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ÖGKM Konsensus Statements Osteoporose.pdf (796KB)

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individuell verordnetes Übungsprogramm, das Balancetraining,<br />

Krafttraining und Gehen beinhaltet sowie durch Tai-<br />

Chi (mit einem progressiven Übungsaufbau) erreicht werden.<br />

Ferner bilden Umfeldsanierung bzw. Adaptierungen<br />

(Haltegriffe im Badezimmer, rutschfeste Matten, Beleuchtung,<br />

Entfernung von Stolperfallen, Brillen, Gehhilfen),<br />

graduierte Eliminierung von psychotropen Medikamenten<br />

bzw. ein multidisziplinäres, multifaktorielles Sturzrisiko-<br />

Interventionsprogramm weitere Maßnahmen zur Senkung<br />

des Sturzrisikos.<br />

Die Wirksamkeit all dieser Maßnahmen ist eng an ein<br />

Sturzassessment gebunden, wodurch sich notwendige Therapien<br />

und Adaptierungen ergeben. Ziel des gesamten<br />

rehabilitativen Managements ist die Optimierung der persönlichen<br />

Unabhängigkeit von fremder Hilfe bei gleichzeitiger<br />

Verbesserung der Lebensqualität.<br />

3.5. Ernährungsaspekte<br />

Für Prävention und Therapie der <strong>Osteoporose</strong> sind<br />

Ernährungsmaßnahmen, die auf eine Erhöhung der Kalzium-<br />

und Vitamin D-Zufuhr abzielen, von wesentlicher<br />

Bedeutung. Es werden daher der vermehrte Genuss z. B.<br />

von Milch und Milchprodukten, Fisch und Gemüse dringend<br />

empfohlen, insbesondere ab dem Kindesalter, sowie<br />

eine Verminderung des Salzkonsums. Eine nachhaltige<br />

Änderung der Ernährungsgewohnheiten ist auch deshalb<br />

sinnvoll, weil latenter Vitamin D- und Kalziummangel als<br />

Risikofaktoren für andere chronische Erkrankungen<br />

(Krebs, Bluthochdruck, chronisch entzündliche Darmerkrankungen<br />

etc.) anzusehen sind (Peterlik, 2005).<br />

3.6. Medikamentöse Behandlung<br />

der <strong>Osteoporose</strong><br />

Therapieziel<br />

Das Ziel der Behandlung einer manifesten <strong>Osteoporose</strong><br />

besteht zum einen in der Verbesserung der Knochenstabilität<br />

und somit der Verhinderung neuer Frakturen, und<br />

zum anderen in der Schmerzbehandlung und Rehabilitation,<br />

um eine altersgemäße soziale Reintegration zu ermöglichen.<br />

Die Wirkung von <strong>Osteoporose</strong>-Therapeutika sollte<br />

rasch eintreten und sowohl Wirbel- als auch extravertebrale<br />

Frakturen verhindern (Roux et al., 2004; Harrington et<br />

al., 2004).<br />

Die Effizienz der Behandlung gemessen an der absoluten<br />

Risikoreduktion steigt mit zunehmendem Alter (Papapoulos<br />

et al., 2005). Unter antiresorptiven Therapien<br />

besteht weder für Wirbel- noch für extravertebrale Frakturen<br />

eine Assoziation zwischen der Frakturrisikoreduktion<br />

und der Knochendichtezunahme (Delmas & Seeman,<br />

2004), die maximal 20% des frakturpräventiven Effekts<br />

erklärt.<br />

Eine ausreichende Versorgung mit Kalzium oral (additiv 500 bis<br />

1.000mg Ca ++ /Tag je nach alimentärer Situation) und Vitamin<br />

D3 (400 bis 2.000 IE/Tag) ist die Basis für eine spezifische medikamentöse<br />

<strong>Osteoporose</strong>therapie. Sie alleine genügt allerdings nicht, um<br />

eine manifeste <strong>Osteoporose</strong> zu behandeln.<br />

Zu empfehlen ist die Messung des Vitamin D-Spiegels, vorzugsweise<br />

in den Wintermonaten, da das Ergebnis einen Hinweis auf die<br />

Höhe der therapeutisch erforderlichen Vitamin D-Dosis gibt.<br />

3.6.1. Antikatabole Substanzen (Knochenabbauhemmende<br />

Substanzen, Antiresorptiva)<br />

3.6.1.1. Weibliche Sexualhormone (Östrogene/Gestagene)<br />

Unter Hormonersatztherapie (HRT = Hormon-Replacement-Therapie)<br />

ist die kontinuierliche Östrogenmedikation<br />

ergänzt durch zyklische bzw. kontinuierliche Gestagensubstitution<br />

zu verstehen. Verwendung finden als Östrogenkomponente<br />

entweder konjugierte equine Östrogene<br />

(CEE) oder 17-β-Östradiol, zur Gestagensubstitution steht<br />

eine Vielzahl von Substanzen mit Gestagenwirkung mit völlig<br />

unterschiedlichen Partialwirkungen zur Verfügung. Da<br />

der Gestagenzusatz praktisch ausschließlich dem Endometriumschutz<br />

dient, wird bei hysterektomierten Frauen im<br />

Allgemeinen auf die Gestagensubstitution verzichtet, bei<br />

diesen Frauen kommt eine Östrogen-Monotherapie (ERT<br />

= Östrogen-Replacement-Therapie) zum Einsatz.<br />

In klinischen Studien zeigte sich einheitlich, dass eine<br />

HRT zu einem Anstieg der Knochenmasse führt. Prospektive<br />

Daten der Women´s Health Initiative (WHI)-Studie<br />

an einem unselektierten Kollektiv von Frauen zwischen<br />

dem 50. und 79. Lebensjahr ergaben eine Reduktion der<br />

Inzidenz vertebraler und nicht-vertebraler Frakturen (Cauley<br />

et al., 2003).<br />

Vorteile einer HRT/ERT sind weiters eine Verminderung<br />

klimakterischer Beschwerden und eine Abnahme der<br />

Inzidenz an kolorektalen Karzinomen. Diesem Benefit<br />

steht bei HRT und ERT eine Zunahme kardiovaskulärer,<br />

zerebrovaskulärer und venöser thromboembolischer Ereignisse<br />

sowie bei HRT eine erhöhte Zahl von Hormonrezeptor-positiven<br />

Mammakarzinomen gegenüber. Eine ERT<br />

ist hingegen mit einer tendenziellen Reduktion der Mammakarzinom-Inzidenz<br />

assoziiert.<br />

Weiters ist anzumerken, dass in Bezug auf die verwendeten<br />

Hormonpräparationen (insbesondere die Gestagenkomponente<br />

betreffend) nicht nur eine Vielzahl von verschiedenen<br />

Präparaten mit durchaus unterschiedlichen Wirkungsprofilen<br />

zur Verfügung steht, sondern insbesondere<br />

auch das Nebenwirkungsprofil, so vor allem die Inzidenz<br />

kardiovaskulärer Ereignisse von der Art der Hormonzufuhr<br />

abhängig ist; so zeigen die Ergebnisse von wissenschaftlichen<br />

Arbeiten, dass unter transdermaler Hormonsupplemention<br />

das kardiovaskuläre Risiko nicht erhöht ist, wobei<br />

zu dieser Applikationsform keine Frakturdaten vorliegen.<br />

Zusammenfassend ist festzustellen, dass für die<br />

HRT/ERT keine osteologische Indikation vorliegt. Allerdings<br />

ist anzumerken, dass bei gleichzeitigem Vorliegen klimakterischer<br />

Beschwerden und fehlenden kardiovaskulären<br />

Risikofaktoren der osteoprotektive Effekt der HRT/ERT in<br />

Hinblick auf die Frakturprävention sinnvoll genützt werden<br />

kann. Der Benefit hinsichtlich der Reduktion der Frakturinzidenz<br />

der HRT/ERT geht wenige Jahre nach Absetzen derselben<br />

wieder verloren.<br />

3.6.1.2. Männliche Sexualsteroide beim hypogonaden Mann<br />

Der Hypogonadismus, der eine mögliche Ursache für<br />

eine <strong>Osteoporose</strong> beim Mann darstellt, ist eine Indikation<br />

für eine Testosteronsubstitution unter Beachtung der Kontraindikationen.<br />

Allerdings liegen für diese Therapieform<br />

keine Frakturdaten vor. Alternativ kann eine <strong>Osteoporose</strong><br />

bei einem Mann mit Hypogonadismus auch mit Alendronat<br />

oder Risedronat behandelt werden. In Hinblick auf die<br />

Supplementum, August 2007 | Seite 7

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