürchten, Rat <strong>des</strong> Vaters374,19 f.; plötzlichen — abschaffen,von Königssohn verlangt384,7 ff.;Strafe für Ehebruch 254,8: 295,13;<strong>in</strong> der Schlacht 276,19 ff.; vonRäuber verlangt als Sühne 286,14;büßenden Räubers 325,10; ohneGeistlichen 362,19 ff. ff.; auf derStraße 370,25 ff.; <strong>des</strong> Verleumders341,18 ff.; 378,32 ff.; plötzlicher,e<strong>in</strong>er Sünder<strong>in</strong> 373,3; ewiger, gemiedendurch zeitlichen Tod 286,14To<strong>des</strong>betrachtungen 364,16 ffTo<strong>des</strong>furcht e<strong>in</strong>es Königs 363,5 f.To<strong>des</strong>gedanke schützt vor Versuchung355,6 ff.To<strong>des</strong>kampf e<strong>in</strong>es Sünders 306,20 ff.To<strong>des</strong>strafe angedroht 356,15 ff.;408,3 ff.To<strong>des</strong>st<strong>und</strong>e, ungewiß 384,13 ff.;Sorgen372,10 ff.Tor der Philosophen 406,32 ff.ihreTor, se<strong>in</strong>e Behandlung 259,17 ff.;verführt Weisen 312,7 ff.Tote, blendet e<strong>in</strong>en Räuber 294,34 ff.;schließt Bräutigam <strong>in</strong> ihre Arme348,14 ff.Tote strecken Hände aus den Gräbern393,29 ff.Totenbahre 293,11Totenberaubung s. Leiche nbe raubungTotenersche<strong>in</strong>ung s. Ersche<strong>in</strong>ung,VisionTotenerweckung 264,14 ff.Totenmahl, E<strong>in</strong>ladung zum — 356,31 ff.Totenschädel verspottet, redet 356,9 ff.Totenschmuck 294,26 ff.Toter verläßt das Grab racheflehend235,29; ersche<strong>in</strong>t Bl<strong>in</strong>dem 236,2 ff.;spricht aus dem Grabe 245,25 f. ;beklagt se<strong>in</strong> Los 253,18 f.; ruftaus dem Grabe 295,22; kündet,daß er selig sei 299,15 ff.; <strong>in</strong> denFluß geworfen 331,4;erwürgt den,der ihm se<strong>in</strong> Gold nimmt 353,3 ff. ;alsGast 356,4 ff. ;verscharrt 372,25 f.;erwacht, um Genugtuung zu leisten400,5 ff.; s. auch Ermordeter,VampirmotivTötung, e<strong>in</strong>er Kröte 336,23; e<strong>in</strong>esfrevelhaften Sohns 337,7 f.Tuche, bunte, Kaufmanns wäre 266,11Tugendhaftigkeit gilt mehr als Reichtum330,20 f.


4f^9Tunica, charitatis265,l6; Jovis 344,13;s. auch RockTür zu Obstgarten versperrt durchStange, Vision 385,36 ff.Türhüter 404,7 ff.Turnier 304,17 f.; 317,2 ff.; 395,21 =395,35Turm 254,2; 407,31 ff.; 410,7 ff.Traianus erweckt <strong>und</strong> getauft 369,27 ff.Tränen 295,18 f.; 317,14 ff.; 340,22Translation e<strong>in</strong>es Marienbil<strong>des</strong>280,26 ff.Traum, Mittel gegen Aussatz im —erhalten 340,23 ff.; s. auch VisionTraumglaubc verspottet 241,22Treue zweierSklaven 405,4 ff.Treulosigkeit <strong>des</strong> Hun<strong>des</strong> 381,31 ff.Tribunal Christi, Appell an das —337,17 f.Tr<strong>in</strong>ität,ihre Unfaßbarkeit 250,23 ff.Triumphator, se<strong>in</strong>e Behandlung beiden Römern 344,10 ff.Trockener Zweig soll Frucht tragen398,33 ff.Trofare 261,8Trompete, feurige, 230,17Trunkenheit bestraft356,4 ff.Überfall, fe<strong>in</strong>dlicher, Teufelsbctrug266,14 ff.Übermut bestraft 259,1 ff.Udo von Magdeburg 229,24 ff.Unbekanntes Land, Jenseits 364,18 f.Unbewaffnet kämpfen im Gottesurteil331,23 ff.Undankbarkeit <strong>des</strong> Sohnes bestraft343,5 ff.Uneheliche Geburt vorgeworfen297,3 ff.Unfreie von Ritter geheiratet 234,35Ungeheuer <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong> 262,10Ungelehi-ter, von Maria gelehrt275,10 ff. ; 285,25 f. ; tritt <strong>in</strong> Klostere<strong>in</strong> 331,35 f.; 360,20Ungehorsam, verspottet 350,10 ff. ;e<strong>in</strong>es Weibes, kuriert 351,7 ff.Universität s. StudiumUnterricht vornehmer K<strong>in</strong>der 277,11Unterschiede, körperliche, zwischenAdligen <strong>und</strong> Bauern 297,11 ff.Unschuldig verfolgte König<strong>in</strong> 254,3 ff. ;331.18 ff.Unsittliche Forderung, e<strong>in</strong>es Küchenjungen330,26 ff. ;e<strong>in</strong>es Bischofs331,11 ff.Untreue, Weib der — bezichtigt254,3 ff.; 341,9 ff.; 378,7 ff.Unwetter beim Tode e<strong>in</strong>es372.19 ff.FrommenUnzucht, Strafe 262,34 ff.; 303,17 ff.;308,23; 309,4; 349,28 f.; Buße für— 298,28 ff.; von Dirne Sonnabends<strong>und</strong> an Lichtmeß gemieden 367,7 ff. 5verdirbtden Körper 373,1 ff.Urfehde schwören 286,13Uriasbriefmotiv 341,11 ff.; 378,16 ff.• Vampirmotiv 294,33 ff. ; 353,4 ff.Vater, pe<strong>in</strong>igt se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d 231,5 ff.;Me<strong>in</strong> — ist me<strong>in</strong> Onkel usw.296,28; tütet frevelhaften Sohn336,80 ff.; opfert dem Fre<strong>und</strong>e dieK<strong>in</strong>der 340,29 ff.; bettelnd von Sohnabgewiesen 343,7 ff; s. auch geistlicherVaterVaterherz, Schießen nach dem —390,11 ff.Venien 263,27; 327,23Verbannung, e<strong>in</strong>er König<strong>in</strong>von Neidern 379,4 f.331,16 ff.;Verbeugung <strong>des</strong> Teufels vor demPriester 327,24Verbrennen <strong>in</strong> Vision der Hölle368,7 ff.Verbum caro factum est, schützt vorDämonen 324,1 ff.Verdammter, flucht allem Heiligen230,2 1 ; von Teufeln geplagt 306,23 f.;klagt 371,10 ff.; von Teufeln geschleppt372,2Verdammte, ihre Qualen 242,10 ff. ;von Dämonen geschleppt 308,6 ff. ;


470375,23 ff. ; <strong>in</strong>s Feuer geworfen367,17 f.; bis zum Hals im Höllcnofen373,24Verdammung 230,1; s. auch Tod,unseligerVerfluchung der Geburtsst<strong>und</strong>e230,2 If ;296,1 f.Verführungskünste 334,1 ff.Vergessen aller Gelehrsamkeit, StrafederSelbstüberhebung 350,3 ff.Vergleich, glänzend Avie die Sonne232,17; 238,25; 371,5; Glanz wieSternensche<strong>in</strong> 264,13; klar wieKristall 264,34; luce clarior 322,16;schwarz wie e<strong>in</strong> Mohr 368,11;schwarz wie Kohle 368,8 f.;als e<strong>in</strong> Pfeil 251,11 ;Honig der Beredsamkeit261,11;schnellerÖl der Freude<strong>und</strong> Barmherzigkeit 270,1 ff.;Lilieunter Dornen, re<strong>in</strong>er Jüngl<strong>in</strong>g unterGefährten 279,4; Haut rauh wieBaumr<strong>in</strong>de 283,21; brüllen wie e<strong>in</strong>'Löwe 283,24; arme Seelen zahlreichwie der Sand am Meere 311,20 f.;Witwe bei e<strong>in</strong>em Verwandten wieStroh bei Feuer 3 18, 11 ;Sorge tragenwie ums eigene Auge 332,3;schmausen wie ungläubige Heiden888,27; Nägel wie Adlerkrallen357,33 f. ; der Lügner eilt zur Höllewieder Dieb zum Galgen 380,14 f.;s.auchmoralisicrendeDeutungVerjüngung, <strong>des</strong> Adlers 409,31 ff.;Phönix 410,2 ff.Verklärung 237,8 f.; 238,25<strong>des</strong>Verleumdung, ihre Strafe 253,12 ff. ;328,5 f.; 341,17 ff.; 378,8 ff.Verlobung, gegen Willen 231,7;mystische 288,11 ff.Veronikalegende 268,16 ff.Verschlagenheit <strong>des</strong> Fuchses 382,36 ff.Verschwörung gegen das Leben e<strong>in</strong>esKönigs 382,28 ff.Versuchung überw<strong>und</strong>en 333,19 ff. ;384,3 ff.; 337,28 ff.Verse 251,14 f.; 271,6 ff.; 281,11;288,22 ff.; 314,23 f.; 319,5;332,12 ff.;342,18 f.; 391,37Vertragsurk<strong>und</strong>e im Teufelspakt 375,4Vertr<strong>in</strong>ken <strong>des</strong> Pfan<strong>des</strong> 294,3Verwalter 257,33; 340,14; 365,18;s. auch HausvogtVerwandlung Jov<strong>in</strong>ians 259,9 f.Verwesung der Welt 237,26 ;396,9 ff.Verzeihung, 248,2 f. ;ihr Lohn255,9 ff. : genügt nicht, wenn derSünder nicht Genugtuung leistet400.18 ff.Verzückung s.EkstaseVerzweifelte Witwe gerettet vonMaria 318,9 ff.Vcstibulum mit Marienbild 288,7Veteranenhaus 405,19 ff.Vetula s.Vicus 367,15Alte WeiberVigilie, e<strong>in</strong>es Festes <strong>in</strong> Gebet verbracht385,8 f. ;zu Allerheiligen311,3Violacio matronarum et filiarummonialium309,'?4f.Vision 229,27 ff.; 231,29; 232,8 ff.234,32: 288,24 ff.; 241,2 ff.241,13 ff.; 242,9 ff.; 248,9 ff.246,4 ; 250,5 ff. ; 254,25 ff. ; 262,25 ff.264,80 ff. ; 265,14 ; 267,8 ff. ; 268,9 ff.270,4ff.; 270,16ff.; 271,8ff.272,37; 274,9; 276,13; 278,1 ff.279,15 ff.; 280,1 ff.; 283,9 ff.284,13 ff.; 285,9 ff.; 292,17 ff.299,8 ff.; 299,31 ff.; 302,6 ff.302,80 ff.; 804,20 ff.; 306,19 ff.811,2 ff.; 312,8 ff.; 818,12 ff.316,4 ff.; 317,19 ff.; 320,5 ff.324,27 ff.; 335,2 ff.; 388,2 ff.367,12 ff.; 371,2 ff.; 373,9 ff.376.19 ff.; 379, 10 ff.: 385,20 ff.887,4 ff.; 895,25 ff.; 899,6 ff.400,2 ff.; 402,16 ff.; 402,31 ff.404,31 ff.; 412,2 ff.; s. auch Ekstase,Marienmirakel, W<strong>und</strong>erVita b. Bartholomei, Quelle 351,25Vitae Patrum, Quelle 233,5; 249,6;


471252,31; 257,14: 260,19; 261,28;333,30; 394,29Vögel auf Baum <strong>in</strong> Vision239,24 ff.Vogelsang, im Paradiese 347,19; <strong>in</strong>Vision 387,16 f.Vögle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Neugierprobe 350,11 ff.Vogt, Armer hat den — nicht zufürchten 388,24Volk, als Zuschauer 304,4 ff. ; 331,23 ff. ;340,5 ff. ;unwillig über Priester330,11 f.; beschenkt Kloster 334,12Volksliedmotiv, Sultans Töchterle<strong>in</strong>322,7 ff.Volkssitte, Aben<strong>des</strong>sen am Weihnachtsabend231,22331,16 ff.Vorhalle 333,12 s.Vorhölle s. Limbusauch VestibulumVolkswille bestimmt königlichen EntschlußVorladung vorBischofsgericht 393, 9ff.Vornehme umgeben reichen Sterbenden370,31Vorratskammer voll durch W<strong>und</strong>er344,5 ff.; vgl. 258,7Wache, Gebets- <strong>und</strong> Bußübuug285,8 f.; 398,29; am Stadttor 286,20;s. auch NachtwacheWachsaltar 289,12Waffen <strong>in</strong> der Kirche aufgehängt276,18Wage <strong>des</strong> Jenseitsgerichtes 335,4Wahrspruch auf Le<strong>in</strong>enzeug gestickt332,26 ff.Wald, Ort der Novizen 238,13; aufgesucht,um dort zu sterben, 259,29;Ritter soll den Kaufmann durchden — geleiten 266,12; Aufenthalt<strong>des</strong> Räubers 294,10; 314,26 f.;411,33 ff.; Jagd im 120,23;Köhlerknechte im — 341,12;gefällt im — 346,21 ff.;Holzanmutiger,Ort e<strong>in</strong>er Vision 395,26; Eremitim ^ 387,21 ; wandelnder 406,2Waldbäume s<strong>in</strong>d zu fürchten 406,35Waldbruder s. E<strong>in</strong>siedler, EremitWallfahrt am Karfreitage 315,1; s.auch PilgerfahrtWanderer, vom Unwetter erschlagen324,2 ff.; am Scheidewege 312,10 f.;358,2 ff. : vonRäuber getötet <strong>und</strong>beraubt 413,15 f.Wandlung, Vision während der —402,16 ff.Wäsche, waschen 244,6; 284,9 ff. ;bleichen284,10 ff.Wasser, kochen<strong>des</strong>, vom Teufel gegossenauf Nonne 244,33 f,; ist —über der Erde?265,21 ff.Wasserkrug, erzürnt Eremiten 354,5;ohne Boden 385,30 ff.Wasserschöpfer <strong>in</strong> Vision 385,30 ff.Weg, eng <strong>und</strong> breit 312,10 ff.; steil<strong>und</strong> bequem 358,8 ff.Weib, legt Sakrament <strong>in</strong> den Bienenstand288,29 ff.; läßt Gebetbuchschreiben 295,4 f.; rettet sündigenGatten 313,11 ff. ; e<strong>in</strong>es Ritterssündigt mit e<strong>in</strong>em anderen <strong>und</strong>rettet sich vor dem Verdacht <strong>des</strong>Gatten durch Beicht 329,18 ff.;armes, von ihrem Sohn, e<strong>in</strong>emBischöfe, <strong>in</strong> schönen Kleidern abgewiesen342,20 ff. ;erhält Lehrefür ihre Neugier 350,9 ff. ; kuriertvom Schm<strong>in</strong>ken 350,19ff.; anmutiges,schlimme Heuchler<strong>in</strong> , verdammt372.26 ff. ;erkennt alt aussehendenGatten nicht an 375,38 ff.Weiberlügen leicht aus Angst 380,15 ff.Weide, dürre <strong>und</strong> fette, <strong>in</strong> Vision239.27 ff.; 387,8 ff.Weihnachtsabend, Vision am —231,21 ff.; Sitte, bei Sternenhimmelzu essen; 231,22Weihnachtsmessen, drei, 309,4 ff. ;359,29Weihnachtstag, Vision am — 229,5 ff.Weihwasser von Maria auf Mönchegesprengt 394,30 ff.We<strong>in</strong> im Kloster gemieden 243,30


472We<strong>in</strong>berg 301,13 ff.; 347,2We<strong>in</strong>trunken 291,22; 355,13; 356,6 ff.Weise um Eat gefragt 357,2 ff.; 358,3;s. auch PhilosophWeiser, folgt Toren 312,7 ff.; wirdbefragt, ob e<strong>in</strong> Mensch ohne Herzleben könne, 353,22 f. ; Parabelne<strong>in</strong>es — als Quelle 382,16Weisheiten kaufenWeizenfeld 368,26Weifensagenmotiv332,12 ff.277,1 ff.Welt, ihr Liebhaber 229,26; FrauWelt 237,23 tf.; 395,26 ff.; Lohnder — 237,30; 396,13 ff.Weltentsagung 238,4 ff.; 240,26262,8 ff.; 388,7 ff.Weltgericht, Strafe bis zum — 241,20Weltvcrachtung ist das Stärkste aufder Welt, Rätsellösung 240,18Wetterdämonen 324,5 ff.Wiese, im Paradies 264,31; 311,23;voll Blumen <strong>in</strong> Vision 379,14 ff.;mit Jagdtieren 387,11 ff.; vgl.239,27 ff.Wilhelmus, Name e<strong>in</strong>es Ritters 261,12Wiudwirbel entführt <strong>in</strong>s Jenseits357,6 f.Wirtshaus 291,22; 355,12Witwe aus kaiserlichem Geschlecht243,31; edle 257,29; Nonne 274,3;Marienverehrer<strong>in</strong> 302,24 ff. ;arme,ihr Tod 306,2 ff. ; adlige, verzweifelt,31 8,10 ff.; arme, besucht ihren Sohn,der Bischof ist 342,23 ff. ;arme,fordert ihr Recht 369,28 ff.; zweifromme — 237,2 ff.Witwenbedränger, se<strong>in</strong>e Höllenstrafe263,2 ff.Wohlgeruch, w<strong>und</strong>erbarer, 229,20237,17; 261,1; 275,3; 326,28 ff.401,30Wohltätigkeit s. Almosen, Barmherzigkeit,FreigebigkeitWolf, <strong>in</strong> Vision 239,35 ff.;262,10als FührerWolken mit dem Haupte berühren375,6Wort Gottes befolgen,das Nützlichste<strong>in</strong> der Welt, Rätsellösung240,24. f; s. auch PredigtWorte <strong>des</strong> heiligen Geistes 399,2 f.Wucher verflucht 371,12 f.Wucherer, vom Teufel geholt 352,23 ff.unter Galgen verscharrt 362,16 ff. ;mit gefräßigem Fuchs verglichen383,3 ff. ; s. auch GeizigerW<strong>und</strong>er, Bl<strong>in</strong>der wird sehend 236, 12 ff. ;Toter redet 245,24 ff.; 253,18 f.;Kreuzesbild neigt sich vor Verzeihendem256,2; Scheuer gefüllt258,7; Totenerweckung 264,15 f.;K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Hostie 278,15 ff.;Marienbild kehrt <strong>in</strong> Kloster zurück280,29 ff.; Enthaupteter beichtet286,23 ff.; Tote blendet Räuber294,33 ff. ; Rückkehr aus Fegefeuer305,27; Seelen schützen Priester306,29 ff.; Kreuzesbild blutet307,3 ff.; Taube entführt Sakrament309,1 ff.; Marienreliquienhaften fest an Baum 321,2 f.; Sakrament<strong>in</strong>K<strong>in</strong><strong>des</strong>gestalt 315,29ff.;Verleumders M<strong>und</strong> verzerrt 328,8 ff. ;Dirne zum Leben erwacht, beichtet330,10 ff.; Sieg der Unschuld imZweikampf 331,30 ff.; Mönch <strong>in</strong>glühendem Ofen unverletzt 332,7 ff.;Dirne zum Leben erweckt 333,27;Sakrament schwebt zuSterbendem337,22 f.; K<strong>in</strong>der zum Leben erweckt340,32 ff. ;Braten wandelt sich <strong>in</strong>Kröte 343,13 ff. ;Vorratskammergefüllt 34 1,6 f.; Licht leuchtetw<strong>und</strong>erbar vor Armen auf 346,25 ff. 5dreih<strong>und</strong>ert Jahre im Paradiese347,5 ff.; dürrerZweig br<strong>in</strong>gt Frucht398,37 ff.; s. auch Marienmirakel,VisionW<strong>und</strong>erbare Heilung 232,2.W<strong>und</strong>ergabe heiliger Männer 239,15;252,31 f.


473W<strong>und</strong>erzeichen durch Sünder 293,19 ff.Wunsch Neidischem <strong>und</strong> Geizigemgewährt 351,14 ff.Würmer, an der verwesenden Welt396,10; Tote s<strong>in</strong>d Speise der —364,23 ff.Wurmteufel 239,3Wurzeln e<strong>in</strong>es Baumes vererbt 390,1Z s.auch CZahl, drei Nachtwachen am Grabe<strong>des</strong> Ermordeten 235,5 ff. ; sechsJungfrauen gekrönt,sechs geläutert264,36 ff. ; acht K<strong>in</strong>der ausgesetztvon neun geborenen 277,1 ff. ;dreiProben 315,9 ff. : drei Fremde 316,23; dreifache Ersche<strong>in</strong>ung 317,20;dreifacher Mord 318,13 ff.; dreiWanderer 324,2; drei verarmteJüngl<strong>in</strong>ge wollen sich dem Teufelverschreiben 327,10 ff. ; drei Kaufpreise332,19 ff.; siebenfache Versuchung337,29 f.; drei Fragen239,18; dreiRäte 341,4 ff.; 374,7 ff.;dreifacher Sieg 346,11 ff.; achtFrüchte auf dürrem Zweig 398,37 ff. ;dreißig Seelenmessen 399,14 ff.,drei Rätselfragen 404,13 ff.; dreifacheBuße 411,20 ff.; s. auch ZeitZähne ausreißen, Marter 391,19Zauberer mit listigem Fuchs verglichen383,23 ff.: s. auchNigromantZaum gehört zum Pferde, Leib zurSeele 353,12 ff.; 355,23 ff.Zaun, darunter Schlangennest 336,22Zecher, spotten über Priester 355, 13 ff.;lädt Totenschädel zu Gaste 35 6,6 ff.Zehnten vorenthalten 267,13; 400,12 ff.Zeichen, Welches — hat Gott alsgrößtes unter die ger<strong>in</strong>gsten gesetzt ?Rätselfrage 404,13 ff.Zeit, sieben Jahre dient edle Jnngfrau231,21; e<strong>in</strong> Jahr bis zur Ge-Klappe r ,Erzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong>betscrhörung232,ll: 232,13; 232,15;dreißig Tage vor dem Tode Vision233,2; vierzehn Jahre Krankheit334,10; dreißig Jahre Zeit zur Bekehrung235,22; dreißig Tage nachVision Tod 241,7; 280,5; achtTage nach Vision Tod 243,16;243,18; acht Tage fasten 244,8;e<strong>in</strong> Jahr sich nicht setzen, Bußübung244,10 ; Tod nach dreitägigemGebet 244,43; fünf Tage nach demTode e<strong>in</strong>er Nonne werden anderesterben 245,1 ; fünf<strong>und</strong>zwanzig JahreAussätziger gepflegt 246,16; vierWochen Buße für Abfall 249,25 ff. ;Seele ersche<strong>in</strong>t dreißig Tage nachdem Tode 250,4; 274,8; Säulenheiligerbüßt zwanzig Jahre 252,8:dreißigjähriges Büßerleben 25i,26;Stimme vom Himmel drei Tage vorTod gehört 255,8; 261,2; siebenJahre Strafe für Jov<strong>in</strong>ian 259,26;Seligkeit für e<strong>in</strong>jährige Buße271,21ff.;für Weltlust 272,20;drei Jahre büßt Jungfraudrei Tage verläßtHeiliger se<strong>in</strong> Grab 276,24zehn Jahre werden K<strong>in</strong>der heimlicherzogen 277,12; zwanzig Jahre lebtNonne als Dirne 290,12; fünfzigJahre gesündigt 298,27 f.; sechsMonate fasten für Sünden 299,14;drei Tage fasten 301,2; e<strong>in</strong>jährigeKrankheit 305,14 ; drei Jahre Buße309,16; zweitausend Jahre Fegefeuerfreiwillige Buße 310,6 f.;dreiTage nachMarienersche<strong>in</strong>ung kommtBeichtvater 318,28; vierzig TageBuße für Teufelspakt 319,25 f.; dreiTage vom Teufel verfolgt 326,12;acht Tage Bedenkzeit vor Teufelspakt327,18; e<strong>in</strong> Jahr nach erlangterHilfe br<strong>in</strong>gt Schlange Lohn336,24 f. ; sechs Tage nach Tötung<strong>des</strong> Sohnes beichtet Graf 337,8;e<strong>in</strong>e Woche Buße lockt Dämonenan 342,1 ff.; dreih<strong>und</strong>ert Jahre im31


474Paradies 348,10; nach sechsjährigemEremitenleben wird Jüngl<strong>in</strong>g vomTeufel verführt 349,18;nach dreitägigemVerweilen im Elternhausesündigt Eremit 349,27f. ;nach dreiTagen kehrt Christus mit Jüngernan den Ort zurück, wo sich zweiermordeten 352,19 ff.; E<strong>in</strong>ladungzum Toten Gast nach acht Tagen356,32: tausend Jahre glaubt sichEntrückter im Jenseits 357,36 f, ;im Jenseits 360,4; fünfzig JahreGeistlicher an e<strong>in</strong>er Kirche 360,8 f. ;fünfzehn Jahre lebt Nonne als Dirne367,5 ;drei Tage betet Papst fürHeidenkönig 370,13f ; dreißig Jahrenach dem Tode getauft 370,16 ff;dreitägiges Unwetter 372,20 ;Gäste drei Tage bewirten, dann töten358,5 f.; sieben Jahre dauert Romfahrt359,13;h<strong>und</strong>ertJahreistPriestersechsjährigeGefangenschaft 374,34 ff.;fünfzehn Jahre lebt Eremit fromm,der dann fünf Jahre Räuber wird384,24 ff, ; zehnjährige Buße <strong>des</strong>Sohnes für die Mutter 398,30;dreijährigeBuße 398,36 ; vierzig JahreEremit 401,5 f.; s. auch ZahlZelle 260,27; 262,11; 333,17 ff.;345,27; 355,6; 395,1Zelt im Jenseits 265,15Zerstörung, w<strong>und</strong>erbare, e<strong>in</strong>er Stadt316,26 ff. ; e<strong>in</strong>em Kloster angedroht384,2 ff.Ziege e<strong>in</strong>er Witwe geraubt, Höllenstrafedafür 263,2 ff.Z<strong>in</strong>slose Stadt e<strong>in</strong>er Königswitwe belassen396,23Zirkel bei Teufelsbeschwörung 327,14Zisterzienser 251,13; 263,19 f.; 263,27;300,26; 360,14; 383,35; 386,37 f.Zoe, magister 319,1Zorn, Sitz <strong>des</strong> — ist die Galle 381,18Zunge, abgebissen, um der Versuchungzu widerstehen 334,3 ff. ; abgeschnitten,Marter 391,20;Zweig, dürrer,trägt Früchte 398,33 ff.Zweige vererbt 389,33 ff.Zweikampf 297,20 f.; Gottesurteil331,21 ff.; 339,36 ff.Zwill<strong>in</strong>gsbrüder304,15.aus RittergeschlechtHy bot das eyn ende.Got vns sende<strong>in</strong> seyn reychdo wirwesen ewicleich.Ich habe das geschreb<strong>in</strong>;nair ist gar wenig hellir obirbleb<strong>in</strong>,Z<strong>und</strong>er sy seyn gegangen vor weyn vnd byr,wenne is machet dy menschen schon vnd czyr.Hs. der Kgl. u. Univ.-Bibl. zu Breslau I. F. 684 El. 264 ra,früher <strong>in</strong> der Bibl. der Corpus-Christi-Kirche.A. Favorke, Breslau II


^M^ÄSi^f;*'^^«*^PA8085.E79IMSErzählungen <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong> <strong>in</strong><strong>deutscher</strong> Übersetzung <strong>und</strong>late<strong>in</strong>ischem Urtext


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