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Elsbeeren und Speierlinge - BLAG-FGR

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Fachthemen<strong>Elsbeeren</strong> <strong>und</strong> <strong>Speierlinge</strong>Erhaltung wertvoller Baumarten in Nordrhein-WestfalenHeinz Peter SchmittZu den seltenen oder sogar sehr seltenen Baumartenzählen die Sorbus-Arten Elsbeere (Sorbustorminalis) <strong>und</strong> Speierling (Sorbus domestica). DieGattung "Sorbus" gehört zur Familie der Rosaceae<strong>und</strong> ist in Nordrhein-Westfalen von Natur aus mitvier Arten vertreten, dabei ist die Vogelbeere(Sorbus aucuparia) in den Wäldern des Landesweit verbreitet. Der Speierling wird in der RotenListe der gefährdeten Pflanzen <strong>und</strong> Tiere in Nordrhein-Westfalen(LÖBF 1999) als "durch extremeSeltenheit gefährdet" eingestuft, während dieElsbeere regional unterschiedlich als "gefährdet"bis "vom Aussterben bedroht" bewertet wird. DieMehlbeere (Sorbus aria) gilt in der NiederrheinischenBucht, in Eifel <strong>und</strong> Siebengebirge alsungefährdet, im Süderbergland als gefährdet.Speierlings-ÜberhälterElsbeere im Bestandesschluss150LÖBF Jahresbericht 2000Fotos: Kausch-Blecken v. Schmeling, Naumann


FachthemenDie Forstgenbank des Landes Nordrhein-Westfalenhat seit 1987 Untersuchungen zu den Sorbus-Artendurchgeführt. Die Vorkommen der vierSorbus-Arten, die der Forstgenbank bekannt wurden,wurden erfasst <strong>und</strong> hinsichtlich ihrer Bedeutungbewertet. Besonders für Elsbeere <strong>und</strong> Speierlingwurden intensive Inventuren durchgeführt,die teilweise in Form von Diplomarbeiten entstanden<strong>und</strong> zum anderen Teil auf Feldaufnahmender Mitarbeiter der Forstgenbank beruhen. Insbesonderedie von BRANDT für den Speierling <strong>und</strong>von HAPPE, GRÜTER, SCHULTE <strong>und</strong> MENGE-RINGHAUSEN für die Elsbeere vorgelegtenArbeiten geben einen sehr guten Überblick überdas Vorkommen dieser beiden Baumarten inNordrhein-Westfalen <strong>und</strong> bilden die Basis für dieergänzenden Aufnahmen. Damit ist ein umfassenderÜberblick über die Situation dieser beidenBaumarten in Nordrhein-Westfalens Wäldernmöglich. Auch die ökologische <strong>und</strong> waldbaulicheBedeutung wird dargestellt.Elsbeere <strong>und</strong> Speierling haben als konkurrenzschwache<strong>und</strong> ausgesprochen lichtbedürftigeBaumarten sich dort in unseren Wäldern behauptenkönnen, wo sie sich aufgr<strong>und</strong> ihrer besonderenFähigkeiten, trockenwarme Standorte zu besiedeln,gegenüber den Traubeneichen oder Buchenals Reliktpopulationen halten konnten. BeideArten können auf vielfältigen Standorten gedeihen,sind aber konkurrenzbedingt auf trockenwarmeWaldflächen zurückgedrängt. Sie bevorzugenmäßig nährstoffreiche <strong>und</strong> nährstoffreicheBöden <strong>und</strong> weisen ein hohes Wärmebedürfnisauf. Deswegen wurden sie überwiegend auf kalkoderbasenreichen Böden, an warmen Südhängentrockener Ausprägung <strong>und</strong> auch auf trockenenKuppen vorgef<strong>und</strong>en. Ihre Wuchsleistung istauf mäßig frischen bis frischen Lehmstandortenan Unterhängen in Südexposition besonders gut,allerdings werden sie dort frühzeitig von denkonkurrenzstärkeren Buchen oder auch Eschenüberwachsen <strong>und</strong> verdrängt. Beiden gemein ist,dass sie zu schwere Böden, feuchte oder wechselfeuchtebzw. nasse Standorte meiden <strong>und</strong>nährstoffarme Böden, wie Sande, nicht besiedeln.Während die Elsbeere in den Mittelgebirgslandschaftendes Landes noch relativ weit als vereinzelteVorkommen verbreitet ist <strong>und</strong> sowohl inder Eifel, im Siebengebirge, im Sauerland, imWeserbergland, im Oberwälder Land als auchim Teutoburger Wald wächst, beschränken sichdie F<strong>und</strong>orte des Speierlings auf die Eifel <strong>und</strong>das Siebengebirge mit seinen Ausläufen.F<strong>und</strong>orte des Speierlings in Nordrhein-Westfalen<strong>Speierlinge</strong> wurden nur im Rheinland gef<strong>und</strong>en.Dabei hat sich bestätigt, dass der Speierling einwärmeliebender Baum ist. Die Speierlingsvorkommenbefinden sich im Süden des WuchsbezirkesJülich-Zülpicher Börde, in den WuchsbezirkenKalkeifel <strong>und</strong> Ahreifel <strong>und</strong> im Wuchsbezirk Siebengebirge.Alle Vorkommen sind in der nachfolgendenKarte dokumentiert.Blüte <strong>und</strong> Blatt des SpeierlingsFrüchte des SpeierlingsFotos: Kausch-Blecken v. Schmeling LÖBF-Jahresbericht 2000 151


FachthemenDie stärksten <strong>Speierlinge</strong> erreichen Brusthöhendurchmesservon 45 cm <strong>und</strong> mehr, Baumhöhenvon 20 bis 21 m werden nicht überschritten. Dieüberwiegende Mehrzahl der <strong>Speierlinge</strong> weistBrusthöhendurchmesser zwischen 10 <strong>und</strong> 20 cm<strong>und</strong> Höhen unter 16 m auf. Etwa 37 % der Bäumewurden als herrschend oder mitherrschend inden Beständen aufgenommen, der größte Teil istunterständig.Die <strong>Speierlinge</strong> stocken alle in Laubwaldflächenbzw. in Laubholzhecken. Die sind vergesellschaftetmit Traubeneiche, Esche, Buche, Bergulme,Wildkirsche, Hainbuche, Sommer- <strong>und</strong>Winterlinde, Berg- <strong>und</strong> Feldahorn <strong>und</strong> auch mitElsbeere, Mehlbeere sowie Haselnuss. Dabeihandelt es sich immer um ehemalige Niederwälderoder mittelwaldartig bewirtschaftete Bestände,die nun durchwachsen.Die F<strong>und</strong>orte liegen in Höhenlagen von 150 mbis 456 m NN mit einem Schwerpunkt um 300m NN. Die Jahresdurchschnittstemperaturenwerden in der Regel mit mehr als 8 °C bis 9 °Cangegeben, die jährlichen Niederschlägebetragen zwischen 600 <strong>und</strong> 650 mm. Nur fürdas Vorkommen bei Urft liegen feuchtere <strong>und</strong>kühlere Klimawerte vor.152LÖBF Jahresbericht 2000


FachthemenDie <strong>Speierlinge</strong> bevorzugen eindeutig Böden,die sich auf Kalkgestein (Massenkalk <strong>und</strong> Dolomit)entwickelt haben. Auch Basalt wurde alsGr<strong>und</strong>gestein gef<strong>und</strong>ensowie ein lößüberlagerterStandort. Als Bodentypen Wuchsgebiethandelt es sich dementsprechendum Rendzinen <strong>und</strong>Nordeifelüberwiegend flachgründigeBraunerden, die basen- <strong>und</strong> Niederrheinische Buchtskelettreich sind. Augenscheinlichgedeihen dieBergisches Land<strong>Speierlinge</strong> am nördlichenRand ihres Verbreitungsgebietesnur auf nährstoffreichenSauerlandBöden.Das SpeierlingvorkommenWestfälische Buchtim Eschweiler TalWeserberglandDas größte Speierlingvorkommendes Kartierungsgebietesbefindet sich beiBad Münstereifel im EschweilerTal, einem Teil der Sötenicher Kalkmulde.Die Wälder des Eschweiler Tales wurden früherüberwiegend als Niederwald bewirtschaftet, umBrennholz <strong>und</strong> Eichenrinde zu gewinnen. Dortkonnten sich Wildapfel, Wildbirne, Elsbeere,Mehlbeere, Wacholder, Zwergmispel <strong>und</strong> auchSpeierling behaupten.Nach Aufgabe der Niederwaldwirtschaft wachsendie Bestände zu Hochwald durch, womitdie Konkurrenzverhältnisse für die Sorbus-Artendeutlich ungünstiger werden. A. JANSEN fand1978/79 noch 245 <strong>Speierlinge</strong> mit einem Durchmesserin 1 m Höhe von 5 cm oder mehr, 1986wies BRANDT noch 167 <strong>Speierlinge</strong> mit entsprechenderStärke nach. Dies sind 75 % von denim Rheinland erfassten <strong>Speierlinge</strong>n. Trotz zwischenzeitlicherPflegemaßnahmen sinkt die Zahlweiter.F<strong>und</strong>orte der Elsbeere in Nordrhein-Westfalen<strong>Elsbeeren</strong> wurden in einer überraschend hohenZahl in Nordrhein-Westfalen gef<strong>und</strong>en. Die Baumartbesiedelt auch heute noch in allen Mittelgebirgenihr zusagende Standorte mit basenreichenBöden <strong>und</strong> gutem Wärmehaushalt, auf denen siemit anderen Baumarten wegen ihrer Trocknisresistenzkonkurrieren kann.Die Untersuchungen der Forstgenbank führtenzum Nachweis in den in der folgenden Tabelleaufgeführten Wuchsbezirken.Wuchsbezirk- Rureifel- Kalkeifel- Bergische Heideterrassen- Siebengebirge- Mittelsieg Bergland- Niederwesterwald (benachbartes WG Westerwald)- Niedersauerland- Märkisches Sauerland- Nordsauerländer Oberland- Waldeck - Wolfhagener Berg- <strong>und</strong> Hügelland- Paderborner Hochfläche- Osnabrück - Ravensburger Berg- <strong>und</strong> Hügelland- Lipper Land- Egge- Oberwälder LandDie stärksten <strong>Elsbeeren</strong> in Nordrhein-Westfalenwachsen in Ostwestfalen. Während in den anderenLandesteilen Höhen von 20 m <strong>und</strong> Brusthöhendurchmesservon 35 cm kaum überschrittenwerden, werden im Weserbergland Höhenbis 26 m <strong>und</strong> Brusthöhendurchmesser von 90cm erreicht. Nur etwa 30 % der <strong>Elsbeeren</strong> wurdenals herrschend oder mitherrschend angetroffen,der größte Teil ist unterständig oderunterdrückt.Bis auf ganz wenige Ausnahmen stocken die <strong>Elsbeeren</strong>in Laubwäldern. Sie sind in Mischung mitanderen Laubbaumarten anzutreffen, die in großerArtenvielfalt wachsen. Erfasst wurden: Rotbuche,Traubeneiche, Hainbuche, Bergahorn, Feldahorn,Esche, Wildkirsche, Winterlinde, Sommerlinde,Eberesche, Mehlbeere, Speierling, Wildapfel,Wildbirne, Haselnuss, Eibe <strong>und</strong> Fichte.Häufig handelt es sich bei den Beständen umfrühere Niederwälder, die nun durchwachsen,oder um mittelwaldartig strukturierte Wälder.Hervorhebenswerte <strong>Elsbeeren</strong>vorkommenIm erwähnten Eschweiler Tal befindet sich auchdas größte zusammenhängende Vorkommen derElsbeere in Nordrhein-Westfalen. InsgesamtFoto: LÖBF-Jahresbericht 2000 153


Fachthemenstocken dort über 1.600 <strong>Elsbeeren</strong> mit einemBrusthöhendurchmessser über 7 cm. Diese Vorkommenbilden ein Gen-Reservoir <strong>und</strong> sindbesonders wertvoll, weil sie bei Erhaltung gutergenetischer Vielfalt natürlich verjüngt, aber auchbeerntet werden können.Ähnlich wertvoll ist das <strong>Elsbeeren</strong>vorkommen imPrivatwald nordwestlich Eschweiler (Bad Münstereifel),das über 620 Bäume mit einem Brusthöhendurchmesserüber 7 cm aufweist. In der Eifel findensich weitere interessante Vorkommen, die inder Karte dargestellt sind.Im Siebengebirge befindet sich das größte Vorkommenmit über 100 Exemplaren am GroßenBreiberg. Die weiteren <strong>Elsbeeren</strong>vorkommen imSiebengebirge <strong>und</strong> im Süderbergland bestehenmeist aus wenigen Bäumen, die auch häufigunterständig stehen. In verschiedenen Forstortensind auch schöne Einzelexemplare zu finden.Im Wuchsgebiet Weserbergland gibt es dreiVerbreitungsschwerpunkte: Raum Warburg,oberes Wesergebirge von Beverungen bisStahle <strong>und</strong> Teutoburger Wald zwischen Halle<strong>und</strong> Horn.154LÖBF Jahresbericht 2000Foto:


FachthemenBemerkenswert ist besondersdas <strong>Elsbeeren</strong>vorkommen imStaatswald Karlsbrunn. Dort werdenHöhen bis zu 20 m sowieBrusthöhendurchmesser von teilweiseüber 50 cm erreicht. Auchim Stadtwald Beverungen, imStadtwald Höxter <strong>und</strong> im Privatwaldbei Corvey finden sichgrößere Gruppen.In der Naturwaldzelle Hellbergnördlich von Scherfede wachsen- allerdings unterdrückt - zahlreicheca. 170-jährige <strong>Elsbeeren</strong>.Die stärkste Elsbeere Nordrhein-Westfalens befindet sich in Nördeim Altkreis Warburg. Sie bildet mit5 Sommerlinden ein Naturdenkmal<strong>und</strong> hat bei einer Höhe von fast 20m einen Brusthöhendurchmesser von 90 cmerreicht. Auch in den übrigen, eher versprengtenVorkommen Ostwestfalens wurden relativ vielealte <strong>und</strong> starke <strong>Elsbeeren</strong> festgestellt.Rinde einer jungen <strong>und</strong> einer alten ElsbeereHieraus kann geschlossen werden, dass genauauf den Standorten solcher Waldgesellschaftendie beiden Arten in Waldbaukonzepte <strong>und</strong> waldbaulichesHandeln einbezogen werden sollten.Waldbau mit Elsbeere <strong>und</strong> SpeierlingBeide Baumarten bilden von Natur aus in Nordrhein-Westfalenkeine größeren Reinbestände,sondern sie wachsen meist in Einzelmischungoder allenfalls in gruppen- oder truppweiserMischung mit anderen Laubhölzern. Sie habenam ehesten dort mit höheren Zahlen überdauernkönnen, wo Niederwald- oder Mittelwaldwirtschaftbis weit in das vorige Jahrh<strong>und</strong>ertbetrieben wurde <strong>und</strong> wo sie mit ihrem regenJugendwachstum vor anderen Baumarten aufder Freifläche vorwachsen konnten. Insbesondereihre Fähigkeit, sich über Wurzelbrut zuverjüngen, gab ihnen immer wieder die Chancesich im Niederwald zu etablieren. Bei der Mittelwaldwirtschaftwurden Elsbeere <strong>und</strong> Speierlinghäufig auch als Laßreidel oder Oberholz stehengelassen <strong>und</strong> gepflegt, da das Holz geschätzt<strong>und</strong> die Früchte genutzt wurden. So finden wirbeide Baumarten heute am ehesten in Ersatzgesellschaftenoder Folgegesellschaften thermophiler<strong>und</strong> mesophiler Kalkbuchenwälder,thermophiler Eichenmischwälder auf kalk- oderbasenreichem Gr<strong>und</strong>gestein <strong>und</strong> artenreichersubatlantischer bis subkontinentaler Traubeneichen-Buchenwäldermit Hainbuche oder auchLinde.Für den Speierling bietet es sich an, in der Kalkeifel<strong>und</strong> im Siebengebirge Maßnahmen zu treffen,um ihn stärker zu verbreiten <strong>und</strong> zu sichern.Die Elsbeere kann auf entsprechenden Standortenall unserer Mittelgebirge, also auf warmen,trockenen, sonnenbeschienenen Standorten mitmäßig nährstoffreichen oder nährstoffreichenBöden in den Waldbau einbezogen werden. Anbautenbeider Arten gelingen nur in kollinen <strong>und</strong>wärmeren submontanen Lagen.Pflege der vorhandenen VorkommenBeide Baumarten haben nur dann eine Existenzmöglichkeit,wenn der Waldbau sich auf ihre Bewirtschaftungeinstellt <strong>und</strong> sie bewusst in entsprechendeKonzepte einbezieht. Der Mittelwaldbietet die besten Wuchsbedingungen <strong>und</strong> wegendes hohen Wertes ihres Holzes ist es durchausanzuraten, zu ihrer Förderung auf geeignetenFlächen die Mittelwaldbewirtschaftung wieder aufzunehmen.Dabei ist auch die Verjüngung keinProblem. Die periodisch kräftige Freistellung imMittelwald sichert tief angesetzte große Kronen,die für vitale, wüchsige Bäume wichtig sind.Die jetzt noch in Hochwäldern vorhandenen<strong>Speierlinge</strong> <strong>und</strong> <strong>Elsbeeren</strong> bedürfen besondererFotos: Happe LÖBF-Jahresbericht 2000 155


FachthemenUnterstützung. Nur wenn sie gezielt gepflegtwerden <strong>und</strong> ihre Kronen von Konkurrenz aufDauer freigehalten werden, werden sie überleben<strong>und</strong> zu hohem Alter heranwachsen können.Die Erhaltung der beiden Baumarten erfordertInvestitionen in Form von Pflegeeingriffen, diespäter zur Produktion wertvollen Holzes führen.Die Kronen müssen so freigehalten werden,dass sie mindestens 50 bis 60 % der Baumhöheeinnehmen <strong>und</strong> nicht weiter hochgeschobenwerden. Astfreie Schaftlängen von 8 m sind inder Regel völlig ausreichend.Werden einzelne Bäume genutzt, so sollte dieFähigkeit zur vegetativen Vermehrung beachtetwerden. Durch die rechtzeitige Anlage von Gatternum die Stöcke der genutzten Bäume mit ca.20 x 20 m Größe kann die Wurzelbrut gesichertwerden. Auf diese Weise wird das genetischePotential der Bäume erhalten <strong>und</strong> ihre Verjüngungfür die derzeit vorhandenen Vorkommengesichert.Anbau <strong>und</strong> KulturBei klassischer Hochwaldwirtschaft bleiben fürbeide Baumarten häufig nur speziell ausgesuchteStandorte, auf denen sie gepflanzt werden sollten.Es bieten sich Waldränder <strong>und</strong> kleinflächige Verjüngungsstrukturenfür ihre Einbringung an. Aufgeeigneten Standorten mit guten Wärme- <strong>und</strong>nährstoffreichen Bodenverhältnissen können Speierling<strong>und</strong> Elsbeere als Bereicherung der Waldränderin Einzelmischung oder als lockere truppweiseÜberpflanzung am Waldrand eingebrachtwerden. Bei entsprechender Pflege, auch durchWertästung, kann hier wertvolles Holz produziertwerden <strong>und</strong> zur Verbesserung der ökologischenSituation, zur Verschönerung des Landschaftsbildes<strong>und</strong> auch zur Wildäsung beigetragen werden.Wichtig ist, dass die eingebrachten Pflanzen inder Jugend gegen Verbiss geschützt <strong>und</strong> spätergezielt herausgepflegt werden. Als Herkünfte solltenbevorzugt Pflanzen aus nordrhein-westfälischenBeständen nachgezogen <strong>und</strong> gepflanztwerden. Die von der Deutschen Kontrollvereinigungausgewiesenen Kontrollzeichenherkünfte inder Eifel werden regelmäßig beerntet. Pflanzenaus diesen Herkunftsbeständen sollten bevorzugtverwandt werden.Es hat sich bewährt, Elsbeere <strong>und</strong> Speierlinggruppen- oder horstweise in Edellaubholzverjüngungeneinzubringen, wenn die Standortebasenreich, ziemlich gut bis sehr gut nährstoffversorgt,aber nur mäßig frisch bis sommertrockensind. Auch in thermophilen Buchen- <strong>und</strong>Eichenwäldern ist trupp-, gruppen- <strong>und</strong> horstweiseMischung als Voranbau oder in der Kultursinnvoll. Dabei sind kleinstandörtlliche Verhältnisseunbedingt zu berücksichtigen: Je größerdas Konkurrenzverhalten der beigemischtenBaumarten wegen der Wasserführung der Bödenist, um so größer müssen die Gruppen oderHorste angelegt werden.Junger Speierling in HerbstfärbungDurch die Ausrichtung des Waldbaus nach naturnahenGesichtpunkten bietet es sich an, die <strong>Elsbeeren</strong><strong>und</strong> den Speierling in ihren Verbreitungsgebietenzur Verbesserung der Artenvielfalt <strong>und</strong>der Bestandsstruktur anzupflanzen. Durch kleinflächigeVerjüngungsverfahren bis hin zum Femelhiebvergrößern sich die Möglichkeiten, sie inTrupps oder Gruppen wieder anzusiedeln. Elsbeere<strong>und</strong> Speierling können in den Femellöcherngezielt gefördert oder auch eingebracht werden.Die Femel müssen, wie alle <strong>Elsbeeren</strong>- oder Speierlingkultureneingegattert werden, um den Wild-156LÖBF Jahresbericht 2000Foto: Kausch-Blecken v. Schmeling


Fachthemenverbiss auszuschalten. Durch langsam fortschreitendeVergrößerungen der Femel durch derenRändelung können die Beleuchtungsverhältnisseso gesteuert werden, dass die Lichtbedürfnisseder beiden Sorbus-Arten gedeckt werden. Die jungenPflanzen entwickeln bei entsprechenderBelichtung ein rasches Jugendwachstum, das biszum Alter von ca. 20 Jahren anhalten kann. Abdiesem Alter müssen die jungen Bäume regelmäßigin kurzen Abständen freigestellt werden,damit sie sich behaupten können. Bei der späterenBestandesbehandlung muss darauf geachtetwerden, dass die Gruppen nicht durch die benachbartenBäume beschattet <strong>und</strong> bedrängt werden.Später kann in Form von Gruppendurchforstungdarauf hingewirkt werden, dass genügendviele der angepflanzten Bäume in hohes Alterwachsen können <strong>und</strong> sich im Bestand behauptenkönnen. Wie schon oben erwähnt, lohnt sich ihrAnbau, wobei der Speierling auf sein Verbreitungsgebietim Rheinland beschränkt bleiben sollte,während die Elsbeere auf den ihr zusagendenStandorten in den Mittelgebirgen ganz Nordrhein-Westfalens gepflanzt werden kann, wenn die weitere,zukünftige Pflege der angelegten Gruppenoder Trupps gesichert ist.Nicht vergessen werden soll die Möglichkeit,Speierling <strong>und</strong> <strong>Elsbeeren</strong> in der freien Landschaftanzupflanzen. Sie können als Bereicherung beider Anlage von Hecken <strong>und</strong> Feldgehölzen dienen,wenn ihre Ansprüche an Boden <strong>und</strong> Wärmehaushalt<strong>und</strong> ihr Lichtbedürfnis verb<strong>und</strong>en mitihrer Konkurrenzschwäche beachtet werden.Freistehende Elsbeere bei Ripsdorf in der EifelEmpfehlungen zur ErhaltungBeide Baumarten zählen zu den gefährdeten bzw.stark gefährdeten Arten unserer Wälder. Sie sindvernachlässigt worden, seitdem die für sie förderlichenBewirtschaftungsformen der Niederwald<strong>und</strong>Mittelwaldwirtschaft aufgegeben worden sind<strong>und</strong> intensive Hochwaldwirtschaft betriebenwurde. Ihre forstwirtschaftliche Bedeutung wurdegering geschätzt, obwohl sie sehr wertvolles Holzliefern können.Wenn beide Arten in unseren Wäldern überdauern<strong>und</strong> ihren Platz verbessern sollen, bedürfensie besonderer Berücksichtigung in der waldbaulichenPlanung <strong>und</strong> bei der Behandlung der Wälderauf ihnen zusagenden Standorten. Nur intensiveUnterstützung <strong>und</strong> Pflege eröffnet ihnen dienötige Chance, gegen die Konkurrenz andererBaumarten zu bestehen, da sie relativ langsamwüchsig<strong>und</strong> mit zunehmendem Alter sehr lichtbedürftigsind.Folgende Maßnahmen können beiden Baumartenhelfen:1. Alle noch vorhandenen <strong>Elsbeeren</strong> <strong>und</strong> <strong>Speierlinge</strong>bedürfen besonderer Beachtung. DieVorkommen müssen freigestellt <strong>und</strong> dauerhaftso gepflegt werden, dass die beiden Arten insitu erhalten werden.2. Verjüngung oder Wurzelbrut sind zu schützen<strong>und</strong> die vorhandenen Vorkommen sind möglichst,soweit es der Standort zulässt, mit heimischemVermehrungsgut zuerweitern.3. Die Forstgenbank hat in denletzten Jahren an verschiedenenStellen in Nordrhein-Westfalen Erhaltungskulturenfür beide Arten angelegt.Diese müssen um weitereKulturen auf geeignetenStandorten ergänzt werden.Neue Vorkommen solltenzur Verbesserung der Artenvielfaltin den Wäldernangepflanzt werden.4. Als wichtige Maßnahmezur Erhaltung sind von derForstgenbank 4 Samenplantagenfür die Elsbeere<strong>und</strong> 1 Samenplantage fürden Speierling gepflanztFoto: Schulte LÖBF-Jahresbericht 2000 157


Fachthemenworden. Diese liefern in wenigen Jahren genetischwertvolles Saatgut, das von den Baumschulengenutzt werden kann. Mit solchengenetisch vielfältig ausgestatteten Pflanzenkönnen in völlig ausreichendem UmfangPflanzen heimischer Herkunft angezogenwerden, die dann in den Wäldern, aber auchin der freien Landschaft Verwendung findenmüssen.5. Die vorhandenen flächigen Vorkommen in derKalkeifel müssen regelmäßig beerntet werden<strong>und</strong> das dort gewonnene Saatgut muss vonden Baumschulen zur Pflanzenanzuchtgenutzt werden.6. Bei der Anpflanzung von Hecken <strong>und</strong> Gehölzenin der freien Landschaft, bei der Bepflanzungvon Waldrändern <strong>und</strong> bei der Begründungvon Laubholzmischbeständen solltegenerell geprüft werden, ob die Standorte fürElsbeere <strong>und</strong> Speierling geeignet sind, umbeiden Baumarten eine weitere Verbreitungzu sichern.Beide Baumarten sind ökologisch wertvoll, bietenmit ihren Blüten <strong>und</strong> Früchten einer Vielzahl vonTieren Nahrung, bereichern das Bild der Wälder<strong>und</strong> unserer Landschaften <strong>und</strong> liefern zudem nochwertvolles Holz. Deshalb dürfen sie nicht weitervernachlässigt werden, sondern müssen in unserenWäldern <strong>und</strong> in unserer Landschaft mehrRaum bekommen <strong>und</strong> in ihrer Existenz gesichertwerden.LiteraturBECKER, A. (1979): Ökologische, physiologische,genetische <strong>und</strong> praktisch-waldbauliche Aspektedes Vorkommens von Wurzelbrut bei Waldbäumen.In: LÖLF-Mitteilungen 2, 40 - 45. RecklinghausenBINDSEIL, W. (1936): Vergeßt die Elsbeere nicht.In: Deutscher Forstwirt 18, 391 - 392. BerlinBRANDT, R. (1986): Zum Vorkommen des Speierlings(Sorbus domestica L.) in Nordrhein-Westfalen<strong>und</strong> Luxemburg, Diplomarbeit FH Hildesheim/Holzminden,GöttingenGRÜTER, H. (1993): Zu den Vorkommen der Elsbeereim Bereich des Siebengebirges, DiplomarbeitFH Hildesheim/Holzminden, GöttingenHAPPE, J. (1992): Vorkommen der Elsbeere(Sorbus torminalis, C.) im Wuchsgebiet Weserberglandin Nordrhein-Westfalen <strong>und</strong> ihre Sicherungals Genressource, Diplomarbeit FH Hildesheim/Holzminden,GöttingenHAPPE, J. (1992): Verbreitung der Elsbeere(Sorbus torminalis) im forstlichen WuchsgebietWeserbergland in Nordrhein-Westfalen. In: Ber.Naturwiss. Verein Bielefeld <strong>und</strong> Umgegend 33(1992), 145 - 172HESMER, H. (1958): Wald <strong>und</strong> Forstwirtschaft inNordrhein-Westfalen, HannoverHEYMANN, P. (1990): Die Elsbeere-Förderungeiner seltenen Baumart durch gezielte Nachzucht.In: LÖLF-Mitteilungen 1, RecklinghausenKAUSCH-BLECKEN VON SCHMELING, W.(1978): Förderung der Elsbeere <strong>und</strong> Eibe. In:Mitteilungen der Deutschen DendrologischenGesellschaft 70, 177 - 181. BonnKAUSCH-BLECKEN VON SCHMELING, W. (2000):Der Speierling, BovendenKAUSCH-BLECKEN VON SCHMELING, W. (1994):Die Elsbeere, BovendenLÖBF (Hrsg.) (1999): Rote Liste der gefährdetenPflanzen <strong>und</strong> Tiere in Nordrhein-Westfalen, 3.Fassung. Schriftenreihe der LÖBF/LAfAO, H. 17,RecklinghausenMENGERINGHAUSEN, E. (1994): Zum Vorkommender Elsbeere (Sorbus torminalis) im WuchsgebietSauerland, Diplomarbeit FH Hildesheim/Holzminden, GöttingenNAMVAR, K.; SPETHMANN, W. (1985): Die Baumartender Gattung Sorbus. In: Allgemeine Forstzeitung36, 937 - 943. MünchenRÖHRIG, E. (1972): Die Nachzucht der Elsbeere.In: Der Forst- <strong>und</strong> Holzwirt 19, 401-403. GöttingenSCHMITT, H. P. (1989): Förderung naturnaherArtenvielfalt in der Forstwirtschaft. In: Natur- <strong>und</strong>Landschaftsk<strong>und</strong>e 25, 49 - 54. StuttgartSCHULTE, S. (1993): Vorkommen der Elsbeere inder Sötenicher Kalkmulde, Diplomarbeit FH Hildesheim/Holzminden,Göttingen158LÖBF Jahresbericht 2000

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