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224 Die Systematik <strong>de</strong>r Rechtsdoktrinenwaltherrschaft wie auch auf eine menschenwürdig geordnete freie Gesellschaftanwendbar ist. Wenn dieses und alle an<strong>de</strong>ren Prinzipien nur aus<strong>de</strong>r Geschichte, aus <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Gegenwart kristallisierten Kultur, aus <strong>de</strong>nbiologischen o<strong>de</strong>r soziologischen Gegebenheiten Gestalt gewinnen, bleibensie rein formale Gerechtigkeitsvorstellungen. Sie sind somit nur Tarnungeneines nicht ausgesprochenen Positivismus.Die aristotelisch-thomistische Philosophie kann diese Prinzipien alsechte Naturrechtsprinzipien nur retten, weil sie <strong>de</strong>r Ansicht ist, daß z. B.im Prinzip « Gleiches ist gleich zu behan<strong>de</strong>ln » <strong>de</strong>r Begriff « Gleiches »inechter Abstraktion aus gleichen Realitäten gewonnen wur<strong>de</strong>, so daß erals Qualitativum <strong>de</strong>rselben Wesenheiten anzusehen ist, die - dieser Gedankeist fundamental - als das <strong>de</strong>r menschlichen Vernunft naturhaftkongruente Objekt angesprochen wer<strong>de</strong>n. So leer darum <strong>de</strong>r Begriff « Gleiches» aussehen mag, so kann er potentiell nicht je<strong>de</strong>n beliebigen Sinnhaben, weil er von <strong>de</strong>r erkenntnistheoretischen Sicht <strong>de</strong>s Thomismus ausals von <strong>de</strong>r Vernunft abstrahierter Begriff immer nur im Sinne <strong>de</strong>r Wesenserkenntnisangewandt wer<strong>de</strong>n kann und diese Anwendung auch erzwingt.2. Das individualistisch-rationalistische Verständnis <strong>de</strong>r GerechtigkeitDas extreme Gegenstück zu diesem Minimum materialer Gerechtigkeitkantischer Prägung dürfte wohl die individualistisch-rationalistischeAuffassung <strong>de</strong>r Aufklärung sein, die übrigens ihre Wurzeln bereits in <strong>de</strong>rStoa hat. Ausgangspunkt ist hier das Individuum mit seinem Recht aufFreiheit <strong>de</strong>s Glaubens, <strong>de</strong>r Meinung, <strong>de</strong>r Presse, <strong>de</strong>r Berufswahl, aufLeben, Integrität. Hier gelingt es, einen ganzen Katalog von ziemlichschematisch formulierten For<strong>de</strong>rungen zusammenzustellen. Die sehrstatische Ausdrucksweise <strong>de</strong>r vor-positiven Normen läßt naturgemäß diegeschichtliche Entwicklungsfähigkeit und das Anpassungsvermögen andie je und je gegebene Situation sehr vermissen.Zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Extremen materialer Gerechtigkeitsauffassungenbefin<strong>de</strong>n sich die fast unzähligen Formen von Naturrechtsvorstellungen,die wir im folgen<strong>de</strong>n in Typen zusammengefaßt nur kurz an<strong>de</strong>uten.3. Die natura humana als Grundlage <strong>de</strong>r GerechtigkeitsvorstellungDer Begriff <strong>de</strong>r individualistischen Gerechtigkeit darf nicht verwechseltwer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r aristotelisch-thomistischen Philosophie. Hierist die Gerechtigkeit geprägt durch die sittlichen Gemeinschaftswerte <strong>de</strong>rnatura humana als einer in je<strong>de</strong>m Individuum zwar qualitativ verschie-

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