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Tobias Gillen - Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

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Das Politikfeld und seine Entwicklung im föderalen System der Bundesrepublikder starke Einfluss der Kirchen sowie die konservativen Kräfte eine wirklicheNeustrukturierung des Schulsystems verhindern: die Schulsysteme hier sind somitweiter stark traditionell geprägt. Die Sowjetische Umerziehungspolitik war weitgehendvom Konsens, vor allem unter den deutschen Sozialisten, und der reibungslosenZusammenarbeit der Behörden geprägt. In der SBZ war ein Boden für eineNeuorientierung des Schulsystems an den Werten der Gleichheit, Einheitlichkeit undSäkularität bereitet, der auch von der reformpädagogischen Bewegung getragen wurde(Massing 2003: 12).Anders stellte sich die Situation im Westen dar: Insbesondere die bayrischeStaatsregierung wehrte sich vehement gegen eine von der US-Militärregierungangestrebte egalitäre Reform des traditionellen Klassenschulsystems (Thron 1972:111f.). So konnten zwar kleine Reformschritte unternommen werden, wiebeispielsweise die Einführung der Schülermitverwaltung oder des FachesGemeinschaftskunde; die angestrebte grundlegende Neuordnung war jedoch nicht ohneoffenen Konflikt mit Kirche und Konservativen möglich. Vor dem Hintergrund desOst-West-Konflikts scheuten die Westalliierten allerdings eine offene Auseinadersetzung.Zusammenfassend lässt sich konstatieren: „das Scheitern der Re-education-Politik […] ermöglichte die weitgehende Restauration des traditionellen dreigliedrigenSchulsystems.“ (Massing 2003: 15) 11Bereits im Februar 1948 kam es zu einem ersten Treffen der Kultusminister der Länder:die KMK (damals: die Konferenz Deutscher Erziehungsminister) versuchte vor allem,die Notlagen der Bevölkerung, insbesondere der Schüler, zu bewältigen (Anweiler u.a.1992: 75). Im Juni 1948, nach der Währungsreform und ohne die Erziehungsministerder SBZ, beschloss das Gremium, eine Ständige Ministerkonferenz mit gemeinsamemSekretariat zu gründen (Leschinsky in Cortina u.a. 2003: 161; vgl. Kap. 3.3.1). Diesstellte natürlich auch Weichen für die zukünftige Struktur der Bundesrepublik.In den ersten Jahren nach der Gründung der Bundesrepublik führte ein Erstarken derUnionsparteien – vor allem in den vormals britischen Besatzungszonen - dazu, dass diepartiellen Veränderungen wieder zurückgenommen wurden. Dies betraf insbesondereReformansätze, die eine spätere Auslese der Schüler durch verlängerteGrundschulzeiten eingeführt hatten. Einerseits wurde dieser Politikwechsel inLandtagswahlkämpfen ideologisch unterstützt, andererseits - bereits damals - über das11 Vgl. speziell zur Bildungspolitik der amerikanischen Militärregierung Thron 1972.- 19 -

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