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Die metaphysische Definition als echte Definition <strong>de</strong>s Rechts 53verschütteten und äußerlich kaum mehr hörbaren Quelle stammen, diewir Gewissen nennen, dann kann man noch weniger erwarten, daß dieNormen <strong>de</strong>s menschlichen Gemeinschaftslebens irgen<strong>de</strong>inen gemeinsamennatürlichen Bo<strong>de</strong>n haben. Absichtlich die Unwahrheit sagen, um <strong>de</strong>nan<strong>de</strong>ren zu täuschen, verstößt doch offenbar gegen <strong>de</strong>n Sinn <strong>de</strong>r sozialenmenschlichen Natur. Die For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Wahrhaftigkeit « müßte » je<strong>de</strong>maufgehen, wenn in seinem Werturteil die Natur zum Durchbruch käme.Die Tatsache, daß wir das sittliche Urteil, absichtlich unwahre Aussagesei Sün<strong>de</strong>, von je<strong>de</strong>m erwarten, weist darauf hin, daß wir nicht nursittliche, son<strong>de</strong>rn auch sozial sittliche natürliche Werturteile in uns voraussetzen.Dieser Annahme steht nicht im Wege, daß da und dort dienaturhafte Urteilskraft getrübt ist. Denn eben das Faktum, daß wir voneiner Trübung sprechen, zeigt, wie sehr wir erwarten, daß <strong>de</strong>r Menschsich zum Mitmenschen wahrheitsgetreu verhalte.Wären die Menschen nicht von Natur aus veranlagt, gleiche sozialeNormen auszusprechen, dann hätte man sich in <strong>de</strong>n Jahren vor 1948nicht <strong>de</strong>n Kopf zu zerbrechen brauchen, als man die Charta <strong>de</strong>r Menschenrechteaufstellte. Ohne naturhafte soziale Normen ist es ebenso sinnlos,über die Abrüstung zu disputieren, <strong>de</strong>nn vielleicht wäre irgen<strong>de</strong>in Volksstammaus «seiner » Natur heraus gar nicht gewillt, weiter zu existieren,son<strong>de</strong>rn vielmehr zu sterben, in<strong>de</strong>m er zugleich an<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n Tod zieht.Die gesellschaftliche Reaktion gegen Parasiten, welche das Zusammenleben<strong>de</strong>r Menschen nur für ihre eigenen Zwecke ausnützen, isteinmütig. Also auch hier liegt offenbar ein gemeinsames Ordnungs<strong>de</strong>nkenvor.Im Anblick eines offenbaren Ungleichgewichtes innerhalb <strong>de</strong>r Gesellschaft,etwa <strong>de</strong>r Verelendung eines Teiles <strong>de</strong>s Gesellschaftsganzen,äußert sich das Wertempfin<strong>de</strong>n eines je<strong>de</strong>n durch die entsprechen<strong>de</strong>Empörung gegen jene, welche dieses Elend hätten verhin<strong>de</strong>rn könnenund müssen. Und in diesen selbst erwacht infolge <strong>de</strong>s Lärmes <strong>de</strong>r Verelen<strong>de</strong>tendas Gewissen, ungerecht gehan<strong>de</strong>lt zu haben. Selbst dort,wo es sich nicht um menschliches Verschul<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn um eine Naturkatastrophehan<strong>de</strong>lt, welche das Massenelend hervorgebracht hat, reagiertdas menschliche Gewissen in Form <strong>de</strong>r solidaren Hilfeverpflichtunggegenüber <strong>de</strong>n Geschädigten, und zwar über alle nationalen Grenzenhinweg.Eine aufmerksame Analyse <strong>de</strong>s sittlichen Bewußtseins <strong>de</strong>s Menschenkann um die Feststellung nicht herum kommen, daß es im Menschena priori gelten<strong>de</strong> Ordnungsvorstellungen gibt, die nicht nur <strong>de</strong>m einzelnen

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