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Das oberste Recht : Das Ewige Gesetz 71Apriori <strong>de</strong>r Gerechtigkeit gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n je und je gegebenen Situationeno<strong>de</strong>r in einer einzig durch die konkrete Konstellation bestimmten sozialenNützlichkeit verwirklicht sein soll. Auch ist nicht begreiflich, warum diesittliche Person mit <strong>de</strong>m Anspruch <strong>de</strong>r absoluten Gerechtigkeit als erstesrechtliches Subjekt auftritt, da ihr Wesen sich mit dieser nicht <strong>de</strong>ckt.Jene positivistischen Rechtsdoktrinen, die nicht wie Kelsen eine inhaltloseNorm annehmen, son<strong>de</strong>rn das reine Faktum <strong>de</strong>r Wirkkraft alsrechtsbegrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Faktor bezeichnen, kommen für unsere Betrachtungvon vornherein nicht in Betracht, da sie das Gerechtigkeitsstreben <strong>de</strong>sMenschen aus <strong>de</strong>r Rechtsbegründung ausschließen.Eine seinsorientierte Rechtsbegründung, die echte Normenlehreim Sinne einer absoluten Gerechtigkeit sein will, muß sich mit <strong>de</strong>r thomistischenDefinition <strong>de</strong>r Grundnorm abfin<strong>de</strong>n : die Anordnung <strong>de</strong>sgöttlichen Intellektes, welche die in <strong>de</strong>r Natur nie<strong>de</strong>rgelegte Zweckordnungzu beachten vorschreibt.Man wür<strong>de</strong> aber <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>s Ewigen Gesetzes verfälschen, wollteman darin ein von Gott nach Art <strong>de</strong>s Sinaitischen Gesetzes erlassenesGebot sehen. Nimmt man einmal Gott als <strong>de</strong>n Schöpfer an, dann wirdman sich auch mit <strong>de</strong>m Gedanken befreun<strong>de</strong>n müssen, daß Gott dieWelt irgendwie finalisieren wollte. Selbst wenn die physikalischen Naturgesetzenicht bestän<strong>de</strong>n, wüdre man sich doch nicht vorstellen können,daß Gott die Schöpfung ins Leere hervorgebracht hätte. Wer also einenSchöpfer anerkennt, wird auch <strong>de</strong>n Gubernator annehmen müssen. Soerklärt sich <strong>de</strong>r lange Traktat bei Thomas von Aquin über die gubernatioim Anschluß an die creatio. Nun ist aber die gubernatio, d. h. die Hinführungaller Dinge zu ihrem Ziel, bei einem vernünftigen Wesen nichtohne Gedanken, und zwar nicht ohne praktische Vernunft möglich. Daswill also heißen, die Welt ist nicht nur von einem vernünftigen Wesen geschaffenwor<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn ist auch vernünftig in sich selbst, d. h. sinnvollgeplant und gewollt. Diese vorsätzliche Sinngebung, die Anerkennungverlangt, ist das Ewige Gesetz. Diese Dinge sind an sich im Raum <strong>de</strong>sMenschlichen eine Selbstverständlichkeit. Je<strong>de</strong>r Handwerker ist aufgebracht,wenn er zusehen muß, wie ein von ihm erstelltes Objekt mutwilligzerstört wird, und das auch dann, wenn er für seine Arbeit entlohntwor<strong>de</strong>n ist. Wer ein Manuskript in die Druckerei gibt und durch nieabreißen<strong>de</strong> Autorenkorrekturen <strong>de</strong>n gesetzten Text immer wie<strong>de</strong>r zerreißt,<strong>de</strong>r erregt <strong>de</strong>n Unwillen <strong>de</strong>s Setzers, wenngleich dieser für alleseine Mühen bezahlt wor<strong>de</strong>n ist. Wer etwas schafft, verleiht <strong>de</strong>m Produkteinen bestimmten Sinn, er investiert in ihm selbst eine Norm, braucht

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