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Tobias Gillen - Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

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Das Politikfeld und seine Entwicklung im föderalen System der BundesrepublikArgument einer „notwendigen Vereinheitlichung“ im politischen Prozess durchgesetzt.Die Öffentlichkeit forderte auch damals ein größeres Maß nationaler Einheitlichkeit,auf den die Politik mit der Gründung des Deutschen Ausschuss für das Erziehungs- undBildungswesen 1953 reagierte (Vgl. Kap. 3.3.2).Der Trend zur Vereinheitlichung verstärkte sich Mitte der fünfziger Jahre im DüsseldorferAbkommen der KMK. Hiermit wurde die Dreigliederigkeit des Schulwesensendgültig festgeschrieben, man einigte sich auch auf die Schuljahresdauer, dasBewertungssystem, die Schultypen, die Fächer sowie die Abschlüsse (Massing 2003:17, Thränhardt 1990: 189). Zwar stand die Phase weiter unter dem christdemokratischgeprägten Motto „keine Experimente“, führte aber aufgrund des wachsenden Bedarfsan qualifizierten Arbeitnehmern zur Abschaffung des Schulgeldes.In dieser Phase etablierten sich auf Bundesebene zunächst Wissenschaft undForschung, auch beeinflusst durch externe Ereignisse wie den Sputnik-Schock (1957)als eigenständige Politikfelder, flankiert durch die Gründung des Wissenschaftsrates1957. Ebenfalls 1957 wurde die Länderhoheit in der Schulpolitik durch das bereitszitierte Konkordatsurteil des Bundesverfassungsgerichts gestärkt (BVerfGE 6, 309).3.2.2 Große Bildungspolitische Koalition: Aufschwung desPolitikfeldes (1964-1969)Der Aufschwung des Politikfeldes auf bundespolitischer Ebene ist stark mit zweiVeröffentlichungen verbunden. Georg Pichts Artikelserie über die „deutscheBildungskatastrophe“ (Picht 1964) sowie Ralf Dahrendorfs Schriften unter dem Titel„Bildung ist Bürgerrecht“ (Dahrendorf 1965) führten einerseits zu einerPopularisierung des Politikfeldes, andererseits auch zu einer ersten wissenschaftlichenAuseinandersetzung mit den Auswirkungen des Bildungswesens. Dabei wurde durchdie sich entwickelnde empirische Bildungsforschung (Hearnden 1977: 136ff.)insbesondere publik, welche Ungleichheiten das Bildungssystem hauptsächlich inländlichen Regionen produzierte („Katholische Bildungsdefizit“; Thränhardt 1990:192ff.).Bereits 1964 unternahm die KMK erste Schritte als Reaktion: das „HamburgerAbkommen“, welches das „Düsseldorfer Abkommen“ ablöste, führte zu einerVereinheitlichung der Dauer der Bildungsgänge und setzte im Sinne derDurchlässigkeit der Schultypen auf Vorgaben zum Fremdsprachenerwerb (Hearden1977: 142f.). Der Drang zu einer weiteren Unitarisierung des Politikfeldes führte 1965- 20 -

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